Seele und Apokalyptische Siegel: Unterschied zwischen den Seiten

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[[File:Frederic Lord, Leighton - The Bath of Psyche - Google Art Project.jpg|mini|[[Wikipedia:Frederic Leighton|Frederic Leighton]]: ''The Bath of Psyche'', 1890]]
Die '''Apokalyptischen Siegel''' wurden nach Angaben [[Rudolf Steiner]]s für den [[Münchner Kongreß (1907)|Kongreß der «Föderation europäischer Sektionen der Theosophischen Gesellschaft»]], der vom 18. - 21. Mai 1907 in München stattfand, von Frl. [[Clara Rettich]] gestaltet. Die zwischen den Siegelbildern befindlichen [[Planetensäulen]] wurden von [[Karl Stahl]] ausgeführt.  
Die '''Seele''' (von [[Wikipedia:Urgermanisch|urgerm.]] ''*saiwalō'' bzw. ''*saiwlō'', vermutlich abgeleitet von ''*saiwaz'', "[[See]]"; {{EnS|soul}}), von den [[Griechisch-Lateinische Kultur|Griechen]] in der [[Wikipedia:Antike|Antike]] '''[[Psyche]]''' ([[Wikipedia:Altgriechische Sprache|griech.]] {{Polytonisch|ψυχή}}, psychḗ = ''[[Atem]], Atemhauch''; [[Latein|lat.]] anima) genannt und darum glegentlich auch als [[Atemseele]] bezeichnet, ist jenes [[Wesensglied]] des [[Mensch]]en, das seine [[leib]]liche und [[geist]]ige [[Existenz]] miteinander verbindet. Sie gliedert sich in drei in der [[Aura]] unterscheidbare Teile. Ihre leibgebundenen Anteile, nämlich die [[Empfindungsseele]], die [[Verstandes- oder Gemütsseele]] und auch der der [[Sinneswelt]] zugewandte Teil der [[Bewusstseinsseele]] unterliegen der [[Sterblichkeit]]; nur der dem [[Geist]] zugewandte Teil der Bewusstseinsseele ist [[unsterblich]]. Dieser unsterbliche Teil der Seele ist aber nicht von vornherein und unverlierbar gegeben, sondern muss aktiv errungen und bewahrt werden (siehe → [[#Unsterblichkeit der Seele|Unsterblichkeit der Seele]]).


Die von dem byzantinischen Patriarchen [[Wikipedia:Photius I.|Photius I.]] vertretene '''Zwei-Seelen-Lehre''', gemäß der dem [[Mensch]]en eine höhere, unsterbliche [[Geist]]-Seele und eine irdische, vergängliche Seele eigen sind, wurde [[869]] auf dem [[Viertes Konzil von Konstantinopel|vierten Konzil von Konstantinopel]] mit dem Bannfluch belegt. Die Lehre von der [[Trichotomie]], wonach der Mensch aus [[Geist]], Seele und [[Leib]] bestehe, gilt seitdem in der [[Wikipedia:Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]] als [[Häresie]]. An ihre Stelle trat die [[Dichotomie]], die dem Menschen nur mehr [[Leib]] und Seele zugesteht und seinen selbstständigen [[Geist]] leugnet. Damit wurde, wie sich [[Rudolf Steiner]] öfters ausdrückt, „der Geist abgeschafft“.
== Die Bedeutung der Siegelbilder ==


Nach [[anthroposophisch]]er Auffassung ist es aber gerade der [[Unsterblichkeit|unsterbliche]] [[Individuum|individuelle]] [[Geist]], das [[Ich]] des [[Mensch]]en, das sich wiederverkörpert und, von Ausnahmefällen abgesehen<ref>Vgl. dazu das [[Prinzip der spirituellen Ökonomie]].</ref>, ''nicht'' die weitgehend vergängliche Seele, die sich nach dem [[Tod]] durch ihre [[Läuterung]] im [[Kamaloka]] ([[Fegefeuer]]) und in den höheren Bereichen der [[Seelenwelt]] bis auf ihren unvergänglichen Rest in der allgemeinen [[Astralwelt]] zerstreut und für die nächste irdische [[Inkarnation]] weitgehend neu und mit anderen Eigenschaften wieder aufgebaut werden muss. Die Lehre von der [[Reinkarnation]] des Geistes ist darum auch streng zu unterscheiden von  der [[Seelenwanderung]] oder [[Metempsychose]]. Der [[Leib]] unterliegt der [[Vererbung]], die Seele dem in früheren Erdenleben selbstgeschaffenen [[Schicksal]] ([[Karma]]) und der [[Geist]] entwickelt sich durch die aufeinanderfolgenden Inkarnationen weiter.
[[Datei:Apokalyptische Siegel Eliphas Levi.jpg|mini|„Die sieben Siegel des Heiligen Johannes“, in: [[Éliphas Lévi]]: ''Dogme et rituel de la haute magie'', Band 2, Paris 1861, S. 364 ]]


[[Platon]] empfand noch ganz im orientlisch-vorchristlichen Sinn den Leib als Kerker oder gar als [[Grab]] der Seele ({{ELSalt|τὸ μὲν σῶμά ἐστιν ἡμῖν σῆμα}} ''to men soma estin hemin sema'', wörtlich: „Der Körper ist für uns ein Grab.“<ref>Gorgias 493a2-3</ref>), wodurch sie sich erst im [[Leben zwischen Tod und neuer Geburt|leibfreien Zustand nach dem Tod]] voll entfalten und in die [[Ewigkeit]] aufschwingen könne. Im [[Christentum]] hingegen erscheint - im schroffen Gegensatz dazu - gerade die inhärente und unauflösliche Leibbezogenheit<ref>Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das im [[Lukasevangelium]] überlieferte [[Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus]], insofern es als eine der wenigen [[Bibel|biblischen]] Stellen eine konkrete Vorstellung vom Dasein der [[Tote]]n in der [[Scheol]], der [[Unterwelt]], gibt und die Seelen hier in durchaus [[körper]]licher [[Gestalt]] und nicht als leibbefreite [[Freiseele]]n gezeichnet werden. Sie erscheinen als konkrete [[Mensch]]en, die sehen und hören, Schmerzen erleiden oder Freude empfinden können. Schon im frühen [[Christentum]] wurde daher dieses Gleichnis gerne als Argument gegen die [[platon]]ische Seelenlehre und die an diese anknüpfende [[Gnosis]] verwendet, die die [[Erlösung]] der Seele gerade in ihrem leibbefreiten Dasein sah. Entsprechd charakterisiert schon [[Tertullian]] († um 220) die Seele so:
Bei den sieben apokalyptischen Siegeln handelt es sich gemäß der [[Okkultismus|okkulten]] Tradition ''nicht'' unmittelbar um jene [[Siegel]], die bei der Öffnung des in {{BB|Off|5|1-14|LUT}} genannten [[Das Buch mit den sieben Siegeln|Buches mit den sieben Siegel]] erbrochen werden. Vielmehr spannen die apokalyptischen Siegel einen viel weiteren Bogen und geben die [[Imagination|imaginativ]] geschauten [[astralisch]]en [[Urbild]]er der gesamten [[Menschheitsentwicklung]] auf der Erde in [[sinnbild]]licher Form wieder. Die [[Kapitell]]e der sieben [[Planetensäulen]] stellen hingegen die nur durch [[Inspiration]] fassbare Ebene der geistigen Urtöne bzw. Urkräfte in plastischen Formen dar. Durch ihre [[Formverwandlung]] von Säule zu Säule geben sie ein lebendiges Bild der [[Weltentwicklungsstufen|Planetarischen Weltentwicklungsstufen]]. Aufgrund der beschränkten Möglichkeiten konnten die Säulen für den Kongress in München allerdings zunächst nur malerisch ausgeführt werden. Erst in den Jahren [[1908]]/[[1909|09]] wurden die Motive der Planetensäulen in dem nach den Ideen [[Rudolf Steiner]]s errichteten [[Modellbau in Malsch]] verwirklicht. In voller Größe wurden sie erst für das [[Erstes Goetheanum|Erste Goetheanum]] geschaffen.


{{Zitat|Wir beschreiben also die Seele als entstanden aus Gottes Hauch, unsterblich, wesenhaft, körperlich, von abbildungsfähiger Gestalt, der Substanz nach einfach, durch sich empfindend, in verschiedener Weise fortschreitend, freien Willens, Zufälligkeiten ausgesetzt, von wechselnder Geistesrichtung und Anlage, vernünftig, herrschend, mit Ahnungsvermögen begabt und aus einer Seele hervorgehend.|Tertullian|''Über die Seele (De anima)'', Cap. 22|ref=[http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1909-21.htm]}}
Beim Entwurf der ersten sechs Siegelbilder orientierte sich [[Rudolf Steiner]] an den Bildsiegeln zur Apokalypse, die der französische [[Okkultist]] [[Éliphas Lévi]] (1810-1875) in seinem Werk ''Dogme et rituel de la haute magie'' gezeigt hatte.<ref>[[Éliphas Lévi]]: ''Dogme et rituel de la haute magie'', Band 2, Paris 1861, S. 364 [https://archive.org/details/b24884340_0002/page/n7/mode/2up archive.org]</ref> Das siebente Siegel, das den Bezug zum [[Neues Jerusalem|Neuen Jerusalem]] herstellt, gestaltete Steiner ganz eigenständig.<ref>Bernd Lampe: ''Das Buch mit den sieben Siegeln'', in: ''[[Das Goetheanum]]'' Nr. 7, 14. Frebruar 2014, S. 5 ff.</ref> Über die tiefere Bedeutung der Siegelbilder sagte er:


Tertullian beschreibt in den folgenden Kapitel sehr detailreich, wie die Seele bei der Zeugung zugleich mit dem Leib erzeugt wird, indem dabei der göttliche Hauch, den einst [[Adam]] empfangen hat, von Generation zu Generation weitergegeben wird (siehe dazu [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1909-26.htm De anima 27]).</ref> der Seele als ihre zentrale Wesenseigenschaft, die sie erst zur wahrhaft ''menschlichen'' Seele macht. Für [[Thomas von Aquin]] ist ihre wesentlichste Bestimmung, entsprechend des [[Aristoteles|aristotelischen]] [[Hylemorphismus]], [[Form]] des [[Körper]]s zu sein ({{laS|''anima forma corporis''}})<ref>siehe dazu auch: [https://epub.ub.uni-muenchen.de/10042/1/10042.pdf Richard Heinzmann: ''Anima unica forma corporis - Thomas von Aquin als Überwinder des platonisch-neuplatonischen Dualismus''] in ''Philosophisches Jahrbuch'', 93. Jahrgang, Verlag Karl Alber, Freiburg/München 1986, S. 236ff</ref>. Als unsterbliche [[Substanz]] bleibt sie zwar nach dem Tod erhalten, doch kann sie leiblos nicht ihr volles Potential entfalten und verliert ihr [[Person]]-Sein<ref>„Die vom Leibe getrennte Seele ist eine einzelne für sich bestehende Substanz der vernünftigen Natur. Sie ist aber nicht «Person».“ ([http://www.unifr.ch/bkv/summa/kapitel30-1.htm Summe der Theologie I 29,1,V])</ref>, das sie nur ''im''<ref>''im'' Leib, aber nicht ''durch'' den Leib</ref> Leib hat. Sie hat daher nach dem Tod eine mindere Daseinsweise als im verkörperten Zustand und erfährt ihre Vollendung erst durch die [[Auferstehung des Leibes]], die durch die alles übersteigende [[Liebe]] und [[Gnade]] [[Gott]]es dadurch möglich wird, dass Gott selbst in [[Jesus Christus]] Mensch geworden, durch den [[Tod]] auf [[Golgatha]] geschritten und am dritten Tage wieder auferstanden ist.
{{GZ|Sie sind nicht beliebige «Sinnbilder», welche man verstandesmäßig deuten kann, sondern geisteswissenschaftliche «Schriftzeichen», die so genommen werden müssen, wie es der wahren Geisteswissenschaft entspricht. Diese erfindet nicht aus dem Verstande oder der willkürlichen Phantasie heraus solche «Zeichen», sondern gibt in ihnen nur wieder, was der geistigen Wahrnehmung in den übersinnlichen Welten wirklich als Anschauung vorliegt. Keine Spekulation, keine – wenn auch noch so geistreiche – Verstandeserklärung ist gegenüber solchen Zeichen angebracht, da sie eben nicht ausgedacht sind, sondern lediglich eine Beschreibung dessen liefern, was der sogenannte «Seher» in den unsichtbaren Welten wahrnimmt. Bei den hier wiedergegebenen Zeichen handelt es sich um die Beschreibung von Erlebnissen der «astralen» und der «geistigen» (devachanischen) Welt. Die «Siegel» der ersten sieben Tafeln stellen solche wirkliche Tatsachen der astralen Welt dar, und die sieben «Säulen» ebensolche der geistigen Welt. Während aber die Siegel unmittelbar die Erlebnisse des «geistigen Schauens» wiedergeben, ist das bei den sieben Säulen nicht in gleicher Art der Fall. Denn die Wahrnehmungen der geistigen Welt lassen sich nicht mit einem «Schauen», sondern eher mit einem «geistigen Hören» vergleichen. Bei diesem muß beachtet werden, daß man es nicht zu sehr dem «Hören» in der physischen Welt ähnlich denken soll, denn obwohl es sich damit vergleichen läßt, ist es ihm doch sehr unähnlich. In einem Bilde lassen sich die Erlebnisse dieses geistigen Hörens nur ausdrücken, wenn man sie aus dem «Tönen» in die Form übersetzt. Das ist bei diesen «Säulen» geschehen, deren Wesen aber nur verständlich ist, wenn man sich die Formen plastisch (nicht malerisch) denkt.


Ihrer [[Substanz|substanziellen]] Natur nach entstammt die Seele dem [[Astralleib]], der sich seinerseits aus der [[Astralwelt]] herausgegliedert hat. Die Seele ist das Organ des [[Bewusstsein]]s, der [[Trieb]]e und [[Empfindung]]en und der menschlichen [[Seelenfähigkeiten]] des [[Denken]]s, [[Fühlen]]s und [[Wollen]]s, die das [[Seelenleben]] bestimmen. [[Kunst|Künstlerisch]] wird sie meist in [[weiblich]]er Gestalt dargestellt.
Im Sinne der Geisteswissenschaft sind die Ursachen zu den Dingen der physischen Welt im Übersinnlichen, Unsichtbaren gelegen. Was sich physisch offenbart, hat seine Urbilder in der astralischen Welt und seine geistigen Urkräfte (Urtöne) in der geistigen Welt. Die sieben Siegel geben die astralischen Urbilder der Menschheitsentwicklung auf der Erde im Sinne der Geisteswissenschaft. Wenn der «Seher» auf dem «Astralplane» diese Entwicklung in die Zeiten ferner Vergangenheit und ferner Zukunft verfolgt, so stellt sich ihm diese in den gegebenen sieben Siegelbildern dar. Er hat nichts zu erfinden, sondern lediglich die von ihm geistig wahrgenommenen Tatsachen zu verstehen...|284|91}}


== Die Seele als Innenwelt ==
{{GZ|Das bedeutsamste der Symbole und Sinnbilder, das wir überhaupt haben und das als solches
<div style="margin-left:20px">
von allen Okkultisten aller Zeiten anerkannt worden ist, das ist der Mensch selbst. Der Mensch
"Als eigene Innenwelt ist die seelische Wesenheit des Menschen von seiner Leiblichkeit verschieden. Das Eigene tritt sofort entgegen, wenn man die Aufmerksamkeit auf die einfachste Sinnesempfindung lenkt. Niemand kann zunächst wissen, ob ein anderer eine solche einfache Sinnesempfindung in genau der gleichen Art erlebt wie er selbst. Bekannt ist, daß es Menschen gibt, die farbenblind sind. Solche sehen die Dinge nur in verschiedenen Schattierungen von Grau. Andere sind teilweise farbenblind. Sie können daher gewisse Farbennuancen nicht wahrnehmen. Das Weltbild, das ihnen ihr Auge gibt, ist ein anderes als dasjenige sogenannter normaler Menschen. Und ein Gleiches gilt mehr oder weniger für die andern Sinne. Ohne weiteres geht daraus hervor, daß schon die einfache Sinnesempfindung zur Innenwelt gehört. Mit meinen leiblichen Sinnen kann ich den roten Tisch wahrnehmen, den auch der andere wahrnimmt; aber ich kann nicht des andern Empfindung des Roten wahrnehmen. – Man muß demnach die Sinnesempfindung als Seelisches bezeichnen. Wenn man sich diese Tatsache nur ganz klar macht, dann wird man bald aufhören, die Innenerlebnisse als bloße Gehirnvorgänge oder ähnliches anzusehen. – An die Sinnesempfindung schließt sich zunächst das Gefühl. Die eine Empfindung macht dem Menschen Lust, die andere Unlust. Das sind Regungen seines inneren, seines seelischen Lebens. In seinen Gefühlen schafft sich der Mensch eine zweite Welt zu derjenigen hinzu, die von außen auf ihn einwirkt. Und ein Drittes kommt hinzu: der Wille. Durch ihn wirkt der Mensch wieder auf die Außenwelt zurück. Und dadurch prägt er sein inneres Wesen der Außenwelt auf. Die Seele des Menschen fließt in seinen Willenshandlungen gleichsam nach außen. Dadurch unterscheiden sich die Taten des Menschen von den Ereignissen der äußeren Natur, daß die ersteren den Stempel seines Innenlebens tragen. So stellt sich die Seele als das Eigene des Menschen der Außenwelt gegenüber. Er erhält von der Außenwelt die Anregungen; aber er bildet in Gemäßheit dieser Anregungen eine eigene Welt aus. Die Leiblichkeit wird zum Untergrunde des Seelischen." {{Lit|{{G|9|30f}}}}
wurde und wird immer genannt ein Mikrokosmos, eine kleine Welt. Und das mit Recht, denn
</div>
wer den Menschen genau und intim kennenlernt, wird sich immer mehr darüber klar, daß in
ihm in einer, man könnte sagen, Verkleinerung alles, alles enthalten ist, was in der übrigen
Natur draußen ausgebreitet ist. Das ist zunächst vielleicht schwer zu verstehen, aber wenn Sie
darüber nachdenken, werden Sie begreifen, was damit gemeint ist: Es finden sich im Menschen,
als eine Art Extrakt, Auszug aus der übrigen Natur, alle Stoffe und Kräfte. Wenn Sie irgendeine
Pflanze hinsichtlich ihrer Wesenheit studieren und nur genügend tief forschen können,
werden Sie finden, daß im Menschenorganismus etwas von dieser selben Wesenheit enthalten
ist, wenn auch in noch so kleinem Maße. Und wenn Sie ein Tier draußen nehmen: immer werden
Sie im menschlichen Organismus etwas nachweisen können, was sich seiner Wesenheit
nach ausnimmt wie etwas, das in einer gewissen Art in den menschlichen Organismus hereingenommen
ist [...]


== Die drei seelischen Wesensglieder ==
Für diesen Zusammenhang des Menschen mit der Natur hat ''[[Paracelsus]]'' einen sehr schönen
Die menschliche Seele wird dadurch gebildet, dass das individuelle menschliche [[Ich]] unterbewusst beständig an den unteren, [[leib]]lichen [[Wesensglieder]]n arbeitet und sich diese Arbeit in entsprechenden Veränderungen des Astralleibes widerspiegelt. Entsprechend den drei unteren Wesensgliedern des Menschen werden dem Astralleib dadurch folgende seelische Wesensglieder eingegliedert:
Vergleich gebraucht. Er sagt: Es ist, als ob die einzelnen Wesen in der Natur die Buchstaben
wären, der Mensch aber das Wort, das aus diesen Buchstaben zusammengesetzt ist. Draußen
die große Welt: der Makrokosmos, in uns die kleine Welt: der Mikrokosmos. Draußen existiert
jedes für sich, im Menschen ist es durch die Harmonie bestimmt, in die es hineingestellt ist mit
den anderen Organen. Und gerade deshalb können wir im Menschen die Entwickelung unseres
ganzen Weltalls, sofern es zu uns gehört, veranschaulichen.|284|73}}


:::#[[Empfindungsseele]]
=== Siegel I ===
:::#[[Verstandes- oder Gemütsseele]]
[[Datei:Siegel 01 (Tafel VII) AS.jpg|thumb|Erstes apokalyptisches Siegel]]
:::#[[Bewusstseinsseele]]


Die erste Anlage der [[Empfindungsseele]] wurde geschaffen, als sich in der
{{GZ|Das erste Siegel stellt des Menschen
[[Polarische Zeit|polarischen Zeit]], die in gewisser Weise den [[Alter Saturn|alten Saturnzustand]] wiederholte, die [[Erde (Planet)|Erde]] bis zum [[Feuer]]zustand verdichtete. Sie bildet sich weiter aus durch die unbewusste Arbeit des menschlichen [[Ich]] am [[Astralleib]]. Sie ist ein umgewandelter Teil des Astralleibs. Diese dämmerhafte unbewusste Arbeit am astralischen Leib begann
ganze Erdenentwickelung im allgemeinsten dar. In der «Offenbarung
in der [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeit]] und erreichte ihren Höhepunkt in der [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|Ägyptisch-Chaldäischen Kultur]]. Als selbstständiges Wesensglied wird die Empfindungsseelemit dem [[21. Lebensjahr]] geboren. [[Aristoteles]] bezeichnete die Empfindungsseele
St.Johannis» wird mit den Worten darauf hingedeutet:
als [[Orektikon]]. In der hebräischen Überlieferung wird sie [[Nephesch]] genannt.
«Und als ich mich wandte, sah ich sieben güldne
Leuchter, und mitten unter den sieben Leuchtern einen, der
war eines Menschen Sohn gleich, der war angetan mit einem
langen Gewände, und begürtet um die Brust mit einem güldenen
Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar waren weiß wie
weiße Wolle, als der Schnee, und seine Augen wie eine
Feuerflamme, und seine Füße gleich wie Messing, das im
Ofen glühet, und seine Stimme wie groß Wasserrauschen,
und hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand; und aus seinem
Munde ging ein scharf, zweischneidig Schwert; und sein
Angesicht leuchtete wie die helle Sonne.» In allgemeinen Zügen
wird mit solchen Worten auf umfassendste Geheimnisse
der Menschheitsentwickelung gedeutet. Wollte man darstellen
in ausführlicher Art, was jedes der tief bedeutsamen
Worte enthält: man müßte einen dicken Band schreiben. Unser
Siegel stellt solches bildlich dar. Nur ein paar Andeutungen
seien gemacht: Unter den körperlichen Organen und
Ausdrucksformen des Menschen sind solche, die in ihrer gegenwärtigen
Gestalt die abwärtsgehenden Entwicklungsstufen
früherer Formen darstellen, die also ihren Vollkommenheitsgrad
bereits überschritten haben; andere aber stellen
die Anfangsstufen der Entwickelung dar; sie sind jetzt gleichsam
die Anlagen zu dem, was sie in der Zukunft werden sollen.
Der Geheimwissenschafter muß diese Entwickelungsgeheimnisse
kennen. Ein Organ, das in der Zukunft etwas
viel Höheres, Vollkommeneres sein wird, als es gegenwärtig
ist, stellt das Sprachorgan dar. Indem man dieses ausspricht,
rührt man an ein großes Geheimnis des Daseins, das oftmals
auch das «Mysterium des schaffenden Wortes» genannt wird.
Es ist damit eine Hindeutung auf den Zukunftszustand dieses
menschlichen Sprachorgans gegeben, das einmal, wenn
der Mensch vergeistigt sein wird, geistiges Produktions-(Zeugungs-)organ wird. In den Mythen und Religionen wird
diese geistige Produktion durch das sachgemäße Bild von
dem aus dem Munde kommenden «Schwert» angedeutet. So
bedeutet jede Linie, jeder Punkt gewissermaßen auf dem
Bilde etwas, was mit des Menschen Entwickelungsgeheimnis
zusammenhängt. Daß solche Bilder gemacht werden, geht
nicht etwa bloß aus einem Bedürfnisse nach einer Versinnlichung
der übersinnlichen Vorgänge hervor, sondern es entspricht
der Tatsache, daß das Hineinleben in diese Bilder -
wenn sie die rechten sind - wirklich eine Erregung von Kräften
bedeutet, welche in der Menschenseele schlummern, und
durch deren Erweckung die Vorstellungen der übersinnlichen
Welt auftauchen. Es ist nämlich nicht das Richtige, wenn in
der Theosophie die übersinnlichen Welten nur in schematischen
Begriffen beschrieben werden; der wahre Weg ist der,
daß die Vorstellung solcher Bilder erregt wird, wie sie in diesen
Siegeln gegeben werden. (Hat der Okkultist solche Bilder
nicht zur Hand, so soll er mündlich die Beschreibung der höheren
Welten in sachgemäßen Bildern geben.)|34|596f}}


