Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459 und Herbert Witzenmann: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459''' erschien 1616 in [[Wikipedia:Straßburg|Straßburg]] erstmals im Druck, nachdem sie zuvor schon einige Zeit als Handschrift im Umlauf war. Die Schrift erschien zunächst anonym, doch gilt als ihr Autor zurecht [[Johann Valentin Andreae]]. Entstanden ist die ''Chymische Hochzeit'' vermutlich um 1604. Geschildert werden darin die Einweihungserlebnisse des [[Christian Rosenkreutz]] in Form eines alchemistischen Romans.
[[Bild:Herbert_Witzenmann.jpg|thumb|Herbert Witzenmann (1905 - 1988)]]
'''Herbert Witzenmann''' (* 16. Februar 1905 in [[Wikipedia:Pforzheim|Pforzheim]]; † 24. September 1988 in [[Wikipedia:Heidelberg|Heidelberg]]) war ein [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Schriftsteller und Forscher. In seinen Hauptwerken beschäftigt er sich vor allem mit Fragen der [[Erkenntniswissenschaft]], [[Sozialästhetik]] und [[Kunstästhetik]], im speziellen mit der [[Egomorphose|egomorphotischen]] Struktur der Sprache und mit der [[Sozialorganik]] Rudolf Steiners als eines neuen Zivilisationsprinzips.  


== Inhalt ==
In Pforzheim, wo Witzenmann geboren wurde, leitete sein Vater in zweiter Generation eine Fabrik, die Metallschläuche herstellte. Die Erlebnisse in der Fabrik prägten Witzenmann ebenso wie die früh entwickelte Begeisterung für das Klavierspiel, mit der sich seine Neigung zum Leben in „rein innerlichen Erfahrungen“ aufs beste verband. Schon als Gymnasiast fasste Witzenmann die Grundidee seiner später ausgeführten, an [[Wilhelm von Humboldt]] anknüpfenden Sprachlehre, die er in Analogie zu [[Goethe]]s [[Metamorphose]]nidee die „Egomorphose der Sprache“ nannte. Durch die Schmähreden eines Lehrers wird er auf [[Rudolf Steiner]]s Schrift "[[Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten]]" aufmerksam und während einer Reise in die Schweiz mit seinen Eltern besucht er das [[Goetheanum]], wo er einige Vorträge Steiners hört. 


Die romanhafte Schilderung beginnt damit, dass der achtzigjähriger Christian Rosenkreutz, der um 1459 in einer Eremitage am Abhang eines Berges lebte, über ein selbsterlebtes Abenteuer zu berichten beginnt, das er am Vorabend des Ostertages erlebt hat. Die ganze Erzählung erstreckt sich über sieben seelische Tagewerke und beginnt damit, dass Christian Rosenkreutz, tief in die [[Meditation]] versenkt, plötzlich einen grausamen Wind an seine Hütte heranwehen spürt. Da titt plötzlich ein herrliches geflügeltes Weib in blauem Kleid und güldenen Sternen an ihn heran und lädt ihn zu einer königlichen Hochzeit.  
1924, als Witzenmanns Berufswunsch, Pianist zu werden, sich aufgrund einer Sehnenschwäche zerschlägt, sucht er, vermittelt durch [[Walter Johannes Stein]], den persönlichen Rat Rudolf Steiners, von dem er richtungsweisende Impulse für sein Leben erhält. Steiner, den er in Stuttgart trifft, rät ihm, sich mit philosophischen Fragen zu beschäftigen. Witzenmann studiert nun Philosophie, Musik-, Kunst- und Literaturgeschichte, aber auch Maschinenbau, in Hinblick auf das väterliche Unternehmen, dessen Leitung er später gemeinsam mit seinem Bruder übernommen hat.


