Theosophische Gesellschaft Adyar und Denis Diderot: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Theosophische Gesellschaft Adyar''' [[Englische Sprache|engl.]] ''The Theosophical Society – Adyar'' (Adyar-TG bzw. TS Adyar) ist eine [[Theosophie|theosophische]] Organisation, die sich aus der 1875 in [[Wikipedia:New York City|New York]] gegründeten [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] (TG) entwickelte. Das Hauptquartier befindet sich in [[Wikipedia:Adyar|Adyar]] in [[Wikipedia:Indien|Indien]]. Sie ist heute die mit Abstand größte TG und in mehr als 60 Ländern der Welt aktiv, darunter auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Neben ihrem klassischen Wirkungsspektrum im Bereich [[Esoterik]] und [[Religion]] übte sie im Laufe ihrer Geschichte großen Einfluss auf Gesellschaft, Politik, Kunst und Wissenschaft aus. Interne Streitigkeiten wie auch eine Reihe von Skandalen trübten jedoch die Ausstrahlungskraft der Organisation.
[[Datei:Denis Diderot 111.PNG|mini|Denis Diderot, Gemälde von [[Louis-Michel van Loo]], 1767. Darunter die Unterschrift von Denis Diderot
[[Bild:Tssiegel1881adyar.gif|thumb|Siegel der Adyar-TG mit der Maxime ''Keine Religion ist höher als die Wahrheit'']]
[[Datei:Denis Diderot signature.svg|200px|rechts|Signatur]]]]


== Vorgeschichte ==
'''Denis Diderot''' [{{IPA|dəni didʁo|lang}}] (* [[5. Oktober]] [[1713]] in [[Langres]]; † [[31. Juli]] [[1784]] in [[Paris]]) war ein [[Königreich Frankreich (987–1791)|französischer]] [[Abbé]], [[Schriftsteller]], [[Übersetzer]], [[Philosoph]], [[Vordenker der Aufklärung|Aufklärer]], [[Literaturtheorie|Literatur]]- und [[Theorie der Kunst|Kunsttheoretiker]]<ref>{{Internetquelle |url=https://wuerzburg-ub.brockhaus.de/brockhaus/diderot-denis |titel=Diderot, Denis |werk=Die Brockhaus Enzyklopädie Online |datum=2012-01-01 |zugriff=2016-07-18}}</ref>, [[Kunstagent]] für die russische Zarin [[Katharina II. (Russland)|Katharina II.]] und einer der wichtigsten Organisatoren und Autoren der ''[[Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers|Encyclopédie]]''.
[[Bild:Adyar TG.jpg|thumb|left|Das Hauptgebäude der TG in Adyar im Jahr 1890]] [[Bild:Blavatsky.006.jpg|thumb|Helena Petrovna Blavatsky]] [[Bild:Henry Steel Olcott.jpg|thumb|Henry Steel Olcott]] [[Bild:William Quan Judge Kopf.jpg|thumb|William Quan Judge]]
Die [[Theosophische Gesellschaft#Gründung|Gründung der Theosophischen Gesellschaft]] erfolgte am 17. November 1875 in [[Wikipedia:New York City|New York]]. Bedeutendste Gründer und Protagonisten der ersten Jahrzehnte waren [[Helena Blavatsky]], [[Henry Steel Olcott]] und [[William Quan Judge]], wobei Olcott das Amt des Präsidenten ausübte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte sich die [[Theosophische Gesellschaft]] (TG) etablieren und erste Tochtergesellschaften (Logen) gründen. Eine Verbindung mit dem [[Arya Samaj]] führte 1878 zur [[Theosophical Society of the Arya Samaj]] und 1879 der Übersiedlung Blavatskys und Olcotts nach [[Indien]]. Nach der Gründung der ersten theosophischen Loge Indiens in [[Mumbai]] durch die beiden Theosophen, holten sie 1879 das Hauptquartier von New York dorthin und gaben die Monatszeitschrift [[The Theosophist]] heraus. Damit verlagerte sich der Schwerpunkt der Aktivitäten auf [[Südasien]]. 1882 kauften Blavatsky und Olcott für 600 [[Wikipedia:Pfund Sterling|Pfund]] ein 27 [[Wikipedia:Acre (Einheit)|Acre]] (etwa 11 [[Wikipedia:Hektar|Hektar]]) großes Grundstück mit drei kleinen Gebäuden in [[Wikipedia:Adyar|Adyar]], am Ufer des ''Adyar River'' und verlegten im Dezember 1882 das Hauptquartier der TG an diesen Ort.<ref>http://www.hinduonnet.com/thehindu/thscrip/print.pl?file=2002101600230300.htm&date=2002/10/16/&prd=mp&</ref> In den folgenden Jahren bürgerte sich in theosophischen Kreisen allmählich ''Adyar'' als ein Symbol für die TG schlechthin ein. Das Wachstum der Organisation sowie die damit gleichlaufende Reifung Blavatskys und Olcotts brachte in den 1880er-Jahren eine Anpassung der [[Ziele der Theosophischen Gesellschaft]] mit sich, welche schließlich ganz wesentlich die Expansion in diesem Jahrzehnt in Indien und [[Wikipedia:Sri Lanka|Sri Lanka]] und in den 1890er-Jahren in Europa und Amerika förderte.  


Laut theosophischer Anschauung war die TG im Auftrag sogenannter [[Meister der Weisheit]] gegründet worden, diese sollen auch die Entwicklung der TG geführt und geleitet haben. Diese ''Meister'' waren angeblich die Lehrer Blavatskys und Verfasser zahlreicher [[Meisterbriefe]] die eine Reihe von führenden Theosophen, vor allem [[Alfred Percy Sinnett]] und [[Allan Octavian Hume]], erhalten haben. Die ''Meister'' standen bei den Theosophen in hohem Ansehen, wie auch die ''Meisterbriefe'' im Lehrgebäude der TG ihren festen Platz haben. Die [[Coulomb-Affäre]] im Jahre 1884 und der daran anschließende [[Hodgson Report]] 1885, beide im Zusammenhang mit den ''Meisterbriefen'', hatten verheerende Auswirkungen auf die Reputation der TG und führten zur Abreise Blavatskys nach Europa und dem Verlust ihres Einflusses. 1885 waren Theosophen und die TG maßgeblich an der Gründung des [[Wikipedia:Indischer Nationalkongress|Indischen Nationalkongresses]] (INC) beteiligt und jahrzehntelang dem indischen Unabhängigkeitskampf verbunden. Um ihren Einfluss wieder auszubauen, gründete Blavatsky 1888 in [[Wikipedia:London|London]] die [[Esoterische Sektion]] (''Esoteric Section'' oder ''Esoteric School of Theosophy'' oder ''Eastern School of Theosophy'' – E.S. oder E.S.T.) als eigenständige Körperschaft neben der TG und nominell von dieser unabhängig. Am 27. Mai 1891 übernahmen Judge und [[Annie Besant]], die Leitung der E.S.
Zusammen mit [[Jean-Baptiste le Rond d’Alembert]] war Diderot, der über ein herausragendes universales, laut [[Voltaire]] „pantophiles“<ref>Gerhard Rudolph: ''Diderot, Denis.'' In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 305.</ref> Wissen verfügte, Herausgeber der großen französischen ''Encyclopédie'', zu der er selbst als [[Wikipedia:Enzyklopädist (Encyclopédie)|Enzyklopädist]] etwa 6000 von insgesamt 72.000 Artikeln beitrug. Als Autor von Bühnenwerken hatte er großen Anteil am Entstehen des [[Wikipedia:Bürgerliches Trauerspiel|bürgerlichen Dramas]]. Seine [[Roman]]e und [[Erzählung]]en – zumeist [[postum]] erschienen wie ''[[Die Nonne|La Religieuse]]'', ''[[Jacques der Fatalist und sein Herr|Jacques le fataliste]]'' oder ''[[Rameaus Neffe|Le Neveu de Rameau]]'' – leisteten in verschiedener Weise ihren Beitrag zu den großen Themen der Zeit der (französischen) [[Aufklärung]], so zu den Fragen der Selbstbestimmung des Menschen, des [[Leib-Seele-Problem]]s und des Gegensatzes von [[Determinismus]] und [[Freier Wille|Willensfreiheit]] sowie zur Kritik an der [[Religion]].


