Psychoanalyse und Auge der Vorsehung: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Odyssee
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:AmaliaFreud.jpg|thumb|Der junge Sigmund Freud mit seiner Mutter Amalie]]
[[Datei:Чёрный каодаистский символ.svg|mini|Stilisierte Darstellung des Auges der Vorsehung]]
Die '''Psychoanalyse''' (von {{grS|ψυχή}} ''psyche'' ‚Seele‘ und ἀνάλυσις ''analysis'' ‚Zerlegung‘, im Sinne von „Untersuchung, Enträtselung der [[Seele]]“) ist eine [[Psychologie|psychologische]] Theorie, die um 1890 von dem Wiener [[Neurologe]]n [[Sigmund Freud]] begründet wurde. Aus der Psychoanalyse heraus haben sich später die verschiedenen Schulen der [[Tiefenpsychologie]] entwickelt.
Das '''Auge der Vorsehung''', auch '''allsehendes Auge''', '''Auge Gottes''' oder '''Gottesauge''' genannt, ist ein [[Symbol]] der [[Gott|göttlichen]] [[Vorsehung]]. Es wird als ein von einem Strahlenkranz umgebenes Auge dargestellt, das meist von einem [[Dreieck]] umschlossen ist, das auf die [[Trinität]] verweist. Dieses Dreieck schließt auch die Aspekte mit ein, die der Zahl [[Drei]] nachgesagt werden, die von alters her als Annäherung an die [[Kreiszahl]] bekannt war<ref>{{B|1 Kön|7|23-26}}: In dieser Beschreibung findet sich indirekt die Drei als Annäherung an die Kreiszahl.</ref> und daher als heilige, „göttliche“ Zahl galt.


Der Begriff „Psychoanalyse“ steht sowohl für das auf Freuds Theorien über die [[Psychodynamik]] des [[Unbewusstes|Unbewussten]] gegründete Beschreibungs- und Erklärungsmodell der menschlichen [[Psyche]] als auch für die ''psychoanalytischen Therapien'' – eine Gruppe von Verfahren zur Behandlung innerer und zwischenmenschlicher Konflikte – sowie für die ''psychoanalytische Methodik'', die sich auch mit der Untersuchung [[kultur]]eller Phänomene beschäftigt. In allen drei Aspekten wird die Psychoanalyse bis heute von Klinikern und Forschern weiterentwickelt und verändert; so ist die moderne Psychoanalyse durch einen theoretischen, methodischen und therapeutischen Pluralismus charakterisiert.
== Ursprung ==
=== Das Sonnenauge ===
[[Datei:Das linke und rechte Auge des Re.jpg|thumb|Das linke und rechte Auge des Re auf einer altägyptischen Grabstele]]
In der frühen [[Wikipedia:Ägyptische Mythologie|ägyptischen Mythologie]] wurde das [[Auge des Re|Sonnenauge des Re]] beispielsweise in oder über einer Abbildung einer nach Osten orientierten [[Wikipedia:Scheintür|Scheintür]] angebracht. Diese Symbolik wird im [[Nutbuch]] oft verwendet. Der [[Sonnengott]] [[Re (Ägyptische Mythologie)|Re]] nimmt kurz vor [[Sonnenaufgang]] die Gestalt eines [[Falken]] an. Damit schlüpft Re in die Rolle von „[[Harmachis|Horus im Horizont]]“. Dass Re tatsächlich als Horus verstanden wird, zeigt die spätere Nennung von [[Osiris]] als „seinen Vater“. Das Auftreten als „Horus im Horizont“ ist mit dem Vorgang der [[Reinkarnation|Wiedergeburt]] verbunden. Nach den Vorstellungen aufgrund der [[Wikipedia:Altägyptische Religion|altägyptischen Religion]] durchschritt der Verstorbene die Scheintür, um ähnlich wie Re täglich wiedergeboren zu werden.  


== Anerkennenswertes ==
In der [[Wikipedia:Indische Mythologie|indischen Mythologie]] taucht das Sonnenauge in Form der Gottheit [[Surya]] auf, im [[Zoroastrismus]] als Auge des [[Mithras|Mithra]].


<div style="margin-left:20px">
=== Das Mondauge ===
"Diese Psychoanalyse hat wenigstens die Menschen aufmerksam gemacht darauf, dass Seelisches als Seelisches zu nehmen ist." {{Lit|{{G|178|144}}}}
Im [[Wikipedia:Altes Reich (Ägypten)|Alten Reich]] rückte der [[Mondgott]] [[Thot]] an die zweite Stelle hinter Re und ist mit den Bezeichnungen „Wesir des Re“, „Schreiber des Re“ und „Kind von Re“ belegt.<ref>Vgl. Tycho Q. Mrsich: ''Fragen zum altägyptischen Recht der „Isolationsperiode“ vor dem Neuen Reich – Ein Forschungsbericht aus dem Arbeitskreis „Historiogenese von Rechtsnormen“'', Utz, München 2005, § 33.</ref> Thot erhielt als [[Mond]] selbst die Nebenbezeichnung „[[Aton|silberne Sonne]]“ und war zugleich Herr des Mondauges.
</div>


<div style="margin-left:20px">
Hintergrund für die Rolle als Beschützer und Retter des Mondauges bildet der [[Osirismythos|Osiris-Mythos]]: Er fand das verschwundene verletzte Auge wieder und heilte es. Besonders deutlich werden seine Parallelen im Vergleich als kosmisches Wesen: „Thot als Licht- und Mondgott entsteht aus dem dunklen Chaos des [[Seth (Ägyptische Mythologie)|Seth]]“. Symbolisch steht das Mondauge damit für Regeneration, Erneuerung und Heilung.
"Also immerhin sicher ein Weg, auf dem die Leute suchen, aus dem bloßen Materialismus herauszukommen und das Seelische ins Auge zu fassen." {{Lit|{{G|178|135}}}}
</div>


