Nikotin und Metrum (Musik): Unterschied zwischen den Seiten

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'''Nikotin''' ist ein [[Wikipedia:Alkaloid|Alkaloid]], das hauptsächlich in [[Wikipedia:Tabak|Tabak]]pflanzen, in geringeren Mengen auch in anderen [[Wikipedia:Nachtschattengewächse|Nachtschattengewächse]]n vorkommt und vom [[Mensch]]en hauptsächlich durch das '''Rauchen''' in geringen Mengen in den [[Organismus]] aufgenommen wird. Eine Zigarette enthält etwa 12mg Nikotin, die aber nur teilweise in den Tabakrauch übergehen. In reiner Form ist Nikotin eine farblose, ölige Flüssigkeit, die sich an der Luft rasch braun verfärbt. Nikotin ist ein starkes [[Nerven]]gift. Die [[Wikipedia:Letale Dosis|tödliche Dosis]] für den erwachsenen [[Mensch]]en liegt bei etwa einem Milligramm pro Kilogramm Körpermasse; Nikotin ist damit giftiger als [[Arsen]] oder [[Kaliumcyanid]]. Gelangt Nikotin in den Blutkreislauf, regt es die Ausschüttung von [[Wikipedia:Adrenalin|Adrenalin]] und der [[Wikipedia:Neurotransmitter|Neurotransmitter]] [[Wikipedia:Dopamin|Dopamin]] und [[Wikipedia:Serotonin|Serotonin]] an. Nikotin steigert den Blutdruck und erhöht die Pulsfrequenz, wodurch nach [[Rudolf Steiner]] zugleich der [[Sauerstoff]]bedarf gesteigert wird. Da die Atemfrequenz aber nicht in gleichem Mass gesteigert wird, entsteht durch Nikotingenuß eine latente kleine Atemnot, die [[Unterbewusstsein|unterschwellige]] [[Angst]]zustände auslöst. Durch die Erhöhung der Herzfrequenz wird das Lebenstempo des [[Mensch]]en überhaupt gesteigert, wodurch der [[Organismus]] stärker belastet wird. Eine gewisse positiv anregende Wirkung hat Nikotin bei Menschen mit zu trägem Pulssschlag, was sich [[seelisch]] so auswirkt, "daß er herumgeht und irgend etwas will, aber er weiß nicht, was er will. Die sind dann, wie man sagt, unbefriedigt im Leben." {{Lit|GA 348, S 352}} In diesen Fällen empfiehlt Rudolf Steiner sogar mäßigen Tabakkonsum.
[[Datei:ZeitMetrum-01.tif|400px|right]]
Die ''Metrik'' als Wissenschaft vom Metrum in Sprache und Musik ist nicht exakte Natur-, sondern logische [[Geisteswissenschaft]]. Unter Metrum (gr. μέτρον ''métron'', allgemein: Maß, Maßstab, speziell: Silben- und Versmaß) werden – im engeren Sinn – die Gewichts- bzw. Betonungsverhältnisse ([[Akzent (Linguistik)|Akzentuation]]), in der Sprache der Wörter und Sätze, in der Musik der diesen entsprechenden Motive und Phrasen verstanden, durch die der geistige ''[[Bedeutung (Sprachphilosophie)|Bedeutungsinhalt]]'' bzw. ''[[Sinn (Semantik)|Sinngehalt]]'' dieser [[Form (Philosophie)|Formgebilde]] ([[Gestalt|'Gestalten']]) zum Ausdruck gebracht wird.


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In der Sprache beruht der [[Begriff (Philosophie)|Metrumbegriff]] – im weiteren Sinn – auf seiner Bedeutung als Silbenmaß. Gemessen wird erstens die nicht genau bestimmbare quantitative Länge ('quantitierende Metrik') und zweitens das durch die Wortbedeutung festgelegte qualitative Gewicht ('akzentuierende Metrik') der Silben im natürlichen Wort und im künstlichen Vers.
"Bringe ich also Tabak in den menschlichen Organismus,
so regt er zunächst die Blutzirkulation an. Das Blut wird lebhafter, zirkuliert lebhafter.
Jetzt regt es aber nicht in demselben Maße die Atmung an. Die Atmungsstöße,
die bleiben dieselben. Aber nun paßt der Blutkreislauf nicht mehr mit der Atmung
zusammen. Die Folge davon ist, daß, während sich mit jedem Pulsschlag eine bestimmte
Menge Sauerstoff mit dem Blut verbinden sollte, das Blut nicht genügend
Sauerstoff erhält. Die Folge der Nikotinvergiftung ist also, daß das Blut zu große
Mengen Sauerstoff aufnehmen will, das heißt, daß das Blut zu viel Sauerstoff beansprucht.
Die Atmung gibt nicht so viel Sauerstoff her. Daher kommt es, daß eine ganz
geringe Atemnot eintritt. Diese ganz kleine Atemnot verursacht nämlich bei jedem
Atemzug ein Angstgefühl...


