Atlas (Mythologie) und Abaton: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Atlas, pazo de Bendaña, praza do Toural, Santiago de Compostela.jpg|mini|Atlas trägt das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern. (Statue auf dem ''Plaza del Toral'' in [[Santiago de Compostela]], 18. Jahrhundert)]]
{{Infobox Hieroglyphen
'''Atlas''' ({{grcS|Ἄτλας|Átlas}}, vom Wortstamm {{lang|grc|τλα}} wie in {{lang|grc|τλῆναι|tlḗnai|de=tragen, erdulden}}) ist in der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] ein [[Titan (Mythologie)|Titan]], der das [[Himmel (planetär)|Himmelsgewölbe]] am westlichsten Punkt der damals bekannten Welt stützte. Er ist somit auch die [[Personifizierung]] des [[Atlas (Gebirge)|Atlasgebirges]].
|NAME = <hiero>N30-A6-N35A</hiero>
|NAME2 = <hiero>N30-D60-N35A</hiero>
|NAME2-TRANSKRIPTION = Iat-wabet / Per-wab <br /> ''J3t-wˁbt'' / ''Pr-wˁb''<br /> ''Stätte der Reinheit (Abaton)'' <br />[[w:Demotische Schrift|Demotisch]]: ''Haus der Reinheit''
|GRIECHISCH = Abatos<br />''die Unzugängliche''
}}


== Mythos ==
Das '''Abaton''' ({{ELSalt|ἄβατον}} „das Unbetretbare“, von {{lang|grc|ἄβατος}} ''ábatos'' „unbetretbar, unzugänglich“; [[Altägyptische Sprache|altägypt.]] '''Iat-wabet''') ist eine „Stätte der Reinheit“, ein [[heilig]]er, für die meisten Menschen unbetretbarer Ort.  
=== Abstammung ===
Atlas war der Sohn des Titanen [[Iapetos]] und der [[Okeanide]] (Meeresnymphe) [[Asia (Mythologie)|Asia]],<ref>''[[Bibliotheke des Apollodor]]'' 1.2.3</ref> auch Klymene<ref>[[Hesiod]], [[Theogonie]] 359; [[Homer]], [[Odyssee]] 1.51-54</ref> genannt. [[Hyginus Mythographus]], der das Urweltliche der Gestalt herausstreichen wollte, machte Atlas zum Sohn von [[Aither|Aether]] und [[Gaia (Mythologie)|Gaia]].<ref>Hyginus, ''[[Genealogiae|Fabulae]]'' (Vorwort)</ref> Er hatte drei Brüder, nämlich [[Menoitios (Sohn des Iapetos)|Menoitios]], [[Prometheus]] und [[Epimetheus]].<ref>Hesiod, ''Theogonie'' 507ff; Homer, ''Odyssee'' 1.51-54</ref>


=== Bestrafung ===
Mit dem Namen „Abaton“ bzw. „Abatos“ wurden in der [[Griechisch-Lateinische Kultur|griechisch-römischen Zeit]] jene [[Altes Ägypten|altägyptischen]] 14 bis 16 Kultstätten bezeichnet, in denen Teile des von [[Seth (Ägyptische Mythologie)|Seth]] zerstückelten [[Osiris]] aufbewahrt und verehrt wurden. Die bedeutenste Kultstätte lag westlich von [[w:Philae (Insel)|Philae]] auf der Insel [[w:Bigeh|Bigeh]],<ref name="Hans Bonnet">{{Literatur | Autor = [[w:Hans Bonnet (Ägyptologe)|Hans Bonnet]] | Titel = Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte | Auflage= 3., unveränderte | Verlag = de Gruyter | Ort = Berlin/ New York |ISBN = 978-3-11-082790-3 | Jahr = 2000 | Online = {{Google Buch | BuchID = GBGS2t8nKssC | Seite = 1 }} | Seiten = 1 | Zugriff=2015-07-05 }}</ref> wo man das linke Bein des Osiris als Reliquie verehrte. Weitere Abata befanden sich in [[w:Abu Sir Bana|Busiris]], [[w:Memphis (Ägypten)|Memphis]] und [[w:Abydos (Ägypten)|Abydos]]. Auch in [[w:Esna|Esna]] und [[w:Akanthon|Akanthon]] soll es ähnliche Kultorte gegeben haben.  
Atlas und sein Bruder Menoitios sahen sich nach dem [[Titanomachie|Titanenkampf]] gegen die [[Olympier]] auf der Seite der Verlierer und wurden für ihre Loyalität zu [[Kronos]] von [[Zeus]] bestraft. Anders als die meisten anderen Titanen wurde Atlas aber nicht in den [[Tartaros]] verbannt, sondern erhielt die beschwerliche Aufgabe, an Gaias (Personifizierung der Erde) westlichem Rand zu stehen und dort den [[Uranos]] (Personifizierung des Himmels) zu stemmen, um so zu verhindern, dass jene beide ihre urweltliche Umklammerung wieder aufnähmen. (Denn in [[Urzeit]]en war Gaia es überdrüssig geworden, dauernd von [[Uranos#Der Schöpfungs-Mythos|Uranos]] vergewaltigt zu werden). So wurde Atlas zum ''Atlas Telamon'' (= verankerter Atlas) und erhielt mit [[Koios (Mythologie)|Koios]], der die [[Weltachse]], um die sich der Himmel dreht, personifiziert, ein Gegenstück.<ref>P. R. Hardie, "Atlas and Axis" ''The Classical Quarterly'' N.S. 33.1 (1983:220-228)</ref>


