Urkonsonanten und Vegetarismus: Unterschied zwischen den Seiten

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In den '''zwölf Urkonsonanten''', die den 12 [[Tierkreiszeichen]] entsprechen, drückt sich die [[schöpferisch]]e [[form]]ende Kraft des [[Makrokosmos|makrokosmischen]] [[Weltenwort]]es, des [[Christus]], aus, das sein Abbild im [[Mikrokosmos]] in der [[mensch]]lichen [[Sprache]] gefunden hat.
[[Datei:Vegan Gardein Tofu Foods Display.jpg|mini|Vegetarische und vegane Speisen mit [[Tofu]]]]
'''Vegetarismus''' bezeichnet ursprünglich eine [[Ernährung des Menschen|Ernährungs]]- und [[Lebensstil|Lebensweise]] des Menschen, bei der neben Nahrungsmitteln [[Pflanze|pflanzlichen]] Ursprungs nur solche Produkte verzehrt bzw. benutzt werden, die vom lebenden [[Tier]] stammen. Der Vegetarismus weist in der Praxis zahlreiche Facetten der Durchführung auf. Allen vegetarischen Kostformen gemein ist das Meiden von Nahrungsmitteln, die von getöteten Tieren stammen, wie [[Fleisch]] und [[Speisefisch|Fisch]]. Unterschiede zeigen sich bei der Einbeziehung von Lebensmitteln, die vom lebenden Tier stammen, wie [[Ei (Lebensmittel)|Eier]], [[Milch]] und [[Honig]].<ref>Claus Leitzmann: ''Vegetarismus: Grundlagen, Vorteile, Risiken.'' C.&nbsp;H.&nbsp;Beck, 2012; S.&nbsp;10–11. ISBN 978-3-406-64194-7.</ref> Im [[Veganismus]] wird auf alle Nahrungsmittel und Konsumgüter tierischen Ursprungs verzichtet.


{|width="100%" align="center" class="prettytable"
Vegetarismus beschränkt sich nicht nur auf die [[vegetarische Küche]], sondern wird auch als Weltanschauung und alternative Lebensweise verstanden. Dabei geht es meist um ein gesteigertes Gesundheitsstreben oder um ethische Ideale. Der Anteil der Vegetarier an der Gesamtbevölkerung liegt in der [[Westliche Welt|westlichen Welt]] typischerweise im einstelligen Prozentbereich.
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|'''[[Tierkreiszeichen|Zeichen]]'''
== Begriff und Begriffsgeschichte ==
|'''Name'''
Die Wörter „Vegetarismus“ und „Vegetarier“ sind seit Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts bezeugte, heute allgemein gebräuchliche gekürzte Formen der zuvor üblichen Bezeichnungen „Vegetarianismus“ und „Vegetarianer“.<ref>Hans Schulz/Otto Basler (Hrsg.): ''[[Deutsches Fremdwörterbuch]]'', Bd.&nbsp;6, Berlin 1983, S.&nbsp;133&nbsp;f. (mit zahlreichen Belegen).</ref> Letztere sind Übersetzungen der englischen Wörter ''vegetarianism'' und ''vegetarian''. Das englische Wort ''vegetarian'' ist eine moderne Kunstbildung aus ''vegetable'' („pflanzlich“, „Gemüse“)<ref>von lateinisch ''vegetabilis'' „belebend“: Georges, ''Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch.'' Band 2, Spalte 3381.</ref> und ''-arian'' („eine Überzeugung haben“).<ref name="oxford">[http://www.oxforddictionaries.com/definition/english/vegetarian ''vegetarian''] In: ''Oxford English Dictionary''.</ref> Ausgangspunkt ist das lateinische ''vegetare'' („körperlich und geistig beleben“),<ref>Georges, ''Ausführliches lateinische-deutsches Handwörterbuch''. Band 2, Spalte 3381.</ref> welches sich wiederum auf ''vegetus'' („belebt, rüstig“) und ''vegere'' („munter sein“, „leben“, „lebensfroh sein“) bezieht.<ref>Friedrich Kluge: ''[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]]'', bearbeitet von Elmar Seebold, 24. Auflage, Berlin 2002, Sp.&nbsp;948&nbsp;f.; ''[[Oxford English Dictionary]]'' Bd.&nbsp;19, 2. Auflage (1989), S.&nbsp;476; ''Webster’s Third New International Dictionary'' S.&nbsp;2537; ''The Oxford Dictionary of English Etymology'', Oxford 1966, S.&nbsp;972; Colin Spencer: ''The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism'', London 1993, S.&nbsp;252.</ref><ref>Helmut Wurm: ''Der Einfluß der Ernährung auf die menschliche Konstitution unter besonderer Berücksichtigungdes Nahrungseiweißes. Eine Zusammenstellung von Ansichten, Beobachtungen und Lehrmeinungen von der Antike bis zur Gegenwart.'' (= ''Ernährung und Konstitution'', 1) In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' Band 3, 1985, S. 283–320, hier: S. 293.</ref>
|'''Körper'''
 
|'''[[Sinne|Sinn]]'''
Die Wortbildung ''vegetarian'' wird vom ''Oxford English Dictionary'' auf „Mitte 19. Jahrhundert“ datiert.<ref name="oxford" /> Allgemein gebräuchlich wurde ''vegetarian'' erst durch die Gründung der englischen ''Vegetarian Society'' im Jahr 1847. Hiermit beschrieben die Gründungsmitglieder der Gesellschaft Individuen, die weder Fleisch noch Geflügel oder Fisch essen.<ref name="sourcebook_name">Joanne Stepaniak, Virginia Messina: ''What's in a name?'' In: ''The Vegan Sourcebook.'' 2. Auflage, McGraw-Hill Professional, 2000; S. 2. ISBN 0-7373-0506-1. [http://books.google.de/books?id=6Ia5eZIlgLUC&pg=PA2#v=onepage&q&f=false In Google books].</ref> Bis dahin war meist von einer pflanzlichen Diät ''(vegetable regimen, vegetable system of diet)'' die Rede. Seltener sprach man von einer „pythagoreischen Diät“, da die Anhänger des antiken griechischen Philosophen [[Pythagoras]] Vegetarier waren.<ref>Antonio Cocchi: ''Del vitto pitagorico per uso della medicina.'' Florenz 1743; Jon Gregerson: ''Vegetarianism. A History.'' Fremont 1994, S.&nbsp;71&nbsp;f.</ref>
|'''Weltanschauung'''
 
|'''[[Konsonant]]'''
== Ausprägungen des Vegetarismus ==
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[[Datei:Boeddha's Delight.jpg|mini|Buddhas Delight ist ein traditionelles Gericht der chinesischen Küche]]
|[[Bild:Widder.gif|40px|Widder]]
[[Datei:Veggie burger flickr user magerleagues creative commons.jpg|mini|Auf pflanzlicher Basis hergestellte Nahrungsmittel können Fleischspeisen nachahmen – hier [[Hamburger|Burger]]]]
|[[Widder (Sternbild)|Widder]]
Alle Formen [[Vegetarische Küche|vegetarischer Ernährung]] basieren auf pflanzlichen Lebensmitteln, wobei auch Pilze und Produkte aus Bakterienkulturen akzeptiert werden. Es werden vier Formen unterschieden:
|[[Kopf]], Aufrechtheit
# Die ''ovo-lacto-vegetarische'' Kost bezieht zusätzlich Vogeleier, Eiprodukte, Milch und Milchprodukte von Säugetieren ein.
|[[Sehsinn]]
# Die ''lacto-vegetarische'' Kost schließt zusätzlich nur Milch und Milchprodukte von Säugetieren ein.
|[[Idealismus]]
# Die ''ovo-vegetarische'' Kost wird lediglich durch den Konsum von Vogeleiern und Eiprodukten ergänzt.
|[[W]]
# Die ''streng vegetarische'' bzw. ''vegane'' Kost meidet alle Lebensmittel tierischen Ursprungs, außer der menschlichen [[Muttermilch]].
|-
Zudem unterscheiden sich die Vegetarier hinsichtlich der Konsequenz, mit der sie sich an ihre Prinzipien halten. Beispielsweise sind viele Käsesorten und klare Säfte nicht vegetarisch, da bei ihrer Produktion tierisches [[Lab]] beziehungsweise [[Gelatine]] verwendet werden. Das gleiche gilt für andere Schlachtnebenerzeugnisse oder etwa Schmalz in Backwaren. Nur ein Teil der Vegetarier berücksichtigt das in seinem Kauf- und Essverhalten. Ovo-Vegetarier begründen ihre Entscheidung, Eier zu essen damit, dass Haushühner Eier legen, auch wenn diese nicht befruchtet sind, und daher kein Lebewesen getötet werde, da diese Eier keinen lebendigen Organismus enthalten.
|[[Bild:Stier.gif|40px|Stier]]
 
|[[Stier (Sternbild)|Stier]]
'''[[Frutarier]]''' streben eine Ernährung mit ausschließlich pflanzlichen Produkten an, die nicht die Beschädigung der Pflanze selbst zur Folge haben. Dazu gehören etwa Obst und Nüsse als Pflanzenteile, die botanisch gesehen als [[Frucht|Früchte]] oder [[Same (Pflanze)|Samen]] klassifiziert werden. Der Verzehr einer Karotte beispielsweise bringt die Vernichtung dieser einzelnen Pflanze mit sich und ist folglich nicht mit der frutarischen Ernährungsweise vereinbar. Bei Äpfeln treten diese Bedenken nicht auf, da die Ernte und der Verzehr eines Apfels den Apfelbaum an sich nicht verletzt.
|[[Kehlkopf]], Nacken, Hinordnung zur Tonbildung
 
|[[Wärmesinn]]
Der '''[[Veganismus]]''' vermeidet tierische Produkte nicht nur in der Nahrung, sondern in allen Lebensbereichen, z.&nbsp;B. Kleidung aus [[Leder]], [[Pelz]], [[Seide]] oder [[Wolle]], Schmuck aus [[Horn]] oder [[Elfenbein]] und tierische [[Organtransplantation|Organtransplantate]] oder Hormone, und kann sogar die [[Haustier]]haltung und die Verwendung als [[Reittier|Reit-]] oder Lasttiere ablehnen.
|[[Rationalismus]]
 
|[[R]]
'''[[Pescetarismus|Pescetarier]]''' verzichten auf Fleisch, verzehren jedoch Fisch oder [[Meeresfrüchte]]. In einigen Lexika<ref>Zum Beispiel Erhard Gorys: ''Das neue Küchenlexikon''.</ref> werden sie den Vegetariern im weiteren Sinn zugeordnet, Vegetarierverbände grenzen sich davon in der Regel ab und zählen Pescetarier nicht zu den Vegetariern.
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|[[Bild:Zwillinge.gif|40px|Zwillinge]]
'''Pudding-Vegetarier''' ist eine Bezeichnung für Vegetarier, welche zwar Fleisch und Fisch in ihrer Ernährung meiden, jedoch übermäßig Fertigprodukte und Süßigkeiten zu sich nehmen. Diese Ernährungsweise kann aufgrund ihres hohen Kaloriengehalts und der ungünstigen Nährstoffzusammensetzung negative Folgen für die Gesundheit haben.<ref>[http://www.lebensmittellexikon.de/p0002570.php ''Pudding-Vegetarier'' In: lebensmittellexikon]</ref> Der Begriff Pudding-Vegetarier bezog sich in seiner ursprünglichen Definition jedoch auf die [[Pudding#Großbritannien|britische Variante]] des Puddings, wie sie der [[Schweden|schwedische]] Naturphilosoph [[Are Waerland]] in den 1920er Jahren bei seinen Reisen in Großbritannien als Hauptbestandteil einer vegetarischen Ernährung kennenlernte.<ref>[http://www.beck-shop.de/fachbuch/leseprobe/9783825218683_Excerpt_001.pdf ''Claus Leitzmann und Markus Keller: Vegetarische Ernährung''], Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2010, 2. Auflage, ISBN 978-3-8252-1868-3, S. 22.</ref>
|[[Zwillinge (Sternbild)|Zwillinge]]
 
|[[Arm|Arme]], [[Hände]], Symmetrie
== Abgrenzung zum Flexitarismus ==
|[[Gehörsinn]]
{{Hauptartikel|Flexitarismus}}
|[[Mathematismus]]
'''Flexitarier''' bezeichnen sich auch als „Teilzeit-Vegetarier“ oder „Wochenend-Vegetarier“. Der Ausdruck ''Flexitarismus'' ist ein [[Portmanteauwort]] aus den Wörtern ''flexibel'' und ''Vegetarismus''. Allerdings gehört die Gruppe der Flexitarier eigentlich nicht zu den Vegetariern, da sie – wenn auch wenig – Fleisch verzehren. Anfang des 21. Jahrhunderts stand der Ausdruck noch für die Bezeichnung einer vegetarischen Ernährungsweise, welche den gelegentlichen Konsum von Fleisch einschloss. Inzwischen ist der Flexitarismus ein breiter zu interpretierendes Konzept; zentral ist eine bewusste Reduktion des Fleischkonsums, ohne jedoch grundsätzlich auf den Konsum von Fleisch zu verzichten.<ref>Verain, M.C.D.; Dagevos, H.; Antonides, G., ''Flexitarianism : a range of sustainable food styles.'' Erschienen in: ''Handbook of Research on Sustainable Consumption.'' Herausgeber: Reisch, L.A., Thogersen, J., Edward Elgar, 2015, ISBN 978-1-78347-126-3, Seiten 209–223.</ref>
|[[H]]
 
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== Motive der Vegetarier ==
|[[Bild:Krebs.gif|40px|Krebs]]
Die Gründe für vegetarische Ernährung sind je nach Person und Kulturkreis verschieden. Ethisch argumentierende Vegetarier geben oftmals an, dass sie nicht möchten, dass ihretwegen Tiere leiden müssen und getötet werden. Auch [[Tierrechte|tierrechtliche]] Überlegungen können eine Rolle spielen.<ref>Siehe [[Helmut F. Kaplan]]: ''[[Leichenschmaus – Ethische Gründe für eine vegetarische Ernährung]].'' 3. Auflage, Reinbek 2002.</ref> Daneben steht die gesundheitliche Motivation derjenigen Vegetarier, die ihre Ernährungsweise für generell gesünder halten als die nichtvegetarische. Ein Teil der Vegetarier empfindet eine Abneigung gegen den Geschmack von Fleisch.<ref>Siehe eine {{Webarchiv|text=Befragung von Vegetariern durch die Universität Jena |url=http://www.vegetarierstudie.uni-jena.de/ |wayback=20151118230119}}</ref> Auch halten einige Vegetarier ihre Ernährungsweise für ökologisch sinnvoll, und zwar insbesondere deshalb, weil ein hoher Fleischkonsum, zu dem sie nicht beitragen wollen, eine [[Intensive Tierhaltung]] erforderlich mache. Ferner argumentieren manche, dass Tierhaltung eine ineffiziente Art der Nahrungsmittelproduktion ist und angesichts von Hungersnöten in der Dritten Welt unverantwortlich sei. Sie gehen oft davon aus, dass ein genereller Verzicht auf Fleischkonsum die globale Ernährungssituation signifikant verbessern würde.
|[[Krebs (Sternbild)|Krebs]]
 
|[[Brustkorb]], [[Lunge]], [[Rippen]], [[Atmung]],<br>Abgeschlossenheit durch die Haut
In einigen Religionen beziehungsweise religiösen Richtungen bestehen zudem Prinzipien und Ernährungsregeln, die den Vegetarismus fordern ([[Jainismus]] und einzelne Richtungen des [[Hinduismus]]) oder für seine Ausbreitung günstige Voraussetzungen schaffen ([[Buddhismus]]).
|[[Wortsinn]]
 
|[[Materialismus]]
=== Ethische Aspekte ===
|[[F]]
[[Ethik|Ethisch]] motivierte Vegetarier wollen grundsätzlich nicht, dass ihretwegen Tiere getötet werden. Oft konstituieren Tierrechtsargumente so auch gleichzeitig eine moralphilosophische Herleitung für [[Menschenrechte]]. Aufgrund der naturwissenschaftlichen Unschärfe des [[Art (Biologie)|Artbegriffs]] auf der Subjektebene könne allein aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Art niemandem ein [[subjektives Recht]] zugeschrieben oder aberkannt werden. Dieser Fehlschluss wird als [[Speziesismus|speziesistisch]] bezeichnet.
|-
 
|[[Bild:Loewe.gif|40px|Löwe]]
Im deutschsprachigen Raum waren vegetarische Strukturen in der [[Gründerzeit]] unter den Landreformern und im Zusammenhang mit [[Biozentrismus|biozentrischen]] Ideen zu finden.<ref>Joachim Joe Scholz: ''Haben wir die Jugend, so haben wir die Zukunft. Die Obstbausiedlung Eden/Oranienburg als alternatives Gesellschafts- und Erziehungsmodell (1893–1926)''. (Bildungs- und kulturgeschichtliche Beiträge für Berlin und Brandenburg, Bd.&nbsp;3). Weidler, Berlin 2002, ISBN 3-89693-217-9.</ref> In den Anfängen des modernen Vegetarismus spielte die prinzipielle Ablehnung des Tötens eine wichtige Rolle, wobei zunächst vor allem argumentiert wurde, es fördere im Menschen die Neigung zur Grausamkeit.<ref>Teuteberg (1994) S.&nbsp;53&nbsp;f.</ref> Im anglophonen Raum hingegen waren [[pathozentrisch]]-[[utilitaristisch]]e Ansätze führend und entsprechende Strukturen mehr unter elitären Strömungen der Linken wie in den Frauenbewegungen und [[Suffragette]]n verwurzelt.<ref>Hilda Kean, ''Animal Rights: Political and Social Change in Britain since 1800.'' Reaktion Books, 1998, ISBN 1-86189-014-1.</ref> Als eine relevante politische Kraft waren beide allenfalls sehr regional beschränkt.
|[[Löwe (Sternbild)|Löwe]]
 
|[[Herz]], Inneres, sich Abschließendes
Die Philosophien dieser frühen Ansätze unterscheiden sich von den modernen insofern, als zum einen die Forschung um die Geisteszustände von Tieren durch neue medizinische, bildgebende Verfahren einige Erkenntnisse gewonnen hat,<ref>Vgl. ''The Journal of Ethics'' Nummer 3/September 2007, ''Special issue on Animal Minds''.<br />vgl. auch Balluch 2005.</ref> andererseits das theoretische Umfeld der Tierrechte, die damals kaum explizit gefordert wurden,<ref>Eine Ausnahme von diesem allgemeinen Prinzip konstituiert das Werk des Briten [[Henry Stephens Salt|Henry Salt]] (1851–1939) ''Animal Rights'' (1892). Zu Zeiten seiner Veröffentlichung wurde es weitestgehend ignoriert. Es erfuhr erst posthum etwas breitere Beachtung.</ref> einen erheblichen Wandel erfahren hat.
|[[Denksinn]]
[[Datei:Peter Singer.jpg|mini|Peter Singer]]
|[[Sensualismus]]
 
|[[D]], [[T]]
Klassischerweise wird in [[Peter Singer]]s Buch ''[[Animal Liberation. Die Befreiung der Tiere|Animal Liberation]]''<ref>Eine [[Tierbefreiung]]sbewegung gab es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches praktisch nicht. Die Forderung nach der Befreiung der Tiere ist nach Singer als Metapher zu verstehen. Er fordert eine strikte Gewaltfreiheit (vgl. Vorwort der 1990er Ausgabe).</ref> von 1975 eine Zäsur gesehen, in dem die Diskussion um den Veganismus eine neue Qualität gewonnen hat. Darin argumentiert er, es gebe keine moralische Rechtfertigung, das Leid eines Wesens, gleich welcher Natur es sei, nicht in Betracht zu ziehen. Spezielle „nichtmenschliche Tiere“ von diesem ''Gleichheitsprinzip''<ref>Gleichheit versteht Singer nicht als deskriptive Gleichheit von Zuständen, sondern als präskriptive Norm zur gegenseitigen Behandlung</ref> auszuschließen sei so willkürlich, wie Menschen anderer Hautfarbe, Kultur, Religion oder Geschlecht auszunehmen.<ref name="Singer1976_S5-9">Singer: ''Animal Liberation'' (HarperCollins Publishers 2002): S.&nbsp;5–9 (englisch), deutsch: ''Die Befreiung der Tiere'', Hirthammer, München 1976.</ref> [[Helmut F. Kaplan]] betont die politisch-strategische Funktion des Vegetarismus für die Förderung des Veganismus („Wer Veganer will, muß den Vegetarismus fördern“). Er geht nämlich unter anderem davon aus, dass eine geringere Nachfrage an Fleisch automatisch auch die Produktion von anderen tierischen Produkten weniger rentabel machen würde, da diese Produktionszweige oft in Verbindung stehen. Menschen, die bereits auf Fleisch verzichten, seien dann auch deutlich leichter für die vegane Lebensweise sensibilisierbar.<ref>[http://www.tierrechte-kaplan.org/kompendium/frames.php?url=a458.htm Wege zum Veganismus], [[Helmut F. Kaplan]] 2010.</ref>
 
Einige Vegetarier verweisen heute in erster Linie auf die geistigen Fähigkeiten mancher Arten, die mit erheblicher [[Intelligenz]] und [[Schmerzempfinden von Tieren|Leidensfähigkeit]] ausgestattet sind und ein komplexes Sozialverhalten zeigen.<ref>Günther Stolzenberg: ''Weltwunder Vegetarismus,'' München 1980, S.&nbsp;164&nbsp;f.; John Lawrence Hill: ''The Case for Vegetarianism,'' Lanham 1996, S.&nbsp;52–67.</ref> Ein [[Pathozentrismus|pathozentrischer]] Ansatz wird hauptsächlich von Tierschützern vertreten. Je nach Gewichtung der Relevanz einzelner herangezogener Präferenzen von Individuen kann so ein hinreichendes Argument für eine vegetarische Ernährung oder vegane Lebensweise folgen. Ein weiteres ethisches Motiv bildet das Bestreben, vermeidbares Leid, das mit der Schlachttierhaltung verbunden ist, durch Verzicht auf deren Produkte zu vermeiden. Dabei geht es um Vorgänge vor und während der Schlachtung, vor allem auch in der modernen [[Fleischindustrie]], und um eine nicht [[Artgerechte Haltung|artgerechte Tierhaltung]], vor allem die [[Massentierhaltung]], die von der starken Nachfrage nach Fleisch gestützt werde.<ref>Paul Amato/Sonia Partridge: ''The New Vegetarians'', New York 1989, S.&nbsp;31&nbsp;ff.: werten eine internationale Umfrage in englischsprachigen Ländern aus, bei der zwei Drittel der 320 befragten Vegetarier Begründungen dieser Art angaben. Solche Gründe werden auch in der einschlägigen populären Literatur häufig genannt und diskutiert, Helmut Kaplan: ''Warum Vegetarier?'', Frankfurt 1989, S.&nbsp;31&nbsp;ff., 61&nbsp;f.; Axel Meyer: ''Warum kein Fleisch?'', München 1990, S.&nbsp;79&nbsp;ff.; vgl. auch Leitzmann (1996) S.&nbsp;16–21; ''Vegetarisch leben'', Hrsg. Evangelische Akademie Baden, Karlsruhe 1999, S.&nbsp;12&nbsp;f., 23–25.</ref> Der Philosoph [[Tom Regan]] schreibt gewissen Tieren einen ''inhärenten'' (naturgegebenen) Wert zu.<ref>Zentral in Regans Philosophie ist das ''Subjekt-eines-Lebens''-Kriterium (7.5), nach dem allen Tieren mit Präferenzen, Wünschen, Wahrnehmung, Gedächtnis, Gefühlswelt von mindestens ''Schmerz'' und ''Freude'', der Fähigkeit, aufgrund von Präferenzen Handlungen zu setzen, einer ''psychophysikalische[n] Identität'' (Kap. 2), und eines ''Wohlbefinden[s]'' (Kap. 3) unabhängig von außenstehenden Interessen eine Subjekteigenschaft zustehe. Nach Regan qualifiziere diese Subjekteigenschaft für ein wenngleich relatives, subjektives Recht (eine ''legitime Forderung'' im Sinne von [[John Stuart Mill]]). Aufgrund der diskreten Subjekteigenschaft könne dieses Recht kategorisch und für alle Subjekte gleichermaßen gültig zugesprochen werden. Wenngleich Regan unter gewissen Umständen eine Abwägung dieser Rechte zulässt, sei Fleischkonsum (9.1) und andere ''Verwertung'' nichtmenschlichen Lebens (9.5) moralisch im Allgemeinen nicht zu rechtfertigen. Tom Regan: ''The Case for Animal Rights'', Berkeley 1983 (Neuauflage 2004).</ref> [[Martin Balluch]] argumentiert auch für eine angeblich naturwissenschaftliche Kontinuität von Bewusstsein. Ausgehend von einer Kritik am Pathozentrismus fordert er gewisse Grundrechte, derer zugrundeliegenden Interessen Voraussetzung für alle weitergehenden Interessen seien. Eine hinreichende Voraussetzung für die Grundrechte sieht er im Bewusstsein gegeben.<ref>Ausgehend von einer Charakterisierung von Bewusstsein durch hinreichende Kriterien formuliert er ein [[Deontologie|deontologisches]] Argument, das durch die implizit gegebenen Interessen qua Bewusstsein arbeitet. Unabhängig von einer Interessengewichtung müssen seiner Ansicht nach gewisse Grundvoraussetzungen (mindestens Recht auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit im Sinne Art.&nbsp;3 AEMR) für die Erfüllung von (sekundären) Interessen gegeben sein. Indem man diese Voraussetzungen für jemanden fordere, müsse man sie qua eines Universalitätsprinzips für jeden, der dieselben Voraussetzungen erfüllt, mitfordern, und die formulierten „Grundrechte“ würden zu kategorischen Prinzipien.</ref><ref>Martin Balluch: ''Die Kontinuität von Bewusstsein''. Wien 2005.</ref>
 
=== Gesundheit ===
Eine Mitgliederbefragung des [[Vegetarierbund Deutschland|Vegetarierbunds Deutschland]] (VEBU) ergab, dass der Wunsch nach einer gesünderen Ernährungsweise das von den Teilnehmern am häufigsten genannte Einzelmotiv für die Hinwendung zum Vegetarismus war. Auch die Heilung von bestimmten Krankheiten stellte ein bedeutendes Motiv dar. Des Weiteren treiben die VEBU-Mitglieder mehr Sport und rauchen deutlich weniger als der Bundesdurchschnitt.<ref>Christine Baumann, Tilman Becker: {{Webarchiv | url=http://www.vebu.de/gesundheit/studien/330-charakteristika-einer-vegetarischen-lebensweise | wayback=20111105212635 | text=Charakteristika einer vegetarischen Lebensweise}} In: ''VEBU Gesundheit Studien''</ref>
 