Werden die Beobachtungen aus der Psychoanalyse richtig interpretiert, können sie für den Geisteswissenschaftler durchaus interessant sein.<ref>{{G|309|98}}</ref>
== Zurvanismus ==
Bereits im 4. Jahrhundert vor Christus setzte man im [[Zurvanismus]] über die beiden Götter des dualistischen [[Zoroastrismus]], einen dritten, allmächtigen Gott: ''Zurvan akarano'' war Gott von Zeit und Raum und der Vater von [[Ahura Mazda]], dem Gott der Weisheit und von [[Ahriman]], dem Gott des Bösen. Zurvan wurde durch das sogenannte ''Auge der Vorhersehung'' in einem Dreieck symbolisiert, das die dreigestaltige Zeit in Form von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bzw. des Wachstums, der Fruchtbarkeit und das Altern versinnbildlicht.


Auch die lindernde Wirkung, durch die Möglichkeit {{"|sich über das auszusprechen, was  einen drückt}}<ref>{{G|130|143}} </ref>, hebt [[Rudolf Steiner]] als positiven Aspekt hervor.
== Judentum und Christentum ==
[[Datei:Kamienna Góra, cmentarz żydowski, fragment macewy DSCF7708.jpg|thumb|Auge Gottes, Fragment eines Grabsteins auf dem jüdischen Friedhof von [[Wikipedia:Kamienna Góra|Kamienna Góra]]]]
[[Datei:Domhof Aachen eye of god.jpg|thumb|Darstellung des Auges Gottes am Domhof zu Aachen]]
Auch in der Bibel erscheint das Auge als Symbol der [[Allgegenwart (Theologie)|Allgegenwart]] Gottes. So heißt es im Alten Testament in {{B|Spr.|15|3}}: „An jedem Ort sind die Augen des Herrn, sie wachen über Gute und Böse.


== Geistiger Hintergrund ==
Stilbildend für das Symbol des Auges Gottes waren verschiedene Illustrationen der ersten Gesamtausgaben des Werkes des [[Mystik]]ers [[Jakob Böhme]] in Holland, Deutschland und England in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die nachweislich früheste Darstellung des Auges Gottes in einem Dreieck, einem Symbol der [[Dreifaltigkeit]], findet sich auf einer Medaille des englischen Königs [[Wikipedia:Karl II. (England)|Karls II.]] aus dem Jahre 1660. Auch hier vermuten Autoren wie [[Wikipedia:Christoph Geissmar|Christoph Geissmar]], dass die Entstehung dieser Medaille mit der Übertragung der Schriften Jakob Böhmes ins Englische zusammenhängen könnte.


Die geistige Hintergrund der Erkrankungen, auf deren Heilung die Psychoanalyse abzielt, ist nach [[Rudolf Steiner]] darin zu sehen, dass gegenwärtig der obere, bewusstere Teil des [[Astralleib]]s immer kleiner wird, während der untere, unbewusste Teil immer mehr anwächst. Diese Tendenz wird sich weiter fortsetzen. Dadurch bilden sich im [[Unterbewusstsein]] vermehrt krankheitsbildende «verborgene Seelenprovinzen», die die Psychoanalyse ins [[Bewusstsein]] zu heben versucht, um die durch sie bedingte seelische Verletzung zu heilen.
{{Zitat|1677 begegnet das Auge Gottes im Dreieck mit Wolkenring sodann in der Bekrönung des Heilig-Kreuz-Altars der nördlichen Kreuzkapelle des [[Wikipedia:Kloster Springborn|Klosters Springborn]] (Bildhauer [[Wikipedia:Joh. Schmitt|Joh. Schmitt]]) in [[Wikipedia:Rößel|Rößel]] (Polen); 1683 auf der deutschen (österreichischen) Medaille auf die erste Belagerung Wiens; 1690 wiederum auf einer englischen Medaille [[Wikipedia:Wilhelm III. (Oranien)|König Wilhelms&nbsp;III.]] (1689–1702). In der Folge ist das Auge Gottes mit und ohne Dreieck sozusagen allgegenwärtig|[[Wikipedia:Georg Stuhlfauth|Georg Stuhlfauth]]|''Das Dreieck&nbsp;- …'', S.&nbsp;26&nbsp;f.}}


<div Style="margin-left:20px">
== Freimaurerei ==
„Sehen Sie, da finden
[[Datei:MasonicEyeOfProvidence.gif|thumb|Frühe Version des allsehenden Auges der [[Freimaurerei|Freimaurer]] mit Wolken und halbem Strahlenkranz.]]
Sie heute, indem die naturwissenschaftlich-medizinischen Anschauungen
über den Menschen erweitert werden, daß es Menschen
gibt, die im späteren Leben irgendwie in nervöse Zustände
bekommen, die sich bis in die physische Konstitution des Menschen
hineinerstrecken können, die zu wirklichen Krankheitsbildern
führen. Da sieht dann die gegenwärtige Medizin, wie sie ohnmächtig
ist, diese Krankheitsbilder in irgendeiner Weise anschaulich
zu beherrschen, eine Pathologie bis zur Therapie zu treiben.
Ich war selber ein unmittelbarer Zeitgenosse, als der ausgezeichnete
Wiener Arzt, der Internist Breuer, einmal vor einem solchen Fall
stand, wo etwas auftrat an einer Persönlichkeit, das aus physischer
Forschungsmethode nicht mehr pathologisch zu fassen war. Da
wurde zu der damals ja immer beliebter werdenden Hypnose Zuflucht
genommen. Da versetzte man die Persönlichkeit in eine
Hypnose. Man kam tatsächlich durch das Erforschen des hypnotisehen
Zustandes darauf, wie ein furchtbar schockierendes, ein
furchtbar schreckmachendes Lebensereignis in einer früheren Lebensepoche
da war. Dieses Lebensereignis war gewissermaßen, so
konnte man sich es dazumal nur erklären, hinuntergezogen in die
untere Region des menschlichen Lebens, wo das Unterbewußte,
das Unbewußte lagert. Da bildete es gewissermaßen eine «verborgene
Seelenprovinz». Aber wenn der Mensch auch von so etwas
nichts weiß, so ist es doch da in seinem Leben. Und es kann sogar
krankheitserzeugend da sein. Dann hat man etwas in dem Menschen
drinnen, was nur ein seelisches Erlebnis war, was nachwirkt,
nachrumort, was gewissermaßen eine isolierte Provinz im Seelenleben
ist, deren sich der Mensch nicht bewußt ist.


