Idee und Luziferische Versuchung: Unterschied zwischen den Seiten

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Das Wort [[Idee]] ([[Griechische Sprache|griech.]]: {{polytonisch|εἶδος}} (''eidos'') / {{polytonisch|ἰδέα}} (''idea'') = „[[Vorstellung]], [[Bild]], Musterbild, '''Vorbild''' oder '''Urbild''', Idee“) wird erstmals von Platon in [[Philosophie|philosophischen]] Zusammenhängen gebraucht, um das [[Was]] der Dinge, ihr [[Wesen]], ihr [[An sich]], zu bezeichnen und leitet sich vom griechischen Wort für „sehen, erblicken, erkennen“ (''idein'')<ref>vgl. z.B. [[Wikipedia:Pierre Chantraine|Pierre Chantraine]]: ''Dictionnaire étymologique de la langue grecque. Histoire des mots'', Paris 2009, S. 438;<br /> [[Wikipedia:Hjalmar Frisk|Hjalmar Frisk]]: ''Griechisches etymologisches Wörterbuch'', Band 1, Heidelberg 1960, S. 708.</ref> her und bedeutet demnach: das Gesehene. Die Idee bezeichnet dabei zunächst ganz allgemein eine [[Geist|geistige]] [[Vorstellung]], einen [[Gedanke]]n bzw. [[Begriff]].  
Die '''luziferische Versuchung''' trat in der [[Lemurische Zeit|lemurischen Zeit]] an den [[Mensch]]en heran und er wurde dadurch in den '''Sündenfall''' hineingerissen. Von einer [[individuell]]en Schuld des Menschen kann dabei ''nicht'' gesprochen werden, denn die menschliche Individualität war damals erst keimhaft veranlagt, aber noch nicht weiter entwickelt, und [[Luzifer]] war ein übermächtiges geistiges Wesen. Der Ausgleich für den Sündenfall, die Heilung von seinen Folgen, konnte daher nur durch die [[Gnade]] eines noch höheres geistiges Wesen herbeigeführt werden: durch den [[Christus]], der zum Heil des Menschen durch das [[Mysterium von Golgatha]] geschritten ist.


{{GZ|Ideen sind qualitativ von Begriffen nicht verschieden. Sie sind nur inhaltsvollere, gesättigtere und umfangreichere Begriffe.|4|57}}
Nachdem zuerst die [[Sonne]] in der [[Hyperboräische Zeit|hyperboräischen Zeit]] und später der [[Mond]] in der lemurischen Zeit aus der [[Erde (Planet)|Erde]] herausgetreten waren, wollte [[Jahve]], einer der sieben [[Elohim|Sonnen-Elohim]], der sich aber nun mit dem Mond verbunden hatte und von dort aus wirkte, dem Menschen ein [[Bewusstsein]] geben, durch das er die weisheitsvolle Gestaltung der Welt in sich selbst völlig ''unverfälscht'' widerspiegeln konnte. Diese [[Weisheit]] war ein Ergebnis der [[Alter Mond|alten Mondenentwicklung]], der vorigen Verkörperung unseres Erdplaneten. Ein Bewusstsein der [[Freiheit]] wäre damit aber zunächst nicht verbunden gewesen.


Ideen erfassen das [[Allgemeines|Allgemeine]], die [[Universalien]], im Gegensatz zu dem sinnlich erscheinenden [[Einzelnes|Einzelnen]]. Im Sinne der platonischen [[Ideenlehre]] könnte man also sagen: Immer wenn wir sehen, ''idealisieren'' wir - und nur dadurch erkennen wir die Dinge als das, was sie sind, d.h. wir heben in unserem [[Bewusstsein]] durch '''Idealisierung''' aus der gegebenen [[Realität]] deren eigentliches [[Wesen]] heraus. Im [[Geist|Geiste]] geben wir den [[Chaos|chaotischen]] Sinnesdaten eine ideale [[Gestalt]], durch die sich erst ihre [[Wahrheit|wahre]], [[geist]]ige [[Wirklichkeit]] kundgibt, dergegenüber die bloße [[Sinnenwelt]] nur schattenhaft anmutet. Platon hat darüber in seiner «[[Politeia]]» in dem berühmten [[Höhlengleichnis]] ausführlich gesprochen. Dem [[Philosophieren]] liege eine geistiges „Sehen“, eine übersinnliche „Schau“ der reinen Ideen, eine '''Ideenschau''', zugrunde. Die urbildhaften Ideen existieren unabhängig von den sinnlich fassbaren Dingen, die ihr [[Sein]] und [[Wesen]] nur der [[Teilhabe]] (''[[methexis]]'') an den unwandelbaren ewigen Ideen verdanken; sie sind nur eine vergängliche [[Nachahmung]] (''[[mimesis]]'') ihrer unvergänglichen geistigen Urbilder. Nach [[Aristoteles]] ist das menschliche [[Erkenntnis]]vermögen allerdings so begrenzt, dass die weitaus meisten Ideen nur in bzw. an den vielfältigen sinnlichen Dingen erfahren und daraus durch [[Abstraktion]] herausgehoben werden können. Nur die obersten und allgemeinsten Ideen, etwa die der [[Mathematik]], können rein geistig erfasst werden. [[Thomas von Aquin]] unterschied später die vor allen Einzeldingen in der göttlichen Vernuft lebenden [[universalia ante rem]] von den in den [[Ding]]en wirkenden [[universalia in re]] und den als [[Begriff]]e im [[Verstand]] des Menschen gebildeten [[universalia post rem]].  
Da griffen die [[Luzifer|luziferischen Wesenheiten]] in die Entwicklung ein. Sie waren schon auf dem alten Mond Widersacher der Sonnengeister geworden. Mit der Sonne konnten sie nicht mitgehen, als sich diese von der Erde absonderte, und auch Jahve mussten sie als Gegener betrachten. Die luziferischen Scharen machten nun den menschlichen [[Astralleib]] selbstständiger als es von den Elohim gedacht war. Das menschliche Bewusstsein blieb dadurch nicht mehr ein bloßer Spiegel der kosmischen Weisheit, sondern der Mensch bekam von seinem Astralleib aus die Möglichkeit, die Bewusstseinsbilder zu regeln und zu beherrschen. Das menschliche [[Ich]] wurde dadurch aber auch viel stärker in die Tätigkeit des Astralleibs verstrickt und immer mehr von diesem abhängig.


{{LZ|Was man Idee nennt: das, was immer zur Erscheinung kommt und daher als Gesetz aller Erscheinungen uns entgegentritt.|[[Goethe]]: ''Maximen und Reflexionen''<ref>Goethe-BA Bd. 18, S. 642</ref>}}
So ermöglichten es die luziferischen Geister dem Menschen, im Bewusstsein eine ''freie Tätigkeit'' zu entfalten - damit aber auch die Möglichkeit des Irrtums und des [[Das Böse|Bösen]]. Der Mensch hatte vom [[Baum der Erkenntnis|Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen]] gegessen.  


== Die Ideenwelt ==
Die [[Sinne]] des Menschen öffneten sich nach außen und er begann seine irdische Umwelt wahrzunehmen. Es sollte allerdings noch lange dauern, bis er die Welt so gegenständlich wie wir heute erleben konnte. Zunächst lernte er nur, seine ''innere'' [[Wärme]] von der ''äußeren'' zu unterscheiden, doch schon das hatte gewaltige Folgen. Das [[Ich]], das er sonst nur in dem ihm von den [[Elohim]] verliehenen inneren Feuerfunken verspürt hätte, wirkte nun auf die äußere Wärme ein. Der Mensch verband sich viel stärker mit dem äußeren Erdenfeuer als geplant war. Er verstrickte sich dadurch so sehr in die irdischen Stofflichkeit, dass er seine ursprüngliche schwimmend-schwebende Bewegung aufgeben musste und die feste Erde betrat.  
Ideen werden wie [[Begriff]]e durch das [[Denken]] gebildet, wobei [[Rudolf Steiner]] umfangreichere Begriffe als Ideen bezeichnet. Das Insgesamt aller Ideen bildet die '''Ideenwelt''' bzw. '''Gedankenwelt'''.