=== Umweltverträglichkeit ===
{| class="wikitable float-right"
|+ [[Treibhausgas]]emissionen bei der Produktion für verschiedene Ernährungstypen in England<ref name="DOI10.1007/s10584-014-1169-1">Peter Scarborough, Paul N. Appleby, Anja Mizdrak, Adam D. M. Briggs, Ruth C. Travis, Kathryn E. Bradbury, Timothy J. Key: ''Dietary greenhouse gas emissions of meat-eaters, fish-eaters, vegetarians and vegans in the UK.'' In: ''Climatic Change.'' 125, 2014, S.&nbsp;179–192, [[doi:10.1007/s10584-014-1169-1]].</ref>
|-
|-
|[[Bild:Jungfrau.gif|40px|Jungfrau]]
! Gruppe !! Emissionen pro Tag<br />[kg CO<sub>2</sub>-Äquivalente]
|[[Jungfrau (Sternbild)|Jungfrau]]
|[[Bauch]], Inneres in leiblicher Beziehung,<br>ohne Beziehung zur Außenwelt ([[Leber]], [[Milz]], [[Verdauungsorgane]])
|[[Ichsinn]]
|[[Phänomenalismus]]
|[[B]], [[P]]
|-
|-
|[[Bild:Waage.gif|40px|Waage]]
| Hoher Fleischverzehr (≥ 100&nbsp;g/d)
|[[Waage (Sternbild)|Waage]]
|style="text-align:center"| 7,2
|[[Hüfte]], Gleichgewichtslage, [[Nieren]]
|[[Tastsinn]]
|[[Realismus]]
|[[C]], [[Ch]], [[Sch]]
|-
|-
|[[Bild:Skorpion.gif|40px|Skorpion]]
| Mittlerer Fleischverzehr (50–99&nbsp;g/d)
|[[Skorpion (Sternbild)|Skorpion]]
|style="text-align:center"| 5,6
|[[Geschlechtsorgane]], [[Gebärmutter]]
|[[Lebenssinn]]
|[[Dynamismus]]
|[[S]], [[Z]]
|-
|-
|[[Bild:Schuetze.gif|40px|Schütze]]
| Geringer Fleischverzehr (< 50&nbsp;g/d)
|[[Schütze (Sternbild)|Schütze]]
| style="text-align:center" | 4,7
|[[Oberschenkel]]
|[[Bewegungssinn]]
|[[Monadismus]]
|[[G]], [[K]]
|-
|-
|[[Bild:Steinbock.gif|40px|Steinbock]]
| Fischverzehr
|[[Steinbock (Sternbild)|Steinbock]]
|style="text-align:center"| 3,9
|[[Knie]]
|[[Gleichgewichtssinn]]
|[[Spiritualismus]]
|[[L]]
|-
|-
|[[Bild:Wassermann.gif|40px|Wassermann]]
| Vegetarisch
|[[Wassermann (Sternbild)|Wassermann]]
|style="text-align:center"| 3,8
|[[Unterschenkel]]
|[[Geruchssinn]]
|[[Pneumatismus]]
|[[M]]
|-
|-
|[[Bild:Fische.gif|40px|Fische]]
| Vegan
|[[Fische (Sternbild)|Fische]]
|style="text-align:center"| 2,9
|[[Füße]]
|[[Geschmackssinn]]
|[[Psychismus]]
|[[N]]
|}
|}
{{Hauptartikel|Tierproduktion#Umweltverträglichkeit|titel1=Umweltverträglichkeit der Tierproduktion}}
Eine fleischbasierte Ernährungsweise muss im Kontext mit den [[Planetare Grenzen|planetaren Grenzen]] gesehen werden. Eine dieser Grenzen ist die durch den Fleischkonsum bewirkte Landnutzungsänderung. So beansprucht sie bei extensiver Tierhaltung mehr Land-, Energie- und Wasserressourcen als eine vegetarische. Eine von Poore und Nemecek (2018) in der Fachzeitschrift ''[[Science]]'' veröffentlichte Studie untersucht die Flächennutzung in Lebensmittel[[lieferkette]]n. Durch die Streichung tierischer Erzeugnisse von heutigen Speiseplänen wäre demnach eine Verringerung der Flächennutzung um 3,1 Mrd. ha möglich. Das entspricht einer riesigen Fläche, die in etwa der gemeinsamen Fläche von Australien, China, der Europäischen Union und der Vereinigten Staaten entspricht.<ref>Poore, J. & Nemecek, T. (2018). Reducing Food’s Environmental Impacts through Producers and Consumers. Science, 360 (6392), 987–992. https://doi.org/10.1126/science.aaq0216</ref> Erklärbar wird dies dadurch, dass die Herstellung von Fleisch- und Milchproduktion zusätzliches Futter benötigt wird, das reich an Energie und Eiweiß ist ([[Kraftfutter#Kraftfutter|Kraftfutter]]).<ref>{{Webarchiv | url=http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/landwirtschaft/130108_bund_landwirtschaft_fleischatlas.pdf | wayback=20140209152206 | text=''Fleischatlas 2013''}} S.&nbsp;30&nbsp;ff. (herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem BUND und Le Monde diplomatique) (PDF-Datei; 3,2&nbsp;MB)</ref>
Eine weitere planetare Grenze ist der [[Klimawandel]]. Die Viehhaltung stößt mehr [[Treibhausgas]]e aus als die Pflanzenproduktion. Neben der insbesondere in [[Südamerika]] durch extensive Tierhaltung hervorgerufenen [[Entwaldung]] tragen so in erster Linie Verdauungsprodukte ([[Mist]] sowie [[Methan]] bei [[Wiederkäuer]]n) zur globalen Erwärmung bei. Verschiedene Studien belegen, dass der Fleischkonsum einer der Hauptmotoren der [[Globale Erwärmung|Überhitzung des Klimasystems der Erde]] ist.<ref>{{Internetquelle |autor=Peter Carstens |url=https://m.geo.de/natur/oekologie/5197-rtkl-vorsicht-fleisch |titel=Vorsicht Fleisch! |werk=Geo |hrsg= |datum= |zugriff=08.09.2010 |sprache=}}</ref> Laut einer Studie der [[Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen]] (FAO) aus dem Jahr 2006 ist die weltweite Tierhaltung und Tierproduktion, umgerechnet in [[CO2-Äquivalente|CO<sub>2</sub>-Äquivalente]], für 18 Prozent der vom Menschen zu verantwortenden Klimagas-Emissionen verantwortlich.<ref>{{Literatur |Titel=Livestock's long shadow |Datum=2006 |Online=http://www.fao.org/docrep/010/a0701e/a0701e00.HTM |Abruf=2018-04-21}}</ref> Laut aktuelleren Zahlen vom IPCC ([[Intergovernmental Panel on Climate Change]]) beträgt der Anteil der Nutztierhaltung 14 % der weltweiten Emissionen, was vergleichbar ist mit den Emissionen aller Autos, Lastwagen, Flugzeuge, Züge und Schiffe zusammen.<ref>{{Internetquelle |autor=Pete Smith |url=https://www.ipcc.ch/pdf/assessment-report/ar5/wg3/ipcc_wg3_ar5_chapter11.pdf |titel=Agriculture, Forestry and Other Land Use |werk=https://www.ipcc.ch/pdf/assessment-report/ar5/wg3/ipcc_wg3_ar5_chapter11.pdf |hrsg=IPCC |datum=2014 |zugriff=2018-04-12 |sprache=en}}</ref> Da die wachsende Nachfrage nach Fleisch heute in der Regel durch eine Ausweitung der [[Tierproduktion]] befriedigt wird, wird der global zu beobachtende Anstieg des Fleischkonsums im Hinblick auf den [[Klimaschutz]], den [[Wasserverbrauch]] und die [[Biodiversität]] kritisch gesehen.<ref name="FAO">FAO: [http://www.fao.org/docrep/010/a0701e/a0701e00.HTM ''Livestock's long shadow.''] 2006.</ref><!-- Einer Simulation zufolge würde der [[Kapitalwert]] der Vermeidungskosten von Treibhausgasemissionen im Zeitraum von 2000 bis 2050 unter Annahme eines kompletten globalen Fleischverzichts massiv reduziert. Eine Halbierung des Fleischkonsums allein in den Industrieländern hätte hingegen höchstens geringe Emissionsreduktion zur Folge, da die Entwicklungsländer ihren Konsum aufgrund sinkender Preise entsprechend ausweiten würden. BITTE BELEGEN! -->
Aus diesen Gründen wird teilweise die Forderung nach einer Besteuerung des Fleischkonsums oder der Tierhaltung und Subventionierung einer veganen Landbewirtschaftung geäußert.<ref>Robert Goodland: [http://www.is.cnpm.embrapa.br/bibliografia/1997_Environmental_sustainability_in_agriculture_diet_matters.pdf ''Environmental sustainability in agriculture: diet matters.''] In: ''Ecological Economics'', Bd.&nbsp;23, Nr.&nbsp;3, 5. Dezember 1997, S.&nbsp;189–200 (PDF-Datei; 940&nbsp;kB)</ref><ref>Felix Hnat: ''{{Webarchiv | url=http://archiv.vegan.at/newsundinfo/studien/subventionsstudie.pdf | wayback=20141105124044 | text=Agrarsubventionen in Österreich aus einer tierrechtlerischen Perspektive}} (PDF-Datei; 1,3&nbsp;MB)'', 2006</ref>
=== Welternährung ===
{{Hauptartikel|Tierproduktion#Bedeutung für die Welternährung|titel1=Bedeutung für die Welternährung}}
Auf Basis der niedrigen Futterkonversionsraten der [[Tierproduktion]] wird häufig angenommen, dass eine vegetarische Ernährungsweise die Ernährungssituation signifikant verbessern könnte. Einer Simulation aus dem Jahr 1998 zufolge ist diese Sicht jedoch nicht gerechtfertigt, wenn ein Rückgang lediglich in den Industrieländern erfolgte, da der Fleischkonsum in den Entwicklungsländern in der Folge aufgrund fallender Marktpreise zunähme, der Getreidekonsum hingegen kaum. Zudem ist die Ernährung von Tieren und Menschen nicht deckungsgleich. Bei Wiederkäuern besteht die Kalorienaufnahme zum weitaus überwiegenden Teil aus für den Menschen nicht verwertbarem Material. Viele Weideflächen sind nicht zur Pflanzenproduktion nutzbar. Laut [[Edward O. Wilson]] ergibt die aktuell landwirtschaftlich nutzbare Fläche bei ausschließlich vegetarischer Ernährung eine Kapazität der Lebensmittelversorgung für ca. 10&nbsp;Milliarden Menschen.<ref>Edward O. Wilson: ''The Future of Life.'' Abacus, 2003, ISBN 978-0-349-11579-5</ref> Prognosen zufolge wird die globale Nachfrage nach tierischen Produkten – insbesondere in [[Entwicklungsland|Entwicklungs-]] und [[Schwellenland|Schwellenländern]] – mittelfristig weiter ansteigen.<ref>[[Christopher L. Delgado|C. L. Delgado]]: [http://jn.nutrition.org/cgi/content/abstract/133/11/3907S ''Rising consumption of meat and milk in developing countries has created a new food revolution.''] In: ''The Journal of nutrition.'' Bd.&nbsp;133, Nummer 11 Suppl 2, November 2003, S.&nbsp;3907S–3910S, {{ISSN|0022-3166}}. PMID 14672289.</ref><ref name="EETAP">Robert A. Kanaly, Darryl Macer, Lea Ivy O. Manzanero, Sivanandam Panneerselvam: ''[http://www.unescobkk.org/fileadmin/user_upload/shs/Energyethics/EETAPWG13rptdraft3.pdf Energy Flow, Environment and Ethical Implications for Meat Production] (PDF-Datei; 514&nbsp;kB).'' Bangkok 2009 (Arbeitspapier der Arbeitsgruppe ''Ethics of Energy Technologies in Asia and Pacific'' (EETAP) der [[UNESCO]]).</ref>
=== Ernährung der Vorfahren des modernen Menschen ===
Biologisch gesehen ist der Mensch ein Omnivore ([[Allesfresser]]) und hat daher die Fähigkeit, sich sowohl von pflanzlicher als auch von tierischer Kost zu ernähren. Die [[Stammesgeschichte des Menschen]] verlief möglicherweise von Pflanzenfressern über omnivore Pflanzen- und Aasfresser<ref>T. Lechler: [http://d-nb.info/962820490/34 ''Die Ernährung als Einflussfaktor auf die Entwicklung des Menschen.''] Dissertation, Universität Hannover 2001, S.&nbsp;71–73 und 209&nbsp;f.</ref> (''[[Homo habilis]]'') zu anfangs noch pflanzen- und aasfressenden und später zusätzlich jagenden<ref>James F. O’Connell, Kristen Hawkes, Karen Lupo, N. G. Blurton Jones: ''Male strategies and Plio-Pleistocene archaeology.'' Journal of Human Evolution, Bd.&nbsp;43, 2002, S.&nbsp;831–872; [[doi:10.1006/jhev.2002.0604]],  {{Webarchiv|text=Volltext, PDF |url=http://www.anthro.utah.edu/PDFs/Papers/strategies.pdf |wayback=20140708114808}}; vergl. dazu [https://www.heise.de/tp/features/Frauen-sorgten-fuer-Ernaehrung-3428089.html „Frauen sorgten für Ernährung“]: Überlegungen zur Ernährung von ''Homo erectus''</ref> ''Homo''-Arten wie ''[[Homo erectus]]'', ''[[Homo heidelbergensis]]'' und [[Neandertaler]].
„Die menschliche Urgesellschaft dürfte sich nahezu ausschließlich von Fleisch ernährt haben“ und die Möglichkeit einer vegetarischen Ernährung in größerem Maße ergab sich erst nach Nutzung und Kultivierung der Cerealien.<ref>Gundolf Keil: ''Vegetarisch.'' 2015 (2016), S. 29.</ref> Aus ''Homo erectus'' ging in Afrika vor etwa 160.000&nbsp;Jahren ''[[Mensch|Homo sapiens]]'' hervor, der offenbar von Anfang an ebenfalls auf die Jagd ging, denn zahlreiche Funde aus verschiedenen Regionen bezeugen, dass die steinzeitlichen Vorfahren der heutigen Menschen [[Jäger und Sammler]] waren.<ref>Werner Rösener: ''Die Geschichte der Jagd'', Düsseldorf 2004, S.&nbsp;28–48.</ref> Ein zusätzliches Indiz liefert die Existenz des [[Rinderbandwurm]]es und des [[Schweinebandwurm]]es. Diese zwei [[Parasitismus|Parasiten]] haben sich [[evolution]]är auf den Menschen als einzig möglichen [[Endwirt]] spezialisiert. Sie sind auf ihn zur Fortpflanzung angewiesen und können ihn nur durch den Konsum von Fleisch befallen.<ref>[http://www.dpd.cdc.gov/DPDX/HTML/Taeniasis.htm Taeniasis Life Cycle] auf der Seite der [[Centers for Disease Control and Prevention]]</ref> Für eines der ältesten, zuverlässig datierten Fossilien des modernen Menschen – das rund 40.000 Jahre alte Fossil [[Tianyuan 1]] – gilt als gesichert, dass dieser Mensch sich zu Lebzeiten in erheblichem Maße von [[Süßwasserfisch]]en ernährte.<ref name="PMID19581579">Y. Hu, H. Shang u.&nbsp;a.: ''Stable isotope dietary analysis of the Tianyuan 1 early modern human.'' In: ''[[Proceedings of the National Academy of Sciences]].'' Bd.&nbsp;106, Nummer 27, Juli 2009, S.&nbsp;10971–10974, {{ISSN|1091-6490}}. [[doi:10.1073/pnas.0904826106]]. PMID 19581579. {{PMC|2706269}}.</ref>
Seit den Anfängen der modernen vegetarischen Bewegung argumentieren manche Vegetarier, die vegetarische Ernährung sei naturgemäß.<ref>Eine kulturhistorische Untersuchung dieser These bietet Eva Barlösius: ''Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende.'' Frankfurt 1997; siehe auch M. Linnemann, C. Schorcht (Hrsg.): ''Vegetarismus. Zur Geschichte und Zukunft einer Lebensweise.'' Erlangen 2001, S.&nbsp;81–83.</ref> Unter anderem wird angeführt, der Mensch sei nach der Beschaffenheit seines Gebisses und der Länge seines Darms nicht als Raubtier anzusehen, sondern für pflanzliche Kost eingerichtet.<ref>So Harvey und Marilyn Diamond: ''Fit fürs Leben.'' 5. Auflage, München 1990, S.&nbsp;120&nbsp;f.</ref>
Bis weit in das 20.&nbsp;Jahrhundert hinein war man der Ansicht, dass der Mensch der einzige omnivor lebende [[Primaten|Primat]] sei.<ref name="fid">Nick Fiddes: ''Meat – A natural Symbol'' (1993), Routledge, London (Zitiert in de: ''Fleisch – Symbol der Macht'', zweitausendeins S.&nbsp;36&nbsp;ff., ISBN 3-86150-019-1)</ref> Dies ist inzwischen widerlegt. Einige Affenarten verzehren auch Fleisch, jedoch selten und in wesentlich geringeren Mengen als Menschen.<ref name="fid" /><ref>J. Goodall: ''Chimpanzees on the [[Gombe Stream Reserve]].'' In: Holt, Rineheart, Winston: ''Primate Behavior.'' 1985</ref><ref>G. Teleki, R. Harding: ''Omnivourous Primates: Gathering and Hunting in Human Evolution.'' Columbia University Press, New York 1981.</ref>
Heute spielen von Seiten der Vegetarier Argumentationsmuster der „Natürlichkeit“ eine untergeordnete Rolle.
=== Religiöse und kulturelle Einstellungen ===
Außerhalb der auf den antiken griechischen Kulturraum zurückgehenden Traditionslinie finden sich Formen des Vegetarismus in Religionen indischen Ursprungs. Strengen Vegetarismus praktizieren alle Anhänger des [[Jainismus]], der [[Bishnoi]] und einzelner Richtungen des [[Hinduismus]] sowie manche [[Buddhismus|Buddhisten]]. Die Motivation ist übereinstimmend der Glaube an die Seelenwanderung. Aus der Idee, dass alle Lebewesen beseelt seien, resultiert auch das [[Ahimsa]] (Gebot der Gewaltlosigkeit), welches das Verletzen und Töten von Tieren untersagt und daher verbietet, davon auf irgendeine Weise zu profitieren.<ref>[[Ludwig Alsdorf]]: ''Beiträge zur Geschichte von Vegetarismus und Rinderverehrung in Indien'', Wiesbaden 1962, S.&nbsp;5&nbsp;ff.</ref> Im Prinzip gilt Ahimsa für alle Lebewesen (''sarva-bhuta''), da nach hinduistischer Auffassung auch zwischen Tieren und Pflanzen kein prinzipieller Wesensunterschied besteht. Dennoch wird z.&nbsp;B. im hinduistischen Schrifttum der Schonung von Pflanzen wenig Beachtung geschenkt. Immerhin untersagt die Manusmriti (11.145) die willkürliche, unnötige Zerstörung von Wild- und Nutzpflanzen. Asketische Einsiedler ([[Sannyasin]]s) ernähren sich ihren Regeln zufolge nur [[Frutarier|frutarisch]], d.&nbsp;h. von pflanzlichen Produkten wie Früchten, deren Gewinnung ohne Zerstörung der Pflanze möglich ist.<ref>Hanns Peter Schmidt: ''The Origin of Ahimsa''. In: ''Mélanges d’Indianisme à la mémoire de Louis Renou'', Paris 1968, S.&nbsp;637–639.</ref> Ein Verstoß wird als Anlass zur Entstehung von schlechtem [[Karma]] aufgefasst. Milch und Milchprodukte sind in allen diesen asiatischen Traditionen erlaubt.<ref>Christian Bartolf: ''Gewaltfreiheit als Opferverwerfung''. In: Christian Bartolf (Hrsg.): ''Die erste Stufe'', Berlin 1996, S.&nbsp;78–90.</ref> Aus religiösen Gründen dürfen vegetarische Hindus und Buddhisten Fische essen, die durch [[Fischotter]] oder durch [[Kormoranfischerei]] getötet wurden.<ref>Otto Gabriel: ''Fish Catching Methods of the World.'' Wiley, 2005, ISBN 978-0-85238-280-6, S.&nbsp;34. {{Google Buch |BuchID=ziAI8AZsmUoC |Seite=34}}</ref>
;Hinduismus
Im Hinduismus war ursprünglich Fleischnahrung (einschließlich [[Rindfleisch]]) unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Das [[Manusmriti|Gesetzbuch des Manu]], das grundlegende Gesetzeswerk des Hinduismus, erlaubt den Fleisch- und Fischverzehr und legt die Bedingungen fest, an die er geknüpft ist. Im Lauf der Zeit setzte sich der Lakto-Vegetarismus besonders in streng religiösen Kreisen durch. In der [[Kolonialismus|Kolonialzeit]] wurde er von der Oberschicht weitgehend befolgt, während die armen, im Kastensystem niedrig eingestuften Menschen für gewöhnlich das aßen, was sie bekommen konnten.<ref>Alsdorf, S.&nbsp;16&nbsp;ff.; J. Jolly: Artikel ''Food (Hindu)'', in: ''Encyclopaedia of Religion and Ethics'', Bd.&nbsp;6 (1937), S.&nbsp;63–65.</ref>
Strikt lakto-vegetarisch leben die [[Yoga]]-Praktizierenden und die [[Vishnuismus|Vaishnavas]] (Verehrer [[Vishnu]]s).<ref>Renate Syed: ''Das heilige Essen''. In: Perry Schmidt-Leukel (Hrsg.): ''Die Religion und das Essen'', Kreuzlingen 2000, S.&nbsp;102, 131.</ref> Sie schreiben dem Fleisch unerwünschte Auswirkungen auf Bewusstseinszustand und Charakter des Essenden zu. Nach ihren Lehren sind Fleischspeisen der [[Tamas|Guna Tamas]] zugeordnet, dem Eigenschaftstypus der Trägheit und Verwirrung. Daher und wegen des schlechten Karmas gilt die Fleischnahrung als Hindernis auf dem Weg zur [[Rituelle Reinheit|Reinigung]] und [[Erlösung]].
Aktuell ernähren sich 43 Prozent der indischen Hindus, die täglich beten, vegetarisch; bei den nicht praktizierenden Hindus sind es 28 Prozent.<ref name="thehindu">{{Internetquelle |url=http://www.hindu.com/2006/08/14/stories/2006081403771200.htm |titel=The food habits of a nation |werk=hindu.com |datum=2006-08-14 |zugriff=2014-12-27}}</ref>
;Buddhismus
Auch im Buddhismus ergibt sich aus der Lehre von Ursache und Wirkung (Karma) der Grundsatz der Gewaltlosigkeit. Daher gilt generell, dass Buddhisten weder ein Schlachttier töten noch bei einer Schlachtung anwesend sein sollen. Sie sollen kein Fleisch von Tieren essen, die eigens ihretwegen geschlachtet wurden.<ref>Lambert Schmithausen: ''Essen ohne zu töten. Zur Frage von Fleischverzehr und Vegetarismus im Buddhismus''. In: Perry Schmidt-Leukel (Hrsg.): ''Die Religionen und das Essen.'' Kreuzlingen 2000, S.&nbsp;150–158; Max Deeg: ''Speisegebote. VII. Buddhismus.'' In: ''[[Religion in Geschichte und Gegenwart]]'', 4. Auflage, Bd.&nbsp;7, Tübingen 2004, Sp.&nbsp;1556.</ref> Gelübde für Mönche, Nonnen und Laien enthalten entsprechende Selbstverpflichtungen. Es gibt jedoch keine allgemeine Regel, die Fleisch- und Fischnahrung grundsätzlich ausschließt. Daher hat sich der Vegetarismus in der buddhistischen Bevölkerung der ostasiatischen Länder und in den Klöstern nicht auf breiter Basis durchgesetzt. Er wird vielfach gelobt und als moralisch höherwertig betrachtet, jedoch nehmen buddhistische Bettelmönche Fleisch als Almosen an und verzehren es.<ref>Alsdorf S.&nbsp;5–8.</ref>
Manche Lehrschriften des [[Mahayana]] empfehlen den Vegetarismus, wenige schreiben ihn sogar vor, wobei auch die [[Askese]] eine Rolle spielt. Das [[Lankavatara-Sutra]] befürwortet ihn nachdrücklich, und manche heutige buddhistische Lehrer äußern sich in diesem Sinne.<ref>Schmithausen S.&nbsp;177–193. Eine Zusammenstellung solcher Texte bietet Geshe Thubten Soepa: ''Zwei Texte in der Tradition des Buddha Shakyamuni: Die Udambara-Lotusblume, die das Leben hilfloser Wesen beschützt. Aussagen aus den Sutras zum Thema Fleischessen; und: Buddha-Puja: Rezitation für buddhistische Feiertage'' [deutsch und tibetisch], München o.&nbsp;J.</ref>
;Jainismus
Die Anhänger des Jainismus, vor allem die Mönche, sind äußerst konsequent bei der Umsetzung der allgemeinen Gewaltlosigkeit im Alltag. Sie vermeiden jegliche Nutzung von Produkten, deren Gewinnung mit der Verletzung von Lebewesen einhergehen.<ref>Michael Tobias: ''Life Force. The World of Jainism.'' Berkeley 1991, S.&nbsp;20–23, 54–59, 87–95.</ref> Weiterhin kehren sie beim Gehen mit einem Besen möglichst behutsam kleine Lebewesen wie Käfer und Mikroorganismen aus dem Weg, um sie nicht zu zertreten.
;Christentum
[[Datei:Great Chain of Being 2.png|mini|Historische Illustration der ''Großen Kette des Seins'' (1579) durch [[Didacus Valades]] in der ''[[Rhetorica Christiana]]''. Die Illustration stellt die Welt in mehreren gottgegebenen Hierarchieebenen dar, an deren Spitze Gott selbst mit den Menschen und an deren Sockel die Pflanzen und nichtmenschliche Tiere stehen.]]
Biblisch argumentierende christliche Vegetarier betrachten den Vegetarismus als von Gott gewollt und begründen dies unter anderem mit der Stelle Jesaja {{BB|Jes|11|6–9|ELB}}, die ein friedfertiges Leben anpreist.<ref>K. S. Walters, L. Portmess: ''Religious Vegetarianism.'' Albany 2001, S.&nbsp;123&nbsp;ff.; Günther Stolzenberg: ''Weltwunder Vegetarismus'', München 1980, S.&nbsp;68–70; Richard Alan Young: ''Is God a Vegetarian? Christianity, Vegetarianism, and Animal Rights.'' Chicago 1999, S.&nbsp;15–21, 56–61.</ref> Sie verweisen auf das biblische [[Buch Genesis]] {{BB|Gen|1|29|ELB}}. Dort spricht Gott zu Adam und Eva und weist den Menschen alle Pflanzen und Früchte als Nahrung zu; Tiere erwähnt er dabei nicht. In Genesis {{BB|Gen|9|2–3|ELB}} hingegen, wo Gott sich nach der [[Sintflut]] an [[Noach|Noah]] wendet, gibt er ausdrücklich die Tiere ebenso wie die Pflanzen dem Menschen zur Nahrung. Daraus hat schon der Kirchenvater [[Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] gefolgert, die Fleischnahrung sei bis zur Sintflut unbekannt gewesen und daher als minderwertig zu betrachten.<ref>Hieronymus, ''Adversus Iovinianum'' 1,18.</ref> Für die Zeit seit Noah zeigen die Ernährungsregeln des Alten Testaments jedoch keinerlei grundsätzlichen Vorbehalt gegen den Fleischverzehr als solchen.<ref>[[Hubertus Lutterbach]]: ''Der Fleischverzicht im Christentum.'' In: ''Saeculum'' 50/II (1999) S.&nbsp;180, 185–187.</ref>
Das Neue Testament kennt keine Verbote bestimmter Nahrungsmittel außer dem Blutverbot (Apostelgeschichte {{BB|Apg|15|28–29|ELB}}). Nach Matthäus 15,11 sagt Jesus: {{"|Nicht das, was durch den Mund in den Menschen hineinkommt, macht ihn unrein, sondern was aus dem Mund des Menschen herauskommt, das macht ihn unrein}} (ebenso {{B|Mk|7|15|ELB}}). Das wird im Christentum gewöhnlich als Aufhebung aller Speisevorschriften gedeutet.<ref>Lutterbach S.&nbsp;180–183.</ref> Dennoch haben moderne christliche Vegetarier, darunter [[Ellen G. White]], die Mitbegründerin der [[Siebenten-Tags-Adventisten]], das Argument der vegetarischen Ernährung im Paradies aufgegriffen. In der Lehre der Siebenten-Tags-Adventisten wird Vegetarismus empfohlen.<ref>Karen Iacobbo/Michael Iacobbo: ''Vegetarian America. A History.'' Westport (CT) 2004, S.&nbsp;97–99.</ref>
== Gesundheitliche Aspekte ==
=== Studien ===
Die Auswertung zweier Studien zeigte im Jahre 2002, dass britische Vegetarier eine niedrigere [[Mortalität]] bzw. höhere [[Lebenserwartung]] als die Gesamtbevölkerung haben. Die Sterberaten (Mortalität) in dieser Auswertung waren allerdings ähnlich denen vergleichbarer Nichtvegetarier. Die Autoren vermuten deshalb, dass sich der Vorteil der britischen Vegetarier gegenüber der Gesamtbevölkerung hauptsächlich in ihrem abweichenden [[Sozioökonomischer Status|sozioökonomischen Status]], im gesünderen Lebensstil sowie in Ernährungsaspekten begründet, die nichts mit der prinzipiellen Vermeidung von Fleisch und Fisch zu tun haben.<ref name="PMID12001975">P. N. Appleby, T. J. Key u.&nbsp;a.: [http://www.ajcn.org/content/78/3/533S.full ''Mortality in British vegetarians.''] In: ''Public health nutrition.'' Bd.&nbsp;5, Nummer 1, Februar 2002, S.&nbsp;29–36, {{ISSN|1368-9800}}. [[doi:10.1079/PHN2001248]]. PMID 12001975.</ref>
Die Auswertung von [[European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition|EPIC]]-Daten im Jahre 2009 bestätigte die im Vergleich zum nationalen Durchschnitt niedrigere Sterblichkeit britischer Vegetarier. Bereinigt um die Einflüsse Alter, Geschlecht, Rauchen und Alkoholkonsum ergaben sich jedoch auch hier keine signifikanten Vorteile bei der Sterblichkeit wegen Kreislauferkrankungen oder der Kombination aller Todesursachen gegenüber „Fleischessern“.<ref>Timothy J. Key, Paul N. Appleby, Elizabeth A. Spencer, Ruth C. Travis, Andrew W. Roddam, Naomi E. Allen: ''Mortality in British vegetarians: results from the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC-Oxford)'' In: ''Am J Clin Nutr.'' 2009 May;89(5):1613S-1619S. [[doi:10.3945/ajcn.2009.26736L]] PMID 19297458.</ref> Eine [[Prospektive Studie|prospektive]] [[Kohortenstudie]] mit [[Siebenten-Tags-Adventisten]] aus 2013 ergab eine gegenüber den Nichtvegetariern geringere Sterblichkeit in der Gruppe der Vegetarier, zeigte jedoch auch, dass diese Gruppe älter, besser gebildet, körperlich aktiver und dünner waren und zudem auf Genussmittel wie Alkohol und Nikotin eher verzichteten. Männer der untersuchten Gruppe würden demnach 9,5 Jahre und Frauen 6,1 Jahre länger leben als die übrige kalifornische Bevölkerung. Eine empirische Kausalität zwischen der niedrigeren Sterblichkeit und dem Verzicht auf Fleisch konnte nicht bestätigt werden.<ref name="aerzteblatt-54627">{{Internetquelle |autor=rme/aerzteblatt.de |url=http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/54627/Vegetarier-leben-gesuender |titel=Vegetarier leben gesünder |werk=[[Deutsches Ärzteblatt|aerzteblatt.de]] |datum=2013-05-31 |zugriff=2014-12-27}}</ref><ref name="PMID23836264">M. J. Orlich, P. N. Singh u.&nbsp;a.: ''Vegetarian dietary patterns and mortality in Adventist Health Study 2.'' In: ''JAMA internal medicine.'' Bd.&nbsp;173, Nummer 13, Juli 2013, S.&nbsp;1230–1238, {{ISSN|2168-6114}}. [[doi:10.1001/jamainternmed.2013.6473]]. PMID 23836264. {{PMC|4191896}}.</ref>
Eine Metaanalyse der Daten von fünf unterschiedlichen [[Prospektive Studie|prospektiven]] Vergleichsstudien in drei westlichen Ländern fand im Jahre 1999 heraus, dass die Mortalität durch [[koronare Herzerkrankung]] bei Vegetariern im Vergleich zu Nichtvegetariern – bereinigt um die Einflüsse von Alter, Geschlecht, Rauchen, Alkohol, Bildung, körperliche Betätigung und Body-Mass-Index – um 24 Prozent reduziert ist. Die Autoren vermuten, dass dies auf den niedrigeren [[Cholesterinspiegel]] der Vegetarier, eine reduzierte Oxidation des LDL-Cholesterins oder Änderungen der Gerinnungsfaktoren des Blutes zurückzuführen ist. Die Mortalität durch [[Herz-Kreislauferkrankung|zerebrovaskuläre Krankheiten]], [[Magenkrebs]], [[Darmkrebs]], [[Lungenkrebs]], [[Brustkrebs]], [[Prostatakrebs]] oder die Kombination aller anderen Todesursachen unterschied sich nicht signifikant zwischen Vegetariern und Nichtvegetariern.<ref name="AJCN metastudy">{{cite journal|title= Mortality in vegetarians and nonvegetarians: detailed findings from a collaborative analysis of 5 prospective studies|journal= American Journal of Clinical Nutrition|volume= 70|issue=3|pages=516S–524S|date = September 1999|url=http://www.ajcn.org/cgi/content/full/70/3/516S|accessdate=2009-10-30|author= Timothy J. Key, Gary E. Fraser, Margaret Thorogood, Paul N. Appleby, Valerie Beral, Gillian Reeves, Michael L. Burr, Jenny Chang-Claude, Rainer Frentzel-Beyme, Jan W. Kuzma, Jim Mann und Klim McPherson |pmid= 10479225}}</ref>
Die für die Auswertungen herangezogene ''Oxford Vegetarian Study'' zeigte, dass [[Veganer]] den niedrigsten Cholesterinspiegel hatten. Vegetarier und [[Pescetarier]] lagen im Mittelfeld, die höchsten Werte hatten Fleischesser. Die Mortalität wegen koronarer Herzerkrankung stand im Zusammenhang mit der gemessenen Aufnahme an tierischem Fett insgesamt, gesättigtem tierischen Fett und Nahrungscholesterin.<ref name="PMID10479226">P. N. Appleby, M. Thorogood u.&nbsp;a.: [http://ajcn.nutrition.org/content/70/3/525s.full ''The Oxford Vegetarian Study: an overview.''] In: ''The American journal of clinical nutrition.'' Bd.&nbsp;70, Nummer 3 Suppl, September 1999, S.&nbsp;525S–531S, {{ISSN|0002-9165}}. PMID 10479226.</ref>
In der Berliner Vegetarierstudie aus den 1980er Jahren konnte beim Vergleich von Vegetariern und Nichtvegetariern nachgewiesen werden, dass ernährungsbedingte Veränderungen im [[Phytosterin]]gehalt<ref>Sabine Junglas: ''Der Einfluss vegetarischer Ernährung auf die unverseifbaren Lipidkomponenten des Humanserums.'' Dissertation TU Berlin (1988) [http://d-nb.info/890684782]</ref> und in der Qualität der Serum[[triglycerid]]e<ref>Katharina Kemper: ''Auswirkungen vegetarischer Ernährung auf das Triglyceridverteilungsmuster des Serums.'' Hochschulschrift Berlin, Technische Universität, Dissertation 1987 [http://d-nb.info/880167696]</ref><ref>K. Kemper, H.-U. Melchert, K. Rubach und H. Hoffmeister: ''Charakterisierung der Triglyceridmuster von pflanzlichen und tierischen Fetten sowie Human- und Tierseren mittels HPLC nach Vortrennung an AgNO<sub>3</sub>-imprägnierten Kieselgel-Minisäulen.'' Fresenius’ Journal of Analytical Chemistry 331 (1988) [[doi:10.1007/BF01032542]].</ref> vorliegen. Starke Unterschiede fanden sich auch im Fettsäurespektrum der Serumlipide. So waren die hochungesättigten Fettsäuren [[Linolsäure|Linol-]] und [[Linolensäure]] in den Serumlipiden von Vegetariern deutlich stärker vertreten, als in denen von Nichtvegetariern. Die Anteile der [[Omega-3-Fettsäuren]] [[Eicosapentaensäure]] (EPA) und [[Docosahexaensäure]] (DHA), die bevorzugt in Fetten marinen Ursprungs vorkommen, waren in den Serumlipiden der Vegetarier jedoch deutlich geringer vertreten.<ref>H. U. Melchert, N. Limsathayourat, H. Mihajlović, J. Eichberg, W. Thefeld, H. Rottka: ''Fatty acid patterns in triglycerides, diglycerides, free fatty acids, cholesteryl esters and phosphatidylcholine in serum from vegetarians and non-vegetarians.'' Atherosclerosis. Mai 1987, 65 (1–2): S.&nbsp;159–166, PMID 3606730</ref> Eine Studie (1994) kommt jedoch zu dem Schluss, dass eine [[α-Linolensäure]]-reiche (ALA) und Linolsäure-arme (LA) Ernährung (z.&nbsp;B. mit [[Leinöl]]) die Eicosapentaensäure-Werte im Gewebe vergleichbar ansteigen lässt, wie die [[Supplementation|Supplementierung]] mit Fischöl.<ref name="PMID7910999">E. Mantzioris, M. J. James, R. A. Gibson, L. G. Cleland: ''Dietary substitution with an alpha-linolenic acid-rich vegetable oil increases eicosapentaenoic acid concentrations in tissues.'' In: ''The American journal of clinical nutrition.'' Bd.&nbsp;59, Nummer 6, Juni 1994, S.&nbsp;1304–1309, {{ISSN|0002-9165}}. PMID 7910999.</ref> Weiterhin kann der Körper ausreichend Docosahexaensäure bilden, wenn genug α-Linolensäure pro Tag aufgenommen wird.<ref name="DOI10.1016/j.plipres.2009.07.002">Gwendolyn Barcel-Coblijn, Eric J. Murphy: ''Alpha-linolenic acid and its conversion to longer chain n–3 fatty acids: Benefits for human health and a role in maintaining tissue n–3 fatty acid levels.'' In: ''Progress in Lipid Research.'' 48, 2009, S.&nbsp;355–374, [[doi:10.1016/j.plipres.2009.07.002]].</ref> Die meisten positiven Effekte stellen sich jedoch erst ab 1 g EPA pro Tag und mehr ein.<ref name="richardson1">A. J. Richardson: ''Comment on: Br J Nutr. 2008 Feb;99(2), S. 421–431. n-3 Fatty acids and mood: the devil is in the detail.'' Br J Nutr., 2008 Feb;99(2), S. 221–223.</ref><ref>{{Literatur |Autor=M. Peet, J. Brind, C. N. Ramchand, S. Shah, G. K. Vankar |Titel=[http://jerrycott.com/user/peet.pdf Two double-blind placebo-controlled pilot studies of eicosapentaenoic acid in the treatment of schizophrenia] (PDF) |Sammelwerk=Schizophr. Res. |Band=49 |Nummer=3 |Datum=2001 |Seiten=243–251 |PMID=11356585}}</ref><ref>{{cite journal|author=Hardman,W Elaine|title=(n-3)Fatty Acids and Cancer Therapy|url=http://jn.nutrition.org/cgi/content/full/134/12/3427S|pmid=15570049|journal=Journal of Nutrition|volume=134|issue=12|pages=3427S–3430S|year=2004}}</ref>
Durch den ALA-Gehalt von etwa 46 g pro 100 ml handelsüblichem Leinöl<ref>Schneekoppe GmbH, Speise-Leinöl Klassik, Nährwertangabe</ref> und der geringen Konversionsrate von maximal 5 bis 10 Prozent ALA zu EPA<ref name="PMID19269799">J. T. Brenna, N. Salem, A. J. Sinclair, S. C. Cunnane: ''alpha-Linolenic acid supplementation and conversion to n-3 long-chain polyunsaturated fatty acids in humans.'' In: ''Prostaglandins, leukotrienes, and essential fatty acids.'' Band 80, Nummer 2–3, 2009 Feb-Mar, S.&nbsp;85–91, {{ISSN|0952-3278}}. [[doi:10.1016/j.plefa.2009.01.004]]. PMID 19269799. (Review).</ref><ref name="DOI10.1186/1476-511X-8-33">Breanne M Anderson, David WL Ma: ''Are all n-3 polyunsaturated fatty acids created equal?.'' In: ''Lipids in Health and Disease.'' 8, 2009, S.&nbsp;33, [[doi:10.1186/1476-511X-8-33]].</ref><ref name="PMID11844977">J. T. Brenna: ''Efficiency of conversion of alpha-linolenic acid to long chain n-3 fatty acids in man.'' In: ''Current opinion in clinical nutrition and metabolic care.'' Band 5, Nummer 2, März 2002, S.&nbsp;127–132, {{ISSN|1363-1950}}. PMID 11844977. (Review).</ref> ergibt sich, dass mindestens 25 bis 50 ml Leinöl pro Tag konsumiert werden müssten. Da diese Menge jedoch regelmäßig zu Magenbeschwerden und Übelkeit führen würde, stellt Leinöl keine praktikable Quelle für eine ausreichende Versorgung mit EPA und DHA dar. Es existieren jedoch vegane Nahrungsergänzungsmittel mit EPA und DHA Fettsäuren, die in ähnlichen Verhältnissen vorliegen wie bei Fischöl.<ref>[https://www.bll.de/de/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/nahrungsergaenzung-naehrstoffe/nem-omega-3-epa-dha bll.de: Nahrungsergänzung mit Omega-3-Fettsäuren]</ref> Diese basieren auf Extrakten von Meeresalgen.
Vegetarier weisen, im Gegensatz zu Fleischessern, im Blutplasma sowie in der Körpermasse einen signifikant niedrigeren [[Kreatin]]-Gehalt auf.<ref name="PMID16573356">A. M. Venderley, W. W. Campbell: ''Vegetarian diets : nutritional considerations for athletes.'' In: ''Sports medicine (Auckland, N.Z.).'' Bd.&nbsp;36, Nummer 4, 2006, S.&nbsp;293–305, {{ISSN|0112-1642}}. PMID 16573356. (Review).</ref><ref name="PMID10958375">A. Shomrat, Y. Weinstein, A. Katz: ''Effect of creatine feeding on maximal exercise performance in vegetarians.'' In: ''European journal of applied physiology.'' Bd.&nbsp;82, Nummer 4, Juli 2000, S.&nbsp;321–325, {{ISSN|1439-6319}}. [[doi:10.1007/s004210000222]]. PMID 10958375.</ref><ref name="PMID2758659">J. Delanghe, J. P. De Slypere, M. De Buyzere, J. Robbrecht, R. Wieme, A. Vermeulen: ''Normal reference values for creatine, creatinine, and carnitine are lower in vegetarians.'' In: ''Clinical chemistry.'' Bd.&nbsp;35, Nummer 8, August 1989, S.&nbsp;1802–1803, {{ISSN|0009-9147}}. PMID 2758659.</ref><ref name="svl">T. Wallimann: [http://www.svl.ch/reports/kreatin_wallimann_mt.html ''Einnahme von Kreatin als mögliche Hilfstherapie.''] Bei: ''Schwimmverein Limmat Zürich.'' Abgerufen am 20. Juli 2012.</ref> Kreatin wird vom menschlichen Körper in Mengen von 1 bis 2&nbsp;g pro Tag gebildet und zusätzlich über Fleisch und Fisch aufgenommen.<ref name="DOI10.1007/s00726-011-0853-y">John T. Brosnan, Robin P. da Silva, Margaret E. Brosnan: ''The metabolic burden of creatine synthesis.'' In: ''Amino Acids.'' 40, 2011, S.&nbsp;1325–1331, [[doi:10.1007/s00726-011-0853-y]].</ref> Es wird vor allem für die [[Muskelkontraktion]],<ref>T. Wallimann, M. Tokarska-Schlattner, D. Neumann u.&nbsp;a.: ''The Phosphocreatine Circuit: Molecular and Cellular Physiology of Creatine Kinases, Sensitivity to Free Radicals, and Enhancement by Creatine Supplementation.'' In: ''Molecular System Bioenergetics: Energy for Life.'' 22. November 2007. [[doi:10.1002/9783527621095.ch7]]C</ref> aber auch für Hirn- und Nervenfunktion<ref name="brainresbull">R. H. Andres, A. D. Ducray u.&nbsp;a.: ''Functions and effects of creatine in the central nervous system.'' In: ''Brain research bulletin.'' Bd.&nbsp;76, Nummer 4, Juli 2008, S.&nbsp;329–343, {{ISSN|1873-2747}}. [[doi:10.1016/j.brainresbull.2008.02.035]]. PMID 18502307. (Review).</ref> in Form von Kreatinphosphat benötigt.<ref name="PMC1130636">T. Wallimann, M. Wyss u.&nbsp;a.: ''Intracellular compartmentation, structure and function of creatine kinase isoenzymes in tissues with high and fluctuating energy demands: the 'phosphocreatine circuit’ for cellular energy homeostasis.'' In: ''[[Biochemical Journal]].'' Bd.&nbsp;281 (Pt 1), Januar 1992, S.&nbsp;21–40, {{ISSN|0264-6021}}. PMID 1731757. {{PMC|1130636}}. (Review).</ref> Kreatin ist hauptsächlich in Fleisch und Fisch in Mengen von etwa 2 bis 7&nbsp;g pro kg Nahrung enthalten; Milchprodukte, Obst und Gemüse enthalten nur Spuren davon.<ref name="krea-Food">Hans-Konrad Biesalski (Hrsg.): ''Ernährungsmedizin: nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer.'' Georg Thieme Verlag, 2004 ISBN 3-13-100293-X, S.&nbsp;236. ({{Google Buch |BuchID=aZuuR57Khv4C |Seite=236}}).</ref> Eine [[Placebo#Forschung|Placebo-kontrollierte]], [[doppelblind]]e Studie (2003) stellte fest, dass eine Gruppe von 45 Vegetariern und [[Vegan]]ern, die 5 g&nbsp;Kreatin pro Tag für 6 Wochen supplementierten, eine signifikante Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten ([[Ravens Progressive Matrizen]], [[Fluide Intelligenz|Fluide-Intelligenz-Tests]]) zeigten. Die Behandlungsgruppe konnte längere Sequenzen von Zahlen aus dem Gedächtnis wiederholen ([[Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene|WAIS]]) und hatte höhere Gesamt-[[Intelligenzquotient|IQ]]-Werte als die Kontrollgruppe. Die Autoren weisen in ihrer Studie allerdings auf erwartbar vergleichbare Leistungssteigerungen genauso bei allen Nichtvegetariern hin, welche weniger als 2&nbsp;kg Fleisch pro Tag aufnehmen und zusätzlich Kreatin supplementieren.<ref name="PMID14561278">C. Rae, A. L. Digney, S. R. McEwan, T. C. Bates: ''Oral creatine monohydrate supplementation improves brain performance: a double-blind, placebo-controlled, cross-over trial.'' In: ''Proceedings. Biological sciences / The Royal Society.'' Bd.&nbsp;270, Nummer 1529, Oktober 2003, S.&nbsp;2147–2150, {{ISSN|0962-8452}}. [[doi:10.1098/rspb.2003.2492]]. PMID 14561278. {{PMC|1691485}}.</ref> Signifikante Leistungssteigerungen bei zusätzlicher Aufnahme von Kreatin wurde in zahlreichen Studien ebenfalls bei Nicht-Vegetariern nachgewiesen, sowohl kognitiv als auch körperlich.<ref name="PMID10958375" /><ref name="svl" /><ref name="doi0100791">T. Wallimann: ''Introduction–creatine: cheap ergogenic supplement with great potential for health and disease.'' In: ''Sub-cellular biochemistry.'' Bd.&nbsp;46, 2007, S.&nbsp;1–16, {{ISSN|0306-0225}}. PMID 18652069.</ref><ref name="PMID14600563">D. G. Burke, P. D. Chilibeck u.&nbsp;a.: ''Effect of creatine and weight training on muscle creatine and performance in vegetarians.'' In: ''Medicine and science in sports and exercise.'' Bd.&nbsp;35, Nummer 11, November 2003, S.&nbsp;1946–1955, {{ISSN|0195-9131}}. [[doi:10.1249/01.MSS.0000093614.17517.79]]. PMID 14600563.</ref><ref name="PMID17908288">T. W. Buford, R. B. Kreider u.&nbsp;a.: ''International Society of Sports Nutrition position stand: creatine supplementation and exercise.'' In: ''Journal of the International Society of Sports Nutrition.'' Bd.&nbsp;4, 2007, S.&nbsp;6, {{ISSN|1550-2783}}. [[doi:10.1186/1550-2783-4-6]]. PMID 17908288. {{PMC|2048496}}.</ref><ref name="PMID11985880">A. Watanabe, N. Kato, T. Kato: ''Effects of creatine on mental fatigue and cerebral hemoglobin oxygenation.'' In: ''Neurosci Res.'' 2002 Apr, 42(4): S.&nbsp;279–285, PMID 11985880.</ref>
=== Meinungen und Empfehlungen ===
==== Deutschland ====
Die [[Deutsche Gesellschaft für Ernährung]] (DGE) vertritt die Position, dass (ovo-)lacto-[[vegetarisch]]e Ernährung als Dauerernährung geeignet sein könne, betont dabei aber die Notwendigkeit einer sorgfältigen Lebensmittelauswahl, besonders für die Ernährung von Kindern.<ref>Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.: ''Ist vegetarische Ernährung für Kinder geeignet?'' In: ''DGE-aktuell 14/98'', 21. Juli 1998. {{Webarchiv | url=http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=print&sid=24 | wayback=20070927014803 | text=Im Webarchiv}} (Abgerufen am: 15. April 2016)</ref> Nach vorliegenden und von der DGE ausgewerteten Studienergebnissen könne Stand April 2016 nicht von einem gesundheitlichen Vorteil der Vegetarier gegenüber sich vergleichbar ernährenden [[Mischkost|Mischköstlern]] mit einem geringen [[Fleisch]]anteil in der Ernährung ausgegangen werden. Allerdings könne angenommen werden, dass eine pflanzenbetonte Ernährungsform – mit oder ohne einen geringen Fleischanteil – gegenüber der derzeitig in Deutschland üblichen Ernährung mit einer Risikosenkung für ernährungsmitbedingte Krankheiten verbunden ist.<ref>Margrit Richter, Heiner Boeing, Dorle Grünewald-Funk, Helmut Heseker, Anja Kroke, Eva Leschik-Bonnet, Helmut Oberritter, Daniela Strohm, Bernhard Watzl für die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE): [https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2016/04_16/EU04_2016_M220-M230.pdf ''Vegane Ernährung – Position der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).''] In: ''Ernaehrungs Umschau international'' 63(04); S. 92–102. [[doi:10.4455/eu.2016.021]].</ref>
Nach Auffassung der Ernährungskommission der [[Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin|Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin]] erfordert die ovo-lacto-vegetarische Ernährung von Säuglingen wegen des Risikos einer marginalen Eisenversorgung eine sorgfältige Lebensmittelauswahl und bei [[klinisch]]er [[Indikation]] eine Überwachung des Eisenstatus.<ref>Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), C. Bührer, O. Genzel-Boroviczény, F. Jochum et al.: [http://www.dgkj.de/uploads/media/1406_EK_Empfehlungen_Erna%CC%88hrunggesunder_Sa%CC%88uglinge.pdf ''Ernährung gesunder Säuglinge. Empfehlungen der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.''] In: ''Monatsschrift Kinderheilkunde'' 2014; S. 536. [[doi:10.1007/s00112-014-3129-2]].</ref>
Laut der [[Ökotrophologie|Ökotrophologin]] Ulrike Becker vom [[Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung]] (UGB) kommen Vegetarier im Durchschnitt dem von der DGE empfohlenen Nährstoffverhältnis von Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß (50 bis 60 Prozent, 25 bis 30 Prozent, 10 bis 15 Prozent) näher als Nichtvegetarier, da sie mehr Kohlenhydrate, oft weniger Fett und weniger Eiweiß zu sich nehmen. Zudem sei die Fettzusammensetzung der vegetarischen Kost günstig, da sie relativ viele ungesättigte und relativ wenige gesättigte Fettsäuren und wenig Cholesterin enthalte. Die Versorgung mit Vitamin B<sub>1</sub>, B<sub>6</sub>, Vitamin C, Magnesium, Ballaststoffen und [[Sekundäre Pflanzenstoffe|sekundären Pflanzenstoffen]] sei bei Vegetariern besser als im Bevölkerungsdurchschnitt. Die meisten Ovo-Lacto-Vegetarier setzten eine Ernährungsweise um, die weitgehend den Empfehlungen der [[Vollwerternährung|Vollwert-Ernährung]] entspreche: Sie äßen reichlich pflanzliche Lebensmittel, bevorzugten [[Vollkorn]]produkte, verzehrten weniger Fett, tränken weniger Kaffee und Alkohol und vermieden stark verarbeitete Fertigprodukte. „Puddingvegetarier“, die lediglich Fleisch wegließen und ebenso viel Fettiges und Süßes wie durchschnittliche Mischköstler äßen, hätten dagegen aus gesundheitlicher Sicht nichts gewonnen.<ref>Ulrike Becker: ''Vegetarismus: Gesünder Leben ohne Fleisch'' In: ''UGB-Forum Spezial 2007: Ernährungsrichtungen aktuell bewertet''; S. 6–8. [https://www.fairberaten.net/vegetarismus/gesund-leben-ohne-fleisch-vegetarismus-gruende-vorteile/druckansicht.pdf Volltext (PDF)].</ref>
Besonders thematisiert wird die ausreichende Versorgung mit dem [[Cobalamine|Vitamin B<sub>12</sub>]]. Es ist ausschließlich in Lebensmitteln tierischer Herkunft enthalten. Bei einer starken Reduzierung oder völligen Vermeidung tierischer Nahrung (Veganismus) kann ein Mangel auftreten.<ref>[http://www.bfr.bund.de/cm/238/verwendung_von_vitaminen_in_lebensmitteln.pdf BfR: Verwendung von Vitaminen in Lebensmitteln] (PDF-Datei; 1,3&nbsp;MB), S.&nbsp;212.</ref> Eine vegetarische Ernährung mit einem ausreichenden Anteil an Milchprodukten, Eiern oder entsprechend [[Functional Food|angereicherten Lebensmitteln]] ist in der Lage, die Versorgung sicherzustellen. Auch kann das Vitamin gezielt [[Nahrungsergänzungsmittel|supplementiert]] werden.<ref>[http://www.lifeline.de/llspecial/vitamine/vitaminlexikon/die_wichtigsten_naehrstoffe/content-124741.html Vitamin B12: Mangel-Symptomen mit diesen Lebensmitteln vorbeugen]</ref>
Laut Aussage des Ernährungswissenschaftlers [[Claus Leitzmann]] – Leiter des wissenschaftlichen Beirats des [[Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung|UGB]] und ehemaliger Leiter des Instituts für Ernährungswissenschaften an der [[Justus-Liebig-Universität Gießen]] – zeigt eine zunehmende Anzahl von Untersuchungen, dass eine ovo-lacto-vegetarische Ernährungsweise zu einer besseren Gesundheit führe. So könne eine solche Ernährung in erheblichem Maße dazu beitragen, Erkrankungen wie [[Übergewicht]], [[Diabetes mellitus|Diabetes]], [[Arteriosklerose]], [[Herz-Kreislauf-Erkrankung]]en, [[Hypertonie]], [[Gicht]] und verschiedenen [[Krebs (Medizin)|Krebserkrankungen]] vorzubeugen.<ref>Claus Leitzmann, Markus Keller: ''Vegetarische Ernährung''. UTB-Verlag (2010). Kurzfassung: ''Welche Vorteile und Risiken hat eine vegetarische Kost?'' In: ''Gesunde Ernährung. Die 101 wichtigsten Fragen''. Beck-Verlag (2013), S.&nbsp;87–88</ref>
==== Anglosphäre ====
Die US-amerikanische [[Academy of Nutrition and Dietetics]] (A.N.D.), vormals bekannt unter dem Namen ''American Dietetic Association'' (ADA), und der Verband kanadischer Ernährungsberater (''Dietitians of Canada'') sprechen sich in einem gemeinsamen Positionspapier aus dem Jahr 2003 für eine vegetarische Ernährungsweise aus. Eine solche habe einen gesundheitlichen Nutzen für die Prävention und Behandlung bestimmter Erkrankungen. Die Todesrate für ischämische Herzerkrankungen sei geringer, Vegetarier hätten niedrigere Cholesterin-Blutwerte, würden seltener an Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 sowie Prostata- und Darmkrebs leiden. Eine vegetarische Ernährung würde den Körper ausreichend mit allen Nährstoffen versorgen und sei für alle Phasen des Lebenszyklus geeignet, einschließlich Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und Adoleszenz. Eine Neuauflage des Positionspapiers ist im Jahr 2009 erschienen.<ref>American Dietetic Association; Dietitians of Canada: ''Position of the American Dietetic Association and Dietitians of Canada: vegetarian diets.'' In: ''Can J Diet Pract Res.'' 64 (2): S.&nbsp;62–81; Sommer 2003. PMID 12826028. [https://www.vrg.org/nutrition/2003_ADA_position_paper.pdf Volltext (PDF)].</ref><ref name="PMID19562864">W. J. Craig, A. R. Mangels: ''Position of the American Dietetic Association: vegetarian diets.'' In: ''Journal of the American Dietetic Association.'' Bd.&nbsp;109, Nummer 7, Juli 2009, S.&nbsp;1266–1282, {{ISSN|1878-3570}}. PMID 19562864. [http://www.vrg.org/nutrition/2009_ADA_position_paper.pdf Volltext (PDF)].</ref>
In [[Australien]] empfiehlt die ''National Health and Medical Research Council'' des Gesundheitsministeriums ebenfalls seit 2013 die vegetarische Ernährung. Eine vollwertige vegetarische Ernährungsform sei gesund und für alle Phasen des Lebenszyklus geeignet. Wer sich streng vegan ernähre, solle jedoch ein Vitamin B<sub>12</sub>-Präparat zu sich nehmen.<ref>National Health and Medical Research Council: {{Webarchiv | url=http://www.nhmrc.gov.au:80/_files_nhmrc/publications/attachments/n55_australian_dietary_guidelines_130530.pdf | wayback=20130711082138 | text=EAT FOR HEALTH. Australian Dietary Guidelines Providing the scientific evidence for healthier Australian diets}} (2003; PDF; 2,0&nbsp;MB), S.&nbsp;35</ref>
== Geschichte ==
Der Vegetarismus entstand in Indien und unabhängig davon im antiken griechischen Kulturkreis (östlicher Mittelmeerraum, Süditalien). In beiden Regionen war er von Anfang an ein Bestandteil religiös-philosophischer Bestrebungen.
Weltweit konnte bisher bei keinem Naturvolk oder [[Indigene Völker|indigenen Volk]] konsequenter Vegetarismus als kollektive prinzipielle Haltung nachgewiesen werden. Aktuelle Untersuchungen an ägyptischen Mumien aus der Zeit von 3500 v.&nbsp;Chr. bis 600 n.&nbsp;Chr. lassen auf eine fleischarme Ernährung schließen. Trotz reichlich vorhandenem Vieh und Fisch am Nil ernährten sich die Menschen über viele Jahrtausende überwiegend von Getreide und Gemüse.<ref name="SPON-970267">{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/ausgegraben-aegypter-waren-vegetarierer-a-970267.html |titel=Frühe Vegetarierer: Ägypter mochten keinen Fisch |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2014-05-19 |zugriff=2014-12-27}}</ref>
=== Vorchristliche Antike ===
In der [[Antike]] wurde der Verzicht auf Fleisch als ''Enthaltung vom Beseelten'' ({{grcS|ἀποχὴ ἐμψύχων}} ''apoche empsychon'') bezeichnet.<ref>Johannes Haussleiter: ''Der Vegetarismus in der Antike'', Berlin 1935, S.&nbsp;85, 101, 318.</ref> Er blieb stets auf eine relativ kleine Zahl von Anhängern beschränkt, die der gebildeten, philosophisch interessierten Oberschicht angehörten. Die große Masse der Bevölkerung ernährte sich notgedrungen fleischarm, da sie sich Fleisch nur gelegentlich leisten konnte; Fisch hingegen war ein beliebtes Volksnahrungsmittel.<ref>Alfred C. Andrews: ''Ernährung: Nichtchristlich''. In: ''[[Reallexikon für Antike und Christentum]]'' Bd.&nbsp;6, Stuttgart 1966, Sp.&nbsp;222&nbsp;f., 226–228.</ref>
;Mythos
Erstmals taucht die Idee einer rein pflanzlichen Ernährung des Menschen im Mythos auf, wobei von ganzen Völkern die Rede ist. [[Homer]] ([[Odyssee]] 9, 82–104) erzählt von den [[Lotophagen]] („Lotosessern“), einem märchenhaften, friedfertigen [[Naturvolk]], das sich von der süßen Frucht der Vergessen schenkenden Zauberpflanze Lotos ernährt habe. Allerdings behauptet erst [[Herodot]] (4, 177) ausdrücklich, der Lotos sei die einzige Nahrung der Lotophagen gewesen. [[Diodor]] (3, 23–24) beschreibt Völker in [[Äthiopien]], die „Wurzelesser“, „Samenesser“ und „Holzesser“, deren Kost auf bestimmte Pflanzen beschränkt gewesen sei. Diese Berichte, von denen es in der Antike noch weitere gab,<ref>Johannes Haussleiter: ''Der Vegetarismus in der Antike'', Berlin 1935, S.&nbsp;26–33.</ref> tragen sagenhafte Züge und gelten daher nicht als glaubhaft; teilweise ist der Märchencharakter offenkundig. Meist werden den angeblich ohne Fleischnahrung lebenden Völkern in den Quellen positiv bewertete Eigenschaften wie Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Friedlichkeit zugeschrieben.
Verbreitet war in der Antike die Ansicht, in einem vergangenen [[Goldenes Zeitalter|Goldenen Zeitalter]] habe es noch keine Fleischkost gegeben und die Erde habe von sich aus alle benötigte Nahrung hervorgebracht. Dieser Mythos findet sich bei [[Hesiod]] (''Werke und Tage'' 109&nbsp;ff.), [[Platon]] (''Staatsmann'' 271–2), [[Ovid]] (''Metamorphosen'' 1,89&nbsp;ff.; 15,96&nbsp;ff.) und anderen.
;Historische Entwicklung
Als historisches Phänomen ist der Verzicht auf Fleisch in Europa erstmals im 6.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. bezeugt. Vegetarier waren die [[Orphiker]], eine religiöse Bewegung, die sich damals in Griechenland verbreitete, sowie [[Pythagoras]] und zumindest der engere Kreis der [[Pythagoreer]]. In beiden Traditionen wurde auf Eier und auf die damals allgemein üblichen rituellen Tieropfer verzichtet.<ref>Johannes Haussleiter: ''Der Vegetarismus in der Antike'', Berlin 1935, S.&nbsp;79–157; [[Rudolph Arbesmann]]: ''Fasten''. In: ''Reallexikon für Antike und Christentum'' Bd.&nbsp;7, Stuttgart 1969, Sp.&nbsp;466&nbsp;f.</ref> Die Motivation der Orphiker und der Pythagoreer war religiös; die Seelenwanderungslehre, die sie vertraten, führte zu einer höheren Einschätzung des Werts tierischen Lebens. Im 5.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. trat [[Empedokles]] als radikaler Vertreter des Vegetarismus und einer allgemeinen Verschonung der Tiere hervor.<ref>Johannes Haussleiter: ''Der Vegetarismus in der Antike'', Berlin 1935, S.&nbsp;157–163.</ref>
Die antiken Vegetarier betrachteten Fleischnahrung als nachteilig für ihre asketischen und philosophischen Bestrebungen. Großenteils waren sie ethisch motiviert, verwarfen Tieropfer und betonten die Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier (während ihre Gegner die Unterschiede hervorhoben). Die Frage, ob es [[Tierrechte|ethische Pflichten gegenüber den Tieren]] gibt, wurde kontrovers diskutiert.<ref>Johannes Haussleiter: ''Der Vegetarismus in der Antike'', Berlin 1935, S.&nbsp;198–342; Urs Dierauer: ''Vegetarismus und Tierschonung in der griechisch-römischen Antike''. In: M. Linnemann/C. Schorcht (Hrsg.): ''Vegetarismus.'' Erlangen 2001, S.&nbsp;20–49, 55, 56.</ref> Oft war der Vegetarismus mit religiösen Überzeugungen verbunden.<ref>Urs Dierauer: ''Vegetarismus und Tierschonung in der griechisch-römischen Antike''. In: M. Linnemann/C. Schorcht (Hrsg.): ''Vegetarismus'', Erlangen 2001, S.&nbsp;15–20.</ref>
Unter den [[Platonismus|Platonikern]] war der Anteil der Vegetarier und Tierfreunde relativ hoch, in den anderen Philosophenschulen ([[Peripatos|Peripatetiker]], [[Stoa|Stoiker]], [[Epikureismus|Epikureer]]) sehr klein oder nicht vorhanden. Die Stoiker waren fast alle entschieden antivegetarisch. Wegen der Vernunftlosigkeit der Tiere waren sie der Überzeugung, dass der Mensch gegenüber der Tierwelt keinerlei ethische Pflichten habe.<ref>Johannes Haussleiter: ''Der Vegetarismus in der Antike'', Berlin 1935, S.&nbsp;245–272.</ref> Die extreme Anspruchslosigkeit der [[Kynismus|Kyniker]] bewog sie zu weitgehend fleischloser Ernährung, jedoch machten sie daraus kein Prinzip.<ref>Johannes Haussleiter: ''Der Vegetarismus in der Antike'', Berlin 1935, S.&nbsp;167–184.</ref>
In der Platonischen Akademie traten die [[Scholarch]]en [[Xenokrates]] und (wahrscheinlich) [[Polemon von Athen|Polemon]] für den Vegetarismus ein,<ref>Johannes Haussleiter: ''Der Vegetarismus in der Antike'', Berlin 1935, S.&nbsp;198–201, 205.</ref> unter den Peripatetikern [[Theophrastos]].<ref>Johannes Haussleiter: ''Der Vegetarismus in der Antike.'' Berlin 1935, S.&nbsp;237–244.</ref> Ein Teil der prominenten kaiserzeitlichen Platoniker und Neuplatoniker lebte vegetarisch, darunter [[Plutarch]] (mutmaßlich nur zeitweilig), [[Apollonios von Tyana]], [[Plotin]] und [[Porphyrios]].<ref>Johannes Haussleiter: ''Der Vegetarismus in der Antike'', Berlin 1935, S.&nbsp;212–228, 299–312, 315–337.</ref> Porphyrios verfasste eine umfangreiche Schrift ''Über die Enthaltung vom Beseelten''<ref>''Peri apochés empsýchōn'', lateinisch ''De abstinentia'', ins Englische übersetzt von Gillian Clark: ''Porphyry: On Abstinence from Killing Animals.'' Ithaca (N.Y.) 2000.</ref> zur Begründung des Vegetarismus. Da er darin auf Einwände eingeht, sind durch ihn auch Argumente aus nicht erhaltenen gegnerischen Schriften überliefert.
Ein Wortführer der Gegner des Vegetarismus war Clodius von Neapel. Er verfasste im 1.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. eine Schrift ''Gegen die Verächter der Fleischkost'', die nicht erhalten ist. Einige seiner Argumente sind jedoch überliefert. Clodius verwies unter anderem darauf, dass manche tierische Nahrungsmittel auch für Heilzwecke benötigt würden. Ein anderes, möglicherweise von Clodius angeführtes Argument der Gegner war, dass zwischen Menschen und Tieren ein naturgegebener und gerechter Krieg herrsche, da manche Tiere Menschen angreifen oder die Ernte zerstören; daher sei es legitim, die Feinde zu töten. Ferner wurde von gegnerischer Seite vorgebracht, für den menschlichen Körper sei Fleischnahrung vorteilhaft, was man daran erkenne, dass sie von Athleten bevorzugt und von Ärzten für die [[Rekonvaleszenz]] empfohlen werde.<ref>Porphyrios: ''De abstinentia.'' 1,14&nbsp;f.; 1,17. Zu Clodius siehe Johannes Haussleiter: ''Der Vegetarismus in der Antike.'' Berlin 1935, S.&nbsp;288–296 und Gillian Clark: ''Porphyry: On Abstinence from Killing Animals.'' Ithaca (N.Y.) 2000, S.&nbsp;123 Anm.&nbsp;13.</ref>
Bei den [[Manichäismus|Manichäern]] waren die ''[[Electus|Electi]]'' (Auserwählte) ethisch motivierte Vegetarier, die auch keine Eier aßen und grundsätzlich nicht töteten; für den breiteren Kreis der ''[[Auditor]]es'' (Hörer) galten weniger strenge Regeln.<ref>Urs Dierauer: ''Vegetarismus und Tierschonung in der griechisch-römischen Antike.'' In: M. Linnemann/C. Schorcht (Hrsg.): ''Vegetarismus.'' Erlangen 2001, S.&nbsp;52&nbsp;f.</ref>
=== Christliche Antike, Mittelalter und Frühe Neuzeit ===
Im [[Urchristentum]] der apostolischen Zeit gab es Befürchtungen, das Fleischessen könne zu einer kultischen Verunreinigung führen. Der Apostel [[Paulus von Tarsus|Paulus]] wandte sich nachdrücklich gegen diese Auffassung (Röm 14,2–21; vgl. 1 Kor 8,8–9, Kol 2,20–22).<ref>Hubertus Lutterbach: ''Der Fleischverzicht im Christentum.'' In: ''Saeculum'' 50/II, 1999, S.&nbsp;181–183.</ref>
Unter den [[spätantike]]n Christen und in der mittelalterlichen Kirche verzichteten viele Mönche und Einsiedler im Rahmen der [[Askese]] auf Fleischverzehr (z.&nbsp;B. [[Onophrius]]).<ref>Hubertus Lutterbach: ''Der Fleischverzicht im Christentum''. In: ''Saeculum'' 50/II, 1999, S.&nbsp;189–194.</ref> Zu ihnen gehörte der Kirchenvater [[Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] († 419), auf den sie sich meist beriefen.<ref>Hubertus Lutterbach: ''Der Fleischverzicht im Christentum''. In: ''Saeculum'' 50/II, 1999, S.&nbsp;185–189.</ref> Den [[Benediktiner]]n gestattete ihre Ordensregel das Fleisch vierfüßiger Tiere nur im Krankheitsfall; Fisch und Geflügel waren ihnen jedoch erlaubt.<ref>''[[Regula Benedicti]]'' 36,9 und 39,11, Hrsg. Rudolph Hanslik, Wien 1975, S.&nbsp;96 und S.&nbsp;100.</ref> Viele andere Ordensregeln enthielten ähnliche Fleischverbote und dehnten sie zum Teil auf Geflügel aus, jedoch niemals auf Fisch. Dabei ging es den Mönchen und Nonnen um bescheidene Lebensweise, freiwillige Entbehrung und Abtötung der Begierden.<ref>Hubertus Lutterbach: ''Der Fleischverzicht im Christentum''. In: ''Saeculum'' 50/II, 1999, S.&nbsp;194–198, 203–208; Theodor Klauser: ''Ernährung: Christlich''. In: ''Reallexikon für Antike und Christentum'' Bd.&nbsp;6, Stuttgart 1966, Sp.&nbsp;232–237.</ref> Für einen ethisch motivierten Vegetarismus aus Rücksichtnahme auf die Tiere gibt es im kirchlichen Christentum der Antike und des Mittelalters keine Belege. Mitunter wird der heilige [[Franz von Assisi|Franziskus]] wegen der Einbeziehung der Tiere in seine religiöse Gedankenwelt irrtümlich zu den Vegetariern gezählt; er hat aber in Wirklichkeit Vegetarismus weder praktiziert noch propagiert.<ref>John Passmore: ''The Treatment of Animals''. In: ''Journal of the History of Ideas'' 36, 1975, S.&nbsp;199–200; Colin Spencer: ''The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism'', London 1993, S.&nbsp;172–174.</ref>
Viele [[Häresie|Häretiker]] der Antike wie die [[Enkratiten]], [[Ebioniten]] und [[Eustathianer]] betrachteten den Verzicht auf Fleisch als notwendigen Teil ihrer Askese.<ref>Rudolf Arbesmann: ''Fasten''. In: ''Reallexikon für Antike und Christentum'' Bd.&nbsp;7, Stuttgart 1969, Sp.&nbsp;473 und 475.</ref> Auch mittelalterliche Häretiker wie die [[Bogomilen]] und die [[Katharer]] lehnten Fleischnahrung ab.<ref>Colin Spencer: ''The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism'', London 1993, S.&nbsp;154–168.</ref>
Erst in der frühen Neuzeit traten wieder prominente Persönlichkeiten für einen ethisch begründeten Vegetarismus ein. Zu ihnen zählten [[Leonardo da Vinci]] (1452–1519)<ref>Colin Spencer: ''The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism'', London 1993, S.&nbsp;190–192.</ref> und [[Pierre Gassendi]] (1592–1655).<ref>Tristram Stuart: ''The Bloodless Revolution. A Cultural History of Vegetarianism from 1600 to Modern Times'', New York 2007, S.&nbsp;138–150.</ref> Der führende Theoretiker des Vegetarismus im 17.&nbsp;Jahrhundert war der Engländer Thomas Tryon (1634–1703).<ref>Colin Spencer: ''The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism'', London 1993, S.&nbsp;206–209; Tristram Stuart: ''The Bloodless Revolution. A Cultural History of Vegetarianism from 1600 to Modern Times'', New York 2007, S.&nbsp;60–77.</ref> Andererseits vertraten einflussreiche Philosophen wie [[René Descartes]]<ref>Colin Spencer: ''The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism'', London 1993, S.&nbsp;201&nbsp;f.; Tristram Stuart: ''The Bloodless Revolution. A Cultural History of Vegetarianism from 1600 to Modern Times'', New York 2007, S.&nbsp;131–137.</ref> und [[Immanuel Kant]]<ref>Ursula Wolf: ''Das Tier in der Moral'', 2. Auflage, Frankfurt am Main 2004, S.&nbsp;33–38.</ref> die Auffassung, dass es keine ethischen Pflichten gegenüber der Tierwelt geben könne.
=== Entwicklung im 19. Jahrhundert ===
[[Datei:George bernard shaw.jpg|mini|hochkant|George Bernard Shaw, vor 1916]]
Im angelsächsischen Raum war die Bereitschaft zur praktischen Umsetzung und Verbreitung der vegetarischen Idee am größten. Schon im 18.&nbsp;Jahrhundert traten in England und Nordamerika kleine christliche Gemeinschaften aus asketischen und ethischen Motiven für einen Verzicht auf die als „unnatürlich“ kritisierte Fleischkost ein.<ref>Hans-Jürgen Teuteberg: ''Zur Sozialgeschichte des Vegetarismus''. In: ''Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte'' 81, 1994, S.&nbsp;43–45.</ref> 1801 wurde in London der erste Vegetarierverein gegründet, dem bald ähnliche Vereinigungen in anderen englischen Städten folgten. Im frühen 19.&nbsp;Jahrhundert war der prominenteste Wortführer des ethisch motivierten Vegetarismus der Dichter [[Percy Bysshe Shelley|Shelley]].<ref>Colin Spencer: ''The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism'', London 1993, S.&nbsp;244–251; Tristram Stuart: ''The Bloodless Revolution. A Cultural History of Vegetarianism from 1600 to Modern Times'', New York 2007, S.&nbsp;372–398.</ref> 1847 kam es zur Gründung der ''Vegetarian Society''. Ein typischer Repräsentant des in der Öffentlichkeit aktiven englischen Vegetarismus war [[George Bernard Shaw]].<ref>Colin Spencer: ''The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism'', London 1993, S.&nbsp;379–382. Eine gründliche Darstellung des frühen englischen Vegetarismus bietet James Gregory: ''Of Victorians and Vegetarians. The Vegetarian Movement in Nineteenth-century Britain'', London 2007.</ref> Im 19.&nbsp;und frühen 20.&nbsp;Jahrhundert handelte es sich in der Regel um Ovo-lacto-Vegetarismus; nur vereinzelt traten Anhänger einer völlig tierproduktfreien Ernährung auf.<ref>James Gregory: ''Of Victorians and Vegetarians. The Vegetarian Movement in Nineteenth-century Britain'', London 2007, S.&nbsp;11, 76&nbsp;f.</ref>
In Russland war [[Lew Nikolajewitsch Tolstoi]] (1828–1910) der prominenteste Befürworter des Vegetarismus.<ref>Peter Brang: ''Ein unbekanntes Rußland. Kulturgeschichte vegetarischer Lebensweisen von den Anfängen bis zur Gegenwart'', Köln 2002, S.&nbsp;59–113.</ref>
Der deutsche Apotheker und Heilpraktiker [[Theodor Hahn]] (1824–1883), Schüler von dem sich in seiner letzten, von Hahn federführend herausgegebenen Schrift zum Vegetarismus in seiner fleischlosen, durch das [[Fasten#Allgemeines|kirchliche Halbfasten]] vorgeprägten Form bekennenden<ref>Gundolf Keil: ''Vegetarisch.'' 2015 (2016), S. 47.</ref> [[Heinrich Friedrich Francke]] (= J. H. Rausse), ließ sich durch das Studium von [[Christoph Wilhelm Hufeland]]s ''Makrobiotik'' erstmals über die schädlichen Folgen des Fleischessens belehren und zur Idee der „Naturheilkräfte“ leiten.<ref name="Merta, S. 43–44">Sabine Merta: ''Wege und Irrwege zum modernen Schlankheitskult: Diätkost und Körperkultur als Suche nach neuen Lebensstilformen 1880–1930.'' Franz Steiner Verlag, 2003, ISBN 978-3-515-08109-2, S.&nbsp;43–44.</ref> Im Winter 1850/51 las Hahn [[Jean-Jacques Rousseau]]s Erziehungsroman ''[[Emile oder über die Erziehung|Émile ou De l’éducation]]'' und stieß dort auf ein Zitat des griechischen Philosophen [[Plutarch]], in dem dieser den „Mord“ des Menschen am Tier zwecks Fleischgewinnung als grausam und widernatürlich geißelt. Der Text ließ Hahn die Frage des Fleischgenusses {{"|auch von der sittlichen Seite betrachten}}.<ref name="Heyll">Uwe Heyll: ''Vegetarismus, Grahambrot, Rohkost'' In: ''Wasser, Fasten, Luft und Licht: Die Geschichte der Naturheilkunde in Deutschland'', Campus Verlag 2006; S. 89–91. ISBN 978-3-593-37955-5.</ref> 1852 begann Hahn konsequent fleischlos zu leben und von da an zeitlebens aktiv für den Vegetarismus zu werben. Für ihn konnte nun nur noch eine vegetarische Ernährungsweise „Heilkost“ sowie Dauernahrung zur Erhaltung eines leistungsfähigen Lebens sein.<ref name="Merta, S. 43–44" /> Wenig später stieß Hahn auf das {{"|vortreffliche Werk}} ''Der Weg zum Paradies. Eine Beleuchtung der Hauptursachen des physisch-moralischen Verfalls der Culturvölker, so wie naturgemäße Vorschläge, diesen Verfall zu sühnen.'' des Jenaer Lehrers und Vegetariers Johann Wilhelm Zimmermann und machte sich viele der dort entwickelten Ideen zu Eigen.<ref name="Heyll" /> In ''Die naturgemäße Diät, die Diät der Zukunft'' begründete Hahn 1859 ausführlich mit historischen, vergleichend-anatomischen und physiologischen Argumenten, warum seiner Meinung nach nur die vegetarische Diät die einzig wahre Naturkost sei. Dieses Buch ist (zumindest in den ersten vier Kapiteln) eine überarbeitete Übersetzung des 1838 veröffentlichten Werkes ''Vegetable Diet'' von [[William Alcott|William Andrus Alcott]], der wie der Münchner Militärarzt Lorenz Gleich (1798–1865) mit vegetarischer Diät bzw. Ernährung experimentiert hatte.<ref>Gundolf Keil: ''Vegetarisch.'' 2015 (2016), S. 47.</ref> Hahn war der erste deutsche Heilpraktiker, der seine Patienten primär mit einer pflanzlichen Diät behandelte. 1865 erschien erstmals ''Das Praktische Handbuch der naturgemäßen Heilweise'', in dem er sein Konzept der Diättherapie erläutert.<ref name="Merta, S. 43–44" />
Hahns Bekenntnis zum Vegetarismus wurde von anderen Anhängern der frühen [[Naturheilkunde]] fast ausnahmslos als Grundsatz der naturgemäßen Lebensweise übernommen.<ref name="Heyll" /> 1868 stellte [[Rudolf Virchow]] fest: {{Zitat|Text=In den letzten Jahren hat sich unter dem Namen Vegetarianer eine, wenn auch unzusammenhängende und wenig zahlreiche, so doch recht thäthige Sekte erhoben, welche mit allen Hülfsmitteln der Wissenschaft und mit allem Ernste eines tief sittlichen Strebens das Fleischessen als eine der schlimmsten und widernatürlichsten Verirrungen des Menschengeschlechtes bekämpft und durch ein eigenes Beispiel den Beweis zu liefern bestrebt ist, daß die Pflanzennahrung genügt, um dem menschlichen Körper Gesundheit und Kraft zu erhalten.|Autor=Rudolf Virchow|Quelle=''Über Nahrungs- und Genussmittel'', Berlin 1868.|ref=<ref>Sabine Merta: ''Wege und Irrwege zum modernen Schlankheitskult: Diätkost und Körperkultur als Suche nach neuen Lebensstilformen 1880–1930'', Franz Steiner Verlag 2003; S.&nbsp;63. ISBN 978-3-515-08109-2.</ref>}}
Stark vom Werk Hahns beeinflusst kam 1866 der [[Freireligiöse Bewegung|freireligiöse]] Pfarrer [[Eduard Baltzer]] (1814–1887) zur vegetarischen Lebensweise.<ref name="IVU Baltzer">International Vegetarian Union (IVU): [http://www.ivu.org/history/europe19b/baltzer.html ''Eduard Baltzer (1814–1887)'']</ref> Bereits 1867 gründete dieser in Nordhausen einen „Verein für natürliche Lebensweise“, der rasch wuchs.<ref>Eva Barlösius: ''Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende'', Frankfurt 1997, S.&nbsp;36–47; Hans-Jürgen Teuteberg: ''Zur Sozialgeschichte des Vegetarismus''. In: ''Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte'' 81, 1994, S.&nbsp;48&nbsp;f.</ref> Auf der Vereinssitzung vom 9. Juli 1868 wurde die Umbenennung in „Deutscher Verein für natürliche Lebensweise“ beschlossen,<ref>Eduard Baltzer: ''Vereinsblatt für Freunde der natürlichen Lebensweise (Vegetarianer), Nr. 2, 1. August 1868''. In: ''Vereinsblatt für Freunde der natürlichen Lebensweise (Vegetarianer)'' 1868–1870, Nordhausen 1870; S. 26. [http://www.magnus-schwantje-archiv.de/files/Vereinsblatt_1868-1870.pdf PDF-Volltext, 114 MB].</ref> ab dem 19. Mai 1869 nannte man sich „Deutscher Verein für naturgemässe Lebensweise“.<ref>Eduard Baltzer: ''Vereinsblatt für Freunde der natürlichen Lebensweise (Vegetarianer), Nr. 10, 7. Juni 1869''. In: ''Vereinsblatt für Freunde der natürlichen Lebensweise (Vegetarianer)'' 1868–1870, Nordhausen 1870; S. 145. [http://www.magnus-schwantje-archiv.de/files/Vereinsblatt_1868-1870.pdf PDF-Volltext, 114 MB].</ref> In den Jahren 1867–1872 verfasste Baltzer unter dem Titel ''Die natürliche Lebensweise'' ein vierbändiges Werk,<ref name="IVU Baltzer" /> in dem er den Vegetarismus religiös, moralisch, politisch, volkswirtschaftlich und gesundheitlich zu begründen versucht. Baltzer entwarf die Utopie der Entstehung eines neuen und höheren Menschengeschlechts, das sich durch die Vermeidung des Verzehrs von Fleisch und eine naturgemäße Lebensweise {{"|zum Wahren, Richtigen und Guten}} entwickelt, um sich schließlich {{"|Gott zu nähern}}. Auch sah er in der vermeintlich billigeren vegetarischen Kost die Möglichkeit, die ärmere Bevölkerungsschicht besser zu ernähren<ref>Claus Leitzmann: ''Vegetarismus: Grundlagen, Vorteile, Risiken.'', 4. Auflage, C. H. Beck 2012; S.&nbsp;34–35. ISBN 978-3-406-64194-7.</ref> und bei vegetarischer Ernährung sogar die Möglichkeit, „Militär überflüssig“<ref>[[Karl Eduard Rothschuh]]: ''Naturheilbewegung, Reformbewegung, Alternativbewegung.'' Stuttgart 1983; Nachdruck Darmstadt 1986, S. 111.</ref> zu machen. Baltzer war Herausgeber des ab Juni 1868 erscheinenden ''[[Vereinsblatt für Freunde der natürlichen Lebensweise (Vegetarianer)|Vereinsblattes für Freunde der natürlichen Lebensweise (Vegetarianer)]]''. Nach seinem Tod erhielt diese erste Zeitschrift der vegetarischen Bewegung in Deutschland den Namen ''[[Thalysia]]'', in Anknüpfung an das 1872 erschienene Buch ''Thalysia oder Das Heil der Menschheit'', die deutsche Fassung eines 1840–1842 veröffentlichten Werks des führenden französischen Vegetariers Jean-Antoine Gleizes.
Als weiterer wichtiger Begründer der vegetarischen Bewegung in Deutschland gilt der badische Jurist und revolutionäre Republikaner [[Gustav Struve]] (1805–1870).<ref>Eva Barlösius: ''Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende.'' Frankfurt 1997, S.&nbsp;47–57.</ref><ref>Karl Eduard Rothschuh: ''Naturheilbewegung, Reformbewegung, Alternativbewegung.'' Stuttgart 1983; Nachdruck Darmstadt 1986, S. 75 und 111 f.</ref> Nach eigenen Angaben erfolgte seine Hinwendung zur fleischfreien Ernährung bereits am 3. Mai 1832, nachdem er in Rousseaus ''Émile ou De l’éducation'' Plutarchs Schilderung der [[Pythagoras#Religion und Seelenlehre|Lehre des Pythagoras]] gelesen hatte.<ref>Ansgar Reiss: ''Radikalismus und Exil: Gustav Struve und die Demokratie in Deutschland und Amerika'', Franz Steiner Verlag 2004; S.&nbsp;32. ISBN 978-3-515-08371-3.</ref><ref>Gustav Struve: ''Pflanzenkost, die Grundlage einer neuen Weltanschauung'', Stuttgart, 1869; S.&nbsp;1.</ref> 1868 gründete Struve mit Gesinnungsgenossen aus [[Stuttgart]] und Umgebung einen vegetarischen Verein, der noch heute besteht. 1869 – zehn Jahre nach Hahns ''Die naturgemäße Diät, die Diät der Zukunft'' – erschien sein Werk ''Pflanzenkost, die Grundlage einer neuen Weltanschauung'', das die vegetarische Bewegung nachhaltig beeinflusste. Hierin begründet Struve seinen Verzicht auf Fleisch ethisch und mit einer gesundheitlichen Selbsterfahrung im Winter 1831/32.<ref>Gustav Struve: ''Pflanzenkost, die Grundlage einer neuen Weltanschauung'', Stuttgart, 1869. [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10474938-4 Digitalisat der Bayrischen Staatsbibliothek].</ref> Auch in seinem belletristischen Werk ''Mandaras’ Wanderungen'' empfahl er ab 1843 den „dekadenten Europäern“ eine vegane Ernährung im Zusammenhang mit der indischen Reinkarnationslehre.<ref>Gundolf Keil: ''Vegetarisch.'' 2015 (2016), S. 48.</ref>
Im letzten Drittel des 19.&nbsp;Jahrhunderts gewann die vegetarische Bewegung an Bedeutung. Zahlreiche Vereine wurden gegründet. 1892 schlossen sich zwei Dachverbände zum „[[ProVeg Deutschland|Deutschen Vegetarier-Bund]]“ mit Sitz in Leipzig zusammen. 1893 wurde von Anhängern der [[Lebensreform]]bewegung in [[Oranienburg]] bei Berlin die vegetarische [[Obstbaugenossenschaft Eden]] gegründet. Kurz vor Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] lebten fast 1000&nbsp;Menschen im [[genossenschaft]]lich organisierten „Eden“. Ausgehend von der vegetarischen Lebensgemeinschaft des Malers [[Karl Wilhelm Diefenbach]] auf dem Himmelhof bei Wien (1897–1899) gründeten die Brüder [[Gustav Gräser|Gusto]]<ref>Hermann Müller (Hrsg.): „Nun nahet Erdsternmai!“ Gusto Gräser. Grüner Prophet aus Siebenbürgen. Recklinghausen 2012.</ref> und [[Karl Gräser (Offizier)|Karl Gräser]] mit anderen im Herbst 1900 die Siedlung [[Monte Verità]]<ref>Martin Green: ''Mountain of Truth. The Counterculture begins. Ascona, 1900–1920.'' Hannover/London,1986</ref> bei Ascona, die ein Sammelpunkt von Pazifisten, Theosophen und Künstlern wurde. Monte Verità gilt heute als Wiege von [[Ausdruckstanz]] und [[Alternativbewegung]].
Die Begründungen für eine fleischlose Lebensweise waren unterschiedlich, teils sogar gegensätzlich. Einerseits sollte das Tier vor dem Menschen geschützt werden, andererseits der Mensch vor dem Verzehr von Tieren.<ref>Eva Barlösius und Hasso Spode: ''Der Kreuzzug der Kohlrabi-Apostel. Die Ursprünge des Vegetarismus.'' In: NZZ-Folio 4/1997, S. 27ff.</ref> Der „hygienische“ Vegetarismus führte vor allem physiologisch-anatomische Argumente ins Feld und behauptete, dass der Fleischkonsum für eine Vielzahl von Krankheiten verantwortlich sei. Andere Vegetarier begründeten den Verzicht auf Fleischkonsum sozioökonomisch. Oft waren ihre Konzepte mit einer scharfen Zivilisationskritik verbunden und trugen stark romantische oder gar utopische Züge.<ref>Hans-Jürgen Teuteberg: ''Zur Sozialgeschichte des Vegetarismus''. In: ''Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte'' 81, 1994, S.&nbsp;46–64.</ref> Eine dritte Richtung, die im Kaiserreich von einer Vielzahl von Initiativen und Gruppen vertreten wurde, betonte die Aspekte des Tierschutzes und einer für möglich gehaltenen Veredelung der Menschheit durch Verzicht auf Fleischgenuss. Ein prominenter Vorreiter dieser Strömung war – unter dem Einfluss von Gleizes – [[Richard Wagner]].<ref>Hannu Salmi: ''Die Sucht nach dem germanischen Ideal. Bernhard Förster (1843–1889) als Wegbereiter des Wagnerismus''. In: ''Zeitschrift für Geschichtswissenschaft'' 6, 1994, S.&nbsp;485–496.</ref> Er forderte eine allgemeine Abkehr vom Fleischverzehr sowie von Tierversuchen, ernährte sich selbst aber erst in seinen letzten Lebensjahren vegetarisch.<ref>Karl Richter: ''Richard Wagner: Visionen'', Vilsbiburg 1993, S.&nbsp;335–351.</ref> Bei manchen Vertretern dieser Richtung spielten [[Judenfeindlichkeit|antisemitische]]<ref>So bei [[Bernhard Förster]]: ''Der Vegetarismus als ein Theil der socialen Frage,'' Hannover 1882.</ref> und [[Völkische Bewegung|völkische]] Konnotationen eine wichtige Rolle.
Es gab aber immer auch Strömungen und Personen, bei denen die Forderung nach Vegetarismus Teil linker, sozialistischer oder anarchistischer, Politik und eingebettet in emanzipatorische Imperative war. So spielte Vegetarismus im [[Abolitionismus]] (zuerst vertreten von [[Benjamin Lay]], im 19. Jahrhundert etwa durch [[Amos Bronson Alcott]] und dessen Freunde [[Ralph Waldo Emerson]] und [[Henry David Thoreau]]) ebenso eine Rolle wie im [[Feminismus]] (etwa bei den [[Suffragetten]]<ref>So veröffentlichte beispielsweise [[Victoria Claflin Woodhull Martin|Victoria Woodhull]] ab 1870 Artikel zum Vegetarismus. Susan Zahabzadeh: ''[http://www.sueddeutsche.de/politik/victoria-woodhull-die-erste-frau-die-us-praesidentin-werden-wollte-1.3097248 Victoria Woodhull. Die erste Frau, die US-Präsidentin werden wollte].'' In: Süddeutsche Zeitung online, 28. Juli 2016.</ref>) sowie in Teilen der [[Arbeiterbewegung]] (zum Beispiel im Rahmen der [[Pariser Kommune]] bei Kommunarden wie [[Louise Michel]] oder [[Élisée Reclus]]) und der [[Friedensbewegung]] ([[Clara Wichmann]], [[Bertha von Suttner]], [[Magnus Schwantje]]).
=== Entwicklung seit dem 20. Jahrhundert ===
Nachdem sich bereits im 19. Jahrhundert mehrere nationale Vegetarierverbände gebildet hatten, entstand im Jahr 1908 die [[Internationale Vegetarier-Union]] als Dachverband. In Deutschland war die Mitgliederzahl des Vegetarierbunds bis zum Jahr 1905 auf 1550 angestiegen,<ref>Hans-Jürgen Teuteberg: ''Zur Sozialgeschichte des Vegetarismus''. In: ''Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte'' 81, 1994, S.&nbsp;50.</ref> doch zur Zeit der [[Weimarer Republik]] war sie stark rückläufig. 1935 löste sich der Bund auf, um seiner geplanten [[Gleichschaltung]] durch die Nationalsozialisten zuvorzukommen. Die [[Eden Gemeinnützige Obstbau-Siedlung|Genossenschaft Eden]] hingegen, die sich schon zur Zeit des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] [[Völkische Bewegung|völkischem]] und rassistischem Gedankengut geöffnet hatte, konnte weiterbestehen. [[Adolf Hitler]] wurde von der NS-Propaganda als asketisch lebender Nichtraucher, Vegetarier und Tierfreund dargestellt. Er ernährte sich stark fleischreduziert, wenn auch nicht vollständig fleischlos.<ref name="zeit-2001-04-19">{{Internetquelle |autor=[[Christoph Drösser]] |url=http://www.zeit.de/2001/17/200117_stimmts.xml |titel=Stimmt’s?: Fleischloser Führer |werk=[[Die Zeit#Zeit Online|zeit.de]] |datum=2001-04-19 |zugriff=2014-12-27}}</ref> Hitler, dessen laktovegetabile und Genußmittel vermeidende Diät dem Konzept von Theodor Hahn<ref>[[Robert Jütte]]: ''Geschichte der Alternativen Medizin. Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute.'' C.H. Beck, München 1996, ISBN 3-406-40495-2, S. 162.</ref><ref>Gundolf Keil: ''Vegetarisch.'' 2015 (2016), S. 54.</ref> entsprach, und andere nationalsozialistische Sympathisanten des Vegetarismus waren dabei auch von Wagners Schrift ''[[Religion und Kunst]]'' beeinflusst, in der Fleischkonsum und Kochen als semitisches, nichtarisches Erbe kritisiert wurden.<ref>[[Joachim Fest|Joachim C. Fest]]: ''Hitler. Eine Biographie.'' Frankfurt am Main 1973, S.&nbsp;74&nbsp;ff.</ref>
In der Schweiz war es der Arzt [[Maximilian Oskar Bircher-Benner]] (1867–1939), der eine vegetarische [[Vollwertkost]] als Heilmethode vertrat. Das von ihm entwickelte laktovegetabile [[Birchermüesli]] hat nicht nur bei Vegetariern internationale Verbreitung gefunden. 1946 wurde die ''Vegetarier-Union Deutschlands'' gegründet, die zeitweilig (1974–1985) den Namen ''Bund für Lebenserneuerung'' trug und nach 1985 ''Vegetarier-Bund Deutschlands'' hieß. Seit März 2008 trägt der Verein den Namen ''[[Vegetarierbund Deutschland]].''
[[Albert Schweitzer]] setzte sich seit seiner Jugend intensiv mit der ethischen Problematik der Anwendung tödlicher Gewalt gegen Tiere auseinander. Das von ihm entwickelte Prinzip der „Ehrfurcht vor dem Leben“ spielt noch heute in einschlägigen Diskussionen eine Rolle.<ref>Michael Hauskeller: ''Verantwortung für alles Leben? Schweitzers Dilemma.'' In: Michael Hauskeller (Hrsg.): ''Ethik des Lebens'', Zug 2006, S.&nbsp;210–236.</ref> Er selber ging jedoch erst kurz vor seinem Tod zur vegetarischen Ernährung über.<ref>Albert Schweitzer in einem Brief von 1964, zitiert von Gotthard M. Teutsch: ''Mensch und Tier – Lexikon der Tierschutzethik'', Göttingen 1987, S.&nbsp;47.</ref> Die Formulierung „Ehrfurcht vor dem Leben“ geht auf den Tierrechtler [[Magnus Schwantje]] zurück, einen Schüler von Diefenbach. Ein weiterer prominenter Befürworter des Vegetarismus war [[Mohandas Karamchand Gandhi|Gandhi]].<ref>M. K. Gandhi: ''Die ethische Grundlage der vegetarischen Ernährung.'' In: Christian Bartolf (Hrsg.): ''Die erste Stufe.'' Berlin 1996, S.&nbsp;72–76; Tristram Stuart: ''The Bloodless Revolution. A Cultural History of Vegetarianism from 1600 to Modern Times.'' New York 2007, S.&nbsp;424–430.</ref>
Mitte der 1970er Jahre entstand die [[Tierrechtsbewegung]], als deren Auslöser [[Peter Singer]]s Buch ''Animal Liberation'' gilt.<ref name="Singer1976">[[Peter Singer]]: ''Animal Liberation.'' Deutsch: ''Die Befreiung der Tiere.'' München 1976.</ref>
Die indische Stadt [[Palitana]] wurde 2014 zur vegetarischen Stadt erklärt, da dort viele [[Jainismus|Jains]] leben.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.tagesschau.de/ausland/weltspiegel-indien-vegetarier-101.html | wayback=20150914222057 | text=tagesschau: Pilgerort für die Jains: Palitana - die Stadt der Vegetarier.}}</ref>
== Kennzeichnung vegetarischer Produkte ==
Manche Fertigprodukte und verarbeitete Nahrungsmittel enthalten nichtvegetarische Bestandteile wie Gelatine und Lab. Zur Kennzeichnung vegetarischer Produkte werden unterschiedliche Erkennungssymbole verwendet. Neben zahlreichen internationalen und nationalen Kennzeichnungskonzepten hat auch die [[Europäische Vegetarier-Union]] ein Label eingeführt, das ''[[V-Label]]'',<ref>{{Webarchiv | url=http://www.v-label.info:80/ | wayback=20100102151811 | text=V-Label}}</ref> mit dem für Vegetarier geeignete Produkte und Dienstleistungen gekennzeichnet werden können. Im November 2018 hat die [[Europäische Kommission|EU-Kommission]] entschieden, die [[Bürgerinitiative]] „Verpflichtende Kennzeichnung von Lebensmitteln als nicht-vegetarisch/vegetarisch/vegan“ zu registrieren. Ab dem 12. November 2018 haben die Organisatoren der Initiative ein Jahr Zeit um die erforderlichen Unterschriften zu sammeln.<ref>{{Internetquelle |url=http://europa.eu/rapid/press-release_IP-18-6317_de.htm |titel=Europäische Bürgerinitiative: Kommission registriert Initiative „Verpflichtende Kennzeichnung von Lebensmitteln als nicht-vegetarisch/vegetarisch/vegan“ |hrsg=Europäische Kommission |datum=2018-11-07 |zugriff=2018-11-11}}</ref>
<gallery>
V-label.jpg|V-Label: Kennzeichnung vegetarischer und veganer Lebensmittel in Europa
Veganismus logo.svg|Kennzeichnung veganer Lebensmittel und Produkte weltweit mit Schwerpunkt Europa
India vegetarian labels.svg|Pflichtkennzeichnung in Indien, links für vegetarische, rechts für nichtvegetarische Produkte
</gallery>
== Anzahl und Soziologie der Vegetarier ==
{{Veraltet | dieses Abschnitts | Daten zum Anteil der Vegetarier an der Gesamtbevölkerung zum Teil extrem veraltet, z.&nbsp;B. Großbritannien, Indien,... | seit=2017}}
Bei soziologischen Untersuchungen stellen die verschiedenen konkurrierenden Begriffe von Vegetarismus eine Schwierigkeit dar. Forscher stehen vor der Wahl, entweder mit selbst gesetzten Definitionen zu arbeiten und in ihren Kategorisierungen den Selbstbezeichnungen der Befragten zu widersprechen, oder aber mit den Selbstbezeichnungen der Befragten zu arbeiten und dafür eine relativ große Varianz der Begriffe bis hin zu offenen Widersprüchen in Kauf zu nehmen.<ref name="Keil">{{cite book| publisher = Routledge| isbn = 978-0-415-11425-7| last = Beardsworth| first = Alan| coauthors = Teresa Keil| title = Sociology on the Menu: An Invitation to the Study of Food and Society| date = 19977| pages = 223 ff}}</ref> Hinzu kommt die Schwierigkeit einer relativ spärlichen Datenlage<ref name="Keil" /><ref name="carmichael">{{cite book| publisher = Loughborough University| last = Carmichael| first = Richard| title = Becoming Vegetarian and Vegan: Rhetoric, Ambivalence and Repression in Self-Narrative| date = 2002| pages = 15 ff}}</ref> und die These mancher Soziologen, dass große Teile der Geisteswissenschaften einen [[anthropozentrisch]]en Begriff von „Gesellschaft“ haben<ref>{{cite book| edition = 2009| publisher = VS Verlag für Sozialwissenschaften| isbn = 3-8100-2527-5| last = Wiedenmann| first = Rainer| title = Tiere, Moral und Gesellschaft: Elemente und Ebenen humanimalischer Sozialität| pages = 17 ff}}</ref> und sich daher schwer tun, die Motivationskomplexe des Vegetarismus nachzuvollziehen und in ihren Forschungen abzubilden.<ref name="carmichael" />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass einerseits der Pro-Kopf-Konsum von [[Tierprodukt]]en und insbesondere Fleisch überall auf der Welt in den letzten 50 Jahren gestiegen ist und den Prognosen nach weiter steigen wird,<ref>{{cite book| publisher = World Health Organization| last = Amine| first = E.| coauthors = N. Baba, M. Belhadj, M. Deurenbery-Yap, A. Djazayery, T. Forrester, D. Galuska, S. Herman, W. James, J. MBuyamba, others| title = Diet, nutrition and the prevention of chronic diseases: report of a Joint WHO/FAO Expert Consultation| date = 2003| chapter = [http://www.fao.org/DOCREP/005/AC911E/ac911e05.htm Global and regional food consumption patterns and trends] (Table 4)}}</ref> sich andererseits westliche Einstellungen zu „Fleisch“, insbesondere rotem Fleisch, in demselben Zeitraum gewandelt haben.<ref name="Keil" /><ref>{{cite book| publisher = Routledge| isbn = 978-0-415-15680-6| last = Fiddes| first = Nick| title = Food, health, and identity| date = 1997| chapter = Declining meat| pages = 252–266}}</ref><ref>{{cite book| publisher = Realeat Survey Office| last = Realeat Survey Office| title = The Realeat Survey 1984–1995 Changing Attitudes to Meat Consumption| location = Bucks| date = 1995}}</ref><ref name="Murcott">{{cite book| publisher = Longman| isbn = 0-582-30285-4| last = Murcott| first = Anne| title = The Nation’s Diet: The Social Science of Food Choice| date = 1998}}</ref> Der Anteil der westlichen Vegetarier an der Gesamtbevölkerung liegt dabei, abhängig von der gewählten Definition, im einstelligen Prozentbereich und steigt seit etwa den 1970er Jahren langsam und stetig.<ref name="Keil" /> Wesentlich stärker als die Anzahl der Vegetarier sind in diesem Zeitraum ihre „Sichtbarkeit“ und ihr Organisationsgrad gewachsen.<ref name="Keil" /> Unter den Vegetariern sind etwa doppelt so viele Frauen wie Männer. Im englischsprachigen Raum waren traditionell eher Arbeiter und Angehörige des Mittelstandes Vegetarier; diese Tendenz konnte aber seit etwa der Jahrtausendwende nicht mehr nachgewiesen werden und der Vegetarismus war in allen [[Soziale Schicht|sozialen Schichten]] vergleichbar verbreitet.<ref>{{cite book| publisher = Da Capo Press | isbn = 1-56858-291-9| last = Spencer| first = Colin| title = Vegetarianism: A History| date = 2004 | page = 324&nbsp;f.}}</ref>
{{Lückenhaft|Israel und andere nichteuropäische Länder}}
=== Deutschland ===
Nach der [[Nationale Verzehrsstudie II|Nationalen Verzehrsstudie]] von 2007 mit 20.000 Teilnehmern ernähren sich in Deutschland 1,6 % der erwachsenen Bevölkerung (Männer 1 %, Frauen 2,2 %) fleischlos (entweder vegetarisch oder mit Einbeziehung von Fisch). 0,1 % der Studienteilnehmer bezeichneten sich als vegan.<ref name="zahl-bmelv">Max Rubner-Institut – Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel: ''Nationale Verzehrsstudie II – Ergebnisbericht, Teil 1'', Karlsruhe 2008; S.&nbsp;97–98. [http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ernaehrung/NVS_Ergebnisbericht.pdf?__blob=publicationFile PDF-Volltext].</ref> Eine Studie des Marktforschungsinstituts ''Produkt + Markt'' ermittelte im Jahr 2006 die Zahl der Personen in Deutschland, welche sich zumindest teilweise nach vegetarischen Ernährungsgrundsätzen ernähren. Die Ergebnisse werden unterschiedlich interpretiert. Die Europäische Vegetarier-Union geht aufgrund dieser Studie davon aus, dass 9 % der deutschen Bevölkerung, etwa 7,4 Millionen, vegetarisch leben.<ref name="zahl-european-vegetarian">{{Webarchiv|text=European Vegetarian Union |url=http://www.euroveg.eu/lang/en/info/howmany.php |wayback=20090301212618}}</ref> Die Tierschutzorganisation [[People for the Ethical Treatment of Animals|PETA]] nennt 6 Millionen Vegetarier in Deutschland als Ergebnis dieser Studie.<ref>[http://www.peta.de/vegetarismus/vegetarismus_essen_frs_leben.149.html peta.de]</ref>
Die im Juli 2013 veröffentlichte Onlinebefragung der Universitäten [[Universität Göttingen|Göttingen]] und [[Universität Hohenheim|Hohenheim]] ermittelte für Deutschland einen Vegetarieranteil von 3,7 %, Veganer eingeschlossen. Hierfür wurden 1.174 Teilnehmer repräsentativ in Hinblick auf die Kriterien Alter, Geschlecht, Einkommen und Wohnregion ausgewählt.<ref>{{cite journal|issue = 7|last = Cordts|first = Anette|coauthors = Achim Spiller, Sina Nitzko, Harald Grethe, Nuray Duman|title = Fleischkonsum in Deutschland|journal = Fleischwirtschaft|date = 2013|url = https://www.uni-hohenheim.de/uploads/media/Artikel_FleischWirtschaft_07_2013.pdf}}</ref> Im August 2013 veröffentlichte das Meinungsforschungsinstitut [[YouGov]] eine für Deutschland repräsentative Umfrage im Auftrag der Wochenzeitung ''[[Die Zeit]]'', wonach 6 % der Teilnehmer angaben, in einer „normalen Woche“ kein Fleisch zu essen. Zwischen den Geschlechtern gab es demnach kaum Unterschiede, bei Männern waren es 5 %, bei den Frauen 7 %. Den größten Anteil an Vegetariern und Veganern gab es in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen mit 9 %. Den größten Anteil gemessen an der Berufsgruppe gab es bei Schülern und Berufsschülern mit 13 %.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.zeit.de/lebensart/essen-trinken/2013-08/umfrage-fleischkonsum-veggie-day |titel=Yougov-Umfrage. Der Fleischkonsum steigt mit dem Einkommen |hrsg=[[Die Zeit]] |datum=2013-08-08 |zugriff=2013-08-08}}</ref>
Der [[Vegetarierbund Deutschland]] (VEBU) geht seit 2015 davon aus, dass rund 10 % der Bevölkerung in Deutschland Vegetarier sind. Diese Schätzung basiert auf Umfrageergebnissen des [[Institut für Demoskopie Allensbach|Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD)]] und von YouGov.<ref>{{Internetquelle |autor=Vegetarierbund Deutschland |url=https://vebu.de/themen/lifestyle/anzahl-der-vegetarierinnen |titel=Anzahl der Vegetarier in Deutschland |zugriff=2017-10-23}}</ref> Hierbei wurden allerdings auch die sogenannten ''[[Flexitarismus|Flexi-Vegetarier]]'' („Flexi-Vegetarier essen zumindest selten Fleisch“) mitgezählt. Konsequent vegetarisch ernährten sich in der 2014 veröffentlichten YouGov-Umfrage 4,3 % der Teilnehmer.<ref>YouGov: {{Webarchiv|text=''Wer will's schon vegan? Aktuelle Ernährungsvorlieben und Lieblingsmarken in Deutschland 2014 – Typ für Typ'' |url=http://www.lebensmittelzeitung.net/studien/pdfs/658_.pdf |wayback=20150225053106}}</ref>
Nach einer Studie des [[Robert Koch-Institut]]s (RKI) ernähren sich 4 % der Deutschen vegetarisch. Unter Frauen beträgt der Anteil 6,1 Prozent, bei den Männern sind es lediglich 2,5 Prozent. Ausgewertet wurden Daten von 6933 Menschen, deren Essverhalten zwischen 2008 und 2011 analysiert worden war.<ref>[http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/vegetarier-nur-vier-prozent-der-menschen-in-deutschland-leben-fleischlos-a-1128290.html Nur vier Prozent der Menschen in Deutschland leben vegetarisch], Spiegel Online</ref>
=== Österreich ===
In einer vom [[Verein gegen Tierfabriken (Österreich)|VGT]] beauftragten<ref>[[Martin Balluch]]: [http://www.martinballuch.com/sensationell-bereits-760-000-vegetarierinnen-in-osterreich-9/ ''Sensationell: bereits 9 % bzw. 760.000 VegetarierInnen in Österreich!''], 21. August 2013.</ref> Befragung des Wiener [[Institut für empirische Sozialforschung|Instituts für empirische Sozialforschung]] (IFES) aus dem Jahr 2013 bezeichneten sich 9 % der Österreicher als Vegetarier oder Veganer, also circa 765.000 Menschen. In der Gruppe der unter 40-Jährigen wurde gar ein Prozentsatz von 17 % Vegetarier oder Veganer ermittelt. Auch leben mehr Frauen als Männer vegetarisch oder vegan.<ref>Vegane Gesellschaft Österreich: [http://www.vegan.at/inhalt/9-leben-vegetarisch-oder-vegan ''9 % leben vegetarisch oder vegan'']</ref>
In einem Bericht der [[Kronen Zeitung]] wurde 2017 für Österreich die Zahl von 800.000 Vegetariern genannt.<ref>[http://www.krone.at/600310 Wien als vegane Hauptstadt Europas_27. November 2017]</ref> Einer Umfrage von 2018 zufolge ernähren sich rund 10 % der Bevölkerung vegetarisch oder vegan.<ref>{{Literatur |Titel=Umfrage: Zehn Prozent vegan oder vegetarisch |Datum=2018-04-19 |Online=http://oesterreich.orf.at/stories/2907837/ |Abruf=2018-05-10}}</ref>
=== Schweiz ===
In der Konsumstudie ''[[MACH Consumer]] 2015'' bezeichneten sich rund 2,9 % der Schweizer Bevölkerung ab 14 Jahren als Vegetarier.<ref>[[statista]]: [https://de.statista.com/statistik/daten/studie/388189/umfrage/umfrage-in-der-schweiz-zu-vegetarischer-ernaehrung/ ''Anteil der Vegetarier an der Bevölkerung in der Schweiz von 2014 bis 2015''].</ref> In der von [[Swissveg]] beauftragten, laut Auftraggeber repräsentativen CAWI-ad-hoc-Umfrage des [[Marktforschungsunternehmen]]s [[DemoSCOPE]] aus dem Jahr 2017 erklärten sich 11 % der Teilnehmer zu Vegetariern, 3 % zu Veganern. Ausnahmslos vegetarisch ernährten sich 6,8 % der Befragten, ausnahmslos vegan 1,5 %.<ref>Swissveg: [http://www.swissveg.ch/veg-umfrage ''Veg-Umfrage 2017''].</ref>
=== Frankreich ===
In Frankreich leben etwa zwei Prozent der Menschen vegetarisch und stammen über[[proportional]] aus dem Bildungsbürgertum und der Oberschicht. Die Hauptmotivationen französischer Vegetarier sind Annahmen über die Gesundheit vegetarischer Ernährung und ethische Gründe.<ref>{{cite book| publisher = Greenwood| isbn = 978-0-313-37556-9| pages = 104–111| last = Abramson| first = Julia A.| title = Cultural Encyclopedia of Vegetarianism| chapter = France| location = Santa Barbara, CA| date = 2010}}</ref>
=== Großbritannien ===
Daten aus der Zeit der [[Rationierung]] von Nahrungsmitteln in England um 1945 lassen auf 100.000 Vegetarier schließen.<ref name="carmichael" /> Laut [[Gallup International Association|Gallup]]-Umfragen bezeichneten sich zwischen 1984 und 1993 im Vereinigten Königreich 2,1 % respektive 4,3 % der Befragten als Vegetarier.<ref name="Keil" /> Eine Umfrage des ''Realeat Survey Office'' von 1995 setzt diesen Trend fort und findet 4,9 % erwachsene Vegetarier. In der Gruppe der 16- bis 25-jährigen Frauen gaben in derselben Umfrage 12,4 % an, Vegetarierinnen zu sein.<ref name="Keil" /> Die Zahl derjenigen, die „kaum oder kein Fleisch“ konsumierten, sich jedoch nicht als „Vegetarier“ bezeichneten, war bei allen Umfragen etwa doppelt so hoch.<ref name="Keil" /> Eine Studie der [[University of Bradford]] im Auftrag der ''[[Vegetarian Society]]'' von 1991 befragte rund 1000 Erwachsene sowie 2500 junge Erwachsene (11–18 Jahre) und konnte die These der höheren Affinität von jungen Erwachsenen und insbesondere von jungen Frauen zum Vegetarismus erhärten.<ref name="Keil" />
=== USA ===
Eine landesweite Studie des [[Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten|Landwirtschaftsministeriums der Vereinigten Staaten]] von 1977 bis 1978 fand unter 37.000 Befragten 1,2 % Vegetarier, allerdings gaben manche der Teilnehmer, die sich selbst als Vegetarier bezeichneten, an, selten auch Fische oder Hühner zu essen.<ref name="Keil" /> Die ''Vegetarian Ressource Group'' veröffentlicht seit 1994 alle drei Jahre die Ergebnisse einer landesweiten Umfrage durch das [[Roper Center]] in den USA. Dort werden Menschen gefragt, welche Nahrungsmittel sie niemals essen. 1994 befanden die Autoren davon ausgehend 0,3 % bis 1 % der Befragten für Vegetarier.<ref name="vrg">Ergebnisse der Roper Polls, finanziert von der ''Vegetarian Ressource Group'': [http://www.vrg.org/nutshell/poll.htm 1994], [http://www.vrg.org/journal/vj97sep/979poll.htm 1997], [http://www.vrg.org/nutshell/poll2000.htm 2000], {{Webarchiv|text=2003 |url=http://www.vrg.org/journal/vj2003issue3/vj2003issue3poll.htm |wayback=20070722205412}}, {{Webarchiv|text=2006 |url=http://www.vrg.org/journal/vj2006issue4/vj2006issue4poll.htm |wayback=20120216001932}}, [http://www.vrg.org/press/2009poll.htm 2009].<br />Ergebnisse vergleichbarer Umfragen unter 8–18-Jährigen: [http://www.vrg.org/journal/95nov.htm#kids 1995], [http://www.vrg.org/journal/vj2001jan/2001janteen.htm 2000], {{Webarchiv|text=2005 |url=http://www.vrg.org/journal/vj2005issue4/vj2005issue4youth.htm |wayback=20120222054126}}, [http://www.vrg.org/press/youth_poll_2010.php 2010].</ref> 2009 fanden sie in einer vergleichbaren Umfrage drei Prozent Vegetarier. Wieder war in der Gruppe der Frauen und unter jungen Menschen der Anteil der Vegetarier erheblich höher.<ref name="vrg" />
=== Indien ===
In einer Studie von ''[[The Hindu]]-[[CNN-IBN]]'' gaben 40 % der Befragten an, Vegetarier zu sein, darunter überproportional viele Hindus, Frauen und ältere Menschen.<ref name="thehindu" />
Einer neuen Umfrage zufolge wurde dieser Prozentsatz zu hoch angesetzt, insgesamt sind lediglich 20 % der Inder Vegetarier, wobei in [[Indore]] ihr Anteil mit 49 % am höchsten ist.<ref>{{Literatur |Autor=Soutik Biswas |Titel=The myth of the Indian vegetarian nation |Sammelwerk=BBC News |Datum=2018-04-04 |Online=http://www.bbc.com/news/world-asia-india-43581122 |Abruf=2018-05-11}}</ref>
== Organisationen ==
In Deutschland informiert neben zahlreichen weiteren regionalen und überregionalen Organisationen u.&nbsp;a. der [[Vegetarierbund Deutschland]] (VEBU) über die vegetarische Lebensweise. Er gibt die Zeitschrift ''natürlich vegetarisch'' heraus und ist in Regionalgruppen organisiert. In der Schweiz besteht der Verein [[Swissveg]]. Er gibt die Zeitschrift ''Veg-Info'' heraus. In Österreich gibt es die Österreichische Vegetarier Union (ÖVU). Dort kann das vierteljährlich erscheinende Magazin ''anima'' gegen freiwillige Spende bestellt werden.
Der ''[[Welt-Vegetarier-Tag]]'' (1. Oktober) ist ein internationaler Aktionstag; vergleichbar mit dem ''[[Weltvegantag]]'' (1. November). Ersterer wurde am Welt-Vegetarier-Kongress in Schottland 1977 von der „[[North American Vegetarian Society]]“ eingeführt, inzwischen gilt die Zeit zwischen den beiden Daten als [[Vegetarian Awareness Month]] (etwa: ''Bewusstsein für Vegetarier-Monat'').
Ein regelmäßigerer Aktionstag sind die „[[Veggiday|vegetarischen Wochentage]]“, die vorwiegend öffentliche Einrichtungen zu einer Küche mit weniger Fleisch motivieren wollen. Sie finden in einigen Städten wöchentlich und häufig an Montagen und Donnerstagen statt.
Die [[Europäische Vegetarier-Union]] (EVU) ist eine [[Dachorganisation]] für vegetarische Vereine und Gruppen in Europa und arbeitet in den Bereichen Vegetarismus, [[Ernährung]], [[Gesundheit]], [[Verbraucherschutz]], Kampf gegen den [[Welthunger|Hunger in der Welt]], [[Tierrechte]], [[Ökologie]] und allgemeine Information. Die [[Internationale Vegetarier-Union]] (IVU) ist eine [[Non-Profit-Organisation|gemeinnützige Organisation]] mit dem Ziel, den Vegetarismus weltweit zu fördern.
== Vegetarische Restaurants ==
[[Datei:Hiltl Zürich.jpg|mini|Das Restaurant Hiltl in Zürich]]
=== Sternerestaurants ===
Seit 2013 wird das Restaurant ''Tian'' in [[Wien]] unter [[Paul Ivic]] mit einem [[Guide Michelin|Michelinstern]] ausgezeichnet, seit 2017 das Restaurant ''Cookies Cream'' in [[Berlin]] unter [[Stephan Hentschel]].
Im Zwei-Sterne-Restaurant ''Lafleur'' in [[Frankfurt am Main]] unter [[Andreas Krolik]] bietet seit mehreren Jahren vegane Menüs an.<ref>[https://www.nzz.ch/gesellschaft/lebensart/genuss/vegan-mit-stern-1.18541321 nzz.ch: Vegan mit Stern]</ref>
=== Betriebsgastronomie ===
Das amerikanische Unternehmen ''WeWork'', das auch Büros in Deutschland betreibt, serviert seit 2018 bei Veranstaltungen, die in eigenen Gebäuden stattfinden, kein Fleisch mehr. Es werden zudem keine Auslagen für nicht-vegetarische Gerichte erstattet.<ref>[https://www.nzz.ch/gesellschaft/lebensart/genuss/vegan-mit-stern-1.18541321 faz.de: Firma schafft Fleisch ab: „Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht zu begrüßen“]</ref>
Die ''WBS Training AG'' stellt laut ihrem [[Gemeinwohl-Bilanz]]-Bericht 2015 bei Meetings, Tagungen und Firmenevents grundsätzlich vegetarisches Essen bereit.<ref>https://www.wbstraining.de/fileadmin/user_upload/media-center/pdf/161201_GWOE-Bericht_WBS.pdf WBS Training AG - Gemeinwohlbilanz-Bericht 2015</ref>
=== Hiltl ===
Das [[Hiltl (Restaurant)|Restaurant Hiltl]] in [[Zürich]] existiert seit 1897 und ist damit das älteste vegetarische Restaurant der Welt.
== Vegetarische Haustierhaltung ==
Es kommt vor, dass vegetarisch lebende Hunde- und Katzenhalter gängiges Tierfutter ablehnen und ihre Haustiere fleischlos ernähren. Laut [[People for the Ethical Treatment of Animals|PETA Deutschland]] ernähren viele Vegetarier und Veganer ihre Haustiere mit fleischloser Kost. Die Nährwert-Bedürfnisse von [[Hunde]]n und [[Katzen]] könnten PETA zufolge durch eine „vegane Ernährung und bestimmte Ergänzungen leicht befriedigt werden“. Hunde und Katzen, die vegetarisch oder vegan leben, genössen „sowohl ihr Futter als auch ihre gute Gesundheit“. Auch aus ethischer Sicht entspreche ein vegetarisches Futter der Tierrechts-Philosophie.<ref>PETA Deutschland: [https://www.peta.de/vegetarischehundeundkatzen ''Die Wahrheit über Tiernahrung''], Stand: August 2013.</ref> Für Katzen warnt der [[Deutscher Tierschutzbund|Deutsche Tierschutzbund]] vor einer fleischfreien Fütterung. Katzen seien auf [[Taurin]] angewiesen, das nur in tierischem Protein enthalten sei. Die für Katzen ebenfalls lebensnotwendige [[Arachidonsäure]] sei nur in tierischen Fetten enthalten. Sollte sich herausstellen, dass ein vegetarisches Futter den Nährstoffbedarf der Katze nicht decken kann, könne die [[Prägung (Verhalten)|Prägung]] darauf eine gesundheitlich gebotene Futterumstellung unmöglich machen.<ref>Deutscher Tierschutzbund e.&nbsp;V.: {{Webarchiv | url=http://www.tierschutzbund.de/faq/heimtiere/katzen-vegetarisch-ernaehren.html | wayback=20141105151203 | text=''Katzen vegetarisch ernähren''}}</ref> Für Hunde könnte man unter Umständen eine „abwechslungsreiche Ernährung aus Milch- und Eiprodukten, Gemüse, Reis und Teigwaren“ zusammenstellen. Aus wissenschaftlichen Feldstudien ließe sich ableiten, dass es grundsätzlich möglich sei, einen Hund vegetarisch zu ernähren. Damit es jedoch auf lange Sicht nicht zu Fehlernährungen komme, müsse die Zusammensetzung des Futters den Energie- und Proteinbedarf sowie den Bedarf an allen Mineralstoffen und Vitaminen decken. Die Inhaltsstoffe müssten in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Der Tierschutzbund empfiehlt, das Verhalten des Hundes und seine Abstammung nicht außer Acht zu lassen. Der Hund sei ein Carnivore und fresse gerne Fleisch. Bei der Ernährung sollte nicht ganz auf die Verfütterung von Fleisch verzichtet werden. Es sei aber nichts dagegen einzuwenden, wenn der Hund zwischendurch einmal vegetarisch ernährt wird.<ref>Deutscher Tierschutzbund e.&nbsp;V.: {{Webarchiv | url=http://www.tierschutzbund.de/faq/heimtiere/hunde-vegetarisch-ernaehren.html | wayback=20141105150550 | text=''Hunde vegetarisch ernähren''}}</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Urvokale]]
* {{WikipediaDE|Vegetarismus}}
 
