Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459 und Unterwelt der griechischen Mythologie: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459''' erschien 1616 in [[Wikipedia:Straßburg|Straßburg]] erstmals im Druck, nachdem sie zuvor schon einige Zeit als Handschrift im Umlauf war. Die Schrift erschien zunächst anonym, doch gilt als ihr Autor zurecht [[Johann Valentin Andreae]]. Entstanden ist die ''Chymische Hochzeit'' vermutlich um 1604. Geschildert werden darin die Einweihungserlebnisse des [[Christian Rosenkreutz]] in Form eines alchemistischen Romans.
[[Datei:Doré - Styx.jpg|miniatur|300px|Fahrt über den Styx (Radierung von [[Wikipedia:Gustave Doré|Gustave Doré]] von 1861)]]
Der '''Hades''' ({{ELSalt|Ἅιδης}}), die '''Unterwelt der griechischen Mythologie''', wird von dem gleichnamigen Gott [[Hades]] beherrscht. Seine Gattin ist [[Persephone (Mythologie)|Persephone]]. Insgesamt umfasst die [[Jenseits]]vorstellung der Griechen drei Bereiche: das [[Elysion]], die Insel der Seligen, den [[Asphodeliengrund]], wo die weitaus meisten [[Tote]]n als [[Schatten]] leben, bis sie sich endlich nach langer Zeit verflüchtigen, und den [[Tartaros]], die eigentliche [[Unterwelt]], als Ort der ewigen Verdammnis.


== Inhalt ==
Mit Hilfe des Fährmannes [[Charon]], dem Empfang der [[Wikipedia:Begräbnis|Begräbnis]]riten und einer [[Wikipedia:Münze|Geldmünze]], dem sogenannten [[Wikipedia:Obolus|Obolus]] unter der Zunge, kann der Fluss [[Styx]] oder [[Acheron]], der die Ober- von der Unterwelt trennt, überquert werden. Andere Flüsse, die das Totenreich umgeben, sind [[Kokytos]], [[Phlegethon|Pyriphlegethon]], der [[Lethe (Mythologie)|Lethestrom]] und der vom Acheron gebildete ''Acherusische See''.


Die romanhafte Schilderung beginnt damit, dass der achtzigjähriger Christian Rosenkreutz, der um 1459 in einer Eremitage am Abhang eines Berges lebte, über ein selbsterlebtes Abenteuer zu berichten beginnt, das er am Vorabend des Ostertages erlebt hat. Die ganze Erzählung erstreckt sich über genau sieben Tage und beginnt damit, dass Christian Rosenkreutz, tief in die [[Meditation]] versenkt, plötzlich einen grausamen Wind an seine Hütte heranwehen spürt. Da titt plötzlich ein herrliches geflügeltes Weib in blauem Kleid und güldenen Sternen an ihn heran und lädt ihn zu einer königlichen Hochzeit.  
Eine Kluft bildet den Eingang zum Totenreich. Sie befindet sich entweder am Ende der Welt am Ufer des [[Okeanos]], oder im Land der [[Wikipedia:Kimmerier|Kimmerier]], oder im Hain [[Persephone (Mythologie)|Persephones]]. Dort stürzen die schwarzen Fluten des Flammenflusses Pyriphlegethon und des Kokytos in die Tiefe. [[Kerberos (Mythologie)|Kerberos]], der dreiköpfige, schlangenhaarige Höllenhund, bewacht den Eingang zum Hades und sorgt dafür, dass kein Lebender die Unterwelt betritt und kein Toter sie verlässt.


Auf seiner Wanderung erreicht Christian Rosenkreutz einen Berggipfel, wo er wie auch die Gäste durch eine Waage geprüft werden. Diejenigen, die für tugendhaft befunden werden, dürfen der Hochzeit beiwohnen. Nachdem die Prüfung als bestanden gilt, erhalten sie ein Goldenes Vlies und werden der königlichen Familie vorgestellt. Voller Erwartungen einer Hochzeit beizuwohnen, wird die königliche Familie geköpft und ihre Teile in sieben Schiffe verladen. Die Teile werden auf einer weit abgelegenen Insel in den Olympischen Turm gebracht, der sieben Stockwerke fasst. Innerhalb der Erzählung von Christian Rosenkreutz, erleben die Gäste innerhalb dieses Turmes einen Aufstieg. Wobei jeder der Gäste an alchemistischen Operationen teilnimmt, die durch einen Greis und eine Frau geführt werden. Aus den königlichen Überresten gewinnt man dabei eine Art flüssiges Destillat, welches ein weißes Ei gebiert. Aus diesem schlüpft wiederum ein Vogel, der gemästet und geköpft wird. Die Gäste sind dazu aufgefordert aus den Überresten zwei winzige Statuen zu formen. Diese werden solang gefüttert, bis sie die Größe eines erwachsenen Menschen erreicht haben. Dabei stellt sich heraus, dass diese Erwachsenen der auferstandene König und die Königin sind. Nachdem dieses Werk vollbracht ist, werden die Gäste durch das Königspaar in den Orden vom Goldenen Stein eingeführt und kehren zum Schloss zurück. Christian Rosenkreutz spielt dabei noch eine weitere besondere Rolle. Da er im Schloss in das Mausoleum eingedrungen war, wurde er von der dort lebenden Venus als Schlosswächter verurteilt. Die Geschichte endet schließlich wieder in der Eremitage des Christian Rosenkreutz, womit nochmals verdeutlicht wird, dass es sich bei den Schilderungen um keine äußeren Erlebnisse, sondern um innere geistige Erfahrungen handelt.
== Totengericht, Elysium und Tartaros ==
Nach ursprünglicher griechischer Auffassung war der Hades allen Sterblichen gleichermaßen  bestimmt: hochrangig oder gering, gut oder schlecht. Sie lebten dort nicht weiter, sondern existierten nur als scheue Schatten. Der Hades blieb nur sehr wenigen, auserwählten Menschen erspart – sie wurden [[Apotheose|vergöttlicht]] und zu den Göttern auf den [[Olymp]] gesellt. Ein Beispiel dafür ist [[Herakles]].
 