<div style="margin-left:20px">
Weil der Mensch sich nun nach seinen eigenen, dem Irrtum unterworfenen Vorstellungen, der Umwelt aussetzte und seine Begierden und Leidenschaften auslebte, ohne sie von höheren geistigen Mächten regeln zu lassen, trat die [[Krankheit]] und schließlich der [[Tod]] in das Menschendasein hinein. Der irregeleitete [[Astralleib]] begann die Lebenskräfte, den [[Ätherleib]], zu schädigen.
"Durch das Denken entstehen Begriffe und Ideen. Was ein Begriff ist, kann nicht mit Worten gesagt werden. Worte können nur den Menschen darauf aufmerksam machen, dass er Begriffe habe. Wenn jemand einen Baum sieht, so reagiert sein Denken auf seine Beobachtung; zu dem Gegenstande tritt ein ideelles Gegenstück hinzu, und er betrachtet den Gegenstand und das ideelle Gegenstück als zusammengehörig. Wenn der Gegenstand aus seinem Beobachtungsfelde verschwindet, so bleibt nur das ideelle Gegenstück davon zurück. Das letztere ist der Begriff des Gegenstandes. Je mehr sich unsere Erfahrung erweitert, desto größer wird die Summe unserer Begriffe. Die Begriffe stehen aber durchaus nicht vereinzelt da. Sie schließen sich zu einem gesetzmäßigen Ganzen zusammen. Der Begriff «Organismus» schließt sich zum Beispiel an die andern: «gesetzmäßige Entwicklung, Wachstum» an. Andere an Einzeldingen gebildete Begriffe fallen völlig in eins zusammen. Alle Begriffe, die ich mir von Löwen bilde, fallen in den Gesamtbegriff «Löwe» zusammen. Auf diese Weise verbinden sich die einzelnen Begriffe zu einem geschlossenen Begriffssystem, in dem jeder seine besondere Stelle hat. Ideen sind qualitativ von Begriffen nicht verschieden. Sie sind nur inhaltsvollere, gesättigtere und umfangreichere Begriffe...


Der Begriff kann nicht aus der Beobachtung gewonnen werden. Das geht schon aus dem Umstande hervor, dass der heranwachsende Mensch sich langsam und allmählich erst die Begriffe zu den Gegenständen bildet, die ihn umgeben. Die Begriffe werden zu der Beobachtung hinzugefügt." {{Lit|{{G|4|57}}}}
Um weiteren Schaden zu verhüten, wurde ein Teil des Ätherleibs dem verderblichen Einfluss von Ich und Astralleib entzogen. Dieser Teil blieb zunächst außerhalb des [[Physischer Leib|physischen Leibes]], so dass in ihm ungestört die höheren Sonnenwesen wirken konnten. Es waren das die höheren Ätherkräfte, der [[Klangäther]] und der [[Lebensäther]], von denen in der [[Bibel]] als vom [[Baum des Lebens]] gesprochen wird. Nachdem der Mensch vom [[Baum der Erkenntnis]] gegessen hatte, sollte er zu seinem eigenen Heil nicht auch noch vom Baum des Lebens essen. Wären auch diese Kräfte in der Macht des Menschen geblieben, hätte er sich völlig von seinen Schöpfern losgelöst und sein Ich wäre zu einem reinen Erden-Ich geworden, sodass er nach dem Tod bzw. schon beim Verfall des physischen Leibes unmittelbar in einen irdischen Nachkommen-Leib übergegangen wäre, ohne zuvor im leibfreien Zustand seinen Weg durch die geistige Welt zu gehen.  
</div>


Im höchsten Sinn ist die Idee ''ewig und einzig'', wie es schon [[Goethe]] ausgedrückt hat. Sie gliedert die Vielzahl der einzelnen [[Begriff]]e der unteilbaren [[Ganzheit]] der [[Kosmos|kosmischen Ordnung]] ein.
Das höhere individuelle Ich wurde durch die Sonnenwesen vom Erden-Ich abgelöst und letzteres von [[Jahve]] in die Generationenfolge eingespannt. Nur im leibfreien Zustand konnte sich der Mensch daher wirklich als Einzelwesen fühlen; im Erdenleben empfand er sich viel mehr als Teil der Gruppe, der er blutsverwandt angehörte:


{{Zitat|Die Idee ist ewig und einzig; daß wir auch den Plural brauchen, ist nicht wohlgetan. Alles, was wir gewahr werden und wovon wir reden können, sind nur Manifestationen der Idee; Begriffe sprechen wir aus, und insofern ist die Idee selbst ein Begriff.|Goethe|''Maximen und Reflexionen''<ref>Goethe-BA Bd. 18, S. 528</ref>}}
<div style="margin-left:20px">
 
"Weil der Mensch nach seinen eigenen, dem Irrtum unterworfenen Vorstellungen sich den Einflüssen der Außenwelt aussetzte, weil er nach Begierden und Leidenschaften lebte, welche er nicht nach höheren geistigen Einflüssen regeln ließ, trat die Möglichkeit von Krankheiten auf. Eine besondere Wirkung des luziferischen Einflusses war aber diejenige, daß nunmehr der Mensch sein einzelnes Erdenleben nicht wie eine Fortsetzung des leibfreien Daseins fühlen konnte. Er nahm nunmehr solche Erdeneindrücke auf, welche durch das eingeimpfte astralische Element erlebt werden konnten und welche mit den Kräften sich verbanden, welche den physischen Leib zerstören. Das empfand der Mensch als Absterben seines Erdenlebens. Und der durch die menschliche Natur selbst bewirkte «Tod» trat dadurch auf. Damit ist auf ein bedeutsames Geheimnis in der Menschennatur gedeutet, auf den Zusammenhang des menschlichen Astralleibes mit den Krankheiten und dem Tode. Für den menschlichen Lebensleib traten nun besondere Verhältnisse ein. Er wurde in ein solches Verhältnis zwischen physischem Leib und Astralleib hineingegliedert, daß er in gewisser Beziehung den Fähigkeiten entzogen wurde, welche sich der Mensch durch den luziferischen Einfluß angeeignet hatte. Ein Teil dieses Lebensleibes blieb außer dem physischen Leibe so, daß er nur von höheren Wesenheiten, nicht von dem menschlichen Ich beherrscht werden konnte. Diese höheren Wesenheiten waren diejenigen, welche bei der Sonnentrennung die Erde verlassen hatten, um unter der Führung eines ihrer erhabenen Genossen einen andern Wohnsitz einzunehmen. Wäre der charakterisierte Teil des Lebensleibes mit dem astralischen Leibe vereinigt geblieben, so hätte der Mensch übersinnliche Kräfte, die ihm vorher eigen waren, in seinen eigenen Dienst gestellt. Er hätte den luziferischen Einfluß auf diese Kräfte ausgedehnt. Dadurch hätte sich der Mensch allmählich ganz von den Sonnenwesenheiten losgelöst. Und sein Ich wäre zu einem völligen Erden-Ich geworden. Es hätte so kommen müssen, daß dieses Erden-Ich nach dem Tode des physischen Leibes (beziehungsweise schon bei dessen Verfall) einen andern physischen Leib, einen Nachkommen-Leib, bewohnt hätte, ohne durch eine Verbindung mit höheren geistigen Wesenheiten in einem leibfreien Zustand hindurchzugehen. Der Mensch wäre so zum Bewußtsein seines Ich, aber nur als eines «irdischen Ich» gekommen. Das wurde abgewendet durch jenen Vorgang mit dem Lebensleibe, der durch die Erdmondenwesen bewirkt wurde. Das eigentliche individuelle Ich wurde dadurch so losgelöst vom bloßen Erden-Ich, daß der Mensch sich während des Erdenlebens allerdings nur teilweise als eigenes Ich fühlte; zugleich fühlte er, wie sein Erden-Ich eine Fortsetzung war des Erden-Ichs seiner Vorfahren durch die Generationen hindurch. Die Seele fühlte im Erdenleben eine Art «Gruppen-Ich» bis zu den fernen Ahnen, und der Mensch empfand sich als Glied der Gruppe. In dem leibfreien Zustand konnte das individuelle Ich sich erst als Einzel-Wesen fühlen. Aber der Zustand dieser Vereinzelung war dadurch beeinträchtigt, daß das Ich mit der Erinnerung an das Erdenbewußtsein (Erden-Ich) behaftet blieb. Das trübte den Blick für die geistige Welt, die anfing, sich zwischen Tod und Geburt ähnlich mit einem Schleier zu verdecken wie für den physischen Blick auf Erden." {{Lit|GA 13, S 186ff}}
Dass die „Ideen“ weder im [[platon]]ischen Sinn als gleichsam freischwebende, körperlose [[Entität]]en noch im [[Aristoteles|aristotelisch]]-[[Thomas von Aquin|thomistischen]] Sinn als in den Dingen wirksame Kräfte misszuverstehen sind, hat Rudolf Steiner nachdrücklich betont. Sie sind vielmehr ein freies [[schöpferisch]]es Erzeugnis des menschlichen [[Geist]]es, das nirgendwo existieren würde, wenn es nicht der Mensch durch seine Erkenntnistätigkeit in seinem [[Bewusstsein]] zur [[Erscheinung]] brächte. Nur diese „[[creatio ex nihilo]]“, das „[[Schaffen aus dem Nichts]]“ ist dem [[Geist]] angemessen, der in keiner Weise als irgendwo in der Welt vorhandenes „[[Seiendes]]“ anzusehen ist. Ganz deutlich betonte Rudolf Steiner diesen schöpferischen Charakter des Erkennens auch in dem Ausblick, mit dem seine 1900 veröffentlichen „[[Welt- und Lebensanschauungen im neunzehnten Jahrhundert]]“ ausklingen, die später zu „[[Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriss dargestellt]]“ ([[GA 18]]) erweitert wurden:
</div>
 