Die Folge davon ist, daß der Mensch ein viel zu
In der [[Melodie|melodischen]] Dimension der Musik bildet die zeitliche Aufeinanderfolge unterschiedlicher Tondauern den ''Rhythmus'' und '''das Betonungsgefüge''' ('Gewichtung') '''der Töne innerhalb formaler Bildungen''' (also nicht die einfache Aufeinanderfolge unterschiedlicher Tonstärken) das ''Metrum''. Die Tondauer ist ein genaues Zeitmaß, die Tonstärke ein genaues Schwingungsmaß (Amplitude); das (metrische) Tongewicht hingegen ist ein [[idee]]ller Wert, der einem Ton durch seine rangmäßige Beziehung zu mindestens einem weiteren Ton (im Intervall) zukommt.
schnelles Lebenstempo einschlägt und sich deshalb furchtbar rasch abnutzt. Und so
wird derjenige, der eben für seine Leibesverhältnisse zu viel Nikotin in seinen Leib
hineinbekommt, daran langsam zugrundegehen. Er geht eigentlich langsam zugrunde
an allerlei inneren, das Herz beeinflussenden Angstzuständen. Bei solchen
Menschen wird gewöhnlich die Nikotinvergiftung auch dadurch erkannt werden,
daß man findet, ihre Gedanken kommen nicht mehr ganz in Ordnung. Sie urteilen
gewöhnlich viel zu rasch. Sie steigern dann dieses viel zu rasche Urteilen manchmal
bis zu Verfolgungswahngedanken. So also kann man sagen, daß tatsächlich der Nikotingenuß,
wenn er als Genuß figuriert, die menschliche Gesundheit untergräbt.
Wenn der Blutkreislauf zu schnell ist im Verhältnis zum Atmen, hat man es mit
furchtbaren Angstzuständen zu tun, die aber nicht bewußt werden. Wenn aber einer
einen zu schwachen Blutkreislauf von irgend etwas anderem hat, dann drückt sich
das dadurch aus, daß er herumgeht und irgend etwas will, aber er weiß nicht, was er
will. Die sind dann, wie man sagt, unbefriedigt im Leben. Und wenn man also solch
einen Menschen hat, dann kann man sagen: Es ist sogar gut, ihm etwas Nikotin beizubringen,
ihn durch Nikotin zu heilen. Und da ihm das Rauchen angenehm ist, so
braucht man ihm nicht Nikotin als Medizin zu geben, sondern man kann ihm sogar
anraten, er solle rauchen, wenn er früher kein Raucher war." {{Lit|GA 348, S 250ff}}
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Nach Auskunft des anthroposophischen Arztes [[Werner Christian Simonis]] lindert regelmässiges Rauchen auch die unterschwellige Aggressivität eines Menschen. Dies berichtet jedenfalls [[Hermann Keimeyer]].
== Die Theorie ==
=== Musikmetrum und Sprachmetrum ===


Sofern Tabakgenuß nicht zum Suchtverhalten führt, hat er keinen störenden Einfluss auf den [[geist]]igen [[Schulungsweg]].
Sprache und Musik treten erst in ihrer differenzierenden und wertenden Laut- bzw. Klangform, die ja die eigentlich metrische ist, voll in Erscheinung. Die Theorie muss sich daher primär der realen, also tönenden Gestalten von Wort und Satz bzw. von [[Motiv (Musik)|Motiv]] und [[Phrase (Musik)|Phrase]] annehmen, andernfalls operiert sie mit leeren Begriffen. Die höheren Formbildungen wie Vers, Strophe, Periode usw., sind künstliche Gebilde, die nicht zur Metrik, sondern in der Sprache zur Verslehre und in der Musik zur [[Formenlehre]] gehören.


