Radioaktivität und Herzdenken: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:GA320 158.gif|thumb|400px|Die drei Arten radioaktiver Strahlung unterscheiden sich sehr charakteristisch durch ihre Geschwindigkeit.]]
Das '''Herzdenken''' ist eine Fähigkeit, über die die Menschen in alten Zeiten auf ''unbewusste'' Art verfügten. Es war mit einem sicheren [[Wahrheit]]sgefühl verbunden, das zwar noch nicht in klare, bewusste Konturen gefasst werden konnte, aber doch gewisse Einblicke in die höheren, [[Geistige Welt|geistigen Welten]] ermöglichte. Selbst [[Aristoteles]] hat noch das [[Herz]] als das Zentralorgan des [[Denken]]s angesehen. Er hat aber zugleich mit seiner [[Logik]] die sichere Basis für das [[Verstand]]esdenken gelegt, das nicht mehr im Herzen, sondern im [[Kopf]] zentriert ist. Diese Art des Denkens hat seine Blüte in unserem heutigen [[Intellekt]], der aber zunächst nur die [[sinnlich]]en Tatsachen erfassen und in ihrer logischen Ordnung durchschauen kann, und zwar mit vollem, wachen [[Ich-Bewusstsein]]. In Zukunft wird sich eine neue Art des Herzdenkens entwickeln, das mit dem vollwachen Ich-Bewusstsein vereinbar ist, und so auf ganz bewusste und besonnene Weise den Einblick in rein geistige Zusammenhänge erlaubt. Es wird sich wesentlich von unserem gegenwärtigen Verstand unterscheiden, indem es kein [[diskursiv]]es, ableitendes Denken ist, sondern die Wahrheit mit einem Blick überschaut. Dieses neue Herzdenken entfaltet sich nicht in einer Kette logisch aneinander gefügter [[Begriff]]e, sondern in innerlich erlebten [[Seele|seelischen]] Sinnbildern, die mit einem Schlag die geistigen Zusammenhänge offenbaren. Es ist zugleich ein sinnlichkeitsfreies, d.h. [[reines Denken]]:
Unter '''Radioaktivität''' (von [[lat.]] ''radius'', Strahl; [[Französische Sprache|frz.:]] ''radioactivité'' - der Name wurde [[1898]] von [[Wikipedia:Marie Curie|Marie Curie]] geprägt.) oder '''radioaktivem Zerfall''' versteht man die spontane, unter hoher [[Energie]]abgabe verlaufende Umwandlung instabiler [[Isotop]]e [[Chemisches Element|chemischer Elemente]]. In der Regel findet dabei eine [[Transmutation]] zu einem anderen chemischen Element statt; in seltenen Fällen ändert sich durch reinen [[Neutron]]enaustoß nur die [[Massenzahl]], wodurch ein anderes Isotop des selben chemischen Elements gebildet wird. Die hohe Strahlungsenergie entsteht dabei - wegen der [[Äquivalenz von Masse und Energie]] - durch Umwandlung von [[Masse (Physik)|Masse]] in reine Energie gemäß der bekannten [[Albert Einstein|Einsteinschen]] Gleichung E = mc<sup>2</sup>. Mit der Radioaktivität ist also eine Auflösung bzw. eine [[Metamorphose]] in eine andere, strahlungsartige [[Erscheinung]]sform der [[Materie]] verbunden.


== Das Zerfallsgesetz ==
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[[Datei:Exponential-decay.png|mini|Das '''Zerfallsgesetz''' beschreibt ganz allgemein die exponentielle Abnahme einer Größe vom anfängliches Wert ''N'' mit der Zeit ''t''. Das gilt z.&nbsp;B. auch für die Anzahl radioaktiver [[Atomkern]]e in einer gegebenen Substanzprobe.]]
"Der Mensch hat ja im gewöhnlichen Leben das Gefühl, daß er mit dem Kopf denkt. Natürlich ist das nur ein bildlicher Ausdruck, man denkt mit den geistigen Organen, die dem Gehirn zugrunde liegen; aber es versteht jeder, was es heißt, mit dem Kopf denken. Ein ganz anderes Gefühl hat man gegenüber jenem Denken, das dann eintritt, wenn man ein wenig weitergekommen ist auf dem Weg der Entwickelung, den wir charakterisiert haben. Man hat wirklich das Gefühl, als ob das, was sonst im Kopf lokalisiert ist, jetzt im Herzen lokalisiert wäre. Es ist allerdings nicht das physische Herz, welches denkt, sondern jenes Organ, das sich als geistiges Organ in der Nähe des Herzens ausbildet, die sogenannte zwölfblätterige Lotosblume. Sie wird eine Art Denkorgan; und dieses Denken, das da auftritt, das unterscheidet sich von dem gewöhnlichen Denken sehr stark. Beim gewöhnlichen Denken weiß jeder, daß er Überlegung anwenden muß, um zu einer Wahrheit zu kommen. Man muß gehen von Begriff zu Begriff. Man geht von einem Punkt aus, geht dann logisch weiter zu anderen Punkten, und das, wozu man kommt im Lauf der Zeit, indem man logische Erwägungen anstellt, nennt man Wahrheit, Erkenntnis. Das ist eine durch gewöhnliches Denken errungene Erkenntnis. Anders ist das, wenn man die Wahrheit erkennen will gegenüber dem, was beschrieben worden ist als reale, als wirkliche Sinnbilder. Diese wirklichen Sinnbilder hat man vor sich wie äußere Gegenstände, aber das Denken über diese Sinnbilder kann nicht mit dem gewöhnlichen Kopfdenken verwechselt werden. Denn ob etwas wahr oder falsch ist, ob man dieses oder jenes zu sagen hat über ein Ding oder eine Tatsache der höheren Welten, dazu sind nicht Überlegungen notwendig wie beim gewöhnlichen Denken, sondern das ergibt sich unmittelbar. Sobald man die Bilder vor sich hat, weiß man, was man sich selber und anderen darüber zu sagen hat. Dieses Unmittelbare, das ist das Charakteristische des Herzdenkens." {{Lit|{{G|119|218f}}}}
Der radioaktive Zerfall folgt dem [[Exponentialfunktion|exponentiellen]] '''Zerfallsgesetz''': <math>N(t)= N_0 \cdot \mathrm e^{-\lambda t}</math>.
</div>
<math>N_0</math> ist dabei die Anzahl der anfangs (<math>t = 0</math>) vorhandenen Atomkerne. Die '''Zerfallswahrscheinlichkeit''' wird durch die '''Zerfallskonstante''' <math>\lambda</math> bestimmt und meist in der Einheit 1/Sekunde angegeben. Der Kehrwert der Zerfallskonstante ist die '''Lebensdauer''' <math> \tau= \frac{1}{\lambda} </math>. Anstatt der Lebensdauer wird häufig die '''Halbwertszeit''' <math>T_{1/2}</math> angegeben, also die Zeit, in der die Hälfte des radioaktiven Materials zerfällt:


:<math> T_{1/2}=\tau  \ln 2=\frac{\ln 2}{ \lambda}  </math>
Das Herzdenken kann sich nur entwickeln, wenn wir lernen beweglich zu denken. Man darf nicht auf dem eigenen persönlichen Standpunkt beharren, sondern muss versuchen, sich mit seinem Denken in andere [[Wesenheit]]en hineinzuversetzen:


