Handlungstheorie (Philosophie) und Königin der Münzen: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''philosophische Handlungstheorie''' (engl. ''action theory'') beschäftigt sich mit Problemen, die sich im Zusammenhang mit dem [[Handeln]] – insbesondere dem menschlichen Handeln – ergeben. Die philosophische Teildisziplin fragt, was Handlungen sind und wie diese sich adäquat beschreiben und erklären lassen. Im Fokus der zeitgenössischen Debatten stehen drei thematische Felder: die Natur von Handlungen, Handlungsbeschreibungen und Handlungserklärungen. Im Besonderen befassen sich Handlungstheorien mit [[Grund (Handlungstheorie)|Handlungsgründen]] und Ursachen, mit dem Verhältnis zwischen Ereignissen und Handlungen, mit Intentionen und intentionalen Handlungen, mit der logischen Form von Handlungssätzen, mit sogenannten Basishandlungen und mit der Suche nach einem Ordnungsprinzip menschlicher Handlungsarten. Die Beziehung zwischen dem handelnden [[Subjekt (Philosophie)|Subjekt]] (engl. ''agent'') und der Situation steht dabei häufig im Vordergrund.
[[Datei:Bild x 61.jpg|thumb|hochkant|Königin der Münzen]]


== Überblick über die Grundprobleme der Handlungstheorie ==
Die Karte '''Königin der Münzen''' ist eine Karte der [[Kleine Arkana|kleinen Arkana]] im [[Tarot]].
 
Von dem Handelnden wird angenommen, dass er Wünsche (engl. ''desires'') und Absichten (engl. ''intentions'') hegt und Meinungen (engl. ''beliefs'') darüber habe, wie er die gewünschten Veränderungen der Außenwelt in der gegebenen Situation herbeiführen kann.
 
Viele Handlungstheorien lehnen sich an die [[kausale Handlungstheorie]] an. Es wird angenommen, dass jede menschliche [[Handeln|Handlung]] eine [[Kausalität|Ursache]] besitze und eine Wirkung auf die physische Welt.
Ferner besteht die Möglichkeit, dass mentale Ereignisse – die keine physische Außenwirkung besitzen (zum Beispiel ''eine mathematische Aufgabe lösen'') – auch als Handlung angesehen werden können, da sie erfolgreich ''versucht'' werden können. [[Reflex]]e und passive Bewegungen (Beispiele: niesen, stolpern, von jemand anderem bewegt werden) werden nicht als Handlungen angesehen. Es besteht eine Debatte darüber, wie bewusst wir uns unserer Handlungen und Handlungsabsichten sein müssen, damit diese noch als beabsichtigte Handlungen gelten können. So ist zum Beispiel ein Krankheitsbild ''[[Alien-Hand-Syndrom]]'' bekannt, bei dem eine Hand des Patienten zielgerichtete, aber von dem Patienten unbeabsichtigte Bewegungssequenzen durchführt, welche von einem außenstehenden Betrachter als Handlung interpretiert werden können.
 
Ein Schwachpunkt der kausalen Handlungstheorie ist zum Beispiel das „Problem der devianten Kausalketten“, in welchem der Handelnde das Resultat seiner [[Motivation|Handlungsabsicht]] zufällig (auf anderem Wege als vorgesehen) herbeiruft. Deviante Kausalketten können umgangen werden, indem man Handlungen als „beabsichtigt unter einer Beschreibung“ ansieht, das heißt, es kann verschiedene Beschreibungen für ein und dieselbe Handlung geben, von denen eine Beschreibung die wahre Absicht des Handelnden enthält.
 
== Geschichte der Handlungstheorie ==
 
Handlungstheoretische Fragestellungen sind – obwohl die Handlungstheorie als definierte philosophische Disziplin eine Schöpfung der Moderne ist – bereits seit der Antike Gegenstand philosophischer Untersuchung. Als wichtigster antiker Autor kann in diesem Zusammenhang [[Aristoteles]] gelten, der seine ''[[Nikomachische Ethik]]'' mit Untersuchungen von Begriffen wie „Handlung“ und „Ziel“ beginnt.
 
In dieser Tradition wurden handlungstheoretische Fragen auch im Mittelalter vielfach behandelt, unter anderem von [[Thomas von Aquin]], [[Johannes Duns Scotus]] und [[Wilhelm von Ockham]]. Diesen Autoren ging es stets auch um theologische Fragen, sodass Fragen wie die Determiniertheit von Handlungen etwa in Zusammenhang mit dem [[Theodizee]]-Problem diskutiert wurden.
 