Nach späteren Vorstellungen entschieden die Totenrichter [[Minos]], [[Rhadamanthys]] und [[Aiakos]] nach dem Tod über das Schicksal der Seele.
Die edelsten Seelen gingen in die, von der [[Lethe (Mythologie)|Lethe]] (Strom des Vergessens) umflossenen, [[Elysion|elysischen Gefilde]] ein, wo sie sich entweder als Schatten schmerzlos aufhielten, oder in ewiger Glückseligkeit existierten.
Nach einer anderen, mindestens ebenso alten Vorstellung befand sich das [[Elysion]] in weiten Fernen jenseits des Okeanos, auf den Inseln der Seligen.
 
Die weitaus meisten Seelen mussten lange Zeit als [[Schatten]] im [[Asphodelengrund]] verweilen, benannt nach den [[Wikipedia:Affodill|Asphodelen]] ([[lat.]] ''Asphodelus''), die hier als mythische Blumen wachsen und die von den Griechen gerne auf Gräber gepflanzt wurden. Hier fallen auch die bedeutsamen Worte, die [[Wikipedia:Achileus|Achileus]] zu dem in die Unterwelt herabgestiegenen [[Wikipedia:Odysseus|Odysseus]] spricht:
 
{{Zitat|vor=|nach=|<poem>Preise mir jetzt nicht tröstend den Tod, ruhmvoller Odysseus.
Lieber möcht' ich fürwahr dem unbegüterten Meier,
Der nur kümmerlich lebt, als Tagelöhner das Feld baun,
Als die ganze Schar vermoderter Toten beherrschen.</poem>|Homer|Odyssee 11,488-491 (übersetzt von Johann Heinrich Voß)}}
 
[[Rudolf Steiner]] bemerkt dazu:
 
{{GZ|Die vierte Kultur, die griechisch-römische, sie führt den Menschen
vollends herab auf den physischen Plan. So lieb hat er ihn jetzt gewonnen,
daß er ganz vergessen hat, woher er gekommen ist. Das Verständnis
für die geistige Welt ist ihm verlorengegangen. Tief zeigt
dieses der Ausspruch des griechischen Helden Achilles: Lieber ein
Bettler in der Oberwelt als ein König im Reiche der Schatten.|109|246f|250}}
 
Die Frevler aber wurden in den [[Tartaros]] gestoßen, die tiefste Region und von unheimlichen Gestalten bewohnt. Diejenigen, die schwere Verfehlungen gegen die Götter begangen hatten, sollten hier ewige Qualen erleiden. Der Bereich ist von einer ehernen Mauer und dem Flammenfluss [[Phlegethon|Pyriphlegeton]] umgeben und dient [[Zeus]] als Gefängnis für Missetäter und Gottesfrevler. Zu diesen Bewohnern der griechischen „Hölle“ zählen:
* die [[Danaiden]]
* [[Ixion (König der Lapither)|Ixion]]
* [[Peirithoos]]
* [[Sisyphos]]
* [[Tantalos]]
* [[Tityos]]
* einige [[Titanen]]
 
== Platons Schilderung der Unterwelt ==
 
Eine ausführliche Schilderung der [[Unterwelt]] gibt Platon in seinem Dialog [[Phaidon]]:
 
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"Einer nämlich von diesen  Erdspalten ist auch sonst der größte und quer durch die ganze Erde gebohrt. Dieser ist nun, wie Homeros davon singt, ferne, wo tief sich öffnet der Abgrund unter der  Erde,derselbe, den anderwärts er und auch sonst viele  andere Dichter den Tartaros genannt haben. In diesen Spalt nun strömen alle diese Flüsse zusammen  und strömen auch wieder von ihm aus; und alle  werden so wie der Boden, durch welchen sie strömen. Die Ursache aber, warum alle Ströme von  hier ausfließen und auch wieder hinein, ist, daß  diese Flüssigkeit keinen Boden hat und keinen  Grund. Daher schwebt sie und wogt immer auf und ab, und die Luft und der Hauch um sie her tut dasselbe. Denn dieser begleitet sie, sowohl wenn sie in die jenseitigen Gegenden der Erde strömt, als wenn sie in die diesseitigen strömt. Und so wie der  Hauch der Atmenden in beständiger Bewegung  immer einströmt und ausströmt, so bildet auch dort der mit der Flüssigkeit wogende Hauch heftige und  gewaltige Winde sowohl im Hineingehen als im  Herausgehen. Wenn nun strömend das Wasser  nach der Gegend hin ausweicht, welche »unten«  genannt wird, so fließt es in das Gebiet der dortigen Ströme und füllt es an wie beim Pumpen.  Wenn es aber von dort wiederum sich wegzieht und hierher strömt, so erfüllt es dann die hiesigen.  Diese, wenn sie erfüllt sind, strömen durch die Kanäle und durch die Erde; und wenn sie jeder in die  Gegenden kommen, wohin sie jedesmal geleitet  werden, so bilden sie Meere und Seen und Flüsse  und Quellen. Von da tauchen sie nun wieder unter  die Erde, und teils längere und mehrere Gegenden  durchziehend, teils wenigere und kürzere, ergießen  sie sich alle wieder in den Tartaros, einige viel weiter unten, als wo sie ausgepumpt wurden, andere  nicht so viel; aber unterhalb ihres Ausflusses fließen sie alle ein; und einige strömen wieder aus, gerade gegenüber der Stelle, wo sie eingeflossen sind, andere auf der nämlichen Seite. Ja, es gibt auch  welche, die im Kreise herumziehen, ein oder mehrere Male sich um die Erde winden wie Schlangen  und dann möglichst tief gesenkt sich wieder hinein  ergießen. Möglich ist aber von beiden Seiten nur, sich bis zur Mitte herabzusenken, weiter nicht.  Denn für beiderlei Ströme geht die Richtung nach  jeder von beiden Seiten aufwärts.
 