Für das natürliche [[Uran]]isotop <sup>238</sup>U beträgt beispielsweise die Halbwertszeit etwa 4,468 Milliarden Jahre, also knapp weniger als das aus [[geophysik]]alischen Daten geschätzte Alter der [[Erde (Planet)|Erde]]. Das natürliche [[Wikipedia:Radium|Radium]]isotop <sup>226</sup>Ra hat hingegen eine Halbwertszeit von „nur“ 1602 Jahren und mithin eine viel größere '''Zerfallsrate''' oder '''Aktivität''', die in Kernzerfällen/Sekunde in der Einheit '''Bequerel''' ('''Bq''') angegeben wird. Die Aktivität zu einem bestimmten Zeitpunkt <math>t</math> errechnet sich aus dem Zerfallsgesetz durch Multiplikation mit der Zerfallskonstanten, d.h.:
<div style="margin-left:20px">
"Das ist etwas, was man sich notwendig erwerben muß: aus sich herausgehen zu können, sozusagen mit den Augen eines andern, von einem anderen Standpunkte aus sehen zu können. Dann erst ergibt sich das, was wirklich zur umfassenden Wahrheit führt. Das ist so, wie wenn man einen Rosenstrauch nicht nur von einer Seite ansieht, sondern sich einmal hierhin, einmal woanders hinstellt und ihn von allen Seiten ansieht oder photographisch aufnimmt. Dadurch schult man sich, um in die Möglichkeit zu kommen, dasjenige auch wirklich zu haben, was man haben muß, sobald man in die höheren Welten hinaufkommt. In der physischen Welt kann man sich so etwas angewöhnen. In den höheren Welten wirkt es verwirrend, wenn man mit einem persönlichen Standpunkt hineinkommt. Man hat dann sofort ein Trugbild statt der Wahrheit vor sich, weil man seine eigene persönliche Meinung hineinträgt.


:<math>A(t) = \lambda \cdot N(t) = \lambda \cdot N_0 \cdot e^{-\lambda t} = A_0 \cdot e^{-\lambda t}</math>.
Um zum Denken des Herzens zu kommen, müssen wir die Kraft haben, aus uns herauszugehen, wirklich uns selber ganz fremd zu werden und von außen auf uns zurückzublicken. Wer im normalen Bewußtsein ist, der steht an einem bestimmten Platz und weiß, wenn er sagt: Das bin ich! -, dann meint er die Summe dessen, was er glaubt, was er vertritt. Wer aber in die höheren Welten hinaufsteigt, muß seine gewöhnliche Persönlichkeit an ihrem Platze stehenlassen können, er muß aus sich selber herausgehen können, auf sich zurückschauen und mit demselben Gefühl zu sich selber sagen können: Das bist du! - Das frühere Ich muß ganz im richtigen Sinne ein Du werden. So wie man zu einem anderen «du» sagt, so muß man zu sich selber «du» sagen können. Das darf keine Theorie sein, sondern muß ein Erlebnis werden. Daß dies durch Schulung zu erreichen ist, haben wir schon gesehen. Es gehört gar nicht so viel dazu, man muß verhältnismäßig einfache Dinge tun; dann erwirbt man sich das Recht, mit dem Herzen denken zu dürfen. Die wahren Darstellungen von den höheren Welten gehen aus solchem Herzdenken hervor. Auch wenn es äußerlich oft so aussieht, als ob sie logische Erörterungen wären, nichts ist in den Darstellungen, die wirklich aus den höheren Welten heruntergetragen werden, darin, was nicht mit dem Herzen gedacht wäre. Was da geschildert wird vom Gesichtspunkt der Geisteswissenschaft, ist ein mit dem Herzen Erlebtes. Derjenige, der schildern muß, was er mit dem Herzen erlebt, der muß es allerdings umgießen in solche Gedankenformen, daß es für die anderen Menschen verständlich ist.


== Strahlungs- und Zerfallsarten ==
Das ist der Unterschied von wirklicher Geisteswissenschaft und demjenigen, was subjektiv erlebte Mystik ist. Subjektiv erlebte Mystik kann ein jeder für sich haben; die schließt sich innerhalb der Persönlichkeit ab, die läßt sich nicht einem andern mitteilen, geht einen andern im Grund genommen auch nichts an. Dasjenige aber, was echte, wahre Mystik ist, ist entstanden aus der Möglichkeit, Imaginationen zu haben, Eindrücke in den höheren Welten zu haben und diese Eindrücke klassifizieren, ordnen zu können mit dem Denken des Herzens, so wie man die Dinge der physischen Welt mit dem Verstand ordnet.
[[Datei:Alfa beta gamma radiation.svg|mini|Abschirmung von α-Strahlen durch ein Blatt Papier, von β-Strahlen durch ein dünnes Aluminiumblech und von γ-Strahlen durch einen dicken Blei-Block.]]


Durch den radioaktiven Zerfall entsteht aus dem ursprünglichen [[Atomkern]] ein leichterer '''Tochterkern'''. Die freigesetzte [[Energie]] wird in Form von [[Strahlung]] freigesetzt. Die häufigsten und am längsten bekannten '''Strahlungsarten''' wurden [[1903]] von [[Wikipedia:Ernest Rutherford|Ernest Rutherford]] (1871-1937) als '''Alpha-''', '''Beta-''' und '''Gamma-Strahlung bezeichnet.
Damit ist allerdings das andere verknüpft, daß an den Wahrheiten, die aus den höheren Welten gegeben sind, in der Tat etwas hängt wie Herzblut, daß sie die Färbung haben von dem Denken des Herzens. Mögen sie sich abstrakt ausnehmen und noch so sehr in Gedankenformen gegossen sein, es hängt an ihnen Herzblut, denn sie sind unmittelbar aus der Seele erlebt. Von dem Momente an, wo das Denken des Herzens ausgebildet ist, weiß der Mensch, der in die imaginative Welt kommt: Das, was du vor dir hast und was aussieht wie eine Vision, ist keine Vision, sondern ist Ausdruck eines Geistig-Seelischen, das dahintersteht, ebenso wie die rote Farbe der Rose hier der äußere Ausdruck ist für die materielle Rose. Der geistig Schauende richtet das geistige Auge in die imaginative Welt, er hat den Eindruck des Blauen oder Violetten, oder er hört irgendeinen Ton, oder er hat ein Gefühl von Wärme oder Kälte -, er weiß durch sein Denken des Herzens, daß das nicht bloße Einbildung, nicht bloße Vision ist, sondern Ausdruck eines geistig-seelischen Wesens, wie das Rot der Rose der Ausdruck der materiellen Rose ist. - So lebt man sich in die Wesenheiten hinein; man muß aus sich herausgehen und sich mit den Wesenheiten selber verbinden. Daher ist alles Forschen in der geistigen Welt zu gleicher Zeit mit der Hingabe der eigenen Persönlichkeit verknüpft, in einem viel höheren Grad, als das bei den äußeren Erlebnissen der Fall ist. Man wird intensiver mitgenommen, man steckt ja in den Dingen selber drinnen. Was sie Gutes und Böses, Schönes und Häßliches, Wahres und Falsches haben, muß man in den Wesenheiten erleben. Wo andere Menschen in der physischen Welt einen Irrtum gleichgültig ansehen, muß der Geistesforscher in der imaginativen Welt den Irrtum nicht nur anschauen, er muß ihn mit Schmerz durchleben. Er muß das Häßliche, das Abscheuliche nicht nur anschauen, ob es ihm nichts tut, sondern er muß es innerlich miterleben. Durch die geschilderte Schulung, die der heutigen Menschheit besonders angemessen ist, kommt er dazu, das Gute, das Wahre, das Schöne, aber auch das Böse, das Häßliche, den Irrtum mitzuerleben, ohne davon gefangengenommen zu werden oder sich zu verlieren, denn das durch richtige Vorbereitung erworbene Denken des Herzens führt dazu, daß er durch das unmittelbare Gefühl unterscheiden kann." {{Lit|{{G|119|231ff}}}}
</div>


=== Alpha-Zerfall ===
Um das, was jemand mit dem Herzdenken erlebt hat, mitteilen zu können, muss man es allerdings in die logische Verstandessprache übersetzen. Das ist sehr schwierig und immer nur bruchstückhaft möglich:
[[Datei:Alpha Decay.svg|mini|Emission eines Alphateilchens (Protonen rot, Neutronen blau)]]


