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Ätherleib

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Der Ätherleib (von griech. Αἰθήρ AitherÄther“; eng. ether body, etheric body, etheric double) ist das unterste übersinnliche Wesensglied des Menschen und bildet die Grundlage allen Lebens. Er wird von Rudolf Steiner auch als Lebensleib (eng. life body), Zeitleib bzw. Zeitorganismus, Bildekräfteleib (eng. formative forces body) (Lit.: GA 73, S. 31) oder elementarischer Leib[1][2] bezeichnet und als Linga-Sharira nach der indisch-theosophischen Terminologie. Alle Lebewesen, neben dem Menschen also auch Tiere und Pflanzen, verfügen über einen eigenen Ätherleib, der sich durch die charakteristische Zeitgestalt ihrer Entwicklung kundgibt, die sich aus dem Zusammenspiel einer Vielzahl biologischer, terrestrischer und kosmischer Rhythmen ergibt, die heute insbesondere auch durch die Chronobiologie wissenschaftlich erforscht werden. Seinem Wesen nach ist der Ätherleib „nichts anderes als ein zusammengedrängtes, die Weltgesetzlichkeit in sich spiegelndes Bild der kosmischen Gesetzmäßigkeit.“ (Lit.:GA 35, S. 127) Die ätherische Organisation wurde schon auf der planetarischen Entwicklungsstufe der alten Sonne veranlagt und hat aufgrund dieses hohen entwicklungsgeschichtlichen Alters bereits einen hohen Reifegrad erlangt.

Aristoteles nennt den Ätherleib Threptikon (lat. anima vegetativa), Paracelsus bezeichnet ihn als Archäus oder auch als Spiritus Vitae oder Liquor Vitae. Eine hebräische Bezeichnung dafür ist Ben Jake (hebr. בן־יקה, Sohn des Jake); sie wird in der Bibel in den Sprüchen Salomos (Spr 30,1 SLT) erwähnt und bezieht sich insbesonders auf den Ätherleib des Salomo, der nach Rudolf Steiner alle 7 Wesensglieder bereits in hoher Vollkommenheit veranlagt hatte (Lit.: GA 116, S. 82).

Das Bewusstsein für den Ätherleib wird insbesondere durch die zweite Nebenübung erweckt, die die Initiative des Handelns schult (Lit.:GA 266c, S. 245). Einen meditativen Weg zum Erleben des Ätherleibs zeigt Rudolf Steiner in (Lit.:GA 16, S. 20ff).

Physischer Leib und elementarischer Leib

„Wenn derjenige, der auch nur einige Schritte auf dem Wege zur Initiation gemacht hat, sich durch Selbstbesinnung klarmacht, was er eigentlich in sich und an sich erlebt, so kann er sich etwa das Folgende sagen: Zu dem ersten, was ich an mir erfahre, gehört, daß ich außer meinem sinnlichen, fleischlichen Leibe in mir habe einen feineren, nennen wir ihn ätherischen Leib, den wir so mit uns herumtragen, wie wir den physischen Leib im Erdensein herumtragen. Wer die ersten Schritte zur Initiation hinauf macht, erlebt das zunächst so, daß er sich darin erfühlt, daß er dieses Erfühlen wahrnimmt, wie er auf anderer Stufe fühlt, was in seinem Blutsystem, in seinem Nervensystem lebt, oder was ersteht auf dem Boden seines Muskelsystems. Dieses innere Fühlen und Erleben ist ja da und das kann auch für den ätherischen Leib da sein. Insbesondere ist es dann nützlich für den Menschen, der auf den ersten Schritten zur Initiation ist, den besonderen Unterschied oder, man könnte auch sagen, die Beziehung zwischen dem Sich-Erfühlen, dem Sich-Erleben in dem elementarischen oder ätherischen Leibe und in dem physischen Leibe kennenzulernen. Man erlebt sich also in dem elementarischen Leibe, wie man weiß, daß man sein Blut, seinen Herzschlag oder seinen Pulsschlag in sich hat. Um sich das klarzumachen, kann man diesen elementarischen Leib in Zusammenhang betrachten mit dem physischen Leibe, in den man ja mehr hineingewöhnt ist als in das, was man sich erst erringt auf dieser geistigen Wanderschaft. Man kann sich sagen: In dem elementarischen Leibe hast du einen Teil, der entspricht dem physischen Gehirn, alledem, was deinen Kopf ausmacht. Der Kopf, das Gehirn ist gleichsam herauskristallisiert aus dem ätherischen Leibe und in demselben so darin, daß man es vergleichen könnte mit einer Wassermenge und einem Stück Eis, das darin schwimmt, wenn man das Wasser mit dem ätherischen Leibe vergleichen wollte und das Eis mit dem aus dem ätherischen Leibe herauskristallisierten physischen Leibe. Aber man fühlt, man erlebt, daß ein inniger Zusammenhang ist zwischen dem, was man den Ätherteil des Kopfes oder des Gehirns nennen kann, und dem physischen Kopfe selber. Man weiß dann, wie man seine Gedanken schafft, wie man seine Erinnerungsbilder bildet innerhalb des ätherischen Leibes und wie das physische Gehirn nur gleichsam ein Spiegelungsapparat ist, weiß aber auch, wie das Gehirn eng zusammenhängend ist mit dem ätherischen Leibe. Insbesondere kann man das dann erleben, wenn man sich recht stark beschäftigen muß mit Anstrengungen, die zusammenhängen mit dem physischen Plan, mit dem physischen Sein, wenn man viel nachdenken muß über die Dinge, wenn man also seinen physischen Leib anstrengen muß, daß er heraufholt aus den Tiefen des Lebens die Erinnerungsvorstellungen, um sie zusammenzuhalten. An einem solchen Vorgange ist immer zunächst, gleichgültig, ob man es weiß oder nicht, der ätherische Leib beteiligt. Aber es ist das physische Gehirn innig damit verbunden, und wenn man das physische Gehirn ermüdet, merkt man sehr, sehr die Ermüdung des Gehirns in dem betreffenden Ätherteile. Man merkt dann, daß man in dem, was man als elementarischen Gehirnteil erlebt, etwas wie einen Klotz, wie einen Fremdkörper hat, daß man nicht mehr herankann an das, woran man herankommen muß, denn die Beweglichkeit im physischen Gehirn ist etwas, was parallel gehen muß der Beweglichkeit im ätherischen Leibe. Man kann dann das deutliche Gefühl haben: Dein Atherleib ermüdet auch nicht, er könnte bis in alle Ewigkeit fort die Gedankenbilder zusammenschließen und heraufholen dasjenige, was du weißt; aber um es in der physischen Welt zum Ausdruck zu bringen, muß es sich spiegeln, und da versagt das Gehirn. - Der elementarische Leib ermüdet nicht. Gerade weil er immerfort tätig sein kann, verspürt er die Ermüdung des Gehirns um so mehr. Man merkt gleichsam, was da das Gehirn an versagenden Kräften produziert. Und wenn es einschläft und in die Dumpfheit der Ermüdung verfällt, kann man sich sagen: Jetzt mußt du aufhören, sonst würdest du dich krank machen. - Man kann nicht den Atherleib abnutzen. Aber auf dem Umwege, daß man dem Gehirn übermäßige Dinge zumutet, kann man fortfahren, es noch weiter zu ermüden und es so in einen leben versagenden, toten Zustand bringen. Und das verträgt ein lebendiger Organismus nicht, daß etwas, was mit ihm in einem normalen Zusammenhange sein soll, partiell tot ist, daß es in einen abnormen Zustand kommt. Also man muß sich aus einem freien Entschluß sagen: Damit du nicht etwa abtötest einen Teil deines Gehirns, der dann von sich aus weiterfrißt, mußt du aufhören, wenn du dein Gehirn als ein Stück Fremdkörper in dir selbst empfindest.“ (Lit.:GA 138, S. 32ff)

„Anders ist das für andere Organe des menschlichen elementarischen oder ätherischen Leibes und die entsprechenden physischsinnlichen Organe. Da sind die Dinge ganz anders. Ich will ein Beispiel anführen. Nehmen wir einmal die Hände. Geradeso wie dem Kopf oder dem Gehirn ein Atherteil, ein elementarischer Teil in dem elementarischen Leibe entspricht, so entsprechen auch den Händen elementarische, ätherische Vorgänge des menschlichen Atherleibes. Aber zwischen den äußeren physischen Händen und ihren Aufgaben und dem, was eigentlich dem zugrunde liegt in dem entsprechenden elementarischen oder ätherischen Teil, ist ein viel größerer Unterschied als zwischen dem physischen Kopfe und dem entsprechenden Teile in dem menschlichen elementarischen Leibe. Was die Hände tun, ist viel mehr bloß in der Sinneswelt verlaufend, ist viel mehr bloß eine sinnliche Verrichtung, und was die dazugehörigen elementarischen oder ätherischen Organe tun, findet nur zum allergeringsten Teile in dem, was physisch in den Händen zum Ausdruck kommt, seine Offenbarung [...]

