Normative Wissenschaft und Hermann Lotze: Unterschied zwischen den Seiten

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Eine '''normative Wissenschaft''' strebt danach, klare Normen für bestimmte Lebensbereiche vorzugeben, namentlich im Bereich der [[Ethik]] und des [[Soziales Leben|sozialen Lebens]], des [[Recht]]s, der [[Politik]], der [[Pädagogik]], der [[Ökonomie]] usw. Sie beschäftigt sich ihrem [[Grundprinzip]] nach nicht mit dem ''was ist'', hat also in diesem Sinn keinen [[Empirie|empirischen]] Charakter, sonden deklariert ''was sein soll''. Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob eine so verstandene '''Normwissenschaft''' überhaupt möglich ist. [[Rudolf Steiner]] hat in seiner «[[Philosophie der Freiheit]]» sehr deutlich dargestellt, dass das für den Bereich der [[Ethik]] nicht der Fall ist. Ethisches Handeln kann letztlich nur aus einem [[moral]]ischen [[Idee]]nvermögen entspringen, das durch [[moralische Phantasie]] konkretisiert und durch eine entsprechende [[moralische Technik]] verwirklicht werden. Was in der Vergangenheit einzelne Menschheitsführer an moralischen Ideen aus der [[Ideenwelt]] geschöpft haben, legten sie dann als Norm dem [[Soziales Leben|sozialen Leben]] zugrunde. Je mehr der [[Mensch]] die [[Freiheit]] entwickeln wird, indem er die wahren Gründe seines [[Handeln]]s erkennen und gegeneinander abwägen kann und durch [[moralische Intuition]] Gewissheit darüber erlangt, was er als dieses besondere, einzigartige [[Individuum]], das er ist, in einer konkret gegebenen Situation tun kann, umso weniger wird er einer vorgegebenen ethischen Norm bedürfen, sondern einen mit den Anforderungen des Weltgeschehens im Einklang stehenden [[Ethischer Individualismus|ethischen Individualismus]] entwickeln können.
[[Datei:Humboldt-Universitätsbibliothek-Lotze.jpg|mini|Rudolf Hermann Lotze]]
'''Rudolf Hermann Lotze''' (* [[Wikipedia:21. Mai|21. Mai]] [[Wikipedia:1817|1817]] in [[Wikipedia:Bautzen|Budissin]]; † [[Wikipedia:1. Juli|1. Juli]] [[Wikipedia:1881|1881]] in [[Wikipedia:Berlin|Berlin]]) war ein deutscher [[Medizin]]er und [[Philosoph]], eine der zentralen Persönlichkeiten der akademischen Philosophie des 19. Jahrhunderts und gehörte bis in die 1920er Jahre zu den bekanntesten und meist diskutierten Philosophen Deutschlands, der auch weltweit hohes Ansehen genoss.  


{{GZ|Der ''freie Geist'' handelt nach seinen Impulsen, das sind Intuitionen,
== Leben ==
die aus dem Ganzen seiner Ideenwelt durch das
Denken ausgewählt sind. Für den ''unfreien Geist'' liegt der
Grund, warum er aus seiner Ideenwelt eine bestimmte Intuition
aussondert, um sie einer Handlung zugrunde zu
legen, in der ihm gegebenen Wahrnehmungswelt, das heißt
in seinen bisherigen Erlebnissen. Er erinnert sich, bevor er
zu einem Entschluß kommt, daran, was jemand in einem
dem seinigen analogen Falle getan oder zu tun für gut geheißen
hat, oder was Gott für diesen Fall befohlen hat und
so weiter, und danach handelt er. Dem freien Geist sind
diese Vorbedingungen nicht einzige Antriebe des Handelns.
Er faßt einen schlechthin ''ersten'' Entschluß. Es kümmert ihn
dabei ebensowenig, was andere in diesem Falle getan, noch
was sie dafür befohlen haben. Er hat rein ideelle Gründe,
die ihn bewegen, aus der Summe seiner Begriffe gerade einen
bestimmten herauszuheben und ihn in Handlung umzusetzen.
Seine Handlung wird aber der wahrnehmbaren Wirklichkeit
angehören. Was er vollbringt, wird also mit einem
ganz bestimmten Wahrnehmungsinhalte identisch sein. Der
Begriff wird sich in einem konkreten Einzelgeschehnis zu
verwirklichen haben. Er wird als Begriff diesen Einzelfall
nicht enthalten können. Er wird sich darauf nur in der Art
beziehen können, wie überhaupt ein Begriff sich auf eine
Wahrnehmung bezieht, zum Beispiel wie der Begriff des
Löwen auf einen einzelnen Löwen. Das Mittelglied zwischen Begriff und Wahrnehmung ist die ''[[Vorstellung]]'' (vgl.
S. 106 ff.) Dem unfreien Geist ist dieses Mittelglied von
vornherein gegeben. Die Motive sind von vornherein als
Vorstellungen in seinem Bewußtsein vorhanden. Wenn er
etwas ausführen will, so macht er das so, wie er es gesehen
hat, oder wie es ihm für den einzelnen Fall befohlen wird.
Die Autorität wirkt daher am besten durch ''Beispiele'', das
heißt durch Überlieferung ganz bestimmter Einzelhandlungen
an das Bewußtsein des unfreien Geistes. Der Christ
handelt weniger nach den Lehren als nach dem ''Vorbilde'' des
Erlösers. Regeln haben für das positive Handeln weniger
Wert als für das Unterlassen bestimmter Handlungen. Gesetze
treten nur dann in die allgemeine Begriffsform, wenn
sie Handlungen verbieten, nicht aber wenn sie sie zu tun
gebieten. Gesetze über das, was er tun soll, müssen dem unfreien
Geiste in ganz konkreter Form gegeben werden: Reinige
die Straße vor deinem Haustore! Zahle deine Steuern
in dieser bestimmten Höhe bei dem Steueramte X! und so
weiter. Begriffsform haben die Gesetze zur Verhinderung
von Handlungen: Du sollst ''nicht'' stehlen! Du sollst ''nicht''
ehebrechen! Diese Gesetze wirken auf den unfreien Geist
aber auch nur durch den Hinweis auf eine konkrete Vorstellung,
zum Beispiel die der entsprechenden zeitlichen
Strafen, oder der Gewissensqual, oder der ewigen Verdammnis,
und so weiter.


Sobald der Antrieb zu einer Handlung in der allgemeinbegrifflichen
Lotze wurde als drittes Kind eines Militärarztes in [[Wikipedia:Bautzen|Bautzen]] geboren. Er besuchte das Gymnasium in [[Wikipedia:Zittau|Zittau]], wo er später auch ein Jahr lang als praktischer Arzt tätig war. Er studierte in [[Wikipedia:Leipzig|Leipzig]], promovierte dort in [[Philosophie]] und habilitierte sich 1839 in [[Medizin]] und 1840 in Philosophie. 1843 wurde er zum außerordentlichen Professor der Philosophie ernannt und 1844 wurde er als Professor und Nachfolger von [[Johann Friedrich Herbart]] nach [[Wikipedia:Göttingen|Göttingen]] berufen.<ref>Volker Zimmermann: ''Lotze, Rudolph Hermann.'' In: [[Wikipedia:Werner E. Gerabek|Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Wikipedia:Gundolf Keil|Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 866 f.; hier: S. 866.</ref> In diese Zeit fallen seine bedeutendsten Arbeiten. 1864 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der [[Wikipedia:Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften|Preußischen Akademie der Wissenschaften]] gewählt. Seit 1876 war er auswärtiges Mitglied der [[Wikipedia:Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]]. Teile seines Alterswerkes, vor allem sein System der Philosophie, verbinden sich mit [[Wikipedia:Berlin|Berlin]], wohin er 1880 berufen wurde, wo er aber auch kurze Zeit später (1881) starb.  
Form vorhanden ist (zum Beispiel: du sollst
deinen Mitmenschen Gutes tun! du sollst so leben, daß du
dein Wohlsein am besten beförderst!), dann muß in jedem
einzelnen Fall die konkrete Vorstellung des Handelns (die
Beziehung des Begriffes auf einen Wahrnehmungsinhalt)
erst gefunden werden. Bei dem ''freien Geiste'', den kein
Vorbild und keine Furcht vor Strafe usw. treibt, ist
diese Umsetzung des Begriffes in die Vorstellung immer
notwendig.


Konkrete Vorstellungen aus der Summe seiner Ideen
Zu seinen bekanntesten Studenten gehörte der amerikanische Philosoph [[Wikipedia:Josiah Royce|Josiah Royce]] (1855-1916). Ein anderer Schüler von Lotze, der spätere Göttinger Philosophieprofessor [[Julius Baumann]] (1837-1916)<ref>http://kalliope-verbund.info/de/eac?eac.id=116088524</ref>, den [[Rudolf Steiner]] erwähnt, vertrat auf naturwissenschaftlicher Grundlage den [[Reinkarnation]]sgedanken:
heraus produziert der Mensch zunächst durch die Phantasie.
Was der freie Geist nötig hat, um seine Ideen zu verwirklichen,
um sich durchzusetzen, ist also die ''moralische Phantasie''.
Sie ist die Quelle für das Handeln des freien Geistes.
Deshalb sind auch nur Menschen mit moralischer Phantasie
eigentlich sittlich produktiv. Die bloßen Moralprediger, das
ist: die Leute, die sittliche Regeln ausspinnen, ohne sie zu
konkreten Vorstellungen verdichten zu können, sind moralisch
unproduktiv. Sie gleichen den Kritikern, die verständig
auseinanderzusetzen wissen, wie ein Kunstwerk beschaffen
sein soll, selbst aber auch nicht das geringste zustande bringen
können.