Man kam darauf: Wenn man den Menschen daran erinnert,
Das ''Auge der Vorsehung'' erscheint auch als Teil der Freimaurersymbolik und wurde aus kirchlichen Gebräuchen übernommen. In vielen [[Freimaurerloge]]n leuchtet es im „Osten“ über dem [[Meister vom Stuhl|Stuhl des Meisters]] und spielt vielfach im Meistergrad, besonders in den Systemen, die den esoterischen Aspekt betonen, eine Rolle.<ref>Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurerlexikon. F.A. Herbig, 2000, S. 96.</ref> Häufig hat das freimaurerische ''Auge der Vorsehung'' einen halben Strahlenkranz unterhalb des Auges – oftmals sind die untersten Strahlen dabei nach unten verlängert.
wenn man so etwas heraufbringt ins Bewußtsein, so daß er es bewußt
ergreift, so kann es zur Heilung führen.


Solche Tatsachen wird man aber im gegenwärtigen Erdenleben
Das offene Auge symbolisiert die sich stets enthüllende Wahrheit, fordert zu Weisheit auf und appelliert an das Gewissen. Über die [[Kausalität]] als Ursache-Wirkung-Prinzip repräsentiert es das Gute, welches das Böse stellt, um es zu besiegen. Insbesondere christliche Freimaurerlogen verwenden ein Bibelzitat {{Bibel|Joh|1|1}}, um auf den mehrdeutigen Begriff des [[Logos]] hinzuweisen, der mit dem [[Allmächtiger Baumeister aller Welten|allmächtigen Baumeister aller Welten]] gleichgesetzt wird und in erster Linie das Vernunftprinzip des Weltalls repräsentiert. Ebenso wird das Auge daher auch durch ein „G“ ersetzt, dessen Deutung ebenso vielfältig ist.
immer mehr und mehr finden. Aber man wird wissen müssen,
wenn man verstehen will, warum die Menschheit befallen wird von
solchen Zuständen - und immer mehr und mehr wird sie davon
befallen werden -, man wird wissen müssen aus einer geistigen
Erkenntnis heraus, wie es mit dem Immer-Kleinerwerden des oberen
Teiles des astralischen Leibes wird, und wie in dem immer
größerwerdenden unteren Teil des astralischen Leibes eine Tendenz
besteht zur Ansammlung von solchen unterbewußten Seelenprovinzen.
Man wird aufsteigen müssen von der seelenhaften Erkenntnis
des Menschen zu der historischen Geist-Erkenntnis, zu
der kosmischen Geist-Erkenntnis, um überhaupt solche Erscheinungen
erklären zu können. Breuer war eine tiefere Natur - ich
kannte ihn sehr gut - und ließ, weil er empfand, daß man in dieser
Weise nicht weitergehen kann mit dem bloßen Wissen der Gegenwart,
sozusagen den Faden der Forschung fallen. Dann nahmen ihn
andere auf, Freud vor allen Dingen und seine Nachfolger, und es
wurde dasjenige daraus, was gegenwärtig als Psychoanalyse überall
funktioniert. Die beruht auf etwas durchaus Wahrem, denn die
Erscheinungen sind da. Man ist genötigt, dasjenige, was sich physisch
ausdrückt, im Seelenhaften zu suchen. Der Gedanke ist richtig;
aber man hat nicht die Wissenschaft, um das zu beherrschen,
denn diese Wissenschaft würde erst die Geisteswissenschaft sein.
Und so tritt diese Psychoanalyse, die auf der ganz natürlichen,
historisch vor sich gehenden Defektheit des oberen astralischen
Leibes des Menschen beruht, mit diesen Tatsachen auf bei Leuten,
die erstens Dilettanten sind in der Seelenforschung, in der Geistesforschung,
aber die auch Dilettanten sind in der Leibesforschung,
in der Körperforschung, denn sie wissen nicht dem Geist in den
Leib hinein zu folgen. So kommen zwei Dilettantismen zusammen,
die wirklich einander gleich sind, denn diese Leute wissen wirklich
so wenig vom wirklichen Seelen- und Geistesleben des Menschen
wie vom physischen und ätherischen Leben. Diese zwei Größen
kommen zusammen, und wenn zwei gleiche Größen aufeinander
wirken, so multiplizieren sie sich: a x a = a<sup>2</sup> oder D x D = D<sup>2</sup>,
Dilettantismus multipliziert mit Dilettantismus ist Dilettantismus
zum Quadrat. Es ist tatsächlich so, daß ein Richtiges, etwas, was
auf ganz richtigen Unterlagen beruht, durch die Ohnmacht der
Forschung in der Gegenwart eben als Dilettantismus sich darstellt.
Aber man sieht in so etwas das Streben nach dem Richtigen. Man
darf so etwas wie Psychoanalyse nicht wiederum hinstellen als etwas,
was des Teufels ist, sondern als etwas, worin sich zeigt, daß
unsere Zeit das will, was sie eben nicht kann, daher so etwas, wie
das, was in der Psychoanalyse auftritt, erst in sein richtiges Fahrwasser
eintreten wird, wenn es in die Geistesforschung mündet.“ {{GZ||227|292ff}}
</div>