{{LZ|Wenn ich mit meinen Gedanken die Dinge durchdringe, so füge ich also ein seinem Wesen nach in mir Erlebtes zu den Dingen hinzu. Das Wesen der Dinge kommt mir nicht aus ihnen, sondern ich füge es zu ihnen hinzu. Ich erschaffe eine Ideenwelt, die mir als Wesen der Dinge gilt. Die Dinge erhalten durch mich ihr Wesen. Es ist also unmöglich, nach dem Wesen des Seins zu fragen. Im Erkennen der Ideen enthüllt sich mir gar nichts, was in den Dingen einen Bestand hat. Die Ideenwelt ist mein Erlebnis. Sie ist in keiner anderen Form vorhanden als in der von mir erlebten.|Rudolf Steiner: ''Welt- und Lebensanschauungen im neunzehnten Jahrhundert'', Berlin 1900, [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url&#61;http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA018_1900.pdf#page&#61;370&view&#61;Fit S. 188]}}
 
Der Geist wirkt in allen Dingen, aber nur im Menschen tritt er durch dessen kreatives Denken als „Idee“ in Erscheinung. Die [[Wahrheit]] ist nichts fertig in der Welt „[[Vorhandenes]]“, sondern etwas [[Freiheit|frei]] und [[Individualität|individuell]] durch das [[Ich]] zu Schaffendes - diesen Standpunkt hatte [[Rudolf Steiner]] schon in seinem [[Philosophie|philosophischen]] Grundlagenwerk «[[Wahrheit und Wissenschaft]]» (1892) vertreten:
 
{{GZ|Das Resultat dieser Untersuchungen ist, dass die Wahrheit
nicht, wie man gewöhnlich annimmt, die ideelle
Abspiegelung von irgendeinem Realen ist, sondern ein freies
Erzeugnis des Menschengeistes, das überhaupt nirgends
existierte, wenn wir es nicht selbst hervorbrächten. Die
Aufgabe der Erkenntnis ist nicht: etwas schon anderwärts
Vorhandenes in begrifflicher Form zu wiederholen, sondern
die: ein ganz neues Gebiet zu schaffen, das mit der
sinnenfällig gegebenen Welt zusammen erst die volle
Wirklichkeit ergibt. Damit ist die höchste Tätigkeit des
Menschen, sein geistiges Schaffen, organisch dem
allgemeinen Weltgeschehen eingegliedert. Ohne diese
Tätigkeit wäre das Weltgeschehen gar nicht als in sich
abgeschlossene Ganzheit zu denken. Der Mensch ist dem
Weltlauf gegenüber nicht ein müßiger
Zuschauer, der innerhalb seines Geistes das bildlich
wiederholt, was sich ohne sein Zutun im Kosmos vollzieht,
sondern der tätige Mitschöpfer des Weltprozesses; und das
Erkennen ist das vollendetste Glied im Organismus des
Universums.|3|11f|11}}
 
[[Hegel]]s philosophische Ansicht kann sehr leicht dahingehend missverstanden werden, dass er eine vom Menschen unabhängige, gleichsam freischwebende, für sich bestehende [[Ideenwelt]] postuliert hätte. Hegel selbst trug auch wenig dazu bei, dieses Missverständnis auszuräumen. Demgegenüber ist deshalb zweierlei festzuhalten: Erstens ist das Feld, auf dem die [[Gedanke]]n auftreten, einzig das individuelle menschliche [[Bewusstsein]]; zweitens beruht aber das Denken auf seinen eigenen inhärenten Gesetzmäßigkeiten, weshalb es stets ein und dieselbe, allen Menschen gemeinsame Gedankenwelt ist, aus der jedes Individuum durch seine Denktätigkeit die in seinem Bewusstsein auftretenden Gedanken schöpft. Die durch das Denken bewirkte Erscheinung der Gedanken ist also [[subjektiv]] hervorgerufen, der Gedankeninhalt als solcher aber [[objektiv]]. 
 
{{GZ|Hegel hat ein ''absolutes Vertrauen'' auf das Denken, ja es
ist der einzige Wirklichkeitsfaktor, dem er im wahren Sinne
des Wortes vertraut. So richtig seine Ansicht im allgemeinen
auch ist, so ist es aber gerade er, der das Denken durch die
allzuschroffe Form, in der er es verteidigt, um alles Ansehen
gebracht hat. Die Art, wie er seine Ansicht vorgebracht hat,
ist schuld an der heillosen Verwirrung, die in unser «Denken
über das Denken» gekommen ist. Er hat die Bedeutung
des Gedankens, der Idee, so recht anschaulich machen wollen
dadurch, daß er die Denknotwendigkeit zugleich als die
Notwendigkeit der Tatsachen bezeichnete. Damit hat er den
Irrtum hervorgerufen, daß die Bestimmungen des Denkens
nicht rein ideelle seien, sondern tatsächliche. Man faßte seine
Ansicht bald so auf, als ob er in der Welt der sinnenfälligen
Wirklichkeit selbst den Gedanken wie eine Sache gesucht
hätte. Er hat das wohl auch nie so ganz klargelegt. ''Es muß eben festgestellt werden, daß das Feld des Gedankens einzig das menschliche Bewußtsein ist.'' Dann muß gezeigt werden,
daß durch diesen Umstand die Gedankenwelt nichts an
Objektivität einbüßt. Hegel kehrte nur die objektive Seite
des Gedankens hervor; die Mehrheit aber sieht, weil dies
leichter ist, nur die subjektive; und es dünkt ihr, daß jener
etwas rein Ideelles wie eine Sache behandelt, mystifiziert
habe. Selbst viele Gelehrte der Gegenwart sind von diesem
Irrtum nicht freizusprechen. Sie verdammen Hegel wegen
eines Mangels, den er nicht an sich hat, den man aber freilich
in ihn hineinlegen kann, weil er die betreffende Sache zu
wenig klargestellt hat.
 
Wir geben zu, daß hier für unser Urteilsvermögen eine
Schwierigkeit vorliegt. Wir glauben aber, daß dieselbe für
jedes energische Denken zu überwinden ist. Wir müssen uns
zweierlei vorstellen: einmal, daß wir die ideelle Welt ''tätig'' zur
Erscheinung bringen, und zugleich, daß das, was wir tätig ins
Dasein rufen, ''auf seinen eigenen Gesetzen beruht''. Wir sind
nun freilich gewohnt, uns eine Erscheinung so vorzustellen,
daß wir ihr nur passiv, beobachtend gegenüberzutreten
brauchten. Allein das ist kein unbedingtes Erfordernis. So
ungewohnt uns die Vorstellung sein mag, daß wir selbst ein
Objektives tätig zur Erscheinung bringen, daß wir mit
anderen Worten eine Erscheinung nicht bloß wahrnehmen,
sondern zugleich produzieren: sie ist keine unstatthafte.
 
