Hyperboräische Zeit und Kamaloka: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''hyperboräische Zeit''', nach veralteter [[Theosophie|theosophischer]] Tradition auch '''zweite Wurzelrasse'''<ref name=Unterrasse>Der Begriff ''[[Wurzelrasse]]'' entstammt der damals gebräuchlichen Terminologie der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] und wurde von [[Rudolf Steiner]] später ebenso wie der Begriff «[[Unterrasse]]» nicht mehr verwendet. Steiner hat wiederholt darauf hingewiesen, dass der Begriff «[[Rasse]]» in der [[Kulturepochen|nachatlantischen Zeit]] eigentlich nicht mehr berechtigt ist, da nun nicht mehr die körperliche, sondern die seelisch-geistige Entwicklung in den Vordergrund rückt. Die Gliederung der Menschheit in Rassen wird allmählich völlig überwunden werden und ist schon heute für die geistige Entwicklung der Menschheit bedeutungslos.</ref> genannt, ist das zweite der sieben [[Hauptzeitalter]], in die sich die eigenliche [[Erdentwicklung]] gliedert.<ref>Die eigentliche Erdentwicklung beginnt in der vierten und mittleren der sieben sog. Runden, während der sich das Erdendasein entfaltet. In den ersten drei Runden wurden frühere Verkörperungszustände der Erde in abgekürzter Form wiederholt, um die Früchte dieser früheren Daseinsformen für die eigentliche Erdentwicklung reif zu machen. Auf die eigentliche Erdentwicklung, die vierte Runde, werden noch drei weitere Runden folgen, in denen künftige neue Verkörperungen der Erde in gewissem Sinn andeutungsweise vorweggenommen werden.</ref> Ihr ging die [[polarische Zeit]] voran, in der die eigentliche physische Erdentwicklung erst begann. Nach einer allerdings nur mangelhaft überlieferten Aussage [[Rudolf Steiner]]s entspräche die ''Hyperboräa'' auf der [[Wikipedia:Geologische Zeitskala|geologischen Zeitskala]] annähernd dem [[Wikipedia:Paläozoikum|Paläozoikum]] {{Lit|{{G|300a|107}}}}. Tatsächlich dürfte die hyperboräische Zeit bereits im mittleren [[Wikipedia:Archaikum|Archaikum]] vor mehr als 3 Milliarden Jahren<ref>vgl. die Tabelle in Bosse 2002, S. 57</ref><ref>Alle Zeitangaben sind dabei mit großer Vorsicht zu nehmen, worauf auch [[Rudolf Steiner]] deutlich hinweist:
[[Datei:Rohrbach Altar Allerseelen 2 Altarbild Arme Seelen.jpg|mini|300px|Stadtpfarrkirche Rohrbach. Aller-Seelen-Altar (1700) - Altargemälde: Arme Seelen im Fegefeuer.]]


{{GZ|Man kann nicht sprechen von der
Das '''Kamaloka''' ([[Sanskrit|skrt.]] काम ''[[kama]]'' „Begierde“ und लोक ''loka'' „Ort“; wörtlich also der „Ort der Begierde“) wird in der [[christlich]]en Terminologie als '''Fegefeuer'''<ref>Der Begriff des „Fegefeuers“, in dem die lässlichen Sünden geläutert werden, wurde von Papst [[Wikipedia:Gregor der Große|Gregor dem Großen]] (* um 540; † 12. März 604) in die christliche [[Theologie]] eingeführt.</ref> oder '''Fegfeuer''' ([[lat.]] '''purgatorium''') bezeichnet und in engen Zusammenhang mit dem [[Partikulargericht]] gesehen, dem sich der [[Mensch]] unmittelbar nach dem [[Tod]] zu unterwerfen habe.  
Totalität der Silurperiode bei der Erde, sondern da muß man die
Silurperiode mit einer anderen [erdgeschichtlichen Periode] zu
einem Totalitätssystem zusammenfassen. Ebensowenig kann ich
von einem Menschenkopf sprechen als von einer Totalität, da gehört
das andere dazu.
In der Geologie beschreiben wir [je] eine Periode [für sich genommen]
nach der anderen, als wenn sie so eine Wirklichkeit
wäre. Sie ist es nicht. Sie ist nur eine Wirklichkeit mit dem Ganzen
der Erde, und zwar so, wie ein Organismus eine Wirklichkeit ist,
wo ich nicht eines herausreißen darf. Es käme vielmehr darauf an,
statt unsere Vorgänge zu beziehen auf Koordinatenachsensysteme,
sie auf ihre eigene innere Wirklichkeit zu beziehen, dann würden
wir zu Totalitätssystemen kommen. Und dann würden wir müssen
zu einer Art von Monadismus zurückkommen.|324a|144}}


Vgl. dazu auch {{Lit|Bosse 2002, S 38ff}}</ref> begonnen haben. Danach folgte die [[lemurische Zeit]], die vermutlich vom frühen [[Wikipedia:Proterozoikum|Proterozoikum]] bis zum Ende des [[Wikipedia:Mesozoikum|Mesozoikum]]s dauerte.
== Grundlagen ==


== Austritt der Sonne und Verdichtung zum Wasserelement ==
Das Kamaloka oder Fegefeuer ist ein Ort oder besser ein Prozess der [[Läuterung]], auf den auch [[Paulus]] im [[Wikipedia:1. Korintherbrief|1. Korintherbrief]] hinweist:


In dieser Entwicklungsepoche trennte sich die [[Sonne]] von der [[Erde (Planet)|Erde]], die damals noch den [[Mond]] in sich trug. Die Schilderungen der [[Biblische Schöpfungsgeschichte|biblischen Schöpfungsgeschichte]] setzen etwa zu dieser Zeit ein {{GZ||122|35}}. Das äußere [[Licht]] entstand und wirkte von der Sonne auf die Erde und gestaltete den [[ätherisch]]en Menschengebilden die [[Sehorgane]] ein. Der von der Sonne getrennte und an die Erde gefesselte [[Mensch]] konnte die Wirkung der hohen Sonnenwesen, die mit der Sonne hinausgegangen waren, nun nicht mehr ''in'' sich verspüren. Daher entrissen die Sonnenwesen die [[Seele]] des Menschen zu gewissen Zeiten dem [[Physisch-ätherischer Leib|physisch-ätherischen Leib]]. Indem zugleich die Erde in Drehung geriet, enstanden [[Tag]] und [[Nacht]], nur waren die Tage und Nächte damals noch viel länger als heute. Mit dem rhythmischen Tageswechsel führte der Mensch von nun an abwechselnd ein mehr irdisches oder mehr geistiges Dasein.
{{Zitat|11 Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
12 Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh,
13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird's klarmachen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.
14 Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen.
15 Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.|[[Wikipedia:1. Brief des Paulus an die Korinther|1. Brief des Paulus an die Korinther]]|{{BB|1 Kor|3|11-15|LUT}}}}


Nachdem die Sonne herausgetreten war, verdichtete sich die Erde bzw. der [[Physischer Leib|physische Leib]] des Menschen zum [[Wasser|wässrigen Zustand]]. Zugleich verdichtete sich der [[Ätherleib]]. Der [[Lichtäther]] trat hervor, den der Mensch als feinen Lichtleib wahrnahm, und dem [[Astralleib]] wurde die Anlage zur [[Bewusstseinsseele]] eingegliedert. Und im Wasser, im Licht und in der Bewusstseinsseele wirkten die [[Engel]].
Der deutsche Theologe [[Karl Rahner]] sah in der [[katholisch]]en Lehre vom „Fegfeuer“ zugleich einen möglichen Anschluss an den [[Reinkarnation]]sgedanken der östlichen Weisheit:


{{GZ|Dann begann die Sonne sich herauszulösen, die feinsten Substanzen
{{Zitat|Wenn man also einen Zwischenzustand im Schicksal des
mit sich nehmend. Es gab eine Zeit, in der die hohen Sonnenwesenheiten
Menschen zwischen Tod einerseits und der leibhaftigen Vollendung
die Menschen verließen, da alles, was heute zur Sonne
des Menschen als ganzem doch wohl nicht bestreiten kann, dann
gehört, unsere Erde verließ und die gröberen Substanzen zurückließ.
kann man auch nichts Entscheidendes gegen die Vorstellung eines
Und verbunden war dieses Hinausgehen der Sonne damit, daß der
personalen Ausreifens in diesem Zwischenzustand sagen, die man
Dunst sich abkühlte zu Wasser, und wir haben, während wir früher
eben mit „Fegfeuer“ oder besser „Reinigungszustand“ oder
die Dunsterde hatten, nun die Wasser-Erdkugel. In der Mitte waren
„Reinigungsort“ benennt. Aber in welchem Sinne und in welchem
die Urwasser, jedoch nicht von Luft umgeben; langsam gingen die
Grade hier noch zeitliche Kategorien angewandt werden können –
Wasser über in dichte, dicke Nebel, die sich allmählich verfeinerten.
sei es als unvermeidliches Vorstellungsmodell, sei es als wirkliche
So haben wir die damalige Erde als Wassererde, also darin auch Stoffe
Sachaussage –, darüber sind wohl in der katholischen Theologie die
in weichem Zustande, umdunstet von Nebeln, die immer feiner wurden,
Akten noch nicht geschlossen. Auch als orthodoxer katholischer
bis hinauf in die höchsten Sphären, wo die Nebel ganz fein wurden.
Christ darf man gegenüber der üblichen traditionellen
So haben wir einmal unsere Erde vor uns. So war sie verändert,
Vorstellungsweise gewisse Reserven anbringen. Es sei nur davor
und die Menschen mußten nun sozusagen die früher lichtdurchglühte
gewarnt, Schwierigkeiten in solchen ''Aussageweisen'' auf das
Gasgestalt hineinsenken in die trüben Wasser und sich dort verkörpern
notwendig festzuhaltende Dogma als solches ohne weiteres
als geformte Wassermassen im Wasser, wie vorher als Luftformen
auszudehnen. Hier ist noch vieles zu tun, und manche
in der Luft. Der Mensch wurde eine Wassergestalt, jedoch keineswegs
Schwierigkeiten gegen die Lehre vom Zwischenzustand, vom
ganz. Niemals war der Mensch ganz ins Wasser hinuntergetaucht.
Fegfeuer, können sicher noch ausgeräumt werden. Es sei nur noch
Das ist ein wichtiger Moment. Es ist beschrieben worden,
auf die Frage hingewiesen, ob nicht in der katholischen und zunächst
wie die Erde in der Mitte Wassererde war, der Mensch war nur teilweise
so altmodisch anmutenden Vorstellung von einem
ein Wasserwesen, er ragte hinein in die Dunsthülle, so daß er
„Zwischenzustand“ ein Ansatz gegeben sein könnte, um besser und
halb Wasser-, halb Dampfwesen war. Unten im Wasser konnte der
positiv mit der in den östlichen Kulturen so verbreiteten und da als
Mensch unmöglich von der Sonne erreicht werden, die Wassermasse
selbstverständlich betrachteten Lehre von einer „Seelenwanderung“,
war so dick, daß das Sonnenlicht nicht durchdringen konnte. In den
„Reinkarnation“ zurechtzukommen, wenigstens unter der
Dunst konnte das Licht der Sonne etwas hineindringen, so daß der
Voraussetzung, daß eine solche Reinkarnation nicht als ein niemals
Mensch lebte zum Teil im dunkeln, lichtberaubten Wasser und teilweise
aufhebbares, zeitlich immer weitergehendes Schicksal des Menschen
im lichtdurchglühten Dunst. Von etwas war jedoch das Wasser
verstanden wird.|Karl Rahner|''Grundkurs des Glaubens'', Neunter Gang: Die Eschatologie, Abschnitt: „Zur Lehre vom „Reinigungsort“}}
nicht beraubt, von etwas, das wir jetzt genauer beschreiben müssen.


