5. Buch Mose

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תּוֹרָה
Tora / Fünf Bücher Mose / Pentateuch
  • Bereschit (בְּרֵאשִׁית);
1. Buch Mose; Genesis
  • Schemot (שְׁמוֹת);
2. Buch Mose; Exodus
  • Wajikra (וַיִּקְרָא);
3. Buch Mose; Levitikus
  • Bemidbar (בְּמִדְבַּר);
4. Buch Mose; Numeri
  • Devarim (דְּבָרִים);
5. Buch Mose; Deuteronomium

Das 5. Buch Mose, auf hebr. דְּבָרִים (debārīm) Debarim oder auch Devarim („Worte“), auf altgriech. Δευτερονόμιον (Deuteronómion) Deuteronomion, latinisiert Deuteronomium („zweites Gesetz“) genannt, ist das fünfte Buch des jüdischen Tanach wie auch des christlichen Alten Testaments und damit das fünfte Buch der verschiedenen Kanones der Bibel. In der rabbinischen Literatur wird das Buch auch מִשְׁנֵה תוֹרָה Mischne Tora („Wiederholung der Weisung“) genannt. Hinter dem griechischen Namen stehen (christliche) theologische Vermutungen, die das 5. Buch Mose als die zweite nach einer ersten von Exodus 19 bis Numeri 10 berichteten Gesetzgebung verstehen.

Etymologie

Das im Deutschen gewöhnlich 5. Buch Mose oder Deuteronomium genannte Buch heißt im Hebräischen nach den ersten Worten des Buches אֵלֶּה הַדְּבָרִים Eleh ha-Devarim („Dies sind die Worte…“). Sein hebräischer Name Devarim (דְּבָרִים) bedeutet „Worte, Aussprüche“. Die Benennung nach direkten oder bedeutendsten Anfangsworten ist mit ihrer Verwendung als Parascha oder Sidra („Wochenabschnitt“) für die Lesung der Tora („Weisung, Lehre“) in der Synagoge im Judentum verknüpft.

Das Buch heißt im lateinischen Deuteronomium, nach dem Griechischen Δευτερονόμιον, „zweites Gesetz“. Diese Bezeichnung entstammt der Septuaginta in der latinisierten Fassung der Vulgata. Sie basiert auf der Phrase wə-chatav lo et mischne ha-Tora ha-sot (וְכָתַב לוֹ אֶת־מִשְׁנֵה הַתּוֹרָה הַזֹּאת – Kapitel 17, Vers 18), übersetzt „er soll ihm eine Wiederholung der Weisung schreiben“, welche die Septuaginta als τὸ Δευτερονόμιον τοῦτο, „diese Wiederholung des Gesetzes“, wiedergibt.

Die deutsche Bezeichnung 5. Buch Mose geht vor allem auf die Bibelübersetzung Martin Luthers zurück und folgt dem sonstigen traditionellen jüdischen und kirchlichen Sprachgebrauch, der Mose als Autor benennt.

Das 5. Buch Mose ist im Original in hebräischer Sprache geschrieben und ist Teil der jüdischen Tora, die hebräisch auch Chumasch, oder im christlichen Umfeld auf griechisch als Pentateuch bezeichnet wird. Im Deutschen spricht man von den „Fünf Büchern Mose“. Sie bilden jeweils den ersten Teil des Tanach (Jüdische Bibel) und des Alten Testaments (Christliche Bibel).

Inhaltsübersicht

Das 5. Buch Mose besteht im Wesentlichen aus drei Reden, die Mose kurz vor seinem Tode an die Israeliten richtete. Ort der Handlung ist die Ebene von Moab, Zeit der Handlung ist der elfte Monat im letzten Jahr der Wanderung der Israeliten durch die Wüste. Inhaltlich ist das Buch eine Fortsetzung des 2., 3. und 4. Buches Moses.

Die erste Rede (Kapitel 1–4) blickt auf die bedeutendsten Ereignisse der letzten 40 Jahre der Wüstenwanderung zurück. Der Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes wird als wichtig herausgestellt, und vor den Gefahren, JHWH, den Gott der Väter zu verlassen, wird gewarnt.