Man braucht einfach die gewöhnliche Meinung aufzugeben,
daß es so viele Gedankenwelten gibt als menschliche
Individuen. Diese Meinung ist ohnehin nichts weiter als ein
althergebrachtes Vorurteil. Sie wird überall stillschweigend
vorausgesetzt, ohne Bewußtsein, daß eine andere zum mindesten
ebensogut möglich ist, und daß die Gründe der Gültigkeit
der einen oder der andern denn doch erst erwogen
werden müssen. Man denke sich an Stelle ''dieser'' Meinung
einmal die folgende gesetzt: es gibt überhaupt nur ''einen einzigen'' Gedankeninhalt und unser individuelles Denken
sei weiter nichts als ein Hineinarbeiten unseres Selbstes, unserer
individuellen Persönlichkeit in das ''Gedankenzentrum'' der Welt.|2|51f}}
 
=== Subjektivität und Objektivität der Ideenwelt ===
 
Dass die ''Ideenwelt'', die der [[Mensch]] tätig durch das [[Denken]] in seinem [[Bewusstsein]] zur [[Erscheinung]] bringt, nicht nur [[subjektiv]]e Geltung hat, sondern die sich selbst tragende, [[Subjekt]] und [[Objekt]] übergreifende Grundlage der [[Welt]] bildet, hat [[Rudolf Steiner]] schon um [[1886]] in seinem «[[Credo. Der Einzelne und das All.]]» betont:
 
{{GZ|Die Ideenwelt ist der Urquell und das Prinzip alles Seins.
In ihr ist unendliche Harmonie und selige Ruhe. Das
Sein, das sie mit ihrem Lichte nicht beleuchtete, wäre ein
totes, wesenloses, das keinen Teil hätte an dem Leben
des Weltganzen. Nur, was sein Dasein von der Idee
herleitet, das bedeutet etwas am Schöpfungsbaume des
Universums. Die Idee ist der in sich klare, in sich selbst
und mit sich selbst sich genügende Geist. Das Einzelne
muß den Geist in sich haben, sonst fällt es ab, wie ein
dürres Blatt von jenem Baume, und war umsonst da...|40|15}}
 
In «[[Goethes Weltanschauung]]» bemerkt er dazu später ([[1897]]):
 
{{GZ|Wenn es dem
Menschen wirklich gelingt, sich zu der Idee zu erheben, und
von der Idee aus die Einzelheiten der Wahrnehmung zu
begreifen, so vollbringt er dasselbe, was die Natur vollbringt,
indem sie ihre Geschöpfe aus dem geheimnisvollen Ganzen
hervorgehen lässt. Solange der Mensch das Wirken und
Schaffen der Idee nicht
fühlt, bleibt sein Denken von der lebendigen Natur
abgesondert. Er muss das Denken als eine bloß subjektive
Tätigkeit ansehen, die ein abstraktes Bild von der Natur
entwerfen kann. Sobald er aber fühlt, wie die Idee in seinem
Innern lebt und tätig ist, betrachtet er sich und die Natur als ein
Ganzes, und was als Subjektives in seinem Innern erscheint, das
gilt ihm zugleich als objektiv; er weiß, dass er der Natur nicht
mehr als Fremder gegenübersteht, sondern er fühlt sich
verwachsen mit dem Ganzen derselben. Das Subjektive ist
objektiv geworden; das Objektive von dem Geiste ganz
durchdrungen. Goethe ist der Meinung, der Grundirrtum Kants
bestehe darin, dass dieser «das subjektive Erkenntnisvermögen
nun selbst als Objekt betrachtet und den Punkt, wo subjektiv
und objektiv zusammentreffen, zwar scharf aber nicht ganz
richtig sondert.» (Sophien-Ausgabe, 2. Abteilung, Bd. XI, S.376.)
Das Erkenntnisvermögen erscheint dem Menschen nur so lange
als subjektiv, als er nicht beachtet, dass die Natur selbst es ist,
die durch dasselbe spricht. Subjektiv und objektiv treffen
zusammen, wenn die objektive Ideenwelt im Subjekte auflebt,
und in dem Geiste des Menschen dasjenige lebt, was in der
Natur selbst tätig ist. Wenn das der Fall ist, dann hört aller
Gegensatz von subjektiv und objektiv auf. Dieser Gegensatz hat
nur eine Bedeutung, solange der Mensch ihn künstlich aufrecht
erhält, solange er die Ideen als ''seine'' Gedanken betrachtet,
durch die das Wesen der Natur abgebildet wird, in denen es
aber nicht selbst wirksam ist. [[Immanuel Kant|Kant]] und die Kantianer hatten
keine Ahnung davon, dass in den Ideen der Vernunft das
Wesen, das Ansich der Dinge unmittelbar erlebt wird. Für sie ist
alles Ideelle ein bloß Subjektives.|6|54f|48}}
 
Und in den «[[Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften]]» heißt es:
 
{{GZ|Wer dem Denken seine über die Sinnesauffassung
hinausgehende Wahrnehmungsfähigkeit zuerkennt, der muss
ihm notgedrungen auch Objekte zuerkennen, die über die
bloße sinnenfällige Wirklichkeit hinaus liegen. Die Objekte des
Denkens sind aber die Ideen. Indem sich das Denken der Idee
bemächtigt, verschmilzt es mit dem Urgrunde des
Weltendaseins; das, was außen wirkt, tritt in den Geist des
Menschen ein: er wird mit der objektiven Wirklichkeit auf ihrer
höchsten Potenz eins. [[Das Gewahrwerden der Idee in der Wirklichkeit ist die wahre Kommunion des Menschen]].
 
Das Denken hat den Ideen gegenüber dieselbe Bedeutung wie
das Auge dem Lichte, das Ohr dem Ton gegenüber. Es ist Organ
der Auffassung.|1|125f|120}}
 
{{GZ|Wer weiß, daß der Mensch bei jedem Gedanken einen
göttlichen Strom in sich einströmen läßt, wer sich dessen bewußt
ist, der erhält als Folgeerscheinung die Gabe der höheren Erkenntnis.
Wer weiß, daß Erkenntnis Kommunion ist, der weiß auch,
daß sie nichts anderes ist, als dasjenige, was sich symbolisiert in
dem Abendmahl.|266a|48}}
 
=== Naturgesetze als in der Welt wirksame Ideen ===
 
{{Hauptartikel|Naturgesetz}}
 
[[Naturgesetz]]e beschreiben die einseitig [[Raum|räumliche]] und [[Zeit|zeiliche]] Ordnung des [[kosmisch]]en Geschehens, die nur eine schattenhafte [[Offenbarung]] der viel umfassenderen [[geist]]igen Weltordnung ist, die auch eine [[moral]]ische Dimension mit umfasst. Beispiele elementarer Naturgesetze sind das [[Trägheitsgesetz]], das [[Gravitationsgesetz]], die [[Maxwellsche Gleichungen|Maxwellschen Gleichungen]] der [[Elektrodynamik]], die [[Relativitätstheorie]], die [[Quantentheorie]] usw.
 
Die Naturgesetze sind keineswegs abgesondert von der Natur vorhanden, sondern bilden mit dieser zusammen ein untrennbares [[Ganzes]]. Sie sind unmittelbar in der [[Physische Welt|physischen Welt]] wirksame Ideen. Es liegt nur an der Natur des [[Mensch]]en selbst, dass wir sie auf getrennten Wegen erfahren: Die ''Naturerscheinungen'' durch [[Qualität|qualitative]] [[sinnlich]]e [[Wahrnehmung]] bzw. durch [[Quantität|quantitative]] [[Messgerät|messtechnische]] Registrierung einerseits und die ''Naturgesetze'', indem wir den Zusammenhang der Erscheinungen [[denken]]d erfassen, andererseits.
 
