Atomkraft und Erleben: Unterschied zwischen den Seiten

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Die [[Nuklearenergie]], auch '''Atomkraft''' oder [[Kernkraft]] genannt, birgt unzählige Risiken. Ihre dauerhafte Bändigung scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.
Das '''Erleben''' des [[Mensch]]en ist ein Vorgang, durch den sich das [[individuell]]e [[Ich]] mit einem erlebten [[Seele]]ninhalt  so innig verbindet, dass die in der bloßen [[Beobachtung]] gegebene [[Subjekt-Objekt-Spaltung]] überwunden wird. Das Erlebnis kommt uns aber nicht notwendigerweise unmittelbar im Moment des Erlebens zu [[Bewusstsein]], sondern oft erst viel später. Vieles, was wir als kleines Kind erleben und was uns tief beeindruckt, wird uns erst im hohen Alter aus der [[Erinnerung]] heraus bewusst. All die vielen geistigen Erlebnisse, die jeder Mensch jede Nacht im [[Schlaf]] durchlebt, kommen heute den meisten Menschen während des irdischen Lebens überhaupt nicht oder wenigstens nicht klar zu Bewusstsein, sondern zeigen sich in ihrer wahren Bedeutung erst nach dem Tod. Auch das [[Todeserlebnis]] selbst, das unmittelbar im Moment des Todes auftritt, wird dem Menschen erst später im [[Leben zwischen Tod und neuer Geburt]] bewusst. Das geistige Licht, das im Moment des Todes in Überfülle aufleuchtet, blendet zunächst das Bewusstsein völlig. Erst nachdem es gelungen ist, das strahlende Weisheitslicht genügend herabzudämpfen, tritt das Todeserlebnis ins Bewusstsein.
 
Im Erleben taucht das Ich [[intuitiv]] in das lebendige Weben des Erlebten ein und verbindet sich damit, ''ohne'' aber deshalb sein [[Selbstbewusstsein]] zu verlieren, das als stets gegenwärtige [[Erinnerung]] das Erleben begleitet. Der [[Bewusstsein]]sinhalt bleibt dadurch nicht bloßes [[Bild]], sondern erweist sich als wirksame [[Wirklichkeit]]. Das Eigendenken, das [[Denken]] ''über'' das Erlebte, tritt dabei völlig in den Hintergrund, indem sich nun das [[Seele]]nleben ganz nach der inneren Ordung des Erlebten gestaltet. Diese kann später im ''Nachdenken'' bewusst erfasst werden. Der Mensch tritt  in einen höheren und wacheren Bewusstseinszustand ein, als er durch das bloße [[Gegenstandsbewusstsein]] gegeben ist. Der erlebte Seelen''inhalt'', das '''Erlebnis''', kann dabei mannigfaltiger Natur und mannigfaltigsten Ursprungs sein. Dazu gehören alle [[sinnlich]]en und [[übersinnlich]]en [[Wahrnehmung]]en, [[Gedanke]]n, [[Idee]]n und [[Erkenntnis]]se, [[Vorstellung]]en, [[Erinnerung]]en, [[Gefühl]]e, [[Emotion]]en, [[Trieb]]e und [[Begierde]]n, und [[Wille]]nsimpulse. Sie leben als [[Bewusstsein]]sinhalte vorwiegend in den [[Seelische Wesensglieder|seelischen Wesensgliedern]], die in den [[Astralleib]] eingebettet sind, teilweise aber auch im Astralleib selbst.
 
[[Wahrnehmung]] und [[Denken]] sind im Erleben immer auch vom [[Gefühl]] begleitet und werden dadurch auf die konkrete [[Individualität]] bezogen. "Das Gefühl ist das Mittel, wodurch die Begriffe zunächst konkretes Leben gewinnen." {{Lit|{{G|004|110}}}}