Den physischen Händen entsprechen elementarische Teile. Aber abgesehen davon, daß in den Händen, in den Bewegungen das zum Ausdruck kommt, was dem elementarischen Teile entspricht, sind diese ätherischen Organe innerhalb des Ätherleibes wahrhaftige Geistorgane. Ein höheres, viel intuitiveres, geistigeres Tun wird verrichtet in den Organen, die in den Händen und ihren Funktionen zum Ausdruck kommen, als durch das Äthergehirn. Wer auf diesem Gebiete Fortschritte gemacht hat, wird sagen: Ja, das Gehirn, auch das ätherisch zugrunde liegende, ist eigentlich das ungeschickteste geistige Organ, das der Mensch an sich trägt. Denn sobald man sich betätigt in dem elementarischen Teile des Gehirns, hat man verhältnismäßig sehr bald diesen Fremdkörper des Gehirns zu spüren. Diejenigen geistigen Verrichtungen aber, die gebunden sind an die Organe, die den Händen zugrunde liegen und einen unvollkommenen Ausdruck in den Händen und ihren Funktionen gewinnen, dienen zu weit höherem, geistigerem Erkennen und Beobachten; diese Organe führen schon in übersinnliche Welten und können sich beschäftigen mit der Wahrnehmung und mit der Orientierung in den übersinnlichen Welten. Drückt man als geistiger Schauer einen solchen Tatbestand aus, so muß man - etwas paradox, aber eben zutreffend - sagen: Das menschliche Gehirn ist das ungeschickteste Organ als Forschungsorgan für die geistige Welt, und die Hände - was ihnen geistig zugrunde liegt - sind viel interessantere, viel bedeutungsvollere Organe für die Erkenntnis dieser Welt, vor allen Dingen viel geschicktere Organe als das Gehirn.“ (S. 34f)

Der Ätherleib als Zeitorganismus

Der Ätherleib wird gelegentlich auch Ätherdoppelkörper (eng. etheric double) genannt, weil er in seiner Form beim Menschen weitgehend dem äußeren physischen Leib gleicht. In ihrer 1896 veröffentlichten Schrift „Man and His Bodies“ (dt. „Der Mensch und seine Körper“) führte die englische Theosophin Annie Besant diesen Begriff ertmals ein. Gemäß ihrer eigenen hellsichtigen Erfahrungen bilde er mit dem physischen Leib gewissermaßen eine Einheit. Der physische Leib bestehe im engeren Sinn aus den festen, flüssigen und gasförmigen Elementen und der damit verwobene ätherische Doppelkörper aus den vier Ätherarten.

Dennoch ist der Ätherleib in Wahrheit kein räumlicher Leib, sondern ein durch eine Vielfalt aufeinander bezogener Rhythmen geprägter Zeitleib oder besser noch ein Zeitorganismus, wie ihn heute auch auf äußerem empirischen Weg die Chronobiologie erforscht, da sich diese Rhythmen in messbaren physiologischen Prozessen des physischen Leibes abbilden. Die charakteristische Tätigkeit des Ätherleibs ist die unermüdliche rhytmisch-lebendige Formverwandlung oder Metamorphose; Goethe spricht in seiner «Morphologie» auch von der ständig beweglich bleibenden «Bildung» im Gegensatz zur fixierten Gestalt.

„Der Deutsche hat für den Komplex des Daseins eines wirklichen Wesens das Wort Gestalt. Er abstrahiert bei diesem Ausdruck von dem Beweglichen, er nimmt an, daß ein Zusammengehöriges festgestellt, abgeschlossen und in seinem Charakter fixiert sei.
Betrachten wir aber alle Gestalten, besonders die organischen, so finden wir, daß nirgend ein Bestehendes, nirgend ein Ruhendes, ein Abgeschlossenes vorkommt, sondern daß vielmehr alles in einer steten Bewegung schwanke. Daher unsere Sprache das Wort Bildung sowohl von dem Hervorgebrachten, als von dem Hervorgebrachtwerdenden gehörig genug zu brauchen pflegt.
Wollen wir also eine Morphologie einleiten, so dürfen wir nicht von Gestalt sprechen; sondern, wenn wir das Wort brauchen, uns allenfalls dabei nur die Idee, den Begriff oder ein in der Erfahrung nur für den Augenblick Festgehaltenes denken.
Das Gebildete wird sogleich wieder umgebildet, und wir haben uns, wenn wir einigermaßen zum lebendigen Anschaun der Natur gelangen wollen, selbst so beweglich und bildsam zu erhalten, nach dem Beispiele mit dem sie uns vorgeht.“

Goethe: Zur Morphologie: Die Absicht eingeleitet (1817)[3]

Während der physische Leib rein irdische Kräfte in sich trägt, wird die Zeitgestalt des Ätherleibs von den verinnerlichten kosmischen Rhythmen bestimmt, in denen sich die Ätherwelt, der Weltenäther kundgibt[4].

„Es ist für den heutigen Menschen schon schwierig, wenn man ihm spricht von einem solchen Zeitorganismus. Aber es ist wirklich dieser Zeitorganismus als ein zweiter Mensch in uns vorhanden, und wir dürfen ihn einen Organismus nennen. Denn man kommt darauf, sagen wir, wenn man schon ein alter Kerl geworden ist, wie ich es ja von mir sagen darf, man weiß, man hat eine gewisse Seelenkonfiguration. Diese Seelenkonfiguration, die man jetzt in sich trägt, hängt zusammen mit einer Seelenkonfiguration vielleicht im fünften oder sechsten Lebensjahr. Und so, wie meine linke Hand in meinem Raumesorganismus zusammenhängt meinetwillen mit irgendeiner Partie meines Gehirns in diesem Raumesorganismus, und wie das Gehirn in diesem Raumesorganismus ist deshalb, damit die einzelnen Partien sich aufeinander beziehen, so beziehen sich in der Zeit, nicht im Raume, die einzelnen Partien des Zeitorganismus aufeinander. Ich trage diesen Zeitorganismus in mir. Ich habe ihn in meinen Büchern Ätherleib oder Bildekräfteleib genannt. Dieser Bildekräfteleib ist eben ein Zeitorganismus. Er ist das erste, was wir entdecken auf dem Wege der imaginativen Forschung. Wir überschauen unser bisheriges Erdenleben in seinen innerlich schöpferischen, übersinnlichen Kräften. Wir spekulieren nicht über eine Lebenskraft, sondern wir schauen unser bisheriges Erdenleben an als ein innerlich organisiertes Tableau, als einen Zeitorganismus, als den Bildekräfteleib. Ältere, nicht so vollbewußte Anschauungen von diesen Dingen, die mehr ahnungsvoll, mehr instinktiv waren, aber in ihren Ahnungen etwas wußten von diesen Dingen, haben diesen Zeitleib, diesen Bildekräfteleib den Ätherleib genannt. Auf die Ausdrücke kommt es ja nicht an, sondern darauf, was mit diesen Dingen gemeint ist. Man hat in diesem Ätherleib durchaus eine Realität, eine Zeitrealität in sich, und niemand versteht die Bildung des Menschen, der nicht diesen Ätherleib versteht. Und das Bedeutsamste an diesem Ätherleibe ist das, daß wir in dem Augenblick, wo wir soweit sind, daß wir unser bisheriges Erdenleben wie mit einem geistigen Blicke überschauen in diesem Lebenstableau, das der Bildekräfteleib ist, auch aufhören zu unterscheiden zwischen subjektiv und objektiv. Der Ätherleib oder Bildekräfteleib, den wir in uns tragen, der ein fließender Zeitleib ist, wir könnten ihn schematisch aufmalen. Aber wir müssen uns bewußt machen, daß wir dann in einem Augenblick malen etwas, was fortwährend hinfließt. Ebenso wenig, wie man den Blitz malen kann, kann man diesen Ätherleib malen. Man malt immer nur einen Augenblick, der festgehalten wird. Man muß sich eben klar sein, daß es von diesem Bildekräfteleib abhängt, wie man als Mensch gebildet ist. Und in dem Augenblick, wo man gewahr wird, wie dieser Ätherleib in einem ein Kraftleib ist, ohne dessen inneres Gefüge zu kennen man den Menschen nicht verstehen kann, merkt man, daß dieselben Kräfte, die da in einem wirken als solcher Ätherleib, auch die Welt als ätherische Kräfte durchziehen; daß Subjektiv und Objektiv aufhören, eine Bedeutung zu haben; daß dieser Bildekräfteleib zusammenhängt mit dem großen Zeitverlauf des Universums; daß wir drinnenstehen als ein Glied in diesem großen Universum. Wir fangen an zu sprechen von den Äthervorgängen des Universums, denn diese werden uns klar in dem Momente, wo wir zu einem so lebendigen Vorstellen kommen, wie wir sonst nur lebendig die äußeren Sinneswahrnehmungen haben. Und wir können das durch Meditation eben erreichen. Kurz, wir leben uns ein in eine Ätherwelt. Wir lernen aber dadurch zugleich erkennen das erste, was in uns selber übersinnlich ist. Noch nicht kommen wir hinaus aus dem Erdenleben, aber wir lernen erkennen dasjenige, was innerhalb des Erdenlebens in uns übersinnlich ist.“ (Lit.:GA 82, S. 127ff)

„Der physische Leib könnte ein reiner Raumesleib genannt werden, eine räumliche Organisation. Das aber, was als ätherischer Leib im physischen Leib drinnensteckt, oder, wie Sie wissen, über den physischen Leib auch hinausragt und in intimer Verbindung steht mit dem kosmischen Ganzen, das ist nicht zu betrachten, wenn man nicht die Zeit zu Hilfe nimmt. Denn im Grunde genommen ist alles im ätherischen Leib Rhythmus, zyklischer Ablauf von Bewegungen, von Betätigungen, und einen räumlichen Charakter trägt der Ätherleib nur dadurch, daß er den physischen Leib ausfüllt. Für die menschliche imaginative Anschauung ist es allerdings notwendig, daß der ätherische Leib auch in Raumesbildern vorgestellt wird, aber das ist nicht sein Wesentliches. Sein Wesentliches ist das Zyklische, das Rhythmische, das in der Zeit Ablaufende. Und so wenig es im Musikalischen auf das Räumliche ankommt, sondern auf das Zeitliche, so wenig kommt es eigentlich bei der Realität des menschlichen ätherischen Leibes - nicht bei seiner imaginativen Repräsentation - an auf das Räumliche, sondern es kommt an auf das Bewegliche, sich Bewegende, auf das tätig sich Gestaltende, aber rhythmisch sich Gestaltende, in Melodien sich Gestaltende, also auf das Zeitliche. Gewiß, es liegt hier eine Schwierigkeit des menschlichen Vorstellens, weil das menschliche Vorstellen so sehr gewöhnt ist, alles auf den Raum zu beziehen. Aber man muß vielmehr sich bemühen, um zu einer klaren Vorstellung über den ätherischen Leib zu kommen, ich möchte sagen, die musikalischen Vorstellungen zu Hilfe zu nehmen und nicht die räumlichen Vorstellungen.“ (Lit.:GA 275, S. 40f)