In den Jahren 1894 und 1895 kam es zur [[Judge Case]], einer Reihe von Missverständnissen, Einflussnahmen und Machtkämpfen zwischen Judge einerseits und Olcott und Besant andererseits, die schließlich am 28. April 1895 mit der Spaltung der TG in zwei konkurrierende Organisationen endete. Einerseits die [[Theosophische Gesellschaft in Amerika]] (TGinA) unter der hierarchischen Führung Judges und andererseits die demokratischere ''Theosophische Gesellschaft Adyar'' (Adyar-TG) unter Olcott. Dieses [[Wikipedia:Schisma|Schisma]] war nur der Auftakt für eine Reihe weiterer Spaltungen, die zu einer Vielzahl an unterschiedlichen TGs führte.
In seinen Werken wird eine deutliche Entwicklung von einer [[Theismus|theistischen]] über eine [[Deismus|deistische]] zu einer [[Atheismus|atheistischen]] Haltung erkennbar. Doch gibt es auch Hinweise darauf, dass seine materialistischen und atheistischen Vorstellungen schon in den frühen Werken, so z.&nbsp;B. in den ''Pensées philosophiques'' (1746),<ref>F. Venturi: ''Jeunesse de Diderot.'' 1939, S. 12.</ref> kenntlich werden.<ref>U. Winter: ''Der Materialismus bei Diderot.'' 1972, S. 8.</ref> Nachgerade lässt sich Diderots Einstellung<ref>Cordula Neis: ''Anthropologie im Sprachdenken des 18. Jahrhunderts: die Berliner Preisfrage nach dem Ursprung der Sprache (1771).'' (= Studia linguistica Germanica. Band 67). Walter de Gruyter, Berlin 2003, ISBN 3-11-017518-5, S.&nbsp;63.</ref> die sich auf die [[Erfahrung]] individueller Sinneseindrücke oder [[Wahrnehmung]]en bezieht, in die Kategorie des Begriffs [[Sensualismus]] einordnen.<ref>Der Begriff „[[Sensualismus]]war zum ersten Mal 1804 von dem Franzosen [[Joseph Marie Degérando]] in seiner Geschichte der Philosophie verwendet worden. Er bezeichnete damit neuzeitliche [[Erkenntnistheorie]]n, die physisches [[Empfinden]] als Ursprung allen Denkens und Handelns auffassten. In der Folge wurde die Bezeichnung „Sensualismus“ als philosophiehistorische Kategorie genutzt und auch auf vergleichbare Sichtweisen antiker Philosophen angewendet. Der Sensualismus ist eine besonders in England im [[17. Jahrhundert]] einflussreiche Geistesströmung der [[Aufklärung]]. Davon ausgehend ist er aber auch eine in Frankreich heimische philosophische Richtung.</ref>


== Geschichte der Adyar-TG ==
Diderot trat in seinen Spätwerken für die [[Popularisierung]] des Geistes der Aufklärung, des [[Atheismus]] und gegen den aus seiner Sicht verbreiteten [[Aberglaube]]n und [[Bigotterie]] ein. Diderot und seine Mitstreiter, die ''philosophes'', überließen in ihren Werken nicht mehr den [[Kirche (Organisation)|religiösen Institutionen]] und verschiedensten Agenturen die alleinige [[Deutungshoheit|Deutungs-]] und Interpretationshoheit über die Welt und die [[Wissenschaft]]en. Somit gab es für den [[Glauben]] an [[Supranaturalismus|übernatürliche]] und [[irrational]]e Kräfte im unter aufklärerischen Einfluss stehenden Europa sowie in Nord- und Südamerika weniger Raum.
=== Unter Henry Steel Olcott ===
Wie bereits erwähnt, hatte sich in theosophischen Kreisen ''Adyar'' als Synonym für die TG etabliert. Durch das Schisma vom 28. April 1895 waren nun zwei TGs entstanden und die Bezeichnung Adyar-TG zur Unterscheidung notwendig geworden. Dies wurde umso wichtiger, als in den folgenden Jahrzehnten durch neuerliche Spaltungen eine Reihe weiterer TGs entstanden, wovon mehrere sich ebenfalls ''Theosophische Gesellschaft'' nannten. Der 28. April kann somit als Entstehungstag der Adyar-TG betrachtet werden, heute nennt sich die Adyar-TG selbst ''The Theosophical Society – Adyar''. Da sich das Hauptquartier der TG seit 1882 in Adyar befand und durch Olcott die Führung kontinuierlich blieb, wurde und wird die nunmehrige Adyar-TG häufig mit der TG von 1875 gleichgesetzt. Alle Verdienste aber auch Skandale der Zeit von 1875 bis 1895 werden üblicherweise der Adyar-TG zugerechnet. Diesen Standpunkt,  rechtmäßiger Nachfolger der ursprünglichen TG zu sein, nahm viele Jahrzehnte lang auch die Adyar-TG für sich selbst in Anspruch.Diese Auffassung wich in der Adyar-TG nach und nach differenzierteren Betrachtungsweisen. Kritisiert und bestritten wird dieses Recht allerdings  von anderen TGs, die ihrerseits nach wie vor behaupten, jeweils alleiniger Erbe der „wahren“ und „echten“ Theosophie zu sein.


Knapp ein Jahr nach dem Schisma, im März 1896, starb Judge. Damit war Olcott der letzte lebende der „drei Gründer“ (Blavatsky, Olcott, Judge). Durch seine umfangreiche, weltweite Tätigkeit beim Aufbau der Theosophischen Gesellschaft war seine Person für den größten Teil der Theosophen wichtige Integrationsfigur. Die weltweite Verbreitung der TG Adyar, ihre Offenheit den asiatischen und europäischen Religionen und Philosophien gegenüber, sowie ihr Festhalten an demokratischer Organisationsstruktur führte zu einer besonderen Attraktivität der Adyar-TG gegenüber der TGinA und damit stärkerem Mitgliederzuwachs. Dazu kamen Streitigkeiten bei der TGinA wegen Judges Nachfolge und der Neuorientierung zu sozialem Engagement unter [[Katherine Tingley]]. Eine Reihe von Logen wandte sich deshalb in den folgenden Jahren von der TGinA ab und schlossen sich der Adyar-TG an. So überrundete die Adyar-TG die TGinA in den USA bereits Anfang 1900 sowohl an Mitglieder- als auch Logenzahl. Erst am 3. April 1905 ließ Olcott die Adyar-TG in [[Wikipedia:Chennai|Chennai]] als Körperschaft eintragen, bis zu diesem Zeitpunkt war aus rechtlicher Sicht New York Sitz der Organisation gewesen.
Im Zentrum des diderotschen Denkens stand das Spannungsfeld – und dies mag auch für andere Denker des 18.&nbsp;Jahrhunderts gelten – zwischen [[Vernunft]] und Sensibilität, ''sens et sensibilité''. Vernunft zeichnete sich für Diderot durch die Suche nach wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen und der Überprüfbarkeit der [[Empirie|empirisch]] beobachteten und bewiesenen [[Fakten]] aus, ohne dabei in der rein quantitativen Erfassung der Wirklichkeit, in mathematischen Aussagen, verhaftet zu bleiben. In den Jahren 1754 bis 1765 entwickelte er die Lehre von der universellen Sensibilität, ''sensibilité universelle''.


Olcott förderte während seiner Präsidentschaft vor allem den [[Buddhismus]], bei seinem Tod 1907 hatte die Adyar-TG weltweit rund 650 Logen und Zentren in Betrieb.
Für Diderot war [[Naturwissenschaft]] dadurch charakterisiert, dass sie nicht nach einem ''[[Kausalität|Warum]]'' fragen, sondern auf die Frage nach dem ''Wie'' eine Antwort finden solle. Er beschäftigte sich mit vielen Wissensgebieten, darunter Chemie, Physik, Mathematik, vor allem aber [[Naturgeschichte]] sowie Anatomie und Medizin.