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"Wir können nie mit dem Abgrund um die Wette laufen. Da sind wir stets die Verlierer. Deshalb wäre es angebracht, die etwas erstaunliche Formulierung von der Atomkraft als der ''unmöglichen Möglichkeit'' zu gebrauchen. Das bedeutet: Sie zerstört, wofür sie dienen soll. (...) Bei der Natur bildet die [[Radioaktivität]] eine Grenze. Für uns sollte sie das auch sein. Jeder Verstoß rächt sich mit größter Heftigkeit. Dessen Inkarnation ist ein Atomzerstörungskraftwerk. Es kann als [[Ahriman]]burg gelten. Außen erscheint sie nackt, grau und kalt. Innen herrscht eine verschlingende untersinnliche Glut. Keine Verwandlung geschieht, sondern eine Vernichtung. Alles muss hinter dicke, verbergende Mauern. Eine Korruption bis in die Materie hinein wird praktiziert." {{Lit|A. Kimpfler, S. 70 - 71}}.
"Das Denken ist das Element, durch das wir das allgemeine Geschehen des Kosmos mitmachen; das Fühlen das, wodurch wir uns in die Enge des eigenen Wesens zurückziehen können. Unser Denken verbindet uns mit der Welt; unser Fühlen führt uns in uns selbst zurück, macht uns erst zum Individuum. Wären wir bloß denkende und wahrnehmende Wesen, so müßte unser ganzes Leben in unterschiedloser Gleichgültigkeit dahinfließen. Wenn wir uns bloß als Selbst erkennen könnten, so wären wir uns vollständig gleichgültig. Erst dadurch, daß wir mit der Selbsterkenntnis das Selbstgefühl, mit der Wahrnehmung der Dinge Lust und Schmerz empfinden, leben wir als individuelle Wesen, deren Dasein nicht mit dem Begriffsverhältnis erschöpft ist, in dem sie zu der übrigen Welt stehen, sondern die noch einen besonderen Wert für sich haben." {{Lit|{{G|004|108}}}}
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"[[Walther Cloos]] (1900–1985), Verfasser der «Kleinen Edelsteinkunde» (1956), stellte in den «Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland», Nr. 148, Johanni 1984, S. 116–117, Zitate Rudolf Steiners zur [[Radioaktivität]] zusammen und versuchte anschliessend daraus zu begründen, dass [[Radioaktivität]] eine Keimkraft des Mineralischen sei." {{Lit|H. Keimeyer}}.
"Eine wahrhafte Individualität wird derjenige sein, der am weitesten hinaufreicht mit seinen Gefühlen in die Region des Ideellen. Es gibt Menschen, bei denen auch die allgemeinsten Ideen, die in ihrem Kopfe sich festsetzen, noch jene besondere Färbung tragen, die sie unverkennbar als mit ihrem Träger im Zusammenhange zeigt. Andere existieren, deren Begriffe so ohne jede Spur einer Eigentümlichkeit an uns herankommen, als wären sie gar nicht aus einem Menschen entsprungen, der Fleisch und Blut hat." {{Lit|{{G|004|110}}}}
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Diese Auffassung ist aber falsch.  
Ein ''Erlebnis im engeren Sinn'' hebt sich aus den alltäglichen [[Erfahrung]]en und insbesondere aus bloß [[abstrakt]]en Erkenntnissen durch seine größere Intensität, seinen Gefühlsgehalt, seinen reichen Inhalt und seine hemmende oder fördernde Wirkung für die [[individuell]]e [[Entwicklung]] heraus. Derartige Erlebnisse wirken verwandelnd bis in den [[Ätherleib]]. Von besonderer Bedeutung für den [[Mensch]]en ist heute das [[Ich-Erlebnis]] und das [[Denk-Erlebnis]].
 
Auch [[Tier]]e sind des Erlebens fähig, doch sitzen ihre Erlebnisse stets unmittelbar im Astralleib, da sie kein individuelles Ich, sondern nur ein [[Gruppen-Ich]] haben. Daher kann auch kein Selbstbewusstsein das Erleben begleitet. Insofern der Mensch auch noch rudimentär diesen tierischen Bewusstseinzustand in sich trägt, kann er im Erleben auch sein Selbstbewusstsein verlieren bzw. herabdämpfen. ''Dieses'' Bewusstsein steht aber tiefer als das normale [[Tagesbewusstsein]] und ähnelt dem [[Traum]]zustand. Es gibt also Erlebnisse ''höherer'' und solche ''niederer'' Art.
 
Die [[Pflanze]]n, die weder ein individuelles Ich, noch einen eigenen Astralleib besitzen, verfügen zwar, da sie einen eigenen [[Ätherleib]] haben, über ein reiches, wucherndes [[Leben]], aber über kein bewusstes Erleben.  


