Luftlautformen und Internationales Kulturzentrum Achberg: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Luftlautform_s.gif|thumb|Stimmloses «S» wie in «Hast» als [[Luftlautform]]; Skizze nach Johanna F. Zinke]]
[[Image:ink-a.jpg|thumb|right|Internationlaes Kulturzentrum [[wikipedia:Achberg|Achberg]]]]
Die '''Luftlautformen''' sind charakteristische, in ihrer typischen Gestalt reproduzierbare Gebilde, die der durch den [[Atem]] ausströmenden [[Luft]] durch die [[Wikipedia:Artikulation (Linguistik)|artikulierten]] [[Laute]] der [[mensch]]lichen [[Sprache]] flüchtig aufgeprägt werden. Die formbildenden Kräfte der artikulierten Lautsprache bilden der ausgeatmeten Atemluft charakteristische Formen ein, die durch geeignete Methoden, etwa die Toeplersche Schlierenoptik, sichtbar gemacht werden können. Johanna F. Zinke hat darüber ausführliche Untersuchungen angestellt.
Das '''Internationale Kulturzentrum Achberg''' (INKA) ist ein "Ort, der dem Ziel gewidmet ist, für die Alternative eines „[[wikipedia:Dritter Weg|dritten Weges]]“, jen­seits von [[Kapitalismus]] und Kommunismus, zu wirken.
Mit dieser Idee knüpfen die Mitarbeiter des Kultur­zen­trums an den Impuls der [[Drei­gliederung des sozialen Organismus]]“ an, den [[Rudolf Steiner]] um das Ende des 1. Weltkriegs, also vor beinahe 100 Jahren, dem Mitteleuropa jener Zeit zu ver­mitteln versuchte.
In diesem Sinne will das INKA mit seiner Tagungsstätte, dem  [http://www.humboldt-haus.de Humboldt-Haus] ein Ort der Begegnung und Bewegung sein." (Selbstbeschreibung des 1971 gegründeten Zentrums auf der Website des INKA)


Solche Luftlautformen werden allerdings nur unmittelbar von einem menschlichen Sprecher erregt; ein Lautsprecher löscht sie hingegen aus und überträgt nur mechanische Schwingungen. Für das bewusste Erleben mag das wenig Unterschied machen, für den unbewusst wirkenden Nachahmungstrieb des Kindes geht aber gerade das Wesentlichste verloren. Und das gilt ebenso für die feinere Ausgestaltung der künstlerischen Sprache beim Erwachsenen. {{Lit|Zinke, S 17}}  
{{LZ|Die Dreigliederer [[Wilfried Heidt]] und [[Peter Schilinski]] begründeten 1971 zusammen mit anderen in Achberg ein ''Internationales Kulturzentrum'' (INKA). Es war als Forum der Begegnung zwischen allen ausgelegt, die einen "dritten Weg" zwischen Kapitalismus und Staatssozialismus suchten. Zu denen, die an den Tagungen mitwirkten, gehörten ab 1973 Prager Reformer wie [[Ota Sik]], der frühere Wirtschaftsminister und stellvertretenden Ministerpräsident der CSSR, und Eugen Löbl, früher Staatsbankpräsident in Bratislava. Als Ideengeber trat dort besonders der Physiker und Sozialwissenschaftler [[Wilhelm Schmundt]] (1892 - 1992) in Erscheinung. Ihm zur Seite trat der Künstler [[Joseph Beuys]]. Er hatte schon viele Jahre Schilinskis Zeitschrift bezogen und war im Frühjahr 1973 Heidt begegnet. Seine Zusammenarbeit mit Wilhelm Schmundt, den er als 'unseren großen Lehrer' bezeichnete, wurde sehr intensiv.|Strawe 2011, S. 674}}  


Kinder, wenn sie die Sprache erlernen, fühlen sich sehr sensibel in diese gestaltenden Kräfte ein. Der US-amerikanische Forscher [[William S. Condon]] entdeckte gemeinsam mit Louis W. Sander in den 1970er Jahren, dass Babys ihre Bewegungen mit der gehörten Sprache der Erwachsenen synchronisieren. Wie er mittels Hochgeschwindigkeitskameras feststellte, führt der gesamte menschliche Körper beim Sprechen charakteristische Mikrobewegungen aus, die überraschenderweise unbewusst von dem zuhörenden Menschen mit einer minimalen Zeitverzögerung  synchron nachgeahmt werden. Condon dokumentierte diese linguistisch-kinesische Seiten des menschlichen Verhaltens über einen Zeitraum von dreißig Jahren<ref>Lutzker, S. 61</ref>.
== Weblinks ==
*http://www.kulturzentrum-achberg.de
*http://www.ig-eurovision.net
*http://www.humboldt-haus.de