== Die unzulänglichen Erkenntnismittel der Psychoanalyse ==
Das Auge ist häufig von einem Dreieck umschlossen. Es ist das Zeichen des Feuers und der aufklärenden Wissenschaft und dient der [[Wikipedia:Triangulation (Geodäsie)|Messung der größten Distanzen]], aber auch der Dreifaltigkeit im Christentum. Dabei wird das Dreieck hier als Bezug zur freimaurerischen Zahl Drei in der [[Numerologie]] verstanden. Die erste offizielle freimaurerische Erwähnung des Symbols ''Auge der Vorsehung'' erfolgte 1772 in der Schrift ''Illustrations of Masonry'' von William Preston (1742–1818).<ref>[http://www.lodge-prudentia.com/Books/Preston-Illustrations.pdf ''Illustrations of Masonry.''] (PDF; ''Illustrations of Masonry'', by William Preston (1742-1818))</ref>


<div style="margin-left:20px">
Das [[Goldenes Dreieck|Goldene Dreieck]], das in der [[Tempellegende]] erwähnt wird, ist ein [[Okkultismus|okkultes]] Symbol für die drei höheren [[Geistige Wesensglieder|geistigen Wesensglieder]] des [[Mensch]]en ([[Geistselbst]], [[Lebensgeist]] und [[Geistesmensch]]).
"So dass man sagen kann: Psychoanalyse ist in unserer Zeit eine Erscheinung, welche die Menschen nötigt, aufmerksam zu werden auf gewisse Seelenvorgänge; auf der andern Seite aber veranlasst sie die Menschen, solche Seelenerscheinungen mit, ich möchte sagen, unzulänglichen Erkenntnismitteln zu betrachten. Und das ist ganz besonders bedeutsam, weil diese Betrachtung mit unzulänglichen Erkenntnismitteln einer Sache, die ganz augenscheinlich da ist und die menschliche Erkenntnis in der Gegenwart herausfordert, zu den mannigfaltigsten schweren Verirrungen führt und nicht ungefährlich ist für das soziale Leben, für die Fortentwickelung der Erkenntnis und den Einfluß dieser Fortentwickelung der Erkenntnis auf das soziale Leben.


Man kann schon sagen: Viertelswahrheiten können unter Umständen schädlicher sein als ganze Irrtümer. Und als eine Art von Viertelswahrheiten müssen schon die Dinge betrachtet werden, welche bei den psychoanalytischen Theoretikern heute zutage treten." {{Lit|{{G|178|124}}}}
[[Datei:GA265 371.gif|left|250px|Zeichnung aus GA 265, S. 371]]
</div>
{{GZ|Das Auge ist das göttliche Kraftauge
hinter aller vergänglichen
Wesenheit, ja noch hinter der siebengliedrigen
Menschennatur.
Man erlangt davon eine Vorstellung,
wenn man sich erinnert an
des Augustinus' Worte:


<div style="margin-left:20px">
<center>«Der Mensch sieht die Dinge, wie sie sind.<br />
"Die Psychoanalyse macht vor allen Dingen den Fehler, daß sie Erscheinungen isoliert betrachtet, die nur, wenn sie an andere Erscheinungsreihen angeschlossen werden, erklärbar sind. Durch diese einseitige Betrachtung entstehen Fehler." {{Lit|{{G|301|243}}}}
Sie sind, wie Gott sie sieht.»</center>
</div>


== Hereinwirkung der Toten in das Unterbewusstsein ==
Das menschliche Sehen ist passiv, die Dinge müssen da sein, damit
der Mensch sie sehen könne. Gottes Schauen schafft im Hinschauen
die Dinge. Das Dreieck um das Auge ist


<div style="margin-left:20px">
::Geistselbst (Manas)
"Würde der Materialismus
::Lebensgeist (Budhi)
siegen, so würden die Menschen immer mehr und mehr den Glauben
::Geistesmensch (Atma)
haben: Alles, was vom Toten übrig ist, ist in der Urne oder im Grabe
verwesend. - Dieser Gedanke ist aber eine reale Macht. Er ist eine
Unwahrheit. Wenn der hier Zurückbleibende denkt: Der Tote ist
nicht mehr lebend, der Tote ist nicht mehr da - , so ist es ein falscher
Gedanke, aber dieser falsche Gedanke ist doch in den Seelen, die ihn
denken, real, ist doch wirklich. Diesen wirklichen Gedanken nimmt
der Tote wahr; er nimmt ihn als sehr bedeutsam für sich wahr. Und
das ist nicht einerlei, sondern im Gegenteil von grundwesentlicher
Bedeutung, ob derjenige, der hier zurückbleibt, in lebendigem innerem
Seelenleben pflegt den Gedanken an den fortlebenden Toten, an
den in der geistigen Welt befindlichen Toten, oder ob er mehr oder
weniger sich dem Jammergedanken hingibt: Der Tote ist eben tot,
verwest. - Das ist nicht nur nicht gleichgültig, sondern es ist ein
ganz wesentlicher Unterschied [...]


Und jetzt beginnt das gefährliche Spiel. Da suchen nun die Psychoanalytiker
Die Strahlen sind das «Ich» - es scheint die obere Dreiheit durch das
alles mögliche als isolierte, unterirdische, verborgene
Ich in die unteren Glieder der Menschennatur.
Seelenprovinz, wie sie sich ausdrücken; suchen nach bei jemand,
der hysterisch in seinem dreißigsten Jahre ist, nach Verirrungen in
seinem siebenten Jahre, die dazumal nicht ausgelebt worden sind,
die man ihm wieder ins Bewußtsein bringen muß, weil dieses Ins-
Bewußtsein-Bringen heilen soll und so weiter. Es ist ein Spiel mit
außerordentlich gefährlichen Waffen! [...] Es ist wahr, in vielen Menschen spielt heute Unterbewußtes,
das nicht heraufkommt ins Bewußtsein. Aber das, was die Psychoanalytiker
herauszufinden glauben, ist in der Regel das allerwenigst
Bedeutsame; deshalb werden auch die Heilerfolge in der Regel recht
fragliche sein. Wenn man irgendeine dreißigjährige Dame findet und
eine sexuelle Verirrung in ihrem vierzehnten Jahre, die sich nicht ausgelebt
hat, und die daher fortwuchert und die Hysterie bewirkt, so
hat man noch das Allerunbeträchtlichste [...]


