Erdgeist und Samothrakische Mysterien: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Faust und Erdgeist Illustration von Goethe.jpg|thumb|300px|Die Erscheinung des Erdgeists in [[Goethe]]s [[Faust]].]]
[[Datei:Samothraki Kabirion.jpg|thumb|400px|Das Kabirion von [[Wikipedia:Samothraki|Samothrake]] (Foto: Agon S. Buchholz)]]
Der '''Erdgeist''' ist der [[Planetengeist]] der [[Erde (Planet)|Erde]] und hat seinen Sitz in der [[Erdkern|neunten Schicht]] des [[Erdinneres|Erdinneren]], die identisch mit der [[Eishölle]] aus [[Dante]]s [[Göttliche Komödie|Göttlicher Komödie]] und zugleich der Quellort aller [[Schwarze Magie|schwarzmagischer Kräfte]] ist. Hier ist auch das [[Erdgehirn]] lokalisiert, das in engem Zusammenhang mit dem [[mensch]]lichen [[Gehirn]] steht. In [[Rudolf Steiner]]s [[Mysteriendramen]] erweist sich das [[Urbild]] des [[German]] als der Geist des Erdgehirns. Der '''Geist der Erde''' umfasst dabei die Gesamtheit aller [[geist]]igen [[Wesen]], die sich mit der Erde verbunden haben.
Die '''Samothrakischen Mysterien''' waren auf der im [[Wikipedia:Thrakisches Meer|Thrakischen Meer]] der nördlichen [[Wikipedia:Ägäisches Meer|Ägäis]] gelegenen, gebirgigen und wasserreichen [[Wikipedia:Griechenland|griechischen]] [[Wikipedia:Insel|Insel]] [[Wikipedia:Samothraki|Samothrake]] (Σαμοθράκη, "thrakisches [[Wikipedia:Samos|Samos]]") beheimatet. Hier wurden die Großen Götter, die [[Kabiren]] ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] Κάβειροι,''die Großen'', [[Latein|lat.]] ''Cabiri''), verehrt. Sie waren nach  mythologischer Überlieferung [[chthonische Götter]] beiderlei Geschlechts aus Kleinasien und Diener der ''Großen Mutter'', der ''Kabeiro'', die von den Griechen mit der Göttermutter [[Wikipedia:Rhea|Rhea]], aber auch mit [[Demeter]], [[Hekate]] und [[Wikipedia:Aphrodite|Aphrodite]] indentifiziert wurde. Sie waren eigentlich die [[esoterisch]]e Seite der Ceres (der ''Kersa''), der Demeter, der Werdewelt. Verglichen mit der Großen Mutter erschienen sie wie Zwerge, dennoch nannte man sie Megaloi Theoi, »Große Götter«. Von den vier überlieferten Götternamen, die aus Mysterien der Kabiren, wahrscheinlich aus Theben bekannt sind, [[Axieros]], [[Axiokersa]], [[Axiokersos]] und [[Kadmilos]], wurde behauptet, sie bezeichneten [[Persephone]], [[Demeter]], [[Hades]] und [[Hermes]]. Die griech. Vorsilbe ''axios'', die in diesen Namen vorkommt, bedeutet ''würdig''. Der Name ''Kabiren'' ist nicht griechischen Ursprungs, sondern leitet sich von dem Berg ''Kabeiros'' in der Landschaft ''Berekyntia'' ab, der der phrygischen Göttermutter gehörte. Erst später machten sie Samothrake zu ihrer heiligen Mysterieninsel. Zu dieser Zeit sei auch [[Orpheus]] ihr Schüler gewesen. Von in Not geratenen Seeleuten wurden sie als rettende Götter angerufen.


== Der Erdgeist als Gemeinschaft geistiger Wesenheiten ==
Die Kabiren hängen eng mit dem Werden des [[Mensch]]en zusammen. Das hatte schon [[Goethe]] geahnt und lässt sie daher im zweiten Teil seiner [[Faust-Tragödie]] in der [[Klassische Walpurgisnacht|Klassischen Walpurgisnacht]] dort erscheinen, wo aus dem [[Homunkulus]] eine [[Homo]], ein Mensch, werden soll:


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"Wenn man unsere Erde hellseherisch von außen betrachten könnte,
"Damit aber zeigt Goethe, daß er eine tiefe und bedeutungsvolle Auffassung
so würde man nicht nur Felsen und so weiter aus materiellem Stoff
von den Kabiren von Samothrake hatte, daß er eine Empfindung
wahrnehmen und dazwischen tierische und menschliche Gestalten
dafür hatte, daß diese Kabiren im uralten Altertum verehrt wurden
einherwandern sehen, sondern man würde vor allen Dingen Gruppenseelen
als die Hüter jener Kräfte, die mit dem Menschenwerden, mit der
der Pflanzen, der Tiere und so weiter sehen. Das ist
Menschengenesis zusammenhängen. Also an Höchstes rührt Goethe,
schon eine geistige Bevölkerung unserer Erde. Der Hellseher würde
indem er aufruft aus der Zeit des atavistischen Hellsehens die Bilder
ferner die einzelnen Individualseelen der Menschen, die Volksseele
jener Götterkräfte, die mit dem Menschenwerden zusammenhängen.
und so weiter sehen. Sie müssen sich überhaupt den Geist eines
Himmelskörpers nicht etwa nur so einfach vorstellen, daß Sie sich
im Raume eine Kugel denken, die einen Geist und eine Seele hat,
sondern daß eine ganze geistige Bevölkerung, die ein Ganzes ausmacht,
diesen Himmelskörper bewohnt. Und alle diese einzelnen
Geister, Gruppenseelen und so weiter, stehen wiederum unter
einem Anführer, wie wir es nennen können, und alles dies zusammen
entspricht dem gesamten Geist unserer Erde, demjenigen, was
wir den Erdgeist nennen." {{Lit|{{G|98|190}}}}
</div>
 
=== Erdgeist und internationale Bestrebungen ===
 
<div style="margin-left:20px">
"Solche Wesen, die von höheren Plänen aus die physische Entwicklung
leiten, sind vorhanden. Deren niederste Entwicklung ist
in der Astralmaterie. Jedes Volk, jede Rasse, jeder Stamm hat eine
gemeinsame Astralmaterie, die Inkarnationsmaterie für den Volksgeist.
Der Volksgeist erreicht immer seine Entwicklung etwas früher
als die einzelnen im Volk. Der Volksgeist kann von der Mitte
eines Zyklus an Karma ansammeln. Wir bilden mit an dem Karma
des Volkes, der Rasse und so weiter. Kollektiv-Karma wird dies
genannt. Es ist eine Realität. Es wird dadurch bewirkt, daß diejenigen
Wesen, die eine Stufe weiter sind, auch Karma haben.
Die internationalen Bestrebungen gehören einem noch umfassenderen
Geiste an, der die gesamte Astralmaterie der Erde umfaßt,
dem wirklichen Erdgeist. Die physische Erde ist auch der physische
Körper für diesen Erdgeist, den planetarischen Logos, der,
wenn man sich zu ihm erhebt, das Karma der ganzen irdischen
Entwicklung bedeutet. Internationale Bestrebungen sind der erste
Ansatz zu jener großen Einheit, die entstehen wird auf dem Arupaplan.
Der Theosoph lebt in der Idee dieser großen Einbeziehung,
des Konzentrierens auf einen Punkt." {{Lit|{{G|89|154f|155}}}}
</div>
 
== Erdgeist und Natur ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Im ersten Kindheitsalter ist ein inniger Zusammenhang zwischen
Natur und Geist, sie durchdringen einander, stehen einander noch
freundschaftlich gegenüber. Später sondern sie sich, und der Geist und
die Naturprozesse gehen mehr abgesondert vor sich. Dafür werden
die Naturprozesse auch mehr geistlos, indem der Geist aus ihnen herausdifferenziert
ist und zu der besonderen Seele geworden ist, auf die
der Mensch so stolz ist. Diese erkauft sich der Mensch damit, daß sein
Leib mehr geistlos wird. Der Mensch hat erst Geist aus seinem Leibe
gesogen, damit er ihn mehr abgesondert für sich gebrauchen kann. In
der ganzen Erdenentwickelung gibt es ein Ähnliches. In sehr frühen
Zeiten der Erde war überall der Geist mit der Natur der Erde innig
verbunden, daher war dazumal ein inniges Zusammenwirken zwischen
Erdgeist und Erdennatur. Heute ist in gewisser Weise die Erdennatur
so abgesondert von ihrem Geist wie beim Menschen die Natur
von dem Seelischen. Und wie beim Menschen der Geist es ist, der Denken,
Fühlen und Wollen dirigiert, so läuft in der Erdenentwickeiung
auch der Erdgeist als Geschichtsverlauf neben dem Naturprozeß einher.
Diese waren in der lemurischen Zeit noch mehr miteinander verwoben,
wie die geistigen und die Naturprozesse beim Kinde auch enger
verwandt sind als beim späteren Menschen. Worauf kommt es denn
hier an? Kommt es darauf an, zu sagen: Der Geist entwickelt sich im
späteren Lebenszeitalter oder Erdzeitalter? - Nein, er war schon da,
aber er hat dazumal seine Tätigkeit verwendet auf das, was dann abgesondert
ist. Und das verhärtet, es verholzt, es stirbt." {{Lit|{{G|150|74f}}}}
</div>
 
== Erdgeist und Erdinneres ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Die neunte und letzte Schicht [des [[Erdinneres|Erdinneren]]] ist sozusagen der Wohnsitz des
Planetengeistes. Sie zeigt zwei eigentümliche Erscheinungen. Man
könnte sie mit einem Menschen vergleichen, denn sie besitzt ein
Organ, das einem Gehirn ähnelt. Ein anderes Organ gleicht einem
Herzen. Auch der Planetengeist ist Veränderungen unterworfen, die
mit der Entwickelung der Menschen in engem Zusammenhange
stehen." {{Lit|{{G|97|282}}}}
</div>
 
== Der [[Planetengeist]] der Erde ==
 
<div style="margin-left:20px">
"So wie wir beim Menschen
also sagen: hinter seinem astralischen Leib ist sein Ich, so
sprechen wir davon, daß hinter all dem, was wir die Gesamtheit
der [[Geister der Umlaufszeiten]] nennen, verborgen ist der Geist des
Planeten selbst, der Planetengeist. Während die Geister der Umlaufszeiten
die Naturgeister der Elemente dirigieren, um auf dem
Erdenplaneten rhythmischen Wechsel, Wiederholungen in der Zeit,
Abwechselung im Raum hervorzurufen, hat der Geist der Erde eine
andere Aufgabe. Dieser Geist der Erde hat die Aufgabe, die Erde
selber in Wechselbeziehung zu bringen zu den übrigen Himmelskörpern
der Umgebung, sie so zu dirigieren und zu lenken, daß sie
im Laufe der Zeiten in die richtigen Stellungen kommt zu den
anderen Himmelskörpern. Dieser Geist der Erde ist gleichsam der
große Sinnesapparat der Erde, durch den die Erde, der Erdenplanet,
in das richtige Verhältnis zu der Umwelt kommt.
 