„... der Ätherleib wird erlebt als ein Zusammenfluß der allumfassenden Gesetzmäßigkeit des Makrokosmos. Wieviel von dieser Gesetzmäßigkeit dem Geistesforscher zum wirklichen Bewußtseinsinhalt wird, darauf kommt es dabei nicht an. Es liegt das Eigentümliche darin, daß in unmittelbarem Wissen klar ist: der Ätherleib ist nichts anderes als ein zusammengedrängtes, die Weltgesetzlichkeit in sich spiegelndes Bild der kosmischen Gesetzmäßigkeit.“ (Lit.:GA 35, S. 126f)

Am deutlichsten offenbart sich das in der Pflanzenwelt. Im Ätherleib offenbaren sich die Kräfte, die das Lebendige aus den Weltenweiten in das Irdische hereinzieht, wie es Rudolf Steiner in seinen anthroposophischen Leitsätzen knapp skizziert:

„6. Wenn man den Blick auf die leblose Natur wendet, so findet man eine Welt, die sich in gesetzmäßigen Zusammenhängen offenbart. Man sucht nach diesen Zusammenhängen und findet sie als den Inhalt der Naturgesetze. Man findet aber auch, daß durch diese Gesetze die leblose Natur sich mit der Erde zu einem Ganzen zusammenschließt. Man kann dann von diesem Erdenzusammenhang, der in allem Leblosen waltet, zu der Anschauung der lebendigen Pflanzenwelt übergehen. Man sieht, wie die außerirdische Welt aus den Weiten des Raumes die Kräfte hereinsendet, welche das Lebendige aus dem Schoße des Lebenslosen hervorholen. Man wird in dem Lebendigen das Wesenhafte gewahr, das sich dem bloß irdischen Zusammenhange entreißt und sich zum Offenbarer dessen macht, was aus den Weiten des Weltenraumes auf die Erde herunterwirkt. In der unscheinbarsten Pflanze wird man die Wesenheit des außerirdischen Lichtes gewahr, wie im Auge den leuchtenden Gegenstand, der vor diesem steht. In diesem Aufstieg der Betrachtung kann man den Unterschied des Irdisch-Physischen schauen, das im Leblosen waltet, und des Außerirdisch-Ätherischen, das im Lebendigen kraftet.

7. Man findet den Menschen mit seinem außerseelischen und außergeistigen Wesen in diese Welt des Irdischen und Außerirdischen hineingestellt. Sofern er in das Irdische, das das Leblose umspannt, hineingestellt ist, trägt er seinen physischen Körper an sich; sofern er in sich diejenigen Kräfte entwickelt, welche das Lebendige aus den Weltenweiten in das Irdische hereinzieht, hat er einen ätherischen oder Lebensleib. Diesen Gegensatz zwischen dem Irdischen und Ätherischen hat die Erkenntnisrichtung der neueren Zeit ganz unberücksichtigt gelassen. Sie hat gerade aus diesem Grunde über das Ätherische die unmöglichsten Anschauungen entwickelt. Die Furcht davor, sich in das Phantastische zu verlieren, hat davon abgehalten, von diesem Gegensatz zu sprechen. Ohne ein solches Sprechen kommt man aber zu keiner Einsicht in Mensch und Welt.“ (Lit.:GA 26, S. 16f)

Dieselben Kräfte, die den Pflanzen ihre lebendige Gestalt geben, wirken der Art nach im Menschen ganz besonders im zweiten Lebensjahrsiebent. Hier sind sie allerdings als nun eigenständiger Ätherleib verinnerlicht, ohne dass eine tatsächliche Einwirkung aus der kosmischen Umgebung erfolgt. Wie die Chronobiologie zeigt, erfolgt aber normalerweise eine regelmäßige Synchronisation der verinnerlichten Rhythmen mit dem äußeren kosmischen Geschehen.

„Dasjenige außerirdische Geistesleben (Ätherleben), das für die Pflanzenwelt in Betracht kommt, wirkt in der zweiten menschlichen Lebensperiode; jedoch so, daß der Vorgang, der für die Pflanzenentwicklung der Erde im Wechselverhältnis mit dem Außerirdischen sich in einem Jahre abspielt, sich beim Menschen in ungefähr sieben Jahren vollzieht. (Dies alles wird nicht gesagt mit einem mystischen Seitenblick auf die Siebenzahl, sondern aus den Ergebnissen der geistigen Beobachtung heraus.) Es muß betont werden, daß die Wirkenskräfte in der zweiten menschlichen Lebensperiode nur der Art nach gleich sind denen, die vom Außerirdischen in das Pflanzenwachstum hineinwirken. Bei der Pflanze findet ein tatsächliches Einwirken des Außerirdischen statt; im Menschen werden innerhalb seines Organismus dieselben Kräfte tätig, ohne daß eine tatsächliche Einwirkung vom Außerirdischen her räumlich stattfindet. Was also ätherisch in der Entfaltung und im Verwelken der Pflanzenwelt im Laufe des Jahres wirkt, das lebt wie eingeschlossen im menschlichen Organismus als Ätherleib. Die Entwickelungsvorgänge der zweiten Lebensepoche im allgemeinen Lebensrhythmus vom siebenten bis vierzehnten Jahre geschehen unter dem Einflüsse dieser Kräfte. Dadurch, daß der Mensch die Kräfte für diese Entwicklungsvorgänge in sich birgt, stellt er sich dar nicht mehr als ein bloß irdisches Wesen, sondern als das Abbild eines Außerirdischen, wenn auch zunächst noch eines wenigstens im Sinnenraume vorhandenen Außerirdischen. Durch Erdenkräfte wird insbesondere dasjenige entwickelt, was im menschlichen Gehirn zur Ausbildung kommt.

So sonderbar dies klingt den heute gebräuchlichen Vorstellungen gegenüber: Das Gehirn ist am meisten irdisches Erzeugnis. Äußerlich zeigt sich dieses übrigens dadurch, daß bis zu einem hohen Grade eben um das siebente Jahr herum das menschliche Gehirn zu einer Art von Abschluß in seiner Entwickelung gekommen ist, nicht in der Entwickelung, die besteht in der Aufnahme von Begriffen und Ideen selbstverständlich, sondern in seiner inneren Formung, Gestaltung, im Verfestigen seiner Teile und so weiter. - Zu dem, was bis zum siebenten Jahre sich an der Entwickelung des Menschenleibes beteiligt hat, muß nun etwas treten, was nicht innerhalb des Irdischen enthalten ist, sondern aus dem Außerirdischen stammt, und was unter anderm auch bewirkt, daß nunmehr vom siebenten bis zum vierzehnte Jahre die Kräfte, die der Mensch außer seinem Haupte, außer seinem Gehirne im übrigen Organismus entwickelt, sich heraufdrängen auch in die Kopf- und Antlitzentwickelung. Der Mensch gebiert gleichsam mit dem siebenten Jahre einen überirdischen ätherischen Menschen in sich, der frei und lebendig in ihm wirkt. So wie sein physischer Leib mit der Geburt ins physische Dasein tritt, so tritt jetzt ein ätherischer, ein überirdischer Leib ins Dasein. Und die Folge davon ist, daß sich dasjenige deutlicher darstellt, was in den Gesichtszügen sich ausdrückt. Durch den Ätherleib wird auch das Atmungs- und Zirkulationssystem in einer individuelleren Art beeinflußt. Dadurch aber, daß nunmehr nicht ausschließlich die irdischen Kräfte tätig sind, sondern daß der ätherische Leib in die physische Organisation eingreift und das Außerirdische der Menschennatur eingestaltet, dadurch entwickelt sich erst jene Innerlichkeit, die dann durch das weitere Leben den Menschen begleitet als die leibliche Ausgestaltung seines Gemüts- und Gefühlslebens.“ (Lit.:GA 35, S. 248ff)

Das Denken als Tätigkeit des Ätherleibs

Noch in der atlantischen Zeit ragte der Ätherleib weit über den physischen Leib hinaus und ermöglichte dadurch die geistige Wahrnehmung der äußeren Ätherwelt. Erst im letzten Drittel der atlantischen Zeit begann sich der Ätherkopf mit dem physischen Kopf zu decken, wodurch allmählich das Verstandesdenken heranreifte.

Das Denken ist eine Tätigkeit des Ätherleibs. Damit ist aber nur eine Seite des Ätherleibs erfasst, gleichsam nur die Rückseite. Die andere Seite ist die, welche den physischen Leib aufbaut.

„Wenn der Mensch ehrlich in sich selbst hineinschaut, dann wird er sich sagen: Durch die Sinne empfange ich Eindrücke, im Denken setze ich nach innen diese Eindrücke fort. Und wenn wir unsere Gedanken dann prüfen, so werden wir finden, daß diese Gedanken schattenhafte Abbilder dessen sind, was uns die Sinne vermitteln. Gewissermaßen ist das Denken des Menschen ganz nach außen gerichtet. Das Denken ist nun die Tätigkeit des Äther- oder Bildekräfteleibes, so daß wir auch sagen können: Indem der Mensch wachend als sinnliches Erdenwesen denkt, richtet sich sein Äther- oder Bildekräfteleib nach außen. Aber damit haben wir im Grunde nur die eine Seite des Äther- oder Bildekräfteleibes ins Auge gefaßt [...]

Dann aber kommen wir auf etwas ganz Merkwürdiges. Dann repräsentiert sich uns das Denken nicht so, wie es sich ausnimmt, wenn wir es als Bilder der sinnlichen Außenwelt im Bewußtsein tragen. Dann verwandelt sich, von dieser anderen Seite angesehen, unser Denken, das ja die Kräfte des Äther- oder Bildekräfteleibes ausmacht, in Kräfte, die unseren physischen Organismus aufbauen, in unseren physischen Organismus schaffende Kräfte.“ (Lit.:GA 225, S. 171)

Durch seinen Ätherleib lebt der Mensch in der elementarischen Umwelt, so wie er durch den physischen Leib in der sinnlich-physischen Umwelt lebt. Er erkennt sich dadurch als Glied des Erdenlebensleibs (Lit.: GA 17, S. 44).

