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| Der '''Wärmesinn''' ist einer der zwölf [[physisch]]en [[Sinne]], von denen [[Rudolf Steiner]] in seiner [[Sinneslehre]] gesprochen hat. Er vermittelt uns die [[Empfindung]] von [[Wärme]] und [[Kälte]]. Nach dem [[Gehörsinn]] ist er der älteste der Sinne und wurde bereits auf dem [[Alter Saturn|alten Saturn]] veranlagt, der während der längsten Zeit seiner Entwicklung eine reine Wärmewelt war. Unter den [[Tierkreiszeichen]] entspricht ihm der [[Stier (Tierkreiszeichen)|Stier]].
| | #REDIRECT [[Gleichgewichtssinn]] |
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| == Wärmewahrnehmung ==
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| {{GZ|Von der Wahrnehmung der
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| Wärme können wir nicht im selben lokalisierten Sinne sprechen wie
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| von der Wahrnehmung des Lichtes. Aber gerade, indem wir die Aufmerksamkeit
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| auf so etwas richten, können wir noch auf etwas anderes
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| kommen.
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| Was nehmen wir denn eigentlich wahr, wenn wir in ein Verhältnis
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| treten zu dem Wärmezustand unserer Umgebung? Ja, da nehmen wir
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| eigentlich dieses Schwimmen in dem Wärmeelement unserer Umgebung
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| sehr deutlich wahr. Nur: Was schwimmt denn? Bitte, beantworten
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| Sie sich diese Frage, was da eigentlich schwimmt, wenn Sie
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| in der Wärme Ihrer Umgebung schwimmen. Nehmen Sie folgendes
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| Experiment. Sie füllen einen Trog mit einer mäßig warmen Flüssigkeit,
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| mit mäßig warmem Wasser, mit einem Wasser, das Sie als
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| lauwarm empfinden, wenn Sie beide Hände hineinstecken - nicht lange
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| hineinstecken, Sie probieren das nur. Dann machen Sie folgendes: Sie
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| stecken zuerst die linke Hand in möglichst warmes Wasser, wie Sie es
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| gerade noch ertragen können, dann die rechte Hand in möglichst kaltes
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| Wasser, wie Sie es auch gerade noch ertragen können, und dann
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| stecken Sie rasch die linke und die rechte Hand in das lauwarme Wasser.
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| Sie werden sehen, daß der rechten Hand das lauwarme Wasser
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| sehr warm vorkommt und der linken sehr kalt. Die heißgewordene
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| Hand von links fühlt dasselbe als Kälte, was die kaltgewordene Hand
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| von rechts als Wärme fühlt. Vorher fühlten Sie eine gleichmäßige
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| Lauigkeit. Was ist denn das eigentlich? Ihre eigene Wärme, die
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| schwimmt und verursacht, daß Sie die Differenz zwischen ihr und der
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| Umgebung fühlen. Dasjenige, was von Ihnen schwimmt in dem
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| Wärmeelement Ihrer Umgebung, was ist es denn? Es ist Ihr eigener
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| Wärmezustand, der durch Ihren organischen Prozeß herbeigeführt
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| wird, der ist nicht etwas Unbewußtes, in dem lebt Ihr Bewußtsein.
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| Sie leben innerhalb Ihrer Haut in der Wärme, und je nachdem diese
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| ist, setzen Sie sich auseinander mit dem Wärmeelement Ihrer Umgebung.
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| In diesem schwimmt Ihre eigene Körperwärme. Ihr Wärmeorganismus
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| schwimmt in der Umgebung.|320|124f}}
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| == Wärmesinn und Empfindungsleib ==
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| Der Wärmesinn hängt eng mit dem [[Empfindungsleib]] des [[Mensch]]en zusammen:
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| {{GZ|Nun folgt als nächster der Wärmesinn. Hier ist wiederum etwas,
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| das durch seine Wirkung im Menschen den Wärmesinn vermittelt.
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| Dies ist der Empfindungsleib selber, der seine astralische Substanz in
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| Wirksamkeit bringt und nach außen strömen läßt, wenn ein Wärmeerlebnis
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| eintreten soll. Dies tritt dann ein, wenn der Mensch wirklich
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| imstande ist, seine astralische Substanz nach außen zu senden, ohne
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| daran gehindert zu sein. Im Bade fühlen wir uns nicht erwärmt, wenn
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| es ebenso warm ist wie wir, wenn also Gleichgewicht besteht zwischen
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| uns und unserer Umgebung und von uns nichts aufgenommen
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| wird. Nur wenn von uns Wärme ausströmt oder solche in uns einfließen
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| kann, empfinden wir Wärme oder Kälte. Ist die äußere Umgebung
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| wärmearm, so lassen wir Wärme in sie ausströmen. Sind wir wärmearm,
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| so lassen wir Wärme in uns einströmen. Hier hat man es wieder
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| handgreiflich, daß ein Aus- und Einströmen stattfindet. Beim Ausgeglichensein
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| jedoch von außen und innen wird die Wärme nicht empfunden.
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| Das Wärmeerlebnis hat immer zu tun mit der Wirkung des
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| menschlichen Empfindungsleibes. Dieser wird, wenn wir einen Gegenstand
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| berühren, der immer wärmer und wärmer wird, immer stärker
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| ausströmen. Es drängt sich uns immer mehr auf von dem, was
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| hinein will, und der Empfindungsleib muß dann entsprechend mehr
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| ausströmen. Dies geht aber nur bis zu einer bestimmten Grenze.