Die zweite Rede (Kapitel 5–26) stellt den Hauptteil des Buches dar und wird manchmal in zwei Teile (Kapitel 5–11 sowie Kapitel 12–26) unterteilt. Der erste Teil enthält eine Wiederholung der Zehn Gebote (mit leichten Änderungen am Text), der zweite Teil befasst sich mit Regeln, die das Leben im verheißenen Land Kanaan betreffen. Kapitel 20 enthält die Kriegsgesetze. Der Aufbau ist teilweise verwirrend und viele Aussagen, wie die Verpflichtung, nur den einen Gott zu verehren, werden sehr oft wiederholt.

Die abschließende Rede (Kapitel 27–30) befasst sich mit den Konsequenzen, die aus dem Übertreten der Gebote folgen sowie dem Lohn des Gehorsams. Mit einer Erneuerung des Bundes zwischen Gott und den Israeliten sowie der Benennung Josuas zu seinem Nachfolger schließt das Buch.

Es folgen drei kurze Anhänge:

  1. Das Lied mit dem Titel Ha'asinu (הַאֲזִינוּ, vgl. Wochenabschnitt Ha'asinu), das Mose auf Gottes Anweisung verfasst hat (Dtn 32,1–47 EU).
  2. Segenssprüche für die Stämme Israels (Dtn 33 EU).
  3. Der Bericht von Moses Tod (32;48–52) und Beisetzung (Dtn 34 EU).

Im Buch Josua wird die Geschichte des Volkes Israel nach der Überquerung des Jordan weitergeführt.

Kernaussagen

Das Deuteronomium hat im Wesentlichen zwei Ziele:

Inhalt

Die Rede des Mose (1,1–4,43)

Die Reiche Sihons und Ogs

Das Buch beginnt mit einer sehr genauen Beschreibung von Ort und Zeit, zu der Mose das Gesetz niedergeschrieben und seinem Volk vorgetragen hat: Im vierzigsten Jahr seit dem Auszug aus Ägypten, im elften Monat, am ersten Tag des Monats, jenseits des Jordan, in der Wüste Araba.

Dann erzählt Mose, wie Gott das Volk aufgefordert hatte, nun den Jordan zu überschreiten und das Land Kanaan, das Gott seinem Volk als Besitz versprochen hat, zu erobern und zu bevölkern. Er erwähnt noch einmal eine der Grundlagen des Gesetzes, das durch ihn vermittelt wurde: Die Ältesten und Richter unter dem Volk sollen ihre Entscheidungen ohne Ansehen der Person fällen, sowohl für Israeliten als auch für Fremde.

Weil aber das Volk Gott nicht vertrauen wollte und vor den Amurritern, deren Land sie erobern sollten, Angst hatte, wurde Gott zornig und schwor: „Kein einziger von diesen Männern, von dieser verdorbenen Generation, soll das prächtige Land sehen, von dem ihr wisst: Ich habe geschworen, es euren Vätern zu geben.“ (Dtn 1,35 EU) So sollte das Volk Israel vierzig Jahre durch die Wüste ziehen, bis von der Generation, die damals zusammen mit Mose aus Ägypten ausgezogen war, keiner mehr lebte, außer Kaleb und Josua. Auch Mose sollte das gelobte Land nicht mehr betreten können.

Es folgt ein Rückblick auf die Reise des Volkes durch die Wüste, an deren Ende die Eroberung des Ostjordanlandes folgt. Dabei werden die Heere von Sihon, dem König von Hesbon und von Og, dem König des Baschan geschlagen. Die unterworfenen Völker werden auf Geheiß Gottes dem Untergang geweiht: „Damals eroberten wir alle seine Städte. Wir weihten die ganze männliche Bevölkerung, die Frauen, die Kinder und die Greise der Vernichtung; keinen ließen wir überleben.“ (Dtn 2,34 EU)

Es folgen Anweisungen zur Eroberung des Westjordanlandes, des heutigen Israel. Mose darf vom Gipfel des Berges Nebo ins gelobte Land hinübersehen. Er selbst wird es nicht mehr betreten dürfen, Josua wird das Volk im Krieg führen.

Als Abschluss der Rede des Mose folgt im vierten Kapitel eine erneute Mahnung, die Rechtsvorschriften des Gesetzes zu halten. Dazu gehört ganz besonders, keine Götter von den besiegten Völkern anzubeten oder sich sonstige Götzenbilder zu machen. Diese Warnung, zusammen mit der Aufforderung, Gottes Gebot zu achten, wird im ganzen Buch vielfach wiederholt. Mose trägt dem Volk auf, die Zehn Gebote, die ihm der Herr übergeben hat, an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben. Sollte das Volk die Vorschriften übertreten, droht der Herr mit schweren Strafen bis hin zur Vertreibung aus dem Land Israel.