Wenn ich also die Aufeinanderfolge jener geistigen Wesenheiten,
mit denen wir es zunächst auf unserer Erde zu tun haben und zu
denen wir den Weg finden können durch eine allmähliche okkulte
Entwicklung, zusammenfassen soll, so muß ich sagen: Wir haben
als den äußersten Schleier die Sinnenwelt mit aller ihrer Mannigfaltigkeit,
mit demjenigen, was wir ausgebreitet sehen für unsere
Sinne, was wir mit dem Verstand des Menschen begreifen können.
Wir haben dann hinter der Sinneswelt liegen die Welt der Naturgeister.
Hinter der Welt der Naturgeister haben wir liegen die Welt
der Geister der Umlaufszeiten und dahinter den Planetengeist." {{Lit|{{G|136|44}}}}
</div>
 
== Christus und der Erdgeist ==
 
Der Anführer aller dieser geistigen Wesenheiten und damit der eigentliche [[Planetengeist]] der [[Erde (Planet)|Erde]] ist seit dem [[Mysterium von Golgatha]] der [[Christus]].
 
<div style="margin-left:20px">
"Unsere Erde ist nicht bloß
der materielle Körper, als den sie unsere Augen sehen, sondern unsere
Erde hat eine geistige Hülle. Wie wir selbst einen Ätherleib und einen
Astralleib haben, so hat auch unsere Erde solche höheren Leiber. Und
wie sich eine kleine Menge Substanz ausdehnt in einer Flüssigkeit, so
dehnte sich das, was geistig ausstrahlte von der Tat auf Golgatha, in
die geistige Atmosphäre der Erde aus, durchdrang sie und ist seit
jener Zeit darinnen. Es ist also seit jener Zeit unserer Erde etwas
mitgeteilt, was sie früher nicht hatte. Und da die Seelen nicht bloß
überall umschlossen von dem Materiellen leben, sondern da Seelen
wie Tropfen sind, die im Meere des irdisch Geistigen leben, so sind
eben die Menschen seit jener Zeit eingebettet in die geistige Atmosphäre
unserer Erde, die durchdrungen ist von dem Christus-Impuls.
Das war vor dem Mysterium von Golgatha nicht der Fall; und das
ist der große Unterschied zwischen dem vorchristlichen und dem nachchristlichen
Leben. Wenn man sich nicht vorstellen kann, daß so etwas
im geistigen Leben stattfindet, dann ist man noch nicht so weit, das
Christentum wirklich als eine mystische Tatsache aufzufassen, deren
volle Bedeutung nur in der geistigen Welt erkannt und anerkannt
werden kann." {{Lit|{{G|131|102f}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Bis zu dem Zeitpunkte,
in dem der Christus Jesus auf der Erde erschien, ist alles, was
vom Christus-Geist vorhanden war, eine Einheit. Es war eine einheitliche
Hülle, welche die ganze Erde umgab, die in der festen Erde
gleichsam ihr Knochensystem hatte. Wenn Sie die feste Erde nehmen
mit alledem, was sie in sich hat, und dann dazunehmen, was die Erde
an Wärme umgibt, dann haben Sie ungefähr das, was man den Körper
des Christus-Geistes nennt. Daher das schöne Wort im Johannes-
Evangelium, wo sich der Christus Jesus selbst bezeichnet als den Geist
der Erde: «Der mein Brot isset, der tritt mich mit Füßen.» Was isset
der Mensch, wenn er ißt? Das Brot. Er ißt das Brot, das der Leib des
Christus ist. Und indem er auf der Erde geht, tut der Mensch das
andere: er tritt ihn mit Füßen. Ganz wörtlich ist das zu nehmen.
Ebenso wie sich in der lemurischen Zeit in die einzelnen Individualitäten
ausgegossen hat von dem Element des Geistes der Jahvegeist,
ebenso goß sich nach und nach in den Zeitaltern, die dem Christus
Jesus vorangegangen waren, und in denjenigen, die ihm jetzt nachfolgen,
langsam der Christus-Geist ein, der seinen Körper in der
Wärme des Blutes hat. Und wenn der ganze Christus-Geist ausgegossen
sein wird in die menschlichen Individualitäten hinein, dann wird
das Christentum, die große Menschenbrüderschaft, die Erde erobert
haben. Dann wird es überhaupt kein Bewußtsein von Cliquen
und kleinen Zusammenhängen mehr geben, sondern nur das Bewußtsein,
daß die Menschheit ein Bruderbund ist. Bei der größten Individualisierung
wird dennoch jeder zum andern hingezogen sein. Die
kleinen Stammes- und Volksgemeinschaften werden gewichen sein
der Gemeinschaft des Lebensgeistes, der Budhi, der Gemeinschaft
des Christus." {{Lit|{{G|96|284f}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Mit der Erscheinung des Christus auf der Erde senkte sich
gleichzeitig der Astralleib dieser kosmischen Kraft des Christus-Geistes
auf die Erde herab und seitdem ist sein Astralleib in ständiger Verbindung
mit dem Astralleib der Erde geblieben. Durch die Erscheinung des
Christus auf Erden hat der Astralleib der Erde von dem der Sonne eine
ganz neue Substanz erhalten. Wer zur Zeit Christi von einem andern
Planeten heruntergeblickt hätte auf die Erde, der würde das Hinzutreten
dieser neuen Substanz zum Astralleibe der Erde ersehen haben
an der Änderung der Farbenstrahlung dieses Astralleibes. Durch die
Verbindung seines Astralleibes mit demjenigen der Erde ist der Sonnengeist
Christus zugleich Erdgeist geworden. Der Christus-Geist ist Sonnengeist
und zugleich Erdgeist. Von dem Moment an, da Christus auf
Erden gewandelt ist, bleibt er in ständiger Verbindung mit der Erde.
Er ist der Planetengeist der Erde geworden; die Erde ist sein Leib, er
leitet die Erdenentwickelung. Diese Verbindung hat sich auf Golgatha
vollzogen und das Mysterium von Golgatha ist das Symbolum dessen,
was für die Erdenentwickelung damals geschehen ist." {{Lit|{{G|100|253}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Wir erinnern uns daran, daß wir den großen Moment von
Golgatha hingestellt haben vor unsere Seele. Wenn jemand damals
die Erde von ferne betrachtet hätte mit hellseherischem Blick, so
hätte er wahrgenommen in dem Augenblick, wo das Blut aus den
Wunden des Erlösers floß, daß die ganze astralische Aura der Erde
sich veränderte. Da ist die Erde durchdrungen worden von der
Christus-Kraft. Durch dieses Ereignis kann sich die Erde dereinst
wieder mit der Sonne vereinigen. Diese Kraft wird wachsen. Das
ist die Kraft, die unseren Ätherleib vor dem zweiten Tode bewahrt.
Christus wird immer mehr und mehr der Erdgeist, und derjenige,
der ein rechter Christ ist, versteht die Worte: «Wer mein Brot isset,
der tritt mich mit Füßen», der betrachtet den Leib der Erde als
den Leib des Christus. Die Erde als planetarischer Körper ist der
Leib des Christus, freilich erst im Anfange. Es wird erst der
Christus Erdgeist, er wird sich völlig mit der Erde vereinigen. Und
wenn sich die Erde später mit der Sonne vereinigen wird, wird der
große Erdgeist Christus Sonnengeist sein." {{Lit|{{G|104|252}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Wenn also — ich habe ja
auch das schon erwähnt — ein alter Weiser, der wirklich hellsichtig
war, in der Zeit vor dem Mysterium von Golgatha sich in die geistigen
Hohen hinaufhob, so traf er in diesen geistigen Höhen natürlich
den Christus. Daher wurden diejenigen, die dazumal von dem
Christus sprechen konnten, Propheten, die das Ankommen des
Christus vorhersagen konnten; denn sie fanden Christus in den geistigen
Weiten und sahen ihn gewissermaßen auf seinem Wege zur
Erde hin, wie er als Sonnengeist herunterstieg, um allmählich Erdgeist
zu werden. Sie schauten also hin auf einen zukünftigen Augenblick
der Erdenentwickelung, in dem sich das, was sie nur in geistigen
Höhen sahen, mit der Erdenentwickelung verbinden werde.
Wenn man die Erde dazumal, vor dem Mysterium von Golgatha,
in allen ihren Weiten durchforschte nach dem, was man aus ihr
wissen konnte, fand man den Christus nicht. Daher hat die Erdenwissenschaft
der alten vor dem Mysterium von Golgatha lebenden
Völker selbstverständlich den Christus nicht. Aber wenn die Eingeweihten
dieser Mysterien einen gewissen Grad erreicht hatten, wurde
ihnen verkündet das Kommen des Christus auf die Erde.
 