Beim '''Alpha-Zerfall''' ('''α''') werden doppelt positiv elektrisch geladene '''Alphateilchen''' als '''Alphastrahlung''' augesendet. Sie bestehen aus zwei [[Proton|Protonen]] und zwei [[Neutron|Neutronen]] und sind damit identisch mit dem [[Atomkern|Kern]] des [[Helium]]atoms, der eine ganz besonders stabile Kernkonfiguration aufweist. Alphastrahler entwickeln daher in ihrer Umgebung stets Heliumgas. Aufgrund ihrer vergleichsweise hohen [[Masse]] hat die Alphastrahlung nur eine relativ geringe Geschwindigkeit von durchschnittlich 1/10 der [[Lichtgeschwindigkeit]] und kann schon durch ein Blatt Papier abgeschirmmt werden. α-Strahlung mit einer [[kinetische Energie|kinetischen Energie]] von 5&nbsp;[[Elektronenvolt|MeV]] hat in der Luft eine Reichweite von 3,6&nbsp;cm; bei 10&nbsp;[[Elektronenvolt|MeV]] sind es rund 10&nbsp;[[Meter|cm]]. Im lebenden [[Gewebe]] beträgt die Reichweite nur 0,04&nbsp;mm und wird durch die absorbierte Energie schwer geschädigt.<ref>{{Literatur | Autor = Hans Albrecht Bethe, Julius Ashkin | Hrsg = Emilio Segré | Titel = Passage of radiations through matter | Sammelwerk = Experimental Nuclear Physics | Band = Volume 1, Part II | Verlag = John Wiley & Sons | Ort = New York |Datum=1953}}</ref><ref>M.J. Berger, J.S. Coursey, M.A. Zucker, J. Chang: [http://www.nist.gov/pml/data/star/index.cfm ''ESTAR, PSTAR, and ASTAR: computer programs for calculating stopping-power and range tables for electrons, protons, and Helium ions (version 1.2.3).''] National Institute of Standards and Technology, Gaithersburg 2005.</ref>
<div style="margin-left:20px">
 
"Wer aus dieser geistigen Welt heraus schildert, muß die Sprache des logischen Denkens benutzen. Wenn man dasjenige, was in der geistigen Welt erlebt wird, umgießen will in logische Gedanken, dann fühlt man etwa so, wie wenn man an einen Hügel herantritt, der eine wunderbare Konfiguration von Felsbildungen zeigt, und daraus Steine ausbrechen muß, weil man sie braucht, um Häuser für die Menschen zu bauen. So fühlt man, wenn man die Erlebnisse in der geistigen Welt umformen muß in logische Gedanken des Verstandes. So wie ein Mensch in der gewöhnlichen Welt das, was er in der Seele erlebt, in Worten aussprechen muß, wenn er es anderen Menschen mitteilen will - und wie man nicht verwechseln darf die Worte mit den Gedanken -, so muß der Geistesforscher, wenn er das mit dem Herzen Erlebte mitteilen will, es kleiden in die Sprache des logischen Denkens. Logisches Denken ist nicht die Sache selber, logisches Denken ist nur die Sprache, in der der Geistesforscher mitteilt, was er in den geistigen Welten erlebt hat. Wer sich an der logischen Gedankenform stößt und nicht fühlt, daß mehr dahinterliegt, der ist in derselben Lage wie ein Zuhörer, der nur die Worte eines Redners hört und nicht die darin eingekleideten Gedanken aufnimmt. Das kann die Schuld desjenigen sein, der spricht, wenn jemand angebliche geisteswissenschaftliche Wahrheiten in solche Gedanken kleidet, daß der Zuhörer darin keine Wahrheiten und Erkenntnisse des Herzens findet. Es braucht aber nicht so zu sein, es kann auch die Schuld dessen sein, der zuhört, wenn er nur den Schall der Worte hört und nicht in der Lage ist, zu den dahinter-liegenden Gedanken zu dringen.
Ein typisches Beispiel ist der α-Zerfall von Uran-238 in Thorium-234:  
Aus dieser Forschung des Herzens heraus kann nur das der Menschheit mitgeteilt werden, was in klar formulierte logische Gedanken umgegossen werden kann. Was nicht in logische Gedanken umgegossen werden kann, das ist nicht reif, der Menschheit mitgeteilt zu werden. Das ist der Probierstein, daß es in klare Worte, in klar formulierbare Gedanken umgegossen werden kann, die scharfe Konturen haben. So müssen wir uns gewöhnen, auch wenn wir die tiefsten Wahrheiten des Herzens hören, sie in Gedankenformen zu vernehmen und hinter diesen Formen auf den Inhalt zu schauen." {{Lit|{{G|119|233f}}}}
 
</div>
:<math>{}^{238}_{\ 92} \mathrm U \to {}^{234}_{\ 90} \mathrm{Th} + \alpha </math>
 
=== Beta-Zerfall ===
Der '''Beta-Zerfall''' beruht auf der [[Schwache Wechselwirkung|schwachen Wechselwirkung]] und kann in mehreren Varianten auftreten.
 
==== Beta-Minus-Zerfall ====
[[Datei:Beta-minus Decay.svg|mini|β<sup>−</sup>-Strahlung (Protonen rot, Neutronen blau)]]
 
Beim Beim '''Beta-Minus-Zerfall''' ('''β<sup>−</sup>''') werden einfach negativ elektrisch geladenene [[Elektronen]], die aus dem [[Atomkern]] und nicht aus der [[Elektronenhülle]] des [[Atom]]s stammen, als '''Betastrahlung''' ausgesendet. Dabei wird ein [[Neutron]] in ein [[Proton]] umgewandelt. Die leichten Elektronen erreichen dabei Geschwindigkeiten bis zu gut 9/10 der Lichtgeschwindigkeit. Außerdem wird auch ein [[Antineutrino]] ausgesendet, das einen Teil der Strahlungsenergie trägt:<br /><math>{}^{1}_{0} \mathrm {n} \to {}^{1}_{1} \mathrm {p} + \mathrm{e}^{-} + \overline{{\nu}}_e</math><br />Auch freie Neutronen unterliegen dem Beta-Minus-Zerfall. Die [[Massenzahl]] des Kerns bleibt dabei erhalten, die [[Ordnungszahl]], d.h. die Anzahl der Protonen im Kern, wird um 1 erhöht.
 
Ein Beispiel ist der Zerfall von Kohlenstoff-14 in das stabile Isotop Stickstoff-14:
 
:<math>{}^{14}_{\ 6} \mathrm C \to {}^{14}_{\ 7}\mathrm N + e^- + \overline\nu_\mathrm{e} </math>
 
==== Beta-Plus-Zerfall ====
[[Datei:Beta-plus Decay.svg|mini|β<sup>+</sup>-Strahlung]]
 
Beim '''Beta-Plus-Zerfall''' ('''β<sup>+</sup>''') wird hingegen ein [[Proton]] in ein [[Neutron]] umgewandelt. Dabei wird ein [[Positron]] und ein [[Neutrino]] abgestrahlt:<br /><math>{}^{1}_{1} \mathrm {p} \to {}^{1}_{0} \mathrm {n} + \mathrm{e}^{+} + \nu_e</math><br />Auch hier bleibt die Massenzahl unverändert, die Ordnungszahl jedoch um 1 verringert.
 
Ein Beispiel ist der Zerfall von Stickstoff-13 in das stabile Isotop Kohlenstoff-13:
 
:<math>{}^{13}_{\ 7} \mathrm N \to {}^{13}_{\ 6} \mathrm C + e^+ + \nu_e </math>
 
==== Elektroneneinfang ====
Der '''Elektroneneinfang''' oder '''Epsilonzerfall''' ('''ε''') beruht darauf, dass ein [[Elektron]] aus einer inneren Schale der [[Elektronenhülle]] von einem [[Proton]] des Kerns eingefangen und dadurch unter gleichzeitiger Abstrahlung eines [[Neutrino|Elektron-Neutrinos]] zu einem [[Neutron]] umgewandelt wird:
 
:<math>{}^{1}_{1} \mathrm {p} + \mathrm{e}^- \rightarrow {}^{1}_{0} \mathrm {n} + {\nu}_e</math>
 
Wie beim Beta-Plus-Zerfall bleibt die Massenzahl unverändert, die Ordnungszahl jedoch um 1 verringert.
 
