Kybernetik und Das Übel: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Kybernetik''' ist nach ihrem Begründer [[Norbert Wiener]] die Wissenschaft der [[Steuern (Systemtheorie)|Steuerung]] und [[Regelung (Natur und Technik)|Regelung]] von Maschinen, lebenden Organismen und sozialen Organisationen und wurde auch mit der Formel „die Kunst des Steuerns“ beschrieben. Der Begriff als solcher wurde Mitte des 20. Jahrhunderts nach dem Vorbild des [[Englische Sprache|englischen]] ''{{lang|en|cybernetics}}'' ‚Regelungstechniken‘ in die deutsche Sprache übernommen. Der englische Begriff wiederum ist ein [[Kunstwort]], gebildet aus dem [[Substantivierung|substantivierten]] [[Altgriechische Sprache|griechischen]] [[Adjektiv]] {{lang|grc|κυβερνητικός}} ‚steuermännisch‘, das sich aus den entsprechenden [[Subjektiv]]en {{lang|grc|κυβερνήτης}} ‚[[w:Steuermann|Steuermann]]‘ und {{lang|grc|κυβέρνησις}} ‚Leitung‘, ‚Herrschaft‘ ableitet.
Das '''Übel''' ([[Althochdeutsch|ahd]].: abel, ibel, ubil) ist in der [[Philosophie]] ein Begriff, der alles bezeichnet, was dem [[Das Gute|Guten]] entgegengesetzt ist. Es ist vom [[Das Böse|Bösen]] zu unterscheiden, mit dem es häufig verwechselt wird. ''Übel'' ist der allgemeinere Begriff, der das Böse umfasst. Alles Böse gehört zum Übel, aber nicht jedes Übel gehört zum Bösen.


Ein typisches Beispiel für das Prinzip eines kybernetischen Systems ist ein [[Temperaturregler|Thermostat]]. Er vergleicht den [[Regelgröße|Istwert]] eines Thermometers mit einem [[Sollwert]], der als gewünschte Temperatur eingestellt wurde. Ein [[Diskrepanz|Unterschied]] zwischen diesen beiden Werten veranlasst den Regler im Thermostat dazu, die Heizung so zu regulieren, dass sich der Istwert dem Sollwert angleicht.
== Begriffsgeschichte ==
Das Wort kommt bereits im [[Althochdeutsch]]en als ''ubil'' vor. Die [[Etymologie]] ist unsicher; anscheinend bezeichnete der Begriff ursprünglich etwas, was über das als natürlich und „gut“ empfundene Maß hinausgeht, eine Übertreibung, welche die natürliche Ordnung stört. Gemeint waren ursprünglich – und auch später im Alt- und [[Mittelhochdeutsch]]en am häufigsten – Handlungen, die gegen die angenommene sittliche Weltordnung verstoßen und daher „Übeltaten“ sind.  


== Geschichte und Entwicklung ==
Thematisiert wurde die Bedeutung des Begriffs ''Übel'' vor allem, weil er im [[Vaterunser]] vorkommt, wo die Formulierung der [[Lateinische Sprache|lateinischen]] Bibel ([[Vulgata]]) „libera nos a malo“ mit „erlöse uns von dem Übel“ übersetzt wurde. Schon im Althochdeutschen wurde ''ubil'' als Übersetzung des lateinischen Wortes ''malum'' verwendet, das ebenso wie das [[Altgriechische Sprache|altgriechische]] ''kakón'' sowohl allgemein Übel als auch speziell Böses bezeichnet. So übersetzte [[Martin Luther]]: „erlose uns von dem ubel“. Er bemerkt dazu in seiner „Auslegung deutsch des Vaterunsers für die einfältigen Laien“ (1519), unter Übel sei zu verstehen „Unfriede, [[Inflation|Teuerung]], Krieg, [[Pest]]ilenz, Plagen wie auch [[Hölle]] und [[Fegefeuer|Fegfeuer]] und alle peinlichen Übel an Leib und Seel“. Der Begriff ''malum'' bzw. ''Übel'' wurde nicht auf das moralisch Böse eingeengt, sondern auch für Naturkatastrophen und Krankheiten verwendet. In der heutigen [[Ökumenische Bewegung|ökumenischen]] Fassung hingegen lautet die Übersetzung „erlöse uns von dem Bösen“ {{Bibel|Matthäus|6|13|Zü}}.
=== Antike ===
Seit der [[Antike]] findet man schriftliche Zeugnisse systemorientierten Denkens. Der griechische Ependichter [[Homer]] schrieb {{lang|grc|κυβερνήτης}} und meinte damit den Steuermann eines Schiffes. [[Platon]] benutzte den Begriff im übertragenen Sinne, wenn er von einem „Mann am Steuerruder einer [[Regierung]]“ sprach. Der [[Apostel Paulus]] wiederum benutzt den griechischen Begriff κυβέρνησις ''{{lang|grc-Latn|kybérnēsis}}'' im [[1. Brief des Paulus an die Korinther|1. Korintherbrief]] ({{B|1 Kor|12|28}}), um die „Fähigkeit zu leiten“ zu thematisieren.