Von Anfang an war die Erde nicht nur glühend, leuchtend, sondern
== Der Läuterungsprozess in den niederen Bereichen der Seelenwelt ==
auch tönend, und der Ton war in der Erde geblieben, so daß,
als das Licht hinausging, innerlich das Wasser zwar dunkel wurde,
innerlich aber auch vom Ton durchdrungen wurde, und der Ton war
es, der dem Wasser gerade die Gestaltung, die Form gab, wie man das
ja an dem bekannten physikalischen Experiment kennenlernen kann.
Wir sehen, daß der Ton ein Gestaltendes ist, eine formende Kraft, weil
durch den Ton die Teile gegliedert oder geordnet werden. Der Ton
hat eine formende Kraft, und die war es, die auch den Leib aus dem
Wasser heraus geformt hat. Das war die Kraft des Tones, die noch in
der Erde geblieben war. Es ist der Ton, der Klang, der die Erde durchklingt,
es ist der Ton, aus dem heraus sich formte die Menschengestalt.
Hindringen konnte das Licht nur zu dem Teil des Menschen,
der da aus dem Wasser hinausragte. Unten ein Wasserleib, oben ein
Dampfleib, den das äußere Licht berührte, zu dem im Lichte die
Wesen, die mit der Sonne herausgegangen waren, Zugang hatten.
Vorher fühlte sich der Mensch in ihrem Schoße, als die Sonne noch
mit der Erde vereinigt war; jetzt schienen sie im Licht auf ihn nieder
und durchstrahlten ihn mit ihrer Kraft. Wir dürfen aber nicht vergessen,
daß in dem, was nach der Trennung der Sonne zurückgeblieben
war, auch die Kräfte waren, die die Erde von sich trennen mußte,
die Kräfte des Mondes.|106|69ff}}


Nicht alle [[Menschenseele]]n ertrugen diese Verdichtung zum Wasserelement. Für sie wurde der [[Jupiter]] als Wohnplatz geschaffen.
Unmittelbar nach dem [[Tod]] erlebt der [[Mensch]] zunächst für etwa zwei bis drei Tage ein umfassendes [[Lebenspanorama]], das ihm sein vergangenes Erdenleben in Gleichzeitigkeit vor das [[Bewusstsein]] stellt. Während dieser kurzen, als beglückend empfundenen Zeit zerstreut sich sein [[Ätherleib]] bis auf einen kleinen Rest im [[Weltenäther]]. Erst danach tritt der [[Tote]] in den Zustand des Kamalokas ein, das die 3 bzw. 4 niederen Partien der [[Seelenwelt]] ([[Astralwelt]]) umfasst, in denen der Mensch jene [[Begierde]]n ablegen muss, die nur mittels des mit dem Tode abgelegten [[Physischer Leib|physischen Leibes]] befriedigt werden könnten und die ihn noch an das vergangene Erdenleben fesseln. Ein großer Teil des [[Astralleib|Astralleibs]] wird hier abgelegt und geht in der allgemeinen Astralwelt auf. Im Kamaloka begegnet der Mensch den geistig-kosmischen Kräften der [[Mondensphäre]] (siehe auch → [[Leben nach dem Tod]]).


== Die drei mittleren Schichten des Erdinneren ==
<div style="margin-left:20px">
"Die erste Zeit nach dem Tode — das wurde ja schon gesagt — ist
eigentlich für den Menschen ausgefüllt mit einer Art von Zusammenhang
mit dem letzten Erdenleben. Es ist eine Art von Herauswachsen
aus dem letzten Erdenleben, so daß in der Tat in diesen
ersten Zeiten nach dem Tode alles das fortdauert, was im Erdenleben
den menschlichen Astralleib ergriffen hat. Was diesen
menschlichen Astralleib beschäftigt hat, die Art der Affekte, die Art
der Leidenschaften, die Art der Gefühle, das dauert fort. Und weil
der Mensch hier in der physischen Verkörperung alle diese Dinge
bewußt nur erlebt, wenn er innerhalb seines physischen Leibes ist,
so ist natürlich das Erlebnis all dieser im Astralleib befindlichen
Kräfte wesentlich anders, wenn der Mensch durch das Gebiet
durchgeht, das da liegt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt.
Es ist dieses Erleben im wesentlichen durchzogen in normalen
Fällen — es gibt davon viele Ausnahmen — in den ersten Zeiten
nach dem Tode von einer gewissen Entbehrung, hervorgerufen dadurch,
daß der Mensch in seinem Astralleibe leben muß, ohne
daß ihm der physische Leib zur Verfügung steht. Der Mensch
drängt darnach, noch seinen physischen Leib zu haben; das hält den
Menschen eine kürzere oder längere Zeit — man darf es schon so
nennen - im normalen Falle in der Sphäre der Erde zurück. Alles
Kamaloka verläuft ja eigentlich in der Sphäre zwischen der Erde
und der Mondenbahn; aber das eigentliche für den Menschen bedeutungsvolle
Kamaloka verläuft viel näher der Erde als, sagen wir,
der Mondenbahn." {{Lit|{{G|140|266f}}}}
</div>


Von den neun Schichten des [[Erdinneres|Erdinneren]] entstanden jetzt die drei mittleren Schichten, die heute die 4., 5. und 6. Schicht bilden. Die drei innersten Schichten, heute die 7., 8. und 9. Schicht, waren schon während der [[Polarische Zeit|polarischen Zeit]] entstanden {{GZ||94|108}}. Die sechste Schicht, die [[Feuererde]] besteht aus purem [[Wille]]n und ist die Quelle alles beseelten [[tier]]ischen Lebens und zugleich das materielle Reich [[Ahriman]]s bzw. die [[Stadt Dis]] aus [[Dante]]s [[Göttliche Komödie|Göttlicher Komödie]]. Die [[Leidenschaft]]en der [[Mensch]]en haben großen Einfluss auf diese unterirdische Sphäre und von hier können verheerende zerstörerische Kräfte ausgehen, die sich durch [[Erdbeben- und Vulkankatastrophen]] äußern; die alte [[Lemuria]] wurde später durch diese Kräfte vernichtet. Die fünfte Schicht ist die [[Fruchterde]] oder [[Erde der Wachstumskräfte]], die der Urquell allen irdischen [[Leben]]s ist, ''„eine Substanz knospender, reichlich sich vermehrender Energien“'' {{GZ||94|109}}. Die vierte und zu dieser Zeit äußerste Schicht ist die [[Wassererde]], die auch [[Formenschicht]] genannt wird und als rein [[astral]]e [[Stoff]]lichkeit den Ursprung aller [[irdisch]]en [[Materie]] bildet. Das sind zugleich die „Wasser“ ({{HeS|מַיִם|[[Majim]]}}), über denen nach dem Bericht der [[Genesis]] der Geist ({{HeS|רוח|[[Ruach]]}}) der [[Elohim]] am Beginn der [[Schöpfung]] schwebte {{Bibel|1 Mos|1|2|LUT}}.
Solange wir auf Erden in einem [[Physischer Leib|physischen Leib]] verkörpert sind, wird das, was wir seelisch erleben, sehr wesentlich durch die [[Sinnenwelt|sinnliche Außenwelt]] und die eigenen körperlichen Bedürfnisse bestimmt. Diese Erlebnisse hören mit dem [[Tod]] auf. Die sinnliche Wahrnehmung ist nicht mehr möglich und auch die unmittelbar durch den physischen Körper erregten Empfindungen, etwa das Hunger- oder Durstgefühl, verschwinden. Wenn uns hungert oder dürstet, heißt das ja nur, dass wir innerlich wahrnehmen, wie die eigenen Lebensprozesse durch mangelnde Nahrungszufuhr beeinträchtigt werden. Anders ist es allerdings, wenn sich der Feinschmecker nach dem anregenden Geschmack köstlicher Speisen sehnt. Dabei handelt es sich nicht um ein bloßes Hungergefühl, sondern der Feinschmecker hat während des Erdenlebens eine seelische Begierde nach bestimmten lustvollen Geschmackserlebnissen erworben. Diese seelische Begierde hat zwar keine unmittelbare körperliche Ursache, kann aber nur mittels des körperlichen Werkzeuges befriedigt werden. Das ist nach dem Tod nicht mehr möglich, aber die Seele sehnt sich dennoch weiterhin nach solchen Erlebnissen, und sie wird so lange darunter leiden, dass diese Sehnsüchte nicht mehr befriedigt werden können, bis sie sich dieser rein seelischen Begierden, die sich aber nur in einem physischen Leib ausleben können, entwöhnt hat.


{{GZ|Viertens: Der vierte Kreis heißt Wasser-Erde, Seelen-Erde, Form-
:"Am leichtesten erhält man von dem Zustande, in dem die Seele in der nächsten Zeit nach dem Tode lebt, eine Vorstellung durch folgende Überlegung. Man nehme ein ziemlich krasses Beispiel dazu: die Genüsse eines Feinschmeckers. Er hat seine Lust am Gaumenkitzel durch die Speisen. Der Genuß ist natürlich nichts Körperliches, sondern etwas Seelisches. In der Seele lebt die Lust und auch die Begierde nach der Lust. Zur Befriedigung der Begierde ist aber das entsprechende körperliche Organ, der Gaumen und so weiter, notwendig. Nach dem Tode hat nun die Seele eine solche Begierde nicht sogleich verloren, wohl aber hat sie das körperliche Organ nicht mehr, welches das Mittel ist, die Begierde zu befriedigen. Es ist nun –zwar aus einem anderen Grunde, der aber ähnlich, nur weit stärker wirkt – für den Menschen so, wie wenn er in einer Gegend, in der weit und breit kein Wasser ist, brennenden Durst litte. So leidet die Seele brennend an der Entbehrung der Lust, weil sie das körperliche Organ abgelegt hat, durch das sie die Lust haben kann. So ist es mit allem, wonach die Seele verlangt und das nur durch die körperlichen Organe befriedigt werden kann. Es dauert dieser Zustand (brennender Entbehrung) so lange, bis die Seele gelernt hat, nicht mehr nach solchem zu begehren, was nur durch den Körper befriedigt werden kann. Und die Zeit, welche in diesem Zustande verbracht wird, kann man den Ort der Begierden nennen, obgleich man es natürlich nicht mit einem «Orte» zu tun hat." {{lit|{{G|9|111|50}}}}
Erde. Er besitzt eine bemerkenswerte Eigentümlichkeit. Man stelle
sich einen Würfel vor, der seiner Substanz nach umgekehrt erschiene:
da, wo diese Substanz war, wäre nichts; der durch den Würfel
eingenommene Raum wäre leer, aber um ihn herum wäre diese Substanz,
die substantielle Form. Daher kommt dieser Name Form-
Erde. Hier ist dieser Wirbel von Formen, anstatt eine negative Leere
zu sein, eine positive Substanz.