""Wenn man sich hinsetzen muß und irgendwie ein schweres
Das Sprachmetrum ist an das lexikalisch definierte Wort gebunden, die Silbengewichtung ist zusammen mit der Wortbedeutung gegeben (Beispiele: '''al'''le und Al'''lee''', über'''setzen''' und '''über'''setzen). Die grammatische Silbentrennung missachtet meistens diesen Sachverhalt (Beispiele: Hil-fe, rin-gen).
Buch liest, da wird das Blut angeregt. Sobald man sich anstrengen muß,
In der Musik sind die formalen Sinneinheiten, an die das Metrum gebunden ist (Figur, Tonsilbe, Motiv, Phrase), weder a priori bekannt, noch eindeutig dem Notentext oder spontan der Musik zu entnehmen. Sie müssen durch künstlerische, das heißt bewusst-intuitive Analyse gefunden oder bestimmt werden.
um etwas zu verstehen, wird das Blut angeregt. Aber das wollen ja die
Leute heute nicht mehr. Die wollen nicht sich anstrengen, um etwas zu
verstehen. Das ist etwas, was den Leuten ganz zuwider ist. Sie wollen
nichts verstehen! Und dadurch, wenn sie nichts verstehen wollen, wird
ihr Blut dick gemacht. Das dicke Blut geht dann langsamer, und die
Folge davon ist, daß sie fortwährend ein Mittel brauchen, um dieses
tatsächlich immer dicker werdende Blut in Gang zu bringen. In Gang
wird es gebracht, wenn sie den Glimmstengel, den Nikotinstengel in den kriegen.
Man sieht daraus, wie der menschliche Körper außerordentlich fein
in seiner Tätigkeit ist. Nicht nur, wenn man das Blut untersucht, bekommt man etwas heraus, sondern man bekommt auch etwas heraus,
wenn man die Art und Weise, wie sich ein Mensch verhält, ob er langsam oder schnell denkt, untersucht.
Also Sie sehen, meine Herren: Derjenige, der etwas wissen will über
die Wirkung des Nikotins, der muß eben den ganzen Blutkreislauf und
die Atmung genau kennen.
Mund stecken; aber dünner wird es nicht, nur die Blutzirkulation wird
immer schwerer. Und die Folge kann dann sein, daß sie in einem Alter,
wo das noch nicht der Fall zu sein brauchte, allerlei Alterserscheinungen
kriegen.
Man sieht daraus, wie der menschliche Körper außerordentlich fein
in seiner Tätigkeit ist. Nicht nur, wenn man das Blut untersucht, bekommt man etwas heraus, sondern man bekommt auch etwas heraus,
wenn man die Art und Weise, wie sich ein Mensch verhält, ob er langsam oder schnell denkt, untersucht.
Also Sie sehen, meine Herren: Derjenige, der etwas wissen will über
die Wirkung des Nikotins, der muß eben den ganzen Blutkreislauf und
die Atmung genau kennen." (Lit.: [[GA 348]], S. 253 f)


Der Name des Nikotins leitet sich von dem französischen Diplomaten und Gesandten am portugiesischen Hof [[Wikipedia:Jean Nicot|Jean Nicot]], sieur de Villemain ([[Wikipedia:1530|1530]] in [[Wikipedia:Nîmes|Nîmes]]; † [[Wikipedia:1604|1604]] in [[Wikipedia:Paris|Paris]]) ab, der den [[Wikipedia:Tabak|Tabak]] als Heilpflanze nach [[Wikipedia:Frankreich|Frankreich]] brachte, wo sich dadurch der Tabakkonsum schon sehr früh weit verbreitete.
=== Musikmetrische Begriffe und Zeichen ===
 
Es gibt zwei polare metrische Werte oder Elemente: ein Ton (oder eine kurze Tonfolge) ist schwer (betont) oder leicht (unbetont). Ein betonter Ton wird Schwere oder Hebung genannt (Zeichen: —), ein unbetonter Ton Leichte oder Senkung (Zeichen: ‿), abgeleitet vom Erheben und Absenken der Stimme. Bezüglich der altgriechischen Begriffe [[Arsis und Thesis]] s. d. Die metrischen Elemente können noch differenziert werden, in der Notation erhalten sie dann ein Akzentzeichen.
 
Ein musikalisches Metrum von bestimmter Form heißt Klangfuß, nach dem Vorbild von Wortfuß und Versfuß. Die wichtigsten sind: Trochäus — ‿ , Jambus ‿ — , Daktylus — ‿ ‿ , Amphibrachys ‿ — ‿,  Anapäst ‿ ‿ — , Erster — ‿ ‿ ‿ bis Vierter Päon ‿ ‿ ‿ — .
 