{{GZ|Die Naturgesetze sind Geist, nur daß der Mensch
in der gewöhnlichen Anschauung diesen Geist nur in dem
schattenhaften Abglanz der Gedanken wahrnimmt.|52|208|}}
 
Diesen geistigen Charakter der Naturgesetze betonen auch viele [[Physik]]er. So schreibt z.B. der [[Quantenchemie|Quantenchemiker]] [[Walter Heitler]]:
 
{{Zitat|Ein mathematisch formuliertes Gesetz
ist etwas Geistiges. Wir können es so nennen,
weil es menschlicher Geist ist, der es erkennt.
Der Ausdruck Geist mag heute, wo ein
überbordender Materialismus und Positivismus
seine zum Teil recht üblen Blüten treibt, nicht
sehr populär sein. Aber eben deshalb müssen
wir uns darüber klar werden, was Naturgesetz
und Naturerkenntnis ist. Die Natur folgt also
diesem nicht-materiellen geistigen Element,
dem Gesetz. Folglich sind auch geistige Elemente
in der Natur selbst verankert. Zu diesen
gehört die Mathematik, die zur Formulierung
des Gesetzes nötig ist, sogar hohe und höchste
Mathematik. Anderseits ist der Forscher der
begnadet ist, eine Entdeckung zu machen in
der Lage, eben dieses die Natur durchdringende
geistige Element zu durchdringen. Und hier zeigt
sich die Verbindung zwischen dem menschlichen,
erkennenden Geist und den in der Natur
existierenden transzendenten Elementen. Am
besten sehen wir die Sache, wenn wir uns der
Platonischen Ausdrucksweise bedienen, obwohl Plato diese Art von Naturgesetz
noch nicht kannte. Demnach wäre das Naturgesetz
ein Urbild, eine «Idee» - im Sinne des griechischen Wortes Eidea - dem die Natur folgt
und die der Mensch ''wahrnehmen'' kann. Das ist es dann, was man den Einfall nennt.
Durch dieses Urbild ist der Mensch mit der Natur verbunden. Der Mensch, der es erkennen kann, die Natur, die ihm als Gesetz folgt.|Walter Heitler|Naturwissenschaft ist Geisteswissenschaft, S. 14f.}}
 
Heitler berief sich, ähnlich wie [[Werner Heisenberg]] und [[Erwin Schrödinger]], auch auf die [[Platon]]ische [[Ideenlehre]]. Insbesondere in seiner Schrift ''Die Natur und das Göttliche'' wandte er sich dabei auch an ein breites Leserpublikum. Von seiner christlichen Überzeugung her war es ihm ein zentrales Anliegen, Beziehungen zwischen der physischen Erfahrungswelt und der metaphysischen Offenbarungswelt anhand von Texten aus dem Alten und Neuen Testament aufzudecken.
 
{{Zitat|Drei
Dinge gehören zusammen: die Natur, die wir mit unseren
Sinnen beobachten, die Welt der Transzendenz, die die Heimat
der geistigen Urbilder ist, von denen die Natur durchwoben
ist, und der menschliche Geist, der zu dieser Welt der
Transzendenz Zugang hat und nach und nach Erkenntnis ihres
Inhalts gewinnt.
 
[[Datei:Heitler Die Natur und das Göttliche 039.gif|center|400px|Walter Heitler: ''Die Natur und das Göttliche'', S. 39]]


Wir kommen nun zu einer zentralen Frage. Die Welt der
Der physische Ausdruck all dieser Veränderungen war, dass die gegenseitigen Beziehungen von [[Sonne]], [[Mond]] und [[Erde (Planet)|Erde]] allmählich geregelt wurden. Insbesondere entstand der rhythmische Wechsel von [[Tag]] und [[Nacht]].
Transzendenz besitzt offensichtlich Inhalte von nicht geringer
Intelligenz. Selbst auf dem Gebiet der Mathematik und Physik
werden wir noch lange nicht behaupten können, daß wir schon
das ganze Maß dieser Intelligenz kennen und uns zugänglich
gemacht haben. Wenn wir im nächsten Kapitel von biologischen
Tatsachen und Prozessen sprechen werden, dann werden
wir eine Ahnung davon erhalten, wie viel tiefer unser Intellekt
auch im besten Fall steht als die «Intelligenz», besser
gesagt Weisheit, die im Bau lebender Organismen vorliegt.
Man wird kaum der Frage aus dem Weg gehen können, woher
diese Weisheit oder Intelligenz kommt. Hat sie einfach von
Ewigkeit her bestanden? Oder wer hat diese Gesetze erdacht?
Unsere biologischen Kenntnisse deuten auf Entwicklung hin.
Sollte es bei der Physik anders sein, sollten ihre Gesetze seit
Ewigkeit gegolten haben? Wir werden sehen, daß dies kaum
denkbar ist, daß auch diese Gesetze einmal entstanden sind.
Viele Forscher, besonders vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte,
haben mit Selbstverständlichkeit von einer göttlichen
Schöpfung gesprochen. Die Welt der Transzendenz, die
wir erkennen, ist Schöpfung eines unendlich überlegenen göttlichen
Geistes. Der Urgrund, aus dem alles Sein floß, ist der
Geist, den wir wegen seiner unfaßbaren Größe Gott nennen.|Walter Heitler|''Die Natur und das Göttliche'', S. 39f}}


Deutlich klingt hier der von [[Thomas von Aquin]] vertretene gemäßigte [[Ideenrealismus]] an. Thomas hatte unterschieden zwischen [[Universalien]], die sich in der göttlichen Vernunft bilden und vor den Einzeldingen existieren ([[universalia ante rem]]), Universalien, die als Allgemeines in den Einzeldingen selbst existieren ([[universalia in re]]) und Universalien, die als Begriffe im Verstand des Menschen existieren, das heißt nach den Dingen ([[universalia post rem]]).
Bei Tag wirkten nun [[Ich]] und [[Astralleib]] im [[Physischer Leib|physischen Leib]] und im [[Ätherleib]]. Bei Nacht traten Ich und Astralleib heraus und kamen dadurch ganz in den Bereich der [[Engel]], [[Erzengel]], [[Archai]] und der [[Geister der Form]]. Der physische Leib und der Lebensleib, die im Schlaf zurückbleiben, wurden zugleich von den Geistern der Form, den [[Geister der Bewegung|Geistern der Bewegung]], den [[Geister der Weisheit|Geistern der Weisheit]] und von den [[Throne|Thronen]] so bearbeitet, dass die schädlichen Folgen, die sich während des Tageslebens durch den irregeleiteten Astralleib angehäuft haben, großteils wieder ausgeglichen wurden.


== Man muß sich der Idee erlebend gegenüberstellen können ==
Dadurch, dass der menschliche Lebensleib dem Einfluss von Astralleib und Ich - und damit dem [[Bewusstsein]] - teilweise entzogen wurde, trat das [[Fortpflanzung]]sgeschehen zunächst ''nicht'' in den menschlichen Bewusstseinshorizont, sondern unterstand ganz der Leitung der geistigen Welt. Erst in der Mitte der [[Atlantis|atlantischen Zeit]] entwickelte sich die eigentliche sinnliche [[Liebe]]. Darun knüpft sich unmittelbar der Begriff der [[Erbsünde]]: früher hatten die Menschen reine gesundende göttliche Kräfte durch den Befruchungsakt aufgenommen; jetzt vererbten sie alles, was sie aus der äußeren sinnlichen Sphäre aufgenommen hatten und die Folgen der damit verbundenen Begierden und Leidenschaften auf die Nachkommen. Damit entstand einerseits die Möglichkeit, die Qualitäten, die sich der Mensch individuell im Erdenleben erworben hatte, weiterzuvererben, anderseits wurde aber dadurch die Krankheit in die Generationenreihe hineingetragen.
 
Mit [[Abstraktion|abstrakten]] Ideen lässt sich die Wirklichkeit nicht erfassen. Lebendige Ideen entstehen aus einem konkreten künstlerisch-schöpferischen Gestaltungsprozess. Stellt man sich ihnen ''[[erleben]]d'' gegenüber und erfasst sie  in ihrer unerschöpflichen Gestaltungsfähigkeit, so bleibt dabei im Denken die volle menschliche [[Freiheit]] gewahrt, während abgestorbene Ideen mit zwingender [[Notwendigkeit]] wirken.