=== Unter Annie Besant ===
Als philosophische Position erarbeitete er sich&nbsp;– so zu erkennen in seinen späteren Werken&nbsp;– eine (undogmatische) [[Materialismus|materialistische]] Geisteshaltung. Obgleich Diderot kein Philosoph war, der sich mit „begründungstheoretischen“ Problemen oder systematisierenden, analytischen [[Wikipedia:Reflexion (Philosophie)|Reflexionen]] beschäftigte, zählt er zu den vielfältigsten und innovativsten philosophischen Autoren des 18.&nbsp;Jahrhunderts.
[[Bild:Annie Besant 1895.gif|thumb|Annie Besant]] [[Bild:Charles Webster Leadbeater.003.jpg|thumb|Charles Webster Leadbeater]]
Nach dem Tod Olcotts, am 17. Februar 1907, bewarben sich [[Bertram Keightley]] und [[Annie Besant]] um das Präsidentenamt. Keightley verzichtete schließlich auf seine Kandidatur, Besant war damit die einzige die zur Wahl stand und entschied diese mangels Alternative klar für sich. Als enge Vertraute Blavatskys während deren letzten zwei Lebensjahren, hatte sie beträchtlichen Einfluss gewonnen und durch ihr selbstbewusstes Auftreten und blendende Rednergabe in den folgenden Jahren ihre Autorität noch weiter ausgebaut. Schon vor ihrer Zeit als Mitglied der Theosophischen Gesellschaft hatte Besant starke Sympathien für den Hinduismus und Reformsozialismus entwickelt, welche sie in die Gesellschaft über Vorträge und Bücher einbrachte. Um die Jahrhundertwende überwand sie die in der TG seit Blavatsky vorherrschenden negativen Einstellungen gegenüber dem esoterischen Christentum.  


In den ersten Jahren nach der [[Gründung der Theosophischen Gesellschaft|Gründung der TG]] im Jahre 1875 stand die Erforschung des [[Okkultismus]] im Vordergrund, doch ab etwa 1878 propagierte Olcott vor allem den [[Buddhismus]] in der TG. Durch das Ausscheiden Judges infolge der [[Judge Case]], gewann Besant weiter an Gewicht und ihre Hinwendung zum Hinduismus wirkte sich seit etwa 1894 zusehends stärker in Form einer Richtungsänderung in der nun mehrigen Adyar-TG aus. Nach der Entdeckung [[Jiddu Krishnamurti]]s durch [[Charles Webster Leadbeater]] und der Gründung des [[Order of the Star in the East]] für den neuen „Weltenlehrer“, kam es unter Besant zu einem neuerlichen Kurswechsel der Adyar-TG. Seit etwa 1911 stand nun das Kommen eines „neuen Christus“ ([[Maitreya]]) im Vordergrund.  
Diderot und seine Weggefährten waren mit ihren aufklärerischen Gedanken und Publikationen gegenüber den vorherrschenden [[Wikipedia:Kollektive Akteure|Vorstellungen]] im [[Ancien Régime]] häufig [[Unterdrückung|Repressionen]] ausgesetzt. Seine Erfahrungen mit der Inhaftierung im Jahr 1749 ließen ihn gegenüber weiteren Kontrollen und Überwachungen durch die verschiedenen [[Agentur]]en aufmerksam sein, obwohl ihm und den Enzyklopädisten einige Personen aus dem Kreis der Einflussreichen und [[Herrschaft|Herrschenden]], so [[Madame de Pompadour|M<sup>me</sup> de Pompadour]], [[Mätresse]] von [[Ludwig XV.]], und auch einige Minister, aber vor allem der Chefzensor, ''Censure royale'' [[Chrétien-Guillaume de Lamoignon de Malesherbes]], insgeheim zur Seite standen.
So war den interessierten Zeitgenossen Diderots, die ihn ausschließlich über seine [[Publikation]]en kannten, nur eine begrenzte Auswahl an [[Essay]]s, [[Roman]]en, [[Wikipedia:Drama|Dramen]] zugänglich, wohl aber alle seine Beiträge zur ''Encyclopédie''.


Unter der autokratischen Leitung von Katherine Tingley wurden von ihrer TGinA viele Angriffe gegen die TG Adyar geführt. Insbesondere Leadbeater und Besant wurden des Verrats an der reinen Lehre der Blavatsky-Theosophie und der Meister der Weisheit beschuldigt, von der niemand abweichen dürfe. Leadbeater hatte jungen Theosophen, die ihn auf Vortragsreisen begleiteten und von erotischen Phantasien geplagt wurden, Masturbation als Hilfsmittel empfohlen, um die Phantasien beherrschbar zu machen.Dies wurde von Leadbeater nie bestritten.
== Siehe auch ==
Nach Bekanntwerden solcher Empfehlungen Anfang 1906, wurde Leadbeater beschuldigt, [[Homosexualität|homosexuelle]] Beziehungen zu seinen Schülern gehabt zu haben, was seinen „freiwilligen“ Austritt infolge eines Ehrengerichtsverfahrens aus der Adyar-TG zur Folge hatte, um Schaden von ihr abzuwenden. Dieses Gerichtsverfahren und ein zweites endeten mit Freispruch Leadbeaters. Später stellte sich heraus, dass die Verbreitung der Anschuldigungen, wie auch das Gerichtsverfahren der Vormundschaftsklage gegen Annie Besant von Katherine Tingley bezahlt wurden. Bereits 1907 entschuldigte sich H.S.Olcott bei Leadbeater. Besant setzte dann gegen den Widerstand zahlreicher Theosophen im Januar 1909 die Wiederaufnahme Leadbeaters durch. Dies führte zum Ausscheiden von [[George Robert Stow Mead]] und der Abspaltung der [[Quest Society]]. Der Kult um Krishnamurti und den ''Order of the Star in the East'' war wiederum eine der Begründungen für die endgültige Abspaltung der [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen Gesellschaft]] unter [[Rudolf Steiner]] 1912/13. Weitere Spaltungen finden sich im Kapitel [[#Spaltungen/Trennungen von der Adyar-TG|Spaltungen/Trennungen von der Adyar-TG]].<ref>Peter Michel, Charles W. Leadbeater, Aquamarinverlag 1998</ref>
* {{WikipediaDE|Denis Diderot}}


Besant erweiterte durch Zukäufe den von Blavatsky erworbenen Grundbesitz der Adyar-TG in [[Wikipedia:Adyar|Adyar]] von 27 [[Wikipedia:Acre (Einheit)|Acres]] auf 270 Acres (109,27 [[Wikipedia:Hektar|Hektar]] 1,09&nbsp;km²). Sie gründete im Jahr 1908 die Druckerei ''Vasanta Press'' und 1913 den Verlag ''Theosophical Publishing House'', die bis heute bestehen und theosophische Literatur publizieren. Die spirituellen Zentren ''Krotona'' in [[Wikipedia:Ojai|Ojai]], ''Manor'' in [[Wikipedia:Sydney|Sydney]], und ''St. Michael’s'' in [[Wikipedia:Naarden|Naarden]], die ebenfalls heute noch aktiv sind, wurden unter Besants Präsidentschaft ins Leben gerufen. Pädagogische Kinder- und Jugendarbeit, Erziehung und schulische Ausbildung sowie soziales Engagement erhielten unter Besant für die Adyar-TG großen Stellenwert. Eine Reihe von Schulen, Collegs und Universitäten, Kinder-, Jugend- und Hilfsorganisationen, wie auch Frauenrechts- und -hilfegruppen sowie caritative Einrichtungen wurden ins Leben gerufen. Diese waren zum Teil autonom, standen und stehen aber meist unter indirektem Einfluss der Adyar-TG. Insbesondere die [[Reformpädagogik]] und [[Frauenbewegung]] erhielten wichtige Impulse und Hilfe aus dem theosophischen Bereich. Anders als in der Waldorfschulen-Bewegung wurde auf die, von den Adyar-Theosophen geförderte Montessori-Schulen-Bewegung keinerlei weltanschaulicher Einfluss genommen. Eine Übersicht findet sich im Kapitel [[#Vorfeld- und Nebenorganisationen|Vorfeld- und Nebenorganisationen]].
== Weblinks ==
 
