Wirbel (Anatomie) und Großhirn: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''Wirbel''' ({{laS|''vertebra''}}) wird in der [[Anatomie]] das knöcherne Element der [[Wirbelsäule]] bezeichnet. Jeder Wirbel besteht aus dem Wirbelkörper, dem Wirbelbogen, zwei Querfortsätzen (je einer rechts und links), dem Dornfortsatz und vier Gelenkfortsätzen (beim Menschen: zwei obere und zwei untere). An einigen Wirbeln treten zwei Zitzenfortsätze (nur bei [[Brustwirbel|Brust-]] und [[Lendenwirbel]]n) und zwei zusätzliche Fortsätze (nur bei wenigen [[Säugetiere]]n an den Lendenwirbeln) auf.
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[[Kategorie:Gehirn]]
== Wirbelkörper ==
[[Datei:brustwirbel oben.png|mini|Brustwirbel von oben]]
 
Die '''Wirbelkörper''' (''Corpus vertebrae'') sind an den zu benachbarten Wirbeln zeigenden Polen mit jeweils einer Deckplatte versehen. Zwischen diesen Deckplatten sind benachbarte Wirbel mit einer [[Bandscheibe]] [[Symphyse|faserknorplig]] sowie über zwei [[Band (Anatomie)|Bänder]] (''[[Ligamentum longitudinale anterius]]'' und ''[[Ligamentum longitudinale posterius|posterius]]'') durch [[Bindegewebe]] untereinander verbunden. Der Wirbelkörper ist ein stützendes und lasttragendes Formteil des Wirbels.
 
== Wirbelbogen ==
Der [[Wirbelbogen]] (''Arcus vertebrae'') ist ein knöcherner Bestandteil eines jeden Wirbels der Wirbelsäule. Er beginnt beidseits mit einem „Füßchen“ (''Pediculus arcus vertebrae''), die sich in der Bogenplatte (''Lamina arcus vertebrae'') vereinigen.
 
Er umschließt bogenförmig die Rückenseite ([[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen|dorsal]]) des Wirbellochs (''Foramen vertebrale''). Die Bauchseite ([[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen|ventral)]] des Wirbelloches wird vom Wirbelkörper gebildet. Die aneinandergereihten Wirbellöcher der einzelnen Wirbel bilden in der Wirbelsäule den längs verlaufenden [[Wirbelkanal]] (Canalis vertebralis), in den das [[Rückenmark]] mitsamt [[Hirnhaut|Hirnhäuten]] und dem [[Liquor cerebrospinalis]] eingebettet und so gegen äußere Einwirkungen geschützt ist.
 
Die Wirbelbögen sind durch die [[Wirbelbogengelenk]]e ([[Wirbelbogengelenk|Facettengelenke]]) miteinander verbunden.
 
== Querfortsatz ==
Der paarige '''Querfortsatz''' (''Processus transversus'', auch als Diaphyse bezeichnet) dient zum Ansatz von [[Band (Anatomie)|Bändern]] (z. B. ''[[Ligamentum intertransversarium|Ligamenta intertransversaria]]'') und [[Muskel]]n. Bei den [[Brustwirbel]]n bilden die Querfortsätze auch eine [[gelenk]]ige Verbindung zur gleichzahligen [[Rippe]].
 
Die Querfortsätze der [[Halswirbel]] sind in Längsrichtung durch ein Loch (''Foramen transversarium'') durchbohrt, welches aber dem siebten Halswirbel bei vielen Säugetieren meistens fehlt<ref>Salomon/Geyer/Gille (Hrsg.): ''Anatomie für die Tiermedizin''. Enke Stuttgart. 3. erw. Auflage 2015, ISBN 978-3-8304-1288-5, S. 54.</ref>. Diese Löcher bilden in ihrer Gesamtheit den Querfortsatzkanal (''Canalis transversarius''), durch den die [[Arteria vertebralis|Arteria und Vena vertebralis]] sowie der [[Nervus vertebralis]] ziehen.
 