So gibt es nun gar viele andere große und verschiedene Ströme; unter diesen vielen aber gibt es  vorzüglich vier, von denen der größte und der am  äußersten rundherum fließende der sogenannte  Okeanos ist; diesem gegenüber und in entgegengesetzter Richtung fließend ist der Acheron, welcher  durch viele andere wüste Gegenden fließt, vorzüglich aber auch unter der Erde fortfließend in den  Acherusischen See kommt, wohin auch der meisten Verstorbenen Seelen gelangen, und nachdem sie  gewisse bestimmte Zeiten dort geblieben, einige  länger, andere kürzer, dann wieder ausgesendet  werden zu den Erzeugungen der Lebendigen. Der  dritte Fluß strömt aus zwischen diesen beiden und  ergießt sich unweit seiner Quelle in eine weite, mit  einem gewaltigen Feuer brennende Gegend, wo er  einen See bildet, größer als unser Meer und siedend von Wasser und Schlamm. Von hier aus bewegt er  sich dann im Kreise herum trübe und schlammig,  und indem er sich um die Erde herumwälzt, kommt  er nächst andern Orten auch an die Grenzen des  Acherusischen Sees, jedoch ohne daß ihre Gewässer sich vermischten. Und nachdem er sich oftmals  unter der Erde umhergewälzt, ergießt er sich zu allerunterst in den Tartaros. Dies ist der, den man Pyriphlegethon nennt, von welchem auch die  feuerspeienden Berge, wo sich deren auf der Erde  finden, kleine Teilchen herauf blasen. Diesem wiederum gegenüber strömt der vierte aus, zuerst in  eine furchtbare und wilde Gegend, wie man sagt,  und die von Farbe ganz und gar dunkelblau ist,  welche sie die Stygische nennen, und den See, welchen der Fluß bildet, den Styx. Nachdem sich dieser nun hier hineinbegeben und gewaltige Kräfte  aufgenommen in sein Wasser, geht er unter die  Erde, wälzt sich herum, kommt dem Pyriphlegethon gegenüber wieder hervor und trifft auf den  Acherusischen See an der gegenüberliegenden  Seite. Und auch dieser vermischt sein Wasser mit  keinem andern, sondern geht ebenfalls im Kreise  herum und ergießt sich wieder in den Tartaros gegenüber dem Pyriphlegethon. Sein Name aber  heißt, wie die Dichter sagen, Kokytos.
 
Da nun dieses so ist, so werden, sobald die Verstorbenen an dem Orte angelangt sind, wohin der Dämon jeden bringt, zuerst diejenigen ausgesondert, welche schön und heilig gelebt haben, und  welche nicht. Die nun dafür erkannt werden, einen  mittelmäßigen Wandel geführt zu haben, begeben  sich auf den Acheron, besteigen die Fahrzeuge, die  es da für sie gibt, und gelangen auf diesen zu dem  See. Hier wohnen sie und reinigen sich, büßen ihre  Vergehungen ab, wenn einer sich irgendwie  vergangen hat, und werden losgesprochen, wie sie  auch ebenso für ihre guten Taten den Lohn erlangen, jeglicher nach Verdienst. Deren Zustand aber  für unheilbar erkannt wird wegen der Größe ihrer  Vergehungen, weil sie häufigen und bedeutenden  Raub an den Heiligtümern begangen oder viele ungerechte und gesetzwidrige Mordtaten vollbracht  oder anderes, was dem verwandt ist, - diese wirft  ihr gebührendes Geschick in den Tartaros, aus dem sie nie wieder heraussteigen. Die hingegen heilbare zwar, aber doch große Vergehungen begangen zu  haben erfunden werden, wie die gegen Vater oder  Mutter im Zorn etwas Gewalttätiges ausgeübt, oder die auf diese oder andere Weise Mörder geworden  sind, - diese müssen zwar auch in den Tartaros  stürzen; aber wenn sie hineingestürzt und ein Jahr  darin gewesen sind, wirft die Welle sie wieder aus,  die Mörder auf der Seite des Kokytos, die aber  gegen Vater und Mutter sich versündigt, auf der  Seite des Pyriphlegethon. Wenn sie nun auf diesen  fortgetrieben an den Acherusischen See kommen,  so schreien sie da und rufen die, welche von ihnen  getötet worden sind oder frevelhaft behandelt.  Haben sie sie nun herbeigerufen, so flehen sie und  bitten, sie möchten sie in den See aussteigen lassen und sie dort aufnehmen. Wenn sie sie nun überreden, so steigen sie aus, und ihre Übel sind am  Ende; wo nicht, so werden sie wieder in den Tartaros getrieben, und aus diesem wieder in die Flüsse,  und so hört es nicht auf, ihnen zu ergehen, bis sie diejenigen überreden, welchen sie Unrecht getan  haben; denn diese Strafe ist ihnen von den Richtern angeordnet. Die aber ausgezeichnete Fortschritte in heiligem Leben gemacht zu haben erscheinen, dies  endlich sind diejenigen, welche, von allen diesen  Orten im Innern der Erde befreit und losgesprochen von allem Gefängnis, hinauf in die reine Behausung gelangen und auf der Erde wohnhaft werden. Welche nun unter diesen durch Weisheitsliebe sich schon gehörig gereinigt haben, diese leben für alle  künftigen Zeiten gänzlich ohne Leiber und kommen in noch schönere Wohnungen als diese, welche  weder leicht wären zu beschreiben, noch würde die  Zeit für diesmal zureichen. Aber schon um deswillen, was wir jetzt auseinandergesetzt haben, o Simmias, muß man ja wohl alles tun, um der Tugend  und Vernunft im Leben teilhaftig zu werden. Denn  schön ist der Preis und die Hoffnung groß.<ref>[http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Phaidon Deutsche Übersetzung] nach Schleiermacher von 1809 bei [[Wikipedia:Zeno.org|Zeno.org]] (ohne Abschnittszählung)</ref>
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== Unterweltsmythen ==
=== Persephone ===
[[Datei:Persephone Hades BM Vase E82.jpg|miniatur|Persephone und Hades. [[Wikipedia:Tondo|Tondo]] einer attischen [[Wikipedia:Kylix (Gefäß)|Kylix]], ca. 440-430 v. Chr. Wahrscheinlich aus [[Wikipedia:Vulci|Vulci]].]]
 
