Übergang

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Übergang (mhd. überganc; ahd. ubarganc, uparkanc, uperganch[1]) bedeutete zunächst im räumlichen und später auch im übertragenen Sinn das Überschreiten, Überqueren oder Überwinden eines Hindernisses bzw. eine dazu nötige Vorrichtung (z.B. eine Brücke) und in zeitlicher Hinsicht eine Veränderung von einem Zustand in einen anderen.

Häufig wird auch von einem Übergangszeitalter oder einer Zeitenwende gesprochen, was aber, wie Rudolf Steiner öfters betonte, nur Sinn macht, wenn man auch angibt, was in diesem Zeitalter übergeht - denn grundsätzlich sei jedes Zeitalter ein Übergang vom Früheren zum Späteren:

„Derjenige, der die Wirklichkeiten betrachtet, redet nicht gern von einem Übergangszeitalter. Denn jedes Zeitalter ist selbstverständlich ein Übergangszeitalter, weil immer etwas folgt und immer etwas vorangegangen ist. Aber so wie es bei der Pflanze einen Punkt gibt, wo zum Beispiel der Kelch ist und oben die Blüten und unten die Blätter, wie da deutliche Abschnitte sind, so sind auch schon in der Menschheitsentwickelung solche deutlichen Abschnitte.“ (Lit.:GA 197, S. 162)

Dass Ahriman der sichere Blick für wirkliche Zeitenwenden fehlt, wird im 11. Bild von Rudolf Steiners zweitem Mysteriendrama «Die Prüfung der Seele» thematisiert. Maria spricht dort zu Ahriman:

So höre du, der Vater ist der Täuschung,
ob ich vor dir die Siegeswahrheit spreche.
Es gibt im Erdenwerden solche Zeiten,
in welchen alte Kräfte langsam sterben
und sterbend schon die neuen wachsen sehn.
In solcher Zeitenwende fanden ich
und meine Freunde uns im Geist vereint,
als sie die frühern Erdenleben suchten.
Es wirkten damals wahre Geistesmenschen,
die sich zur Seelenbrüderschaft verbanden,
und aus der Mystik Reich sich Ziele holten.
In solchen Erdentagen werden Keime
in Menschenseelen sorgsam eingepflanzt,
die lange Zeit zur vollen Reife brauchen.
Die Menschen müssen dann im nächsten Leben
noch Eigenschaften aus dem frühern zeigen.
Es werden viele Männer solcher Zeiten
in einem nächsten Leben wieder Männer,
und viele Frauen werden Frauen wieder.
Es ist dann auch die Zeitenlänge kürzer,
als jene, die sonst zwischen Leben liegt.
Es fehlet dir für solche Zeitenwenden
der sichre Blick. Deshalb vermagst du nicht
ihr Werden irrtumlos zu überschauen. (Lit.:GA 14, S. 265)

– worauf Ahriman mit unwilliger Gebärde und Donnergrollen verschwinden muss.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Vier Mysteriendramen, GA 14 (1998), ISBN 3-7274-0140-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Gegensätze in der Menschheitsentwickelung, GA 197 (1989), ISBN 3-7274-1970-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Lemma übergang. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854–1960 (www.woerterbuchnetz.de).