Ding an sich und Seligpreisungen: Unterschied zwischen den Seiten

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Das '''Ding an sich''' ist nach der von [[Immanuel Kant]] (1724-1804) vertretenen Lehre des [[transzendental]]en [[Idealismus]] das absolute, [[für sich]] selbst bestehende [[transzendental]]e [[Sein]], das, jenseits und unabhängig von jeglicher [[Erfahrung]]smöglichkeit, als eigentliche [[Wirklichkeit]] der für den [[Mensch]]en einzig erfahrbaren [[Welt]] der [[Erscheinung]]en ([[Phänomen]]e) zugrunde liegt. Nach Kant ist die Wirklichkeit für uns nämlich nur durch die [[Anschauung]]sformen des [[Raum]]es und der [[Zeit]] und durch das [[Denken]] in [[Kategorien]] zugänglich, die aber nur in der Relation der Wirklichkeit zu dem erfahrenden [[Bewusstsein]] bestehen, aber nicht für das Sein an sich konstituierend sind. Das wahre [[Wesen]] der Wirklichkeit, das jenseits der sinnlich-kategorialen Erfahrbarkeit liegt, sei daher dem [[Mensch]]en grundsätzlich unzugänglich.
[[Datei:Frescoangelico100216.jpg|thumb|Die Freskomalerei "die Bergpredigt"]]


Dieser Ansicht Kants hat [[Rudolf Steiner]] schon in seinen grundlegenden [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretischen]] Schriften entschieden widersprochen. Dass das [[An sich]]der [[Ding]]e, ihr [[Wesen]], im [[mensch]]lichen [[Bewusstsein]] ergriffen werden kann, ist das Fundament der von ihm später begründeten [[Anthroposophie|anthroposophischen Geisteswissenschaft]].
Der [[Christus]] Jesus deutet mit seinen '''Seligpreisungen''' auf eine grundlegende Veränderung in der Welt durch das [[Mysterium von Golgatha]] hin, durch das sich der Christus durch seinen [[Tod]] mit der [[Erde]] verbunden hat. Es ist hierbei wichtig zu beachten, dass der Christus den Tod vorher nicht kannte, da er ein rein geistiges Wesen war und man den Tod nur auf der Erde oder auf Welten, die auf einer vergleichbaren Entwicklungsstufe stehen, erleben kann. Und durch den Tod auf der Erde konnte der Christus sich mit dieser verbinden. Jeder Teil der Seligpreisungen deutet auf eine Veränderung eines [[Wesensglieder|Wesensgliedes]] des [[Mensch|Menschen]] hin. Die [[Bergpredigt]] richtete der Christus nur an seine Jünger:


{{GZ|Wer hinter den Dingen noch etwas sucht, das deren eigentliches
<div style="margin-left:20px">"Christus Jesus gab selbst die eindringlichste Lehre von der Erfüllung der Zeiten in dem, was wir die Bergpredigt nennen. Sie war durchaus keine Volkspredigt, denn es heißt: «Da Christus das Volk sah, ging er hinweg und offenbarte sich seinen Jüngern.»" {{Lit|GA 118}}</div>
Wesen bedeuten soll, der hat sich nicht zum Bewusstsein
gebracht, dass alle Fragen nach dem Wesen der Dinge nur aus
einem menschlichen Bedürfnisse entspringen: das, was man
wahrnimmt, auch mit dem Gedanken zu durchdringen. Die
Dinge sprechen zu uns, und unser Inneres spricht, wenn wir die
Dinge beobachten. Diese zwei Sprachen stammen aus demselben
Urwesen, und der Mensch ist berufen, deren gegenseitiges
Verständnis zu bewirken. Darin besteht das, was man
Erkenntnis nennt. Und dies und nichts anderes sucht der, der die
Bedürfnisse der menschlichen Natur versteht. Wer zu diesem
Verständnisse nicht gelangt, dem bleiben die Dinge der
Außenwelt fremdartig. Er hört aus seinem Innern das Wesen der
Dinge nicht zu sich sprechen. Deshalb vermutet er, dass dieses
Wesen hinter den Dingen verborgen sei. Er glaubt an eine
Außenwelt noch hinter der Wahrnehmungswelt. Aber die
Dinge sind nur so lange äußere Dinge, so lange man sie bloß
beobachtet. Wenn man über sie nachdenkt, hören sie auf, außer
uns zu sein. Man verschmilzt mit ihrem inneren Wesen. Für den
Menschen besteht nur so lange der Gegensatz von objektiver
äußerer Wahrnehmung und subjektiver innerer Gedankenwelt,
als er die Zusammengehörigkeit dieser Welten nicht erkennt.
Die menschliche Innenwelt ist das Innere der Natur.|1|333|328}}