Bei [[Blockierung (Manuelle Medizin)|Blockierungen]] werden die Querfortsätze mit rotiert und sorgen so für eine Verengung des [[Spinalnerv]]en-Austritts, die zu starken Schmerzen führen kann. Auch bei der [[Skoliose]] (Seitenverdrehung der Wirbelsäule) sind die Querfortsätze erheblich rotiert und können anfangs –&nbsp;im frühen Kindesalter (8.–10. Lebensjahr)&nbsp;– oft nur mit einem Korsett abgefangen werden.
 
== Dornfortsatz ==
Der '''Dornfortsatz''' (''Processus spinosus'', auch als Neurapophyse bezeichnet) ist ein vom Wirbelbogen ausgehender rückenwärts (dorsal) gerichteter Fortsatz eines Wirbels.
 
Der [[Atlas (Halswirbel)|Atlas]] (erster Halswirbel) hat keinen Dornfortsatz, stattdessen ein ''Tuberculum posterius'' (''Tuberculum dorsale''). Ebenso ist beim [[Kreuzbein]] eine Sondersituation zu erkennen: Hier sind die Dornfortsätze zur so genannten ''Crista sacralis median''a verschmolzen. An den Dornfortsätzen setzen [[Band (Anatomie)|Bänder]] (''[[Ligamentum interspinale]]'' beziehungsweise ''[[Ligamentum supraspinale]]'') an sowie ein Teil der [[Rückenmuskel]]n. Wie die Querfortsätze bilden sie [[Hebelgesetz|Hebel]], die die Wirkung der verbundenen Muskeln unterstützen. Man kann sie leicht am Rücken als feste Erhebungen tasten.
 
== Gelenkfortsätze ==
[[Datei:Gray93.png|mini|Lendenwirbel des Menschen]]
 
Die vier '''Gelenkfortsätze''' (''Processus articulares'', auch als Zygapophysen bezeichnet) bilden die echten Gelenke zwischen den Wirbeln. Man unterscheidet zwei nach oben gerichtete (superior) und zwei unten gerichtete (inferior) Gelenkfortsätze, wobei jeweils der ''Processus articularis inferior'' (Postzygapophyse) mit dem gleichseitigen ''Processus articularis superior'' (Präzygapophyse) des folgenden Wirbels in Verbindung steht. Bei Tieren sind die Gelenkfortsätze aufgrund der horizontalen Körperhaltung nach vorn (kranial) bzw. nach hinten (kaudal) gerichtet und werden deshalb als ''Processus articularis cranialis'' bzw. ''Processus articularis caudalis'' bezeichnet.
 
== Zitzenfortsatz ==
Der paarige '''Zitzenfortsatz''' (''Processus mamillaris'') kommt nur bei [[Brustwirbel|Brust-]] und [[Lendenwirbel]]n vor. Er sitzt auf dem Processus articularis superior/cranialis (Netter S.153/154) und zeigt beim Menschen nach oben, bei Tieren entsprechend nach vorn und dient als Muskelansatz.
 
== Zusätzlicher Fortsatz ==
Der '''zusätzliche Fortsatz''' (''Processus accessorius'') kommt nur an den Lendenwirbeln bei Mensch und [[Raubtiere]]n vor. Er ist nach unten beziehungsweise bei Tieren hinten (kaudal) gerichtet und sitzt am Übergang des Wirbelbogens zum Processus costalis.
 
== Charakteristika der verschiedenen Wirbelarten ==
[[Datei:Gray 111 - Vertebral column-coloured.png|mini|Wirbelsäule des Menschen.<br />
'''Farblegende:'''
{{Farblegende|#8B1A1A|[[Halswirbelsäule|Halswirbel]]&nbsp;(Pars&nbsp;cervicalis)}}
{{Farblegende|#104E8B|[[Brustwirbelsäule|Brustwirbel]]&nbsp;(Pars&nbsp;thoracica)}}
{{Farblegende|#FFFF00|[[Lendenwirbelsäule|Lendenwirbel]]&nbsp;(Pars&nbsp;lumbalis)}}
{{Farblegende|#00CD00|[[Kreuzbein]]&nbsp;(Os&nbsp;sacrum)}}
{{Farblegende|#9A32CD|[[Steißbein]]&nbsp;(Os&nbsp;coccygis)}}
]]
 
