Hygiene und Andreas Libavius: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:OCD handwash.jpg|mini|Das [[Händewaschen|Waschen der Hände]] ist eine von zahlreichen hygienischen Maßnahmen im Alltag]]
[[Datei:Andreas Libavius.jpg|mini|Andreas Libavius]]
'''Andreas Libavius''', auch: ''Libau''; ''Basilius de Varna'' (* nach [[1555]] in [[w:Halle (Saale)|Halle an der Saale]]; † [[25. Juli]] [[1616]] in [[Coburg]]), war als [[Schulmann (Pädagoge)|Schulmann]], [[Philosoph]], [[Arzt]] und [[Chemiker]] ein [[Universalgelehrter]] seiner Zeit. Er gilt als Mitbegründer der modernen [[Chemie]].


'''Hygiene''' oder '''Gesundheitspflege''' ist „die bewusste Vermeidung aller der Gesundheit drohenden Gefahren und die Betätigung gesundheitsmehrender Handlungen“ ([[Max Rubner]], 1911).<ref>Helmut Siefert: ''Hygiene.'' In: ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' 2005, S. 647.</ref> Auch gemäß [[Weltgesundheitsorganisation|Weltgesundheitsorganisation WHO]] bezieht sich die ''Hygiene'' auf Bedingungen und Handlungen, die dazu dienen, die Gesundheit zu erhalten und die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern.
== Leben ==
Libavius wurde zwischen 1555 und 1560 als Andreas Libau, Sohn des Leinenwebers Johann Liebau geboren. Andreas Libavius besuchte in Halle das Gymnasium und begann ab 1576 an der [[w:Universität Wittenberg|Universität Wittenberg]] und ab 1577 an der [[w:Universität Jena|Universität Jena]] die Fächer [[Philosophie]] und [[Geschichte]] zu studieren, wobei er den akademischen Grad eines [[Magister]]s der freien Künste erwarb. Zusätzlich hörte er in Jena Vorlesungen über [[Medizin]]. Danach war Libavius als Lehrer tätig, zuerst ab 1581 in [[w:Ilmenau|Ilmenau]] und ab 1586 als Stadt- und Ratsschulenrektor in Coburg. 1588 ging er nach [[w:Basel|Basel]] und promovierte an der [[w:Universität Basel|dortigen Universität]] zum Doktor der Medizin. Am Ende des gleichen Jahres begann er als [[w:Professor|Professor]] an der Universität in Jena Vorlesungen über Geschichte und Poetik zu halten. Daneben leitete er medizinische [[Disputation]]en.


Die medizinische Hygiene umfasst zahlreiche spezifische Anwendungen, die dem Erhalt der Gesundheit dienen, z. B. Reinhaltung der Umwelt, Sterilisation von Geräten, Handhygiene, Wasser und Hygiene und sichere Entsorgung von medizinischem Abfall.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.who.int/topics/hygiene/en/ |titel=Topics: Hygiene |autor= |hrsg=WHO |werk=Web-Site |datum= |zugriff=2016-12-02}}</ref>
[[Datei:Rothenburg ob der Tauber Historiengew 002.JPG|miniatur|Nachbildung des Labors von Andreas Libavius im Historiengewölbe in Rothenburg ob der Tauber]]
[[w:Stadtphysikus|Stadtphysikus]] wurde er 1591 in [[w:Rothenburg ob der Tauber|Rothenburg ob der Tauber]] und ein Jahr später Schulinspektor. 1606 erhielt er von Herzog [[w:Johann Casimir (Sachsen-Coburg)|Johann Casimir]] das Angebot, als Rektor das neu gegründete Gymnasium [[w:Casimirianum Coburg|Casimirianum]] in Coburg zu leiten, wo er von 1607 bis zu seinem Tod 1616 als „Director und Professor primarius“ tätig war.


Die [[Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie]] reduziert den Begriff auf „Erkennung, Behandlung und Prävention von Infektionskrankheiten“<ref>[http://www.dghm.org/linkerbereich/mitgliedschaftueberdiedghm/m_679 ''1906 – 2006 Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie''] Festschrift zum 100jährigen Bestehen der DGHM, S. 8.</ref>.
== Werke ==
[[Datei:ALCHEMIA. ANDREAE LIBAVII.png|mini|Alchemia, 1597]]
Die theologischen Veröffentlichungen Libavius’ wandten sich gegen den [[Jesuit]]en [[w:Jakob Gretser|Jakob Gretser]]. Dies sind ''Analysis dialectica colloqui Ratisbonensis'' von 1603 und ''Gretserus triumphans'' von 1604, die unter der Bezeichnung ''Basilius de Varna'', einem [[w:Anagramm|Anagramm]] aus ''Andreas Libavius'', erschienen sind.