Ein Beispiel ist der Zerfall von Nickel-59 zu Kobalt-59:
 
:<math>{}^{59}_{28} \mathrm {Ni} + e^- \to {}^{59}_{27} \mathrm {Co} + \nu_e </math>
 
==== Doppelter Elektroneneinfang ====
Ein '''doppelter Elektroneneinfang''' ('''2ε''') kann in seltenen Fällen stattfinden, bei denen ein einfacher Elektroneneinfang energetisch nicht möglich ist. Bedingt durch die geringe Wahrscheinlichkeit dieses Prozesses sind die Halbwertszeiten entsprechend lang. Beispielsweise hat der Zerfall von <sup>124</sup>Xe eine Halbwertszeit von 18 Trilliarden (1,8&middot;10<sup>22</sup>) Jahren und ist damit der seltenste jemals bobachtete Zerfall:
 
:<math>\mathrm{{}^{124}_{\ 54}Xe}+2\mathrm{e}^- \rightarrow\mathrm{{}^{124}_{\ 52}Te}+2\,\nu_e</math>
 
=== Gamma-Zerfall ===
[[Datei:Gamma Decay.svg|miniatur|Emission von Gammastrahlung (schematisch)]]
 
Der '''Gamma-Zerfall''' ('''γ''') begleitet beide vorangehend genannte Strahlungsarten. Er tritt auf, wenn ein bei einem vorangegangenen Zerfall gebildeter Atomkern zunächst in einem [[Angeregter Zustand|angeregten Zustand]] verblieben ist und meist rasch in den [[Grundzustand]] zurückfällt. Die dabei freigesetzte '''Gammastrahlung''' besteht aus [[Photon]]en, hat also [[licht]]artigen Charakter und bewegt sich demnach auch mit Lichtgeschwindigkeit, ist aber noch deutlich [[energie]]reicher als die [[Röntgenstrahlung]]. Zur Abschirmung sind [[Chemisches Element|Elemente]] mit hoher [[Ordnungszahl]] am effektivsten, weshalb meist [[Blei]] verwendet wird, da noch schwerere Elemente selbst radioaktiv sind.
 
Ein Beispiel für den γ-Zerfall ist etwa ein angeregter Nickel-60-Kern, der (meist) durch den Beta-Zerfall eines Cobalt-60-Kerns enstanden ist: <math>{}^{60}_{28} \mathrm {Ni}^{*} \to {}^{60}_{28} \mathrm {Ni} + {\gamma}</math>
 
=== Innere Konversion ===
Eine '''innere Konversion''' ({{EnS| internal conversion}}, kurz: '''IC''') findet statt, wenn ein [[angeregter Zustand]] nicht durch Aussendung eines γ-Quants zerfällt, sondern seine Energie direkt auf ein Elektron der [[Elektronenhülle]] überträgt. Aufgrund des Schalenaufbaus der Elektronenhülle zeigt die dadurch ausgesendete β-Strahlung (anders als der herkömmliche β-Zerfall) ein diskontinuierliches Energiespektrum.
 
So zerfällt etwa <sup>203</sup>Hg durch regulären β<sup>−</sup>-Zerfall zunächst zu einem angeregten <sup>203</sup>Tl-Kern. Dieser kann im zweiten Schritt entweder durch Gamma-Zerfall oder durch innere Konversion in den Grundzustand übergehen. Die beiden letzteren Prozesse sind energetisch gleichwertig und liefern eine Energie von 279 [[Elektronenvolt|keV]], die der Energiedifferenz zwischen dem angeregten Zustand und dem Grundzustand entspricht:
 
:<math>{}^{203}_{80} \mathrm {Hg}  & \to & {}^{203}_{81} \mathrm {Tl}^{*+} + \mathrm{e}^- \mathrm + \ \overline{\nu}_e</math> &nbsp;&nbsp;&nbsp;(β<sup>−</sup>-Zerfall)
:<math>{}^{203}_{81} \mathrm {Tl}^* & \to & {}^{203}_{81} \mathrm {Tl}\ \ + \gamma </math> &nbsp;&nbsp;&nbsp;(γ-Zerfall) &nbsp;&nbsp;&nbsp; oder &nbsp;&nbsp;&nbsp;<math>{}^{203}_{81} \mathrm {Tl}^* & \to & {}^{203}_{81} \mathrm {Tl}^+ + \mathrm{e}^-</math> &nbsp;&nbsp;&nbsp;(Innere Konversion)
 
=== Spontane Spaltung ===
Eine '''spontane Spaltung''' ({{EnS|spontaneous fission}}, kurz: '''SF''') kann bei schweren [[Atomkern]]en ab [[w:Thorium|Thorium]] ([[Ordnungszahl]] 90) auftreten. Der Kern zerfällt dabei spontan ohne äußere Einwirkung in zwei, seltener auch in mehr mittelschwere Tochterkerne. Meist werden dabei auch zwei oder drei [[Neutron]]en abgestrahlt, z.B.:
 
:<math>{}^{235}_{\ 92} \mathrm {U} \to {}^{142}_{\ 56} \mathrm {Ba} + {}^{90}_{36} \mathrm {Kr} + 3 ~ {}^{1}_{0} \mathrm {n}</math>
 
=== Spontane Nukleonenemission ===
Eine '''spontane Nukleonenemission''' ('''p''', '''n''', '''2p''', '''2n''') kann bei Kernen auftreten, die einen hohen Überschuss an [[Proton]]en oder [[Neutron]]en haben, z.B.:
 
:<math>{}^9 \mathrm{B } \to {}^8 \mathrm{Be} + {}^1_1 \mathrm{p}</math> oder
:<math>{}^{16}_{4} \mathrm {Be} \to {}^{14}_{4} \mathrm {Be} + 2 ~ {}^{1}_{0} \mathrm {n}</math>
 
== Zerfallsreihen ==
 
Durch den radioaktiven Zerfall entstehen häufig [[Nuklid]]e, die ihrerseits radioaktiv sind. So bildet sich eine ganze Kette aufeinanderfolgender Zerfallsreaktionen, eine sogenannte '''Zerfallsreihe''' oder '''Zerfallskette''', die zuletzt bei einem stabilen [[Nuklid]] endet. Innerhalb einer Zerfallsreihe wechseln [[#Alpha-Zerfall|Alpha-Zerfälle]] und [[#Beta-Zerfall|Beta-Zerfälle]] mehr oder weniger regelmäßig ab. Beim Alphazerfall verringert sich die [[Massenzahl]] <math>A</math> um <math>4</math>, beim Betazerfall bleibt sie konstant. Schreibt man die Massenzahl in der Form <math>A = 4 n + m \qquad n,m \in \mathbb N</math> mit <math>m = 0,\ 1,\ 2,\ 3</math> an, so bleibt <math>m</math> innerhalb einer Zerfallsreihe konstant. Damit ergeben sich folgende vier Zerfallsreihen:
 
{| class="wikitable"
|-
! m !! Zerfallsreihe !! Endprodukt
|-
| 0
| [[w:Thorium-Reihe|Thorium-Reihe]]
| style="text-align:right;" | <sup>208</sup>Pb
|-
| 1
| [[w:Neptunium-Reihe|Neptunium-Reihe]]
| style="text-align:right;" | <sup>205</sup>Tl
|-
| 2
| [[w:Uran-Radium-Reihe|Uran-Radium-Reihe]]
| style="text-align:right;" | <sup>206</sup>Pb
|-
| 3
| [[w:Uran-Actinium-Reihe|Uran-Actinium-Reihe]]
| style="text-align:right;" | <sup>207</sup>Pb
|}
 
Die Endprodukte von drei der vier natürlichen radioaktiven Zerfallsreihen sind die stabilen [[Blei]]isotope <sup>206</sup>Pb, <sup>207</sup>Pb und <sup>208</sup>Pb. Sie haben die schwersten stabilen [[Atomkern]]e, was dadurch erklärt wird, dass sie die [[Wikipedia:Magische Zahl (Physik)|magischen Protonenzahl]] 82 haben, was einer voll aufgefüllten [[Wikipedia:Schalenmodell (Kernphysik)|Kernschale]] entspricht. Von der vierten Zerfallsreihe kommt natürlicherweise nur mehr das extrem langlebige [[w:Bismut|Bismut]]isotop <sup>209</sup>Bi vor. Sie endet beim [[w:Thalium|Thalium]]isotop <sup>205</sup>Tl. Die kurzlebigen Anfangsglieder dieser Reihe, wie etwa das namensgebende [[w:Neptunium|Neptunium]]isotop <sup>237</sup>Np, können heute nur mehr in [[Kernreaktor]]en künstlich erzeugt werden.
 
