Hochschule und Unvoreingenommenheit: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Hochschule''' ist der Oberbegriff für Einrichtungen des [[Tertiärer Bildungsbereich|tertiären Bildungsbereichs]]. Man unterscheidet [[wissenschaft]]liche, wissenschaftliche mit Promotionsrecht, wissenschaftlich-anwendungsorientierte, künstlerisch-wissenschaftliche, gestalterisch-wissenschaftliche oder künstlerisch orientierte Hochschulen. Die Hochschulen dienen der Pflege der Wissenschaften und [[Kunst|Künste]] durch [[Forschung]] und [[Lehren|Lehre]] sowie der beruflichen Ausbildung (Studium) und Weiterbildung (Fortbildung).
'''Unvoreingenommenheit''', '''Vorurteilslosigkeit''' oder '''Glaube''' im okkulten Sinn ist die fünfte der sogenannten [[Nebenübungen]], die nach [[Rudolf Steiner]] eine notwendige Vorbedingung für jede [[Schulungsweg|geistige Schulung]] ist. Steiner hat gelegentlich auch die [[vierte Nebenübung]], die darauf gerichtet ist, auch noch in den schlimmsten Dingen den Funken [[Positivität]] zu finden, als ''Unvoreingenommenheit'' bezeichnet, doch nicht auf den Namen, sondern auf den Sinn der Übung ist hier vor allem zu achten.


== Überblick ==
{{GZ|Im fünften Monat versuche man dann in sich das Gefühl auszubilden, völlig unbefangen einer jeden neuen Erfahrung gegenüberzutreten. Was uns entgegentritt, wenn die Menschen gegenüber einem eben Gehörten und Gesehenen sagen: «Das habe ich noch nie gehört, das habe ich noch nie gesehen, das glaube ich nicht, das ist eine Täuschung», mit dieser Gesinnung muß der esoterische Schüler vollständig brechen. Er muß bereit sein, jeden Augenblick eine völlig neue Erfahrung entgegenzunehmen. Was er bisher als gesetzmäßig erkannt hat, was ihm als möglich erschienen ist, darf keine Fessel sein für die Aufnahme einer neuen Wahrheit. Es ist zwar radikal ausgesprochen, aber durchaus richtig, daß wenn jemand zu dem esoterischen Schüler kommt und ihm sagt: «Du, der Kirchturm der X-Kirche steht seit dieser Nacht völlig schief», so soll der Esoteriker sich eine Hintertür offen lassen für den möglichen Glauben, daß seine bisherige Kenntnis der Naturgesetze doch noch eine Erweiterung erfahren könne durch eine solche scheinbar unerhörte Tatsache. Wer im fünften Monat seine Aufmerksamkeit darauf lenkt, so gesinnt zu sein, der wird bemerken, daß sich ein Gefühl in seine Seele schleicht, als ob in jenem Raum, von dem bei der Übung im vierten Monat gesprochen wurde, etwas lebendig würde, als ob sich darin etwas regte. Dieses Gefühl ist außerordentlich fein und subtil. Man muß versuchen, dieses subtile Vibrieren in der Umgebung aufmerksam zu erfassen und es gleichsam einströmen zu lassen durch alle fünf Sinne, namentlich durch Auge, Ohr und durch die Haut, insofern diese letztere den Wärmesinn enthält. Weniger Aufmerksamkeit verwende man auf dieser Stufe der esoterischen Entwickelung auf die Eindrücke jener Regungen in den niederen Sinnen, des Geschmacks, Geruchs und des Tastens. Es ist auf dieser Stufe noch nicht gut möglich, die zahlreichen schlechten Einflüsse, die sich unter die auch vorhandenen guten dieses Gebiets einmischen, von diesen zu unterscheiden; daher überläßt der Schüler diese Sache einer späteren Stufe.|245|15ff}}
Im engeren Sinn bezeichnet eine Hochschule eine Einrichtung, die [[Forschung]] betreibt und damit neues Wissen schafft, wissenschaftliche Lehre ([[Studium]] und [[wissenschaftliche Weiterbildung]]) vermittelt und [[Akademischer Grad|akademische Grade]] als Studienabschlüsse verleiht. Im Rahmen des [[Bologna-Prozess]]es werden an den Hochschulen gestufte Studiengänge mit den Abschlüssen [[Bachelor]] und [[Master]] angeboten, die weitgehend die bisherigen Abschlüsse [[Diplom]] und [[Magister]] ersetzen.