Bedenken Sie nun, wie das alles anders ist seit dem Mysterium
von Golgatha. Es ist ja gerade das Gegenteil davon seit dem Mysterium
von Golgatha da. Seit dem Mysterium von Golgatha findet
man, wenn man hier die Erdenentwickelung durchforscht, den
Christus hineinverwoben in die ganze Geschichte derjenigen Völker,
die eben schon vom Christentum durchdrungen sind. Und eine geschichtliche
Darstellung zu geben, ohne vom Christus zu sprechen,
ist eigentlich ein Unding. Das hat sogar der Historiker Ranke empfunden
und sich noch in seinem hohen Alter die Frage gestellt, ob
denn Geschichte überhaupt etwas heißt, wenn man nicht überall
zeigt, wie der Christus-Impuls in den einzelnen Erscheinungen drinnen
lebt. Dafür aber ist in denjenigen Welten, in die man aufsteigen
kann, aus denen der Christus herausgekommen ist, um eben mit
der Erdenentwickelung sich zu verbinden, der Christus nicht so unmittelbar
darin. Man muß dann schon von jenen Höhen herunterschauen
auf die Erde und sehen, wie er sich mit der Erde verbunden
hat." {{Lit|{{G|167|198f}}}}
</div>
 
== Der Erdgeist im Jahreslauf ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Wir wissen ja, wie nur eine materialistische Weltanschauung des
Glaubens sein kann, daß allein der Mensch innerhalb der Weltenordnung
mit einem Erkenntnis-, Gefühls- und Willensvermögen begabt sei;
während man anerkennen muß vom Standpunkte einer spirituellen
Weltanschauung, daß ebenso, wie es unterhalb der Menschenstufe Wesenheiten gibt, es auch Wesenheiten gibt oberhalb der menschlichen
Stufe des Denkens, Fühlens und Wollens. In diese Wesenheiten kann
sich der Mensch einleben, wenn er eben als Mikrokosmos im Makrokosmos
untertaucht. Wir müssen aber dann von diesem Makrokosmos
so sprechen, wie wenn er nicht nur ein Raumesmakrokosmos sei, sondern
wie wenn die Zeit in ihrem Verlaufe Bedeutung habe im Leben
des Makrokosmos. Wie der Mensch sich zurückziehen muß von all den
Eindrücken, die auf seine Sinne ausgeübt werden können aus seiner
Umgebung, wie er gleichsam um sich herum durch das Abschließen
seiner Sinneswahrnehmung Finsternis erzeugen muß, um im Inneren
das Licht des Geistes anzuzünden, wenn er in die Tiefen seiner Seele
hinuntersteigen will, so muß derjenige Geist, den wir als den Erdgeist
bezeichnen können, abgeschlossen sein von den Eindrücken des übrigen
Kosmos. Es muß das geringste Maß von Wirkungen von dem äußeren
Kosmos auf den Erdgeist ausgeübt werden, damit der Erdgeist selber
sich innerlich konzentrieren, seine Fähigkeiten innerlich zusammenziehen
kann. Denn dann werden die Geheimnisse entdeckt, die der
Mensch deshalb durchzumachen hat mit diesem Erdgeist, weil die Erde
als Erde aus dem Kosmos herausgesondert ist.
 
Solch eine Zeit, wo das größte Maß der Eindrücke vom äußeren
Makrokosmos auf die Erde ausgeübt wird, ist die Sommersonnenwendezeit,
die Johannizeit. Es erinnern uns daher viele Nachrichten aus alten
Zeiten, die an Festesdarstellungen und Festesbegehungen anknüpfen,
wie solche Feste inmitten der Sommerzeit stattfanden, wie die Seele in
der Mitte des Sommers dadurch, daß sie sich des Ich entäußert und aufgeht
im Leben des Makrokosmos, trunken hingegeben ist den Eindrücken
vom Makrokosmos.
 
Aber umgekehrt erinnern uns die legendarischen oder sonstigen Darstellungen
desjenigen, was in der Vorzeit erlebt werden konnte, dann,
wenn das geringste Maß der Eindrücke vom Makrokosmos zur Erde
kommt, daran, daß der Erdgeist, in sich konzentriert, die Geheimnisse
des Erdenseelenlebens im unendlichen All erlebt, und daß der Mensch,
wenn er sich hineinbegibt in dieses Erleben zu der Zeit, in welcher am
wenigsten Licht und Wärme gesendet wird aus dem Makrokosmos zur
Erde, dann die heiligsten Geheimnisse miterlebt. Daher wurden diese
Tage um die Weihnachtszeit herum immer so heilig gehalten, weil der
Mensch, als er in seinem Organismus noch die Fähigkeit hatte, mitzuerleben
das Erdenerleben in der Zeit, wo es am konzentriertesten ist,
mit dem Erdgeist Zusammensein konnte." {{Lit|{{G|158|171ff}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
Die griechische Anschauung verwies selbst schon auf sehr Altes, wenn
"Die Zeit, in welcher das geringste Maß von Eindrücken aus dem
sie von den Mysterien von Samothrake sprach. Und man darf sagen:
Makrokosmos zur Erde kommt, die Zeit von Weihnachten bis über
Gegenüber allem, was die Griechen an verschiedenen Göttervorstellungen
das Neujahr hinaus, ungefähr bis zum 6. Januar, ist wohl geeignet,
und an Vorstellungen des Zusammenhanges des Menschen mit diesen
daß man sich nicht nur erinnere an das Gegenständliche der geistigen
Göttern hatten - die Vorstellungen über die Gottheiten von Samothrake,
Erkenntnis, sondern an die Empfindungen, die wir in uns entwickeln
über die kabirischen Gottheiten durchzogen alles. Und der alte
müssen durch das Aufnehmen der Geisteswissenschaft. Wahrhaft
Grieche war davon überzeugt, daß er durch dasjenige, was als Vermächtnis
leben wir uns also wieder hinein in den Erdgeist, mit dem wir zusammen
der samothrakischen Mysterien in das griechische Bewußtsein
doch eine Ganzheit bilden, und mit dem lebte das alte, hellseherische
hineingekommen war, eine Vorstellung, eine Idee bekommen hat von
Erkennen, wie es uns etwa in dieser Legende von [[Olaf Åsteson]] dargestellt ist." {{Lit|{{G|275|89f}}}}
der menschlichen Unsterblichkeit. Der Grieche dachte sich, daß er verdankt
</div>
die Idee der menschlichen Unsterblichkeit, das heißt, der Zugehörigkeit
des Menschen zum geistig-seelischen Weltenall, dem Einfluß
der samothrakischen Kabiren-Mysterien.


<div style="margin-left:20px">
So will also Goethe zu gleicher Zeit sagen: Vielleicht kommt die abstrakte
"Es müssen besonders günstige Umstände
Menschenidee des Homunkulus mit den wirklichen Menschenwerdekräften
eintreten, damit eine menschliche Einzelseele ohne Initiation,
zusammen, wenn im leibfreien Zustande erfaßt werden
ohne bewußtes Arbeiten an sich selbst, in Zusammenhang mit höheren
die Impulse, die sich der Grieche verbunden dachte mit seinen Kabiren
Welten kommt. Besonders günstige Umstände liegen vor in der
von Samothrake." {{Lit|{{G|273|201f}}}}
Zeit, wenn gewissermaßen der Erdgeist besonders aufwacht: in der
Zeit vom 25. Dezember bis 6. Januar. Wenn im Sommer die Sonne
am höchsten steht, wenn die physische Wärme der Erde am meisten
zustrahlt, dann sind die Bedingungen für die Initiation am schlechtesten,
weil da der Geist der Erde schläft. Der Geist der Erde ist am
wachsten in der Winterfinsternis, bei der Wintersonnenwende.
Daher ist es keine bloße Legende, sondern entspricht einer Wahrheit,
wenn in alten Legenden erzählt wird, daß in den dreizehn Nächten,
die dem 6. Januar vorangehen, gewisse besonders geeignete Seelen
initiiert wurden, so daß sie hineingehen konnten in die geistige Welt,
daß sie dort erleben konnten dasjenige, was wir [[Kamaloka]] und [[Devachan]]
nennen. Wir erinnern uns wohl, hier in Hannover ist einmal
die Legende von Olaf Åsteson vorgetragen worden, der in den dreizehn
Nächten schlafend durchgemacht hat den ganzen Weg, der der
Weg sein kann durch Kamaloka und Devachan. Olaf Åsteson erzählt
dann, was er erlebt hat in diesen dreizehn Tagen." {{Lit|{{G|159|51}}}}
</div>
</div>
== Der Erdgeist in Goethes Faust-Dichtung ==
[[Goethe]] schildert bekanntlich die [[Erscheinung]] des Erdgeists in seiner [[Faust-Dichtung]]:


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"In alten
"Äußerlich betrachtet sind sie wiederum einfache Meeresgötter. Samothrake
Zeiten, als die Menschen, wenn sie erkennen wollten, sich noch von
- die Griechen wußten es - war in verhältnismäßig gar nicht alter
den Wesenheiten der geistigen Welt besuchen ließen, als sie noch in
Urzeit von den furchtbarsten, erdbebenartigen Stürmen umbrandet,
ihren Erkenntniswerkstätten - verzeihen Sie, wenn ich den spießbürgerlichen
zerklüftet, durcheinandergeworfen. Also die Naturdämonen hatten hier
Ausdruck gebrauche - arbeiteten, um hinter die Geheimnisse
in ganz ungeheuerlicher Weise so gewaltet, daß das noch wie in einer
der Welt zu kommen, da war es anders als heute, da konnte sich der
historischen Erinnerung für die alten Griechen war. Und in den Wäldern,
Mensch als ein Verwandter dieser geistigen Wesenheiten fühlen, die
in den dichten, damals dichten Wäldern von Samothrake. war verborgen
ihn besuchten. In diese Erkenntniswerkstätten herein drangen die
das Mysterium der Kabiren. Unter den mancherlei Namen, die
geistigen Wesenheiten, die Faust wiederum sucht. Der Erdgeist und
die Kabiren tragen, sind auch die, wo der eine Kabir genannt wird
allerlei andere geistige Wesenheiten kommen ja zu Faust herein. Da
Axieros, der zweite Axiokersos und der dritte Axiokersa, Kadmilos der
wußte er: Ich lebe jetzt allerdings auf der Erde, muß mich des Instrumentes
vierte. Dann hatte man so ein unbestimmtes Gefühl, daß es noch einen
eines physischen Leibes bedienen, aber vor der Geburt und
fünften, sechsten und siebenten gab. Aber im wesentlichen war der Mensehen
nach dem Tode bin ich ein solches Wesen, wie diejenigen sind, die
geistiger Blick hingerichtet auf die drei ersten Kabiren. Es handelte
mich da besuchen. - Also er wußte, er hat zwar einen Aufenthaltsort
sich bei den alten Vorstellungen von den Kabiren nun wirklich um das
gesucht für das Erdenleben, das ihn von der geistigen Welt trennt,
Menschenwerde-Geheimnis. Und eigentlich sollte derjenige, der in die
aber diese geistige Welt besucht ihn. Er wußte sich dieser geistigen
heiligen Mysterien von Samothrake eingeweiht wurde, zu der Anschauung
Welt dennoch verwandt. Das gab dem Menschen ein Bewußtsein
kommen: Was entspricht in der geistigen Welt, geistig angeschaut,
seines eigenen Wesens." {{Lit|{{G|210|171f}}}}
demjenigen, was hier auf Erden geschieht, wenn für eine auf der Erde
sich verkörpernde Seele der Mensch entsteht, der Mensch wird in der
Generationsfolge? — Gewissermaßen das geistige Korrelat des menschlichen
Geborenwerdens sollte geschaut werden in der geistigen Welt.
Durch diese Schauung glaubte Goethe den Homunkulus zu einem
Homo in der Idee bekommen zu können. Aber in dieses Schauen sollte
auch der Eingeweihte der samothrakischen Mysterien eingeführt werden." {{Lit|{{G|273|202f}}}}
</div>
</div>