Nach [[Rudolf Steiner]] hat [[Blei]] als typisches [[Saturn]]metall außertellurischen Charakter. Über seine Rolle als Endprodukt des radioaktiven Zerfalls sagt Steiner:
 
{{GZ|Aber da habe ich Ihnen
ja sagen müssen, daß man da zu einem Einfluß kommt, der außertellurisch
ist und den wir identifizieren mußten mit dem Blei. Sie
erinnern sich, wie wir Blei, Zinn und Eisen als Kräfte bezeichneten,
die mit dem oberen Menschen zu tun haben. Die Neigung ist
heute noch keine sehr große, so etwas anzuerkennen. Es wird
die Neigung noch keine sehr große sein, vom Menschen nach
außen zu gehen und in der Bleiwirkung etwas Besonderes zu sehen,
was wiederum zusammenhängt mit dem, daß der Mensch durch
das Herz sich seinen Wasserstoff bereiten läßt, der dann der Träger
ist für die Zubereitung des Denkapparates. Aber das unbewußte
Forttreiben der menschlichen Entwickelung bändigt — ich meine
jetzt nicht durch irgendeine Agitation, aber das unbewußte Forttreiben
der menschlichen Entwickelung bändigt — die Menschheit
zur Anerkennung dieser Tatsache heran. Denn daß das Blei irgendwie
in der außermenschlichen Natur eine Rolle spielt, wenn wir
es auch nur seinen Funktionen nach betrachten, das kann ja der
heutige Mensch nicht mehr ableugnen, da er unter den Umwandelungsprodukten
des Radiums, die die Wissenschaft festgestellt hat,
neben der Abspaltung des Heliums das Blei nun wirklich gefunden
hat. Geradeso, wie da das Blei gefunden worden ist, wenn es auch
heute noch nicht ganz genau nach seinem sogenannten Atomgewicht
stimmt, aber es wird ja schon als Blei angesprochen, so
wird das Zinn gefunden werden, so wird von dem, was außermenschlich
ist, aber zugleich von der außermenschlichen Natur als
Einziges in die menschliche Natur eingreift, das Eisen gefunden
werden. Ich meine, es ist notwendig, daß man sich heute nicht nur
durch solche Dinge heranbändigen läßt, wie die Röntgenwissenschaft
ist, die ja einen wunderbaren Fingerzeig eigentlich abgibt für
dieses Herausgehen ins Außermenschliche und das Kommen nicht
bloß zu den grobklotzigen Metallen, die uns in der Erde gegeben
sind, sondern zu den Metallkräften, die von dem Außertellurischen
hereinwirken. Das ist etwas, was heute schon gesagt werden muß.
Denn man wird gerade beim Auftreten, ich möchte sagen, der
heutigen neuartigen Krankheiten bemerken, daß man auf solche
Dinge durchaus Rücksicht zu nehmen hat.|312|234f}}
 
{{GZ|Nehmen Sie den Fall, daß die
alten Initiierten überall im irdischen ätherischen Dasein vorausgesetzt
haben Blei. Denn der Strahlung des Bleies haben sie zugeschrieben,
was in der Menschengestalt von dem äußersten Ende, von oben nach
unten wirkt. Sie haben in dem auf der Erde vielfach verbreiteten Blei
etwas gesehen, was mit der inneren Formbildung des Menschen zusammenhängt,
namentlich auch mit dem menschlichen Selbstbewußtsein.
Nun wird natürlich der heutige materialistische Denker sagen:
 
Aber das Blei spielt ja im Menschenorganismus keine Rolle. - Da
würde ihm der alte Initiierte gesagt haben: An so grob vorhandenes
Blei, wie du denkst, haben wir allerdings nicht gedacht, sondern
an ganz feines, nur in Kraftwirkung vorhandenes Blei. Und solches
Blei ist sehr verbreitet. - So würde der alte Initiierte gesagt haben.
 
Was sagt der moderne Naturforscher? Er sagt: Es gibt Mineralien,
welche Ausstrahlungen haben. Zu diesen Ausstrahlungen rechnet man
ja die sogenannten radioaktiven Ausstrahlungen. Nicht wahr, man
kennt die Ausstrahlungen des Urans, man weiß, wenn gewisse Strahlen
- Alphastrahlen nennt man sie - ausstrahlen, dann ist zunächst
eben das Ausgestrahlte da; dasjenige, was dann weiter noch ausstrahlen
kann, verändert sich in einer gewissen Weise, bekommt sogar,
wie man in der Chemie sagt, ein anderes Atomgewicht, kurz, es entstehen
auch innerhalb desjenigen, was da als strahlende Materie vorhanden
ist, Verwandlungen. Es sprechen ja sogar heute manche schon
von einer Art Wiederaufleben der alchimistischen Stoffverwandlung.
Nun aber sagen diejenigen, die solche Dinge untersucht haben: Dabei
entsteht innerhalb dieses Strahlens etwas, was dann als ein Produkt
auftritt, das nicht mehr radioaktiv ist, das sogenannte Radium G, und
das hat die Eigenschaften des Bleies. Sie können also rein aus dem
modernen Naturwissenschaftlichen heraus finden: Da sind radioaktive
Substanzen; innerhalb dieser ganzen radioaktiven Strahlungen ist
etwas, was seiner Kraft nach in Bildung begriffen ist. Da ist überall
Blei auf dem Untergrunde enthalten.
 
Sie sehen, die moderne Naturforschung nähert sich in ganz bedenklicher
Weise der alten Initiationswissenschaft. Und ebenso, wie sie
heute schon - ich möchte sagen mit der Nase, wenigstens mit der
Nase der physikalischen Instrumente - auf das Blei gestoßen wird,
wird sie auch auf die anderen Metalle gestoßen. Und dann wird sie
nach und nach schon darauf kommen, was damit gemeint war, wenn
man sagte, daß man in dem Saturnhaften überall das Blei findet. Sie
sehen, nur mit geisteswissenschaftlichem Blick läßt sich in seiner Bedeutung
auch das durchschauen, was heute selbst naturwissenschaftlich
auftritt und mit dem man ja in dem breiteren Wesen des Erkennens
nicht viel anzufangen weiß.|213|93f}}
 
== Die Frage nach Beginn und Ursprung der Radioaktivität ==
 
Entgegen der vorherrschenden [[Naturwissenschaft|naturwissenschaftlichen]] Auffassung trat nach Ansicht [[Rudolf Steiner]]s das [[Phänomen]] des radioaktiven Zerfalls erst verhältnismäßig spät in der [[Erdentwicklung]] auf:
 