Die [[Verstandes- oder Gemütsseele]] wurde veranlagt, als sich in der polarischen
{{GZ|Siegel I stellt umfassend die ganze Erdenentwicklung des Menschen dar. Dieses sowie andere Siegel der Serie kann man in einem gewissen Sinne auch beschrieben finden in der «Offenbarung St. Johannis» (Apokalypse). Denn wer diese Schrift im geisteswissenschaftlichen Sinne zu verstehen vermag, der sieht in ihr nichts anderes als die in Worten gegebene Beschreibung dessen, was der «Seher» als Menschheitsentwicklung auf dem astralischen Plane urbildlich wahrnimmt. So versteht ein solcher auch die ersten Worte dieser Schrift, die (annähernd richtig wiedergegeben) so lauten: «Die Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm dargeboten hat, seinen Dienern zu veranschaulichen, wie in Kürze sich das notwendige Geschehen abspielt; dieses ist in Zeichen gesandt durch Gottes Engel seinem Diener Johannes. Dieser hat zum Ausdruck gebracht das ,Wort' Gottes und dessen Offenbarung durch Jesus Christus, in der Art, wie er es geschaut hat.» Die «Zeichen», die er geschaut hat, sind von dem Aufzeichner der «geheimen Offenbarunge dargestellt worden. – Man kann an den folgenden Siegeln finden, daß sie in vieler Beziehung ähnlich sind dem, was in der Apokalypse beschrieben ist, doch nicht ganz. Denn unseren Bildern liegt eine geisteswissenschaftliche Methode zugrunde, welche zwar mit allen Überlieferungen im Einklange ist, in ihrer eigenen Gestalt sich aber, den modernen geistigen Bedürfnissen der Menschheit entsprechend, seit dem vierzehnten Jahrhundert in jenen Kreisen ausgebildet hat, die seit jener Zeit die Aufgabe haben, diese Dinge zu pflegen. Dennoch soll hier, wo es darauf ankommt, die Beschreibung unter Hinweis auf die «Offenbarung St. Johannis» gegeben werden. Ausdrücklich bemerkt soll werden, daß manches von den sieben Siegeln schon in diesem oder jenem Werke der neueren Zeit . veröffentlicht ist; doch wird der in solchen Dingen Eingeweihte finden können, daß diese anderen Wiedergaben in manchen Punkten abweichen von der hier gegebenen Gestalt, welche die echte geisteswissenschaftliche Grundlage zur Darstellung bringen will.
Zeit die Erde bis zum [[Luft]]zustand verdichtete. Sie stellt eine Modifikation des
Astralleibs dar, die sich dadurch weiter ausbildet, dass das Ich unbewusst am
[[Ätherleib]] arbeitet und das Ergebnis dieser Tätigkeit in den Astralleib zurückgespiegelt
wird. Diese Arbeit begann in der [[Atlantische Zeit|atlantischen Zeit]] und erreichte in der
[[Griechisch-Lateinische Kultur|griechisch-lateinischen Kultur]] ihren Höhepunkt. Aristoteles bezeichnete die Verstandes-oder Gemütsseele als [[Kinetikon]]. In der hebräischen Überlieferung nennt
man sie [[Ruach]]. Als selbstständiges Wesensglied wird die Verstandes- oder Gemütsseele
mit dem [[28. Lebensjahr]] geboren. In der Verstandesseele geht uns erstmals das Ich auf, ohne dass sich dieses aber schon ganz klar seiner selbst bewusst wird. Das geschieht erst durch die Bewusstseinsseele.


Die [[Bewusstseinsseele]] ist ein umgewandelter Teil des Astralleibs. Ihre erste Anlage
Zum ersten Siegel kann man vergleichen dessen Beschreibung in der Apokalypse. «Und ich wandte mich hin, zu vernehmen die Laute, welche zu mir drangen; und da schaute ich sieben güldene Lichter, und inmitten der Lichter des Menschensohnes Bild, mit langem Gewande und mit einem goldenen Gürtel um die Lenden; und sein Haupt und Haar waren weißglänzend wie weiße Wolle oder Schnee, und seine Augen funkelnd im Feuer. Und seine Füße waren feuerflüssig wie im feurigen Ofen erglüht, und seine Stimme glich dem Zusammenklange rauschender Wassermassen. Und in seiner Rechten waren sieben Sterne, und aus seinem Munde kam ein zweischneidiges scharfes Schwert, und sein Antlitz in seinem Glanze glich der leuchtenden Sonne.» In allgemeinen Bildern wird da auf umfassendste Geheimnisse der Menschheitsentwicklung gedeutet. Wollte man in ausführlicher Art darstellen, was der Seher aus diesen Bildern sehen kann, so müßte man ein dickes Buch schreiben. Nur ein paar Andeutungen seien gemacht. Jedes Zeichen, jede Form an den Siegelbildern ist vielsagend, und was hier gesagt wird, kann nur Etwas von Vielem sein. Unter den Organen und Ausdrucksmitteln des Menschen sind solche, welche in ihrer gegenwärtigen Gestalt die abwärtsgehenden Entwicklungsstufen früherer Formen darstellen, die also ihren Vollkommenheitsgrad bereits überschritten haben; andere aber stellen die Anfangsstufen einer Entwicklung dar, die in aufsteigender Richtung sich bewegt. Solche Glieder am Menschen sind heute erst noch unvollkommen und werden künftig ganz andere höhere Aufgaben zu erfüllen haben. Ein Organ, das in der Zukunft etwas viel Höheres, Vollkommeneres sein wird als es gegenwärtig ist, stellt das Sprachorgan dar, mit allem, was am Menschen zu ihm gehört. Indem man dieses andeutet, rührt man an ein großes Geheimnis des Daseins, welches auch das «Mysterium des schaffenden Wortes» genannt wird. Es ist damit eine Hindeutung auf den Zukunftszustand dieses Organs gegeben, das einmal, wenn der Mensch vergeistigt sein wird, Produktions- (Zeugungs-) Organ sein wird.
wurde geschaffen, als sich während der [[Hyperboräische Zeit|hyperboräischen Zeit]] – eine kurze
Wiederholung der [[Alte Sonne|alten Sonnenzeit]] - die Erde bis zum [[Wasser]]zustand verdichtete.
Sie bildet sich dadurch weiter aus, dass das Ich unbewusst umgestaltend am
[[Physischer Leib|physischen Leib]] arbeitet und sich diese Tätigkeit in den Astralleib zurückspiegelt. Diese unbewusste Arbeit des Ich hat am Ende der atlantischen Zeit begonnen und
strebt in unserer gegenwärtigen Kulturepoche einem Höhepunkt zu. Als selbstständiges
Wesensglied wird die Bewusstseinsseele mit dem [[35. Lebensjahr]] geboren. Aristoteles gebrauchte für die Bewusstseinsseele die Bezeichnung [[Dianoetikon]]. In der hebräischen Überlieferung wird sie [[Neschama]] genannt.


Im [[Sohar]], dem heiligen Buch der [[Kabbala]], wird diese Dreiheit der Seelenglieder in ihrer grundlegenden Bedeutung so beschrieben:
In den Mythen und religiösen Erzählungen wird diese zukünftige vergeistigte Produktionsform durch das sachgemäße Bild von dem aus dem Munde kommenden feurigen «Schwert» angedeutet. Die ersten Stufen der Erdenentwicklung des Menschen verliefen in einer Zeit, als die Erde noch «feurig» war; und aus dem Elemente des Feuers haben sich die ersten menschlichen Verkörperungen herausgestaltet; am Ende seiner Erdenlaufbahn wird der Mensch selbst sein Inneres durch die Kraft des Feuerelementes schöpferisch nach außen strahlen. Dieses Fortentwickeln vorn Erdenanfang zum Erdenende erschließt sich dem «Seher», wenn er auf dem Astralplan das Urbild des werdenden Menschen erblickt, wie es im ersten Siegel wiedergegeben ist. Der Anfang der Erdenentwicklung steht da in den feurigen Füßen, das Ende in dem feurigen Antlitz und die vollkommene zuletzt zu erringende Kraft des «schöpferischen Wortes» in dem feurigen Schwert, das aus dem Munde kommt. Während diese Entwicklung abläuft, steht des Menschen Werden und seine dabei entfalteten Kräfte nacheinander unter dem Einfluß von Kräften, die sich in den sieben Sternen der Rechten ausdrücken. So stellt jede Linie, jeder Punkt gewissermaßen auf dem Bilde etwas dar, was mit dem umfassenden Entwicklungsgeheimnis des Menschen zusammenhängt.|284|91f}}


<div style="margin-left:20px">
{{GZ|Das ''erste'' zeigt einen Menschen mit weißen Kleidern angetan, seine Füße wie Metall, wie
"Und siehe: »Als der Allheilige den Menschen erschuf, las Er dessen Stoff von den vier Seiten der Welt, stellte den Menschen selbst an den Ort des unteren Heiligtums und zog an ihn Seele des Lebens heran vom oberen Heiligtum. Und die Seele ist zusammengefaßt in drei Stufen, weshalb ihr drei Namen eignen, gemäß oberem Geheimnis: [[Nefesch]], [[Ruach]], [[Neschama]]. Nefesch die untere Stufe. Ruach der Bestand, der über der Seele waltet, in allem bestehend in rechter Weise. Neschama, der höhere Bestand, waltend über allem - heilige, obere Stufe. Diese drei Stufen sind im Menschen zusammengefaßt, bei jenen, welche zum Dienste ihres Herrn gewürdigt sind. Denn im Anfang ist in ihm zur Nefesch, und das ist die heilige Richte, daß in ihr der Mensch zum Rechten sich wandle. Wenn der Mensch auf dieser Stufe zur Läuterung gelangt, kann er aufsteigend an »Ruach« sich veredeln, denn dies ist die heilige Stufe, die über Nefesch ruht, daß mit ihr der Mensch, der würdig geworden, sich veredle. Ist er aber in Nefesch und Ruach aufgestiegen und hat sich im Dienste seines Herrn zum Rechten gewandelt, dann waltet über ihm Neschamah, die obere, heilige, über allen waltende Stufe, daß er mit der oberen, heiligen Stufe sich verschöne - so wird er allvollkommen, vollkommen nach allen Seiten, um würdig zu werden der kommenden Welt, als Gottgeliebter." {{Lit|Sohar, S 127f}}
Erzfluß; aus seinem Munde ragt ein feuriges Schwert hervor; seine Rechte ist umgeben von den
</div>
Zeichen unseres Planeten: Saturn, Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus. Wer die Apokalypse
des Johannes kennt, wird sich erinnern, daß dort eine ziemlich übereinstimmende
Beschreibung dieses Bildes zu finden ist, denn Johannes war ein Eingeweihter. Dieses Siegel
stellt nämlich, man könnte sagen, die Idee der ganzen Menschheit dar. Wir werden das begreifen,
wenn wir an einige Vorstellungen erinnern, die den Älteren hier schon bekannt sind.


== Alte und junge Seelen ==
Wenn wir in der Menschenentwickelung zurückgehen, gelangen wir in eine Zeit, wo sich
der Mensch noch auf einer sehr unvollkommenen Stufe befand. So zum Beispiel hatte er noch
nicht das, was Sie heute auf Ihren Schultern tragen; den Kopf. Es würde recht grotesk klingen,
wenn man den damaligen Menschen beschreiben würde. Der Kopf hat sich nämlich erst nach
und nach entwickelt und wird sich immer weiter entwickeln. Es gibt heute im Menschen
Organe, die sozusagen an ihrem Abschluß angelangt sind; sie werden später nicht mehr im
Menschenleib sein. Andere gibt es, die werden sich umbilden, so unser Kehlkopf, der eine
gewaltige Zukunft hat, freilich im Zusammenhange mit unserem Herzen. Heute ist der Kehlkopf
des Menschen erst im Beginne seiner Entwickelung, er wird dereinst das in das Geistige
umgewandelte Fortpflanzungsorgan sein. Sie werden eine Vorstellung von diesem Mysterium
bekommen, wenn Sie sich klarmachen, was heute der Mensch mit seinem Kehlkopf bewirkt.
Indem ich hier spreche, hören Sie meine Worte: Dadurch, daß dieser Saal von Luft erfüllt ist
und in dieser Luft gewisse Schwingungen hervorgerufen werden, werden Ihnen meine Worte
zu Ihrem Ohr, zu Ihrer Seele übertragen. Wenn ich ein Wort ausspreche, zum Beispiel «Welt»,
schwingen Wellen der Luft - das sind Verkörperungen meiner Worte. Das, was der Mensch
heute so hervorbringt, nennt man das Hervorbringen im mineralischen Reiche. Die Bewegungen
der Luft sind mineralische Bewegungen; durch den Kehlkopf wirkt der Mensch mineralisch
auf seine Umgebung. Aber der Mensch wird aufsteigen und einst pflanzlich wirken; nicht nur
mineralische, sondern auch pflanzliche Schwingungen wird er alsdann hervorrufen. Er wird
Pflanzen sprechen. Die nächste Stufe wird dann sein, daß er empfindende Wesen spricht; und
auf der höchsten Stufe der Entwickelung wird er durch seinen Kehlkopf seinesgleichen hervorrufen.
Wie er jetzt nur den Inhalt seiner Seele durch das Wort aussprechen kann, wird er dann
sich selbst aussprechen. Und wie der Mensch in der Zukunft Wesen sprechen wird, so waren
die Vorgänger der Menschheit, die Götter, mit einem Organ begabt, mit dem sie alle Dinge
aussprachen, die heute da sind. Sie haben alle Menschen, alle Tiere und alles andere ausgesprochen.
Sie alle sind ausgesprochene Götterworte im wörtlichen Sinne.


<div style="margin-left:20px">
«Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und ein Gott war das Wort!» Das
"Sie wissen ja aus der Darstellung in meiner «[[Geheimwissenschaft im Umriß]]», daß während des [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeitraums]] der Erdentwickelung
ist nicht ein philosophisches Wort im spekulativen Sinne - eine Urtatsache hat Johannes hingestellt,
nur ganz wenige Menschen die Ereignisse der Erdentwickelung auf der
die ganz wörtlich zu nehmen ist.
Erde selbst sozusagen überdauert haben, daß nur wenige auf der Erde
blieben während des lemurischen Zeitraums; daß die Mehrzahl der
Seelen, bevor die eigentliche Gefahr der Mumifizierung alles Menschlichen
begann, sich von der Erde hinweghob nach anderen Planeten und
weiterlebte auf Mars, Saturn, Venus, Jupiter und so weiter; daß dann
vom Ende des lemurischen Zeitraums an und während des atlantischen
Zeitraums nach und nach diese Seelen wieder herunterkamen auf die
Erde, um unter den veränderten irdischen Verhältnissen sich in irdischen
Leibern zu verkörpern und in immer neuen Inkarnationen zu
erscheinen. Da haben wir also solche Seelen, die verhältnismäßig früh
heruntergekommen sind aus der Planetenwelt, und andere, die spät,
erst in späten Zeiträumen der atlantischen Entwickelung niedergestiegen
sind. Die ersteren Seelen, die also früher heruntergekommen
sind, haben mehr Inkarnationen innerhalb der Erde hinter sich als die
später herniedergestiegenen, und diese können wir daher im Gegensatz
zu den ersteren, jüngere Seelen nennen, Seelen, die also weniger in sich
aufgenommen haben.


Eine alte Seele war diejenige Individualität, die sich hinter dem
Und am Ende wird das Wort sein, und die Schöpfung ist eine Verwirklichung des Wortes;
Namen [[Gilgamesch]] verbirgt, und eine jüngere, die in [[Eabani]] verkörpert
und was der Mensch in der Zukunft hervorbringen wird, wird eine Verwirklichung dessen
war am Ausgangspunkte der babylonischen Kultur. Ja, in bezug auf
sein, was heute Wort ist. Dann aber wird der Mensch nicht mehr solche physische Gestalt
dieses Jüngere oder Ältere der menschlichen Seelen zeigt sich - man
haben wie heute; er wird bis zu jener Gestalt vorgeschritten sein, die auf dem Saturn war, bis
möchte fast sagen selbst zur Überraschung des Okkultisten - etwas sehr
zur Feuermaterie. So verbindet sich die schöpferische Kraft im Anfang der Weltentwickelung
Merkwürdiges. Wenn zum Beispiel irgend jemand heute es so weit gebracht
mit unserer eigenen Schöpferkraft am Ende der Weltentwickelung.
hat, daß er die Wahrheiten der Geisteswissenschaft ein wenig
zugibt, sonst aber noch immer an den Vorurteilen und Werturteilen der
äußeren Welt hängt, dann wird es ihm ja plausibel erscheinen, daß zum
Beispiel Philosophen- oder Gelehrtenseelen unserer heutigen Zeit zu den
älteren Seelen gerechnet werden müssen. Die okkulte Forschung ergibt
das gerade Gegenteil, so sonderbar es klingt, und es ist für den Okkultisten
selbst überraschend, daß zum Beispiel in [[Kant]] eine junge Seele
lebte. Ja, die Tatsachen sagen es, da ist nichts dagegen zu machen. Und
man könnte nun darauf hinweisen, daß die jüngeren Seelen sich allerdings
in der Mehrzahl in den farbigen Rassen verkörpern, daß also die
farbigen Rassen, namentlich die Negerrasse, vorzugsweise jüngere Seelen
zur Verkörperung bringen. Aber gerade das Eigentümliche jener
menschlichen Denkungsart, die sich in Gelehrsamkeit, in der heutigen
materialistischen Wissenschaft auslebt, die bedingt jüngere Seelen. Und
es ist sogar nachweisbar, daß bei mancher Persönlichkeit, bei der man
es gar nicht voraussetzen würde, die vorhergehende Inkarnation durchaus
bei den Wilden liegt. Ja, das sagen wieder die Tatsachen! Das alles
muß durchaus festgehalten werden, es ist so. Das nimmt natürlich den
Urteilen, die wir über unsere Umwelt haben, nichts von ihrer Bedeutung,
nichts von ihrem Werte; dennoch muß es erfaßt werden zum
Gesamtverständnis dessen, um was es sich handelt. In diesem Sinne
haben wir es mit Eabani im alten Babylonien zu tun mit einer jungen
Seele, in Gilgamesch mit einer alten Seele. Eine solche alte Seele, die
wird ihrer ganzen Natur nach früh erfassen, was gewissermaßen nicht
nur Kulturelement, Kulturfaktor der Gegenwart ist, sondern was als
Kultureinschlag in die Gegenwart hereinfällt und weit hinausblicken
läßt in die Perspektive der Zukunft." {{Lit|{{G|126|34f}}}}
</div>


== Das Schicksal der Seele nach dem Tod ==
Diejenige Wesenheit, welche alles hinausgesprochen hat in die Welt, was heute darinnen ist,
[[Datei:Rohrbach Altar Allerseelen 2 Altarbild Arme Seelen.jpg|mini|300px|Stadtpfarrkirche Rohrbach. Aller-Seelen-Altar (1700) - Altargemälde: [[Arme Seelen]] im Fegefeuer.]]
sie ist das große Vorbild der Menschen. Sie hat hinausgesprochen in die Welt den Saturn, die
Sonne, den Mond, die Erde - in ihren beiden Hälften Mars-Merkur -, den Jupiter, die Venus.
Das deuten die sieben Sterne an; sie sind ein Zeichen dafür, bis zu welcher Höhe der Mensch
sich entwickeln kann. In der Feuermaterie wird der Planet am Ende wieder sein; und der
Mensch wird in dieser Feuermaterie schöpferisch sprechen können: das ist das feurige Schwert,
das aus seinem Munde ragt. Alles wird feurig sein, daher die Füße von flüssigem Erz.|284|74f}}


{{Siehe auch|Leben zwischen Tod und neuer Geburt|Kamaloka}}
=== Siegel II ===
[[Datei:Siegel 02 (Tafel VIII) AS.jpg|thumb|Zweites apokalyptisches Siegel]]


Unmittelbar nach dem [[Tod]] erlebt der [[Mensch]] zunächst für etwa zwei bis drei Tage ein umfassendes [[Lebenspanorama]], das ihm sein vergangenes Erdenleben in Gleichzeitigkeit vor das [[Bewusstsein]] stellt. Während dieser kurzen, als beglückend empfundenen Zeit zerstreut sich sein [[Ätherleib]] bis auf einen kleinen Rest im [[Weltenäther]]. Erst danach tritt der [[Tote]] in den Zustand des Kamalokas ein, das die 3 bzw. 4 niederen Partien der [[Seelenwelt]] ([[Astralwelt]]) umfasst, in denen der Mensch jene [[Begierde]]n ablegen muss, die nur mittels des mit dem Tode abgelegten [[Physischer Leib|physischen Leibes]] befriedigt werden könnten und die ihn noch an das vergangene Erdenleben fesseln. Ein großer Teil des [[Astralleib|Astralleibs]] wird hier abgelegt und geht in der allgemeinen Astralwelt auf. Im Kamaloka begegnet der Mensch den geistig-kosmischen Kräften der [[Mondensphäre]].
{{GZ|Das zweite Siegel stellt, mit dem entsprechenden Zubehör,
einen der ersten Entwickelungszustände der Erdenmenschheit
dar. Diese Erdenmenschheit hat in ihren Urzeiten nämlich
noch nicht das entwickelt gehabt, was man Individualseele
nennt. Es war damals noch das vorhanden, was bei den
Tieren noch jetzt sich findet: die Gruppenseele. Wer durch
imaginatives Hellsehen die alten menschlichen Gruppenseelen
auf dem Astralplan verfolgen kann, der findet die vier Arten
derselben, welche in den vier apokalyptischen Tieren des
zweiten Siegels dargestellt werden: den Löwen, den Stier, den
Adler, den Menschen. Damit ist an die Wahrheit dessen gerührt,
was oftmals so trocken allegorisch bei den vier Tieren
«ausgedeutet» wird.|34|597}}


<div style="margin-left:20px">
{{GZ|Siegel II stellt einen der ersten Entwicklungszustände der Erdenmenschheit dar, mit allem was dazugehört. Der Erdenmensch hat in ferner Urzeit nämlich noch nicht das gehabt, was man Individualseele nennt. Es war damals bei ihm das vorhanden, was gegenwärtig noch die auf einer früheren Entwicklungsstufe der Menschheit zurückgebliebenen Tiere haben: die Gruppenseele. Wenn durch imaginatives Hellsehen in der Rückschau auf die Vorzeit die menschlichen Gruppenseelen auf dem Astralplan verfolgt werden, so ergibt sich, daß die verschiedenen Formen derselben auf vier Grundtypen zurückgeführt werden können. Und diese sind in den vier apokalyptischen Tieren des zweiten Siegels wiedergegeben: dem Löwen, dem Stier, dem Adler und jener Gestalt, die sich auch als Gruppenseele der individuellen Seele des gegenwärtigen Menschen nähert, und die deshalb auch: der «Mensch» heißt. Damit ist an die Wahrheit dessen gerührt, was oftmals so trocken allegorisch bei den vier Tieren «ausgedeutet» wird.|284|93}}
"Die erste Zeit nach dem Tode — das wurde ja schon gesagt — ist
eigentlich für den Menschen ausgefüllt mit einer Art von Zusammenhang
mit dem letzten Erdenleben. Es ist eine Art von Herauswachsen
aus dem letzten Erdenleben, so daß in der Tat in diesen
ersten Zeiten nach dem Tode alles das fortdauert, was im Erdenleben
den menschlichen Astralleib ergriffen hat. Was diesen
menschlichen Astralleib beschäftigt hat, die Art der Affekte, die Art
der Leidenschaften, die Art der Gefühle, das dauert fort. Und weil
der Mensch hier in der physischen Verkörperung alle diese Dinge
bewußt nur erlebt, wenn er innerhalb seines physischen Leibes ist,
so ist natürlich das Erlebnis all dieser im Astralleib befindlichen
Kräfte wesentlich anders, wenn der Mensch durch das Gebiet
durchgeht, das da liegt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt.
Es ist dieses Erleben im wesentlichen durchzogen in normalen
Fällen — es gibt davon viele Ausnahmen — in den ersten Zeiten
nach dem Tode von einer gewissen Entbehrung, hervorgerufen dadurch,
daß der Mensch in seinem Astralleibe leben muß, ohne
daß ihm der physische Leib zur Verfügung steht. Der Mensch
drängt darnach, noch seinen physischen Leib zu haben; das hält den
Menschen eine kürzere oder längere Zeit — man darf es schon so
nennen - im normalen Falle in der Sphäre der Erde zurück. Alles
Kamaloka verläuft ja eigentlich in der Sphäre zwischen der Erde
und der Mondenbahn; aber das eigentliche für den Menschen bedeutungsvolle
Kamaloka verläuft viel näher der Erde als, sagen wir,
der Mondenbahn." {{Lit|{{G|140|266f}}}}
</div>


In manchen Fällen werden die [[Tote]]n länger als üblich an die [[Erdensphäre]] gebunden. Oft wird dieses für den Toten nur schwer zu ertragende Erlebnis dadurch verursacht, dass der [[Mensch]] es während des Erdenlebens versäumt hat, sich [[Begriffe]] und [[Vorstellung]]en zu bilden, die über das [[irdisch]]e [[Dasein]] hinausreichen. Es können aber auch Sorgen für zurückgelassene Freunde, Verwandte und Kinder oder unerfüllte Aufgaben sein, die den Toten noch lange an das Erdendasein fesseln. Man kann dann den Toten helfen, indem man ihre Aufgaben und Pflichten übernimmt. Für die Erde selbst und die hier zurückgelassenen Menschen stellen die erdgebundenen Toten ein großes Problem dar, denn ''„vieles von dem, was an zerstörenden Kräften wirkt innerhalb der Erdensphäre, kommt von solchen in diese Erdensphäre gebannten Toten.“'' {{Lit|{{G|182|20}}}}
{{GZ|Wenn Sie den heutigen Menschen mit dem Tiere vergleichen, dann stellt sich der Unterschied
so dar, daß man sagen muß: der Mensch hat als Einzelner in sich, was das einzelne Tier
nicht in sich hat. Der Mensch hat eine Individualseele, das Tier eine Gruppenseele. Der einzelne
Mensch ist für sich eine ganze Tiergattung. Alle Löwen zum Beispiel haben zusammen nur eine
Seele. Diese Gruppen-Iche sind gerade so wie das Menschen-Ich, nur sind sie nicht hinabgestiegen
bis in die physische Welt; sie sind nur in der astralischen Welt zu finden. Hier auf
der Erde sehen Sie physische Menschen, von denen jeder sein Ich trägt. In der astralischen
Welt begegnen Sie in Astralmaterie ebensolchen Wesen, wie Sie selber sind, nur nicht in physischer,
sondern in astralischer Hülle. Sie können mit ihnen reden wie mit Ihresgleichen - das
sind die tierischen Gruppenseelen.