<div style="margin-left:20px">
[[Rudolf Steiner]] wies darauf hin, dass die insgesamt [[sieben]] Kabiren den [[Wesensglieder]]n des Menschen entsprechen. Die ersten drei stehen für die [[leib]]lichen Hüllen, die aus dem [[Physischer Leib|physischen Leib]], dem [[Ätherleib]] und dem [[Astralleib]] bestehen. Der vierte Kabir, [[Kadmilos]], repräsentiert das menschliche [[Ich]]. Die weiteren drei ''"sind im Olymp zu erfragen"'' (Goethe) und verweisen auf die höheren [[Geistige Wesensglieder|geistigen Wesensglieder]] [[Manas]], [[Buddhi]] und [[Atma]].
"Goethe hat in seinen Faust nicht etwa nur die Enttäuschungen
eines in die Irre gehenden Erkenntnisdranges hineinlegen
wollen; er wollte vielmehr die im Wesen des Menschen
begründeten Konflikte dieses Dranges selbst darstellen.
Der Mensch ist in jedem Augenblicke seines Daseins
mehr als sich zum Vollbringen seines Lebens enthüllen darf.
Der Mensch soll sich entwickeln aus seinem Innern heraus;
er soll entfalten, was in vollem Maße zu erkennen ihm erst
nach der Entfaltung gegönnt sein kann. Seine Erkenntniskräfte sind so geartet, daß sie selbst zur Unzeit an das herangebracht,
was sie zur rechten Zeit bewältigen sollen, durch
ihren eigenen Gegenstand betäubt werden können. - Faust
lebt in alle dem, was in den Worten des Erdgeists sich offenbart.
Aber dieses sein eigenes Wesen betäubt ihn, als es ihm
anschaulich vor die Seele tritt in dem Augenblicke, in dem
seine Lebensreife, dieses Wesen nicht erkennend, zum Bilde
wandeln kann.
 
<center><poem>
Du gleichst dem Geist, den du begreifst,
Nicht mir!
</poem></center>
 
Bei diesen Worten stürzt Faust zusammen. Im Grunde hat
er sich geschaut; aber er kann sich nicht gleichen, weil er,
was er ist, nicht erkennend umfassen kann. Die Selbstanschauung
hat das dieser Anschauung nicht gewachsene Bewußtsein
betäubt.
 
Faust stellt die Frage: «Nicht dir! Wem denn?» - Die
Antwort wird dramatisch gegeben. Wagner tritt ein. Dieser
selbst ist die Antwort auf das «Wem denn?». Seelischer
Hochmut war es, der in Faust im Augenblicke das Geheimnis
des eigenen Wesens erfassen wollte. Was in ihm lebt,
ist zunächst nur das Streben nach diesem Geheimnis; das
Ebenbild dessen, was er im Augenblicke von sich erkennend
umfassen kann, ist Wagner. Man wird die Szene mit Wagner
ganz mißverstehen, wenn man nur auf den Gegensatz blickt
zwischen dem hochgeistigen Faust und dem beschränkten
Wagner. In der Begegnung mit diesem nach der Erdgeistszene
sollte Faust begreiflich werden, daß er mit seiner Erkenntniskraft
im Grunde auf der Wagnerstufe steht. Dramatisch
gedacht ist in der hier in Frage kommenden Szene
Wagner das Ebenbild von Faust." {{Lit|{{G|22|47f}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
<div style="margin-left:20px">
"... der springende Punkt liegt darin, daß Faust sich
"In den samothrakischen Mysterien hat
abwendet von dem, was sich ihm offenbart von dem Zeichen des
man zum Beispiel gelehrt: Es gibt vier Kabiren; drei von diesen töten
Makrokosmos, der ganzen Welt. Er will zunächst nichts wissen von
immer den vierten. - Aber eigentlich meinte man, der Mensch habe
den Beziehungen des Menschen zu dem ganzen umfassenden großen
physischen Leib, Ätherleib, astralischen Leib und Ich. Physischer Leib
All. Er wendet sich zum Erdgeist, zu dem, was ihm offenbaren will,
ist zunächst als physischer Leichnam dem Tode verfallen. Der Ätherleib
was der Mensch nur aus den Kräften der Erde hat. Was sich ihm aus
zerstiebt im Kosmischen, der astralische Leib geht auch in einer
dem Makrokosmos offenbart, das ist ihm ein Schauspiel, «aber ach,
gewissen Weise auf, wie ich es dargestellt habe in meiner «Theosophie».
ein Schauspiel nur!» Da wendet er sich ab. Aber der Erdgeist weist
Wenn das Ich sein Selbstbewußtsein nicht rettet durch Teilnahme an
ihn von sich. Faust glaubte durch den Erdgeist irgend etwas ergreifen
dem Geistigen, dann töten die drei auch das Ich und ziehen es hinunter
zu können, was mit seinem tiefsten Wesen zusammenhängt. Der Erdgeist
in die Sterblichkeit. Man suchte in den Mysterien die Unsterblichkeit
bringt ihn zum Niederstürzen. Und dann die Worte: «Du
des Menschen zu retten. Man stellte sich nicht vor, daß man sich die Unsterblichkeit
gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir!»
durch Gebete erwerben könnte; man stellte sich nicht vor,
 
daß man bloß passiv zu der Unsterblichkeit sich verhalten kann und
Nun frage man: Wer ist es, den der Faust begreift? Er selbst sagt:
dergleichen, sondern man stellte sich vor, daß diejenigen, die initiiert
«Nicht dir! - Wem denn?» - und herein tritt Wagner. Alles, was du
wurden, durch die besondere Umwandlung ihres Seelenwesens, durch
bisher entwickelt hast, ist bloßes Gefühlsstreben; was du schon in dir
ihre Auferweckung, durch das Aufwachen ihres Ich über die Gefahr
trägst, schaue es an - in Wagner! Das ist die andere Natur des Faust." {{Lit|{{G|181|268f}}}}
hinwegkamen, sich nicht im Geiste zu erfassen und dadurch den "Weg
ihres sterblichen Leibes gehen zu müssen." {{Lit|{{G|205|48f}}}}
</div>
</div>


[[Bild:Kabiren.jpg|thumb|250px|Die Kabiren als Krüge gestaltet nach dem  Entwurf [[Rudolf Steiner]]s.]]
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<div style="margin-left:20px">
"In wunderbar schönen Worten
"Es waren
wird von Faust der Erdgeist charakterisiert. Wir sehen, wie er ahnt,
jene Mysterien, die gerade im tiefsten Sinne in voller Lebendigkeit
daß das, was der Planet Erde ist, nicht einfach jene physische Kugel ist,
vor ihren Zuhörern das Bewußtsein erweckten, daß die ganze
als die sie von der Naturwissenschaft angesehen wird, sondern gerade
Welt eine Theogonie, ein Götterwerden sei, daß man die Welt durchaus
so, wie der Leib eine Seele enthält, so der Erdenleib einen Geist.
in illusionärer Weise sieht, wenn man glaubt, daß etwas anderes
 
wird in der Welt, als Götter. Götter sind es, die die Wesenhaftigkeiten
<blockquote><poem>
der Welt darstellen, Götter sind es, welche Erlebnisse in dieser Welt
In Lebensfluten, im Tatensturm
haben, Götter sind es, die Taten ausführen. Und das, was man sieht als
Wall' ich auf und ab,
Wolken, was man hört als Donner, was man wahrnimmt als Blitze, was
Webe hin und her!
man auf der Erde wahrnimmt als Fluß und Berg, was man wahrnimmt
Geburt und Grab,
auf der Erde in den Mineralreichen, das sind die Offenbarungen, die
Ein ewiges Meer,
Äußerungen des Werdens der Schicksale der Götter, die sich dahinter
Ein wechselnd Weben,
verbergen. Und auch dasjenige was äußerlich sich darstellt in der Wolke,
Ein glühend Leben,
in Blitz und Donner, in Baum und Wald, in Fluß und Berg, das ist
So schaff' ich am sausenden Webstuhl der Zeit
nichts anderes, als was das Götterdasein, das überall ist, so offenbart,
Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid.
wie die Haut des Menschen das innerlich Seelenhafte dieses Menschen
</poem></blockquote>
offenbart. Und wenn Götter überall sind, dann muß man unterscheiden
 
- so lehrte man die Mysterienschüler im nördlichen Griechenland -
Das ist das, was in der Erde lebt als der Geist der Erde, wie in uns
zwischen den kleinen Göttern, die in den einzelnen Naturwesen und
unser Geist lebt. Aber Goethe kennzeichnet den Faust als noch nicht
-Vorgängen sind, und den großen Göttern, welche sich darstellen
reif, seinen Geist als noch unvollendeten. Abwenden muß er sich von
als Wesenhaftes der Sonne, des Mars, des Merkur, und eines vierten,
dem furchtbaren Zeichen wie ein furchtsam weggekrümmter Wurm.
der nicht äußerlich durch ein Bild oder durch eine Gestaltung sichtbar
Der Erdgeist antwortet ihm: «Du gleichst dem Geist, den du begreifst,
gemacht werden kann. Das waren die großen Götter, die großen Planetengötter,
nicht mir.» In Goethes Seele lebte die Erkenntnis, wenn sie zunächst
jene großen Planetengötter, die so behandelt wurden, daß
auch nur eine ahnende war, daß wir auf keiner Stufe uns befriedigt
des Menschen Blick hinaufgelenkt wurde nach dem Weltenraum, daß
erklären dürfen, sondern von jeder Stufe aus höhere und immer höhere
sein Auge, aber auch sein ganzes Herz schauen sollte dasjenige, was in
Stufen erstreben müssen, daß wir auf keiner Stufe sagen können, wir
Sonne, Mars, Merkur lebte, was aber nicht nur draußen in diesem kleinen
haben etwas erreicht, sondern von jeder Stufe aus immer höher streben
Kreise lebt im Weltenraum, was überall im Weltenraum lebt, was
müssen. Goethe führten in diese Geheimnisse hinein seine emsigen Studien
vor allen Dingen herankommt an den Menschen.
von Erscheinung zu Erscheinung. Und nun sehen wir ihn wachsen.
Denselben Geist, den er zuerst gerufen hat, und von dem er nur sagen
konnte: «Schreckliches Gesicht!», läßt Goethe durch Faust anreden,
nachdem Goethe selber eine höhere Stufe erreicht hatte nach der Italienreise,
nach seiner Reise, die ich so charakterisiert habe, daß er die ganze
Natur und Kunst mit seiner Anschauung durchdringen wollte. Jetzt ist
Faust gestimmt, wie Goethe selber gestimmt war. Jetzt steht Faust vor
demselben Geiste, den er also anredet:


<blockquote><poem>
Und nachdem zuerst, ich möchte sagen ein majestätischer Impuls in
Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles,
dem Schüler der nordgriechischen Mysterien dadurch erweckt worden
Warum ich bat. Du hast mir nicht umsonst
war, daß sein Blick hinaufgelenkt wurde auf die Planetenkreise selbst,
Dein Angesicht im Feuer zugewendet.
wurde dann dieser Blick menschlich so vertieft, daß gewissermaßen das
Gabst mir die herrliche Natur zum Königreich,
Auge vom Herzen ergriffen wurde, um seelisch zu sehen. Dann verstand
Kraft, sie zu fühlen, zu genießen. Nicht
der Schüler, warum auf dem Altar vor ihn hingestellt worden
Kalt staunenden Besuch erlaubst du nur,
waren drei symbolisch gestaltete Krüge.
Vergönnest mir in ihre tiefe Brust
Wie in den Busen eines Freunds zu schauen.
Du führst die Reihe der Lebendigen
Vor mir vorbei, und lehrst mich meine Brüder
Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen.
Und wenn der Sturm im Walde braust und knarrt,
Die Riesenfichte stürzend Nachbaräste
Und Nachbarstämme quetschend niederstreift,
Und ihrem Fall dumpf hohl der Hügel donnert;
Dann führst du mich zur sichern Höhle, zeigst
Mich dann mir selbst, und meiner eignen Brust
Geheime tiefe Wunder öffnen sich.
Und steigt vor meinem Blick der reine Mond
Besänftigend herüber: schweben mir
Von Felsenwänden, aus dem feuchten Busch
Der Vorwelt silberne Gestalten auf,
Und lindern der Betrachtung strenge Lust.
</poem></blockquote>


Da ist Goethe und mit ihm Faust zu der Höhe gelangt, nicht mehr
Wir haben einmal eine Nachbildung dieser Krüge hier in einer eurythmischen
sich wegzuwenden von dem Geist, den er im Sprunge hat erreichen
Faust-Vorstellung verwendet, und so, wie sie dazumal ausgesehen
wollen. Jetzt tritt ihm der Geist als ein solcher entgegen, von dem er
haben, diese Krüge, so haben sie ausgesehen in den samothrakischen,
sich nicht mehr hinwegzuwenden braucht. Jetzt erkennt er ihn in allem
in den nordgriechischen Mysterien. Aber das Wesentliche war,
Lebendigen, in allen Reichen der Natur: in Wald und Wasser, im stillen
daß mit diesen Krügen in ihrer ganzen symbolischen Gestaltung eine
Busch, in der Riesenfichte, in Sturm und Donner. Und nicht nur da.
Weihehandlung, eine Opferhandlung vor sich gegangen ist. Eine Art
Nachdem er ihm erschienen ist in der großen Natur draußen, erkennt
Weihrauch wurde in diese Krüge getan, wurde entzündet, der Rauch
er ihn auch in seinem eigenen Herzen: seine geheimen tiefen Wunder
strömte heraus, und drei Worte, von denen wir morgen noch sprechen
öffnen sich." {{Lit|{{G|272|27f}}}}
werden, wurden mit mantrischer Gewalt von dem zelebrierenden Vater
in den Rauch hineingesprochen, der von diesen Krügen aufdampfte,
und es erschienen die Gestalten der drei Kabiren. Sie erschienen
dadurch, daß der menschliche Atem, die Ausatmung durch das mantrische
Wort sich gestaltete und seine Gestaltung mitteilte dem Aufsteigenden,
Aufdampfenden der Substanz, die den symbolischen Krügen
einverleibt worden war. Und indem der Schüler auf diese Weise
lesen lernte in seinen eigenen Atemzügen, indem er lesen lernte, was in
den Rauch diese eigenen Atemzüge hineinschrieben, lernte er zugleich
lesen, was die geheimnisvollen Planeten aus dem weiten Weltenall herein
zu ihm sprachen. Denn nun wußte er: wie der eine der Kabiren gestaltet
wurde durch das mantrische Wort und seine Gewalt, so war in
Wirklichkeit der Merkur; wie gestaltet wurde der zweite Kabir, so war
in Wirklichkeit der Mars; wie gestaltet wurde der .dritte Kabir, so war
in Wirklichkeit Apollo, die Sonne." {{Lit|{{G|232|180f}}}}
</div>
</div>


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"Denken Sie sich einige Meilen von der Erde erhoben:
"Das waren die Zeiten, in denen der Mensch nicht in abstracto gesagt
Sie können da nicht als physischer Mensch leben, Sie hören auf als
hat: Im Urbeginne war der Logos, und der Logos war bei Gott,
Mensch zu leben. Sie sind bloß ein Glied unserer Erde, wie meine
und ein Gott war der Logos - das waren die Zeiten, in denen der Mensch
Hand ein Glied meines Körpers ist. Die Illusion, daß Sie selbständige
etwas ganz anderes sagen konnte, in denen der Mensch sagen konnte:
Wesen sind, entsteht nur dadurch, daß Sie herumspazieren auf
In mir gestaltet sich die Ausatmung, und indem die Ausatmung sich in
der Erde, während die Hand angewachsen ist. Das tut aber nichts.
regelmäßiger Weise gestaltet, erweist sie sich selber als ein Nachbild
Goethe meinte etwas ganz Wirkliches, wenn er vom Erdgeist
kosmischen Schaffens, denn sie schafft mir aus dem Opferrauch Gestaltungen,
spricht. Er meint, daß die Erde eine Seele hat, deren Glieder wir
die für mich die lebendigen Schriftzüge sind, die mir verraten,
sind. Er spricht von etwas Wirklichem, wenn er den Erdgeist [im
was mir die planetarischen Welten sagen wollen.
«Faust»] sprechen laßt:
 
<blockquote><poem>
In Lebensfluten, im Tatensturm
Wall ich auf und ab,
Webe hin und her!
Geburt und Grab,
Ein ewiges Meer,
Ein wechselnd Weben,
Ein glühend Leben,
So schaff ich am sausenden Webstuhl der Zeit
Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid.
</poem></blockquote>


So ist schon der physische Mensch ein Glied des Erdenorganismus
Und wenn sich der Schüler der Kabirenmysterien auf Samothrake
und Teil eines Ganzen. Und nun bedenken Sie es geistig und seelisch:
näherte den Pforten dieser Einweihungsstätten, dann hatte er durch
da ist es genau so. Wie oft habe ich betont, daß die Menschheit nicht
seinen Unterricht das Gefühl: Ja, jetzt betrete ich dasjenige, was mir
leben könnte, wenn sie sich nicht auf Grund der anderen Reiche
umschließt die magischen Handlungen des opfernden Vaters. Denn
weiter entwickelt hätte. Ebenso kann der hoher entwickelte Mensch
«Vater» nannte man die zelebrierenden Initiatoren dieser Mysterien.
nicht sein ohne den niedriger entwickelten. Ein Geistiges kann nicht
Und was offenbarte dem Schüler die magische Kraft dieser zelebrierenden
sein ohne diejenigen, die zurückgeblieben sind, wie ein Mensch
Väter? Durch das, was die Götter in den Menschen gelegt haben,
nicht sein kann, ohne daß Tiere zurückgeblieben sind, wie ein Tier
durch die Gewalt der Sprache, schrieb der priesterliche Magier und
nicht ohne Pflanze, eine Pflanze nicht ohne Mineral sein kann. Am
Weise hinein in den Opferrauch jene Schriftzüge, die aussprachen die
schönsten ist dies ausgedrückt im Johannes-Evangelium nach der
Geheimnisse des Weltenalls." {{Lit|{{G|232|182}}}}
Fußwaschung: Ich könnte nicht sein ohne euch... - Die Jünger sind
eine Notwendigkeit für Jesus, sie sind sein Mutterboden. Das ist eine
große Wahrheit." {{Lit|{{G|264|387}}}}
</div>
</div>


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"Aber Faust ist eben der Menschheitsrepräsentant,
"In den samothrakischen Mysterien
der dem 16. Jahrhundert angehört, also schon der fünften nachatlantischen
war noch etwas vorhanden, durch das der Mensch mit Wahrheit sagen
Periode, derjenigen Periode, die sich der Anschauung naht:
konnte, wie sich Götter anfühlen lassen. Denn der Gefühls-, der Tastsinn
Ich lebe als der Erdeneremit auf einem Staubkorn des Universums. -
war noch fähig dessen, wessen er in alten Zeiten durchaus fähig
Da wäre es nicht mehr ehrlich gewesen von dem jungen Goethe, Faust
war: das Geistige anzufühlen, Götter zu ertasten. Und das Wunderbare
hinbücken zu lassen zu dem Geiste der großen Welt. Als Menschheitsrepräsentant
ist eigentlich folgendes, ja man muß schon in ältere Zeiten zurückgehen,
könnte das bei Faust nicht der Fall sein, denn der Mensch
wenn man geradezu sprechen will davon, daß die Menschen
hatte in seinem Bewußtsein keinen Zusammenhang mehr mit den Himmelskräften,
sagen konnten mit Wahrheit: Ich weiß durch meine Fingerspitzen, wie
die auf- und niedersteigen und sich die goldenen Eimer
sich Götter ertasten. Aber in den samothrakischen Mysterien bestand
reichen, das heißt, mit den Wesenheiten der höheren Hierarchien.
eine andere Kunst des Ertastens der Götter; sie bestand in folgendem.
Das war verfinstert, das war nicht mehr da für das Menschheitsbewußtsein.
So konnte sich Faust nur an dasjenige halten, womit er etwa verknüpft
sein konnte als Erdeneremit: Er wandte sich an den Genius der
Erde.
 
Daß sich Faust an den Genius der Erde wendet, das ist etwas, ich
möchte sagen, radikal Grandioses, was bei Goethe auftritt: Denn das
ist die Wendung, welche das menschliche Bewußtsein in diesem Zeitalter
genommen hat, hinweg von den sich verfinsternden Himmelsmächten
zu dem Genius der Erde, auf den der Geist selber hingewiesen
hat, der durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist. Denn dieser
Genius, der durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist, hat sich
mit der Erde verbunden. Er hat dadurch, daß er sich mit der Erdenmenschheitsentwickelung
verbunden hat, dem Menschen nun die
Kraft gegeben, in der Zeit, da er nicht mehr hinauf blicken kann zu
den Gelstern der Himmel, hinzusehen zu den Geistern der Erde, und
die Geister der Erde sprechen nun im Menschen. Früher waren es
die Sterne in ihrem Weben, welche die Himmelsworte offenbarten
der Menschenseele, die diese Himmelsworte deuten und erkennen
konnte. Jetzt mußte der Mensch auf seinen Zusammenhang mit der
Erde hinsehen, das heißt, sich selber fragen, ob der Genius der Erde
in ihm spricht.
 