Die moralische Phantasie muß, um ihre Vorstellung zu
{{GZ|So lesen wir in der Schrift des Göttinger Philosophieprofessors
verwirklichen, in ein bestimmtes Gebiet von Wahrnehmungen
Julius Baumann über «Neuchristentum und
eingreifen. Die Handlung des Menschen schafft keine
reale Religion» unter den neununddreißig Sätzen eines «Entwurfes
Wahrnehmungen, sondern prägt die Wahrnehmungen, die
eines kurzen Inbegriffs realwissenschaftlicher Religion»
bereits vorhanden sind, um, erteilt ihnen eine neue Gestalt.
auch den folgenden (zweiundzwanzigsten): «... Wie
Um ein bestimmtes Wahrnehmungsobjekt oder eine Summe
... in der unorganischen Natur die physikalisch-chemischen
von solchen, einer moralischen Vorstellung gemäß, umbilden
Elemente und Kräfte nicht vergehen, sondern nur ihre Kombinationen
zu können, muß man den gesetzmäßigen Inhalt (die
ändern, so ist dies nach realwissenschaftlicher Methode
bisherige Wirkungsweise, die man neu gestalten oder der
auch anzunehmen von den organischen und den organisch-geistigen Kräften. ''Die Menschenseele als formale Einheit,
man eine neue Richtung geben will) dieses Wahrnehmungsbildes
als verknüpfendes Ich kehrt wieder in neuen Menschenleibern und kann
begriffen haben. Man muß ferner den Modus finden,
so alle Stufen menschheitlicher Entwickelung durchleben.''»|34|85f}}
nach dem sich diese Gesetzmäßigkeit in eine neue verwandeln
läßt. Dieser Teil der moralischen Wirksamkeit beruht
auf Kenntnis der Erscheinungswelt, mit der man es zu tun
hat. Er ist also zu suchen in einem Zweige der wissenschaftlichen
Erkenntnis überhaupt. Das moralische Handeln setzt
also voraus neben dem moralischen Ideen vermögen<ref>Nur Oberflächlichkeit könnte im Gebrauch des Wortes Vermögen
an dieser und andern Stellen dieser Schrift einen Rückfall in die Lehre
der alten Psychologie von den Seelenvermögen erblicken. Der Zusammenhang
mit dem S. 95 f. Gesagten ergibt genau die Bedeutung des
Wortes.</ref> und der
moralischen Phantasie die Fähigkeit, die Welt der Wahrnehmungen
umzuformen, ohne ihren naturgesetzlichen Zusammenhang
zu durchbrechen. Diese Fähigkeit ist ''moralische Technik''. Sie ist in dem Sinne lernbar, wie Wissenschaft überhaupt
lernbar ist. Im allgemeinen sind Menschen nämlich
geeigneter, die Begriffe für die schon fertige Welt zu finden,
als produktiv aus der Phantasie die noch nicht vorhandenen
zukünftigen Handlungen zu bestimmen. Deshalb ist es sehr
wohl möglich, daß Menschen ohne moralische Phantasie die
moralischen Vorstellungen von andern empfangen und diese
geschickt der Wirklichkeit einprägen. Auch der umgekehrte
Fall kann vorkommen, daß Menschen mit moralischer
Phantasie ohne die technische Geschicklichkeit sind und sich
dann anderer Menschen zur Verwirklichung ihrer Vorstellungen
bedienen müssen.


Insofern zum moralischen Handeln die Kenntnis der Objekte
== Werk ==
unseres Handelnsgebietes notwendig ist, beruht unser
Handeln auf dieser Kenntnis. Was hier in Betracht kommt,
sind ''[[Naturgesetz]]e''. Wir haben es mit Naturwissenschaft zu
tun, nicht mit Ethik.


Die moralische Phantasie und das moralische Ideenvermögen
Lotze, der sich ganz besonders von [[Gottfried Wilhelm Leibniz]] und dessen [[Monadologie]] angeregt fühlte, vereinigte in sich gleichermaßen [[naturwissenschaft]]liche als auch [[Philosophie|philosophische]] Kompetenz. Durch eine Synthese von [[Theismus]] und [[Pantheismus]], [[Dualismus]] ([[Pluralismus]]) und [[Monismus]], [[Mechanismus]] und [[Teleologie]], wollte er den dogmatischen [[Naturalismus]] überwinden<ref name="Eisler" />, ohne dabei die strenge wissenschaftliche Gesinnung aufzugeben.
können erst Gegenstand des Wissens werden, ''nachdem''
sie vom Individuum produziert sind. Dann aber regeln
sie nicht mehr das Leben, sondern haben es bereits geregelt.
Sie sind als wirkende Ursachen wie alle andern aufzufassen
(Zwecke sind sie bloß für das Subjekt). Wir beschäftigen
uns mit ihnen als mit einer ''Naturlehre der moralischen Vorstellungen''.


'''Eine Ethik als Normwissenschaft kann es daneben nicht geben'''.
[[Rudolf Steiner]] schreibt über Lotze:


Man hat den normativen Charakter der moralischen Gesetze
{{GZ|Lotze trat in seiner 1843 veröffentlichten Arbeit über
wenigstens insofern halten wollen, daß man die Ethik
«Leben und Lebenskraft» (in R. Wagners Handwörterbuch
im Sinne der Diätetik auffaßte, welche aus den Lebensbedingungen
der Physiologie) mit Entschiedenheit gegen den Glauben
des Organismus allgemeine Regeln ableitet,
auf, daß in den Lebewesen eine besondere Kraft, die
um auf Grund derselben dann den Körper im besonderen
Lebenskraft, vorhanden sei, und verteidigte den Gedanken,
zu beeinflussen (Paulsen, System der Ethik). Dieser Vergleich
daß die Lebenserscheinungen nur durch komplizierte
ist falsch, weil unser moralisches Leben sich nicht mit
Vorgänge von der Art zu erklären sind, wie sie sich auch
dem Leben des Organismus vergleichen läßt. Die Wirksamkeit
in der leblosen Natur abspielen. Er stellte sich in dieser
des Organismus ist ohne unser Zutun da; wir finden
Beziehung also durchaus auf die Seite der neueren naturwissenschaftlichen
dessen Gesetze in der Welt fertig vor, können sie also suchen,
Vorstellungsart, die den alten Gegensatz
und dann die gefundenen anwenden. Die moralischen Gesetze
zwischen dem Leblosen und dem Lebendigen zu überbrücken
werden aber von uns erst ''geschaffen''. Wir können sie
suchte. Im Sinne eines solchen Gesichtspunktes
nicht anwenden, bevor sie geschaffen sind. Der Irrtum entsteht
sind seine Werke gehalten, die naturwissenschaftliche
dadurch, daß die moralischen Gesetze nicht in jedem
Dinge behandeln: seine «Allgemeine Pathologie und Therapie
Momente inhaltlich neu geschaffen werden, sondern sich
als mechanische Naturwissenschaften» (1842) und
forterben. Die von den Vorfahren übernommenen erscheinen
«Allgemeine Physiologie des körperlichen Lebens» (1851).|18|503}}
dann gegeben wie die Naturgesetze des Organismus. Sie
werden aber durchaus nicht mit demselben Rechte von einer
späteren Generation wie diätetische Regeln angewendet.
Denn sie gehen auf das Individuum und nicht wie das
Naturgesetz auf das Exemplar einer Gattung. Als Organismus
bin ich ein solches Gattungsexemplar, und ich werde
naturgemäß leben, wenn ich die Naturgesetze der Gattung
in meinem besonderen Falle anwende; als sittliches
Wesen bin ich Individuum und habe meine ganz eigenen
Gesetze<ref>Wenn Paulsen (S. 15 des angeführten Buches) sagt: «Verschiedene
Naturanlagen und Lebensbedingungen erfordern wie eine verschiedene
leibliche so auch eine verschiedene geistig-moralische Diät», so ist er
der richtigen Erkenntnis ganz nahe, trifft aber den entscheidenden
Punkt doch nicht. Insofern ich Individuum bin, brauche ich keine Diät.
Diätetik heißt die Kunst, das besondere Exemplar mit den allgemeinen
Gesetzen der Gattung in Einklang zu bringen. Als Individuum bin ich
aber kein Exemplar der Gattung.</ref>.|4|191ff}}


== Literatur ==
Als [[Physiologe]] verwarf Lotze 1843 in seiner Abhandlung ''Leben und Lebenskraft'' den (unkritischen) [[Vitalismus]]<ref name="Schischkoff419"> [[Wikipedia:Georgi Schischkoff|Georgi Schischkoff]] (Hg.): ''Philosophisches Wörterbuch'', 21. Auflage, Kröner, Stuttgart 1982, Stichwort: ''Lotze, Rudolf Hermann'', S. 419</ref>, der alle wissenschaftliche Forschung untergrabe, indem er sich auf willkürliche Eingriffe Gottes beriefe<ref>Ein Problem, das durchaus auch auf viele Varianten des modernen [[Intelligent Design]] zutrifft.</ref>.
# Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1995), ISBN 3-7274-0040-4 {{Schriften|004}}
 