Fünftens: Diese Schicht heißt Erde der Wachstumskräfte. Sie
In den alten Überlieferungen wird immer wieder von einer solchen Läuterungszeit gesprochen, welche die Seele nach dem Tod durchzumachen hat, egal ob man sie nun gemäß der jüdisch-christlichen Tradition Fegefeuer nennt, oder der indischen Anschauung folgend als Kamaloka (wörtlich: Ort der Begierde) bezeichnet. Man sollte darin weniger ein göttlich verordnetes Strafgericht sehen, das wäre zu schulmeisterlich gedacht, sondern vielmehr einen notwendigen geistgemäßen Prozess, durch den die Seele den irdischen Verhältnissen entwächst und offen für ihr neues seelisch-geistiges Dasein wird, das ihrer innersten Natur eigentlich viel mehr entspricht. Dieser Prozess läuft ganz zwangsläufig ab, egal ob wir ihn aus unserem Wesenkern, aus unserem Ich her bejahen oder verneinen. Wenn die Seele also nach dem Tod der irdischen Begierden entkleidet wird, ist damit noch keineswegs gesagt, dass deswegen das Ich schon gelernt hat, diesen freiwillig zu entsagen. Die freie Wahl, sich der Begierde hinzugeben oder sie zu vermeiden, ist nur während des Erdenlebens möglich, wo diese Begierde grundsätzlich auch immer wieder befriedigt werden kann. Und diese freie Wahl allein entscheidet eigentlich über den moralischen Wert des Menschen. Daraus erhellt sich die einzigartige Bedeutung des irdischen Daseins. Ein Ort der beständigen Versuchung ist die Erde für den Menschen, zugleich aber auch ein Ort, der uns ermöglicht, uns moralisch zu bewähren. Mit dem Tod wird die große Summe unseres Lebens gezogen; mit der moralischen Qualität, die wir uns bis dahin erworben haben, müssen wir unseren Weg in das körperlose Dasein antreten. Von nun an vermögen wir daran nichts mehr zu ändern. Unser eigener moralischer Wert kann nicht mehr erhöht oder vermindert werden. Dafür aber lernen wir nun, den erreichten moralischen Reifegrad immer besser einzuschätzen. Die Selbsterkenntnis ist nach dem Tod radikal und beleuchtet die verborgensten Winkel unseres Seelenlebens.
enthält die Ursprungsquelle des irdischen Lebens, eine Substanz
knospender, reichlich sich vermehrender Energien.


Sechstens: Die sechste Schicht ist die Feuer-Erde, eine Substanz,
{{Zitat|Die Erlösung ist kein Werk
die aus purem Willen besteht, Element des Lebens, der Bewegung,
des Enthusiasmus, sondern einer Liebe, die Wahrheit
ohne Unterlaß durchzogen von Impulsen, von Leidenschaften, ein
ist. Gottes Gnade ist alles; aber nicht so, daß deswegen
wahrhaftes Reservoir von Willenskräften. Würde man einen Druck
die irdische Tat, das Fehlen im Gefüge des Lebens,
auf diese Schicht ausüben, so würde sie Widerstand leisten und sich
die Schiefheit und Lücke im Sein einfach nichts
verteidigen.
wären. Sie sind etwas, und zwar vor Gott, welcher die
Wahrheit ist. Und seine Liebe besteht nicht darin, die
endlichen Mängel wegzufegen, sondern sie in die
Wahrheit zu bringen und aufzuarbeiten; jeden von ihnen,
auch den kleinsten; und jeden ganz, bis in die
letzte Tiefe und die feinste Faser.


Sieht man in Gedanken von diesen drei neuen Schichten ab, so
Wie soll das aber geschehen, wenn die Zeit vorüber
kommt man zu dem Zustand, in dem die Weltkugel sich befand, als
ist, und der Mensch nichts mehr tun kann?
Sonne, Mond und Erde zusammen noch einen Körper bildeten.|94|108f}}


== Die Weiterentwicklung der Menschengestalt ==
Er kann leiden, antwortet die Kirche. Und zwar
kommt sein Leiden aus seinem Zustande selbst und ist
zugleich dessen Überwindung.


Aus dem äußerlich erscheinenden wässrigen Element traten nun auch Gestalten heraus, die in ihrer Entwicklung nicht weiter waren als der Mensch ''vor'' der [[Alter Mond|alten Mondenzeit]]. Jedesmal, wenn die Sonnenzeit, der Tag, auf der Erde eintrat, regte das Astralische der Sonne von außen her diese Gestalten so an, dass sie sich aus dem Ätherischen der Erde ihren Ätherleib bildeten. In der Nacht löste sich dieser Lebensleib wieder auf. Durch dieses Zusammenwirken der solaren Astralkräfte mit den terrestrischen Ätherkräften tauchten aus dem wässrigen Element gerade jene physischen Gestalten auf, die die Vorfahren des heutigen [[Pflanzenreich]]s waren.
Wenn ein solcher Mensch ins Licht Gottes tritt, sieht
er sich mit dessen Augen. Er liebt Gottes Heiligkeit
und haßt sich selbst, weil er ihr widerspricht. Sein Zustand
dringt ihm ins Gefühl. Was er vorher nur war,
vielleicht ahnte, erlebt er jetzt. Er durchlebt sich als
den, der er vor Gott ist, und das muß ein unausdenkbarer
Schmerz sein. Aber dieser Schmerz wirkt. In
ihm läutert sich die Gesinnung und zieht ihre Konsequenzen,
bis sie ihr Maß des guten Willens erreicht
hat. Sie dringt in die lebendigen Kräfte und durchglüht
sie, bis sie ganz von ihr erfaßt und in reine Bereitschaft
gelangt sind. Sie durchwaltet das Sein, bis
der Mensch nicht nur gut will, sondern das Gute als
Form seiner Wirklichkeit gewonnen hat. In diesem
Werden sind Sterben und Aufleben zu einem wunderbaren
und erschreckenden Geheimnis verbunden.
Immerfort wird ein Tod erlitten, aus dem sich das
neue Leben erhebt.


Der aus Erde und Mond bestehende gemeinsame [[Himmelskörper]] war nun in seinem Kern eine feurige Masse, umgeben von flüssigen Schichten, die von von den gestaltenden Kräften des [[Klangäther]]s durchdrungen waren, die die [[Menschengestalt]] formten, die nach unten zu ein dichter Wasserleib und nach oben ein feiner Dampfleib war, den das äußere Licht berührte. In den Klang-Kräften wirkte [[Jahve]], einer der sieben [[Elohim]], die als Schöpfergötter die Erdentwicklung leiten. Die Erde selbst erschien nach außen als wäßrige Kugel, das aber nicht das [[Wasser]] war, das wir heute kennen, sondern in dem [[Luft]]iges und Flüssiges innig vermischt waren. Die [[Luft]] als solche war zunächst nicht vorhanden, sie differenzierten sich erst nach und nach voneinander.
Selbst auf die Leere des Nichtgetanen erstreckt sich
dieses Geschehen. Nicht so, daß es bewirkte, was
nicht getan worden ist, sei es nun doch; das wäre Zauberei.
Es muß aber das geben, daß in der Hingabe des
Geschöpfes an den umschaffenden Willen Gottes das
Versäumte nachgeholt wird, sonst bleibt auf dem
Grunde von Allem Verzicht oder Verzweiflung. Das
nicht bestandene Leiden muß nachbestanden, die
nicht erkannte Wahrheit muß nacherkannt, die nicht
vollbrachte Liebe muß nachvollbracht werden können.
Nicht als Ersatz, Einmaliges ist nicht zu ersetzen;
aber es gibt Hinweise auf dieses Geheimnis der
Nachholbarkeit. Vor allem die Reue. Echte Reue ist
kein bloßer Schmerz über das Verfehlte; der würde
nur den Mangel unterstreichen. Auch kein bloßer
Wille, es das nächstemal besser zu machen; der würde
das Geschehene stehen lassen. In der Reue nimmt der
Mensch das Gewesene auf, durchdringt es erkennend
und beurteilend, mit Verstand und Willen und Gesinnung
- aber vor Gott, dem Lebendigen und Heiligen [...]


Die Erde  war vielmehr von einer [[astralisch]]en Atmosphäre umgeben, in der die Menschenseelen lebten, und die eine befruchtende Wirkung auf die irdischen ätherischen Menschenkeime hatte. Es entstand eine erste ''ungeschlechtliche'' [[Fortpflanzung]] dieser sich metamorphosierenden Menschengebilde. Sie hatten ein gemeinsames, kontinuierliches [[Bewusstsein]], das den [[Tod]] noch nicht kannte. Außer diesen Menschengebilden gab es bereits ersten ätherischen [[Tier]]- und [[Pflanze]]nformen.  
»Gericht« bedeutet, daß der Mensch
im heiligen Lichte Gottes sich ganz sieht: die Zustände
und die Ursachen, das Zufällige und das Wesentliche,
das Äußere, Innere und Innerste, das bisher
schon Gekannte und das Verborgene, ob es nun bloß
zu tief lag, oder vergessen war, oder verdrängt und
zugeschüttet wurde - alles. Und er sieht es ohne jeden
Schutz. Was sonst unempfindlich macht: Stolz, Eitelkeit,
Ablenkung, Gleichgültigkeit - alles das ist weg.
Er ist ganz offen, ganz fühlend, ganz gesammelt. Und
er will. Er steht auf Seiten der Wahrheit gegen sich
selber. Er ist bereit, seinem eigenen Leben, all dem
Versäumten, Halben, Wirren darin standzuhalten. In
einem geheimnisvollen Leiden stellt das Herz sich der
Reue zur Verfügung und überliefert sich so der heiligen
Macht des Schöpfergeistes. Daraus wird das Versäumte
neu geschenkt. Das Falschgemachte wird in
Ordnung gerückt. Das Böse umgelebt und ins Gute
hinübergebracht. Nicht äußerlich verbessernd, sondern
so, daß alles durch das in der Reue wirkende Geheimnis
der umschaffenden Gnade hindurchgeht und
neu ersteht.