=== Metrum und Takt ===
 
Der 'Takt' dient der Notation des Metrums, er ist ein treues Abbild des metrischen Systems. Er wird in der Musik nicht unmittelbar gehört, sondern wohnt ihr virtuell inne. Will man ihn bewusst erfassen, muss man ihn durch Abzählen, Klopfen, Taktschlagen oder Tanzen mitmachen.
 
Der vollständige Taktbegriff beinhaltet: 1. den gleichmäßigen Grundschlag (Taktschlag, Taktteil, Zählzeit; Beispiele: Pulsschlag); 2. einen Notenwert als relative Zeitdauer des Grundschlags; 3. die Anzahl der Grundschläge, die den Taktumfang bedingen; und 4. das Betonungsmuster oder Metrum dieser Grundschläge, deren erster, die 'Eins', die Taktschwere darstellt.
 
=== Metrum und Rhythmus ===
 
Der Rhythmus ist ein vital-zeitliches, das Metrum ein mental-überzeitliches Prinzip der Musik, ersteres bildet den Unterbau, letzteres den Überbau. Der melodische Bewegungsverlauf basiert auf einem vollkommenen, mathematisch fundierten rhythmischen System. Die in der Notation an ihre graphische Form gebundenen relativen Ton- und Pausendauern, Ganze, Halbe, Viertel, Achtel usw., werden theoretisch als hierarchisch angeordnete Zeitwert-Ebenen beschrieben. Die Hauptebene ist in der Taktbezeichnung angegeben. In der erklingenden Musik aber erlebt man den ganzheitlichen Rhythmus ({{lang|grc|ῥυθμός}} ''rhythmos'' „Rhythmus“, Takt; Gleichmaß, Regelmäßigkeit), die sog. Ebenen existieren nur begrifflich.
 
Dieses exakte rhythmische System bildet die materiale Grundlage für das nicht quantifizierbare metrische System, indem eine bestimmte Tondauer zum Zeitmaß für das einzelne metrische Element (Hebung oder Senkung) und eine bestimmte Tonanzahl zum Betonungsmuster des Taktes werden.
[[Datei:Rh+Metr.tif|300px]]
 
Die Musik in ihrer Klanggestalt hat ihre eigene, organische Struktur, die von den rhythmisch wie metrisch konstituierten Formgestalten gebildet wird, nach denen auch das zugrunde liegende Taktmodell eingerichtet ist.
 
=== Metrum und Form ===
 
Vom Taktmetrum können abstrakte Formen, ''Metren'', abgeleitet werden. Der Zweiertakt liefert den Trochäus und Jambus, der Dreiertakt den Daktylus, Anapäst und Amphibrachys, der Vierertakt die vier Päone. In der erklingenden Musik werden diese Metren durch ihre künstlerische, besonders rhythmische Form zu ''Klangfüßen''.
[[Datei:MetrenForm.tif|500px]]
 
Wird ein Taktteil rhythmisch unterteilt, so wird eine weitere Zeitwert-Ebene aktiv, so dass ein dritter Klangfuß abgeleitet werden kann, z. B. wenn im Zweiertakt eine Viertelnote zu zwei Achtelnoten wird:
[[Datei:MetrRh_a.tif|180px]]
 
Und umgekehrt führt ein doppelter Notenwert zum Wegfall eines metrischen Elements und damit eines Klangfußes.
 
== Die Praxis ==
=== Der Takt ===
{{Hauptartikel|Takt (Musik)}}
 
Der notierte Takt liefert optisch ein klares Bild des einem Musikstück zugrunde liegenden ''metrischen Systems''. Der Nenner des Taktbruchs bezeichnet die einzelne Schlagdauer, der Zähler die Anzahl dieser Dauern (pro Takt), und der Taktstrich den ersten Schlag als Schwere und damit die übrigen als Leichte. Die häufigsten Taktarten sind der Zweier- oder ''binäre'', der Dreier- oder ''ternäre'' und der Vierer- oder ''quaternäre'' Takt.
[[Datei:MetrenTakt.tif|450px]]
 
Auch die Schlagfiguren der Chor- und Orchesterleiter machen den Takt sichtbar:
[[Datei:Schlagfigur1-4.tif|330px]]
 
=== Taktmetrum und Rhythmus ===
 
Der 'Takt' kann bereits durch den Rhythmus allein verändert werden, daher muss immer zwischen dem theoretischen, starren Metrum des Taktschemas und dem erklingenden, sich unaufhörlich verwandelnden Metrum der Musik unterschieden werden:
[[Datei:MetrRh_c2.tif|280px]]
 