{{GZ|Der geistige Inhalt eines äußeren Dinges, der mir in meinem
[[Fra Angelico]] muss das, insofern er seine Freskomalerei "Die Bergpredigt" selbst entworfen hat, bereits gewusst haben, was man deutlich an selbiger erkennen kann.
Innern aufgeht, ist nichts zu der äußeren Wahrnehmung
Hinzugedachtes. Er ist dies ebensowenig, wie der
Geist eines anderen Menschen. Ich nehme durch den inneren
Sinn diesen geistigen Inhalt ebenso wahr, wie durch
die äußeren Sinne den physischen Inhalt. Und was ich mein
Innenleben in obigem Sinne nenne, ist gar nicht, im höheren Sinne, mein Geist. Dieses Innenleben ist nur das Ergebnis
rein sinnlicher Vorgänge, gehört mir nur als ganz
individuelle Persönlichkeit an, die nichts ist als das Ergebnis
ihrer physischen Organisation. Wenn ich dieses Innere
auf die äußeren Dinge übertrage, so denke ich tatsächlich
ins Blaue hinein. Mein persönliches Seelenleben, meine Gedanken,
Erinnerungen und Gefühle sind in mir, weil ich
ein so und so organisiertes Naturwesen bin, mit einem
ganz bestimmten Sinnesapparat, mit einem ganz bestimmten
Nervensystem. Diese meine ''menschliche'' Seele darf ich
nicht auf die Dinge übertragen. Ich dürfte das nur, wenn
ich irgendwo ein ähnlich organisiertes Nervensystem fände.
Aber meine individuelle Seele ist nicht das höchste Geistige
an mir. Dieses höchste Geistige muß in mir erst durch
den inneren Sinn erweckt werden. Und dieses erweckte
Geistige in mir ist zugleich ein und dasselbe mit dem Geistigen
in allen Dingen. Vor diesem Geistigen erscheint die
Pflanze unmittelbar in ihrer eigenen Geistigkeit. Ich brauche
ihr nicht eine Geistigkeit zu verleihen, die ähnlich meiner
eigenen ist. Für ''diese'' Weltanschauung verliert alles Reden
über das unbekannte «Ding an sich» jeglichen Sinn.
Denn es ist eben das «Ding an sich», das sich dem inneren
Sinn enthüllt. Alles Reden über das unbekannte «Ding an
sich» rührt nur davon her, daß diejenigen, die so reden,
nicht imstande sind, in den geistigen Inhalten ihres Innern
die «Dinge an sich» wieder zu erkennen. Sie glauben in
ihrem Innern wesenlose Schatten und Schemen, «bloße Begriffe
und Ideen» der Dinge zu erkennen. Da sie aber doch
eine ''Ahnung'' von dem «Ding an sich» haben, so glauben sie,
daß sich dieses «Ding an sich» verberge, und daß dem
menschlichen Erkenntnisvermögen Grenzen gesteckt seien.
Man kann solchen, die in diesem Glauben befangen sind,
nicht beweisen, daß sie das «Ding an sich» in ihrem Innern
ergreifen müssen, denn sie würden dieses «Ding an sich»,
wenn man es ihnen vorwiese, doch niemals anerkennen.
Um dieses ''Anerkennen'' aber handelt es sich.|7|44ff}}


Sehr erhellende Einblicke darüber, wie das [[Ich]] mit dem Ding an sich zusammenhängt, gab der deutsche Philosoph [[Paul Asmus]] (1842-1877) in seinem 1873 erschienen, auch von [[Rudolf Steiner]] sehr geschätzten Büchlein über «''Das Ich und das Ding an sich''». Ausgehend von einer grundlegenden Darstellung der «Identität des Denkens und Seins» und den prinzipiellen Möglichkeiten der [[Erkenntnis]], skizziert Asmus darin die Grundzüge der Philosophien von [[Immanuel Kant]], [[w:Gottlob Ernst Schulze|Aenesidemus]], [[w:Jacob Sigismund Beck|Jacob Sigismund Beck]], [[w:Friedrich Heinrich Jacobi|Friedrich Heinrich Jacobi]], [[Johann Gottlieb Fichte]], [[Novalis]], [[w:Friedrich Schlegel|Friedrich Schlegel]], [[Friedrich Schleiermacher]], [[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling]], [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]], [[Johann Friedrich Herbart]] und [[Arthur Schopenhauer]] und zeichnete damit zugleich durch das ihm eigene [[Lebendiges Denken|lebendige Denken]] ein dynamische Bild der modernen [[Bewusstsein]]sentwicklung.


