Kulturwissenschaften und Churchland: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Kulturwissenschaft''', auch '''Kulturwissenschaften''', erforscht die materielle und symbolische Dimension von [[Kultur]]en. Sie vereinigt die kulturellen Aspekte von [[Anthropologie]], [[Kunstwissenschaft]], [[Musikwissenschaft]], [[Literaturwissenschaft]], [[Theaterwissenschaft]], [[Filmwissenschaft]], [[Medienwissenschaft]], [[Kommunikationswissenschaft]], [[Sprachwissenschaft]], [[Ethnologie]], [[Geographie]], [[Archäologie]], [[Geschichtswissenschaften]] etc. in unterschiedlichen Kombinationen und bildet somit eine schnittmengenreiche Schwesterdisziplin vieler [[Geisteswissenschaft]]en. In Teilen beziehen sich Kulturwissenschaften auch auf [[Sozialwissenschaften|Sozial-]], [[Wirtschaftswissenschaft|Wirtschafts-]] und [[Humanwissenschaft]]en. Die Kulturwissenschaften stellen somit einen stark [[Interdisziplinarität|interdisziplinären]] Fachbereich dar.
'''Paul Churchland''' (* [[Wikipedia:21. Oktober|21. Oktober]] [[1942]]) und seine Gattin '''Patricia Churchland''' (* [[Wikipedia:16. Juli|16. Juli]] [[Wikipedia:1943|1943]] in [[Wikipedia:Oliver (British Columbia)|Oliver, British Columbia]]) sind [[Kanada|kanadische]] [[Philosoph]]en, die hauptsächlich auf dem Gebiet der [[Philosophie des Geistes]] und der [[Neurophilosophie]] und [[Neuroethik]] an der [[Wikipedia:University of California, San Diego|University of California]] tätig sind bzw. waren<ref>Patricia Churchland wurde 2013 emeritiert.</ref>.


Kulturwissenschaft wird in Deutschland je nach Institutionalisierung stärker als empirische Kulturwissenschaft ([[Ethnologie]], [[Volkskunde]]) oder aber als historische Kulturwissenschaft (Kulturwissenschaft, [[Kulturgeschichte]]) gelehrt.
Beide gelten als Protagonisten des [[Eliminativer Materialismus|eliminativen Materialismus]], der davon ausgeht, dass es es so etwas wie die mit [[Neurowissenschaften|neurowissenschaftlichen]] Erkenntnissen nicht vereinbaren [[Mental|mentale Zustände]] gar nicht gäbe und künftig restlos mittels einer entsprechende neurowissenschaftliche Terminologie auf [[neuronal]]e Zustände zurückgeführt werden könnten. Ähnlich seien in der [[Wissenschaftsgeschichte]] schon andere unbrauchbare [[Begriff]]e, etwa der [[Wikipedia:Phlogiston|Phlogiston]]-Begriff, eliminiert worden.


== Geschichte ==
== Schriften ==
'''Paul Churchland:'''
* ''Plato’s Camera: How the Physical Brain Captures a Landscape of Abstract Universals'', MIT Press, 2012. ISBN 978-0262016865
* ''The Engine of Reason, The Seat of the Soul: A Philosophical Journey into the Brain'', MIT Press, 1995. ISBN 978-0262531429
* Die Seelenmaschine. Eine philosophische Reise ins Gehirn. Berlin, Spektrum Akademischer Verlag. 1995
* ''A Neurocomputational Perspective: The Nature of Mind and the Structure of Science'', MIT Press, 1989. ISBN 978-0262531061
* ''Images of Science: Scientific Realism versus Constructive Empiricism'', University of Chicago Press, 1985.
* ''Matter and Consciousness'', MIT Press, 1984.
* ''Scientific Realism and the Plasticity of Mind'', Cambridge University Press, 1979.