== Literatur ==
* {{Literatur |Autor=Jonathan Safran Foer |Titel=Tiere essen |Verlag=Kiepenheuer & Witsch |Ort=Köln |Datum=2010 |ISBN=978-3-462-04044-9 |Originaltitel=Eating Animals |Originalsprache=en |Übersetzer=Isabel Bogdan, Ingo Herzke, Brigitte Jakobeit}}
* {{Literatur |Autor=Claus Leitzmann, Markus Keller |Titel=Vegetarische Ernährung |Auflage=2. |Verlag=Ulmer |Ort=Stuttgart |Datum=2010 |ISBN=978-3-8252-1868-3}}
* Eva Barlösius: ''Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende.'' Frankfurt 1997.
* Adolf Just: ''Kehrt zur Natur zurück! Die Heilweise der Natur nach ewigen Gesetzen.'' 12. Auflage. 1930.
* Hasso Spode und Eva Barlösius: ''Der Kreuzzug der Kohlrabi-Apostel. Die Ursprünge des Vegetarismus.'' In: ''[[NZZ Folio]].'' 4/1997, S. 24–30 [http://folio.nzz.ch/1997/april/der-kreuzzug-der-kohlrabi-apostel Link].
* {{Literatur |Autor=Hans-Jürgen Teuteberg |Titel=Zur Sozialgeschichte des Vegetarismus |Sammelwerk=Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte |Datum=1994 |Seiten=33–65 |Online=[http://www.jstor.org/discover/10.2307/20737925?uid=3737864&uid=2129&uid=2&uid=70&uid=4&sid=21100747602961 Volltext]}}
* {{Literatur |Autor=Gabriel Cousens |Titel=Harmonie und Gesundheit mit vegetarischer Ernährung. Vegetarismus aus wissenschaftlicher und spiritueller Sicht |Verlag=Hans-Nietsch-Verlag |Ort=Freiburg |Datum=1998 |ISBN=3-929475-67-7}}
* {{Literatur |Hrsg=Manuela Linnemann, Claudia Schorcht |Titel=Vegetarismus – Zur Geschichte und Zukunft einer Lebensweise |Verlag=Harald Fischer Verlag |Ort=Erlangen |Datum=2001 |ISBN=3-89131-403-5}}
* {{Literatur |Autor=Helmut F. Kaplan |Titel=Leichenschmaus. Ethische Gründe für eine vegetarische Ernährung |Verlag=Rowohlt Taschenbuch |Ort=Reinbek bei Hamburg |Datum=2002 |ISBN=3-499-19513-5}}
* [[Gundolf Keil]]: ''Vegetarisch.'' In: ''Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung.'' Band 34, 2015 (2016), S. 29–68.
* {{Literatur |Autor=Birgit Klaus |Titel=Tier zuliebe. Vegetarisch leben – eine Kostprobe |Verlag=Diederichs |Ort=München |Datum=2011 |ISBN=978-3-424-35050-0}}
* {{Literatur |Autor=Wolfgang R. Krabbe |Titel=Gesellschaftsveränderung durch Lebensreform. Strukturmerkmale einer sozialreformerischen Bewegung im Deutschland der Industrialisierungsperiode. |Verlag=Vandenhoeck & Ruprecht |Ort=Göttingen |Datum=1974 |ISBN=3-525-31813-8}}
* Christian Schulze: ''Vegetarismus.'' In: Karl-Heinz Leven (Hrsg.): ''Antike Medizin. Ein Lexikon.'' München 2005, Sp. 890–892.
* Helmut Wurm: ''Der Einfluß der Ernährung auf die menschliche Konstitution unter besonderer Berücksichtigung des Nahrungseiweißes. Eine Zusammenstellung von Ansichten, Beobachtungen und Lehrmeinungen von der Antike bis zur Gegenwart.'' (= ''Ernährung und Konstitution'', 1) In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.'' Band 3, 1985, S. 283–320, passim.
 
