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| Das '''Schauen der Sonne um Mitternacht''' bezeichnet in vielen [[Mysterien]]schulen eine Stufe des [[Einweihung]]sweges, auf der sich der [[Hellsehen|hellsichtige Blick]] für die in der [[Astralwelt]] violett-rötlich<ref>Zuerst erscheint die von der Erde verdunkelte geistige Sonne als schwarze Scheibe als Gegenbild zur grell weiß erscheinenden äußeren Sonne; der violett-röttliche Farbton entwickelt sich dann als Gegenfarbe zum Goldgelb des abgedämpften äußeren Sonnenlichts.</ref> leuchtende [[geist]]ige [[Sonne]] öffnet, die sich als Gemeinschaft [[Geistige Wesen|geistiger Wesen]] offenbart, die mit dem Sonnendasein verbunden sind. Im Winter, wenn die Tage kurz und die äußere Sonne nur schwach scheint, war die geeignetste Zeit, in der Nacht, in der Weihe-Nacht, die Sonne geistig zu schauen. So wurde das spätere [[Weihnachtsfest]] schon lange in vorchristlicher Zeit vorbereitet, als der [[Christus]] erst auf dem Weg war von seiner Sonnenheimat zur [[Erde (Planet)|Erde]] herabzusteigen.
| | #REDIRECT [[Bibliothek:Rudolf Steiner/Werke/GA 10 Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten]] |
| | |
| {{GZ|Im äußeren Bewußtsein schaut der Mensch das äußere Sonnenlicht
| |
| an, wie es ihm zurückgeworfen wird von der äußeren Erde.
| |
| Was das äußere Sonnenlicht äußerlich an den Dingen der Erde tut, das
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| nimmt das äußere, das alltägliche Bewußtsein des Erdenmenschen
| |
| wahr. Was das Sonnenlicht an ihm selber tut, was es tut, indem es seinen
| |
| mittleren Menschen möglich macht, was es tut, indem es hineindringt
| |
| in den mittleren Menschen mit seiner Wirksamkeit, das erscheint
| |
| als flutendes Licht vor dem Menschen, wenn er okkultistischer
| |
| Aspirant wird. Er sieht die Sonne in sich selber in genau derselben
| |
| Weise, wie er die Sonne äußerlich sieht, wenn der Tag beginnt und solange
| |
| der Tag dauert. Und wie er die Gegenstände um sich herum
| |
| sieht, indem das Sonnenlicht zurückgeschickt wird von den äußeren
| |
| Gegenständen, so sieht der okkultistische Aspirant das Sonnenhafte,
| |
| wie es ihm von seinem eigenen Inneren zurückgegeben wird, wenn er
| |
| zu einer gewissen Stufe des Hellsehens gelangt ist. Es ist gleichsam die
| |
| Gestalt seines mittleren Menschen, die sich in ihrer Durchleuchtetheit
| |
| zeigt.|137|131f}}
| |
| | |
| {{GZ|In den Zeiten der kurzen Tage, wann die heiligen
| |
| Mysterien des Altertums gespielt haben, wandten sich die, welche
| |
| eingeweiht wurden, mit all ihrem seelischen Wesen der Sonne zu;
| |
| und in der tiefen Mitternacht des Tages ungefähr, den wir als den
| |
| Weihnachtstag kennen, wurden die Einzuweihenden in den heiligen
| |
| Mysterien dazu gebracht, daß sie die Sonne sehen konnten in der
| |
| Mitternachtsstunde. Denn da wurden sie zum Hellsehen befördert.
| |
| Der gegenwärtige Mensch kann dann um Mitternacht nicht die Sonne
| |
| sehen, denn sie ist jenseits der Erde. Für den Sehenden ist aber die
| |
| physische Erde kein Hindernis, die Sonne zu sehen. Er sieht die Sonne
| |
| in ihrer geistigen Wesenheit. Und wenn die Seher in den heiligen
| |
| Mysterien um die Mitternachtsstunde die Sonne sahen, sahen sie den
| |
| Regenten der Sonne, den Christus. Denn er war ja für die, die
| |
| mit ihm in Verbindung treten sollten, damals noch durchaus in
| |
| der Sonne.
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| | |
| Als auf Golgatha das Blut aus den Wunden floß, war das ein bedeutsames
| |
| Ereignis für die ganze Erdentwickelung. Niemand versteht
| |
| dies Ereignis, der nicht verstehen kann, daß das Christentum
| |
| auf einer mystischen Tatsache beruht. Wenn jemand mit hellsichtigem
| |
| Gesicht von einem fernen Planeten aus die Entwickelung der
| |
| Erde hätte verfolgen können durch Jahrtausende, würde er gesehen
| |
| haben nicht bloß den physischen Leib der Erde, sondern auch den
| |
| Astralleib der Erde; und dieser Astralleib der Erde hätte gezeigt
| |
| durch Jahrtausende hindurch bestimmte Lichter, bestimmte Farben
| |
| und bestimmte Formen. In einem Moment hat sich das geändert.
| |
| Andere Formen erschienen, andere Lichter und andere Farben
| |
| leuchteten auf - und das war der Augenblick, da auf Golgatha das
| |
| Blut aus den Wunden des Erlösers floß. Das war nicht bloß ein
| |
| menschliches, sondern das war ein kosmisches Ereignis. Dadurch
| |
| ging das Christus-Ich, das sonst bloß auf der Sonne gesucht werden
| |
| durfte, über auf die Erde. Es verband sich mit der Erde, und im
| |
| Geist der Erde finden wir das Christus-Ich, das Sonnen-Ich. Und der
| |
| Eingeweihte vermag den Sonnengeist, den er in den heiligen Mysterien
| |
| des Altertums auf der Sonne suchte in der Weihnachts-Mitternachtsstunde,
| |
| nun in neuer Zeit in dem Christus selbst zu sehen, als
| |
| in dem Mittelpunktsgeist der Erde.|101|273f}}
| |
| | |
| {{GZ|In jenen Nächten, die heute durch das Weihnachtsfest fixiert
| |
| sind, wurden die Mysterienschüler vorbereitet zur Wahrnehmung
| |
| innerer geistiger Schauung, so daß sie sehen konnten innerlich,
| |
| geistig dasjenige, was sich seiner physischen Kraft nach in diesen
| |
| Zeiten am meisten von der Erde zurückzieht. In der langen Weihnachtswinternacht
| |
| war der Mysterienschüler so weit gebracht, daß
| |
| ihm um Mitternacht die Schauung aufgehen konnte. Dann verhüllt
| |
| die Erde nicht mehr die Sonne, die hinter der Erde stand. Sie wurde
| |
| durchsichtig für ihn. Er sah durch die transparente Erde hindurch
| |
| das geistige Licht der Sonne, das Christus-Licht. Festgehalten
| |
| wurde diese Tatsache, die ein tiefes Erlebnis der Mysterienschüler
| |
| wiedergibt, in dem Ausdruck: Die Sonne um Mitternacht sehen [...]