{{GZ|Sieben Formzustände bilden zusammen eine Runde. Die Erde
macht jetzt ihre vierte Runde durch, und diese ist die mineralische.
Die Aufgabe des Menschen ist es, während dieser Zeit das Mineralreich
zu verarbeiten. Es ist schon Arbeit am Mineralreich, wenn
der Mensch einen Feuerstein nimmt und einen Keil zurechthämmert,
mit dem er andere Dinge bearbeitet. Wenn er Felsen abträgt und
aus den Steinen Pyramiden baut, wenn er aus Metallen Werkzeuge
macht, wenn er den elektrischen Strom in einem Netz über die Erde
führt, bearbeitet der Mensch das Mineralreich. So verwendet der
Mensch das ganze Mineralreich in seinem Dienst. Er macht die Erde
vollständig zu einem Kunstwerk. Wenn der Maler Farben nach seinem
Manas kombiniert, bearbeitet er auch das Mineralreich. Wir
sind jetzt in der Mitte dieser Tätigkeit und in den nächsten Rassen
(Hauptzeitaltern) wird es ganz umgearbeitet werden, so daß zuletzt
kein Atom mehr auf der Erde sein wird, das nicht vom Menschen
bearbeitet worden ist. Früher haben sich diese Atome immer mehr
verfestigt; jetzt aber treten sie wieder immer mehr auseinander. Die
Radioaktivität hat es früher gar nicht gegeben, daher konnte man sie
früher gar nicht entdecken. Die gibt es erst seit einigen Jahrtausenden,
weil jetzt die Atome sich immer mehr zersplittern.|93a|76}}
 
Bei einem Besuch Dr. Steiners auf dem Gut Tannbach bei Gutau, unteres Mühlviertel, das Graf Polzer gehörte, wurde eine nachweislich radioaktive Quelle aufgesucht und geschmacklich gekostet. Im anschließenden Gespräch sagte Rudolf Steiner, dass die Radioaktivität erst seit dem [[Mysterium von Golgatha]] in der Erde sei {{Lit|Polzer-Hoditz, 8. Juni 1918}}.
 
Bedeutsam erschien es Steiner, dass sich die drei Arten radioaktiver Strahlung sehr charakteristisch durch ihre [[Geschwindigkeit]] unterscheiden:
 
{{GZ|Und auf diese Weise ist man darauf gekommen,
daß man Körper haben kann wie zum Beispiel Uransalze,
die gar nicht nötig haben, unter allen Umständen erst bestrahlt zu
werden, sondern die unter gewissen Verhältnissen selbst diese Strahlen
wiederum aussenden, die also die innere Eigenschaft haben, solche
Strahlen auszusenden. Und unter diesen Körpern waren ja insbesondere
die Körper, die man die radiumhaltigen nennt. Da haben gewisse
Körper höchst merkwürdige Eigenschaften. Sie strahlen, sagen wir,
zunächst gewisse Krafdinien aus, die in merkwürdiger Weise behandelt
werden können. Wenn wir solch eine Ausstrahlung haben von
einem radiumhaltigen Körper - der Körper ist in einem Bleitröglein
drinnen, und wir haben hier die Ausstrahlung -, so können wir diese
Ausstrahlung mit dem Magneten untersuchen. Dann finden wir, daß
sich etwas absondert von dieser Ausstrahlung, das wir durch den
Magneten stark hier herüberleiten können, das dann diese Form annimmt.
Etwas anderes bleibt starr und pflanzt sich in dieser Richtung
fort, wieder etwas anderes wird in entgegengesetztem Sinn abgelenkt,
das heißt, es steckt hier ein Dreifaches darinnen. Zuletzt hatte man
schon gar nicht mehr genug Namen, um das zu bezeichnen. Deshalb
nannte man dasjenige, was nach rechts abgelenkt werden kann,
β-Strahlen, die der geraden Linie folgenden die γ-Strahlen und die
nach entgegengesetzter Richtung abgelenkten die α-Strahlen. Wenn
man gewisse Rechnungen anstellt, dann kann man dadurch, daß man
einen Magneten an dasjenige, was da strahlt, seitlich herankommen
läßt, die Ablenkung studieren und damit die Geschwindigkeit. Und
da stellte sich das Interessante heraus, daß die β-Strahlen etwa sich bewegen
mit 9/10 Lichtgeschwindigkeit, die α-Strahlen mit etwa 1/10 Lichtgeschwindigkeit.
Wir haben also da gewissermaßen Kraft-Explosionen,
die wir getrennt haben, analysiert haben, und die uns zeigen, wie
sie auffallende Verschiedenheiten in der Geschwindigkeit haben.
 
Ich erinnere Sie an dieser Stelle, daß wir rein geistig im Beginne
dieser Betrachtungen die Formel zu erfassen versuchten: v = s/t und
gesagt haben, daß das Reale im Raum die Geschwindigkeit ist, daß es
die Geschwindigkeit ist, was einen berechtigt, hier von Wirklichem
zu sprechen. Hier sehen Sie, wie dasjenige, was da, ich möchte sagen,
herausexplodiert, sich hauptsächlich dadurch charakterisiert, daß man
es zu tun hat mit verschieden stark aufeinander wirkenden Geschwindigkeiten.
Denken Sie sich nur einmal, was das bedeutet, daß in demselben
Kraftzylinder, der hier herausstrahlt, etwas drinnen ist, was sich
9 mal so schnell bewegen will als das andere, daß also eine schießende
Kraft, die zurückbleiben will gegen die andere, die 9 mal so schnell
gehen will, sich geltend macht. Nun bitte ich, ein wenig auf dasjenige
zu sehen, wovon nur Anthroposophen das Recht haben, es heute noch
nicht als Verrücktheit anzusehen. Ich bitte, sich daran zu erinnern, wie
oft und oft wir sprechen mußten, daß in den größten uns überschaubaren
Aktionen der Welt Geschwindigkeitsunterschiede das Wesentliche
sind. Wodurch spielen denn in unsere Gegenwart wichtigste Erscheinungen
herein? Dadurch, daß mit verschiedener Geschwindigkeit
die normalen, die luziferischen, die ahrimanischen Wirkungen
ineinanderspielen, daß Geschwindigkeitsdifferenzen in den geistigen
Strömungen, denen das Weltgefüge unterworfen ist, vorhanden sind.
Der Weg, der sich der Physik eröffnet hat in der letzten Zeit, zwingt
sie, auf Geschwindigkeitsdifferenzen in einem ganz ähnlichen Sinn,
vorläufig ganz unbewußt, einzugehen, wie sie die Geisteswissenschaft
geltend machen muß für die umfassendsten Agenzien der Welt.
 
Es ist aber damit noch nicht erschöpft alles dasjenige, was da aus
diesem Radiumkörper herausstrahlt, sondern es strahlt noch etwas
anderes heraus, was wiederum in seinen Wirkungen nachgewiesen
werden kann und was sich in diesen Wirkungen zeigt als etwas, das
ausstrahlt wie eine Ausstrahlung der Radiummaterie, was sich aber
nach und nach nicht mehr als Radium zeigt, sondern zum Beispiel als
Helium, was ein ganz anderer Körper ist. Dieses Radium sendet also
nicht nur dasjenige, was da in ihm ist, als Agenzien aus, sondern gibt
sich selber hin und wird dabei etwas anderes. Mit der Konstanz der
Materie hat das nicht mehr viel zu tun, sondern mit einer Metamorphose
der Materie.|320|157ff}}
 