„Wenn man im gewöhnlichen Leben denkt, eine Vorstellung hat, wenn ein Gedanke den anderen kommen läßt, da fügt man den einen Gedanken zum anderen hinzu, man gliedert dann vielleicht Empfindungen hinzu, Wünsche, Wollen und so weiter, und beim gesunden Seelenleben wird man immer die Möglichkeit haben, zu sagen: Ich denke dies, ich fühle das. - Denn es wäre schon eine Unterbrechung, eine Störung des gesunden Seelenlebens, wenn man nicht die Möglichkeit hätte, in dieser Weise zu sprechen. Beim Hineinwachsen in den elementarischen oder ätherischen Leib weitet man sich aus, aber zugleich weiten sich die Gedanken aus. Man verliert das Gefühl, als ob man in sich wäre, wenn man denkt, und man bekommt das Gefühl: man wächst in die elementarische Welt hinein, und die ist durchzogen von Gedanken, und diese Gedanken denken sich. Das tritt als ein Erlebnis auf. Es ist so, wie wenn man ausgelöscht wäre und wie wenn sich die Gedanken denken würden, wie wenn die Gefühle, die man selbst hat oder die die Dinge haben, sich erfühlen, als ob man nicht selber wollen könnte, sondern als ob das alles in einem zum Wollen erwachte. Hingegeben sein an die Objektivität, an die Welt, das ist ein Gefühl, das man hat. Aber es ist in der Regel so - und das ist wieder eine Erfahrung bei den ersten Schritten der Initiation - , daß sich hinzugesellt ein anderes Gefühl. In demselben Maße, in dem man sich ausweitet, in dem sich die Gedanken selber denken, die Empfindungen sich erfühlen, wird das Bewußtsein immer schwächer und schwächer, immer mehr und mehr herabgestimmt; das Wissen betäubt sich.“ (Lit.:GA 138, S. 73f)

„Und dieses Abdämpfen, dieses Verschwinden ist einfach der Ausdruck dafür: sie läßt einen nicht hinein. Aber indem man sich dann seine Fehler vorwirft, wird man stärker, und so hellt sich das wieder auf, was erst verschwunden war. Man bekommt aber dadurch das deutliche Gefühl: Eine übersinnliche Welt elementarischer Art ist um dich herum, aber du darfst nur bis zu einem gewissen Maße hinein. In dem Maße, wie du dich selbst moralisch, intellektuell immer stärker und stärker machst, läßt sie dich herein, sonst nicht; und sie zeigt dies dadurch, daß sie vor dir verschwindet.“ (S. 75)

„Dasjenige, in dem der Mensch lebt, nachdem er elementarisch wahrnehmen kann, ist sein elementarischer Leib. Aber den hat er früher auch schon gehabt. Der Unterschied des elementarischen Leibes vor und nach dem übersinnlichen Beobachten ist nur der, daß der elementarische Leib durch die Initiation gleichsam auferweckt wird. Während er früher gleichsam geschlafen hat, ist er nachher auferweckt. Das ist eigentlich der treffendste Ausdruck, den man für die Sache gebrauchen kann.“ (S. 76)

„Und wenn Sie den Begriff fassen: in deiner Seele ist etwas, was eine tätige Herrschaft ausübt über den elementarischen Leib, so daß es ihn Stück für Stück auferweckt, dann haben Sie eine konkrete richtige Vorstellung dessen, was man astralischen Leib nennt. Und leben im astralischen Leibe, sich erleben im astralischen Leibe, heißt zunächst: sich erfühlen in einer Art innerer Kraftwesenheit, welche imstande ist, nach und nach, Stück für Stück, den schlafenden elementarischen Leib zum bewußten Leben zu erwecken. Es gibt also einen Zustand, den man so bezeichnen kann: man erlebt sich jetzt außerhalb des physischen Leibes, man erlebt sich aber nicht nur in dem elementarischen Leibe, sondern in dem astralischen Leibe.“ (S. 79)

Sprache und Ätherleib

Hauptartikel: Alphabet

Im Insgesamt der Laute der verschiedenen menschlichen Sprachen, wie sie im spezifischen Alphabet der verschiedenen Volkssprachen zum Ausdruck kommen, denen aber ein gemeinsames Urbild, eine Ursprache zugrunde liegt, bildet sich die Form des Ätherleibs ab, der heute noch eine deutliche volkstypische Prägung hat und sich erst künftig immer stärker individualisieren wird:

„Wir sprechen nicht auf einmal alles dasjenige, was der Sprache zugrunde liegt. Wann würden wir es denn sprechen, alles dasjenige, was der Sprache zugrunde liegt? Wir würden es sprechen - so paradox das klingt, es ist so -, wenn wir einmal von a b c bis z alle möglichen Laute hintereinander ertönen ließen. Stellen Sie sich das einmal vor. Stellen Sie sich vor, ein Mensch würde beginnen mit dem a, b und so fort hintereinander, ohne abzusetzen natürlich, nur mit dem entsprechenden Atemholen, bis zum z, ein Mensch würde das hintereinander lautlich erklingen lassen. Alles dasjenige, was wir aussprechen, zeichnet in die Luft hinein eine gewisse Form, die man nur nicht sieht, die man aber durchaus als vorhanden voraussetzen muß, von der man sich sogar denken könnte, daß sie durch wissenschaftliche Mittel ohne die menschliche Zeichnung fixiert würde.

Wenn wir ein Wort aussprechen: Baum, Sonne - immer führen wir eine ganz bestimmte Luftform aus. Wenn wir das aussprechen von a bis z, würden wir eine sehr komplizierte Luftform bilden. Fragen wir uns einmal, wenn wirklich ein Mensch das zustande brächte, was da entstünde. Es müßte in einer gewissen Zeit geschehen - wir werden schon im Laufe der Vorträge noch hören, warum -, so daß, wenn wir beim z angekommen sind, nicht schon das erste vollständig wiederum auseinandergeflossen ist, daß also das a in seiner Form plastisch noch bleibt, wenn wir beim z angekommen sind. Wenn wir tatsächlich vom a bis zum z gehen könnten in der Lautformulierung, wenn wir dies so zuwege brächten, daß das a stehenbleiben würde bis zum z, und das Ganze würde sich in der Luft abbilden, was wäre denn das? Was wäre das für eine Form?

Das wäre die Form des menschlichen ätherischen Leibes. Der menschliche ätherische Leib würde auf diese Weise zustande kommen. Der menschliche ätherische Leib stünde vor Ihnen, wenn Sie einmal das ganze Alphabet - man müßte es erst richtigstellen, heute ist es nicht ganz richtig so, wie es gewöhnlich aufgestellt wird, aber es kommt ja auf das Prinzip jetzt an -, wenn Sie einmal lautlich das Alphabet von a angefangen bis zum z hinstellen würden, der Mensch stünde vor Ihnen.

Was ist da eigentlich geschehen? Der Mensch als Ätherleib ist ja immer da. Sie tragen ihn immer in sich. Was tun Sie also, indem Sie sprechen, das Alphabet aussprechen? Sie versenken sich gewissermaßen in die Form Ihres Ätherleibes und teilen sie der Luft mit. Sie bilden in der Luft ein Abbild Ihres Ätherleibes. Wenn wir ein einzelnes Wort sprechen, das nicht alle Laute hat selbstverständlich, was geschieht dann? Stellen wir uns vor, der Mensch steht vor uns. Da steht er als physischer Leib, als Ätherleib, Astralleib, Ich. Er spricht irgendein Wort. Man sieht, er versenkt sich mit dem Bewußtsein in seinen Ätherleib. Ein Stück dieses Ätherleibes bildet er in der Luft ab, so wie wenn Sie sich vor den physischen Leib stellen würden und meinetwillen eine Hand abbilden würden, so daß die Hand in der Luft zu sehen wäre. Nun, der Ätherleib hat nicht diese Formen, die der physische Leib hat, aber die Formen des Ätherleibes bilden sich in der Luft ab. Wir schauen, wenn wir dies richtig verstehen, gerade in die wunderbarste Metamorphose der menschlichen Gestalt, der Entwickelung hinein. Denn, was ist dieser Ätherleib? Er ist dasjenige, was die Kräfte des Wachstums, die Kräfte, die in Betracht kommen, um die Ernährung zu besorgen, aber auch die Kräfte, die in Betracht kommen, um das Gedächtnis in die Wege zu leiten, was das alles enthält. Das alles teilen wir der Luftgestaltung mit, indem wir sprechen. Das Innere des Menschen, also insofern sich dieses Innere des Menschen im Ätherleib auslebt, das prägen wir der Luft ein, indem wir sprechen. Wenn wir Laute zusammenstellen, entstehen Worte. Wenn wir das zusammenstellen vom Anfang des Alphabets bis zum Schluß, entsteht ein sehr kompliziertes Wort. Aber dieses Wort enthält alle Wortmöglichkeiten. Dieses Wort enthält aber zu gleicher Zeit den Menschen in seiner ätherischen Wesenheit. Bevor aber ein physischer Mensch auf der Erde war, war der ätherische Mensch da. Denn der ätherische Mensch liegt dem physischen Menschen zugrunde. Was ist denn aber der ätherische Mensch? Der ätherische Mensch ist das Wort, das das ganze Alphabet umfaßt.“ (Lit.:GA 279, S. 46ff)