| |
| | |
| Dann aber, wenn am Sommermittag die physische
| |
| Kraft der Sonne am stärksten von der Sonne nach der Erde fließt,
| |
| dann ist ihre geistige Kraft am schwächsten. In der Wintermitternacht
| |
| aber, wenn die Sonne die schwächste physische Kraft zur
| |
| Erde hinabstrahlt, dann sieht der Mensch den Geist der Sonne
| |
| durch die für ihn transparent gewordene Erde hindurch. Der esoterische
| |
| Christ empfand, daß er durch die Vertiefung in die christliche
| |
| Esoterik immer mehr und mehr sich annäherte jener Kraft des
| |
| inneren Schauens, durch die er sein Empfinden und Denken, seine
| |
| Willensimpulse ganz erfüllen konnte im Hineinblicken in diese
| |
| geistige Sonne. Und dann wurde der Mysterienschüler gebracht zu
| |
| einer Vision, die eine höchst reale Bedeutung hatte: Solange die
| |
| Erde undurchsichtig ist, erscheinen die einzelnen Teile der Erde
| |
| bewohnt von Menschen, welche einzelne Glaubensbekenntnisse
| |
| entfalten; aber das einigende Band ist nicht da. Zerstreut sind die
| |
| Menschenrassen wie die Klimate, zerstreut sind die Meinungen der
| |
| Menschen auf der Erde, aber ein verbindendes Glied ist nicht da. In
| |
| dem Maße aber, wie die Menschen beginnen, durch die innere Kraft
| |
| des Schauens durch die Erde hindurch in die Sonne zu schauen, in
| |
| dem Maße als ihnen der Stern durch die Erde hindurch erscheint,
| |
| einigen sich die Bekenntnisse der Menschen zur großen, einheitlichen
| |
| Menschenbruderschaft. Und diejenigen, welche die getrennten
| |
| großen Menschenmassen geleitet haben in der Wahrheit der höheren
| |
| Plane zur Einweihung in die höheren Welten, sie wurden vorgestellt
| |
| als die Magier. Drei waren sie, dieweil an den verschiedensten
| |
| Orten der Erde die verschiedensten Kräfte zum Ausdruck
| |
| kommen. In verschiedener Weise mußte daher die Menschheit geleitet
| |
| werden. Als einigende Kraft aber erscheint der Stern, der hinter
| |
| der Erde aufgeht. Er leitet die zerstreuten Menschen zusammen,
| |
| und da opfern sie der physischen Verkörperung des Sonnensterns,
| |
| der da erschienen war als Stern des Friedens. So hat man kosmischmenschlich
| |
| die Religion des Friedens, der Harmonie, des Weltenfriedens,
| |
| der Menschenbruderschaft in Zusammenhang gebracht
| |
| mit den alten Magiern, welche die besten Gaben, die sie für die
| |
| Menschheit hatten, niederlegten an der Wiege des verkörperten
| |
| Menschensohnes.|98|62}}
| |
| | |
| {{GZ|Ob wir nun sprechen von morgenländischen Mysterien, ob wir
| |
| sprechen von abendländischen Mysterien, gewisse Stufen haben alle
| |
| gemeinsam. Daher haben auch für alle Mysterien gewisse Ausdrücke
| |
| einen guten Sinn, Ausdrücke, die etwa so gefaßt werden können, daß
| |
| man sagt: Zunächst muß jede Seele, die eine gewisse Stufe der Initiation,
| |
| eine gewisse Stufe des Mysterienwesens erreichen will, das erfahren,
| |
| was man nennen kann «in Berührung kommen mit dem Erlebnis
| |
| des Todes». Das zweite, wovon jede Seele etwas erfahren muß,
| |
| ist der «Durchgang durch die elementarische Welt». Das dritte ist
| |
| das, was man in den ägyptischen oder sonstigen Mysterien genannt
| |
| hat das «Schauen der Sonne um Mitternacht», und ein weiteres ist das,
| |
| was man die «Begegnung mit den oberen und unteren Göttern»
| |
| nennt. Diese Erlebnisse muß sozusagen jeder durchmachen, der bis
| |
| zu einer bestimmten Stufe der Initiation kommt. Er muß in die Lage
| |
| kommen, aus innerer Erfahrung zu wissen, was mit diesen Dingen
| |
| gemeint ist, und muß fähig sein, sozusagen in zwei Welten zu leben:
| |
| in der einen Welt, in welcher der Mensch eben heute lebt, in der Welt
| |
| des physischen Planes, und in der anderen Welt, in der man nur leben
| |
| kann, wenn man weiß, was es heißt: man ist «mit dem Tode in
| |
| Berührung gekommen»; man ist «durch die elementarische Welt gegangen»; man hat «die Sonne um Mitternacht gesehen»; man hat
| |
| die «Begegnung mit den oberen und unteren Göttern» gehabt.|144|20f}}
| |
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| {{GZ|In den alten Einweihungsstätten
| |
| haben die Schüler suchen müssen unter der Führung ihrer
| |
| Eingeweihten dasjenige, was man genannt hat in den alten Mysterien
| |
| «das Schauen der Sonne um Mitternacht». Physisch schaut man die
| |
| Sonne bei Tage. Um Mitternacht, durch die Erde durch, schauten die
| |
| Eingeweihten die Sonne, während für den physischen Blick die Erde
| |
| undurchsichtig ist. Indem sie also durch die Erde hindurch um Mitternacht
| |
| die Sonne schauten, war abgestreift von der Sonne ihr physisches
| |
| Dasein; dafür aber war eingeschrieben in das Sonnendasein das Geheimnis
| |
| von dem Christus, dem Sonnengeist. Und voraus schauten die
| |
| Schüler der alten Eingeweihten das Geheimnis von dem Christus, dem
| |
| Sonnengeist. Es war ein höheres Naturschauen, ein Hellsichtigwerden
| |
| innerhalb der Natur.|161|224f}}
| |
| | |
| {{GZ|Sehen Sie, in allen alten Mysterien galt eine bestimmte Lehre, die,
| |
| wenn man sie in ihrem Inhalte gewahr wird, eigentlich einen tief erschütternden
| |
| Eindruck macht. Derjenige, der in ein altes Mysterium
| |
| eingeführt worden ist, Schüler geworden ist, nach und nach in die Initiationswissenschaft
| |
| hineingekommen ist, der kam auf einer gewissen
| |
| Stufe seiner inneren Entwickelung dazu, daß er die Eindrücke, die er
| |
| empfing, so charakterisierte - nun, meine lieben Freunde, geben Sie
| |
| acht darauf, wie ich etwa den Monolog eines solchen alten Initiierten,
| |
| den er nach dem Erreichen einer gewissen Initiationsstufe hätte sprechen
| |
| können, jetzt vor Ihnen spreche - , solch ein Initiierter würde also
| |
| etwa so gesagt haben: Wenn ich während des Tages auf freiem Felde
| |
| stehe, den ahnenden Blick nach aufwärts richte, mich den Eindrücken
| |
| der Sinne hingebe, so sehe ich die Sonne. Ich nehme sie wahr in ihrer
| |
| blendenden Stärke am Mittag, und ich ahne und schaue hinter der
| |
| blendenden Stärke der Sonne am Mittag das Wirken von geistigen Wesenheiten
| |
| der zweiten Hierarchie im Sonnenhaften. Vor meiner Initiation
| |
| schwand hinunter das Sonnenhafte mit dem abendlichen Untergange
| |
| der Sonne. In dem Erscheinen der Abendröte verschwand das
| |
| Scheinen der Sonne. Und ich machte vor meiner Initiation den Nachtweg
| |
| durch, indem Finsternis um mich ward, und am Morgen erinnerte
| |
| ich mich an diese Finsternis, wenn die Morgendämmerung kam und
| |
| aus der Morgendämmerung heraus wiederum die Sonne erschien, um
| |
| ihren Weg zu machen zur blendenden Helle des Mittags. Jetzt aber,
| |
| nachdem ich die Initiation erlangt habe, ist es so: Wenn ich die Morgenröte
| |
| erlebe, und die Sonne aus der Morgenröte wiederum zu ihrem
| |
| Tagesgange sich anschickt, wird in mir die Erinnerung an das nächtliche
| |
| Leben wach. Ich weiß, was ich während des nächtlichen Lebens
| |
| erlebt habe. Ich erinnere mich ganz genau, daß ich geschaut habe, wie
| |
| nach und nach ein bläulich glimmerndes Licht von der Abenddämmerung
| |
| aus weiterhin ging von Westen nach dem Osten, und wie ich
| |
| schaute, woran ich mich jetzt genau erinnere, um die Mitternachtsstunde
| |
| die Sonne am entgegengesetzten Himmelspunkte, gegenüber dem
| |
| Punkte, wo sie in ihrer glänzenden Mittagsstärke war, in ihrem Glimmen,
| |
| das so moralisch eindrucksvoll ist, hinter der Erde. Ich habe gesehen
| |
| die Sonne um Mitternacht.|236|276f}}
| |
| | |
| Im Gegensatz zur [[Mystik]], wo sich der Geistesschüler in sein eigenes Inneres versenkt, haben wir es hier mit einer [[Einweihung]] in den [[Makrokosmos]] zu tun. Es ist ein Weg der [[Ekstase]], wie wir sie [[unbewusst]] jede Nacht im [[Schlaf]] erleben, wenn sich das [[Ich]] und der [[Astralleib]] aus dem belebten Leib - also aus dem [[Physischer Leib|physischen Leib]] und [[Ätherleib]] - heraushebt. Die unerträgliche Furcht, dabei ins Nichts zu zerfliessen wie ein Wassertropfen im Ozean, dämpft darum normalerweise das [[Bewusstsein]], wenn wir uns in den Makrokosmos verströmen.