Denken Sie an das, was ich schon angeführt habe. Der Gedanke an
Diese sind symbolisiert:
den nicht mehr vorhandenen Toten, der lebt in der Seele, lebt irgendwie,
ohne daß die Seele eigentlich viel darüber nachdenkt, lebt bloß
deshalb, weil die Seele heute noch gedankenlos ist, und diese Seele ist
etwas empfindlich für solche gedankenlose Gedanken - dann ist der
Tote durch die ewigen Weltgesetze gezwungen, mit diesen Gedanken
zu leben; der Tote spukt in der Seele des zurückgebliebenen Lebendigen.
Dem ist nur zu begegnen dadurch, daß man weiß, der Tote
lebt. Und immer mehr und mehr werden durch den Unglauben an das
Leben der Toten die Menschen auf dem physischen Plane in Seelenkrankheiten
hineingetrieben werden. Es sind in der Regel nicht
sexuelle Jugendverirrungen, es sind die Gedanken des Unglaubens,
die diese Erscheinungen bewirken. Denn die Gedanken haben in
unserer Zeit den Beruf, reale Mächte zu werden, nicht nur solche
reale Mächte, die für sich wirken; für sich wirken sie, indem die Seele
nach dem Tode immer ähnlicher wird dem, als was sie sich vorstellt
in dem Leibe; in höherem Sinne noch werden diese Gedanken reale
Mächte dadurch, daß sie sogar Wesen, in diesem Falle die Toten
selber, in einer unrichtigen Weise verbinden mit den Lebenden. Nur
dadurch, daß man, so gut man es kann, die Gedankenverbindung mit
dem Verstorbenen aufrecht erhält als einem Fortlebenden, rettet man
auch sich davor, daß das Verhältnis zum Toten verhängnisvoll wird
für den zurückgebliebenen Lebenden, und in gewisser Beziehung
auch für den Verstorbenen selbst, der fortwährend aus einem ewigen,
weisheitsvollen Gesetze heraus in die Notwendigkeit versetzt ist, in
dem Zurückgebliebenen so zu spuken, daß dem Zurückgebliebenen
dies nicht einmal zum Bewußtsein kommt, sondern in krankhaften
Erscheinungen sich auslebt.


Fragen Sie jetzt: Was wird das wirkliche Heilmittel für viele solche
::1. durch den beleuchteten Teil der Wolken: der Astralleib
Erscheinungen sein, wie sie dem Psychoanalytiker heute entgegentreten?
::2. durch den unbeleuchteten Teil der Wolken: der Ätherleib
- Die Verbreitung der Kenntnis von der geistigen Welt. Die
::3. durch die darumliegende Finsternis: der physische Leib.|265|371}}
ist das allgemeine Heilmittel, die allgemeine Therapie, nicht diese
individuelle Behandlung, die man einem einzelnen angedeihen läßt." {{Lit|{{G|178|111ff}}}}
</div>


== Psychoanalyse und Karma ==
== Illuminaten ==
Heutige [[Verschwörungstheorie|Verschwörungstheoretiker]] bringen das Symbol mit [[Geheimgesellschaft]]en in Verbindung, besonders mit dem 1776 von dem Ingolstädter Professor [[Adam Weishaupt]] gegründeten bayerischen Geheimgesellschaft der [[Illuminatenorden|Illuminaten]].


<div style="margin-left:20px">
Ein Zusammenhang zwischen dem Siegel der Vereinigten Staaten und den Illuminaten lässt sich nicht nachweisen. Bis zu ihrem Verbot 1784 durch den bayerischen Kurfürst [[Wikipedia:Karl Theodor (Pfalz und Bayern)|Karl Theodor]] hatten die Illuminaten höchstens 2500 Mitglieder und gewannen diese meistens aus deutschen Freimaurerlogen. Viele wurden verhaftet, unter der Angabe, sie seien „notorische [[Wikipedia:Freidenker|Freidenker]]“. Unter dem Freimaurer [[Wikipedia:Johann Joachim Christoph Bode|Johann Joachim Christoph Bode]] fand 1785 die Ordenstätigkeit in der Weimarer Minervalkirche ihr Ende.
"Denken Sie sich das Verhältnis des Pädagogen, der psychoanalytisch vorgehen will, zu einem Zögling oder zu einem Patienten. Indem er sich heranmacht an seinen Seeleninhalt, der in die Gefühlssphäre hineinrutscht, macht er sich nicht nur an das individuelle Leben des Menschen heran, sondern er macht sich heran an das umfassende Leben, das über das Individuelle weit hinausgeht. Für dieses umfassende Leben liegen aber zwischen den Menschen nicht Zusammenhänge vor, die sich durch bloße Vorstellungen erschöpfen lassen, sondern die führen hinein in reale Lebenszusammenhänge - das ist sehr wichtig! Denken Sie also, es würde ein solches Verhältnis des psychoanalytischen Erziehers zu dem Zögling stattfinden, so würde das, was sich da abspielt, sich nicht abspielen können bloß auf dem Vorstellungsgebiete, indem man dem Betreffenden etwas beibringt, sondern es würden sich reale karmische Beziehungen anknüpfen müssen, weil man viel mehr in das Leben hineingreift. Man würde gewissermaßen das betreffende Individuum herausreißen aus seinem Karma, würde es in seinem karmischen Verlauf ändern. Das kann nicht gehen, dass man dasjenige, was über das Individuum hinausführt, individuell behandelt, sondern das muss generell, allgemein-menschlich behandelt werden. Wir sind in einer gewissen Zeitepoche zusammengeführt, also muss wirken ein Gemeinsames, sobald man über das Individuelle hinausgeht. Das heißt, es darf nicht gegenübertreten Individuum dem Individuum und das Individuum therapeutisch oder pädagogisch so behandeln, wie es der Psychoanalytiker macht, sondern es muss etwas Allgemeines eintreten. In die Zeitkultur muss etwas hereintreten, was die Seele hinweist auf dasjenige, was sonst unterbewusst bleibt; und das, was heraufzieht, das muss nur Milieu werden, nicht eine Angelegenheit, die sich von Individuum zu Individuum abspielt.
Hier liegt der große Fehler, der gemacht wird, der von einer ungeheuren Tragweite, von einer riesigen Bedeutung ist. Statt die Bestrebung dahinzuführen, das Geistesleben zu durchdringen mit dem, was Wissen von der geistigen Welt werden kann, wie es in der Gegenwart sein muss, sperrt man diejenigen Seelen, an denen sich zeigt, wie das zurückgestaute Geistesleben krankhaft wirkt, in Sanatorien ein und behandelt einen einzelnen. Das kann niemals zu etwas anderem führen, als dass karmisch verworrene Verhältnisse sich anknüpfen, dass aus dem, was sich vollzieht zwischen den Individuen, nicht herauskommt ein wirkliches Heben des unterbewussten Seeleninhaltes, sondern dass sich karmische Beziehungen zwischen den Behandelnden und dem Behandelten anknüpfen, weil es übergreift in das Individuelle." {{Lit|{{G|178|167}}}}
</div>