Der Ätherleib als Kräfteleib

„Wenn wir noch eine Eigenschaft des ätherischen Leibes hervorheben, so können wir sagen: Dieser Ätherleib ist vor allen Dingen, indem er, den physischen Leib erfüllend, seine Betätigung, sein rhythmisches Spiel hineinerstreckt in den physischen Leib, ein Kräfteleib. Er ist ein Ausfluß von Kräften, ein Sich-Darstellen von Kräften. Und wir merken diese Kräfte an Erscheinungen, die sich beim Menschen vollziehen im Verlaufe seines Lebens. Eine von der äußeren Wissenschaft und äußeren Weltbetrachtung wenig ins Auge gefaßte, von uns aber oft hervorgehobene Erscheinung des menschlichen Lebens ist das Sich-Aufrichten der menschlichen Gestalt. Wir treten ja durch die Kindheit noch nicht mit der Fähigkeit in die Welt, die für den Menschen wichtigste Position oder Lage anzunehmen, die aufrechte Lage. Wir müssen sie uns erst erwerben. Dieses Erwerben, geht zwar vom Astralleib aus, aber der Astralleib muß gleichsam seine In-die-Höhe-Streckkraft übertragen auf den Ätherleib, und dieser arbeitet im Laufe der Zeit daran, die menschliche physische Gestalt senkrecht aufwärtszurichten. Da sehen wir das lebendige Spiel des Astralleibes und Ätherleibes an der Gestaltung des physischen Leibes. Nun ist das nur die auffälligste Erscheinung, dieses Gestalten zu einer aufrechten, vertikalen Position hin. Jedesmal, wenn wir eine Hand aufheben, rindet aber ein ähnlicher Vorgang statt. In unserem Ich können wir ja nur den Gedanken dieser Handbewegung, dieses Handaufhebens haben, dieser Gedanke muß dann zugleich wirken auf den Astralleib, und der Astralleib überträgt seine Tätigkeit - dasjenige, was er als einen Impuls hat - auf den Ätherleib. Und was geschieht dann? Nehmen wir einmal an, ein Mensch habe seine Hand in einer solchen, waagrechten Lage. Nun bildet er sich die Vorstellung: Ich will die Hand etwas weiter oben, hier haben. - Diese Vorstellung, die im Leben gefolgt ist von dem Erheben der Hand, geht über auf den Astralleib; darinnen bildet sich ein Impuls, vom Astralleib auf den Ätherleib, und zwar geschieht im Ätherleib jetzt, wenn die Hand so war, waagrecht, das Folgende: es wird der Ätherleib zunächst nach hier heraufgezogen, und die Hand rückt nach. Die physische Hand folgt demjenigen, was im Ätherleib zuerst als eine Kraftentwickelung geschieht. Die Hand folgt nach.

Den Gesamtvorgang werde ich morgen noch erklären, jetzt will ich nur darauf aufmerksam machen, daß wir es bei jeder Bewegung, bei der Herstellung irgendeiner Bewegung mit einer Kraftentfaltung zu tun haben, auf die eine Gleichgewichtslage folgt. Mit solcher Kraftentfaltung und folgender Gleichgewichtslage haben wir es fortwährend im Leben unseres Organismus zu tun. Natürlich hat der Mensch keine bewußte Erkenntnis von dem, was da eigentlich in ihm vorgeht, aber was da vorgeht, das ist etwas so unendlich Weises, etwas so unendlich Gescheites, daß die Ich-Gescheitheit des Menschen an diese Dinge auch nicht im entferntesten heranreicht. Wir würden keine Hand bewegen können, wenn wir nur auf unsere Gescheitheit, auf unsere Kenntnisse angewiesen wären, denn die feinen Kräfte, die vom Astralleib aus im Ätherleib entwickelt werden müssen, die dann übergehen müssen auf den physischen Leib, die entziehen sich ganz der gewöhnlichen menschlichen Erkenntnis. Dennoch liegt eine millionenfach größere Weisheit darinnen, die da entfaltet wird, als wenn ein Uhrmacher eine Uhr macht. Das bedenken wir gewöhnlich nicht, aber diese Weisheit muß wirklich entfaltet werden. Sie muß entfaltet werden, und sie wird entfaltet dadurch, daß wir allerdings mit unserem Ich uns selbst überlassen sind. In dem Augenblick aber, wo das Ich seine Vorstellungsimpulse in den Astralleib hineinschickt, muß uns ein anderes Wesen helfen. Wir können da allein gar nichts anfangen. Ein Wesen aus der Hierarchie der Angeloi muß uns helfen; wir sind darauf angewiesen. Bei der geringsten Fingerbewegung muß ein solches Wesen, das mit seiner Weisheit weit vorauseilt der menschlichen Weisheit, uns helfen. Wir könnten nichts anderes tun als starr daliegen und vorstellen, starrkrampfartig in der Welt sein, wenn uns nicht fortwährend die Wesen der höheren Hierarchien in ihre Betätigungen aufnehmen würden.

Es gehört daher zu dem ersten Schritt der Initiation, sich eine Vorstellung, eine Kenntnis, die sich ganz von selbst ergibt, davon zu erwerben, wie diese Kräfte auf die menschliche Natur wirken.“ (Lit.:GA 275, S. 41f)

Die Asymmetrie des Ätherleibs

Der Weltenhumor auf der Statue des Menschheitsrepräsentanten.

Anhand der Gestalt des Weltenhumors, die sich ganz oben auf der von Rudolf Steiner gemeinsam mit Edith Maryon geschaffenen Statue des Menschheitsrepräsentanten befindet, erläuterte er die grundlegende Asymmetrie des Ätherleibs:

„Sie werden sehen, wie eine Asymmetrie, sobald Geistgestalten in Betracht kommen, sogleich wirken muß. Das kommt im Physischen nur sehr eingeschränkt zum Ausdruck: unser linkes Auge ist anders als unser rechtes und so weiter; mit Ohr und Nase ist es ebenso. Sobald man aber ins Geistige hineinkommt, wirkt schon der Ätherleib ganz entschieden asymmetrisch. Die linke Seite des Ätherleibes ist ganz anders als die rechte; das kommt sofort heraus, wenn man Geistgestalten bilden will.“ (Lit.:GA 181, S. 316)

Der Ätherleib als Liebesleib

Die höchste Tugend des Ätherleibs ist die Liebe, weshalb ihn Rudolf Steiner auch als Liebesleib bezeichnet (Lit.: GA 130, S. 174f).

"Erinnern wir uns nun, daß der Mensch auf der alten Sonne den Ätherkörper in der Anlage bekommen hat, daß dieses Feurige, Lichtvolle, Glänzende der Sonne Anlage ist des Ätherleibes. Darin ist nur eine andere Seite der Liebe gegeben, das, was die Liebe im Geiste ist: Licht ist Liebe. Im Ätherkörper ist uns also die Liebe und die Liebessehnsucht gegeben, und wir können den Ätherkörper mit Fug und Recht nennen den Liebesleib: Licht und Liebe." (Lit.: GA 127, S. 187)

Durch die bewusste Arbeit des Ich wird der Ätherleib zu Buddhi, dem Lebensgeist, verwandelt, in dem der Christus wirkt. Eine Vorstufe dazu ist die Verstandes- und Gemütsseele, die durch die unbewusste Arbeit des Ich am Ätherleib entsteht.

Der Ätherleib als Bildner und Erhalter des physischen Leibes

Der Ätherleib ist der unmittelbare Bildner und Erhalter des physischen Leibes, der ohne diese ätherische Bildekräftetätigkeit sehr bald dem Verfall anheimfallen würde, wie das nach dem Tod geschieht, wo das Leben endgültig den physischen Körper verlässt. Allein durch physikalische und chemische Prozesse ist das Leben - entgegen der in den Naturwissenschaften verbreiteten reduktionistischen Annahme - nicht erklärbar.

„Sie werden niemals begreifen können, wie durch Summierung von mechanischen, physikalischen und chemischen Vorgängen die Erscheinungen des Lebens erklärbar sein sollen. Daß sich Lebendiges in Lebloses verwandle, ist durchaus begreiflich und durch die tägliche Erfahrung bewiesen; daß sich Lebendiges aus Leblosem entwickle, widerstreitet aller in das Wesen der Dinge dringenden Beobachtung. Die unorganischen Vorgänge sind im organischen Körper in gesteigerter Form vorhanden, in einer Form, die ihnen innerhalb der unorganischen Natur nicht zukommt. Sie können sich nicht selbst zu organischer Tätigkeit steigern, sondern müssen, um dem Leben zu dienen, erst von einem Organismus eingefangen, angeeignet werden.“ (Lit.:GA 30, S. 355)

Die Aufgabe, die unorganischen Vorgänge einzufangen, kommt dem Ätherleib zu. Substanziell ist er der lichthaften Ätherwelt entnommen. Anders als der physische Leib ist der Ätherleib kein starrer räumlich-stofflicher Körper, sondern ein dynamisch-funktioneller kräftegetragener Zeitleib, der die zeitliche Entwicklung eines Lebewesens regelt. Wenn er sich im Zuge des esoterischen Schulungswegs verändert, entwickelt der Geistesschüler nach und nach ein ganz besonderes Zeitgefühl, indem der Ätherleib das Leben des äußeren Äthers mitzuerleben beginnt.

Als Zeitleib, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichermaßen präsent seien, hatte schon Charles Howard Hinton den Ätherleib in seiner Schrift A New Era of Thought (1888) beschrieben. Die Ätherleiber seien dabei nicht so voneinander getrennt, wie die physischen Körper der irdischen Wesen, sondern alle unzerstörbar miteinander verbunden und gemeinsam eingebettet in die in sich einige Ätherwelt. Der Zusammenhang zwischen dem Ätherleib und dem äußeren Leben des Organismus würde sich dabei mehr dem inneren emotionalen Erleben als der äußeren Anschauung eröffnen.