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"Man hat die physische, die astralische Welt, das untere Devachan und das obere Devachan. Wenn man nun einen Körper noch weiter hinunterdrückt als zur physischen Welt, dann kommt man in die unterphysische Welt, in die unterastralische Welt, das untere oder schlechte Unterdevachan und das untere oder schlechte Oberdevachan. Die schlechte Astralwelt ist das Gebiet des [[Luzifer]], das schlechte untere Devachan ist das Gebiet des [[Ahriman]] und das schlechte obere Devachan ist das Gebiet der [[Asuras]]. Wenn man den Chemismus noch weiter hinunterstößt als unter den physischen Plan, in die schlechte untere devachanische Welt, entsteht Magnetismus, und wenn man das Licht ins Untermaterielle stößt, also um eine Stufe tiefer als die materielle Welt, entsteht die Elektrizität. Wenn wir das, was lebt in der Sphärenharmonie, noch weiter hinabstoßen bis zu den [[Asuras]], dann gibt es eine noch furchtbarere Kraft, die nicht mehr lange wird geheim gehalten werden können. Man muß nur wünschen, daß wenn diese Kraft kommt, die wir uns viel, viel stärker vorstellen müssen als die stärksten elektrischen Entladungen, und die jedenfalls kommen wird - dann muß man wünschen, daß, bevor diese Kraft der [[Menschheit]] durch einen Erfinder gegeben wird, die Menschen nichts Unmoralisches mehr an sich haben werden!" {{Lit|{{G|130|102f}}}}
"Wenn wir die Pflanzen betrachten, müssen wir
ihnen einen Ätherleib zuschreiben. Steigen wir hinauf von den Pflanzen
zu den empfindenden Wesen, den Tieren, so ist es das Element
des Empfindens, des inneren Erlebens, welches das Tier von der
Pflanze unterscheidet. Wenn wir uns nun fragen, was muß sich
eingliedern dem tierischen Organismus, damit er hinaufgehoben werden
kann von den bloßen Lebensvorgängen zu Empfindungen, die
die Pflanzen noch nicht haben, so ist die Antwort: Soll die bloße
Lebenstätigkeit, die sich noch nicht verinnerlichen kann, noch nicht
zur Empfindung entzünden kann, sich zur Empfindung, zum innerlichen
Erleben entzünden können, so muß sich in den tierischen
Organismus eingliedern der Astralleib. Und in dem Nervensystem,
das die Pflanzen noch nicht haben, müssen wir den äußeren Ausdruck,
das Werkzeug des Astralleibes sehen. Der Astralleib ist das
geistige Urbild des Nervensystems. Wie das Urbild zu seiner Offenbarung,
zu seinem Abbild, so verhält sich der Astralleib zu dem
Nervensystem.
 
Wenn wir nun mit unserer Betrachtung beim Menschen einsetzen
- und ich habe schon gestern gesagt, daß wir es im Okkultismus
nicht so gut haben wie die äußere wissenschaftliche Betrachtungsweise,
daß wir nicht sozusagen alles durcheinanderwerfen können -,
dann müssen wir, wenn wir die menschlichen Organe betrachten, uns
immer bewußt sein, daß diese Organe oder Organsysteme zu etwas
gebraucht werden können, wozu die analogen Organsysteme im
tierischen Organismus, wenn sie auch ähnlich ausschauen, nicht
gebraucht werden können. Beim Menschen müssen wir das Blut als
äußeres Werkzeug für das Ich ansehen, für alles, was wir als unser
innerstes Seelenzentrum, das Ich, bezeichnen. So haben wir im Nervensystem
ein äußeres Werkzeug des Astralleibes und in unserem
Blut ein äußeres Werkzeug des Ich. Geradeso wie das Nervensystem
im Organismus in gewisse Beziehungen tritt zum Blut, so treten
diejenigen inneren Seelengebilde, die wir als unsere Vorstellungen,
Wahrnehmungen, Empfindungen und so weiter erleben, in eine
Beziehung zu unserem Ich. Das Nervensystem ist in der mannigfaltigsten
Weise im menschlichen Organismus differenziert. Es zeigt
sich uns als die inneren Nervenstränge, da, wo es sich aufschließt
zum Beispiel zu Gehörnerven, Gesichtsnerven und so weiter. Das
Nervensystem ist also etwas, was sich durch den Organismus so
hinerstreckt, daß es in der mannigfaltigsten Weise differenziert ist,
innere Mannigfaltigkeiten enthält. Wenn wir das Blut, durch den
Organismus durchströmend, betrachten, so zeigt es sich uns - wenn
wir absehen wollen von der Veränderung von rotem in blaues Blut —
im ganzen Organismus doch als einheitliches Blut. Als ein solches
Einheitliches tritt es dem differenzierten Nervensystem entgegen,
wie das Ich dem Seelenleben entgegentritt, das sich gliedert in Vorstellungen,
Empfindungen, Willensimpulse, Gefühle und dergleichen.
Je weiter Sie diesen Vergleich verfolgen werden — und das soll ja
zunächst auch nur vergleichsweise gesagt sein - , desto mehr wird sich
Ihnen zeigen, daß eine weitgehende Ähnlichkeit besteht in der Beziehung
der beiden Urbilder Ich und Astralleib zu ihren Abbildern,
ihren Werkzeugen: Blutsystem und Nervensystem." {{Lit|{{G|128|38ff}}}}
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Aus [[anthroposophisch]]er Sicht lässt sich folgern, dass die [[Nuklearenergie]], selbst wenn man sie als "[[Dritte Kraft]]" (Rudolf Steiner) begreift, für die gegenwärtige [[Menschheit]] nicht beherrschbar ist.
== Leibfreies Erleben ==
 