Aber nur erst nebulose Worte, mystisch pantheistische Worte, kann
Goethe in seinem Zeitalter dem Genius der Erde abringen. Richtig
ist es, grandios ist es, daß Faust sich zu dem Genius der Erde wendet,
aber ich möchte sagen, ganz grandios ist es, daß Goethe noch nicht
irgend etwas, was schon befriedigen kann, diesenGenius der Erde aussprechen
läßt. Daß der Genius der Erde erst, ich möchte sagen, die
Weltengeheimnisse in mystisch pantheistischen Formeln stottert und
stammelt, statt sie in scharf umrissener Weise auszusprechen, das zeigt
eben, daß Goethe seinen Faust genial hineingestellt hat in das Zeitalter,
in welchem er seinen, Faust und sich sah." {{Lit|{{G|221|57f}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
Indem der priesterliche Magier in den Opferrauch die Worte hineinsprach,
"In Goethes Jugend wird «Faust» so begonnen,
indem er also das Wort ertönen ließ im Aushauche und sprach,
daß Faust das Buch desNostradamus auf schlägt, wo geschildert
fühlte er in dem hinausgehenden Atem, wie der Mensch sonst fühlt,
wird, «wie Himmelskräfte auf- und niedersteigen und sich die goldenen
wenn er die tastende Hand ausstreckt. Und wie man weiß, daß man
Eimer reichen». Dann wird aber das Blatt umgeschlagen und gesagt:
mit der Fingerspitze in stets anderer Weise tastet, über den Stoff fährt,
«Du Geist der Erde bist mir näher.» Goethe weist das große Tableau
wenn man Samt anfühlt, wenn man Seide anfühlt, wenn man Katzenfelle
des Makrokosmos zurück und läßt nur den Erdgeist an seinen Faust
anfühlt, wenn man menschliche Haut anfühlt, so empfand der samothrakische
herankommen. Als er dann im Anfange des neunzehnten Jahrhunderts
Priestermagier mit der ausgeatmeten Luft, und er empfand
von Schiller veranlaßt wurde, den «Faust» umzudichten, schuf er den
den Aushauch, den er gegen den Opferrauch hin strahlen ließ, wie
«Prolog im Himmel»." {{Lit|{{G|217|144}}}}
ein Ausstrecken von etwas, was aus ihm selber herauskam: er empfand
</div>
den Aushauch wie ein Tastorgan, das nach dem Rauche hin ging.
Er fühlte den Rauch. Und er fühlte in dem Rauch die ihm entgegenkommenden
großen Götter, die Kabiren, er fühlte in dem, wie der
Rauch sich gestaltete, und wie die Gestalten, die sich da bildeten, von
außen herankamen an den Aushauch, so daß der Aushauch fühlte: da
ist Rundung, da ist Eckigkeit, da greift mir etwas entgegen. Die ganze
göttliche Gestalt des Kabirs wurde ertastet mit dem in das Wort gekleideten
Aushauch. Mit der Sprache, die aus dem Herzen kam, ertastete
der samothrakische Weise die durch den Opferrauch zu ihm herabsteigenden
Kabiren, das heißt die großen Götter. Und es war eine lebendige
Wechselwirkung zwischen dem Logos im Menschen und dem
Logos draußen in den Weltenweiten.


<div style="margin-left:20px">
Und indem der einweihende Vater den Schüler hinführte vor den
"Goethe hat
Opferaltar und nach und nach lehrte, wie man fühlen kann mit der
sich in die Form des katholischen Kultus vertieft und leimt dieses
Sprache, und indem der Schüler immer weiter vorschritt und sich in
christianisierende Element an den «Faust» an, so daß zwischen dem
dieses Fühlen mit der Sprache hineinfand, kam der Schüler endlich zu
Ringen des Faust und diesem Einmünden in das durchchristete Weltentableau
jenem Stadium inneren Erlebens, in dem er zunächst ein deutliches Bewußtsein
doch nur ein äußerer Zusammenhang ist. Selbstverständlich
hatte, wie gestaltet ist Merkur, Hermes, wie gestaltet ist Apollo,
setzt das den «Faust» nicht herunter, aber es ist doch so, daß man
wie gestaltet ist Ares, der Mars. Es war, wie wenn das ganze Bewußtsein
sagen muß: Goethe, der im tiefsten Sinne des Wortes gerungen hat,
des Menschen herausgehoben wäre aus seinem Leibe, wie
darzustellen, wie im irdischen Leben selber die Geistigkeit gefunden
wenn dasjenige, was der Schüler früher gewußt hat als den Inhalt seines
werden sollte, ihm ist es eigentlich nicht gelungen, dieses Finden der
Kopfes, oben gewesen wäre über seinem Haupte, wie wenn das
Geistigkeit im irdischen Leben irgendwie darzustellen. Er hätte dazu
Herz lokalisiert wäre an einem neuen Orte, indem es heraufgedrungen
kommen müssen, das Mysterium von Golgatha in seinem Vollsinne
wäre aus der Brust in den Kopf. Und dann erstand in diesem über sich
zu begreifen, zu begreifen, wie wirklich aus kosmischen Weiten heruntergestiegen
selbst wirklich hinausgegangenen Menschen dasjenige, was innerlich
ist die Christus-Wesenheit in den Jesus von Nazareth,
sich formte zu dem Worte: So wollen dich die Kabiren, die großen Götter.
sich verbunden hat mit der Erde, so daß, wenn man seither den Erdgeist
Von da ab wußte der Schüler, wie in ihm lebte Merkurius in seinen
sucht, der im Tatensturm auf und ab wallt, eigentlich der
Gliedmaßen, die Sonne in seinem Herzen, der Mars in seiner Sprache." {{Lit|{{G|232|183f}}}}
Christus-Impuls im Erdenweben gefunden werden müßte.
Man möchte sagen, daß Goethe niemals den Erdengeist, der im
Tatensturm, im Zeitenweben auf und ab wallt, in Zusammenhang
bringen konnte mit dem Christus-Impuls. Das ist in gewissem Sinne
etwas, was wir als eine Art Tragik empfinden, die aber selbstverständlich
dadurch gegeben ist, daß in jener Zeit menschlicher Entwickelung,
in der Goethe stand, eben durchaus noch nicht die Bedingungen
da waren, um das Mysterium von Golgatha in seinem Vollsinne zu
empfinden. Und dieses Mysterium von Golgatha kann eigentlich in
seinem Vollsinne nur empfunden werden, wenn die Menschen das,
was sie im fünften nachatlantischen Zeitraum als die toten Gedanken
haben, wiederum zu beleben verstehen. Heute spricht noch sehr viel
Vorurteil und Vorempfindung und auch Vorwille gegen das Lebendigmachen
der Gedankenwelt. Aber die Menschheit muß dieses Problem
lösen: Die Gedankenwelt, die, wenn der Mensch konzipiert beziehungsweise
geboren wird, als der Leichnam des Geistig-Seelischen
in die menschliche Natur eintritt, diese Gedankenwelt wiederum zu
beleben, diesen Leichnam der Gedanken, der Vorstellungen, zu einem
Lebendigen zu machen. Das kann aber nur geschehen, wenn die Gedanken
umgewandelt werden zunächst in Imaginationen, und wenn
dann die Imaginationen zu Inspirationen und Intuitionen erhöht
werden." {{Lit|{{G|210|127f}}}}
</div>
</div>
=== Mensch und Erdgeist ===
{{GZ|Im Goetheschen «Faust» ist so manches auf eine Art, die ''Goethe''
selber nicht verstanden hat, herübergekommen aus tief mittelalterlichen
Vorstellungen. Erinnern Sie sich an Fausts Beschwörung des
Erdgeistes. Hat man diese mittelalterlichen Vorstellungen in sich,
dann empfindet man recht tief, wie dieser Erdgeist, den Faust beschwört,
davon redet, daß er im Tatensturm auf und ab wallt, Geburt
und Grab, ein ewiges Weben, ein glühend Leben, daß er
schafft am sausenden Webstuhl der Zeit und wirkt der Gottheit
lebendiges Kleid. Denn wen beschwört Faust eigentlich? Goethe hat
es ganz sicher, als er den «Faust» schrieb, nicht in voller Tiefe gewußt.
Aber gehen wir vom Goetheschen Faust zum mittelalterlichen
Faust zurück, belauschen wir diesen mittelalterlichen Faust, in dem
rosenkreuzerische Weisheit lebte, dann lehrt uns dieses Lauschen,
wie dieser mittelalterliche Faust auch eine Beschwörung vollführen
wollte. Aber wen wollte er im Erdgeist beschwören? Er sprach gar
nicht vom Erdgeist, er sprach vom Menschen. Das war der Drang des
mittelalterlichen Menschen, Mensch zu sein, denn er empfand es
tief, daß er als Erdenmensch eben nicht Mensch ist. Wie kann man
die Menschheit wieder erringen? Die Art und Weise, wie Faust hinweggestoßen
wird von dem Erdgeist, das ist die Nachbildung, wie
der Mensch in seiner irdischen Gestalt von seiner eigenen Wesenheit
zurückgestoßen wird. Und deshalb, weil das so aufgefaßt wurde,
tragen manche im Mittelalter vorkommende - ja, wie soll man es
nennen - Bekehrungsgeschichten zum Christentum einen außerordentlich
tiefen Charakter, den Charakter, daß gewisse Menschen
nach der verlorenen Menschlichkeit strebten, aber verzweifeln
mußten, mit Recht verzweifeln mußten, innerhalb des irdisch-physischen
Lebens diese echte Menschlichkeit in sich erleben zu können,
und dann von diesem Gesichtspunkte aus einsahen: Also muß
menschliches Streben zum Menschtum aufgegeben werden, und der
irdische Mensch muß es dem Christus überlassen, die Aufgabe der
Erde zu vollziehen.|233a|61f}}