=== Die Synkope ===
 
Eine Spannung oder Reibung zwischen dem Taktmetrum und dem Musikmetrum führt zur sogenannten [[Synkope (Musik)|Synkope]] (von gr. συν-κοπτειν ''syn-koptein'', zusammenschlagen, -stoßen), die je nach Lage im Takt von unterschiedlicher Stärke ist. Im folgenden Beispiel wird die schwere Silbe [un-] auf der Takt-Eins zur eigentlich leichten Takt-Drei noch gesteigert. Das wird damit erklärt, dass die folgende, schwere Takt-Eins auf die Takt-Drei zurück verlagert wird; in Wirklichkeit aber bestimmt immer das Motiv, welches hier das Wort "unverstanden" vertont, den Takt, und nicht der Takt das Motiv. Auch sollten rhythmische Bildungen nicht in den Synkopenbegriff einbezogen werden, andernfalls verwässert man ihn. Die musikalische Synkope ist ein rein metrisches Phänomen.
[[Datei:Synk unverstand.tif|280px]]
 
=== Motiv- und Phrasenmetrum ===
 
Das Metrum ist untrennbar an die musikalischen Formbildungen der Figuren, Motive, Phrasen und Themen gebunden, in welchen sich neben der klangsinnlichen Tonhöhenordnung und dem vitalen Rhythmus der ideelle Gehalt der Musik ausspricht, der selbstverständlich nicht begrifflicher, sondern klangbildlicher Natur ist. Für die Notation dieser Formbildungen gibt es keine verbindlichen Schriftzeichen. Wird aber die Melodie nur dem Taktmetrum unterworfen, so kann sie bis zur Unkenntlichkeit entstellt werden.
 
In der Vokalmusik lässt sich das Problem vom Text her lösen: das Wortmetrum ist für die Vertonung verbindlich. Abweichungen zwischen Sprach- und Musikmetrum gehören zur künstlerischen Natur der Sache. Dem Anfang des folgenden Schubert-Liedes sind die vorliegenden drei metrischen Ebenen, das Taktmetrum, das Sprachmetrum und (rot) das Musikmetrum, eingezeichnet.
[[Datei:S AmBrunnen.tif|530px]]
 
Am Fugenthema C-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier II von J. S. Bach wird gezeigt, wie die Motive nach Umfang und Metrum aus dem reinen Notentext gewonnen werden. Sie sind mit einer Klammer formal und innerhalb der Klammer metrisch bezeichnet. Das Thema, das eine Phrase darstellt, besteht aus zwei verschiedenen Motiven, das erste kann auch als zweisilbig aufgefasst werden, das zweite, das den Anfang des ersten (die erste Silbe) aufgreift, wird mit geringer Änderung eine Stufe höher wiederholt (Sequenz). Das erste Motiv gehorcht dem Takt, die beiden folgenden setzen sich über ihn hinweg. Selbstverständlich muss das alles auditiv zum Ausdruck kommen, andernfalls wird schlecht oder falsch gespielt
[[Datei:MetrBaFugeC.tif|550px]]
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Takt und Rhaythmus}}
* {{WikipediaDE|Metrum (Musik)}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Peter Benary: ''Rhythmik und Metrik. Eine praktische Anleitung'' (= ''Musik-Taschen-Bücher. Theoretica.'' 7 = ''TB.'' 254). 2. Auflage. Musikverlag Gerig, Köln 1973, ISBN 3-89007-004-3.
* Walther Dürr, Walter Gerstenberg: ''Rhythmus, Metrum, Takt.'' In: ''Die Musik in Geschichte und Gegenwart.'' Band 11: ''Rasch – Schnyder von Wartensee.'' Bärenreiter, Kassel u. a. 1963, Sp. 383–419.
* Robert Jourdain: ''Das wohltemperierte Gehirn. Wie Musik im Kopf entsteht und wirkt.'' Spektrum – Akademischer Verlag, Heidelberg u. a. 1998, ISBN 3-8274-0224-7.
* Otto Paul: ''Deutsche Metrik.'' 3., vermehrte und verbesserte Auflage. Hueber, München 1950.
* Egon Sarabèr: ''Methode und Praxis der Musikgestaltung.'' Papierflieger-Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2011, ISBN 978-3-86948-171-5.
* Egon Sarabèr: ''Die Kunst des Notenlesens. Für Anfänger und Fortgeschrittene.'' 2., verbesserte Auflage 2018, Papierflieger-Verlag, Clausthal-Zellerfeld, ISBN 978-3-86948-626-0.
* Manfred Spitzer: ''Musik im Kopf. Hören, Musizieren, Verstehen und Erleben im neuronalen Netzwerk.'' 2. Auflage. Schattauer, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-7945-2940-7.