Damals, als die Sonne aus der Erde heraustrat, glich die Gestalt des Menschen urbildhaft der des [[Fische]]s. Da die Erde zu dieser Zeit noch mit den finsteren Mondenkräften verbunden war, lebte der Mensch unter immer schlimmeren Daseinsbedingungen, die sich erst milderten, als in der [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeit]] der Mond aus der Erde ausgestoßen wurde. Durch die schlechten Mondenkräfte wurde aus der pflanzenartigen Menschengestalt, die aus der [[Polarische Zeit|polarischen Zeit]] herübergekommen war, in ihren unteren Teilen ein Wesen vom Wert eines molchartigen [[Amphibien|Amphibiums]] - der [[Drache]] oder [[Lindwurm]] der Sagen. Der höhere, feinere, vom Licht berührte Teil der Menschengestalt hingegen degenerierte nicht und bekämpfte die niedere drachenartige Natur. Das ist ''eine'' der Wahrheiten, die hinter dem Bild stehen, in dem [[Michael]] oder [[St. Georg|Georg]] den Drachen bekämpft.  
Das ist die Läuterung, von der die Kirche spricht.|[[Wikipedia:Romano Guardini|Romano Guardini]]|''Die letzten Dinge'', S. 50ff.}}


{{GZ|Wir haben also eine Zeit, wo gerade die Sonne herausgegangen
[[Datei:Heidelberg cpg 144 Elsässische Legenda Aurea 338r St. Patricks Fegefeuer.jpg|mini|300px|Darstellung des Fegefeuers in der elsässischen [[Legenda Aurea]] von 1419, [[Wikipedia:Universitätsbibliothek Heidelberg|Universitätsbibliothek Heidelberg]].]]
war, wo allmählich jener Pflanzenmensch untertauchen mußte in die
Nach und nach enthüllen sich dem Toten so die tieferen Bereiche des Seelenlebens, die während des irdischen Daseins weitgehend nur unterbewusst erlebt wurden. Eine Umwendung des ganzen seelischen Erlebens findet gleichsam statt. Was wir während des Erdenlebens wach bewusst erlebt haben, wird nach dem Tod weitgehend bedeutungslos, während alle die Erlebnisse, die wir auf Erden mehr oder weniger verschlafen haben, nun immer deutlicher vor das Bewusstsein gerückt werden. Schichte für Schichte unseres Seelenlebens wird nun gleichsam abgetragen und bewusst gemacht. Wenn das Lebenspanorama, das uns einen Gesamtüberblick über die äußeren Ereignisse des vergangenen Lebens gegeben hat, wenige Tage nach dem Tod weitgehend abgeklungen ist, beginnen wir auf die inneren Seelenerlebnisse zurückzuschauen, und zwar zeitlich rückläufig, beginnend mit dem Moment des Todes. Immer weiter schauen wir so Schritt für Schritt zurück auf all die tieferen seelischen Empfindungen, die während des abgelebten irdischen Daseins unbewusst durch unsere Seele gezogen sind, bis wir das Tor der Geburt bzw. Empfängnis erreichen.
physische Wassererde. Das ist die Stufe, die der Mensch damals in
seinem Leibe erreicht hatte, die wir heute degeneriert festgehalten
sehen in den Fischen. Wenn wir heute das Wasser von Fischen durchzogen
sehen, so sind diese Fische Überreste jener Menschen, natürlich
in einer dekadenten Form. Wir müssen uns etwa einen Goldfisch denken,
in phantastischen Pflanzenformen, mit großer Beweglichkeit, aber
mit dem Gefühl von Wehmut, weil das Licht dem Wasser genommen
war. Es war eine tiefe, tiefe Sehnsucht, die entstand. Das Licht war
nicht mehr da; das Verlangen nach dem Licht rief die Sehnsucht hervor.
Es gab einen Augenblick in der Erdenentwickelung, in dem die
Sonne noch nicht ganz heraus war aus der Erde, da kann man jene
Gestalt noch durchglüht sehen von Licht, die Menschen im oberen
Teil noch auf der Sonnenstufe, unten schon in der Gestalt, die in der
Fischform festgehalten worden ist. Dadurch nun, daß der Mensch mit
der Hälfte seines Wesens in der Dunkelheit lebte, dadurch war da unten
eine recht niedere Menschennatur, denn in dem Teile, mit dem er
untertauchte, hatte er die Mondeskräfte in sich. Wenn das auch nicht
zur Lava erstarrt war, wie im heutigen Monde, es waren schwarze,
finstere Kräfte. Da konnten auch nur die schlechtesten Partien des
Astralischen untertauchen. Aber oben war eine Dunstgestalt, gleichsam
der Kopfteil, in den hineinstrahlte das Licht von außen und ihm
die Form gab, so daß der Mensch aus einem niederen und einem
höheren Teil bestand. Schwimmend, schwebend bewegte er sich in
dieser Dunstatmosphäre. Die dichte Dunstatmosphäre der Erde war
noch nicht Luft, sie war Dunst, also noch nicht Luft, durch die die
Sonne hätte dringen können. Die Wärme konnte durchdringen, aber
nicht das Licht. Der Sonnenstrahl konnte nicht die ganze Erde küssen,
sondern nur die Oberfläche, der Erdenozean blieb dunkel. In diesem
Ozean waren aber die Kräfte, die später als Mond herausgegangen
sind.


Dadurch nun, daß die Lichtkräfte eindrangen, drangen auch die
Bedeutsam sind da vor allem jene Seelenerlebnisse, die uns während des irdischen Lebens mit unseren Mitmenschen verbunden haben. Für unser oberflächliches Alltagsbewusstsein mag es ja so scheinen, als könnten wir nicht mit erleben, was in der Seele der Menschen, denen wir begegnen, vorgeht. Es scheint, als könnten wir sie nur ganz äußerlich betrachten und erschließen daraus vielleicht ganz vage, was ihr Gemüt bewegen könnte. Tatsächlich tauchen wir aber bei jeder Begegnung mit einem anderen Menschen unbewusst sehr tief in dessen Seelenleben ein, so sehr, dass sich unsere Seele für kurze Momente immer wieder geradezu in die seelische Eigenart und Erlebnisweise des Mitmenschen verwandelt. Bewusst werden uns von diesen bedeutsamen Erlebnissen aber meist nur ganz leise Reflexe, durch die wir uns dem einen Menschen zugetan fühlen, einem anderen gegenüber geradezu eine instinktive Antipathie entwickeln. Das hängt meist sehr stark davon ab, wie weit unsere verborgenen seelischen Gewohnheiten mit denen unserer Mitmenschen zusammenstimmen. Eigentlich vollzieht sich jeder soziale Kontakt so, dass wir uns rhythmisch abwechselnd ganz in die Seele des anderen versenken und uns dann wiederum ganz in unser Eigenwesen zurückziehen. Wenn wir etwa einem anderen Menschen mit heftiger Antipathie entgegentreten, dann erleben wir bewusst nur diese unsere Ablehnung. Unbewusst leben wir uns aber auch in die andere Seele ein und spüren den Schmerz oder Zorn, den wir durch unsere Ablehnung ausgelöst haben. Dass wir das heute alles nicht bewusst mitbekommen, hat schon seinen guten Grund. Wir würden uns sonst sehr leicht die Grenzen zwischen unserem seelischen Eigenwesen und dem unserer Mitmenschen zu einem einzigen kollektiven Bewusstseinstrom verschwimmen. Wir würden sehr leicht uns selbst verlieren, wie das ähnlich auch im Traumbewusstsein geschieht. In älteren Zeiten, wo bei den meisten Menschen das Individualbewusstsein noch nicht sehr stark ausgebildet war, lebte man auch tatsächlich sehr viel stärker in diesem traumartigen kollektiven Bewusstsein und noch kaum in sich selbst. Heute muss das Selbstbewusstsein immer mehr ausgebildet werden, wodurch wir allerdings Gefahr laufen, uns ganz in unserem Ego zu verhärten. Dadurch würden letztlich alle sozialen Bindungen, die sich einstmals ganz instinktiv aus dem kollektiven Bewusstsein ergeben haben, zerstört werden und die Menschheit müsste sich in einem unaufhörlichen Kampf aller gegen alle aufreiben. Ansätze dazu sind ja heute bereits genug zu bemerken. Abhilfe dagegen kann aber sicher nicht dadurch geschaffen werden, dass wir unser mühsam erworbenes Selbstbewusstsein wieder aufgeben; wir können nicht mehr zu dem alten kollektiven Empfinden zurückkehren. Vielmehr muss unser Selbstbewusstsein einmal so stark werden, dass es sich voll und ganz in die Seele des anderen versenken kann und doch jedes Mal wieder zu sich selbst zurückfindet. Das erfordert allerdings sehr viel seelische Kraft, ist aber die einzige reale Hoffnung für ein gesundes künftiges soziales Zusammenleben, das nicht mehr auf unbewusste Instinkte, sondern auf waches Mitgefühl gegründet ist.
Götter in die Erde ein. So daß wir unten den götterlosen, gottverlassenen
Wassermantel, nur durchdrungen von der Kraft des Tones
haben, ringsherum den Dunst, in den sich hineinerstrecken die Kräfte
der Sonne. So daß der Mensch in dem Dunstkörper, der über die
Wasserfläche hinausragte, doch immer noch ein Mitbürger war dessen,
was zu ihm strahlte als Licht und Liebe aus der geistigen Welt.
Warum durchdrang jedoch den finsteren Wasserkern die tönende
Welt?


Aus dem Grunde, weil einer der hohen Sonnengeister zurückgeblieben
All das, was wir so heute noch weitgehend verschlafen, kommt uns im Leben nach dem Tod um so deutlicher zu Bewusstsein.  
war, verbunden hatte sein Dasein mit der Erde. Das ist derselbe
Geist, den wir kennen als [[Jahve]] oder Jehova. Jahve allein blieb bei
der Erde, er opferte sich, er war es, dessen inneres Wesen als formender
Ton die Wassererde durchklang.


Aber weil die schlechtesten Kräfte als Ingredienzien in der Wassererde
:"Also darauf kommt es nicht an bei der Prüfung unserer Kamalokazeit, ob unsere Wünsche, Begierden, Leidenschaften und so weiter im Oberwusstsein, im Ich-Bewusstsein sind, sondern ob sie auch im [[Astralwelt|astralischen]], im Unterbewusstsein sind. Beide wirken in gleicher Weise nach dem Tode, und die Wünsche und Begierden, die wir verhüllt haben hier im Leben, die wirken eigentlich noch intensiver nach dem Tode." {{Lit|{{G|140|113}}}}
verblieben waren, weil diese Kräfte furchtbare Elemente waren,
kam der Dunstteil des Menschen immer mehr herunter, und aus der
ehemaligen Pflanzengestalt entstand allmählich ein Wesen, das auf der
Stufe eines Amphibiums stand. In der Sage und Mythe ist diese Gestalt,
die viel tiefer steht als die spätere Menschheit, geschildert als der
Drache, als der Menschenmolch, als der Lindwurm. Und der andere
Teil des Menschen, der ein Bürger des Lichtes war, der wird dargestellt
als ein Wesen, das nicht herunterkam, das die niedere Natur
bekämpft, das zum Beispiel als Michael, als der Drachentöter, als heiliger
Georg, den Drachen bekämpfend dargestellt wird. Auch noch in
der Gestalt des Siegfried mit dem Drachen haben wir, allerdings umgeformt,
Bilder dessen, was damals in jener Zweiteilung Menschenanlage
war. Hinein kam in den oberen Teil der Erde und somit auch
in den oberen Teil des physischen Menschen die Wärme, und bildete
etwas wie einen feurigen Drachen. Aber darüber erhob sich der Ätherleib,
in dem die Kraft der Sonne festgehalten wurde. So haben wir
eine Gestalt, die das Alte Testament recht gut dargestellt hat in der
Gestalt der verführerischen Schlange, die auch ein Amphibium ist.|106|71ff}}