Noch zehntausende Jahre wird der Müll der sogenannten [[Kernkraft]]-Anlagen strahlen. Daher geschieht die jetzige zivile (und militärische) Nutzung der '''Atomkraft''' auf Kosten fast aller weiteren Generationen der [[Menschheit]], insoweit sie sich noch materiell inkarnieren muss.


Wenn zum Teil in [[anthroposophisch]]em Schrifttum bspw. bei [[Uhlenried]] gar geäußert wird, ''westliche Atomkraftwerke seien sicher'' und eine ''[[Endlagerung]] des Atommülls in Salzstöcken sei unbedenklich'', so ist dies ganz und gar verantwortungslos.
Ein [[leibfreies Erleben]], das sich weder der [[Sinne]] noch des an das [[Gehirn]] gebundenen [[Verstand]]es bedient, ist die unabdingbare Voraussetzung für jede rein [[geist]]ige [[Erfahrung]] und eine auf diese aufbauende, auf erster Stufe schon durch das [[Reines Denken|reine Denken]] zu gewinnende geistige [[Erkenntnis]], die durch den geistigen [[Schulungsweg]] zur [[Imagination]], [[Inspiration]] und [[Intuition]] gesteigert werden kann.
 
Wie die aktuelle Situation nach [[Wikipedia:Katastrophe von Tschernobyl|Tschernobyl]] und [[Wikipedia:Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi|Fukushima]] zeigt, gehen von havarierten [[Wikipedia:Kerntechnische Anlage|Atomanlagen]] selbst noch Jahrzehnte nach dem jeweiligen Ereignis erhebliche Gefahren aus. Bewohnte Gegenden um das havarierte [[Kernkraft]]werk müssen dauerhaft evakuiert werden und eine Rückkehr der Menschen in die verstrahlten Gebiete ist oft nicht möglich. Wenn von einzelnen Regierungen, auch in Europa, nach den bislang bekannten Unfällen in [[Atomkraft]]werken, noch weiterhin auf diese Energieform gesetzt wird, so ist das sträflich leichtsinnig und in höchstem Maße unverantwortlich.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==