1834 hat der Physiker [[André-Marie Ampère]] die Idee einer Wissenschaft entwickelt, die er ''{{lang|fr|cybernétique}}'' nannte.<ref>Hans Joachim Flechtner: ''Grundbegriffe der Kybernetik.'' 1970, S. 9.</ref>
Eine bemerkenswerte Analyse der Auseinandersetzung um die Frage des Übels und zugleich eine Antwort auf das [[Theodizee]]&shy;problem findet sich bei [[Laktanz]], einem der [[Kirchenväter]]:
:„Gott kann alles, was er will und Schwäche und Mißgunst ist nicht in ihm. Er kann also die Übel wegnehmen, aber er will es nicht; und doch ist er darum nicht mißgünstig. Er nimmt sie aus dem Grunde nicht hinweg, weil er, wie bemerkt, dem Menschen zugleich die [[Weisheit]] (Vernünftigkeit) verliehen hat, und weil mehr Gutes und Annehmliches in der Weisheit liegt, als Beschwerlichkeit in den Übeln. Denn die Weisheit bewirkt, dass wir Gott erkennen und vermöge dieser Erkenntnis die Unsterblichkeit erlangen, und darin besteht das höchste Gut. Wenn wir also nicht vorher das Übel erkennen, so vermögen wir auch nicht das Gut zu erkennen. Aber das hat sich weder [[Epikur]] noch ein anderer klar gemacht, daß mit der Aufhebung der Übel zugleich die Weisheit hinweggenommen würde, und daß keine Spur von [[Tugend]] mehr im Menschen bliebe; denn das Wesen der Tugend liegt im Ertragen und Überwinden der Bitterkeit des Übels.<ref>Laktanz: De ira dei, 13, in: Des Lucius Caelius Firmanius Lactantius Schriften, aus dem Lateinischen übersetzt von A. Hartl, [[Bibliothek der Kirchenväter]] 36, Kösel, München 1919, 103</ref>


=== Fachgebiet seit den 1940ern ===
[[Gottfried Wilhelm Leibniz]] unterscheidet zwischen [[Metaphysik|metaphysischem]], physischem und moralischem Übel. Das metaphysische Übel bestehe in der unvermeidlichen Endlichkeit bzw. Unvollkommenheit alles Geschaffenen, das notwendigerweise hinter der Vollkommenheit des Schöpfers zurückbleiben müsse. Als physisches Übel bezeichnet er das [[Leid]], als moralisches Übel die [[Sünde]] oder Schuld.
In den 1940er Jahren entstanden die Wurzeln der Wissenschaft Kybernetik, als man Gemeinsamkeiten und Schnittstellen verschiedener Einzeldisziplinen erkannte, die Themen wie menschliches Verhalten, Nachrichtenübertragung, Regelung, Entscheidungs- und [[Spieltheorie]] und statistische [[Mechanik]] betrachten. Katalysator dieser Entwicklung waren die [[Macy-Konferenzen]] mit dem Thema ''{{lang|en|Circular causal, and feedback mechanisms in biological and social systems}},'' die von 1946 bis 1953 stattfanden. [[Norbert Wiener]] hat den Begriff „Kybernetik“ schließlich im Sommer 1947 von dem griechischen ''{{lang|grc-Latn|kybernétes}}'' für ‚Steuermann‘ abgeleitet und damit den nach seiner Einschätzung ersten bedeutenden Artikel über einen Rückkoppelungsmechanismus von [[James Clerk Maxwell]] (''On Governors,'' 1867/68) geehrt; dort wird ein [[Fliehkraftregler]] beschrieben. Das englische Wort ''{{lang|en|governor}}'' leitet sich aus dem lateinischen ''{{lang|en|gubernator}}'' ‚Steuermann‘ ab, einem lateinischen [[Lehnwort]] aus der altgriechischen Sprache mit der gleichen Wortwurzel wie ''{{lang|grc-Latn|kybernétes}}.''