Der erste Teil des Buches endet mit der Liste der Asylstädte im Ostjordanland.

Die Verkündigung des Gesetzes (4,44–28,68)

Der zweite Teil des Buches enthält nun konkrete Rechtsvorschriften, die Mose dem Volk vorgelegt hat. Die Form der Verkündigung ist die eines Bundesschlusses, das heißt einer freiwilligen Verpflichtung auf das Gesetz durch das Volk. Damit soll das Gesetz ein Vertrag zwischen Gott und seinem Volk werden und nicht nur eine von Gott bestimmte weltfremde Vorschrift.

Zunächst folgt eine Wiederholung der Zehn Gebote (Dtn 5,6–20 EU). Dieser Abschnitt ist, bis auf eine etwas andere Formulierung beim Sabbatgebot, weitgehend identisch mit Ex 20,2–18 EU. Es folgt ein Einschub, der erzählt, wie das Volk Mose als seinen Mittler bei Gott einsetzt, da es sich am Horeb, wie der Berg Sinai im 5. Buch Mose genannt wird, davor gefürchtet hatte, selbst Gott gegenüberzutreten. So soll Mose den Israeliten die Gesetze, das der Herr ihm auf dem Horeb gibt, verkünden.

Die eigentliche Verkündigung der Vorschriften beginnt mit einem Abschnitt, der verlangt, das Gesetz auf dem Herzen geschrieben und um das Handgelenk gebunden zu haben.[1] JHWH wird danach erneut ganz deutlich als der einzige Gott Israels herausgehoben, wenn an die Zeichen erinnert wird, die er in Ägypten geschehen ließ, weil der Pharao Mose nicht glauben wollte.

Kapitel 7 trägt in der Einheitsübersetzung die Überschrift „Israel und die Völker des Landes“. Darin wird dem Volk Israel deutlich gemacht, dass die Völker, die der Herr vor ihm vertreiben wird, ausgemerzt und vernichtet werden müssen. Es ist verboten, sich mit den geschlagenen Völkern einzulassen oder gar ihre Söhne und Töchter den eigenen zu geben. Indirekt wird das Verbot damit begründet, dass das Risiko groß ist, dass Israel auch die Brauchtümer und den Polytheismus der Fremden annehmen könnte. Weil Israel das Gebot nicht sehr genau nehmen wird, wird der Götzendienst später, zur Zeit der Könige von Israel, auch wieder Einzug nehmen.

Es folgt ein weiterer Rückblick auf die Verkündigung der Zehn Gebote am Horeb. Gott ist nicht bestechlich, kennt kein Ansehen der Person und verschafft auch Fremden ihr Recht; „– auch ihr sollt die Fremden lieben, denn ihr seid Fremde in Ägypten gewesen.“ (Dtn 10,19 EU)

Um nicht der Versuchung der fremden Götter zu verfallen, ist es auch notwendig, die Altäre und Kultstätten dieser Gottheiten zu zerstören. Für den Gott der Israeliten wird es nur eine Kultstätte geben, die Er bestimmen wird. Dies wird zunächst noch das Zelt sein, das das Volk auf der Reise begleitet hat, später wird der Tempel des Herrn auf dem Zion in Jerusalem erbaut werden. Nur dort dürfen dem Herrn Schlachtopfer dargebracht werden. Das Schlachten und Verzehren von Tieren ist jedoch überall gestattet, verboten ist hingegen der Verzehr des Blutes getöteter Tiere – damals vermutete man im Blut die Lebenskraft und damit die Seele der Tiere, weshalb andere Kulturen ebendieses Blut während der Opferung tranken. Schlacht- und Brandopfer und die restlichen Abgaben, die den Zehnten ausmachen, sowie die Erstlinge von allem Vieh, sollen zum Zelt des Herrn gebracht werden.

Anstiftung zum Abfall von Gott und zur Anbetung von fremden Gottheiten wird mit Steinigen des Verführers bestraft. Sollte eine ganze Stadt vom Herrn abfallen, wird sie gnadenlos vernichtet.