# Rudolf Steiner: Schriften. Kritische Ausgabe / Band 2: Philosophische Schriften: Wahrheit und Wissenschaft. Die Philosophie der Freiheit, frommann-holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2016, ISBN 978-3772826320
{{Zitat|Wenn die Physiologie des Lebendigen den Satz aufstellt, dass aus der Complexion einfacher Stoffe a, b, c, manchmal zwar das Resultat d folge, welches nach allgemein mechanischen Gesetzen dieser Verbindung zukommt, manchmal aber auch e, welches ohne mechanische Berechtigung von der Allmacht Gottes hinzugefügt werde, wer kann uns dann noch die Richtigkeit mechanischer Regeln auch nur innerhalb der Grenzen des unbelebten Geschehens sichern? Warum soll nicht auch am Hebel zuweilen eine mechanisch nicht zulässige Wirkung hervortreten? Mit dieser Annahme, dass aus gleichen Prämissen mehr als ein Schluss möglich ist, hört alle Naturwissenschaft in einer haltlosen Zweideutigkeit der Gesetze und Erscheinungen auf.|Hermann Lotze|''Leben. Lebenskraft''<ref>Hermann Lotze: ''Kleine Schriften'', Band 1, Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1885, [https://archive.org/stream/kleineschriften01unse_0#page/144/mode/2up S. 145]</ref>}}
# Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', Mit beiden Ausgaben (1894 u. 1918) im Vergleich, Rudolf Steiner Ausgaben, 3. Aufl. 2015, ISBN 978-3-86772-072-4
 
Steiner schreibt weiter:
 
{{GZ|Lotze hat eine Auslegung der Welterscheinungen, wie
sie den Bedürfnissen seines Gemütes entspricht, in seinem
Werke «Mikrokosmos» (1856-1864) und in seinen Schriften
«Drei Bücher der Logik» (1874) und «Drei Bücher
Metaphysik» (1879) gegeben. Auch sind die Nachschriften
der Vorträge erschienen, die er über die verschiedenen Gebiete
der Philosophie gehalten hat. Sein Verfahren stellt
sich dar als ein Verfolgen der streng natürlichen Gesetzmäßigkeit
in der Welt, und ein nachheriges Zurechtlegen
dieser Gesetzmäßigkeit im Sinne einer idealen, harmonischen,
seelenvollen Ordnung und Wirksamkeit des Weltgrundes.
Wir sehen ein Ding auf das andere wirken; aber
das erstere könnte das zweite gar nicht zu einer Wirkung
vermögen, wenn nicht eine ursprüngliche Verwandtschaft
und Einheit zwischen den beiden bestünde. Dem zweiten
Dinge müßte es gleichgültig bleiben, was das erste vollbringt,
wenn es nicht die Fähigkeit hätte, im Sinne dessen,
was das erste will, sein eigenes Tun einzurichten. Eine Kugel
kann durch eine andere, von der sie gestoßen wird,
nur dann zu einer Bewegung veranlaßt werden, wenn sie
gewissermaßen der anderen mit Verständnis entgegenkommt,
wenn in ihr dasselbe Verständnis von Bewegung
ist wie in der ersten. Die Bewegungsfähigkeit ist etwas,
was sowohl in der einen wie in der andern Kugel als ihr
Gemeinsames enthalten ist. Alle Dinge und Vorgänge
müssen ein solches Gemeinsames haben. Daß wir sie als
Dinge und Vorkommnisse wahrnehmen, die voneinander
getrennt sind, rührt daher, daß wir bei unserer Beobachtung
nur ihre Außenseite kennenlernen; könnten wir in
ihr Inneres sehen, so erschiene uns das, was sie nicht trennt,
sondern zu einem großen Weltganzen verbindet. Nur ein
Wesen gibt es für uns, das wir nicht bloß von außen, sondern
von innen kennen, das wir nicht nur anschauen, sondern
in das wir hineinschauen können. Das ist unsere
eigene Seele, das Ganze unserer geistigen Persönlichkeit.
Weil aber alle Dinge in ihrem Innern ein Gemeinsames
aufweisen müssen, so muß ihnen allen auch mit unserer
Seele das gemeinsam sein, was deren innersten Kern ausmacht.
Wir dürfen daher uns das Innere der Dinge ähnlich
der Beschaffenheit unserer eigenen Seele vorstellen.
Und der Weltgrund, der als das Gemeinsame aller Dinge
waltet, kann von uns nicht anders gedacht werden, denn
als eine umfassende Persönlichkeit nach dem Bilde unserer
eigenen Persönlichkeit. «Der Sehnsucht des Gemütes, das
Höchste, was ihm zu ahnen gestattet ist, als Wirklichkeit
zu fassen, kann keine andere Gestalt seines Daseins als
die der Persönlichkeit genügen oder nur in Frage kommen.
So sehr ist sie davon überzeugt, daß lebendige, sich
selbst besitzende und genießende Ichheit die unabweisliche
Vorbedingung und die einzige mögliche Heimat alles Guten
und aller Güter ist, so sehr von stiller Geringschätzung
gegen alles anscheinend leblose Dasein erfüllt, daß
wir stets die beginnende Religion in ihren mythenbildenden
Anfängen beschäftigt finden, die natürliche Wirklichkeit
zur geistigen zu verklären, nie hat sie dagegen ein
Bedürfnis empfunden, geistige Lebendigkeit auf blinde
Realität als festeren Grund zurückzudeuten.» Und seine
eigene Empfindung gegenüber den Dingen der Natur kleidet
Lotze in die Worte: «Ich kenne sie nicht, die toten
Massen, von denen ihr redet; mir ist alles Leben und Regsamkeit
und auch die Ruhe und der Tod nur dumpfer
vorübergehender Schein rastlosen inneren Webens.» Und
wenn die Naturvorgänge, wie sie in der Beobachtung erscheinen,
nur solch ein dumpfer vorübergehender Schein
sind, so kann auch ihr tiefstes Wesen nicht in dieser der
Beobachtung vorliegenden Gesetzmäßigkeit, sondern in
dem «rastlosen Weben» der sie alle beseligenden Gesamtpersönlichkeit,
in deren Zielen und Zwecken gesucht werden.
Lotze stellt sich daher vor, daß sich in allem natürlichen
Wirken ein von einer Persönlichkeit gesetzter moralischer
Zweck zum Ausdrucke bringt, dem die Welt zustrebt.
Die Naturgesetze sind der äußere Ausdruck einer
allwaltenden ethischen Gesetzmäßigkeit der Welt. Es steht
mit dieser ethischen Auslegung der Welt vollkommen im
Einklang, was Lotze über das Fortleben der menschlichen
Seele nach dem Tode vorbringt: «Kein anderer Grundsatz
steht uns außer der allgemeinen idealistischen Überzeugung
zu Gebote: fortdauern werde jedes Geschaffene, dessen
Fortdauer zu dem Sinne der Welt gehört; ...vergehen
werde alles, dessen Wirklichkeit nur in einer vorübergehenden
Phase des Weltlaufs seine berechtigte Stelle
hatte. Daß dieser Grundsatz keine weitere Anwendung in
menschlichen Händen gestatte, bedarf kaum der Erwähnung;
wir kennen sicher die Verdienste nicht, die dem
einen Wesen Anspruch auf ewiges Bestehen erwerben
können, noch die Mängel, die ihn anderen versagen.»
(Drei Bücher Metaphysik, § 245<ref>Hermann Lotze: ''Drei Bücher Metaphysik'', Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1879, [https://archive.org/stream/systemderphilos03lotzgoog#page/n501/mode/2up § 245]</ref>.) Wo Lotze seine Betrachtungen
einmünden läßt in das Gebiet der großen philosophischen
Rätselfragen, erhalten seine Gedanken einen
unsicheren Charakter. Es ist ihnen anzumerken, daß ihr
Träger aus seinen beiden Erkenntnisquellen, der Naturwissenschaft
und der seelischen Selbstbeobachtung, keine
sichere Vorstellung gewinnen kann über das Verhältnis
des Menschen zum Weltverlauf. Die innere Kraft der
Selbstbeobachtung dringt nicht durch zu einem Gedanken,
welcher dem Ich ein Recht geben könnte, sich als eine bestimmte
Wesenheit innerhalb des Weltganzen zu erfühlen.
In seinen Vorlesungen über «Religionsphilosophie»
steht zu lesen: «Der ‚Glaube an ''Unsterblichkeit''‘ hat kein
anderes sicheres Fundament als das ‚''Religiöse Bedürfnis''‘.
Es läßt sich daher auch philosophisch über die Art der Fortdauer
nichts weiter bestimmen, als was aus einem einfachen
metaphysischen Satze fließen könnte. Nämlich: da wir
jedes Wesen nur als ''Geschöpf'' Gottes betrachten, so gibt es
durchaus kein ursprünglich gültiges ''Recht'', auf welches die
einzelne Seele, etwa als «Substanz» sich berufen könnte, um
ewige individuelle Fortdauer zu fordern. Vielmehr können
wir bloß behaupten: jedes Wesen werde ''so lange'' von Gott
''erhalten'' werden, als sein Dasein eine wertvolle Bedeutung
für das Ganze seines Weltplanes hat...» In der Unbestimmtheit
solcher Sätze drückt sich aus, welche ''Tragweite'' die
Lotzeschen Ideen in das Gebiet der großen philosophischen
Rätselfragen hinein entwickeln können.|18|505ff}}
 
«[[Sein]]» heißt nach Lotze „in Beziehung stehen“; ein beziehungsloses Sein scheint ihm undenkbar<ref>Hermann Lotze: ''Grundzüge der Metaphysik'', 1883, [https://archive.org/stream/grundzgedermeta01lotzgoog#page/n19/mode/2up S. 10]</ref>. Die [[Raum|räumlichen Beziehungen]], sind nur [[Erscheinung]]en der in Wahrheit unräumlichen Beziehungen der eigentlichen Elemente der [[Ding]]e, der „unräumlichen Atome“, der [[Monade]]n, die einfache ausdehnungslose immaterielle Wesen mit rein [[Qualität|qualitativen]] Eigenschaften sind.  Als einfache [[Substanz]]en mit inneren Zuständen, durch die sie die Welt spiegeln, bewirken sie erst durch ihre Verbindung die Erscheinung der [[Materie]] und [[Körper]]lichkeit. [[An sich]] wirken sie nur durch ihre ''inneren'' Zustände aufeinander und das erscheint äußerlich als gesetzmäßige räumliche [[Mechanik|mechanische]] [[Bewegung]]. Nirgends geschieht daher äußerlich etwas anders als durch Vermittlung dieses [[Mechanismus]]. Das allen Monaden Gemeinsame aber ist der göttliche Urgrund, aus und in dem sie sind, der ihre [[Wechselwirkung]] erst ermöglicht und den Bewegungen ihr [[Ziel]] gibt, das den göttlichen [[Idee]]n entspricht.
 