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| Wenn nicht mehr die Möglichkeit besteht, aus dem Empfindungsleib
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| Kraft ausströmen zu lassen, dann ertragen wir die Hitze nicht mehr
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| und wir verbrennen uns. Es müßte auch so sein, daß wir jedesmal ein
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| Verbrennen empfinden, wenn wir nicht mehr Substanz aus unserem
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| Empfindungsleib ausströmen können beim Berühren von etwas sehr
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| Kaltem. Fassen wir einen sehr kalten Körper an, der uns verhindert,
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| Substanz aus dem Empfindungsleib ausströmen zu lassen, weil
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| er nichts an uns abgibt, so erscheint uns die übermäßige Kälte auch
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| als ein Brennen und erzeugt Blasen. Beides beruht auf derselben
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| Wirkung.|115|44f}}
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| == Physiologische Grundlagen der Thermorezeption ==
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| Die '''Thermorezeption''' wird durch ''Warm''- und ''Kaltrezeptoren'' vermittelt, denen unterschiedliche [[Empfindungsqualitäten]] entsprechen. Bei gleichbleibender Temperatur erzeugen sie eine bestimmte konstante spontane Impulsrate von Aktionspotentialen, die durch das [[Nervensystem]] weitergeleitet werden. Plötzliche Temperaturänderungen verändern die Impulsfrequenz.
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| '''Warmrezeptoren''' sind zwischen knapp unter 30 bis knapp über 40 °C aktiv, wobei ihre Spontanfrequenz zunächst mit zunehmender Temperatur ansteigt, dann aber oberhalb des Maximums steil abfällt. '''Kaltrezeptoren''' sind zwischen etwa 5 und knapp 40 °C aktiv, wobei das Maximum der Impulsrate allerdings bei etwa 20 bis 25 °C liegt. Davon zu unterscheiden sind die '''Hitzerezeptoren''', die ab etwa 43 °C [[schmerz]]hafte Empfindungen vermitteln und zu den polymodalen [[Nozizeptor]]en (Schmerzsensoren) gezählt, da sie auch auf schmerzhaften Druck oder Gewebeverletzungen reagieren. Sie sind also mehr dem [[Lebenssinn]] zuzuordnen.
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| Je nach Körperregion variiert die Dichte der Rezeptoren stark, wobei die Wärmepunkte überhaupt wesentlich seltener sind.
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| {|class="wikitable"
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| !Körperregion
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| !Kaltpunkte pro cm²
| |
| !Warmpunkte pro cm²
| |
| |-
| |
| |Stirn
| |
| |6,75
| |
| |0,62
| |
| |-
| |
| |Nase
| |
| |10,5
| |
| |1
| |
| |-
| |
| |Zunge
| |
| |16 - 19
| |
| |
| |
| |-
| |
| |Lippe
| |
| |20
| |
| |
| |
| |-
| |
| |Brust
| |
| |9
| |
| |0,3
| |
| |-
| |
| |Oberarm (Beugefläche)
| |
| |5,7
| |
| |0,3
| |
| |-
| |
| |Unterarm (Innenseite)
| |
| |6
| |
| |0,4
| |
| |-
| |
| |Handrücken
| |
| |7,4
| |
| |0,54
| |
| |-
| |
| |Oberschenkel
| |
| |4,85
| |
| |0,39
| |
| |}
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| Darüber hinaus wird auch die Aktivität der meisten [[Wikipedia:Mechanorezeptor|Mechanorezeptor]]en der [[Haut]] von der Temperatur beeinflusst.
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| == Siehe auch ==
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| * {{WikipediaDE|Thermorezeption}}
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| | |
| == Literatur ==
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| * Dietrich Rapp, Hans-Christian Zehnter: ''Die zwölf Sinne in der seelischen Beobachtung – Eine Exkursion''. Sentovision, Basel 2019, ISBN 978-3037521083
| |
| * Robert F. Schmidt, Hans-Georg Schaible: ''Neuro- und Sinnesphysiologie'', 5. Auflage, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2006, ISBN 978-3540257004, eBook ISBN 978-3540294917
| |
| * Albert Soesman: ''Die zwölf Sinne. Tore der Seele.'' Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1995; 6. überarb. A. 2007, ISBN 978-3-7725-2161-4
| |
| * [[Karsten Massei]]: ''Zwiegespräche mit der Erde: Ein innerer Erfahrungsweg'', Futurum Verlag, 2014 ISBN 978-3856362461
| |
| * Johannes Weinzirl (Hrsg.), [[Peter Heusser]] (Hrsg.): ''Bedeutung und Gefährdung der Sinne im digitalen Zeitalter'', Wittener Kolloquium für Humanismus, Medizin und Philosophie, Band 5, Königshausen u. Neumann 2017, ISBN 978-3826059919
| |
| * [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophie – Psychosophie – Pneumatosophie'', [[GA 115]] (2001), ISBN 3-7274-1150-3 {{Vorträge|115}}
| |
| * [[Rudolf Steiner]]: ''Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, I'', [[GA 320]] (2000), ISBN 3-7274-3200-4 {{Vorträge|320}}
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| {{GA}}
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| [[Kategorie:Sinne|110]]
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| [[Kategorie:Wärmesinn|!]]
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| [[Kategorie:Die zwölf Sinne|109]]
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