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"Alle wirklichen Philosophen
"Die Erbsünde wird dadurch herbeigeführt, daß der Mensch in die Lage kommt, seine individuellen Erlebnisse in der physischen Welt auf seine Nachkommen zu verpflanzen. Jedesmal, wenn die Geschlechter in Leidenschaften erglühen, mischen sich in den aus der astralischen Welt herabkommenden Menschen die Ingredienzien der beiden Geschlechter hinein. Wenn sich ein Mensch inkarniert, kommt er aus der devachanischen Welt herunter und bildet sich seine astralische Sphäre nach der Eigenart seiner Individualität. Dieser eigenen astralischen Sphäre mischt sich etwas bei aus dem, was den astralischen Leibern, den Trieben, Leidenschaften und Begierden der Eltern eigen ist, so daß dadurch der Mensch das mitbekommt, was seine Vorfahren erlebt haben. Was so durch die Generationen geht, was so innerhalb der Generationen, wirklich menschlich erworben ist und als solches sich vererbt, das ist es, was unter dem Begriff der Erbsünde zu verstehen ist." {{Lit|GA 107, S 142f}}  
waren ''Begriffskünstler''. Für sie wurden die menschlichen
Ideen zum Kunstmateriale und die wissenschaftliche
Methode zur künstlerischen Technik. Das abstrakte Denken
gewinnt dadurch konkretes, individuelles Leben. Die Ideen
werden Lebensmächte. Wir haben dann nicht bloß ein Wissen
von den Dingen, sondern wir haben das Wissen zum
realen, sich selbst beherrschenden Organismus gemacht;
unser wirkliches, tätiges Bewußtsein hat sich über ein bloß
passives Aufnehmen von Wahrheiten gestellt.
 
Wie sich die Philosophie als Kunst zur Freiheit des Menschen
verhält, was die letztere ist, und ob wir ihrer teilhaftig
sind oder es werden können: das ist die Hauptfrage meiner
Schrift. Alle anderen wissenschaftlichen Ausführungen stehen
hier nur, weil sie zuletzt Aufklärung geben über jene, meiner Meinung nach, den Menschen am nächsten liegenden
Fragen. Eine ''«Philosophie der Freiheit»'' soll in diesen Blättern
gegeben werden.
 
Alle Wissenschaft wäre nur Befriedigung müßiger Neugierde,
wenn sie nicht auf die ''Erhöhung des Daseinswertes der menschlichen Persönlichkeit'' hinstrebte. Den wahren
Wert erhalten die Wissenschaften erst durch eine Darstellung
der menschlichen Bedeutung ihrer Resultate. Nicht die
Veredlung eines einzelnen Seelenvermögens kann Endzweck
des Individuums sein, sondern die Entwicklung aller in uns
schlummernden Fähigkeiten. Das Wissen hat nur dadurch
Wert, daß es einen Beitrag liefert zur ''allseitigen'' Entfaltung
der ''ganzen'' Menschennatur.
 
Diese Schrift faßt deshalb die Beziehung zwischen Wissenschaft
und Leben nicht so auf, daß der Mensch sich der
Idee zu beugen hat und seine Kräfte ihrem Dienst weihen
soll, sondern in dem Sinne, daß er sich der Ideenwelt bemächtigt,
um sie zu seinen ''menschlichen'' Zielen, die über die
bloß wissenschaftlichen hinausgehen, zu gebrauchen.
 
'''Man muß sich der Idee erlebend gegenüberstellen können; ''sonst'' gerät man unter ihre Knechtschaft.'''" {{Lit|{{G|4|270f}}}}
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{{LZ|Ideen sind nicht nur ein Segen, sie können ebenso eine große
Durch den geistigen Einfluss auf den Ätherleib wurden diesem neue Fähigkeiten eingepflanzt. Insbesondere wurde das [[Gedächtnis]] nach und nach ausgebildet und war dann vor allem in der [[Atlantis|atlantischen Zeit]] besonders stark entwickelt.
Gefahr für die Entwicklung des Menschen darstellen. Sie haben
die Neigung, den Geist des Menschen einzuschläfern. Das Trügerische
ist, dass der Mensch meint, indem er bestimmten
Ideen folgt, handele er selbständig, obwohl er sich ihnen längst
untergeordnet und ihnen seine Freiheit geopfert hat. Damit
verwandeln sich die Ideen aber in eine Lüge. Jede Idee wird
zu einer Lüge, wenn der, der sie vertritt, sich ihr unterordnet.
Nicht der Mensch bestimmt mehr, sondern eine Vorstellung,
ein Gedankenfeld, das nicht von ihm stammt und das er nur
reproduziert. Damit opfert er der Idee aber gerade sein Heiligstes:
sein schöpferisches Potenzial. Jeder Idee gegenüber, sie
mag noch so wahr und überzeugend sein, muss er sich seine
Autonomie bewahren. Gerade heute, wo die Ideen eine sehr
beherrschende, geradezu magische Wirkung auf die Menschheit
ausüben, ist es entscheidend, dass der Einzelne den Ideen
gegenüber schöpferisch bleibt. Es ist unerlässlich, dass er die
Ideen, die für ihn bestimmend sein sollen, immer wieder neu
hervorbringt und prüft. Wird das vernachlässigt, verwandelt
sich jede Wahrheit unbemerkt in eine Lüge. Man kann tatsächlich
davon ausgehen, dass Ideen die Neigung haben, den Menschen
zu vereinnahmen und ihm seine Autonomie zu rauben;
sie sind für ihn deshalb sehr unangenehme Gegner, weil sich
ihre Macht oft nur schleichend bemerkbar macht. Sie haben
den Vorteil der Tauschung auf ihrer Seite, denn es geht ein
geheimnisvoller Wunsch nach Identifikation von ihnen aus, mit
dem sie den Einzelnen allzu schnell einfangen und überzeugen.
Selbst die hehrsten und tugendhaftesten Ideen sind nicht davor
gefeit, ein Gift zu entwickeln, das den Einzelnen so betört, dass
er eins mit ihnen wird und seine Kritikfähigkeit, seinen gesunden
Eigensinn fahrenlässt. Er wird zum Anhänger einer Idee,
sein Denken erstarrt, wird einseitig und intolerant.|Massei, S. 89f}}


== Die Ideen als uranfängliche Ursachen ==
Durch den luziferischen Einfluss ging nach und nach das ursprüngliche ''vorausschauende'' Bewusstsein verloren, da sich der Schleier der sinnlichen Wahrnehmung im dichter vor die Offenbarungen der höheren geistigen Wesen legte. Die Zukunft wurde dadurch ungewiß und [[Furcht]] erfasste die Seele. ''Die Furcht ist eine unmittelbare Folge des Irrtums'' und sie ist zugleich ein Symptom dafür, dass nun die [[Ahriman|ahrimanischen Wesenheiten]] in die Entwicklung eingriffen. Luzifer hatte den Menschen in den Sündenfall hineingerissen hatte und ihn dadurch zugleich in den Wirkungsbereich Ahrimans geworfen.
 
[[Johannes Scottus Eriugena]] hat im [[Wikipedia:9. Jahrhundert|9. Jahrhundert]] die [[platon]]ische [[Ideenlehre]] im [[christlich]]en Sinn so gedeutet, dass der [[Vater]] die Ideen als Ur- oder Musterbilder im und durch den [[Sohn]] erschuf und durch den [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] verteilt und vervielfältig:
 
{{Zitat|Die uranfänglichen Ursachen werden, wie ich bereits
früher sagte, bei den Griechen Ideen genannt und
darunter die ewigen Arten und Formen und unveränderlichen
Gründe verstanden, nach welchen und in welchen
die sichtbare und unsichtbare Welt gebildet wird. Darum
verdienen sie bei den griechischen Weisen Ur- oder Musterbilder
genannt zu werden, welche der Vater im Sohne
schuf und durch den h. Geist in ihre Wirkungen vertheilt
und vervielfältigt. Auch werden sie Vorherbestimmungen
genannt, sofern in ihnen zugleich und auf einmal und unveränderlich
vorherbestimmt ist, was durch göttliche Klugheit
geschieht und geschehen ist und geschehen wird.
Denn nichts in der sichtbaren und unsichtbaren Creatur
entsteht auf natürliche Weise, außer was in ihr vornämlich
und vorzeitlich im Voraus festgestellt und geordnet
ist. Auch göttliche Willensbestimmungen pflegen sie
genannt zu werden, weil Gott Alles, was er thun wollte,
in ihnen uranfänglich und ursächlich that und auch alles
noch Zukünftige in ihnen von Ewigkeit her geschehen ist.
Darum heissen sie die Anfänge von Allem, weil Alles,
was in der sichtbaren oder unsichtbaren Creatur wahrgenommen
oder gedacht wird, durch die Theilnahme an
ihnen besteht. Sie selber aber sind Theilhabungen der
Einen All-Ursache, der höchsten und heiligen Dreiheit, und
gelten darum als solche, die durch sich sind, weil zwischen
ihnen und der Einen All-Ursache keine Creatur in der
Mitte liegt.|Johannes Scottus Eriugena|''Über die Einteilung der Natur''|ref=<ref>Johannes Scotus Erigena, Ludwig Noack (Übers.): ''Über die Eintheilung der Natur'', Verlag von L. Heimann, Berlin 1870, Erste Abtheilung, S. 240 [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/bibliothek/Philosophie/Johannes_Scotus_Erigena/Johannes_Scotus_Erigena_Ueber_die_Einteilung_der_Natur.pdf#page=2470&view=Fit]</ref>}}