== Siehe auch ==
== Vereinigte Staaten ==
[[Datei:SealOfTheUS Prototype.png|miniatur|hochkant|Simitières Skizze von 1776]]


[[Sigmund Freud]], [[Carl Gustav Jung]], [[Assoziation (Psychologie)]], [[Hypnose]]
1782 wurde das ''Auge der Vorsehung'' Teil der Symbolik auf der Rückseite des [[Wikipedia:Siegel der Vereinigten Staaten|Siegels der Vereinigten Staaten]] und wurde von dem 1776  mit dem Entwurf betrauten Komitee vorgestellt. Die Idee der Verwendung des allsehenden Auges im Strahlenkranz geht auf einen Vorschlag des künstlerischen Beraters [[Wikipedia:Pierre Eugène du Simitière|Pierre Eugène du Simitière]] zurück. Die Pyramide (ohne das allsehende Auge) stammt von [[Wikipedia:Francis Hopkinson|Francis Hopkinson]], der diese 1778 ursprünglich für einen 50-Dollar-Schein entwarf, der zu jener Zeit im Umlauf war. [[William Barton]] fügte schließlich 1782 diese beiden Symbole zum ''Auge der Vorsehung'' über der Pyramide zusammen. Das Wappen wird auf Dokumenten der Vereinigten Staaten verwendet. Ebenfalls befindet sich das ''Auge der Vorsehung'' auf der Rückseite der [[Wikipedia:US-Dollar|Ein-Dollar-Note]].
 
== Galerie ==
<gallery>
Datei:QuoModoDeum.gif|Holzschnitt der [[Alchemie]] mit dem allsehenden Auge
Datei:Declaration of Human Rights.jpg|Auge der Vorsehung über der französischen [[Wikipedia:Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte|]] 1789
Datei:Wappen Jauch 2. Fassung.JPG|Auge der Vorsehung im [[Wikipedia:Redendes Wappen|redenden Wappen]] der [[Wikipedia:Jauch (Hanseatengeschlecht)|Jauch]]
Great Seal of United States.jpg|miniatur|hochkant|Ein-Dollar-Note der Vereinigten Staaten
</gallery>


== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen'', [[GA 178]] (1992), ISBN 3-7274-1780-3 {{Vorträge|178}}
* [[Wikipedia:Christoph Geissmar|Christoph Geissmar]]: ''Das Auge Gottes – Bilder zu Jakob Böhme''. Wiesbaden 1993
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Pädagogik und ihre Voraussetzungen'', [[GA 309]] (1981), ISBN 3-7274-3090-7 {{Vorträge|309}}
* Georg Stuhlfauth: ''Das Dreieck – Die Geschichte eines religiösen Symbols''. Stuttgart 1937
#Rudolf Steiner: ''Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit'', [[GA 130]] (1995), ISBN 3-7274-1300-X {{Vorträge|130}}
* [[Wikipedia:Alexandra von Lieven|Alexandra von Lieven]]: ''Grundriss des Laufes der Sterne – Das sogenannte Nutbuch''. The Carsten Niebuhr Institute of Ancient Eastern Studies (u.&nbsp;a.), Kopenhagen 2007, ISBN 978-87-635-0406-5
#Rudolf Steiner: ''Initiations-Erkenntnis'', [[GA 227]] (2000), ISBN 3-7274-2271-8 {{Vorträge|227}}
* Aloys Henning: ''Zur Symbolsprache des Auges in Mythologie und Geschichte.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen'' 24, 2005, S. 329–340
#Rudolf Steiner: ''Die Erneuerung der pädagogisch-didaktischen Kunst durch Geisteswissenschaft'', [[GA 301]] (1991), ISBN 3-7274-3010-9 {{Vorträge|301}}
* Rudolf Steiner: ''Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914'', [[GA 265]] (1987), ISBN 3-7274-2650-0 {{Vorträge|265}}
#[[Rudy Vandercruysse]]: ''Die therapeutische Dimension des Denkens: anthroposophische Aspekte zur Psychoanalyse'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1999, ISBN 3772518559


{{GA}}
{{GA}}
== Weblinks ==
{{Commons|Eye of Providence|Auge der Vorsehung}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references/>
 
[[Kategorie:Symbol]]
[[Kategorie:Religion]]
[[Kategorie:Freimaurer]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Psychoanalyse|!]]

