Anthroposophische Medizin und Meditation: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Steiner_original.jpg|thumb|[[Rudolf Steiner]] (1861-1925)]]
Die '''Meditation''' (von [[Wikipedia:Latein|lat.]] meditatio = ''Nachdenken'') ist eine grundlegende geistige Übung, bei der durch geeignete [[Seelenübungen]] die [[wille]]ntliche [[Konzentration]] auf eine Tätigkeit, eine [[Wahrnehmung]], einen [[Gedanke]]n oder ähnliches die [[Seelenkräfte]] gestärkt und durchformt werden. Es werden dadurch allmählich im [[Astralleib]] [[Lotusblumen|seelische Organe]] ausgebildet, die zu einer höheren geistigen Wahrnehmung und einem damit verbundenen höheren [[Bewusstsein]]szustand führen.  
[[Bild:Ita_Wegman.jpg|thumb|[[Ita Wegman]] (1876-1943)]]
Als '''anthroposophische Medizin''' oder genauer als '''anthroposophisch erweiterte Medizin''' wird eine um bestimmte Aspekte erweiterte [[Schulmedizin]] bezeichnet, die in diesem Sinn dem Bereich der  [[Komplementärmedizin]] bzw. der [[Integrative Medizin|integrativen Medizin]] zuzuordnen ist. In der [[Anthroposophie]] wird die herkömmliche Schulmedizin als ''eingeschränkt'' und ''materiell-technisch'', zugleich aber auch als fundierte [[Naturwissenschaft|naturwissenschaftliche]] Grundlage begriffen, die jedoch um bestimmte [[Geisteswissenschaft|geisteswissenschaftliche]] Erkenntnisse zu ergänzen ist. ''"Sie fügt zu der Erkenntnis des physischen Menschen, die allein durch die naturwissenschaftlichen Methoden der Gegenwart gewonnen werden kann, diejenige vom geistigen Menschen."'' {{Lit|{{G|27|8}}}}


Die theoretisch-methodischen Grundlagen entwickelte [[Rudolf Steiner]] 1920–1924 in zahlreichen [[Rudolf Steiner, Vorträge über Medizin|Vorträgen für Ärzte und Medizinstudenten]] (Bände [[GA 312|312]] –[[GA 319|319]] der [[Rudolf Steiner Gesamtausgabe|Gesamtausgabe]]) sowie in dem 1925 mit der Ärztin [[Ita Wegman]] (1876–1943) herausgegebenen Buch ''[[Grundlegendes zu einer Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen]]''. Die anthroposophisch erweiterte Medizin stützt sich zur Erforschung der physischen, lebendigen, seelischen und der geistigen Phänomene sowohl auf die Prinzipien der Naturwissenschaft als auch auf die anthroposophische Geisteswissenschaft, wie sie von Rudolf Steiner begründet worden ist. Auf diese Weise ergibt sich eine Erweiterung der ärztlichen Kunst, die das Verhältnis von [[Leib]], [[Seele]] und [[Geist]] des [[Mensch]]en in seiner Beziehung zu den [[Substanz]]en und [[Bildekräfte|Kräften]] in der [[Natur]] und im [[Kosmos]] – jeweils in seiner [[individuell]]en [[Schicksal]]ssituation – diagnostisch verstehen und therapeutisch handhaben möchte. In der Schweiz können Träger eines Facharzttitels nach einer mindestens zweijährigen Zusatzausbildung den von der [[Wikipedia:Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte|Schweizerischen Ärztegesellschaft FMH]] vergebenen Fähigkeitsausweis „Arzt/Ärztin für anthroposophisch erweiterte Medizin“ erlangen.<ref>Schweizerisches Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung: ''[http://www.fmh.ch/files/pdf7/fa_anthroposophie_d.pdf Arzt/Ärztin für anthroposophisch erweiterte Medizin] (PDF; 59&nbsp;kB)'' 28. September 2006, abgerufen am 13. August 2012.</ref>
== Katharsis ==
In rechter Weise werden die seelischen Wahrnehmungsorgane aber nur ausgebildet, wenn der Astralleib zuvor einer gründlichen Reinigung ([[Katharsis]]) unterworfen wurde. Geschieht dies nicht, so werden durch die Meditationsübung auch alle noch im Astralleib waltenden negativen Kräfte, wie etwa Eitelkeit, Unehrlichkeit, Neid usw., verstärkt und der Geistesschüler dadurch auf moralisch bedenkliche Abwege geführt. Es gilt daher als [[goldene Regel]] für jedes geistige Erkenntnisstreben:


== Anthroposophisch-medizinische Lehre ==
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"Und diese goldene Regel ist: wenn du einen Schritt vorwärts zu machen versuchst in der Erkenntnis geheimer Wahrheiten, so mache zugleich drei vorwärts in der Vervollkommnung deines Charakters zum Guten." {{Lit|{{G|010|65}}}}
</div>


Wichtig für die menschliche [[Gesundheit]] ist gemäß der anthroposophisch-medizinischen Lehre die Berücksichtigung der vielfältigen Zusammenhänge zwischen dem einzelnen Menschen, seinem Wesen und seiner [[Wikipedia:Umwelt|Umwelt]]. Die Behandlung einer [[Krankheit]] setzt dabei eine möglichst [[ganzheit]]liche Betrachtung ihrer Ursachen voraus. Die Wahl einer bestimmten [[Therapie]] wird in dieser Medizinrichtung also nicht nur durch die reine [[Diagnose]] bestimmt, sondern auch durch Krankheitsverlauf, bisherigen Lebenslauf, soziales Umfeld und die Persönlichkeit des Erkrankten. Auch Fragen nach Sinn und Wesen des Krankseins oder des Sterbens sowie nach dem Ziel des [[Heilung|Heilens]] werden ''ganzheitlich'' zu klären versucht. Zur Gesundung sollen schließlich ''[[Leib]], [[Seele]] und [[Geist]]'' wieder in ein ''harmonisches Zusammenspiel '' kommen.  
== Opfer des Intellekts ==
Zu beachten ist auch, dass während der Meditation das ''eigene'' Denken zu schweigen hat. Nur wenn wir uns ''unseres'' Denkens enthalten, kann sich die geistige Welt in uns in ''ihrer'' eigenen Gestalt kundgeben. Durch die Meditation wird zwar unsere Denk''kraft'' gestärkt, aber sie dient nun nicht mehr unserem eigenen Nachdenken, sondern sie wird zum seelischen Wahrnehmungsorgan umgebildet. Ohne das [[Opfer des Intellekts]] ist eine höhere geistige Erkenntnis nicht möglich.  