{{Siehe auch|Erdgebundene Tote}}
Auch der Mensch hatte in früheren Zeiten eine Gruppenseele, nach und nach erst hat er
sich zu seiner heutigen Selbständigkeit entwickelt. Diese Gruppenseelen waren ursprünglich in
der astralischen Welt und sind dann heruntergestiegen, um im Fleische zu wohnen. Wenn man
nun in der astralischen Welt die ursprünglichen Gruppenseelen des Menschen untersucht, so
findet man vier Gattungen, von denen der Mensch ausgegangen ist. Wollte man diese vier
Arten vergleichen mit den Gruppenseelen, die zu den heutigen Tiergattungen gehören, dann
müßte man sagen: eine von diesen vier Arten läßt sich mit dem Löwen vergleichen, eine andere
mit dem Adler, eine dritte mit dem Rinde und die vierte mit dem Menschen der Vorzeit, bevor
sein Ich heruntergestiegen ist. So wird uns in dem zweiten Bilde in den apokalyptischen Tieren,
dem Löwen, dem Adler, der Kuh und dem Menschen, ein früherer Entwickelungszustand der
Menschheit dargestellt. Dann aber gibt es und wird es geben, solange die Erde sein wird, eine
Gruppenseele für die höhere Offenbarung des Menschen, die durch das Lamm dargestellt wird,
durch das mystische Lamm, das Zeichen für den Erlöser. Diese Gruppierung der fünf Gruppenseelen:
die vier des Menschen um die große Gruppenseele, die noch allen Menschen gemeinschaftlich
gehört - das stellt das ''zweite'' Bild dar.|284|75}}


== Das Ich-Bewusstsein nach dem Tod ==
{{GZ|Wenn wir
nämlich zurückschauen in die alten Zeiten der Menschheit, so finden
wir überall, daß das gegenwärtige Ich sich herausentwickelt
hat aus solchem Gruppenbewußtsein, Gruppen-Ich, so daß für den
Seher, wenn er zurückschaut, die einzelnen Menschen immer mehr
zusammenströmen in die Gruppenseelen. Nun gibt es hauptsächlich
vier Typen von Gruppenseelen, vier Urbilder von Gruppenseelen.
Wenn man alle verschiedenen Gruppenseelen der verschiedenen
Seelen nimmt, so haben sie eine gewisse Ähnlichkeit, aber
auch Verschiedenheiten. Teilt man sie ein, so erhält man vier Gruppen,
vier Urbilder. Man bekommt sie deutlich zu sehen, wenn man
hellseherisch zurückschaut in jene Zeit, als der Mensch noch nicht
im Fleische war, noch nicht herabgestiegen war auf die Erde. Denn
jetzt müssen wir uns genauer darstellen den Moment, wo der
Mensch herabgestiegen ist ins Fleisch aus den geistigen Regionen.
Wir können diesen Moment nur in großen Symbolen schildern.


Die [[Erinnerung]] an den [[Physischer Leib|physischen Leib]], die als [[Gedanke]] auftaucht, wenn sich der Leib auflöst, ermöglicht uns das [[Ich-Bewusstsein]] nach dem [[Tod]]. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Moment des Todes zu, bei dem der physische Leib in einem Augenblick abgelegt wird und dadurch ein ungeheures Bewusstseinslicht aufflammt, dass der Mensch aber, weil es so hell und blendend ist, erst nach und nach zu erfassen vermag. Hier wird nur im Großen fortgesetzt, was im Kleinen schon während des Erdenlebens der Fall war, denn auch dann schon beruhte das Ich-Bewusstsein auf den kleinen, von dem [[Ich]] ausgelösten Zerstörungsprozessen des physischen Leibes.
Einmal gab es eine Zeit, wo unsere Erde eine viel weichere
Materie hatte als heute, wo noch nicht Fels und Stein so verfestigt
waren wie heute, wo die Pflanzenformen noch anders aussahen, wo
das Ganze wie ein Urmeer in Wasserhöhlen eingebettet war, wo
Luft und Wasser nicht geschieden waren, wo von all den Wesen,
die heute auf der Erde wohnen, Tiere und Pflanzen im Wasser ausgebildet
waren. Als die mineralischen Wesen anfingen ihre heutige
Form zu bekommen, da konnte man sagen: Der Mensch trat aus
der Unsichtbarkeit hervor. So stellte er sich dem Einzuweihenden
dar. Außen mit einer Art von Schale umgeben, stieg er aus den
Regionen herunter, die heute die Luftregionen sind. Der Mensch
war noch nicht dicht physisch da, als das Tier schon im Fleisch
vorhanden war. Er war eine feine Luftwesenheit, selbst in den
lemurischen Zeiten noch. Und er hat sich so herausgegliedert, daß
sich das hellseherische Bild darstellt mit den vier Gruppenseelen:
auf der einen Seite wie ein Löwenbild, auf der anderen wie das
Bild eines Stieres, oben wie das eines Adlers, und in der Mitte
unten etwas, was schon menschenähnlich ist. So zeigt sich das hellseherische
Bild. So kommt aus dem Dunkel des Geisterlandes heraus
der Mensch. Und das, was ihn an Kraft ausgebildet hat, das
erscheint in einer Art Regenbogenbildung. Die mehr physischen
Kräfte umgeben die ganze Bildung dieses Menschen wie ein Regenbogen.
— Man muß auf den verschiedensten Gebieten und in der
verschiedensten Weise dieses Menschwerden schildern. Jetzt wird
es geschildert, wie es dem Forscher im Rückblick erscheint: wie
diese vier Gruppenseelen sich herausgestaltet haben aus dem
gemeinsamen Göttlich-Menschlichen, das heruntersteigt. Man hat
von jeher diesen Moment symbolisch in die Form gebracht, die Sie
auf dem zweiten der sogenannten sieben okkulten Siegel dargestellt
finden. Das ist die symbolische Darstellung, sie ist aber mehr als
ein bloßes Symbolum. Da haben Sie herauskommend aus dem
unbestimmten Geistigen diese vier Gruppenseelen, den Regenbogen
ringsherum und eine Zwölfzahl. Wir müssen auch verstehen,
was diese Zwölfzahl bedeutet.


{{GZ|Im Tode löst sich der physische Leib auf in die Erdenmaterie. Das
Wenn Sie das herauskommen sehen, was eben geschildert worden
ist nun von Bedeutung. Wenn wir schlafen, dann lebt in uns fortwährend
ist, so haben Sie hellseherisch das Gefühl: Das ist von etwas
- öfters habe ich das schon erwähnt - die Begierde, wiederum
umgeben, was ganz anderer Wesenheit und Art ist als das, was da
in den physischen Leib zurückzukehren. Diese Begierde beherrscht
heraustritt aus dem unbestimmten Geistigen. Und das, wovon es
uns vom Einschlafen bis zum Aufwachen, wir sehnen uns gewissermaßen
umgeben ist, das symbolisierte man in alten Zeiten in dem Tierkreis,
wiederum nach dem physischen Leib zurück. Wenn wir diesen
in den zwölf Zeichen des Tierkreises. — Der Moment des Eintretens
im Tode abgelegt haben, dann können wir uns nicht zu ihm zurücksehnen,
in das Hellsehen ist noch mit mancherlei anderen Erlebnissen
können uns nicht wieder in ihn hineinpressen. Daraus aber
verknüpft. Das erste, was der, dessen Ätherleib heraustritt,
geht für uns hervor, daß wir nunmehr diese Begierde, wieder in den
wahrnimmt, ist: er kommt sich vor, wie wenn er größer und größer
physischen Leib zurückzukehren, nicht entwickeln können. Diese
würde und sich ausdehnte über das, was er da wahrnimmt. Es
Begierde fällt jetzt weg, die wir vom Einschlafen bis zum Aufwachen
kommt der Moment, wo der Eingeweihte sich sagt: Ich sehe nicht
haben. An die Stelle dieser Begierde tritt etwas anderes. An ihre Stelle
bloß diese vier Gestalten, sondern ich bin da drinnen, ich habe
tritt der in unserem Astralleib und namentlich in unserem Ich auftauchende
mein Wesen darüber ausgedehnt. — Er identifiziert sich damit. Er
Gedanke an unseren physischen Leib. Wir schauen unseren
nimmt das wahr, was durch die zwölf Sternbilder, durch die Zwölfzahl
physischen Leib jetzt an. Er lebt in unserem Bewußtsein. Er wird ein
symbolisiert wird.|104|58ff}}
Inhalt unseres Bewußtseins. Und das Auflösen unseres physischen
Leibes in seine Elemente, das bewirkt nun in uns, daß wir das Bewußtsein
unseres physischen Leibes durch die Zeit hindurchtragen,
die zwischen dem Tod und einer neuen Geburt verfließt.
Dadurch aber wissen wir uns, gleichsam uns erinnernd an unseren
physischen Leib, die ganze Zeit zwischen dem Tod und einer neuen
Geburt als ein Ich. Es tritt also an die Stelle des Habens des physischen
Leibes das Wissen vom physischen Leibe. Es tritt ein Bewußtseinszustand,
eine Bewußtseinserscheinung an die Stelle. Dieses ganze Erfühlen
des physischen Leibes, das wir haben von der Geburt bis zum
Tode, das wird ersetzt nach dem Tode durch das Bewußtsein von
unserem physischen Leib. Und durch dieses Bewußtsein, also durch
einen rein geistigen Zustand, hängen wir des weiteren mit dem Erdenleben
genügend zusammen.|163|125}}


== Unsterblichkeit der Seele ==
=== Siegel III ===
[[File:Madonna on the crescent Spain 17c.jpg|mini|Betende Madonna auf der Mondsichel, [[Wikipedia:Spanien|Spanien]], 17. Jh. (anonym)]]
[[Datei:Siegel 03 (Tafel IX) AS.jpg|thumb|Drittes apokalyptisches Siegel]]
Die '''Unsterblichkeit der Seele''' besteht nicht einfach im Fortleben dessen, was wir als empirisches Seelenleben aus dem Erdendasein kennen, denn dieses ist weitgehend an die Tätigkeit unserer [[Physischer Leib|physischen Organistation]] gebunden.


<div style="margin-left:20px">
{{GZ|Das dritte Siegel stellt die Geheimnisse der sogenannten
"Diejenigen, die über die Unsterblichkeit der Seele gedacht
Sphärenharmonie dar. Der Mensch erlebt diese Geheimnisse
haben, haben immer gedacht wie über etwas, was im gewöhnlichen
in der Zwischenzeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt
Leben ist und durch die Pforte des Todes geht; während
(im «Geisterlande» oder dem, was in der gebräuchlichen
man das, was durch die Pforte des Todes geht, eben erst
theosophischen Literatur «Devachan» genannt wird). Doch
suchen muß, denn es liegt so tief verborgen in der Seele, daß
ist die Darstellung nicht so gegeben, wie sie im «Geisterlande
es gar nicht beachtet wird, daß die Aufmerksamkeit im gewöhnlichen
» selbst erlebt wird, sondern so, wie die Vorgänge dieses
Leben nicht darauf gerichtet ist; aber es ist eben
Gebietes sich in die astrale Welt gleichsam hereinspiegeln. Es
doch da. Und wenn derjenige, der so wirklich, gleichsam chemisch,
muß überhaupt festgehalten werden, daß die sämtlichen sieben
abtrennt das Geistig-Seelische vom Leiblichen, wenn er
Siegel Erfahrungen der astralischen Welt sind; doch können
dieses Geistig-Seelische dann erlebt, wie es geborgen wird in
ja die anderen Welten in ihren Spiegelungen im Astralen
einer über ihm stehenden, übersinnlichen Welt von geistigen
geschaut werden. Die posaunenblasenden Engel des Bildes
Wesenheiten, dann weiß er auch, daß er in diesem, sich im
stellen die geistigen Urwesen der Welterscheinungen dar; das
gewöhnlichen Leben Verbergenden der Seele — so wie der Wasserstoff
Buch mit den sieben Siegeln deutet daraufhin, daß sich in den
im Wasser verborgen ist —, daß er in dem etwas hat,
Erlebnissen, die in diesem Bilde veranschaulicht sind, die
was ganz im geheimen arbeitet, sozusagen zwischen den Zeilen
Rätsel des Daseins «entsiegeln». Die «vier apokalyptischen
des Lebens; was so die feinsten Kräfte der Seele, der Erfahrung,
Reiter» stellen die menschlichen Entwickelungsstufen durch
der moralischen Fähigkeiten des Menschen in sich
lange Erdenzyklen hindurch dar.|34|598}}
aufnimmt, wie der kleine Pflanzenkeim aufnimmt aus der
ganzen Pflanze die Kräfte, um sie zu konzentrieren. Und wie
nach dem Abwelken, nachdem die Blätter abwelken und die
Blüte erstirbt, die Pflanze als kleinen Keim das, was in der
vorigen Pflanze gelebt hat, hinüberträgt in die folgende Pflanze,
das, was die Pflanze als Keim hinüber gerettet hat, — so ist es
in der Menschenseele. Wenn man sie so herausdestilliert, so
merkt man: unablässig arbeitet in jedem Augenblick des Lebens,
wachend und schlafend, diese Menschenseele in den
Untergründen des alltäglichen Lebens, arbeitet heraus alles das,
was wir uns an Fähigkeiten aneignen, wird durchdrungen, tief
durchdrungen von dem, was sie getan hat an Unrecht und
Recht, Schön und Häßlich; das trägt sie in sich, wie der Pflanzenkeim
in sich trägt den Keim der ganzen neuen Pflanze.
Und dann weiß man, daß das so verborgen in der Seele
Lebende ein Leben durchmacht zwischen Tod und neuer Geburt
— und wiederum zurückkehrt zum Erdenleben. In dem
Leben zwischen Tod und neuer Geburt sammelt aus einer geistigen
Welt heraus dann der Mensch die Kräfte, die aber
Bildekräfte werden, so daß er sich durch eine neue Geburt
vereinigen kann mit dem, was ihm gegeben wird von Vater
und Mutter, von der Vorfahrenreihe. So durchlebt die Menschenseele
nicht ein Erdenleben, sondern aufeinanderfolgende
Erdenleben." {{Lit|{{G|64|342f}}}}
</div>


Vor allem aber ist die Unsterblichkeit der Seele nicht etwas, das dem [[Mensch]]en von vornherein und unverlierbar geben ist, sondern etwas, das er sich aktiv erwerben und ebenso aktiv bewahren muss.
{{GZ|Siegel III stellt die Geheimnisse der sogen. Sphärenharmonie dar. Der Mensch erlebt diese Geheimnisse in der Zwischenzeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt (im «Geisterlande» oder dem, was in der gebräuchlichen theosophischen Literatur «Devachan» genannt wird). Es ist aber bei allen diesen Siegeln festzuhalten, daß sie nur die Erfahrungen der astralischen Welt darstellen. Doch können auch andere Welten als diese astralische selbst, in dieser beobachtet werden. Unsere physische Welt kann man nach ihren Urbildern auf dem Astralplan beobachten. Und die geistige Welt ist in ihren Nachbildern auf diesem Plan zu schauen. So stellt das dritte Siegel die astralischen Nachbilder des «Geisterlandes» dar. Die posaunenblasenden Engel stellen die geistigen Urwesen der Welterscheinungen dar; die Posaunentöne selbst die Kräfte, die von diesen Urwesen aus in die Welt strömen und durch welche die Wesen und Dinge aufgebaut und in ihrem Werden und Wirken erhalten werden. Die «apokalyptischen Reiter» stellen die Hauptentwicklungspunkte dar, durch welche eine Menschenindividualität im Laufe vieler Verkörperungen durchgeht und die sich auf dem Astralplan in den Reitern auf den Pferden darstellen: ein weißglänzendes Pferd, eine sehr frühe Stufe der Seelenentwicklung ausdrückend; ein feuerfarbenes Pferd, auf die kriegerische Entwicklungsstufe der Seele deutend; ein schwarzes Pferd, entsprechend jener Seelenstufe, wo nur das äußere physische Wahrnehmen der Seele entwickelt ist; und ein grünschimmerndes Pferd, das Bild der reifen Seele, welche die Herrschaft über den Leib hat (daher die grüne Farbe, welche sich als Ausdruck der von innen nach außen wirkenden Lebenskraft ergibt).|284|93}}


<div style="margin-left:20px">
{{GZ|Wenn wir die Menschenentwickelung weit, weit zurückverfolgen, so daß wir viele Millionen
"Innere Aktivität, inneres aktives Mittun mit
von Jahren zu Hilfe rufen müssen, dann tritt uns noch ein anderes entgegen. Jetzt ist der
dem, was der Mensch aus sich macht, sogar was er aus sich macht als
Mensch physisch auf der Erde; aber es gab eine Zeit, wo das, was hier auf Erden umherwandelte,
einem unsterblichen Wesen, das ist notwendig. Der Mensch muß arbeiten
noch nicht eine menschliche Seele hätte aufnehmen können. Da war diese Seele auf dem
an seiner Unsterblichkeit. Das ist dasjenige, was sich die meisten Menschen
astralischen Plan. Und weiter zurück kommen wir zu einer Zeit, wo sie auf dem geistigen
gern wegzaubern lassen möchten. Sie glauben, eine Erkenntnis
Plane, im Devachan war. Sie wird in der Zukunft wieder hinaufsteigen auf diese hohe Stufe,
kann einen nur etwas von dem lehren, was ja sowieso ist, kann einen
wenn sie sich auf der Erde gereinigt haben wird. Vom Geiste durch das Astralische, das Physische
höchstens lehren, der Mensch sei unsterblich [...]
und wieder hinauf zum Geiste: das ist eine lange Entwickelung des Menschen. Und doch
erscheint sie wie eine kurze Frist, wenn wir sie vergleichen mit der Entwickelungszeit, die der
Mensch auf dem Saturn und den anderen Planeten durchgemacht hat. Da ging der Mensch
nicht nur durch physische Verwandlungen hindurch, sondern durch geistige, astralische und
physische. Und will man diese verfolgen, dann muß man bis in die geistigen Welten hinaufgehen.
Dort vernimmt man die Sphärenmusik, Töne, die in dieser geistigen Welt durch den
Raum fluten. Und wenn der Mensch sich wieder hineinleben wird in diese geistige Welt, dann
wird ihm diese Sphärenharmonie entgegenklingen. Man nennt sie im Okkulten die Posaunentöne
der Engel. Daher auf dem ''dritten'' Bilde die Posaunen. Aus der geistigen Welt kommen die
Offenbarungen, die sich ihm aber erst enthüllen, wenn der Mensch immer weiter vorschreitet.
Dann wird ihm geoffenbart werden jenes Buch mit den sieben Siegeln. Diese Siegel sind gerade
das, was wir hier betrachten; diese werden sich enträtseln. Daher das Buch in der Mitte und
unten vier Phasen der Menschheit; denn die vier Pferde sind nichts anderes, als Entwickelungsstadien
der Menschheit durch die Zeiten hindurch.|284|75f}}


Das ist im Grunde genommen in Wahrheit ja die christliche Lehre.
=== Siegel IV ===
Daher soll der Mensch nicht bloß, wie es ein neueres Bekenntnis durchaus
[[Datei:Siegel 04 (Tafel X) AS.jpg|thumb|Viertes apokalyptisches Siegel]]
will, den Glauben an Christus haben, sondern er soll das Pauluswort
beherzigen: «Nicht ich, sondern der Christus in mir.» Die Kraft
des Christus in mir, entwickelt muß sie werden wollen und ausgebildet
muß sie werden! Der Glaube als solcher kann durchaus den Menschen
nicht retten, sondern einzig und allein das innere Zusammenarbeiten
mit dem Christus, das innere Sich-Erarbeiten der [[Christuskraft]], die
ja immer da ist, wenn man sie sich erarbeiten will, die aber erarbeitet
werden muß. Initiative, Aktivität, das ist es, womit die Menschheit
sich wird erfüllen müssen. Und einsehen wird sie müssen, daß der bloß
passive Glaube den Menschen einfach zu leicht macht, so daß allmählich
die Unsterblichkeit auf der Erde sterben würde. Das ist das Bestreben
des Ahriman." {{Lit|{{G|205|186f}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
{{GZ|Das vierte Siegel stellt unter anderem zwei Säulen dar, deren
"Platons "Phaidon" will nichts anderes als Seelenewigkeit. Er will Seelenewigkeit
eine aus dem Meer, die andere aus dem Erdreich aufragt. In
nicht etwa beweisen. Es handelt sich nicht um logische Beweise.
diesen Säulen ist das Geheimnis angedeutet von der Rolle,
Er bezweckt ein Hinaufleben desjenigen, was sich um Sokrates herumschart,
welche das rote (sauerstoffreiche) Blut und das blaurote (kohlenstofFreiche)
und ein Einleben in eine neue Welt. Die Seele soll sich erheben dadurch,
Blut in der menschlichen Entwickelung spielt,
dass sie sich abwendet von dem, was man mit Augen sehen und mit Ohren hören
und wie dieses Blut entsprechend der menschlichen Entwickelung
kann. Kurz, die Ewigkeit soll etwas sein, was man erwirbt, was man
von fernen Urzeiten bis in ferne Zukunftzeiten sich
durch die Einführung in die Mysterien erwirbt. Platos Schüler sagt: Die
wandelt. Die Buchstaben auf diesen Säulen deuten in einer
Seele kann unsterblich werden, wenn sie sich erhebt zur Ewigkeitsschau.
nur den Eingeweihten bekannten Art auf dieses Entwickelungsgeheimnis.
Wenn sie das Geistige sieht, nimmt sie Anteil am geistigen Leben. Dadurch
(Alle in öffentlichen Schriften, oder auch in
wird sie ewig. Das ist ein Entwicklungsprozess, den wir im platonischen
gewissen Gesellschaften gegebene Deutungen der beiden
"Phaidon" durchgemacht haben, auch ein Entwicklungsprozess, den wir im
Buchstaben bleiben doch nur bei einer oberflächlichen exoterischen
"Gastmahl" sehen [...]
Auslegung.) Das Buch in der Wolke deutet auf einen
Zukunftszustand des Menschen, in dem all sein Wissen verinnerlicht
sein wird. In der «Offenbarung St. Johannis» findet
man darüber die bedeutungsvollen Worte: «Und ich nahm
ein Büchlein von der Hand des Engels, und verschlang's ...»
Die Sonne auf dem Bilde deutet auf einen kosmischen Vorgang,
der sich zugleich mit der gekennzeichneten Zukunftsstufe
der Menschheit abspielen wird; die Erde wird in ein
ganz anderes Verhältnis zur Sonne treten, als das gegenwärtige
im Kosmos ist. Und es ist auf dem Bilde alles so dargestellt,
daß alle Anordnungen der Teile, alle Einzelheiten usw.
genau bestimmten wirklichen Vorgängen entsprechen.|34|598f}}