„Der Zusammenhang zwischen dem Ätherleib und dem Leben eines Organismus, wie wir ihn kennen, wird eher im emotionalen Bereich als in der äußeren Beobachtung gefunden. Für die ätherische Form bilden alle Teile gleichermaßen ein Ganzes; aber Teile dieser Form korrespondieren mit der Zukunft des materiellen Wesens, andere mit dessen Vergangenheit. Derart wäre die Sorge für die Zukunft und die Beachtung der Vergangenheit der Weg, auf dem materielle Wesen die Einheit des Ätherleibs offenbaren, der ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und ihre Zukunft ist.“

Charles Howard Hinton: A New Era of Thought[5]

Sauerstoff und Ätherleib

Aus geisteswissenschaftlicher Sicht ist der Sauerstoff auf Erden der physische Träger der Ätherkräfte:

„Der Sauerstoff ist derjenige Stoff, der etwas, das sich sonst nur als ein Ätherisches bilden würde, ins Irdische hereinversetzt.“ (Lit.:GA 218, S. 71)

Der Sauerstoff hängt darum auch eng mit dem Ätherleib des Menschen zusammen:

„Sie werden sehen, daß in ebensolcher Weise, wie die physische Organisation mit dem Kohlenstoff, die ätherische Organisation mit dem Sauerstoff, die astralische Organisation mit dem Stickstoff, so die Ich-Organisation mit dem Wasserstoff zusammenhängt.“ (Lit.:GA 312, S. 114)

Ätherleib und Fortpflanzung

„Wir Menschen leben nämlich, so wie wir auf der Erde leben, nur mit unserem physischen Leib ein Leben, das mit der Erde zusammenhängt. Schon derjenige Leib, der aus Licht und Ton und Leben gewoben ist, und der in diesem physischen Leib drinnensteckt, schon dieser sogenannte ätherische Leib lebt nicht nur ein Erdenleben, sondern lebt das kosmische Leben mit. Und wenn eine Menschenseele aus den geistigen Welten durch die Geburt ins Dasein heruntersteigt, so richten sich schon vorher im außerirdischen Kosmos Kräfte zurecht, welche den Ätherorganismus des Menschen zusammensetzen, so wie aus den physischen Erdenkräften und physischen Erdenstoffen der physische Leib des Menschen zusammengesetzt ist.

In den einfachsten Begriffen der Menschheit lebt eigentlich Hochmut und Übermut, insbesondere in unserer materialistischen Zeit. In unserer materialistischen Zeit glauben ja die Vorfahren auch, daß sie die Nachkommen ganz allein ins Dasein stellen. Und indem der Materialismus sich ausbreitet, wird man immer mehr und mehr glauben, daß die Vorfahren allein es sind, die die Nachkommen ins Dasein stellen. Anders ist es geistig gesehen. Die Menschen hier auf der Erde geben nur die Veranlassung, daß das Geistige zu ihnen herunterkommen kann. Das, was der Mensch als Vorfahre tun kann, das besteht einzig und allein darinnen, daß er den Ort zubereitet, durch den sich ein Ätherleib, der aus den Weiten des Kosmos in Kräften sich zubereitet, daß ein solcher Ätherorganismus sich auf die Erde herabsenken kann. Dieser Ätherorganismus ist ein ebenso organisiertes Wesen, wie es der physische Organismus des Menschen ist. Den physischen Organismus des Menschen, wir sehen ihn mit dem Haupte, mit den Armen, mit den Händen, mit dem Rumpfe, mit alle dem, was er dem Anatomen, dem Physiologen darbietet. Für die Geistesschau ist durchglüht, durchleuchtet, wie wir wissen, dieser physische Organismus von dem Ätherorganismus. Der physische Organismus atmet die Luft ein, atmet die Luft aus. Der Ätherorganismus atmet Licht aus, und dieses Licht gibt er uns. Und indem er Licht ausatmet und uns das Licht zuteilt, leben wir durch sein Licht. Und er atmet Licht ein. Wie wir Luft ein- und ausatmen, so atmet unser Ätherleib Licht aus und ein. Und indem er Licht einatmet, verarbeitet er das Licht in sich, wie wir die Luft in uns physisch verarbeiten. Lesen Sie das nach in meinen Mysteriendramen, wo an einer bestimmten Stelle gerade dieses Geheimnis der ätherischen Welt dramatisch entwickelt ist. Der Ätherleib atmet Licht ein, verarbeitet das Licht in sich zur Dunkelheit, und in diese Dunkelheit kann er als seine Nahrung den Weltenton aufnehmen, der in der Sphärenharmonie lebt, und kann aufnehmen die Lebensimpulse. Wie wir die physische Nahrung aufnehmen, so atmet ein und aus das ätherische Wesen, das in uns lebt, Licht. Wie wir die Luft in uns als Sauerstoff verarbeiten und zu Kohlensäure machen, so verarbeitet der Ätherleib das Licht und durchzieht es mit Dunkelheit, wodurch es in Farben erscheint und der Ätherleib uns, für den hellsichtigen Blick, in wogenden Farben erscheint. Aber während der Ätherleib das Licht für die Dunkelheit zubereitet und dadurch innere Atmungsarbeit für sich verrichtet, lebt er, indem er den Weltenton aufnimmt, den Weltenton in das Weltenleben verarbeitet. Das aber, was wir so als unseren Ätherleib aufnehmen, das kommt zu uns herunter zu gewissen Zeiten aus den Weiten des Kosmos.

Es ist heute noch nicht möglich, hinzuweisen auf die Umstände, wie der menschliche Ätherleib auf den Bahnen des Lichtes herunterzieht, wenn diese Bahnen des Lichtes durch die Sternkonstellation in einer gewissen Weise gelenkt werden. Damit das einmal gesagt werden könne, müssen die Menschen sich noch auf eine höhere Stufe der Moral erheben. Denn heute noch würde gerade dieses Mysterium von dem Hereinziehen der menschlichen Ätherleiber auf Lichtes- und Sphärenharmonie-Tonbahnen von den Menschen, wenn sie es kennten, in der furchtbarsten Weise mißbraucht werden. Denn in diesem Mysterium steckt alles, was, wenn die Menschen mit niederen Trieben es sich aneignen wollten, den Vorfahren unumschränkte Macht über die ganze Nachkommenschaft geben würde. Sie werden es daher glauben, daß dieses Mysterium, wie auf Lichtesbahnen und auf den Bahnen der Töne aus der Sphärenharmonie die Ätherleiber zu den Menschen, die sich verkörpern, kommen, daß dieses Mysterium noch längere Zeit eben ein Mysterium wird bleiben müssen. Nur unter ganz bestimmten Bedingungen kann man gerade von diesem Mysterium etwas wissen; denn bei Nichterfüllung dieser Bedingungen würden die Menschen sich, wie gesagt, als Vorfahren eine Macht über die Nachkommenschaft aneignen, die unerhört wäre, wodurch die Nachkommenschaft gänzlich ihrer freien Selbständigkeit, Persönlichkeit und Individualität beraubt werden könnte, und der Wille der Vorfahren dieser Nachkommenschaft aufgedrängt werden könnte. Weisheitsvoll ist dies für die Menschheit in die Unbewußtheit gehüllt, und gedeiht durch den Willen der weisheitsvollen Weltenlenkung in der Unbewußtheit ganz gut.“ (Lit.:GA 171, S. 206ff)

Die Bildung des Ätherleibs beim Herabstieg zur irdischen Inkarnation

Wenn der Mensch zu seiner irdischen Inkarnation herabsteigt, zieht er sich zunächst aus dem ganzen Kosmos seinen Ätherleib zusammen.

Wandtafelzeichnung: Die Bildung des Ätherleibs aus dem Kosmos.

"Das ist außerordentlich bedeutsam, daß, wenn wir so aus der allgemeinen Ätherwelt beim Herunterstieg in die irdische Welt die Ätherkräfte heranziehen, wir in unseren Ätherleib eine Art Abbild des Kosmos mitnehmen. Wenn wir den Ätherleib des Menschen in dem Momente herausnehmen könnten, wo der Mensch sich mit dem physischen Leib verbindet, so würden wir, viel schöner als das jemals mechanisch geformt worden ist, eine Sphäre haben mit den Sternen, mit dem Tierkreis, mit Sonne und Mond.

Diese Konfigurationen des Ätherleibes bleiben noch vorhanden, wenn der Mensch mit seinem physischen Leib während der Embryonalzeit immer mehr und mehr zusammenwächst. Sie blassen nur etwas ab, aber sie bleiben vorhanden. Und sie bleiben auch vorhanden bis in das siebente Lebensjahr hinein, bis zum Zahnwechsel. Da ist durchaus im kindlichen Ätherleib noch immer diese Weltensphäre zu erkennen. Mit dem siebenten Jahre, mit dem Zahnwechsel, beginnen die Gebilde, die man da drinnen schaut in dem Ätherleib, gewissermaßen strahlig zu werden, während sie vorher mehr sternig waren. Ich zeichne das schematisch für die Zeit von dem siebenten bis ungefähr zum vierzehnten Jahr, vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife (siehe Zeichnung, rote Strahlen). Wie gesagt, es verblaßt während der Embryonalzeit schon und dann immer mehr, aber es ist noch deutlich vorhanden. Vom Zahnwechsel ab jedoch beginnt es ganz zu verblassen, dafür aber Strahliges nach innen zu senden (rot). Ich möchte sagen: die Sterne lösen sich auf im menschlichen Ätherleib, sie werden zu Strahlen, die die Tendenz haben, da im Inneren zusammenzukommen.

Das alles geschieht langsam und allmählich während des ganzen Lebensabschnittes vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife. Bei der Geschlechtsreife ist es dann so weit, daß, indem diese Strahlen hier zusammengewachsen sind, sie innerlich eine Art eigenes Gebilde, ein ätherisches Gebilde formen (rot). Man möchte sagen: Dasjenige, was die Umfangssterne waren, das strahlt zuerst nach innen; dann hört es später auf, da werden diese Sterne vollständig blaß. Es bleibt natürlich immer etwas vorhanden, aber es wird ganz blaß. Es werden auch diese Strahlen blaß. Dagegen wird das, was sich in der Mitte gewissermaßen zusammengeballt hat, besonders lebendig. Und in dem, was sich da in der Mitte zusammengeballt hat, in dem hängt in der Zeit, in der auch die Geschlechtsreife eintritt, das physische Herz darinnen. Das ist also an der Stelle des menschlichen Organismus, wo das physische Herz darinnenhängt mit den Adern (blau) [...]