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"Der Mensch ist, was er ist, durch [[Physischer Leib|Leib]], [[Ätherleib]], [[Seele]] ([[astralischer Leib]]) und [[Ich]] ([[Geist]]). Er muß als Gesunder aus diesen Gliedern heraus angeschaut; er muß als Kranker in dem gestörten Gleichgewicht dieser Glieder wahrgenommen; es müssen zu seiner Gesundheit Heilmittel gefunden werden, die das gestörte Gleichgewicht wieder herstellen." {{Lit|{{G|27|18f}}}}
"Nun, nicht wahr, die Meditation besteht aus
folgendem: Als moderner Mensch haben Sie jedem Satz gegenüber das
Gefühl, Sie müssen ihn verstehen. Das ist eine ausgesprochene Tätigkeit
des Ich in der gegenwärtigen Inkarnation. Alles dasjenige, was Sie
intellektuell tun, ist eine ausgesprochene Betätigung des Ich. Der Intellekt
ist in der gegenwärtigen Inkarnation [vorherrschend] und alles
übrige ist vom Ich zugedeckt, wirkt höchstens traumhaft hinauf und
ist unbewußt. Dagegen heißt nun meditieren: ausschalten dieses intellektuelle
Streben und den Meditationsinhalt zunächst so nehmen, wie
er gegeben ist, rein, ich möchte sagen zunächst dem Wortlaute nach,
so daß Sie, wenn Sie intellektuell an den Meditationsinhalt herangehen,
bevor Sie den Meditationsinhalt in sich aufnehmen, Ihr Ich in Bewegung
bringen, denn Sie denken nach über den Meditationsinhalt, Sie
haben ihn außer sich. Wenn Sie den Meditationsinhalt, einfach wie er
gegeben ist, in Ihrem Bewußtsein anwesend sein lassen, gar nicht nachdenken,
sondern im Bewußtsein anwesend sein lassen, dann arbeitet in
Ihnen nicht Ihr Ich aus der gegenwärtigen Inkarnation, sondern das
aus der vergangenen. Sie halten stille den Intellekt; Sie versetzen sich
einfach in den Wortinhalt, den Sie innerlich, nicht äußerlich hören, als
Wortinhalt hören. In das versetzen Sie sich, und indem Sie sich in das
versetzen, arbeitet im Meditationsinhalt Ihr innerer Mensch, der nicht
derjenige ist der gegenwärtigen Inkarnation. Dadurch aber wird der
Meditations-inhalt nicht zu etwas, was Sie verstehen sollen, sondern
das real in Ihnen wirkt und so real in Ihnen arbeitet, daß Sie zuletzt
gewahr werden, jetzt habe ich etwas erlebt, was ich früher nicht erleben
konnte. Nehmen Sie einen einfachen Meditationsinhalt, den ich
oftmals gegeben habe: «[[Weisheit lebt im Licht]].» Nun, nicht wahr,
wenn man darüber nachdenkt, kann man darüber furchtbar viel Gescheites,
aber ebensoviel furchtbar Törichtes herausbekommen. Er ist
da, um innerlich gehört zu werden: «Weisheit lebt im Licht.» Da paßt
in Ihnen auf, wenn Sie ihn so innerlich hören, dasjenige, was da ist,
nicht aus der gegenwärtigen Inkarnation, sondern dasjenige, was Sie
sich mitgebracht haben aus früheren Erdenleben. Und das denkt und
das empfindet, und es leuchtet auf nach einiger Zeit in Ihnen etwas,
was Sie früher nicht gewußt haben, was Sie auch nicht aus Ihrem
eigenen Intellekt heraus denken können. Sie sind innerlich viel weiter
als Ihr Intellekt ist. Der enthält nur einen kleinen Ausschnitt dessen,
was da ist." {{Lit|{{G|316|145f}}}}
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Von zentraler Bedeutung für die Abgrenzung der Anthroposophischen Medizin von der Schulmedizin sind die zusätzliche Ausrichtung an ''seelisch-geistigen Bedürfnissen'' des Menschen sowie die Wahl anderer, zum Teil eigener [[Therapie]]formen.
== Stärkung des [[Wille]]ns im [[Denken]] ==


== Besonderheiten ==
<div style="margin-left:20px">
"Wie wird man eigentlich innerlich immer geistiger und geistiger?
Man wird nicht dadurch geistiger, daß man möglichst viele Gedanken
aus der Umwelt aufnimmt, denn diese Gedanken geben ja doch nur,
ich möchte sagen, die Außenwelt, die eine sinnlich-physische ist, in
Bildern wieder. Dadurch, daß man möglichst den Sensationen des Lebens
nachläuft, dadurch wird man nicht geistiger. Geistiger wird man
durch die innere willensgemäße Arbeit innerhalb der Gedanken. Daher
besteht auch Meditieren darinnen, daß man sich nicht einem beliebigen
Gedankenspiel hingibt, sondern daß man wenige, leicht überschaubare,
leicht prüfbare Gedanken in den Mittelpunkt seines Bewußtseins
rückt, aber mit einem starken Willen diese Gedanken in den Mittelpunkt
seines Bewußtseins rückt. Und je stärker, je intensiver dieses
innere Willensstrahlen wird in dem Elemente, wo eben die Gedanken
sind, desto geistiger werden wir. Wenn wir Gedanken von der äußeren
physisch-sinnlichen Welt aufnehmen - und wir können ja nur solche
aufnehmen zwischen Geburt und Tod - , dann werden wir dadurch,
wie Sie leicht einsehen können, unfrei, denn wir werden hingegeben an
die Zusammenhänge der äußeren Welt; wir müssen dann so denken, wie
es uns die äußere Welt vorschreibt, insofern wir nur den Gedankeninhalt
ins Auge fassen; erst in der inneren Verarbeitung werden wir frei.