Das ist das, was als Grundelement den platonischen "Phaidon"
{{GZ|Siegel IV stellt unter anderem zwei Säulen dar, deren eine aus dem Meer, die andere aus dem Erdreich aufragt. In diesen Säulen ist das Geheimnis angedeutet von der Rolle, welche das rote (sauerstoffreiche) Blut und das blaurote (kohlensäurereiche) Blut in der menschlichen Entwicklung spielen. Das menschliche «Ich» macht im Erdenkreislauf seine Entwicklung dadurch durch, daß es sein Leben physisch zum Ausdruck bringt in der Wechselwirkung zwischen rotem Blut, ohne das es kein Leben, und dem blauen Blut, ohne das es keine Erkenntnis gäbe. Blaues Blut ist der physische Ausdruck der Erkenntnis gebenden Kräfte, die aber für sich allein in ihrer menschlichen Form mit dem Tode zusammenhängen, und rotes Blut ist der Ausdruck des Lebens, das aber in der menschlichen Form keine Erkenntnis für sich allein geben könnte. Beide in ihrem Zusammenwirken stellen dar den Baum der Erkenntnis und den Baum des Lebens, oder auch die beiden Säulen, auf denen sich das Leben und die Erkenntnis des Ich fortentwickeln bis zu jenem Vollkommenheitgrade, wo der Mensch Eins werden wird mit den universalen Erdenkräften. Dieser letztere Zustand der Zukunft kommt auf dem Siegel durch den Oberleib zur Anschauung, der aus Wolken besteht, und durch das Gesicht, das sich die geistigen Kräfte der Sonne angeeignet hat. Das «Wissen» wird dann der Mensch nicht mehr von außen in sich aufnehmen, sondern in sich «verschlungen» haben, was in dem Buche in der Mitte des Siegels angedeutet ist. Erst durch solches «Verschlingen» auf höherer Daseinsstufe öffnen sich die sieben Siegel des Buches, wie sie auch auf Siegel III angedeutet sind. In der «Offenbarung St. Johannis» findet man darüber die bedeutungsvollen Worte: «Und ich nahm das Büchlein aus des Engels Hand und verzehrte es.....»|284|93f}}
durchzieht. Da sagt Plato: Ihr könnt sehen, was Ihr wollt, wenn Ihr aber
nur das wahrnehmt, was Eure Augen, Ohren, die äusseren Sinne geben, dann
könnt Ihr nicht ins Geistige kommen. Das Uebersinnliche ist es, was Euch
die Seelenewigkeit verbürgt. - Er konnte die Seelenewigkeit nicht beweisen
lassen. Die Schüler sollten sie erwerben, sie sollten unsterblich werden.
Das ist die Grundauffassung der platonischen Methode." {{Lit|R. Steiner 1901/1902, 12. Vortrag, [http://www.steiner-klartext.net/pdfs/19020124b-04-01.pdf]}}
</div>


Die [[Persönlichkeit und Individualität|persönliche]] [[Unsterblichkeit]] - das über den [[Tod]] hinaus fortdauernde
{{GZ|Aber es gibt noch eine höhere Entwickelung. Der Mensch stammt aus noch höheren Welten,
[[Bewusstsein]] von der [[Persönlichkeit]] - hat der sich der Mensch überhaupt erst durch die [[Bewusstseinsseele]] errungen.
und er wird zu diesen höheren Welten wieder hinaufsteigen. Und seine Gestalt, wie sie der
Mensch heute hat, wird in die Welt dann verschwunden sein. Was heute draußen in der Welt
ist - die einzelnen Buchstaben, aus denen der Mensch zusammengesetzt ist -, das alles wird er
dann wiederaufgenommen haben: seine Gestalt wird sich identifiziert haben mit der Weltengestalt.
In einer gewissen trivialen Darstellung der Theosophie lehrt man und redet davon, daß
man den Gott in sich selbst suchen solle. Aber wer den Gott finden will, muß ihn in den
Werken suchen, die ausgebreitet sind im Weltall. Nichts in der Welt ist bloß Materie - das ist
nur scheinbar -, in Wirklichkeit ist alle Materie der Ausdruck von Geistigkeit, eine Kundschaft
von der Wirksamkeit Gottes. Und der Mensch wird sein Wesen gleichsam ausdehnen im
Laufe kommender Zeiten; mehr und mehr wird er sich identifizieren mit der Welt, so daß
man ihn darstellen kann, indem man statt der Menschengestalt die Gestalt des Kosmos setzt.
Das sehen Sie auf dem ''vierten'' Siegel mit dem Felsen, dem Meer und den Säulen. Das was heute
als Wolken die Welt durchzieht, wird seine Materie dazu hergeben, um den Leib des Menschen
zu gestalten. Die Kräfte, die heute bei den Geistern der Sonne sind, werden in der Zukunft
dem Menschen dasjenige liefern, was in einer unendlich viel höheren Art seine geistigen Kräfte
ausbilden wird. Diese Sonnenkraft ist es, zu welcher der Mensch hinstrebt. Im Gegensatz zu
der Pflanze, die ihren Kopf, die Wurzel, zum Mittelpunkt der Erde hinsenkt, wendet er seinen
Kopf der Sonne zu; und er wird ihn vereinigen mit der Sonne und höhere Kräfte empfangen.
Das haben Sie dargestellt in dem Sonnengesicht, das auf dem Wolkenleibe, auf dem Felsen, den
Säulen ruht. Selbstschöpferisch wird dann der Mensch geworden sein; und als das Symbol der
vollkommenen Schöpfung umgibt den Menschen der farbige Regenbogen. Auch in der Apokalypse
des Johannes können Sie ein ähnliches Siegel finden. In der Mitte der Wolken befindet
sich ein Buch. Die Apokalypse sagt, daß der Eingeweihte dies Buch verschlingen muß. Damit
ist auf die Zeit hingewiesen, wo der Mensch nicht nur äußerlich die Weisheit empfängt, sondern
wo er sich mit ihr wie heute mit der Nahrung durchdringen wird, wo er selbst eine Verkörperung
der Weisheit sein wird.|284|76}}


<div style="margin-left:20px">
{{GZ|Dasjenige aber, was in unserer Zeit stark lebt, erscheint vor
"In Spanien wurde von den maurischen Gelehrten, vor allen Dingen
dem hellseherischen Auge des Apokalyptikers als jene Figur, die
von einer solchen Persönlichkeit wie Averroes, gelehrt, wie die
sich aus Wolken herausbildet, sonnenähnliches Gesicht hat, in
Intelligenz überall waltet, wie die ganze Welt, der Kosmos erfüllt ist
einen Regenbogen übergeht, und feurige Füße hat, von denen der
von der allwaltenden Intelligenz. Die Menschen unten auf der Erde,
eine auf dem Meer, der andere auf der Erde steht {{Bibel|Off|10|1-2|LUT}}. Man möchte sagen, das ist in der Tat die bedeutsamste Erscheinung,
sie haben verschiedene Eigenschaften, aber sie haben nicht eine eigene,
die sich die gegenwärtige Menschenseele vor Augen stellen
persönliche Intelligenz. Sondern jedesmal, wenn ein Mensch auf der
soll. Denn in dem, was oben wolkengeborenes Antlitz ist, liegen
Erde wirkt, so geht ein Tropfen der Intelligenz, ein Strahl der Intelligenz
die Gedanken, die dem Geisterlande angehören; in dem, was Regenbogen
von der allgemeinen Intelligenz aus, senkt sich gewissermaßen
ist, liegt die Gefühlswelt der Menschenseele, die der
in den Kopf, in den Körper des Menschen, erfüllt ihn, so daß, wenn
Seelenwelt angehört; in den feurigen Füßen, die aus der Kraft der
ein Mensch auf Erden herumgeht, er etwas hat wie eine Art Teil der
meerüberdeckten Erde heraus ihre Kraft erhielten, liegt das, was
ganz allgemeinen kosmischen Intelligenz. Stirbt dann der Mensch,
im Leibe des Menschen enthalten ist, der mit der physischen Welt
zusammengehört.


[[Datei:GA237 164.gif|center|800px|Tafel 9]]
Wir werden da, ich möchte sagen, auf das eigentliche Kulturgeheimnis
der Gegenwart hingewiesen, das sich ja zunächst so
äußert, daß die Menschen nicht gleich dreigespalten erscheinen,
sondern so erscheinen - was ja in unserer jetzigen Zeit nun mit
Händen zu greifen ist -, daß wir Wolkenmenschen haben, die nur
denken können, während verkümmert sind die beiden anderen
Teile: Regenbogen und Feuerfüße, daß wir Regenbogenmenschen
haben, bei denen vorzugsweise das Gefühl ausgebildet ist, die
auch zum Beispiel die Anthroposophie nur mit dem Gefühl erfassen
können, nicht mit dem Verstande. Aber sie sind nicht nur in
der anthroposophischen Gesellschaft, sondern auch draußen in
der Welt vorhanden. Diese Menschen können die Welt nur mit
dem Gefühl erfassen; bei ihnen ist verkümmert Denken und Wille,
aber das Gefühl ist besonders ausgebildet. Dann gibt es heute
Menschen, die eigentlich so handeln, wie wenn sie bloß den Willen
hypertrophiert ausgebildet hätten. Verkümmert ist ihr Denken
und Gefühl: Stiermäßig handelnde Menschen, nur den unmittelbar
äußeren Impulsen hingegeben - die feuerfüßigen Menschen.|346|202f}}


geht er durch die Pforte des Todes, so geht das, was er als Intelligenz
=== Siegel V ===
gehabt hat, zurück in die allgemeine Intelligenz, fließt zurück. So daß,
[[Datei:Siegel 05 (Tafel XI) AS.jpg|thumb|Fünftes apokalyptisches Siegel]]
was der Mensch während des Lebens zwischen Geburt und Tod an
Gedanken, Begriffen, Ideen hat, in das allgemeine Reservoir der allgemeinen
Intelligenz zurückfließt und man nicht davon sprechen kann,
daß dasjenige, was der Mensch als besonders Wertvolles in seiner Seele
trägt, seine Intelligenz, einer persönlichen Unsterblichkeit unterliegt.


Das war auch durchaus gelehrt von den spanisch-maurischen Gelehrten,
{{GZ|Das fünfte Siegel stellt die weitere Entwickelung des Menschen
daß der Mensch eine persönliche Unsterblichkeit nicht hat.
in der Zukunft dar in einem Kosmos, in dem die eben
Er lebt weiter, aber es ist ja das Wichtigste an ihm - so sagten die Gelehrten
angedeuteten Verhältnisse eingetreten sein werden. Der Zukunftsmensch,
-, daß er während des Lebens intelligentes Wissen entfalten
der selbst ein anderes Verhältnis zur Sonne
kann. Das geht aber nicht mit seinem Wesen mit. Also kann man nicht
haben wird, als es das gegenwärtige ist, wird dargestellt
sagen, daß das intelligente Wesen eine persönliche Unsterblichkeit hat.
durch das «Weib, das die Sonne gebiert»; und die Macht,
Sehen Sie, das war, ich möchte sagen, der Furor des Kampfes der
die er dann haben wird über gewisse Kräfte der Welt, die
Scholastiker unter den Dominikanern, der Furor, geltendzumachen
heute sich in seiner niederen Natur äußern, wird durch das
die persönliche Unsterblichkeit des Menschen. Es konnte das in jener
Stehen des «Sonnenweibes» auf dem Tier mit den sieben
Zeit nicht anders auftreten als so, daß diese Dominikaner geltend
Köpfen und zehn Hörnern dargestellt. Das Weib hat den
machten: Der Mensch ist persönlich unsterblich, und das, was Averroes
Mond unter den Füßen: das deutet auf ein späteres kosmisches
lehrt, ist Ketzerei, ist Häresie. Das müssen wir heute anders sagen.
Verhältnis von Sonne, Erde und Mond hin.|34|599}}
Aber für die damalige Zeit ist begreiflich, daß man einen Menschen,
der die persönliche Unsterblichkeit nicht annahm, wie Averroes in
Spanien, für einen Häretiker erklärte. Heute müssen wir die Sache
der Wirklichkeit, der Realität gemäß betrachten. Wir müssen sagen:
In dem Sinne, wie der Mensch unsterblich geworden ist seiner Bewußtseinsseele
nach, hat er sich diese Unsterblichkeit - dieses fortdauernde
Bewußtsein von der Persönlichkeit -, nachdem er durch
die Pforte des Todes durchgegangen war, erst errungen seit der Zeit,
da eine Bewußtseinsseele im Erdenmenschen Platz greift. Wenn man
also Aristoteles oder Alexander gefragt hätte, wie sie über Unsterblichkeit
denken, wie würden sie geantwortet haben? Auf Worte kommt
es nicht an, aber wenn sie gefragt worden wären und wenn sie in
christlicher Terminologie geantwortet hätten, würden sie gesagt haben:
Unsere Seele wird aufgenommen von Michael, und wir leben fort
in der Gemeinschaft des Michael. - Oder sie würden es kosmologisch
ausgedrückt haben; gerade aus einer solchen Gemeinschaft heraus, wie
die des Alexander oder des Aristoteles war, würde man kosmologisch
gesagt haben, und man hat es auch gesagt: Die Seele des Menschen ist
intelligent auf Erden, aber diese Intelligenz ist ein Tropfen aus der
Fülle dessen, was Michael ergießt wie einen intelligenten Regen, der
die Menschen überströmt. Und dieser Regen geht von der Sonne aus,
die Sonne nimmt in ihr eigenes Wesen wiederum zurück des Menschen
Seele, und die Menschenseele, die da besteht zwischen Geburt und Tod,
sie strahlt aus der Sonne auf die Erde nieder. Michael-Herrschaft hätte
man auf der Sonne gesucht. So würde man kosmologisch geantwortet
haben." {{Lit|{{G|237|163ff}}}}
</div>


== Seelentod ==
{{GZ|Siegel V stellt dar eine höhere Entwicklungsstufe des Menschen, wie sie eintreten wird, wenn die Erde sich wieder mit der Sonne vereinigt haben und der Mensch nicht mehr bloß mit den Erdenkräften, sondern mit den Sonnenkräften arbeiten wird. Das «Weib, das die Sonne gebiert» bezieht sich auf diesen Zukunftsmenschen. Gewisse Kräfte niederer Natur, welche im Menschen leben und ihn an der vollen Entfaltung seiner höheren Geistigkeit hindern, wird er dann aus sich herausgesetzt haben. Diese Kräfte stellen sich im Siegel einerseits dar in dem Tiere mit den «sieben Köpfen und zehn Hörnern», anderseits in dem Monde zu Füßen des Sonnenmenschen. Der Mond ist für die Geisteswissenschaft der Mittelpunkt gewisser niederer Kräfte, welche heute noch in der menschlichen Wesenheit wirken, und die der Mensch der Zukunft «unter sich» zwingen wird.|284|94}}


{{Siehe auch|Seelentod|Ganztod}}
{{GZ|Dann rückt die Zeit heran, wo große Veränderungen im Kosmos vor sich gehen. Wenn der
Mensch die Sonnenkraft wird herangezogen haben, dann beginnt jenes Entwickelungsstadium,
wo die Sonne mit der Erde wieder vereinigt sein wird. Der Mensch wird ein Sonnenwesen sein.
Der Mensch wird durch die Kraft der Sonne eine Sonne gebären. Daher [auf dem ''fünften'' Siegel]
das Weib, das die Sonne gebiert. Dann wird die Menschheit moralisch, ethisch so weit sein, daß
alle verderblichen Mächte, die in der niederen Menschennatur ruhen, überwunden sind. Das ist
dargestellt durch das Tier mit den sieben Köpfen und den zehn Hörnern. Zu den Füßen des
Sonnenweibes ist der Mond, der alle diejenigen schlechten Substanzen enthält, die die Erde
nicht brauchen konnte und die sie nicht hinausgestoßen hatte. Alles, was heute noch der Mond
an magischen Kräften auf die Erde ausübt, wird dann überwunden sein. Wenn der Mensch mit
der Sonne vereint ist, hat er den Mond überwunden.|284|76}}


Der [[Seelentod]], das Absterben bzw. die völlige Auflösung der Seele, droht jenen [[Mensch]]en, die ihre Seele während des [[Erdenleben]]s nur mit irdisch vergänglichem [[Wissen]] erfüllen. Sie wird zur Zeit des [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gerichts]] der [[Zweiter Tod|zweite Tod]], wenn nicht nur der [[Physischer Leib|physische Leib]], sondern auch der [[Ätherleib]] in seiner der [[Erdentwicklung]] entsprechenden Form endgültig abgelegt wird, besonders hart treffen, da sie nicht über die notwendige Seelensubstanz verfügen, durch die sie ihre weitere Entwicklung auf dem [[Neuer Jupiter|Neuen Jupiter]] - dem [[Neues Jerusalem|Neuen Jerusalem]] aus der [[Apokalypse des Johannes]] - fortführen können. Nur an denjenigen, die ihren [[Astralleib]] erfüllt haben mit der [[Christus|Christus-Wesenheit]], wird der zweite Tod unbemerkt vorüber gehen.
=== Siegel VI ===
[[Datei:Siegel 06 (Tafel XII) AS.jpg|thumb|Sechstes apokalyptisches Siegel]]


{{GZ|Diejenigen, deren Ätherleib ganz im
{{GZ|Das sechste Siegel stellt den weiterentwickelten Menschen
Einklang ist mit dem astralischen Leib, die werfen ohne Schmerzen
mit noch größerer Macht über niedere Kräfte des Weltalls dar.
diesen Ätherleib ab, denn sie bleiben in ihrem astralischen Leibe,
Wie das Bild dies ausdrückt, klingt an die christliche Esoterik
der erfüllt ist von der Christus-Wesenheit, und sie empfinden es als
an: Michael hält den Drachen gefesselt.|34|599}}
Entwickelungsnotwendigkeit, daß der Ätherleib abgestreift wird.
Denn sie fühlen in sich die Fähigkeit, ihn wiederum selbst aufzubauen,
weil sie Christus in sich aufgenommen haben. Diejenigen
aber, die in diesem Ätherleib die Begierde nach dem haben, was
vergangen ist, die können diesen Ätherleib auch nicht behalten,
wenn alles astralisch wird. Er wird ihnen genommen werden, wird
aus ihnen gerissen werden, und jetzt empfinden sie das als ein zweites
Sterben, als den «zweiten Tod». Dieser zweite Tod geht an den
anderen, die ihren Ätherleib mit dem astralischen Leib durch Aufnahme
des Christus-Prinzips harmonisch gemacht haben, unvermerkt
vorüber. Über sie hat der zweite Tod keine Macht. Die anderen
empfinden aber den zweiten Tod beim weiteren Hinüberleben
in jene folgende astralische Gestalt. Dann ist die Menschheit in
jenem Zustand, wo diejenigen, die das Ziel der Entwickelung erreicht
haben, ihren astralischen Leib ganz durchdrungen haben mit
Christus. Sie sind reif, hinüberzuleben nach dem Jupiter, sie entwerfen
auf unserer Erde den Plan zur Jupiterentwickelung. Das ist
der Plan, der genannt wird das neue Jerusalem. Sie leben in einem
«neuen Himmel» und einer «neuen Erde»: das ist Jupiter.
Dieser neue Jupiter wird begleitet sein wie von einem Trabanten
von denjenigen, die ausgeschlossen sind von dem Leben im Geistigen,
die den zweiten Tod erlebt haben, die daher keine Möglichkeit
haben, das Jupiterbewußtsein zu erlangen.|104|246f}}


== Abstammung der Seelen ==
{{GZ|Siegel VI stellt den gereinigten, nicht nur vergeistigten, sondern in der Geistigkeit stark gewordenen Menschen dar, welcher die niederen Kräfte nicht nur überwunden, sondern sie so umgewandelt hat, daß sie als verbesserte zu seinen Diensten stehen. Das gezähmte «Tier» drückt dieses aus. In der «Offenbarung St. Johannis» ist darüber zu lesen: «Und ich schaute, wie dem Himmel ein Engel entstieg, der den Schlüssel des Abgrunds hielt und eine große Kette in der Hand hatte. Und er brachte den Drachen, die Schlange der Vorzeit, in seine Gewalt, welche der Teufel und Satan ist, und er band ihn auf tausend Jahre.»|284|94}}


{{GZ|Alle Seelen stammen ab von Christus, und eine solche Zeit
{{GZ|Dann [in dem ''sechsten'' Siegel] wird uns noch dargestellt, wie der also bis zur hohen Vergeistigung
wird kommen, wo den Seelen das zum Bewußtsein kommt und
hinaufgestiegene Mensch der Gestalt des Michael gleich ist; wie er das, was böse
wo sie verstehen werden, daß auch der Ausgleich unter den
ist auf der Welt, in dem Symbolum des Drachen gefesselt hält.|284|76}}
Seelen nur durch den Christus geschehen kann.|266c|48}} (Aufzeichnung C)


{{GGZ|Im Urbeginn war eine Seelensubstanz vorhanden,
=== Siegel VII ===
die sich dann in die unzähligen differenzierten Einzelseelen
[[Datei:Siegel 07 (Tafel XIII) AS.jpg|thumb|Siebentes apokalyptisches Siegel]]
teilte; durch diese Differenzierung entstand das [[Karma]], das besteht
in seelischen Zusammenhängen von Mensch zu Mensch. In
der Zeit vor dem Ereignis von Palästina lebten sich diese karmischen
Zusammenhänge in der Blutsverwandtschaft aus, waren an
das Blut gebunden. Aber gerade zur Zeit des Mysteriums von
Golgatha versiegte allmählich diese Seelensubstanz, und die
Menschen wären seelenlos über die Erde dahingegangen am
Ende der Erdenentwicklung, wären in die Tierheit verfallen in
Menschenleibern, die die Karikaturen von Tierleibern sein würden;
und die Iche (denn nicht das Ich stirbt aus, an dieses ist das
Karma gebunden bis zum Ende) würden leer und seelenlos sein,
wenn nicht das Mysterium von Golgatha stattgefunden hätte.
Der Christus ist der geistig-seelische Stammvater der jetzigen
Menschheit, wie Adam es in bezug auf den Leib ist und nur,
indem wir uns mit der Christus-Substanz, dem Christus-Impuls
erfüllen, entgehen wir der Seelenlosigkeit, und das tun wir,
indem wir die Erkenntnisse über das Mysterium von Golgatha
in uns aufnehmen und in uns leben lassen. Immer seelischer
werden dann die Beziehungen und das Zusammenleben von
Mensch und Mensch.|266c|48f}} (Aufzeichnung D)


== Siehe auch ==
{{GZ|Endlich das siebente Siegel ist das von dem «Mysterium des
Gral», wie es in der im vierzehnten Jahrhundert beginnenden
esoterischen Strömung heimisch war. Es findet sich auf dem
Bilde ein Würfel, die Raumeswelt darstellend, daraus von
allen Seiten des Würfels entspringend die Weltenschlange, insofern
sie die im niederen sich auslebenden höheren Kräfte
darstellt; aus dem Munde der Schlange die Weltenlinie (als
Spirale), das Sinnbild der gereinigten und geläuterten Weltenkräfte;
und daraus entspringend, der «heilige Gral», dem
die «Taube» gegenübersteht: dies alles hinweisend - und
zwar ganz sachgemäß - auf das Geheimnis der Weltzeugung,
von der die irdische ein niederer Abglanz ist. Die tiefsten
Mysterien liegen in den Linien und Figuren usw. dieses
Siegels.|34|599}}


* [[Psyche]]
{{GZ|Siegel VII ist Wiedergabe des «Mysteriums vom heiligen Gral». Es ist dasjenige astralische Erlebnis, welches den universellen Sinn der Menschheitsentwicklung wiedergibt. Der Würfel stellt die «Raumeswelt» dar, die noch von keinem physischen Wesen und keinem physischen Ereignis durchsetzt ist. Für die Geisteswissenschaft ist nämlich der Raum nicht bloß die «Leere», sondern er ist der Träger, der auf noch unsichtbare Art die Samen alles Physischen in sich birgt. Aus ihm heraus schlägt sich gleichsam die ganze physische Welt nieder, wie sich ein Salz niederschlägt aus der noch ganz durchsichtigen Lösung. Und was – in bezug auf den Menschen – sich aus der Raumeswelt herausbildet, das macht die Entwicklung vom Niedern zum Höhern durch. Es wachsen heraus aus den «drei Raumesdimensionen», welche im Würfel ausgedrückt sind, zuerst die niedrigeren Menschenkräfte, veranschaulicht durch die beiden Schlangen, die aus sich wieder die geläuterte höhere geistige Natur gebären, was in den Weltenspiralen sich darstellt. Durch das Aufwärtswachsen dieser höheren Kräfte kann der Mensch Empfänger werden (Kelch) für die Aufnahme der rein geistigen Weltwesenheit, ausgedrückt durch die Taube. Dadurch wird der Mensch Beherrscher der geistigen Weltmächte, deren Abbild der Regenbogen ist. Das ist eine ganz skizzenhafte Beschreibung dieses Siegels, das unermeßliche Tiefen in sich birgt, die sich demjenigen offenbaren können, der es in der hingebungsvollen Meditation auf sich wirken läßt. Umschrieben ist dieses Siegel mit dem Wahrheitsspruch der modernen Geisteswissenschaft: «Ex deo nascimur, in Christo morimur, per spiritum sanctum reviviscimus», «Aus Gott bin ich geboren; in Christo sterbe ich; durch den Heiligen Geist werde ich wiedergeboren». In diesem Spruch ist ja der Sinn der menschlichen Entwicklung voll angedeutet.|284|94f}}


== Anmerkungen ==
{{GZ|Wir haben in einer gewissen Weise gesehen, daß im Anfange der Menschheitsentwickelung
und am Ende derselben gleiche Zustände der Verwandlung sind. Dargestellt sahen wir diese
Zustände in dem Mann mit den feuerflüssigen Füßen und dem Schwert aus dem Munde ragend.
In einer tiefsinnigen Symbolik wird uns nun das ganze Sein der Welt enthüllt in dem Symbol
des Heiligen Gral. Mit einigen skizzenhaften Worten möchte ich Ihnen dieses siebente Siegel
vor die Seele hinstellen.