{{GZ|Persönlichkeiten, welche durch Sich-Versenken in die Hegelsche
<div style="margin-left:20px">
Ideenart eine Sicherheit suchten für das Verhältnis
'''Selig sind die, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. (Vers 3 wörtlich: Selig die Armen im Geist)''' (Mt 5,3)
einer Vorstellung über das selbstbewußte Ich zu dem allgemeinen
</div>
Weltbilde, gibt es in der zweiten Hälfte des
Gerade dieser Satz wird häufig falsch verstanden, was man auch gut an der hier verwendeten Einheitsübersetzung erkennen kann. [[Rudolf Steiner|Steiner]] sagt folgendes dazu:
neunzehnten Jahrhunderts nur wenige. Einer der Besten
ist der zu früh verstorbene ''Paul Asmus'' (1842—1876), der
1873 eine Schrift veröffentlichte «Das Ich und das Ding
an sich». Er zeigt, wie in der Art, in der Hegel das Denken
und die Ideenwelt ansah, ein Verhältnis des Menschen
zum Wesen der Dinge zu gewinnen ist. Er setzt in scharfsinniger
Weise auseinander, daß im Denken des Menschen
nicht etwas Wirklichkeitsfremdes, sondern etwas Lebensvolles,
Urwirkliches gegeben ist, in das man sich nur zu
versenken braucht, um zum Wesen des Daseins zu kommen.
Er stellte in lichtvoller Weise den Gang dar, den die
Weltanschauungsentwickelung genommen hat, um von
Kant, der das «[[Ding an sich]]» als etwas dem Menschen
Fremdes, Unzugängliches angesehen hatte, zu Hegel zu
kommen, welcher meinte, daß der Gedanke nicht nur sich
selbst als ideelle Wesenheit, sondern auch das «Ding an
sich» umspanne. Solche Stimmen fanden aber kaum Gehör.|18|472}}


{{GZ|Weniges ist über Kant geschrieben worden, das an Wert
<div style="margin-left:20px">
dem gleich kommt, was Paul Asmus über ihn in seiner
"Früher konnte nur derjenige zur geistigen Welt aufsteigen, der angefüllt war mit den Strömungen dieser geistigen Welt; nur dieser konnte seliggepriesen werden als ein Reicher des Geistes. Das war der Hellseher im alten Sinne, und der gehörte zu den seltensten Persönlichkeiten. Die meisten waren Bettler geworden im Geiste. Jetzt aber konnten diejenigen das Reich der Himmel finden, die es in ihrem Ich suchten." {{Lit|GA 118}}
Schrift «Das Ich und das Ding an sich» ausgeführt hat. Er
</div>
wird Kant vollkommen gerecht; aber er zeigt zugleich, wie
unmöglich es ist, bei ihm stehenzubleiben, und wie der
große Anstoß, den der Königsberger Philosoph dem deutschen
Denken gegeben hat, notwendig zu den Auffassungen
Fichtes, Schellings, Hegels, Schopenhauers und anderer hat
führen müssen. Kant hatte gezeigt, und diese Tat ist eine der
geistesgeschichtlich bedeutsamsten im modernen Denken,
daß die gewöhnlichen wissenschaftlichen Denkmethoden
niemals zu einer Erkenntnis des «Dinges an sich» führen,
sondern immer nur dazu, die Welt der dem Menschen gegebenen
''Erscheinungen'' erkennend zu beherrschen. Auf das
«Ding an sich» aber hat Kant in einer ganz eigentümlichen
Weise hingedeutet. Er nahm an, daß in dem kategorischen
Imperativ, der in dem Pflichtgebot zu dem Menschen spricht,
ein Ruf ertönt aus der Welt des «Dinges an sich». Aber dieser
Ruf liefere keine Erkenntnis des Höchsten, sondern nur
einen ''Glauben'' an dasselbe, der dem Menschen die Richtung
gibt nach dem moralischen Leben. Will der Mensch sich für
ein moralisches Wesen halten und sich in der Richtung der
Moralität immer weiter und weiter entwickeln, so muß er an
die Wirklichkeit dessen glauben, was ihm den kategorischen
Imperativ zusendet. Erkennen kann er aber nicht, was ihn so
moralisch trägt.


Nun hat Fichte versucht, diesen im Innern des Menschen
<div style="margin-left:20px">'''Selig sind die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.''' (Mt 5,4)</div>
ertönenden Ruf zu untersuchen, und er kam so zu seiner
«Ich-Philosophie». Im «Ich» geht, nach Fichte, dem Menschen
eine höhere Welt auf, die ebenso wirklich, ja viel wirklicher
ist, als die äußere Erscheinungswelt. Denn diese äußere
Erscheinungswelt erhält erst Sinn und Bedeutung, wenn das
menschliche Ich sein eigenes Licht auf dieselbe leuchten
läßt. Diesen Hervorgang von Fichtes Denken aus dem Kantschen
stellt Paul Asmus in scharfsinniger Weise dar. Und
ebenso, wie dann Hegel und Schelling aus dem «Ich» heraus,
aus dem Menschengeiste die Antworten suchen auf die großen
Rätselfragen des Daseins, die keine äußere Sinnesanschauung
lösen kann.