In gedruckter Form wurde der Begriff von Wiener erstmals 1948 in ''{{lang|en|Cybernetics or Control and Communication in the Animal and the Machine}}'' (deutsche Ausgabe: ''Kybernetik. Regelung und Nachrichtenübertragung im Lebewesen und in der Maschine'') verwendet. Im gleichen Jahr erschien in der Zeitschrift ''[[Scientific American]]'' ein grundlegender Übersichtsartikel zur Kybernetik.
[[Immanuel Kant]] betont, dass die lateinische Sprache nur den Begriff ''malum'' kennt, während die deutsche begrifflich zwischen dem Übel und dem Bösen differenziert. Das Böse ist für Kant vom menschlichen Willen abhängig, es ist das Ergebnis einer sittlichen Entscheidung und daher aus philosophischer Sicht ethisch relevant. Als Übel hingegen wird etwas dann bezeichnet, wenn es einen Zustand der Unannehmlichkeit oder des Schmerzes hervorruft; dies ist aus Kants Sicht an und für sich philosophisch nicht relevant. [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]] hingegen definiert das Übel als Unangemessenheit des Seins zum Sollen. Diese Definition zielt im Unterschied zu derjenigen Kants nicht auf eine Abgrenzung des Übels vom Bösen.


[[Georg Klaus]] etablierte 1953 das Lehrfach Kybernetik an der [[Humboldt-Universität zu Berlin]]. Später engagierte er sich für die Gründung einer eigenen Kybernetik-Kommission an der [[Akademie der Wissenschaften]].
In der philosophischen und der theologischen Diskussion über das Übel wird seit der Antike insbesondere die Frage erörtert, ob das Übel nur eine Abwesenheit des Guten (lateinisch ''[[Privation (Philosophie)|privatio boni]]'', „Mangel am Guten“) ist, wofür vor allem der [[spätantike]] [[Kirchenvater]] [[Augustinus]] argumentierte, oder ob ihm bzw. dem Bösen [[Ontologie|ontologisch]] eine eigenständige Existenz zukommt.
 
=== Konferenzen und Lehrstühle ===
Maßgeblich für die Entwicklung des Fachgebiets waren die von [[Heinz von Foerster]] in den USA ab den 1950ern herausgegebenen [[Tagungsband|Tagungsbände]] ''{{lang|en|Cybernetics}}'' der [[Macy-Konferenzen]] der Josiah Macy Jr. Foundation (Macy-Stiftung). Die weiteren Entwicklungen nach den Macy-Konferenzen gehen aus der Geschichte der Anwendungsfelder hervor (siehe rechte Tabelle).
 
