Äon

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Der Begriff Äon oder Aion (von griech. αἰών, aion) wird in doppeltem Sinn gebraucht. Einerseits wird damit auf eine bestimmte in sich abgeschlossene Lebenszeit, eine Generation, ein Zeitalter, einen Entwicklungszyklus usw., also auf einen begrenzten Zeitraum gedeutet, anderseits steht der Begriff Äon auch für die Ewigkeit, also für das, was weder einen Anfang noch ein Ende hat bzw. jenseits der Zeit existiert.

Philosophie

Platon verwendet den Begriff im Sinne von „Ewigkeit“ in seinem Weltschöpfungsdialog Timaios als Gegenbegriff zu Chronos, mit dem er auf die Zeitlichkeit der geschaffenen Welt hinweist.

Erstmal erwähnt wird der wesenhafte Aion in der Logoslehre des Heraklit. Ein Knabe spielt ein Brettspiel, das die Abfolge zyklischer Zeitabläufe (Tage, Jahreszeiten, Weltalter) symbolisiert. Endet das Spiel, werden die Steine neu aufgestellt und ein neues Spiel, d.h. ein neuer Zyklus beginnt.

„Aion ist ein Knabe, der spielt, die Brettsteine hin und her setzt: einem Knaben gehört die Königsherrschaft.“[1]

Für Aristoteles ist ein Aion durch die Dauer bestimmt, in der ein Wesen sein naturgemäßes Ende, d.h. seine Vollendung bzw. sein Entwicklungsziel (Telos), erreicht[2].

Äonen als geistige Wesen

Aus geisteswissenschaftlicher Sicht liegt geistige Realität, die sich in den Äonen kundgibt, in den Archai, in den Geistern der Zeit begründet. Durch sie schließen sich die beiden widersprüchlich scheinenden Deutungen des Begriffs Äon zu einem sinnvollen Ganzen zusammen, denn ihnen obliegt es, die Urbilder der Schöpfung aus dem zeitlosen Reich der Ewigkeit dem Bereich der Zeitlichkeit einzupflanzen.

In der Genesis werden die regelrecht fortgeschrittenen Archai als Schöpfungstage (Jom (hebr. יום, Tag); Mehrzahl Jamim) bezeichnet, die als Diener der Elohim im Licht weben und daher auch als Geister des Lichts aufgefasst werden können. Ihnen stehen die vom alten Saturn herübergekommenen zurückgebliebenen Urengel entgegen, die in der Finsternis weben und darum Laj'lah (hebr. לילה, Nacht), Geister der Nacht, genannt werden. Sie haben sich gewisse Eigenschaften aus dem alten Saturndasein bewahrt, wo es noch kein Licht gab und die ganze Welt in Finsternis getaucht war. Die Laj'lah wirken bis heute in den lebenswichtigen Aufbaukräften, die während des Schlafes am physischen und Ätherleib arbeiten und dadurch die Schäden wieder ausbessern, die durch unser Tagesbewusstsein angerichtet werden. (Lit.: GA 122, S. 93ff) Wenn die Laj'lah allerdings ihre wohltuenden, lebensspendenden Kräfte, die bis in die tiefsten Gründe des physischen Leibes wirken, missbrauchen, werden sie zu Asuras - zu den gefährlichsten Widersachern, die wir kennen.

Anmerkungen

  1. DK Heraklit B 52. Heraklit knüpft hier an ein homerisches Gleichnis an.
  2. Aristoteles De caelo I, 9

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte, GA 122 (1984)
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
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