* [[Potenzieren (Homöopathie)|potenzierte]] [[Heilmittel]] (ähnlich wie in der [[Homöopathie]], von der Urtinktur bis D 30)
Nun gibt es eine Möglichkeit, ganz frei zu werden, frei zu werden
* sogenannte "Präparate" aus pflanzlichen Stoffen, tierischen Substanzen und Mineralien
in seinem inneren Leben, wenn man den Gedankeninhalt, insofern er
* [[biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamische]] [[Ernährung]]
von außen kommt, möglichst ausschließt, immer mehr und mehr ausschließt,
* [[Mistel-Therapie]] bei [[Tumor|Krebs]]erkrankungen
und das Willenselement, das im Urteilen, im Schlüsseziehen
* [[Eurythmie|Heileurythmie]] als Bewegungstherapie
unsere Gedanken durchstrahlt, in besondere Regsamkeit versetzt. Dadurch
* weitere Therapieformen wie z.B. die [[Kunsttherapie]] (plastisch-therapeutisches Gestalten, [[Maltherapie]], [[Musiktherapie]] und [[Sprachgestaltung]])
aber wird unser Denken in denjenigen Zustand versetzt, den
* verschiedene [[Wärme]]behandlungen
ich in meiner «[[Philosophie der Freiheit]]» genannt habe das reine Denken.
Wir denken, aber im Denken lebt nur Wille. Ich habe das besonders
scharf betont in der Neuauflage der «Philosophie der Freiheit» 1918. Dasjenige, was da in uns lebt, lebt in der Sphäre des Denkens.
Aber wenn es reines Denken geworden ist, ist es eigentlich ebensogut
als reiner Wille anzusprechen. So daß wir aufsteigen dazu, uns
vom Denken zum Willen zu erheben, wenn wir innerlich frei werden,
daß wir gewissermaßen unser Denken so reif machen, daß es ganz
und gar durchstrahlt wird vom Willen, nicht mehr von außen aufnimmt,
sondern eben im Willen lebt. Gerade dadurch aber, daß wir
immer mehr und mehr den Willen im Denken stärken, bereiten wir
uns vor für das, was ich in der «Philosophie der Freiheit» die moralische
Phantasie genannt habe, was aber aufsteigt zu den moralischen Intuitionen,
die dann unseren gedankegewordenen Willen oder willegewordenen
Gedanken durchstrahlen, durchsetzen. Auf diese Weise
heben wir uns heraus aus der physisch-sinnlichen Notwendigkeit,
durchstrahlen uns mit dem, was uns eigen ist und bereiten uns vor für
die moralische Intuition. Und auf solchen moralischen Intuitionen beruht
doch alles das, was den Menschen von der geistigen Welt aus
zunächst erfüllen kann. Es lebt also auf dasjenige, was Freiheit ist,
dann, wenn wir gerade in unserem Denken immer mächtiger und
mächtiger werden lassen den Willen." {{Lit|{{G|202|201f}}}}
</div>


== Rechtlicher Status  ==
=== [[Wille]] und [[Gefühl]] ===


Anthroposophische Medizin ist eine '''anerkannte''' ''Besondere Therapieform'' im Sinne des [[Wikipedia:Sozialgesetzbuch|Sozialgesetzbuch]]es. Seit [[Wikipedia:1978|1978]] bekennt sich der deutsche Gesetzgeber im [[Wikipedia:Arzneimittelgesetz|Arzneimittelgesetz]] zum ''Wissenschaftspluralismus der Medizin''. Darunter werden derzeit die Schulmedizin einerseits und andererseits drei ''Besondere Therapierichtungen'' verstanden:
<div style="margin-left:20px">
* '''anthroposophisch erweiterte Medizin'''
"Sie sehen, daß dasjenige, was hier in der physischen Welt gewissermaßen
* [[Homöopathie]]
am schwächsten ist im Menschen, der Wille und die Gefühlsimpulse
* [[Pflanzenheilkunde]] ([[Phytotherapie]])
- sie sind ja der schwächste Teil der menschlichen Seele in der physischen
Welt und der unklarste -, daß dasjenige, über das wir am wenigsten
Herr sind, eine besondere Bedeutung gewinnt, um wahrzunehmen
in der geistigen Welt. Dagegen ist das, was hier in der physischen Welt
am allerstärksten ist, das Vorstellen - wir leben ja sogar am liebsten in
unseren Illusionen und Vorstellungen, weil wir da am allermeisten Herr
sein können -, es ist am schwächsten in der geistigen Welt.


Ausgeübt wird die anthroposophische Medizin von zahlreichen niedergelassenen [[Wikipedia:Arzt|Ärzten]] in Praxen und Therapeutika, aber auch von [[Heilpraktiker]]n, in einigen Instituten und wenigen [[Wikipedia:Krankenhaus|Kliniken]].
Mit Illusionen kann man in der geistigen Welt nicht viel anfangen, die
verdecken einem noch die flutende Gedankenwesen-Einheit. Worauf es
ankommt, ist nicht eine Ausbildung unseres Vorstellungslebens, sondern
eine Ausbildung unseres Willens- und Gefühlslebens; und das ist ja das
Wesentliche der Meditation. Bei der Meditation kommt es nicht darauf
an, was wir vorstellen, sondern darauf - ich habe das immer wieder und
wieder betont -, daß man vorstellt mit innerer Kraft. Auf die innere
Energie, auf die Kraft, auf den Willen kommt es an, und auf das Fühlen
und Empfinden während wir meditieren, also auf ein Willenselement,
das wir im Meditieren entwickeln, und das wir stärker entwickeln, wenn
wir uns so anstrengen müssen, wie wir uns bei einer Meditation anstrengen
sollen, aber geistig anstrengen sollen.