== Dokumentarfilme ==
* ''Earthlings'' (2005, kommentiert von Joaquín Phoenix und mit Musik von Moby)
* [https://www.youtube.com/watch?v=0b2k98YLSnk Devour the Earth] (YouTube) Dokumentation der englischen Vegetarierorganisation (VSUK) aus dem Jahre 1995, kommentiert von Paul McCartney (mit Untertiteln)
* Quarks & Caspers: [http://www.ardmediathek.de/tv/Quarks-Co/Vegetarier-7-Dinge-die-Sie-wissen-sol/WDR-Fernsehen/Video?bcastId=7450356&documentId=20685334 ''Vegetarier – 7 Dinge, die Sie wissen sollten''], WDR vom 8. April 2014
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Vegetarian food|Vegetarische Lebensmittel|3=S}}
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|Vegetarier}}
{{Wikiquote}}
* [http://www.kindergesundheit-info.de/index.php?id=7795 Vegetarische Ernährung] – kindergesundheit-info.de: unabhängiges Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
* [http://www.vegetarierbund.de/ Vegetarierbund Deutschland]
* [http://www.vegetarier.at/ Österreichische Vegetarier Union]
* [http://www.swissveg.ch/ Swissveg]
* [http://www.euroveg.eu/ Europäische Vegetarier Union (EVU)]
* [http://www.ivu.org/german/ Internationale Vegetarier-Union (IVU)]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
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Version vom 24. April 2019, 23:35 Uhr