Das Fachgebiet Hygiene stellt die „Lehre von der Verhütung von Krankheiten und der Erhaltung, Förderung und Festigung der Gesundheit“ dar.<ref>Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg</ref><ref>{{Literatur |Autor= |Hrsg=K.-O. Gundermann |Titel=Lehrbuch der Hygiene : Umwelthygiene, Krankenhaushygiene, Individualhygiene, Sozialhygiene und öffentliches Gesundheitswesen, Epidemiologie |Auflage= |Verlag=G. Fischer |Ort=Stuttgart ; New York |Datum=1991 |ISBN=3-437-00593-6 |Seiten=}}</ref> Hygienefachpersonen werden als Hygieniker bezeichnet.
1597 wurde die ''[[Alchemie|Alchemia]]'', seine bekannteste Abhandlung, herausgegeben, worin er unter anderem die Möglichkeit der [[Transmutation]] beschreibt. Es war das erste systematische Buch der Chemie. So zeigte er bei den Kupfersalzlösungen – hergestellt z.&nbsp;B. aus [[Salpetersäure|Scheidewasser]] und [[Bronze]] –, dass diese sich mit Hilfe von [[w:Ammoniak|Ammoniak]] („Salmiakgeist“) durch eine tiefblaue Färbung nachweisen lassen ([[w:Kationentrenngang|Kationentrenngang]]).


Hygiene im weiteren Sinne ist die „Gesamtheit aller Bestrebungen und Maßnahmen zur Verhütung von Krankheiten und Gesundheitsschäden“.<ref>[http://www.gbe-bund.de/gbe10/abrechnung.prc_abr_test_logon?p_uid=gastg&p_aid=&p_knoten=FID&p_sprache=D&p_suchstring=8578 ausführliche Definition durch "Gesundheitsberichterstattung des Bundes"]</ref> In diesem Sinne umfasst Hygiene auch Aspekte der [[Luftqualität|Lufthygiene]], Wasserhygiene<ref>{{Internetquelle |url=https://www.meduniwien.ac.at/hp/hai/arbeitsgruppen/wasserhygiene/ |titel=Wasserhygiene |autor= |hrsg= |werk= |datum= |zugriff=2016-12-02}}</ref> bzw. [[Trinkwasserhygiene]], [[Lebensmittelsicherheit|Lebensmittelhygiene]], [[Arbeitsschutz|Arbeitshygiene]], [[Baukybernetik|Bauhygiene]]<ref>{{Internetquelle |url=https://bauhygiene.ch/ |titel=Institut für Bauhygiene |autor= |hrsg= |werk= |datum= |zugriff=2016-12-02}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.stadt-zuerich.ch/gud/de/index/departement/organisation/ugz/abteilung-energietechnik-und-bauhygiene.html |titel=Abteilung Energietechnik und Bauhygiene - Stadt Zürich |werk=www.stadt-zuerich.ch |zugriff=2016-12-02}}</ref>, Wohnhygiene<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/mensch-gesundheit/wohngifte/gesundes-wohnen/wohnhygiene-und-haushaltprodukte.html |titel=Bundesamt für Gesundheit - Wohnhygiene und Haushaltprodukte |werk=www.bag.admin.ch |zugriff=2016-12-02}}</ref> sowie religiöser Vorschriften.
Weitere Werke waren unter anderem das vierteilige Buch ''Singularia'' von 1599, das eine Sammlung von Beschreibungen und Diskussionen über medizinisch naturwissenschaftliche Phänomene enthält. 1610 erschien von Libavius die Brunnenschrift ''Tractatus Medicus Physicus und Historia des fürtrefflichen Casimirianischen SawerBrunnen unter [[w:Bad Liebenstein|Libenstein]] nicht fern von [[w:Schmalkalden|Schmalkalden]] gelegen'', eine der ersten Brunnenschriften Deutschlands. In ''Syntagmatis alchamiae arcanorum'' von 1615 beschrieb er die 1605 entdeckte Herstellung des [[w:Zinn(IV)-chlorid|Zinnchlorids]], das daher auch nach ihm als ''Spiritus fumans Libavii'' bezeichnet wird. Allerdings hatte der [[w:Franziskanische Orden|Franziskaner]] Ulmannus das Zinnchlorid bereits 1419 im ''Buch der Heiligen Dreifaltigkeit'' erwähnt.<ref name="Schütt 2000">{{Literatur | Autor=Hans-Werner Schütt | Titel=Auf der Suche nach dem Stein der Weisen. Die Geschichte der Alchemie | Band= | Nummer= | Auflage= | Verlag=C.H. Beck München | Ort=München | Jahr= 2000 | Kapitel= | Seiten=372 | Spalten= | Online= {{Google Buch | BuchID = XriSG1EMQ_MC | Seite = 372 }}| Zugriff= }}</ref>