Mit der Einwilligung des Zeus raubte Hades die junge [[Persephone (Mythologie)|Persephone]] und machte sie zu seiner Gattin. Ihre Mutter [[Demeter]] war darüber so betrübt, dass sie vergaß, das Getreide wachsen zu lassen. Zeus versuchte erst, Persephone zu befreien; da diese bereits von jenen Früchten, die eine Rückkehr aus der Unterwelt verwehren, gekostet hatte, musste sie in der Unterwelt bleiben. So wurde die Vereinbarung geschlossen, dass Persephone sechs Monate des Jahres auf der Erde weilen durfte und die restlichen sechs Monate bei Hades in der Unterwelt verbringen musste.
 
=== Orpheus und Eurydike ===
[[Orpheus]], der berühmte Sänger, stieg in den Hades hinab, um seine geliebte verstorbene Frau [[Eurydike (Nymphe)|Eurydike]] zu befreien. Mit seinem Gesang konnte er Charon, den Fährmann an der Styx, dazu bewegen, ihn mit in die Unterwelt zu nehmen. Dort traf er auf Eurydikes Seelenschatten und bat den Gott Hades, sie wieder mit in die Oberwelt nehmen zu dürfen. Es wurde Orpheus gestattet, jedoch unter der Bedingung [[Persephone (Mythologie)|Persephones]], dass er vor Eurydike her ginge und sich unter keinen Umständen nach ihr umschauen durfte, bis sie wieder in die Oberwelt zurückgekehrt wären. Orpheus war bestrebt, den Aufstieg so schnell wie möglich zu machen, doch begann er sich zu fürchten, Eurydike könnte vielleicht nicht Schritt halten. Er haderte mit sich, sah sich aber um. Eurydike war in Schattengestalt hinter ihm. Sie musste ihn sofort verlassen und endgültig in die Unterwelt zurückkehren. Nach anderer, von antiken Bildwerken gestützter Vorstellung berührte Euridike den Orpheus, sodass er sich erschrocken umsah.
 
=== Theseus und Peirithoos ===
Hades hielt [[Theseus]] und [[Peirithoos]] gefangen, die geschworen hatten, Töchter des Zeus' zu heiraten. Theseus wählte [[Helena (Mythologie)|Helena]] und gemeinsam entführten sie das Mädchen und beschlossen, sie solange festzuhalten, bis sie im heiratsfähigen Alter war. Peirithoos hatte sich vorgenommen, die Persephone aus der Unterwelt zu rauben. Sie ließen Helena bei Theseus' Mutter [[Aithra]] und Peirithoos stieg, von Theseus begleitet, zur Unterwelt hinab. Hades täuschte ihnen Gastfreundschaft und ein Fest vor – sobald die Ermüdeten sich aber niederließen, umwickelten Schlangen ihre Füße und hielten sie dort gefangen. Wegen dieses frechen Unterfangens fesselte sie der Gott der Unterwelt an einen Stein.
 
=== Herakles ===
Um als letzte der [[Herakles#Arbeiten|zwölf Arbeiten]] für [[Eurystheus]] den Höllenhund Kerberos aus der Unterwelt zu holen, ließ sich Herakles zunächst vom Priester [[Eumolpos]] in die [[Mysterien von Eleusis]], einem Demeter-Kult, einweihen. Er begann nach Opferungen und der Entsühnung der Morde an den [[Kentaur|Zentauren]] den Abstieg in den Hades im taenarischen Vorgebirge. Sogar in der Unterwelt flohen die toten Seelen vor dem Heros, der mit seinem Knüppel nach der [[Medusa]] und dem [[Meleagros (Mythologie)|Meleager]] schlug, bis ihm Hermes mitteilte, er übe nur Schattenkampf. [[Athene]] und Hermes halfen ihm auf dem Weg durch den Hades hin und zurück.
 