<references />
Derjenige, der als Okkultist unsere Welt kennenlernt, weiß, daß der Raum noch etwas ganz
anderes ist für die physische Welt als eine bloße Leerheit. Der Raum ist die Quelle, aus der
sich alle Wesen gleichsam physisch herauskristallisiert haben. Denken Sie sich ein gläsernes
Gefäß von Würfelform, durch das Sie ganz hindurchsehen können, mit Wasser gefüllt. Und
nun stellen Sie sich vor, daß gewisse abkühlende Strömungen durch dies Wasser hindurchgeleitet
werden, so daß sich in mannigfaltigster Weise Eis bildet. So können Sie eine Vorstellung
der Weltschöpfung erhalten: den «Raum»; hineingesprochen in den Raum das göttliche
Schöpfungswort; herauskristallisiert alle Dinge und Wesen.
 
Diesen Raum, in den das göttliche Schöpfungswort hineingesprochen wird, stellt der Okkultist
dar durch den wasserhellen Würfel. Es entwickeln sich innerhalb dieses Raumes verschiedene
Wesenheiten. Diejenigen, die uns am nächsten stehen, kann man am besten so charakterisieren:
der Würfel hat drei senkrecht aufeinanderstellende Richtungen, drei Achsen, Länge,
Höhe, Breite - die drei Dimensionen des Raumes stellt der Würfel dar. Und nun denken Sie sich
zu diesen drei Dimensionen, wie sie draußen in der physischen Welt sind, die Gegendimensionen
hinzu. Sie können sich das etwa so vorstellen, daß ein Mensch in einer Richtung geht
und ein anderer ihm entgegenkommt und beide zusammenstoßen. In ähnlicher Weise gibt es zu
jeder Raumdimension eine Gegendimension, so daß wir im ganzen sechs Strahlen haben. Diese
Gegenstrahlen stellen zugleich die Urkeime der höchsten Glieder der menschlichen Wesenheit
dar. Der physische Leib, aus dem Raum herauskristallisiert, ist das Niedrigste. Das Geistige, das
Höchste, ist das Gegenteil; es wird dargestellt durch die Gegendimensionen. Hier formen sich
in der Entwickelung zunächst diese Gegendimensionen zu einer Wesenheit, die man am besten
darstellen kann, indem man sie zusammenfließen läßt zu der Welt der Leidenschaften, Begierden,
Instinkte. Das ist sie zunächst. Dann später wird sie etwas anderes. Immer mehr und mehr
läutert sie sich - wir haben gesehen, bis zu welcher Höhe -, aber ausgegangen ist sie von den
niederen Trieben, die symbolisiert sind durch die Schlange. Dieser Vorgang ist symbolisiert
durch das Zusammenlaufen der Gegendimensionen in zwei Schlangen, die einander gegenüberstehen.
 
Indem sich die Menschheit reinigt, steigt sie auf zu dem, was man die «Weltenspirale» nennt.
Der gereinigte Leib der Schlange, diese Weltenspirale, hat eine tiefe Bedeutung. Sie können
durch folgendes Beispiel einen Begriff davon bekommen: Die moderne Astronomie stützt sich
auf zwei Sätze von ''[[Kopernikus]]''; einen dritten hat sie unberücksichtigt gelassen. Er hat gesagt,
daß die Sonne sich auch bewegt. Die Sonne rückt vor, und zwar in einer Schraubenlinie, so
daß die Erde sich mit der Sonne in einer komplizierten Kurve bewegt. Dasselbe trifft auf den
Mond zu, der sich um die Erde bewegt. Diese Bewegungen sind weit komplizierter, als man
in der elementaren Astronomie annimmt. Sie sehen hier, wie die Spirale ihre Bedeutung hat in
den Weltkörpern; und diese Weltkörper stellen eine Gestalt dar, mit der sich der Mensch einst
identifizieren wird. In jener Zeit wird des Menschen Hervorbringungskraft gereinigt, geläutert
sein; der Kehlkopf wird alsdann das Fortpflanzungsorgan sein. Das, was der Mensch als geläuterten
Schlangenleib entwickelt haben wird, wird dann nicht mehr von unten herauf, sondern
von oben herab wirken. Der umgewandelte Kehlkopf in uns wird zu dem Kelche werden, den
man den [[Heiliger Gral|Heiligen Gral]] nennt. Und ebenso wie das eine wird auch das andere geläutert sein,
das sich mit diesem hervorbringenden Organ verbindet: es wird eine Essenz der Weltenkraft,
der großen Weltenessenz sein. Und diesen Weltengeist in seiner Essenz stellt man dar mit dem
Bilde der Taube, die dem Heiligen Gral gegenübersteht. Hier ist sie das Symbolum der vergeistigten
Befruchtung, die aus dem Kosmos heraus wirken wird, wenn der Mensch sich mit
dem Kosmos dereinst identifiziert hat. Das ganze Schöpferische dieses Vorganges wird dargestellt
durch den Regenbogen: das ist das allumfassende Siegel vom Heiligen Gral.
 
Das Ganze gibt den Sinn von dem Zusammenhange zwischen Welt und Mensch in einer
wunderbaren Weise wie eine Zusammenfassung des Sinnes der anderen Siegel. Daher steht
auch hier das Weltengeheimnis als Umschrift auf dem Außenrand des Siegels. Dieses Weltengeheimnis
stellt dar, wie der Mensch im Anfange aus den Urkräften der Welt herausgeboren
ist. Jeder Mensch, wenn er zurückblickt, hat im Anfange der Zeit jenen Prozeß durchgemacht,
den er heute geistig durchmacht, wenn er aus den Bewußtseinskräften heraus neu geboren wird.
Das drückt das Rosenkreuzertum aus [mit den Buchstaben] E. D. N. : Aus Gott bin ich geboren.
 
Wir haben gesehen, daß innerhalb der Offenbarung ein Zweites hinzutritt: zum Leben der
Tod. Aber der Mensch muß, damit er in diesem Tode das Leben wiederfindet, in dem Urquell
alles Lebendigen diesen Sinnestod überwinden. Und dieser Urquell ist der Mittelpunkt aller
kosmischen Entwickelung; denn wir mußten den Tod finden, um unser Bewußtsein zu erringen.
Aber wir werden ihn überwinden dann, wenn wir den Sinn dieses Todes im Erlöser-Geheimnis
finden. Ebenso wie wir aus Gott geboren sind, sterben wir im Sinne der esoterischen Weisheit
in Christo: I. C. M.
 
Und weil überall da, wo sich etwas offenbart, sich eine Zweiheit zeigt, der sich das Dritte
vereinigen muß, wird der Mensch, wenn er den Tod überwunden hat, sich selbst identifizieren
mit dem die Welt durchdringenden Geiste (die Taube). Er wird auferstehen und wieder leben
im Geiste: P. S. S. R.
 
Das ist das theosophische Rosenkreuz. Es leuchtet hinein in jene Zeiten, wo Religion und
Wissenschaft sich versöhnen werden.|284|77f}}
 
=== Über die Wirkung der Siegelbilder ===
 
{{GZ|So sehen Sie, wie in solchen Siegeln sich die ganze Welt darstellt, und weil die Welt in sie
hineingelegt ist von den Magiern und Eingeweihten, deshalb wohnt ihnen eine gewaltige Kraft
inne. Sie können immer aufs neue zu diesen Siegeln zurückkehren; Sie werden immer wieder
finden, daß sie unendliche Weisheit durch Meditation erschließen können. Sie haben einen
gewaltigen Einfluß auf die Seele des Menschen, weil sie aus den Weltengeheimnissen heraus
geschöpft sind. Hängen Sie sie in einem Zimmer auf, wo solche Dinge besprochen werden, wie
wir heute hier sprechen, in denen man sich zu den heiligen Mysterien der Welt erhebt, da wirken
sie in höchstem Grade belebend, erleuchtend, ohne daß es die Menschen manchmal wissen.
Aber sie sind eben, weil sie diese Bedeutung haben, nicht gleichzeitig dazu angetan, profaniert
zu werden. Und so sonderbar es erscheinen mag: wenn sie in einem Zimmer rundherum hängen,
wo nichts Geistiges geredet wird, wo triviale Worte gesprochen werden, da wirken sie
auch, aber so, daß sie den physischen Organismus krank machen. So trivial es klingen mag:
sie zerstören die [[Verdauung]]. Was aus dem Geistigen geboren ist, gehört dem Geistigen an und
darf nicht profaniert werden; das zeigt es selbst an durch seine Wirkung. Zeichen von geistigen
Dingen gehören dahin, wo geistige Dinge sich abspielen und zur Wirkung gelangen.|284|77f}}
 
=== Entwürfe Rudolf Steiners ===
<center><gallery perrow="5" widths="150" heights="150">
Datei:GA284 Siegel 02a Entwurf.jpg|2. Siegel
Datei:GA284 Siegel 02 Entwurf.jpg|2. Siegel (weiterer Entwurf)
Datei:GA284 Siegel 03 Entwurf.jpg|3. Siegel
GA284 Siegel 04 Entwurf.jpg|4. Siegel
Datei:GA284 Siegel 07 Entwurf.jpg|7. Siegel
</gallery></center>
 
=== Sieben Säulen ===
[[Bild:Saeulen.jpg|thumb|450px|Sieben Säulen]]
{{GZ|Zwischen je zwei dieser Siegel befand sich im Kongreßraume eine der sieben Säulen, welche in der zweiten Serie der Bilder wiedergegeben sind. In den Kapitälen dieser Säulen sind, wie oben bereits angedeutet, Erfahrungen des «Sehers» (was auf diesem Gebiete eigentlich nicht mehr ein passender Name ist) in der «geistigen Welt» dargestellt. Es handelt sich um die Wahrnehmung der Urkräfte, welche in geistigen Tönen bestehen. Die plastischen Formen der Kapitäle sind Übersetzungen dessen, was der «Seher» hört. Doch sind diese Formen keineswegs willkürlich, sondern so, wie sie sich auf ganz natürliche Art ergeben, wenn der «sehende Mensch» die «geistige Musik» (Sphärenharmonie), die sein ganzes Wesen durchströmt, auf die formende Hand wirken läßt. Die plastischen Formen sind hier wirklich eine Art «gefrorener Musik», welche die Weltgeheimnisse zum Ausdruck bringt. Daß diese Formen als Säulenkapitäle auftreten, erscheint für den, welcher die Sachlage durchschaut, wie selbstverständlich. Die Grundlage der physischen Entwicklung der Erdenwesen liegt in der geistigen Welt. Von dort aus wird sie «gestützt». Nun beruht alle Entwicklung auf einem Fortschreiten in sieben Stufen. (Die Zahl sieben soll dabei nicht als Ergebnis eines «Aberglaubens» aufgefaßt werden, sondern als der Ausdruck einer geistigen Gesetzmäßigkeit, wie die sieben Regenbogenfarben der Ausdruck einer physischen Gesetzmäßigkeit sind). Die Erde selbst schreitet in ihrer Entwicklung durch sieben Zustände, die mit den sieben Planetennamen bezeichnet werden: Saturn-, Sonne-, Mond-, Mars-, Merkur-, Jupiter- und Venuszustand. (Über den Sinn dieser Sache vergleiche man meine «Geheimwissenschaft» oder die Aufsätze Zur Akasha-Chronik. Doch nicht allein ein Himmelskörper schreitet in seiner Entwicklung so vorwärts, sondern jede Entwicklung durchläuft sieben Stufen, die man im Sinne der modernen Geisteswissenschaft mit den Ausdrücken für die sieben planetarischen Zustände bezeichnet. In der oben gekennzeichneten Weise sind die geistigen Stützkräfte dieser Zustände durch die Formen der Säulenkapitäle wiedergegeben. Man wird aber zu keinem wahren Verständnis dieser Sache kommen, wenn man nur die verstandesmäßige Erklärung beim Beschauen der Formen zugrunde legt. Man muß künstlerisch-empfindend sich in die Formen hineinschauen und die Kapitäle eben als Form auf sich wirken lassen. Wer dies nicht beachtet, wird glauben, nur Allegorien, oder im besten Falle Symbole vor sich zu haben. Dann hätte er alles mißverstanden. Dasselbe Motiv geht durch alle sieben Kapitäle: eine Kraft von oben und eine von unten, die sich erst entgegenstreben, dann, sich erreichend, zusammenwirken. Diese Kräfte sind in ihrer Fülle und in ihrem inneren Leben zu empfinden und dann ist von der Seele selbst zu erleben, wie sie lebendig gestaltend sich breiten, zusammenziehen, sich umfassen, verschlingen, aufschließen usw. Man wird diese Komplikation der Kräfte fühlen können, wie man das «sich-gestalten» der Pflanze aus ihren lebendigen Kräften fühlt, und man wird empfinden können, wie die Kraftlinie erst senkrecht nach oben wächst in der Säule, wie sie sich entfaltet in den plastischen Gestalten der Kapitäle, welche sich den von oben ihnen entgegenkommenden Kräften öffnen und aufschließen, so daß ein sinnvoll tragendes Kapitäl wird. Erst entfaltet sich die Kraft von unten in der einfachsten Art, und ihr strebt ebenso einfach die Kraft von oben entgegen (Saturn-Säule); dann füllen sich die Formen von oben an, schieben sich in die Spitzen von unten hinein und bewirken so, daß die unteren Formen nach den Seiten ausweichen. Zugleich schließen sich diese unteren Formen zu lebendigen Gebilden auf (Sonnensäule). Im ferneren wird das obere mannigfaltiger; eine Spitze, die hervorgetrieben war, wächst wie zu einem befruchtenden Prinzip aus, und das untere gestaltet sich zu einem Fruchtträger um. Das andere Kraftmotiv zwischen beiden ist zu einer tragenden Stütze geworden, weil das Verhältnis der Zwischenglieder nicht genug stark als Tragkraft empfunden würde (Mond-Säule). Weiterhin tritt eine Abscheidung des Unteren und Oberen ein, die starken Träger des Mondkapitäls sind selbst säulenartig geworden, das dazwischenliegende Obere und Untere sind verwachsen zu einem Gebilde, von oben deutet sich ein neues Motiv an (Mars-Säule). Die aus der Verbindung des Oberen und Unteren entstandenen Gebilde haben Leben angenommen, erscheinen daher als von Schlangen umwundener Stab. Man wird empfinden müssen, wie dieses Motiv aus dem vorigen organisch herauswächst. Die mittleren Gebilde des Marskapitäls sind verschwunden; ihre Kraft ist von dem stützenden inneren Teile des Kapitäls aufgesogen; die vorher von oben kommenden Andeutungen sind voller geworden (Merkur-Säule). Nun geht es wieder zu einer Art Vereinfachung, die aber die Frucht der vorhergängigen Vermannigfaltigung in sich schließt. Das Obere schließt sich kelchartig auf, das Untere vereinfacht das Leben in einer keuschen Form (Jupiter-Säule). Der letzte Zustand zeigt diese «innere Fülle» bei der äußeren Vereinfachung aufs höchste. Die Wachstumsumgestaltungen von unten haben von obenher ein fruchttragendes Kelchartiges hervorgelockt (Venus-Säule).
 
Wer alles das empfinden kann, was in diesen «Säulen» des Weltgeschehens ausgedrückt ist, der fühlt umfassende Gesetze alles Seins, welche die Lebensrätsel in ganz anderer Weise lösen als abstrakte «Naturgesetze».
 
Es soll in diesen Abbildungen eine Probe gegeben sein, wie die geistige Anschauung Form, Leben, künstlerische Gestaltung werden kann. Man beachte, daß die Abbildungen lebendige Daseinskräfte der höheren Welten wiedergeben; und diese höheren Geisteskräfte wirken auf den Betrachter der Bilder. Sie wirken direkt auf Kräfte, die, ihnen entsprechend, in jedem Menschen schlummern. Aber ihre Wirkung ist nur eine richtige, wenn man diese Bilder mit der rechten inneren Seelenverfassung betrachtet.
 
Wer mit spirituellen Vorstellungen im Kopfe und mit devotionellen Gefühlen im Herzen die Bilder betrachtet, der wird aus ihnen ein Heiligstes empfangen. Wer sie sich an einen beliebigen Ort hängen oder stellen wollte, wo er ihnen mit alltäglichen Gedanken und Empfindungen gegenübertritt, der wird eine ungünstige Wirkung verspüren, die bis zur schlimmen Beeinflussung des körperlichen Lebens gehen kann. Man richte sich darnach und trete zu den Bildern nur in ein Verhältnis, das im Einklange steht mit einer Hingabe an die geistigen Welten. Zum Schmucke eines dem höheren Leben gewidmeten Raumes sollen solche Bilder dienen; nimmermehr soll man sie an Orten finden oder betrachten, wo die Gedanken der Menschen nicht mit ihnen im Einklange sind.|284|95f}}
 
Für die 1924 erschienene englische Ausgabe der «Occult Seals and Columns» fertigte der dänische Maler [[Arild Rosenkrantz]] (1870-1964) in Arlesheim unter der direkten Anleitung [[Rudolf Steiner]]s Siegelbilder an, die zunächst in schwarzweiss gedruckt wurden. In London malte er danach in den 1930iger Jahren 7 kreisförmige Pastellbilder der Siegel mit einem Durchmesser von jeweils 72 cm.
 
== Kritik ==
 
Die unvollkommene künstlerische Gestaltung der von [[Clara Rettich]] gemalten Siegelbilder rief viel Kritik hervor, insbesondere von dem Bildhauer Dr. Ernst Wagner, dessen Werke ebenfalls auf dem Kongress ausgestellt waren.<ref>Rahel Uhlenhoff (Hrsg.): ''Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart'', Berliner Wissenschafts-Verlag 2011, ISBN 978-3830519300, eBook {{ASIN|B01ANX38C0}}, S. 401f [https://books.google.at/books?id=hyZcBAAAQBAJ&pg=PA401&lpg=PA401&dq=Clara+Rettich+Malerin&source=bl&ots=Y39IgmiOju&sig=ACfU3U3wDUviNNJIj-Lwm4UWWPfwBJAzCA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjyobmJ7vjnAhXQSsAKHcviDA0Q6AEwD3oECAgQAQ#v=onepage&q=Clara%20Rettich%20Malerin&f=false google]</ref> Obwohl sich auch Steiner der Unzulänglichkeiten bewusst war, heißt es in einem Briefentwurf an Ernst Wagner vom 12. April 1909:
 
{{GZ|Jenes Gespräch im Münchner Kongreßsaale, wo Sie die Siegel unkünstlerisch nannten und ich
erwiderte <aber richtig>, haben Sie nämlich mißverstanden. Ich war mit Ihnen ''ganz'' einverstanden,
und hätte ''sehr, sehr'' gerne diese Dinge künstlerisch gehabt. Doch muß der Okkultist ''realistisch'',
nicht chimärisch denken und so muß er dasjenige nehmen, was zu haben ist. <Aber richtig>
sagt daher auch alles. Das ist es nämlich, worauf es ankommt, daß gegenwärtig kein Künstler
das dem ''wirklichen'' Leben nachschaffende Vermögen hat. Und so hat man nur die Wahl: entweder
die formell-abstrakte Andeutung inneren Lebens und Gehaltes bei äußerlich unkünstlerischer Formgebung;
oder die in sich toten Formen und Schemen, die heute vielfach künstlerisch genannt werden,
und die auf den Kenner wirklichen Lebens ungefähr wirken wie Leichname, die Leben vortäuschen
sollen.|284|14}}


==Literatur==
==Literatur==


#Rudolf Steiner: ''Das Christentum als mystische Tatsache'', 24 Vorträge, gehalten in Berlin vom 19. Oktober 1901 - 26. April 1902, nicht veröffentlicht in der [[Rudolf Steiner Gesamtausgabe|GA]].
* [[Rudolf Steiner]], Alexandra Riggins: ''Die sieben apokalyptischen Siegel'', Triskel Verlag 2005, ISBN 978-3-905893-02-1
#Rudolf Steiner: ''Theosophie'', [[GA 9]] (2002), Kapitel ''Die seelische Wesenheit des Menschen'', ISBN 3-7274-0090-0
* [[Rudolf Steiner]]: ''Lucifer – Gnosis'', [[GA 34]] (1987), ISBN 3-7274-0340-3 {{Vorträge|034}}
#Rudolf Steiner: ''Aus schicksaltragender Zeit'', [[GA 64]] (1959), ISBN 3-7274-0640-2 {{Vorträge|064}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Apokalypse des Johannes'', [[GA 104]] (1985), ISBN 3-7274-1040-X {{Vorträge|104}}
#Rudolf Steiner: ''Die Apokalypse des Johannes'', [[GA 104]] (1985), ISBN 3-7274-1040-X {{Vorträge|104}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes'', [[GA 104a]] (1991), ISBN 3-7274-1045-0 {{Vorträge|104a}}
#Rudolf Steiner: ''Okkulte Geschichte'', [[GA 126]] (1992), ISBN 3-7274-1261-5 {{Vorträge|126}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Bilder okkulter Siegel und Säulen. Der Münchner Kongreß Pfingsten 1907 und seine Auswirkungen.'', [[GA 284]] (1993), ISBN 3-7274-2840-6 {{Vorträge|284}}
#Rudolf Steiner: ''Okkulte Untersuchungen über das Leben zwischen Tod und neuer Geburt'', [[GA 140]] (1961) {{Vorträge|140}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V'', [[GA 346]] (2001), ISBN 3-7274-3460-0 {{Vorträge|346}}
#Rudolf Steiner: ''Der Tod als Lebenswandlung'', [[GA 182]] (1996), ISBN 3-7274-1820-6 {{Vorträge|182}}
#Rudolf Steiner: ''Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Erster Teil'', [[GA 205]] (1987), ISBN 3-7274-2050-2 {{Vorträge|205}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Dritter Band'', [[GA 237]] (1991), ISBN 3-7274-2370-6 {{Vorträge|237}}
#Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band III: 1913 und 1914; 1920 – 1923'', [[GA 266/3]] (1998), ISBN 3-7274-2663-2 {{Vorträge|266c}}
#Rudolf Steiner, Harald Haas (Hrsg.): ''Grenzerlebnisse der Seele: Schreck, Scham, Zweifel und schreckvollste Verwirrung (Thementexte)'', Rudolf Steiner Verlag, Dornach 2016, ISBN 978-3727454158
#''Der Sohar. Das heilige Buch der Kabbala'', aus dem Hebräischen übertragen und herausgegeben von Ernst Müller, Diederichs Gelbe Reihe, Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2005, ISBN 3-7205-2643-7


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[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Wesensglieder]] [[Kategorie:Seele]]
== Weblinks ==
* [http://www.rsarchive.org/Bilder/ Bilder okkulter Siegel und Säulen]
* [http://www.arildrosenkrantz.dk/d/syvsegl_nn.html# Arild Rosenkrantz - Die sieben apokalyptischen Siegel]
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />
 
[[Kategorie:Apokalypse des Johannes]] [[Kategorie:Kunst]] [[Kategorie:Siegel]]

Version vom 27. Oktober 2020, 14:23 Uhr

Die Apokalyptischen Siegel wurden nach Angaben Rudolf Steiners für den Kongreß der «Föderation europäischer Sektionen der Theosophischen Gesellschaft», der vom 18. - 21. Mai 1907 in München stattfand, von Frl. Clara Rettich gestaltet. Die zwischen den Siegelbildern befindlichen Planetensäulen wurden von Karl Stahl ausgeführt.