== Wichtige klinische Einrichtungen ==
Am meisten feindlich entgegen steht dem wirklichen Fortschritt hinein
in die geistige Welt die Sucht zu träumen, sich über die äußere
Wirklichkeit Illusionen zu bilden, aus dem Grunde, weil wir dadurch
unseren Willen immer schwächer und schwächer machen. Man macht
den Willen am schwächsten, wenn man geradezu die Parasiten des
Vorstellungslebens kultiviert, wenn man sich über alle möglichen äußeren
Dinge Illusionen macht, wie überhaupt der Weg in die geistige Welt
nicht dadurch beschritten wird, daß man sich vom Leben entfernt,
sondern dadurch, daß man sich klar wird über die Dinge des Lebens.
Nicht eine Verarmung des äußeren Lebens, sondern eine Bereicherung
des Lebens muß uns in die geistige Welt hineinführen. Die Menschen
möchten so gerne nicht durch Stärke, sondern durch Schwäche in die
geistige Welt hineinwachsen. Schwäche ist es, wenn einen die äußere
Welt, die Welt des äußeren Lebens nicht interessiert, wenn man die
Goethesche Maxime nicht erfüllen kann: «Erkenne dich, leb' mit der
Welt in Frieden.»" {{Lit|{{G|161|133f}}}}
</div>


In [[Wikipedia:Deutschland|Deutschland]] gibt es drei nach der ''anthroposophisch erweiterten Medizin'' arbeitende Akutkrankenhäuser der Regelversorgung laut Bettenbedarfsplan sowie verschiedene anthroposophisch orientierte Krankenhausunterabteilungen, Fachkliniken und Sanatorien (Link anthro-med).
== [[Gebet]] und Meditation ==


* das [[Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke]] in [[Wikipedia:Herdecke|Herdecke]], seit 1969
<div style="margin-left:20px">
* das Gemeinschaftskrankenhaus [[Filderklinik]] in [[Wikipedia:Filderstadt|Filderstadt]], seit 1975
"Man muß unterscheiden zwischen Gebet und Meditation. Das
* das [[Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe]] in [[Wikipedia:Berlin|Berlin]], seit 1995
gewöhnliche Gebet dient heute zumeist einer Befriedigung des eigenen
* das ganzheitliche Krankenhaus Lahnhöhe in Lahnstein, seit 1977
Selbstes. Die wahre Meditation aber ist ein Vollziehen des geistigen
Willens, der den Zeitgeist in sich trägt. Wo solche Meditation
geübt wird, da vermag eine geistige Kraft in das irdische Geschehen
hineinzuwirken. Geistige Welten wollen heute in das irdische Geschehen
hineinwirken, aber sie können dieses nur, wenn durch
menschliche Meditation Raum dafür geschaffen wird. Es geschieht
dadurch etwas wie eine Aussparung im physischen Felde, in die sich
geistige Wesen mit ihren Wirkungen hineinbegeben können." {{Lit|{{G|266c|436}}}}<ref>Ausspruch Dr. Steiners nach Aufzeichnungen
einzelner Freunde.</ref>
</div>


In der [[Wikipedia:Schweiz|Schweiz]] gibt es drei anthroposophische Krankenhäuser:
== Die Stufen der höheren Erkenntnis ==
Drei Stufen der höheren Erkenntnis können wir unterscheiden:


* die [[Ita Wegman-Klinik]] in [[Wikipedia:Arlesheim|Arlesheim]], seit 1921
Die [[Erleuchtung]] wird erreicht, wenn sich die Tätigkeit der durch die Meditation ausgebildeten astralischen Organe im [[Ätherleib]] abdrückt. Der Geistesschüler hat dann das [[Imagination|imaginative Bewusstsein]] ausgebildet, das im die [[Geistige Welt]] in seelischen Bilder vor das innere Auge rückt. Die wahre Bedeutung dieser geistigen Bilder kann aber auf dieser Erkenntnisstufe noch nicht mit völliger Sicherheit erkannt werden.
* die Lukasklinik für Tumorerkrankungen in [[Wikipedia:Arlesheim|Arlesheim]], seit 1963
* das Paracelsus-Spital in Richterswil, seit 1994


== Forschungseinrichtungen ==
Eine noch höhere Stufe der geistigen Erkenntnis wird erreicht, wenn durch fortgesetzte Meditation die imaginativen Bilder willentlich unterdrückt und bei vollem Wachen ein Zustand völliger Leere im Bewusstsein hergestellt wird. Dann beginnt sich das Bewusstsein alsbald mit [[Inspiration]]en zu erfüllen, durch sich die [[Geistige Wesen|Wesen]] der geistigen Welt in ihrer wahren geistigen Bedeutung und in ihrem Verhältnis zueinander auszusprechen beginnen. Erst auf dieser Erkenntnisstufe kann eine sichere geistige Erkenntnis errungen werden.


Forschung erfolgt an mehreren, teils den Kliniken (Berlin, Herdecke) angegliederten, teils selbständigen (IFAEMM) Instituten, aber auch in individuellen Arbeiten Einzelner. Im universitären Rahmen gibt es derzeit Forschungen an den komplementärmedizinischen Einrichtungen der Universitätskliniken Freiburg, Witten-Herdecke und Bern.
Die höchste Erkenntnisstufe, die [[Intuition]], führt schließlich zu einer vollkommen Einswerdung mit den Wesen der geistigen Welt, in dem das eigene Bewusstsein unmittelbar in dem ihren erwacht.