#Rudolf Steiner: ''Über Gesundheit und Krankheit. Grundlagen einer geisteswissenschaftlichen Sinneslehre'', [[GA 348]] (1997)
== Weblinks ==
{{Commonscat|Rhythm and meter|Metrum}}


{{GA}}
[[Kategorie:Takt und Rhythmus|!]]


[[Kategorie:Medizin]] [[Kategorie:Heilkunst]]
{{Wikipedia}}

Version vom 5. Juli 2019, 05:06 Uhr

Die Metrik als Wissenschaft vom Metrum in Sprache und Musik ist nicht exakte Natur-, sondern logische Geisteswissenschaft. Unter Metrum (gr. μέτρον métron, allgemein: Maß, Maßstab, speziell: Silben- und Versmaß) werden – im engeren Sinn – die Gewichts- bzw. Betonungsverhältnisse (Akzentuation), in der Sprache der Wörter und Sätze, in der Musik der diesen entsprechenden Motive und Phrasen verstanden, durch die der geistige Bedeutungsinhalt bzw. Sinngehalt dieser Formgebilde ('Gestalten') zum Ausdruck gebracht wird.

In der Sprache beruht der Metrumbegriff – im weiteren Sinn – auf seiner Bedeutung als Silbenmaß. Gemessen wird erstens die nicht genau bestimmbare quantitative Länge ('quantitierende Metrik') und zweitens das durch die Wortbedeutung festgelegte qualitative Gewicht ('akzentuierende Metrik') der Silben im natürlichen Wort und im künstlichen Vers.

In der melodischen Dimension der Musik bildet die zeitliche Aufeinanderfolge unterschiedlicher Tondauern den Rhythmus und das Betonungsgefüge ('Gewichtung') der Töne innerhalb formaler Bildungen (also nicht die einfache Aufeinanderfolge unterschiedlicher Tonstärken) das Metrum. Die Tondauer ist ein genaues Zeitmaß, die Tonstärke ein genaues Schwingungsmaß (Amplitude); das (metrische) Tongewicht hingegen ist ein ideeller Wert, der einem Ton durch seine rangmäßige Beziehung zu mindestens einem weiteren Ton (im Intervall) zukommt.

Die Theorie

Musikmetrum und Sprachmetrum

Sprache und Musik treten erst in ihrer differenzierenden und wertenden Laut- bzw. Klangform, die ja die eigentlich metrische ist, voll in Erscheinung. Die Theorie muss sich daher primär der realen, also tönenden Gestalten von Wort und Satz bzw. von Motiv und Phrase annehmen, andernfalls operiert sie mit leeren Begriffen. Die höheren Formbildungen wie Vers, Strophe, Periode usw., sind künstliche Gebilde, die nicht zur Metrik, sondern in der Sprache zur Verslehre und in der Musik zur Formenlehre gehören.

Das Sprachmetrum ist an das lexikalisch definierte Wort gebunden, die Silbengewichtung ist zusammen mit der Wortbedeutung gegeben (Beispiele: alle und Allee, übersetzen und übersetzen). Die grammatische Silbentrennung missachtet meistens diesen Sachverhalt (Beispiele: Hil-fe, rin-gen). In der Musik sind die formalen Sinneinheiten, an die das Metrum gebunden ist (Figur, Tonsilbe, Motiv, Phrase), weder a priori bekannt, noch eindeutig dem Notentext oder spontan der Musik zu entnehmen. Sie müssen durch künstlerische, das heißt bewusst-intuitive Analyse gefunden oder bestimmt werden.

Musikmetrische Begriffe und Zeichen

Es gibt zwei polare metrische Werte oder Elemente: ein Ton (oder eine kurze Tonfolge) ist schwer (betont) oder leicht (unbetont). Ein betonter Ton wird Schwere oder Hebung genannt (Zeichen: —), ein unbetonter Ton Leichte oder Senkung (Zeichen: ‿), abgeleitet vom Erheben und Absenken der Stimme. Bezüglich der altgriechischen Begriffe Arsis und Thesis s. d. Die metrischen Elemente können noch differenziert werden, in der Notation erhalten sie dann ein Akzentzeichen.