=== Anfänge ===
'''Patricia Churchland:'''
* ''Neurophilosophy'': Toward a Unified Science of the Mind-Brain (MIT Press, 1986). ISBN 0-262-53085-6
* ''The Computational Brain'', with [[Wikipedia:Terrence J. Sejnowski|Terrence J. Sejnowski]] (MIT Press, 1992). ISBN 0-262-53120-8
* ''The Mind-Brain Continuum'', ed. by Rodolfo R. Llinas & P. S. Churchland (MIT Press, 1996). ISBN 0-262-12198-0
* ''On the Contrary'', with Paul M. Churchland (MIT Press, 1998). ISBN 0-262-53165-8
* ''Brain-Wise'': studies in neurophilosophy (MIT Press, 2002), ISBN 0-262-03301-1 oder ISBN 0-262-53200-X.
* {{Literatur|Typ=wl|Autor=Patricia Churchland|Titel=Braintrust|TitelErg=What Neuroscience Tells Us About Morality|Verlag=Princeton University Press|Ort=Princeton|Jahr=2011|ISBN=978-0-691-13703-2}}
* {{Literatur|Typ=wl|Autor=Patricia Churchland|Titel=Touching a Nerve|TitelErg=The Self as Brain|Verlag=W. W. Norton & Company|Ort=New York|Jahr=2013|ISBN=978-0-393-05832-1}}


Kulturwissenschaft als eigenständige Disziplin reicht in Deutschland auf Kulturphilosophie ([[Georg Simmel]], [[Ernst Cassirer]]), Kulturgeschichte, historische und philosophische Anthropologie, Soziologie ([[Max Weber]]) und Kunstgeschichte ([[Aby Warburg]]) bis in die 1920er Jahre zurück.
== Weblinks ==
 
* {{DNB-Portal|119363399}}
Auf Betreiben der [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] wurde 1934 die zuvor ausschließlich der kunsthistorischen Forschung gewidmete, nach ihrer jüdischen Stifterin [[Henriette Hertz]] benannte, [[Bibliotheca Hertziana]] in Rom umbenannt in „Kaiser-Wilhelm-Institut für Kunst- und Kulturwissenschaft“, wobei nach dem Willen der Nazis wichtigste Aufgabe der neuen kulturwissenschaftlichen Abteilung war, deutsche Kultur und „deutschen Geist“ im [[Italienischer Faschismus|faschistischen Italien]] zu vermitteln.
* {{DNB-Portal|11937272X}}
 
* [http://patriciachurchland.com/ persönliche Homepage] – Englisch
=== 1960er-Jahre ===
* [https://sites.google.com/site/minddict/churchland-patricia Eintrag „Patricia Churchland“ im Dictionary of the Philosophy of Mind] – Englisch
 
* [http://philosophy.ucsd.edu/faculty/pchurchland/ Paul Churchlands Homepage]
Seit den 1960er-Jahren hat die Kulturwissenschaft unter dem angelsächsischen Begriff '''cultural studies''' als fächerübergreifender Forschungsansatz, der die Bedeutung von Kultur als [[Alltag]]spraxis zu ergründen versucht, international an Bedeutung gewonnen.
* [http://www.artsci.wustl.edu/~philos/MindDict/churchlandpm.html Eintrag "Paul Churchland" im Dictionary of the Philosophy of Mind]
 
„Cultural studies“ wurden in den 1960er-Jahren von zumeist Arbeiter-orientierten Vertretern der britischen Erwachsenenbildung und Literaturwissenschaftlern mit Interesse an [[Alltagskultur]] und auch im Zusammenhang mit der aufkommenden Popkultur entwickelt.<ref>Vgl. Marchart 2008.</ref> Sie betonten, auch in Anlehnung an die [[Frankfurter Schule]], die Produktionsbedingungen von kulturellen Gütern und damit auch [[Kulturelle Hegemonie|hegemonialen Bedeutungsmustern]] in Anlehnung an den [[Marxismus]] [[Louis Althusser]]s und [[Antonio Gramsci]]s.
 
Die Forschung fand vor allem im Umfeld des [[Centre for Contemporary Cultural Studies]] (CCCS) unter der Leitung von [[Stuart Hall (Soziologe)|Stuart Hall]] statt. Weitere wichtige Vertreter sind [[Edward P. Thompson]] sowie [[Raymond Williams]], der die frühen Grundlagen mit erarbeitete, [[Paul Willis]] und später die selbst von der Jugendsubkultur, besonders dem britischen [[Punk]] geprägten Dick Hebdige und Angela McRobbie.
 