Während der Nachtzeit wurden die wässrigen und luftartigen Menschenleiber leichnamartig, verfielen und lösten sich in der allgemeinen Erdenmasse auf. Nur jener feine Teil, der sich aus dem Zusammenwirken des [[Feuer]]s und der [[Menschenseele]] schon in der [[Polarische Zeit|polarischen Zeit]] gebildet hatte, blieb dann als unansehnlicher Keim bestehen. Erst mit der beginnenden Tageszeit verbanden sich die herunterdrängenden Menschenseelen wieder intensiver mit diesem Menschenkeim, der dadurch lebendig aufsproß und als äußeres Abbild der menschlichen Seelenwesenheit erschien. Nun wurden auch wieder Luft- und Wassermassen herangezogen und in den Leib eingegliedert. Das war die erste zarte Form der [[Befruchtung]], auf die oben bereits hingewiesen wurde. Damit verbunden war eine erste Art äußerer [[Wahrnehmung]]; die Menschenseele empfand dumpf gegenüber dem ihr entgegengehaltenen Menschenkeim: ''Das ist meine Gestalt''. Die Luft wurde von dem sich so bildenden Leib eingesogen und wieder ausgestossen, damit entstand die erste Anlage zum späteren [[Atmungsprozess]]. Auch das Wasser wurde aufgenommen und wieder ausgeschieden: ein allererster [[Ernährungsprozess]] begann. Die Luftaufnahme wurde als innerliches seelisches Tönen empfunden, die Wasseraufnahme als seelische Kraftzufuhr und Stärkung. Atmung und Ernährung waren aber damals noch sehr innig miteinander verbunden und keine voneinander gesonderten Tätigkeiten. So trat der Mensch in die nächste Epoche, in die [[lemurische Zeit]] hinüber.
Was wir auch immer an seelischen Wirkungen in anderen Seelenwesen erregt haben, werden wir dann sehr intensiv nacherleben. Alle Freude und Heiterkeit, die wir ihnen schenken konnten, leuchtet uns auf, aber all die Schmerzen und Leiden, die wir ihnen zugefügt haben. Wenn wir andere Menschen gekränkt, beleidigt oder verletzt haben, werden wir all das nach dem Tod genau so erleben als wäre es uns selbst geschehen. Und das betrifft wirklich alle beseelten Wesen, mit denen wir im Erdenleben zu tun hatten, also nicht nur unsere Mitmenschen, sondern auch die Tiere, denen wir Lust oder Leid bereitet haben. Was dann in der Seele eines Toten vorgehen mag, der sich während seines Erdenlebens im „Dienste der Wissenschaft“ zu grausamen Tierversuchen hergegeben hat, kann man sich vielleicht ausmalen. Alle diese Erlebnisse lehren uns jedenfalls sehr bald unseren eigenen moralischen Wert treffend und schonungslos zu beurteilen. Ändern können wir in unserem körperlosen Dasein daran zunächst nichts – darauf wurde bereits hingewiesen. So wie wir nur auf Erden ''schuldig'' werden können, so ist es uns auch nur im irdischen Leben möglich, aus eigener Kraft Wiedergutmachung zu üben und unsere Mitgeschöpfe seelisch in dem Maße zu fördern, in dem wir sie zuvor geschädigt haben.


== Anmerkungen ==
== Das Kamaloka an der Grenze der physisch-ätherischen und der astralen Welt ==
<references/>


== Literatur ==
Das Kamaloka ist dort, wo sich die drei obersten Bereiche der [[physisch-ätherische Welt|physisch-ätherischen Welt]] ([[Lichtäther]], [[Klangäther]] und [[Lebensäther]]) mit den drei untersten Regionen der [[Astralwelt]] ([[Begierdenglut]], [[fließende Reizbarkeit]] und [[Region der Wünsche]]) überschneiden; das ist zugleich die [[sublunare Sphäre]]:


#Andreas Delor: ''Atlantis aus aktueller hellsichtiger und naturwissenschaftlicher Sicht: Band 8 Die Hyperboräische- und Polarische-Epoche'', Verlag Christian Möllmann, Borchen 2016, ISBN 978-3899792546
<div style="margin-left:20px">
#[[Dankmar Bosse]]: ''Die gemeinsame Evolution von Erde und Mensch: Entwurf einer Geologie und Paläontologie der lebendigen Erde'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgat 2002, ISBN 978-3772515934
"Wenn wir vom physischen Plan ausgehen, so haben wir hier (es wird gezeichnet) sieben Unterabteilungen
#Dankmar Bosse: ''Die Lebenssphäre der Erde: Ihre Evolution in den geologischen Phänomenen, Rudolf Steiners Forschungen und in Goethes Studien'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2012. ISBN 978-3905919370
des physischen Planes; dann kämen sieben Unterabteilungen
#Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (2001), ISBN 3-7274-0940-1 {{Vorträge|94}}
des Astralplanes. Von diesen fallen die drei untersten mit den
#Rudolf Steiner: ''Ägyptische Mythen und Mysterien'', [[GA 106]] (1992), ISBN 3-7274-1060-4 {{Vorträge|106}}
drei obersten des physischen Planes zusammen. Wir müssen den
#Rudolf Steiner: ''Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte'', [[GA 122]] (1984), ISBN 3-7274-1220-8 {{Vorträge|122}}
Astralplan mit dem physischen Plan so zusammengeschoben betrachten,
#Rudolf Steiner: ''Konferenzen mit den Lehrern der Freien Waldorfschule 1919 bis 1924'', [[GA 300]] a-c (1995), ISBN 3-7274-3000-1 {{Vorträge|300}}
daß die drei obersten Partien des physischen Planes zugleich
die drei untersten Partien des Astralplanes sind. Wir können
von einer Randzone sprechen, das ist die, welche unsere Seelen nach
dem Tode nicht verlassen können, wenn sie durch Begierden noch
an die Erde gefesselt sind. Man nennt sie Kamaloka." {{Lit|{{G|101|223}}}}
</div>
 
[[Datei:GA_101_223.gif|center|350px|Kamaloka]]
 
 
<center>
{|
|-
! physisch-ätherische Welt !! Astralwelt
|-
|  ||width="250px"| [[Region des Seelenlebens]]
|-
|  || [[Region der tätigen Seelenkraft]]
|-
|  || [[Region des Seelenlichtes]]
|-
|  || [[Region von Lust und Unlust]]
|-
| [[Lebensäther]] || [[Region der Wünsche]]
|-
| [[Klangäther]] || [[Region der fließenden Reizbarkeit]]  || Kamaloka
|-
| [[Lichtäther]] || [[Region der Begierdenglut]]
|-
| [[Feuer]]/[[Wärmeäther]] ||
|-
| [[Luft]] ||
|-
| [[Wasser]] ||
|-
| [[Erde (Element)|Erde]] ||
|}
</center>
 
== Erdgebundene Tote ==
 
{{Hauptartikel|Erdgebundene Tote}}
 
In manchen Fällen werden die [[Tote]]n länger als üblich an die [[Erdensphäre]] gebunden. Oft wird dieses für den Toten nur schwer zu ertragende Erlebnis dadurch verursacht, dass der [[Mensch]] es während des Erdenlebens versäumt hat, sich [[Begriffe]] und [[Vorstellung]]en zu bilden, die über das [[irdisch]]e [[Dasein]] hinausreichen. Es können aber auch Sorgen für zurückgelassene Freunde, Verwandte und Kinder oder unerfüllte Aufgaben sein, die den Toten noch lange an das Erdendasein fesseln. Man kann dann den Toten helfen, indem man ihre Aufgaben und Pflichten übernimmt. Für die Erde selbst und die hier zurückgelassenen Menschen stellen die erdgebundenen Toten ein großes Problem dar, denn ''„vieles von dem, was an zerstörenden Kräften wirkt innerhalb der Erdensphäre, kommt von solchen in diese Erdensphäre gebannten Toten.“'' {{Lit|{{G|182|20}}}}
 
<div style="margin-left:20px">
"Seelen, welche überhaupt nicht viel von dem entwickelt haben,
was Empfindungen und Gefühle sind, die sozusagen über das Erdenleben
hinausgehen, bleiben auch recht lange mit der Sphäre des
Erdenlebens verbunden, verbunden durch ihr eigenes Begehren.
Wenn ein Mensch — das ist ja sogar, man möchte sagen, äußerlich
leicht einzusehen — ein ganzes Leben nur solche Gefühle und Empfindungen
in sich ausgebildet hat, die sich durch Leibesorgane,
durch Verhältnisse der Erde befriedigen lassen, dann kann er auch
nicht anders, als eine gewisse längere Zeit mit der Sphäre der Erde
verbunden bleiben. Man kann durch ganz andere Triebe und Begierden
noch, als man gewöhnlich wähnt, mit der Erdensphäre verbunden
bleiben. Zum Beispiel recht ehrgeizige Menschen, denen
es besonders darum zu tun ist, innerhalb der Erdenverhältnisse
dieses oder jenes zu gelten, die den allergrößten Wert darauf legen,
solche Geltung zu haben, die von Urteilen innerhalb der Erdenmenschheit
abhängig ist, die entwickeln damit auch in ihrem Astralleibe
einen Affekt, der sie längere Zeit sozusagen zu erdgebundenen
Seelen macht. Es gibt mannigfaltige Gründe, welche den Menschen
so in der Erdensphäre zurückhalten. Und das weitaus meiste, was
auf medialem Wege aus den geistigen Welten für die Menschen
vermittelt wird, das stammt eigentlich aus solchen Seelen und ist
im wesentlichen das, was diese Seelen abzustreifen streben.
 
Es braucht nicht einmal immer daran gedacht zu werden, daß
solche Seelen durch ganz unedle Motive, obwohl das meist der Fall
ist, an die Erde gebunden bleiben; es können auch Sorgen sein,
welche für das empfunden werden, was man auf der Erde zurückgelassen
hat. Solche Sorgen für zurückgelassene Freunde, Verwandte,
Kinder, können auch in gewisser Weise wie eine Art
Schwere wirken und die Seele in der Erdensphäre zurückhalten.
Und es ist gut, gerade auch auf diesen Punkt das Augenmerk zu
lenken, aus dem Grunde nämlich, weil wir, wenn wir diesen Punkt
berücksichtigen, auch dadurch den Toten in einer gewissen Weise
helfen können. Wenn wir wissen, daß zum Beispiel ein Hingestorbener
diese oder jene Sorge für Lebende empfinden kann - und
man kann ja in dieser Beziehung gar manches wissen —, so ist es gut
für die weitere Entwickelung des Toten, diese Sorge ihm abzunehmen.
Man erleichtert das Leben eines Toten in der Tat dadurch,
daß man ihm zum Beispiel abnimmt die Sorge um ein Kind, das er
unversorgt zurückgelassen hat. Wenn man also etwas tut für das
Kind, so nimmt man in der Tat dem Toten eine Sorge ab, und es
ist dies gerade ein rechter Liebesdienst. Denn stellen wir uns nur
einmal die Situation vor. Solch ein Toter hat ja nicht die Mittel an
der Hand, seinen Sorgen auch tatsächlich abzuhelfen; er kann oftmals
nicht das tun, was die Lage irgendeines zurückgelassenen
Kindes, Verwandten, Freundes, erleichtern könnte von seiner Welt
aus, und er ist oftmals — das ist ein in vielen Fällen außerordentlich
bedrückendes Gefühl für den seherischen Beobachter — verurteilt,
diese Sorge so lange zu tragen, bis sich von selbst oder
durch Umstände die Lage des Zurückgelassenen bessert. Wenn
wir also etwas dazu tun, sie zu bessern, so ist die Folge diese, daß
wir dem Toten einen rechten Liebesdienst erwiesen haben.
Es ist oftmals sogar beobachtet worden, daß irgendeine Persönlichkeit
hingestorben ist, die sich das oder jenes für das Leben noch
vorgenommen hatte. Sie hing an einem solchen Vorsatz. Wir helfen
ihr, wenn wir versuchen, unsererseits das zu tun, was sie gerne
getan hätte. Das alles sind Dinge, die eigentlich gar nicht schwierig
zu begreifen sind, die aber wirklich einmal ins Auge gefaßt werden
sollen, weil sie mit der seherischen Beobachtung durchaus übereinstimmen.
 