Vegetarische und vegane Speisen mit Tofu

Vegetarismus bezeichnet ursprünglich eine Ernährungs- und Lebensweise des Menschen, bei der neben Nahrungsmitteln pflanzlichen Ursprungs nur solche Produkte verzehrt bzw. benutzt werden, die vom lebenden Tier stammen. Der Vegetarismus weist in der Praxis zahlreiche Facetten der Durchführung auf. Allen vegetarischen Kostformen gemein ist das Meiden von Nahrungsmitteln, die von getöteten Tieren stammen, wie Fleisch und Fisch. Unterschiede zeigen sich bei der Einbeziehung von Lebensmitteln, die vom lebenden Tier stammen, wie Eier, Milch und Honig.[1] Im Veganismus wird auf alle Nahrungsmittel und Konsumgüter tierischen Ursprungs verzichtet.

Vegetarismus beschränkt sich nicht nur auf die vegetarische Küche, sondern wird auch als Weltanschauung und alternative Lebensweise verstanden. Dabei geht es meist um ein gesteigertes Gesundheitsstreben oder um ethische Ideale. Der Anteil der Vegetarier an der Gesamtbevölkerung liegt in der westlichen Welt typischerweise im einstelligen Prozentbereich.

Begriff und Begriffsgeschichte

Die Wörter „Vegetarismus“ und „Vegetarier“ sind seit Ende des 19. Jahrhunderts bezeugte, heute allgemein gebräuchliche gekürzte Formen der zuvor üblichen Bezeichnungen „Vegetarianismus“ und „Vegetarianer“.[2] Letztere sind Übersetzungen der englischen Wörter vegetarianism und vegetarian. Das englische Wort vegetarian ist eine moderne Kunstbildung aus vegetable („pflanzlich“, „Gemüse“)[3] und -arian („eine Überzeugung haben“).[4] Ausgangspunkt ist das lateinische vegetare („körperlich und geistig beleben“),[5] welches sich wiederum auf vegetus („belebt, rüstig“) und vegere („munter sein“, „leben“, „lebensfroh sein“) bezieht.[6][7]

Die Wortbildung vegetarian wird vom Oxford English Dictionary auf „Mitte 19. Jahrhundert“ datiert.[4] Allgemein gebräuchlich wurde vegetarian erst durch die Gründung der englischen Vegetarian Society im Jahr 1847. Hiermit beschrieben die Gründungsmitglieder der Gesellschaft Individuen, die weder Fleisch noch Geflügel oder Fisch essen.[8] Bis dahin war meist von einer pflanzlichen Diät (vegetable regimen, vegetable system of diet) die Rede. Seltener sprach man von einer „pythagoreischen Diät“, da die Anhänger des antiken griechischen Philosophen Pythagoras Vegetarier waren.[9]

Ausprägungen des Vegetarismus

Buddhas Delight ist ein traditionelles Gericht der chinesischen Küche
Auf pflanzlicher Basis hergestellte Nahrungsmittel können Fleischspeisen nachahmen – hier Burger

Alle Formen vegetarischer Ernährung basieren auf pflanzlichen Lebensmitteln, wobei auch Pilze und Produkte aus Bakterienkulturen akzeptiert werden. Es werden vier Formen unterschieden:

  1. Die ovo-lacto-vegetarische Kost bezieht zusätzlich Vogeleier, Eiprodukte, Milch und Milchprodukte von Säugetieren ein.
  2. Die lacto-vegetarische Kost schließt zusätzlich nur Milch und Milchprodukte von Säugetieren ein.
  3. Die ovo-vegetarische Kost wird lediglich durch den Konsum von Vogeleiern und Eiprodukten ergänzt.
  4. Die streng vegetarische bzw. vegane Kost meidet alle Lebensmittel tierischen Ursprungs, außer der menschlichen Muttermilch.

Zudem unterscheiden sich die Vegetarier hinsichtlich der Konsequenz, mit der sie sich an ihre Prinzipien halten. Beispielsweise sind viele Käsesorten und klare Säfte nicht vegetarisch, da bei ihrer Produktion tierisches Lab beziehungsweise Gelatine verwendet werden. Das gleiche gilt für andere Schlachtnebenerzeugnisse oder etwa Schmalz in Backwaren. Nur ein Teil der Vegetarier berücksichtigt das in seinem Kauf- und Essverhalten. Ovo-Vegetarier begründen ihre Entscheidung, Eier zu essen damit, dass Haushühner Eier legen, auch wenn diese nicht befruchtet sind, und daher kein Lebewesen getötet werde, da diese Eier keinen lebendigen Organismus enthalten.