Die Bedeutung der Siegelbilder

„Die sieben Siegel des Heiligen Johannes“, in: Éliphas Lévi: Dogme et rituel de la haute magie, Band 2, Paris 1861, S. 364

Bei den sieben apokalyptischen Siegeln handelt es sich gemäß der okkulten Tradition nicht unmittelbar um jene Siegel, die bei der Öffnung des in 5,1-14 LUT genannten Buches mit den sieben Siegel erbrochen werden. Vielmehr spannen die apokalyptischen Siegel einen viel weiteren Bogen und geben die imaginativ geschauten astralischen Urbilder der gesamten Menschheitsentwicklung auf der Erde in sinnbildlicher Form wieder. Die Kapitelle der sieben Planetensäulen stellen hingegen die nur durch Inspiration fassbare Ebene der geistigen Urtöne bzw. Urkräfte in plastischen Formen dar. Durch ihre Formverwandlung von Säule zu Säule geben sie ein lebendiges Bild der Planetarischen Weltentwicklungsstufen. Aufgrund der beschränkten Möglichkeiten konnten die Säulen für den Kongress in München allerdings zunächst nur malerisch ausgeführt werden. Erst in den Jahren 1908/09 wurden die Motive der Planetensäulen in dem nach den Ideen Rudolf Steiners errichteten Modellbau in Malsch verwirklicht. In voller Größe wurden sie erst für das Erste Goetheanum geschaffen.

Beim Entwurf der ersten sechs Siegelbilder orientierte sich Rudolf Steiner an den Bildsiegeln zur Apokalypse, die der französische Okkultist Éliphas Lévi (1810-1875) in seinem Werk Dogme et rituel de la haute magie gezeigt hatte.[1] Das siebente Siegel, das den Bezug zum Neuen Jerusalem herstellt, gestaltete Steiner ganz eigenständig.[2] Über die tiefere Bedeutung der Siegelbilder sagte er:

„Sie sind nicht beliebige «Sinnbilder», welche man verstandesmäßig deuten kann, sondern geisteswissenschaftliche «Schriftzeichen», die so genommen werden müssen, wie es der wahren Geisteswissenschaft entspricht. Diese erfindet nicht aus dem Verstande oder der willkürlichen Phantasie heraus solche «Zeichen», sondern gibt in ihnen nur wieder, was der geistigen Wahrnehmung in den übersinnlichen Welten wirklich als Anschauung vorliegt. Keine Spekulation, keine – wenn auch noch so geistreiche – Verstandeserklärung ist gegenüber solchen Zeichen angebracht, da sie eben nicht ausgedacht sind, sondern lediglich eine Beschreibung dessen liefern, was der sogenannte «Seher» in den unsichtbaren Welten wahrnimmt. Bei den hier wiedergegebenen Zeichen handelt es sich um die Beschreibung von Erlebnissen der «astralen» und der «geistigen» (devachanischen) Welt. Die «Siegel» der ersten sieben Tafeln stellen solche wirkliche Tatsachen der astralen Welt dar, und die sieben «Säulen» ebensolche der geistigen Welt. Während aber die Siegel unmittelbar die Erlebnisse des «geistigen Schauens» wiedergeben, ist das bei den sieben Säulen nicht in gleicher Art der Fall. Denn die Wahrnehmungen der geistigen Welt lassen sich nicht mit einem «Schauen», sondern eher mit einem «geistigen Hören» vergleichen. Bei diesem muß beachtet werden, daß man es nicht zu sehr dem «Hören» in der physischen Welt ähnlich denken soll, denn obwohl es sich damit vergleichen läßt, ist es ihm doch sehr unähnlich. In einem Bilde lassen sich die Erlebnisse dieses geistigen Hörens nur ausdrücken, wenn man sie aus dem «Tönen» in die Form übersetzt. Das ist bei diesen «Säulen» geschehen, deren Wesen aber nur verständlich ist, wenn man sich die Formen plastisch (nicht malerisch) denkt.

Im Sinne der Geisteswissenschaft sind die Ursachen zu den Dingen der physischen Welt im Übersinnlichen, Unsichtbaren gelegen. Was sich physisch offenbart, hat seine Urbilder in der astralischen Welt und seine geistigen Urkräfte (Urtöne) in der geistigen Welt. Die sieben Siegel geben die astralischen Urbilder der Menschheitsentwicklung auf der Erde im Sinne der Geisteswissenschaft. Wenn der «Seher» auf dem «Astralplane» diese Entwicklung in die Zeiten ferner Vergangenheit und ferner Zukunft verfolgt, so stellt sich ihm diese in den gegebenen sieben Siegelbildern dar. Er hat nichts zu erfinden, sondern lediglich die von ihm geistig wahrgenommenen Tatsachen zu verstehen...“ (Lit.:GA 284, S. 91)

„Das bedeutsamste der Symbole und Sinnbilder, das wir überhaupt haben und das als solches von allen Okkultisten aller Zeiten anerkannt worden ist, das ist der Mensch selbst. Der Mensch wurde und wird immer genannt ein Mikrokosmos, eine kleine Welt. Und das mit Recht, denn wer den Menschen genau und intim kennenlernt, wird sich immer mehr darüber klar, daß in ihm in einer, man könnte sagen, Verkleinerung alles, alles enthalten ist, was in der übrigen Natur draußen ausgebreitet ist. Das ist zunächst vielleicht schwer zu verstehen, aber wenn Sie darüber nachdenken, werden Sie begreifen, was damit gemeint ist: Es finden sich im Menschen, als eine Art Extrakt, Auszug aus der übrigen Natur, alle Stoffe und Kräfte. Wenn Sie irgendeine Pflanze hinsichtlich ihrer Wesenheit studieren und nur genügend tief forschen können, werden Sie finden, daß im Menschenorganismus etwas von dieser selben Wesenheit enthalten ist, wenn auch in noch so kleinem Maße. Und wenn Sie ein Tier draußen nehmen: immer werden Sie im menschlichen Organismus etwas nachweisen können, was sich seiner Wesenheit nach ausnimmt wie etwas, das in einer gewissen Art in den menschlichen Organismus hereingenommen ist [...]

Für diesen Zusammenhang des Menschen mit der Natur hat Paracelsus einen sehr schönen Vergleich gebraucht. Er sagt: Es ist, als ob die einzelnen Wesen in der Natur die Buchstaben wären, der Mensch aber das Wort, das aus diesen Buchstaben zusammengesetzt ist. Draußen die große Welt: der Makrokosmos, in uns die kleine Welt: der Mikrokosmos. Draußen existiert jedes für sich, im Menschen ist es durch die Harmonie bestimmt, in die es hineingestellt ist mit den anderen Organen. Und gerade deshalb können wir im Menschen die Entwickelung unseres ganzen Weltalls, sofern es zu uns gehört, veranschaulichen.“ (Lit.:GA 284, S. 73)

Siegel I

Erstes apokalyptisches Siegel

„Das erste Siegel stellt des Menschen ganze Erdenentwickelung im allgemeinsten dar. In der «Offenbarung St.Johannis» wird mit den Worten darauf hingedeutet: «Und als ich mich wandte, sah ich sieben güldne Leuchter, und mitten unter den sieben Leuchtern einen, der war eines Menschen Sohn gleich, der war angetan mit einem langen Gewände, und begürtet um die Brust mit einem güldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar waren weiß wie weiße Wolle, als der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme, und seine Füße gleich wie Messing, das im Ofen glühet, und seine Stimme wie groß Wasserrauschen, und hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand; und aus seinem Munde ging ein scharf, zweischneidig Schwert; und sein Angesicht leuchtete wie die helle Sonne.» In allgemeinen Zügen wird mit solchen Worten auf umfassendste Geheimnisse der Menschheitsentwickelung gedeutet. Wollte man darstellen in ausführlicher Art, was jedes der tief bedeutsamen Worte enthält: man müßte einen dicken Band schreiben. Unser Siegel stellt solches bildlich dar. Nur ein paar Andeutungen seien gemacht: Unter den körperlichen Organen und Ausdrucksformen des Menschen sind solche, die in ihrer gegenwärtigen Gestalt die abwärtsgehenden Entwicklungsstufen früherer Formen darstellen, die also ihren Vollkommenheitsgrad bereits überschritten haben; andere aber stellen die Anfangsstufen der Entwickelung dar; sie sind jetzt gleichsam die Anlagen zu dem, was sie in der Zukunft werden sollen. Der Geheimwissenschafter muß diese Entwickelungsgeheimnisse kennen. Ein Organ, das in der Zukunft etwas viel Höheres, Vollkommeneres sein wird, als es gegenwärtig ist, stellt das Sprachorgan dar. Indem man dieses ausspricht, rührt man an ein großes Geheimnis des Daseins, das oftmals auch das «Mysterium des schaffenden Wortes» genannt wird. Es ist damit eine Hindeutung auf den Zukunftszustand dieses menschlichen Sprachorgans gegeben, das einmal, wenn der Mensch vergeistigt sein wird, geistiges Produktions-(Zeugungs-)organ wird. In den Mythen und Religionen wird diese geistige Produktion durch das sachgemäße Bild von dem aus dem Munde kommenden «Schwert» angedeutet. So bedeutet jede Linie, jeder Punkt gewissermaßen auf dem Bilde etwas, was mit des Menschen Entwickelungsgeheimnis zusammenhängt. Daß solche Bilder gemacht werden, geht nicht etwa bloß aus einem Bedürfnisse nach einer Versinnlichung der übersinnlichen Vorgänge hervor, sondern es entspricht der Tatsache, daß das Hineinleben in diese Bilder - wenn sie die rechten sind - wirklich eine Erregung von Kräften bedeutet, welche in der Menschenseele schlummern, und durch deren Erweckung die Vorstellungen der übersinnlichen Welt auftauchen. Es ist nämlich nicht das Richtige, wenn in der Theosophie die übersinnlichen Welten nur in schematischen Begriffen beschrieben werden; der wahre Weg ist der, daß die Vorstellung solcher Bilder erregt wird, wie sie in diesen Siegeln gegeben werden. (Hat der Okkultist solche Bilder nicht zur Hand, so soll er mündlich die Beschreibung der höheren Welten in sachgemäßen Bildern geben.)“ (Lit.:GA 34, S. 596f)

„Siegel I stellt umfassend die ganze Erdenentwicklung des Menschen dar. Dieses sowie andere Siegel der Serie kann man in einem gewissen Sinne auch beschrieben finden in der «Offenbarung St. Johannis» (Apokalypse). Denn wer diese Schrift im geisteswissenschaftlichen Sinne zu verstehen vermag, der sieht in ihr nichts anderes als die in Worten gegebene Beschreibung dessen, was der «Seher» als Menschheitsentwicklung auf dem astralischen Plane urbildlich wahrnimmt. So versteht ein solcher auch die ersten Worte dieser Schrift, die (annähernd richtig wiedergegeben) so lauten: «Die Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm dargeboten hat, seinen Dienern zu veranschaulichen, wie in Kürze sich das notwendige Geschehen abspielt; dieses ist in Zeichen gesandt durch Gottes Engel seinem Diener Johannes. Dieser hat zum Ausdruck gebracht das ,Wort' Gottes und dessen Offenbarung durch Jesus Christus, in der Art, wie er es geschaut hat.» Die «Zeichen», die er geschaut hat, sind von dem Aufzeichner der «geheimen Offenbarunge dargestellt worden. – Man kann an den folgenden Siegeln finden, daß sie in vieler Beziehung ähnlich sind dem, was in der Apokalypse beschrieben ist, doch nicht ganz. Denn unseren Bildern liegt eine geisteswissenschaftliche Methode zugrunde, welche zwar mit allen Überlieferungen im Einklange ist, in ihrer eigenen Gestalt sich aber, den modernen geistigen Bedürfnissen der Menschheit entsprechend, seit dem vierzehnten Jahrhundert in jenen Kreisen ausgebildet hat, die seit jener Zeit die Aufgabe haben, diese Dinge zu pflegen. Dennoch soll hier, wo es darauf ankommt, die Beschreibung unter Hinweis auf die «Offenbarung St. Johannis» gegeben werden. Ausdrücklich bemerkt soll werden, daß manches von den sieben Siegeln schon in diesem oder jenem Werke der neueren Zeit . veröffentlicht ist; doch wird der in solchen Dingen Eingeweihte finden können, daß diese anderen Wiedergaben in manchen Punkten abweichen von der hier gegebenen Gestalt, welche die echte geisteswissenschaftliche Grundlage zur Darstellung bringen will.

Zum ersten Siegel kann man vergleichen dessen Beschreibung in der Apokalypse. «Und ich wandte mich hin, zu vernehmen die Laute, welche zu mir drangen; und da schaute ich sieben güldene Lichter, und inmitten der Lichter des Menschensohnes Bild, mit langem Gewande und mit einem goldenen Gürtel um die Lenden; und sein Haupt und Haar waren weißglänzend wie weiße Wolle oder Schnee, und seine Augen funkelnd im Feuer. Und seine Füße waren feuerflüssig wie im feurigen Ofen erglüht, und seine Stimme glich dem Zusammenklange rauschender Wassermassen. Und in seiner Rechten waren sieben Sterne, und aus seinem Munde kam ein zweischneidiges scharfes Schwert, und sein Antlitz in seinem Glanze glich der leuchtenden Sonne.» In allgemeinen Bildern wird da auf umfassendste Geheimnisse der Menschheitsentwicklung gedeutet. Wollte man in ausführlicher Art darstellen, was der Seher aus diesen Bildern sehen kann, so müßte man ein dickes Buch schreiben. Nur ein paar Andeutungen seien gemacht. Jedes Zeichen, jede Form an den Siegelbildern ist vielsagend, und was hier gesagt wird, kann nur Etwas von Vielem sein. Unter den Organen und Ausdrucksmitteln des Menschen sind solche, welche in ihrer gegenwärtigen Gestalt die abwärtsgehenden Entwicklungsstufen früherer Formen darstellen, die also ihren Vollkommenheitsgrad bereits überschritten haben; andere aber stellen die Anfangsstufen einer Entwicklung dar, die in aufsteigender Richtung sich bewegt. Solche Glieder am Menschen sind heute erst noch unvollkommen und werden künftig ganz andere höhere Aufgaben zu erfüllen haben. Ein Organ, das in der Zukunft etwas viel Höheres, Vollkommeneres sein wird als es gegenwärtig ist, stellt das Sprachorgan dar, mit allem, was am Menschen zu ihm gehört. Indem man dieses andeutet, rührt man an ein großes Geheimnis des Daseins, welches auch das «Mysterium des schaffenden Wortes» genannt wird. Es ist damit eine Hindeutung auf den Zukunftszustand dieses Organs gegeben, das einmal, wenn der Mensch vergeistigt sein wird, Produktions- (Zeugungs-) Organ sein wird.

In den Mythen und religiösen Erzählungen wird diese zukünftige vergeistigte Produktionsform durch das sachgemäße Bild von dem aus dem Munde kommenden feurigen «Schwert» angedeutet. Die ersten Stufen der Erdenentwicklung des Menschen verliefen in einer Zeit, als die Erde noch «feurig» war; und aus dem Elemente des Feuers haben sich die ersten menschlichen Verkörperungen herausgestaltet; am Ende seiner Erdenlaufbahn wird der Mensch selbst sein Inneres durch die Kraft des Feuerelementes schöpferisch nach außen strahlen. Dieses Fortentwickeln vorn Erdenanfang zum Erdenende erschließt sich dem «Seher», wenn er auf dem Astralplan das Urbild des werdenden Menschen erblickt, wie es im ersten Siegel wiedergegeben ist. Der Anfang der Erdenentwicklung steht da in den feurigen Füßen, das Ende in dem feurigen Antlitz und die vollkommene zuletzt zu erringende Kraft des «schöpferischen Wortes» in dem feurigen Schwert, das aus dem Munde kommt. Während diese Entwicklung abläuft, steht des Menschen Werden und seine dabei entfalteten Kräfte nacheinander unter dem Einfluß von Kräften, die sich in den sieben Sternen der Rechten ausdrücken. So stellt jede Linie, jeder Punkt gewissermaßen auf dem Bilde etwas dar, was mit dem umfassenden Entwicklungsgeheimnis des Menschen zusammenhängt.“ (Lit.:GA 284, S. 91f)

„Das erste zeigt einen Menschen mit weißen Kleidern angetan, seine Füße wie Metall, wie Erzfluß; aus seinem Munde ragt ein feuriges Schwert hervor; seine Rechte ist umgeben von den Zeichen unseres Planeten: Saturn, Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus. Wer die Apokalypse des Johannes kennt, wird sich erinnern, daß dort eine ziemlich übereinstimmende Beschreibung dieses Bildes zu finden ist, denn Johannes war ein Eingeweihter. Dieses Siegel stellt nämlich, man könnte sagen, die Idee der ganzen Menschheit dar. Wir werden das begreifen, wenn wir an einige Vorstellungen erinnern, die den Älteren hier schon bekannt sind.

Wenn wir in der Menschenentwickelung zurückgehen, gelangen wir in eine Zeit, wo sich der Mensch noch auf einer sehr unvollkommenen Stufe befand. So zum Beispiel hatte er noch nicht das, was Sie heute auf Ihren Schultern tragen; den Kopf. Es würde recht grotesk klingen, wenn man den damaligen Menschen beschreiben würde. Der Kopf hat sich nämlich erst nach und nach entwickelt und wird sich immer weiter entwickeln. Es gibt heute im Menschen Organe, die sozusagen an ihrem Abschluß angelangt sind; sie werden später nicht mehr im Menschenleib sein. Andere gibt es, die werden sich umbilden, so unser Kehlkopf, der eine gewaltige Zukunft hat, freilich im Zusammenhange mit unserem Herzen. Heute ist der Kehlkopf des Menschen erst im Beginne seiner Entwickelung, er wird dereinst das in das Geistige umgewandelte Fortpflanzungsorgan sein. Sie werden eine Vorstellung von diesem Mysterium bekommen, wenn Sie sich klarmachen, was heute der Mensch mit seinem Kehlkopf bewirkt. Indem ich hier spreche, hören Sie meine Worte: Dadurch, daß dieser Saal von Luft erfüllt ist und in dieser Luft gewisse Schwingungen hervorgerufen werden, werden Ihnen meine Worte zu Ihrem Ohr, zu Ihrer Seele übertragen. Wenn ich ein Wort ausspreche, zum Beispiel «Welt», schwingen Wellen der Luft - das sind Verkörperungen meiner Worte. Das, was der Mensch heute so hervorbringt, nennt man das Hervorbringen im mineralischen Reiche. Die Bewegungen der Luft sind mineralische Bewegungen; durch den Kehlkopf wirkt der Mensch mineralisch auf seine Umgebung. Aber der Mensch wird aufsteigen und einst pflanzlich wirken; nicht nur mineralische, sondern auch pflanzliche Schwingungen wird er alsdann hervorrufen. Er wird Pflanzen sprechen. Die nächste Stufe wird dann sein, daß er empfindende Wesen spricht; und auf der höchsten Stufe der Entwickelung wird er durch seinen Kehlkopf seinesgleichen hervorrufen. Wie er jetzt nur den Inhalt seiner Seele durch das Wort aussprechen kann, wird er dann sich selbst aussprechen. Und wie der Mensch in der Zukunft Wesen sprechen wird, so waren die Vorgänger der Menschheit, die Götter, mit einem Organ begabt, mit dem sie alle Dinge aussprachen, die heute da sind. Sie haben alle Menschen, alle Tiere und alles andere ausgesprochen. Sie alle sind ausgesprochene Götterworte im wörtlichen Sinne.

«Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und ein Gott war das Wort!» Das ist nicht ein philosophisches Wort im spekulativen Sinne - eine Urtatsache hat Johannes hingestellt, die ganz wörtlich zu nehmen ist.

Und am Ende wird das Wort sein, und die Schöpfung ist eine Verwirklichung des Wortes; und was der Mensch in der Zukunft hervorbringen wird, wird eine Verwirklichung dessen sein, was heute Wort ist. Dann aber wird der Mensch nicht mehr solche physische Gestalt haben wie heute; er wird bis zu jener Gestalt vorgeschritten sein, die auf dem Saturn war, bis zur Feuermaterie. So verbindet sich die schöpferische Kraft im Anfang der Weltentwickelung mit unserer eigenen Schöpferkraft am Ende der Weltentwickelung.