Ein musikalisches Metrum von bestimmter Form heißt Klangfuß, nach dem Vorbild von Wortfuß und Versfuß. Die wichtigsten sind: Trochäus — ‿ , Jambus ‿ — , Daktylus — ‿ ‿ , Amphibrachys ‿ — ‿, Anapäst ‿ ‿ — , Erster — ‿ ‿ ‿ bis Vierter Päon ‿ ‿ ‿ — .

Metrum und Takt

Der 'Takt' dient der Notation des Metrums, er ist ein treues Abbild des metrischen Systems. Er wird in der Musik nicht unmittelbar gehört, sondern wohnt ihr virtuell inne. Will man ihn bewusst erfassen, muss man ihn durch Abzählen, Klopfen, Taktschlagen oder Tanzen mitmachen.

Der vollständige Taktbegriff beinhaltet: 1. den gleichmäßigen Grundschlag (Taktschlag, Taktteil, Zählzeit; Beispiele: Pulsschlag); 2. einen Notenwert als relative Zeitdauer des Grundschlags; 3. die Anzahl der Grundschläge, die den Taktumfang bedingen; und 4. das Betonungsmuster oder Metrum dieser Grundschläge, deren erster, die 'Eins', die Taktschwere darstellt.

Metrum und Rhythmus

Der Rhythmus ist ein vital-zeitliches, das Metrum ein mental-überzeitliches Prinzip der Musik, ersteres bildet den Unterbau, letzteres den Überbau. Der melodische Bewegungsverlauf basiert auf einem vollkommenen, mathematisch fundierten rhythmischen System. Die in der Notation an ihre graphische Form gebundenen relativen Ton- und Pausendauern, Ganze, Halbe, Viertel, Achtel usw., werden theoretisch als hierarchisch angeordnete Zeitwert-Ebenen beschrieben. Die Hauptebene ist in der Taktbezeichnung angegeben. In der erklingenden Musik aber erlebt man den ganzheitlichen Rhythmus (ῥυθμός rhythmos „Rhythmus“, Takt; Gleichmaß, Regelmäßigkeit), die sog. Ebenen existieren nur begrifflich.

Dieses exakte rhythmische System bildet die materiale Grundlage für das nicht quantifizierbare metrische System, indem eine bestimmte Tondauer zum Zeitmaß für das einzelne metrische Element (Hebung oder Senkung) und eine bestimmte Tonanzahl zum Betonungsmuster des Taktes werden. Datei:Rh+Metr.tif

Die Musik in ihrer Klanggestalt hat ihre eigene, organische Struktur, die von den rhythmisch wie metrisch konstituierten Formgestalten gebildet wird, nach denen auch das zugrunde liegende Taktmodell eingerichtet ist.

Metrum und Form

Vom Taktmetrum können abstrakte Formen, Metren, abgeleitet werden. Der Zweiertakt liefert den Trochäus und Jambus, der Dreiertakt den Daktylus, Anapäst und Amphibrachys, der Vierertakt die vier Päone. In der erklingenden Musik werden diese Metren durch ihre künstlerische, besonders rhythmische Form zu Klangfüßen. Datei:MetrenForm.tif

Wird ein Taktteil rhythmisch unterteilt, so wird eine weitere Zeitwert-Ebene aktiv, so dass ein dritter Klangfuß abgeleitet werden kann, z. B. wenn im Zweiertakt eine Viertelnote zu zwei Achtelnoten wird: Datei:MetrRh a.tif

Und umgekehrt führt ein doppelter Notenwert zum Wegfall eines metrischen Elements und damit eines Klangfußes.

Die Praxis

Der Takt

Hauptartikel: Takt (Musik)

Der notierte Takt liefert optisch ein klares Bild des einem Musikstück zugrunde liegenden metrischen Systems. Der Nenner des Taktbruchs bezeichnet die einzelne Schlagdauer, der Zähler die Anzahl dieser Dauern (pro Takt), und der Taktstrich den ersten Schlag als Schwere und damit die übrigen als Leichte. Die häufigsten Taktarten sind der Zweier- oder binäre, der Dreier- oder ternäre und der Vierer- oder quaternäre Takt. Datei:MetrenTakt.tif

Auch die Schlagfiguren der Chor- und Orchesterleiter machen den Takt sichtbar:

Taktmetrum und Rhythmus

Der 'Takt' kann bereits durch den Rhythmus allein verändert werden, daher muss immer zwischen dem theoretischen, starren Metrum des Taktschemas und dem erklingenden, sich unaufhörlich verwandelnden Metrum der Musik unterschieden werden: Datei:MetrRh c2.tif