| |
| | |
| {{GZ|Dieser Weg in die geistige Welt hinein ist derselbe, den auch jeder
| |
| Nichthellsichtige beim Einschlafen macht, nur daß er dabei bewußtlos
| |
| wird. So lebt ein jeder von uns abwechselnd wachend in den physischen
| |
| Körper, den Mikrokosmos eingezwängt, und schlafend ins
| |
| Ungeheure ausgedehnt und vereint mit der großen Welt um uns, dem
| |
| Makrokosmos.
| |
| | |
| Warum müssen wir denn, so könnten wir weiter fragen, in Bewußtlosigkeit
| |
| fallen? - Das hat seinen Grund darin, daß der heutige
| |
| Mensch dazu noch nicht reif ist und sein Ich es nicht ertragen könnte,
| |
| in das Weltenall bewußt hinauszuströmen.|118|201f}}
| |
| | |
| {{GZ|Wenn der
| |
| Mensch dasjenige entfalten würde, was in seinem astralischen Leibe
| |
| liegt und was in seinem Ich liegt, so käme er niemals an die Sonne heran,
| |
| so wie nun einmal die gegenwärtige Konstitution des Menschen ist.
| |
| Der Mensch käme niemals an die Sonne heran. Er kommt, wenn er in
| |
| seinem Ich und astralischen Leibe ist, zwischen Einschlafen und Aufwachen,
| |
| nicht an die Sonne heran. Es bleibt dunkel für ihn. So würde
| |
| der Mensch, wenn er im astralischen Leibe und im Ich ohne Verbindung
| |
| mit dem Ätherleib und mit dem physischen Leib wäre, nicht an
| |
| die Sonne herankommen. Ja, wie kommt er denn an die Sonne heran?
| |
| | |
| Nun betrachten wir zuerst, wie die Sache ist. Der astralische
| |
| Leib und das Ich kommen an den Ätherleib heran, aber wenn man
| |
| schauend diesen Zustand verwirklicht - was man ja verhältnismäßig
| |
| leicht kann dadurch, daß man das Denken sehr verstärkt -, wenn man
| |
| das Denken durch eine gründliche, sehr energische Meditation verstärkt,
| |
| kann man leicht in den Zustand hineinkommen, es ist der Zustand
| |
| der beginnenden Initiation. Leicht kann man in den Zustand
| |
| hineinkommen, in dem der Mensch untertaucht in seinen Ätherleib,
| |
| aber noch nicht den physischen Leib erfängt. Er lebt im Ätherleib.
| |
| Sehen Sie, in diesem Zustand, wenn man im Ätherleib lebt und den physischen
| |
| Leib noch nicht heranfassen kann, in diesem Zustand aber kann
| |
| man sehr, sehr gut denken. Man sieht nur nichts, man hört nichts, aber
| |
| man kann sehr gut denken. Das Denken ist durchaus nicht ausgelöscht,
| |
| es ist nur das Sehen, das Hören, auch die anderen Sinnesempfindungen,
| |
| die sind unterdrückt. Aber das Denken bleibt einem, erstens so, wie
| |
| man es hatte: man kann denken, aber man kann eben mehr denken
| |
| als vorher. Man kann solche Dinge denken, wie diese hier sind
| |
| und man kann über den Makrokosmos denken. Das Denken bleibt und
| |
| es erweitert sich, und man weiß genau: du steckst jetzt im Weltenäther
| |
| drinnen. Also, indem man in seinem Ätherleib ist, steckt man im Weltenäther
| |
| drinnen. Aber man hat, indem man in diesen Weltenäther
| |
| einzieht, durchaus die Erfahrung, das Erlebnis, daß man jetzt in jener
| |
| geistigen Welt drinnen ist, aus der die Sinnenwelt auch herauskommt.
| |
| Aber weder geistige Welt noch Sinnenwelt hat man individualisiert.
| |
| Aus der individualisierten Sinnenwelt ist man heraus. Die Sonne scheint
| |
| nicht mehr, die Sterne scheinen nicht mehr, der Mond scheint nicht.
| |
| In den Reichen der Natur auf der Erde ist nicht mehr eine deutliche
| |
| Unterscheidung. Das kann man nur, wenn man im physischen Leib
| |
| drinnen ist, im normalen Leben ist oder in einer höheren Initiation.
| |
| Aber man hat dafür, daß sich die Konturen der Sinneswelt verdunkelt
| |
| haben, die allgemeine Geistigkeit, das Weben und Leben des
| |
| Geistigen.
| |
| | |
| Kommt man jetzt weiter, fängt man nun auch seinen physischen
| |
| Leib bewußt ab, so daß man anfängt, in den Organen zu leben, fängt
| |
| man diesen physischen Leib bewußt ab, dann beginnen die verglommenen,
| |
| verschwundenen Wesen mit Ausnahme des Irdischen wieder
| |
| aufzutauchen, aber als Geist-Entitäten. Wo man früher beim gewöhnlichen
| |
| Bewußtsein die Sonne gesehen hat, die sich verdunkelt, vernebelt
| |
| hat, aber innerhalb des allgemeinen Geistwebens drinnen war, da
| |
| tritt jetzt die Summe der Wesenheiten der zweiten Hierarchie auf. Man
| |
| individualisiert jetzt in der geistigen Welt. Mond, Sterne treten wieder
| |
| auf, aber sie treten in ihren geistigen Aspekten auf und sind jetzt
| |
| geistige Kolonien oder dergleichen, so kann man es nennen, und jetzt
| |
| weiß man, wie man außen, zuerst im gewöhnlichen Bewußtsein zum
| |
| Beispiel - bei anderen Dingen ist es auch so -, die Sonne im physischen
| |
| Bilde gesehen hat, wie man jetzt, nachdem man den physischen Leib
| |
| bewußt ergriffen hat, eben auch in seiner Geistigkeit ergriffen hat, die
| |
| Sonne als geistiges Wesen sieht und so die ganze Welt. Aber jetzt weiß
| |
| man auch, daß mit jedem Sonnenstrahl der Tag leuchtend in uns eintritt,
| |
| mit jedem Sonnenstrahl tritt ja auch Geist ein. Durch jede Sinnesempfindung
| |
| tritt Geist ein, so daß wir diese nach oben verfeinerte
| |
| Atmung als eine fortdauernd geistimprägnierte anzusehen haben, und
| |
| wir nehmen wahr, daß in jeder Sinnesempfindung, die da einströmt,
| |
| Sonne lebt. Gerade der Geist der Sonne ist es, oder die Geister der
| |
| Sonne. Sonne lebt in jeder Sinnesempfindung, so daß in den Menschen
| |
| einströmt, in die verfeinerte Atmung, das unmittelbare Sonnenleben,
| |
| die unmittelbaren Sonnenkräfte.|318|110ff}}
| |
| | |
| {{GZ|Durch den Verlust des Ich würde der Mensch also im
| |
| Hinausdringen in den Makrokosmos sein ganzes astralisches Wesen
| |
| hingießen an solche Wesenheiten, welche die elementarische Welt
| |
| als schlechte Wesenheiten durchsetzen. Und die Folge davon würde
| |
| sein, daß der Mensch, weil er mit diesen Wesen zusammenkommt,
| |
| aber schwächer ist als diese Wesen - denn er hat ja sein Ich verloren,
| |
| diese haben aber ein starkes Ich -, ihnen Nahrung zuführt mit
| |
| seinen Eigenschaften, wofür sie ihn in negativem Sinne belohnen
| |
| würden. Er gibt ihnen geradezu Nahrung aus seinem astralischen
| |
| Wesen, sie aber geben ihm, was ihnen von seinen Eigenschaften besonders
| |
| eigen ist; und daß er in ihnen gelebt hat, das zeigt sich, wenn
| |
| beim Erwachen sein Ich zurückkehrt, in einem verstärkten Hang
| |
| zum Schlechten, zum Bösen.|119|161f}}
| |
| | |
| {{GGZ|Daher wurden einem Menschen, der zugelassen werden
| |
| sollte zu solcher Mysterieneinweihung, Prüfungen auferlegt, durch
| |
| die er alle möglichen Widerwärtigkeiten des Lebens schon im physischen
| |
| Dasein überwinden sollte. Starke Gefahren wurden ihm in
| |
| den Weg gebracht, und durch die Überwindung dieser Gefahren
| |
| sollte er seinen Willen stärken. Ein Überwinder sollte er werden,
| |
| der von starker Seele ist und dadurch vorbereitet, daß er dann, wenn
| |
| diese Wesenheiten ihm gegenübertreten, stark genug ist, um keine
| |
| Anfechtungen zu erleben, um sie zurückdrängen zu können und
| |
| nicht sich an sie zu verlieren.|119|162}}
| |
| | |
| {{GZ|Dann, wenn der Betreffende dadurch, daß er längere Zeit solche
| |
| Erlebnisse gehabt hatte, fähig geworden war einzusehen, daß alles,
| |
| was er wahrnehmen kann in der äußeren Sinneswelt, Erde, Wasser,
| |
| Luft und Feuer, Offenbarungen sind von geistigen Wesenheiten, die
| |
| dahinter sind, wenn er gelernt hatte, diese Dinge zu unterscheiden,
| |
| in der elementarischen Welt sich zurechtzufinden, dann konnte er
| |
| um eine Stufe weitergeführt werden, geführt werden dazu, nun kennenzulernen,
| |
| wie das aussieht, was hinter diesen Elementen der elementarischen
| |
| Welt steckt. Und da wurde der Einzuweihende dann
| |
| geführt in die eigentliche geistige Welt. In der geistigen Welt, die
| |
| hinter der elementarischen ist, in dieser geistigen Welt, in die man
| |
| hineinreift, nachdem man die elementarische Welt eine Zeitlang so
| |
| kennengelernt hat, daß man Unterscheidungsvermögen in ihr gewonnen
| |
| hat, da erlebt man nun - das kann ja wiederum nur als Mitteilung
| |
| der Erlebnisse der Eingeweihten geschildert werden -, daß
| |
| tatsächlich Wesenheiten da sind, die hinter unserer sinnlichen und
| |
| hinter der elementarischen Welt stehen. Aber diese Wesenheiten, in
| |
| deren Welt man sich da hineinlebt, sind ganz unähnlich den Wesenheiten,
| |
| die wir als unseresgleichen, als Menschen kennen. Während
| |
| die Menschen auf der Erde in sozialen Ordnungen, in bestimmten
| |
| gesellschaftlichen Verhältnissen zusammenleben, vollkommenen
| |
| oder unvollkommenen, lebt sich der Einzuweihende ein in eine geistige
| |
| Welt, in der geistige Wesenheiten sind, die selbstverständlich
| |
| keine äußeren Körper haben, sondern geistige Wesenheiten sind, die
| |
| miteinander in Beziehung stehen durch Ordnung und Harmonie.
| |
| Und nun wird dem Einzuweihenden gezeigt, daß er dasjenige, was
| |
| da an Ordnung und Harmonie in dieser geistigen Welt ist, nur verstehen
| |
| kann, wenn er für das, was die geistigen Wesenheiten tun, als
| |
| einen äußeren Ausdruck nimmt die Welt der Gestirne, namentlich
| |
| die Bewegungen der Planeten in unserem Sonnensystem. Wie sich
| |
| die Planeten zur Sonne stellen und wie sie in ihren Bewegungen
| |
| und Stellungen zueinander sich verhalten, dadurch drücken sie aus,
| |
| was die Wesenheiten der geistigen Welten tun.|119|163f}}
| |
| | |
| In den [[Nordische Mysterien|nordischen Mysterien]] bereiteten sich die [[Geistesschüler]] auf das Schauen der geistigen Sonne zur Zeit der [[Wintersonnenwende]] vor, indem sie ihre Seele mit dem tiefem Mitempfinden des ganzen [[Jahreslauf]]s erfüllten. Er ging durch die [[elementarische Welt]] und schaute die [[Elementarwesen]] des [[Feuer]]s, der [[Luft]], des [[Wasser]]s und der [[Erde (Element)|Erde]], die die ganze [[Natur]] beleben und gestalten.
| |
| | |
| {{GZ|In den alten Mysterien freilich geschah
| |
| es, daß der Einzuweihende, selbst wenn sein Ich noch nicht
| |
| völlige Stärke hatte, bewußt in den Makrokosmos hinausgeführt
| |
| wurde, es mußte jedoch der Initiator stets bei ihm sein, um ihm rechtzeitig
| |
| helfen zu können. Diese Art des Hellsehens, wie sie in den alten
| |
| Geheimschulen Europas erzielt wurde, nennt man die Ekstase. Für
| |
| unsere heutige Entwickelungs stufe ist diese Methode nicht mehr passend,
| |
| und an ihre Stelle ist eine andere getreten, von der wir jetzt
| |
| sprechen werden. Es ist die Rosenkreuzermethode.
| |
| | |
| Wie eben gesagt wurde, war der Schüler in den alten Mysterien
| |
| unter der Aufsicht seines Lehrers, welcher zu verhindern hatte, daß
| |
| sich das heraustretende Ich völlig auflöste und in Ohnmacht fiel.
| |
| Diese ekstatische Versenkung wurde erreicht durch die streng geregelte
| |
| Pflege gewisser Gefühle, welche man auch im alltäglichen
| |
| Leben hat. Die alte Methode war, diese Gefühle an solche anzuknüpfen,
| |
| wie sie der Mensch auch heute noch, wenn auch in weit geringerem
| |
| Maße, bei dem Wechsel der Jahreszeiten hat. Wenn zum
| |
| Beispiel der Schüler hinaustrat in die frische Frühlingslandschaft und
| |
| er sah, wie aus der schmelzenden Schneedecke heraus das junge Gras
| |
| und die ersten Blumen sprießen, wenn er rings um sich das Auferstehen
| |
| aus dem Winterschlafe sah, wenn er unter seinen Füßen die starre
| |
| Erde tauen fühlte und die dürren kahlen Bäume neue Knospen treiben
| |
| sah unter der weckenden Berührung des warmen Sonnenlichtes, dann
| |
| hatte er dieses auferstehende Leben in sich zu durchfühlen und sich
| |
| in tiefster Meditation mit ganzer Seele ihm hinzugeben.
| |
| | |
| Durch immerwährende Wiederholung hatte er dann dieses Gefühl
| |
| zu ungeahnter Stärke anschwellen zu lassen. Du mußt - so sagte ihm
| |
| der Initiator - so gewaltig und so lebendig- diese Freude und diese
| |
| Zuversicht und Lebensfrische in dir entfachen können, wie die Erde
| |
| sie selbst fühlen würde, wenn sie Bewußtsein hätte.
| |
| | |
| Ebenso mußte der Schüler im Herbste die Wehmut empfinden
| |
| lernen, er mußte das Absterben rings in der Natur auf sich wirken
| |
| lassen, er mußte fühlen, wie Wälder und Wiesen ihren Blätterschmuck
| |
| verlieren und das Leben sich zurückzieht in den Schoß der Erde. Mit
| |
| ihr mußte er um ihre Kinder trauern können. Ebenso hatte er die
| |
| andern Jahreszeiten und besonders die Winter- und Sommersonnenwende
| |
| in seinem Innern zu erleben.|118|203f}}
| |
| | |
| {{GZ|So wurden unter anderem erzogen diejenigen Schüler, welche
| |
| mitgemacht haben den Empfindungsunterricht in den alten nordischen
| |
| Mysterien, die heute der Außenwelt schon nur mehr der Tradition
| |
| nach, nur äußerlich bekannt sind. Da wurden die Schüler so
| |
| erzogen, daß sie durch besondere Methoden lernten, den jährlichen
| |
| Gang der Natur in ihrem Empfinden, in ihrer Seele mitzumachen.
| |
| Und alles das, was der Schüler im Sommer zur Zeit der Johannisnacht
| |
| erlebte, das bedeutete ein Mitjauchzen mit der ganzen Natur.
| |
| Die Feuer der Johannisnacht waren etwas wie ein Andeuten der
| |
| Steigerung des Hoffnungsgefühls im Frühling zu einem Mit jauchzen
| |
| mit der Natur im Sommer, wenn man den den ganzen Kosmos
| |
| durchziehenden Lebenshauch miterlebte. Und in der Wintersonnenwende
| |
| empfand der Schüler in tiefster Seele mit das Hinsterben
| |
| der Natur, unendlich steigernd das Wehmutsgefühl des Herbstes bis
| |
| zum Mitempfinden des Todes.
| |
| | |
| So waren die Empfindungserlebnisse, die in der Tat in dieser Stärke
| |
| kaum mehr von dem heutigen Menschen erlebt werden können.
| |
| Denn der heutige Mensch ist durch die Fortschritte des intellektuellen
| |
| Lebens der letzten Jahrhunderte im wesentlichen unfähig zu
| |
| jenen großen, gewaltigen Erlebnissen, welche die Seele der ursprünglichen
| |
| Naturvölker des europäischen Festlandes, namentlich der
| |
| nördlichen und mittleren Gebiete Europas, durchmachten. Dann
| |
| aber, wenn so etwas durchgemacht worden war, zeigte sich in der
| |
| Tat für diejenigen Menschen, die so ihre inneren Seelenerlebnisse
| |
| gesteigert hatten, etwas sehr Eigentümliches. Sie erlangten eine bestimmte
| |
| Fähigkeit. Wie der Mystiker die Fähigkeit hat, in sein eigenes
| |
| Inneres hinunterzusteigen, so erlangten sie die Fähigkeit - so sonderbar
| |
| das auch klingt, es ist aber der Fall, ich schildere nur Dinge, welche
| |
| unzählige Menschen erlebt haben und noch erleben können -,
| |
| sie erlangten die Fähigkeit, die Materie zu durchschauen, das heißt,
| |
| sie konnten nicht bloß das sehen, was man als Oberfläche wahrnimmt,
| |
| sondern sie konnten durch diese hindurchschauen, vor allen
| |
| Dingen vermochten sie in der Zeit von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang
| |
| durch unsere Erde hindurchzuschauen, und durch die durchsichtige
| |
| Erde hindurch erglänzte ihnen lebendig die Sonne. Das
| |
| nannte man in den alten Mysterien das Schauen der Sonne um Mitternacht.
| |
| Allerdings konnte die Sonne in ihrer größten Fülle und
| |
| Herrlichkeit nur dann geschaut werden, wenn man sich mit seiner
| |
| Seele in der Zeit der Wintersonnenwende jenem Zustande genähert
| |
| hatte, wo der ganze äußere Sinnesteppich abgestorben war. Dann
| |
| hatte man die Fähigkeit errungen, die Sonne zu schauen, jetzt nicht
| |
| als eine blendende Wesenheit, wie sie bei Tag erscheint, sondern alles
| |
| Blendende an der Sonne war abgeschwächt; man sah die Sonne nicht
| |
| mehr als physisches Wesen draußen, sondern als geistiges Wesen. Man
| |
| schaute den Sonnengeist. Was als physische Wirkung wie eine Blendung
| |
| wirkte, war ausgelöscht durch die Materie der Erde. Diese war
| |
| durchsichtig geworden, und sie ließ nur das Geistige der Sonne durch.|119|98f}}
| |
| | |
| {{GZ|Der Mensch sieht die Sonne vom Aufgange bis
| |
| zum Niedergange, und er sieht die Sonne nicht, wenn die physische
| |
| Erdenmaterie sie zudeckt; vom Untergange bis zum Aufgange sieht er
| |
| sie nicht. Solche Finsternis, wie sie im physischen Leben herrscht vom
| |
| Niedergange der Sonne bis zum Aufgange derselben, solche Finsternis
| |
| gibt es in der geistigen Welt nicht. In dem Augenblicke, wo der Hellseher
| |
| dasjenige errungen hat was beschrieben worden ist, in dem Augenblicke,
| |
| wo er hinter dem Feuer die Geister des Feuers, hinter der Luft
| |
| die Geister der Luft, hinter dem Wasser die Geister des Wassers und
| |
| hinter der Erde die Geister der Erde erblickt, in diesem Augenblick
| |
| sieht er hinter diesen geistigen Wesenheiten deren höheren Herrscher,
| |
| deren höheren Lenker, dasjenige, was sich verhält zu diesen Elementarwesenheiten,
| |
| wie sich verhält die erwärmende und beleuchtende, die
| |
| wohltätige Sonne zu dem sprießenden und sprossenden physischen Leben
| |
| auf unserer Erde. Das heißt, der Hellseher ringt sich durch von der
| |
| Betrachtung der Elementarwesenheiten zu der Betrachtung der höheren
| |
| geistigen Wesenheiten, die im geistigen Reiche etwa sind, was sich im
| |
| physischen Reiche sinnbildlich vergleichen läßt mit der Sonne im Verhältnis
| |
| zur Erde. Der Mensch sieht dann hinter den Elementenwesen
| |
| eine hohe geistige Welt: die geistige Sonne. Wenn für den Hellseher
| |
| dasjenige, was sonst Finsternis ist, Licht wird, wenn er die Erleuchtung
| |
| erlangt, dann, dann dringt er vor, wie das physische Auge zur Sonne | |
| vordringt, zur geistigen Sonne, das heißt zu den geistigen Wesenheiten.
| |
| Und wann dringt er vor zu diesen höheren geistigen Wesenheiten?
| |
| Dann dringt er vor, wenn gleichsam für die Menschen die geistige
| |
| Finsternis am höchsten ist. Der Mensch lebt, wenn er sonst frei ist in
| |
| bezug auf seinen Astralleib und auf sein Ich, also vom Momente des
| |
| Einschlafens bis zu dem des Aufwachens, er lebt, indem ihn Finsternis
| |
| umgibt, weil er die geistige Welt, die ihn dann umgibt, nicht sieht.
| |
| Diese Finsternis nimmt allmählich zu, erreicht einen Höhepunkt und
| |
| nimmt wiederum ab bis zum Morgen, wo er aufwacht. Sie erlangt
| |
| sozusagen einen höchsten Grad. Man kann diesen höchsten Grad geistiger
| |
| Verfinsterung vergleichen mit demjenigen im äußeren Leben,
| |
| was man die Mitternachtsstunde nennt. Wie in dieser normalerweise
| |
| die äußere physische Finsternis am stärksten ist, wie sie bis dahin
| |
| zunächst zunimmt und nachher abnimmt, so gibt es in bezug auf die
| |
| geistige Finsternis einen höchsten Grad, eine Mitternacht. Auf einer
| |
| gewissen Stufe des Hellsehens ist es so, daß man während der Zeit,
| |
| während welcher für den ungeistig-erkennenden Menschen die geistige
| |
| Finsternis aufsteigt, die Elementargeister sieht; wiederum so beim Abfluten
| |
| der Finsternis. Hat man nur eine niedere Stufe des Hellsehens
| |
| erreicht, so ist es so, daß man zuerst sozusagen gewisse Elementargeister
| |
| erlebt, daß aber gerade dann, wenn man den höchsten geistigen Moment
| |
| erleben will, die Mitternachtsstunde, daß dann noch eine Verfinsterung
| |
| eintritt, und erst dann wiederum eine Erhellung eintritt.
| |
| Wenn man aber eine bestimmte Stufe des Hellsehens erreicht hat, dann
| |
| wird, was man Mitternachtsstunde nennen kann, um so heller. In dieser
| |
| Zeit<ref>Man muß sich darüber klar sein, daß mit dieser «Mitternachtsstunde» nicht ein
| |
| mit dem äußeren Zeitverlauf zusammenfallender Augenblick, sondern ein innerer
| |
| Zustand gemeint ist.</ref> erlebt man das Anschauen derjenigen geistigen Wesenheiten, die
| |
| in bezug auf die Elementengeister sind wie die Sonne zur physischen
| |
| Erde; man erlebt die höheren, schöpferischen, die Sonnenwesenheiten,
| |
| es tritt jener Moment ein, den man technisch nennt das Schauen der
| |
| Sonne um Mitternacht.|113|46f}}
| |
| | |
| {{GZ|Der Mensch wußte, daß er
| |
| sich nur dann in seinem tiefsten Wesen, in seinem Ich-Wesen begreifen
| |
| kann, wenn er sich über dieses Ich-Wesen sagen läßt, was der Weltenlogos
| |
| hineingeheimnißt in alles, was mit der Natur vor sich geht, wenn
| |
| die Schneedecke die Erde zuhüllt und Kälte das Leben zusammenzieht
| |
| im Umkreise der Erde. Die Initiierten und Inspirierten des Jahr-Gottes sollten seine Schrift kennenlernen aus dieser Schrift der Jahreszeit
| |
| des Winters heraus. Ihr Blick wurde geschärft, damit er dem
| |
| Samenkorn nachfolgen konnte, das in die Erde hineingesenkt wurde,
| |
| damit er den Insektentieren nachfolgen konnte, welche zu überwintern
| |
| versuchten innerhalb der sich selber zusammenziehenden Erdenkräfte.
| |
| Aus dem physischen Lichte wurden die Blicke hingeführt in das
| |
| physische Dunkel.
| |
| | |
| In gewissen Mysterien war es so, daß den Schülern begreiflich gemacht
| |
| wurde: Jetzt müßt ihr sehen die Sonne um Mitternacht, die
| |
| mitternächtige Sonne, jetzt müßt ihr sehen die Sonne durch die Erde
| |
| hindurch. Dadurch, daß sich euer Seelenauge durchdringt mit der
| |
| Kraft, die den Pflanzen und dem niederen Getier in die Erde hinein
| |
| folgt, kann die Erde selber für die innere Seelenkraft durchsichtig
| |
| werden. - Wenn die Erde ihre Kraft dem Weltenall gegenüber am
| |
| meisten zusammengenommen hat, dann kann sich der Mensch dazu
| |
| aufschwingen, durch diese Erde hindurch, weil sie gewissermaßen
| |
| in sich selber ganz vergeistigt ist, die Sonne als mitternächtige Sonne
| |
| zu schauen, während er sonst in der Hochsommerszeit die Sonne mit
| |
| den physischen Sinnen erreicht, wenn er den Blick von der Erde ab
| |
| ins Weltenall hinauslenkt, ohne durch die Erde hindurchzuschauen.
| |
| Die Sonne zu schauen in mitternächtiger Stunde, in einer Tiefwinternacht,
| |
| das war etwas, was die Schüler der Eingeweihten des
| |
| Jahr-Gottes lernen sollten. Und sie sollten dann jene Geheimnisse, die
| |
| sie der mitternächtigen Sonne abschauten, denen mitteilen, die zwar
| |
| gläubige Bekenner der Mysterien waren, die aber nicht selber Eingeweihte
| |
| der Mysterien, nicht Schüler der Mysterien werden konnten.|219|141f}}
| |
| | |
| Den [[Neophyten]], die noch nicht die [[Initiation]] erfahren hatten, wurde zunächst im Bild vorgeführt, was sie später aus eigener geistiger Anschauung erleben sollten:
| |
| | |
| {{GZ|Das waren die kleinen Mysterien. Die zeigten im Abbilde, was der
| |
| Einzuweihende später erleben sollte. Und das wollen wir heute miterleben,
| |
| was in den kleinen Mysterien um die mitternächtige Stunde
| |
| sich zutrug. Es war dasselbe allenthalben: in den ägyptischen Mysterien,
| |
| in den Eleusinischen Mysterien, in den Mysterien Vorderasiens,
| |
| in den babylonisch-chaldäischen ebensowohl als in den Mysterien
| |
| des persischen Mithrasdienstes und den indischen Brahmamysterien.
| |
| Überall erlebten die Schüler dieser Mysterienschulen dasselbe
| |
| um die mitternächtige Stunde der Weihe-Nacht.
| |
| | |
| Schon zeitig am Vorabend versammelten sie sich. In stillem Denken
| |
| mußten sie sich klarmachen, was dies wichtigste Ereignis bedeute.
| |
| Sie saßen in tiefem Schweigen im Dunkeln beieinander versammelt.
| |
| Wenn dann die Mitternacht herankam, hatten sie schon stundenlang
| |
| so gesessen im dunklen Räume. Gedanken der Ewigkeit
| |
| durchzogen ihr Inneres. Dann, gegen Mitternacht, erhoben sich geheimnisvolle
| |
| Töne, sie durchfluteten den Raum, im Anschwellen und
| |
| Abschwellen. Die Schüler, die diese Töne hörten, wußten: Das ist
| |
| die Sphärenmusik. Tiefe, weihevolle Andacht erfüllte ihre Herzen.
| |
| Dann wurde es schwach hell. Das Licht ging aus von einer schwach
| |
| erhellten Scheibe. Diejenigen, die das sahen, wußten, daß diese Scheibe
| |
| die Erde vorstelle. Die erhellte Scheibe wird dann dunkler und dunkler,
| |
| bis sie zuletzt ganz schwarz ist. Zugleich wurde es im Raum
| |
| ringsum heller. Diejenigen, die das sahen, wußten, daß das schwarze
| |
| Rund die Erde darstelle. Die Sonne, die sonst aber die Erde durchleuchtet,
| |
| ist verhüllt. Die Erde kann die Sonne nicht mehr sehen.
| |
| Dann bildete sich um die Erdscheibe, nach außen verlaufend, Kreis
| |
| um Kreis in Regenbogenfarben. Diejenigen, die das sahen, wußten:
| |
| das ist die Iris. Dann erhob sich um Mitternacht allmählich, anstelle
| |
| des schwarzen Erdkreises, ein violett-rötlich leuchtender Kreis; auf
| |
| dem stand ein Wort. Dies Wort war verschieden, je nach den Völkern,
| |
| deren Glieder dies Mysterium erleben durften. In unserer
| |
| heutigen Sprache würde das Wort lauten «Christos». Diejenigen, die
| |
| das sahen, wußten: das ist die Sonne. Sie erschien ihnen in der
| |
| mitternächtigen Stunde, wenn die Welt ringsum im tiefsten Dunkel
| |
| ruht. Den Schülern wurde klargemacht, daß sie jetzt in Bildern erlebt
| |
| hätten das, was man in den Mysterien nennt: die Sonne um Mitternacht
| |
| schauen.
| |
| | |
| Derjenige, der wirklich eingeweiht ist, lernt die Sonne um Mitternacht
| |
| wahrhaftig schauen, denn in ihm ist das Materielle ausgelöscht.
| |
| Nur die Sonne des Geistes lebt in seinem Inneren und überstrahlt
| |
| alle Dunkelheit der Materie.
| |
| | |
| Seligster Moment ist dieser Moment in der Menschheitsentwickelung,
| |
| wo der Mensch erlebt, daß er losgelöst von der Dunkelheit
| |
| in ewigem Lichte lebt. Und dieser Moment wurde im Bilde also dargestellt
| |
| in den Mysterien, Jahr für Jahr, um die mitternächtige Stunde
| |
| in der Weihe-Nacht. Dieses Bild stellte dar, daß es neben der physischen
| |
| Sonne eine Geistessonne gibt, die ebenso wie die physische
| |
| Sonne aus dem Dunkel, aus der Finsternis heraus geboren werden
| |
| muß. Um den Schülern das noch klarer zu machen, wurden sie, nachdem
| |
| sie den Aufgang der Sonne, des Christos, erlebt hatten, in eine
| |
| Höhle geführt, in der scheinbar nichts vorhanden war als Stein, erstorbene,
| |
| leblose Materie. Dort sahen sie aus den Steinen Ähren erstehen,
| |
| als Zeichen des Lebens, als symbolische Andeutung, daß aus
| |
| dem scheinbaren Tode das Leben ersteht, daß geboren wird in totem
| |
| Gestein das Leben. Es wurde ihnen dann gesagt: So wie die Sonnenkraft
| |
| von diesem Tage an, nachdem sie scheinbar erstorben war, neu
| |
| erwächst, so erhebt sich immerdar aus dem ersterbenden Leben das
| |
| neue.
| |
| | |
| Es ist dasselbe Ereignis, das im Johannes-Evangelium angedeutet
| |
| wird in den Worten: «Er muß zunehmen, ich aber muß abnehmen.»
| |
| Der Johannes, der Vorherverkündiger des kommenden Christus, des
| |
| geistigen Lichtes, dessen Höhetag im Jahreslauf in die Mitte des
| |
| Sommers fällt, dieser Johannes muß abnehmen, und in seinem Abnehmen
| |
| wächst zugleich die Kraft des kommenden Lichtes, die immer
| |
| stärker und stärker wird, je mehr der Johannes abnimmt. So bereitet
| |
| sich das neue, das kommende Leben vor im Samenkorn, das verfaulen
| |
| und vergehen muß, um die neue Pflanze erstehen zu lassen. -
| |
| Das sollten die Schüler empfinden: daß im Tode das Leben ruht, daß
| |
| aus dem Faulen, Verwesenden heraus die neuen herrlichen Blüten und
| |
| Früchte erstehen, daß die Erde voll ist von Geburtskraft. Sie sollten
| |
| glauben lernen, daß in diesem Zeitpunkt im Inneren der Erde etwas
| |
| vor sich geht: die Überwindung des Todes durch das Leben. Das
| |
| Leben, das im Tode vorhanden ist, das wurde ihnen gezeigt im überwindenden
| |
| Lichte. Das empfanden, das erlebten sie, als sie im Dunkel
| |
| das Licht erstehen, erstrahlen sahen. Nun schauten sie in der Steinhöhle
| |
| das sprießende Leben, das aus dem scheinbar Toten in Pracht
| |
| und Fülle ersteht.
| |
| | |
| So erzog man in den Schülern heran diesen Glauben an das Leben,
| |
| so Heß man in ihnen er sprießen das, was der Glaube an das größte
| |
| Menschenideal genannt werden darf. So lernten sie hinaufschauen
| |
| zu diesem höchsten Menschheitsideal, zu jenem Zeitpunkt, wo die
| |
| Erde ihre Entwickelung vollendet haben wird, wo das Licht in der
| |
| ganzen Menschheit erstrahlen wird. Die Erde selbst wird dann in
| |
| Staub zerfallen, aber eine geistige Essenz der Erde wird bleiben
| |
| mit allen Menschen, die im Inneren durch das geistige Licht leuchtend
| |
| geworden sind. Und die Erde und die Menschheit werden
| |
| dann erwachen zu einem höheren Dasein, zu einer neuen Daseinsphase.
| |
| | |
| Als das Christentum im Laufe der Entwickelung entstand, trug es in
| |
| sich dieses Ideal im höchsten Sinne. Man empfand, daß der Christos,
| |
| als der unsterbliche Geist der Erde, als Träger nicht nur des materiellen,
| |
| sprießenden Lebens, sondern als Träger der geistigen Wiedergeburt,
| |
| als das große Ideal aller Menschen auftreten solle, daß er
| |
| um die Weihnacht geboren ward, in der Zeit der größten Finsternis,
| |
| als Zeichen, daß aus der Finsternis der Materie ein höherer Mensch
| |
| in der Menschenseele geboren werden kann. - Bevor man von einem
| |
| Christos sprach, sprach man schon in den alten Mysterien von einem
| |
| Sonnenhelden; man verband mit ihm dasselbe Ideal wie das Christentum
| |
| mit dem Ghristos. Sonnenheld wurde der Träger des Ideals genannt.
| |
| Wie die Sonne ihren Gang im Laufe des Jahres vollendet, wie
| |
| sie in ihrem Lichte zunimmt und abnimmt, wie ihre Wärme sich
| |
| scheinbar der Erde entzieht und dann wieder von neuem erstrahlt,
| |
| wie sie in ihrem Tode das Leben enthält und neu ausströmt, so ist
| |
| der Sonnenheld durch die Kraft seines geistigen Lebens Herr geworden
| |
| über Tod und Nacht und Finsternis.|96|191ff}}
| |
| | |
| {{GZ|Im Bilde erlebte der in den Mysterien
| |
| Eingeweihte, was sich erst in der Zukunft wirklich vollziehen sollte
| |
| vor dem ganzen Plan der Weltengeschichte. Allüberall bei den Völkern
| |
| wurde in den Mysterien drinnen verkündet das heilige Geheimnis: der
| |
| Mensch kann den Tod besiegen. Aber es wurde zugleich darauf hingewiesen,
| |
| daß alles das, was in den Mysterien nur in Bildern dargestellt
| |
| werden konnte, einmal vor der Weltgeschichte als ein einmaliges Ereignis
| |
| dastehen werde. Das Mysterium von Golgatha wurde vorherverkündet
| |
| auch durch die heidnischen Mysterien des Altertums. Es war die
| |
| Erfüllung dessen, was gerade in den heiligen Statten überall vorherverkündet
| |
| worden ist.
| |
| | |
| Wenn der Einzuweihende zuerst die Vorbereitungen in den Mysterien
| |
| und dann jene schwereren Übungen durchgemacht hatte, durch
| |
| die man in den alten Zeiten zur Einweihung kam, wenn er seine Seele
| |
| so losbekommen hatte vom Leibe, daß diese Seele in ihrer Losgelöstheit
| |
| sich vereinigen konnte mit den geistigen Welten und in den geistigen
| |
| Welten wahrnehmen konnte, um zu der eigenen Überzeugung zu gelangen,
| |
| daß das Leben immerdar über den Tod siege innerhalb der
| |
| menschlichen Natur - , wenn der Eingeweihte dahin gekommen war,
| |
| dann wurde er der tiefsten Erfahrung entgegengeführt, die durch diese
| |
| Mysterien des Altertums gesucht wurde. Und diese tiefste Erfahrung
| |
| bestand darin, daß vor dem geistigen Blicke des Menschen das Erdenhindernis,
| |
| das materielle Hindernis hinweggenommen war, wenn dasjenige
| |
| geschaut sein sollte, was zu gleicher Zeit geistig und materiell
| |
| ist: die Sonne. Und vor jene geheimnisvolle, aber jedem Eingeweihten
| |
| wohlbekannte Erscheinung wurde der zu Initiierende geführt, daß er
| |
| in der Mitternachtsstunde durch die Erde hindurch die Sonne sah - auf
| |
| der andern Seite der Erde.
| |
| | |
| Instinktive Empfindungen von dem Heiligsten und dem Höchsten
| |
| sind dem Menschen doch durch die geschichtliche Entwkkelung geblieben.
| |
| Manche sind abgeschwächt worden im Laufe der Zeiten, aber
| |
| für denjenigen, der unbefangen sein will, ist der alte Sinn noch vernehmbar.
| |
| Und so lesen wir heute heraus aus der Tatsache, daß in der
| |
| Weihenacht vom 24. auf den 25. Dezember um Mitternacht in jeder
| |
| christlichen Kirche die Mitternachtsmesse gelesen werden soll - und die
| |
| Messe ist ja nichts anderes, als in einer gewissen Weise zusammengefaßt
| |
| die Mysterienriten, die zu dem Schauen der Sonne um Mitternacht
| |
| führten —, wir lesen aus dieser Festsetzung der Mitternachtsweihemesse
| |
| den Nachklang jener alten Einweihung heraus, die den Einzuweihenden
| |
| um die Mitternachtsstunde die Sonne auf der abgewandten Seite der
| |
| Erde schauen ließ, die ihn befähigte, damit das Weltenall als Geistiges
| |
| wahrzunehmen, und zu gleicher Zeit, klingend durch den Kosmos, das
| |
| Weltenwort zu vernehmen, das aus den Sternenbahnen heraus, aus
| |
| den Konstellationen der Sterne aussprach das Weltenwesen.|209|174f}}
| |
| | |
| {{GZ|Was als das große
| |
| christliche Ereignis stattfand, war eine physische Wiederholung dessen,
| |
| was sich in den Mysterien für jeden Eingeweihten abgespielt
| |
| hat, in den kleinen Mysterien im Bilde, in den großen Mysterien im
| |
| Inneren des Menschen. In den kleinen Mysterien wurde das wichtige
| |
| Erlebnis des inneren Christus in einer ganz bestimmten Zeit
| |
| des Jahres dargestellt, wo die Sonne am wenigsten Licht auf die
| |
| Welt sendet, in der längsten Winternacht - wie heute noch am
| |
| Weihnachtsfest. Führen wir uns das Bild vor Augen, das den Sinn
| |
| der inneren Menschenentwickelung in den kleinen Mysterien symbolisierte.
