Hans Schauder

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Hans Schauder, geb. * 22. November 1911 in Wien (damals Österreich-Ungarn), gestorben † 10. Juli 2001 Edinburgh (England), war ein anthroposophischer (Schul-)Arzt und Lebensberater.

Leben und Wirken

Hans Schauder kam am 22. November 1911 in Wien zur Welt. Seine Eltern waren jüdischer Abstammung, aber er wuchs außerhalb der jüdischen Tradition auf. Er erinnerte sich, dass er als Kind von einer christlichen Hausangestellten das Vaterunser lernte. Er besuchte zuerst die Schottenschule in der Altstadt, später das Wasa-Gymnasium, wo er seine Freunde Rudi Lissau, Edi Weissberg und Bronja Hüttner kennen lernte. Durch diese kam er mit der Anthroposophie in Berührung. Die Mitglieder seiner Gruppe haben viel geleistet und blieben für den Rest des Lebens miteinander in Kontakt. Durch Bronja Hüttner lernte er auch seine geliebte Frau Lisl Schwalb kennen.

Hans begann seine medizinische Ausbildung in Wien. Er wollte Neurologe und Kinderarzt werden. 1933, im Alter von 22 Jahren, traf er Karl König in Arlesheim. Hans hielt sich dort auf, weil er einen Kurs für junge Ärzte und Medizinstudenten besuchte. 1936, als Karl König nach Wien umzog, trat Hans seiner Jugendgruppe bei. Diese Gruppe verpflichtete sich darauf, angesichts des drohenden Krieges, einen sicheren Hafen im Ausland zu finden und gemeinsam zum Segen der Menschheit zu arbeiten. Sie wurde zum Kern derer, die dann die erste Camphill-Gemeinschaft in Schottland gründeten. Camphill sollte eine weltweite Bewegung werden, in der man mit Menschen lebte und arbeitete, die besondere Fürsorge brauchen. Vor seinem Umzug nach Schottland jedoch ging Hans nach Basel, um seine medizinische Ausbildung abzuschließen. Nach seiner Eheschließung mit Lisl in Schottland, ging er mit ihr nach Aberdeen, um mit Karl König zu arbeiten. Im Jahre 1944 und im Alter von 33 Jahren verließ Hans zusammen mit seiner Frau und damals drei Töchtern Camphill und gründete mit anderen die Garvald Community in West Linton bei Edinburgh. Er arbeitete als Arzt der Gemeinschaft und nahm an allen Aktivitäten teil. Nachdem sie geholfen hatten, die Gründung Garvalds vorzubereiten, zogen Hans und seine Familie 1949 nach Edinburgh. Man hatte Tuberkulose bei ihm diagnostiziert. Während er wieder zu Kräften kam, unterhielt Lisl die Familie. Für den Rest seines langen Lebens sollte er nun in Edinburgh leben und arbeiten.

Mehr als 30 Jahre lang war Hans als Schularzt der Waldorf School in Edinburgh tätig. Daneben begann er seine Beratungstätigkeit mit Gefangenen im Saughton-Gefängnis in Edinburgh und beriet Samariter. Die verschiedenen Erfahrungen ließen in ihm die Überzeugung entstehen, er müsse einen eigenen Ansatz in der Beratungstätigkeit entwickeln, der ihn mehr zufriedenstellte.

Nach Jahren therapeutisch-beratender Tätigkeit traf Hans einen Dominikanermönch, der ebenfalls als Berater an der Universität tätig war. Marcus Lefébure arbeitete mit ihm an der Beschreibung und Analyse der Struktur des therapeutischen Ansatzes von Hans Schauder. Als Ergebnis ihrer Gespräche entstand das Buch Conversation and Counselling (Edinburgh 1985). Es beschreibt sehr lebendig die archetypischen Elemente in Schauders Beratungspraxis. In Großbritannien wurde es stark beachtet. Seiner Übersetzung ins Deutsche verlieh Hans noch mehr Gewicht im Bereich der therapeutischen Beratung. In den 80er-Jahren wurde in Deutschland das Hans Schauder-Institut gegründet. Ein Strom von Besuchern setzte ein, die kamen, um etwas über Schauders Arbeit zu erfahren und Fragen innerer oder moralischer Natur zu stellen. 1993 starb seine Frau Lisl. Hans selbst verstarb am 10. Juli 2001, kurz vor seinem 90. Geburtstag. Er hat das Erscheinen der englischen Ausgabe von Recollections and Biography, gesammelt und geschrieben von Horst Werner Franke nicht mehr erlebt.

Hans selbst sagte einmal, sein Exil von Wien und die Tatsache, dass er Camphill verlassen habe, seien die weitreichendsten Ereignisse seines Lebens gewesen. Er hatte das Gefühl, er habe das tun müssen, um von seinen eigenen Fehlern zu lernen. In Edinburgh gelang es ihm, die Trennung von Karl König und der Camphill-Bewegung in einen schöpferischen Raum zu verwandeln, in dem er seine eigene Kunst entwickeln konnte. Der Gemeinschaftsimpuls und das heilende Gespräch haben sehr viel miteinander zu tun, sie mussten jedoch getrennt voneinander entwickelt werden. Die eigentliche Leistung seines Lebens liegt darin, dass er den Mut hatte, den einsamen Pfad der Demut zu gehen, der ihn lehrte, seine Kunst zu lernen und zu artikulieren.

Werke (Auswahl)

  • (mit Marcus Lefébure): Lebensberatung. Ein Weg zu Wandlung und Geborgenheit: Ein anthroposophischer Arzt und ein katholischer Mönch im Gespräch, Rudolf Geering Vlg., Dornach 1987

Weblinks