{{GZ|Wenn auch die wenigsten Menschen das heute noch beachten, so muß man doch sagen: die letzten zwanzig Jahre haben eigentlich gerade auf dem Gebiete der Physik die denkbar größte Revolution hervorgerufen. Vorstellungen, die vor dreißig Jahren noch als unerschütterlich galten, sind heute durchaus revolutioniert. Man braucht nur den Namen Einstein zu nennen oder den Namen Lorentz, des holländischen Physikers, und man kann, indem man diese Namen nennt, hinweisen auf eine ganze Fülle von Tatsachen und Auseinandersetzungen, welche die Physik, wie sie noch vor dreißig Jahren war, durchaus revolutioniert, erschüttert haben. Es kann das, was hier vorliegt, natürlich von mir nicht in den Einzelheiten ausgeführt werden. Aber auf diese Tatsache der Revolutionierung der Physik, die ja in gewissen Kreisen schon bekannt genug ist, muß doch hingewiesen werden. Nun aber kann man sagen: Während zum Beispiel etwas so Bedeutsames vorliegt wie die Revolutionierung des alten Masse- und Materiebegriffes durch die neuere Strahlungstheorie der Elektrizität, finden unsere wissenschaftlichen Vorstellungsarten keine Möglichkeit, zurechtzukommen mit dem, was da eigentlich durch die Fülle der Experimente dem Menschen entgegengetreten ist. Aus der Anschauung der strahlenden Materie im Glasvakuum konnte man sehen, daß dieselben Eigenschaften, die man früher der Materie beigelegt hat, zum Beispiel eine gewisse Geschwindigkeit und Beschleunigung, man nunmehr genötigt ist, der strahlenden Elektrizität beizulegen; man hat also sozusagen den Materiebegriff unter den Fingern verloren. Das stellte sich aus der Anschauung der Fülle von Experimenten heraus, daß nicht irgend etwas hätte gesetzt werden können an die Stelle des alten Materiebegriffes; und aus der Einsteinschen Relativitätstheorie mit ihren furchtbar kalten Abstraktionen läßt sich auch so etwas nicht herausgewinnen wie eine wirkliche Anschauung desjenigen, mit dem man es eigentlich in der äußeren Natur zu tun hat.|73a|30}}
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Radioaktivität}}
* [[Atom]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Ludwig Graf Polzer-Hoditz: ''Erinnerungen an den großen Lehrer Dr. Rudolf Steiner. Lebensrückschau eines Oesterreichers'', Prag 1937
#Rudolf Steiner: ''Makrokosmos und Mikrokosmos'', [[GA 119]] (1988)
* Rudolf Steiner: ''Fachwissenschaften und Anthroposophie'', [[GA 73a]] (2005), ISBN 3-7274-0735-2 {{Vorträge|073a}}
#Florin Lowndes: ''Das Erwecken des Herz-Denkens. Wesen und Leben des sinnlichkeitsfreien Denkens in der Darstellung Rudolf Steiners. Umriß einer Methodik'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 1998
* Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}}
* Rudolf Steiner: ''Menschenfragen und Weltenantworten'', [[GA 213]] (1987), ISBN 3-7274-2130-4 {{Vorträge|213}}
* Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaft und Medizin'', [[GA 312]] (1999), ISBN 3-7274-3120-2 {{Vorträge|312}}
* Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, I'', [[GA 320]] (2000), ISBN 3-7274-3200-4 {{Vorträge|320}}


{{GA}}
{{GA}}


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Denken]]
 
<references />
 
[[Kategorie:Naturwissenschaften]] [[Kategorie:Chemie]] [[Kategorie:Physik]] [[Kategorie:Weltentwicklung]]
[[Kategorie:Materie]]

Version vom 30. August 2013, 01:31 Uhr

Das Herzdenken ist eine Fähigkeit, über die die Menschen in alten Zeiten auf unbewusste Art verfügten. Es war mit einem sicheren Wahrheitsgefühl verbunden, das zwar noch nicht in klare, bewusste Konturen gefasst werden konnte, aber doch gewisse Einblicke in die höheren, geistigen Welten ermöglichte. Selbst Aristoteles hat noch das Herz als das Zentralorgan des Denkens angesehen. Er hat aber zugleich mit seiner Logik die sichere Basis für das Verstandesdenken gelegt, das nicht mehr im Herzen, sondern im Kopf zentriert ist. Diese Art des Denkens hat seine Blüte in unserem heutigen Intellekt, der aber zunächst nur die sinnlichen Tatsachen erfassen und in ihrer logischen Ordnung durchschauen kann, und zwar mit vollem, wachen Ich-Bewusstsein. In Zukunft wird sich eine neue Art des Herzdenkens entwickeln, das mit dem vollwachen Ich-Bewusstsein vereinbar ist, und so auf ganz bewusste und besonnene Weise den Einblick in rein geistige Zusammenhänge erlaubt. Es wird sich wesentlich von unserem gegenwärtigen Verstand unterscheiden, indem es kein diskursives, ableitendes Denken ist, sondern die Wahrheit mit einem Blick überschaut. Dieses neue Herzdenken entfaltet sich nicht in einer Kette logisch aneinander gefügter Begriffe, sondern in innerlich erlebten seelischen Sinnbildern, die mit einem Schlag die geistigen Zusammenhänge offenbaren. Es ist zugleich ein sinnlichkeitsfreies, d.h. reines Denken:

"Der Mensch hat ja im gewöhnlichen Leben das Gefühl, daß er mit dem Kopf denkt. Natürlich ist das nur ein bildlicher Ausdruck, man denkt mit den geistigen Organen, die dem Gehirn zugrunde liegen; aber es versteht jeder, was es heißt, mit dem Kopf denken. Ein ganz anderes Gefühl hat man gegenüber jenem Denken, das dann eintritt, wenn man ein wenig weitergekommen ist auf dem Weg der Entwickelung, den wir charakterisiert haben. Man hat wirklich das Gefühl, als ob das, was sonst im Kopf lokalisiert ist, jetzt im Herzen lokalisiert wäre. Es ist allerdings nicht das physische Herz, welches denkt, sondern jenes Organ, das sich als geistiges Organ in der Nähe des Herzens ausbildet, die sogenannte zwölfblätterige Lotosblume. Sie wird eine Art Denkorgan; und dieses Denken, das da auftritt, das unterscheidet sich von dem gewöhnlichen Denken sehr stark. Beim gewöhnlichen Denken weiß jeder, daß er Überlegung anwenden muß, um zu einer Wahrheit zu kommen. Man muß gehen von Begriff zu Begriff. Man geht von einem Punkt aus, geht dann logisch weiter zu anderen Punkten, und das, wozu man kommt im Lauf der Zeit, indem man logische Erwägungen anstellt, nennt man Wahrheit, Erkenntnis. Das ist eine durch gewöhnliches Denken errungene Erkenntnis. Anders ist das, wenn man die Wahrheit erkennen will gegenüber dem, was beschrieben worden ist als reale, als wirkliche Sinnbilder. Diese wirklichen Sinnbilder hat man vor sich wie äußere Gegenstände, aber das Denken über diese Sinnbilder kann nicht mit dem gewöhnlichen Kopfdenken verwechselt werden. Denn ob etwas wahr oder falsch ist, ob man dieses oder jenes zu sagen hat über ein Ding oder eine Tatsache der höheren Welten, dazu sind nicht Überlegungen notwendig wie beim gewöhnlichen Denken, sondern das ergibt sich unmittelbar. Sobald man die Bilder vor sich hat, weiß man, was man sich selber und anderen darüber zu sagen hat. Dieses Unmittelbare, das ist das Charakteristische des Herzdenkens." (Lit.: GA 119, S. 218f)

Das Herzdenken kann sich nur entwickeln, wenn wir lernen beweglich zu denken. Man darf nicht auf dem eigenen persönlichen Standpunkt beharren, sondern muss versuchen, sich mit seinem Denken in andere Wesenheiten hineinzuversetzen:

"Das ist etwas, was man sich notwendig erwerben muß: aus sich herausgehen zu können, sozusagen mit den Augen eines andern, von einem anderen Standpunkte aus sehen zu können. Dann erst ergibt sich das, was wirklich zur umfassenden Wahrheit führt. Das ist so, wie wenn man einen Rosenstrauch nicht nur von einer Seite ansieht, sondern sich einmal hierhin, einmal woanders hinstellt und ihn von allen Seiten ansieht oder photographisch aufnimmt. Dadurch schult man sich, um in die Möglichkeit zu kommen, dasjenige auch wirklich zu haben, was man haben muß, sobald man in die höheren Welten hinaufkommt. In der physischen Welt kann man sich so etwas angewöhnen. In den höheren Welten wirkt es verwirrend, wenn man mit einem persönlichen Standpunkt hineinkommt. Man hat dann sofort ein Trugbild statt der Wahrheit vor sich, weil man seine eigene persönliche Meinung hineinträgt.