{{LZ|Condon stieß auf einen bis dahin unbekannten Vorgang, der gesetzmäßig
== Siehe auch ==
mit dem Sprechen verknüpft: ist, sich aber nur mit moderner Technik
*[[Joseph Beuys]]
aufdecken ließ: Während des Sprechvorgangs, so stellte er fest, vollführt
*[[Wilfried Heidt]]
der gesamte Körper des Sprechers winzige Bewegungen, die der gewöhnlichen
Beobachtung entgehen. Zu diesem Resultat kam er, indem
er Menschen beim Sprechen mit Hochgeschwindigkeitskameras (30 und
48 Bilder pro Sekunde) filmte und anschließend die Einzelbilder einer
aufwendigen Mikroanalyse unterzog. Die Analyse ergab, dass die feinen
Bewegungen (''Mikrokinesik'') genau synchron mit dem Sprechakt ablaufen
und die gesamte Körpermuskulatur betreffen, vorn Kopf bis zu den
Füßen. Im Fortgang seiner Forschungen spielte Condon die Signale der
Tonspur synchron als Lichtsignale auf den Film (ein Verfahren, das vom
Kinofilm bekannt war), sodass er bei jedem einzelnen der 30 oder 48 Bilder
pro Sekunde genau sehen konnte, bei welchen Lauten im Sprechfluss
welche gestischen Bewegungen an der Körperoberßäche auftraten. Dadurch
ließ sich eindeutig belegen, dass es sich bei den Mikrobewegungen
nicht um eine belanglose Begleiterscheinung handelt, sondern um eine
bis in die letzten Feinheiten reichende vollständige Kongruenz von Ton
und Bewegung...


Die größte Überraschung aber stand Condon noch bevor: Als er beiläufig
== Literatur ==
die Kamera während eines Dialogs auf beide Partner richtete, musste
*Giese, Reinhard (Hrsg.): Sozial handeln - aus der Erkenntnis des sozial Ganzen. Soziale Dreigliederung heute, Verlag Reinhard Giese, 1980 (Enthält einen Bericht von Schilinski und eine Beschreibung von Heidt)
er feststellen, dass der hörende Mensch auf die wahrgenommene Sprache
=== Zitierte Literatur ===
mit eben denselben feinen Bewegungen antwortet, die der Sprecher unbewusst
*Strawe, Christoph: Entstehungsbedingungen und Wirkungsgeschichte des Arbeitsansatzes der Dreigliederung des sozialen Organismus. In: Rahel Uhlenhoff (Hrsg.): Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart. Berliner Wissenschaftsverlag 2011, S. 649 - 705
vollführt, ebenfalls vorn Kopf bis zu den Füßen, und genau synchron
[[Kategorie:Soziales Leben]][[Kategorie: Soziale Dreigliederung]]
zu den gesprochenen Lauten, mit einer minimalen Zeitverzögerung
von 40 bis 50 Millisekunden, die für den Weg vom Mund zum Ohr des
anderen benötigt werden<ref>„Diese synchronen Bewegungen werden allerdings nicht immer an denselben Körperteilen
wahrnehmbar. Aus Condons Filmaufnahmen ist zu ersehen, dass Bewegungen,
die beim Sprecher an bestimmten Regionen des Oberkörpers auftreten,
sich beim Zuhörer beispielsweise auch in den Bewegungen der Zehen zeigen können,
was jedoch nichts daran ändert, dass der Bewegungsduktus genau gleich ist.“</ref>. Eine bewusste Reaktion ist da mit Sicherheit
auszuschließen. Condon beschrieb diese erstaunliche Synchronizität von
Sprech- und Hörbewegungen mit den Worten: «Bildlich gesehen ist es,
als ob der ganze Körper des Hörers in präziser und füeßender Begleitung
zur gesprochenen Sprache tanzte.»<ref>William S. Condon: ''An Analysis of Behavioral Organization'', in: ''Sign Language Studies'' 13 (1976); Neuauflage: ''Sign Language Studies'' 59 (1988), S. 59.</ref>|Patzlaff, S. 148f.}}
 