Der Begründer der Kybernetik in Deutschland ist [[Hermann Schmidt (Kybernetiker)|Hermann Schmidt]], der dieses Gedankengut zeitgleich und unabhängig von Norbert Wiener entwickelte und 1944 auf den ersten Lehrstuhl für [[Regelungstechnik]] in Deutschland an der [[Technische Universität Berlin|TH Berlin-Charlottenburg]] berufen wurde. In Deutschland wurde auch im Jahre 1957, vor dem gleichen wissenschaftshistorischen Hintergrund, die Studie ''Das Bewußtsein der Maschinen – Eine Metaphysik der Kybernetik'' des Philosophen [[Gotthard Günther]] publiziert. Weiterhin erschien im Jahre 1961 das Buch ''Kybernetik in philosophischer Sicht'' des Mathematikers und Philosophen [[Georg Klaus]], das bis 1964 vier Auflagen erreichte. Von diesem Autor folgten noch mehrere Bücher zur Kybernetik in ihren sozialen und geistigen Auswirkungen. Unter den populärwissenschaftlichen Büchern sind insbesondere die Veröffentlichungen von [[Karl Steinbuch]] zu nennen, der 1957 auch den Begriff [[Informatik]] prägte. Dieser Begriff beschreibt im Gegensatz zur Kybernetik eine mehr formalistische und technische Ausrichtung.
 
== Aktuelle Entwicklungen ==
[[Datei:Regekreis.PNG|mini|hochkant=1.3|einfacher kybernetischer Regelkreis als Blockdiagramm]]
Heute behandelt man klassische Gegenstände der Kybernetik differenzierter:
* im technischen Bereich z.&nbsp;B. in [[Regelungstechnik]] und [[Kontrolltheorie]] unter dem Oberbegriff [[Technische Kybernetik]],
* in den Geisteswissenschaften unter der Bezeichnung [[Systemik]] oder [[Kybernetik zweiter Ordnung]],
* in den Sozialwissenschaften unter [[Management-Kybernetik]] oder [[Soziokybernetik]],
* in den Biowissenschaften unter [[Biologische Kybernetik|Biokybernetik]] und
* im Bauwesen die [[Baukybernetik]].
 
Ein auch [[Philosophie|philosophisches]] Interesse an der Kybernetik geht darauf zurück, dass diese die Möglichkeit eröffnet, den Begriff „[[Zweck]]“ [[rekursiv]] zu begreifen: Der Zweck eines komplexen Systems, etwa auch eines Lebewesens, ist so betrachtet ''es selbst.'' Ein Zweck bräuchte keine vom System getrennte Instanz mehr, die ihn setzt.
 
Im Rahmen der Regelungstechnik steht heute eine spezielle leistungsfähige [[Systemtheorie (Regelungstechnik)|mathematische Systemtheorie]] zur Verfügung, mit der das Verhalten von Systemen und [[Regelkreis]]en beschrieben und berechnet werden kann. In der [[Komplexes Netzwerk|Netzwerktheorie]] wiederum wird nach allgemeinen Prinzipien vernetzter Wirkungsgefüge gesucht. Die [[Entscheidungstheorie|Entscheidungs-]] und die [[Spieltheorie]], die sich mit Entscheidungsprozessen in teils komplexen Situationen mehrdimensionaler Zielräume befassen, gewinnen eine wachsende Bedeutung insbesondere in [[Medizin]], [[Militär]] und [[Wirtschaft]].
 
Weitere aktuelle Beispiele für die Anwendung der Kybernetik in den Sozialwissenschaften sind die Konzepte der [[Volition (Psychologie)|Volition in der Psychologie]] und im [[Volition (Management)|Management]].<ref>Eran Magen, James Gross: ''The cybernetic process model of self-control'' und Paul Karoly: ''Goal systems and self-regulation.'' In: Rick H. Hoyle (Hrsg.): ''Handbook of Personality and Self-Regulation.'' Blackwell Publishing, 2010.</ref>
 
Wesentliche Kernbegriffe der Kybernetik sind:
* System (offene und abgeschlossene Systeme)
* [[Rückkopplung]] (oder ''Feedback'')
* [[Selbstregulation]]
* [[Homöostase]]
* [[Fließgleichgewicht]] (oder ''Steady State'')
* [[Anpassung]] (oder ''Adaption'' bzw. [[adaptive Regelung]])
* [[Auslöser (Systemtheorie)|Auslösen]], [[Steuern (Systemtheorie)|Steuern]]
* [[Regelgröße|Istwert]] und [[Sollwert]]
* [[Rezeptorzelle|Rezeptor]] und [[Effektor (Robotik)|Effektor]]
* [[Selbstorganisation]]
* [[Autopoiesis]]
* [[Varietät (Kybernetik)|Varietät]]
 