Danach lesen wir über Speisevorschriften, besonders darüber, welche Tiere verzehrt werden dürfen und welche nicht. Die Kategorisierung erfolgt einer heute nicht mehr direkt nachvollziehbaren Logik, wonach nur Tiere gegessen werden dürfen, die gespaltene Klauen haben und Wiederkäuer sind, wobei sich letzteres Kriterium auf reine Beobachtung stützt und der heutigen wissenschaftlichen Betrachtung nicht standhält. Fische und Vögel dürfen im Allgemeinen auch verspeist werden, die meisten fleischfressenden Vögel jedoch nicht. Der Verzehr von Aas und von Aasfressern ist auf jeden Fall verboten.

Der Zehnte Teil der Ernte des Jahres gehört Gott und den Leviten, die den Dienst am Altar verrichten. Auch sollen Arme mit Pfandleihen oder Almosen unterstützt werden, wenn es nötig ist.

Nach den Bestimmungen für das Schawuot (Wochenfest) und das Sukkot (Laubhüttenfest) folgen Vorschriften zum gerechten Gerichtsverfahren. So soll jemand nur zum Tod verurteilt werden können, wenn mindestens zwei Zeugen gegen ihn auftreten. Weitere Gesetze finden sich fast unverändert auch in modernen Rechtsstaaten: Grenzverrückung und die Verwendung von zweierlei Gewichten ist verboten, genauso wie eine falsche Aussage vor Gericht und Menschenraub.

Kapitel 20 (Dtn 20 EU) enthält die sogenannten Kriegsgesetze. Der Abschnitt beginnt erneut mit der Bekräftigung, dass der Herr mit seinem Volk in den Krieg ziehen wird und sich dieses daher nicht vor größeren und stärkeren Feinden fürchten soll. Das Aufgebot zum Krieg gilt grundsätzlich allen Männern des Volkes; ausgenommen sind Männer, die gerade ein Haus gebaut, einen Weinberg angelegt, oder sich gerade verlobt, aber noch nicht geheiratet haben. Diese dürfen nach Hause zurückkehren. Nicht zum Kampf antreten soll auch einer, der sich fürchtet. Wieder wird das Volk ermahnt, die aktuellen Einwohner des Landes Kanaan keinesfalls zu verschonen, sondern der Vernichtung zu weihen. Die Einwohner von weiter entfernten Städten dürfen hingegen versklavt und ihre Frauen geheiratet werden.

Die folgenden Abschnitte enthalten in kurzer Form wieder Gesetze des täglichen Lebens: Gefundenes Gut soll zurückgegeben werden; hatte der Bruder einen Unfall mit dem Ochsenkarren, soll ihm beigestanden werden; Männer sollen keine Frauenkleider tragen und umgekehrt; an Dachterrassen sollen Geländer angebracht werden; am Gewand sollen Quasten getragen werden.

Das Deuteronomium enthält einige sehr detaillierte Gesetze zum Ehebruch. Grundsätzlich wird dieser mit dem Tod beider Beteiligter durch Steinigung bestraft. Wenn ein Mann eine verlobte Frau vergewaltigt, soll er sterben, sie darf am Leben bleiben, wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass sie hätte um Hilfe rufen können. Beschuldigt einer seine Frau, nicht jungfräulich in die Ehe gekommen zu sein, sollen die Eltern der Frau als Beweisstück für das Gegenteil ihr Hochzeitskleid vorlegen. Anderenfalls sei sie zu steinigen. (Dtn 22,13–27 EU) Es war wohl Brauch, dieses Kleid nach der Hochzeitsnacht den Eltern der Braut mit den Blutspuren zu übergeben.[2]

Weitere Gesetze bestimmen die Bedingungen für die Aufnahme in die Versammlung des Herrn, die Reinheit des Heerlagers,[3] ein Verbot zur Auslieferung von Flüchtlingen und der sakralen Prostitution. Dazu ein Verbot, von Brüdern Zinsen zu verlangen oder gewisse lebenswichtige Dinge wie Mühlsteine als Pfand zu nehmen. Der Lohn eines Tagelöhners soll noch vor dem Sonnenuntergang bezahlt werden. Die sogenannte Sippenhaft ist verboten und an Acker und Weinberg soll keine Nachlese gehalten werden – diese Früchte sind für die Armen bestimmt.