Diejenige Wesenheit, welche alles hinausgesprochen hat in die Welt, was heute darinnen ist, sie ist das große Vorbild der Menschen. Sie hat hinausgesprochen in die Welt den Saturn, die Sonne, den Mond, die Erde - in ihren beiden Hälften Mars-Merkur -, den Jupiter, die Venus. Das deuten die sieben Sterne an; sie sind ein Zeichen dafür, bis zu welcher Höhe der Mensch sich entwickeln kann. In der Feuermaterie wird der Planet am Ende wieder sein; und der Mensch wird in dieser Feuermaterie schöpferisch sprechen können: das ist das feurige Schwert, das aus seinem Munde ragt. Alles wird feurig sein, daher die Füße von flüssigem Erz.“ (Lit.:GA 284, S. 74f)

Siegel II

Zweites apokalyptisches Siegel

„Das zweite Siegel stellt, mit dem entsprechenden Zubehör, einen der ersten Entwickelungszustände der Erdenmenschheit dar. Diese Erdenmenschheit hat in ihren Urzeiten nämlich noch nicht das entwickelt gehabt, was man Individualseele nennt. Es war damals noch das vorhanden, was bei den Tieren noch jetzt sich findet: die Gruppenseele. Wer durch imaginatives Hellsehen die alten menschlichen Gruppenseelen auf dem Astralplan verfolgen kann, der findet die vier Arten derselben, welche in den vier apokalyptischen Tieren des zweiten Siegels dargestellt werden: den Löwen, den Stier, den Adler, den Menschen. Damit ist an die Wahrheit dessen gerührt, was oftmals so trocken allegorisch bei den vier Tieren «ausgedeutet» wird.“ (Lit.:GA 34, S. 597)

„Siegel II stellt einen der ersten Entwicklungszustände der Erdenmenschheit dar, mit allem was dazugehört. Der Erdenmensch hat in ferner Urzeit nämlich noch nicht das gehabt, was man Individualseele nennt. Es war damals bei ihm das vorhanden, was gegenwärtig noch die auf einer früheren Entwicklungsstufe der Menschheit zurückgebliebenen Tiere haben: die Gruppenseele. Wenn durch imaginatives Hellsehen in der Rückschau auf die Vorzeit die menschlichen Gruppenseelen auf dem Astralplan verfolgt werden, so ergibt sich, daß die verschiedenen Formen derselben auf vier Grundtypen zurückgeführt werden können. Und diese sind in den vier apokalyptischen Tieren des zweiten Siegels wiedergegeben: dem Löwen, dem Stier, dem Adler und jener Gestalt, die sich auch als Gruppenseele der individuellen Seele des gegenwärtigen Menschen nähert, und die deshalb auch: der «Mensch» heißt. Damit ist an die Wahrheit dessen gerührt, was oftmals so trocken allegorisch bei den vier Tieren «ausgedeutet» wird.“ (Lit.:GA 284, S. 93)

„Wenn Sie den heutigen Menschen mit dem Tiere vergleichen, dann stellt sich der Unterschied so dar, daß man sagen muß: der Mensch hat als Einzelner in sich, was das einzelne Tier nicht in sich hat. Der Mensch hat eine Individualseele, das Tier eine Gruppenseele. Der einzelne Mensch ist für sich eine ganze Tiergattung. Alle Löwen zum Beispiel haben zusammen nur eine Seele. Diese Gruppen-Iche sind gerade so wie das Menschen-Ich, nur sind sie nicht hinabgestiegen bis in die physische Welt; sie sind nur in der astralischen Welt zu finden. Hier auf der Erde sehen Sie physische Menschen, von denen jeder sein Ich trägt. In der astralischen Welt begegnen Sie in Astralmaterie ebensolchen Wesen, wie Sie selber sind, nur nicht in physischer, sondern in astralischer Hülle. Sie können mit ihnen reden wie mit Ihresgleichen - das sind die tierischen Gruppenseelen.

Auch der Mensch hatte in früheren Zeiten eine Gruppenseele, nach und nach erst hat er sich zu seiner heutigen Selbständigkeit entwickelt. Diese Gruppenseelen waren ursprünglich in der astralischen Welt und sind dann heruntergestiegen, um im Fleische zu wohnen. Wenn man nun in der astralischen Welt die ursprünglichen Gruppenseelen des Menschen untersucht, so findet man vier Gattungen, von denen der Mensch ausgegangen ist. Wollte man diese vier Arten vergleichen mit den Gruppenseelen, die zu den heutigen Tiergattungen gehören, dann müßte man sagen: eine von diesen vier Arten läßt sich mit dem Löwen vergleichen, eine andere mit dem Adler, eine dritte mit dem Rinde und die vierte mit dem Menschen der Vorzeit, bevor sein Ich heruntergestiegen ist. So wird uns in dem zweiten Bilde in den apokalyptischen Tieren, dem Löwen, dem Adler, der Kuh und dem Menschen, ein früherer Entwickelungszustand der Menschheit dargestellt. Dann aber gibt es und wird es geben, solange die Erde sein wird, eine Gruppenseele für die höhere Offenbarung des Menschen, die durch das Lamm dargestellt wird, durch das mystische Lamm, das Zeichen für den Erlöser. Diese Gruppierung der fünf Gruppenseelen: die vier des Menschen um die große Gruppenseele, die noch allen Menschen gemeinschaftlich gehört - das stellt das zweite Bild dar.“ (Lit.:GA 284, S. 75)

„Wenn wir nämlich zurückschauen in die alten Zeiten der Menschheit, so finden wir überall, daß das gegenwärtige Ich sich herausentwickelt hat aus solchem Gruppenbewußtsein, Gruppen-Ich, so daß für den Seher, wenn er zurückschaut, die einzelnen Menschen immer mehr zusammenströmen in die Gruppenseelen. Nun gibt es hauptsächlich vier Typen von Gruppenseelen, vier Urbilder von Gruppenseelen. Wenn man alle verschiedenen Gruppenseelen der verschiedenen Seelen nimmt, so haben sie eine gewisse Ähnlichkeit, aber auch Verschiedenheiten. Teilt man sie ein, so erhält man vier Gruppen, vier Urbilder. Man bekommt sie deutlich zu sehen, wenn man hellseherisch zurückschaut in jene Zeit, als der Mensch noch nicht im Fleische war, noch nicht herabgestiegen war auf die Erde. Denn jetzt müssen wir uns genauer darstellen den Moment, wo der Mensch herabgestiegen ist ins Fleisch aus den geistigen Regionen. Wir können diesen Moment nur in großen Symbolen schildern.

Einmal gab es eine Zeit, wo unsere Erde eine viel weichere Materie hatte als heute, wo noch nicht Fels und Stein so verfestigt waren wie heute, wo die Pflanzenformen noch anders aussahen, wo das Ganze wie ein Urmeer in Wasserhöhlen eingebettet war, wo Luft und Wasser nicht geschieden waren, wo von all den Wesen, die heute auf der Erde wohnen, Tiere und Pflanzen im Wasser ausgebildet waren. Als die mineralischen Wesen anfingen ihre heutige Form zu bekommen, da konnte man sagen: Der Mensch trat aus der Unsichtbarkeit hervor. So stellte er sich dem Einzuweihenden dar. Außen mit einer Art von Schale umgeben, stieg er aus den Regionen herunter, die heute die Luftregionen sind. Der Mensch war noch nicht dicht physisch da, als das Tier schon im Fleisch vorhanden war. Er war eine feine Luftwesenheit, selbst in den lemurischen Zeiten noch. Und er hat sich so herausgegliedert, daß sich das hellseherische Bild darstellt mit den vier Gruppenseelen: auf der einen Seite wie ein Löwenbild, auf der anderen wie das Bild eines Stieres, oben wie das eines Adlers, und in der Mitte unten etwas, was schon menschenähnlich ist. So zeigt sich das hellseherische Bild. So kommt aus dem Dunkel des Geisterlandes heraus der Mensch. Und das, was ihn an Kraft ausgebildet hat, das erscheint in einer Art Regenbogenbildung. Die mehr physischen Kräfte umgeben die ganze Bildung dieses Menschen wie ein Regenbogen. — Man muß auf den verschiedensten Gebieten und in der verschiedensten Weise dieses Menschwerden schildern. Jetzt wird es geschildert, wie es dem Forscher im Rückblick erscheint: wie diese vier Gruppenseelen sich herausgestaltet haben aus dem gemeinsamen Göttlich-Menschlichen, das heruntersteigt. Man hat von jeher diesen Moment symbolisch in die Form gebracht, die Sie auf dem zweiten der sogenannten sieben okkulten Siegel dargestellt finden. Das ist die symbolische Darstellung, sie ist aber mehr als ein bloßes Symbolum. Da haben Sie herauskommend aus dem unbestimmten Geistigen diese vier Gruppenseelen, den Regenbogen ringsherum und eine Zwölfzahl. Wir müssen auch verstehen, was diese Zwölfzahl bedeutet.

Wenn Sie das herauskommen sehen, was eben geschildert worden ist, so haben Sie hellseherisch das Gefühl: Das ist von etwas umgeben, was ganz anderer Wesenheit und Art ist als das, was da heraustritt aus dem unbestimmten Geistigen. Und das, wovon es umgeben ist, das symbolisierte man in alten Zeiten in dem Tierkreis, in den zwölf Zeichen des Tierkreises. — Der Moment des Eintretens in das Hellsehen ist noch mit mancherlei anderen Erlebnissen verknüpft. Das erste, was der, dessen Ätherleib heraustritt, wahrnimmt, ist: er kommt sich vor, wie wenn er größer und größer würde und sich ausdehnte über das, was er da wahrnimmt. Es kommt der Moment, wo der Eingeweihte sich sagt: Ich sehe nicht bloß diese vier Gestalten, sondern ich bin da drinnen, ich habe mein Wesen darüber ausgedehnt. — Er identifiziert sich damit. Er nimmt das wahr, was durch die zwölf Sternbilder, durch die Zwölfzahl symbolisiert wird.“ (Lit.:GA 104, S. 58ff)

Siegel III

Drittes apokalyptisches Siegel

„Das dritte Siegel stellt die Geheimnisse der sogenannten Sphärenharmonie dar. Der Mensch erlebt diese Geheimnisse in der Zwischenzeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt (im «Geisterlande» oder dem, was in der gebräuchlichen theosophischen Literatur «Devachan» genannt wird). Doch ist die Darstellung nicht so gegeben, wie sie im «Geisterlande » selbst erlebt wird, sondern so, wie die Vorgänge dieses Gebietes sich in die astrale Welt gleichsam hereinspiegeln. Es muß überhaupt festgehalten werden, daß die sämtlichen sieben Siegel Erfahrungen der astralischen Welt sind; doch können ja die anderen Welten in ihren Spiegelungen im Astralen geschaut werden. Die posaunenblasenden Engel des Bildes stellen die geistigen Urwesen der Welterscheinungen dar; das Buch mit den sieben Siegeln deutet daraufhin, daß sich in den Erlebnissen, die in diesem Bilde veranschaulicht sind, die Rätsel des Daseins «entsiegeln». Die «vier apokalyptischen Reiter» stellen die menschlichen Entwickelungsstufen durch lange Erdenzyklen hindurch dar.“ (Lit.:GA 34, S. 598)

„Siegel III stellt die Geheimnisse der sogen. Sphärenharmonie dar. Der Mensch erlebt diese Geheimnisse in der Zwischenzeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt (im «Geisterlande» oder dem, was in der gebräuchlichen theosophischen Literatur «Devachan» genannt wird). Es ist aber bei allen diesen Siegeln festzuhalten, daß sie nur die Erfahrungen der astralischen Welt darstellen. Doch können auch andere Welten als diese astralische selbst, in dieser beobachtet werden. Unsere physische Welt kann man nach ihren Urbildern auf dem Astralplan beobachten. Und die geistige Welt ist in ihren Nachbildern auf diesem Plan zu schauen. So stellt das dritte Siegel die astralischen Nachbilder des «Geisterlandes» dar. Die posaunenblasenden Engel stellen die geistigen Urwesen der Welterscheinungen dar; die Posaunentöne selbst die Kräfte, die von diesen Urwesen aus in die Welt strömen und durch welche die Wesen und Dinge aufgebaut und in ihrem Werden und Wirken erhalten werden. Die «apokalyptischen Reiter» stellen die Hauptentwicklungspunkte dar, durch welche eine Menschenindividualität im Laufe vieler Verkörperungen durchgeht und die sich auf dem Astralplan in den Reitern auf den Pferden darstellen: ein weißglänzendes Pferd, eine sehr frühe Stufe der Seelenentwicklung ausdrückend; ein feuerfarbenes Pferd, auf die kriegerische Entwicklungsstufe der Seele deutend; ein schwarzes Pferd, entsprechend jener Seelenstufe, wo nur das äußere physische Wahrnehmen der Seele entwickelt ist; und ein grünschimmerndes Pferd, das Bild der reifen Seele, welche die Herrschaft über den Leib hat (daher die grüne Farbe, welche sich als Ausdruck der von innen nach außen wirkenden Lebenskraft ergibt).“ (Lit.:GA 284, S. 93)

„Wenn wir die Menschenentwickelung weit, weit zurückverfolgen, so daß wir viele Millionen von Jahren zu Hilfe rufen müssen, dann tritt uns noch ein anderes entgegen. Jetzt ist der Mensch physisch auf der Erde; aber es gab eine Zeit, wo das, was hier auf Erden umherwandelte, noch nicht eine menschliche Seele hätte aufnehmen können. Da war diese Seele auf dem astralischen Plan. Und weiter zurück kommen wir zu einer Zeit, wo sie auf dem geistigen Plane, im Devachan war. Sie wird in der Zukunft wieder hinaufsteigen auf diese hohe Stufe, wenn sie sich auf der Erde gereinigt haben wird. Vom Geiste durch das Astralische, das Physische und wieder hinauf zum Geiste: das ist eine lange Entwickelung des Menschen. Und doch erscheint sie wie eine kurze Frist, wenn wir sie vergleichen mit der Entwickelungszeit, die der Mensch auf dem Saturn und den anderen Planeten durchgemacht hat. Da ging der Mensch nicht nur durch physische Verwandlungen hindurch, sondern durch geistige, astralische und physische. Und will man diese verfolgen, dann muß man bis in die geistigen Welten hinaufgehen. Dort vernimmt man die Sphärenmusik, Töne, die in dieser geistigen Welt durch den Raum fluten. Und wenn der Mensch sich wieder hineinleben wird in diese geistige Welt, dann wird ihm diese Sphärenharmonie entgegenklingen. Man nennt sie im Okkulten die Posaunentöne der Engel. Daher auf dem dritten Bilde die Posaunen. Aus der geistigen Welt kommen die Offenbarungen, die sich ihm aber erst enthüllen, wenn der Mensch immer weiter vorschreitet. Dann wird ihm geoffenbart werden jenes Buch mit den sieben Siegeln. Diese Siegel sind gerade das, was wir hier betrachten; diese werden sich enträtseln. Daher das Buch in der Mitte und unten vier Phasen der Menschheit; denn die vier Pferde sind nichts anderes, als Entwickelungsstadien der Menschheit durch die Zeiten hindurch.“ (Lit.:GA 284, S. 75f)

Siegel IV

Viertes apokalyptisches Siegel

„Das vierte Siegel stellt unter anderem zwei Säulen dar, deren eine aus dem Meer, die andere aus dem Erdreich aufragt. In diesen Säulen ist das Geheimnis angedeutet von der Rolle, welche das rote (sauerstoffreiche) Blut und das blaurote (kohlenstofFreiche) Blut in der menschlichen Entwickelung spielt, und wie dieses Blut entsprechend der menschlichen Entwickelung von fernen Urzeiten bis in ferne Zukunftzeiten sich wandelt. Die Buchstaben auf diesen Säulen deuten in einer nur den Eingeweihten bekannten Art auf dieses Entwickelungsgeheimnis. (Alle in öffentlichen Schriften, oder auch in gewissen Gesellschaften gegebene Deutungen der beiden Buchstaben bleiben doch nur bei einer oberflächlichen exoterischen Auslegung.) Das Buch in der Wolke deutet auf einen Zukunftszustand des Menschen, in dem all sein Wissen verinnerlicht sein wird. In der «Offenbarung St. Johannis» findet man darüber die bedeutungsvollen Worte: «Und ich nahm ein Büchlein von der Hand des Engels, und verschlang's ...» Die Sonne auf dem Bilde deutet auf einen kosmischen Vorgang, der sich zugleich mit der gekennzeichneten Zukunftsstufe der Menschheit abspielen wird; die Erde wird in ein ganz anderes Verhältnis zur Sonne treten, als das gegenwärtige im Kosmos ist. Und es ist auf dem Bilde alles so dargestellt, daß alle Anordnungen der Teile, alle Einzelheiten usw. genau bestimmten wirklichen Vorgängen entsprechen.“ (Lit.:GA 34, S. 598f)

„Siegel IV stellt unter anderem zwei Säulen dar, deren eine aus dem Meer, die andere aus dem Erdreich aufragt. In diesen Säulen ist das Geheimnis angedeutet von der Rolle, welche das rote (sauerstoffreiche) Blut und das blaurote (kohlensäurereiche) Blut in der menschlichen Entwicklung spielen. Das menschliche «Ich» macht im Erdenkreislauf seine Entwicklung dadurch durch, daß es sein Leben physisch zum Ausdruck bringt in der Wechselwirkung zwischen rotem Blut, ohne das es kein Leben, und dem blauen Blut, ohne das es keine Erkenntnis gäbe. Blaues Blut ist der physische Ausdruck der Erkenntnis gebenden Kräfte, die aber für sich allein in ihrer menschlichen Form mit dem Tode zusammenhängen, und rotes Blut ist der Ausdruck des Lebens, das aber in der menschlichen Form keine Erkenntnis für sich allein geben könnte. Beide in ihrem Zusammenwirken stellen dar den Baum der Erkenntnis und den Baum des Lebens, oder auch die beiden Säulen, auf denen sich das Leben und die Erkenntnis des Ich fortentwickeln bis zu jenem Vollkommenheitgrade, wo der Mensch Eins werden wird mit den universalen Erdenkräften. Dieser letztere Zustand der Zukunft kommt auf dem Siegel durch den Oberleib zur Anschauung, der aus Wolken besteht, und durch das Gesicht, das sich die geistigen Kräfte der Sonne angeeignet hat. Das «Wissen» wird dann der Mensch nicht mehr von außen in sich aufnehmen, sondern in sich «verschlungen» haben, was in dem Buche in der Mitte des Siegels angedeutet ist. Erst durch solches «Verschlingen» auf höherer Daseinsstufe öffnen sich die sieben Siegel des Buches, wie sie auch auf Siegel III angedeutet sind. In der «Offenbarung St. Johannis» findet man darüber die bedeutungsvollen Worte: «Und ich nahm das Büchlein aus des Engels Hand und verzehrte es.....»“ (Lit.:GA 284, S. 93f)

„Aber es gibt noch eine höhere Entwickelung. Der Mensch stammt aus noch höheren Welten, und er wird zu diesen höheren Welten wieder hinaufsteigen. Und seine Gestalt, wie sie der Mensch heute hat, wird in die Welt dann verschwunden sein. Was heute draußen in der Welt ist - die einzelnen Buchstaben, aus denen der Mensch zusammengesetzt ist -, das alles wird er dann wiederaufgenommen haben: seine Gestalt wird sich identifiziert haben mit der Weltengestalt. In einer gewissen trivialen Darstellung der Theosophie lehrt man und redet davon, daß man den Gott in sich selbst suchen solle. Aber wer den Gott finden will, muß ihn in den Werken suchen, die ausgebreitet sind im Weltall. Nichts in der Welt ist bloß Materie - das ist nur scheinbar -, in Wirklichkeit ist alle Materie der Ausdruck von Geistigkeit, eine Kundschaft von der Wirksamkeit Gottes. Und der Mensch wird sein Wesen gleichsam ausdehnen im Laufe kommender Zeiten; mehr und mehr wird er sich identifizieren mit der Welt, so daß man ihn darstellen kann, indem man statt der Menschengestalt die Gestalt des Kosmos setzt. Das sehen Sie auf dem vierten Siegel mit dem Felsen, dem Meer und den Säulen. Das was heute als Wolken die Welt durchzieht, wird seine Materie dazu hergeben, um den Leib des Menschen zu gestalten. Die Kräfte, die heute bei den Geistern der Sonne sind, werden in der Zukunft dem Menschen dasjenige liefern, was in einer unendlich viel höheren Art seine geistigen Kräfte ausbilden wird. Diese Sonnenkraft ist es, zu welcher der Mensch hinstrebt. Im Gegensatz zu der Pflanze, die ihren Kopf, die Wurzel, zum Mittelpunkt der Erde hinsenkt, wendet er seinen Kopf der Sonne zu; und er wird ihn vereinigen mit der Sonne und höhere Kräfte empfangen. Das haben Sie dargestellt in dem Sonnengesicht, das auf dem Wolkenleibe, auf dem Felsen, den Säulen ruht. Selbstschöpferisch wird dann der Mensch geworden sein; und als das Symbol der vollkommenen Schöpfung umgibt den Menschen der farbige Regenbogen. Auch in der Apokalypse des Johannes können Sie ein ähnliches Siegel finden. In der Mitte der Wolken befindet sich ein Buch. Die Apokalypse sagt, daß der Eingeweihte dies Buch verschlingen muß. Damit ist auf die Zeit hingewiesen, wo der Mensch nicht nur äußerlich die Weisheit empfängt, sondern wo er sich mit ihr wie heute mit der Nahrung durchdringen wird, wo er selbst eine Verkörperung der Weisheit sein wird.“ (Lit.:GA 284, S. 76)

„Dasjenige aber, was in unserer Zeit stark lebt, erscheint vor dem hellseherischen Auge des Apokalyptikers als jene Figur, die sich aus Wolken herausbildet, sonnenähnliches Gesicht hat, in einen Regenbogen übergeht, und feurige Füße hat, von denen der eine auf dem Meer, der andere auf der Erde steht (Off 10,1-2 LUT). Man möchte sagen, das ist in der Tat die bedeutsamste Erscheinung, die sich die gegenwärtige Menschenseele vor Augen stellen soll. Denn in dem, was oben wolkengeborenes Antlitz ist, liegen die Gedanken, die dem Geisterlande angehören; in dem, was Regenbogen ist, liegt die Gefühlswelt der Menschenseele, die der Seelenwelt angehört; in den feurigen Füßen, die aus der Kraft der meerüberdeckten Erde heraus ihre Kraft erhielten, liegt das, was im Leibe des Menschen enthalten ist, der mit der physischen Welt zusammengehört.