Frutarier streben eine Ernährung mit ausschließlich pflanzlichen Produkten an, die nicht die Beschädigung der Pflanze selbst zur Folge haben. Dazu gehören etwa Obst und Nüsse als Pflanzenteile, die botanisch gesehen als Früchte oder Samen klassifiziert werden. Der Verzehr einer Karotte beispielsweise bringt die Vernichtung dieser einzelnen Pflanze mit sich und ist folglich nicht mit der frutarischen Ernährungsweise vereinbar. Bei Äpfeln treten diese Bedenken nicht auf, da die Ernte und der Verzehr eines Apfels den Apfelbaum an sich nicht verletzt.

Der Veganismus vermeidet tierische Produkte nicht nur in der Nahrung, sondern in allen Lebensbereichen, z. B. Kleidung aus Leder, Pelz, Seide oder Wolle, Schmuck aus Horn oder Elfenbein und tierische Organtransplantate oder Hormone, und kann sogar die Haustierhaltung und die Verwendung als Reit- oder Lasttiere ablehnen.

Pescetarier verzichten auf Fleisch, verzehren jedoch Fisch oder Meeresfrüchte. In einigen Lexika[10] werden sie den Vegetariern im weiteren Sinn zugeordnet, Vegetarierverbände grenzen sich davon in der Regel ab und zählen Pescetarier nicht zu den Vegetariern.

Pudding-Vegetarier ist eine Bezeichnung für Vegetarier, welche zwar Fleisch und Fisch in ihrer Ernährung meiden, jedoch übermäßig Fertigprodukte und Süßigkeiten zu sich nehmen. Diese Ernährungsweise kann aufgrund ihres hohen Kaloriengehalts und der ungünstigen Nährstoffzusammensetzung negative Folgen für die Gesundheit haben.[11] Der Begriff Pudding-Vegetarier bezog sich in seiner ursprünglichen Definition jedoch auf die britische Variante des Puddings, wie sie der schwedische Naturphilosoph Are Waerland in den 1920er Jahren bei seinen Reisen in Großbritannien als Hauptbestandteil einer vegetarischen Ernährung kennenlernte.[12]

Abgrenzung zum Flexitarismus

Flexitarier bezeichnen sich auch als „Teilzeit-Vegetarier“ oder „Wochenend-Vegetarier“. Der Ausdruck Flexitarismus ist ein Portmanteauwort aus den Wörtern flexibel und Vegetarismus. Allerdings gehört die Gruppe der Flexitarier eigentlich nicht zu den Vegetariern, da sie – wenn auch wenig – Fleisch verzehren. Anfang des 21. Jahrhunderts stand der Ausdruck noch für die Bezeichnung einer vegetarischen Ernährungsweise, welche den gelegentlichen Konsum von Fleisch einschloss. Inzwischen ist der Flexitarismus ein breiter zu interpretierendes Konzept; zentral ist eine bewusste Reduktion des Fleischkonsums, ohne jedoch grundsätzlich auf den Konsum von Fleisch zu verzichten.[13]

Motive der Vegetarier

Die Gründe für vegetarische Ernährung sind je nach Person und Kulturkreis verschieden. Ethisch argumentierende Vegetarier geben oftmals an, dass sie nicht möchten, dass ihretwegen Tiere leiden müssen und getötet werden. Auch tierrechtliche Überlegungen können eine Rolle spielen.[14] Daneben steht die gesundheitliche Motivation derjenigen Vegetarier, die ihre Ernährungsweise für generell gesünder halten als die nichtvegetarische. Ein Teil der Vegetarier empfindet eine Abneigung gegen den Geschmack von Fleisch.[15] Auch halten einige Vegetarier ihre Ernährungsweise für ökologisch sinnvoll, und zwar insbesondere deshalb, weil ein hoher Fleischkonsum, zu dem sie nicht beitragen wollen, eine Intensive Tierhaltung erforderlich mache. Ferner argumentieren manche, dass Tierhaltung eine ineffiziente Art der Nahrungsmittelproduktion ist und angesichts von Hungersnöten in der Dritten Welt unverantwortlich sei. Sie gehen oft davon aus, dass ein genereller Verzicht auf Fleischkonsum die globale Ernährungssituation signifikant verbessern würde.

In einigen Religionen beziehungsweise religiösen Richtungen bestehen zudem Prinzipien und Ernährungsregeln, die den Vegetarismus fordern (Jainismus und einzelne Richtungen des Hinduismus) oder für seine Ausbreitung günstige Voraussetzungen schaffen (Buddhismus).

Ethische Aspekte

Ethisch motivierte Vegetarier wollen grundsätzlich nicht, dass ihretwegen Tiere getötet werden. Oft konstituieren Tierrechtsargumente so auch gleichzeitig eine moralphilosophische Herleitung für Menschenrechte. Aufgrund der naturwissenschaftlichen Unschärfe des Artbegriffs auf der Subjektebene könne allein aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Art niemandem ein subjektives Recht zugeschrieben oder aberkannt werden. Dieser Fehlschluss wird als speziesistisch bezeichnet.

Im deutschsprachigen Raum waren vegetarische Strukturen in der Gründerzeit unter den Landreformern und im Zusammenhang mit biozentrischen Ideen zu finden.[16] In den Anfängen des modernen Vegetarismus spielte die prinzipielle Ablehnung des Tötens eine wichtige Rolle, wobei zunächst vor allem argumentiert wurde, es fördere im Menschen die Neigung zur Grausamkeit.[17] Im anglophonen Raum hingegen waren pathozentrisch-utilitaristische Ansätze führend und entsprechende Strukturen mehr unter elitären Strömungen der Linken wie in den Frauenbewegungen und Suffragetten verwurzelt.[18] Als eine relevante politische Kraft waren beide allenfalls sehr regional beschränkt.

Die Philosophien dieser frühen Ansätze unterscheiden sich von den modernen insofern, als zum einen die Forschung um die Geisteszustände von Tieren durch neue medizinische, bildgebende Verfahren einige Erkenntnisse gewonnen hat,[19] andererseits das theoretische Umfeld der Tierrechte, die damals kaum explizit gefordert wurden,[20] einen erheblichen Wandel erfahren hat.

Peter Singer

Klassischerweise wird in Peter Singers Buch Animal Liberation[21] von 1975 eine Zäsur gesehen, in dem die Diskussion um den Veganismus eine neue Qualität gewonnen hat. Darin argumentiert er, es gebe keine moralische Rechtfertigung, das Leid eines Wesens, gleich welcher Natur es sei, nicht in Betracht zu ziehen. Spezielle „nichtmenschliche Tiere“ von diesem Gleichheitsprinzip[22] auszuschließen sei so willkürlich, wie Menschen anderer Hautfarbe, Kultur, Religion oder Geschlecht auszunehmen.[23] Helmut F. Kaplan betont die politisch-strategische Funktion des Vegetarismus für die Förderung des Veganismus („Wer Veganer will, muß den Vegetarismus fördern“). Er geht nämlich unter anderem davon aus, dass eine geringere Nachfrage an Fleisch automatisch auch die Produktion von anderen tierischen Produkten weniger rentabel machen würde, da diese Produktionszweige oft in Verbindung stehen. Menschen, die bereits auf Fleisch verzichten, seien dann auch deutlich leichter für die vegane Lebensweise sensibilisierbar.[24]

Einige Vegetarier verweisen heute in erster Linie auf die geistigen Fähigkeiten mancher Arten, die mit erheblicher Intelligenz und Leidensfähigkeit ausgestattet sind und ein komplexes Sozialverhalten zeigen.[25] Ein pathozentrischer Ansatz wird hauptsächlich von Tierschützern vertreten. Je nach Gewichtung der Relevanz einzelner herangezogener Präferenzen von Individuen kann so ein hinreichendes Argument für eine vegetarische Ernährung oder vegane Lebensweise folgen. Ein weiteres ethisches Motiv bildet das Bestreben, vermeidbares Leid, das mit der Schlachttierhaltung verbunden ist, durch Verzicht auf deren Produkte zu vermeiden. Dabei geht es um Vorgänge vor und während der Schlachtung, vor allem auch in der modernen Fleischindustrie, und um eine nicht artgerechte Tierhaltung, vor allem die Massentierhaltung, die von der starken Nachfrage nach Fleisch gestützt werde.[26] Der Philosoph Tom Regan schreibt gewissen Tieren einen inhärenten (naturgegebenen) Wert zu.[27] Martin Balluch argumentiert auch für eine angeblich naturwissenschaftliche Kontinuität von Bewusstsein. Ausgehend von einer Kritik am Pathozentrismus fordert er gewisse Grundrechte, derer zugrundeliegenden Interessen Voraussetzung für alle weitergehenden Interessen seien. Eine hinreichende Voraussetzung für die Grundrechte sieht er im Bewusstsein gegeben.[28][29]

Gesundheit

Eine Mitgliederbefragung des Vegetarierbunds Deutschland (VEBU) ergab, dass der Wunsch nach einer gesünderen Ernährungsweise das von den Teilnehmern am häufigsten genannte Einzelmotiv für die Hinwendung zum Vegetarismus war. Auch die Heilung von bestimmten Krankheiten stellte ein bedeutendes Motiv dar. Des Weiteren treiben die VEBU-Mitglieder mehr Sport und rauchen deutlich weniger als der Bundesdurchschnitt.[30]

Umweltverträglichkeit

Treibhausgasemissionen bei der Produktion für verschiedene Ernährungstypen in England[31]
Gruppe Emissionen pro Tag
[kg CO2-Äquivalente]
Hoher Fleischverzehr (≥ 100 g/d) 7,2
Mittlerer Fleischverzehr (50–99 g/d) 5,6
Geringer Fleischverzehr (< 50 g/d) 4,7
Fischverzehr 3,9
Vegetarisch 3,8
Vegan 2,9


Eine fleischbasierte Ernährungsweise muss im Kontext mit den planetaren Grenzen gesehen werden. Eine dieser Grenzen ist die durch den Fleischkonsum bewirkte Landnutzungsänderung. So beansprucht sie bei extensiver Tierhaltung mehr Land-, Energie- und Wasserressourcen als eine vegetarische. Eine von Poore und Nemecek (2018) in der Fachzeitschrift Science veröffentlichte Studie untersucht die Flächennutzung in Lebensmittellieferketten. Durch die Streichung tierischer Erzeugnisse von heutigen Speiseplänen wäre demnach eine Verringerung der Flächennutzung um 3,1 Mrd. ha möglich. Das entspricht einer riesigen Fläche, die in etwa der gemeinsamen Fläche von Australien, China, der Europäischen Union und der Vereinigten Staaten entspricht.[32] Erklärbar wird dies dadurch, dass die Herstellung von Fleisch- und Milchproduktion zusätzliches Futter benötigt wird, das reich an Energie und Eiweiß ist (Kraftfutter).[33]

Eine weitere planetare Grenze ist der Klimawandel. Die Viehhaltung stößt mehr Treibhausgase aus als die Pflanzenproduktion. Neben der insbesondere in Südamerika durch extensive Tierhaltung hervorgerufenen Entwaldung tragen so in erster Linie Verdauungsprodukte (Mist sowie Methan bei Wiederkäuern) zur globalen Erwärmung bei. Verschiedene Studien belegen, dass der Fleischkonsum einer der Hauptmotoren der Überhitzung des Klimasystems der Erde ist.[34] Laut einer Studie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) aus dem Jahr 2006 ist die weltweite Tierhaltung und Tierproduktion, umgerechnet in CO2-Äquivalente, für 18 Prozent der vom Menschen zu verantwortenden Klimagas-Emissionen verantwortlich.[35] Laut aktuelleren Zahlen vom IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) beträgt der Anteil der Nutztierhaltung 14 % der weltweiten Emissionen, was vergleichbar ist mit den Emissionen aller Autos, Lastwagen, Flugzeuge, Züge und Schiffe zusammen.[36] Da die wachsende Nachfrage nach Fleisch heute in der Regel durch eine Ausweitung der Tierproduktion befriedigt wird, wird der global zu beobachtende Anstieg des Fleischkonsums im Hinblick auf den Klimaschutz, den Wasserverbrauch und die Biodiversität kritisch gesehen.[37]

Aus diesen Gründen wird teilweise die Forderung nach einer Besteuerung des Fleischkonsums oder der Tierhaltung und Subventionierung einer veganen Landbewirtschaftung geäußert.[38][39]

Welternährung

Auf Basis der niedrigen Futterkonversionsraten der Tierproduktion wird häufig angenommen, dass eine vegetarische Ernährungsweise die Ernährungssituation signifikant verbessern könnte. Einer Simulation aus dem Jahr 1998 zufolge ist diese Sicht jedoch nicht gerechtfertigt, wenn ein Rückgang lediglich in den Industrieländern erfolgte, da der Fleischkonsum in den Entwicklungsländern in der Folge aufgrund fallender Marktpreise zunähme, der Getreidekonsum hingegen kaum. Zudem ist die Ernährung von Tieren und Menschen nicht deckungsgleich. Bei Wiederkäuern besteht die Kalorienaufnahme zum weitaus überwiegenden Teil aus für den Menschen nicht verwertbarem Material. Viele Weideflächen sind nicht zur Pflanzenproduktion nutzbar. Laut Edward O. Wilson ergibt die aktuell landwirtschaftlich nutzbare Fläche bei ausschließlich vegetarischer Ernährung eine Kapazität der Lebensmittelversorgung für ca. 10 Milliarden Menschen.[40] Prognosen zufolge wird die globale Nachfrage nach tierischen Produkten – insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern – mittelfristig weiter ansteigen.[41][42]

Ernährung der Vorfahren des modernen Menschen

Biologisch gesehen ist der Mensch ein Omnivore (Allesfresser) und hat daher die Fähigkeit, sich sowohl von pflanzlicher als auch von tierischer Kost zu ernähren. Die Stammesgeschichte des Menschen verlief möglicherweise von Pflanzenfressern über omnivore Pflanzen- und Aasfresser[43] (Homo habilis) zu anfangs noch pflanzen- und aasfressenden und später zusätzlich jagenden[44] Homo-Arten wie Homo erectus, Homo heidelbergensis und Neandertaler.

„Die menschliche Urgesellschaft dürfte sich nahezu ausschließlich von Fleisch ernährt haben“ und die Möglichkeit einer vegetarischen Ernährung in größerem Maße ergab sich erst nach Nutzung und Kultivierung der Cerealien.[45] Aus Homo erectus ging in Afrika vor etwa 160.000 Jahren Homo sapiens hervor, der offenbar von Anfang an ebenfalls auf die Jagd ging, denn zahlreiche Funde aus verschiedenen Regionen bezeugen, dass die steinzeitlichen Vorfahren der heutigen Menschen Jäger und Sammler waren.[46] Ein zusätzliches Indiz liefert die Existenz des Rinderbandwurmes und des Schweinebandwurmes. Diese zwei Parasiten haben sich evolutionär auf den Menschen als einzig möglichen Endwirt spezialisiert. Sie sind auf ihn zur Fortpflanzung angewiesen und können ihn nur durch den Konsum von Fleisch befallen.[47] Für eines der ältesten, zuverlässig datierten Fossilien des modernen Menschen – das rund 40.000 Jahre alte Fossil Tianyuan 1 – gilt als gesichert, dass dieser Mensch sich zu Lebzeiten in erheblichem Maße von Süßwasserfischen ernährte.[48]

Seit den Anfängen der modernen vegetarischen Bewegung argumentieren manche Vegetarier, die vegetarische Ernährung sei naturgemäß.[49] Unter anderem wird angeführt, der Mensch sei nach der Beschaffenheit seines Gebisses und der Länge seines Darms nicht als Raubtier anzusehen, sondern für pflanzliche Kost eingerichtet.[50]

Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein war man der Ansicht, dass der Mensch der einzige omnivor lebende Primat sei.[51] Dies ist inzwischen widerlegt. Einige Affenarten verzehren auch Fleisch, jedoch selten und in wesentlich geringeren Mengen als Menschen.[51][52][53]

Heute spielen von Seiten der Vegetarier Argumentationsmuster der „Natürlichkeit“ eine untergeordnete Rolle.

Religiöse und kulturelle Einstellungen

Außerhalb der auf den antiken griechischen Kulturraum zurückgehenden Traditionslinie finden sich Formen des Vegetarismus in Religionen indischen Ursprungs. Strengen Vegetarismus praktizieren alle Anhänger des Jainismus, der Bishnoi und einzelner Richtungen des Hinduismus sowie manche Buddhisten. Die Motivation ist übereinstimmend der Glaube an die Seelenwanderung. Aus der Idee, dass alle Lebewesen beseelt seien, resultiert auch das Ahimsa (Gebot der Gewaltlosigkeit), welches das Verletzen und Töten von Tieren untersagt und daher verbietet, davon auf irgendeine Weise zu profitieren.[54] Im Prinzip gilt Ahimsa für alle Lebewesen (sarva-bhuta), da nach hinduistischer Auffassung auch zwischen Tieren und Pflanzen kein prinzipieller Wesensunterschied besteht. Dennoch wird z. B. im hinduistischen Schrifttum der Schonung von Pflanzen wenig Beachtung geschenkt. Immerhin untersagt die Manusmriti (11.145) die willkürliche, unnötige Zerstörung von Wild- und Nutzpflanzen. Asketische Einsiedler (Sannyasins) ernähren sich ihren Regeln zufolge nur frutarisch, d. h. von pflanzlichen Produkten wie Früchten, deren Gewinnung ohne Zerstörung der Pflanze möglich ist.[55] Ein Verstoß wird als Anlass zur Entstehung von schlechtem Karma aufgefasst. Milch und Milchprodukte sind in allen diesen asiatischen Traditionen erlaubt.[56] Aus religiösen Gründen dürfen vegetarische Hindus und Buddhisten Fische essen, die durch Fischotter oder durch Kormoranfischerei getötet wurden.[57]

Hinduismus

Im Hinduismus war ursprünglich Fleischnahrung (einschließlich Rindfleisch) unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Das Gesetzbuch des Manu, das grundlegende Gesetzeswerk des Hinduismus, erlaubt den Fleisch- und Fischverzehr und legt die Bedingungen fest, an die er geknüpft ist. Im Lauf der Zeit setzte sich der Lakto-Vegetarismus besonders in streng religiösen Kreisen durch. In der Kolonialzeit wurde er von der Oberschicht weitgehend befolgt, während die armen, im Kastensystem niedrig eingestuften Menschen für gewöhnlich das aßen, was sie bekommen konnten.[58]

Strikt lakto-vegetarisch leben die Yoga-Praktizierenden und die Vaishnavas (Verehrer Vishnus).[59] Sie schreiben dem Fleisch unerwünschte Auswirkungen auf Bewusstseinszustand und Charakter des Essenden zu. Nach ihren Lehren sind Fleischspeisen der Guna Tamas zugeordnet, dem Eigenschaftstypus der Trägheit und Verwirrung. Daher und wegen des schlechten Karmas gilt die Fleischnahrung als Hindernis auf dem Weg zur Reinigung und Erlösung.

Aktuell ernähren sich 43 Prozent der indischen Hindus, die täglich beten, vegetarisch; bei den nicht praktizierenden Hindus sind es 28 Prozent.[60]

Buddhismus

Auch im Buddhismus ergibt sich aus der Lehre von Ursache und Wirkung (Karma) der Grundsatz der Gewaltlosigkeit. Daher gilt generell, dass Buddhisten weder ein Schlachttier töten noch bei einer Schlachtung anwesend sein sollen. Sie sollen kein Fleisch von Tieren essen, die eigens ihretwegen geschlachtet wurden.[61] Gelübde für Mönche, Nonnen und Laien enthalten entsprechende Selbstverpflichtungen. Es gibt jedoch keine allgemeine Regel, die Fleisch- und Fischnahrung grundsätzlich ausschließt. Daher hat sich der Vegetarismus in der buddhistischen Bevölkerung der ostasiatischen Länder und in den Klöstern nicht auf breiter Basis durchgesetzt. Er wird vielfach gelobt und als moralisch höherwertig betrachtet, jedoch nehmen buddhistische Bettelmönche Fleisch als Almosen an und verzehren es.[62]

Manche Lehrschriften des Mahayana empfehlen den Vegetarismus, wenige schreiben ihn sogar vor, wobei auch die Askese eine Rolle spielt. Das Lankavatara-Sutra befürwortet ihn nachdrücklich, und manche heutige buddhistische Lehrer äußern sich in diesem Sinne.[63]

Jainismus

Die Anhänger des Jainismus, vor allem die Mönche, sind äußerst konsequent bei der Umsetzung der allgemeinen Gewaltlosigkeit im Alltag. Sie vermeiden jegliche Nutzung von Produkten, deren Gewinnung mit der Verletzung von Lebewesen einhergehen.[64] Weiterhin kehren sie beim Gehen mit einem Besen möglichst behutsam kleine Lebewesen wie Käfer und Mikroorganismen aus dem Weg, um sie nicht zu zertreten.

Christentum
Historische Illustration der Großen Kette des Seins (1579) durch Didacus Valades in der Rhetorica Christiana. Die Illustration stellt die Welt in mehreren gottgegebenen Hierarchieebenen dar, an deren Spitze Gott selbst mit den Menschen und an deren Sockel die Pflanzen und nichtmenschliche Tiere stehen.

Biblisch argumentierende christliche Vegetarier betrachten den Vegetarismus als von Gott gewollt und begründen dies unter anderem mit der Stelle Jesaja 11,6–9 ELB, die ein friedfertiges Leben anpreist.[65] Sie verweisen auf das biblische Buch Genesis 1,29 ELB. Dort spricht Gott zu Adam und Eva und weist den Menschen alle Pflanzen und Früchte als Nahrung zu; Tiere erwähnt er dabei nicht. In Genesis 9,2–3 ELB hingegen, wo Gott sich nach der Sintflut an Noah wendet, gibt er ausdrücklich die Tiere ebenso wie die Pflanzen dem Menschen zur Nahrung. Daraus hat schon der Kirchenvater Hieronymus gefolgert, die Fleischnahrung sei bis zur Sintflut unbekannt gewesen und daher als minderwertig zu betrachten.[66] Für die Zeit seit Noah zeigen die Ernährungsregeln des Alten Testaments jedoch keinerlei grundsätzlichen Vorbehalt gegen den Fleischverzehr als solchen.[67]

Das Neue Testament kennt keine Verbote bestimmter Nahrungsmittel außer dem Blutverbot (Apostelgeschichte 15,28–29 ELB). Nach Matthäus 15,11 sagt Jesus: „Nicht das, was durch den Mund in den Menschen hineinkommt, macht ihn unrein, sondern was aus dem Mund des Menschen herauskommt, das macht ihn unrein“ (ebenso Mk 7,15 ELB). Das wird im Christentum gewöhnlich als Aufhebung aller Speisevorschriften gedeutet.[68] Dennoch haben moderne christliche Vegetarier, darunter Ellen G. White, die Mitbegründerin der Siebenten-Tags-Adventisten, das Argument der vegetarischen Ernährung im Paradies aufgegriffen. In der Lehre der Siebenten-Tags-Adventisten wird Vegetarismus empfohlen.[69]

Gesundheitliche Aspekte

Studien

Die Auswertung zweier Studien zeigte im Jahre 2002, dass britische Vegetarier eine niedrigere Mortalität bzw. höhere Lebenserwartung als die Gesamtbevölkerung haben. Die Sterberaten (Mortalität) in dieser Auswertung waren allerdings ähnlich denen vergleichbarer Nichtvegetarier. Die Autoren vermuten deshalb, dass sich der Vorteil der britischen Vegetarier gegenüber der Gesamtbevölkerung hauptsächlich in ihrem abweichenden sozioökonomischen Status, im gesünderen Lebensstil sowie in Ernährungsaspekten begründet, die nichts mit der prinzipiellen Vermeidung von Fleisch und Fisch zu tun haben.[70]

Die Auswertung von EPIC-Daten im Jahre 2009 bestätigte die im Vergleich zum nationalen Durchschnitt niedrigere Sterblichkeit britischer Vegetarier. Bereinigt um die Einflüsse Alter, Geschlecht, Rauchen und Alkoholkonsum ergaben sich jedoch auch hier keine signifikanten Vorteile bei der Sterblichkeit wegen Kreislauferkrankungen oder der Kombination aller Todesursachen gegenüber „Fleischessern“.[71] Eine prospektive Kohortenstudie mit Siebenten-Tags-Adventisten aus 2013 ergab eine gegenüber den Nichtvegetariern geringere Sterblichkeit in der Gruppe der Vegetarier, zeigte jedoch auch, dass diese Gruppe älter, besser gebildet, körperlich aktiver und dünner waren und zudem auf Genussmittel wie Alkohol und Nikotin eher verzichteten. Männer der untersuchten Gruppe würden demnach 9,5 Jahre und Frauen 6,1 Jahre länger leben als die übrige kalifornische Bevölkerung. Eine empirische Kausalität zwischen der niedrigeren Sterblichkeit und dem Verzicht auf Fleisch konnte nicht bestätigt werden.[72][73]

Eine Metaanalyse der Daten von fünf unterschiedlichen prospektiven Vergleichsstudien in drei westlichen Ländern fand im Jahre 1999 heraus, dass die Mortalität durch koronare Herzerkrankung bei Vegetariern im Vergleich zu Nichtvegetariern – bereinigt um die Einflüsse von Alter, Geschlecht, Rauchen, Alkohol, Bildung, körperliche Betätigung und Body-Mass-Index – um 24 Prozent reduziert ist. Die Autoren vermuten, dass dies auf den niedrigeren Cholesterinspiegel der Vegetarier, eine reduzierte Oxidation des LDL-Cholesterins oder Änderungen der Gerinnungsfaktoren des Blutes zurückzuführen ist. Die Mortalität durch zerebrovaskuläre Krankheiten, Magenkrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs, Brustkrebs, Prostatakrebs oder die Kombination aller anderen Todesursachen unterschied sich nicht signifikant zwischen Vegetariern und Nichtvegetariern.[74]

Die für die Auswertungen herangezogene Oxford Vegetarian Study zeigte, dass Veganer den niedrigsten Cholesterinspiegel hatten. Vegetarier und Pescetarier lagen im Mittelfeld, die höchsten Werte hatten Fleischesser. Die Mortalität wegen koronarer Herzerkrankung stand im Zusammenhang mit der gemessenen Aufnahme an tierischem Fett insgesamt, gesättigtem tierischen Fett und Nahrungscholesterin.[75]

In der Berliner Vegetarierstudie aus den 1980er Jahren konnte beim Vergleich von Vegetariern und Nichtvegetariern nachgewiesen werden, dass ernährungsbedingte Veränderungen im Phytosteringehalt[76] und in der Qualität der Serumtriglyceride[77][78] vorliegen. Starke Unterschiede fanden sich auch im Fettsäurespektrum der Serumlipide. So waren die hochungesättigten Fettsäuren Linol- und Linolensäure in den Serumlipiden von Vegetariern deutlich stärker vertreten, als in denen von Nichtvegetariern. Die Anteile der Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), die bevorzugt in Fetten marinen Ursprungs vorkommen, waren in den Serumlipiden der Vegetarier jedoch deutlich geringer vertreten.[79] Eine Studie (1994) kommt jedoch zu dem Schluss, dass eine α-Linolensäure-reiche (ALA) und Linolsäure-arme (LA) Ernährung (z. B. mit Leinöl) die Eicosapentaensäure-Werte im Gewebe vergleichbar ansteigen lässt, wie die Supplementierung mit Fischöl.[80] Weiterhin kann der Körper ausreichend Docosahexaensäure bilden, wenn genug α-Linolensäure pro Tag aufgenommen wird.[81] Die meisten positiven Effekte stellen sich jedoch erst ab 1 g EPA pro Tag und mehr ein.[82][83][84] Durch den ALA-Gehalt von etwa 46 g pro 100 ml handelsüblichem Leinöl[85] und der geringen Konversionsrate von maximal 5 bis 10 Prozent ALA zu EPA[86][87][88] ergibt sich, dass mindestens 25 bis 50 ml Leinöl pro Tag konsumiert werden müssten. Da diese Menge jedoch regelmäßig zu Magenbeschwerden und Übelkeit führen würde, stellt Leinöl keine praktikable Quelle für eine ausreichende Versorgung mit EPA und DHA dar. Es existieren jedoch vegane Nahrungsergänzungsmittel mit EPA und DHA Fettsäuren, die in ähnlichen Verhältnissen vorliegen wie bei Fischöl.[89] Diese basieren auf Extrakten von Meeresalgen.

Vegetarier weisen, im Gegensatz zu Fleischessern, im Blutplasma sowie in der Körpermasse einen signifikant niedrigeren Kreatin-Gehalt auf.[90][91][92][93] Kreatin wird vom menschlichen Körper in Mengen von 1 bis 2 g pro Tag gebildet und zusätzlich über Fleisch und Fisch aufgenommen.[94] Es wird vor allem für die Muskelkontraktion,[95] aber auch für Hirn- und Nervenfunktion[96] in Form von Kreatinphosphat benötigt.[97] Kreatin ist hauptsächlich in Fleisch und Fisch in Mengen von etwa 2 bis 7 g pro kg Nahrung enthalten; Milchprodukte, Obst und Gemüse enthalten nur Spuren davon.[98] Eine Placebo-kontrollierte, doppelblinde Studie (2003) stellte fest, dass eine Gruppe von 45 Vegetariern und Veganern, die 5 g Kreatin pro Tag für 6 Wochen supplementierten, eine signifikante Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten (Ravens Progressive Matrizen, Fluide-Intelligenz-Tests) zeigten. Die Behandlungsgruppe konnte längere Sequenzen von Zahlen aus dem Gedächtnis wiederholen (WAIS) und hatte höhere Gesamt-IQ-Werte als die Kontrollgruppe. Die Autoren weisen in ihrer Studie allerdings auf erwartbar vergleichbare Leistungssteigerungen genauso bei allen Nichtvegetariern hin, welche weniger als 2 kg Fleisch pro Tag aufnehmen und zusätzlich Kreatin supplementieren.[99] Signifikante Leistungssteigerungen bei zusätzlicher Aufnahme von Kreatin wurde in zahlreichen Studien ebenfalls bei Nicht-Vegetariern nachgewiesen, sowohl kognitiv als auch körperlich.[91][93][100][101][102][103]

Meinungen und Empfehlungen

Deutschland

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) vertritt die Position, dass (ovo-)lacto-vegetarische Ernährung als Dauerernährung geeignet sein könne, betont dabei aber die Notwendigkeit einer sorgfältigen Lebensmittelauswahl, besonders für die Ernährung von Kindern.[104] Nach vorliegenden und von der DGE ausgewerteten Studienergebnissen könne Stand April 2016 nicht von einem gesundheitlichen Vorteil der Vegetarier gegenüber sich vergleichbar ernährenden Mischköstlern mit einem geringen Fleischanteil in der Ernährung ausgegangen werden. Allerdings könne angenommen werden, dass eine pflanzenbetonte Ernährungsform – mit oder ohne einen geringen Fleischanteil – gegenüber der derzeitig in Deutschland üblichen Ernährung mit einer Risikosenkung für ernährungsmitbedingte Krankheiten verbunden ist.[105]

Nach Auffassung der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin erfordert die ovo-lacto-vegetarische Ernährung von Säuglingen wegen des Risikos einer marginalen Eisenversorgung eine sorgfältige Lebensmittelauswahl und bei klinischer Indikation eine Überwachung des Eisenstatus.[106]

Laut der Ökotrophologin Ulrike Becker vom Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung (UGB) kommen Vegetarier im Durchschnitt dem von der DGE empfohlenen Nährstoffverhältnis von Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß (50 bis 60 Prozent, 25 bis 30 Prozent, 10 bis 15 Prozent) näher als Nichtvegetarier, da sie mehr Kohlenhydrate, oft weniger Fett und weniger Eiweiß zu sich nehmen. Zudem sei die Fettzusammensetzung der vegetarischen Kost günstig, da sie relativ viele ungesättigte und relativ wenige gesättigte Fettsäuren und wenig Cholesterin enthalte. Die Versorgung mit Vitamin B1, B6, Vitamin C, Magnesium, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen sei bei Vegetariern besser als im Bevölkerungsdurchschnitt. Die meisten Ovo-Lacto-Vegetarier setzten eine Ernährungsweise um, die weitgehend den Empfehlungen der Vollwert-Ernährung entspreche: Sie äßen reichlich pflanzliche Lebensmittel, bevorzugten Vollkornprodukte, verzehrten weniger Fett, tränken weniger Kaffee und Alkohol und vermieden stark verarbeitete Fertigprodukte. „Puddingvegetarier“, die lediglich Fleisch wegließen und ebenso viel Fettiges und Süßes wie durchschnittliche Mischköstler äßen, hätten dagegen aus gesundheitlicher Sicht nichts gewonnen.[107]

Besonders thematisiert wird die ausreichende Versorgung mit dem Vitamin B12. Es ist ausschließlich in Lebensmitteln tierischer Herkunft enthalten. Bei einer starken Reduzierung oder völligen Vermeidung tierischer Nahrung (Veganismus) kann ein Mangel auftreten.[108] Eine vegetarische Ernährung mit einem ausreichenden Anteil an Milchprodukten, Eiern oder entsprechend angereicherten Lebensmitteln ist in der Lage, die Versorgung sicherzustellen. Auch kann das Vitamin gezielt supplementiert werden.[109]

Laut Aussage des Ernährungswissenschaftlers Claus Leitzmann – Leiter des wissenschaftlichen Beirats des UGB und ehemaliger Leiter des Instituts für Ernährungswissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen – zeigt eine zunehmende Anzahl von Untersuchungen, dass eine ovo-lacto-vegetarische Ernährungsweise zu einer besseren Gesundheit führe. So könne eine solche Ernährung in erheblichem Maße dazu beitragen, Erkrankungen wie Übergewicht, Diabetes, Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hypertonie, Gicht und verschiedenen Krebserkrankungen vorzubeugen.[110]

Anglosphäre

Die US-amerikanische Academy of Nutrition and Dietetics (A.N.D.), vormals bekannt unter dem Namen American Dietetic Association (ADA), und der Verband kanadischer Ernährungsberater (Dietitians of Canada) sprechen sich in einem gemeinsamen Positionspapier aus dem Jahr 2003 für eine vegetarische Ernährungsweise aus. Eine solche habe einen gesundheitlichen Nutzen für die Prävention und Behandlung bestimmter Erkrankungen. Die Todesrate für ischämische Herzerkrankungen sei geringer, Vegetarier hätten niedrigere Cholesterin-Blutwerte, würden seltener an Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 sowie Prostata- und Darmkrebs leiden. Eine vegetarische Ernährung würde den Körper ausreichend mit allen Nährstoffen versorgen und sei für alle Phasen des Lebenszyklus geeignet, einschließlich Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und Adoleszenz. Eine Neuauflage des Positionspapiers ist im Jahr 2009 erschienen.[111][112]

In Australien empfiehlt die National Health and Medical Research Council des Gesundheitsministeriums ebenfalls seit 2013 die vegetarische Ernährung. Eine vollwertige vegetarische Ernährungsform sei gesund und für alle Phasen des Lebenszyklus geeignet. Wer sich streng vegan ernähre, solle jedoch ein Vitamin B12-Präparat zu sich nehmen.[113]

Geschichte

Der Vegetarismus entstand in Indien und unabhängig davon im antiken griechischen Kulturkreis (östlicher Mittelmeerraum, Süditalien). In beiden Regionen war er von Anfang an ein Bestandteil religiös-philosophischer Bestrebungen.