== Literatur ==
== Literatur ==


#Rudolf Steiner: ''Goethes Geistesart'', [[GA 22]] (1989), ISBN 3-7274-0130-3 {{Schriften|022}}
#Rudolf Steiner: ''Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist Erster Teil'', [[GA 205]] (1987), ISBN 3-7274-2050-2 {{Vorträge|205}}
#Rudolf Steiner: ''Bewußtsein – Leben – Form '', [[GA 89]] (2001), ISBN 3-7274-0890-1 {{Vorträge|089}}
#Rudolf Steiner: ''Mysteriengestaltungen'', [[GA 232]] (1998), ISBN 3-7274-2321-8 {{Vorträge|232}}
#Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (2001), ISBN 3-7274-0940-1 {{Vorträge|094}}
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes «Faust»'', Band II: Das Faust-Problem, [[GA 273]] (1981), ISBN 3-7274-2730-2 {{Vorträge|272}}
#Rudolf Steiner: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989), ISBN 3-7274-0961-4 {{Vorträge|096}}
#Rudolf Steiner: ''Das christliche Mysterium'', [[GA 97]] (1998), ISBN 3-7274-0970-3 {{Vorträge|097}}
#Rudolf Steiner: ''Natur- und Geistwesen ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt'', [[GA 98]] (1996), ISBN 3-7274-0980-0 {{Vorträge|098}}
#Rudolf Steiner: ''Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis'', [[GA 100]] (1981), ISBN 3-7274-1000-0 {{Vorträge|100}}
#Rudolf Steiner: ''Die Apokalypse des Johannes'', [[GA 104]] (1985), ISBN 3-7274-1040-X {{Vorträge|104}}
#Rudolf Steiner: ''Von Jesus zu Christus'', [[GA 131]] (1988), ISBN 3-7274-1310-7 {{Vorträge|131}}
#Rudolf Steiner: ''Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen'', [[GA 136]] (1996), ISBN 3-7274-1361-1 {{Vorträge|136}}
#Rudolf Steiner: ''Die Welt des Geistes und ihr Hereinragen in das physische Dasein'', [[GA 150]] (1980), ISBN 3-7274-1500-2 {{Vorträge|150}}
#Rudolf Steiner: ''Der Zusammenhang des Menschen mit der elementarischen Welt'', [[GA 158]] (1993), ISBN 3-7274-1580-0 {{Vorträge|158}}
#Rudolf Steiner: ''Gegenwärtiges und Vergangenes im Menschengeiste'', [[GA 167]] (1962), ISBN 3-7274-1670-X {{Vorträge|167}}
#Rudolf Steiner: ''Erdensterben und Weltenleben. Anthroposophische Lebensgaben. Bewußtseins-Notwendigkeiten für Gegenwart und Zukunft'', [[GA 181]] (1991), ISBN 3-7274-1810-9 {{Vorträge|181}}
#Rudolf Steiner: ''Alte und neue Einweihungsmethoden. Drama und Dichtung im Bewußtseins-Umschwung der Neuzeit'', [[GA 210]] (2001), ISBN 3-7274-2102-9 {{Vorträge|210}}
#Rudolf Steiner: ''Geistige Wirkenskräfte im Zusammenleben von alter und junger Generation. Pädagogischer Jugendkurs.'', [[GA 217]] (1988), ISBN 3-7274-2170-3 {{Vorträge|217}}
#Rudolf Steiner: ''Erdenwissen und Himmelserkenntnis'', [[GA 221]] (1998), ISBN 3-7274-2210-6 {{Vorträge|221}}
#Rudolf Steiner: ''Mysterienstätten des Mittelalters'', [[GA 233a]] (1991), ISBN 3-7274-2335-8 {{Vorträge|233a}}
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes «Faust»'', Band I: Faust, der strebende Mensch , [[GA 272]] (1981), ISBN 3-7274-2720-5 {{Vorträge|272}}
#Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914'', [[GA 264]] (1987), ISBN 3-7274-2650-0 {{Schule|264}}
#Rudolf Steiner: ''Kunst im Lichte der Mysterienweisheit'', [[GA 275]] (1990), ISBN 3-7274-2750-7 {{Vorträge|275}}


{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Geistige Wesen]] [[Kategorie:Erde]]
[[Kategorie:Mysterien]]

Version vom 15. Juni 2011, 07:30 Uhr

Das Kabirion von Samothrake (Foto: Agon S. Buchholz)

Die Samothrakischen Mysterien waren auf der im Thrakischen Meer der nördlichen Ägäis gelegenen, gebirgigen und wasserreichen griechischen Insel Samothrake (Σαμοθράκη, "thrakisches Samos") beheimatet. Hier wurden die Großen Götter, die Kabiren (griech. Κάβειροι,die Großen, lat. Cabiri), verehrt. Sie waren nach mythologischer Überlieferung chthonische Götter beiderlei Geschlechts aus Kleinasien und Diener der Großen Mutter, der Kabeiro, die von den Griechen mit der Göttermutter Rhea, aber auch mit Demeter, Hekate und Aphrodite indentifiziert wurde. Sie waren eigentlich die esoterische Seite der Ceres (der Kersa), der Demeter, der Werdewelt. Verglichen mit der Großen Mutter erschienen sie wie Zwerge, dennoch nannte man sie Megaloi Theoi, »Große Götter«. Von den vier überlieferten Götternamen, die aus Mysterien der Kabiren, wahrscheinlich aus Theben bekannt sind, Axieros, Axiokersa, Axiokersos und Kadmilos, wurde behauptet, sie bezeichneten Persephone, Demeter, Hades und Hermes. Die griech. Vorsilbe axios, die in diesen Namen vorkommt, bedeutet würdig. Der Name Kabiren ist nicht griechischen Ursprungs, sondern leitet sich von dem Berg Kabeiros in der Landschaft Berekyntia ab, der der phrygischen Göttermutter gehörte. Erst später machten sie Samothrake zu ihrer heiligen Mysterieninsel. Zu dieser Zeit sei auch Orpheus ihr Schüler gewesen. Von in Not geratenen Seeleuten wurden sie als rettende Götter angerufen.

Die Kabiren hängen eng mit dem Werden des Menschen zusammen. Das hatte schon Goethe geahnt und lässt sie daher im zweiten Teil seiner Faust-Tragödie in der Klassischen Walpurgisnacht dort erscheinen, wo aus dem Homunkulus eine Homo, ein Mensch, werden soll:

"Damit aber zeigt Goethe, daß er eine tiefe und bedeutungsvolle Auffassung von den Kabiren von Samothrake hatte, daß er eine Empfindung dafür hatte, daß diese Kabiren im uralten Altertum verehrt wurden als die Hüter jener Kräfte, die mit dem Menschenwerden, mit der Menschengenesis zusammenhängen. Also an Höchstes rührt Goethe, indem er aufruft aus der Zeit des atavistischen Hellsehens die Bilder jener Götterkräfte, die mit dem Menschenwerden zusammenhängen.

Die griechische Anschauung verwies selbst schon auf sehr Altes, wenn sie von den Mysterien von Samothrake sprach. Und man darf sagen: Gegenüber allem, was die Griechen an verschiedenen Göttervorstellungen und an Vorstellungen des Zusammenhanges des Menschen mit diesen Göttern hatten - die Vorstellungen über die Gottheiten von Samothrake, über die kabirischen Gottheiten durchzogen alles. Und der alte Grieche war davon überzeugt, daß er durch dasjenige, was als Vermächtnis der samothrakischen Mysterien in das griechische Bewußtsein hineingekommen war, eine Vorstellung, eine Idee bekommen hat von der menschlichen Unsterblichkeit. Der Grieche dachte sich, daß er verdankt die Idee der menschlichen Unsterblichkeit, das heißt, der Zugehörigkeit des Menschen zum geistig-seelischen Weltenall, dem Einfluß der samothrakischen Kabiren-Mysterien.

So will also Goethe zu gleicher Zeit sagen: Vielleicht kommt die abstrakte Menschenidee des Homunkulus mit den wirklichen Menschenwerdekräften zusammen, wenn im leibfreien Zustande erfaßt werden die Impulse, die sich der Grieche verbunden dachte mit seinen Kabiren von Samothrake." (Lit.: GA 273, S. 201f)

"Äußerlich betrachtet sind sie wiederum einfache Meeresgötter. Samothrake - die Griechen wußten es - war in verhältnismäßig gar nicht alter Urzeit von den furchtbarsten, erdbebenartigen Stürmen umbrandet, zerklüftet, durcheinandergeworfen. Also die Naturdämonen hatten hier in ganz ungeheuerlicher Weise so gewaltet, daß das noch wie in einer historischen Erinnerung für die alten Griechen war. Und in den Wäldern, in den dichten, damals dichten Wäldern von Samothrake. war verborgen das Mysterium der Kabiren. Unter den mancherlei Namen, die die Kabiren tragen, sind auch die, wo der eine Kabir genannt wird Axieros, der zweite Axiokersos und der dritte Axiokersa, Kadmilos der vierte. Dann hatte man so ein unbestimmtes Gefühl, daß es noch einen fünften, sechsten und siebenten gab. Aber im wesentlichen war der Mensehen geistiger Blick hingerichtet auf die drei ersten Kabiren. Es handelte sich bei den alten Vorstellungen von den Kabiren nun wirklich um das Menschenwerde-Geheimnis. Und eigentlich sollte derjenige, der in die heiligen Mysterien von Samothrake eingeweiht wurde, zu der Anschauung kommen: Was entspricht in der geistigen Welt, geistig angeschaut, demjenigen, was hier auf Erden geschieht, wenn für eine auf der Erde sich verkörpernde Seele der Mensch entsteht, der Mensch wird in der Generationsfolge? — Gewissermaßen das geistige Korrelat des menschlichen Geborenwerdens sollte geschaut werden in der geistigen Welt. Durch diese Schauung glaubte Goethe den Homunkulus zu einem Homo in der Idee bekommen zu können. Aber in dieses Schauen sollte auch der Eingeweihte der samothrakischen Mysterien eingeführt werden." (Lit.: GA 273, S. 202f)

Rudolf Steiner wies darauf hin, dass die insgesamt sieben Kabiren den Wesensgliedern des Menschen entsprechen. Die ersten drei stehen für die leiblichen Hüllen, die aus dem physischen Leib, dem Ätherleib und dem Astralleib bestehen. Der vierte Kabir, Kadmilos, repräsentiert das menschliche Ich. Die weiteren drei "sind im Olymp zu erfragen" (Goethe) und verweisen auf die höheren geistigen Wesensglieder Manas, Buddhi und Atma.