==== Treffen mit Perseus ====
Ebenfalls als Abaton wird gelegentlich das [[Adyton]] bezeichnet, das nur für die Priester betretbare Allerheiligste eines [[Griechischer Tempel|griechischen Tempels]], besonders in [[w:Epidauros|Epidauros]] und im [[Apollon]]-Tempel von [[Delphi]].
[[Datei:Atlas Turned to Stone Edward Burne Jones.jpg|mini|Atlas wird zu Stein. Rechts entflieht Perseus auf seinen Flügelschuhen. (Gemälde von [[Edward Coley Burne-Jones]], 1882, Southampton City Art Gallery)]]
In einer spät entstandenen Sage ist Zeus’ Vergeltung an Atlas indirekter Natur; Ovid erzählt dazu: Nachdem [[Perseus (Mythologie)|Perseus]] im Land der [[Hyperboreer]] die [[Gorgonen|Gorgo]] [[Medusa]], deren schrecklicher Anblick jeden augenblicklich zu Stein erstarren ließ, enthauptet hatte, gelangte er auf seiner Weiterreise zum Palast des Atlas. Der Titan aber verweigerte ihm die gastliche Aufnahme, weil das [[Orakel von Delphi|Orakel]] einst geweissagt hatte, ein Sohn des Zeus würde erscheinen und die Äpfel seiner Tochter rauben (→ [[Hesperiden]]). Der erboste Perseus hielt ihm daraufhin das erbeutete Haupt der Medusa entgegen, worauf der Titan zu einem gigantischen Felsen, dem Atlasgebirge, versteinerte.<ref>Ovid, [[Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]] IV.617ff</ref>


=== Treffen mit Herakles ===
Im antiken [[Griechenland]] waren '''Abata''' heilige Stätten im Freien, an denen eine Gottheit oder eine göttliche Kraft in besonderer Weise anwesend gedacht wurde; dies konnte sich z.&nbsp;B. durch ein [[Blitz]]mal manifestieren. Abata durften zum Schutz vor Verunreinigung bzw. umgekehrt zum Schutz der Menschen vor dem göttlichen Zorn nicht betreten werden und wurden deshalb meist ummauert oder anderweitig abgesperrt. Zu berühmten Abata zählen u.&nbsp;a. das [[Zeus]]-Heiligtum auf dem [[w:Lykaion|Lykaion]], das [[w:Erechtheion|Erechtheion]] auf der [[w:Akropolis|Akropolis]] von [[w:Athen|Athen]] und der Hain der [[Große Göttin|Großen Göttinnen]] in [[w:Megalopoli|Megalopoli]]s.
In seiner elften Arbeit für [[Eurystheus]] sollte [[Herakles]] die goldenen Äpfel der Hesperiden beschaffen. Diese gediehen an einem Baum, der ein Hochzeitsgeschenk der Erdgöttin Gaia an [[Hera]] war. Letztere vertraute den Apfelbaum den Hesperiden, den Töchtern des Atlas, an. Er wuchs an einem Hang des Atlasgebirges und wurde vom hundertköpfigen Drachen [[Ladon (Mythologie)|Ladon]] bewacht.
Als Herakles bei seiner Exkursion auf Atlas traf und sich erklärte, anerbot sich Atlas, die Äpfel für Herakles zu pflücken, damit ihm der Kampf gegen den argwöhnischen Drachen erspart bliebe. Währenddessen sollte Herakles Atlas beim Tragen des Firmaments ablösen. Der Held bedankte sich und lud die Himmelssphäre auf seine Schultern, während der Titan die goldenen Äpfel besorgte. Berauscht von seiner neuen Freiheit wollte Atlas diese nun selbst dem Eurystheus bringen. Auch damit war Herakles zum Schein einverstanden, bat aber Atlas die Last nochmals für kurze Zeit zu übernehmen, damit er seinen Umhang neu ordnen könne, um so ein Stoffpolster zwischen Schulter und Last zu schaffen. Atlas erfüllte ihm diesen Dienst; Herakles dagegen machte sich mit der Beute auf und davon.


== Darstellung ==
In den [[Orthodoxe Kirchen|griechischen Kirchen]] wird mit ''Abaton'' das Allerheiligste, d.&nbsp;h. der mit Vorhängen umgebene Chor bezeichnet, den nur die [[Priester (Christentum)|Priester]] betreten dürfen.
[[Datei:MAN Atlante fronte 1040572.JPG|mini|''[[Farnesische Sammlungen|Farnese Atlas]]'' (Römische Kopie einer hellenistischen Skulptur, 2. Jahrhundert, [[Archäologisches Nationalmuseum Neapel|Museo Archeologico Nazionale]], Neapel)]]
Ursprünglich wurde Atlas in der [[Bildende Kunst|Bildenden Kunst]] meist als Träger dargestellt und als ''[[Atlant]]'' übernahm er in der Architektur sowohl eine stützende wie auch dekorative Funktion. Bei späteren Abbildungen trägt er dann die [[Himmelskugel]] oder nicht selten den [[Globus]].


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Atlas (Mythologie)}}
 
* {{WikipediaDE|Ubelluri}}
{{Wiktionary|Abaton}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{RE|II,2|2119|2133|Atlas 3|Konrad Wernicke|RE:Atlas 3}}


== Weblinks ==
* {{LÄ|I|1|2|Abaton|[[w:Erich Winter|Erich Winter]]}}
{{Commonscat|Atlas (mythology)|Atlas (Mythologie)}}
* {{RE|I,1|20|21|Abaton 1|Paul Stengel|RE:Abaton 1}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Navigationsleiste Titanen (Griechische Mythologie)}}
[[Kategorie:Ägyptische Mythologie]]
 
[[Kategorie:Griechische Mythologie]]
{{Normdaten|TYP=p|GND=11884847X|VIAF=5728390}}
 
[[Kategorie:Titanen|201]]
[[Kategorie:Männliche Gottheit]]
 
{{Wikipedia}}
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Version vom 21. Juli 2020, 08:35 Uhr

Abaton in Hieroglyphen
N30A6N35A

N30D60N35A

Iat-wabet / Per-wab
J3t-wˁbt / Pr-wˁb
Stätte der Reinheit (Abaton)
Demotisch: Haus der Reinheit
griechisch Abatos
die Unzugängliche

Das Abaton (griech. ἄβατον „das Unbetretbare“, von ἄβατος ábatos „unbetretbar, unzugänglich“; altägypt. Iat-wabet) ist eine „Stätte der Reinheit“, ein heiliger, für die meisten Menschen unbetretbarer Ort.

Mit dem Namen „Abaton“ bzw. „Abatos“ wurden in der griechisch-römischen Zeit jene altägyptischen 14 bis 16 Kultstätten bezeichnet, in denen Teile des von Seth zerstückelten Osiris aufbewahrt und verehrt wurden. Die bedeutenste Kultstätte lag westlich von Philae auf der Insel Bigeh,[1] wo man das linke Bein des Osiris als Reliquie verehrte. Weitere Abata befanden sich in Busiris, Memphis und Abydos. Auch in Esna und Akanthon soll es ähnliche Kultorte gegeben haben.

Ebenfalls als Abaton wird gelegentlich das Adyton bezeichnet, das nur für die Priester betretbare Allerheiligste eines griechischen Tempels, besonders in Epidauros und im Apollon-Tempel von Delphi.

Im antiken Griechenland waren Abata heilige Stätten im Freien, an denen eine Gottheit oder eine göttliche Kraft in besonderer Weise anwesend gedacht wurde; dies konnte sich z. B. durch ein Blitzmal manifestieren. Abata durften zum Schutz vor Verunreinigung bzw. umgekehrt zum Schutz der Menschen vor dem göttlichen Zorn nicht betreten werden und wurden deshalb meist ummauert oder anderweitig abgesperrt. Zu berühmten Abata zählen u. a. das Zeus-Heiligtum auf dem Lykaion, das Erechtheion auf der Akropolis von Athen und der Hain der Großen Göttinnen in Megalopolis.

In den griechischen Kirchen wird mit Abaton das Allerheiligste, d. h. der mit Vorhängen umgebene Chor bezeichnet, den nur die Priester betreten dürfen.

Siehe auch

 Wiktionary: Abaton – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

Einzelnachweise

  1.  Hans Bonnet: Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. 3., unveränderte Auflage. de Gruyter, Berlin/ New York 2000, ISBN 978-3-11-082790-3, S. 1 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche, abgerufen am 5. Juli 2015).
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