Nun gibt es ja noch sehr viele Dinge, welche den Menschen
lange festhalten können sozusagen in der Äthersphäre der Erde.
Dann aber wächst er über diese Äthersphäre hinaus, und zum Teil
habe ich ja schon geschildert, wie dieses Hinauswachsen geschieht." {{Lit|{{G|140|267f}}}}
</div>
 
==Literatur==
{{Glomer|lebensphasen/sterben-tod-und-geistiges-leben|Sterben, Tod und geistiges Leben}}
* [[Wikipedia:Romano Guardini|Romano Guardini]]: ''Die letzten Dinge: Die christliche Lehre vom Tode, der Läuterung nach dem Tode, Auferstehung, Gericht und Ewigkeit'', Topos Verlag 2008 (1. Aufl. 1952), ISBN 978-3836704618
* [[Karl Rahner]]: ''Grundkurs des Glaubens'', 2. Auflage, Herder Verlag 2008, ISBN 978-3451288227, eBook {{ASIN|B00P693HC8}}
*Rudolf Steiner: ''Theosophie - Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung'', [[GA 9]] (1904), Kapitel ''Die Seele in der Seelenwelt nach dem Tode'' {{Schriften|009}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole'', [[GA 101]] (1992) {{Vorträge|101}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Okkulte Untersuchungen über das Leben zwischen Tod und neuer Geburt'', [[GA 140]] (1961) {{Vorträge|140}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Der Tod als Lebenswandlung'', [[GA 182]] (1996), ISBN 3-7274-1820-6 {{Vorträge|182}}
* [[Martin Burckhardt]]: Die Erlebnisse nach dem Tode. Der nachtodliche Weg des Menschen durch die übersinnliche Welt. Eine Zusammenfassung von Schilderungen Rudolf Steiners, Edition Verlag Die Pforte, Dornach 1996
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988), ISBN 3-7274-1070-1 {{Vorträge|107}}, Vortrag 7: Das Vergessen


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
== Einzelanchweise ==
 
<references />
{{Audioartikel|Hyperboraea.ogg}}


[[Kategorie:Erdentwicklung]]
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Anthroposophie]]
[[Kategorie:Leben zwischen Tod und neuer Geburt]]
[[Kategorie:Tod]]

Version vom 23. April 2020, 08:07 Uhr

Stadtpfarrkirche Rohrbach. Aller-Seelen-Altar (1700) - Altargemälde: Arme Seelen im Fegefeuer.

Das Kamaloka (skrt. काम kama „Begierde“ und लोक loka „Ort“; wörtlich also der „Ort der Begierde“) wird in der christlichen Terminologie als Fegefeuer[1] oder Fegfeuer (lat. purgatorium) bezeichnet und in engen Zusammenhang mit dem Partikulargericht gesehen, dem sich der Mensch unmittelbar nach dem Tod zu unterwerfen habe.

Grundlagen

Das Kamaloka oder Fegefeuer ist ein Ort oder besser ein Prozess der Läuterung, auf den auch Paulus im 1. Korintherbrief hinweist:

„11 Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 12 Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, 13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird's klarmachen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. 14 Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. 15 Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.“

Der deutsche Theologe Karl Rahner sah in der katholischen Lehre vom „Fegfeuer“ zugleich einen möglichen Anschluss an den Reinkarnationsgedanken der östlichen Weisheit:

„Wenn man also einen Zwischenzustand im Schicksal des Menschen zwischen Tod einerseits und der leibhaftigen Vollendung des Menschen als ganzem doch wohl nicht bestreiten kann, dann kann man auch nichts Entscheidendes gegen die Vorstellung eines personalen Ausreifens in diesem Zwischenzustand sagen, die man eben mit „Fegfeuer“ oder besser „Reinigungszustand“ oder „Reinigungsort“ benennt. Aber in welchem Sinne und in welchem Grade hier noch zeitliche Kategorien angewandt werden können – sei es als unvermeidliches Vorstellungsmodell, sei es als wirkliche Sachaussage –, darüber sind wohl in der katholischen Theologie die Akten noch nicht geschlossen. Auch als orthodoxer katholischer Christ darf man gegenüber der üblichen traditionellen Vorstellungsweise gewisse Reserven anbringen. Es sei nur davor gewarnt, Schwierigkeiten in solchen Aussageweisen auf das notwendig festzuhaltende Dogma als solches ohne weiteres auszudehnen. Hier ist noch vieles zu tun, und manche Schwierigkeiten gegen die Lehre vom Zwischenzustand, vom Fegfeuer, können sicher noch ausgeräumt werden. Es sei nur noch auf die Frage hingewiesen, ob nicht in der katholischen und zunächst so altmodisch anmutenden Vorstellung von einem „Zwischenzustand“ ein Ansatz gegeben sein könnte, um besser und positiv mit der in den östlichen Kulturen so verbreiteten und da als selbstverständlich betrachteten Lehre von einer „Seelenwanderung“, „Reinkarnation“ zurechtzukommen, wenigstens unter der Voraussetzung, daß eine solche Reinkarnation nicht als ein niemals aufhebbares, zeitlich immer weitergehendes Schicksal des Menschen verstanden wird.“

Karl Rahner: Grundkurs des Glaubens, Neunter Gang: Die Eschatologie, Abschnitt: „Zur Lehre vom „Reinigungsort“

Der Läuterungsprozess in den niederen Bereichen der Seelenwelt

Unmittelbar nach dem Tod erlebt der Mensch zunächst für etwa zwei bis drei Tage ein umfassendes Lebenspanorama, das ihm sein vergangenes Erdenleben in Gleichzeitigkeit vor das Bewusstsein stellt. Während dieser kurzen, als beglückend empfundenen Zeit zerstreut sich sein Ätherleib bis auf einen kleinen Rest im Weltenäther. Erst danach tritt der Tote in den Zustand des Kamalokas ein, das die 3 bzw. 4 niederen Partien der Seelenwelt (Astralwelt) umfasst, in denen der Mensch jene Begierden ablegen muss, die nur mittels des mit dem Tode abgelegten physischen Leibes befriedigt werden könnten und die ihn noch an das vergangene Erdenleben fesseln. Ein großer Teil des Astralleibs wird hier abgelegt und geht in der allgemeinen Astralwelt auf. Im Kamaloka begegnet der Mensch den geistig-kosmischen Kräften der Mondensphäre (siehe auch → Leben nach dem Tod).

"Die erste Zeit nach dem Tode — das wurde ja schon gesagt — ist eigentlich für den Menschen ausgefüllt mit einer Art von Zusammenhang mit dem letzten Erdenleben. Es ist eine Art von Herauswachsen aus dem letzten Erdenleben, so daß in der Tat in diesen ersten Zeiten nach dem Tode alles das fortdauert, was im Erdenleben den menschlichen Astralleib ergriffen hat. Was diesen menschlichen Astralleib beschäftigt hat, die Art der Affekte, die Art der Leidenschaften, die Art der Gefühle, das dauert fort. Und weil der Mensch hier in der physischen Verkörperung alle diese Dinge bewußt nur erlebt, wenn er innerhalb seines physischen Leibes ist, so ist natürlich das Erlebnis all dieser im Astralleib befindlichen Kräfte wesentlich anders, wenn der Mensch durch das Gebiet durchgeht, das da liegt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Es ist dieses Erleben im wesentlichen durchzogen in normalen Fällen — es gibt davon viele Ausnahmen — in den ersten Zeiten nach dem Tode von einer gewissen Entbehrung, hervorgerufen dadurch, daß der Mensch in seinem Astralleibe leben muß, ohne daß ihm der physische Leib zur Verfügung steht. Der Mensch drängt darnach, noch seinen physischen Leib zu haben; das hält den Menschen eine kürzere oder längere Zeit — man darf es schon so nennen - im normalen Falle in der Sphäre der Erde zurück. Alles Kamaloka verläuft ja eigentlich in der Sphäre zwischen der Erde und der Mondenbahn; aber das eigentliche für den Menschen bedeutungsvolle Kamaloka verläuft viel näher der Erde als, sagen wir, der Mondenbahn." (Lit.: GA 140, S. 266f)

Solange wir auf Erden in einem physischen Leib verkörpert sind, wird das, was wir seelisch erleben, sehr wesentlich durch die sinnliche Außenwelt und die eigenen körperlichen Bedürfnisse bestimmt. Diese Erlebnisse hören mit dem Tod auf. Die sinnliche Wahrnehmung ist nicht mehr möglich und auch die unmittelbar durch den physischen Körper erregten Empfindungen, etwa das Hunger- oder Durstgefühl, verschwinden. Wenn uns hungert oder dürstet, heißt das ja nur, dass wir innerlich wahrnehmen, wie die eigenen Lebensprozesse durch mangelnde Nahrungszufuhr beeinträchtigt werden. Anders ist es allerdings, wenn sich der Feinschmecker nach dem anregenden Geschmack köstlicher Speisen sehnt. Dabei handelt es sich nicht um ein bloßes Hungergefühl, sondern der Feinschmecker hat während des Erdenlebens eine seelische Begierde nach bestimmten lustvollen Geschmackserlebnissen erworben. Diese seelische Begierde hat zwar keine unmittelbare körperliche Ursache, kann aber nur mittels des körperlichen Werkzeuges befriedigt werden. Das ist nach dem Tod nicht mehr möglich, aber die Seele sehnt sich dennoch weiterhin nach solchen Erlebnissen, und sie wird so lange darunter leiden, dass diese Sehnsüchte nicht mehr befriedigt werden können, bis sie sich dieser rein seelischen Begierden, die sich aber nur in einem physischen Leib ausleben können, entwöhnt hat.