Eine besondere Form der Hochschulausbildung kennzeichnet eine [[Fernuniversität]] oder [[Fernhochschule]]. Neben staatlichen Hochschulen gibt es auch [[private Hochschule]]n. Diese werden zumeist von Kirchen, Gemeinden, aber auch von Stiftungen und in neuerer Zeit auch von Privatunternehmen getragen.
Steiner hat gelegentlich auch die [[vierte Nebenübung]], die darauf gerichtet ist, auch noch in den schlimmsten Dingen den Funken [[Positivität]] zu finden, als ''Unvoreingenommenheit'' bezeichnet, doch nicht auf den Namen, sondern auf den Sinn der Übung ist hier vor allem zu achten. Bei der fünften Übung geht es darum, dass man sich von allen Vorurteilen befreit, dass man sogar überhaupt alles erworbene Vorwissen zunächst beiseite stellt, und danach trachtet, ein Ding oder eine Situation ganz aus sich selbst heraus zu beurteilen.


Die rechtliche Stellung der Hochschulen wird in den meisten Staaten durch ein spezielles Hochschulgesetz geregelt. In der Bundesrepublik Deutschland ist das Hochschulsystem Ländersache und wird durch deren Hochschulgesetze geregelt. Das [[Hochschulrahmengesetz]] des Bundes, das bisher Rahmenvorgaben für die Länder gegeben hat, soll im Rahmen der [[Föderalismusreform]] auslaufen.
{{GZ|[[Unvoreingenommenheit|Glaube]]. Das nächste ist der Glaube. Glauben drückt im okkulten Sinne etwas anderes aus, als was man in der gewöhnlichen Sprache darunter versteht. Man soll sich niemals, wenn man in okkulter Entwickelung ist, in seinem Urteil durch seine Vergangenheit die Zukunft bestimmen lassen. Bei der okkulten Entwickelung muß man unter Umständen alles außer acht lassen, was man bisher erlebt hat, um jedem neuen Erleben mit neuem Glauben gegenüberstehen zu können. Das muß der Okkultist bewußt durchführen. Wenn einer zum Beispiel kommt und sagt: Der Turm der Kirche steht schief, er hat sich um 45 Grad geneigt - so würde jeder sagen: Das kann nicht sein. - Der Okkultist muß sich aber noch ein Hintertürchen offen lassen. Ja, er muß so weit gehen, daß er jedes in der Welt Erfolgende, was ihm entgegentritt, glauben kann, sonst verlegt er sich den Weg zu neuen Erfahrungen. Man muß sich frei machen für neue Erfahrungen; dadurch werden der physische und der Ätherleib in eine Stimmung versetzt, die sich vergleichen läßt mit der wollüstigen Stimmung eines Tierwesens, das ein anderes ausbrüten will.|95|119}}


Hochschulen haben sich im Laufe der Zeit (in entsprechender Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Bundesland) zusammengeschlossen, sich spezialisiert oder umbenannt. Ein Beispiel hierfür sind [[Technische Hochschule]]n, die fast alle in „Technische Universität“ umbenannt wurden, wie erstmals 1946 die [[Technische Universität Berlin]]. Ausnahmen sind beispielsweise die [[RWTH Aachen]] oder die [[ETH Zürich]].
Unvoreingenommenheit ist unerlässlich, um das [[Geistselbst]] ([[Manas]]) zu entwickeln und damit bewusst in die [[geistige Welt]] einzutreten.