{{Commonscat}}
Auf politischem Gebiet erreichte der Einfluss der Adyar-TG in [[Südasien]] um 1917/18 einen Höhepunkt. Besant wurde 1917 zur Präsidentin des [[Wikipedia:Indischer Nationalkongress|Indischen Nationalkongresses]] (INC) gewählt, dazu waren eine Reihe von INC-Mitglieder Theosophen. Weltweit gesehen war um 1920 der Gipfelpunkt des theosophischen Einflusses. Die Auflösung des [[Order of the Star in the East]] 1929 marginalisierte die Glaubwürdigkeit und damit den Einfluss der Adyar-TG für das nächste Jahrzehnt. Nach Besants Tod 1933, war ihr Nachfolger [[George Arundale]] hauptsächlich mit der Konsolidierung und Aufarbeitung der Krishnamurti-Ära beschäftigt, als dass er sich neuer Projekte hätte widmen können.
{{Wikisource|lang=de}}
 
{{Wikisource|lang=fr}}
=== Nach Besants Tod 1933 ===
{{Wikiquote}}
Der Tod Besants im Jahr 1933, gefolgt vom Ableben Leadbeaters 1934, markierte eine [[Wikipedia:Zäsur (Geschichte)|Zäsur]] in der Geschichte der Adyar-TG. Mit ihrem Tod ging die Zeit der „großen Führer“, der [[Wikipedia:Charisma|charismatischen]] Persönlichkeiten in der Adyar-TG zu Ende. Keiner der nachfolgenden Präsidenten oder leitenden Mitarbeiter strahlte auch nur annähernd jene Dynamik aus, oder konnte eine ähnliche Wirkkraft entfalten, wie die erste und zweite theosophische Generation. Die jeweiligen Präsidenten bereisten die Welt, hielten Vorträge und Kongresse ab, publizierten zum Teil eine Reihe von Büchern, doch die Zeiten stürmischen Wachstums und weltweiten Einflusses waren vorbei.
[[s:fr:Lettres à Sophie Volland|Wikisource: ''Lettres à Sophie Volland.'' Quellen und Volltexte (französisch)]]
 
Präsidenten der Adyar-TG waren:
{|  
| ! width="25%" valign="top" |
*1875–1907 = [[Henry Steel Olcott]]
*1907–1933 = [[Annie Besant]]
*1934–1945 = [[George Arundale]]
| ! width="25%" valign="top" |
*1946–1953 = [[Curuppumullage Jinarajadasa]]
*1953–1973 = [[N. Sri Ram]]
| ! width="25%" valign="top" |
*1973–1979 = [[John Coats]]
*seit 1980 = [[Radha Burnier]]
|}
Bislang kam es noch nie zu einer Abwahl eines amtierenden Präsidenten, alle wurden nach Ablauf der siebenjährigen Amtszeit wiedergewählt und übten die Funktion bis zu ihrem Tod aus. Ausnahmen waren Jinarajadasa, der aus gesundheitlichen Gründen für keine zweite Amtszeit kandidierte und Coats, der während seiner ersten Amtszeit starb.
 
=== Die Adyar-TG im deutschsprachigen Raum ===
==== Deutschland ====
Bereits 1879, also nur vier Jahre nach der Gründung der TG in New York, rief ''Dr. Harald Wiesendanger'' in [[Hamburg]] die theosophische ''Loge Isis'' ins Leben. Der Name war offensichtlich an Blavatskys Werk [[Isis entschleiert]] angelehnt, diese Studiengruppe konzentrierte sich vor allem auf dieses Werk. Wiesendanger war allerdings nicht im Besitz einer Stiftungsurkunde der Muttergesellschaft, seine Loge war deshalb nur eine inoffizielle und darüber hinaus von kurzer Lebensdauer. 1884 rief [[Wilhelm Hübbe Schleiden]], mit einer von Olcott ausgestellten Charta, die [[Loge Germania]] ins Leben, die erste offizielle Loge der TG im deutschsprachigen Raum. Auch dieser Loge war kein langes Leben beschieden, doch gingen von ihr wichtige Impulse für die Verbreitung der Theosophie aus. Die [[Deutsche Theosophische Gesellschaft]] (D.T.G.), die 1894 in Erscheinung trat, entschied sich beim Schisma von 1895 der Adyar-TG zu folgen. In dieser D.T.G. wurde am 17. Januar 1902 auch [[Rudolf Steiner]] Mitglied und Sekretär der Loge. Durch Zusammenschluss mit weiteren deutschen Logen entstand daraus die [[Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft]] (DSdTG) mit Steiner als Generalsekretär. Meinungsverschiedenheiten mit Besant und die Ablehnung des [[Order of the Star in the East]] führten dazu, dass Steiner 1912/13 die [[Anthroposophische Gesellschaft]] gründete und damit der Adyar-TG den Rücken kehrte – eine Abspaltung unter vielen. Von dieser Spaltung erholte sich die DSdTG nie mehr, sie spielte seitdem nur mehr eine untergeordnete Rolle. Von einer Unterbrechung während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] und dem Verbot durch die [[Wikipedia:Gestapo|Gestapo]] von 1937 bis 1945 abgesehen, besteht die DSdTG bis heute. Aktuell sind acht Logen in Betrieb – Berlin, Bremen, Düsseldorf, 2 x Hamburg, Hannover, Lebach und München.
 
==== Österreich ====
In Österreich rief [[Friedrich Eckstein]] im Jahre 1887 in [[Wikipedia:Wien|Wien]] die erste offizielle theosophische Loge ins Leben, die beim Schisma von 1895 ebenfalls der Adyar-TG folgte. Hauptsächlich in Wien, aber auch anderen österreichischen Städten entstanden langsam weitere theosophische Logen, diese waren organisatorisch seit 1902 der von Steiner geführten DSdTG in Deutschland angeschlossen. Als sich Steiner mit seiner Anthroposophischen Gesellschaft verselbständigte, bildeten die österreichischen Logen 1912/13 eine eigene ''österreichische Sektion''. 1913 gab es 101 eingetragene Mitglieder, die in mindestens sieben Logen organisiert waren, im Jahr 1920 waren es 311 Mitglieder in 13 Logen. Die 1920er- und die erste Hälfte der 1930er-Jahre bildeten dann die Blütezeit der Adyar-Theosophie in Österreich mit 24 Logen.<ref>{{Webarchiv | url=http://wirtges.univie.ac.at/OeZG/oezg03-4.pdf | wayback=20070708131201 | text=ORTE DES OKKULTEN}} Seite 119ff.</ref> Nach dem [[Wikipedia:Anschluss (Österreich)|Anschluss]] an Nazi-Deutschland 1938 verboten, war während der Kriegszeit nur eine sehr bescheidene Tätigkeit in Form von „Kaffeekränzchen“ möglich. Nach dem Krieg kam die Adyar-Theosophie in Österreich nicht mehr richtig in Schwung, zusätzlich konnte sich die [[Anthroposophie]] als starke Konkurrenz wesentlich besser etablieren. Derzeit (2007) existiert eine Loge in [[Wikipedia:Graz|Graz]] sowie Gruppen in Wien und [[Wikipedia:Linz|Linz]], eine österreichische Sektion gibt es nicht mehr.
 
==== Schweiz ====
Auch in der Schweiz entstanden um die Jahrhundertwende (19./20.) die ersten theosophischen Logen, deren sieben sich 1910 in [[Wikipedia:Genf|Genf]] zur ''Schweizer Sektion'' der Adyar-TG zusammenschlossen. Über die Entwicklung seither besteht Unklarheit, doch 1989 gab es nur mehr drei Logen. Heute (2007) gibt es zwei Logen in Genf und etwa acht Gruppen, eine Schweizer Sektion gibt es nicht mehr.
 