Wir werden da, ich möchte sagen, auf das eigentliche Kulturgeheimnis der Gegenwart hingewiesen, das sich ja zunächst so äußert, daß die Menschen nicht gleich dreigespalten erscheinen, sondern so erscheinen - was ja in unserer jetzigen Zeit nun mit Händen zu greifen ist -, daß wir Wolkenmenschen haben, die nur denken können, während verkümmert sind die beiden anderen Teile: Regenbogen und Feuerfüße, daß wir Regenbogenmenschen haben, bei denen vorzugsweise das Gefühl ausgebildet ist, die auch zum Beispiel die Anthroposophie nur mit dem Gefühl erfassen können, nicht mit dem Verstande. Aber sie sind nicht nur in der anthroposophischen Gesellschaft, sondern auch draußen in der Welt vorhanden. Diese Menschen können die Welt nur mit dem Gefühl erfassen; bei ihnen ist verkümmert Denken und Wille, aber das Gefühl ist besonders ausgebildet. Dann gibt es heute Menschen, die eigentlich so handeln, wie wenn sie bloß den Willen hypertrophiert ausgebildet hätten. Verkümmert ist ihr Denken und Gefühl: Stiermäßig handelnde Menschen, nur den unmittelbar äußeren Impulsen hingegeben - die feuerfüßigen Menschen.“ (Lit.:GA 346, S. 202f)

Siegel V

Fünftes apokalyptisches Siegel

„Das fünfte Siegel stellt die weitere Entwickelung des Menschen in der Zukunft dar in einem Kosmos, in dem die eben angedeuteten Verhältnisse eingetreten sein werden. Der Zukunftsmensch, der selbst ein anderes Verhältnis zur Sonne haben wird, als es das gegenwärtige ist, wird dargestellt durch das «Weib, das die Sonne gebiert»; und die Macht, die er dann haben wird über gewisse Kräfte der Welt, die heute sich in seiner niederen Natur äußern, wird durch das Stehen des «Sonnenweibes» auf dem Tier mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern dargestellt. Das Weib hat den Mond unter den Füßen: das deutet auf ein späteres kosmisches Verhältnis von Sonne, Erde und Mond hin.“ (Lit.:GA 34, S. 599)

„Siegel V stellt dar eine höhere Entwicklungsstufe des Menschen, wie sie eintreten wird, wenn die Erde sich wieder mit der Sonne vereinigt haben und der Mensch nicht mehr bloß mit den Erdenkräften, sondern mit den Sonnenkräften arbeiten wird. Das «Weib, das die Sonne gebiert» bezieht sich auf diesen Zukunftsmenschen. Gewisse Kräfte niederer Natur, welche im Menschen leben und ihn an der vollen Entfaltung seiner höheren Geistigkeit hindern, wird er dann aus sich herausgesetzt haben. Diese Kräfte stellen sich im Siegel einerseits dar in dem Tiere mit den «sieben Köpfen und zehn Hörnern», anderseits in dem Monde zu Füßen des Sonnenmenschen. Der Mond ist für die Geisteswissenschaft der Mittelpunkt gewisser niederer Kräfte, welche heute noch in der menschlichen Wesenheit wirken, und die der Mensch der Zukunft «unter sich» zwingen wird.“ (Lit.:GA 284, S. 94)

„Dann rückt die Zeit heran, wo große Veränderungen im Kosmos vor sich gehen. Wenn der Mensch die Sonnenkraft wird herangezogen haben, dann beginnt jenes Entwickelungsstadium, wo die Sonne mit der Erde wieder vereinigt sein wird. Der Mensch wird ein Sonnenwesen sein. Der Mensch wird durch die Kraft der Sonne eine Sonne gebären. Daher [auf dem fünften Siegel] das Weib, das die Sonne gebiert. Dann wird die Menschheit moralisch, ethisch so weit sein, daß alle verderblichen Mächte, die in der niederen Menschennatur ruhen, überwunden sind. Das ist dargestellt durch das Tier mit den sieben Köpfen und den zehn Hörnern. Zu den Füßen des Sonnenweibes ist der Mond, der alle diejenigen schlechten Substanzen enthält, die die Erde nicht brauchen konnte und die sie nicht hinausgestoßen hatte. Alles, was heute noch der Mond an magischen Kräften auf die Erde ausübt, wird dann überwunden sein. Wenn der Mensch mit der Sonne vereint ist, hat er den Mond überwunden.“ (Lit.:GA 284, S. 76)

Siegel VI

Sechstes apokalyptisches Siegel

„Das sechste Siegel stellt den weiterentwickelten Menschen mit noch größerer Macht über niedere Kräfte des Weltalls dar. Wie das Bild dies ausdrückt, klingt an die christliche Esoterik an: Michael hält den Drachen gefesselt.“ (Lit.:GA 34, S. 599)

„Siegel VI stellt den gereinigten, nicht nur vergeistigten, sondern in der Geistigkeit stark gewordenen Menschen dar, welcher die niederen Kräfte nicht nur überwunden, sondern sie so umgewandelt hat, daß sie als verbesserte zu seinen Diensten stehen. Das gezähmte «Tier» drückt dieses aus. In der «Offenbarung St. Johannis» ist darüber zu lesen: «Und ich schaute, wie dem Himmel ein Engel entstieg, der den Schlüssel des Abgrunds hielt und eine große Kette in der Hand hatte. Und er brachte den Drachen, die Schlange der Vorzeit, in seine Gewalt, welche der Teufel und Satan ist, und er band ihn auf tausend Jahre.»“ (Lit.:GA 284, S. 94)

„Dann [in dem sechsten Siegel] wird uns noch dargestellt, wie der also bis zur hohen Vergeistigung hinaufgestiegene Mensch der Gestalt des Michael gleich ist; wie er das, was böse ist auf der Welt, in dem Symbolum des Drachen gefesselt hält.“ (Lit.:GA 284, S. 76)

Siegel VII

Siebentes apokalyptisches Siegel

„Endlich das siebente Siegel ist das von dem «Mysterium des Gral», wie es in der im vierzehnten Jahrhundert beginnenden esoterischen Strömung heimisch war. Es findet sich auf dem Bilde ein Würfel, die Raumeswelt darstellend, daraus von allen Seiten des Würfels entspringend die Weltenschlange, insofern sie die im niederen sich auslebenden höheren Kräfte darstellt; aus dem Munde der Schlange die Weltenlinie (als Spirale), das Sinnbild der gereinigten und geläuterten Weltenkräfte; und daraus entspringend, der «heilige Gral», dem die «Taube» gegenübersteht: dies alles hinweisend - und zwar ganz sachgemäß - auf das Geheimnis der Weltzeugung, von der die irdische ein niederer Abglanz ist. Die tiefsten Mysterien liegen in den Linien und Figuren usw. dieses Siegels.“ (Lit.:GA 34, S. 599)

„Siegel VII ist Wiedergabe des «Mysteriums vom heiligen Gral». Es ist dasjenige astralische Erlebnis, welches den universellen Sinn der Menschheitsentwicklung wiedergibt. Der Würfel stellt die «Raumeswelt» dar, die noch von keinem physischen Wesen und keinem physischen Ereignis durchsetzt ist. Für die Geisteswissenschaft ist nämlich der Raum nicht bloß die «Leere», sondern er ist der Träger, der auf noch unsichtbare Art die Samen alles Physischen in sich birgt. Aus ihm heraus schlägt sich gleichsam die ganze physische Welt nieder, wie sich ein Salz niederschlägt aus der noch ganz durchsichtigen Lösung. Und was – in bezug auf den Menschen – sich aus der Raumeswelt herausbildet, das macht die Entwicklung vom Niedern zum Höhern durch. Es wachsen heraus aus den «drei Raumesdimensionen», welche im Würfel ausgedrückt sind, zuerst die niedrigeren Menschenkräfte, veranschaulicht durch die beiden Schlangen, die aus sich wieder die geläuterte höhere geistige Natur gebären, was in den Weltenspiralen sich darstellt. Durch das Aufwärtswachsen dieser höheren Kräfte kann der Mensch Empfänger werden (Kelch) für die Aufnahme der rein geistigen Weltwesenheit, ausgedrückt durch die Taube. Dadurch wird der Mensch Beherrscher der geistigen Weltmächte, deren Abbild der Regenbogen ist. Das ist eine ganz skizzenhafte Beschreibung dieses Siegels, das unermeßliche Tiefen in sich birgt, die sich demjenigen offenbaren können, der es in der hingebungsvollen Meditation auf sich wirken läßt. Umschrieben ist dieses Siegel mit dem Wahrheitsspruch der modernen Geisteswissenschaft: «Ex deo nascimur, in Christo morimur, per spiritum sanctum reviviscimus», «Aus Gott bin ich geboren; in Christo sterbe ich; durch den Heiligen Geist werde ich wiedergeboren». In diesem Spruch ist ja der Sinn der menschlichen Entwicklung voll angedeutet.“ (Lit.:GA 284, S. 94f)

„Wir haben in einer gewissen Weise gesehen, daß im Anfange der Menschheitsentwickelung und am Ende derselben gleiche Zustände der Verwandlung sind. Dargestellt sahen wir diese Zustände in dem Mann mit den feuerflüssigen Füßen und dem Schwert aus dem Munde ragend. In einer tiefsinnigen Symbolik wird uns nun das ganze Sein der Welt enthüllt in dem Symbol des Heiligen Gral. Mit einigen skizzenhaften Worten möchte ich Ihnen dieses siebente Siegel vor die Seele hinstellen.

Derjenige, der als Okkultist unsere Welt kennenlernt, weiß, daß der Raum noch etwas ganz anderes ist für die physische Welt als eine bloße Leerheit. Der Raum ist die Quelle, aus der sich alle Wesen gleichsam physisch herauskristallisiert haben. Denken Sie sich ein gläsernes Gefäß von Würfelform, durch das Sie ganz hindurchsehen können, mit Wasser gefüllt. Und nun stellen Sie sich vor, daß gewisse abkühlende Strömungen durch dies Wasser hindurchgeleitet werden, so daß sich in mannigfaltigster Weise Eis bildet. So können Sie eine Vorstellung der Weltschöpfung erhalten: den «Raum»; hineingesprochen in den Raum das göttliche Schöpfungswort; herauskristallisiert alle Dinge und Wesen.

Diesen Raum, in den das göttliche Schöpfungswort hineingesprochen wird, stellt der Okkultist dar durch den wasserhellen Würfel. Es entwickeln sich innerhalb dieses Raumes verschiedene Wesenheiten. Diejenigen, die uns am nächsten stehen, kann man am besten so charakterisieren: der Würfel hat drei senkrecht aufeinanderstellende Richtungen, drei Achsen, Länge, Höhe, Breite - die drei Dimensionen des Raumes stellt der Würfel dar. Und nun denken Sie sich zu diesen drei Dimensionen, wie sie draußen in der physischen Welt sind, die Gegendimensionen hinzu. Sie können sich das etwa so vorstellen, daß ein Mensch in einer Richtung geht und ein anderer ihm entgegenkommt und beide zusammenstoßen. In ähnlicher Weise gibt es zu jeder Raumdimension eine Gegendimension, so daß wir im ganzen sechs Strahlen haben. Diese Gegenstrahlen stellen zugleich die Urkeime der höchsten Glieder der menschlichen Wesenheit dar. Der physische Leib, aus dem Raum herauskristallisiert, ist das Niedrigste. Das Geistige, das Höchste, ist das Gegenteil; es wird dargestellt durch die Gegendimensionen. Hier formen sich in der Entwickelung zunächst diese Gegendimensionen zu einer Wesenheit, die man am besten darstellen kann, indem man sie zusammenfließen läßt zu der Welt der Leidenschaften, Begierden, Instinkte. Das ist sie zunächst. Dann später wird sie etwas anderes. Immer mehr und mehr läutert sie sich - wir haben gesehen, bis zu welcher Höhe -, aber ausgegangen ist sie von den niederen Trieben, die symbolisiert sind durch die Schlange. Dieser Vorgang ist symbolisiert durch das Zusammenlaufen der Gegendimensionen in zwei Schlangen, die einander gegenüberstehen.

Indem sich die Menschheit reinigt, steigt sie auf zu dem, was man die «Weltenspirale» nennt. Der gereinigte Leib der Schlange, diese Weltenspirale, hat eine tiefe Bedeutung. Sie können durch folgendes Beispiel einen Begriff davon bekommen: Die moderne Astronomie stützt sich auf zwei Sätze von Kopernikus; einen dritten hat sie unberücksichtigt gelassen. Er hat gesagt, daß die Sonne sich auch bewegt. Die Sonne rückt vor, und zwar in einer Schraubenlinie, so daß die Erde sich mit der Sonne in einer komplizierten Kurve bewegt. Dasselbe trifft auf den Mond zu, der sich um die Erde bewegt. Diese Bewegungen sind weit komplizierter, als man in der elementaren Astronomie annimmt. Sie sehen hier, wie die Spirale ihre Bedeutung hat in den Weltkörpern; und diese Weltkörper stellen eine Gestalt dar, mit der sich der Mensch einst identifizieren wird. In jener Zeit wird des Menschen Hervorbringungskraft gereinigt, geläutert sein; der Kehlkopf wird alsdann das Fortpflanzungsorgan sein. Das, was der Mensch als geläuterten Schlangenleib entwickelt haben wird, wird dann nicht mehr von unten herauf, sondern von oben herab wirken. Der umgewandelte Kehlkopf in uns wird zu dem Kelche werden, den man den Heiligen Gral nennt. Und ebenso wie das eine wird auch das andere geläutert sein, das sich mit diesem hervorbringenden Organ verbindet: es wird eine Essenz der Weltenkraft, der großen Weltenessenz sein. Und diesen Weltengeist in seiner Essenz stellt man dar mit dem Bilde der Taube, die dem Heiligen Gral gegenübersteht. Hier ist sie das Symbolum der vergeistigten Befruchtung, die aus dem Kosmos heraus wirken wird, wenn der Mensch sich mit dem Kosmos dereinst identifiziert hat. Das ganze Schöpferische dieses Vorganges wird dargestellt durch den Regenbogen: das ist das allumfassende Siegel vom Heiligen Gral.

Das Ganze gibt den Sinn von dem Zusammenhange zwischen Welt und Mensch in einer wunderbaren Weise wie eine Zusammenfassung des Sinnes der anderen Siegel. Daher steht auch hier das Weltengeheimnis als Umschrift auf dem Außenrand des Siegels. Dieses Weltengeheimnis stellt dar, wie der Mensch im Anfange aus den Urkräften der Welt herausgeboren ist. Jeder Mensch, wenn er zurückblickt, hat im Anfange der Zeit jenen Prozeß durchgemacht, den er heute geistig durchmacht, wenn er aus den Bewußtseinskräften heraus neu geboren wird. Das drückt das Rosenkreuzertum aus [mit den Buchstaben] E. D. N. : Aus Gott bin ich geboren.

Wir haben gesehen, daß innerhalb der Offenbarung ein Zweites hinzutritt: zum Leben der Tod. Aber der Mensch muß, damit er in diesem Tode das Leben wiederfindet, in dem Urquell alles Lebendigen diesen Sinnestod überwinden. Und dieser Urquell ist der Mittelpunkt aller kosmischen Entwickelung; denn wir mußten den Tod finden, um unser Bewußtsein zu erringen. Aber wir werden ihn überwinden dann, wenn wir den Sinn dieses Todes im Erlöser-Geheimnis finden. Ebenso wie wir aus Gott geboren sind, sterben wir im Sinne der esoterischen Weisheit in Christo: I. C. M.

Und weil überall da, wo sich etwas offenbart, sich eine Zweiheit zeigt, der sich das Dritte vereinigen muß, wird der Mensch, wenn er den Tod überwunden hat, sich selbst identifizieren mit dem die Welt durchdringenden Geiste (die Taube). Er wird auferstehen und wieder leben im Geiste: P. S. S. R.

Das ist das theosophische Rosenkreuz. Es leuchtet hinein in jene Zeiten, wo Religion und Wissenschaft sich versöhnen werden.“ (Lit.:GA 284, S. 77f)

Über die Wirkung der Siegelbilder

„So sehen Sie, wie in solchen Siegeln sich die ganze Welt darstellt, und weil die Welt in sie hineingelegt ist von den Magiern und Eingeweihten, deshalb wohnt ihnen eine gewaltige Kraft inne. Sie können immer aufs neue zu diesen Siegeln zurückkehren; Sie werden immer wieder finden, daß sie unendliche Weisheit durch Meditation erschließen können. Sie haben einen gewaltigen Einfluß auf die Seele des Menschen, weil sie aus den Weltengeheimnissen heraus geschöpft sind. Hängen Sie sie in einem Zimmer auf, wo solche Dinge besprochen werden, wie wir heute hier sprechen, in denen man sich zu den heiligen Mysterien der Welt erhebt, da wirken sie in höchstem Grade belebend, erleuchtend, ohne daß es die Menschen manchmal wissen. Aber sie sind eben, weil sie diese Bedeutung haben, nicht gleichzeitig dazu angetan, profaniert zu werden. Und so sonderbar es erscheinen mag: wenn sie in einem Zimmer rundherum hängen, wo nichts Geistiges geredet wird, wo triviale Worte gesprochen werden, da wirken sie auch, aber so, daß sie den physischen Organismus krank machen. So trivial es klingen mag: sie zerstören die Verdauung. Was aus dem Geistigen geboren ist, gehört dem Geistigen an und darf nicht profaniert werden; das zeigt es selbst an durch seine Wirkung. Zeichen von geistigen Dingen gehören dahin, wo geistige Dinge sich abspielen und zur Wirkung gelangen.“ (Lit.:GA 284, S. 77f)

Entwürfe Rudolf Steiners

Sieben Säulen

Sieben Säulen

„Zwischen je zwei dieser Siegel befand sich im Kongreßraume eine der sieben Säulen, welche in der zweiten Serie der Bilder wiedergegeben sind. In den Kapitälen dieser Säulen sind, wie oben bereits angedeutet, Erfahrungen des «Sehers» (was auf diesem Gebiete eigentlich nicht mehr ein passender Name ist) in der «geistigen Welt» dargestellt. Es handelt sich um die Wahrnehmung der Urkräfte, welche in geistigen Tönen bestehen. Die plastischen Formen der Kapitäle sind Übersetzungen dessen, was der «Seher» hört. Doch sind diese Formen keineswegs willkürlich, sondern so, wie sie sich auf ganz natürliche Art ergeben, wenn der «sehende Mensch» die «geistige Musik» (Sphärenharmonie), die sein ganzes Wesen durchströmt, auf die formende Hand wirken läßt. Die plastischen Formen sind hier wirklich eine Art «gefrorener Musik», welche die Weltgeheimnisse zum Ausdruck bringt. Daß diese Formen als Säulenkapitäle auftreten, erscheint für den, welcher die Sachlage durchschaut, wie selbstverständlich. Die Grundlage der physischen Entwicklung der Erdenwesen liegt in der geistigen Welt. Von dort aus wird sie «gestützt». Nun beruht alle Entwicklung auf einem Fortschreiten in sieben Stufen. (Die Zahl sieben soll dabei nicht als Ergebnis eines «Aberglaubens» aufgefaßt werden, sondern als der Ausdruck einer geistigen Gesetzmäßigkeit, wie die sieben Regenbogenfarben der Ausdruck einer physischen Gesetzmäßigkeit sind). Die Erde selbst schreitet in ihrer Entwicklung durch sieben Zustände, die mit den sieben Planetennamen bezeichnet werden: Saturn-, Sonne-, Mond-, Mars-, Merkur-, Jupiter- und Venuszustand. (Über den Sinn dieser Sache vergleiche man meine «Geheimwissenschaft» oder die Aufsätze Zur Akasha-Chronik. Doch nicht allein ein Himmelskörper schreitet in seiner Entwicklung so vorwärts, sondern jede Entwicklung durchläuft sieben Stufen, die man im Sinne der modernen Geisteswissenschaft mit den Ausdrücken für die sieben planetarischen Zustände bezeichnet. In der oben gekennzeichneten Weise sind die geistigen Stützkräfte dieser Zustände durch die Formen der Säulenkapitäle wiedergegeben. Man wird aber zu keinem wahren Verständnis dieser Sache kommen, wenn man nur die verstandesmäßige Erklärung beim Beschauen der Formen zugrunde legt. Man muß künstlerisch-empfindend sich in die Formen hineinschauen und die Kapitäle eben als Form auf sich wirken lassen. Wer dies nicht beachtet, wird glauben, nur Allegorien, oder im besten Falle Symbole vor sich zu haben. Dann hätte er alles mißverstanden. Dasselbe Motiv geht durch alle sieben Kapitäle: eine Kraft von oben und eine von unten, die sich erst entgegenstreben, dann, sich erreichend, zusammenwirken. Diese Kräfte sind in ihrer Fülle und in ihrem inneren Leben zu empfinden und dann ist von der Seele selbst zu erleben, wie sie lebendig gestaltend sich breiten, zusammenziehen, sich umfassen, verschlingen, aufschließen usw. Man wird diese Komplikation der Kräfte fühlen können, wie man das «sich-gestalten» der Pflanze aus ihren lebendigen Kräften fühlt, und man wird empfinden können, wie die Kraftlinie erst senkrecht nach oben wächst in der Säule, wie sie sich entfaltet in den plastischen Gestalten der Kapitäle, welche sich den von oben ihnen entgegenkommenden Kräften öffnen und aufschließen, so daß ein sinnvoll tragendes Kapitäl wird. Erst entfaltet sich die Kraft von unten in der einfachsten Art, und ihr strebt ebenso einfach die Kraft von oben entgegen (Saturn-Säule); dann füllen sich die Formen von oben an, schieben sich in die Spitzen von unten hinein und bewirken so, daß die unteren Formen nach den Seiten ausweichen. Zugleich schließen sich diese unteren Formen zu lebendigen Gebilden auf (Sonnensäule). Im ferneren wird das obere mannigfaltiger; eine Spitze, die hervorgetrieben war, wächst wie zu einem befruchtenden Prinzip aus, und das untere gestaltet sich zu einem Fruchtträger um. Das andere Kraftmotiv zwischen beiden ist zu einer tragenden Stütze geworden, weil das Verhältnis der Zwischenglieder nicht genug stark als Tragkraft empfunden würde (Mond-Säule). Weiterhin tritt eine Abscheidung des Unteren und Oberen ein, die starken Träger des Mondkapitäls sind selbst säulenartig geworden, das dazwischenliegende Obere und Untere sind verwachsen zu einem Gebilde, von oben deutet sich ein neues Motiv an (Mars-Säule). Die aus der Verbindung des Oberen und Unteren entstandenen Gebilde haben Leben angenommen, erscheinen daher als von Schlangen umwundener Stab. Man wird empfinden müssen, wie dieses Motiv aus dem vorigen organisch herauswächst. Die mittleren Gebilde des Marskapitäls sind verschwunden; ihre Kraft ist von dem stützenden inneren Teile des Kapitäls aufgesogen; die vorher von oben kommenden Andeutungen sind voller geworden (Merkur-Säule). Nun geht es wieder zu einer Art Vereinfachung, die aber die Frucht der vorhergängigen Vermannigfaltigung in sich schließt. Das Obere schließt sich kelchartig auf, das Untere vereinfacht das Leben in einer keuschen Form (Jupiter-Säule). Der letzte Zustand zeigt diese «innere Fülle» bei der äußeren Vereinfachung aufs höchste. Die Wachstumsumgestaltungen von unten haben von obenher ein fruchttragendes Kelchartiges hervorgelockt (Venus-Säule).

Wer alles das empfinden kann, was in diesen «Säulen» des Weltgeschehens ausgedrückt ist, der fühlt umfassende Gesetze alles Seins, welche die Lebensrätsel in ganz anderer Weise lösen als abstrakte «Naturgesetze».

Es soll in diesen Abbildungen eine Probe gegeben sein, wie die geistige Anschauung Form, Leben, künstlerische Gestaltung werden kann. Man beachte, daß die Abbildungen lebendige Daseinskräfte der höheren Welten wiedergeben; und diese höheren Geisteskräfte wirken auf den Betrachter der Bilder. Sie wirken direkt auf Kräfte, die, ihnen entsprechend, in jedem Menschen schlummern. Aber ihre Wirkung ist nur eine richtige, wenn man diese Bilder mit der rechten inneren Seelenverfassung betrachtet.

Wer mit spirituellen Vorstellungen im Kopfe und mit devotionellen Gefühlen im Herzen die Bilder betrachtet, der wird aus ihnen ein Heiligstes empfangen. Wer sie sich an einen beliebigen Ort hängen oder stellen wollte, wo er ihnen mit alltäglichen Gedanken und Empfindungen gegenübertritt, der wird eine ungünstige Wirkung verspüren, die bis zur schlimmen Beeinflussung des körperlichen Lebens gehen kann. Man richte sich darnach und trete zu den Bildern nur in ein Verhältnis, das im Einklange steht mit einer Hingabe an die geistigen Welten. Zum Schmucke eines dem höheren Leben gewidmeten Raumes sollen solche Bilder dienen; nimmermehr soll man sie an Orten finden oder betrachten, wo die Gedanken der Menschen nicht mit ihnen im Einklange sind.“ (Lit.:GA 284, S. 95f)

Für die 1924 erschienene englische Ausgabe der «Occult Seals and Columns» fertigte der dänische Maler Arild Rosenkrantz (1870-1964) in Arlesheim unter der direkten Anleitung Rudolf Steiners Siegelbilder an, die zunächst in schwarzweiss gedruckt wurden. In London malte er danach in den 1930iger Jahren 7 kreisförmige Pastellbilder der Siegel mit einem Durchmesser von jeweils 72 cm.

Kritik

Die unvollkommene künstlerische Gestaltung der von Clara Rettich gemalten Siegelbilder rief viel Kritik hervor, insbesondere von dem Bildhauer Dr. Ernst Wagner, dessen Werke ebenfalls auf dem Kongress ausgestellt waren.[3] Obwohl sich auch Steiner der Unzulänglichkeiten bewusst war, heißt es in einem Briefentwurf an Ernst Wagner vom 12. April 1909:

„Jenes Gespräch im Münchner Kongreßsaale, wo Sie die Siegel unkünstlerisch nannten und ich erwiderte <aber richtig>, haben Sie nämlich mißverstanden. Ich war mit Ihnen ganz einverstanden, und hätte sehr, sehr gerne diese Dinge künstlerisch gehabt. Doch muß der Okkultist realistisch, nicht chimärisch denken und so muß er dasjenige nehmen, was zu haben ist. <Aber richtig> sagt daher auch alles. Das ist es nämlich, worauf es ankommt, daß gegenwärtig kein Künstler das dem wirklichen Leben nachschaffende Vermögen hat. Und so hat man nur die Wahl: entweder die formell-abstrakte Andeutung inneren Lebens und Gehaltes bei äußerlich unkünstlerischer Formgebung; oder die in sich toten Formen und Schemen, die heute vielfach künstlerisch genannt werden, und die auf den Kenner wirklichen Lebens ungefähr wirken wie Leichname, die Leben vortäuschen sollen.“ (Lit.:GA 284, S. 14)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Éliphas Lévi: Dogme et rituel de la haute magie, Band 2, Paris 1861, S. 364 archive.org
  2. Bernd Lampe: Das Buch mit den sieben Siegeln, in: Das Goetheanum Nr. 7, 14. Frebruar 2014, S. 5 ff.
  3. Rahel Uhlenhoff (Hrsg.): Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart, Berliner Wissenschafts-Verlag 2011, ISBN 978-3830519300, eBook ASIN B01ANX38C0, S. 401f google