Viele „[[Fachhochschule]]n“ bezeichnen sich seit einigen Jahren als „Hochschule“ mit dem Fachgebiet, beispielsweise „Hochschule für Wirtschaft“, „Hochschule für Technik“ usw. oder allgemein als „Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW)“. Zudem führen sie die englische Bezeichnung ''University''<ref>vgl. Hochschule Reutlingen</ref> oder ''University of Applied Sciences'' (wörtlich übersetzt ''Universität für angewandte Wissenschaften''). Dies begründet sich darin, dass der Begriff ''University'' in angloamerikanisch geprägten Bildungssystemen diejenigen Institutionen bezeichnet, die postgraduale Studiengänge anbieten, was in Deutschland, Österreich und der Schweiz allgemein den Hochschulen entspricht und nicht nur der Hochschulform „Universität“. Der englische Begriff [[High School]] („Hohe“ oder „Höhere Schule“) ist dagegen dem Schulbereich (Sekundarbereich) zuzuordnen.
{{GZ|Auf der fünften Stufe entwickeln wir Manas oder Geistselbst.
Da dürfen wir uns nicht festlegen auf dasjenige, was wir bisher
gesehen, gelernt, gehört haben. Wir müssen lernen, von alle dem
abzusehen, uns allem, was uns entgegentritt, ganz wie ausgeleert
von dem Bisherigen zu erhalten. Manas kann nur entwickelt
werden, wenn man lernt, alles, was wir uns durch Eigendenken
erworben haben, doch nur zu empfinden als etwas Minderwertiges
gegenüber dem, was wir uns erwerben können, indem wir
uns den Gedanken öffnen, die aus dem gottgewobenen Kosmos
einströmen. Aus diesen göttlichen Gedanken ist alles, was uns
umgibt, entstanden. Wir haben sie nicht durch unser bisheriges
Denken finden können. Da verbergen es uns die Dinge. Jetzt
lernen wir hinter allem wie ein verborgenes Rätsel dies Göttliche
zu erahnen. Immer mehr lernen wir in Bescheidenheit einsehen,
wie wenig wir bisher von diesen Rätseln ergründet haben. Und
wir lernen, daß wir eigentlich alles aus unserer Seele entfernen
müssen, was wir bisher gelernt haben, daß wir ganz unbefangen,
wie ein Kind, allem entgegentreten müssen — daß sich nur der
Unbefangenheit der Seele darbieten die göttlichen Rätsel, die uns
umgeben. Kindlich muß die Seele werden, um in die Reiche der
Himmel eindringen zu können. Der kindlichen Seele strömt
dann entgegen die verborgene Weisheit - Manas - wie ein Geschenk
der Gnade aus der geistigen Welt.


Die [[Pädagogische Hochschule|Pädagogischen Hochschulen]] (1971 in der Bundesrepublik Deutschland aus den ''Pädagogischen Akademien'' erwachsen) sind heute sich selbst verwaltende Zentren der Bildungswissenschaften mit uneingeschränktem [[Promotion (Doktor)|Promotions-]] und [[Habilitation]]srecht im Universitätsrang.<ref>[http://www.ph-bw.de Pädagogische Hochschulen Baden-Württemberg]</ref> Sie wurden in den 1970/80er Jahren in den bundesdeutschen Ländern entweder in die Universitäten eingegliedert oder – wie in Baden-Württemberg – in selbstständige bildungswissenschaftliche Einrichtungen mit universitären Strukturen umgewandelt.
Weiter zu gehen ist für den Menschen nicht nötig, da er
 
durch diese fünf Stufen den Kontakt mit der geistigen Welt herstellt.
An bundesdeutschen Hochschulen betreut derzeit im Fächerdurchschnitt statistisch ein einzelner Professor etwa 52 Studenten. Genauer sind dies an Universitäten etwa 60, an Fachhochschulen etwa 38 Studenten. Die Anzahl der Studierenden ist von 1972 bis 2005 um das Dreifache angestiegen (auf 1.953.504), die Anzahl der Professoren jedoch nur um das 1,8-Fache (auf 37.364). Nach diesen Zahlen sieht der Wissenschaftsrat einen Verbesserungsbedarf bei der Lehre an den Hochschulen, insbesondere an den Universitäten. Im Vergleich dazu stehen die US-amerikanischen Eliteinstitutionen wie Harvard oder Stanford mit einem Betreuungsverhältnis von 1:10 oder besser wesentlich günstiger dar.
Es muß nun noch durch stete Wiederholung dieser fünf
 