== Literatur ==
== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Die Geheimwissenschaft im Umriß'', [[GA 13]] (1968), Kapitel ''Die Weltentwickelung und der Mensch''
* [[Walter Heitler]]: ''Naturwissenschaft ist Geisteswissenschaft'', Die Waage, Zürich 1972
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988), Zehnter Vortrag, Berlin, 8. Dezember 1908
*Rudolf Steiner: ''Welt- und Lebensanschauungen im neunzehnten Jahrhundert'', Verlag Siegfried Cronbach, Berlin 1900 [http://www.odysseetheater.org/jump.php?url=http://www.odysseetheater.org/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Faksimiles/GA018_1900.pdf pdf (1900)]
*Rudolf Steiner: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987), ISBN 3-7274-0011-0 {{Schriften|001}}
*Rudolf Steiner: ''Wahrheit und Wissenschaft'', [[GA 3]] (1980), ISBN 3-7274-0030-7
*Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1995), ISBN 3-7274-0040-4 {{Schriften|004}}
*Rudolf Steiner: ''Goethes Weltanschauung'', [[GA 6]] (1990), ISBN 3-7274-0060-9 {{Schriften|006}}
*Rudolf Steiner: ''Spirituelle Seelenlehre und Weltbetrachtung'', [[GA 52]] (1986), ISBN 3-7274-0520-1 {{Vorträge|052}}
*Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band I: 1904 – 1909'', [[GA 266/1]] (1995), ISBN 3-7274-2661-6 {{Schule|266a}}
*Karsten Massei: ''Zwiegespräche mit der Erde: Ein innerer Erfahrungsweg'', Futurum Verlag, 2014 ISBN 978-3856362461
* Joachim Stiller: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_platon_ideenlehre.pdf Über die Ideenlehre bei Platon] PDF


{{GA}}
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
#{{Eisler|Idee}}
# [http://www.anthroposophie.net/steiner/ga/bib_steiner_ga_013_04.htm Rudolf Steiner: ''Die Geheimwissenschaft im Umriß'', Kapitel ''Die Weltentwickelung und der Mensch'']
#{{Kirchner|Idee}}
#{{UTB-Philosophie|Thomas Blume|424|Idee}}
 
== Einzelnachweise ==
<references/>


[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Psychologie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]] [[Kategorie:Idee|!]] [[Kategorie:Griechische Philosophie]][[Kategorie:Goetheanismus]]
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[[Kategorie:Vernunft]]
[[Kategorie:Platonismus]]

Version vom 22. Januar 2007, 09:40 Uhr

Die luziferische Versuchung trat in der lemurischen Zeit an den Menschen heran und er wurde dadurch in den Sündenfall hineingerissen. Von einer individuellen Schuld des Menschen kann dabei nicht gesprochen werden, denn die menschliche Individualität war damals erst keimhaft veranlagt, aber noch nicht weiter entwickelt, und Luzifer war ein übermächtiges geistiges Wesen. Der Ausgleich für den Sündenfall, die Heilung von seinen Folgen, konnte daher nur durch die Gnade eines noch höheres geistiges Wesen herbeigeführt werden: durch den Christus, der zum Heil des Menschen durch das Mysterium von Golgatha geschritten ist.

Nachdem zuerst die Sonne in der hyperboräischen Zeit und später der Mond in der lemurischen Zeit aus der Erde herausgetreten waren, wollte Jahve, einer der sieben Sonnen-Elohim, der sich aber nun mit dem Mond verbunden hatte und von dort aus wirkte, dem Menschen ein Bewusstsein geben, durch das er die weisheitsvolle Gestaltung der Welt in sich selbst völlig unverfälscht widerspiegeln konnte. Diese Weisheit war ein Ergebnis der alten Mondenentwicklung, der vorigen Verkörperung unseres Erdplaneten. Ein Bewusstsein der Freiheit wäre damit aber zunächst nicht verbunden gewesen.

Da griffen die luziferischen Wesenheiten in die Entwicklung ein. Sie waren schon auf dem alten Mond Widersacher der Sonnengeister geworden. Mit der Sonne konnten sie nicht mitgehen, als sich diese von der Erde absonderte, und auch Jahve mussten sie als Gegener betrachten. Die luziferischen Scharen machten nun den menschlichen Astralleib selbstständiger als es von den Elohim gedacht war. Das menschliche Bewusstsein blieb dadurch nicht mehr ein bloßer Spiegel der kosmischen Weisheit, sondern der Mensch bekam von seinem Astralleib aus die Möglichkeit, die Bewusstseinsbilder zu regeln und zu beherrschen. Das menschliche Ich wurde dadurch aber auch viel stärker in die Tätigkeit des Astralleibs verstrickt und immer mehr von diesem abhängig.

So ermöglichten es die luziferischen Geister dem Menschen, im Bewusstsein eine freie Tätigkeit zu entfalten - damit aber auch die Möglichkeit des Irrtums und des Bösen. Der Mensch hatte vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen gegessen.

Die Sinne des Menschen öffneten sich nach außen und er begann seine irdische Umwelt wahrzunehmen. Es sollte allerdings noch lange dauern, bis er die Welt so gegenständlich wie wir heute erleben konnte. Zunächst lernte er nur, seine innere Wärme von der äußeren zu unterscheiden, doch schon das hatte gewaltige Folgen. Das Ich, das er sonst nur in dem ihm von den Elohim verliehenen inneren Feuerfunken verspürt hätte, wirkte nun auf die äußere Wärme ein. Der Mensch verband sich viel stärker mit dem äußeren Erdenfeuer als geplant war. Er verstrickte sich dadurch so sehr in die irdischen Stofflichkeit, dass er seine ursprüngliche schwimmend-schwebende Bewegung aufgeben musste und die feste Erde betrat.

Weil der Mensch sich nun nach seinen eigenen, dem Irrtum unterworfenen Vorstellungen, der Umwelt aussetzte und seine Begierden und Leidenschaften auslebte, ohne sie von höheren geistigen Mächten regeln zu lassen, trat die Krankheit und schließlich der Tod in das Menschendasein hinein. Der irregeleitete Astralleib begann die Lebenskräfte, den Ätherleib, zu schädigen.

Um weiteren Schaden zu verhüten, wurde ein Teil des Ätherleibs dem verderblichen Einfluss von Ich und Astralleib entzogen. Dieser Teil blieb zunächst außerhalb des physischen Leibes, so dass in ihm ungestört die höheren Sonnenwesen wirken konnten. Es waren das die höheren Ätherkräfte, der Klangäther und der Lebensäther, von denen in der Bibel als vom Baum des Lebens gesprochen wird. Nachdem der Mensch vom Baum der Erkenntnis gegessen hatte, sollte er zu seinem eigenen Heil nicht auch noch vom Baum des Lebens essen. Wären auch diese Kräfte in der Macht des Menschen geblieben, hätte er sich völlig von seinen Schöpfern losgelöst und sein Ich wäre zu einem reinen Erden-Ich geworden, sodass er nach dem Tod bzw. schon beim Verfall des physischen Leibes unmittelbar in einen irdischen Nachkommen-Leib übergegangen wäre, ohne zuvor im leibfreien Zustand seinen Weg durch die geistige Welt zu gehen.