Sie dürfen nicht glauben, daß der Mensch etwa nicht vorher auch ein Ätherherz hätte; das hat er schon; aber das bekommt er auf eine andere Art als das, was dann Ätherherz wird. Denn in der Tat wird das, was sich da von der Geschlechtsreife an zusammengeballt hat, das Ätherherz. Bis dahin hat er, wie gesagt, auch ein Ätherherz, aber das hat er bekommen als Erbschaft, das hat er bekommen durch die Kräfte, welche im Embryo drinnen sind. Wenn der Mensch nämlich seinen Ätherleib hat, und sich mit seinem Ätherleib nach dem physischen Organismus hin begibt, so wird auch eine Art Ätherherz, ein stellvertretendes Ätherherz gewissermaßen, durch die Kräfte des physischen Leibes zusammengezogen. Dieses Ätherherz aber, das der Mensch in seinem Kindheitsalter hat, das - es ist der Ausdruck etwas unschön für die Gewohnheiten, die wir haben, aber es trifft ganz genau das, um was es sich handelt -, das verfault nach und nach, und an seine Stelle setzt sich, gleichsam immerfort ersetzend das, was da ätherisch faulend herausfällt, jenes Ätherherz, welches eine Zusammenballung der ganzen Weltensphäre ist, das wirklich ein Bild des Kosmos ist, und das wir uns als ein ätherisches Gebilde mitbringen, wenn wir durch Konzeption und Geburt ins irdische Dasein schreiten.

Man kann also wirklich eine deutliche Veränderung des ganzen ätherischen Leibesgebildes verfolgen, das der Mensch während der Zeit von der Geburt oder schon von der Konzeption an bis zu der Geschlechtsreife in sich trägt. Man möchte sagen: Mit der Geschlechtsreife eigentlich erst ist des Menschen eigenes, aus seinem ätherischen Leibe herausgebildetes, nicht durch äußere Kräfte provisorisch gebildetes Ätherherz vorhanden." (Lit.: GA 212, S. 114ff)

Die Bedeutung der Mondenkräfte für die Bildung des Ätherleibs

„Der Mensch war natürlich ein ganz anderes Wesen, als er auf einer Erde stand und sich entwickelte, die den Mond noch im Leibe hatte. Die Erde ist um dasjenige, was der Mond ist, verarmt, als dieser Mond von der Erde herausgegangen war, und der Mensch wird mit den anderen Kräften, seither eben mit den bloßen Erdenkräften, nicht mehr mit den Erden- und Mondenkräften, nach unten hin von der Erde gestaltet, festgehalten. Dasjenige dagegen, was, als der Mond noch in der Erde war, auf den Menschen von innen heraus aus der Erde wirkte, das wirkt, nachdem der Mond außen ist, von außen herein, vom Monde herein auf den Menschen. So daß man sagen kann: Die Mondenkräfte durchstrahlten einmal den Menschen, indem sie zuerst auf seine Gliedmaßen, auf Füße und Beine auftrafen und dann ihn von unten nach oben durchströmten. Seit dem Herausgang des Mondes aus der Erde wirken die Mondenkräfte umgekehrt, vom Haupte des Menschen nach unten. Damit haben diese Mondenkräfte aber eine ganz andere Aufgabe für den Menschen erhalten, als sie früher hatten.

Tafel 11 (S. 140)
Tafel 11 (S. 140)

Wodurch kommt denn diese Aufgabe nun zum Vorschein? Diese Aufgabe kommt dadurch zum Vorschein, daß der Mensch ja ganz bestimmte Erlebnisse hat, wenn er aus dem vorirdischen Dasein heruntersteigt zum irdischen Dasein. Wenn der Mensch die Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt durchgemacht hat, wenn er in bezug auf Seelisch-Geistiges alles absolviert hat, was zu absolvieren ist zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, da schickt sich der Mensch an zum Heruntersteigen zur Erde, zum Sichverbinden mit dem, was ihm von Vater und Mutter an Physisch-Körperlichem übergeben wird. Aber ehe er von seinem Ich und von seinem astralischen Leibe aus die Möglichkeit finden kann, sich mit dem physischen Leibe zu verbinden, muß er sich mit einem Ätherleib umkleiden, den er aus der Umgebung des Kosmos heranzieht. Dieser Vorgang hat sich gründlich verändert seit der Zeit, da der Mond von der Erde ausgetreten ist. Als der Mensch vor dem Mondenausgange, nachdem er das Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt absolviert hatte, sich der Erde wieder näherte, da brauchte er Kräfte, durch die er den Äther, der ja in alle Welt zerstreut ist, um sich herum, um sein Ich und seinen astralischen Leib anordnen konnte in Form eines Ätherleibes. Diese Kräfte hat er bekommen beim Herannahen an das irdische Dasein von dem in der Erde befindlichen Monde heraus. Seit der Mond sich abgespalten hat, bekommt der Mensch diese Kräfte, die er braucht, um seinen Ätherleib zu bilden, von außerhalb der Erde, eben von dem von der Erde abgespaltenen Monde, so daß der Mensch unmittelbar vor seinem Eintritte in das irdische Leben an dasjenige appellieren muß, was in den Mondenkräften liegt, also an etwas Kosmisches, um seinen Ätherleib zu bilden.

Dieser Ätherleib muß nun so gebildet werden, daß er gewissermaßen eine äußere und eine innere Seite hat. Stellen wir uns ganz schematisch diesen Ätherleib vor, wie er gebildet wird. Er hat eine Außenseite, und er hat eine Innenseite. Also wir können uns vorstellen, daß der Mensch seinen Ätherleib nach der Außen- und nach der Innenseite bildet.

Tafel 11 (S. 141)
Tafel 11 (S. 141)

Wenn der Mensch das Äußere dieses Ätherleibes formt, so braucht er die Kräfte des Lichtes, denn der Ätherleib wird neben anderem Substantiellen vorzugsweise aus dem flutenden Lichte des Kosmos gebildet. Aber Sonnenlicht ist dafür nicht brauchbar. Sonnenlicht kann nicht Kräfte liefern, welche den Menschen befähigen können, seinen Ätherleib zu formen. Dazu ist notwendig das von der Sonne nach dem Monde scheinende und von dem Monde wiederum zurückstrahlende Licht, das dadurch wesentlich verändert ist. Aber all das Licht, das uns vom Monde zukommt, das überhaupt vom Monde aus hinausstrahlt in den Kosmos, das enthält die Kräfte, durch welche der Mensch beim Heruntersteigen imstande wird, die äußere Seite seines Ätherleibes zu bilden. Dagegen alles das, was geistig vom Monde ausstrahlt, wenn Neumond ist, das strahlt die Kräfte in den Kosmos, die der Mensch braucht, um die Innenseite seines Ätherleibes zu bilden. So daß es also mit diesem Rhythmus zwischen äußerer Lichterscheinung des Mondes und Dunkelwerden des Mondes zusammenhängt, daß der Mensch Außenseite und Innenseite seines Ätherleibes bilden kann.“ (Lit.:GA 233a, S. 139ff)

Die Entwicklung des Ätherleibs während des Erdenlebens

Während der ersten Kindheitsjahre ist der Ätherleib weitestgehend mit der Bildung des physischen Leibes beschäftigt, wobei er seine Kräfte noch sehr wesentlich aus der umgebenden Äthersphäre schöpft. Erst mit dem Zahnwechsel um das 7. Lebensjahr, wenn die grundsätzliche Ausgestaltung des physischen Leibes auf erster Stufe abgeschlossen ist, ist der Ätherleib soweit in sich konsolidiert und individualisiert, dass er als relativ selbstständige Wesenheit geboren wird. Ein Teil seiner Ätherkräfte wird von nun an nicht mehr für die unmittelbare Ausgestaltung des physischen Leibes benötigt und ist jetzt für die seelische Bildung verfügbar (Schulreife). Dadurch erfährt etwa das Gedächtnis seine ganz besondere Ausbildung, denn im freigewordene Teil des Ätherleibes ist der eigentliche Sitz des Gedächtnisses, wie er überhaupt der Träger aller tiefergehenden Lebensgewohnheiten, und so auch der menschlichen Temperamente ist.

Mit der Geschlechtsreife um das 14. Lebensjahr, wenn der menschliche Astral- oder Seelenleib seine Eigenständigkeit erlangt, werden weitere Teile des Ätherleibes frei und bilden nun die Grundlage des intellektuellen Denkens. Denn ihrem innersten Wesen nach sind diese Ätherkräfte die lebendig bildenden Gedankenformen, die die ganze lebendige Natur gestalten und ihre lebendigen Gesetzmässigkeiten bestimmen. Durch unseren Intellekt erleben wir diese Gedankenkräfte allerdings nicht unmittelbar, sondern nur als tote, kraftlose, unwirkliche Spiegelbilder, die uns durch das physische Werkzeug des Gehirns zurückgeworfen werden. Das ist gerade dadurch möglich, dass unser Nervenzentrum der am wenigsten lebendige Teil unseres physischen Leibes ist. Das Gehirn, wenn es einmal in seiner Grundstruktur ausgebildet ist, saugt eben dadurch die Ätherkräfte am allerwenigsten auf, sondern wirft sie als seelische Spiegelbilder zurück.