* [[Endlagerung]]
* {{Eisler|Erlebnisse}}


== Literatur ==
== Literatur ==
 
# Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1995), ISBN 3-7274-0040-4; '''Tb 627''', ISBN 978-3-7274-6271-9 {{Schriften|004}}
* Rudolf Steiner: ''Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit'', [[GA 130]], Dornach 1995
# Rudolf Steiner: ''Eine okkulte Physiologie'', [[GA 128]] (1991), ISBN 3-7274-1281-X {{Vorträge|128}}
* Anton Kimpfler: ''Okkulte Umweltfragen'', Anders Leben Verlag, Wies/Südschwarzwald 1982, S. 70 - 71
* Georg Unger: ''Kernenergie und Geisteswissenschaft''. Dornach/Schweiz : Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, Dornach 1979
* Hermann Keimeyer: ''Ist Radioaktivität eine Keimkraft des Mineralischen?'' In: Aus den: AVS-Mitteilungen in Nr. 115, Michaeli 2003 (AVS = Anthroposophische Vereinigung in der Schweiz)
* Karl-Heinrich M. Uhlenried, ''«Kernenergie und 'Dritte Kraft'»'', Lochmann Vlg. Basel, 2002
* Michael Heinen-Anders: ''Aus anthroposophischen Zusammenhängen'', BOD, Norderstedt 2010, S. 56 und S. 103 - 104
* Die Drei - Zeitschrift für Wissenschaft, Kunst und soziales Leben, Sonderheft: ''Das Problem der Kernenergie und der radioaktiven Schädigung von Mensch und Umwelt. Fakten - Analysen - Perspektiven'', Juli 1986
* Zeitschrift INFO 3 - Anthroposophie im Dialog: ''Wendepunkt Japan. Wahrnehmungen einer Zäsur'', Nr. 4, April 2011
* Holger Strohm: ''Friedlich in die Katastrophe. Eine Dokumentation über Atomkraftwerke'', Hamburg 1973, Frankfurt/Main 1981, 1986
 


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
[[Kategorie:Grundbegriffe]]
 
* [http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article12865458/20-Kamikaze-gegen-die-Hoellenmaschine-Fukushima.html Artikel in DIE WELT über die Kamikaze-Mentalität der verstrahlten Arbeiter in Fukushima (Japan)]
* [http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article12840830/Lage-in-Ungluecks-AKW-vollkommen-ausser-Kontrolle.html Artikel in DIE WELT über die aktuelle Lage in Fukushima (Japan)]
* [http://www.abendblatt.de/region/pinneberg/article1819007/Der-Super-Gau-von-Tschernobyl.html Kindernachrichten im Hamburger Abendblatt: Der Super-GAU von Tschernobyl]
* [http://www.sueddeutsche.de/panorama/nach-schwerem-nachbeben-japan-ruft-hoechste-gefahrenstufe-fuer-fukushima-aus-1.1083948 Die Süddeutsche Zeitung: Fukushima so schlimm wie Tschernobyl - Japan ruft höchste Gefahrenstufe aus]

Version vom 29. März 2015, 18:35 Uhr

Das Erleben des Menschen ist ein Vorgang, durch den sich das individuelle Ich mit einem erlebten Seeleninhalt so innig verbindet, dass die in der bloßen Beobachtung gegebene Subjekt-Objekt-Spaltung überwunden wird. Das Erlebnis kommt uns aber nicht notwendigerweise unmittelbar im Moment des Erlebens zu Bewusstsein, sondern oft erst viel später. Vieles, was wir als kleines Kind erleben und was uns tief beeindruckt, wird uns erst im hohen Alter aus der Erinnerung heraus bewusst. All die vielen geistigen Erlebnisse, die jeder Mensch jede Nacht im Schlaf durchlebt, kommen heute den meisten Menschen während des irdischen Lebens überhaupt nicht oder wenigstens nicht klar zu Bewusstsein, sondern zeigen sich in ihrer wahren Bedeutung erst nach dem Tod. Auch das Todeserlebnis selbst, das unmittelbar im Moment des Todes auftritt, wird dem Menschen erst später im Leben zwischen Tod und neuer Geburt bewusst. Das geistige Licht, das im Moment des Todes in Überfülle aufleuchtet, blendet zunächst das Bewusstsein völlig. Erst nachdem es gelungen ist, das strahlende Weisheitslicht genügend herabzudämpfen, tritt das Todeserlebnis ins Bewusstsein.