Version vom 11. Dezember 2016, 10:41 Uhr

Stilisierte Darstellung des Auges der Vorsehung

Das Auge der Vorsehung, auch allsehendes Auge, Auge Gottes oder Gottesauge genannt, ist ein Symbol der göttlichen Vorsehung. Es wird als ein von einem Strahlenkranz umgebenes Auge dargestellt, das meist von einem Dreieck umschlossen ist, das auf die Trinität verweist. Dieses Dreieck schließt auch die Aspekte mit ein, die der Zahl Drei nachgesagt werden, die von alters her als Annäherung an die Kreiszahl bekannt war[1] und daher als heilige, „göttliche“ Zahl galt.

Ursprung

Das Sonnenauge

Das linke und rechte Auge des Re auf einer altägyptischen Grabstele

In der frühen ägyptischen Mythologie wurde das Sonnenauge des Re beispielsweise in oder über einer Abbildung einer nach Osten orientierten Scheintür angebracht. Diese Symbolik wird im Nutbuch oft verwendet. Der Sonnengott Re nimmt kurz vor Sonnenaufgang die Gestalt eines Falken an. Damit schlüpft Re in die Rolle von „Horus im Horizont“. Dass Re tatsächlich als Horus verstanden wird, zeigt die spätere Nennung von Osiris als „seinen Vater“. Das Auftreten als „Horus im Horizont“ ist mit dem Vorgang der Wiedergeburt verbunden. Nach den Vorstellungen aufgrund der altägyptischen Religion durchschritt der Verstorbene die Scheintür, um ähnlich wie Re täglich wiedergeboren zu werden.

In der indischen Mythologie taucht das Sonnenauge in Form der Gottheit Surya auf, im Zoroastrismus als Auge des Mithra.

Das Mondauge

Im Alten Reich rückte der Mondgott Thot an die zweite Stelle hinter Re und ist mit den Bezeichnungen „Wesir des Re“, „Schreiber des Re“ und „Kind von Re“ belegt.[2] Thot erhielt als Mond selbst die Nebenbezeichnung „silberne Sonne“ und war zugleich Herr des Mondauges.

Hintergrund für die Rolle als Beschützer und Retter des Mondauges bildet der Osiris-Mythos: Er fand das verschwundene verletzte Auge wieder und heilte es. Besonders deutlich werden seine Parallelen im Vergleich als kosmisches Wesen: „Thot als Licht- und Mondgott entsteht aus dem dunklen Chaos des Seth“. Symbolisch steht das Mondauge damit für Regeneration, Erneuerung und Heilung.

Zurvanismus

Bereits im 4. Jahrhundert vor Christus setzte man im Zurvanismus über die beiden Götter des dualistischen Zoroastrismus, einen dritten, allmächtigen Gott: Zurvan akarano war Gott von Zeit und Raum und der Vater von Ahura Mazda, dem Gott der Weisheit und von Ahriman, dem Gott des Bösen. Zurvan wurde durch das sogenannte Auge der Vorhersehung in einem Dreieck symbolisiert, das die dreigestaltige Zeit in Form von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bzw. des Wachstums, der Fruchtbarkeit und das Altern versinnbildlicht.

Judentum und Christentum

Auge Gottes, Fragment eines Grabsteins auf dem jüdischen Friedhof von Kamienna Góra
Darstellung des Auges Gottes am Domhof zu Aachen

Auch in der Bibel erscheint das Auge als Symbol der Allgegenwart Gottes. So heißt es im Alten Testament in Spr. 15,3 EU: „An jedem Ort sind die Augen des Herrn, sie wachen über Gute und Böse.“

Stilbildend für das Symbol des Auges Gottes waren verschiedene Illustrationen der ersten Gesamtausgaben des Werkes des Mystikers Jakob Böhme in Holland, Deutschland und England in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die nachweislich früheste Darstellung des Auges Gottes in einem Dreieck, einem Symbol der Dreifaltigkeit, findet sich auf einer Medaille des englischen Königs Karls II. aus dem Jahre 1660. Auch hier vermuten Autoren wie Christoph Geissmar, dass die Entstehung dieser Medaille mit der Übertragung der Schriften Jakob Böhmes ins Englische zusammenhängen könnte.

„1677 begegnet das Auge Gottes im Dreieck mit Wolkenring sodann in der Bekrönung des Heilig-Kreuz-Altars der nördlichen Kreuzkapelle des Klosters Springborn (Bildhauer Joh. Schmitt) in Rößel (Polen); 1683 auf der deutschen (österreichischen) Medaille auf die erste Belagerung Wiens; 1690 wiederum auf einer englischen Medaille König Wilhelms III. (1689–1702). In der Folge ist das Auge Gottes mit und ohne Dreieck sozusagen allgegenwärtig“

Georg Stuhlfauth: Das Dreieck - …, S. 26 f.

Freimaurerei

Frühe Version des allsehenden Auges der Freimaurer mit Wolken und halbem Strahlenkranz.

Das Auge der Vorsehung erscheint auch als Teil der Freimaurersymbolik und wurde aus kirchlichen Gebräuchen übernommen. In vielen Freimaurerlogen leuchtet es im „Osten“ über dem Stuhl des Meisters und spielt vielfach im Meistergrad, besonders in den Systemen, die den esoterischen Aspekt betonen, eine Rolle.[3] Häufig hat das freimaurerische Auge der Vorsehung einen halben Strahlenkranz unterhalb des Auges – oftmals sind die untersten Strahlen dabei nach unten verlängert.