{{Anker|Teleologischer Idealismus}}
Seinen eigenen wissenschaftlichen Standpunkt bezeichnete Lotze konsequent als '''teleologischen Idealismus''', indem die [[Metaphysik]] ihren Anfang nicht in sich selbst, sondern vielmehr in der [[Ethik]] habe: „''Nur die Einsicht in das, was sein soll, wird uns auch die eröffnen in das, was ist.''“<ref name="Eisler">[[Wikipedia:Rudolf Eisler (Philosoph)|Rudolf Eisler]]: ''[http://www.zeno.org/Eisler-1912/A/Lotze,%20Rudolf%20Hermann Lotze, Rudolf Hermann]'' in ''Philosophen-Lexikon. Erste Ausgabe'', Berlin 1912, S. 425–432</ref> In diesem Sinn beschäftigte er sich auch mit dem Rätsel des [[Das Böse|Bösen]]<ref>Hermann Lotze: ''Mikrokosmos. Ideen zur Naturgeschichte und Geschichte der Menschheit'', Band 3, 9. Buch, 5. Kapitel, 2. Auflage, Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1872, [https://archive.org/stream/mikrokosmusidee08lotzgoog#page/n589/mode/2upS. 576ff.]</ref>.
 
{{GZ|Ein Denker des neunzehnten Jahrhunderts, der wahrhaftig
zu den bedeutendsten gehört, versuchte sich mit dem
Übel und dem Bösen auseinanderzusetzen, und die Hauptgedanken
seines Denkens möchte ich kurz darstellen. Er sah
in der Welt um sich herum Teile des Übels, Teile des menschlichen
Bösen, und er stand als ein Philosoph, bei dem insbesondere
die Gemütseigenschaften tief ausgebildet waren,
vor dem Übel und dem Bösen: ''Hermann Lotze'', einer der
bedeutendsten Denker des neunzehnten Jahrhunderts, der
den sehr bedeutenden «Mikrokosmos» zum Beispiel und
andere für das neunzehnte Jahrhundert bedeutsame philosophische
Werke geschrieben hat. Versuchen wir uns vor die
Seele zu rufen, wie Hermann Lotze, also einer unserer bedeutendsten
Zeitgenossen, vor dem Problem des Bösen steht.
 
Er sagt sich: Wegleugnen läßt sich das Böse nicht. Wie
hat man sich die Frage nach dem Bösen zu beantworten versucht?
Man hat zum Beispiel gesagt, daß das Übel und das
Böse im Leben da sein müsse; denn nur dadurch, daß sich die
Menschenseele aus dem Bösen herausarbeite, könne man sie
erziehen. Da nun Lotze nicht zu den Atheisten gehört, sondern
einen die Welt durchlebenden und durchwebenden Gott
annimmt, so sagt er: Wie muß man sich also im Sinne der
Erziehungsidee zu dem Bösen und dem Übel stellen? Man
müsse annehmen, daß Gott das Böse und das Übel gebraucht
hätte, um die Menschen herauszuarbeiten und zum freien
Gebrauch ihrer Seele zu erheben. Das konnte nur geschehen,
indem sie selbst diese innere Arbeit verrichteten, indem sie
selbst diesen inneren Zustand erlebten, der in dem Herausarbeiten
aus dem Bösen besteht, und dadurch erst, selbstbewußt
ihr wahres Wesen und ihren wahren Wert erkennen
lernten. - Lotze wendet zugleich dagegen ein: Wer eine
solche Antwort gibt, berücksichtige vor allem nicht die Tierwelt,
in welcher uns wahrhaftig nicht nur das Übel, sondern
auch das Böse im umfassenden Sinne entgegentreten. Wie
tritt uns in der Tierwelt Grausamkeit, wie tritt uns alles,
was, in das Menschenleben heraufgenommen, zu den furchtbarsten
Lastern werden kann, überall in der Tierwelt entgegen!
Wer aber vermöchte der Tierwelt gegenüber die Erziehung
ins Feld zu führen, die ja bei der Tierwelt nicht
angeführt werden kann? So weist Lotze die Idee der Erziehung
ab. Insbesondere macht er darauf aufmerksam, daß
der Allmacht seines Gottes diese Erziehungsidee widersprechen
würde; denn nur dann habe man nötig, meint Lotze,
das Bessere in einem Wesen aus dem Schlechten herauszuarbeiten,
wenn man erst das Schlechte gegeben hat. Aber das
würde der Allmacht des Gottes widersprechen: erst das
Schlechte herausarbeiten zu müssen, gleichsam zur Vorbereitung,
um dann das Gute darauf auferbauen zu können.
 
So wendet sich denn Lotze dahin zu sagen: Vielleicht
müsse man diejenigen mehr berücksichtigen, welche da sagen:
Dasjenige, was böse, was schlecht ist, was ein Übel ist,
das ist dies nicht durch die Allmacht Gottes, nicht durch den
Willen irgend eines bewußten Wesens; sondern es ist mit
dem, was in der Welt existiert, das Übel so verbunden,
wie zum Beispiel die Tatsache, daß die drei Winkel eines
Dreieckes zusammen 180° betragen, mit einem Dreieck
verbunden ist. Wenn Gott also überhaupt eine Welt schaffen
wollte, mußte er sich richten nach dem, was ohne ihn wahr
ist, daß mit irgendeiner Welt, die er schaffen wollte, das
Böse und das Übel verbunden ist. Er mußte also, wenn er
überhaupt eine Welt schaffen wollte, das Böse und das Übel
mitscharfen. - Dagegen wendet Lotze ein: Dann aber beschränken
wir erst recht das, was man als das Wirken und
Weben eines göttlichen Wesens durch die Welt annehmen
könne. Denn wenn man die Welt betrachtet, dann muß
man sagen: Nach den allgemeinsten Gesetzen, nach dem,
wie man sich die Welterscheinungen durchdenken kann, wäre
sehr wohl eine Welt denkbar ohne das Übel und das Böse.
Wenn man die Welt betrachte, müsse man gerade sagen, gegen
eine eigentliche Freiheit verstoße das Böse; es müsse also
gerade durch die Willkür, durch die Freiheit des göttlichen
Wesens hervorgerufen werden.
 
Wir könnten noch anderes anführen, was Lotze und andere
Denker - Lotze ist hier nur als Typus angeführt -
gegenüber dem Problem und dem Rätsel des Bösen gesagt
haben. Ich will nur auf das aufmerksam machen, wohin
Lotze zuletzt kommt, weil das nachher für uns wichtig sein
wird., So wendet sich Lotze gegen den deutschen Philosophen
Leibniz, der ja eine «Theodizee», das heißt die Rechtfertigung
Gottes gegenüber dem Übel, geschrieben hat und
die Anschauung vertreten hat, daß diese Welt, wenn sie
auch viel Übel enthalte, doch die bestmöglichste der Welten
sei. Denn wäre sie nicht die bestmöglichste, meint Leibniz,
so müsse entweder Gott die bestmöglichste Welt nicht gekannt
haben - das verstößt gegen seine Allwissenheit; oder
aber er müßte sie nicht haben schaffen wollen, das verstößt
gegen seine Allgüte; oder er müßte sie nicht haben schaffen
können - das verstößt gegen seine Allmacht. Nun sagt Leibniz,
da man im Denken gegen diese drei Prinzipien Gottes
nicht verstoßen könne, so müsse man annehmen, daß die
Welt die bestmöglichste sei. - Dagegen wendet nun Lotze
ein: jedenfalls könne man nicht von einer Allmacht Gottes
sprechen, wenn man in der Welt, wo doch Übel sind und
Böses waltet, diese für einen Ausfluß Gottes halte. Daher
müsse man sagen, so meint Lotze, Leibniz habe die Allmacht
Gottes beschränkt und dadurch sich die Lehre von
der bestmöglichsten der Welten erkauft.
 