== Literatur ==  
#Johanna F. Zinke, Rainer Patzlaff (Hrsg.): ''Luftlautformen sichtbar gemacht. Sprache als plastische Gestaltung der Luft.'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2001, ISBN 3-7725-1856-7
#[[Rainer Patzlaff]]: ''Sprache – das Lebenselixier des Kindes: Moderne Forschung und die Tiefendimensionen des gesprochenen Wortes'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2017, ISBN 978-3772528583
#Peter Lutzker: ''Der Sprachsinn. Sprachwahrnehmung als Sinnesvorgang'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2017, ISBN 9783772528576, eBook ASIN B075GYZLSD
#Condon, W. S. (1996). ''Sound-Film Microanalysis: A Means for Correlating Brain and Behavior in Persons with Autism''. Proceedings of the 1996 ''Autism Society of America'' National Conference, Milwaukee, WI, July 1996, 221–225.
# Condon, W. S. (1985). ''Sound-Film Microanalysis: A Means for Correlating Brain and Behavior''. In Frank Duffy and Norman Geschwind (Eds.), ''Dyslexia: A Neuroscientific Approach to Clinical Evaluation'', Boston, MA: Little, Brown & Co., 123–156.
# Condon, W. S. (1974) ''Cultural Microrhythms''. In M. Davis (Ed.), Interaction Rhythms. New York: Human Sciences, 1982.
# Condon, W. S. (1971). ''Speech and Body Motion Synchrony of the Speaker-Hearer''. In D. L. Horton and J. J. Jenkins (Eds.), Perception of Language, Columbus, Ohio: Merrill, 150–173.
# Condon, W. S. (1974). ''Multiple response to sound in autistic-like children''. Proceedings of the National Society for Autistic Children Conference, Washington, DC, June 1974.
# Condon, W. S. and Sander, L. W. (1974). ''Neonate movement is synchronized with adult speech. Integrated participation and language acquisition''. Science 183:99.
# Condon, W. S. (1963) ''Synchrony units and the communicational hierarchy''. Paper presented at Western Psychiatric Institute & Clinics, Pittsburgh, PA
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />
 
[[Kategorie:Mensch]] [[Kategorie:Sprache]]

Version vom 3. Februar 2016, 16:39 Uhr

Internationlaes Kulturzentrum Achberg

Das Internationale Kulturzentrum Achberg (INKA) ist ein "Ort, der dem Ziel gewidmet ist, für die Alternative eines „dritten Weges“, jen­seits von Kapitalismus und Kommunismus, zu wirken. Mit dieser Idee knüpfen die Mitarbeiter des Kultur­zen­trums an den Impuls der „Drei­gliederung des sozialen Organismus“ an, den Rudolf Steiner um das Ende des 1. Weltkriegs, also vor beinahe 100 Jahren, dem Mitteleuropa jener Zeit zu ver­mitteln versuchte. In diesem Sinne will das INKA mit seiner Tagungsstätte, dem Humboldt-Haus ein Ort der Begegnung und Bewegung sein." (Selbstbeschreibung des 1971 gegründeten Zentrums auf der Website des INKA)

„Die Dreigliederer Wilfried Heidt und Peter Schilinski begründeten 1971 zusammen mit anderen in Achberg ein Internationales Kulturzentrum (INKA). Es war als Forum der Begegnung zwischen allen ausgelegt, die einen "dritten Weg" zwischen Kapitalismus und Staatssozialismus suchten. Zu denen, die an den Tagungen mitwirkten, gehörten ab 1973 Prager Reformer wie Ota Sik, der frühere Wirtschaftsminister und stellvertretenden Ministerpräsident der CSSR, und Eugen Löbl, früher Staatsbankpräsident in Bratislava. Als Ideengeber trat dort besonders der Physiker und Sozialwissenschaftler Wilhelm Schmundt (1892 - 1992) in Erscheinung. Ihm zur Seite trat der Künstler Joseph Beuys. Er hatte schon viele Jahre Schilinskis Zeitschrift bezogen und war im Frühjahr 1973 Heidt begegnet. Seine Zusammenarbeit mit Wilhelm Schmundt, den er als 'unseren großen Lehrer' bezeichnete, wurde sehr intensiv.“ (Lit.: Strawe 2011, S. 674)

Weblinks

Siehe auch

Literatur

  • Giese, Reinhard (Hrsg.): Sozial handeln - aus der Erkenntnis des sozial Ganzen. Soziale Dreigliederung heute, Verlag Reinhard Giese, 1980 (Enthält einen Bericht von Schilinski und eine Beschreibung von Heidt)

Zitierte Literatur

  • Strawe, Christoph: Entstehungsbedingungen und Wirkungsgeschichte des Arbeitsansatzes der Dreigliederung des sozialen Organismus. In: Rahel Uhlenhoff (Hrsg.): Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart. Berliner Wissenschaftsverlag 2011, S. 649 - 705