* '''[[Halswirbelsäule|Halswirbel]]''':
** Foramen transversarium („querliegendes Loch“) im 1. (bei Wiederkäuern ab dem 2.) bis 6. Halswirbel.
** Der Processus spinosus ist lang und beim Menschen zweigezackt.
** 7 Wirbelkörper beim Menschen
* '''[[Brustwirbelsäule|Brustwirbel]]''':
** Der Processus spinosus ist lang, einzackig und zieht nach schräg unten bis über das angrenzende Segment.
** 12 Wirbelkörper beim Menschen
* '''[[Lendenwirbelsäule|Lendenwirbel]]''':
** ausgeprägter Processus accessorius.
** Processus costalis („Rippenfortsatz“) vorhanden.
** Der Processus spinosus ist einzackig und nach unten gebogen.
** 5 Wirbelkörper beim Menschen
* '''[[Kreuzbein|Sakralwirbel]]''':
** Processus spinosi sind zu einem Grat verschmolzen.
** 5 verschmolzene Wirbelkörper beim Menschen
* '''[[Steißbein|Steißwirbel]]''':
** 3-5 rudimentäre Wirbelkörper beim Menschen
 
''Unterscheidungshilfe'': Die Größe der Wirbelkörper nimmt (im Bereich von Hals-, Brust- und Lendenwirbeln) von oben nach unten zu.
 
== Wirbelkörperersatz ==
 
[[Wirbelbruch|Trümmerfrakturen]] eines Wirbelkörpers oder Tumoren im Bereich der Wirbelsäule bedingen manchmal den Ersatz eines Wirbelkörpers durch ein Implantat. Die Belastung dieser Implantate ist weitgehend unbekannt. Um sie zu messen, wurde im ''Julius Wolff Institut'' der [[Charité]] Berlin ein klinisch übliches Implantat so modifiziert, dass eine Messung der drei Kraft- und drei Momentenkomponenten in vivo möglich ist. Dazu wurde ein Telemetriesender zusammen mit 6 Dehnungssensoren und einer Spule in den Zylinder des Implantats hermetisch gekapselt eingebaut. Üblicherweise wird die Wirbelsäule zusätzlich mit einem [[Interne Fixation|Fixateur interne]] stabilisiert. Es wurden mehrere instrumentierte Wirbelkörperersatzimplantate bei Patienten eingesetzt, und die Implantatbelastung bei verschiedenen Aktivitäten des täglichen Lebens gemessen.<ref>Hendrik Schmidt: [https://jwi.charite.de/forschung/biomechanik_der_wirbelsaeule/belastung/instrumentierter_wirbelkoerperersatz/ ''Instrumentierter Wirbelkörper''], Julius Wolff Institut für Biomechanik und Muskuloskeletale Regeneration</ref>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Wibel (Anatomie)}}
 
== Literatur ==
* Hermann Braus: ''Anatomie des Menschen. Erster Band. Bewegungsapparat.'' Julius Springer, Berlin 1920
* Kurt Fleischhauer (Hrsg.): ''Makroskopische und mikroskopische Anatomie des Menschen.'' 13./14. Auflage. Urban & Schwarzenberg, München 1985 (begründet von A. Benninghoff)
* Rauber, Kopsch: ''Anatomie des Menschen. Lehrbuch und Atlas.'' Thieme, Stuttgart 1987
* Franz-Viktor Salomon (Hrsg.): ''Anatomie für die Tiermedizin.'' Enke, Stuttgart 2004, ISBN 3-8304-1007-7
* Herbert Lippert: ''Lehrbuch Anatomie.'' 6. Auflage. Urban & Fischer, München 2003, ISBN 3-437-42361-4
* Werner Platzer: ''Taschenatlas der Anatomie. Band 1. Bewegungsapparat.'' Thieme, Stuttgart 1991, ISBN 3-13-492006-9
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Vertebra|Wirbel}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Wirbelsäule]]
[[Kategorie:Knochen]]

Version vom 21. Dezember 2017, 18:51 Uhr

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