"In den samothrakischen Mysterien hat man zum Beispiel gelehrt: Es gibt vier Kabiren; drei von diesen töten immer den vierten. - Aber eigentlich meinte man, der Mensch habe physischen Leib, Ätherleib, astralischen Leib und Ich. Physischer Leib ist zunächst als physischer Leichnam dem Tode verfallen. Der Ätherleib zerstiebt im Kosmischen, der astralische Leib geht auch in einer gewissen Weise auf, wie ich es dargestellt habe in meiner «Theosophie». Wenn das Ich sein Selbstbewußtsein nicht rettet durch Teilnahme an dem Geistigen, dann töten die drei auch das Ich und ziehen es hinunter in die Sterblichkeit. Man suchte in den Mysterien die Unsterblichkeit des Menschen zu retten. Man stellte sich nicht vor, daß man sich die Unsterblichkeit durch Gebete erwerben könnte; man stellte sich nicht vor, daß man bloß passiv zu der Unsterblichkeit sich verhalten kann und dergleichen, sondern man stellte sich vor, daß diejenigen, die initiiert wurden, durch die besondere Umwandlung ihres Seelenwesens, durch ihre Auferweckung, durch das Aufwachen ihres Ich über die Gefahr hinwegkamen, sich nicht im Geiste zu erfassen und dadurch den "Weg ihres sterblichen Leibes gehen zu müssen." (Lit.: GA 205, S. 48f)

Die Kabiren als Krüge gestaltet nach dem Entwurf Rudolf Steiners.

"Es waren jene Mysterien, die gerade im tiefsten Sinne in voller Lebendigkeit vor ihren Zuhörern das Bewußtsein erweckten, daß die ganze Welt eine Theogonie, ein Götterwerden sei, daß man die Welt durchaus in illusionärer Weise sieht, wenn man glaubt, daß etwas anderes wird in der Welt, als Götter. Götter sind es, die die Wesenhaftigkeiten der Welt darstellen, Götter sind es, welche Erlebnisse in dieser Welt haben, Götter sind es, die Taten ausführen. Und das, was man sieht als Wolken, was man hört als Donner, was man wahrnimmt als Blitze, was man auf der Erde wahrnimmt als Fluß und Berg, was man wahrnimmt auf der Erde in den Mineralreichen, das sind die Offenbarungen, die Äußerungen des Werdens der Schicksale der Götter, die sich dahinter verbergen. Und auch dasjenige was äußerlich sich darstellt in der Wolke, in Blitz und Donner, in Baum und Wald, in Fluß und Berg, das ist nichts anderes, als was das Götterdasein, das überall ist, so offenbart, wie die Haut des Menschen das innerlich Seelenhafte dieses Menschen offenbart. Und wenn Götter überall sind, dann muß man unterscheiden - so lehrte man die Mysterienschüler im nördlichen Griechenland - zwischen den kleinen Göttern, die in den einzelnen Naturwesen und -Vorgängen sind, und den großen Göttern, welche sich darstellen als Wesenhaftes der Sonne, des Mars, des Merkur, und eines vierten, der nicht äußerlich durch ein Bild oder durch eine Gestaltung sichtbar gemacht werden kann. Das waren die großen Götter, die großen Planetengötter, jene großen Planetengötter, die so behandelt wurden, daß des Menschen Blick hinaufgelenkt wurde nach dem Weltenraum, daß sein Auge, aber auch sein ganzes Herz schauen sollte dasjenige, was in Sonne, Mars, Merkur lebte, was aber nicht nur draußen in diesem kleinen Kreise lebt im Weltenraum, was überall im Weltenraum lebt, was vor allen Dingen herankommt an den Menschen.

Und nachdem zuerst, ich möchte sagen ein majestätischer Impuls in dem Schüler der nordgriechischen Mysterien dadurch erweckt worden war, daß sein Blick hinaufgelenkt wurde auf die Planetenkreise selbst, wurde dann dieser Blick menschlich so vertieft, daß gewissermaßen das Auge vom Herzen ergriffen wurde, um seelisch zu sehen. Dann verstand der Schüler, warum auf dem Altar vor ihn hingestellt worden waren drei symbolisch gestaltete Krüge.

Wir haben einmal eine Nachbildung dieser Krüge hier in einer eurythmischen Faust-Vorstellung verwendet, und so, wie sie dazumal ausgesehen haben, diese Krüge, so haben sie ausgesehen in den samothrakischen, in den nordgriechischen Mysterien. Aber das Wesentliche war, daß mit diesen Krügen in ihrer ganzen symbolischen Gestaltung eine Weihehandlung, eine Opferhandlung vor sich gegangen ist. Eine Art Weihrauch wurde in diese Krüge getan, wurde entzündet, der Rauch strömte heraus, und drei Worte, von denen wir morgen noch sprechen werden, wurden mit mantrischer Gewalt von dem zelebrierenden Vater in den Rauch hineingesprochen, der von diesen Krügen aufdampfte, und es erschienen die Gestalten der drei Kabiren. Sie erschienen dadurch, daß der menschliche Atem, die Ausatmung durch das mantrische Wort sich gestaltete und seine Gestaltung mitteilte dem Aufsteigenden, Aufdampfenden der Substanz, die den symbolischen Krügen einverleibt worden war. Und indem der Schüler auf diese Weise lesen lernte in seinen eigenen Atemzügen, indem er lesen lernte, was in den Rauch diese eigenen Atemzüge hineinschrieben, lernte er zugleich lesen, was die geheimnisvollen Planeten aus dem weiten Weltenall herein zu ihm sprachen. Denn nun wußte er: wie der eine der Kabiren gestaltet wurde durch das mantrische Wort und seine Gewalt, so war in Wirklichkeit der Merkur; wie gestaltet wurde der zweite Kabir, so war in Wirklichkeit der Mars; wie gestaltet wurde der .dritte Kabir, so war in Wirklichkeit Apollo, die Sonne." (Lit.: GA 232, S. 180f)

"Das waren die Zeiten, in denen der Mensch nicht in abstracto gesagt hat: Im Urbeginne war der Logos, und der Logos war bei Gott, und ein Gott war der Logos - das waren die Zeiten, in denen der Mensch etwas ganz anderes sagen konnte, in denen der Mensch sagen konnte: In mir gestaltet sich die Ausatmung, und indem die Ausatmung sich in regelmäßiger Weise gestaltet, erweist sie sich selber als ein Nachbild kosmischen Schaffens, denn sie schafft mir aus dem Opferrauch Gestaltungen, die für mich die lebendigen Schriftzüge sind, die mir verraten, was mir die planetarischen Welten sagen wollen.

Und wenn sich der Schüler der Kabirenmysterien auf Samothrake näherte den Pforten dieser Einweihungsstätten, dann hatte er durch seinen Unterricht das Gefühl: Ja, jetzt betrete ich dasjenige, was mir umschließt die magischen Handlungen des opfernden Vaters. Denn «Vater» nannte man die zelebrierenden Initiatoren dieser Mysterien. Und was offenbarte dem Schüler die magische Kraft dieser zelebrierenden Väter? Durch das, was die Götter in den Menschen gelegt haben, durch die Gewalt der Sprache, schrieb der priesterliche Magier und Weise hinein in den Opferrauch jene Schriftzüge, die aussprachen die Geheimnisse des Weltenalls." (Lit.: GA 232, S. 182)

"In den samothrakischen Mysterien war noch etwas vorhanden, durch das der Mensch mit Wahrheit sagen konnte, wie sich Götter anfühlen lassen. Denn der Gefühls-, der Tastsinn war noch fähig dessen, wessen er in alten Zeiten durchaus fähig war: das Geistige anzufühlen, Götter zu ertasten. Und das Wunderbare ist eigentlich folgendes, ja man muß schon in ältere Zeiten zurückgehen, wenn man geradezu sprechen will davon, daß die Menschen sagen konnten mit Wahrheit: Ich weiß durch meine Fingerspitzen, wie sich Götter ertasten. Aber in den samothrakischen Mysterien bestand eine andere Kunst des Ertastens der Götter; sie bestand in folgendem.

Indem der priesterliche Magier in den Opferrauch die Worte hineinsprach, indem er also das Wort ertönen ließ im Aushauche und sprach, fühlte er in dem hinausgehenden Atem, wie der Mensch sonst fühlt, wenn er die tastende Hand ausstreckt. Und wie man weiß, daß man mit der Fingerspitze in stets anderer Weise tastet, über den Stoff fährt, wenn man Samt anfühlt, wenn man Seide anfühlt, wenn man Katzenfelle anfühlt, wenn man menschliche Haut anfühlt, so empfand der samothrakische Priestermagier mit der ausgeatmeten Luft, und er empfand den Aushauch, den er gegen den Opferrauch hin strahlen ließ, wie ein Ausstrecken von etwas, was aus ihm selber herauskam: er empfand den Aushauch wie ein Tastorgan, das nach dem Rauche hin ging. Er fühlte den Rauch. Und er fühlte in dem Rauch die ihm entgegenkommenden großen Götter, die Kabiren, er fühlte in dem, wie der Rauch sich gestaltete, und wie die Gestalten, die sich da bildeten, von außen herankamen an den Aushauch, so daß der Aushauch fühlte: da ist Rundung, da ist Eckigkeit, da greift mir etwas entgegen. Die ganze göttliche Gestalt des Kabirs wurde ertastet mit dem in das Wort gekleideten Aushauch. Mit der Sprache, die aus dem Herzen kam, ertastete der samothrakische Weise die durch den Opferrauch zu ihm herabsteigenden Kabiren, das heißt die großen Götter. Und es war eine lebendige Wechselwirkung zwischen dem Logos im Menschen und dem Logos draußen in den Weltenweiten.

Und indem der einweihende Vater den Schüler hinführte vor den Opferaltar und nach und nach lehrte, wie man fühlen kann mit der Sprache, und indem der Schüler immer weiter vorschritt und sich in dieses Fühlen mit der Sprache hineinfand, kam der Schüler endlich zu jenem Stadium inneren Erlebens, in dem er zunächst ein deutliches Bewußtsein hatte, wie gestaltet ist Merkur, Hermes, wie gestaltet ist Apollo, wie gestaltet ist Ares, der Mars. Es war, wie wenn das ganze Bewußtsein des Menschen herausgehoben wäre aus seinem Leibe, wie wenn dasjenige, was der Schüler früher gewußt hat als den Inhalt seines Kopfes, oben gewesen wäre über seinem Haupte, wie wenn das Herz lokalisiert wäre an einem neuen Orte, indem es heraufgedrungen wäre aus der Brust in den Kopf. Und dann erstand in diesem über sich selbst wirklich hinausgegangenen Menschen dasjenige, was innerlich sich formte zu dem Worte: So wollen dich die Kabiren, die großen Götter. Von da ab wußte der Schüler, wie in ihm lebte Merkurius in seinen Gliedmaßen, die Sonne in seinem Herzen, der Mars in seiner Sprache." (Lit.: GA 232, S. 183f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Erster Teil, GA 205 (1987), ISBN 3-7274-2050-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Mysteriengestaltungen, GA 232 (1998), ISBN 3-7274-2321-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Erläuterungen zu Goethes «Faust», Band II: Das Faust-Problem, GA 273 (1981), ISBN 3-7274-2730-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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