Auf seiner Wanderung erreicht Christian Rosenkreutz einen Berggipfel, wo er wie auch die Gäste durch eine Waage geprüft werden, deren Gewichte vielfach als die 7 [[Tugend]]en gedeutet werden. [[Rudolf Steiner]] sieht in ihnen die [[Sieben Freie Künste|Sieben Freien Künste]]. Diejenigen, die für tugendhaft befunden werden, dürfen der Hochzeit beiwohnen. Nachdem die Prüfung als bestanden gilt, erhalten sie ein Goldenes Vlies und werden der königlichen Familie vorgestellt. Voller Erwartungen einer Hochzeit beizuwohnen, wird die königliche Familie geköpft und ihre Teile in sieben Schiffe verladen. Die Teile werden auf einer weit abgelegenen Insel in den Olympischen Turm gebracht, der sieben Stockwerke fasst. Innerhalb der Erzählung von Christian Rosenkreutz, erleben die Gäste innerhalb dieses Turmes einen Aufstieg. Wobei jeder der Gäste an alchemistischen Operationen teilnimmt, die durch einen Greis und eine Frau geführt werden. Aus den königlichen Überresten gewinnt man dabei eine Art flüssiges Destillat, welches ein weißes Ei gebiert. Aus diesem schlüpft wiederum ein Vogel, der gemästet und geköpft wird. Die Gäste sind dazu aufgefordert aus den Überresten zwei winzige Statuen zu formen. Diese werden solang gefüttert, bis sie die Größe eines erwachsenen Menschen erreicht haben. Dabei stellt sich heraus, dass diese Erwachsenen der auferstandene König und die Königin sind. Nachdem dieses Werk vollbracht ist, werden die Gäste durch das Königspaar in den Orden vom Goldenen Stein eingeführt und kehren zum Schloss zurück. Christian Rosenkreutz spielt dabei noch eine weitere besondere Rolle. Da er im Schloss in das Mausoleum eingedrungen war, wurde er von der dort lebenden Venus als Schlosswächter verurteilt. Die Geschichte endet schließlich wieder in der Eremitage des Christian Rosenkreutz, womit nochmals verdeutlicht wird, dass es sich bei den Schilderungen um keine äußeren Erlebnisse, sondern um innere geistige Erfahrungen handelt.
1928 veröffentlichte Witzenmann erste Gedichte; 1930 heiratete er die Lyrikerin Maria Wozak. In den 1930er Jahren studierte er bei [[Karl Jaspers]] in Heidelberg. Trotz seiner Abneigung gegen die Anthroposophie schlägt ihm Jaspers vor, sich bei ihm zu habilitieren. Aufgrund der Diffamierung Jaspers durch die [[Wikipedia:Natzionalsozialismus|Nationalsozialisten]] zerschlägt sich aber das Projekt und so wirkt Witzenmann von 1938 bis 1966 in der Geschäftsführung des Familienunternehmens mit und entwickelt auch selbst einige technische Neuerungen.


== Literatur ==
Neben und nach seiner beruflichen Tätigkeit engagierte er sich in der 1923 gegründeten [[Anthroposophische_Gesellschaft|Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft]]. Von 1948 bis 1951 leitete er die Zeitschrift ''Die Drei'', 1963 berief ihn [[Albert Steffen]] in den Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Im Rahmen der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am [[Goetheanum]] in [[Wikipedia:Dornach|Dornach]] übernahm er die Leitung der "Sektion für das Geistesstreben der Jugend" und der "Sektion für Sozialwissenschaft". Aufgrund eines "Boykotts" Herbert Witzenmanns - eines Beschlusses des Vorstands der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum (dem er selber angehörte) von 1966/68, Bücher Rudolf Steiners wieder im Goetheanum frei verkäuflich anzubieten - führte er seine Tätigkeit "im Sinne seiner Auffassung" der Aufgabenstellung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft bis zu seinem Tod im Jahre 1988 innerhalb des von ihm im Jahre 1973 begründeten ''Seminars für Freie Jugendarbeit, Kunst und Sozialorganik''<ref>Webauftritt des Seminars: http://www.das-seminar.ch</ref> fort.
#Johann Valentin Andreä: ''Die Chymische Hochzeit des Christian Rosencreutz'', Gedeutet und kommentiert von Bastiaan Baan, Verlag Urachhaus, Stuttgart 2001
 
