Samael (Erzengel)

Aus AnthroWiki

Samael (hebr. סמאל, auch Semiel, Semael, Sammane und Sammuel) ist einer der sieben führenden Erzengel, die die Herrscher der 7 Planetensphären sind. Seine Erzengel-Regentschaft währte laut Steiner von 1190 - 1510 n. Chr. Er ist der Beherrscher der Marssphäre und wird vielfach auch mit deren kriegerischen Aspekten in Zusammenhang gebracht. In gnostischen und kabbalistischen Schriften wird er oft als dämonische Wesenheit oder sogar als Satan selbst angesehen. Nach Agrippa von Nettesheim ist dieser Dämon einer der «vier Fürsten des bösen Geistes, in den Elementen verderblich»[1]; die anderen sind Mehazael, Azael und Azazel.

Überlieferung

Der Name erscheint erstmals im sechsten Kapitel des äthiopischen Henochbuchs in der Liste der gegen Gott rebellierenden Engel. Die griechischen Versionen des in Hebräisch nicht überlieferten Textes enthalten auch die Namensformen Sammane (griech. Σαμμανή) und Semiel (Σεμιέλ). Der Kirchenvater Irenäus benutzt in seiner Beschreibung der Ophiten durchgängig die Namensform Semiel, Theodoret verwendet hier die Namensform Sammane. Nach Irenäus gaben die Ophiten der von ihnen verehrten Schlange den Doppelnamen Michael und Semiel. Der byzantinische Syncellus Georgios Synkellos behält die Namensform Samiel bei, die in verschiedenen jüdischen und nicht-jüdischen Etymologien auf das hebräische Wort סמי (sami, blind) zurückgeführt und bis ins Mittelalter tradiert wird.

Neben den Namensformen Samiel und Samael findet sich der Name Sammuel in der Griechischen Baruch-Apokalypse[2]. Der Engel Sammuel pflanzt den Wein, der Adam zum Sündenfall führt und wird dafür zum Satan. In Kapitel 9 des Urtextes nimmt er die Form einer Schlange an, um Adam zu verführen, eine Version, die in der späteren Tradierung im Talmud weggelassen wird.

In der Himmelfahrt des Jesaja, die sowohl jüdische als auch frühchristliche Elemente enthält, werden die Namen Belial und Samael synonym für Satan gebraucht und im Sibyllinischen Orakel wird Samael unter den Engeln des letzten Gerichts genannt.[3] Von der jüdischen Tradition ausgehend wird er in verschiedenen gnostischen Werken als blinder Gott angesehen, der mit Jaldabaoth identisch und Anführer der Mächte des Bösen ist. Mit Verweis auf seine Blindheit ist Samael in kirchennahen Schriften wie pseudepigraphen Apostelerzählungen als Name für Satan enthalten. Als Anführer der Teufel ist er im Testament Salomos erwähnt und der blinde Dämon Simjael aus der mandäischen Sidra Rabba[4] ist als eine Variation zu verstehen.

In der Tradition des rabbinischen Judentums erscheint Samael erstmals bei Jose ben Chalafta während des Auszugs aus Ägypten zugleich in den Rollen als Ankläger und Verteidiger.[5] Als Ankläger erscheint er bei Hanina ben Hama, der ihn erstmalig als Schutzengel Esaus identifiziert, der mit dessen Bruder Jakob ringt.[6] Im Midrasch Jelammedenu erscheint er in positiver Funktion als derjenige, der beim Auszug aus Ägypten das Rote Meer teilt und die Räder der ägyptischen Wagen zurückhält.[7]

Als Todesengel erscheint Samael erstmals im Targum Jonathan.[8] In dieser Funktion erscheint er regelmäßig in späteren Aggada, besonders in Erzählungen über den Tod Mose. Im Deuteronomium Rabbah[9] wird er explizit als böse bezeichnet, mehrmals wiederholt im Heikhalot Rabbati.[10] Im Hebräischen Henochbuch ist er der Herr der Verführer, der größer ist als alle himmlischen Königreiche,[11] wird dabei jedoch von Satan unterschieden. Zudem erscheint er als Schutzengel über Rom.[12]

Im Zusammenhang mit der Rebellion der Engel gegen Gott ist Samael der Anführer der rebellierenden Engel. Vor seinem Sturz hat er zwölf Flügel und steht in der Engelhierarchie noch über den Seraphim.[13] Er trägt die Verantwortung über alle Staaten, hat über Israel jedoch nur am Versöhnungstag Macht. Er hatte die Kontrolle über die Schlange im Paradies und er verbarg sich im Goldenen Kalb.[14] Im Midrasch Abkir ist er gemeinsam mit Michael an der Geburt Esaus und Jakobs beteiligt und ebenfalls bei der Opferung Isaaks.[15] Der Kampf zwischen ihm und Michael wird bis ans Ende der Tage anhalten, wo er in Ketten gelegt an Israel ausgeliefert werden wird.[16]

In den dämonologischen Schriften der spanischen Kabbalisten Isaak und Jakob ben Jakob ha-Kohen aus dem 13. Jahrhundert wird er Sar Suma, der blinde Engel, genannt. In der dämonologischen Literatur erscheint er häufig als der Engel, der den Tod in die Welt brachte. In ihr wird er erstmals als Gatte der Lilith bezeichnet, mit der er das Reich der Unreinheit regiert.[17] Ihm werden verschiedene Rollen in Erzählungen über die Auseinandersetzung mit Asmodäus zugeschrieben, die teilweise widersprüchlich sind, auch wird er als Schutzengel von Ismael genannt. Die abweichenden Zuschreibungen in der Dämonologie sind darauf zurückzuführen, dass zu dieser Zeit verschiedene Dämonenhierarchien entworfen wurden.[18]

Das Paar Samael und Lilith wird mehrmals im Zohar als Anführer der „anderen Seite“, dem Bösen, erwähnt. Die Schlange ist das Zeichen Liliths und Samael reitet auf ihr und verkehrt mit ihr. Samael schielt, ist dunkel[19] und hat Hörner,[20] möglicherweise wegen des Einflusses christlicher Satan-Vorstellungen. Im Tikkune Zohar werden verschiedene Dämonenklassen aufgeführt, die alle Samael genannt werden.[21]

Beschwörungen von Samael kommen häufig in der magischen Literatur und der angewandten, magisch orientierten Kabbala vor.

Wirkung auf den Esoteriker

Die Wirkungen Samaels zeigen sich im Wärmeäther.

"Wenn der Esoteriker seine Übungen fleißig und richtig macht, und es geschieht ihm, daß er zum Beispiel mitten in der Nacht aufwacht mit einem Gefühl wie von Fieberhitze, so kann er diesem eine seelische Kälte entgegensetzen; und da fühlt er klar, daß er nicht allein ist, daß er durch sein esoterisches Streben in sich einen Doppelgänger geweckt hat. Was will der? Und wer ist das? Die guten Götter haben gewisse luziferische Wesenheiten sozusagen angestellt, um die Eigenschaften des Menschen aus ihrer Welt hinauszuweisen, die nicht hinein gehören. Und eine solche Wesenheit ist Samael, der dann in Wirkung tritt, wenn der Esoteriker noch nicht die gewisse Unaufrichtigkeit überwunden hat, an der wir ja alle kranken und die uns oft so tief im Unterbewußtsein liegt, daß wir bei geringerer Aufmerksamkeit keine Ahnung davon haben. Ein Beispiel: Jemand kann sich vornehmen, er will zu einer theosophischen Versammlung in eine Stadt fahren, weil eine solche Versammlung lehrreich und gut für ihn ist. In Wirklichkeit hat er aber ganz andere Zwecke in jener Stadt, will irgendwelche Menschen zum Beispiel dort treffen, gesteht sich aber selber diesen wahren Grund nicht ein. Das ist vielleicht ein krasses Beispiel, aber es ist eines für viele. - Da muß Samael in Tätigkeit treten. Und ihn merken wir durch Fieberhitze, die uns nachts befällt, solange wir mit diesem Fehler behaftet sind." (Lit.: GA 266b, S. 262)

"Die Übungen, die uns gegeben sind, sind immer als von den Meistern ausgehend zu betrachten. Der Esoteriker soll auf sich selber und seine Gefühle achtgeben, besonders das ins Auge fassen, was seine Selbsterkenntnis betrifft. Die allermeisten - und wir gehören wohl auch dazu - geben sich großen Täuschungen hin, was sie selber angeht. Besonders haben wir auf den Egoismus zu achten. Oft reden wir uns selber vor, etwas selbstlos zu tun, oder auch, wir empfinden gegen jemand Neid und Haß, der uns noch nicht zum Bewußtsein gekommen ist. Wir meinen dann, ihm als Esoteriker die «Wahrheit» sagen zu müssen und dies oder jenes nicht von ihm leiden zu dürfen. Sobald derartige Gefühle in uns auftreten, soll man sich vorstellen, daß man sich schweren Täuschungen hingibt, deren tiefere Ursache immer dem Egoismus entspringt. Derartige Gefühle äußern sich stets mit einem Wärmegefühl, das den ätherischen Leib - und zwar jenen Teil, den wir den Wärmeäther nennen - durchzieht und durch das Blut bis auf den physischen Leib einwirkt. Derartige Gefühle wirken immer schädigend auf den Menschen und die Weltentwicklung ein. Die Hierarchien, welche die karmischen Zusammenhänge zu leiten beauftragt sind, wirken dann in der Weise, daß sie besondere Wesenheiten anstellen, die in uns bestimmte aufbauende Wirkungen zerstören und somit auch auf die Seele und indirekt auf den Leib zerstörend wirken. Das sind die zu diesem Zwecke beauftragten luziferischen Wesenheiten, die dann auf uns wirken. - Bei richtiger Selbsterkenntnis, beim Einsehen unserer eigenen Schlechtigkeit, durchzieht uns anstelle des obenerwähnten Wärmegefühls, woran wir uns befriedigen, ein kaltes Eisesgefühl. Alles, was durch unsere Affekte und so weiter in uns zur Befriedigung gelangt, äußert sich im Gegensatz zu diesem Kältegefühl, das bei wahrer Selbsterkenntnis eintritt, in dem geschilderten Wärmegefühl.

Diese luziferischen Wesenheiten, die dadurch an den Schüler zerstörerisch herantreten, offenbaren sich dem Hellseher als bestimmte Scharen, deren Anführer Samael ist. Diese Wesenheiten, die nichts Menschenähnliches haben, sind für das Geistesauge immer wahrnehmbar. Haben wir beim Aufwachen das Gefühl des Ekels, wie es häufig der Fall ist besonders beim esoterischen Schüler, so ist ein solches Empfinden fast immer auf den Egoismus zurückzuführen, der oft unerkannt tief in den unterbewußten Seelentiefen sitzt." (Lit.: GA 266b, S. 129f)

Anmerkungen

  1. Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim: Die magischen Werke, Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, S 198
  2. Griechische Baruch-Apokalypse 4,9
  3. Sibyllinisches Orakel 2, 215.
  4. Mark Lidzbarski (Übers.): Ginza. Der Schatz oder Das große Buch der Mandäer. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht/Leipzig: J.C. Hinrichs'sche Buchhandlung 1925. 200.
  5. Exodus Rabba 18, 5.
  6. Exodus Rabba 21, 7.
  7. Midrash Jalammedenu: Exodus 14, 25.
  8. Targum Jonathan: Genesis 3, 6.
  9. Deuteronomium Rabbah 11
  10. Heikhalot Rabbati, Kapitel 5.
  11. Hebräisches Henochbuch 14, 2.
  12. Hebräisches Henochbuch 6, 26.
  13. Pirqe de Rabbi Eliezer 13–14.
  14. Pirqe de Rabbi Eliezer 45-46.
  15. Genesis Rabba 56, 4.
  16. Genesis Rabba 166.
  17. Madda'ei ha-Jahadut 2, 251-262.
  18. Tarbiz, Band 4. 1932/33. S. 72.
  19. Zohar Hadasch 31, 4.
  20. Zohar Hadasch 101, 3.
  21. Tikkunei Zohar 101, 3.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Samael - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Samael (Erzengel) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.