Das höhere individuelle Ich wurde durch die Sonnenwesen vom Erden-Ich abgelöst und letzteres von Jahve in die Generationenfolge eingespannt. Nur im leibfreien Zustand konnte sich der Mensch daher wirklich als Einzelwesen fühlen; im Erdenleben empfand er sich viel mehr als Teil der Gruppe, der er blutsverwandt angehörte:

"Weil der Mensch nach seinen eigenen, dem Irrtum unterworfenen Vorstellungen sich den Einflüssen der Außenwelt aussetzte, weil er nach Begierden und Leidenschaften lebte, welche er nicht nach höheren geistigen Einflüssen regeln ließ, trat die Möglichkeit von Krankheiten auf. Eine besondere Wirkung des luziferischen Einflusses war aber diejenige, daß nunmehr der Mensch sein einzelnes Erdenleben nicht wie eine Fortsetzung des leibfreien Daseins fühlen konnte. Er nahm nunmehr solche Erdeneindrücke auf, welche durch das eingeimpfte astralische Element erlebt werden konnten und welche mit den Kräften sich verbanden, welche den physischen Leib zerstören. Das empfand der Mensch als Absterben seines Erdenlebens. Und der durch die menschliche Natur selbst bewirkte «Tod» trat dadurch auf. Damit ist auf ein bedeutsames Geheimnis in der Menschennatur gedeutet, auf den Zusammenhang des menschlichen Astralleibes mit den Krankheiten und dem Tode. Für den menschlichen Lebensleib traten nun besondere Verhältnisse ein. Er wurde in ein solches Verhältnis zwischen physischem Leib und Astralleib hineingegliedert, daß er in gewisser Beziehung den Fähigkeiten entzogen wurde, welche sich der Mensch durch den luziferischen Einfluß angeeignet hatte. Ein Teil dieses Lebensleibes blieb außer dem physischen Leibe so, daß er nur von höheren Wesenheiten, nicht von dem menschlichen Ich beherrscht werden konnte. Diese höheren Wesenheiten waren diejenigen, welche bei der Sonnentrennung die Erde verlassen hatten, um unter der Führung eines ihrer erhabenen Genossen einen andern Wohnsitz einzunehmen. Wäre der charakterisierte Teil des Lebensleibes mit dem astralischen Leibe vereinigt geblieben, so hätte der Mensch übersinnliche Kräfte, die ihm vorher eigen waren, in seinen eigenen Dienst gestellt. Er hätte den luziferischen Einfluß auf diese Kräfte ausgedehnt. Dadurch hätte sich der Mensch allmählich ganz von den Sonnenwesenheiten losgelöst. Und sein Ich wäre zu einem völligen Erden-Ich geworden. Es hätte so kommen müssen, daß dieses Erden-Ich nach dem Tode des physischen Leibes (beziehungsweise schon bei dessen Verfall) einen andern physischen Leib, einen Nachkommen-Leib, bewohnt hätte, ohne durch eine Verbindung mit höheren geistigen Wesenheiten in einem leibfreien Zustand hindurchzugehen. Der Mensch wäre so zum Bewußtsein seines Ich, aber nur als eines «irdischen Ich» gekommen. Das wurde abgewendet durch jenen Vorgang mit dem Lebensleibe, der durch die Erdmondenwesen bewirkt wurde. Das eigentliche individuelle Ich wurde dadurch so losgelöst vom bloßen Erden-Ich, daß der Mensch sich während des Erdenlebens allerdings nur teilweise als eigenes Ich fühlte; zugleich fühlte er, wie sein Erden-Ich eine Fortsetzung war des Erden-Ichs seiner Vorfahren durch die Generationen hindurch. Die Seele fühlte im Erdenleben eine Art «Gruppen-Ich» bis zu den fernen Ahnen, und der Mensch empfand sich als Glied der Gruppe. In dem leibfreien Zustand konnte das individuelle Ich sich erst als Einzel-Wesen fühlen. Aber der Zustand dieser Vereinzelung war dadurch beeinträchtigt, daß das Ich mit der Erinnerung an das Erdenbewußtsein (Erden-Ich) behaftet blieb. Das trübte den Blick für die geistige Welt, die anfing, sich zwischen Tod und Geburt ähnlich mit einem Schleier zu verdecken wie für den physischen Blick auf Erden." (Lit.: GA 13, S 186ff)

Der physische Ausdruck all dieser Veränderungen war, dass die gegenseitigen Beziehungen von Sonne, Mond und Erde allmählich geregelt wurden. Insbesondere entstand der rhythmische Wechsel von Tag und Nacht.

Bei Tag wirkten nun Ich und Astralleib im physischen Leib und im Ätherleib. Bei Nacht traten Ich und Astralleib heraus und kamen dadurch ganz in den Bereich der Engel, Erzengel, Archai und der Geister der Form. Der physische Leib und der Lebensleib, die im Schlaf zurückbleiben, wurden zugleich von den Geistern der Form, den Geistern der Bewegung, den Geistern der Weisheit und von den Thronen so bearbeitet, dass die schädlichen Folgen, die sich während des Tageslebens durch den irregeleiteten Astralleib angehäuft haben, großteils wieder ausgeglichen wurden.

Dadurch, dass der menschliche Lebensleib dem Einfluss von Astralleib und Ich - und damit dem Bewusstsein - teilweise entzogen wurde, trat das Fortpflanzungsgeschehen zunächst nicht in den menschlichen Bewusstseinshorizont, sondern unterstand ganz der Leitung der geistigen Welt. Erst in der Mitte der atlantischen Zeit entwickelte sich die eigentliche sinnliche Liebe. Darun knüpft sich unmittelbar der Begriff der Erbsünde: früher hatten die Menschen reine gesundende göttliche Kräfte durch den Befruchungsakt aufgenommen; jetzt vererbten sie alles, was sie aus der äußeren sinnlichen Sphäre aufgenommen hatten und die Folgen der damit verbundenen Begierden und Leidenschaften auf die Nachkommen. Damit entstand einerseits die Möglichkeit, die Qualitäten, die sich der Mensch individuell im Erdenleben erworben hatte, weiterzuvererben, anderseits wurde aber dadurch die Krankheit in die Generationenreihe hineingetragen.

"Die Erbsünde wird dadurch herbeigeführt, daß der Mensch in die Lage kommt, seine individuellen Erlebnisse in der physischen Welt auf seine Nachkommen zu verpflanzen. Jedesmal, wenn die Geschlechter in Leidenschaften erglühen, mischen sich in den aus der astralischen Welt herabkommenden Menschen die Ingredienzien der beiden Geschlechter hinein. Wenn sich ein Mensch inkarniert, kommt er aus der devachanischen Welt herunter und bildet sich seine astralische Sphäre nach der Eigenart seiner Individualität. Dieser eigenen astralischen Sphäre mischt sich etwas bei aus dem, was den astralischen Leibern, den Trieben, Leidenschaften und Begierden der Eltern eigen ist, so daß dadurch der Mensch das mitbekommt, was seine Vorfahren erlebt haben. Was so durch die Generationen geht, was so innerhalb der Generationen, wirklich menschlich erworben ist und als solches sich vererbt, das ist es, was unter dem Begriff der Erbsünde zu verstehen ist." (Lit.: GA 107, S 142f)

Durch den geistigen Einfluss auf den Ätherleib wurden diesem neue Fähigkeiten eingepflanzt. Insbesondere wurde das Gedächtnis nach und nach ausgebildet und war dann vor allem in der atlantischen Zeit besonders stark entwickelt.

Durch den luziferischen Einfluss ging nach und nach das ursprüngliche vorausschauende Bewusstsein verloren, da sich der Schleier der sinnlichen Wahrnehmung im dichter vor die Offenbarungen der höheren geistigen Wesen legte. Die Zukunft wurde dadurch ungewiß und Furcht erfasste die Seele. Die Furcht ist eine unmittelbare Folge des Irrtums und sie ist zugleich ein Symptom dafür, dass nun die ahrimanischen Wesenheiten in die Entwicklung eingriffen. Luzifer hatte den Menschen in den Sündenfall hineingerissen hatte und ihn dadurch zugleich in den Wirkungsbereich Ahrimans geworfen.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriß, GA 13 (1968), Kapitel Die Weltentwickelung und der Mensch
  2. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Menschenkunde, GA 107 (1988), Zehnter Vortrag, Berlin, 8. Dezember 1908
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

  1. Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriß, Kapitel Die Weltentwickelung und der Mensch