Im Erleben taucht das Ich intuitiv in das lebendige Weben des Erlebten ein und verbindet sich damit, ohne aber deshalb sein Selbstbewusstsein zu verlieren, das als stets gegenwärtige Erinnerung das Erleben begleitet. Der Bewusstseinsinhalt bleibt dadurch nicht bloßes Bild, sondern erweist sich als wirksame Wirklichkeit. Das Eigendenken, das Denken über das Erlebte, tritt dabei völlig in den Hintergrund, indem sich nun das Seelenleben ganz nach der inneren Ordung des Erlebten gestaltet. Diese kann später im Nachdenken bewusst erfasst werden. Der Mensch tritt in einen höheren und wacheren Bewusstseinszustand ein, als er durch das bloße Gegenstandsbewusstsein gegeben ist. Der erlebte Seeleninhalt, das Erlebnis, kann dabei mannigfaltiger Natur und mannigfaltigsten Ursprungs sein. Dazu gehören alle sinnlichen und übersinnlichen Wahrnehmungen, Gedanken, Ideen und Erkenntnisse, Vorstellungen, Erinnerungen, Gefühle, Emotionen, Triebe und Begierden, und Willensimpulse. Sie leben als Bewusstseinsinhalte vorwiegend in den seelischen Wesensgliedern, die in den Astralleib eingebettet sind, teilweise aber auch im Astralleib selbst.

Wahrnehmung und Denken sind im Erleben immer auch vom Gefühl begleitet und werden dadurch auf die konkrete Individualität bezogen. "Das Gefühl ist das Mittel, wodurch die Begriffe zunächst konkretes Leben gewinnen." (Lit.: GA 004, S. 110)

"Das Denken ist das Element, durch das wir das allgemeine Geschehen des Kosmos mitmachen; das Fühlen das, wodurch wir uns in die Enge des eigenen Wesens zurückziehen können. Unser Denken verbindet uns mit der Welt; unser Fühlen führt uns in uns selbst zurück, macht uns erst zum Individuum. Wären wir bloß denkende und wahrnehmende Wesen, so müßte unser ganzes Leben in unterschiedloser Gleichgültigkeit dahinfließen. Wenn wir uns bloß als Selbst erkennen könnten, so wären wir uns vollständig gleichgültig. Erst dadurch, daß wir mit der Selbsterkenntnis das Selbstgefühl, mit der Wahrnehmung der Dinge Lust und Schmerz empfinden, leben wir als individuelle Wesen, deren Dasein nicht mit dem Begriffsverhältnis erschöpft ist, in dem sie zu der übrigen Welt stehen, sondern die noch einen besonderen Wert für sich haben." (Lit.: GA 004, S. 108)

"Eine wahrhafte Individualität wird derjenige sein, der am weitesten hinaufreicht mit seinen Gefühlen in die Region des Ideellen. Es gibt Menschen, bei denen auch die allgemeinsten Ideen, die in ihrem Kopfe sich festsetzen, noch jene besondere Färbung tragen, die sie unverkennbar als mit ihrem Träger im Zusammenhange zeigt. Andere existieren, deren Begriffe so ohne jede Spur einer Eigentümlichkeit an uns herankommen, als wären sie gar nicht aus einem Menschen entsprungen, der Fleisch und Blut hat." (Lit.: GA 004, S. 110)

Ein Erlebnis im engeren Sinn hebt sich aus den alltäglichen Erfahrungen und insbesondere aus bloß abstrakten Erkenntnissen durch seine größere Intensität, seinen Gefühlsgehalt, seinen reichen Inhalt und seine hemmende oder fördernde Wirkung für die individuelle Entwicklung heraus. Derartige Erlebnisse wirken verwandelnd bis in den Ätherleib. Von besonderer Bedeutung für den Menschen ist heute das Ich-Erlebnis und das Denk-Erlebnis.

Auch Tiere sind des Erlebens fähig, doch sitzen ihre Erlebnisse stets unmittelbar im Astralleib, da sie kein individuelles Ich, sondern nur ein Gruppen-Ich haben. Daher kann auch kein Selbstbewusstsein das Erleben begleitet. Insofern der Mensch auch noch rudimentär diesen tierischen Bewusstseinzustand in sich trägt, kann er im Erleben auch sein Selbstbewusstsein verlieren bzw. herabdämpfen. Dieses Bewusstsein steht aber tiefer als das normale Tagesbewusstsein und ähnelt dem Traumzustand. Es gibt also Erlebnisse höherer und solche niederer Art.

Die Pflanzen, die weder ein individuelles Ich, noch einen eigenen Astralleib besitzen, verfügen zwar, da sie einen eigenen Ätherleib haben, über ein reiches, wucherndes Leben, aber über kein bewusstes Erleben.