In einer gebetsförmigen Überleitung werden die wichtigsten Gesetze im Kapitel 27 noch einmal zusammengefasst. Kapitel 28 enthält dann Fluch und Segen für Gehorsam beziehungsweise Ungehorsam gegenüber dem Gebot Gottes.

3Gesegnet bist du in der Stadt, gesegnet bist du auf dem Land. 4Gesegnet ist die Frucht deines Leibes, die Frucht deines Ackers und die Frucht deines Viehs, die Kälber, Lämmer und Zicklein. 5Gesegnet ist dein Korb und dein Backtrog. 6Gesegnet bist du, wenn du heimkehrst, gesegnet bist du, wenn du ausziehst. (Dtn 28,3–6 EU)

16Verflucht bist du in der Stadt, verflucht bist du auf dem Land. 17Verflucht ist dein Korb und dein Backtrog. 18Verflucht ist die Frucht deines Leibes und die Frucht deines Ackers, die Kälber, Lämmer und Zicklein. 19Verflucht bist du, wenn du heimkehrst, verflucht bist du, wenn du ausziehst. (Dtn 28,16–19 EU)

Zum Fluch folgt auch eine lange Liste von Verwünschungen, die dem Volk widerfahren werden, wenn es sich nicht an die Gesetze hält. Auffallend ist, dass dieser Abschnitt viermal so lang ist, wie der Abschnitt mit den Segenswünschen.

Die letzten Verfügungen des Mose (28,69–32,52)

Der letzte Teil des Buches enthält noch einmal einen kurzen geschichtlichen Rückblick auf die Reise des Volkes Israel. Noch einmal wird der Bund mit Gott bekräftigt und die Strafen erwähnt. Beim Abfall wird es dem Land gleich ergehen wie Sodom und Gomorra und das Volk wird aus dem Land vertrieben werden, wie es später bei babylonischen Exil geschehen wird. Nach der Androhung dieser schweren Strafen folgt allerdings gleich auch die Verheißung, wieder nach Hause zurückkehren zu können, wenn die Fehler bereut werden.

Im Lied des Mose (Kapitel 32) findet sich eine versartige Zusammenfassung der Ereignisse in den fünf Büchern Mose. Von der Verkündigung eines neuen Namens für JHWH – „Fels“ – und vom störrischen Volk Israel wird berichtet – wie es immer wieder Gott auf die Probe gestellt und dann zurückgekehrt ist. So endet das Lied auch mit blutigen Bildern von der Vernichtung der Feinde und vom Ende der Schlacht.

Das Buch schließt mit dem Segen Mose über die zwölf Stämme Israels, jedem Stamm wird eine persönliche Segnung zuteil. Schließlich steigt Mose auf den Berg Nebo, gegenüber von Jericho, und stirbt dort. Josua, der Sohn Nuns, wird das Volk über den Jordan führen.

Betrachtungen zum Text

Das 5. Buch Mose setzt sich mit Ausnahme des Schlusses in Stil, Methode und Ausdrucksweise derart von den übrigen Büchern der Tora ab, dass sein Ursprung einer eigenständigen Schule zugeschrieben wird. Insbesondere die Tatsache, dass im Buch selbst von einem eigenständigen Gesetz gesprochen wird (Kapitel 1,5 EU, Kapitel 27,3 EU, Kapitel 8,26 EU, Kapitel 31,26 EU), spricht für eine Entstehung, die separat von den vier vorhergehenden Büchern anzusetzen ist.

Daneben sind auch eine Reihe von inhaltlichen Unterschieden zwischen diesem und den drei vorhergehenden Büchern (2.–4. Buch Mose) zu beobachten: Die Gesetze zeigen einige Unterschiede, und die Rolle der Priesterschaft (Aaroniten) gegenüber der des Stammes Levi (Leviten) wird abweichend dargestellt.

Traditionelle jüdische und christliche Sichtweisen

Der Talmud behandelt die dargestellten Ungereimtheiten unter der Annahme, dass der ganze Pentateuch aus der Feder Moses entstanden sei, und kommt zu dem Schluss, dass einiges (etwa der Bericht von Moses Tod und Beisetzung) wahrscheinlich später von Moses Nachfolger Josua hinzugefügt sei.

Die Autorschaft Moses

Die Autorschaft Moses wird von der traditionellen Lehrmeinung folgendermaßen begründet:

Abweichungen von der Tradition

Seit dem Mittelalter wurde dann auch die Möglichkeit diskutiert (z. B. von Isaak Abrabanel), dass das 5. Buch Mose einen anderen Autoren als die anderen Bücher des Pentateuch habe, und später entstanden sei.