Nun meint Lotze, gebe es noch einen Ausweg. Man müsse
sagen: Im großen ganzen zeige sich überall, wenn man den
Kosmos betrachtet, Ordnung und Harmonie; nur im einzelnen
sehe man Übel und Böses. Da sagt Lotze: Was aber
kann man auf eine Anschauung geben, die eigentlich bloß
von der Anschauung der Menschen abhängt? Denn von einer
Welt, wo im großen und ganzen Ordnung und Harmonie
herrschen, die man bewundern könne, und wo im einzelnen
Übel und Böses wie schwarze Flecken sich zeigen, könne
man den Ausdruck gebrauchen: Was sagt es, wenn im großen
und ganzen Ordnung und Harmonie in einer Welt herrschen,
und im einzelnen überall Übel und Böses zu finden
ist? Da meint dann Lotze - und das ist die Spitze seiner
Ausführungen, zu der wir hintendieren wollen-, man sollte
sich doch lieber das eine sagen: Das Übel und das Böse sind
doch in der Welt; es muß weise sein, daß das Übel wie das
Vortreffliche, das Böse wie das Gute da seien; wir können
nur diese Weisheit nicht einsehen. Also sind wir gezwungen,
dem Übel und dem Bösen gegenüber eine Grenze unseres
Erkennens anzunehmen. Es müsse doch Weisheit geben, welche
nicht die menschliche Weisheit ist, meint Lotze, Weisheit,
zu der wir nur nicht kommen können, und die die Übel
rechtfertigt. Also in eine unbekannte Welt der Weisheit versetzt
Lotze das weisheitsvolle Begreifen des Übels und des
Bösen.
 
Ich habe ausdrücklich wenigstens diese, für viele mehr
oder weniger pedantischen Auseinandersetzungen gemacht,
weil sie uns zeigen, mit welchen Waffen man sich dem Begreifen
des Übels und des Bösen im philosophischen Denken
der Menschheit zu nähern versucht hat, und wie man dort
immer wieder und wieder zu dem Geständnis gekommen
ist: diese Waffen erweisen sich gegenüber einem Rätsel, das
uns auf Schritt und Tritt im Leben begegnet, doch recht
stumpf, ja, wie Lotze sagt, als völlig ungeeignet.|63|231}}
 
== Schriften ==
 
* ''[http://books.google.de/books?id=cw4sAAAAYAAJ Metaphysik]'', Weidmann’sche Buchhandlung, Leipzig 1841 ([http://books.google.de/books?id=f2IpAAAAYAAJ weiterer Scan], [http://books.google.de/books?id=9TgIAAAAQAAJ dito])
* ''[http://books.google.de/books?id=bZc_AAAAcAAJ Allgemeine Pathologie und Therapie als mechanische Naturwissenschaften]'', Weidmann’sche Buchhandlung, Leipzig 1842; [http://books.google.de/books?id=FJg_AAAAcAAJ 2. Auflage] 1848 ([http://books.google.de/books?id=WMgEAAAAYAAJ weiterer Scan])
* ''[http://books.google.de/books?id=zBIOAAAAYAAJ Logik]'', Weidmann’sche Buchhandlung, Leipzig 1843 ([http://books.google.de/books?id=1b0yAAAAYAAJ weiterer Scan])
* ''[http://books.google.de/books?id=b-QFAAAAQAAJ Ueber den Begriff der Schönheit]'', Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1845 (abgedruckt aus den ''Göttinger Studien''; [http://www.archive.org/details/ueberdenbegriffd00lotz weiterer Scan])
* ''[http://www.archive.org/details/berDenBegriffDerSchnheit Ueber Bedingungen der Kunstschönheit]'', Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1847 (abgedruckt aus den ''Göttinger Studien'')
* ''[http://books.google.de/books?id=QH8I6_sWTbsC Allgemeine Physiologie des koerperlichen Lebens]'', Weidmann’sche Buchhandlung, Leipzig 1851
* ''[http://books.google.de/books?id=pSMAAAAAQAAJ Medicinische Psychologie oder Physiologie der Seele]'', Weidmann’sche Buchhandlung, Leipzig 1852 ([http://books.google.de/books?id=vArZETeu85wC weiterer Scan]); [http://www.archive.org/details/medicinischepsyc00lotz anastatischer Neudruck] A. Dannenberg, Berlin 1896 (mit Bild Lotzes)
* ''Mikrokosmus. Ideen zur Naturgeschichte und Geschichte der Menschheit. Versuch einer Anthropologie'', S. Hirzel, Leipzig 1856–1864 (dieses Werk machte ihn in seiner Zeit über die Fachgrenzen hinaus bekannt)
** ''[http://books.google.de/books?id=c70IAAAAQAAJ Erster Band]'', 1856 (''Der Leib'', ''Die Seele'', ''Das Leben''; [http://books.google.de/books?id=BrQVAAAAYAAJ weiterer Scan], [http://books.google.de/books?id=dIQ3AAAAMAAJ dito]); [http://www.archive.org/details/mikrokosmusidee01lotzgoog 2. Auflage] 1869; [http://www.archive.org/details/mikrokosmusidee06lotzgoog 3. Auflage] 1876 ([http://www.archive.org/details/mikrokosmusidee10lotzgoog weiterer Scan]); [http://www.archive.org/details/mikrokosmusidee02unkngoog 4. Auflage] 1884; [http://www.archive.org/details/mikrokosmusidee16lotzgoog 5. Auflage] 1896 (mit Bild Lotzes)
** ''[http://books.google.de/books?id=mb0IAAAAQAAJ Zweiter Band]'', 1858 (''Der Mensch'', ''Der Geist'', ''Der Welt Lauf''; [http://books.google.de/books?id=3d0OAAAAIAAJ weiterer Scan], [http://books.google.de/books?id=3bMVAAAAYAAJ dito], [http://books.google.de/books?id=xIQ3AAAAMAAJ dito]); [http://books.google.de/books?id=fkMJAAAAQAAJ 2. Auflage] 1869; [http://www.archive.org/details/mikrokosmusidee03unkngoog 3. Auflage] 1878 ([http://www.archive.org/details/mikrokosmusidee04lotzgoog weiterer Scan]); [http://www.archive.org/details/mikrokosmusidee05lotzgoog 4. Auflage] 1885 ([http://www.archive.org/details/mikrokosmusidee16lotzgoog weiterer Scan]); [http://www.archive.org/details/mikrokosmus01lotzgoog 5. Auflage] 1905
** ''[http://books.google.de/books?id=2b0IAAAAQAAJ Dritter Band]'', 1864 (''Die Geschichte'', ''Der Fortschritt'', ''Der Zusammenhang der Dinge''; [http://books.google.de/books?id=WoU3AAAAMAAJ weiterer Scan], [http://books.google.de/books?id=ld0OAAAAIAAJ dito]); [http://www.archive.org/details/mikrokosmus02unkngoog 2. Auflage] 1872 ([http://www.archive.org/details/mikrokosmusidee02lotzgoog weiterer Scan], [http://www.archive.org/details/mikrokosmusidee08lotzgoog dito]); [http://www.archive.org/details/mikrokosmusidee14lotzgoog 3. Auflage] 1880; [http://www.archive.org/details/mikrokosmusidee09lotzgoog 4. Auflage] 1888 ([http://www.archive.org/details/mikrokosmusidee15lotzgoog weiterer Scan])
* ''[http://books.google.de/books?id=WoMRAAAAYAAJ Streitschriften. Erstes Heft. In Bezug auf Prof. I. H. Fichte’s Anthropologie]'', S. Hirzel, Leipzig 1857 ([http://www.archive.org/details/StreitschriftenErstesHeft weiterer Scan])
* ''[http://books.google.de/books?id=xS9gvqLpeCcC Geschichte der Aesthetik in Deutschland]'', J. G. Cotta’sche Buchhandlung, München 1868 (Band 7 von ''Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit''; [http://books.google.de/books?id=sYwRtrpg9r8C weiterer Scan], [http://books.google.de/books?id=2xk2AAAAMAAJ dito], [http://www.archive.org/details/geschichtederaes00lotz dito])
* ''System der Philosophie'', S. Hirzel, Leipzig 1874/1879 (ein geplanter dritter Teil kam nicht mehr zur Ausführung)
** ''[http://www.archive.org/details/systemderphilos00lotzgoog Erster Theil. Drei Bücher der Logik]'', 1874 (''Vom Denken, vom Untersuchen und vom Erkennen'', das erste Buch ist eine Neufassung von ''Logik'', 1843; [http://www.archive.org/details/systemderphilos02lotzgoog weiterer Scan], [http://www.archive.org/details/logikdreibcher00lotzuoft dito]); 2. Auflage 1880
** ''[http://www.archive.org/details/systemderphilos03lotzgoog Zweiter Theil. Drei Bücher der Metaphysik]'', 1879 (''Ontologie, Kosmologie und Psychologie''; [http://www.archive.org/details/systemderphilos01lotzgoog weiterer Scan], [http://www.archive.org/details/metaphysikdreib00lotz dito])
 