{{Zitat|Ganz nahe zu den Pforten des Hades gekommen, erblickte er seine Freunde Theseus und Peirithoos... <br />Als beide den befreundeten Halbgott erblickten, streckten sie flehend die Hände nach ihm aus... <br />Den Theseus ergriff auch Herakles wirklich bei der Hand, befreite ihn von seinen Banden... <br />Ein zweiter Versuch, auch den Peirithoos zu befreien, mißlang, denn die Erde fing an, ihm unter den Füßen zu beben... <br />Am Tore der Totenstadt stand der König Pluton und verwehrte ihm den Eintritt. Aber das Pfeilgeschoß des Heroen durchbohrte den Gott an der Schulter, daß er Qualen der Sterblichen empfand und, als der Halbgott nun bescheidentlich um Entführung des Höllenhundes bat, sich nicht länger widersetzte. Doch forderte er als Bedingung, daß Herakles desselben mächtig werden sollte, ohne die Waffen zu gebrauchen, die er bei sich führe|[[Gustav Schwab]], siehe auch [[Kerberos (Mythologie)|Kerberos]]}}
 
Hades musste zusehen, wie Herakles eine seiner Kühe schlachtete und mit dem Blut der Seele des Theseus neue Kraft einhauchte. Theseus entkam daraufhin der Unterwelt. Auch holte Herakles [[Alkestis]], die Gattin des Königs [[Admetos]], aus dem Hades zurück. Einen hilfreichen Bedienten des Hades, den Hirten [[Menoites]], erwürgte Herakles beinahe, hätte Persephone den Halbgott nicht besänftigt, ehe dieser mit dem Kerberos durch die Höhle Acherusia abzog und die letzte seiner Aufgaben bestand.
 
== Chthonische Götter ==
Nicht unbedingt als Teil eines von Seelen bewohnten Jenseits, sondern als Bewohner einer Unterwelt im Sinn einer unterirdischen Welt unter der Erde wurden die sogenannten [[Chthonische Götter|chthonischen Götter]], Dämonen und Ungeheuer gedacht:
* [[Chimäre (Mythologie)|Chimaira]]
* [[Echidna (Mythologie)|Echidna]]
* [[Empusa]]
* [[Erinnyen]] (lat. ''Furien'') „die Rachegöttinnen“
* [[Gorgonen]]
* [[Harpyia]]
* [[Hekate]]
* [[Hekatoncheiren]]
* [[Hydra (Mythologie)|Hydra]]
* [[Hypnos (Mythologie)|Hypnos]] „der Schlaf“
* [[Thanatos (Mythologie)|Thanatos]] „der Tod“
* [[Erebos]] (lat. Erebus)
 
== Anmerkungen ==
 
<references/>


== Literatur ==
== Literatur ==
#Johann Valentin Andreä: ''Die Chymische Hochzeit des Christian Rosencreutz'', Gedeutet und kommentiert von Bastiaan Baan, Verlag Urachhaus, Stuttgart 2001
* Lars Albinus: ''The house of Hades. Studies in ancient Greek eschatology.'' Aarhus University Press, Aarhus 2000, ISBN 87-7288-833-4
* {{DNP|5|51|53|Hades|[[Jan N. Bremmer]]}}
* {{Roscher|1,2|1778|1813|Hades|Wilhelm Drexler}}
* {{KlP|2|903|905|Hades|Hertha Sauer}}
* Rudolf Steiner: ''Das Prinzip der spirituellen Ökonomie im Zusammenhang mit Wiederverkörperungsfragen'', [[GA 109]] (2000), ISBN 3-7274-1090-6 {{Vorträge|109}}
 
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
#[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/bibliothek/alchemie/Johann_Valentin_Andreae_Chymische_Hochzeit_Christiani_Rosencreutz_Anno_1459.pdf Johann Valentin Andreae: ''Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459'']
* {{Wiktionary|Hades}}
{{Commonscat|Greek underworld|Griechische Unterwelt}}
* [http://www.theoi.com/Khthonios/Haides.html Hades] im Theoi Project (engl.)
 
[[Kategorie:Mythologie]] [[Kategorie:Griechische Mythologie]]


[[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Rosenkreuzer]]
{{Wikipedia}}

Version vom 10. August 2015, 11:03 Uhr

Fahrt über den Styx (Radierung von Gustave Doré von 1861)

Der Hades (griech. Ἅιδης), die Unterwelt der griechischen Mythologie, wird von dem gleichnamigen Gott Hades beherrscht. Seine Gattin ist Persephone. Insgesamt umfasst die Jenseitsvorstellung der Griechen drei Bereiche: das Elysion, die Insel der Seligen, den Asphodeliengrund, wo die weitaus meisten Toten als Schatten leben, bis sie sich endlich nach langer Zeit verflüchtigen, und den Tartaros, die eigentliche Unterwelt, als Ort der ewigen Verdammnis.

Mit Hilfe des Fährmannes Charon, dem Empfang der Begräbnisriten und einer Geldmünze, dem sogenannten Obolus unter der Zunge, kann der Fluss Styx oder Acheron, der die Ober- von der Unterwelt trennt, überquert werden. Andere Flüsse, die das Totenreich umgeben, sind Kokytos, Pyriphlegethon, der Lethestrom und der vom Acheron gebildete Acherusische See.

Eine Kluft bildet den Eingang zum Totenreich. Sie befindet sich entweder am Ende der Welt am Ufer des Okeanos, oder im Land der Kimmerier, oder im Hain Persephones. Dort stürzen die schwarzen Fluten des Flammenflusses Pyriphlegethon und des Kokytos in die Tiefe. Kerberos, der dreiköpfige, schlangenhaarige Höllenhund, bewacht den Eingang zum Hades und sorgt dafür, dass kein Lebender die Unterwelt betritt und kein Toter sie verlässt.