=== 1980er-Jahre bis heute ===
 
Mit den Forschungen von [[Pierre Bourdieu]], aber auch [[John Fiske (Medienwissenschaftler)|John Fiske]] und der Verlagerung des Schwerpunkts der Forschung an US-amerikanische und kanadische Universitäten verschob sich der Fokus in den 1980er-Jahren. Produktion und Konsumtion werden nun theoretisch als gleichwertig betrachtet. In den Studien der 1980er- und 1990er-Jahre überwiegen jene, die die Aneignungspraktiken der Produkte in den Mittelpunkt stellen. Im Gegensatz zur [[Kulturkritik]] der Frankfurter Schule, in der die Konsumenten als von der [[Kulturindustrie – Aufklärung als Massenbetrug|Kulturindustrie]] betrogene und manipulierte [[Masse (Soziologie)|Masse]] betrachtet werden, betonen die Cultural Studies stärker den ''kreativen'' Umgang der Konsumenten mit kulturellen Gegenständen. In den 1990er Jahren wurde besonders das Thema [[Differenz (Philosophie)|Differenz]] ein Schwerpunkt der Cultural Studies. Spitzeninstitutionen, wie beispielsweise die in Gesundheitswissenschaften weltweit führende [[McGill University]], begannen an eigenen Cultural Studies-Instituten erstmals breit auf dem Gebiet der [[Gendermedizin]] zu forschen.
 
Neuere Ansätze der „cultural studies“ zielen unter anderem darauf ab, jenseits der „signifying“ Praktiken Kultur durch [[Affekt]]e im Sinne von [[Gilles Deleuze]] zu rekonstruieren. Das Studium der Kultur wird zu einer Frage des Erfassens von Produktion, Mobilisierung und Affekt. Diese Bewegung geht mit einer Kritik am hegemonialen Verständnis von Politik einher und beschäftigt sich in Anschluss an Michel Foucault mit Fragen der Produktion des Alltagslebens durch [[Bio-Macht|Biopolitik]]. Hierzu gehört u. a. der Sport, da durch den Sportjournalismus eine Scheinwelt erzeugt wird, die dominierenden Gesellschaftsschichten hilft, [[Hegemonie]] zu erzeugen.<ref>Arnd Krüger: ''Sport Sciences as Part of Cultural Studies. The Responsibility of the Sciences for the Future'', in: J. Raczek (Hrsg.): ''Nauki o Kulkturze Fizycznej wobec Wyzwan Wspolczesnej Cywilizacji.'' Katowice: AWF 1995, 175–186. Arnd Krüger: ''Cui bono? Zur Wirkung des Sportjournalismus'', in: Arnd Krüger & Swantje Scharenberg (Hrsg.): ''Wie die Medien den Sport aufbereiten – Ausgewählte Aspekte der Sportpublizistik.'' Berlin: Tischler 1993, 24–65.</ref> Demnach bestehen einige Überschneidungen zu den Forschungen von [[Tom Holert]] und [[Mark Terkessidis]] zur Sichtbarkeit und Subjektivität im [[Neoliberalismus]].
 
Auch in der [[Kriminologie]] lässt sich ein gewachsenes Interesse an einer gemeinsamen Artikulation von Kriminalität und Kultur feststellen. In der Tradition der klassischen [[Jugendkultur]]-Forschungen des [[Centre for Contemporary Cultural Studies]] (CCCS) oder Studien zu moralischen Paniken hat sich die sogenannte [[Cultural Criminology]] entwickelt. Im Zentrum der Fragestellung stehen, wie [[Jock Young]] es formulierte, Transgression und Rachsucht. Das Phänomen Kriminalität wird in diesem Sinne als Alltagskultur verstanden und durch Sensibilitäten rekonstruiert. Den Kontext bildet eine fortschreitende Kriminalisierung des Alltagslebens.
 
== Kulturwissenschaften ==
 
Seit den 1980er-Jahren steht die Bezeichnung „Kulturwissenschaften“ zudem für eine neue Selbstbeschreibung eines Großteils der in der Tradition [[Wilhelm Dilthey]]s in Deutschland „[[Geisteswissenschaft]]en“ genannten Disziplinen.
 