"Am leichtesten erhält man von dem Zustande, in dem die Seele in der nächsten Zeit nach dem Tode lebt, eine Vorstellung durch folgende Überlegung. Man nehme ein ziemlich krasses Beispiel dazu: die Genüsse eines Feinschmeckers. Er hat seine Lust am Gaumenkitzel durch die Speisen. Der Genuß ist natürlich nichts Körperliches, sondern etwas Seelisches. In der Seele lebt die Lust und auch die Begierde nach der Lust. Zur Befriedigung der Begierde ist aber das entsprechende körperliche Organ, der Gaumen und so weiter, notwendig. Nach dem Tode hat nun die Seele eine solche Begierde nicht sogleich verloren, wohl aber hat sie das körperliche Organ nicht mehr, welches das Mittel ist, die Begierde zu befriedigen. Es ist nun –zwar aus einem anderen Grunde, der aber ähnlich, nur weit stärker wirkt – für den Menschen so, wie wenn er in einer Gegend, in der weit und breit kein Wasser ist, brennenden Durst litte. So leidet die Seele brennend an der Entbehrung der Lust, weil sie das körperliche Organ abgelegt hat, durch das sie die Lust haben kann. So ist es mit allem, wonach die Seele verlangt und das nur durch die körperlichen Organe befriedigt werden kann. Es dauert dieser Zustand (brennender Entbehrung) so lange, bis die Seele gelernt hat, nicht mehr nach solchem zu begehren, was nur durch den Körper befriedigt werden kann. Und die Zeit, welche in diesem Zustande verbracht wird, kann man den Ort der Begierden nennen, obgleich man es natürlich nicht mit einem «Orte» zu tun hat." (Lit.: GA 9, S. 111)

In den alten Überlieferungen wird immer wieder von einer solchen Läuterungszeit gesprochen, welche die Seele nach dem Tod durchzumachen hat, egal ob man sie nun gemäß der jüdisch-christlichen Tradition Fegefeuer nennt, oder der indischen Anschauung folgend als Kamaloka (wörtlich: Ort der Begierde) bezeichnet. Man sollte darin weniger ein göttlich verordnetes Strafgericht sehen, das wäre zu schulmeisterlich gedacht, sondern vielmehr einen notwendigen geistgemäßen Prozess, durch den die Seele den irdischen Verhältnissen entwächst und offen für ihr neues seelisch-geistiges Dasein wird, das ihrer innersten Natur eigentlich viel mehr entspricht. Dieser Prozess läuft ganz zwangsläufig ab, egal ob wir ihn aus unserem Wesenkern, aus unserem Ich her bejahen oder verneinen. Wenn die Seele also nach dem Tod der irdischen Begierden entkleidet wird, ist damit noch keineswegs gesagt, dass deswegen das Ich schon gelernt hat, diesen freiwillig zu entsagen. Die freie Wahl, sich der Begierde hinzugeben oder sie zu vermeiden, ist nur während des Erdenlebens möglich, wo diese Begierde grundsätzlich auch immer wieder befriedigt werden kann. Und diese freie Wahl allein entscheidet eigentlich über den moralischen Wert des Menschen. Daraus erhellt sich die einzigartige Bedeutung des irdischen Daseins. Ein Ort der beständigen Versuchung ist die Erde für den Menschen, zugleich aber auch ein Ort, der uns ermöglicht, uns moralisch zu bewähren. Mit dem Tod wird die große Summe unseres Lebens gezogen; mit der moralischen Qualität, die wir uns bis dahin erworben haben, müssen wir unseren Weg in das körperlose Dasein antreten. Von nun an vermögen wir daran nichts mehr zu ändern. Unser eigener moralischer Wert kann nicht mehr erhöht oder vermindert werden. Dafür aber lernen wir nun, den erreichten moralischen Reifegrad immer besser einzuschätzen. Die Selbsterkenntnis ist nach dem Tod radikal und beleuchtet die verborgensten Winkel unseres Seelenlebens.

„Die Erlösung ist kein Werk des Enthusiasmus, sondern einer Liebe, die Wahrheit ist. Gottes Gnade ist alles; aber nicht so, daß deswegen die irdische Tat, das Fehlen im Gefüge des Lebens, die Schiefheit und Lücke im Sein einfach nichts wären. Sie sind etwas, und zwar vor Gott, welcher die Wahrheit ist. Und seine Liebe besteht nicht darin, die endlichen Mängel wegzufegen, sondern sie in die Wahrheit zu bringen und aufzuarbeiten; jeden von ihnen, auch den kleinsten; und jeden ganz, bis in die letzte Tiefe und die feinste Faser.

Wie soll das aber geschehen, wenn die Zeit vorüber ist, und der Mensch nichts mehr tun kann?

Er kann leiden, antwortet die Kirche. Und zwar kommt sein Leiden aus seinem Zustande selbst und ist zugleich dessen Überwindung.

Wenn ein solcher Mensch ins Licht Gottes tritt, sieht er sich mit dessen Augen. Er liebt Gottes Heiligkeit und haßt sich selbst, weil er ihr widerspricht. Sein Zustand dringt ihm ins Gefühl. Was er vorher nur war, vielleicht ahnte, erlebt er jetzt. Er durchlebt sich als den, der er vor Gott ist, und das muß ein unausdenkbarer Schmerz sein. Aber dieser Schmerz wirkt. In ihm läutert sich die Gesinnung und zieht ihre Konsequenzen, bis sie ihr Maß des guten Willens erreicht hat. Sie dringt in die lebendigen Kräfte und durchglüht sie, bis sie ganz von ihr erfaßt und in reine Bereitschaft gelangt sind. Sie durchwaltet das Sein, bis der Mensch nicht nur gut will, sondern das Gute als Form seiner Wirklichkeit gewonnen hat. In diesem Werden sind Sterben und Aufleben zu einem wunderbaren und erschreckenden Geheimnis verbunden. Immerfort wird ein Tod erlitten, aus dem sich das neue Leben erhebt.

Selbst auf die Leere des Nichtgetanen erstreckt sich dieses Geschehen. Nicht so, daß es bewirkte, was nicht getan worden ist, sei es nun doch; das wäre Zauberei. Es muß aber das geben, daß in der Hingabe des Geschöpfes an den umschaffenden Willen Gottes das Versäumte nachgeholt wird, sonst bleibt auf dem Grunde von Allem Verzicht oder Verzweiflung. Das nicht bestandene Leiden muß nachbestanden, die nicht erkannte Wahrheit muß nacherkannt, die nicht vollbrachte Liebe muß nachvollbracht werden können. Nicht als Ersatz, Einmaliges ist nicht zu ersetzen; aber es gibt Hinweise auf dieses Geheimnis der Nachholbarkeit. Vor allem die Reue. Echte Reue ist kein bloßer Schmerz über das Verfehlte; der würde nur den Mangel unterstreichen. Auch kein bloßer Wille, es das nächstemal besser zu machen; der würde das Geschehene stehen lassen. In der Reue nimmt der Mensch das Gewesene auf, durchdringt es erkennend und beurteilend, mit Verstand und Willen und Gesinnung - aber vor Gott, dem Lebendigen und Heiligen [...]

»Gericht« bedeutet, daß der Mensch im heiligen Lichte Gottes sich ganz sieht: die Zustände und die Ursachen, das Zufällige und das Wesentliche, das Äußere, Innere und Innerste, das bisher schon Gekannte und das Verborgene, ob es nun bloß zu tief lag, oder vergessen war, oder verdrängt und zugeschüttet wurde - alles. Und er sieht es ohne jeden Schutz. Was sonst unempfindlich macht: Stolz, Eitelkeit, Ablenkung, Gleichgültigkeit - alles das ist weg. Er ist ganz offen, ganz fühlend, ganz gesammelt. Und er will. Er steht auf Seiten der Wahrheit gegen sich selber. Er ist bereit, seinem eigenen Leben, all dem Versäumten, Halben, Wirren darin standzuhalten. In einem geheimnisvollen Leiden stellt das Herz sich der Reue zur Verfügung und überliefert sich so der heiligen Macht des Schöpfergeistes. Daraus wird das Versäumte neu geschenkt. Das Falschgemachte wird in Ordnung gerückt. Das Böse umgelebt und ins Gute hinübergebracht. Nicht äußerlich verbessernd, sondern so, daß alles durch das in der Reue wirkende Geheimnis der umschaffenden Gnade hindurchgeht und neu ersteht.

Das ist die Läuterung, von der die Kirche spricht.“

Romano Guardini: Die letzten Dinge, S. 50ff.
Darstellung des Fegefeuers in der elsässischen Legenda Aurea von 1419, Universitätsbibliothek Heidelberg.

Nach und nach enthüllen sich dem Toten so die tieferen Bereiche des Seelenlebens, die während des irdischen Daseins weitgehend nur unterbewusst erlebt wurden. Eine Umwendung des ganzen seelischen Erlebens findet gleichsam statt. Was wir während des Erdenlebens wach bewusst erlebt haben, wird nach dem Tod weitgehend bedeutungslos, während alle die Erlebnisse, die wir auf Erden mehr oder weniger verschlafen haben, nun immer deutlicher vor das Bewusstsein gerückt werden. Schichte für Schichte unseres Seelenlebens wird nun gleichsam abgetragen und bewusst gemacht. Wenn das Lebenspanorama, das uns einen Gesamtüberblick über die äußeren Ereignisse des vergangenen Lebens gegeben hat, wenige Tage nach dem Tod weitgehend abgeklungen ist, beginnen wir auf die inneren Seelenerlebnisse zurückzuschauen, und zwar zeitlich rückläufig, beginnend mit dem Moment des Todes. Immer weiter schauen wir so Schritt für Schritt zurück auf all die tieferen seelischen Empfindungen, die während des abgelebten irdischen Daseins unbewusst durch unsere Seele gezogen sind, bis wir das Tor der Geburt bzw. Empfängnis erreichen.

Bedeutsam sind da vor allem jene Seelenerlebnisse, die uns während des irdischen Lebens mit unseren Mitmenschen verbunden haben. Für unser oberflächliches Alltagsbewusstsein mag es ja so scheinen, als könnten wir nicht mit erleben, was in der Seele der Menschen, denen wir begegnen, vorgeht. Es scheint, als könnten wir sie nur ganz äußerlich betrachten und erschließen daraus vielleicht ganz vage, was ihr Gemüt bewegen könnte. Tatsächlich tauchen wir aber bei jeder Begegnung mit einem anderen Menschen unbewusst sehr tief in dessen Seelenleben ein, so sehr, dass sich unsere Seele für kurze Momente immer wieder geradezu in die seelische Eigenart und Erlebnisweise des Mitmenschen verwandelt. Bewusst werden uns von diesen bedeutsamen Erlebnissen aber meist nur ganz leise Reflexe, durch die wir uns dem einen Menschen zugetan fühlen, einem anderen gegenüber geradezu eine instinktive Antipathie entwickeln. Das hängt meist sehr stark davon ab, wie weit unsere verborgenen seelischen Gewohnheiten mit denen unserer Mitmenschen zusammenstimmen. Eigentlich vollzieht sich jeder soziale Kontakt so, dass wir uns rhythmisch abwechselnd ganz in die Seele des anderen versenken und uns dann wiederum ganz in unser Eigenwesen zurückziehen. Wenn wir etwa einem anderen Menschen mit heftiger Antipathie entgegentreten, dann erleben wir bewusst nur diese unsere Ablehnung. Unbewusst leben wir uns aber auch in die andere Seele ein und spüren den Schmerz oder Zorn, den wir durch unsere Ablehnung ausgelöst haben. Dass wir das heute alles nicht bewusst mitbekommen, hat schon seinen guten Grund. Wir würden uns sonst sehr leicht die Grenzen zwischen unserem seelischen Eigenwesen und dem unserer Mitmenschen zu einem einzigen kollektiven Bewusstseinstrom verschwimmen. Wir würden sehr leicht uns selbst verlieren, wie das ähnlich auch im Traumbewusstsein geschieht. In älteren Zeiten, wo bei den meisten Menschen das Individualbewusstsein noch nicht sehr stark ausgebildet war, lebte man auch tatsächlich sehr viel stärker in diesem traumartigen kollektiven Bewusstsein und noch kaum in sich selbst. Heute muss das Selbstbewusstsein immer mehr ausgebildet werden, wodurch wir allerdings Gefahr laufen, uns ganz in unserem Ego zu verhärten. Dadurch würden letztlich alle sozialen Bindungen, die sich einstmals ganz instinktiv aus dem kollektiven Bewusstsein ergeben haben, zerstört werden und die Menschheit müsste sich in einem unaufhörlichen Kampf aller gegen alle aufreiben. Ansätze dazu sind ja heute bereits genug zu bemerken. Abhilfe dagegen kann aber sicher nicht dadurch geschaffen werden, dass wir unser mühsam erworbenes Selbstbewusstsein wieder aufgeben; wir können nicht mehr zu dem alten kollektiven Empfinden zurückkehren. Vielmehr muss unser Selbstbewusstsein einmal so stark werden, dass es sich voll und ganz in die Seele des anderen versenken kann und doch jedes Mal wieder zu sich selbst zurückfindet. Das erfordert allerdings sehr viel seelische Kraft, ist aber die einzige reale Hoffnung für ein gesundes künftiges soziales Zusammenleben, das nicht mehr auf unbewusste Instinkte, sondern auf waches Mitgefühl gegründet ist.