Das offene Auge symbolisiert die sich stets enthüllende Wahrheit, fordert zu Weisheit auf und appelliert an das Gewissen. Über die Kausalität als Ursache-Wirkung-Prinzip repräsentiert es das Gute, welches das Böse stellt, um es zu besiegen. Insbesondere christliche Freimaurerlogen verwenden ein Bibelzitat (Joh 1,1 EU), um auf den mehrdeutigen Begriff des Logos hinzuweisen, der mit dem allmächtigen Baumeister aller Welten gleichgesetzt wird und in erster Linie das Vernunftprinzip des Weltalls repräsentiert. Ebenso wird das Auge daher auch durch ein „G“ ersetzt, dessen Deutung ebenso vielfältig ist.

Das Auge ist häufig von einem Dreieck umschlossen. Es ist das Zeichen des Feuers und der aufklärenden Wissenschaft und dient der Messung der größten Distanzen, aber auch der Dreifaltigkeit im Christentum. Dabei wird das Dreieck hier als Bezug zur freimaurerischen Zahl Drei in der Numerologie verstanden. Die erste offizielle freimaurerische Erwähnung des Symbols Auge der Vorsehung erfolgte 1772 in der Schrift Illustrations of Masonry von William Preston (1742–1818).[4]

Das Goldene Dreieck, das in der Tempellegende erwähnt wird, ist ein okkultes Symbol für die drei höheren geistigen Wesensglieder des Menschen (Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch).

Zeichnung aus GA 265, S. 371
Zeichnung aus GA 265, S. 371

„Das Auge ist das göttliche Kraftauge hinter aller vergänglichen Wesenheit, ja noch hinter der siebengliedrigen Menschennatur. Man erlangt davon eine Vorstellung, wenn man sich erinnert an des Augustinus' Worte:

«Der Mensch sieht die Dinge, wie sie sind.
Sie sind, wie Gott sie sieht.»

Das menschliche Sehen ist passiv, die Dinge müssen da sein, damit der Mensch sie sehen könne. Gottes Schauen schafft im Hinschauen die Dinge. Das Dreieck um das Auge ist

Geistselbst (Manas)
Lebensgeist (Budhi)
Geistesmensch (Atma)

Die Strahlen sind das «Ich» - es scheint die obere Dreiheit durch das Ich in die unteren Glieder der Menschennatur.

Diese sind symbolisiert:

1. durch den beleuchteten Teil der Wolken: der Astralleib
2. durch den unbeleuchteten Teil der Wolken: der Ätherleib
3. durch die darumliegende Finsternis: der physische Leib.“ (Lit.:GA 265, S. 371)

Illuminaten

Heutige Verschwörungstheoretiker bringen das Symbol mit Geheimgesellschaften in Verbindung, besonders mit dem 1776 von dem Ingolstädter Professor Adam Weishaupt gegründeten bayerischen Geheimgesellschaft der Illuminaten.

Ein Zusammenhang zwischen dem Siegel der Vereinigten Staaten und den Illuminaten lässt sich nicht nachweisen. Bis zu ihrem Verbot 1784 durch den bayerischen Kurfürst Karl Theodor hatten die Illuminaten höchstens 2500 Mitglieder und gewannen diese meistens aus deutschen Freimaurerlogen. Viele wurden verhaftet, unter der Angabe, sie seien „notorische Freidenker“. Unter dem Freimaurer Johann Joachim Christoph Bode fand 1785 die Ordenstätigkeit in der Weimarer Minervalkirche ihr Ende.

Vereinigte Staaten

Simitières Skizze von 1776

1782 wurde das Auge der Vorsehung Teil der Symbolik auf der Rückseite des Siegels der Vereinigten Staaten und wurde von dem 1776 mit dem Entwurf betrauten Komitee vorgestellt. Die Idee der Verwendung des allsehenden Auges im Strahlenkranz geht auf einen Vorschlag des künstlerischen Beraters Pierre Eugène du Simitière zurück. Die Pyramide (ohne das allsehende Auge) stammt von Francis Hopkinson, der diese 1778 ursprünglich für einen 50-Dollar-Schein entwarf, der zu jener Zeit im Umlauf war. William Barton fügte schließlich 1782 diese beiden Symbole zum Auge der Vorsehung über der Pyramide zusammen. Das Wappen wird auf Dokumenten der Vereinigten Staaten verwendet. Ebenfalls befindet sich das Auge der Vorsehung auf der Rückseite der Ein-Dollar-Note.

Galerie

Literatur

  • Christoph Geissmar: Das Auge Gottes – Bilder zu Jakob Böhme. Wiesbaden 1993
  • Georg Stuhlfauth: Das Dreieck – Die Geschichte eines religiösen Symbols. Stuttgart 1937
  • Alexandra von Lieven: Grundriss des Laufes der Sterne – Das sogenannte Nutbuch. The Carsten Niebuhr Institute of Ancient Eastern Studies (u. a.), Kopenhagen 2007, ISBN 978-87-635-0406-5
  • Aloys Henning: Zur Symbolsprache des Auges in Mythologie und Geschichte. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 24, 2005, S. 329–340
  • Rudolf Steiner: Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914, GA 265 (1987), ISBN 3-7274-2650-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Auge der Vorsehung - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. 1 Kön 7,23-26 EU: In dieser Beschreibung findet sich indirekt die Drei als Annäherung an die Kreiszahl.
  2. Vgl. Tycho Q. Mrsich: Fragen zum altägyptischen Recht der „Isolationsperiode“ vor dem Neuen Reich – Ein Forschungsbericht aus dem Arbeitskreis „Historiogenese von Rechtsnormen“, Utz, München 2005, § 33.
  3. Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurerlexikon. F.A. Herbig, 2000, S. 96.
  4. Illustrations of Masonry. (PDF; Illustrations of Masonry, by William Preston (1742-1818))


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Auge der Vorsehung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.