Geld im Rückfluss ohne Wertbezug

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Version vom 16. April 2021, 06:00 Uhr von imported>Joachim Stiller
Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt (Schmundt)

Wir haben bereits festgestellt, dass das Geld zur Beschreibung des Wirtschaftslebens nicht unbedingt erforderlich ist. Wir wollen nun diesen Gedanken aufgreifen, und das Geld einmal unabhängig vom Wirtschaftsleben darstellen. Dabei ist das Geld dann nicht länger ein Tauschmittel, sondern es wird zu einem Rechtsdokument, zum Rechtsregulativ. Das Geld drückt dann lediglich Rechte und Pflichten aus, und begleitet aus der Rechtssphäre heraus alle wirtschaftlichen Transaktionen. Versuchen wir nun, diese idealen Geldprozesse näher zu beschreiben. Dabei beginnen wir bei den Unternehmen. Den Unternehmen auf der Produktionsseite ist eine Kredit-, Produktions- oder Assoziationsbank zugeordnet. Diese ist mit der Zentralbank verbunden. Hier wir das Geld als wert-los geschöpft und durch die Kreditbank gegen Wechsel an das Unernehmen kreditiert. In der Hand des Unternehmens drückt das Geld nun die Verpflichtung aus, Arbeitskräfte einzustellen, und zwar so lange, bis alle arbeitsfähigen und arbeitswilligen Menschen Arbeit haben. Auf diese Weise ließe sich also ganz leicht das Problem der Arbeitslosigkeit lösen.

Im Einkommen Geben wechselt nun der Bezug des Geldes. Es ist nun auf Konsumwerte (Waren) bezogen und drückt das Recht auf den Bezug von Konsumwerten aus. Im Kauf aber erlischt der Wert des Geldes. Es wird wert-los und fließt zur Schöpfungsstelle des Geldes (der dann demokratischen Kreditbank) zurück. Der Prozess beginnt von Neuem. Kreditieren des Unternehmens und Einkommen geben sind also Prozesse des Berechtigens und Verpflichtens.

Fassen wir noch einmal zusammen:

Auf der Produktionsseite drückt Geld die Verpflichtung des Unternehmens aus, Arbeitkräfte einzustellen. Hier ist es auf Fähigkeiten (Kapital) bezogen. (1. axiomatischer Satz) Auf der Konsumseite drückt Geld das Recht aus zum Erwerb von Konsumwerten. Es ist auf Konsumwerte bezogen. (2. axiomatischer Satz)

Im Kauf wechselt das Geld ein letztes Mal seine Rechtsfunktion. Es verliert seinen Wert, wird wert-los (altes Geld) und fließt zur Schöpfungsstelle des Geldes zurück. Es ist nicht mehr bezogen auf irgendeinen Wirtschaftswert. (3. axiomatischer Satz)

Die Geldprozesse begleiten also immer aus der Rechtssphäre heraus alle Wirtschaftsprozesse. Durch den geschlossenen Charakter des Geldkreislaufes und der Tatsache, das alles, was na Einkommen gegeben wird, voll und ganz in die Preise eingerechnet wird, kann es zu keiner Inflation kommen. An keiner Stelle ist der Profit noch Motor der Wirtschaft. Er entsteht erst gar nicht. Alles kreditierte Geld fließt voll und ganz in die Einkommen, auch der Unternehmer, ein. „Profit erweise sich als sinnloses Gebilde.“ (Beuys)

Wie tätigt aber nun das Unternehmen seine Investitionen, wie finanziert es neue Produktionsmittel, wenn doch alles Geld voll und ganz in Einkommen fließt? Für Investitionen erhält nun das Unternehmen einen einmaligen Sonderkredit von der Investitions- und Subventionsbank gegen Aktien. Dieses Geld, dass zunächst der Staat der Investitionsbank aus Steuermitteln vorschießt, stellt grundsätzlich Geld im Rückfluss dar, es ist wert-los und ein irgendwie geartetes Eigentumsrecht daraus nicht mehr ableitbar. Dieser Investitionskredit muss aber, das ist das entscheidende, von dem Unternehmen zurückgezahlt werde, er muss also voll und ganz in die Preise eingerechnet werden. Während das variable Kapital, das von der Produktionsbank kreditiert wird, ständig im Umlauf und nahezu unverändert bleibt, muss das Investitionskapital, also das fixe Kapital dem Wirtschaftskreislauf wieder entzogen werden, denn nur so kann eine mögliche systemimmanente Inflation verhindert werden. Bei den Investitionen handelt es sich nämlich um nicht-produktive Leistungen, und bliebe dieses Geld, das auf dem Markt keinen Gegenwert hat, in Umlauf, käme es notwendig zur Erscheinung der Inflation. Es war die geniale Leistung von Wilhelm Schmundt, zu erkennen, das dieses fixe Kapital, im Gegensatz zum variablen Kapital, dem Wirtschaftskreislauf lediglich entzogen werden muss, um zumindest eine systemimmanente Inflation auszuschließen und inflationsfreie Geldschöpfung möglich zu machen.