Weltweit konnte bisher bei keinem Naturvolk oder indigenen Volk konsequenter Vegetarismus als kollektive prinzipielle Haltung nachgewiesen werden. Aktuelle Untersuchungen an ägyptischen Mumien aus der Zeit von 3500 v. Chr. bis 600 n. Chr. lassen auf eine fleischarme Ernährung schließen. Trotz reichlich vorhandenem Vieh und Fisch am Nil ernährten sich die Menschen über viele Jahrtausende überwiegend von Getreide und Gemüse.[114]

Vorchristliche Antike

In der Antike wurde der Verzicht auf Fleisch als Enthaltung vom Beseelten (altgriech. ἀποχὴ ἐμψύχων apoche empsychon) bezeichnet.[115] Er blieb stets auf eine relativ kleine Zahl von Anhängern beschränkt, die der gebildeten, philosophisch interessierten Oberschicht angehörten. Die große Masse der Bevölkerung ernährte sich notgedrungen fleischarm, da sie sich Fleisch nur gelegentlich leisten konnte; Fisch hingegen war ein beliebtes Volksnahrungsmittel.[116]

Mythos

Erstmals taucht die Idee einer rein pflanzlichen Ernährung des Menschen im Mythos auf, wobei von ganzen Völkern die Rede ist. Homer (Odyssee 9, 82–104) erzählt von den Lotophagen („Lotosessern“), einem märchenhaften, friedfertigen Naturvolk, das sich von der süßen Frucht der Vergessen schenkenden Zauberpflanze Lotos ernährt habe. Allerdings behauptet erst Herodot (4, 177) ausdrücklich, der Lotos sei die einzige Nahrung der Lotophagen gewesen. Diodor (3, 23–24) beschreibt Völker in Äthiopien, die „Wurzelesser“, „Samenesser“ und „Holzesser“, deren Kost auf bestimmte Pflanzen beschränkt gewesen sei. Diese Berichte, von denen es in der Antike noch weitere gab,[117] tragen sagenhafte Züge und gelten daher nicht als glaubhaft; teilweise ist der Märchencharakter offenkundig. Meist werden den angeblich ohne Fleischnahrung lebenden Völkern in den Quellen positiv bewertete Eigenschaften wie Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Friedlichkeit zugeschrieben.

Verbreitet war in der Antike die Ansicht, in einem vergangenen Goldenen Zeitalter habe es noch keine Fleischkost gegeben und die Erde habe von sich aus alle benötigte Nahrung hervorgebracht. Dieser Mythos findet sich bei Hesiod (Werke und Tage 109 ff.), Platon (Staatsmann 271–2), Ovid (Metamorphosen 1,89 ff.; 15,96 ff.) und anderen.

Historische Entwicklung

Als historisches Phänomen ist der Verzicht auf Fleisch in Europa erstmals im 6. Jahrhundert v. Chr. bezeugt. Vegetarier waren die Orphiker, eine religiöse Bewegung, die sich damals in Griechenland verbreitete, sowie Pythagoras und zumindest der engere Kreis der Pythagoreer. In beiden Traditionen wurde auf Eier und auf die damals allgemein üblichen rituellen Tieropfer verzichtet.[118] Die Motivation der Orphiker und der Pythagoreer war religiös; die Seelenwanderungslehre, die sie vertraten, führte zu einer höheren Einschätzung des Werts tierischen Lebens. Im 5. Jahrhundert v. Chr. trat Empedokles als radikaler Vertreter des Vegetarismus und einer allgemeinen Verschonung der Tiere hervor.[119]

Die antiken Vegetarier betrachteten Fleischnahrung als nachteilig für ihre asketischen und philosophischen Bestrebungen. Großenteils waren sie ethisch motiviert, verwarfen Tieropfer und betonten die Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier (während ihre Gegner die Unterschiede hervorhoben). Die Frage, ob es ethische Pflichten gegenüber den Tieren gibt, wurde kontrovers diskutiert.[120] Oft war der Vegetarismus mit religiösen Überzeugungen verbunden.[121]

Unter den Platonikern war der Anteil der Vegetarier und Tierfreunde relativ hoch, in den anderen Philosophenschulen (Peripatetiker, Stoiker, Epikureer) sehr klein oder nicht vorhanden. Die Stoiker waren fast alle entschieden antivegetarisch. Wegen der Vernunftlosigkeit der Tiere waren sie der Überzeugung, dass der Mensch gegenüber der Tierwelt keinerlei ethische Pflichten habe.[122] Die extreme Anspruchslosigkeit der Kyniker bewog sie zu weitgehend fleischloser Ernährung, jedoch machten sie daraus kein Prinzip.[123]

In der Platonischen Akademie traten die Scholarchen Xenokrates und (wahrscheinlich) Polemon für den Vegetarismus ein,[124] unter den Peripatetikern Theophrastos.[125] Ein Teil der prominenten kaiserzeitlichen Platoniker und Neuplatoniker lebte vegetarisch, darunter Plutarch (mutmaßlich nur zeitweilig), Apollonios von Tyana, Plotin und Porphyrios.[126] Porphyrios verfasste eine umfangreiche Schrift Über die Enthaltung vom Beseelten[127] zur Begründung des Vegetarismus. Da er darin auf Einwände eingeht, sind durch ihn auch Argumente aus nicht erhaltenen gegnerischen Schriften überliefert.

Ein Wortführer der Gegner des Vegetarismus war Clodius von Neapel. Er verfasste im 1. Jahrhundert v. Chr. eine Schrift Gegen die Verächter der Fleischkost, die nicht erhalten ist. Einige seiner Argumente sind jedoch überliefert. Clodius verwies unter anderem darauf, dass manche tierische Nahrungsmittel auch für Heilzwecke benötigt würden. Ein anderes, möglicherweise von Clodius angeführtes Argument der Gegner war, dass zwischen Menschen und Tieren ein naturgegebener und gerechter Krieg herrsche, da manche Tiere Menschen angreifen oder die Ernte zerstören; daher sei es legitim, die Feinde zu töten. Ferner wurde von gegnerischer Seite vorgebracht, für den menschlichen Körper sei Fleischnahrung vorteilhaft, was man daran erkenne, dass sie von Athleten bevorzugt und von Ärzten für die Rekonvaleszenz empfohlen werde.[128]

Bei den Manichäern waren die Electi (Auserwählte) ethisch motivierte Vegetarier, die auch keine Eier aßen und grundsätzlich nicht töteten; für den breiteren Kreis der Auditores (Hörer) galten weniger strenge Regeln.[129]

Christliche Antike, Mittelalter und Frühe Neuzeit

Im Urchristentum der apostolischen Zeit gab es Befürchtungen, das Fleischessen könne zu einer kultischen Verunreinigung führen. Der Apostel Paulus wandte sich nachdrücklich gegen diese Auffassung (Röm 14,2–21; vgl. 1 Kor 8,8–9, Kol 2,20–22).[130]

Unter den spätantiken Christen und in der mittelalterlichen Kirche verzichteten viele Mönche und Einsiedler im Rahmen der Askese auf Fleischverzehr (z. B. Onophrius).[131] Zu ihnen gehörte der Kirchenvater Hieronymus († 419), auf den sie sich meist beriefen.[132] Den Benediktinern gestattete ihre Ordensregel das Fleisch vierfüßiger Tiere nur im Krankheitsfall; Fisch und Geflügel waren ihnen jedoch erlaubt.[133] Viele andere Ordensregeln enthielten ähnliche Fleischverbote und dehnten sie zum Teil auf Geflügel aus, jedoch niemals auf Fisch. Dabei ging es den Mönchen und Nonnen um bescheidene Lebensweise, freiwillige Entbehrung und Abtötung der Begierden.[134] Für einen ethisch motivierten Vegetarismus aus Rücksichtnahme auf die Tiere gibt es im kirchlichen Christentum der Antike und des Mittelalters keine Belege. Mitunter wird der heilige Franziskus wegen der Einbeziehung der Tiere in seine religiöse Gedankenwelt irrtümlich zu den Vegetariern gezählt; er hat aber in Wirklichkeit Vegetarismus weder praktiziert noch propagiert.[135]

Viele Häretiker der Antike wie die Enkratiten, Ebioniten und Eustathianer betrachteten den Verzicht auf Fleisch als notwendigen Teil ihrer Askese.[136] Auch mittelalterliche Häretiker wie die Bogomilen und die Katharer lehnten Fleischnahrung ab.[137]

Erst in der frühen Neuzeit traten wieder prominente Persönlichkeiten für einen ethisch begründeten Vegetarismus ein. Zu ihnen zählten Leonardo da Vinci (1452–1519)[138] und Pierre Gassendi (1592–1655).[139] Der führende Theoretiker des Vegetarismus im 17. Jahrhundert war der Engländer Thomas Tryon (1634–1703).[140] Andererseits vertraten einflussreiche Philosophen wie René Descartes[141] und Immanuel Kant[142] die Auffassung, dass es keine ethischen Pflichten gegenüber der Tierwelt geben könne.

Entwicklung im 19. Jahrhundert

George Bernard Shaw, vor 1916

Im angelsächsischen Raum war die Bereitschaft zur praktischen Umsetzung und Verbreitung der vegetarischen Idee am größten. Schon im 18. Jahrhundert traten in England und Nordamerika kleine christliche Gemeinschaften aus asketischen und ethischen Motiven für einen Verzicht auf die als „unnatürlich“ kritisierte Fleischkost ein.[143] 1801 wurde in London der erste Vegetarierverein gegründet, dem bald ähnliche Vereinigungen in anderen englischen Städten folgten. Im frühen 19. Jahrhundert war der prominenteste Wortführer des ethisch motivierten Vegetarismus der Dichter Shelley.[144] 1847 kam es zur Gründung der Vegetarian Society. Ein typischer Repräsentant des in der Öffentlichkeit aktiven englischen Vegetarismus war George Bernard Shaw.[145] Im 19. und frühen 20. Jahrhundert handelte es sich in der Regel um Ovo-lacto-Vegetarismus; nur vereinzelt traten Anhänger einer völlig tierproduktfreien Ernährung auf.[146]

In Russland war Lew Nikolajewitsch Tolstoi (1828–1910) der prominenteste Befürworter des Vegetarismus.[147]

Der deutsche Apotheker und Heilpraktiker Theodor Hahn (1824–1883), Schüler von dem sich in seiner letzten, von Hahn federführend herausgegebenen Schrift zum Vegetarismus in seiner fleischlosen, durch das kirchliche Halbfasten vorgeprägten Form bekennenden[148] Heinrich Friedrich Francke (= J. H. Rausse), ließ sich durch das Studium von Christoph Wilhelm Hufelands Makrobiotik erstmals über die schädlichen Folgen des Fleischessens belehren und zur Idee der „Naturheilkräfte“ leiten.[149] Im Winter 1850/51 las Hahn Jean-Jacques Rousseaus Erziehungsroman Émile ou De l’éducation und stieß dort auf ein Zitat des griechischen Philosophen Plutarch, in dem dieser den „Mord“ des Menschen am Tier zwecks Fleischgewinnung als grausam und widernatürlich geißelt. Der Text ließ Hahn die Frage des Fleischgenusses „auch von der sittlichen Seite betrachten“.[150] 1852 begann Hahn konsequent fleischlos zu leben und von da an zeitlebens aktiv für den Vegetarismus zu werben. Für ihn konnte nun nur noch eine vegetarische Ernährungsweise „Heilkost“ sowie Dauernahrung zur Erhaltung eines leistungsfähigen Lebens sein.[149] Wenig später stieß Hahn auf das „vortreffliche Werk“ Der Weg zum Paradies. Eine Beleuchtung der Hauptursachen des physisch-moralischen Verfalls der Culturvölker, so wie naturgemäße Vorschläge, diesen Verfall zu sühnen. des Jenaer Lehrers und Vegetariers Johann Wilhelm Zimmermann und machte sich viele der dort entwickelten Ideen zu Eigen.[150] In Die naturgemäße Diät, die Diät der Zukunft begründete Hahn 1859 ausführlich mit historischen, vergleichend-anatomischen und physiologischen Argumenten, warum seiner Meinung nach nur die vegetarische Diät die einzig wahre Naturkost sei. Dieses Buch ist (zumindest in den ersten vier Kapiteln) eine überarbeitete Übersetzung des 1838 veröffentlichten Werkes Vegetable Diet von William Andrus Alcott, der wie der Münchner Militärarzt Lorenz Gleich (1798–1865) mit vegetarischer Diät bzw. Ernährung experimentiert hatte.[151] Hahn war der erste deutsche Heilpraktiker, der seine Patienten primär mit einer pflanzlichen Diät behandelte. 1865 erschien erstmals Das Praktische Handbuch der naturgemäßen Heilweise, in dem er sein Konzept der Diättherapie erläutert.[149]

Hahns Bekenntnis zum Vegetarismus wurde von anderen Anhängern der frühen Naturheilkunde fast ausnahmslos als Grundsatz der naturgemäßen Lebensweise übernommen.[150] 1868 stellte Rudolf Virchow fest:

„In den letzten Jahren hat sich unter dem Namen Vegetarianer eine, wenn auch unzusammenhängende und wenig zahlreiche, so doch recht thäthige Sekte erhoben, welche mit allen Hülfsmitteln der Wissenschaft und mit allem Ernste eines tief sittlichen Strebens das Fleischessen als eine der schlimmsten und widernatürlichsten Verirrungen des Menschengeschlechtes bekämpft und durch ein eigenes Beispiel den Beweis zu liefern bestrebt ist, daß die Pflanzennahrung genügt, um dem menschlichen Körper Gesundheit und Kraft zu erhalten.“

Rudolf Virchow: Über Nahrungs- und Genussmittel, Berlin 1868.[152]

Stark vom Werk Hahns beeinflusst kam 1866 der freireligiöse Pfarrer Eduard Baltzer (1814–1887) zur vegetarischen Lebensweise.[153] Bereits 1867 gründete dieser in Nordhausen einen „Verein für natürliche Lebensweise“, der rasch wuchs.[154] Auf der Vereinssitzung vom 9. Juli 1868 wurde die Umbenennung in „Deutscher Verein für natürliche Lebensweise“ beschlossen,[155] ab dem 19. Mai 1869 nannte man sich „Deutscher Verein für naturgemässe Lebensweise“.[156] In den Jahren 1867–1872 verfasste Baltzer unter dem Titel Die natürliche Lebensweise ein vierbändiges Werk,[153] in dem er den Vegetarismus religiös, moralisch, politisch, volkswirtschaftlich und gesundheitlich zu begründen versucht. Baltzer entwarf die Utopie der Entstehung eines neuen und höheren Menschengeschlechts, das sich durch die Vermeidung des Verzehrs von Fleisch und eine naturgemäße Lebensweise „zum Wahren, Richtigen und Guten“ entwickelt, um sich schließlich „Gott zu nähern“. Auch sah er in der vermeintlich billigeren vegetarischen Kost die Möglichkeit, die ärmere Bevölkerungsschicht besser zu ernähren[157] und bei vegetarischer Ernährung sogar die Möglichkeit, „Militär überflüssig“[158] zu machen. Baltzer war Herausgeber des ab Juni 1868 erscheinenden Vereinsblattes für Freunde der natürlichen Lebensweise (Vegetarianer). Nach seinem Tod erhielt diese erste Zeitschrift der vegetarischen Bewegung in Deutschland den Namen Thalysia, in Anknüpfung an das 1872 erschienene Buch Thalysia oder Das Heil der Menschheit, die deutsche Fassung eines 1840–1842 veröffentlichten Werks des führenden französischen Vegetariers Jean-Antoine Gleizes.

Als weiterer wichtiger Begründer der vegetarischen Bewegung in Deutschland gilt der badische Jurist und revolutionäre Republikaner Gustav Struve (1805–1870).[159][160] Nach eigenen Angaben erfolgte seine Hinwendung zur fleischfreien Ernährung bereits am 3. Mai 1832, nachdem er in Rousseaus Émile ou De l’éducation Plutarchs Schilderung der Lehre des Pythagoras gelesen hatte.[161][162] 1868 gründete Struve mit Gesinnungsgenossen aus Stuttgart und Umgebung einen vegetarischen Verein, der noch heute besteht. 1869 – zehn Jahre nach Hahns Die naturgemäße Diät, die Diät der Zukunft – erschien sein Werk Pflanzenkost, die Grundlage einer neuen Weltanschauung, das die vegetarische Bewegung nachhaltig beeinflusste. Hierin begründet Struve seinen Verzicht auf Fleisch ethisch und mit einer gesundheitlichen Selbsterfahrung im Winter 1831/32.[163] Auch in seinem belletristischen Werk Mandaras’ Wanderungen empfahl er ab 1843 den „dekadenten Europäern“ eine vegane Ernährung im Zusammenhang mit der indischen Reinkarnationslehre.[164]

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gewann die vegetarische Bewegung an Bedeutung. Zahlreiche Vereine wurden gegründet. 1892 schlossen sich zwei Dachverbände zum „Deutschen Vegetarier-Bund“ mit Sitz in Leipzig zusammen. 1893 wurde von Anhängern der Lebensreformbewegung in Oranienburg bei Berlin die vegetarische Obstbaugenossenschaft Eden gegründet. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs lebten fast 1000 Menschen im genossenschaftlich organisierten „Eden“. Ausgehend von der vegetarischen Lebensgemeinschaft des Malers Karl Wilhelm Diefenbach auf dem Himmelhof bei Wien (1897–1899) gründeten die Brüder Gusto[165] und Karl Gräser mit anderen im Herbst 1900 die Siedlung Monte Verità[166] bei Ascona, die ein Sammelpunkt von Pazifisten, Theosophen und Künstlern wurde. Monte Verità gilt heute als Wiege von Ausdruckstanz und Alternativbewegung.

Die Begründungen für eine fleischlose Lebensweise waren unterschiedlich, teils sogar gegensätzlich. Einerseits sollte das Tier vor dem Menschen geschützt werden, andererseits der Mensch vor dem Verzehr von Tieren.[167] Der „hygienische“ Vegetarismus führte vor allem physiologisch-anatomische Argumente ins Feld und behauptete, dass der Fleischkonsum für eine Vielzahl von Krankheiten verantwortlich sei. Andere Vegetarier begründeten den Verzicht auf Fleischkonsum sozioökonomisch. Oft waren ihre Konzepte mit einer scharfen Zivilisationskritik verbunden und trugen stark romantische oder gar utopische Züge.[168] Eine dritte Richtung, die im Kaiserreich von einer Vielzahl von Initiativen und Gruppen vertreten wurde, betonte die Aspekte des Tierschutzes und einer für möglich gehaltenen Veredelung der Menschheit durch Verzicht auf Fleischgenuss. Ein prominenter Vorreiter dieser Strömung war – unter dem Einfluss von Gleizes – Richard Wagner.[169] Er forderte eine allgemeine Abkehr vom Fleischverzehr sowie von Tierversuchen, ernährte sich selbst aber erst in seinen letzten Lebensjahren vegetarisch.[170] Bei manchen Vertretern dieser Richtung spielten antisemitische[171] und völkische Konnotationen eine wichtige Rolle.

Es gab aber immer auch Strömungen und Personen, bei denen die Forderung nach Vegetarismus Teil linker, sozialistischer oder anarchistischer, Politik und eingebettet in emanzipatorische Imperative war. So spielte Vegetarismus im Abolitionismus (zuerst vertreten von Benjamin Lay, im 19. Jahrhundert etwa durch Amos Bronson Alcott und dessen Freunde Ralph Waldo Emerson und Henry David Thoreau) ebenso eine Rolle wie im Feminismus (etwa bei den Suffragetten[172]) sowie in Teilen der Arbeiterbewegung (zum Beispiel im Rahmen der Pariser Kommune bei Kommunarden wie Louise Michel oder Élisée Reclus) und der Friedensbewegung (Clara Wichmann, Bertha von Suttner, Magnus Schwantje).

Entwicklung seit dem 20. Jahrhundert

Nachdem sich bereits im 19. Jahrhundert mehrere nationale Vegetarierverbände gebildet hatten, entstand im Jahr 1908 die Internationale Vegetarier-Union als Dachverband. In Deutschland war die Mitgliederzahl des Vegetarierbunds bis zum Jahr 1905 auf 1550 angestiegen,[173] doch zur Zeit der Weimarer Republik war sie stark rückläufig. 1935 löste sich der Bund auf, um seiner geplanten Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten zuvorzukommen. Die Genossenschaft Eden hingegen, die sich schon zur Zeit des Ersten Weltkriegs völkischem und rassistischem Gedankengut geöffnet hatte, konnte weiterbestehen. Adolf Hitler wurde von der NS-Propaganda als asketisch lebender Nichtraucher, Vegetarier und Tierfreund dargestellt. Er ernährte sich stark fleischreduziert, wenn auch nicht vollständig fleischlos.[174] Hitler, dessen laktovegetabile und Genußmittel vermeidende Diät dem Konzept von Theodor Hahn[175][176] entsprach, und andere nationalsozialistische Sympathisanten des Vegetarismus waren dabei auch von Wagners Schrift Religion und Kunst beeinflusst, in der Fleischkonsum und Kochen als semitisches, nichtarisches Erbe kritisiert wurden.[177]

In der Schweiz war es der Arzt Maximilian Oskar Bircher-Benner (1867–1939), der eine vegetarische Vollwertkost als Heilmethode vertrat. Das von ihm entwickelte laktovegetabile Birchermüesli hat nicht nur bei Vegetariern internationale Verbreitung gefunden. 1946 wurde die Vegetarier-Union Deutschlands gegründet, die zeitweilig (1974–1985) den Namen Bund für Lebenserneuerung trug und nach 1985 Vegetarier-Bund Deutschlands hieß. Seit März 2008 trägt der Verein den Namen Vegetarierbund Deutschland.

Albert Schweitzer setzte sich seit seiner Jugend intensiv mit der ethischen Problematik der Anwendung tödlicher Gewalt gegen Tiere auseinander. Das von ihm entwickelte Prinzip der „Ehrfurcht vor dem Leben“ spielt noch heute in einschlägigen Diskussionen eine Rolle.[178] Er selber ging jedoch erst kurz vor seinem Tod zur vegetarischen Ernährung über.[179] Die Formulierung „Ehrfurcht vor dem Leben“ geht auf den Tierrechtler Magnus Schwantje zurück, einen Schüler von Diefenbach. Ein weiterer prominenter Befürworter des Vegetarismus war Gandhi.[180]

Mitte der 1970er Jahre entstand die Tierrechtsbewegung, als deren Auslöser Peter Singers Buch Animal Liberation gilt.[181]

Die indische Stadt Palitana wurde 2014 zur vegetarischen Stadt erklärt, da dort viele Jains leben.[182]

Kennzeichnung vegetarischer Produkte

Manche Fertigprodukte und verarbeitete Nahrungsmittel enthalten nichtvegetarische Bestandteile wie Gelatine und Lab. Zur Kennzeichnung vegetarischer Produkte werden unterschiedliche Erkennungssymbole verwendet. Neben zahlreichen internationalen und nationalen Kennzeichnungskonzepten hat auch die Europäische Vegetarier-Union ein Label eingeführt, das V-Label,[183] mit dem für Vegetarier geeignete Produkte und Dienstleistungen gekennzeichnet werden können. Im November 2018 hat die EU-Kommission entschieden, die Bürgerinitiative „Verpflichtende Kennzeichnung von Lebensmitteln als nicht-vegetarisch/vegetarisch/vegan“ zu registrieren. Ab dem 12. November 2018 haben die Organisatoren der Initiative ein Jahr Zeit um die erforderlichen Unterschriften zu sammeln.[184]

Anzahl und Soziologie der Vegetarier

Vorlage:Veraltet Bei soziologischen Untersuchungen stellen die verschiedenen konkurrierenden Begriffe von Vegetarismus eine Schwierigkeit dar. Forscher stehen vor der Wahl, entweder mit selbst gesetzten Definitionen zu arbeiten und in ihren Kategorisierungen den Selbstbezeichnungen der Befragten zu widersprechen, oder aber mit den Selbstbezeichnungen der Befragten zu arbeiten und dafür eine relativ große Varianz der Begriffe bis hin zu offenen Widersprüchen in Kauf zu nehmen.[185] Hinzu kommt die Schwierigkeit einer relativ spärlichen Datenlage[185][186] und die These mancher Soziologen, dass große Teile der Geisteswissenschaften einen anthropozentrischen Begriff von „Gesellschaft“ haben[187] und sich daher schwer tun, die Motivationskomplexe des Vegetarismus nachzuvollziehen und in ihren Forschungen abzubilden.[186]

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass einerseits der Pro-Kopf-Konsum von Tierprodukten und insbesondere Fleisch überall auf der Welt in den letzten 50 Jahren gestiegen ist und den Prognosen nach weiter steigen wird,[188] sich andererseits westliche Einstellungen zu „Fleisch“, insbesondere rotem Fleisch, in demselben Zeitraum gewandelt haben.[185][189][190][191] Der Anteil der westlichen Vegetarier an der Gesamtbevölkerung liegt dabei, abhängig von der gewählten Definition, im einstelligen Prozentbereich und steigt seit etwa den 1970er Jahren langsam und stetig.[185] Wesentlich stärker als die Anzahl der Vegetarier sind in diesem Zeitraum ihre „Sichtbarkeit“ und ihr Organisationsgrad gewachsen.[185] Unter den Vegetariern sind etwa doppelt so viele Frauen wie Männer. Im englischsprachigen Raum waren traditionell eher Arbeiter und Angehörige des Mittelstandes Vegetarier; diese Tendenz konnte aber seit etwa der Jahrtausendwende nicht mehr nachgewiesen werden und der Vegetarismus war in allen sozialen Schichten vergleichbar verbreitet.[192]

Vorlage:Lückenhaft

Deutschland

Nach der Nationalen Verzehrsstudie von 2007 mit 20.000 Teilnehmern ernähren sich in Deutschland 1,6 % der erwachsenen Bevölkerung (Männer 1 %, Frauen 2,2 %) fleischlos (entweder vegetarisch oder mit Einbeziehung von Fisch). 0,1 % der Studienteilnehmer bezeichneten sich als vegan.[193] Eine Studie des Marktforschungsinstituts Produkt + Markt ermittelte im Jahr 2006 die Zahl der Personen in Deutschland, welche sich zumindest teilweise nach vegetarischen Ernährungsgrundsätzen ernähren. Die Ergebnisse werden unterschiedlich interpretiert. Die Europäische Vegetarier-Union geht aufgrund dieser Studie davon aus, dass 9 % der deutschen Bevölkerung, etwa 7,4 Millionen, vegetarisch leben.[194] Die Tierschutzorganisation PETA nennt 6 Millionen Vegetarier in Deutschland als Ergebnis dieser Studie.[195]

Die im Juli 2013 veröffentlichte Onlinebefragung der Universitäten Göttingen und Hohenheim ermittelte für Deutschland einen Vegetarieranteil von 3,7 %, Veganer eingeschlossen. Hierfür wurden 1.174 Teilnehmer repräsentativ in Hinblick auf die Kriterien Alter, Geschlecht, Einkommen und Wohnregion ausgewählt.[196] Im August 2013 veröffentlichte das Meinungsforschungsinstitut YouGov eine für Deutschland repräsentative Umfrage im Auftrag der Wochenzeitung Die Zeit, wonach 6 % der Teilnehmer angaben, in einer „normalen Woche“ kein Fleisch zu essen. Zwischen den Geschlechtern gab es demnach kaum Unterschiede, bei Männern waren es 5 %, bei den Frauen 7 %. Den größten Anteil an Vegetariern und Veganern gab es in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen mit 9 %. Den größten Anteil gemessen an der Berufsgruppe gab es bei Schülern und Berufsschülern mit 13 %.[197]

Der Vegetarierbund Deutschland (VEBU) geht seit 2015 davon aus, dass rund 10 % der Bevölkerung in Deutschland Vegetarier sind. Diese Schätzung basiert auf Umfrageergebnissen des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD) und von YouGov.[198] Hierbei wurden allerdings auch die sogenannten Flexi-Vegetarier („Flexi-Vegetarier essen zumindest selten Fleisch“) mitgezählt. Konsequent vegetarisch ernährten sich in der 2014 veröffentlichten YouGov-Umfrage 4,3 % der Teilnehmer.[199]

Nach einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) ernähren sich 4 % der Deutschen vegetarisch. Unter Frauen beträgt der Anteil 6,1 Prozent, bei den Männern sind es lediglich 2,5 Prozent. Ausgewertet wurden Daten von 6933 Menschen, deren Essverhalten zwischen 2008 und 2011 analysiert worden war.[200]

Österreich

In einer vom VGT beauftragten[201] Befragung des Wiener Instituts für empirische Sozialforschung (IFES) aus dem Jahr 2013 bezeichneten sich 9 % der Österreicher als Vegetarier oder Veganer, also circa 765.000 Menschen. In der Gruppe der unter 40-Jährigen wurde gar ein Prozentsatz von 17 % Vegetarier oder Veganer ermittelt. Auch leben mehr Frauen als Männer vegetarisch oder vegan.[202]

In einem Bericht der Kronen Zeitung wurde 2017 für Österreich die Zahl von 800.000 Vegetariern genannt.[203] Einer Umfrage von 2018 zufolge ernähren sich rund 10 % der Bevölkerung vegetarisch oder vegan.[204]

Schweiz

In der Konsumstudie MACH Consumer 2015 bezeichneten sich rund 2,9 % der Schweizer Bevölkerung ab 14 Jahren als Vegetarier.[205] In der von Swissveg beauftragten, laut Auftraggeber repräsentativen CAWI-ad-hoc-Umfrage des Marktforschungsunternehmens DemoSCOPE aus dem Jahr 2017 erklärten sich 11 % der Teilnehmer zu Vegetariern, 3 % zu Veganern. Ausnahmslos vegetarisch ernährten sich 6,8 % der Befragten, ausnahmslos vegan 1,5 %.[206]

Frankreich

In Frankreich leben etwa zwei Prozent der Menschen vegetarisch und stammen überproportional aus dem Bildungsbürgertum und der Oberschicht. Die Hauptmotivationen französischer Vegetarier sind Annahmen über die Gesundheit vegetarischer Ernährung und ethische Gründe.[207]

Großbritannien

Daten aus der Zeit der Rationierung von Nahrungsmitteln in England um 1945 lassen auf 100.000 Vegetarier schließen.[186] Laut Gallup-Umfragen bezeichneten sich zwischen 1984 und 1993 im Vereinigten Königreich 2,1 % respektive 4,3 % der Befragten als Vegetarier.[185] Eine Umfrage des Realeat Survey Office von 1995 setzt diesen Trend fort und findet 4,9 % erwachsene Vegetarier. In der Gruppe der 16- bis 25-jährigen Frauen gaben in derselben Umfrage 12,4 % an, Vegetarierinnen zu sein.[185] Die Zahl derjenigen, die „kaum oder kein Fleisch“ konsumierten, sich jedoch nicht als „Vegetarier“ bezeichneten, war bei allen Umfragen etwa doppelt so hoch.[185] Eine Studie der University of Bradford im Auftrag der Vegetarian Society von 1991 befragte rund 1000 Erwachsene sowie 2500 junge Erwachsene (11–18 Jahre) und konnte die These der höheren Affinität von jungen Erwachsenen und insbesondere von jungen Frauen zum Vegetarismus erhärten.[185]

USA

Eine landesweite Studie des Landwirtschaftsministeriums der Vereinigten Staaten von 1977 bis 1978 fand unter 37.000 Befragten 1,2 % Vegetarier, allerdings gaben manche der Teilnehmer, die sich selbst als Vegetarier bezeichneten, an, selten auch Fische oder Hühner zu essen.[185] Die Vegetarian Ressource Group veröffentlicht seit 1994 alle drei Jahre die Ergebnisse einer landesweiten Umfrage durch das Roper Center in den USA. Dort werden Menschen gefragt, welche Nahrungsmittel sie niemals essen. 1994 befanden die Autoren davon ausgehend 0,3 % bis 1 % der Befragten für Vegetarier.[208] 2009 fanden sie in einer vergleichbaren Umfrage drei Prozent Vegetarier. Wieder war in der Gruppe der Frauen und unter jungen Menschen der Anteil der Vegetarier erheblich höher.[208]

Indien

In einer Studie von The Hindu-CNN-IBN gaben 40 % der Befragten an, Vegetarier zu sein, darunter überproportional viele Hindus, Frauen und ältere Menschen.[60]

Einer neuen Umfrage zufolge wurde dieser Prozentsatz zu hoch angesetzt, insgesamt sind lediglich 20 % der Inder Vegetarier, wobei in Indore ihr Anteil mit 49 % am höchsten ist.[209]

Organisationen

In Deutschland informiert neben zahlreichen weiteren regionalen und überregionalen Organisationen u. a. der Vegetarierbund Deutschland (VEBU) über die vegetarische Lebensweise. Er gibt die Zeitschrift natürlich vegetarisch heraus und ist in Regionalgruppen organisiert. In der Schweiz besteht der Verein Swissveg. Er gibt die Zeitschrift Veg-Info heraus. In Österreich gibt es die Österreichische Vegetarier Union (ÖVU). Dort kann das vierteljährlich erscheinende Magazin anima gegen freiwillige Spende bestellt werden.