Von den Kulturwissenschaften (im Plural), welche die Methode einzelner Geisteswissenschaften für die Untersuchung von [[Kultur]] behandeln, kann nach [[Hartmut Böhme]] die neuere Disziplin der Kulturwissenschaft als Disziplin unterschieden werden, welche zwar für die Untersuchung von Kultur auch auf die Ergebnisse der Einzelwissenschaften angewiesen ist, aber trotz allem versucht, durch Kulturreflexion und Kulturkritik übergreifende Zusammenhänge in den Blick zu bringen: „Dies unterscheidet die Kulturwissenschaft, jedenfalls in ihrer gegenwärtigen Phase, von den etablierten Geisteswissenschaften, die aufgrund ihrer hohen Spezialisierung den Kontakt zu jener Tradition weitgehend verloren haben, die [[Reinhart Koselleck]] (1973) als den für die [[Moderne]] charakteristischen Zusammenhang von ‚[[Kritik und Krise]]‘ beschrieben hat.“<ref name="HB">Hartmut Böhme: [http://www.kuwi.europa-uni.de/de/lehrstuhl/sw/sw2/lehre/08-09/Einfuehrung_in_die_Kulturwissenschaften/tutorium/Literatur1/boehme.pdf Was ist Kulturwissenschaft?], 2001, pdf</ref>
 
Im Vergleich zu den Kulturwissenschaften kann die Kulturwissenschaft durch folgende Punkte unterschieden werden:<ref name="HB" />
* Einerseits nimmt sie die Verdrängung der Geisteswissenschaften durch den [[Nationalsozialismus]] zurück, andererseits schließt sie nicht unmittelbar an die deutsche Tradition der Geisteswissenschaften an, sondern nimmt auch Ideen aus den ''Cultural studies'' und ''Humanities'' mit auf.
* Gegenstand ihrer Untersuchung ist nicht ausschließlich die sogenannte [[Hochkultur (Soziologie)|Hochkultur]], sondern sie bezieht alle Bereiche kulturellen Lebens mit ein.
* Aufmerksamkeit widmet sie daher allen [[Massenmedien]] (also nicht mehr nur dem Buch), da Kultur in verschiedenen Medien geschieht.
* Damit spielt nicht mehr nur die schriftliche Überlieferung eine zentrale Rolle, sondern alle kulturellen ''bildlichen'' Formen, d.&nbsp;h. [[Performativität|performative]] Akte, Körperfiguren, Rituale und [[Habitus (Soziologie)|Habitus]].
* Als [[kulturelles Gedächtnis]] zählt somit nicht mehr nur das Geschriebene, sondern alle ''Verkörperungen'' und ''Einbettungen'' von Kultur, die sich für ihren Erhalt ständig neu aktualisieren und einschreiben müssen.
* Die Kulturwissenschaft untersucht die Wanderungsbewegung der kulturellen Formen und Symbole über historische und ethnische Grenzen hinweg, wodurch zugleich ein [[Eurozentrismus]] vermieden wird.
* Im Anschluss an die Kultur[[semiotik]] versteht sie Kultur als Symboluniversum und [[Textualität|textualen]] Zusammenhang: Die Bedeutung einzelner kultureller Momente ergibt sich immer nur im Zusammenhang mit anderen Stellen dieses Textes, Kultur ist ein Text, in dem die Kulturwissenschaft liest, aus dem sie das kulturell Bedeutsame herausliest.
 
== Internationaler Vergleich ==
Insbesondere in den USA und Kanada wird in „cultural studies“ die interdisziplinäre Fächerkombination von jenen Schwerpunktdisziplinen bestimmt, in denen eine wissenschaftliche Einrichtung forscht bzw. lehrt. Sogar innerhalb eines Forschungsgebietes können, aufgrund der jeweiligen wissenschaftlichen Fragestellung, unterschiedliche Kombinationen festgelegt sein. Beispielsweise umfasst an der in [[Medizin]] und [[Psychologie]] weltweit führenden [[Eliteuniversität]] [[McGill University|McGill]] ein interdisziplinäres „cultural studies“-Studium mit Forschungsbereich Gendermedizin die Fächer [[Anthropologie]], [[Psychologie]], [[Kommunikationswissenschaft]], [[Soziologie]] und [[Medizingeschichte]]. An anderen angloamerikanischen Universitäten und Forschungseinrichtungen mit beispielsweise politischen Schwerpunkten verstehen sich „cultural studies“ wiederum als dezidiert politische Wissenschaft, während die meisten Vertreter der deutschen Kulturwissenschaft auch häufig politikfreie Wissensgebiete untersuchen. Dies liegt in der Geschichte der deutschen Kulturwissenschaft begründet.<ref>Vgl. Böhme u. a. 2002 (s. Literatur)</ref>
 