Seit etwa 1950 wurde die Handlungstheorie dann im Zuge der Entwicklung der [[Philosophie des Geistes]] immer wichtiger. Als Klassiker der zeitgenössischen Debatte können [[G. E. M. Anscombe|Elisabeth Anscombes]] Monographie ''Intention'' und [[Donald Davidson]]s ''Essays on Actions and Events'' bezeichnet werden. Während Anscombe auf dem sprachphilosophisch orientierte Ansatz [[Ludwig Wittgenstein]]s aufbauend Handlungsgründe von Ursachen begrifflich zu trennen sucht, bestreitet Davidson eine solche Unterscheidung. [[Robert Brandom]] baute den sprachanalytisch-sprechakttheoretischen Ansatz [[John Searle]]s in den 1990er Jahren zu einem eigenständigen Programm aus und [[Alvin I. Goldman]] entwickelte sozial-epistemologische Handlungstheorie. Darüber hinaus zählten im 20 Jh. und der ersten Dekade des 21 Jh. [[Georg Henrik von Wright]], [[Hector-Neri Castaneda]], [[Michael Bratman]], [[J. David Velleman]], [[Judith Jarvis Thomson]], Jonathan Bennett, Jennifer Hornsby, [[John Hyman]], [[María Álvarez]] und [[Michael Thompson]] mit je unterschiedlichen Schwerpunkten zu den zentralen Autoren in der Handlungstheorie.
 
Grundlegende Unterscheidungen sind nach [[Aristoteles]] die von Praxis und [[Poiesis]], oder aber technisch-praktisches und moralisches Handeln bei [[Immanuel Kant|Kant]] oder [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]]/[[Interaktion]], instrumentelles, strategisches und [[Theorie des kommunikativen Handelns|kommunikatives Handeln]] bei Habermas.
 
== Relevanz der Handlungstheorie ==
 
Die Subdisziplin der Handlungstheorie ist an der Schnittstelle zwischen der theoretischen und der praktischen Philosophie zu verorten. Sie ist sowohl für die [[Philosophie des Geistes]] und bestimmte Fragen der [[Metaphysik]] als auch für die [[Ethik]] relevant.


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[G. E. M. Anscombe]]: ''Intention.'' Oxford 1957.
* [[Hajo Banzhaf]]: ''Das Tarot-Handbuch''. Hugendubel, München 1986; Goldmann, München 1998, ISBN 3-442-21503-X.
* [[Georg Henrik von Wright]]: ''Norm and Action.'' London 1963
* [[Hajo Banzhaf]]: ''Schlüsselworte zum Tarot''. Goldmann, München 1990, ISBN 3-442-12077-2, ISBN 3-442-12126-4 (inkl. Kartenset)
* [[Alvin I. Goldman]]: ''A Theory of Human Action.'' Englewood Cliffs 1970
* [[Hajo Banzhaf]]: ''Das Arbeitsbuch zum Tarot''. Diederichs, München 1988; Hugendubel, München 2003, ISBN 3-7205-2424-8, ISBN 978-3-7205-2846-7 (inkl. Kartenset)
* [[Hector-Neri Castaneda]]: ''Thinking and Doing, The Philosophical Foundations of Institutions.'' Dordrecht 1975 / 1982
* [[Arthur Edward Waite]]: ''Pictorial Key to the Tarot'' (1910)
* [[Donald Davidson]]: ''Essays on Actions and Events.'' Oxford 1980
* [[Arthur Edward Waite]]: ''[[Der Bilderschlüssel zum Tarot (Buch)|Der Bilderschlüssel zum Tarot. Fragmente einer geheimen Tradition unter dem Schleier der Weissagekunst]]''. Urania-Verlag, Waakirchen 1978, ISBN 3-921960-01-0.
* [[Jennifer Hornsby]]: ''Actions.'' London 1980
* [[Jonathan Bennett]]: ''Events and Their Names.'' Oxford 1988
* [[Johannes Heinrichs (Philosoph)|Johannes Heinrichs]]: ''Handlungen. Das periodische System der Handlungsarten.'' München 2007
* Anton Leist (Hg.): ''Action in Context.'' Berlin und New York 2007
* [[Michael Thompson]]: ''Life and Action.'' Massachusetts 2008
* [[Wilhelm Vossenkuhl]]: ''Praxis''. In: [[Ekkehard Martens]], [[Herbert Schnädelbach]] (Hrsg.): ''Philosophie. Ein Grundkurs.'' Band 1, 7. Auflage, Rowohlt, Reinbek 2003, ISBN 3-499-55457-7, S. 217–261
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Handlungstheorie (Philosophie)}}
* {{WikipediaDE|Arbeit (Philosophie)}}
* {{WikipediaDE|Sprechakttheorie}}
* {{WikipediaDE|Grund (Handlungstheorie)}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/action/|Action|George Wilson}}
* [https://www.ewigeweisheit.de/geheimwissen/tarot/geschichte-des-tarot Geschichte des Tarot] Website
* Elisabeth Pacherie: [http://actiontheory.free.fr/ Action Theory], mit weiterführenden Links
* [https://kartenlegen.org/tarot-tageskarte-ziehen/ Die Tarot-Tageskarte] Weibsite
* [http://www.abstracta.pro.br/english/biblioteca/showsubj.asp?subj=11&tit=Philosophy+of+Action Sammlung] von wichtigeren online verfügbaren Aufsätzen und Werken mit direktem Bezug zur Handlungstheorie von ''Abstracta – Linguagem, Mente e Ação'' ({{ISSN|1807-9792}})
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4113844-2}}
 
[[Kategorie:Philosophische Theorie]]
[[Kategorie:Handlungstheorie (Philosophie)|!]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Kleine Arkana|428]]

Version vom 4. September 2019, 21:11 Uhr

Königin der Münzen

Die Karte Königin der Münzen ist eine Karte der kleinen Arkana im Tarot.

Literatur

Weblinks