Herz

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Das Herz ist das zentrale Organ des Blutkreislaufs. Es liegt als gut faustgroßes Organ, das einem abgerundeten Kegel gleicht, der mit der Spitze nach unten und links vorne gerichtet ist, leicht zur linken Körperseite versetzt hinter dem Brustbein. Nur bei der relativ selten vorkommenden Rechtsherzigkeit ist es mehr nach der rechten Körperhälfte versetzt, meist bei insgesamt spiegelverkehrter Organanordnung (Situs inversus). Das Herz besteht hauptsächlich aus quergestreiften Muskeln, ähnlich unserer Skelettmuskulatur, die wir willkürlich betätigen können. Nach Rudolf Steiner kündigt sich darin schon die künftige Entwicklung an, durch die das Herz einmal zu einem Willkürorgan werden wird:

"... so wird auch umgestaltet werden das menschliche Herz. Es ist dasjenige Organ, welches mit dem Blutkreislauf in innigem Zusammenhange steht. Nun glaubt die Wissenschaft, daß das Herz eine Art von Pumpe ist. Das ist eine groteske phantastische Vorstellung. Niemals hat der Okkultismus eine solch phantastische Behauptung aufgestellt wie der heutige Materialismus. Das, was die bewegende Kraft des Blutes ist, sind die Gefühle der Seele. Die Seele treibt das Blut, und das Herz bewegt sich, weil es vom Blute getrieben wird. Also genau das Umgekehrte ist wahr von dem, was die materialistische Wissenschaft sagt. Nur kann der Mensch sein Herz heute noch nicht willkürlich leiten; wenn er Angst hat, schlägt es schneller, weil das Gefühl auf das Blut wirkt und dieses die Bewegung des Herzens beschleunigt. Aber das, was der Mensch heute unwillkürlich erleidet, wird er später auf höherer Stufe der Entwickelung in der Gewalt haben. Er wird später sein Blut willkürlich treiben und sein Herz bewegen wie heute die Handmuskeln. Das Herz mit seiner eigentümlichen Konstruktion ist für die heutige Wissenschaft eine Crux, ein Kreuz. Es besitzt quergestreifte Muskelfasern, die sonst nur bei willkürlichen Muskeln gefunden werden. Warum? Weil das Herz heute noch nicht am Ende seiner Entwickelung angelangt, sondern ein Zukunftsorgan ist, weil es ein willkürlicher Muskel werden wird. Daher zeigt es heute schon die Anlage dazu in seinem Bau.

So verändert alles, was in der Seele des Menschen vorgeht, den Bau des menschlichen Organismus." (Lit.: GA 99, 13. Vortrag)

Aus dem strömenden Blutkreislauf beginnt sich das Herz schon ab der 3. Woche der Embryonalentwicklung zu bilden und fängt ab dem 23. oder 24. Tag der Schwangerschaft eigenständig zu pulsieren an. Nach Ansicht Steiners ist die Gestalt des Herzens ist ein Ergebnis der sich stauenden Kräfteströmungen von links-rechts bzw. rechts-links und von oben und unten. Durch den Rückstau dieser Strömungen stauen entstehen Verdickungen, aus denen sich die vier Herzkammern bilden. Aber nicht nur die Gestalt, sondern auch die Tätigkeit des Herzens ist nach Steiner ein Ergebnis der lebendigen Bewegung des Blutkreislauf. Das Herz fungiert seiner Ansicht nach nicht als Pumpe, die das Blut durch den Körper treibt, sondern der Blutkreislauf versetzt das Herz in Bewegung. Die rechte Herzhälfte empfängt dabei das Blut aus dem kleinen Lungenkreislauf, die linke Herzhälfte aus dem großen Körperkreislauf.

Im Okkultismus wird es der Sonne und dem damit verbundenen Metall, dem Gold, zugeordnet. William Harvey, der Entdecker des Blutkreislaufs, schreibt über das Herz:

„Das Herz der Lebewesen ist der Grundstock ihres Lebens, der Fürst ihrer aller, der kleinen Welt Sonne, von der alles Leben abhängt, alle Frische und Kraft ausstrahlt. Gleicherweise ist ein König der Grundstock seiner Reiche und die Sonne seiner kleinen Welt, des Staates Herz, von dem alle Macht ausstrahlt, alle Gnade ausgeht. Diese Schrift hier über die Bewegung des Herzens habe ich Seiner Majestät (wie es Sitte dieser Zeit ist) um so mehr zu widmen gewagt, als […] beinahe alle menschlichen Taten wie auch die meisten Taten eines Königs unter der Eingebung des Herzens sich vollziehen.“