Der Welt-Vegetarier-Tag (1. Oktober) ist ein internationaler Aktionstag; vergleichbar mit dem Weltvegantag (1. November). Ersterer wurde am Welt-Vegetarier-Kongress in Schottland 1977 von der „North American Vegetarian Society“ eingeführt, inzwischen gilt die Zeit zwischen den beiden Daten als Vegetarian Awareness Month (etwa: Bewusstsein für Vegetarier-Monat).

Ein regelmäßigerer Aktionstag sind die „vegetarischen Wochentage“, die vorwiegend öffentliche Einrichtungen zu einer Küche mit weniger Fleisch motivieren wollen. Sie finden in einigen Städten wöchentlich und häufig an Montagen und Donnerstagen statt.

Die Europäische Vegetarier-Union (EVU) ist eine Dachorganisation für vegetarische Vereine und Gruppen in Europa und arbeitet in den Bereichen Vegetarismus, Ernährung, Gesundheit, Verbraucherschutz, Kampf gegen den Hunger in der Welt, Tierrechte, Ökologie und allgemeine Information. Die Internationale Vegetarier-Union (IVU) ist eine gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, den Vegetarismus weltweit zu fördern.

Vegetarische Restaurants

Das Restaurant Hiltl in Zürich

Sternerestaurants

Seit 2013 wird das Restaurant Tian in Wien unter Paul Ivic mit einem Michelinstern ausgezeichnet, seit 2017 das Restaurant Cookies Cream in Berlin unter Stephan Hentschel.

Im Zwei-Sterne-Restaurant Lafleur in Frankfurt am Main unter Andreas Krolik bietet seit mehreren Jahren vegane Menüs an.[210]

Betriebsgastronomie

Das amerikanische Unternehmen WeWork, das auch Büros in Deutschland betreibt, serviert seit 2018 bei Veranstaltungen, die in eigenen Gebäuden stattfinden, kein Fleisch mehr. Es werden zudem keine Auslagen für nicht-vegetarische Gerichte erstattet.[211]

Die WBS Training AG stellt laut ihrem Gemeinwohl-Bilanz-Bericht 2015 bei Meetings, Tagungen und Firmenevents grundsätzlich vegetarisches Essen bereit.[212]

Hiltl

Das Restaurant Hiltl in Zürich existiert seit 1897 und ist damit das älteste vegetarische Restaurant der Welt.

Vegetarische Haustierhaltung

Es kommt vor, dass vegetarisch lebende Hunde- und Katzenhalter gängiges Tierfutter ablehnen und ihre Haustiere fleischlos ernähren. Laut PETA Deutschland ernähren viele Vegetarier und Veganer ihre Haustiere mit fleischloser Kost. Die Nährwert-Bedürfnisse von Hunden und Katzen könnten PETA zufolge durch eine „vegane Ernährung und bestimmte Ergänzungen leicht befriedigt werden“. Hunde und Katzen, die vegetarisch oder vegan leben, genössen „sowohl ihr Futter als auch ihre gute Gesundheit“. Auch aus ethischer Sicht entspreche ein vegetarisches Futter der Tierrechts-Philosophie.[213] Für Katzen warnt der Deutsche Tierschutzbund vor einer fleischfreien Fütterung. Katzen seien auf Taurin angewiesen, das nur in tierischem Protein enthalten sei. Die für Katzen ebenfalls lebensnotwendige Arachidonsäure sei nur in tierischen Fetten enthalten. Sollte sich herausstellen, dass ein vegetarisches Futter den Nährstoffbedarf der Katze nicht decken kann, könne die Prägung darauf eine gesundheitlich gebotene Futterumstellung unmöglich machen.[214] Für Hunde könnte man unter Umständen eine „abwechslungsreiche Ernährung aus Milch- und Eiprodukten, Gemüse, Reis und Teigwaren“ zusammenstellen. Aus wissenschaftlichen Feldstudien ließe sich ableiten, dass es grundsätzlich möglich sei, einen Hund vegetarisch zu ernähren. Damit es jedoch auf lange Sicht nicht zu Fehlernährungen komme, müsse die Zusammensetzung des Futters den Energie- und Proteinbedarf sowie den Bedarf an allen Mineralstoffen und Vitaminen decken. Die Inhaltsstoffe müssten in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Der Tierschutzbund empfiehlt, das Verhalten des Hundes und seine Abstammung nicht außer Acht zu lassen. Der Hund sei ein Carnivore und fresse gerne Fleisch. Bei der Ernährung sollte nicht ganz auf die Verfütterung von Fleisch verzichtet werden. Es sei aber nichts dagegen einzuwenden, wenn der Hund zwischendurch einmal vegetarisch ernährt wird.[215]

Siehe auch

Literatur

  •  Jonathan Safran Foer: Tiere essen. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010 (Originaltitel: Eating Animals, übersetzt von Isabel Bogdan, Ingo Herzke, Brigitte Jakobeit), ISBN 978-3-462-04044-9.
  •  Claus Leitzmann, Markus Keller: Vegetarische Ernährung. 2. Auflage. Ulmer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8252-1868-3.
  • Eva Barlösius: Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende. Frankfurt 1997.
  • Adolf Just: Kehrt zur Natur zurück! Die Heilweise der Natur nach ewigen Gesetzen. 12. Auflage. 1930.
  • Hasso Spode und Eva Barlösius: Der Kreuzzug der Kohlrabi-Apostel. Die Ursprünge des Vegetarismus. In: NZZ Folio. 4/1997, S. 24–30 Link.
  •  Hans-Jürgen Teuteberg: Zur Sozialgeschichte des Vegetarismus. In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. 1994, S. 33–65 (Volltext).
  •  Gabriel Cousens: Harmonie und Gesundheit mit vegetarischer Ernährung. Vegetarismus aus wissenschaftlicher und spiritueller Sicht. Hans-Nietsch-Verlag, Freiburg 1998, ISBN 3-929475-67-7.
  •  Vegetarismus – Zur Geschichte und Zukunft einer Lebensweise. Harald Fischer Verlag, Erlangen 2001, ISBN 3-89131-403-5.
  •  Helmut F. Kaplan: Leichenschmaus. Ethische Gründe für eine vegetarische Ernährung. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3-499-19513-5.
  • Gundolf Keil: Vegetarisch. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 34, 2015 (2016), S. 29–68.
  •  Birgit Klaus: Tier zuliebe. Vegetarisch leben – eine Kostprobe. Diederichs, München 2011, ISBN 978-3-424-35050-0.
  •  Wolfgang R. Krabbe: Gesellschaftsveränderung durch Lebensreform. Strukturmerkmale einer sozialreformerischen Bewegung im Deutschland der Industrialisierungsperiode.. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1974, ISBN 3-525-31813-8.
  • Christian Schulze: Vegetarismus. In: Karl-Heinz Leven (Hrsg.): Antike Medizin. Ein Lexikon. München 2005, Sp. 890–892.
  • Helmut Wurm: Der Einfluß der Ernährung auf die menschliche Konstitution unter besonderer Berücksichtigung des Nahrungseiweißes. Eine Zusammenstellung von Ansichten, Beobachtungen und Lehrmeinungen von der Antike bis zur Gegenwart. (= Ernährung und Konstitution, 1) In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 3, 1985, S. 283–320, passim.

Dokumentarfilme

  • Earthlings (2005, kommentiert von Joaquín Phoenix und mit Musik von Moby)
  • Devour the Earth (YouTube) Dokumentation der englischen Vegetarierorganisation (VSUK) aus dem Jahre 1995, kommentiert von Paul McCartney (mit Untertiteln)
  • Quarks & Caspers: Vegetarier – 7 Dinge, die Sie wissen sollten, WDR vom 8. April 2014

Weblinks

Commons: Vegetarische Lebensmittel - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Vegetarismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wiktionary: Vegetarier – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Claus Leitzmann: Vegetarismus: Grundlagen, Vorteile, Risiken. C. H. Beck, 2012; S. 10–11. ISBN 978-3-406-64194-7.
  2. Hans Schulz/Otto Basler (Hrsg.): Deutsches Fremdwörterbuch, Bd. 6, Berlin 1983, S. 133 f. (mit zahlreichen Belegen).
  3. von lateinisch vegetabilis „belebend“: Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. Band 2, Spalte 3381.
  4. 4,0 4,1 vegetarian In: Oxford English Dictionary.
  5. Georges, Ausführliches lateinische-deutsches Handwörterbuch. Band 2, Spalte 3381.
  6. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearbeitet von Elmar Seebold, 24. Auflage, Berlin 2002, Sp. 948 f.; Oxford English Dictionary Bd. 19, 2. Auflage (1989), S. 476; Webster’s Third New International Dictionary S. 2537; The Oxford Dictionary of English Etymology, Oxford 1966, S. 972; Colin Spencer: The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism, London 1993, S. 252.
  7. Helmut Wurm: Der Einfluß der Ernährung auf die menschliche Konstitution unter besonderer Berücksichtigungdes Nahrungseiweißes. Eine Zusammenstellung von Ansichten, Beobachtungen und Lehrmeinungen von der Antike bis zur Gegenwart. (= Ernährung und Konstitution, 1) In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 3, 1985, S. 283–320, hier: S. 293.
  8. Joanne Stepaniak, Virginia Messina: What's in a name? In: The Vegan Sourcebook. 2. Auflage, McGraw-Hill Professional, 2000; S. 2. ISBN 0-7373-0506-1. In Google books.
  9. Antonio Cocchi: Del vitto pitagorico per uso della medicina. Florenz 1743; Jon Gregerson: Vegetarianism. A History. Fremont 1994, S. 71 f.
  10. Zum Beispiel Erhard Gorys: Das neue Küchenlexikon.
  11. Pudding-Vegetarier In: lebensmittellexikon
  12. Claus Leitzmann und Markus Keller: Vegetarische Ernährung, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2010, 2. Auflage, ISBN 978-3-8252-1868-3, S. 22.
  13. Verain, M.C.D.; Dagevos, H.; Antonides, G., Flexitarianism : a range of sustainable food styles. Erschienen in: Handbook of Research on Sustainable Consumption. Herausgeber: Reisch, L.A., Thogersen, J., Edward Elgar, 2015, ISBN 978-1-78347-126-3, Seiten 209–223.
  14. Siehe Helmut F. Kaplan: Leichenschmaus – Ethische Gründe für eine vegetarische Ernährung. 3. Auflage, Reinbek 2002.
  15. Siehe eine Befragung von Vegetariern durch die Universität Jena (Memento vom 18. November 2015 im Internet Archive)
  16. Joachim Joe Scholz: Haben wir die Jugend, so haben wir die Zukunft. Die Obstbausiedlung Eden/Oranienburg als alternatives Gesellschafts- und Erziehungsmodell (1893–1926). (Bildungs- und kulturgeschichtliche Beiträge für Berlin und Brandenburg, Bd. 3). Weidler, Berlin 2002, ISBN 3-89693-217-9.
  17. Teuteberg (1994) S. 53 f.
  18. Hilda Kean, Animal Rights: Political and Social Change in Britain since 1800. Reaktion Books, 1998, ISBN 1-86189-014-1.
  19. Vgl. The Journal of Ethics Nummer 3/September 2007, Special issue on Animal Minds.
    vgl. auch Balluch 2005.
  20. Eine Ausnahme von diesem allgemeinen Prinzip konstituiert das Werk des Briten Henry Salt (1851–1939) Animal Rights (1892). Zu Zeiten seiner Veröffentlichung wurde es weitestgehend ignoriert. Es erfuhr erst posthum etwas breitere Beachtung.
  21. Eine Tierbefreiungsbewegung gab es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches praktisch nicht. Die Forderung nach der Befreiung der Tiere ist nach Singer als Metapher zu verstehen. Er fordert eine strikte Gewaltfreiheit (vgl. Vorwort der 1990er Ausgabe).
  22. Gleichheit versteht Singer nicht als deskriptive Gleichheit von Zuständen, sondern als präskriptive Norm zur gegenseitigen Behandlung
  23. Singer: Animal Liberation (HarperCollins Publishers 2002): S. 5–9 (englisch), deutsch: Die Befreiung der Tiere, Hirthammer, München 1976.
  24. Wege zum Veganismus, Helmut F. Kaplan 2010.
  25. Günther Stolzenberg: Weltwunder Vegetarismus, München 1980, S. 164 f.; John Lawrence Hill: The Case for Vegetarianism, Lanham 1996, S. 52–67.
  26. Paul Amato/Sonia Partridge: The New Vegetarians, New York 1989, S. 31 ff.: werten eine internationale Umfrage in englischsprachigen Ländern aus, bei der zwei Drittel der 320 befragten Vegetarier Begründungen dieser Art angaben. Solche Gründe werden auch in der einschlägigen populären Literatur häufig genannt und diskutiert, Helmut Kaplan: Warum Vegetarier?, Frankfurt 1989, S. 31 ff., 61 f.; Axel Meyer: Warum kein Fleisch?, München 1990, S. 79 ff.; vgl. auch Leitzmann (1996) S. 16–21; Vegetarisch leben, Hrsg. Evangelische Akademie Baden, Karlsruhe 1999, S. 12 f., 23–25.
  27. Zentral in Regans Philosophie ist das Subjekt-eines-Lebens-Kriterium (7.5), nach dem allen Tieren mit Präferenzen, Wünschen, Wahrnehmung, Gedächtnis, Gefühlswelt von mindestens Schmerz und Freude, der Fähigkeit, aufgrund von Präferenzen Handlungen zu setzen, einer psychophysikalische[n] Identität (Kap. 2), und eines Wohlbefinden[s] (Kap. 3) unabhängig von außenstehenden Interessen eine Subjekteigenschaft zustehe. Nach Regan qualifiziere diese Subjekteigenschaft für ein wenngleich relatives, subjektives Recht (eine legitime Forderung im Sinne von John Stuart Mill). Aufgrund der diskreten Subjekteigenschaft könne dieses Recht kategorisch und für alle Subjekte gleichermaßen gültig zugesprochen werden. Wenngleich Regan unter gewissen Umständen eine Abwägung dieser Rechte zulässt, sei Fleischkonsum (9.1) und andere Verwertung nichtmenschlichen Lebens (9.5) moralisch im Allgemeinen nicht zu rechtfertigen. Tom Regan: The Case for Animal Rights, Berkeley 1983 (Neuauflage 2004).
  28. Ausgehend von einer Charakterisierung von Bewusstsein durch hinreichende Kriterien formuliert er ein deontologisches Argument, das durch die implizit gegebenen Interessen qua Bewusstsein arbeitet. Unabhängig von einer Interessengewichtung müssen seiner Ansicht nach gewisse Grundvoraussetzungen (mindestens Recht auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit im Sinne Art. 3 AEMR) für die Erfüllung von (sekundären) Interessen gegeben sein. Indem man diese Voraussetzungen für jemanden fordere, müsse man sie qua eines Universalitätsprinzips für jeden, der dieselben Voraussetzungen erfüllt, mitfordern, und die formulierten „Grundrechte“ würden zu kategorischen Prinzipien.
  29. Martin Balluch: Die Kontinuität von Bewusstsein. Wien 2005.
  30. Christine Baumann, Tilman Becker: Charakteristika einer vegetarischen Lebensweise (Memento vom 5. November 2011 im Internet Archive) In: VEBU Gesundheit Studien
  31. Peter Scarborough, Paul N. Appleby, Anja Mizdrak, Adam D. M. Briggs, Ruth C. Travis, Kathryn E. Bradbury, Timothy J. Key: Dietary greenhouse gas emissions of meat-eaters, fish-eaters, vegetarians and vegans in the UK. In: Climatic Change. 125, 2014, S. 179–192, doi:10.1007/s10584-014-1169-1.
  32. Poore, J. & Nemecek, T. (2018). Reducing Food’s Environmental Impacts through Producers and Consumers. Science, 360 (6392), 987–992. https://doi.org/10.1126/science.aaq0216
  33. Fleischatlas 2013 (Memento vom 9. Februar 2014 im Internet Archive) S. 30 ff. (herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem BUND und Le Monde diplomatique) (PDF-Datei; 3,2 MB)
  34. Peter Carstens: Vorsicht Fleisch! In: Geo. Abgerufen am 8. September 2010.
  35.  Livestock's long shadow. 2006 (http://www.fao.org/docrep/010/a0701e/a0701e00.HTM).
  36. Pete Smith: Agriculture, Forestry and Other Land Use. In: https://www.ipcc.ch/pdf/assessment-report/ar5/wg3/ipcc_wg3_ar5_chapter11.pdf. IPCC, 2014, abgerufen am 12. April 2018 (english).
  37. FAO: Livestock's long shadow. 2006.
  38. Robert Goodland: Environmental sustainability in agriculture: diet matters. In: Ecological Economics, Bd. 23, Nr. 3, 5. Dezember 1997, S. 189–200 (PDF-Datei; 940 kB)
  39. Felix Hnat: Agrarsubventionen in Österreich aus einer tierrechtlerischen Perspektive (Memento vom 5. November 2014 im Internet Archive) (PDF-Datei; 1,3 MB), 2006
  40. Edward O. Wilson: The Future of Life. Abacus, 2003, ISBN 978-0-349-11579-5
  41. C. L. Delgado: Rising consumption of meat and milk in developing countries has created a new food revolution. In: The Journal of nutrition. Bd. 133, Nummer 11 Suppl 2, November 2003, S. 3907S–3910S, ISSN 0022-3166. PMID 14672289.
  42. Robert A. Kanaly, Darryl Macer, Lea Ivy O. Manzanero, Sivanandam Panneerselvam: Energy Flow, Environment and Ethical Implications for Meat Production (PDF-Datei; 514 kB). Bangkok 2009 (Arbeitspapier der Arbeitsgruppe Ethics of Energy Technologies in Asia and Pacific (EETAP) der UNESCO).
  43. T. Lechler: Die Ernährung als Einflussfaktor auf die Entwicklung des Menschen. Dissertation, Universität Hannover 2001, S. 71–73 und 209 f.
  44. James F. O’Connell, Kristen Hawkes, Karen Lupo, N. G. Blurton Jones: Male strategies and Plio-Pleistocene archaeology. Journal of Human Evolution, Bd. 43, 2002, S. 831–872; doi:10.1006/jhev.2002.0604, Volltext, PDF (Memento vom 8. Juli 2014 im Internet Archive); vergl. dazu „Frauen sorgten für Ernährung“: Überlegungen zur Ernährung von Homo erectus
  45. Gundolf Keil: Vegetarisch. 2015 (2016), S. 29.
  46. Werner Rösener: Die Geschichte der Jagd, Düsseldorf 2004, S. 28–48.
  47. Taeniasis Life Cycle auf der Seite der Centers for Disease Control and Prevention
  48. Y. Hu, H. Shang u. a.: Stable isotope dietary analysis of the Tianyuan 1 early modern human. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Bd. 106, Nummer 27, Juli 2009, S. 10971–10974, ISSN 1091-6490. doi:10.1073/pnas.0904826106. PMID 19581579. PMC 2706269 (freier Volltext).
  49. Eine kulturhistorische Untersuchung dieser These bietet Eva Barlösius: Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende. Frankfurt 1997; siehe auch M. Linnemann, C. Schorcht (Hrsg.): Vegetarismus. Zur Geschichte und Zukunft einer Lebensweise. Erlangen 2001, S. 81–83.
  50. So Harvey und Marilyn Diamond: Fit fürs Leben. 5. Auflage, München 1990, S. 120 f.
  51. 51,0 51,1 Nick Fiddes: Meat – A natural Symbol (1993), Routledge, London (Zitiert in de: Fleisch – Symbol der Macht, zweitausendeins S. 36 ff., ISBN 3-86150-019-1)
  52. J. Goodall: Chimpanzees on the Gombe Stream Reserve. In: Holt, Rineheart, Winston: Primate Behavior. 1985
  53. G. Teleki, R. Harding: Omnivourous Primates: Gathering and Hunting in Human Evolution. Columbia University Press, New York 1981.
  54. Ludwig Alsdorf: Beiträge zur Geschichte von Vegetarismus und Rinderverehrung in Indien, Wiesbaden 1962, S. 5 ff.
  55. Hanns Peter Schmidt: The Origin of Ahimsa. In: Mélanges d’Indianisme à la mémoire de Louis Renou, Paris 1968, S. 637–639.
  56. Christian Bartolf: Gewaltfreiheit als Opferverwerfung. In: Christian Bartolf (Hrsg.): Die erste Stufe, Berlin 1996, S. 78–90.
  57. Otto Gabriel: Fish Catching Methods of the World. Wiley, 2005, ISBN 978-0-85238-280-6, S. 34. eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
  58. Alsdorf, S. 16 ff.; J. Jolly: Artikel Food (Hindu), in: Encyclopaedia of Religion and Ethics, Bd. 6 (1937), S. 63–65.
  59. Renate Syed: Das heilige Essen. In: Perry Schmidt-Leukel (Hrsg.): Die Religion und das Essen, Kreuzlingen 2000, S. 102, 131.
  60. 60,0 60,1 The food habits of a nation. In: hindu.com. 14. August 2006, abgerufen am 27. Dezember 2014.
  61. Lambert Schmithausen: Essen ohne zu töten. Zur Frage von Fleischverzehr und Vegetarismus im Buddhismus. In: Perry Schmidt-Leukel (Hrsg.): Die Religionen und das Essen. Kreuzlingen 2000, S. 150–158; Max Deeg: Speisegebote. VII. Buddhismus. In: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Auflage, Bd. 7, Tübingen 2004, Sp. 1556.
  62. Alsdorf S. 5–8.
  63. Schmithausen S. 177–193. Eine Zusammenstellung solcher Texte bietet Geshe Thubten Soepa: Zwei Texte in der Tradition des Buddha Shakyamuni: Die Udambara-Lotusblume, die das Leben hilfloser Wesen beschützt. Aussagen aus den Sutras zum Thema Fleischessen; und: Buddha-Puja: Rezitation für buddhistische Feiertage [deutsch und tibetisch], München o. J.
  64. Michael Tobias: Life Force. The World of Jainism. Berkeley 1991, S. 20–23, 54–59, 87–95.
  65. K. S. Walters, L. Portmess: Religious Vegetarianism. Albany 2001, S. 123 ff.; Günther Stolzenberg: Weltwunder Vegetarismus, München 1980, S. 68–70; Richard Alan Young: Is God a Vegetarian? Christianity, Vegetarianism, and Animal Rights. Chicago 1999, S. 15–21, 56–61.
  66. Hieronymus, Adversus Iovinianum 1,18.
  67. Hubertus Lutterbach: Der Fleischverzicht im Christentum. In: Saeculum 50/II (1999) S. 180, 185–187.
  68. Lutterbach S. 180–183.
  69. Karen Iacobbo/Michael Iacobbo: Vegetarian America. A History. Westport (CT) 2004, S. 97–99.
  70. P. N. Appleby, T. J. Key u. a.: Mortality in British vegetarians. In: Public health nutrition. Bd. 5, Nummer 1, Februar 2002, S. 29–36, ISSN 1368-9800. doi:10.1079/PHN2001248. PMID 12001975.
  71. Timothy J. Key, Paul N. Appleby, Elizabeth A. Spencer, Ruth C. Travis, Andrew W. Roddam, Naomi E. Allen: Mortality in British vegetarians: results from the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC-Oxford) In: Am J Clin Nutr. 2009 May;89(5):1613S-1619S. doi:10.3945/ajcn.2009.26736L PMID 19297458.
  72. rme/aerzteblatt.de: Vegetarier leben gesünder. In: aerzteblatt.de. 31. Mai 2013, abgerufen am 27. Dezember 2014.
  73. M. J. Orlich, P. N. Singh u. a.: Vegetarian dietary patterns and mortality in Adventist Health Study 2. In: JAMA internal medicine. Bd. 173, Nummer 13, Juli 2013, S. 1230–1238, ISSN 2168-6114. doi:10.1001/jamainternmed.2013.6473. PMID 23836264. PMC 4191896 (freier Volltext).
  74. Timothy J. Key, Gary E. Fraser, Margaret Thorogood, Paul N. Appleby, Valerie Beral, Gillian Reeves, Michael L. Burr, Jenny Chang-Claude, Rainer Frentzel-Beyme, Jan W. Kuzma, Jim Mann und Klim McPherson: Mortality in vegetarians and nonvegetarians: detailed findings from a collaborative analysis of 5 prospective studies. In: American Journal of Clinical Nutrition. 70, Nr. 3, September 1999, S. 516S–524S. PMID 10479225. Abgerufen am 30. Oktober 2009.
  75. P. N. Appleby, M. Thorogood u. a.: The Oxford Vegetarian Study: an overview. In: The American journal of clinical nutrition. Bd. 70, Nummer 3 Suppl, September 1999, S. 525S–531S, ISSN 0002-9165. PMID 10479226.
  76. Sabine Junglas: Der Einfluss vegetarischer Ernährung auf die unverseifbaren Lipidkomponenten des Humanserums. Dissertation TU Berlin (1988) [1]
  77. Katharina Kemper: Auswirkungen vegetarischer Ernährung auf das Triglyceridverteilungsmuster des Serums. Hochschulschrift Berlin, Technische Universität, Dissertation 1987 [2]
  78. K. Kemper, H.-U. Melchert, K. Rubach und H. Hoffmeister: Charakterisierung der Triglyceridmuster von pflanzlichen und tierischen Fetten sowie Human- und Tierseren mittels HPLC nach Vortrennung an AgNO3-imprägnierten Kieselgel-Minisäulen. Fresenius’ Journal of Analytical Chemistry 331 (1988) doi:10.1007/BF01032542.
  79. H. U. Melchert, N. Limsathayourat, H. Mihajlović, J. Eichberg, W. Thefeld, H. Rottka: Fatty acid patterns in triglycerides, diglycerides, free fatty acids, cholesteryl esters and phosphatidylcholine in serum from vegetarians and non-vegetarians. Atherosclerosis. Mai 1987, 65 (1–2): S. 159–166, PMID 3606730
  80. E. Mantzioris, M. J. James, R. A. Gibson, L. G. Cleland: Dietary substitution with an alpha-linolenic acid-rich vegetable oil increases eicosapentaenoic acid concentrations in tissues. In: The American journal of clinical nutrition. Bd. 59, Nummer 6, Juni 1994, S. 1304–1309, ISSN 0002-9165. PMID 7910999.
  81. Gwendolyn Barcel-Coblijn, Eric J. Murphy: Alpha-linolenic acid and its conversion to longer chain n–3 fatty acids: Benefits for human health and a role in maintaining tissue n–3 fatty acid levels. In: Progress in Lipid Research. 48, 2009, S. 355–374, doi:10.1016/j.plipres.2009.07.002.
  82. A. J. Richardson: Comment on: Br J Nutr. 2008 Feb;99(2), S. 421–431. n-3 Fatty acids and mood: the devil is in the detail. Br J Nutr., 2008 Feb;99(2), S. 221–223.
  83.  M. Peet, J. Brind, C. N. Ramchand, S. Shah, G. K. Vankar: Two double-blind placebo-controlled pilot studies of eicosapentaenoic acid in the treatment of schizophrenia (PDF). In: Schizophr. Res.. 49, Nr. 3, 2001, S. 243–251, PMID 11356585.
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  85. Schneekoppe GmbH, Speise-Leinöl Klassik, Nährwertangabe
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  128. Porphyrios: De abstinentia. 1,14 f.; 1,17. Zu Clodius siehe Johannes Haussleiter: Der Vegetarismus in der Antike. Berlin 1935, S. 288–296 und Gillian Clark: Porphyry: On Abstinence from Killing Animals. Ithaca (N.Y.) 2000, S. 123 Anm. 13.
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  208. 208,0 208,1 Ergebnisse der Roper Polls, finanziert von der Vegetarian Ressource Group: 1994, 1997, 2000, 2003 (Memento vom 22. Juli 2007 im Internet Archive), 2006 (Memento vom 16. Februar 2012 im Internet Archive), 2009.
    Ergebnisse vergleichbarer Umfragen unter 8–18-Jährigen: 1995, 2000, 2005 (Memento vom 22. Februar 2012 im Internet Archive), 2010.
  209.  Soutik Biswas: The myth of the Indian vegetarian nation. In: BBC News. 4. April 2018 (http://www.bbc.com/news/world-asia-india-43581122).
  210. nzz.ch: Vegan mit Stern
  211. faz.de: Firma schafft Fleisch ab: „Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht zu begrüßen“
  212. https://www.wbstraining.de/fileadmin/user_upload/media-center/pdf/161201_GWOE-Bericht_WBS.pdf WBS Training AG - Gemeinwohlbilanz-Bericht 2015
  213. PETA Deutschland: Die Wahrheit über Tiernahrung, Stand: August 2013.
  214. Deutscher Tierschutzbund e. V.: Katzen vegetarisch ernähren (Memento vom 5. November 2014 im Internet Archive)
  215. Deutscher Tierschutzbund e. V.: Hunde vegetarisch ernähren (Memento vom 5. November 2014 im Internet Archive)


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