Die spätere Entstehung wird nach biblischen Quellen folgendermaßen begründet: Am Ende des 2. Buch der Könige wird von religiösen Reformen unter König Josia berichtet. Während dieser Periode findet der Hohepriester Hilkia bei Umbauarbeiten im Tempel eine Schriftrolle der Tora. Insbesondere die zentrale Rolle Jerusalems im jüdischen Kultus, die von Josias Reformen betont wurde, ist im Pentateuch nur im 5. Buch Mose zu finden (nicht namentlich, sondern als „der Ort, den der Herr erwählen wird“). Die sonst unbekannte Prophetin Hulda bestätigt die Authentizität des Buches. Hiernach wird Jerusalem Zentrum des Kultus, und die Lesung des Buches durch den König (ebenfalls nur im 5. Buch Mose zu finden) Teil der Pilgerfahrt am Laubhüttenfest.

Während die traditionelle Lehrmeinung diese verlorene Schriftrolle mit einem von Mose verfassten Text oder mit dem gesamten Pentateuch identifiziert, der nur während der Herrschaft der vorhergegangenen Jahwe-feindlichen Könige in Vergessenheit geraten war, sehen modernere Ansichten eine spätere Entstehung zur Untermauerung der politischen und religiösen Reformen als wahrscheinlicher an. Demnach wäre sie unter Federführung einer königstreuen, in religiösen Dingen der Staatsräson zuneigenden Partei der Priesterschaft unter Berücksichtigung existierender Traditionen entstanden (und von den Schreibern auch nicht als „Fälschung“, sondern als Formalisierung ihres Ritus verstanden worden).

Urheberschaft

Religionsgeschichtliche bzw. religionswissenschaftliche Untersuchungen brachten die Hypothese hervor, Mose habe das Buch Deuteronomium nicht verfasst.[4] Zur genauen Entstehung findet man verschiedene Hypothesen, welche die Entstehung des gesamten Pentateuch behandeln. Etwa die Fragmentenhypothese, die eine Verbindung von ursprünglich selbstständigen Überlieferungsblöcken frühestens seit der späten Königszeit (so im „Münsteraner Pentateuchmodell“ nach 650 v. Chr.) oder aus exilischer Zeit oder in persischer Zeit annimmt.

Insbesondere wird heute aus der Bedeutungsverwandtschaft zwischen einzelnen Abschnitten, z. B. (Dtn 13,2–10 EU), (Dtn 28,15–68 EU) und Abschnitten aus den Vasallenverträgen Asarhaddons mit medischen Fürsten geschlossen, dass eine Urfassung des Buches in der Zeit König Joschijas von Juda abgefasst worden sein müsse (vgl. 2. Kön. 22,8); denn es handele sich um eine förmliche Aufkündigung der Treue zum assyrischen König nach dem Tode Assurbanipals durch den Eid auf Jahwe (Eckart Otto).[5]

Aus dem Vergleich mit prophetischen Büchern des Tanach schließen andere Forscher (Gustav Hölscher), das 5. Buch Mose sei in frühnachexilischer Zeit verfasst worden. Die Quellen, die die Schreiber bei der Verfassung der uns heute bekannten Form des Buches verwendet haben, sind jedoch zweifellos sehr viel älter.

Seit Martin Noth wird das Buch Deuteronomium auch als Bestandteil des Deuteronomistischen Geschichtswerks angesehen.

Siehe auch

Literatur

Forschungsberichte

  • Walter Baumgartner: Der Kampf um das Deuteronomium. In: Theologische Rundschau 1 (1929), S. 7–25.
  • Eckart Otto: Perspektiven der neueren Deuteronomiumsforschung. In: Zeitschrift für die alttestamentlichen Wissenschaft 119 (2007), S. 319–340.
  • Horst Dietrich Preuß: Deuteronomium (Erträge der Forschung 164). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1982, ISBN 3-534-07266-9.
  • Udo Rüterswörden: Alte und neue Wege in der Deuteronomiumsforschung. In: Theologische Literaturzeitung 132 (2007), Sp. 877–889.