== {{Anker|Anwendungen}} Spezielle Kybernetik / Anwendungen ==
* [[Robotik]]
* [[Mechatronik]]
* [[Biomechatronik]]
* [[Automatisierungstechnik]]
* [[Technische Kybernetik]]
* [[Biologische Kybernetik]]
* [[Medizinische Kybernetik]]
* [[Biomedizinische Kybernetik]]
* [[Kybernetische Anthropologie]]
* [[Soziokybernetik]]
* [[Managementkybernetik]]


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Kybernetik}}
* {{WikipediaDE|Das Übel}}
* {{WikipediaDE|Kybernetik}}
* {{WikipediaDE|Künstliches neuronales Netz}}
* {{WikipediaDE|Künstliche Intelligenz}}
* {{WikipediaDE|Cyborg}}
* {{WikipediaDE|Servo}}
* {{WikipediaDE|Synergetik}}
* {{WikipediaDE|Liste bekannter Kybernetiker}}
* {{WikipediaDE|Biological Computer Laboratory}}


== Literatur ==
== Literatur ==
=== Klassische Literatur ===
* ''Übel''. In: ''[[Historisches Wörterbuch der Philosophie]]''. Band 11, Schwabe, Basel 2001, S. 2–3 (Artikel von der Redaktion verfasst)
* Norbert Wiener: ''Mensch und Menschmaschine. Kybernetik und Gesellschaft.'' Alfred Metzner Verlag, Frankfurt am Main 1952.
* {{LThK|Carl-Friedrich Geyer|Übel. I. Philosophisch|3|10|329f}}
* Norbert Wiener: ''God and Golem, Inc.: A Comment on Certain Points where Cybernetics Impinges on Religion.'' MIT Press, 1966.
* Odo Marquard u. a.: ''Malum''. In: ''[[Historisches Wörterbuch der Philosophie]]''. Band 5, Schwabe, Basel 1980, S. 651–706
* John von Neumann: ''The Computer and the Brain.'' Yale University Press, 1958.
* Gordon Pask: ''An Approach to Cybernetics.'' Hutchinson & Co, 1961.
* Ludwig von Bertalanffy: ''General System Theory: Foundations, Development, Applications.'' George Braziller, 1969.
* Gregory Bateson: ''Steps to an Ecology of Mind: Collected Essays in Anthropology, Psychiatry, Evolution, and Epistemology.'' University of Chicago Press, 1972.
* W. Ross Ashby: ''Einführung in die Kybernetik.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1974.
* Hans Joachim Flechtner: ''Grundbegriffe der Kybernetik.'' dtv, Stuttgart 1970.
* Georg Klaus: ''Wörterbuch der Kybernetik.'' Dietz Verlag, Berlin 1968 und Fischer Handbücher Bd. 1 und 2, Frankfurt/Hamburg 1969.
* K. Steinbuch, H. Frank, H. Kretz, H. Meves, K. Küpfmüller, W. D. Keidel, J. Schwartzkopff, R. Feldtkeller, F. Wenzel: ''Kybernetik – Brücke zwischen den Wissenschaften.'' Umschau Verlag, Frankfurt am Main 1962.
* Hans Ronge: ''Kunst und Kybernetik.'' Verlag M. Dumont Schauberg, Köln 1968, ISBN 3-7701-0440-4.
* James Clerk Maxwell: ''On Governors.'' In: ''Proceedings of the Royal Society of London.'' Nr. 16, 1867/1868, S. 270–283.
* Alexander Lerner: ''Fundamentals of Cybernetics.'' Übers. aus dem Russischen von E. Gros. Plenum Publ. Corp., New York, N.Y., 1972, ISBN 978-1-4684-1706-7.
 