=== Postum ===
 
* Reihe ''Dictate/Diktate aus den Vorlesungen'', S. Hirzel, Leipzig 1881–1884
** Robert Lotze (Hrsg.): ''[http://www.archive.org/details/grundzgederpsyc03lotzgoog Grundzüge der Psychologie]'', 1881 (Wintersemester 1880/81; mit ''Verzeichniß der literarischen Publicationen Hermann Lotze’s''; [http://www.archive.org/details/grundzgederpsyc00lotzgoog weiterer Scan], [http://www.archive.org/details/grundzgederpsy00lotz dito]); Eduard Rehnisch (Hrsg.): [http://www.archive.org/details/grundzgederpsyc02lotzgoog 2. Auflage] 1882 ([http://www.archive.org/details/grundzgederpsyc01lotzgoog weiterer Scan])
** ''[http://www.archive.org/details/grundzgederpsyc02lotzgoog Grundzüge der Religionsphilosophie]'', 1882 (Wintersemester 1878/79); [http://www.archive.org/details/grundzgederreli00lotzgoog 2. Auflage] 1884 (Sommersemester 1875 und Wintersemester 1878/79; [http://www.archive.org/details/grundzgederreli01lotzgoog weiterer Scan])
** ''[http://www.archive.org/details/grundzgedernatu01lotzgoog Grundzüge der Naturphilosophie]'', 1882 (Wintersemester 1876/77; mit ''Lotze’s Abgangszeugniß von der Universität Leipzig''; [http://www.archive.org/details/grundzgedernatu00lotzgoog weiterer Scan])
** ''[http://www.archive.org/details/grundzgederpsyc02lotzgoog Grundzüge der praktischen Philosophie]'', 1882 (Sommersemester 1880); [http://www.archive.org/details/grundzgederprak01lotzgoog 2. Auflage] 1884 (Sommersemester 1878; [http://www.archive.org/details/grundzgederprak00lotzgoog weiterer Scan])
** ''[http://www.archive.org/details/geschichtederde00lotzgoog Geschichte der deutschen Philosophie seit Kant]'', 1882 (Sommersemester 1879; mit ''Uebersicht über Hermann Lotze’s Lehrthätigkeit an den Universitäten Leipzig, Göttingen und Berlin 1839–1881''); [http://www.archive.org/details/geschichtederde01lotzgoog 2. Auflage] 1894 ([http://www.archive.org/details/geschichtederde02lotzgoog weiterer Scan])
** ''[http://www.archive.org/details/grundzgedermeta01lotzgoog Grundzüge der Metaphysik]'', 1883 (''Ontologie'', ''Kosmologie'', ''Phänomenologie''; [http://www.archive.org/details/grundzgedermeta00lotzgoog weiterer Scan])
** ''[http://www.archive.org/details/grundzgederlogi01lotzgoog Grundzüge der Logik und Encyklopädie der Philosophie]'', 1883 ([http://www.archive.org/details/grundzgederlogi03lotzgoog weiterer Scan]); [http://www.archive.org/details/grundzgederlog00lotz 2. Auflage] 1885 ([http://www.archive.org/details/grundzgederlogi00lotzgoog weiterer Scan]); [http://www.archive.org/details/grundzgederlogi02lotzgoog 3. Auflage] 1891
** ''[http://www.archive.org/details/GrundzgeDersthetik Grundzüge der Aesthetik]'', 1884 (Sommersemester 1856; mit Anhang ''Zur Biographie Hermann Lotze’s'' von Eduard Rehnisch)
* David Peipers (Hrsg.): ''Kleine Schriften'', S. Hirzel, Leipzig 1885–1891
** ''[http://www.archive.org/details/kleineschriften00lotzgoog Erster Band]'', 1885 ([http://www.archive.org/details/kleineschriften00peipgoog weiterer Scan], [http://www.archive.org/details/kleineschriften01lotzgoog dito])
** ''[http://www.archive.org/details/KleineSchriften2 Zweiter Band]'', 1886 ([http://www.archive.org/details/kleineschriften01peipgoog weiterer Scan], [http://www.archive.org/details/kleineschriften02peipgoog dito])
** ''[http://www.archive.org/details/KleineSchriften3-1 Dritter Band. Erste Abtheilung]'', 1891 ([http://www.archive.org/details/kleineschriften02lotzgoog weiterer Scan])
* Reinhardt Pester, [[Wikipedia:Ernst Wolfgang Orth|Ernst Wolfgang Orth]] (Hrsg.): ''Briefe und Dokumente'', Königshausen & Neumann, Würzburg 2003, ISBN 3-8260-2562-8
 
==Literatur==
* {{ADB|19|288|290|Lotze: Rudolf Hermann|[[Wikipedia:Carl von Prantl|Carl von Prantl]]|ADB:Lotze, Hermann (1. Artikel)}} 
* {{ADB|52|93|97|Lotze: Rudolf Hermann|[[Wikipedia:Richard Falckenberg|Richard Falckenberg]]|ADB:Lotze, Hermann (2. Artikel)}} 
* [[Wikipedia:Rudolf Eisler (Philosoph)| Rudolf Eisler]]: ''[http://www.zeno.org/Eisler-1912/A/Lotze,%20Rudolf%20Hermann Lotze, Rudolf Hermann]'' in ''Philosophen-Lexikon. Erste Ausgabe'', Berlin 1912, S. 425–432
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070716140809/http://www.bautz.de/bbkl/l/lotze.shtml |autor=Bernd Kettern|artikel=Lotze, Rudolf Hermann|band=5|spalten=270–277}}
*Rudolf Steiner: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X {{Schriften|018}}
*Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaft als Lebensgut'', [[GA 63]] (1986), ISBN 3-7274-0630-5 {{Vorträge|063}}
 
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== Einzelnachweise ==
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Version vom 17. Mai 2018, 13:19 Uhr

Rudolf Hermann Lotze

Rudolf Hermann Lotze (* 21. Mai 1817 in Budissin; † 1. Juli 1881 in Berlin) war ein deutscher Mediziner und Philosoph, eine der zentralen Persönlichkeiten der akademischen Philosophie des 19. Jahrhunderts und gehörte bis in die 1920er Jahre zu den bekanntesten und meist diskutierten Philosophen Deutschlands, der auch weltweit hohes Ansehen genoss.

Leben

Lotze wurde als drittes Kind eines Militärarztes in Bautzen geboren. Er besuchte das Gymnasium in Zittau, wo er später auch ein Jahr lang als praktischer Arzt tätig war. Er studierte in Leipzig, promovierte dort in Philosophie und habilitierte sich 1839 in Medizin und 1840 in Philosophie. 1843 wurde er zum außerordentlichen Professor der Philosophie ernannt und 1844 wurde er als Professor und Nachfolger von Johann Friedrich Herbart nach Göttingen berufen.[1] In diese Zeit fallen seine bedeutendsten Arbeiten. 1864 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Seit 1876 war er auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Teile seines Alterswerkes, vor allem sein System der Philosophie, verbinden sich mit Berlin, wohin er 1880 berufen wurde, wo er aber auch kurze Zeit später (1881) starb.

Zu seinen bekanntesten Studenten gehörte der amerikanische Philosoph Josiah Royce (1855-1916). Ein anderer Schüler von Lotze, der spätere Göttinger Philosophieprofessor Julius Baumann (1837-1916)[2], den Rudolf Steiner erwähnt, vertrat auf naturwissenschaftlicher Grundlage den Reinkarnationsgedanken:

„So lesen wir in der Schrift des Göttinger Philosophieprofessors Julius Baumann über «Neuchristentum und reale Religion» unter den neununddreißig Sätzen eines «Entwurfes eines kurzen Inbegriffs realwissenschaftlicher Religion» auch den folgenden (zweiundzwanzigsten): «... Wie ... in der unorganischen Natur die physikalisch-chemischen Elemente und Kräfte nicht vergehen, sondern nur ihre Kombinationen ändern, so ist dies nach realwissenschaftlicher Methode auch anzunehmen von den organischen und den organisch-geistigen Kräften. Die Menschenseele als formale Einheit, als verknüpfendes Ich kehrt wieder in neuen Menschenleibern und kann so alle Stufen menschheitlicher Entwickelung durchleben.»“ (Lit.:GA 34, S. 85f)

Werk

Lotze, der sich ganz besonders von Gottfried Wilhelm Leibniz und dessen Monadologie angeregt fühlte, vereinigte in sich gleichermaßen naturwissenschaftliche als auch philosophische Kompetenz. Durch eine Synthese von Theismus und Pantheismus, Dualismus (Pluralismus) und Monismus, Mechanismus und Teleologie, wollte er den dogmatischen Naturalismus überwinden[3], ohne dabei die strenge wissenschaftliche Gesinnung aufzugeben.

Rudolf Steiner schreibt über Lotze:

„Lotze trat in seiner 1843 veröffentlichten Arbeit über «Leben und Lebenskraft» (in R. Wagners Handwörterbuch der Physiologie) mit Entschiedenheit gegen den Glauben auf, daß in den Lebewesen eine besondere Kraft, die Lebenskraft, vorhanden sei, und verteidigte den Gedanken, daß die Lebenserscheinungen nur durch komplizierte Vorgänge von der Art zu erklären sind, wie sie sich auch in der leblosen Natur abspielen. Er stellte sich in dieser Beziehung also durchaus auf die Seite der neueren naturwissenschaftlichen Vorstellungsart, die den alten Gegensatz zwischen dem Leblosen und dem Lebendigen zu überbrücken suchte. Im Sinne eines solchen Gesichtspunktes sind seine Werke gehalten, die naturwissenschaftliche Dinge behandeln: seine «Allgemeine Pathologie und Therapie als mechanische Naturwissenschaften» (1842) und «Allgemeine Physiologie des körperlichen Lebens» (1851).“ (Lit.:GA 18, S. 503)

Als Physiologe verwarf Lotze 1843 in seiner Abhandlung Leben und Lebenskraft den (unkritischen) Vitalismus[4], der alle wissenschaftliche Forschung untergrabe, indem er sich auf willkürliche Eingriffe Gottes beriefe[5].