Übungen zwischen den verschiedenen Fähigkeiten, die durch sie
Die öffentlichen und privaten Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland gaben 2010 etwa 41,2 Milliarden Euro aus. Die Summe beinhaltet Kosten für Forschung, Lehre und medizinische Behandlung. Damit stiegen die Ausgaben gegenüber 2009 um 6,1 %.
erlangt werden sollen, die Harmonie des Zusammenwirkens
 
hergestellt werden. Das bewirkt die sechste Übung.|266c|245f}}
== Aufbau und Organisation ==
Eine Hochschule besteht aus [[Fakultät (Hochschule)|Fakultäten / Instituten oder Fachbereichen]]. Diese sind Abteilungen, an deren Spitze ein [[Dekan (Hochschule)|Dekan]] bzw. eine Dekanin steht. Der Hochschule steht eine Hochschulleitung mit einem [[Rektor]]at oder Präsidium sowie meist einem [[Kanzler (Hochschule)|Kanzler]] vor. Außerdem gibt es eine zentrale Hochschulverwaltung, den [[Senat#Hochschulen|Akademischen Senat]] sowie zentrale Service-Einrichtungen der Hochschule wie [[Hochschulbibliothek]], [[Rechenzentrum]], Zentrale [[Studienberatung]], [[Career Service]] oder [[Akademisches Auslandsamt]]. Die innere Organisation kann verschiedene Formen annehmen, so gibt es zum Beispiel Ordinarien- und [[Gruppenhochschule]]n.
 
Die an einer Hochschule [[Immatrikulation|eingeschriebenen Studierenden]] bilden je nach landesgesetzlicher Regelung die [[Studierendenschaft]].
 
Für den Betrieb von Mensen und Wohnheimen, für die Verwaltung des [[Bundesausbildungsförderungsgesetz|BAföG]] und für weitere Angebote im Umfeld einer Hochschule sind zumeist die [[Studentenwerk]]e zuständig.
 
== Abgrenzung ==
[[Volkshochschule]]n sind in Deutschland dem [[Bildungssystem in Deutschland#Quartärbereich|quartären Bildungsbereich]] der Weiterbildung zugeordnet, allerdings entgegen ihrer Bezeichnung keine Hochschulen.<ref>[http://dvv-vhs.de Dachverband deutscher Volkshochschulen]</ref>
 
Auch [[Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie]]n (VWA) sind Institutionen des quartären Bildungsbereichs und keine Hochschulen. [[Berufsakademie]]n (BA) hatten einen ähnlichen Status und verliehen ihren Absolventen daher keinen [[Akademischer Grad|akademischen Grad]], sondern eine [[staatliche Abschlussbezeichnung]]. Seit der [[Bologna-Prozess|Umwandlung]] 2006 in die [[Duale Hochschule Baden-Württemberg]] (DH) werden die akademischen Grade [[Bachelor]] und [[Master]] verliehen. Ein [[Promotion (Doktor)|Promotionsrecht]] besteht weiterhin nicht.
 
Fachakademien und weiterbildende höhere [[Fachschule]]n werden dem tertiären Bildungsbereich zugeordnet, sofern der Bildungsgang nicht weniger als 2400 Stunden hat. Abschlüsse sind das [[Staatsexamen]] oder das ''Diplom (FS)''.<ref>[http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2002/2002_11_07-RV-Fachschulen.pdf Rahmenvereinbarung der Kultusministerkonferenz über Fachschulen]</ref>
 
== Hochschularten ==
[[Datei:Hochschulorga.png|mini|Übersicht über die Hochschulorganisation]]
* [[Akademie]] (teilweise)
* [[Bauakademie]]
* [[Bergakademie]]
* [[Duale Hochschule]]
* [[Fachhochschule]]
* [[Fachhochschule für öffentliche Verwaltung]]
* [[Gesamthochschule]]
* [[Hochschule für angewandte Wissenschaften]] (HAW)
* [[Kirchliche Hochschule]]
* [[Medizinische Universität]]
* [[Pädagogische Hochschule]]
* [[Technische Hochschule]]
* [[Technische Universität]]
* [[Tierärztliche Hochschule]]
* [[Universität]]
* [[Wirtschaftshochschule]]
 
=== Künstlerische Hochschulen ===
* [[Filmhochschule]]
* [[Konservatorium]]
* [[Kunstakademie]]
* [[Kunsthochschule]]
* [[Musikhochschule]]
* [[Schauspielschule]] 
 
=== Weitere Einrichtungen des tertiären Bildungsbereichs ===
* [[Berufsakademie]]
* [[Fachakademie (Bayern)]]
* [[Fachschule (Deutschland)]]
 