=== Aktuelle Literatur ===
* Lars Bluma: ''Norbert Wiener und die Entstehung der Kybernetik im Zweiten Weltkrieg.'' LIT Verlag, Münster 2005, ISBN 3-8258-8345-0.
* Michael Eckardt: ''Mensch-Maschine-Symbiose. Ausgewählte Schriften von Georg Klaus zur Konstruktionswissenschaft und Medientheorie.'' VDG, Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, Weimar 2002, ISBN 3-89739-316-6.
* Slawa Gerowitsch: ''From Newspeak to Cyberspeak. A History of Soviet Cybernetics.'' MIT Press, 2002, ISBN 978-0-262-07232-8.
* Klaus Fuchs-Kittowski, Siegfried Piotrowski (Hrsg.): ''Kybernetik und Interdisziplinarität in den Wissenschaften.'' trafo Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-89626-435-4.
* Ernst von Glasersfeld: ''Kybernetik.'' In: Leon R. Tsvasman (Hrsg.): ''Das große Lexikon Medien und Kommunikation. Kompendium interdisziplinärer Konzepte.'' Ergon-Verlag, Würzburg 2006, ISBN 3-89913-515-6.
* Martin Kaufmann: ''Der Baum der Kybernetik. Die Entwicklungslinien der Kybernetik von den historischen Grundlagen bis zu ihren aktuellen Ausformungen.'' proEval Verlag, Dornbirn 2007, ISBN 978-3-200-01048-2.
* Thomas Rid: ''Maschinendämmerung. Eine kurze Geschichte der Kybernetik.'' Propyläen, Berlin 2016, ISBN 978-3-549-07469-5.
* Claus Pias (Hrsg.): ''Cybernetics – Kybernetik. The Macy-Conferences 1946–1953.'' 2 Bände, diaphanes Verlag, Zürich/Berlin 2003, ISBN 3-935300-35-2 und ISBN 3-935300-36-0.
* Andrew Pickering: ''The cybernetic brain.Sketches of another future.'' University of Chicago Press, Chicago 2010, ISBN 978-0226667898.
* Frederic Vester: ''Neuland des Denkens – Vom technokratischen zum kybernetischen Zeitalter.'' dtv, München 2002, ISBN 3-423-33001-5.
* Heinz von Foerster: ''KybernEthik.'' Merve Verlag, Berlin 1993, ISBN 978-3-88396-111-8.
* Hans-Christian Dany: ''Morgen werde ich Idiot – Kybernetik und Kontrollgesellschaft.'' Nautilus, Hamburg 2013, ISBN 978-3-89401-784-2.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|übel}}
{{Commonscat|Cybernetics|Kybernetik}}
* [http://pespmc1.vub.ac.be/ Principia Cybernetica Web]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references/>
 
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Aktuelle Version vom 22. Dezember 2021, 02:35 Uhr

Das Übel (ahd.: abel, ibel, ubil) ist in der Philosophie ein Begriff, der alles bezeichnet, was dem Guten entgegengesetzt ist. Es ist vom Bösen zu unterscheiden, mit dem es häufig verwechselt wird. Übel ist der allgemeinere Begriff, der das Böse umfasst. Alles Böse gehört zum Übel, aber nicht jedes Übel gehört zum Bösen.

Begriffsgeschichte

Das Wort kommt bereits im Althochdeutschen als ubil vor. Die Etymologie ist unsicher; anscheinend bezeichnete der Begriff ursprünglich etwas, was über das als natürlich und „gut“ empfundene Maß hinausgeht, eine Übertreibung, welche die natürliche Ordnung stört. Gemeint waren ursprünglich – und auch später im Alt- und Mittelhochdeutschen am häufigsten – Handlungen, die gegen die angenommene sittliche Weltordnung verstoßen und daher „Übeltaten“ sind.