Die russische „[[Kulturologie]]“ basiert hauptsächlich auf der [[Semiotik]], wobei hier hauptsächlich die [[Tartu]]er ([[Juri Michailowitsch Lotman|Juri Lotman]]) und Moskauer Schulen ([[Boris Andrejewitsch Uspenski|Boris Uspenski]]) zu erwähnen sind. [[Michail Michailowitsch Bachtin|Michail Bachtin]] gehört zu ihren Vorläufern.
 
== Kritik ==
Friedrich Kittler kritisiert die „wunderbar vorgespielte, aber desto verlogenere wissenschaftliche Unschuld“ der Kulturwissenschaft, vor allem aber der angelsächsischen ''cultural studies''. Statt sich im Standpunkt eines allem enthobenen Beobachters zu vermuten, fordert Kittler stattdessen „unsere eigene Wissenschaft“ als Sachverhalt „mit dessen eigenen Mitteln anzugehen.“<ref>Friedrich Kittler: ''Eine Kulturgeschichte der Kulturwissenschaft''. Fink, München 2001, S. 11.</ref> Indem er die Entstehung von Kulturwissenschaft und ''cultural studies'' historisiert, betont Kittler, dass auch die ''cultural studies'' nicht weltanschaulich neutral sind, sondern sich selbst als eine Form der gelebten Kultur erweisen.
 
{{Zitat|Vor allem hat jede Theorie, die einer sogenannten Gesellschaft (und sei es zu deren sogenannter Verbesserung) dient, über ihre Grundbegriffe schon vorentschieden. Sie hält jene Leere nicht aus und offen, in deren dunklem Raum es im Gegensatz zu einer allgegenwärtigen ''fable convenue'' nie ausgemacht sein kann, daß es den Rausch und die Götter, die Tragödie und den Himmel nie und nimmer gibt. Keine Menschen, keine Gesellschaften befinden darüber, ob und wann im Geschenk des Gusses zumal Erde und Himmel, die Göttlichen und die Sterblichen weilen.|ref=<ref>Friedrich Kittler: ''Eine Kulturgeschichte der Kulturwissenschaft''. Fink, München 2001, S. 249.</ref>}}
 
Kittler hält hier dem sich neutral gebenden Wissenschaftsbetrieb zum Vergleich eine alternative Welt entgegen, wie er sie in [[Friedrich Nietzsche|Nietzsches]] ''Geburt der Tragödie'' und in [[Martin Heidegger|Heideggers]] Spätphilosophie des [[Terminologie Heideggers|Gevierts]] findet. Weder weltanschauliche Neutralität noch ein absoluter Standpunkt lassen sich für Kittler durch den Forscher herstellen, sondern werden durch die [[Mediengeschichte|mediengeschichtliche]] Dynamik bestimmt, die sich der Verfügbarkeit des Menschen entzieht. Diese Erkenntnis auf sich selbst anzuwenden fordert Kittler von den ''cultural studies'' und der Kulturwissenschaft.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Kulturwissenschaft}}
* {{WikipediaDE|Kulturwissenschaft}}
 
== Literatur ==
 
'''Allgemeine Literatur'''
 