== Ausbildung ==
== Beispiele ==
In seiner Schrift [[GA 10|Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]] hat [[Rudolf Steiner]] einige grundlegende Meditationen geben, so etwa die [[Samenkorn-Meditation]]. Eine weitere Meditation von großer Bedeutung, die Steiner in seiner [[GA 13|Geheimwissenschaft im Umriß]] schildert, ist die [[Rosenkreuz-Meditation]].


Die Ausbildung erfolgt in Deutschland an verschiedenen Seminaren, den anthroposophischen Kliniken und an der [[Universität Witten-Herdecke]] im Rahmen eines Begleitstudiums. Auskünfte über Programme, Termine und Orte erteilt die Gesellschaft anthroposophischer Ärzte in Deutschland.
== Siehe auch ==


Homöopathisch-Anthroposophische Medizin als Ausbildungsmöglichkeit wird auch am Klinikum Heidenheim angeboten.<ref>http://foerderverein.lvps83-169-42-125.dedicated.hosteurope.de/</ref>
*[[Achtsamkeit]]
*[[Konzentration]]
*[[Kontemplation]]


== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==
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<references/>
<references/>


== Literatur ==
==Literatur==
 
#Rudolf Steiner: ''Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?'', [[GA 10]] (1904/05), Kapitel ''Kontrolle der Gedanken und Gefühle''
===Werke Rudolf Steiners ===
#Rudolf Steiner: ''Wege der geistigen Erkenntnis und der Erneuerung künstlerischer Weltanschauung'', [[GA 161]] (1999), ISBN 3-7274-1610-6 {{Vorträge|161}}
 
#Rudolf Steiner: ''Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physische des Menschen'', [[GA 202]] (1993), ISBN 3-7274-2020-0 {{Vorträge|202}}
* Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaft und Medizin'', [[GA 312]] (1999), ISBN 3-7274-3120-2 {{Vorträge|312}}
#Rudolf Steiner: ''Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heikunst'', [[GA 316]] (2003), ISBN 3-7274-3160-1 {{Vorträge|316}}
* Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte zur Therapie'', [[GA 313]] (2001), ISBN 3-7274-3132-6 {{Vorträge|313}}
#Rudolf Steiner: ''Ausgewählte Gebete, Meditationen und mantrische Sprüche'', BOD, Norderstedt 2012
* Rudolf Steiner: ''Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft. Zur Therapie und Hygiene'', [[GA 314]] (1989), ISBN 3-7274-3141-5 {{Vorträge|314}}
* Rudolf Steiner: ''Heileurythmie'', [[GA 315]] (2003), ISBN 3-7274-3152-0 {{Vorträge|315}}
* Rudolf Steiner: ''Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heikunst'', [[GA 316]] (2003), ISBN 3-7274-3160-1 {{Vorträge|316}}
* Rudolf Steiner: ''Heilpädagogischer Kurs'', [[GA 317]] (1995), ISBN 3-7274-3171-7 {{Vorträge|317}}
* Rudolf Steiner: ''Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern'', [[GA 318]] (1994), ISBN 3-7274-3181-4 {{Vorträge|318}}
* Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Menschenerkenntnis und Medizin'', [[GA 319]] (1994), ISBN 3-7274-3190-3 {{Vorträge|319}}
* Rudolf Steiner/Ita Wegman: ''Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen'', [[GA 27]] (1991), ISBN 3-7274-0270-9 {{Schriften|027}}


{{GA}}
{{GA}}


=== Werke anderer Autoren ===
[[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Meditation]]
* {{Literatur|Autor = Matthias Girke|Titel = Innere Medizin: Grundlagen und therapeutische Konzepte der Anthroposophischen Medizin|Herausgeber = |Sammelwerk = |Band = |Nummer = |Auflage = 2.|Verlag = salumed|Ort = Berlin|Jahr = 2012|Seiten = 1168|ISBN = 978-3928914291}}
* {{Literatur|Titel=Vademecum Anthroposophische Arzneimittel|Herausgeber=Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland.; Freie Hochschule für Geisteswissenschaft (Dornach). Medizinische Sektion.|Sammelwerk=Der Merkurstab|Verlag=Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland|Jahr=2013|Auflage=3.|Ort=Filderstadt}}
* {{Literatur|Herausgeber=Michaela Glöckler|Titel=Anthroposophische Arzneitherapie für Ärzte und Apotheker|Verlag=Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft|Ort=Stuttgart|Jahr=2005|ISBN=3-8047-2102-8}}
* Michaela Glöckler/Jürgen Schürholz/Martin Walker (Hg.): ''Anthroposophische Medizin. Ein Weg zum Patienten - Beiträge aus der Praxis'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 1993
* {{Literatur|Autor=Volker Fintelmann|Titel=Intuitive Medizin|Verlag=Hippokrates Verlag|Auflage=4. überarb.|Ort=Stuttgart|Jahr=2000}}
* {{Literatur|Autor=Peter Heusser|Titel=Anthroposophische Medizin und Wissenschaft|Verlag=Schattauer|Ort=Stuttgart|Jahr=2011|ISBN=978-3-7945-2807-3}}
* [[Friedrich Husemann|Friedrich Husemann]] - Otto Wolff: Das Bild des Menschen als Grundlage der Heilkunst, 3 Bde, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1991
* Friedrich Husemann: ''Goethe und die Heilkunst: Anregungen für die Therapeutische Erkenntnis und Praxis'', 3. Auflage, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2002, ISBN 978-3772505287
* Henning Schramm: ''Heilmittel der anthroposophischen Medizin. Grundlagen - Arzneimittelporträts - Anwendung'', Urban & Fischer/Elsevier, München 2009
* {{Literatur|Autor=[[Peter Selg]]|Titel=Anfänge anthroposophischer Heilkunst. [[Ita Wegman]], [[Friedrich Husemann]], [[Eugen Kolisko]], [[Frederik Willem Zeylmans van Emmichoven]], [[Karl König (Heilpädagoge)|Karl König]], [[Gerhard Kienle]]|Verlag=Verlag am Goetheanum|Ort=Dornach|Jahr=2000 (Pioniere der Anthroposophie; Band 18)|ISBN=3-7235-1088-4}}
* {{Literatur|Autor=Peter Selg|Titel=Anthroposophische Ärzte. Lebens- und Arbeitswege im 20. Jahrhundert|Verlag=Verlag am Goetheanum|Ort=Dornach|Jahr=2000|ISBN=3-7235-1069-8}}
* {{Literatur|Autor=Georg Soldner, Hermann Stellmann|Titel=Individuelle Pädiatrie - Anthroposophisch-homöopathische Therapie|Verlag=Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft|Ort=Stuttgart|Jahr=2002|ISBN=3-8047-1957-0}}
* {{Literatur|Autor=Armin J. Husemann|Titel=Form, Leben, Bewusstsein. Grundlagen der Anthroposophischen Medizin|Verlag=Freies Geistesleben|Ort=Stuttgart|Jahr=2015|ISBN=978-3772517020}}
* Michaela Glöckler/Wolfgang Goebel/Karin Michael: ''Kindersprechstunde'' - Ein medizinisch-pädagogischer Ratgeber, Urachhaus Vlg., Stuttgart 2015
* Henning Schramm: ''Heilmittel der anthroposophischen Medizin'', Grundlagen - Arzneimittelporträits - Anwendung, Elsevier/Urban & Fischer, München 2009
* Helmut Kiene: ''Komplementärmedizin - Schulmedizin''. Der Wissenschaftsstreit am Ende des 20. Jahrhunderts, Schattauer, Stuttgart 1994
 