"Wenn wir die Pflanzen betrachten, müssen wir ihnen einen Ätherleib zuschreiben. Steigen wir hinauf von den Pflanzen zu den empfindenden Wesen, den Tieren, so ist es das Element des Empfindens, des inneren Erlebens, welches das Tier von der Pflanze unterscheidet. Wenn wir uns nun fragen, was muß sich eingliedern dem tierischen Organismus, damit er hinaufgehoben werden kann von den bloßen Lebensvorgängen zu Empfindungen, die die Pflanzen noch nicht haben, so ist die Antwort: Soll die bloße Lebenstätigkeit, die sich noch nicht verinnerlichen kann, noch nicht zur Empfindung entzünden kann, sich zur Empfindung, zum innerlichen Erleben entzünden können, so muß sich in den tierischen Organismus eingliedern der Astralleib. Und in dem Nervensystem, das die Pflanzen noch nicht haben, müssen wir den äußeren Ausdruck, das Werkzeug des Astralleibes sehen. Der Astralleib ist das geistige Urbild des Nervensystems. Wie das Urbild zu seiner Offenbarung, zu seinem Abbild, so verhält sich der Astralleib zu dem Nervensystem.

Wenn wir nun mit unserer Betrachtung beim Menschen einsetzen - und ich habe schon gestern gesagt, daß wir es im Okkultismus nicht so gut haben wie die äußere wissenschaftliche Betrachtungsweise, daß wir nicht sozusagen alles durcheinanderwerfen können -, dann müssen wir, wenn wir die menschlichen Organe betrachten, uns immer bewußt sein, daß diese Organe oder Organsysteme zu etwas gebraucht werden können, wozu die analogen Organsysteme im tierischen Organismus, wenn sie auch ähnlich ausschauen, nicht gebraucht werden können. Beim Menschen müssen wir das Blut als äußeres Werkzeug für das Ich ansehen, für alles, was wir als unser innerstes Seelenzentrum, das Ich, bezeichnen. So haben wir im Nervensystem ein äußeres Werkzeug des Astralleibes und in unserem Blut ein äußeres Werkzeug des Ich. Geradeso wie das Nervensystem im Organismus in gewisse Beziehungen tritt zum Blut, so treten diejenigen inneren Seelengebilde, die wir als unsere Vorstellungen, Wahrnehmungen, Empfindungen und so weiter erleben, in eine Beziehung zu unserem Ich. Das Nervensystem ist in der mannigfaltigsten Weise im menschlichen Organismus differenziert. Es zeigt sich uns als die inneren Nervenstränge, da, wo es sich aufschließt zum Beispiel zu Gehörnerven, Gesichtsnerven und so weiter. Das Nervensystem ist also etwas, was sich durch den Organismus so hinerstreckt, daß es in der mannigfaltigsten Weise differenziert ist, innere Mannigfaltigkeiten enthält. Wenn wir das Blut, durch den Organismus durchströmend, betrachten, so zeigt es sich uns - wenn wir absehen wollen von der Veränderung von rotem in blaues Blut — im ganzen Organismus doch als einheitliches Blut. Als ein solches Einheitliches tritt es dem differenzierten Nervensystem entgegen, wie das Ich dem Seelenleben entgegentritt, das sich gliedert in Vorstellungen, Empfindungen, Willensimpulse, Gefühle und dergleichen. Je weiter Sie diesen Vergleich verfolgen werden — und das soll ja zunächst auch nur vergleichsweise gesagt sein - , desto mehr wird sich Ihnen zeigen, daß eine weitgehende Ähnlichkeit besteht in der Beziehung der beiden Urbilder Ich und Astralleib zu ihren Abbildern, ihren Werkzeugen: Blutsystem und Nervensystem." (Lit.: GA 128, S. 38ff)

Leibfreies Erleben

Ein leibfreies Erleben, das sich weder der Sinne noch des an das Gehirn gebundenen Verstandes bedient, ist die unabdingbare Voraussetzung für jede rein geistige Erfahrung und eine auf diese aufbauende, auf erster Stufe schon durch das reine Denken zu gewinnende geistige Erkenntnis, die durch den geistigen Schulungsweg zur Imagination, Inspiration und Intuition gesteigert werden kann.

Siehe auch

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die Philosophie der Freiheit, GA 4 (1995), ISBN 3-7274-0040-4; Tb 627, ISBN 978-3-7274-6271-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Eine okkulte Physiologie, GA 128 (1991), ISBN 3-7274-1281-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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