* Serjoscha P. Ostermeyer: ''Der Kampf um die Kulturwissenschaft. Konstitution eines Lehr- und Forschungsfeldes 1990-2010.'' Kulturverlag Kadmos, Berlin 2016, ISBN 978-3-86599-292-5.<ref>[http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2017-3-133 Rezension] in H-Soz-Kult.</ref>
* Aleida Assmann: ''Einführung in die Kulturwissenschaft. Grundbegriffe, Themen, Fragestellungen.'' Berlin 2006.
* Doris Bachmann-Medick: ''Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften.'' Rowohlt, Reinbek 2006 (mehrere Auflagen; Neubearbeitung und englische Übersetzung: ''Cultural Turns: New Orientations in the Study of Culture.'' De Gruyter, Berlin/Boston 2016).
* Hartmut Böhme, Klaus R. Scherpe (Hrsg.): ''Literatur und Kulturwissenschaften. Positionen, Theorien, Modelle.'' Rowohlt-Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 1996, ISBN 3-499-55575-1.
* Hartmut Böhme, Peter Matussek, Lothar Müller: ''Orientierung Kulturwissenschaft. Was sie kann, was sie will.'' 2. Auflage. Rowohlt-Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3-499-55608-1.
* Roger Bromley, Udo Göttlich, Carsten Winter (Hrsg.): ''Cultural Studies. Grundlagentexte zur Einführung.'' zu Klampen, Lüneburg 1999, ISBN 3-924245-65-7
* Jan Engelmann (Hrsg.): ''Die kleinen Unterschiede. Der Cultural-Studies-Reader.'' Campus, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-593-36245-7
* Klaus P. Hansen: ''Kultur und Kulturwissenschaft. Eine Einführung.'' 4. Auflage. Francke, Tübingen 2011, ISBN 978-3-8252-3549-9
* Ludger Heidbrink, Harald Welzer (Hrsg.): ''Ende der Bescheidenheit. Zur Verbesserung der Geistes- und Kulturwissenschaften.'' C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-55954-9
* Andreas Hepp, Friedrich Krotz, Tanja Thomas (Hrsg.): ''Schlüsselwerke der Cultural Studies.'' VS, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-15221-9
* Friedrich Jäger, Jörn Rüsen (Hrsg.): ''Handbuch der Kulturwissenschaften.'' 3 Bände. Stuttgart 2004.
* Elisabeth List, Erwin Fiala (Hrsg.): ''Grundlagen der Kulturwissenschaften.'' Interdisziplinäre Kulturstudien. Tübingen 2004.
* Oliver Marchart: ''Cultural Studies.'' UVK/UTB, Konstanz 2008, ISBN 978-3-8252-2883-5.
* Harun Maye, Leander Scholz (Hrsg.): ''Einführung in die Kulturwissenschaft.'' Fink/UTB, München 2011, ISBN 978-3-8252-3176-7.
* Lutz Musner, Gotthart Wunberg (Hrsg.): ''Kulturwissenschaften. Forschung – Praxis – Positionen'' (= ''Rombach-Wissenschaften, Edition Parabasen.'' Band 1). 2. Auflage, Rombach, Freiburg 2003, ISBN 978-3-7930-9373-2.
* Andreas Reckwitz: ''Die Transformation der Kulturtheorien.'' Weilerswist 2000.
* Heinrich Rickert: ''Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft.'' 7. Auflage. Tübingen 1926, Neuausgabe: Celtis, Berlin 2013, ISBN 978-3-944253-00-8.
* Annette Vowinckel: [http://www.zeithistorische-forschungen.de/3-2007/id=4741 ''Zeitgeschichte und Kulturwissenschaft.''] In: ''Zeithistorische Forschungen.'' Band 4, 2007, S. 393–407.
* Harm-Peer Zimmermann (Hrsg.): ''Empirische Kulturwissenschaft. Europäische Ethnologie. Kulturanthropologie. Volkskunde. Leitfaden für das Studium einer Kulturwissenschaft an deutschsprachigen Universitäten.'' Jonas, Marburg 2005, ISBN 3-89445-351-6.
 
'''Fachzeitschriften'''


* ''Zeitschrift für Kulturwissenschaften'' (ZfK). transcript, Bielefeld 2007 ff, {{ISSN|2197-9103}}.
== Anmerkungen ==
* ''Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung'' (ZMK). Hrsg. v. Lorenz Engell und Bernhard Siegert, Hamburg 2009 ff.
* ''KulturPoetik. Zeitschrift für kulturgeschichtliche Literaturwissenschaft.'' Hrsg. von Manfred Engel, Bernard Dieterle, Monika Ritzer und Benjamin Specht, Göttingen 2000 ff.


== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* Lukas Aufgebauer/Fabian Münch: [http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=3042 ''Tagungsbericht Kulturwissenschaft(en): Beiträge verschiedener Disziplinen. 6.–8. November 2009, Vechta'']. In: ''H-Soz-u-Kult'', 20. März 2010
*[http://www.culture.hu-berlin.de/ Kulturwissenschaftliches Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin]
*[http://gcsc.uni-giessen.de/wps/pgn/home/gcsc_eng/ International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC), Universität Gießen]
*[http://www.europaforschung.org Kulturwissenschaftliches Institut für Europaforschung]
*[http://www.studienberatung.tu-berlin.de/menue/studium/studiengaenge/faecher/kultur_und_technik/ Studiengang Kultur & Technik B.A. (Interdisziplinäre Kulturwissenschaften), TU Berlin]
*[http://www.uni-tuebingen.de/kultur/Studiengang Empirische Kulturwissenschaften, Ludwig-Uhland Institut, Universität Tübingen]
*[http://www.uni-leipzig.de/~kuwi/ Institut für Kulturwissenschaften Leipzig]
*[http://www.forschungsstelle.org/ Forschungsstelle Grundlagen Kulturwissenschaft]
*[http://www.zfl-berlin.org Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin]
*[http://hkfz.uni-trier.de/ Historisch-Kulturwissenschaftliches Forschungszentrum Trier]
*[http://www.histkultwiss.uni-mainz.de/ Forschungsschwerpunkt Historische Kulturwissenschaften an der Uni Mainz]
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Normdaten|TYP=s|GND=4033597-5}}
[[Kategorie:Philosoph]]
 
[[Kategorie:Philosophie des Geistes]]
[[Kategorie:Realwissenschaft nach Fachgebiet]]
[[Kategorie:Naturalismus]]
[[Kategorie:Realwissenschaftliches Fachgebiet]]
[[Kategorie:Kanadier]]
[[Kategorie:Geisteswissenschaft nach Fachgebiet]]
[[Kategorie:Geboren 1942]]
[[Kategorie:Geisteswissenschaftliches Fachgebiet]]
[[Kategorie:Geboren 1943]]
[[Kategorie:Interdisziplinäre Wissenschaft]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Kulturwissenschaft nach Fachgebiet|!]]
[[Kategorie:Frau]]
[[Kategorie:Kulturwissenschaftliches Fachgebiet|!]]
[[Kategorie:Kulturwissenschaften|!]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 26. Mai 2018, 16:20 Uhr

Paul Churchland (* 21. Oktober 1942) und seine Gattin Patricia Churchland (* 16. Juli 1943 in Oliver, British Columbia) sind kanadische Philosophen, die hauptsächlich auf dem Gebiet der Philosophie des Geistes und der Neurophilosophie und Neuroethik an der University of California tätig sind bzw. waren[1].

Beide gelten als Protagonisten des eliminativen Materialismus, der davon ausgeht, dass es es so etwas wie die mit neurowissenschaftlichen Erkenntnissen nicht vereinbaren mentale Zustände gar nicht gäbe und künftig restlos mittels einer entsprechende neurowissenschaftliche Terminologie auf neuronale Zustände zurückgeführt werden könnten. Ähnlich seien in der Wissenschaftsgeschichte schon andere unbrauchbare Begriffe, etwa der Phlogiston-Begriff, eliminiert worden.

Schriften

Paul Churchland:

  • Plato’s Camera: How the Physical Brain Captures a Landscape of Abstract Universals, MIT Press, 2012. ISBN 978-0262016865
  • The Engine of Reason, The Seat of the Soul: A Philosophical Journey into the Brain, MIT Press, 1995. ISBN 978-0262531429
  • Die Seelenmaschine. Eine philosophische Reise ins Gehirn. Berlin, Spektrum Akademischer Verlag. 1995
  • A Neurocomputational Perspective: The Nature of Mind and the Structure of Science, MIT Press, 1989. ISBN 978-0262531061
  • Images of Science: Scientific Realism versus Constructive Empiricism, University of Chicago Press, 1985.
  • Matter and Consciousness, MIT Press, 1984.
  • Scientific Realism and the Plasticity of Mind, Cambridge University Press, 1979.

Patricia Churchland:

Weblinks

Anmerkungen

  1. Patricia Churchland wurde 2013 emeritiert.