Totengericht, Elysium und Tartaros

Nach ursprünglicher griechischer Auffassung war der Hades allen Sterblichen gleichermaßen bestimmt: hochrangig oder gering, gut oder schlecht. Sie lebten dort nicht weiter, sondern existierten nur als scheue Schatten. Der Hades blieb nur sehr wenigen, auserwählten Menschen erspart – sie wurden vergöttlicht und zu den Göttern auf den Olymp gesellt. Ein Beispiel dafür ist Herakles.

Nach späteren Vorstellungen entschieden die Totenrichter Minos, Rhadamanthys und Aiakos nach dem Tod über das Schicksal der Seele. Die edelsten Seelen gingen in die, von der Lethe (Strom des Vergessens) umflossenen, elysischen Gefilde ein, wo sie sich entweder als Schatten schmerzlos aufhielten, oder in ewiger Glückseligkeit existierten. Nach einer anderen, mindestens ebenso alten Vorstellung befand sich das Elysion in weiten Fernen jenseits des Okeanos, auf den Inseln der Seligen.

Die weitaus meisten Seelen mussten lange Zeit als Schatten im Asphodelengrund verweilen, benannt nach den Asphodelen (lat. Asphodelus), die hier als mythische Blumen wachsen und die von den Griechen gerne auf Gräber gepflanzt wurden. Hier fallen auch die bedeutsamen Worte, die Achileus zu dem in die Unterwelt herabgestiegenen Odysseus spricht:

Preise mir jetzt nicht tröstend den Tod, ruhmvoller Odysseus.
Lieber möcht' ich fürwahr dem unbegüterten Meier,
Der nur kümmerlich lebt, als Tagelöhner das Feld baun,
Als die ganze Schar vermoderter Toten beherrschen.

Homer: Odyssee 11,488-491 (übersetzt von Johann Heinrich Voß)

Rudolf Steiner bemerkt dazu:

„Die vierte Kultur, die griechisch-römische, sie führt den Menschen vollends herab auf den physischen Plan. So lieb hat er ihn jetzt gewonnen, daß er ganz vergessen hat, woher er gekommen ist. Das Verständnis für die geistige Welt ist ihm verlorengegangen. Tief zeigt dieses der Ausspruch des griechischen Helden Achilles: Lieber ein Bettler in der Oberwelt als ein König im Reiche der Schatten.“ (Lit.:GA 109, S. 246f)

Die Frevler aber wurden in den Tartaros gestoßen, die tiefste Region und von unheimlichen Gestalten bewohnt. Diejenigen, die schwere Verfehlungen gegen die Götter begangen hatten, sollten hier ewige Qualen erleiden. Der Bereich ist von einer ehernen Mauer und dem Flammenfluss Pyriphlegeton umgeben und dient Zeus als Gefängnis für Missetäter und Gottesfrevler. Zu diesen Bewohnern der griechischen „Hölle“ zählen:

Platons Schilderung der Unterwelt

Eine ausführliche Schilderung der Unterwelt gibt Platon in seinem Dialog Phaidon:

"Einer nämlich von diesen Erdspalten ist auch sonst der größte und quer durch die ganze Erde gebohrt. Dieser ist nun, wie Homeros davon singt, ferne, wo tief sich öffnet der Abgrund unter der Erde,derselbe, den anderwärts er und auch sonst viele andere Dichter den Tartaros genannt haben. In diesen Spalt nun strömen alle diese Flüsse zusammen und strömen auch wieder von ihm aus; und alle werden so wie der Boden, durch welchen sie strömen. Die Ursache aber, warum alle Ströme von hier ausfließen und auch wieder hinein, ist, daß diese Flüssigkeit keinen Boden hat und keinen Grund. Daher schwebt sie und wogt immer auf und ab, und die Luft und der Hauch um sie her tut dasselbe. Denn dieser begleitet sie, sowohl wenn sie in die jenseitigen Gegenden der Erde strömt, als wenn sie in die diesseitigen strömt. Und so wie der Hauch der Atmenden in beständiger Bewegung immer einströmt und ausströmt, so bildet auch dort der mit der Flüssigkeit wogende Hauch heftige und gewaltige Winde sowohl im Hineingehen als im Herausgehen. Wenn nun strömend das Wasser nach der Gegend hin ausweicht, welche »unten«  genannt wird, so fließt es in das Gebiet der dortigen Ströme und füllt es an wie beim Pumpen. Wenn es aber von dort wiederum sich wegzieht und hierher strömt, so erfüllt es dann die hiesigen. Diese, wenn sie erfüllt sind, strömen durch die Kanäle und durch die Erde; und wenn sie jeder in die Gegenden kommen, wohin sie jedesmal geleitet werden, so bilden sie Meere und Seen und Flüsse und Quellen. Von da tauchen sie nun wieder unter die Erde, und teils längere und mehrere Gegenden durchziehend, teils wenigere und kürzere, ergießen sie sich alle wieder in den Tartaros, einige viel weiter unten, als wo sie ausgepumpt wurden, andere nicht so viel; aber unterhalb ihres Ausflusses fließen sie alle ein; und einige strömen wieder aus, gerade gegenüber der Stelle, wo sie eingeflossen sind, andere auf der nämlichen Seite. Ja, es gibt auch welche, die im Kreise herumziehen, ein oder mehrere Male sich um die Erde winden wie Schlangen und dann möglichst tief gesenkt sich wieder hinein ergießen. Möglich ist aber von beiden Seiten nur, sich bis zur Mitte herabzusenken, weiter nicht. Denn für beiderlei Ströme geht die Richtung nach jeder von beiden Seiten aufwärts.

