Trennung von Arbeit und Einkommen

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Version vom 19. Oktober 2018, 03:12 Uhr von imported>Joachim Stiller (→‎Siehe auch)

Von der ursprünglichen Formulierung des sozialen Hauptgesetzes bei Steiner leiten sich zwei Dinge ab: 1. eine konsequente Arbeitsteilung und 2. die Trennung von Arbeit und Einkommen. Joseph Beuys führte dazu aus, dass die Trennung von Arbeit und Einkommen "bewusstseinsmäßig" vollzogen werden müsse. Bewusstseinsmäßig meint hier, nur vom Kopf her, aber nicht real in der Wirklichkeit. Von einer generellen Trennung von Arbeit und Einkommen im gesamtgesellschaftlichen Maßstab und Zusammenhang kann hier überhaupt keine Rede sein, zumindest bei wesensgemäßer Anwendung der Begriffe. Und so etwas wäre auch völliger ökonomischer Unsinn, und schon von daher gar niemals vollständig durchführbar. Hier noch einmal kurz zur Erninnerung Steiners Formulierung des sozialen Hauptgesetzes:

"Das Heil einer Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen ist um so größer, je weniger der einzelne die Erträgnisse seiner Leistungen für sich beansprucht, das heißt, je mehr er von diesen Erträgnissen an seine Mitarbeiter abgibt, und je mehr seine eigenen Bedürfnisse nicht aus seinen Leistungen, sondern aus den Leistungen der anderen befriedigt werden." (Lit.: GA 034, S. 213)

Es war lange Zeit ein ungeschriebenes Gesetz bei den sozialen Künstlern, dass diese Trennung von Arbeit und Einkommen lediglich bewusstseinsmäßig zu vollziehen ist. Wohl hat die Trennung von Arbeit und Einkommen transzendentale Idealistät, aber sie darf niemals empirische Realität für sich beanspruchen.

Seit den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts tritt nun u.a. Götz Werner mit seiner neoliberalen Forderung eines Bedinungslosen Grundeinkommens (BGE} in der Öffentlichkeit auf. Neoliberal deshalb, weil es mit dem Modell einer in jeder Hinsicht unsozialen konsumorientierten Steuerreform verbunden wird. Diese Idee gibt es schon recht lange. Schon die neoliberale Chicago-Schule und Milton Friedman haben sich dezidiert für dieses Doppelmodell ausgesprochen. Aber da war das Kind bereits in den Brunnen gefallen und die sozialen Künster sind mit der Zeit fast alle umgekippt. Heute vertreten - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - praktisch alle sozialen Künster das Modell eines Bedinungslosen Grundeinkommens (BGE).

Auch Erich Fromm und neuerdings Katja Kipping sowie Arfst Wagner entwickelten eigenständige Konzepte eines Bedingungslosen Grundeinkommens, mit der Konsequenz, dass alle diese Modelle ausdrücklich nicht neoliberal gedacht wurden. Einzubeziehen wären angesichts der bevorstehenden "Industrie 4.0" auch gewerkschaftliche Konzepte zur Maschinensteuer, die ursprünglich aus den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts stammen.

Der goldene Mittelweg

Mit der marxistischen Feststellung des Warencharakters der menschlichen Arbeit wird oft die Forderung nach Trennung von Arbeit und Einkommen verbunden. Joachim Stiller wies des Öfteren darauf hin, dass diese Trennung von Arbeit und Einkommen gar nicht vollständig vollzogen werden könne und dürfe, weil das nur zu unkontrollierbaren ökonomischen Verwerfungen führe. Einkommen ist immer wenigstens indierkt auf die Arbeit bezogen, und das müsse auch so sein. Aber die Trennung von Arbeit und Einkommen kann zumindest zu 50% vollzogen werden. In diesem Fall handelt es sich dann um das, was heute schon weitestgehend die übliche Praxis ist, nämlich um den Zeitlohn. Der Zeitlohn stellt also gegenüber dem Stücklohn eine Trennung von Arbeit und Einkommen zu wenigstesn 50% dar. Mehr ist da nicht drin. Der goldene Mittelweg ist hier der einzig richtige.

Literatur

Zum sozialen Hauptgestz
  • Stefan Leber (Hrsg): Sozialwissenschaftliches Forum: Band 1 - Das Soziale Hauptgesetz, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1986
Zur konsumorientierten Steuerreform
Weitere Literatur

Siehe auch