Wissenschaftliche Kommentare

  • Eckart Otto: Deuteronomium 1,1–34,12 (Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament). 4 Bände, Herder Verlag, Freiburg/Breisgau 2012–2017, ISBN 978-3-451-26808-3; ISBN 978-3-451-34145-8; ISBN 978-3-451-25077-4; ISBN 978-3-451-25078-1.
  • Eduard Nielsen: Deuteronomium (Handbuch zum Alten Testament I,6). Mohr (Siebeck), Tübingen 1995, ISBN 3-16-146253-X.
  • Udo Rüterswörden: Das Buch Deuteronomium (Neuer Stuttgarter Kommentar: Altes Testament 4). Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-460-07051-6.
  • Carl Steuernagel: Das Deuteronomium übersetzt und erklärt (Handkommentar zum Alten Testament 1,3,1). 2., völlig umgearbeitete Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1923.
  • Timo Veijola: Das fünfte Buch Mose: Kapitel 1,1–16,17. (Das Alte Testament Deutsch 8,1). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-51138-8.
  • Gerhard von Rad: Das fünfte Buch Mose – Deuteronomium. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1964 & 1978.

Artikel und Monographien

  • Ulrich Dahmen: Leviten und Priester im Deuteronomium. Literarkritische und redaktionsgeschichtliche Studien. (= Bonner biblische Beiträge. 110). PHILO, Bodenheim 1996, ISBN 3-8257-0039-9.
  • Karin Finsterbusch: Deuteronomium. Eine Einführung. UTB 3626. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-8252-3626-7
  • Georg Fischer, Dominik Markl und Simone Paganini (Hrsg.): Deuteronomium – Tora für eine neue Generation (Beihefte zur Zeitschrift für altorientalische und biblische Rechtsgeschichte 17). Harrassowitz, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-447-06553-5.
  • Jan Christian Gertz: Die Gerichtsorganisation Israels im deuteronomischen Gesetz (= Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments. 165). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994, ISBN 3-525-53847-2.
  • Gustav Hölscher: Komposition und Ursprung des Deuteronomiums. In: Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft 40 (1922), S. 161–255.
  • Norbert Lohfink: Studien zum Deuteronomium und zur deuteronomistischen Literatur 5 (Stuttgarter biblische Aufsatzbände 38). Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005, ISBN 3-460-06381-5.
  • Dominik Markl: Gottes Volk im Deuteronomium (Beihefte zur Zeitschrift für altorientalische und biblische Rechtsgeschichte 18). Harrassowitz, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-447-06763-8.
  • S. Dean McBride Jr.; Wolfgang Roth: Art. Deuteronomium/Deuteronomistisches Geschichtswerk/Deuteronomistische Schule. In: Theologische Realenzyklopädie 8 (1981), S. 530–552.
  • Eckart Otto: Gottes Recht als Menschenrecht. Rechts- und literaturhistorische Studien zum Deuteronomium (Beihefte zur Zeitschrift für altorientalische und biblische Rechtsgeschichte 2). Harrassowitz, Wiesbaden 2002, ISBN 3-447-04276-1.
  • Lothar Perlitt: Deuteronomium-Studien (Forschungen zum Alten Testament 8). Mohr (Siebeck), Tübingen 1994, ISBN 3-16-146154-1.
  • Hans Ulrich Steymans: Deuteronomium 28 und die adê zur Thronfolgeregelung Asarhaddons: Segen und Fluch im Alten Orient und in Israel (Orbis biblicus et orientalis 145). Vandenhoeck & Ruprecht, Fribourg; Göttingen 1995, ISBN 3-525-53780-8.
  • R. H. Kennett: The Date of Deuteronomy. In: The Clarendon Press (Hrsg.): Journal of Theological Studies. VII, 1906, S. 481–500. Abgerufen am 9. Juni 2011.

Weblinks

Primärtexte und spezielle Übertragungen

Einzelnachweise

  1. Daher tragen die Juden zum Gebet die Tefillin
  2. Anmerkung zu 22,15 in der Einheitsübersetzung
  3. Die nächtliche Pollution machte unrein
  4. Pentateuch als Ganzes: Zenger, theologie-examen.de [1]
  5. Othmar Keel, zitiert in: Uwe Lehnert: Warum ich kein Christ sein will. Mein Weg vom christlichen Glauben zu einer naturalistisch-humanistischen Weltanschauung. TEIA AG, Berlin 2011, ISBN 978-3-939520-70-2, S. 214 (= PDF, S. 28).
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