== Spaltungen/Trennungen von der Adyar-TG ==
Eine Liste von Organisationen, welche sich teils im Streit, teils in Freundschaft von der Adyar-TG getrennt haben. Angeführt sind nur Gesellschaften, die sich zumindest zu einem wesentlichen Teil mit theosophischen Themen beschäftigen (oder vorgeben, dies zu tun). Es handelt sich hier also ''im weitesten Sinne'' um [[Theosophische Gesellschaft]]en. Nicht angeführt sind die zahlreichen Gruppen, wo theosophischer Einfluss zwar vorhanden war/ist, der Schwerpunkt aber dann im Bereich [[Buddhismus]], [[Rosenkreuzer]], [[Freimaurerei]], [[Neugeist]] oder [[New Age]] lag.
<small>(Diese Aufstellung ist unvollständig. Insbesondere vor 1930 gab es eine Reihe weiterer Abspaltungen. Bitte um Ergänzung.) </small>
 
{|
| ! width="25%" valign="top" |
*1884 [[Hermetic Society]]
*1887/89 [[Elliott Coues#Esoteric Theosophical Society of America und Gnostic Lodge|Esoteric Theosophical Society of America und Gnostic Lodge]]
**1895 [[Theosophische Gesellschaft in Amerika]] Spaltung der TG in TGinA einerseits und Adyar-TG andererseits
*1909 [[Quest Society]]
*1913 [[Anthroposophische Gesellschaft]]
*1920 [[Agni Yoga]]
*1921/23 [[Arkanschule]] (siehe [[Alice Bailey]])
*1923 [[Buddhist Society]]
| ! width="25%" valign="top" |
*1924 [[Blavatsky Association]]
*1957 [[Neue Akropolis]]
*1983 [[Astrological Lodge of London]]
*1984 Ausschluss der Jugoslawischen Sektion
*1989 [[Unabhängige Theosophie in Skandinavien|Austritt/Ausschluss der dänischen Sektion]]
*1992 ''Edmonton Theosophical Society'' und ''Theosophical Society in Canada'': Die Edmonton Theosophical Society (Theosophische Gesellschaft Edmonton) ist eine unabhängige theosophische Organisation in Kanada. Sie wurde 1911 gegründet, war ab 1919 Teil der kanadischen Sektion der Theosophischen Gesellschaft Adyar (Adyar-TG) und 1992 mit der Theosophical Society in Canada (TS in Canada) unabhängig. 1995 trennte sich die Edmonton TS von der TS in Canada und ist seitdem völlig autonom.
*1993 ''Theosophical Society in Boston'', hervorgegangen aus der 1922 gegründeten Loge in Boston
|}
 
== Vorfeld- und Nebenorganisationen ==
Von der Adyar-TG selbst, oder ihr angehörenden Mitgliedern, wurden im Laufe der Zeit eine Reihe von selbständigen Organisationen ins Leben gerufen. Der Zweck bzw. die Idee dahinter war, die praktischen und moralischen Konsequenzen der Theosophie in die Tat umzusetzen. Durch dieses Tun eine größere Zahl von Menschen in theosophischem Sinne anzusprechen, mag ein weiterer Grund gewesen sein. Im Gegensatz zur [[Theosophische Gesellschaft in Amerika|Theosophischen Gesellschaft in Amerika]], welche die soziale Praxis in ihre Organisation integrierte, wählte die Adyar-TG den wesentlich erfolgreicheren Weg, dafür separate Gesellschaften ins Leben zu rufen. Diese Organisationen nahmen meist erzieherische oder soziale Aufgaben wahr, andere widmeten sich [[Rosenkreuzer]]ischen oder [[Freimaurerei|Freimaurerischen]] Themen. In der Regel waren die meisten Gesellschaften, trotz autonomer Gebarung, von der Adyar-TG kontrolliert bzw. wesentlich beeinflusst. Einige Gesellschaften, wie die [[Liberalkatholische Kirche]] oder [[Kalakshetra Foundation|Kalakshetra]], emanzipierten sich später von der Adyar-TG, sind heute unabhängig, pflegen jedoch weiterhin freundschaftliche Kontakte.


*1895 ''Hindu Boys Association'' – eine Schulgründungs- und -betreiberorganisation
== Einzelnachweise ==
*1895 ''Lotus Circle for Children'' – ein Kinderprogramm
*1898 ''Central Hindu College'', ab 1916 [[Banaras Hindu University]]
*1898 ''Order of the Round Table'' – eine Kinder- und Jugendorganisation
*1908 [[Theosophical Order of Service]] – eine Hilfsorganisation
*1910 ''Order of the Rising Sun'', ab 1911 [[Order of the Star in the East]]
*1912 [[Order of the Temple of the Rosy Cross]]
*1913 ''Theosophical Educational Trust'' – eine Schulgründungs- und -betreiberorganisation
*1915 ''Theosophical Fraternity in Education'' – eine reformpädagogische Gruppierung
*1915 ''All-India Home Rule League'' – eine politische Gruppe zur Förderung der indischen Unabhängigkeit
*1916 ''Young Men’s Indian Association''
*1916 [[Liberalkatholische Kirche]]
*1917 ''Women’s Indian Association'' – eine Frauenrechtsbewegung
*1919 ''League of Parents and Teachers'' – Gesellschaft zur Eltern- und Lehrerausbildung
*ca. 1920 ''Guild of the Citizens of Tomorrow''
*1921 ''New Education Fellowship'' (seit 1966 ''World Education Fellowship'') – eine Schulgründungs- und -betreiberorganisation
*1922 ''Brahmavidya Asrama'' – eine spirituelle Schule
*1923 ''Federation of Young Theosophists'' – Theosophische Gesellschaft für unter 35-jährige
*1927 ''Theosophical World University''
*1936 [[Kalakshetra Foundation]]
*1974 ''Blavatsky Trust'' – Publikations- und Informationsgruppe zur Aufarbeitung der theosophischen Geschichte und Verbreitung von Literatur
*ca. 1980 ''Olcott Education Society'' – Betreibergesellschaft von Schulen, Herbergen, Ausbildungsstätten und sozialen Einrichtungen
*2001 ''Grand Lodge of Freemasonry for Men and Women''
*2002 ''Eastern Order of International Co-Freemasonry''
 
== Organisation, Verbreitung und Bedeutung ==
=== Organisation ===
[[Bild:Adyar_estuary.jpg|thumb|Blick auf Adyar,<br>die Waldflächen am linken Ufer gehören zur Adyar-TG]] [[Bild:Theosophical Society.jpg|thumb|Das Gebäude der Adyar-TG in [[Reykjavík]], Island]]
Die Organisation der Adyar-TG ist [[Hierarchie|hierarchisch]] auf dem [[Demokratie|demokratischen]] Prinzip der [[Gewaltenteilung]] aufgebaut. Dabei spielen die Zahlen [[Drei]] und [[Sieben]], welche als heilig gelten, eine besondere Rolle.
 