Und von hier aus fand dann Paul Asmus den Zugang zum
Damit ist folgendes gemeint:
Verständnis der Religionen, dieser mannigfaltigen Versuche
der Menschheit, aus der Tiefe des Menscheninnern heraus
die wirkenden Geistkräfte des Universums zu erfassen. Es
wird vielen nicht leicht, Paul Asmus' bedeutsamen Auseinandersetzungen
über «die indogermanischen Religionen» zu
folgen, da er sich in einer Gipfelhöhe des menschlichen Denkens
bewegt. Wer aber durch Selbstschulung seines Denkens
das Buch zu lesen lernt, der wird eine Aufklärung der reinsten
Art über die Formen menschlichen Wahrheitsstrebens
empfangen. Unser Philosoph sieht überall durch den Bildergehalt
der Religionen auf die geistigen Gedankenkerne hindurch
und zeigt den Zusammenhang und die Verwandtschaft
dieser Kerne. Sein Buch ist daher eine Auslegung ''eines''
großen ''Urgedankens'' der indogermanischen Völker. Niemand
wird es studieren, ohne davon den tiefsten Eindruck zu empfangen,
und sich darüber klar werden, was Entwickelung des
religiösen Lebens ist. Damit aber gehört Paul Asmus unter
diejenigen, die im Sinne der Theosophie die Wesenheit der
Religionen und Philosophien der Menschheit verfolgen.|34|489ff}}


{{GGZ|Daß Paul Asmus in der Ätherhöhe des reinen Denkens die
<div style="margin-left:20px">"Sodann sagte er vom Ätherleib: Früher konnten die Menschen vom leiblichen und seelischen Leid geheilt werden durch Hinaufsteigen in die geistige Welt mittels der Ekstase. Wenn sie nun gotterfüllt, gottinnig werden, dann können, die da Leid tragen, geheilt, getröstet werden und können in sich selber den Grund, den Trost finden." {{Lit|GA 118}}</div>
Geheimnisse des Daseins suchte, macht den Grundcharakter
seines Forschens aus. Was den Dingen als ihr Wesen zugrunde
liegt, das enthüllt sich in dem denkenden Menschen.
Diese Grundanschauung des deutschen philosophischen Idealismus
ist auch diejenige Paul Asmus'. Die ''[[Gedanke]]n'', die
sich der Mensch über den Sternenhimmel macht: sie sind
auch zugleich die Ordnung, die innere Gesetzmäßigkeit
selbst, die diesem Sternenhimmel zugrunde liegt. Wenn ich
denke, spreche nicht nur ''[[ich]]'', sondern die Dinge sprechen in
mir ihre Wesenheit, das, was sie eigentlich sind, aus. Die sinnlichen
Dinge sind gewissermaßen nur Gleichnisse ihres ideellen
Wesens; und der menschliche Gedanke ''ergreift'' dieses ihr
Wesen. In seiner Schrift «Das Ich und das Ding an sich» sagt
Paul Asmus: «Stellen wir uns ein Stück Zucker vor; es ist
rund, süß, undurchdringlich usw., dies sind lauter Eigenschaften,
die wir begreifen; nur eins dabei schwebt uns als
ein schlechthin anderes vor, das wir nicht begreifen, das so
verschieden von uns ist, daß wir nicht hineindringen können,
ohne uns selbst zu verlieren; von dessen bloßer Oberfläche
der Gedanke scheu zurückprallt. Dies eine ist der uns unbekannte
Träger aller jener Eigenschaften; das Ansich, welches
das innerste Selbst dieses Gegenstandes ausmacht. So sagt
Hegel richtig, daß der ganze Inhalt unserer Vorstellung sich
nur als Accidens zu jenem dunklen Subjekte verhalte, und
wir, ohne in seine Tiefen zu dringen, nur Bestimmungen an
dieses Ansich heften - die schließlich, weil wir es selbst nicht
kennen, auch keinen wahrhaft objektiven Wert haben, subjektiv
sind. Das begreifende Denken hingegen hat kein solch
unerkennbares Subjekt, an dem seine Bestimmungen nur Accidenzen
wären, sondern ''das gegenständliche Subjekt fällt innerhalb des Begriffes''. Begreife ich etwas, so ist es in seiner ganzen
Fülle meinem Begriffe präsent; im innersten Heiligtum seines
Wesens bin ich zu Hause, nicht deshalb, weil es kein eigenes
Ansich hätte, sondern weil es mich durch die über uns beiden
schwebende Notwendigkeit des Begriffes, der in mir subjektiv,
in ihm objektiv erscheint, zwingt, seinen Begriff ''nach''zudenken.
Durch dies ''Nach''denken offenbart sich uns, wie
Hegel sagt - ebenso wie dies unsere subjektive Tätigkeit ist-,
zugleich die wahre Natur des Gegenstandes.


Wer in solch einem Satze sein Bekenntnis ausspricht, der
hat sich und sein Denken in ein wahres Verhältnis zur Welt
und Wirklichkeit gesetzt. Durch ''[[Beobachtung|Beobachten]]'' lernen wir den
''Umkreis'' der Welt kennen; durch das ''[[Denken]]'' dringen wir in
ihren ''Mittelpunkt''. Die Versenkung in das eigene Innere löst
uns die Rätsel des Daseins. Der in mir aufleuchtende Gedanke
geht nicht nur mich an, sondern die Dinge, über die er
mich aufklärt. Und meine Seele ist nur der Schauplatz, auf
dem die Dinge sich über sich selbst aussprechen.