#Rudolf Steiner: ''Philosophie und Anthroposophie'', [[GA 35]] (1984), S 332ff
In vielen seiner Werke, vor allem in der 1983 erschienenen ''[[Strukturphänomenologie (Witzenmann)|Strukturphänomenologie]]'', geht er dem Verhältnis von [[Bewusstsein]] und [[Wirklichkeit]] nach. Im Anschluss an Rudolf Steiners Hauptwerk ''[[Philosophie der Freiheit]]'' beschreibt Herbert Witzenmann den menschlichen Erkenntnisvorgang als einen durch die Vereinigung von Wahrnehmung und Begriff sich vollziehenden, nicht eine vorgegebene Wirklichkeit abbildenden, sondern die Wirklichkeit schöpferisch erzeugenden Vorgang. Sein erkenntniswissenschaftliches Hauptwerk "Sinn und Sein", an dem er bis zuletzt arbeitete, erschien posthum im Verlag Freies Geistesleben.
 
== Werke (Auswahl) ==
 
* Intuition und Beobachtung, Teil 1: Das Erfassen des Geistes im Erleben des Denkens, Verlag Freies Geistesleben (1977)
* Intuition und Beobachtung, Teil 2: Befreiung des Erkennens. Erkennen der Freiheit, Verlag Freies Geistesleben (1978)
* Die Philosophie der Freiheit als Grundlage sozialästhetischer Gestaltung, 1979 [Erstauflage]
* Die Philosophie der Freiheit als Grundlage künstlerischen Schaffens, 1988 [Erweiterte Neuauflage]
* Strukturphänomenologie. Vorbewusstes Gestaltbilden im erkennenden Wirklichkeitenthüllen, Gideon Spicker Verlag (1983) ISBN 3857041722
* Die Voraussetzungslosigkeit der Anthroposophie, Verlag Freies Geistesleben (1986), ISBN 3772508510
* Goethes universalästhetischer Impuls, Gideon-Spicker-Verlag (1988), ISBN 3857041552
* Sinn und Sein. Der gemeinsame Ursprung von Gestalt und Bewegung, Verlag Freies Geistesleben (1989), ISBN 3772508723
* Die Kategorienlehre Rudolf Steiners und andere Schriften, 1994
* Die Egomorphose der Sprache, 2003
* Vererbung und Wiederverkörperung des Geistes, 1981 (auch als Fischer-TB)
* Was ist Meditation?, Gideon-SpickerVerlag, Dornach (1982), ISBN 3857041684
* Anthroposophie und Parapsychologie, Gideon-SpickerVerlag, 1982
* Verstandesblindheit und Ideenschau, Gideon-SpickerVerlag, 1985
* Schülerschaft im Zeichen des Rosenkreuzes, Gideon-Spicker-Verlag, Dornach (1985), ISBN 3857041560
* Die Kunst als Muttersprache der Menschheit: Erkenntnisästhetik - Sprachästhetik - Sozialästhetik, Verlag am Goethanum (2008)
* Gestalten oder Verwalten: Rudolf Steiners Sozialorganik. Ein neues Zivilisationsprinzip, 1986, Gideon Spicker, ISBN 3857042222
* Der Urgedanke. Rudolf Steiners Zivilisationsprinzip und die Aufgabe der Anthroposophischen Gesellschaft, 1988
* Die Tugenden, 1989
* Die verlassenen Gemächer. Gedichte Bd. I, 1991
* Das Rebenschiff. Essays, 1993
* Die Poesie als sozialorganische Kraft bei Novalis, 1996
* Die Kerze. Eine Erzählung, 1997
* Der Kanzler. Ein Drama, 1997
* Verhüll Dein Gemüt. Gedichte Bd. II, 2003
* Vom Urgrund der Menschlichkeit, 2004
* LichtMASCHEN, Eine Autobiographie in Briefen aus den Jahren 1969-1971, 2005
* Paul Udeis (=Herbert Witzenmann): Silberlöffelchen. Ein autobiographischer Roman, hrsg. von Jutta Knobel-Weitz, ISBN 3-033-00370-2
* [[wikipedia:Otto Jäger|Otto Heinrich Jaegers]] Freiheitslehre, 1981
* Evolution und Struktur, in: Entwicklung. Interdisziplinäre Aspekte zur Evolutionsfrage, S. 39-58, Urachhaus, 1989, ISBN 387838548X
 