== Siehe auch ==
{{Portal|Hochschule}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Hochschule}}
* {{WikipediaDE|Hochschule}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* George Turner: ''Hochschule zwischen Vorstellung und Wirklichkeit. Zur Geschichte der Hochschulreform im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts'', Berlin 2001.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vor dem Tore der Theosophie'', [[GA 95]] (1978), Zwölfter Vortrag, Stuttgart, 2. September 1906 {{Vorträge|95}}
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anweisungen für eine esoterische Schulung (Sonderausgabe)'', ([[GA 245]]) (1993) [http://bdn-steiner.ru/cat/ga/245.pdf pdf] [http://archive.org/details/rudolf-steiner-ga-245 archive.org]
== Weblinks ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band III: 1913 und 1914; 1920 – 1923'', [[GA 266/3]] (1998), ISBN 3-7274-2663-2 {{Vorträge|266c}}
{{Commonscat|Universities and colleges|Hochschule}}
{{Wiktionary}}
* [http://www.hochschulkompass.de Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4072560-1}}


[[Kategorie:Hochschule|!]]
{{GA}}
[[Kategorie:Bildung]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Nebenübungen|206]] [[Kategorie:Sechsgliedriger Pfad|206]] [[Kategorie:Ethisches Prinzip]] [[Kategorie:Ethisches Gut]] [[Kategorie:Tugend|606]] [[Kategorie:Ethische Haltung]]

Version vom 5. Januar 2020, 12:00 Uhr

Unvoreingenommenheit, Vorurteilslosigkeit oder Glaube im okkulten Sinn ist die fünfte der sogenannten Nebenübungen, die nach Rudolf Steiner eine notwendige Vorbedingung für jede geistige Schulung ist. Steiner hat gelegentlich auch die vierte Nebenübung, die darauf gerichtet ist, auch noch in den schlimmsten Dingen den Funken Positivität zu finden, als Unvoreingenommenheit bezeichnet, doch nicht auf den Namen, sondern auf den Sinn der Übung ist hier vor allem zu achten.

„Im fünften Monat versuche man dann in sich das Gefühl auszubilden, völlig unbefangen einer jeden neuen Erfahrung gegenüberzutreten. Was uns entgegentritt, wenn die Menschen gegenüber einem eben Gehörten und Gesehenen sagen: «Das habe ich noch nie gehört, das habe ich noch nie gesehen, das glaube ich nicht, das ist eine Täuschung», mit dieser Gesinnung muß der esoterische Schüler vollständig brechen. Er muß bereit sein, jeden Augenblick eine völlig neue Erfahrung entgegenzunehmen. Was er bisher als gesetzmäßig erkannt hat, was ihm als möglich erschienen ist, darf keine Fessel sein für die Aufnahme einer neuen Wahrheit. Es ist zwar radikal ausgesprochen, aber durchaus richtig, daß wenn jemand zu dem esoterischen Schüler kommt und ihm sagt: «Du, der Kirchturm der X-Kirche steht seit dieser Nacht völlig schief», so soll der Esoteriker sich eine Hintertür offen lassen für den möglichen Glauben, daß seine bisherige Kenntnis der Naturgesetze doch noch eine Erweiterung erfahren könne durch eine solche scheinbar unerhörte Tatsache. Wer im fünften Monat seine Aufmerksamkeit darauf lenkt, so gesinnt zu sein, der wird bemerken, daß sich ein Gefühl in seine Seele schleicht, als ob in jenem Raum, von dem bei der Übung im vierten Monat gesprochen wurde, etwas lebendig würde, als ob sich darin etwas regte. Dieses Gefühl ist außerordentlich fein und subtil. Man muß versuchen, dieses subtile Vibrieren in der Umgebung aufmerksam zu erfassen und es gleichsam einströmen zu lassen durch alle fünf Sinne, namentlich durch Auge, Ohr und durch die Haut, insofern diese letztere den Wärmesinn enthält. Weniger Aufmerksamkeit verwende man auf dieser Stufe der esoterischen Entwickelung auf die Eindrücke jener Regungen in den niederen Sinnen, des Geschmacks, Geruchs und des Tastens. Es ist auf dieser Stufe noch nicht gut möglich, die zahlreichen schlechten Einflüsse, die sich unter die auch vorhandenen guten dieses Gebiets einmischen, von diesen zu unterscheiden; daher überläßt der Schüler diese Sache einer späteren Stufe.“ (Lit.:GA 245, S. 15ff)