„Wenn die Physiologie des Lebendigen den Satz aufstellt, dass aus der Complexion einfacher Stoffe a, b, c, manchmal zwar das Resultat d folge, welches nach allgemein mechanischen Gesetzen dieser Verbindung zukommt, manchmal aber auch e, welches ohne mechanische Berechtigung von der Allmacht Gottes hinzugefügt werde, wer kann uns dann noch die Richtigkeit mechanischer Regeln auch nur innerhalb der Grenzen des unbelebten Geschehens sichern? Warum soll nicht auch am Hebel zuweilen eine mechanisch nicht zulässige Wirkung hervortreten? Mit dieser Annahme, dass aus gleichen Prämissen mehr als ein Schluss möglich ist, hört alle Naturwissenschaft in einer haltlosen Zweideutigkeit der Gesetze und Erscheinungen auf.“

Hermann Lotze: Leben. Lebenskraft[6]

Steiner schreibt weiter:

„Lotze hat eine Auslegung der Welterscheinungen, wie sie den Bedürfnissen seines Gemütes entspricht, in seinem Werke «Mikrokosmos» (1856-1864) und in seinen Schriften «Drei Bücher der Logik» (1874) und «Drei Bücher Metaphysik» (1879) gegeben. Auch sind die Nachschriften der Vorträge erschienen, die er über die verschiedenen Gebiete der Philosophie gehalten hat. Sein Verfahren stellt sich dar als ein Verfolgen der streng natürlichen Gesetzmäßigkeit in der Welt, und ein nachheriges Zurechtlegen dieser Gesetzmäßigkeit im Sinne einer idealen, harmonischen, seelenvollen Ordnung und Wirksamkeit des Weltgrundes. Wir sehen ein Ding auf das andere wirken; aber das erstere könnte das zweite gar nicht zu einer Wirkung vermögen, wenn nicht eine ursprüngliche Verwandtschaft und Einheit zwischen den beiden bestünde. Dem zweiten Dinge müßte es gleichgültig bleiben, was das erste vollbringt, wenn es nicht die Fähigkeit hätte, im Sinne dessen, was das erste will, sein eigenes Tun einzurichten. Eine Kugel kann durch eine andere, von der sie gestoßen wird, nur dann zu einer Bewegung veranlaßt werden, wenn sie gewissermaßen der anderen mit Verständnis entgegenkommt, wenn in ihr dasselbe Verständnis von Bewegung ist wie in der ersten. Die Bewegungsfähigkeit ist etwas, was sowohl in der einen wie in der andern Kugel als ihr Gemeinsames enthalten ist. Alle Dinge und Vorgänge müssen ein solches Gemeinsames haben. Daß wir sie als Dinge und Vorkommnisse wahrnehmen, die voneinander getrennt sind, rührt daher, daß wir bei unserer Beobachtung nur ihre Außenseite kennenlernen; könnten wir in ihr Inneres sehen, so erschiene uns das, was sie nicht trennt, sondern zu einem großen Weltganzen verbindet. Nur ein Wesen gibt es für uns, das wir nicht bloß von außen, sondern von innen kennen, das wir nicht nur anschauen, sondern in das wir hineinschauen können. Das ist unsere eigene Seele, das Ganze unserer geistigen Persönlichkeit. Weil aber alle Dinge in ihrem Innern ein Gemeinsames aufweisen müssen, so muß ihnen allen auch mit unserer Seele das gemeinsam sein, was deren innersten Kern ausmacht. Wir dürfen daher uns das Innere der Dinge ähnlich der Beschaffenheit unserer eigenen Seele vorstellen. Und der Weltgrund, der als das Gemeinsame aller Dinge waltet, kann von uns nicht anders gedacht werden, denn als eine umfassende Persönlichkeit nach dem Bilde unserer eigenen Persönlichkeit. «Der Sehnsucht des Gemütes, das Höchste, was ihm zu ahnen gestattet ist, als Wirklichkeit zu fassen, kann keine andere Gestalt seines Daseins als die der Persönlichkeit genügen oder nur in Frage kommen. So sehr ist sie davon überzeugt, daß lebendige, sich selbst besitzende und genießende Ichheit die unabweisliche Vorbedingung und die einzige mögliche Heimat alles Guten und aller Güter ist, so sehr von stiller Geringschätzung gegen alles anscheinend leblose Dasein erfüllt, daß wir stets die beginnende Religion in ihren mythenbildenden Anfängen beschäftigt finden, die natürliche Wirklichkeit zur geistigen zu verklären, nie hat sie dagegen ein Bedürfnis empfunden, geistige Lebendigkeit auf blinde Realität als festeren Grund zurückzudeuten.» Und seine eigene Empfindung gegenüber den Dingen der Natur kleidet Lotze in die Worte: «Ich kenne sie nicht, die toten Massen, von denen ihr redet; mir ist alles Leben und Regsamkeit und auch die Ruhe und der Tod nur dumpfer vorübergehender Schein rastlosen inneren Webens.» Und wenn die Naturvorgänge, wie sie in der Beobachtung erscheinen, nur solch ein dumpfer vorübergehender Schein sind, so kann auch ihr tiefstes Wesen nicht in dieser der Beobachtung vorliegenden Gesetzmäßigkeit, sondern in dem «rastlosen Weben» der sie alle beseligenden Gesamtpersönlichkeit, in deren Zielen und Zwecken gesucht werden. Lotze stellt sich daher vor, daß sich in allem natürlichen Wirken ein von einer Persönlichkeit gesetzter moralischer Zweck zum Ausdrucke bringt, dem die Welt zustrebt. Die Naturgesetze sind der äußere Ausdruck einer allwaltenden ethischen Gesetzmäßigkeit der Welt. Es steht mit dieser ethischen Auslegung der Welt vollkommen im Einklang, was Lotze über das Fortleben der menschlichen Seele nach dem Tode vorbringt: «Kein anderer Grundsatz steht uns außer der allgemeinen idealistischen Überzeugung zu Gebote: fortdauern werde jedes Geschaffene, dessen Fortdauer zu dem Sinne der Welt gehört; ...vergehen werde alles, dessen Wirklichkeit nur in einer vorübergehenden Phase des Weltlaufs seine berechtigte Stelle hatte. Daß dieser Grundsatz keine weitere Anwendung in menschlichen Händen gestatte, bedarf kaum der Erwähnung; wir kennen sicher die Verdienste nicht, die dem einen Wesen Anspruch auf ewiges Bestehen erwerben können, noch die Mängel, die ihn anderen versagen.» (Drei Bücher Metaphysik, § 245[7].) Wo Lotze seine Betrachtungen einmünden läßt in das Gebiet der großen philosophischen Rätselfragen, erhalten seine Gedanken einen unsicheren Charakter. Es ist ihnen anzumerken, daß ihr Träger aus seinen beiden Erkenntnisquellen, der Naturwissenschaft und der seelischen Selbstbeobachtung, keine sichere Vorstellung gewinnen kann über das Verhältnis des Menschen zum Weltverlauf. Die innere Kraft der Selbstbeobachtung dringt nicht durch zu einem Gedanken, welcher dem Ich ein Recht geben könnte, sich als eine bestimmte Wesenheit innerhalb des Weltganzen zu erfühlen. In seinen Vorlesungen über «Religionsphilosophie» steht zu lesen: «Der ‚Glaube an Unsterblichkeit‘ hat kein anderes sicheres Fundament als das ‚Religiöse Bedürfnis‘. Es läßt sich daher auch philosophisch über die Art der Fortdauer nichts weiter bestimmen, als was aus einem einfachen metaphysischen Satze fließen könnte. Nämlich: da wir jedes Wesen nur als Geschöpf Gottes betrachten, so gibt es durchaus kein ursprünglich gültiges Recht, auf welches die einzelne Seele, etwa als «Substanz» sich berufen könnte, um ewige individuelle Fortdauer zu fordern. Vielmehr können wir bloß behaupten: jedes Wesen werde so lange von Gott erhalten werden, als sein Dasein eine wertvolle Bedeutung für das Ganze seines Weltplanes hat...» In der Unbestimmtheit solcher Sätze drückt sich aus, welche Tragweite die Lotzeschen Ideen in das Gebiet der großen philosophischen Rätselfragen hinein entwickeln können.“ (Lit.:GA 18, S. 505ff)

«Sein» heißt nach Lotze „in Beziehung stehen“; ein beziehungsloses Sein scheint ihm undenkbar[8]. Die räumlichen Beziehungen, sind nur Erscheinungen der in Wahrheit unräumlichen Beziehungen der eigentlichen Elemente der Dinge, der „unräumlichen Atome“, der Monaden, die einfache ausdehnungslose immaterielle Wesen mit rein qualitativen Eigenschaften sind. Als einfache Substanzen mit inneren Zuständen, durch die sie die Welt spiegeln, bewirken sie erst durch ihre Verbindung die Erscheinung der Materie und Körperlichkeit. An sich wirken sie nur durch ihre inneren Zustände aufeinander und das erscheint äußerlich als gesetzmäßige räumliche mechanische Bewegung. Nirgends geschieht daher äußerlich etwas anders als durch Vermittlung dieses Mechanismus. Das allen Monaden Gemeinsame aber ist der göttliche Urgrund, aus und in dem sie sind, der ihre Wechselwirkung erst ermöglicht und den Bewegungen ihr Ziel gibt, das den göttlichen Ideen entspricht.

Seinen eigenen wissenschaftlichen Standpunkt bezeichnete Lotze konsequent als teleologischen Idealismus, indem die Metaphysik ihren Anfang nicht in sich selbst, sondern vielmehr in der Ethik habe: „Nur die Einsicht in das, was sein soll, wird uns auch die eröffnen in das, was ist.[3] In diesem Sinn beschäftigte er sich auch mit dem Rätsel des Bösen[9].

