Yonassan Gershom

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Rabbi Yonassan Gershom (2008)

Yonassan Gershom (* 1947 in Berkeley, Kalifornien) ist ein jüdischer Autor und Rabbi. Bekannt wurde er vorallem durch seine Schriften über den Holocaust und Reinkarnation.

Leben

Gershom graduierte 1975 an der Minnesota State University als Bachelor of Science in den Fächern „German language“ und „Native American Studies“. Während der 1980er Jahre war er in der Friedensbewegung in Minneapolis aktiv und protestierte öffentlich gegen die radikal zionistische Politik von Meir Kahane, dem Begründer der Jewish Defense League und der israelischen Kach-Partei.

1986 wurde Gershom von Zalman Schachter-Shalomi als Rabbi in der neo-chassidischen Jewish Renewal-Bewegung ordiniert, distanzierte sich aber zunehmend von der Ausrichtung, die diese Bewegung in den folgenden Jahren genommen hat. Gershom ist seitdem Anhänger der von Rabbi Nachman geprägten Richtung des Breslover Chassidismus. Er tritt auch für die Rechte Homosexueller ein, engagiert sich für Vegetarismus und Tierschutz und ist auch im Beirat der Jewish Vegetarians of North America (JVNA) tätig.

1988 übersiedelte Gershom mit seiner Frau Caryl in die Kleinstadt Sandstone im ländlichen Minnesota, wo er seitdem als freier Schriftsteller arbeitet und sich im Internet als „Cyber-Rabbi“ präsentiert [1].

1997 besuchte Gershom das Grab von Rabbi Nachman in Uman in der Ukraine. Dieser Besuch hatte großen Einfluss auf seine weiteren Arbeiten. Bislang „war im nicht bewusst gewesen, wie sehr die ländliche Erfahrung den Chassidismus geprägt hat. Das gab ihm ein tieferes Verständnis der chassidischen Geschichten und der Torah.“[1]

Reinkarnation und Holocaust

Gershom schrieb eine Reihe von Büchern zum Thema Holocaust und Reinkarnation. In Beyond the Ashes und From Ashes to Healing erzählt er Geschichten von Menschen, die angeben, wiedergeborene Opfer des Holocaust zu sein, während er in Jewish Tales of Reincarnation vornehmlich Reinkarnationsberichte aus klassischen jüdischen Texten und aus der mündlichen Überlieferung präsentiert. Gershom ist vorallem von der Frage bewegt, ob die Juden als Strafe für ihre Vergehen in früheren Erdenleben als Opfer des Holocaust starben. Gershom argumentiert, dass nach jüdischer Interpretation des Bösen und der Reinkarnation, anders als in manchen anderen Religionen, die Leiden dieses Lebens nicht notwendig als Strafe für Vergehen in früheren Erdenleben anzusehen sind. Unverdientes Leid der Opfer könne auch schlicht und einfach durch die gegenwärtigen Missetaten ihrer Peiniger bedingt sein, ohne jegliche karmische Schuld ihrer Opfer. Nach jüdischer Anschauung könne allerdings die Verdorbenheit der Peiniger über eine Reihe frühere Inkarnationen angesammelt worden sein. So könnten die Nazis den Holocaust deshalb begangen haben, weil sie schon in vielen früheren Leben immer wieder Juden verfolgt und getötet hatten. So spekuliert Gershom etwa, dass Adolf Hitler eine Reinkarnation des biblischen Amalek gewesen sei.

Gershom berichtet auch über eigene Reinkarnationserlebnisse.

„Einmal wanderten Ulrich Morgenthaler und ich in der Schwäbischen Alp. Er erzählte mir, daß im Mittelalter jede Zunft ihr eigenes Stück Wald besaß, wo sie Holz zum Heizen schlug. Ohne zu überlegen, rief ich ärgerlich: «Ja, Ulrich, und hätte ich damals hier gewohnt, so hätte ich das Holz von dir oder jemand anderem kaufen müssen, denn die Juden durften kein Land besitzen. Viele von uns erfroren, weil wir es uns nicht leisten konnten, Holz zu kaufen.»

Plötzlich lief ein Frösteln über meinen Rücken. Wir erfroren – ich hatte wir gesagt, nicht sie. Jetzt wußte ich, weshalb es mir immer ein Schrecken war zu frieren. Während ich in Deutschland durch den Wald wanderte, wurden Erinnerungen an ein vergangenes Leben im Mittelalter geweckt, wo es mir als Jude verboten war, Holz zu schlagen, und ich deshalb erfroren war. Jetzt forderte ich mein Recht, mich frei in den Wäldern Europas zu bewegen. Auf der weiteren Reise wanderte ich mit Stolz und innerer Kraft auf diesen Waldpfaden.