Thematisiert wurde die Bedeutung des Begriffs Übel vor allem, weil er im Vaterunser vorkommt, wo die Formulierung der lateinischen Bibel (Vulgata) „libera nos a malo“ mit „erlöse uns von dem Übel“ übersetzt wurde. Schon im Althochdeutschen wurde ubil als Übersetzung des lateinischen Wortes malum verwendet, das ebenso wie das altgriechische kakón sowohl allgemein Übel als auch speziell Böses bezeichnet. So übersetzte Martin Luther: „erlose uns von dem ubel“. Er bemerkt dazu in seiner „Auslegung deutsch des Vaterunsers für die einfältigen Laien“ (1519), unter Übel sei zu verstehen „Unfriede, Teuerung, Krieg, Pestilenz, Plagen wie auch Hölle und Fegfeuer und alle peinlichen Übel an Leib und Seel“. Der Begriff malum bzw. Übel wurde nicht auf das moralisch Böse eingeengt, sondern auch für Naturkatastrophen und Krankheiten verwendet. In der heutigen ökumenischen Fassung hingegen lautet die Übersetzung „erlöse uns von dem Bösen“ (Matthäus 6,13 ).

Eine bemerkenswerte Analyse der Auseinandersetzung um die Frage des Übels und zugleich eine Antwort auf das Theodizee­problem findet sich bei Laktanz, einem der Kirchenväter:

„Gott kann alles, was er will und Schwäche und Mißgunst ist nicht in ihm. Er kann also die Übel wegnehmen, aber er will es nicht; und doch ist er darum nicht mißgünstig. Er nimmt sie aus dem Grunde nicht hinweg, weil er, wie bemerkt, dem Menschen zugleich die Weisheit (Vernünftigkeit) verliehen hat, und weil mehr Gutes und Annehmliches in der Weisheit liegt, als Beschwerlichkeit in den Übeln. Denn die Weisheit bewirkt, dass wir Gott erkennen und vermöge dieser Erkenntnis die Unsterblichkeit erlangen, und darin besteht das höchste Gut. Wenn wir also nicht vorher das Übel erkennen, so vermögen wir auch nicht das Gut zu erkennen. Aber das hat sich weder Epikur noch ein anderer klar gemacht, daß mit der Aufhebung der Übel zugleich die Weisheit hinweggenommen würde, und daß keine Spur von Tugend mehr im Menschen bliebe; denn das Wesen der Tugend liegt im Ertragen und Überwinden der Bitterkeit des Übels.“[1]

Gottfried Wilhelm Leibniz unterscheidet zwischen metaphysischem, physischem und moralischem Übel. Das metaphysische Übel bestehe in der unvermeidlichen Endlichkeit bzw. Unvollkommenheit alles Geschaffenen, das notwendigerweise hinter der Vollkommenheit des Schöpfers zurückbleiben müsse. Als physisches Übel bezeichnet er das Leid, als moralisches Übel die Sünde oder Schuld.

Immanuel Kant betont, dass die lateinische Sprache nur den Begriff malum kennt, während die deutsche begrifflich zwischen dem Übel und dem Bösen differenziert. Das Böse ist für Kant vom menschlichen Willen abhängig, es ist das Ergebnis einer sittlichen Entscheidung und daher aus philosophischer Sicht ethisch relevant. Als Übel hingegen wird etwas dann bezeichnet, wenn es einen Zustand der Unannehmlichkeit oder des Schmerzes hervorruft; dies ist aus Kants Sicht an und für sich philosophisch nicht relevant. Hegel hingegen definiert das Übel als Unangemessenheit des Seins zum Sollen. Diese Definition zielt im Unterschied zu derjenigen Kants nicht auf eine Abgrenzung des Übels vom Bösen.

In der philosophischen und der theologischen Diskussion über das Übel wird seit der Antike insbesondere die Frage erörtert, ob das Übel nur eine Abwesenheit des Guten (lateinisch privatio boni, „Mangel am Guten“) ist, wofür vor allem der spätantike Kirchenvater Augustinus argumentierte, oder ob ihm bzw. dem Bösen ontologisch eine eigenständige Existenz zukommt.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Wiktionary: übel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Laktanz: De ira dei, 13, in: Des Lucius Caelius Firmanius Lactantius Schriften, aus dem Lateinischen übersetzt von A. Hartl, Bibliothek der Kirchenväter 36, Kösel, München 1919, 103
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