*Das '''Einzelmitglied''' muss als einzige Voraussetzung einer Mitgliedschaft in der Adyar-TG die drei Ziele (siehe Kapitel [[#Ziele|Ziele]]) anerkennen. Irgendwelche [[Eid]]e, wie manchmal  behauptet, gibt es nicht, ein solcher ist allerdings in der [[Esoterische Sektion|Esoterischen Sektion]] zu leisten. Ein Mitgliedsbeitrag ist obligatorisch.
**Die '''Gruppe''' (Zentrum), als kleinste Einheit, besteht aus mindestens 3 ''Einzelmitgliedern''. Theoretisch kann die ''Gruppe'' beliebig viele Mitglieder zählen, üblich ist jedoch, ab 7 Mitgliedern eine ''Loge'' zu bilden.
**Die '''Loge''' (Zweig) besteht aus mindestens 7 ''Einzelmitgliedern''. Zu ihrer Gründung bedarf es einer Stiftungsurkunde (Charta), die vom Präsidenten der Adyar-TG unterzeichnet wird. Ähnlich wie bei einem [[Wikipedia:Verein|Verein]], gibt es einen gewählten Sekretär (Leiter), Schriftführer und Kassier.
***Eine '''Sektion''' (Landesgesellschaft) kann gebildet werden, sobald sich in einem Land mindestens 7 ''Logen'' etabliert haben, sie kann zusätzlich beliebig viele ''Gruppen'' und ''Einzelmitglieder'' beinhalten. Pro Land (z.&nbsp;B. Deutschland, Österreich, Schweiz usw.) kann es aber nur eine Sektion geben. Wie bei der Loge bedarf es zur Gründung einer Sektion einer Stiftungsurkunde. Den Sektionen stehen als Exekutive der gewählte ''Generalsekretär'' (Vorstand) vor, unterstützt von Stellvertreter, Schriftführer, Kassier und 4 Beisitzern. Alle 3 Jahre hält jede Sektion während der alljährlichen Sommerschule eine Generalversammlung ab. An dieser, die Legislative bildenden Versammlung, sind alle Mitglieder der jeweiligen Sektion teilnahmeberechtigt. Länder, in denen es aufgrund zu weniger Mitglieder keine Sektionen gibt, bilden einen ''Regionalverband'' (z.&nbsp;B. Österreich) oder eine Präsidentialrepräsentanz (z.&nbsp;B. Schweiz).
****Die '''Föderation''' ist ein freiwilliger Zusammenschluss der ''Sektionen'' eines Kontinents (z.&nbsp;B. Europäische Föderation, Indo-Pazifische Föderation usw.). Regionalverbände und Präsidentialrepräsentanzen können aber ebenso Mitglied in der Föderation sein. Die Exekutive bildet der auf 3 Jahre gewählte Vorsitzende, ihm stehen Stellvertreter, Schriftführer, Kassier und 6 Beisitzer zur Seite. Der jährlich tagende Rat (z.&nbsp;B. Europäischer Rat), der aus den Generalsekretären der Sektionen besteht, übt die Legislative aus.
*****Der '''Internationale Vorstand''' unter der Führung des auf 7 Jahre gewählten '''Präsidenten''', übt die Leitung der gesamten Adyar-TG aus, wobei der Vorstand nur einmal jährlich zusammentritt. Die Exekutive übernimmt neben dem Präsidenten sein Stellvertreter mit Schriftführer, Kassier und 7 bis 10 Beisitzern. Die Legislative wird durch den Generalrat ausgeübt, der aus allen Generalsekretären weltweit sowie 12 gewählten Beisitzern besteht und jährlich tagt. Da nicht alle Generalsekretäre und sonstigen Funktionäre jedes Jahr zu den Tagungen nach [[Wikipedia:Indien|Indien]] fahren wollen oder können, findet zu wichtigen Themen eine briefliche Abstimmung statt.
 
In alle genannten Funktionen kann immer nur ein Mitglied der Adyar-TG gewählt werden, Außenstehenden ist nur die kostenlose Teilnahme an meist themenbezogenen Studiengruppen, Vorträgen oder Abendgesprächen möglich. Alle Gruppen, Logen usw. sind in ihren inneren Angelegenheiten autonom, doch dürfen ihre Statuten nicht in Widerspruch zu den Satzungen der Zentrale stehen.
 
Die ''Theosophical Society in America'' (Theosophische Gesellschaft in Amerika) ist eine Sektion der Adyar-TG und integraler Bestandteil derselben. Sie ist nicht mit der gleichnamigen [[Theosophische Gesellschaft in Amerika|Theosophischen Gesellschaft in Amerika]] zu verwechseln. Letztere entstand 1895 aus der Spaltung infolge der [[Judge Case]], führte diesen Namen aber nur von 1895 bis 1898 und nennt sich heute ''Theosophische Gesellschaft Pasadena''.
 
=== Verbreitung ===
Von internen Streitigkeiten und Skandalen abgesehen, welche die Adyar-TG die meisten Mitglieder kostete, gab es auch bedingt durch politische Sanktionen eine Reihe von Rückschlägen. 1919 wurde die Theosophie in [[Russland]] durch die [[Wikipedia:Bolschewiki|Bolschewiki]] verboten und alle Logen aufgelöst. Im Jahr 1937 von der [[Wikipedia:Gestapo|Gestapo]] in ganz [[Wikipedia:Nazideutschland|Nazideutschland]] untersagt, folgte durch den [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] eine Ausweitung des Theosophieverbotes in den deutschbesetzten Gebieten. Dadurch kam der Großteil der europäischen Logen zum Erliegen, zudem [[Wikipedia:Benito Mussolini|Mussolini]] die Theosophie 1939 in [[Italien]] verboten hatte. Nach 1945 bis etwa 1990 war in den Ländern des ehemaligen [[Wikipedia:Ostblock|Ostblock]]s keine Theosophie erlaubt. Erst seit Anfang der 1990er-Jahre kommt es hier zu einer zaghaften Wiederbelebung.
 
Derzeit ist die Adyar-TG in mehr als 60 Ländern weltweit mit eigenen Logen oder Sektionen aktiv. In Deutschland zählte die Vereinigung im Jahr 2003 geschätzt etwa 160 Mitglieder.<ref>[http://remid.de/info_zahlen/verschiedene/ Verschiedene Gemeinschaften / neuere religiöse Bewegungen (Weltanschauungen / alternative Religiosität & Spiritualität)], Website des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienst e.V., abgerufen am 16. Dezember 2015.</ref>
 
=== Einfluss und Bedeutung ===
Die Überwindung des [[Wikipedia:Kolonialismus|Kolonialismus]] in Südasien und die darauf folgende Unabhängigkeit Indiens und Sri Lankas ist wesentlich auf das Wirken der Adyar-TG zurückzuführen. Die Wiederbelebung und Wertschätzung der buddhistischen und hinduistischen Kultur durch die Theosophen stärkte das Selbstbewusstsein der Südasiatischen Völker und machte den Wert der eigenen Tradition bewusst. [[Wikipedia:Mohandas Karamchand Gandhi|Gandhi]], [[Wikipedia:Jawaharlal Nehru|Nehru]] und [[Wikipedia:Bal Gangadhar Tilak|Tilak]] erhielten durch die Theosophie entscheidende Impulse und arbeiteten in ihrem Bemühen jahrzehntelang mit Theosophen zusammen.
 
Die Verbreitung östlichen Gedankengutes durch die Adyar-TG im Westen leistete Vermittlerdienste zwischen den Kulturen und trug Beispielsweise zur Verbreitung des Buddhismus oder [[Yoga]] im Westen bei. Ein Großteil der gesamten westlichen [[Esoterik]] ist direkt oder indirekt von der Theosophie beeinflusst. Ebenso erhielten die [[Reformpädagogik]], [[Frauenbewegung]] und der [[Feminismus]] wichtige Anstöße seitens der Theosophie und waren Theosophen in diese Bewegungen involviert. [[Maria Montessori]] lebte mehrere Jahre in Adyar, wo [[George Arundale]] ihr während des Zweiten Weltkrieges Freistatt und Aufgabe bot.
 
Bedeutende Künstler wie [[Wassily Kandinsky]], [[Piet Mondrian]] oder [[Alexander Scriabin]] waren von der Theosophie beeinflusst. Für Dichter und Schriftsteller wie [[William Butler Yeats]], [[James Joyce]], [[George William Russell]], [[Henry Miller]] oder [[Lyman Frank Baum]] war die Theosophie Anregung.
 