Die Synkope

Eine Spannung oder Reibung zwischen dem Taktmetrum und dem Musikmetrum führt zur sogenannten Synkope (von gr. συν-κοπτειν syn-koptein, zusammenschlagen, -stoßen), die je nach Lage im Takt von unterschiedlicher Stärke ist. Im folgenden Beispiel wird die schwere Silbe [un-] auf der Takt-Eins zur eigentlich leichten Takt-Drei noch gesteigert. Das wird damit erklärt, dass die folgende, schwere Takt-Eins auf die Takt-Drei zurück verlagert wird; in Wirklichkeit aber bestimmt immer das Motiv, welches hier das Wort "unverstanden" vertont, den Takt, und nicht der Takt das Motiv. Auch sollten rhythmische Bildungen nicht in den Synkopenbegriff einbezogen werden, andernfalls verwässert man ihn. Die musikalische Synkope ist ein rein metrisches Phänomen. Datei:Synk unverstand.tif

Motiv- und Phrasenmetrum

Das Metrum ist untrennbar an die musikalischen Formbildungen der Figuren, Motive, Phrasen und Themen gebunden, in welchen sich neben der klangsinnlichen Tonhöhenordnung und dem vitalen Rhythmus der ideelle Gehalt der Musik ausspricht, der selbstverständlich nicht begrifflicher, sondern klangbildlicher Natur ist. Für die Notation dieser Formbildungen gibt es keine verbindlichen Schriftzeichen. Wird aber die Melodie nur dem Taktmetrum unterworfen, so kann sie bis zur Unkenntlichkeit entstellt werden.

In der Vokalmusik lässt sich das Problem vom Text her lösen: das Wortmetrum ist für die Vertonung verbindlich. Abweichungen zwischen Sprach- und Musikmetrum gehören zur künstlerischen Natur der Sache. Dem Anfang des folgenden Schubert-Liedes sind die vorliegenden drei metrischen Ebenen, das Taktmetrum, das Sprachmetrum und (rot) das Musikmetrum, eingezeichnet.

Am Fugenthema C-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier II von J. S. Bach wird gezeigt, wie die Motive nach Umfang und Metrum aus dem reinen Notentext gewonnen werden. Sie sind mit einer Klammer formal und innerhalb der Klammer metrisch bezeichnet. Das Thema, das eine Phrase darstellt, besteht aus zwei verschiedenen Motiven, das erste kann auch als zweisilbig aufgefasst werden, das zweite, das den Anfang des ersten (die erste Silbe) aufgreift, wird mit geringer Änderung eine Stufe höher wiederholt (Sequenz). Das erste Motiv gehorcht dem Takt, die beiden folgenden setzen sich über ihn hinweg. Selbstverständlich muss das alles auditiv zum Ausdruck kommen, andernfalls wird schlecht oder falsch gespielt Datei:MetrBaFugeC.tif

Siehe auch

Literatur

  • Peter Benary: Rhythmik und Metrik. Eine praktische Anleitung (= Musik-Taschen-Bücher. Theoretica. 7 = TB. 254). 2. Auflage. Musikverlag Gerig, Köln 1973, ISBN 3-89007-004-3.
  • Walther Dürr, Walter Gerstenberg: Rhythmus, Metrum, Takt. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Band 11: Rasch – Schnyder von Wartensee. Bärenreiter, Kassel u. a. 1963, Sp. 383–419.
  • Robert Jourdain: Das wohltemperierte Gehirn. Wie Musik im Kopf entsteht und wirkt. Spektrum – Akademischer Verlag, Heidelberg u. a. 1998, ISBN 3-8274-0224-7.
  • Otto Paul: Deutsche Metrik. 3., vermehrte und verbesserte Auflage. Hueber, München 1950.
  • Egon Sarabèr: Methode und Praxis der Musikgestaltung. Papierflieger-Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2011, ISBN 978-3-86948-171-5.
  • Egon Sarabèr: Die Kunst des Notenlesens. Für Anfänger und Fortgeschrittene. 2., verbesserte Auflage 2018, Papierflieger-Verlag, Clausthal-Zellerfeld, ISBN 978-3-86948-626-0.
  • Manfred Spitzer: Musik im Kopf. Hören, Musizieren, Verstehen und Erleben im neuronalen Netzwerk. 2. Auflage. Schattauer, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-7945-2940-7.

Weblinks

Commons: Metrum - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema


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