So gibt es nun gar viele andere große und verschiedene Ströme; unter diesen vielen aber gibt es vorzüglich vier, von denen der größte und der am äußersten rundherum fließende der sogenannte Okeanos ist; diesem gegenüber und in entgegengesetzter Richtung fließend ist der Acheron, welcher durch viele andere wüste Gegenden fließt, vorzüglich aber auch unter der Erde fortfließend in den Acherusischen See kommt, wohin auch der meisten Verstorbenen Seelen gelangen, und nachdem sie gewisse bestimmte Zeiten dort geblieben, einige länger, andere kürzer, dann wieder ausgesendet werden zu den Erzeugungen der Lebendigen. Der dritte Fluß strömt aus zwischen diesen beiden und ergießt sich unweit seiner Quelle in eine weite, mit einem gewaltigen Feuer brennende Gegend, wo er einen See bildet, größer als unser Meer und siedend von Wasser und Schlamm. Von hier aus bewegt er sich dann im Kreise herum trübe und schlammig, und indem er sich um die Erde herumwälzt, kommt er nächst andern Orten auch an die Grenzen des Acherusischen Sees, jedoch ohne daß ihre Gewässer sich vermischten. Und nachdem er sich oftmals unter der Erde umhergewälzt, ergießt er sich zu allerunterst in den Tartaros. Dies ist der, den man Pyriphlegethon nennt, von welchem auch die feuerspeienden Berge, wo sich deren auf der Erde finden, kleine Teilchen herauf blasen. Diesem wiederum gegenüber strömt der vierte aus, zuerst in eine furchtbare und wilde Gegend, wie man sagt, und die von Farbe ganz und gar dunkelblau ist, welche sie die Stygische nennen, und den See, welchen der Fluß bildet, den Styx. Nachdem sich dieser nun hier hineinbegeben und gewaltige Kräfte aufgenommen in sein Wasser, geht er unter die Erde, wälzt sich herum, kommt dem Pyriphlegethon gegenüber wieder hervor und trifft auf den Acherusischen See an der gegenüberliegenden Seite. Und auch dieser vermischt sein Wasser mit keinem andern, sondern geht ebenfalls im Kreise herum und ergießt sich wieder in den Tartaros gegenüber dem Pyriphlegethon. Sein Name aber heißt, wie die Dichter sagen, Kokytos.

Da nun dieses so ist, so werden, sobald die Verstorbenen an dem Orte angelangt sind, wohin der Dämon jeden bringt, zuerst diejenigen ausgesondert, welche schön und heilig gelebt haben, und welche nicht. Die nun dafür erkannt werden, einen mittelmäßigen Wandel geführt zu haben, begeben sich auf den Acheron, besteigen die Fahrzeuge, die es da für sie gibt, und gelangen auf diesen zu dem See. Hier wohnen sie und reinigen sich, büßen ihre Vergehungen ab, wenn einer sich irgendwie vergangen hat, und werden losgesprochen, wie sie auch ebenso für ihre guten Taten den Lohn erlangen, jeglicher nach Verdienst. Deren Zustand aber für unheilbar erkannt wird wegen der Größe ihrer Vergehungen, weil sie häufigen und bedeutenden Raub an den Heiligtümern begangen oder viele ungerechte und gesetzwidrige Mordtaten vollbracht oder anderes, was dem verwandt ist, - diese wirft ihr gebührendes Geschick in den Tartaros, aus dem sie nie wieder heraussteigen. Die hingegen heilbare zwar, aber doch große Vergehungen begangen zu haben erfunden werden, wie die gegen Vater oder Mutter im Zorn etwas Gewalttätiges ausgeübt, oder die auf diese oder andere Weise Mörder geworden sind, - diese müssen zwar auch in den Tartaros stürzen; aber wenn sie hineingestürzt und ein Jahr darin gewesen sind, wirft die Welle sie wieder aus, die Mörder auf der Seite des Kokytos, die aber gegen Vater und Mutter sich versündigt, auf der Seite des Pyriphlegethon. Wenn sie nun auf diesen fortgetrieben an den Acherusischen See kommen, so schreien sie da und rufen die, welche von ihnen getötet worden sind oder frevelhaft behandelt. Haben sie sie nun herbeigerufen, so flehen sie und bitten, sie möchten sie in den See aussteigen lassen und sie dort aufnehmen. Wenn sie sie nun überreden, so steigen sie aus, und ihre Übel sind am Ende; wo nicht, so werden sie wieder in den Tartaros getrieben, und aus diesem wieder in die Flüsse, und so hört es nicht auf, ihnen zu ergehen, bis sie diejenigen überreden, welchen sie Unrecht getan haben; denn diese Strafe ist ihnen von den Richtern angeordnet. Die aber ausgezeichnete Fortschritte in heiligem Leben gemacht zu haben erscheinen, dies endlich sind diejenigen, welche, von allen diesen Orten im Innern der Erde befreit und losgesprochen von allem Gefängnis, hinauf in die reine Behausung gelangen und auf der Erde wohnhaft werden. Welche nun unter diesen durch Weisheitsliebe sich schon gehörig gereinigt haben, diese leben für alle künftigen Zeiten gänzlich ohne Leiber und kommen in noch schönere Wohnungen als diese, welche weder leicht wären zu beschreiben, noch würde die Zeit für diesmal zureichen. Aber schon um deswillen, was wir jetzt auseinandergesetzt haben, o Simmias, muß man ja wohl alles tun, um der Tugend und Vernunft im Leben teilhaftig zu werden. Denn schön ist der Preis und die Hoffnung groß.[1]

Unterweltsmythen

Persephone

Persephone und Hades. Tondo einer attischen Kylix, ca. 440-430 v. Chr. Wahrscheinlich aus Vulci.