Der Preis dafür, dass der Mensch mit dem Intellekt begabt wurde, ist aber, dass er dadurch den Tod viel stärker in sein Wesen aufgenommen hat als jedes andere Erdenwesen. Das zeigt sich schon an der, verglichen mit den Tieren, viel geringeren Regenerationsfähigkeit des menschlichen Leibes. Besonders deutlich zeigt sich das an den niedern Tieren: Ein Regenwurm etwa kann verlorengegangene Ringsegmente weitgehend regenerieren, und selbst ein Frosch kann ein abgetrenntes Beinchen noch rudimentär nachwachsen lassen. In der wuchernden und sprossenden Pflanzenwelt gehen überhaupt noch all die Kräfte, die beim Menschen für den Intellekt abgezogen werden, in der lebendigen Wachstumstätigkeit auf.

Ähnlich dem physischen Leib ist der Ätherleib ein in sich gegliederter Organismus. Jedem physischen Organ ist ein entsprechendes Ätherorgan zugeordnet, das dieses gestaltet und erhält. So kann man von einem Äthergehirn, einem Ätherherzen, einer ätherischen Lunge usw. sprechen. Der Ätherleib zeigt auch geschlechtsspezifische Unterschiede, wobei einem männlichen physischen Leib ein weiblicher Ätherleib entspricht und umgekehrt. Wirklich kennenlernen kann man ihn nur durch übersinnliche Anschauung:

"Wer den Ätherleib aus eigener Anschauung kennenlernen will, der muß imstande sein, bei voller Aufrechterhaltung des gewöhnlichen Bewußtseins sich selbst durch eigene Willensstärke den physischen Leib abzusuggerieren. Dann aber ist der Raum für ihn trotzdem nicht leer; vor sich hat er dann den Ätherleib, der in einer rötlich-bläulichen Lichtform, wie ein Schemen, aber glänzend, leuchtend, etwas dunkler als junge Pfirsichblüten, erscheint. Diesen Ätherleib können wir niemals sehen, wenn wir uns einen Kristall absuggerieren, wohl aber bei der Pflanze und beim Tier, denn dieser Teil ist es ja, der die Ernährung, das Wachstum und die Fortpflanzung bewirkt." (Lit.: GA 95, S. 15ff)

Der menschliche Ätherleib als Kompendium der Formkräfte des Tierreichs

Der Ätherleib enthält in sich, zusammengedrängt und zusammengehalten durch die Formkräfte des physischen Leibes, all die Bildekräfte, die draußen in der Natur im ganzen ausgebreiteten Tierreich gestalten wirken. Das würde sich zeigen, wenn man den Ätherleib vom physischen Leib abtrennen könnte; dann würden die Formen des Tierreichs gleichsam herausspringen:

„Und wie würden denn diese Teile, die da herausspringen aus uns, wenn wir den physischen Leib abtrennen könnten, aussehen? Ja, sehen Sie, so sonderbar das den heutigen gescheiten Menschen klingt, wahr ist es doch: Diese Teile des Ätherleibes würden Formen annehmen und sie würden ungefähr das ausgebreitete Tierreich sein, das heißt, alle die möglichen Formen des Tierreiches würden zum Vorschein kommen. Es würde wirklich so sein, daß ein gewisser Teil Ihres Ätherleibes - der des Kopfes - sich vogelähnlich gestalten würde, ein gewisser Teil des Ätherleibes, zum Beispiel aus der in der Nähe des Kehlkopfes befindlichen Partie, würde eine sehr schöne, fast engelhafte Tiergestalt sein und so weiter. Also wir tragen im Grunde genommen das ganze Tierreich in unserem Ätherleibe in uns. Das ist durchaus wahr. Unser Ätherleib ist das ausgebreitete Tierreich, das zusammengedrängt, zusammengehalten wird durch die Elastizität des physischen Leibes. Als die Entwickelung noch auf anderen Stufen war, in früheren Urzeiten, war ja überhaupt die ganze menschliche Gestalt verteilt in die vielen Tiere. Wenn man das bedenkt, dann versteht man erst dasjenige, was in grobklotziger Weise heute als Darwinismus angesehen wird. Die Menschheit hatte sich gleichsam vorbereitet, indem sie dasjenige, was sie später nur als Ätherleib ausbilden soll, auseinandergebildet hat, wie in dem Fächer des heutigen Tierreichs, das dazumal etwas anders ausgesehen hat als das heutige, veränderte Tierreich. Das heutige Tierreich ist nicht mehr dasjenige, von dem die Menschheit abstammen könnte, sondern ein ganz anderes Tierreich. Aber die Kräfte, die in diesem Tierreiche ausgebreitet sind, sind gewissermaßen extrahiert worden und sind heute noch in unserem Ätherleibe vorhanden.“ (Lit.:GA 167, S. 165ff)

Die Auflösung des Ätherleibs nach dem Tod

Während des Erdenlebens wird die Form des Ätherleibs durch den physischen Leib zusammengehalten und deckt sich weitgehend mit diesem, besonders im Bereich des oberen Menschen. Wenn mit dem Tod der physische Leib abfällt, beginnt sich der Ätherleib auszudehnen und wird in einem Zeitraum von etwa 3 bis 4 Tagen dem Weltenäther einverwoben. In dieser kurzen Zeit erlebt der Mensch einen Rückblick auf sein vergangenes Erdenleben in Form eines umfassenden Lebenspanoramas. Nur ein kleiner, bereits vergeistigter Extrakt des Ätherleibs steigt dann mit dem Ich weiter auf in die geistige Welt.

„Während der Verbindung des Menschen mit seinem physischen Leibe tritt die äußere Welt in Abbildern ins Bewußtsein; nach der Ablegung dieses Leibes wird wahrnehmbar, was der Astralleib erlebt, wenn er durch keine physischen Sinnesorgane mit dieser Außenwelt verbunden ist. Neue Erlebnisse hat er zunächst nicht Die Verbindung mit dem Ätherleibe hindert ihn daran, etwas Neues zu erleben. Was er aber besitzt, das ist die Erinnerung an das vergangene Leben. Diese läßt der noch vorhandene Ätherleib als ein umfassendes, lebensvolles Gemälde erscheinen. Das ist das erste Erlebnis des Menschen nach dem Tode. Er nimmt das Leben zwischen Geburt und Tod als eine vor ihm ausgebreitete Reihe von Bildern wahr.“ (Lit.:GA 13, S. 95)

„Aber man kann nicht lange den Ätherleib an sich behalten nach dem Tode, denn dieser Äther leib hängt ja eigentlich zusammen mit dem ganzen Kosmos; er will sich immer in den Kosmos ausbreiten. Wenn wir im Leben für einen Augenblick unseren physischen Leib verlieren würden, würde sogleich der Ätherleib wie durch eine elastische Kraft die Tendenz bekommen, sich in den ganzen Kosmos aufzulösen. Und nur durch den physischen Leib, in dem dieser Ätherleib immer drinnenbleibt, wird er während des Lebens zusammengehalten. Hat man nicht mehr die zusammenbindende Kraft des physischen Leibes, dann beginnt der Ätherleib sich auszubreiten und er wird nach einigen Tagen durch seine große Ausbreitung nicht mehr für uns da sein. Sie wissen ja, wenn Sie einen kleinen Wassertropfen nehmen, dann ist er da; wenn Sie ihn erwärmen, so breitet er sich nach allen Seiten aus und er ist nicht mehr da. Sie können ihn nicht mehr sehen. So breitet sich der Ätherleib nach dem Tode aus und er ist nach wenigen Tagen eben nicht mehr da.

Die Initiationsweisheit zeigt, daß dieses nur wenige Tage dauert, weil man durch die Initiationsweisheit dazu kommt, gewissermaßen künstlich im Erdenleben den Ätherleib zu benutzen. Er bleibt dann im physischen Leib drinnen, aber man benutzt ihn, indem man auf den physischen Leib keine Rücksicht nimmt und dann hat man auch den Rückblick auf sein Erdenleben. Man hat dann aber auch, indem man den Rückblick auf sein Erdenleben hat, in diesem Ätherleib zugleich eine Spiegelung des ganzen Weltenalls erglänzen. Es ist der ganze Sternenhimmel zugleich im Ätherleib drinnen. Sie können den Ätherleib abgesondert von diesem physischen Leib gar nicht schauen, ohne daß der Ätherleib Ihnen überall die Sternenwelt, die Planeten und die Fixsterne zeigt. Und diese Planeten und diese Fixsterne nehmen zuletzt den Ätherleib auf. Und da ist es so, daß die Initiationswissenschaft, die Initiationsweisheit eben höchstens drei bis vier Tage lang die Bilder festhalten kann, die sie auf diese Weise im Ätherleib hat; dann verschwinden sie, und man muß vorher, wenn man überhaupt einen Zusammenhang damit behalten will, in seinen physischen Leib zurückkehren, damit der Ätherleib zusammengehalten wird. So schwindet einem also auch dieser Ätherleib wenige Tage nach dem Tode dahin. Aber man gliedert sich selbst dadurch immer mehr und mehr in die Sternenwelt ein.“ (Lit.:GA 218, S. 160f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Im Unterschied zu Steiner verwendet Paracelsus die Bezeichnung elementarischer Leib für den aus den vier Elementen aufgebauten physische Leib; den Ätherleib nennt er Archäus.
  2. "Insbesondere ist es dann nützlich für den Menschen, der auf den ersten Schritten zur Initiation ist, den besonderen Unterschied oder, man könnte auch sagen, die Beziehung zwischen dem Sich-Erfühlen, dem Sich-Erleben in dem elementarischen oder ätherischen Leibe und in dem physischen Leibe kennenzulernen." (Lit.: GA 138, S. 32ff)
  3. Goethe-HA Bd. 13, S 55
  4. Zu beachten ist dabei, dass der hier gemeinte Weltenäther nichts mit dem längst überholten Konzept eines hypothetisch angenommenen physikalischen Äthers zu tun hat.
  5. „The correspondences between the aethereal body and the life of an organism such as we know, is rather to be found in the emotional region than in the one of outward observation. To the aethereal form, all parts of it are equally one; but part of this form corresponds to the future of the material being, part of it to his past. Thus, care for the future and regard for the past would be the way in which the material being would exhibit the unity of the aethereal body, which is both his past, his present, and his future.“ [1]
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