„Ein Denker des neunzehnten Jahrhunderts, der wahrhaftig zu den bedeutendsten gehört, versuchte sich mit dem Übel und dem Bösen auseinanderzusetzen, und die Hauptgedanken seines Denkens möchte ich kurz darstellen. Er sah in der Welt um sich herum Teile des Übels, Teile des menschlichen Bösen, und er stand als ein Philosoph, bei dem insbesondere die Gemütseigenschaften tief ausgebildet waren, vor dem Übel und dem Bösen: Hermann Lotze, einer der bedeutendsten Denker des neunzehnten Jahrhunderts, der den sehr bedeutenden «Mikrokosmos» zum Beispiel und andere für das neunzehnte Jahrhundert bedeutsame philosophische Werke geschrieben hat. Versuchen wir uns vor die Seele zu rufen, wie Hermann Lotze, also einer unserer bedeutendsten Zeitgenossen, vor dem Problem des Bösen steht.

Er sagt sich: Wegleugnen läßt sich das Böse nicht. Wie hat man sich die Frage nach dem Bösen zu beantworten versucht? Man hat zum Beispiel gesagt, daß das Übel und das Böse im Leben da sein müsse; denn nur dadurch, daß sich die Menschenseele aus dem Bösen herausarbeite, könne man sie erziehen. Da nun Lotze nicht zu den Atheisten gehört, sondern einen die Welt durchlebenden und durchwebenden Gott annimmt, so sagt er: Wie muß man sich also im Sinne der Erziehungsidee zu dem Bösen und dem Übel stellen? Man müsse annehmen, daß Gott das Böse und das Übel gebraucht hätte, um die Menschen herauszuarbeiten und zum freien Gebrauch ihrer Seele zu erheben. Das konnte nur geschehen, indem sie selbst diese innere Arbeit verrichteten, indem sie selbst diesen inneren Zustand erlebten, der in dem Herausarbeiten aus dem Bösen besteht, und dadurch erst, selbstbewußt ihr wahres Wesen und ihren wahren Wert erkennen lernten. - Lotze wendet zugleich dagegen ein: Wer eine solche Antwort gibt, berücksichtige vor allem nicht die Tierwelt, in welcher uns wahrhaftig nicht nur das Übel, sondern auch das Böse im umfassenden Sinne entgegentreten. Wie tritt uns in der Tierwelt Grausamkeit, wie tritt uns alles, was, in das Menschenleben heraufgenommen, zu den furchtbarsten Lastern werden kann, überall in der Tierwelt entgegen! Wer aber vermöchte der Tierwelt gegenüber die Erziehung ins Feld zu führen, die ja bei der Tierwelt nicht angeführt werden kann? So weist Lotze die Idee der Erziehung ab. Insbesondere macht er darauf aufmerksam, daß der Allmacht seines Gottes diese Erziehungsidee widersprechen würde; denn nur dann habe man nötig, meint Lotze, das Bessere in einem Wesen aus dem Schlechten herauszuarbeiten, wenn man erst das Schlechte gegeben hat. Aber das würde der Allmacht des Gottes widersprechen: erst das Schlechte herausarbeiten zu müssen, gleichsam zur Vorbereitung, um dann das Gute darauf auferbauen zu können.

So wendet sich denn Lotze dahin zu sagen: Vielleicht müsse man diejenigen mehr berücksichtigen, welche da sagen: Dasjenige, was böse, was schlecht ist, was ein Übel ist, das ist dies nicht durch die Allmacht Gottes, nicht durch den Willen irgend eines bewußten Wesens; sondern es ist mit dem, was in der Welt existiert, das Übel so verbunden, wie zum Beispiel die Tatsache, daß die drei Winkel eines Dreieckes zusammen 180° betragen, mit einem Dreieck verbunden ist. Wenn Gott also überhaupt eine Welt schaffen wollte, mußte er sich richten nach dem, was ohne ihn wahr ist, daß mit irgendeiner Welt, die er schaffen wollte, das Böse und das Übel verbunden ist. Er mußte also, wenn er überhaupt eine Welt schaffen wollte, das Böse und das Übel mitscharfen. - Dagegen wendet Lotze ein: Dann aber beschränken wir erst recht das, was man als das Wirken und Weben eines göttlichen Wesens durch die Welt annehmen könne. Denn wenn man die Welt betrachtet, dann muß man sagen: Nach den allgemeinsten Gesetzen, nach dem, wie man sich die Welterscheinungen durchdenken kann, wäre sehr wohl eine Welt denkbar ohne das Übel und das Böse. Wenn man die Welt betrachte, müsse man gerade sagen, gegen eine eigentliche Freiheit verstoße das Böse; es müsse also gerade durch die Willkür, durch die Freiheit des göttlichen Wesens hervorgerufen werden.

Wir könnten noch anderes anführen, was Lotze und andere Denker - Lotze ist hier nur als Typus angeführt - gegenüber dem Problem und dem Rätsel des Bösen gesagt haben. Ich will nur auf das aufmerksam machen, wohin Lotze zuletzt kommt, weil das nachher für uns wichtig sein wird., So wendet sich Lotze gegen den deutschen Philosophen Leibniz, der ja eine «Theodizee», das heißt die Rechtfertigung Gottes gegenüber dem Übel, geschrieben hat und die Anschauung vertreten hat, daß diese Welt, wenn sie auch viel Übel enthalte, doch die bestmöglichste der Welten sei. Denn wäre sie nicht die bestmöglichste, meint Leibniz, so müsse entweder Gott die bestmöglichste Welt nicht gekannt haben - das verstößt gegen seine Allwissenheit; oder aber er müßte sie nicht haben schaffen wollen, das verstößt gegen seine Allgüte; oder er müßte sie nicht haben schaffen können - das verstößt gegen seine Allmacht. Nun sagt Leibniz, da man im Denken gegen diese drei Prinzipien Gottes nicht verstoßen könne, so müsse man annehmen, daß die Welt die bestmöglichste sei. - Dagegen wendet nun Lotze ein: jedenfalls könne man nicht von einer Allmacht Gottes sprechen, wenn man in der Welt, wo doch Übel sind und Böses waltet, diese für einen Ausfluß Gottes halte. Daher müsse man sagen, so meint Lotze, Leibniz habe die Allmacht Gottes beschränkt und dadurch sich die Lehre von der bestmöglichsten der Welten erkauft.

Nun meint Lotze, gebe es noch einen Ausweg. Man müsse sagen: Im großen ganzen zeige sich überall, wenn man den Kosmos betrachtet, Ordnung und Harmonie; nur im einzelnen sehe man Übel und Böses. Da sagt Lotze: Was aber kann man auf eine Anschauung geben, die eigentlich bloß von der Anschauung der Menschen abhängt? Denn von einer Welt, wo im großen und ganzen Ordnung und Harmonie herrschen, die man bewundern könne, und wo im einzelnen Übel und Böses wie schwarze Flecken sich zeigen, könne man den Ausdruck gebrauchen: Was sagt es, wenn im großen und ganzen Ordnung und Harmonie in einer Welt herrschen, und im einzelnen überall Übel und Böses zu finden ist? Da meint dann Lotze - und das ist die Spitze seiner Ausführungen, zu der wir hintendieren wollen-, man sollte sich doch lieber das eine sagen: Das Übel und das Böse sind doch in der Welt; es muß weise sein, daß das Übel wie das Vortreffliche, das Böse wie das Gute da seien; wir können nur diese Weisheit nicht einsehen. Also sind wir gezwungen, dem Übel und dem Bösen gegenüber eine Grenze unseres Erkennens anzunehmen. Es müsse doch Weisheit geben, welche nicht die menschliche Weisheit ist, meint Lotze, Weisheit, zu der wir nur nicht kommen können, und die die Übel rechtfertigt. Also in eine unbekannte Welt der Weisheit versetzt Lotze das weisheitsvolle Begreifen des Übels und des Bösen.

Ich habe ausdrücklich wenigstens diese, für viele mehr oder weniger pedantischen Auseinandersetzungen gemacht, weil sie uns zeigen, mit welchen Waffen man sich dem Begreifen des Übels und des Bösen im philosophischen Denken der Menschheit zu nähern versucht hat, und wie man dort immer wieder und wieder zu dem Geständnis gekommen ist: diese Waffen erweisen sich gegenüber einem Rätsel, das uns auf Schritt und Tritt im Leben begegnet, doch recht stumpf, ja, wie Lotze sagt, als völlig ungeeignet.“ (Lit.:GA 63, S. 231)

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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. Volker Zimmermann: Lotze, Rudolph Hermann. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 866 f.; hier: S. 866.
  2. http://kalliope-verbund.info/de/eac?eac.id=116088524
  3. 3,0 3,1 Rudolf Eisler: Lotze, Rudolf Hermann in Philosophen-Lexikon. Erste Ausgabe, Berlin 1912, S. 425–432
  4. Georgi Schischkoff (Hg.): Philosophisches Wörterbuch, 21. Auflage, Kröner, Stuttgart 1982, Stichwort: Lotze, Rudolf Hermann, S. 419
  5. Ein Problem, das durchaus auch auf viele Varianten des modernen Intelligent Design zutrifft.
  6. Hermann Lotze: Kleine Schriften, Band 1, Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1885, S. 145
  7. Hermann Lotze: Drei Bücher Metaphysik, Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1879, § 245
  8. Hermann Lotze: Grundzüge der Metaphysik, 1883, S. 10
  9. Hermann Lotze: Mikrokosmos. Ideen zur Naturgeschichte und Geschichte der Menschheit, Band 3, 9. Buch, 5. Kapitel, 2. Auflage, Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1872, 576ff.


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