Mit der Einwilligung des Zeus raubte Hades die junge Persephone und machte sie zu seiner Gattin. Ihre Mutter Demeter war darüber so betrübt, dass sie vergaß, das Getreide wachsen zu lassen. Zeus versuchte erst, Persephone zu befreien; da diese bereits von jenen Früchten, die eine Rückkehr aus der Unterwelt verwehren, gekostet hatte, musste sie in der Unterwelt bleiben. So wurde die Vereinbarung geschlossen, dass Persephone sechs Monate des Jahres auf der Erde weilen durfte und die restlichen sechs Monate bei Hades in der Unterwelt verbringen musste.

Orpheus und Eurydike

Orpheus, der berühmte Sänger, stieg in den Hades hinab, um seine geliebte verstorbene Frau Eurydike zu befreien. Mit seinem Gesang konnte er Charon, den Fährmann an der Styx, dazu bewegen, ihn mit in die Unterwelt zu nehmen. Dort traf er auf Eurydikes Seelenschatten und bat den Gott Hades, sie wieder mit in die Oberwelt nehmen zu dürfen. Es wurde Orpheus gestattet, jedoch unter der Bedingung Persephones, dass er vor Eurydike her ginge und sich unter keinen Umständen nach ihr umschauen durfte, bis sie wieder in die Oberwelt zurückgekehrt wären. Orpheus war bestrebt, den Aufstieg so schnell wie möglich zu machen, doch begann er sich zu fürchten, Eurydike könnte vielleicht nicht Schritt halten. Er haderte mit sich, sah sich aber um. Eurydike war in Schattengestalt hinter ihm. Sie musste ihn sofort verlassen und endgültig in die Unterwelt zurückkehren. Nach anderer, von antiken Bildwerken gestützter Vorstellung berührte Euridike den Orpheus, sodass er sich erschrocken umsah.

Theseus und Peirithoos

Hades hielt Theseus und Peirithoos gefangen, die geschworen hatten, Töchter des Zeus' zu heiraten. Theseus wählte Helena und gemeinsam entführten sie das Mädchen und beschlossen, sie solange festzuhalten, bis sie im heiratsfähigen Alter war. Peirithoos hatte sich vorgenommen, die Persephone aus der Unterwelt zu rauben. Sie ließen Helena bei Theseus' Mutter Aithra und Peirithoos stieg, von Theseus begleitet, zur Unterwelt hinab. Hades täuschte ihnen Gastfreundschaft und ein Fest vor – sobald die Ermüdeten sich aber niederließen, umwickelten Schlangen ihre Füße und hielten sie dort gefangen. Wegen dieses frechen Unterfangens fesselte sie der Gott der Unterwelt an einen Stein.

Herakles

Um als letzte der zwölf Arbeiten für Eurystheus den Höllenhund Kerberos aus der Unterwelt zu holen, ließ sich Herakles zunächst vom Priester Eumolpos in die Mysterien von Eleusis, einem Demeter-Kult, einweihen. Er begann nach Opferungen und der Entsühnung der Morde an den Zentauren den Abstieg in den Hades im taenarischen Vorgebirge. Sogar in der Unterwelt flohen die toten Seelen vor dem Heros, der mit seinem Knüppel nach der Medusa und dem Meleager schlug, bis ihm Hermes mitteilte, er übe nur Schattenkampf. Athene und Hermes halfen ihm auf dem Weg durch den Hades hin und zurück.

„Ganz nahe zu den Pforten des Hades gekommen, erblickte er seine Freunde Theseus und Peirithoos...
Als beide den befreundeten Halbgott erblickten, streckten sie flehend die Hände nach ihm aus...
Den Theseus ergriff auch Herakles wirklich bei der Hand, befreite ihn von seinen Banden...
Ein zweiter Versuch, auch den Peirithoos zu befreien, mißlang, denn die Erde fing an, ihm unter den Füßen zu beben...
Am Tore der Totenstadt stand der König Pluton und verwehrte ihm den Eintritt. Aber das Pfeilgeschoß des Heroen durchbohrte den Gott an der Schulter, daß er Qualen der Sterblichen empfand und, als der Halbgott nun bescheidentlich um Entführung des Höllenhundes bat, sich nicht länger widersetzte. Doch forderte er als Bedingung, daß Herakles desselben mächtig werden sollte, ohne die Waffen zu gebrauchen, die er bei sich führe“

Gustav Schwab, siehe auch Kerberos

Hades musste zusehen, wie Herakles eine seiner Kühe schlachtete und mit dem Blut der Seele des Theseus neue Kraft einhauchte. Theseus entkam daraufhin der Unterwelt. Auch holte Herakles Alkestis, die Gattin des Königs Admetos, aus dem Hades zurück. Einen hilfreichen Bedienten des Hades, den Hirten Menoites, erwürgte Herakles beinahe, hätte Persephone den Halbgott nicht besänftigt, ehe dieser mit dem Kerberos durch die Höhle Acherusia abzog und die letzte seiner Aufgaben bestand.

Chthonische Götter

Nicht unbedingt als Teil eines von Seelen bewohnten Jenseits, sondern als Bewohner einer Unterwelt im Sinn einer unterirdischen Welt unter der Erde wurden die sogenannten chthonischen Götter, Dämonen und Ungeheuer gedacht:

Anmerkungen

  1. Deutsche Übersetzung nach Schleiermacher von 1809 bei Zeno.org (ohne Abschnittszählung)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

  •  Wiktionary: Hades – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Griechische Unterwelt - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
  • Hades im Theoi Project (engl.)


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