=== Periodika ===
 
* Der Merkurstab, Berlin und Dornach, offizielles Organ der medizinischen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum, Dornach/Schweiz, und der Gesellschaft anthroposophischer Ärzte in Deutschland, erscheint zweimonatlich.
 
== Weblinks ==
 
* [http://www.damid.de Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland]
* http://www.anthro-med.de
* http://www.anthrosana.ch [Anthroposophische Medizin in der Schweiz]
* http://www.merkurstab.de
* [http://anthromed.at Gesellschaft für Anthroposophische Medizin in Österreich] (GAMÖ)
 
=== Forschung ===
* [http://www.uniklinik-freiburg.de/m/nhk/de/pub/index.xml Uni-Zentrum Naturheilkunde Universität Freiburg]
* [http://www.uni-wh.de/gesundheit/lehrstuhl-medizintheorie/ Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin Universität Witten-Herdecke]
* [http://www.ifaemm.de/ Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische Methodologie]
* [http://www.ikf-berlin.de/ Institut f. klinische Forschung Berlin]
* [http://www.havelhoehe.de/ Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe]
 
{{Wikipedia}}
 
[[Kategorie:Anthroposophie]]
[[Kategorie:Anthroposophische Medizin|!]]
[[Kategorie:Medizin nach Fachgebiet]]
[[Kategorie:Medizinisches Fachgebiet]]
[[Kategorie:Alternative Medizin]]
[[Kategorie:Heilkunst]]

Version vom 20. November 2013, 02:28 Uhr

Die Meditation (von lat. meditatio = Nachdenken) ist eine grundlegende geistige Übung, bei der durch geeignete Seelenübungen die willentliche Konzentration auf eine Tätigkeit, eine Wahrnehmung, einen Gedanken oder ähnliches die Seelenkräfte gestärkt und durchformt werden. Es werden dadurch allmählich im Astralleib seelische Organe ausgebildet, die zu einer höheren geistigen Wahrnehmung und einem damit verbundenen höheren Bewusstseinszustand führen.

Katharsis

In rechter Weise werden die seelischen Wahrnehmungsorgane aber nur ausgebildet, wenn der Astralleib zuvor einer gründlichen Reinigung (Katharsis) unterworfen wurde. Geschieht dies nicht, so werden durch die Meditationsübung auch alle noch im Astralleib waltenden negativen Kräfte, wie etwa Eitelkeit, Unehrlichkeit, Neid usw., verstärkt und der Geistesschüler dadurch auf moralisch bedenkliche Abwege geführt. Es gilt daher als goldene Regel für jedes geistige Erkenntnisstreben:

"Und diese goldene Regel ist: wenn du einen Schritt vorwärts zu machen versuchst in der Erkenntnis geheimer Wahrheiten, so mache zugleich drei vorwärts in der Vervollkommnung deines Charakters zum Guten." (Lit.: GA 010, S. 65)

Opfer des Intellekts

Zu beachten ist auch, dass während der Meditation das eigene Denken zu schweigen hat. Nur wenn wir uns unseres Denkens enthalten, kann sich die geistige Welt in uns in ihrer eigenen Gestalt kundgeben. Durch die Meditation wird zwar unsere Denkkraft gestärkt, aber sie dient nun nicht mehr unserem eigenen Nachdenken, sondern sie wird zum seelischen Wahrnehmungsorgan umgebildet. Ohne das Opfer des Intellekts ist eine höhere geistige Erkenntnis nicht möglich.