== Siehe auch ==
[[Strukturphänomenologie (Witzenmann)]]


{{GA}}
== Nachweise, Anmerkungen ==
<references/>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
#[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/bibliothek/alchemie/Johann_Valentin_Andreae_Chymische_Hochzeit_Christiani_Rosencreutz_Anno_1459.pdf Johann Valentin Andreae: ''Chymische Hochzeit des Christiani Rosencreutz Anno 1459'']
#[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/DIE_CHYMISCHE_HOCHZEIT_DES_CHRISTIAN_ROSENKREUTZ.pdf Rudolf Steiner: ''Die Chymische Hochzeit des Christian Rosenkreutz'']


[[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Rosenkreuzer]]
* Kritik an Witzenmanns Steiner-Interpretation, Michael Muschalle: [http://www.studienzuranthroposophie.de www.studienzuranthroposophie.de]
* Kritik an Muschalles Witzenmann-Interpretation, Ralf Sonnenberg: Erfahrung und Beobachtung. Michael Muschalles Auseinandersetzung mit Herbert Witzenmann und die Frage nach der Erfahrbarkeit des Denkens: http://www.diedrei.org/Heft_2_08/09%20Forum%20Anthroposophie%202-08.pdf
* [[wikipedia:Reto Andrea Savoldelli|Reto Andrea Savoldelli]], zur Tätigkeit von Herbert Witzenmann im Vorstand am Goetheanum. Ein dokumentarischer Bericht (1963-1971): http://das-seminar.ch/Herbert%20Witzenmann
* [http://das-seminar.ch/styled/Herbert%20Witzenmann/ Herbert Witzenmann] auf der Website des SeminarVerlags, Basel
 
*[http://www.shaker.de/de/content/catalogue/index.asp?lang=de&ID=8&ISBN=978-3-8322-9772-5 Dissertation zu Witzenmanns Strukturphänomenologie] von Johannes Wagemann, hierzu ein Übersichtsartikel ([http://rosejourn.com/index.php/rose/article/view/34/67 Teil 1], [http://rosejourn.com/index.php/rose/article/viewFile/61/89, Teil 2])
 
== Literatur ==
*[[wikipedia:Reto Andrea Savoldelli|Reto Andrea Savoldelli]]: ''Zur Tätigkeit von Herbert Witzenmann im Vorstand am Goetheanum, Bd.1 (1963-1971)'', 1992, SeminarVerlag, Basel
* [[wikipedia:Klaus Hartmann (Philosoph, 1954)|Klaus Hartmann]]: ''Herbert Witzenmann 1905–1988. Teil I: 1905–1961''. Spicker, Dornach 2010, ISBN 978-3-85704-198-3.
* Klaus Hartmann: ''Herbert Witzenmann 1905–1988. Teil II: 1962–1988''. Spicker, Dornach 2013, ISBN 978-3857041990.
 
[[Kategorie:Biographie|Witzenmann, Herbert]]
[[Kategorie:Anthroposoph|Witzenmann, Herbert]]
[[Kategorie:Mann|Witzenmann, Herbert]]
[[Kategorie:Philosoph]]
[[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Erkenntnistheorie]]
[[Kategorie:Wissenschaftstheorie]]
[[Kategorie:Phänomenologie]]
{{Personendaten|
NAME=Witzenmann, Herbert
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=Philosoph, Schriftsteller
|GEBURTSDATUM=16. Februar 1905
|GEBURTSORT=Pforzheim
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|STERBEORT=Heidelberg
}}
 
{{Wikipedia}}

Version vom 22. Mai 2015, 15:28 Uhr

Herbert Witzenmann (1905 - 1988)

Herbert Witzenmann (* 16. Februar 1905 in Pforzheim; † 24. September 1988 in Heidelberg) war ein anthroposophischer Schriftsteller und Forscher. In seinen Hauptwerken beschäftigt er sich vor allem mit Fragen der Erkenntniswissenschaft, Sozialästhetik und Kunstästhetik, im speziellen mit der egomorphotischen Struktur der Sprache und mit der Sozialorganik Rudolf Steiners als eines neuen Zivilisationsprinzips.