Um das zu begreifen, muß der Mensch allerdings es dahin
<div style="margin-left:20px">'''Selig sind die, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.''' (Mt 5,5)</div>
bringen, in dem Denken ein Lebenselement zu haben, etwas,
 
das für ihn ebenso Wirklichkeit, Tatsache ist, wie für den
Mit diesen Worten bezieht sich Christus auf den [[Astralleib]]:
unentwickelten Menschen die Dinge eine Wirklichkeit sind,
 
an denen er sich stößt, die er mit Händen greifen kann. Wer
<div style="margin-left:20px">"Weiter sagte er vom Astralleib: Früher mussten diejenigen, die wilde, stürmische Leidenschaften und Impulse im Astralleib hegten, dadurch besänftigt werden, dass ihnen Gleichmut, Gelassenheit und Läuterung zuströmte von den geistig-göttlichen Wesenheiten. - Jetzt aber sollten die Menschen durch die Kraft ihres eigenen Ich unter der Einwirkung Christi die Kraft finden, ihren Astralleib zu läutern. Die Stätte, wo der Astralleib sich läutern kann, ist jetzt die Erde geworden. Daher musste dieser Einschlag für den Astralleib so dargestellt werden, dass gesagt wurde: Selig und gotterfüllt im Astralleib können nur diejenigen sein, die sich das Gleichnis, Gleichmaß erwerben, und ihnen wird als Los, als Lohn aller Trost und alles Gute auf der Erde zufallen." {{Lit|GA 118}}</div>
in seinen Vorstellungen nicht anderes erfassen kann, als schemenhafte
 
Nachbilder dessen, was ihm die Sinne sagen, der
 
versteht nicht, was Denken ist. Denn, um zur Wesenheit der
<div style="margin-left:20px">'''Selig sind die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.''' (Mt 5,6)</div>
Dinge vorzudringen, muß sich das Denken mit einem Inhalte
 
erfüllen, den kein äußerer Sinn geben kann, der aus dem
Jetzt spricht der Christus von der [[Empfindungsseele]].
Geiste selbst fließt. Das Denken muß produktiv, intuitiv sein.
 
Wenn es dann nicht willkürlich in phantastischen Gebilden
<div style="margin-left:20px">"Auf die Empfindungsseele bezieht sich die vierte Seligpreisung. Wer sich in seiner Empfindungsseele recht läutern und eine höhere Entwickelung durchmachen will, der wird in seinem Ich einen Einschlag des Christus bekommen; er wird einen Durst im Herzen nach Gerechtigkeit verspüren, gottinnig werden und sein Ich wird in sich selber gesättigt sein." {{Lit|GA 118}}</div>
lebt, sondern in der hellen Klarheit des inneren Anschauens,
 
dann lebt und webt in ihm das Weltgesetz selbst. Man könnte
 
von einem solchen Denken ganz gut sagen: die Welt denkt
<div style="margin-left:20px">'''Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.''' (Mt 5,7)</div>
sich in den Gedanken des Menschen. Notwendig ist aber dazu,
 
daß der Mensch in sich die ewigen Gesetze erlebt, die sich
 
das Denken selbst gibt. Was die Menschen gewöhnlich «Denken» nennen, ist ja nur ein wirres Vorstellen.|34|493f}}
<div style="margin-left:20px">"Das nächste Glied ist die Verstandes- oder Gemütsseele. Das Ich schlummert dumpf in der Empfindungsseele und erwacht erst in der Verstandes- oder Gemütsseele. Wenn wir mit unserem Ich in der Empfindungsseele schlummern, dann können wir nicht in allen Menschen das finden, was sie erst zu wirklichen Menschen macht: das Ich. Bevor der Mensch das Ich in sich entwickelt hat, muss er seine Empfindungsseele in höhere Welten hinaufwachsen lassen, um dort etwas wahrnehmen zu können. Wenn er aber in der Verstandes- oder Gemütsseele sich entwickelt, kann er den Menschen neben sich wahrnehmen. Bei allen bisher genannten Gliedern müssen wir uns an das erinnern, was in früheren Reichen gegeben war. Erst in der Verstandes- oder Gemütsseele kann sich die Seele mit dem erfüllen, was von Mensch zu Mensch strömt. Es wird in dem Satzgefüge der fünften Seligpreisung etwas Besonderes eintreten müssen; es muss Subjekt und Prädikat gleich sein, weil hingedeutet werden soll auf das, was das Ich in sich entwickelt. Dieser fünfte Satz sagt: «Wer Mitleid und Barmherzigkeit entwickelt, der wird Barmherzigkeit wiederfinden.» Das ist eine Kreuzprobe, die wir hier bei einem okkulten Dokument machen. Christus hat in bezug auf die einzelnen Glieder der menschlichen Natur alles verheißen, alles stimmt." {{Lit|GA 118}}</div>
 
 
<div style="margin-left:20px">'''Selig sind die, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.''' (Mt 5,8)</div>
 