"Nun, nicht wahr, die Meditation besteht aus folgendem: Als moderner Mensch haben Sie jedem Satz gegenüber das Gefühl, Sie müssen ihn verstehen. Das ist eine ausgesprochene Tätigkeit des Ich in der gegenwärtigen Inkarnation. Alles dasjenige, was Sie intellektuell tun, ist eine ausgesprochene Betätigung des Ich. Der Intellekt ist in der gegenwärtigen Inkarnation [vorherrschend] und alles übrige ist vom Ich zugedeckt, wirkt höchstens traumhaft hinauf und ist unbewußt. Dagegen heißt nun meditieren: ausschalten dieses intellektuelle Streben und den Meditationsinhalt zunächst so nehmen, wie er gegeben ist, rein, ich möchte sagen zunächst dem Wortlaute nach, so daß Sie, wenn Sie intellektuell an den Meditationsinhalt herangehen, bevor Sie den Meditationsinhalt in sich aufnehmen, Ihr Ich in Bewegung bringen, denn Sie denken nach über den Meditationsinhalt, Sie haben ihn außer sich. Wenn Sie den Meditationsinhalt, einfach wie er gegeben ist, in Ihrem Bewußtsein anwesend sein lassen, gar nicht nachdenken, sondern im Bewußtsein anwesend sein lassen, dann arbeitet in Ihnen nicht Ihr Ich aus der gegenwärtigen Inkarnation, sondern das aus der vergangenen. Sie halten stille den Intellekt; Sie versetzen sich einfach in den Wortinhalt, den Sie innerlich, nicht äußerlich hören, als Wortinhalt hören. In das versetzen Sie sich, und indem Sie sich in das versetzen, arbeitet im Meditationsinhalt Ihr innerer Mensch, der nicht derjenige ist der gegenwärtigen Inkarnation. Dadurch aber wird der Meditations-inhalt nicht zu etwas, was Sie verstehen sollen, sondern das real in Ihnen wirkt und so real in Ihnen arbeitet, daß Sie zuletzt gewahr werden, jetzt habe ich etwas erlebt, was ich früher nicht erleben konnte. Nehmen Sie einen einfachen Meditationsinhalt, den ich oftmals gegeben habe: «Weisheit lebt im Licht.» Nun, nicht wahr, wenn man darüber nachdenkt, kann man darüber furchtbar viel Gescheites, aber ebensoviel furchtbar Törichtes herausbekommen. Er ist da, um innerlich gehört zu werden: «Weisheit lebt im Licht.» Da paßt in Ihnen auf, wenn Sie ihn so innerlich hören, dasjenige, was da ist, nicht aus der gegenwärtigen Inkarnation, sondern dasjenige, was Sie sich mitgebracht haben aus früheren Erdenleben. Und das denkt und das empfindet, und es leuchtet auf nach einiger Zeit in Ihnen etwas, was Sie früher nicht gewußt haben, was Sie auch nicht aus Ihrem eigenen Intellekt heraus denken können. Sie sind innerlich viel weiter als Ihr Intellekt ist. Der enthält nur einen kleinen Ausschnitt dessen, was da ist." (Lit.: GA 316, S. 145f)

Stärkung des Willens im Denken

"Wie wird man eigentlich innerlich immer geistiger und geistiger? Man wird nicht dadurch geistiger, daß man möglichst viele Gedanken aus der Umwelt aufnimmt, denn diese Gedanken geben ja doch nur, ich möchte sagen, die Außenwelt, die eine sinnlich-physische ist, in Bildern wieder. Dadurch, daß man möglichst den Sensationen des Lebens nachläuft, dadurch wird man nicht geistiger. Geistiger wird man durch die innere willensgemäße Arbeit innerhalb der Gedanken. Daher besteht auch Meditieren darinnen, daß man sich nicht einem beliebigen Gedankenspiel hingibt, sondern daß man wenige, leicht überschaubare, leicht prüfbare Gedanken in den Mittelpunkt seines Bewußtseins rückt, aber mit einem starken Willen diese Gedanken in den Mittelpunkt seines Bewußtseins rückt. Und je stärker, je intensiver dieses innere Willensstrahlen wird in dem Elemente, wo eben die Gedanken sind, desto geistiger werden wir. Wenn wir Gedanken von der äußeren physisch-sinnlichen Welt aufnehmen - und wir können ja nur solche aufnehmen zwischen Geburt und Tod - , dann werden wir dadurch, wie Sie leicht einsehen können, unfrei, denn wir werden hingegeben an die Zusammenhänge der äußeren Welt; wir müssen dann so denken, wie es uns die äußere Welt vorschreibt, insofern wir nur den Gedankeninhalt ins Auge fassen; erst in der inneren Verarbeitung werden wir frei.

Nun gibt es eine Möglichkeit, ganz frei zu werden, frei zu werden in seinem inneren Leben, wenn man den Gedankeninhalt, insofern er von außen kommt, möglichst ausschließt, immer mehr und mehr ausschließt, und das Willenselement, das im Urteilen, im Schlüsseziehen unsere Gedanken durchstrahlt, in besondere Regsamkeit versetzt. Dadurch aber wird unser Denken in denjenigen Zustand versetzt, den ich in meiner «Philosophie der Freiheit» genannt habe das reine Denken. Wir denken, aber im Denken lebt nur Wille. Ich habe das besonders scharf betont in der Neuauflage der «Philosophie der Freiheit» 1918. Dasjenige, was da in uns lebt, lebt in der Sphäre des Denkens. Aber wenn es reines Denken geworden ist, ist es eigentlich ebensogut als reiner Wille anzusprechen. So daß wir aufsteigen dazu, uns vom Denken zum Willen zu erheben, wenn wir innerlich frei werden, daß wir gewissermaßen unser Denken so reif machen, daß es ganz und gar durchstrahlt wird vom Willen, nicht mehr von außen aufnimmt, sondern eben im Willen lebt. Gerade dadurch aber, daß wir immer mehr und mehr den Willen im Denken stärken, bereiten wir uns vor für das, was ich in der «Philosophie der Freiheit» die moralische Phantasie genannt habe, was aber aufsteigt zu den moralischen Intuitionen, die dann unseren gedankegewordenen Willen oder willegewordenen Gedanken durchstrahlen, durchsetzen. Auf diese Weise heben wir uns heraus aus der physisch-sinnlichen Notwendigkeit, durchstrahlen uns mit dem, was uns eigen ist und bereiten uns vor für die moralische Intuition. Und auf solchen moralischen Intuitionen beruht doch alles das, was den Menschen von der geistigen Welt aus zunächst erfüllen kann. Es lebt also auf dasjenige, was Freiheit ist, dann, wenn wir gerade in unserem Denken immer mächtiger und mächtiger werden lassen den Willen." (Lit.: GA 202, S. 201f)

Wille und Gefühl

"Sie sehen, daß dasjenige, was hier in der physischen Welt gewissermaßen am schwächsten ist im Menschen, der Wille und die Gefühlsimpulse - sie sind ja der schwächste Teil der menschlichen Seele in der physischen Welt und der unklarste -, daß dasjenige, über das wir am wenigsten Herr sind, eine besondere Bedeutung gewinnt, um wahrzunehmen in der geistigen Welt. Dagegen ist das, was hier in der physischen Welt am allerstärksten ist, das Vorstellen - wir leben ja sogar am liebsten in unseren Illusionen und Vorstellungen, weil wir da am allermeisten Herr sein können -, es ist am schwächsten in der geistigen Welt.

