Äquivokation

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Äquivokation (von lat. aequivocus „gleichlautend“) bedeutet speziell in philosophischen Zusammenhängen, dass ein und dasselbe Wort verschiedene Begriffe bezeichnet und daher mehrdeutig ist. Abseits der Philosophie ist dafür die Bezeichnung „Homonym“ (von griech. ὁμός homós „gleich“ und ὄνυμα ónyma bzw. ὄνομα ónoma „Name“) gebräuchlich.

Philosophie und Theologie

In der Philosophie und Theologie wurde seit der Antike namentlich immer wieder diskutiert, inwiefern der Begriff des „Seinsunivok, äquivok oder analog auf verschiedene Seinsbereiche bezogen werden könne.

In der mittelalterlichen Scholastik sprach etwa Thomas von Aquin von der sog. „analogia entis“, die sich auf die ontologische Entsprechung zwischen Gott und der von ihm geschaffenen Welt bezieht. Thomas nahm dabei eine mittlere Position zwischen Äquivozität (absolute Verschiedenheit) und Univozität (absolute Gleichheit) ein. Äquivozität würde die völlige Unerkennbarkeit des göttlichen Seins bedeuten und damit zum Agnostizismus führen, während die Univozität in den Pantheismus mündet, wonach Gott und Welt identisch sind.

Im Gegensatz zu Thomas stand Johannes Duns Scotus, der einen univoken Begriff des Seins favorisierte, der für Gott und seine Geschöpfe gleichermaßen gültig sei. Um dem Pantheismus zu entgehen, nahm Duns Scotus ein überkategoriales Univokes an, das von dem kategorialen Univoken verschieden sei. Er förderte damit allerdings die im Universalienstreit dem Ideenrealismus gegenüberstehende nominalistische Position, wonach Begriffe nur Bezeichnung seien.

„Ich sage, Gott werde nicht nur in einem Begriff gedacht, der analog ist zu dem Begriff des Geschöpfes, selbst aber ein völlig anderer ist als der Begriff, der vom Geschöpf ausgesagt wird, sondern auch in einem Gott und dem Geschöpf eindeutigen Begriff [in conceptu univoco].“

Johannes Duns Scotus: Ordinatio[1]

Informationstheorie

In der Informationstheorie wird als Äquivokation die Information bezeichnet, die bei der Übertragung über einen Kanal zwischen einer Informationsquelle (Sender) und einer Informationssenke (Empfänger) verloren geht. Der Terminus ist in diesem Zusammenhang als Informationsgehalt zu verstehen und geht auf die Informationstheorie von Claude Shannon zurück, welcher die Grundlagen für diese in den 1940er Jahren legte.
Der abstrakte Begriff eines „Informationskanals“ kann sich in praktischen Realisierungen über den Ort (z. B. eine Nachrichtenverbindung zwischen zwei Punkten; → PTP) oder über die Zeit (z. B. in Form eines Datenspeichers) erstrecken.

Definition

Modell eines Kanals mit Quelle H(X) und Senke H(Y) und der Äquivokation H(X|Y)

Die mathematische Definition des Informationsgehalts ist eng an die Entropiefunktion gekoppelt, wobei die Zufallsvariable die Menge aller möglichen Symbole im Übertragungskanal beschreibt. Eine Informationsquelle sendet nun, wie in rechter Abbildung dargestellt, über einen Kanal zur Informationssenke welche empfängt. kann zu zufolge einer am Kanal eingebrachten Fehlinformation bzw. zufolge der am Kanal auftretenden Äquivokation unterschiedlich sein. Die Schreibweise steht für die bedingte Entropie mit den beiden Zufallsvariablen .

Als bedingte Entropiefunktion lässt sich die Äquivokation, mit der Transinformation zwischen Quelle und Senke, ausdrücken als:

Als eine Wahrscheinlichkeitsfunktion lässt sich die Äquivokation mit dem Logarithmus zur Basis 2 ausdrücken als:

Siehe auch

Literatur

  •  Jürgen Lindner: Informationsübertragung. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2005, ISBN 3-540-21400-3, S. 313.
  • Johann Blieberger, Bernd Burgstaller, Gerhard Helge Schildt:Informatik. Grundlagen, 4. Auflage, Springer Verlag, Wien GmbH, Wien 2002, ISBN 978-3-211-83710-8, S. 30–31.
  • Hermann Rohling:Einführung in die Informations- und Codierungstheorie. B.G. Teubner, Stuttgart 1995, ISBN 978-3-519-06174-8, S. 42–50.


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  1. zit. nach: Stichwort „Analogie“ in: Josef de Vries: Grundbegriffe der Scholastik, 3. Auflage, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-05985-9