William Harvey: Die Bewegung des Herzens und des Blutes (übersetzt nach der lateinische Originalausgabe von 1628)

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Das Herz als Sinnesorgan

Das Herz istein sehr feines Sinnesorgan, durch das der Kopf, insbesondere vermittels des Kleinhirns, unterbewusst wahrnimmt, was im restlichen Organismus, d.h. im rhythmischen System und im Stoffwechsel-Gliedmassen-System, vorgeht. Diese normalerweise unterbewusste Wahrnehmung versuchte man in der Mithras-Einweihung ins Bewusstsein zu heben. Dadurch lernte der Mithras-Schüler allmählich durch seine Herzorganisation sehr fein den Einfluss des Jahreslaufes auf sein Stoffwechsel-Gliedmaßen-System mitzuempfinden, das symbolisch durch den Stier dargestellt wurde. Indem der Geistesschüler so durch sein Herz auf sich selber zurückblickte, konnte er den Gang der Sonne durch den Tierkreis studieren und daraus Anweisungen dafür geben, was zu welcher Jahreszeit zu tun war. (Lit.: GA 223, S 135ff)

Physisches und ätherisches Herz

Nach den Angaben Rudolf Steiners hat sich seit dem Jahre 1721 der natürliche Zusammenhang zwischen dem physischen und dem ätherischen Herzen gelockert. Bis etwa 2100 wird sich der Ätherteil vollständig vom physischen Herzen gelöst haben.

Der Zusammenhang zwischen physischem und ätherischem Herzen

"Im großen und ganzen ist der Mensch ein physischer Leib, der in einen Ätherleib eingebettet ist; das andere brauchen wir heute nicht zu berücksichtigen. Aber die Innigkeit der Verbindung - ich meine jetzt nicht das räumliche Sich-Decken, aber das Dynamische in der Verbindung -, das ändert sich im Laufe der Erdenentwickelung, und die innigen Beziehungen zwischen dem Ätherkopfe und dem menschlichen physischen Kopf, die bestanden haben zum Beispiel in den Jahrhunderten, von denen man hauptsächlich spricht, wenn man von griechischer Kultur spricht, diese Beziehungen bestehen schon seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert nicht mehr. Seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert ist schon der alte Innigkeitszusammenhang zwischen dem Ätherkopf des Menschen und dem physischen Kopf verlorengegangen. Aber es ist doch immer aufrechterhalten geblieben ein recht inniger Zusammenhang zwischen dem menschlichen physischen Herzen und dem menschlichen Ätherherzen. Aber seit dem Jahre 1721 lockert sich merkwürdigerweise immer mehr und mehr der Zusammenhang zwischen dem menschlichen physischen Herzen und dem Ätherherzen. Wenn ich so sagen darf: Wenn das physische Herz da ist und das Ätherherz da (siehe Zeichnung) so war das früher mehr ein Ganzes, jetzt kann das Ätherherz geschüttelt werden ätherisch, es ist nicht mehr innerlich so dynamisch verbunden wie früher. Später werden noch andere Organe des Menschen sich vom Ätherischen lösen. Das aber, daß das Herz nach und nach sich löst von seinem Ätherteil, und bis in das 3. Jahrtausend hinein, bis man 2100 ungefähr schreiben wird, sich ganz gelöst haben wird, das macht auch in bezug auf die menschliche Entwickelung etwas sehr Bedeutsames aus. Was es ausmacht, das kann man in der folgenden Weise charakterisieren. Man muß sagen: Das macht das aus, daß die Menschen nötig haben, etwas, was ihnen früher von selbst kam durch den natürlichen Zusammenhang zwischen physischem Herzen und Ätherherzen, auf einem anderen Wege zu suchen, auf dem Wege des spirituellen Lebens. Dieses vom physischen Herzen losgetrennte Ätherherz, das wird seine richtige Beziehung zur geistigen Welt nur gewinnen, wenn der Mensch sucht spirituelles Wissen, wenn der Mensch sucht anthroposophisch orientierte geistige Gedanken. Das muß immer mehr und mehr gesucht werden." (Lit.: GA 190, S 121ff)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die Theosophie des Rosenkreuzers, GA 99 (1985), Dreizehnter Vortrag, München, 5. Juni 1907
  2. Rudolf Steiner: Vergangenheits- und Zukunftsimpulse im sozialen Geschehen, GA 190 (1980)
  3. Rudolf Steiner: Der Jahreskreislauf als Atmungsvorgang der Erde und die vier großen Festeszeiten, GA 223 (1990), Achter Vortrag, Dornach, 30. September 1923