Mit Illusionen kann man in der geistigen Welt nicht viel anfangen, die verdecken einem noch die flutende Gedankenwesen-Einheit. Worauf es ankommt, ist nicht eine Ausbildung unseres Vorstellungslebens, sondern eine Ausbildung unseres Willens- und Gefühlslebens; und das ist ja das Wesentliche der Meditation. Bei der Meditation kommt es nicht darauf an, was wir vorstellen, sondern darauf - ich habe das immer wieder und wieder betont -, daß man vorstellt mit innerer Kraft. Auf die innere Energie, auf die Kraft, auf den Willen kommt es an, und auf das Fühlen und Empfinden während wir meditieren, also auf ein Willenselement, das wir im Meditieren entwickeln, und das wir stärker entwickeln, wenn wir uns so anstrengen müssen, wie wir uns bei einer Meditation anstrengen sollen, aber geistig anstrengen sollen.

Am meisten feindlich entgegen steht dem wirklichen Fortschritt hinein in die geistige Welt die Sucht zu träumen, sich über die äußere Wirklichkeit Illusionen zu bilden, aus dem Grunde, weil wir dadurch unseren Willen immer schwächer und schwächer machen. Man macht den Willen am schwächsten, wenn man geradezu die Parasiten des Vorstellungslebens kultiviert, wenn man sich über alle möglichen äußeren Dinge Illusionen macht, wie überhaupt der Weg in die geistige Welt nicht dadurch beschritten wird, daß man sich vom Leben entfernt, sondern dadurch, daß man sich klar wird über die Dinge des Lebens. Nicht eine Verarmung des äußeren Lebens, sondern eine Bereicherung des Lebens muß uns in die geistige Welt hineinführen. Die Menschen möchten so gerne nicht durch Stärke, sondern durch Schwäche in die geistige Welt hineinwachsen. Schwäche ist es, wenn einen die äußere Welt, die Welt des äußeren Lebens nicht interessiert, wenn man die Goethesche Maxime nicht erfüllen kann: «Erkenne dich, leb' mit der Welt in Frieden.»" (Lit.: GA 161, S. 133f)

Gebet und Meditation

"Man muß unterscheiden zwischen Gebet und Meditation. Das gewöhnliche Gebet dient heute zumeist einer Befriedigung des eigenen Selbstes. Die wahre Meditation aber ist ein Vollziehen des geistigen Willens, der den Zeitgeist in sich trägt. Wo solche Meditation geübt wird, da vermag eine geistige Kraft in das irdische Geschehen hineinzuwirken. Geistige Welten wollen heute in das irdische Geschehen hineinwirken, aber sie können dieses nur, wenn durch menschliche Meditation Raum dafür geschaffen wird. Es geschieht dadurch etwas wie eine Aussparung im physischen Felde, in die sich geistige Wesen mit ihren Wirkungen hineinbegeben können." (Lit.: GA 266c, S. 436)[1]

Die Stufen der höheren Erkenntnis

Drei Stufen der höheren Erkenntnis können wir unterscheiden:

Die Erleuchtung wird erreicht, wenn sich die Tätigkeit der durch die Meditation ausgebildeten astralischen Organe im Ätherleib abdrückt. Der Geistesschüler hat dann das imaginative Bewusstsein ausgebildet, das im die Geistige Welt in seelischen Bilder vor das innere Auge rückt. Die wahre Bedeutung dieser geistigen Bilder kann aber auf dieser Erkenntnisstufe noch nicht mit völliger Sicherheit erkannt werden.

Eine noch höhere Stufe der geistigen Erkenntnis wird erreicht, wenn durch fortgesetzte Meditation die imaginativen Bilder willentlich unterdrückt und bei vollem Wachen ein Zustand völliger Leere im Bewusstsein hergestellt wird. Dann beginnt sich das Bewusstsein alsbald mit Inspirationen zu erfüllen, durch sich die Wesen der geistigen Welt in ihrer wahren geistigen Bedeutung und in ihrem Verhältnis zueinander auszusprechen beginnen. Erst auf dieser Erkenntnisstufe kann eine sichere geistige Erkenntnis errungen werden.

Die höchste Erkenntnisstufe, die Intuition, führt schließlich zu einer vollkommen Einswerdung mit den Wesen der geistigen Welt, in dem das eigene Bewusstsein unmittelbar in dem ihren erwacht.

Beispiele

In seiner Schrift Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? hat Rudolf Steiner einige grundlegende Meditationen geben, so etwa die Samenkorn-Meditation. Eine weitere Meditation von großer Bedeutung, die Steiner in seiner Geheimwissenschaft im Umriß schildert, ist die Rosenkreuz-Meditation.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Ausspruch Dr. Steiners nach Aufzeichnungen einzelner Freunde.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?, GA 10 (1904/05), Kapitel Kontrolle der Gedanken und Gefühle
  2. Rudolf Steiner: Wege der geistigen Erkenntnis und der Erneuerung künstlerischer Weltanschauung, GA 161 (1999), ISBN 3-7274-1610-6 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physische des Menschen, GA 202 (1993), ISBN 3-7274-2020-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner: Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heikunst, GA 316 (2003), ISBN 3-7274-3160-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Ausgewählte Gebete, Meditationen und mantrische Sprüche, BOD, Norderstedt 2012
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Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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