 
<div style="margin-left:20px">"Auf die Bewusstseinsseele bezieht sich der nächste Satz der Seligpreisungen. Durch sie kommt das Ich als reines Ich derart zur Entwickelung, dass es den Gott in sich aufnehmen kann. Wenn also der Mensch so weit heraufdringen kann, dann kann er den Tropfen des Göttlichen, sein Ich in sich wahrnehmen. Er kann durch seine gereinigte Bewusstseinsseele Gott schauen. Dieser sechste Satz der Seligpreisungen muss sich also auf das Gottschauen beziehen. Der äußere physische Ausdruck für das Ich und die Bewusstseinsseele ist das physische Blut, und worin sich dieses besonders zum Ausdruck bringt, das ist das menschliche Herz als Ausdruck des gereinigten Ich. Christus sprach daher: «Selig werden die sein, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.» Damit ist geradezu bis in diese Intimität herein angedeutet, dass unser Herz, der Ausdruck des Ich, des Göttlichen im Menschen ist." {{Lit|GA 118}}</div>
 
 
<div style="margin-left:20px">'''Selig sind die, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.''' (Mt 5,9)</div>
 
 
<div style="margin-left:20px">"Der gegenwärtige Mensch kann wohl die drei Seelenglieder ausbilden, aber in ferner Zukunft erst die höheren Glieder: Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch. Diese können im Menschen noch nicht in sich selber leben, er muss dazu aufschauen zu höheren Wesen. Sein Geistselbst ist noch nicht in ihm; es ergießt sich erst später über ihn. Er ist noch nicht genügend entwickelt, um das Geistselbst völlig in sich aufzunehmen, er steht in dieser Beziehung erst im Anfang der Entwickelung, ist nur gleichsam ein Gefäß, um es allmählich in sich aufzunehmen. Das deutet auch der siebente Satz der Seligpreisung an. Das Geistselbst kann ihn zunächst nur durchwärmen, durchweben. Allein die Tat Christi bringt es auf die Erde herunter als die Kraft der Liebe und Harmonie. Daher sagt Christus: Selig sind die, welche das Geistselbst als erstes geistiges Glied zu sich herunterholen, denn sie werden Gottes Kinder werden. - Das weist die Menschen hinauf in die höheren Welten." {{Lit|GA 118}}</div>
 
 
<div style="margin-left:20px">'''Selig sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.''' (Mt 5,10)</div>
 
 
<div style="margin-left:20px">"Fernerhin wird Bezug genommen auf dasjenige, was für die Zukunft herbeigeführt werden soll, was aber von der Gegenwart mehr und mehr angefochten und mit allen Kräften und Mächten verfolgt wird. Es ist angedeutet in dem achten Satz der Seligpreisungen: Gotterfüllt oder selig sind diejenigen, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn sie werden erfüllt sein in ihrem Selbst von den Reichen des Himmels, vom Lebensgeist, von Buddhi." {{Lit|GA 118}}</div>
 
 
<div style="margin-left:20px">'''Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.''' (Mt 5,11)</div>
 
 
<div style="margin-left:20px">"Im Anschlusse daran finden wir noch Hinweise auf die besondere Mission des Christus selber, auch in dem Sinne, dass die intimen Schüler des Christus selig sein können, wenn sie um seinetwillen Verfolgung leiden müssen: eine leise Andeutung auf das Atma, das erst in ferner Zukunft uns zuteil werden wird, ist damit verbunden." {{Lit|GA 118}}</div>
 
Ergänzend ist noch anzumerken, dass [[Valentin Tomberg]] in seiner allerletzten noch anthroposophischen Phase den entscheidenden Hinweis gab, mit Hilfe der neun Seligpreisungen wäre die Menschheit zukünftig in der Lage die derzeit dämonisch besetzten neun Schichten des Erdinneren zukünftig zu Erlösen.


== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt'', [[GA 118]] (2002)
#Valentin Tomberg: Der [[VATERUNSER]]-Kurs, Bände 1 - 4, Achamoth Vlg., Taisersdorf 2010


*Jens Heisterkamp: ''Gegen das Dogma vom "Ding an sich"''. In: INFO3, Februar 2017, S. 47 - 49
{{GA}}
*Dietrich Rapp: ''TATORT Erkenntnisgrenze: Die Kritik Rudolf Steiners an Immanuel Kant'', Menon Verlag., 2013
*[[Paul Asmus]]: ''Das Ich und das Ding an sich. Geschichte ihrer begrifflichen Entwickelung in der neuesten Philosophie'', Verlag C. E. M. Pfeffer, Halle 1873 {{MDZ|11163813-5}}
** neu herausgegeben und eingeleitet von [[Thomas Brunner]], [https://www.edition-immanente.de/alle-buecher/das-ich-und-das-ding-an-sich.html edition immanente], Berlin 2014, ISBN 978-3-942754-30-9
*Rudolf Steiner: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987), ISBN 3-7274-0011-0 {{Schriften|001}}
*Rudolf Steiner: ''Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung'', [[GA 7]] (1990), ISBN 3-7274-0070-6 {{Schriften|007}}
*Rudolf Steiner: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X {{Schriften|018}}
*Rudolf Steiner: ''Lucifer – Gnosis'', [[GA 34]] (1987), ISBN 3-7274-0340-3 {{Vorträge|034}}


{{GA}}
== Weblinks ==


[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Kritischer Idealismus]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]] [[Kategorie:Kantianismus]] [[Kategorie:Kant]]
# [http://anthroposophie.byu.edu/vortraege/118_09.pdf GA 118: 9. Vortrag: Die Bergpredigt. Das Land Schamballa]

Version vom 18. November 2012, 14:00 Uhr

Die Freskomalerei "die Bergpredigt"

Der Christus Jesus deutet mit seinen Seligpreisungen auf eine grundlegende Veränderung in der Welt durch das Mysterium von Golgatha hin, durch das sich der Christus durch seinen Tod mit der Erde verbunden hat. Es ist hierbei wichtig zu beachten, dass der Christus den Tod vorher nicht kannte, da er ein rein geistiges Wesen war und man den Tod nur auf der Erde oder auf Welten, die auf einer vergleichbaren Entwicklungsstufe stehen, erleben kann. Und durch den Tod auf der Erde konnte der Christus sich mit dieser verbinden. Jeder Teil der Seligpreisungen deutet auf eine Veränderung eines Wesensgliedes des Menschen hin. Die Bergpredigt richtete der Christus nur an seine Jünger:

"Christus Jesus gab selbst die eindringlichste Lehre von der Erfüllung der Zeiten in dem, was wir die Bergpredigt nennen. Sie war durchaus keine Volkspredigt, denn es heißt: «Da Christus das Volk sah, ging er hinweg und offenbarte sich seinen Jüngern.»" (Lit.: GA 118)

Fra Angelico muss das, insofern er seine Freskomalerei "Die Bergpredigt" selbst entworfen hat, bereits gewusst haben, was man deutlich an selbiger erkennen kann.


Selig sind die, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. (Vers 3 wörtlich: Selig die Armen im Geist) (Mt 5,3)

Gerade dieser Satz wird häufig falsch verstanden, was man auch gut an der hier verwendeten Einheitsübersetzung erkennen kann. Steiner sagt folgendes dazu:

"Früher konnte nur derjenige zur geistigen Welt aufsteigen, der angefüllt war mit den Strömungen dieser geistigen Welt; nur dieser konnte seliggepriesen werden als ein Reicher des Geistes. Das war der Hellseher im alten Sinne, und der gehörte zu den seltensten Persönlichkeiten. Die meisten waren Bettler geworden im Geiste. Jetzt aber konnten diejenigen das Reich der Himmel finden, die es in ihrem Ich suchten." (Lit.: GA 118)


Selig sind die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. (Mt 5,4)

Damit ist folgendes gemeint:

"Sodann sagte er vom Ätherleib: Früher konnten die Menschen vom leiblichen und seelischen Leid geheilt werden durch Hinaufsteigen in die geistige Welt mittels der Ekstase. Wenn sie nun gotterfüllt, gottinnig werden, dann können, die da Leid tragen, geheilt, getröstet werden und können in sich selber den Grund, den Trost finden." (Lit.: GA 118)


Selig sind die, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. (Mt 5,5)

Mit diesen Worten bezieht sich Christus auf den Astralleib:

"Weiter sagte er vom Astralleib: Früher mussten diejenigen, die wilde, stürmische Leidenschaften und Impulse im Astralleib hegten, dadurch besänftigt werden, dass ihnen Gleichmut, Gelassenheit und Läuterung zuströmte von den geistig-göttlichen Wesenheiten. - Jetzt aber sollten die Menschen durch die Kraft ihres eigenen Ich unter der Einwirkung Christi die Kraft finden, ihren Astralleib zu läutern. Die Stätte, wo der Astralleib sich läutern kann, ist jetzt die Erde geworden. Daher musste dieser Einschlag für den Astralleib so dargestellt werden, dass gesagt wurde: Selig und gotterfüllt im Astralleib können nur diejenigen sein, die sich das Gleichnis, Gleichmaß erwerben, und ihnen wird als Los, als Lohn aller Trost und alles Gute auf der Erde zufallen." (Lit.: GA 118)


Selig sind die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. (Mt 5,6)

Jetzt spricht der Christus von der Empfindungsseele.