All das, was wir so heute noch weitgehend verschlafen, kommt uns im Leben nach dem Tod um so deutlicher zu Bewusstsein.

"Also darauf kommt es nicht an bei der Prüfung unserer Kamalokazeit, ob unsere Wünsche, Begierden, Leidenschaften und so weiter im Oberwusstsein, im Ich-Bewusstsein sind, sondern ob sie auch im astralischen, im Unterbewusstsein sind. Beide wirken in gleicher Weise nach dem Tode, und die Wünsche und Begierden, die wir verhüllt haben hier im Leben, die wirken eigentlich noch intensiver nach dem Tode." (Lit.: GA 140, S. 113)

Was wir auch immer an seelischen Wirkungen in anderen Seelenwesen erregt haben, werden wir dann sehr intensiv nacherleben. Alle Freude und Heiterkeit, die wir ihnen schenken konnten, leuchtet uns auf, aber all die Schmerzen und Leiden, die wir ihnen zugefügt haben. Wenn wir andere Menschen gekränkt, beleidigt oder verletzt haben, werden wir all das nach dem Tod genau so erleben als wäre es uns selbst geschehen. Und das betrifft wirklich alle beseelten Wesen, mit denen wir im Erdenleben zu tun hatten, also nicht nur unsere Mitmenschen, sondern auch die Tiere, denen wir Lust oder Leid bereitet haben. Was dann in der Seele eines Toten vorgehen mag, der sich während seines Erdenlebens im „Dienste der Wissenschaft“ zu grausamen Tierversuchen hergegeben hat, kann man sich vielleicht ausmalen. Alle diese Erlebnisse lehren uns jedenfalls sehr bald unseren eigenen moralischen Wert treffend und schonungslos zu beurteilen. Ändern können wir in unserem körperlosen Dasein daran zunächst nichts – darauf wurde bereits hingewiesen. So wie wir nur auf Erden schuldig werden können, so ist es uns auch nur im irdischen Leben möglich, aus eigener Kraft Wiedergutmachung zu üben und unsere Mitgeschöpfe seelisch in dem Maße zu fördern, in dem wir sie zuvor geschädigt haben.

Das Kamaloka an der Grenze der physisch-ätherischen und der astralen Welt

Das Kamaloka ist dort, wo sich die drei obersten Bereiche der physisch-ätherischen Welt (Lichtäther, Klangäther und Lebensäther) mit den drei untersten Regionen der Astralwelt (Begierdenglut, fließende Reizbarkeit und Region der Wünsche) überschneiden; das ist zugleich die sublunare Sphäre:

"Wenn wir vom physischen Plan ausgehen, so haben wir hier (es wird gezeichnet) sieben Unterabteilungen des physischen Planes; dann kämen sieben Unterabteilungen des Astralplanes. Von diesen fallen die drei untersten mit den drei obersten des physischen Planes zusammen. Wir müssen den Astralplan mit dem physischen Plan so zusammengeschoben betrachten, daß die drei obersten Partien des physischen Planes zugleich die drei untersten Partien des Astralplanes sind. Wir können von einer Randzone sprechen, das ist die, welche unsere Seelen nach dem Tode nicht verlassen können, wenn sie durch Begierden noch an die Erde gefesselt sind. Man nennt sie Kamaloka." (Lit.: GA 101, S. 223)

Kamaloka
Kamaloka


physisch-ätherische Welt Astralwelt
Region des Seelenlebens
Region der tätigen Seelenkraft
Region des Seelenlichtes
Region von Lust und Unlust
Lebensäther Region der Wünsche
Klangäther Region der fließenden Reizbarkeit Kamaloka
Lichtäther Region der Begierdenglut
Feuer/Wärmeäther
Luft
Wasser
Erde

Erdgebundene Tote

Hauptartikel: Erdgebundene Tote

In manchen Fällen werden die Toten länger als üblich an die Erdensphäre gebunden. Oft wird dieses für den Toten nur schwer zu ertragende Erlebnis dadurch verursacht, dass der Mensch es während des Erdenlebens versäumt hat, sich Begriffe und Vorstellungen zu bilden, die über das irdische Dasein hinausreichen. Es können aber auch Sorgen für zurückgelassene Freunde, Verwandte und Kinder oder unerfüllte Aufgaben sein, die den Toten noch lange an das Erdendasein fesseln. Man kann dann den Toten helfen, indem man ihre Aufgaben und Pflichten übernimmt. Für die Erde selbst und die hier zurückgelassenen Menschen stellen die erdgebundenen Toten ein großes Problem dar, denn „vieles von dem, was an zerstörenden Kräften wirkt innerhalb der Erdensphäre, kommt von solchen in diese Erdensphäre gebannten Toten.“ (Lit.: GA 182, S. 20)

"Seelen, welche überhaupt nicht viel von dem entwickelt haben, was Empfindungen und Gefühle sind, die sozusagen über das Erdenleben hinausgehen, bleiben auch recht lange mit der Sphäre des Erdenlebens verbunden, verbunden durch ihr eigenes Begehren. Wenn ein Mensch — das ist ja sogar, man möchte sagen, äußerlich leicht einzusehen — ein ganzes Leben nur solche Gefühle und Empfindungen in sich ausgebildet hat, die sich durch Leibesorgane, durch Verhältnisse der Erde befriedigen lassen, dann kann er auch nicht anders, als eine gewisse längere Zeit mit der Sphäre der Erde verbunden bleiben. Man kann durch ganz andere Triebe und Begierden noch, als man gewöhnlich wähnt, mit der Erdensphäre verbunden bleiben. Zum Beispiel recht ehrgeizige Menschen, denen es besonders darum zu tun ist, innerhalb der Erdenverhältnisse dieses oder jenes zu gelten, die den allergrößten Wert darauf legen, solche Geltung zu haben, die von Urteilen innerhalb der Erdenmenschheit abhängig ist, die entwickeln damit auch in ihrem Astralleibe einen Affekt, der sie längere Zeit sozusagen zu erdgebundenen Seelen macht. Es gibt mannigfaltige Gründe, welche den Menschen so in der Erdensphäre zurückhalten. Und das weitaus meiste, was auf medialem Wege aus den geistigen Welten für die Menschen vermittelt wird, das stammt eigentlich aus solchen Seelen und ist im wesentlichen das, was diese Seelen abzustreifen streben.

Es braucht nicht einmal immer daran gedacht zu werden, daß solche Seelen durch ganz unedle Motive, obwohl das meist der Fall ist, an die Erde gebunden bleiben; es können auch Sorgen sein, welche für das empfunden werden, was man auf der Erde zurückgelassen hat. Solche Sorgen für zurückgelassene Freunde, Verwandte, Kinder, können auch in gewisser Weise wie eine Art Schwere wirken und die Seele in der Erdensphäre zurückhalten. Und es ist gut, gerade auch auf diesen Punkt das Augenmerk zu lenken, aus dem Grunde nämlich, weil wir, wenn wir diesen Punkt berücksichtigen, auch dadurch den Toten in einer gewissen Weise helfen können. Wenn wir wissen, daß zum Beispiel ein Hingestorbener diese oder jene Sorge für Lebende empfinden kann - und man kann ja in dieser Beziehung gar manches wissen —, so ist es gut für die weitere Entwickelung des Toten, diese Sorge ihm abzunehmen. Man erleichtert das Leben eines Toten in der Tat dadurch, daß man ihm zum Beispiel abnimmt die Sorge um ein Kind, das er unversorgt zurückgelassen hat. Wenn man also etwas tut für das Kind, so nimmt man in der Tat dem Toten eine Sorge ab, und es ist dies gerade ein rechter Liebesdienst. Denn stellen wir uns nur einmal die Situation vor. Solch ein Toter hat ja nicht die Mittel an der Hand, seinen Sorgen auch tatsächlich abzuhelfen; er kann oftmals nicht das tun, was die Lage irgendeines zurückgelassenen Kindes, Verwandten, Freundes, erleichtern könnte von seiner Welt aus, und er ist oftmals — das ist ein in vielen Fällen außerordentlich bedrückendes Gefühl für den seherischen Beobachter — verurteilt, diese Sorge so lange zu tragen, bis sich von selbst oder durch Umstände die Lage des Zurückgelassenen bessert. Wenn wir also etwas dazu tun, sie zu bessern, so ist die Folge diese, daß wir dem Toten einen rechten Liebesdienst erwiesen haben. Es ist oftmals sogar beobachtet worden, daß irgendeine Persönlichkeit hingestorben ist, die sich das oder jenes für das Leben noch vorgenommen hatte. Sie hing an einem solchen Vorsatz. Wir helfen ihr, wenn wir versuchen, unsererseits das zu tun, was sie gerne getan hätte. Das alles sind Dinge, die eigentlich gar nicht schwierig zu begreifen sind, die aber wirklich einmal ins Auge gefaßt werden sollen, weil sie mit der seherischen Beobachtung durchaus übereinstimmen.

Nun gibt es ja noch sehr viele Dinge, welche den Menschen lange festhalten können sozusagen in der Äthersphäre der Erde. Dann aber wächst er über diese Äthersphäre hinaus, und zum Teil habe ich ja schon geschildert, wie dieses Hinauswachsen geschieht." (Lit.: GA 140, S. 267f)

Literatur

Glomer.com - alle lieferbaren Bücher  Hier finden sie eine Zusammenstellung von Büchern zum Thema „Sterben, Tod und geistiges Leben
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelanchweise

  1. Der Begriff des „Fegefeuers“, in dem die lässlichen Sünden geläutert werden, wurde von Papst Gregor dem Großen (* um 540; † 12. März 604) in die christliche Theologie eingeführt.