| |
| In heiliger Weihestimmung waren die Menschen, die es
| |
| sehen sollten, in der Weihnacht, in völliger Finsternis der Mitternacht
| |
| versammelt. Da ertönte ein eigentümlich dumpfes, donnerndes
| |
| Getöse, das sich allmählich in wundervolles rhythmisches Tönen,
| |
| in harmonische Klänge verwandelte - die Sphärenmusik. Und
| |
| ein schwach erhellter Körper, eine in der Finsternis matt leuchtende
| |
| Kugel wurde sichtbar, welche die Erde symbolisieren sollte. Aus der
| |
| schwach leuchtenden Erdscheibe erstanden allmählich ineinanderfließende,
| |
| zu den Tönen gehörende regenbogenfarbige Ringe, die
| |
| sich nach allen Seiten verbreiteten - die göttliche Iris. So schien in
| |
| der alten Atlantis, dem Niflheim der germanischen Mythologie, den
| |
| Menschen die Sonne durch den Nebel hindurch. Die Erscheinung
| |
| wurde immer heller, und die sieben Farben gingen allmählich in
| |
| schwaches Gold und schwaches Violett über. Und immer heller
| |
| leuchtete das Gebilde, und immer mächtiger wurde das Licht, bis es
| |
| sich in den hellsten Himmelskörper, die Sonne, verwandelte. In der
| |
| Mitte dieser Sonne erschien - in der jeweiligen Sprache des betreffenden
| |
| Volkes - der Name des Christus. Für den Menschen, der
| |
| diese Feier mitgemacht hatte, galt das bedeutsame Wort: Er hat die
| |
| Sonne um Mitternacht gesehen. Das heißt, ein Sinnbild des geistigen
| |
| Schauens ist ihm erschienen. Der Mensch, dessen geistiges
| |
| Auge geöffnet ist, erlebt, daß alle Materie durchsichtig wird, er sieht
| |
| durch die Erde hindurch, er sieht in Wirklichkeit die Sonne um
| |
| Mitternacht, er besiegt die Materie. In umgekehrter Farbe, in violett-
| |
| rötlicher Farbe erscheint ihm um Mitternacht die Sonne. Was
| |
| in dem großen Weltsinnbilde kosmisch erscheint, ist für den Christen,
| |
| ins Menschliche übersetzt, die Erscheinung des Christus Jesus
| |
| auf Erden. Wir werden alle die Sonne um Mitternacht sehen. Das
| |
| steht auch in keinem Widerspruch zum Neuen Testament.|97|79f}}
| |
| | |
| == Das geistige Hören der Sonne ==
| |
| | |
| {{GZ|Wenn der Mensch in der Stille des Nachtlebens in die
| |
| Träume sich einlebt, wenn er eine Weile sich gewöhnt hat,
| |
| ganz andere Welten wahrzunehmen, dann kommt auch bald
| |
| die Zeit, da er auch mit diesen neuen Wahrnehmungen in
| |
| die Wirklichkeit hinauszutreten lernt. Dann bekommt diese
| |
| ganze Welt ein neues Aussehen für ihn, und er ist sich dieses
| |
| Neuen so bewußt, wie wir des Sinnlichen uns bewußt sind,
| |
| wenn wir durch diese Stuhlreihen, durch alles, was Sie hier
| |
| sehen, hindurchschreiten. Dann ist er in einem neuen Bewußtseinszustand;
| |
| es eröffnet sich etwas Neues, Wesenhaftes
| |
| in ihm. Der Mensch kommt dann dadurch auch weiter in der
| |
| Entwickelung, zuletzt zu dem Standpunkte, wo er nicht nur
| |
| die eigentümlichen Erscheinungen der höheren Welten wie
| |
| Lichterscheinungen mit geistigem Auge wahrnimmt, sondern
| |
| auch Töne der höheren Welten erklingen hört, so daß
| |
| ihm die Dinge ihre geistigen Namen sagen und in neuer Bedeutung
| |
| ihm entgegentreten. In der Sprache der Mysterien
| |
| wird das ausgedrückt mit den Worten: Der Mensch sieht die
| |
| Sonne um Mitternacht, das heißt, für ihn sind keine räumlichen
| |
| Hindernisse mehr da, um die Sonne auf der andern
| |
| Seite der Erde zu sehen. Dann wird ihm auch das, was die
| |
| Sonne im Weltenraume tut, offenbar, dann wird er auch
| |
| das, was die Pythagoräer als eine Wahrheit vertreten haben,
| |
| die Sphärenharmonie, wahrnehmen. Dieses Klingen und
| |
| Tonen, diese Sphärenharmonie, wird für ihn etwas Wirkliches.
| |
| Dichter, die zugleich Seher waren, wußten, daß es so
| |
| etwas wie Sphärenharmonie gibt. Nur der, welcher Goethe
| |
| von diesem Standpunkt aus faßt, kann ihn verstehen.|54|26}}
| |
| | |
| {{GZ|Nun gibt es noch Höheres. Es tritt innerhalb dieser Farbengebilde
| |
| etwas Besonderes auf. Aus dem Farbengebilde spricht der Ton, ein
| |
| Durchtönen nimmt man wahr. In diesem Moment hat der Mensch das
| |
| Devachan betreten, er befindet sich in der eigentlich geistigen Welt.
| |
| Das ist der reale Hintergrund der beiden höheren Welten, die die Menschen
| |
| betreten. Ist er in der Astralwelt, hört er nicht die Geräusche
| |
| dieser Welt. Hier ist eine große Stille, alles spricht da durch Farbe
| |
| und Licht. Und dann erklingt leise und lauter und immer lauter eine
| |
| tönende Welt aus dieser Farbenwelt. Ist der Mensch dort, dann erlebt
| |
| er den Geist der Welt. Da lernt er verstehen, was große Geister meinen,
| |
| wenn sie wie Pythagoras von Sphärenmusik sprechen. Die Sphärenmusik
| |
| der kreisenden Sonnen hat man sinnbildlich deuten wollen,
| |
| sie ist aber so nicht zu deuten. Die durch den Weltenraum tönende
| |
| Sonne ist eine tonende Wirklichkeit.
| |
| | |
| Ein okkultes Bild ist: Die Sonne um Mitternacht sehen. In dem
| |
| Augenblick, wo der Chela oder Schüler hellsehend wird, sieht er durch
| |
| die Erde durch, sieht er die Sonne. Aber noch größer ist es, wenn er die
| |
| Sonne tönen hört. Goethes Worte im Prolog zum «Faust» sind keine
| |
| Phrase: «Die Sonne tönt nach alter Weise.» Die Posaunen, die Johannes
| |
| in der Offenbarung erwähnt, kennt der Okkultist als eine Wirklichkeit.|283|39f}}
| |
| | |
| == Anmerkungen ==
| |
| | |
| <references />
| |
| | |
| == Literatur ==
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| #Rudolf Steiner: ''Die Welträtsel und die Anthroposophie'', [[GA 54]] (1983), ISBN 3-7274-0540-6 {{Vorträge|054}}
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| #Rudolf Steiner: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989), ISBN 3-7274-0961-4 {{Vorträge|096}}
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| #Rudolf Steiner: ''Das christliche Mysterium'', [[GA 97]] (1998), ISBN 3-7274-0970-3 {{Vorträge|097}}
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| #Rudolf Steiner: ''Natur- und Geistwesen – ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt'', [[GA 98]] (1996), ISBN 3-7274-0980-0 {{Vorträge|098}}
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| #Rudolf Steiner: ''Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole'', [[GA 101]] (1992), ISBN 3-7274-1010-8 {{Vorträge|101}}
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| #Rudolf Steiner: ''Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt'', [[GA 118]] (1984), ISBN 3-7274-1180-5 {{Vorträge|118}}
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| #Rudolf Steiner: ''Makrokosmos und Mikrokosmos'', [[GA 119]] (1988), ISBN 3-7274-1192-9 {{Vorträge|119}}
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| #Rudolf Steiner: ''Der Mensch im Lichte von Okkultismus, Theosophie und Philosophie'', [[GA 137]] (1993), ISBN 3-7274-1371-9 {{Vorträge|137}}
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| #Rudolf Steiner: ''Die Mysterien des Morgenlandes und des Christentums'', [[GA 144]] (1985), ISBN 3-7274-1440-5 {{Vorträge|144}}
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| #Rudolf Steiner: ''Wege der geistigen Erkenntnis und der Erneuerung künstlerischer Weltanschauung'', [[GA 161]] (1999), ISBN 3-7274-1610-6 {{Vorträge|161}}
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| #Rudolf Steiner: ''Nordische und mitteleuropäische Geistimpulse'', [[GA 209]] (1982), ISBN 3-7274-2090-1 {{Vorträge|209}}
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| #Rudolf Steiner: ''Das Verhältnis der Sternenwelt zum Menschen und des Menschen zur Sternenwelt. Die geistige Kommunion der Menschheit.'', [[GA 219]] (1994), ISBN 3-7274-2190-8 {{Vorträge|219}}
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| #Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Zweiter Band'', [[GA 236]] (1988), ISBN 3-7274-2360-9 {{Vorträge|236}}
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| #Rudolf Steiner: ''Das Wesen des Musikalischen und das Tonerlebnis im Menschen'', [[GA 283]] (1989), ISBN 3-7274-2831-7 {{Vorträge|283}}
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| #Rudolf Steiner: ''Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern'', [[GA 318]] (1994), ISBN 3-7274-3181-4 {{Vorträge|318}}
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| [[Kategorie:Mysterien]] [[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Einweihung]]
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