In Pforzheim, wo Witzenmann geboren wurde, leitete sein Vater in zweiter Generation eine Fabrik, die Metallschläuche herstellte. Die Erlebnisse in der Fabrik prägten Witzenmann ebenso wie die früh entwickelte Begeisterung für das Klavierspiel, mit der sich seine Neigung zum Leben in „rein innerlichen Erfahrungen“ aufs beste verband. Schon als Gymnasiast fasste Witzenmann die Grundidee seiner später ausgeführten, an Wilhelm von Humboldt anknüpfenden Sprachlehre, die er in Analogie zu Goethes Metamorphosenidee die „Egomorphose der Sprache“ nannte. Durch die Schmähreden eines Lehrers wird er auf Rudolf Steiners Schrift "Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten" aufmerksam und während einer Reise in die Schweiz mit seinen Eltern besucht er das Goetheanum, wo er einige Vorträge Steiners hört.

1924, als Witzenmanns Berufswunsch, Pianist zu werden, sich aufgrund einer Sehnenschwäche zerschlägt, sucht er, vermittelt durch Walter Johannes Stein, den persönlichen Rat Rudolf Steiners, von dem er richtungsweisende Impulse für sein Leben erhält. Steiner, den er in Stuttgart trifft, rät ihm, sich mit philosophischen Fragen zu beschäftigen. Witzenmann studiert nun Philosophie, Musik-, Kunst- und Literaturgeschichte, aber auch Maschinenbau, in Hinblick auf das väterliche Unternehmen, dessen Leitung er später gemeinsam mit seinem Bruder übernommen hat.

1928 veröffentlichte Witzenmann erste Gedichte; 1930 heiratete er die Lyrikerin Maria Wozak. In den 1930er Jahren studierte er bei Karl Jaspers in Heidelberg. Trotz seiner Abneigung gegen die Anthroposophie schlägt ihm Jaspers vor, sich bei ihm zu habilitieren. Aufgrund der Diffamierung Jaspers durch die Nationalsozialisten zerschlägt sich aber das Projekt und so wirkt Witzenmann von 1938 bis 1966 in der Geschäftsführung des Familienunternehmens mit und entwickelt auch selbst einige technische Neuerungen.

Neben und nach seiner beruflichen Tätigkeit engagierte er sich in der 1923 gegründeten Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Von 1948 bis 1951 leitete er die Zeitschrift Die Drei, 1963 berief ihn Albert Steffen in den Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Im Rahmen der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum in Dornach übernahm er die Leitung der "Sektion für das Geistesstreben der Jugend" und der "Sektion für Sozialwissenschaft". Aufgrund eines "Boykotts" Herbert Witzenmanns - eines Beschlusses des Vorstands der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum (dem er selber angehörte) von 1966/68, Bücher Rudolf Steiners wieder im Goetheanum frei verkäuflich anzubieten - führte er seine Tätigkeit "im Sinne seiner Auffassung" der Aufgabenstellung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft bis zu seinem Tod im Jahre 1988 innerhalb des von ihm im Jahre 1973 begründeten Seminars für Freie Jugendarbeit, Kunst und Sozialorganik[1] fort.

In vielen seiner Werke, vor allem in der 1983 erschienenen Strukturphänomenologie, geht er dem Verhältnis von Bewusstsein und Wirklichkeit nach. Im Anschluss an Rudolf Steiners Hauptwerk Philosophie der Freiheit beschreibt Herbert Witzenmann den menschlichen Erkenntnisvorgang als einen durch die Vereinigung von Wahrnehmung und Begriff sich vollziehenden, nicht eine vorgegebene Wirklichkeit abbildenden, sondern die Wirklichkeit schöpferisch erzeugenden Vorgang. Sein erkenntniswissenschaftliches Hauptwerk "Sinn und Sein", an dem er bis zuletzt arbeitete, erschien posthum im Verlag Freies Geistesleben.

Werke (Auswahl)

  • Intuition und Beobachtung, Teil 1: Das Erfassen des Geistes im Erleben des Denkens, Verlag Freies Geistesleben (1977)
  • Intuition und Beobachtung, Teil 2: Befreiung des Erkennens. Erkennen der Freiheit, Verlag Freies Geistesleben (1978)
  • Die Philosophie der Freiheit als Grundlage sozialästhetischer Gestaltung, 1979 [Erstauflage]
  • Die Philosophie der Freiheit als Grundlage künstlerischen Schaffens, 1988 [Erweiterte Neuauflage]
  • Strukturphänomenologie. Vorbewusstes Gestaltbilden im erkennenden Wirklichkeitenthüllen, Gideon Spicker Verlag (1983) ISBN 3857041722
  • Die Voraussetzungslosigkeit der Anthroposophie, Verlag Freies Geistesleben (1986), ISBN 3772508510
  • Goethes universalästhetischer Impuls, Gideon-Spicker-Verlag (1988), ISBN 3857041552
  • Sinn und Sein. Der gemeinsame Ursprung von Gestalt und Bewegung, Verlag Freies Geistesleben (1989), ISBN 3772508723
  • Die Kategorienlehre Rudolf Steiners und andere Schriften, 1994
  • Die Egomorphose der Sprache, 2003
  • Vererbung und Wiederverkörperung des Geistes, 1981 (auch als Fischer-TB)
  • Was ist Meditation?, Gideon-SpickerVerlag, Dornach (1982), ISBN 3857041684
  • Anthroposophie und Parapsychologie, Gideon-SpickerVerlag, 1982
  • Verstandesblindheit und Ideenschau, Gideon-SpickerVerlag, 1985
  • Schülerschaft im Zeichen des Rosenkreuzes, Gideon-Spicker-Verlag, Dornach (1985), ISBN 3857041560
  • Die Kunst als Muttersprache der Menschheit: Erkenntnisästhetik - Sprachästhetik - Sozialästhetik, Verlag am Goethanum (2008)
  • Gestalten oder Verwalten: Rudolf Steiners Sozialorganik. Ein neues Zivilisationsprinzip, 1986, Gideon Spicker, ISBN 3857042222
  • Der Urgedanke. Rudolf Steiners Zivilisationsprinzip und die Aufgabe der Anthroposophischen Gesellschaft, 1988
  • Die Tugenden, 1989
  • Die verlassenen Gemächer. Gedichte Bd. I, 1991
  • Das Rebenschiff. Essays, 1993
  • Die Poesie als sozialorganische Kraft bei Novalis, 1996
  • Die Kerze. Eine Erzählung, 1997
  • Der Kanzler. Ein Drama, 1997
  • Verhüll Dein Gemüt. Gedichte Bd. II, 2003
  • Vom Urgrund der Menschlichkeit, 2004
  • LichtMASCHEN, Eine Autobiographie in Briefen aus den Jahren 1969-1971, 2005
  • Paul Udeis (=Herbert Witzenmann): Silberlöffelchen. Ein autobiographischer Roman, hrsg. von Jutta Knobel-Weitz, ISBN 3-033-00370-2
  • Otto Heinrich Jaegers Freiheitslehre, 1981
  • Evolution und Struktur, in: Entwicklung. Interdisziplinäre Aspekte zur Evolutionsfrage, S. 39-58, Urachhaus, 1989, ISBN 387838548X

Siehe auch

Strukturphänomenologie (Witzenmann)

Nachweise, Anmerkungen

  1. Webauftritt des Seminars: http://www.das-seminar.ch

Weblinks

Literatur


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