== Ziele ==
Die [[Ziele der Theosophischen Gesellschaft]] wandelten sich im Laufe der Zeit mehrmals, die heutige Form für die Adyar-TG lautet:
*To form a nucleus of the Universal Brotherhood of Humanity, without distinction of race, creed, sex, caste or color.
** Einen Kern der allumfassenden Bruderschaft der Menschheit zu bilden, ohne Unterschied von Rasse, Glauben, Geschlecht, des Standes oder der Hautfarbe.
*To encourage the study of Comparative Religion, Philosophy and Science.
** Zum vergleichenden Studium von Religion, Philosophie und Wissenschaft anzuregen.
*To investigate unexplained laws of Nature and the powers latent in man.<ref>http://www.ts-adyar.org/objects.html</ref>
** Noch ungeklärte Naturgesetze und die im Menschen verborgenen Kräfte zu erforschen.<ref>http://www.theosophischegesellschaft.org/about.php</ref>
 
Am 23. Dezember 1924 (erneuert am 25. Dezember 1996) gab der Generalrat unter der Leitung [[Annie Besant]]s eine Erklärung ab, „''daß die Mitglieder der Gesellschaft an keine Lehrmeinung oder Anschauung, von wem immer sie auch stammen mag, in irgend einer Weise gebunden sind. […] Jedes Mitglied hat volles Recht, sich beliebigen Lehrern und beliebigen Schulen des Denkens nach freier Wahl anzuschließen, aber es hat kein Recht, seine Wahl anderen Mitgliedern aufzuzwingen. Weder die Kandidaten für die Ämter der Gesellschaft noch ihre Wähler dürfen wegen der Anschauungen, die sie vertreten, oder wegen der Zugehörigkeit zu irgend einer Schule des Geistes vom aktiven oder passiven Wahlrecht ausgeschlossen werden.''“<ref>Adelaide Gardner: ''Einführung in die Theosophie''. Adyar-Verlag, Graz 1952. Seite 83</ref>
 
== Lehre ==
Infolge der wechselvollen Geschichte der Adyar-TG, sowie der Mitwirkung intellektuell höchst unterschiedlicher Persönlichkeiten, ist das Lehrgebäude der Adyar-TG das komplexeste und differenzierteste aller TGs und am schwierigsten einzugrenzen. An zentraler Stelle steht natürlich das Werk [[Helena Blavatsky]]s, doch [[Henry Steel Olcott|Olcott]], Besant, [[Charles Webster Leadbeater|Leadbeater]], [[Alfred Percy Sinnett|Sinnett]], [[Curuppumullage Jinarajadasa|Jinarajadasa]] oder [[Geoffrey Hodson|Hodson]], um nur wenige zu nennen, zählen mit ihrem umfangreichen Œvre ebenso zum Standardrepertoire der Adyar-theosophischen Literatur.
 
Die Adyar-TG sieht sich selbst keinesfalls als [[Religion]], sie behauptet vielmehr, die Wahrheiten und Übereinstimmungen, die in allen Religionen vorhanden sind, erforschen zu wollen. Von daher lautet die theosophische Maxime ''Keine Religion ist höher als die Wahrheit''. Theosophen versuchen also, durch das Studium von religiöser, philosophischer und wissenschaftlicher Literatur (siehe Ziel Nr. 2) der ''Wahrheit'' näherzukommen und damit einhergehend eine persönliche Vervollkommnung respektive spirituelle Höherentwicklung zu erreichen, ähnlich dem [[Jnana Yoga]]. Etwas tiefergehend ist dies im Artikel [[Theosophie]] erläutert.
 
Vor allem [[Buddhismus|buddhistische]], [[Hinduismus|hinduistische]] und [[Christentum|christliche]] Elemente bestimmen die theosophische Philosophie. Neben [[Neuplatonismus|neuplatonischen]] oder [[Gnostizismus|gnostischen]] Themen hat auch [[Yoga]], [[Hermetik]], [[Kabbala]] oder [[Astrologie]] ihren Platz und werden Fragen zum aktuellen [[Wikipedia:Mainstream|Mainstream]], moderner [[Esoterik]] oder [[Wikipedia:Interreligiöser Dialog|Interreligiöser Dialog]] diskutiert.
 
== Kritik ==
In der Regel wird die Adyar-TG von Kritikern nicht als eigenständige Organisation betrachtet und bewertet, sondern die Theosophie bzw. die Theosophische Bewegung als Ganzes kritisiert. Manche Einschätzung fußt daher auf Adyar-TG fremder und von ihr abgelehnter Literatur, wie z.&nbsp;B. jener von [[Alice Bailey]], wodurch eine gewisse Unschärfe der Vorwürfe unvermeidbar ist. Dabei kommt Kritik praktisch ausschließlich aus kirchlichen Kreisen.
*Die Evangelische Informationsstelle bemängelt, dass „''Der theosophische Entwicklungsgedanke […] genau wie der gleichzeitige [[Sozialdarwinismus]] eine Tendenz zum [[Rassismus]] hin [zeigt].''“<ref>http://www.relinfo.ch/theosophie-allgemein/info.html</ref>
*Die katholische Theologie bemerkt, „''Die Lehre der Theosoph. Gesellschaft wurde 1919 […] vom Lehramt als mit dem kath. Glauben unvereinbar verurteilt.''“<ref>http://www-theol.uni-graz.at/cms/dokumente/10001252/2f2d1537/theosophie.pdf Seite 1</ref>
 
== Fußnoten ==
<references />
<references />


== Literatur ==
{{Normdaten|TYP=p|GND=118525263|LCCN=n/79/81610|NDL=00437879|VIAF=54146831}}
*C.V. Agarwal: ''The Buddhist and the theosophical movements, 1873–1992''. Sarnath, Varanasi 1993.
*Bruce F. Campbell: ''Ancient wisdom revived. A history of the Theosophical movement''. University of California Press, Berkeley 1980, ISBN 0-520-03968-8.
*Hermann Rudolph Fischer: ''100 Jahre Theosophische Gesellschaft. Ein geschichtlicher Überblick''. Schatzkammerverlag Fändrich, Calw 1980.
*Joscelyn Godwin: ''The theosophical enlightenment''. State University of New York Press, Albany 1994, ISBN 0-7914-2152-X.
*Michael Gomes: ''The dawning of the theosophical movement''. Theosophical Publishing House, Wheaton 1987, ISBN 0-8356-0623-6.
*Hammer, Olav; Rothstein, Mikael: ''Handbook of the theosophical current''. Brill, Leiden 2013, ISBN 978-90-04-23596-0.
*[[Curuppumullage Jinarajadasa]]: ''The golden book of the Theosophical Society. A brief history of the Societys growth from 1875–1955''. Theosophical Publishing House, London 1925.
*K. Parvathi Kumar: ''Die theosophische Bewegung''. Edition Kulapati, Wermelskirchen 1996, ISBN 3-930637-07-3.
*Joy Mills: ''100 years of theosophy. A history of the Theosophical Society in America''. Theosophical Publishing House, Wheaton 1987, ISBN 0-8356-0235-4.
*Josephine Ransom: ''A Short History of the Theosophical Society''. Theosophical Publishing House, Wheaton 1992, ISBN 978-81-7059-122-1.
*James A. Santucci: ''Theosophy and the Theosophical Society''. Theosophical History Centre, London 1985, ISBN 0-948753-00-5.
*Peter Washington: ''Madame Blavatskys baboon. A history of the mystics, mediums, and misfits who brought spiritualism to America''. Schocken Books, New York 1995, ISBN 0-8052-4125-6.


== Weblinks ==
{{SORTIERUNG:Diderot, Denis}}
=== Geschichte ===
[[Kategorie:Philosoph]]
*[http://www.blavatskyarchives.com/garrtc.htm Die Theosophische Bewegung 1875–1925] (englisch)
[[Kategorie:Geistlicher]]
*[http://www.phx-ult-lodge.org/theosophica%20lmovement.htm Die Theosophische Bewegung 1875–1950] (englisch)
[[Kategorie:Autor]]
*[http://www.austheos.org.au/topics/ma-uniquespiritual.htm Historischer Rückblick der Adyar-TG von 1875 bis 1907] (englisch)
[[Kategorie:Aufklärer]]
*[http://www.austheos.org.au/topics/po-livingtradition.htm Historischer Rückblick der Adyar-TG seit 1907] (englisch)
[[Kategorie:Schriftsteller]]
*[http://www.alpheus.org/html/contentindices/theosophy_index.html Artikel und Links zur theosophischen Geschichte] (englisch)
[[Kategorie:Dramatiker]]
*[http://www.stelling.nl/simpos/theosophy.htm Artikel und Links zur theosophischen Geschichte] (englisch)
[[Kategorie:Essayist]]
[[Kategorie:Enzyklopädist]]
[[Kategorie:Universalgelehrter]]
[[Kategorie:Franzose]]
[[Kategorie:Geboren 1713]]
[[Kategorie:Gestorben 1784]]
[[Kategorie:Mann]]