In Wien führte mich ein Fußweg zu einem Ort, der Antonshöhe genannt wird, wo die Menschen der Jungsteinzeit Feuerstein für ihre Werkzeuge genommen hatten. Ich habe ähnliche archäologische Stätten in Amerika besucht, wo die Ureinwohner gelebt und gearbeitet hatten. Diese Orte waren aber lediglich von historischem Interesse für mich. Auf der Antonshöhe hatte ich ein völlig anderes Erlebnis – ein Erlebnis, das mich in tiefster Seele ergriff. Ich spürte eine starke Verbindung zu dem Ort – so stark, daß ich genau wußte, wo der beste Feuerstein zu finden war, noch bevor ich überhaupt an der Stelle angelangt war. Hatte ich hier in einem längst vergangenen Leben in der Morgendämmerung der menschlichen Geschichte Feuerstein gesucht? Beim Herauslesen der Feuersteinsplitter aus dem kreidig weißlichen Muttergestein hatte ich ein vertrautes Gefühl in der Hand. In Wirklichkeit gibt es den «Ewigen Juden», der immer wandern muß, nicht, denn wir Juden sind zusammen mit der übrigen Menschheit mit der Erde verwurzelt.“

Yonassan Gershom: Kehren die Opfer des Holocaust wieder?

weitere Aktivitäten

Gershom nahm auch an verschiedenen amerikanischen TV-Sendungen zum Thema Reinkarnation teil, wie etwa Sightings[2] und Unexplained Mysteries. 2007 trat er in dem für die Jewish Vegetarians of North America unter der Regie von Lionel Friedberg produzierten Dokumentarfilm A Sacred Duty: Applying Jewish Values to Help Heal the World auf, der sich mit den jüdischen Lehren zur Pflege der Erde, zur Umwelt und zum Wohl der Tiere befasst, mit besonderm Schwerpunkt auf dem Vegetarismus.

Als überzeugter Pazifist und Friedensaktivist schrieb Gershom darüber hinaus viele Artikel zum Thema Gewaltlosigkeit und Judentum, die später gesammelt in der Anthologie Eight Candles of Consciousness herausgegeben wurden.

Begegnung mit der Anthroposophie

Im Rahmen seiner Reise, die in weit durch Mittel- und Osteuropa führte, nahm er auch als Vortragender an der Tagung über «Reinkarnation und Karma» am Goetheanum in Dornach teil. Seine in Europa und in den Gesprächen mit Anthroposophen gesammelten Erfahrungen sind in der auch ins Deutsche übertragenen Schrift Kehren die Opfer des Holocaust wieder? [2] zu finden.

Werke

Über Reinkarnation
  • Beyond the Ashes: Cases of Reincarnation from the Holocaust, A.R.E. Press, 1992. (ISBN 0876042930)
  • From Ashes to Healing: Mystical Encounters with the Holocaust, A.R.E. Press, 1996. (ISBN 0876043406)
  • Jewish Tales of Reincarnation, Jason Aronson, Inc., 2000. (ISBN 0765760835)
  • Are Holocaust Victims Returning?" ebook-Anthologie von Artikeln über Reinkarnation aus verschiedenen Zeitschriften, 2007; dt. Kehren die Opfer des Holocaust wieder?, Vlg. am Goetheanum, Dornach 1997 (ISBN 9783723510025)
Andere Themen
  • 49 Gates of Light: Kabbalistic Meditations for Counting the Omer, Crown Point Enterprises, Minneapolis, 1987, Neuabdruck als 49 Gates of Light: a course in kabbalah, Lulu Press, Inc. 2010.
  • "Shamanism in the Jewish Tradition," in Nicholson, Shirley (ed.), Shamanism: An Expanded View of Reality, Quest Books, Wheaton, Illinois, 1996.
  • "The Peace Stone" in Seeing the Light: Personal Encounters with the Middle East and Islam, Curtis, Richard H. and McMahon, Janet (eds.), American Educational Trust, Washington DC, 1997.
  • Eight Candles of Consciousness: Essays on Jewish Nonviolence, Lulu Press, Inc. Raleigh, NC, 2009. (ISBN 978-0-557-04922-6)
  • Jewish Themes in Star Trek, Lulu Press, Inc. Raleigh, NC, 2009. (ISBN 978-0-557-04800-7)
  • Zwei Dialoge über Tierrechte im Judentum ("Raising Holy Sparks: Hasidic Thought and Vegetarianism" and "A Dialogue on Nature Deficit Disorder") in Who Stole My Religion?: Revitalizing Judaism and Applying Jewish Values to Help Heal our Imperiled Planet by Richard H. Schwartz, Lulu Press, Inc. Raleigh, NC, 2011. (ISBN 978-1-105-33646-1)

Anmerkungen

  1. Until this point, "he wasn't aware how much the rural experience shaped Hasidism. It gave him a deeper understanding of Hasidic stories and the Torah." in Hanson, Linda: Tending his Flocks: Sandstone Rabbi Cares for his animals at home while taking his ministry to the Internet, Duluth News Tribune, October 14, 2000, pg.4C
  2. Sightings, "Hands of Remembrance," airdate 10/18/96

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks