Antonin Gadal

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Antonin Gadal (* 1877 in Tarascon-sur-Ariège; † 1962) war ein französischer Mystiker und Historiker, der sein Leben dem Studium der südfranzösischen Katharer-Bewegung widmete. Er beeinflusste u.a. auch die Werke Otto Rahns nachhaltig.

Leben

Gadal wurde 1877 in der pyrenäischen Stadt Tarascon in der Region Ariège in Südfrankreich geboren, die eines der Zentren der ketzerischen gnostischen-christlichen Bewegung war, die im 12. und 13. Jahrhundert als Katharer oder Albigenser bezeichnet wurde. Ein weiteres großes Zentrum der Katharer, Montségur, die Burg, wo ihre Führer ihre letzte Stellung gegen die Kreuzritter einnahmen, ist nicht weit davon entfernt im Nordosten. In der Nähe liegt auch das Dorf Montaillou, wo bis ins 14. Jahrhundert eine geheime Gemeinschaft der Katharer bestand.

Gadal wuchs in einem Haus neben dem tarasconischen Historiker Adolphe Garrigou auf, der sich auf die Geschichte der Katharer spezialisiert hatte. Garrigou sah sich als Bewahrer der Erinnerung an diese christliche Sekte, und als er sah, dass in dem jungen Gadal ein verwandter Geist lebte, nahm er ihn als Erbe seines Wissens unter seine Fittiche.

Gadal war später zunächst als Lehrer tätig, doch seine Faszination für die Katharer führte ihn schließlich dazu, im Tourismusverband von Ornolac-Ussat-les-Bains zu arbeiten. Dabei gelang es ihm, die Höhlen der Pyrenäen selbst zu erforschen, von denen er glaubte, sie seien Verstecke und Kultstätten der Katharer gewesen. Durch seine Untersuchungen entwickelte er ein detailliertes Bild dessen, was er für die innersten Geheimnisse ihres Glaubens hielt. In seinen Erkundungen der Höhlen im Tal der Ariège glaubte er, dem Katharerschatz auf der Spur zu sein, den er als den Gral identifizierte. Gadal war überzeugt, dass die Spiritualität der Katharer über den Manichäismus und die christliche Gnosis bis zu den ältesten Quellen der westlichen Mysterientradition - den Essenern, dem Hermetismus, den ägyptischen Mysterien usw. - zurückreichte, aber voll und ganz im christlicher Kontext aufgefasst wurde. Er argumentierte, dass im Ariège-Becken und besonders in den Grotten von Lombrives (franz. Grotte de Lombrives) die katharischen Perfecti - die spirituelle Elite der Bewegung - eine dreijährige Einweihungsperiode durchliefen, in der sie eine Verwandlung der menschlichen Seele erfuhren, ähnlich der von Christus erlebten, wie sie die Evangelien als Verklärung, Tod und Auferstehung schildern. Durch den Heiligen Geist verwandelt, gingen die Perfecti in die Welt hinaus, nachdem sie durch den mystischen Tod gegangen waren, um den Glauben der Katharer zu verbreiten und den Gläubigen dienen. Gadals Überzeugung war, dass dieser Einweihungsprozess in der christlichen Botschaft der Evangelien und im Zyklus der Christusgeschichte enthalten und die verborgene Bedeutung der Gralslegende war.

Von 1930 bis 1932 erkundete Otto Rahn von Ornolac-Ussat-les-Bains aus das Languedoc. Gadal begleitete ihn auf seinen Ausflügen in den französischen Pyrenäen und seinen Höhlenbesuchen im Ariègetal[1] und überzeugte auch Rahn davon, dass in den Höhlen des Sabarthès ein Katharerschatz verborgen liege. Rahn bezeichnete Gadal als Lehrmeister und Gönner und arbeitete in den folgenden zirka drei Jahren intensiv mit ihm zusammen und bis zu seinem Tode mit ihm befreundet.[2]

Durch sein Interesse am gnostischen Christentum der Katharer und seinen Glauben an deren Verbindung mit einer alten Tradition nahm Gadal in seinen späteren Jahren Kontakt mit Jan van Rijckenborgh und Catharose de Petri auf, den Führern der neognostischen, christlichen Rosenkreuzer-Bewegung, dem Lectorium Rosicrucianum.[3] Die erste persönliche Begegnung fand am 1. September 1954 statt. In Catharose de Petri meinte er die Reinkarnation von Esclarmonde de Foix zu erkennen. Gadals Theorien und Ideen wurden später zu einem sehr wichtigen Element in der Kosmologie des Lectoriums und bis heute pilgern Mitglieder der Gesellschaft alle fünf Jahre ins Ariège-Tal und zu den Lombrives Höhlen.

Neben seiner Arbeit in der Region Ariège reiste Gadal weit durch Europa und die ganze Welt und hielt Vorträge über die Katharer und seine Erkenntnisse und Theorien, von denen viele von Akademikern als zu mystisch oder spekulativ abgelehnt wurden. Zeitweilig arbeitete er auch an den von Déodat Roché herausgegebenen „Cahiers d'études cathares“ mit.

Antonin Gadal starb 1962.

Werke

  • L'Ariège et les Sotiates, Foix, Imprimerie Gadrat aîné, 1939, 31 p.
  • "Le Graal pyrénéen", in Bernard Luc, Henri Sabarthez, Francis Rolt-Wheeler, Antonin Gadal, Y. Belaz, Marcel Cannac, René Nelli, A. M. Octobon, Alex Emmanuel, Olive Harcourt, Philippe Deleuil, Thomas N. Wild, Le Graal pyrénéen, Nice, éditions Astrosophie, 1938, 145 p., p. 35-46.
  • Sur le Chemin du Saint-Graal. Les anciens mystères cathares, Rozekruis-Pers (Ecole internationale de la Rose-Croix, "Lectorium Rosicrucianum"), Haarlem, 1960, X-147 p.
    • deutsch: Auf dem Weg zum heiligen Gral. Die alten Mysterien der Katharer. 3. Auflage, Rozekruis-Pers, Haarlem 1991, ISBN 978-9-06732-064-1
  • De l'héritage des Cathares, Rozekruis- Pers, Haarlem, 1988, rééd. 1994.
    • deutsch: Das Erbe der Katharer - Das Druidentum, Rozekruis-Pers, Haarlem, 1993, ISBN 978-9067320986
  • Le Druidisme, Rozekruis-Pers, Harlem, rééd. 1994.
  • Montréal de Sos, château du Graal, Rozekruis-Pers, Haarlem, 1980.
  • Le triomphe de la Gnose Universelle, Ed. In de Pelikaan, 232 p. Textes, autographes et rituels d'Antonin Gadal, mais aussi de Jan van Rijckenborgh et Catharose de Petri.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Lothar Baier: Die große Ketzerei: Verfolgung und Ausrottung der Katharer durch Kirche und Wissenschaft. Wagenbach, Berlin 2002, ISBN 3-8031-2410-7, S. 186f.
  2. Hans-Jürgen Lange (Hrsg.): Der Gralssucher (1. Buch der Neuausgabe von: Otto Rahn. Leben und Werk) Engerda 1995, ISBN 3-927940-22-4, S.19.
  3. Antonin Gadal: Der Triumph der Universellen Gnosis, In de Pelikaan, Amsterdam 2006, ISBN 9071608190, S. 46
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