=== Websites der Adyar-TG ===
{{Personendaten
*[http://www.ts-adyar.org/ Hauptquartier in Indien] (englisch)
|NAME=Diderot, Denis
*[http://www.theosophical.org/ Amerikanische Sektion] (englisch, sehr umfangreich)
|ALTERNATIVNAMEN=Abbé Diderot; Diderot, Dionysius
*[http://www.theosophical-society.org.uk/ Englische Sektion] (englisch)
|KURZBESCHREIBUNG=französischer Schriftsteller und Philosoph
*[http://www.theosophie.ch/ Schweizer Repräsentanz]
|GEBURTSDATUM=5. Oktober 1713
*[www.theosophischegesellschaft.com Österreichische Repräsentanz]
|GEBURTSORT=[[Langres]], [[Champagne]], [[Frankreich]]
*[http://www.theosophie-adyar.de/ Deutsche Repräsentanz]
|STERBEDATUM=31. Juli 1784
|STERBEORT=[[Paris]], [[Frankreich]]
}}


[[Kategorie:Theosophie]][[Kategorie:Theosophische Gesellschaft]]
{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 20. September 2017, 07:16 Uhr

Denis Diderot, Gemälde von Louis-Michel van Loo, 1767. Darunter die Unterschrift von Denis Diderot
Signatur
Signatur

Denis Diderot [dəni didʁo] (* 5. Oktober 1713 in Langres; † 31. Juli 1784 in Paris) war ein französischer Abbé, Schriftsteller, Übersetzer, Philosoph, Aufklärer, Literatur- und Kunsttheoretiker[1], Kunstagent für die russische Zarin Katharina II. und einer der wichtigsten Organisatoren und Autoren der Encyclopédie.

Zusammen mit Jean-Baptiste le Rond d’Alembert war Diderot, der über ein herausragendes universales, laut Voltaire „pantophiles“[2] Wissen verfügte, Herausgeber der großen französischen Encyclopédie, zu der er selbst als Enzyklopädist etwa 6000 von insgesamt 72.000 Artikeln beitrug. Als Autor von Bühnenwerken hatte er großen Anteil am Entstehen des bürgerlichen Dramas. Seine Romane und Erzählungen – zumeist postum erschienen wie La Religieuse, Jacques le fataliste oder Le Neveu de Rameau – leisteten in verschiedener Weise ihren Beitrag zu den großen Themen der Zeit der (französischen) Aufklärung, so zu den Fragen der Selbstbestimmung des Menschen, des Leib-Seele-Problems und des Gegensatzes von Determinismus und Willensfreiheit sowie zur Kritik an der Religion.

In seinen Werken wird eine deutliche Entwicklung von einer theistischen über eine deistische zu einer atheistischen Haltung erkennbar. Doch gibt es auch Hinweise darauf, dass seine materialistischen und atheistischen Vorstellungen schon in den frühen Werken, so z. B. in den Pensées philosophiques (1746),[3] kenntlich werden.[4] Nachgerade lässt sich Diderots Einstellung[5] die sich auf die Erfahrung individueller Sinneseindrücke oder Wahrnehmungen bezieht, in die Kategorie des Begriffs Sensualismus einordnen.[6]

Diderot trat in seinen Spätwerken für die Popularisierung des Geistes der Aufklärung, des Atheismus und gegen den aus seiner Sicht verbreiteten Aberglauben und Bigotterie ein. Diderot und seine Mitstreiter, die philosophes, überließen in ihren Werken nicht mehr den religiösen Institutionen und verschiedensten Agenturen die alleinige Deutungs- und Interpretationshoheit über die Welt und die Wissenschaften. Somit gab es für den Glauben an übernatürliche und irrationale Kräfte im unter aufklärerischen Einfluss stehenden Europa sowie in Nord- und Südamerika weniger Raum.

Im Zentrum des diderotschen Denkens stand das Spannungsfeld – und dies mag auch für andere Denker des 18. Jahrhunderts gelten – zwischen Vernunft und Sensibilität, sens et sensibilité. Vernunft zeichnete sich für Diderot durch die Suche nach wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen und der Überprüfbarkeit der empirisch beobachteten und bewiesenen Fakten aus, ohne dabei in der rein quantitativen Erfassung der Wirklichkeit, in mathematischen Aussagen, verhaftet zu bleiben. In den Jahren 1754 bis 1765 entwickelte er die Lehre von der universellen Sensibilität, sensibilité universelle.

Für Diderot war Naturwissenschaft dadurch charakterisiert, dass sie nicht nach einem Warum fragen, sondern auf die Frage nach dem Wie eine Antwort finden solle. Er beschäftigte sich mit vielen Wissensgebieten, darunter Chemie, Physik, Mathematik, vor allem aber Naturgeschichte sowie Anatomie und Medizin.

Als philosophische Position erarbeitete er sich – so zu erkennen in seinen späteren Werken – eine (undogmatische) materialistische Geisteshaltung. Obgleich Diderot kein Philosoph war, der sich mit „begründungstheoretischen“ Problemen oder systematisierenden, analytischen Reflexionen beschäftigte, zählt er zu den vielfältigsten und innovativsten philosophischen Autoren des 18. Jahrhunderts.

Diderot und seine Weggefährten waren mit ihren aufklärerischen Gedanken und Publikationen gegenüber den vorherrschenden Vorstellungen im Ancien Régime häufig Repressionen ausgesetzt. Seine Erfahrungen mit der Inhaftierung im Jahr 1749 ließen ihn gegenüber weiteren Kontrollen und Überwachungen durch die verschiedenen Agenturen aufmerksam sein, obwohl ihm und den Enzyklopädisten einige Personen aus dem Kreis der Einflussreichen und Herrschenden, so Mme de Pompadour, Mätresse von Ludwig XV., und auch einige Minister, aber vor allem der Chefzensor, Censure royale Chrétien-Guillaume de Lamoignon de Malesherbes, insgeheim zur Seite standen. So war den interessierten Zeitgenossen Diderots, die ihn ausschließlich über seine Publikationen kannten, nur eine begrenzte Auswahl an Essays, Romanen, Dramen zugänglich, wohl aber alle seine Beiträge zur Encyclopédie.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Denis Diderot - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikisource: Denis Diderot – Quellen und Volltexte (deutsch)
 Wikisource: Denis Diderot – Quellen und Volltexte (français)

Wikisource: Lettres à Sophie Volland. Quellen und Volltexte (französisch)

Einzelnachweise

  1. Diderot, Denis. In: Die Brockhaus Enzyklopädie Online. 1. Januar 2012, abgerufen am 18. Juli 2016.
  2. Gerhard Rudolph: Diderot, Denis. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 305.
  3. F. Venturi: Jeunesse de Diderot. 1939, S. 12.
  4. U. Winter: Der Materialismus bei Diderot. 1972, S. 8.
  5. Cordula Neis: Anthropologie im Sprachdenken des 18. Jahrhunderts: die Berliner Preisfrage nach dem Ursprung der Sprache (1771). (= Studia linguistica Germanica. Band 67). Walter de Gruyter, Berlin 2003, ISBN 3-11-017518-5, S. 63.
  6. Der Begriff „Sensualismus“ war zum ersten Mal 1804 von dem Franzosen Joseph Marie Degérando in seiner Geschichte der Philosophie verwendet worden. Er bezeichnete damit neuzeitliche Erkenntnistheorien, die physisches Empfinden als Ursprung allen Denkens und Handelns auffassten. In der Folge wurde die Bezeichnung „Sensualismus“ als philosophiehistorische Kategorie genutzt und auch auf vergleichbare Sichtweisen antiker Philosophen angewendet. Der Sensualismus ist eine besonders in England im 17. Jahrhundert einflussreiche Geistesströmung der Aufklärung. Davon ausgehend ist er aber auch eine in Frankreich heimische philosophische Richtung.


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