Steiner hat gelegentlich auch die vierte Nebenübung, die darauf gerichtet ist, auch noch in den schlimmsten Dingen den Funken Positivität zu finden, als Unvoreingenommenheit bezeichnet, doch nicht auf den Namen, sondern auf den Sinn der Übung ist hier vor allem zu achten. Bei der fünften Übung geht es darum, dass man sich von allen Vorurteilen befreit, dass man sogar überhaupt alles erworbene Vorwissen zunächst beiseite stellt, und danach trachtet, ein Ding oder eine Situation ganz aus sich selbst heraus zu beurteilen.

Glaube. Das nächste ist der Glaube. Glauben drückt im okkulten Sinne etwas anderes aus, als was man in der gewöhnlichen Sprache darunter versteht. Man soll sich niemals, wenn man in okkulter Entwickelung ist, in seinem Urteil durch seine Vergangenheit die Zukunft bestimmen lassen. Bei der okkulten Entwickelung muß man unter Umständen alles außer acht lassen, was man bisher erlebt hat, um jedem neuen Erleben mit neuem Glauben gegenüberstehen zu können. Das muß der Okkultist bewußt durchführen. Wenn einer zum Beispiel kommt und sagt: Der Turm der Kirche steht schief, er hat sich um 45 Grad geneigt - so würde jeder sagen: Das kann nicht sein. - Der Okkultist muß sich aber noch ein Hintertürchen offen lassen. Ja, er muß so weit gehen, daß er jedes in der Welt Erfolgende, was ihm entgegentritt, glauben kann, sonst verlegt er sich den Weg zu neuen Erfahrungen. Man muß sich frei machen für neue Erfahrungen; dadurch werden der physische und der Ätherleib in eine Stimmung versetzt, die sich vergleichen läßt mit der wollüstigen Stimmung eines Tierwesens, das ein anderes ausbrüten will.“ (Lit.:GA 95, S. 119)

Unvoreingenommenheit ist unerlässlich, um das Geistselbst (Manas) zu entwickeln und damit bewusst in die geistige Welt einzutreten.

„Auf der fünften Stufe entwickeln wir Manas oder Geistselbst. Da dürfen wir uns nicht festlegen auf dasjenige, was wir bisher gesehen, gelernt, gehört haben. Wir müssen lernen, von alle dem abzusehen, uns allem, was uns entgegentritt, ganz wie ausgeleert von dem Bisherigen zu erhalten. Manas kann nur entwickelt werden, wenn man lernt, alles, was wir uns durch Eigendenken erworben haben, doch nur zu empfinden als etwas Minderwertiges gegenüber dem, was wir uns erwerben können, indem wir uns den Gedanken öffnen, die aus dem gottgewobenen Kosmos einströmen. Aus diesen göttlichen Gedanken ist alles, was uns umgibt, entstanden. Wir haben sie nicht durch unser bisheriges Denken finden können. Da verbergen es uns die Dinge. Jetzt lernen wir hinter allem wie ein verborgenes Rätsel dies Göttliche zu erahnen. Immer mehr lernen wir in Bescheidenheit einsehen, wie wenig wir bisher von diesen Rätseln ergründet haben. Und wir lernen, daß wir eigentlich alles aus unserer Seele entfernen müssen, was wir bisher gelernt haben, daß wir ganz unbefangen, wie ein Kind, allem entgegentreten müssen — daß sich nur der Unbefangenheit der Seele darbieten die göttlichen Rätsel, die uns umgeben. Kindlich muß die Seele werden, um in die Reiche der Himmel eindringen zu können. Der kindlichen Seele strömt dann entgegen die verborgene Weisheit - Manas - wie ein Geschenk der Gnade aus der geistigen Welt.

Weiter zu gehen ist für den Menschen nicht nötig, da er durch diese fünf Stufen den Kontakt mit der geistigen Welt herstellt. Es muß nun noch durch stete Wiederholung dieser fünf Übungen zwischen den verschiedenen Fähigkeiten, die durch sie erlangt werden sollen, die Harmonie des Zusammenwirkens hergestellt werden. Das bewirkt die sechste Übung.“ (Lit.:GA 266c, S. 245f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.