"Auf die Empfindungsseele bezieht sich die vierte Seligpreisung. Wer sich in seiner Empfindungsseele recht läutern und eine höhere Entwickelung durchmachen will, der wird in seinem Ich einen Einschlag des Christus bekommen; er wird einen Durst im Herzen nach Gerechtigkeit verspüren, gottinnig werden und sein Ich wird in sich selber gesättigt sein." (Lit.: GA 118)


Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. (Mt 5,7)


"Das nächste Glied ist die Verstandes- oder Gemütsseele. Das Ich schlummert dumpf in der Empfindungsseele und erwacht erst in der Verstandes- oder Gemütsseele. Wenn wir mit unserem Ich in der Empfindungsseele schlummern, dann können wir nicht in allen Menschen das finden, was sie erst zu wirklichen Menschen macht: das Ich. Bevor der Mensch das Ich in sich entwickelt hat, muss er seine Empfindungsseele in höhere Welten hinaufwachsen lassen, um dort etwas wahrnehmen zu können. Wenn er aber in der Verstandes- oder Gemütsseele sich entwickelt, kann er den Menschen neben sich wahrnehmen. Bei allen bisher genannten Gliedern müssen wir uns an das erinnern, was in früheren Reichen gegeben war. Erst in der Verstandes- oder Gemütsseele kann sich die Seele mit dem erfüllen, was von Mensch zu Mensch strömt. Es wird in dem Satzgefüge der fünften Seligpreisung etwas Besonderes eintreten müssen; es muss Subjekt und Prädikat gleich sein, weil hingedeutet werden soll auf das, was das Ich in sich entwickelt. Dieser fünfte Satz sagt: «Wer Mitleid und Barmherzigkeit entwickelt, der wird Barmherzigkeit wiederfinden.» Das ist eine Kreuzprobe, die wir hier bei einem okkulten Dokument machen. Christus hat in bezug auf die einzelnen Glieder der menschlichen Natur alles verheißen, alles stimmt." (Lit.: GA 118)


Selig sind die, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. (Mt 5,8)


"Auf die Bewusstseinsseele bezieht sich der nächste Satz der Seligpreisungen. Durch sie kommt das Ich als reines Ich derart zur Entwickelung, dass es den Gott in sich aufnehmen kann. Wenn also der Mensch so weit heraufdringen kann, dann kann er den Tropfen des Göttlichen, sein Ich in sich wahrnehmen. Er kann durch seine gereinigte Bewusstseinsseele Gott schauen. Dieser sechste Satz der Seligpreisungen muss sich also auf das Gottschauen beziehen. Der äußere physische Ausdruck für das Ich und die Bewusstseinsseele ist das physische Blut, und worin sich dieses besonders zum Ausdruck bringt, das ist das menschliche Herz als Ausdruck des gereinigten Ich. Christus sprach daher: «Selig werden die sein, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.» Damit ist geradezu bis in diese Intimität herein angedeutet, dass unser Herz, der Ausdruck des Ich, des Göttlichen im Menschen ist." (Lit.: GA 118)


Selig sind die, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. (Mt 5,9)


"Der gegenwärtige Mensch kann wohl die drei Seelenglieder ausbilden, aber in ferner Zukunft erst die höheren Glieder: Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch. Diese können im Menschen noch nicht in sich selber leben, er muss dazu aufschauen zu höheren Wesen. Sein Geistselbst ist noch nicht in ihm; es ergießt sich erst später über ihn. Er ist noch nicht genügend entwickelt, um das Geistselbst völlig in sich aufzunehmen, er steht in dieser Beziehung erst im Anfang der Entwickelung, ist nur gleichsam ein Gefäß, um es allmählich in sich aufzunehmen. Das deutet auch der siebente Satz der Seligpreisung an. Das Geistselbst kann ihn zunächst nur durchwärmen, durchweben. Allein die Tat Christi bringt es auf die Erde herunter als die Kraft der Liebe und Harmonie. Daher sagt Christus: Selig sind die, welche das Geistselbst als erstes geistiges Glied zu sich herunterholen, denn sie werden Gottes Kinder werden. - Das weist die Menschen hinauf in die höheren Welten." (Lit.: GA 118)


Selig sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. (Mt 5,10)


"Fernerhin wird Bezug genommen auf dasjenige, was für die Zukunft herbeigeführt werden soll, was aber von der Gegenwart mehr und mehr angefochten und mit allen Kräften und Mächten verfolgt wird. Es ist angedeutet in dem achten Satz der Seligpreisungen: Gotterfüllt oder selig sind diejenigen, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn sie werden erfüllt sein in ihrem Selbst von den Reichen des Himmels, vom Lebensgeist, von Buddhi." (Lit.: GA 118)


Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. (Mt 5,11)


"Im Anschlusse daran finden wir noch Hinweise auf die besondere Mission des Christus selber, auch in dem Sinne, dass die intimen Schüler des Christus selig sein können, wenn sie um seinetwillen Verfolgung leiden müssen: eine leise Andeutung auf das Atma, das erst in ferner Zukunft uns zuteil werden wird, ist damit verbunden." (Lit.: GA 118)

Ergänzend ist noch anzumerken, dass Valentin Tomberg in seiner allerletzten noch anthroposophischen Phase den entscheidenden Hinweis gab, mit Hilfe der neun Seligpreisungen wäre die Menschheit zukünftig in der Lage die derzeit dämonisch besetzten neun Schichten des Erdinneren zukünftig zu Erlösen.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt, GA 118 (2002)
  2. Valentin Tomberg: Der VATERUNSER-Kurs, Bände 1 - 4, Achamoth Vlg., Taisersdorf 2010
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

  1. GA 118: 9. Vortrag: Die Bergpredigt. Das Land Schamballa