Analogia entis

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Analogia entis (lat. „Ähnlichkeit des Seins, Analogie des Seins“) ist ein von Thomas von Aquin geprägter Grundbegriff der mittelalterlichen Scholastik, der sich auf die ontologische Entsprechung zwischen Gott und der von ihm geschaffenen Welt bezieht. Thomas nimmt dabei eine mittlere Position zwischen Äquivozität (absolute Verschiedenheit) und Univozität (absolute Gleichheit). Er folgt darin Aristoteles, der gemeint hatte, dass es keine Aktualität gebe, die allem Sein gemeinsam sei; man könne daher nur von einer Analogie sprechen. Thomas unterscheidet dabei genauer zwischen einer analogia attributionis („Ähnlichkeit der Eigenschaften“) und einer analogia proportionalitatis („Ähnlichkeit der Verhältnisse“).

1215 wurde auf dem 4. Laterankonzil festgehalten:

„Zwischen Schöpfer und Geschöpf gibt es keine Ähnlichkeit (similitudo), ohne dass diese von einer noch größeren Unähnlichkeit (dissimilitudo) begleitet wäre“

„inter creatorem et creaturam non potest tanta similitudo notari, quin inter eos maior sit dissimilitudo notanda (DH 806)“[1]

Im Gegensatz zu Thomas stand Johannes Duns Scotus der einen univoken Begriff des Seins favorisierte, der für Gott und seine Geschöpfe gleichermaßen gültig sei. Er förderte damit die im Universalienstreit dem Ideenrealismus gegenüberstehende nominalistische Position, wonach Begriffe nur Bezeichnung seien.

„Ich sage, Gott werde nicht nur in einem Begriff gedacht, der analog ist zu dem Begriff des Geschöpfes, selbst aber ein völlig anderer ist als der Begriff, der vom Geschöpf ausgesagt wird, sondern auch in einem Gott und dem Geschöpf eindeutigen Begriff [in conceptu univoco].“

Johannes Duns Scotus: Ordinatio[2]

Ein entschiedener Gegner der analogia entis war im 20. Jahrhundert der protestantische Theologe Karl Barth (1886-1968), der statt dessen von einer analogia fidei sprach, der meinte, dass die Analogie der Geschöpfe zu Gott niemals aus der Erkenntnis des Seins mittels der natürlichen Vernunft folgen könne, sondern nur aus dem Glauben.

Der jesuitische Theologe Erich Przywara (1889-1972) interpretierte hingegen die analogia entis als Prinzip der „Formeinheit“ von Philosophie und Theologie.

siehe auch

Einzelnachweise

  1. vgl. Heinrich Denzinger: Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, 40. Auflage, hrsg. von Peter Hünermann, Freiburg/Basel/Wien, 2005
  2. zit. nach: Stichwort „Analogie“ in: Josef de Vries: Grundbegriffe der Scholastik, 3. Auflage, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-05985-9