Um zum Denken des Herzens zu kommen, müssen wir die Kraft haben, aus uns herauszugehen, wirklich uns selber ganz fremd zu werden und von außen auf uns zurückzublicken. Wer im normalen Bewußtsein ist, der steht an einem bestimmten Platz und weiß, wenn er sagt: Das bin ich! -, dann meint er die Summe dessen, was er glaubt, was er vertritt. Wer aber in die höheren Welten hinaufsteigt, muß seine gewöhnliche Persönlichkeit an ihrem Platze stehenlassen können, er muß aus sich selber herausgehen können, auf sich zurückschauen und mit demselben Gefühl zu sich selber sagen können: Das bist du! - Das frühere Ich muß ganz im richtigen Sinne ein Du werden. So wie man zu einem anderen «du» sagt, so muß man zu sich selber «du» sagen können. Das darf keine Theorie sein, sondern muß ein Erlebnis werden. Daß dies durch Schulung zu erreichen ist, haben wir schon gesehen. Es gehört gar nicht so viel dazu, man muß verhältnismäßig einfache Dinge tun; dann erwirbt man sich das Recht, mit dem Herzen denken zu dürfen. Die wahren Darstellungen von den höheren Welten gehen aus solchem Herzdenken hervor. Auch wenn es äußerlich oft so aussieht, als ob sie logische Erörterungen wären, nichts ist in den Darstellungen, die wirklich aus den höheren Welten heruntergetragen werden, darin, was nicht mit dem Herzen gedacht wäre. Was da geschildert wird vom Gesichtspunkt der Geisteswissenschaft, ist ein mit dem Herzen Erlebtes. Derjenige, der schildern muß, was er mit dem Herzen erlebt, der muß es allerdings umgießen in solche Gedankenformen, daß es für die anderen Menschen verständlich ist.

Das ist der Unterschied von wirklicher Geisteswissenschaft und demjenigen, was subjektiv erlebte Mystik ist. Subjektiv erlebte Mystik kann ein jeder für sich haben; die schließt sich innerhalb der Persönlichkeit ab, die läßt sich nicht einem andern mitteilen, geht einen andern im Grund genommen auch nichts an. Dasjenige aber, was echte, wahre Mystik ist, ist entstanden aus der Möglichkeit, Imaginationen zu haben, Eindrücke in den höheren Welten zu haben und diese Eindrücke klassifizieren, ordnen zu können mit dem Denken des Herzens, so wie man die Dinge der physischen Welt mit dem Verstand ordnet.

Damit ist allerdings das andere verknüpft, daß an den Wahrheiten, die aus den höheren Welten gegeben sind, in der Tat etwas hängt wie Herzblut, daß sie die Färbung haben von dem Denken des Herzens. Mögen sie sich abstrakt ausnehmen und noch so sehr in Gedankenformen gegossen sein, es hängt an ihnen Herzblut, denn sie sind unmittelbar aus der Seele erlebt. Von dem Momente an, wo das Denken des Herzens ausgebildet ist, weiß der Mensch, der in die imaginative Welt kommt: Das, was du vor dir hast und was aussieht wie eine Vision, ist keine Vision, sondern ist Ausdruck eines Geistig-Seelischen, das dahintersteht, ebenso wie die rote Farbe der Rose hier der äußere Ausdruck ist für die materielle Rose. Der geistig Schauende richtet das geistige Auge in die imaginative Welt, er hat den Eindruck des Blauen oder Violetten, oder er hört irgendeinen Ton, oder er hat ein Gefühl von Wärme oder Kälte -, er weiß durch sein Denken des Herzens, daß das nicht bloße Einbildung, nicht bloße Vision ist, sondern Ausdruck eines geistig-seelischen Wesens, wie das Rot der Rose der Ausdruck der materiellen Rose ist. - So lebt man sich in die Wesenheiten hinein; man muß aus sich herausgehen und sich mit den Wesenheiten selber verbinden. Daher ist alles Forschen in der geistigen Welt zu gleicher Zeit mit der Hingabe der eigenen Persönlichkeit verknüpft, in einem viel höheren Grad, als das bei den äußeren Erlebnissen der Fall ist. Man wird intensiver mitgenommen, man steckt ja in den Dingen selber drinnen. Was sie Gutes und Böses, Schönes und Häßliches, Wahres und Falsches haben, muß man in den Wesenheiten erleben. Wo andere Menschen in der physischen Welt einen Irrtum gleichgültig ansehen, muß der Geistesforscher in der imaginativen Welt den Irrtum nicht nur anschauen, er muß ihn mit Schmerz durchleben. Er muß das Häßliche, das Abscheuliche nicht nur anschauen, ob es ihm nichts tut, sondern er muß es innerlich miterleben. Durch die geschilderte Schulung, die der heutigen Menschheit besonders angemessen ist, kommt er dazu, das Gute, das Wahre, das Schöne, aber auch das Böse, das Häßliche, den Irrtum mitzuerleben, ohne davon gefangengenommen zu werden oder sich zu verlieren, denn das durch richtige Vorbereitung erworbene Denken des Herzens führt dazu, daß er durch das unmittelbare Gefühl unterscheiden kann." (Lit.: GA 119, S. 231ff)

Um das, was jemand mit dem Herzdenken erlebt hat, mitteilen zu können, muss man es allerdings in die logische Verstandessprache übersetzen. Das ist sehr schwierig und immer nur bruchstückhaft möglich:

"Wer aus dieser geistigen Welt heraus schildert, muß die Sprache des logischen Denkens benutzen. Wenn man dasjenige, was in der geistigen Welt erlebt wird, umgießen will in logische Gedanken, dann fühlt man etwa so, wie wenn man an einen Hügel herantritt, der eine wunderbare Konfiguration von Felsbildungen zeigt, und daraus Steine ausbrechen muß, weil man sie braucht, um Häuser für die Menschen zu bauen. So fühlt man, wenn man die Erlebnisse in der geistigen Welt umformen muß in logische Gedanken des Verstandes. So wie ein Mensch in der gewöhnlichen Welt das, was er in der Seele erlebt, in Worten aussprechen muß, wenn er es anderen Menschen mitteilen will - und wie man nicht verwechseln darf die Worte mit den Gedanken -, so muß der Geistesforscher, wenn er das mit dem Herzen Erlebte mitteilen will, es kleiden in die Sprache des logischen Denkens. Logisches Denken ist nicht die Sache selber, logisches Denken ist nur die Sprache, in der der Geistesforscher mitteilt, was er in den geistigen Welten erlebt hat. Wer sich an der logischen Gedankenform stößt und nicht fühlt, daß mehr dahinterliegt, der ist in derselben Lage wie ein Zuhörer, der nur die Worte eines Redners hört und nicht die darin eingekleideten Gedanken aufnimmt. Das kann die Schuld desjenigen sein, der spricht, wenn jemand angebliche geisteswissenschaftliche Wahrheiten in solche Gedanken kleidet, daß der Zuhörer darin keine Wahrheiten und Erkenntnisse des Herzens findet. Es braucht aber nicht so zu sein, es kann auch die Schuld dessen sein, der zuhört, wenn er nur den Schall der Worte hört und nicht in der Lage ist, zu den dahinter-liegenden Gedanken zu dringen. Aus dieser Forschung des Herzens heraus kann nur das der Menschheit mitgeteilt werden, was in klar formulierte logische Gedanken umgegossen werden kann. Was nicht in logische Gedanken umgegossen werden kann, das ist nicht reif, der Menschheit mitgeteilt zu werden. Das ist der Probierstein, daß es in klare Worte, in klar formulierbare Gedanken umgegossen werden kann, die scharfe Konturen haben. So müssen wir uns gewöhnen, auch wenn wir die tiefsten Wahrheiten des Herzens hören, sie in Gedankenformen zu vernehmen und hinter diesen Formen auf den Inhalt zu schauen." (Lit.: GA 119, S. 233f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Makrokosmos und Mikrokosmos, GA 119 (1988)
  2. Florin Lowndes: Das Erwecken des Herz-Denkens. Wesen und Leben des sinnlichkeitsfreien Denkens in der Darstellung Rudolf Steiners. Umriß einer Methodik, Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 1998
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.