== Etymologie ==
Libavius übte begründete Kritik an der [[Iatrochemie|Chemiatrie]]<ref>Wolf-Dieter Müller-Jahncke (2005), S. 849.</ref> des [[Paracelsus]], befürwortete aber in weitem Umfang dessen Lehren, jedoch ohne die [[Astrologie|astrologischen]] und [[Spiritismus|spirituellen]] Auslegungen, und trat insbesondere für dessen chemische Arzneimittel ein. Der [[Rosenkreuzer|Bruderschaft des Rosenkreuzes]] widersprach er in seiner Abhandlung ''Bedenken von der fama und confession von der Bruderschaft des Rosencreutzes''.
Das Wort Hygiene stammt aus dem [[Altgriechische Sprache|Griechischen]]: {{lang|grc|ὑγιεινή [τέχνη]}} ''hygieiné [téchne]'' bedeutet „der Gesundheit dienende [Kunst]“. Es ist von {{lang|grc|ὑγίεια}} ''hygíeia'' „Gesundheit“ abgeleitet – dem Wort, mit dem auch die [[Griechische Götter|griechische Göttin]] der [[Gesundheit]], [[Hygieia]], bezeichnet wird.


Der Zusammenhang mit der personifizierten Göttin ist seit dem 4. Jahrhundert vor Christus (bei [[Aristoteles]]) belegt und wurde im 2. Jahrhundert durch [[Galenos|Galen]] systematisiert.<ref>[[Gundolf Keil]]: ''Hygieia.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 646 f.</ref>
=== Weitere Werke ===
 
* ''Neoparacelsica'', Frankfurt am Main 1594
Hygiene im engeren Sinn bezeichnet die Maßnahmen zur [[Krankheitsprävention|Vorbeugung]] gegen [[Infektionskrankheit]]en, insbesondere [[Körperpflege|Reinigung]], [[Desinfektion]] und [[Sterilisation]]. In der Alltagssprache wird das Wort Hygiene auch fälschlicherweise an Stelle von Sauberkeit verwendet, doch umfasst sie nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Aufgabenkreis der Hygiene.
* ''Tractatus duo physici'', Frankfurt am Main 1594
 
* ''Gegenbericht von der Panacea Amwaldina, auff Georg vom Waldt davon aussgegangenen Bericht''. Frankfurt am Main 1595
Die Arbeitshygiene befasst sich mit der Verhütung von [[Berufskrankheit]]en.
* ''Singularium pars prima … pars secunda'', Frankfurt am Main 1595
 
* ''Analysis dialéctica colloquii Ratisbonensis'', Frankfurt am Main 1602
== Geschichte ==
* ''Poemata epica, lyrica, et elegica'', Frankfurt am Main 1602
Hygienische Maßnahmen, darunter religiöse Gebote und Verbote sowie technische Bemühungen zur Versorgung mit sauberem Trinkwasser, sind weltweit und seit ältester Zeit nachweisbar.<ref>Helmut Siefert: ''Hygiene.'' 2005, S. 647.</ref>
* ''Alchymistische Practic'', Frankfurt am Main 1603 ([http://digital.slub-dresden.de/ppn278814670 Digitalisat])
 
* ''Gretserus triumphatus'', Frankfurt am Main 1604
=== Lebenssituation im Mittelalter ===
* ''Alchymia triumphans'', Frankfurt am Main 1607
Im [[Mittelalter]] war es in Europa noch üblich, die Notdurft auch auf der Straße zu verrichten, [[Nachttopf|Nachttöpfe]] wurden auf den Straßen ausgeleert, Marktabfälle (Pflanzenreste, Schlachtabfälle, Schlachtblut) blieben auf den Straßen und Plätzen liegen, häuslicher Unrat und Mist aus den Ställen der städtischen Tierhaltung wurde auf den Straßen gelagert, Schweine, Hühner und andere Haustiere liefen auf den Straßen frei darin herum, Niederschlagswasser durchfeuchtete und verteilte alles, all dies führte dazu, dass der Straßenschmutz und damit zusammenhängende Geruchsbelästigungen und Krankheitsausbreitung<ref>A. G. Varron: ''Hygiene im Mittelalter.'' In: ''Ciba-Zeitschrift.'' Band 7, Nr. 74, (Wehr/Baden) 1955, S. 2439–2468.</ref> in den Städten überhandnahmen, wogegen Polizeiverordnungen erlassen wurden. Im späteren Mittelalter wurden dann neben städtischen Verordnungen zur Seuchenbekämpfung (vor allem nachdem der [[Schwarzer Tod|Schwarze Tod]] sich 1348 verbreitet hatte) bereits Verordnungen zur Reinhaltung von Straßen (so 1366 in Regensburg) oder zur Tötung von Tieren in Schlachthäusern (Augsburg, 1276) erlassen.<ref>Ralf Bröer: ''Medizinalgesetzgebung/Medizinrecht.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 942–950; hier: S. 948 f.</ref> Erst die Einführung der Kanalisation, städtischer Schlachthäuser und von Pflasterungen konnten den Schmutz und damit zusammenhängende Seuchen<ref>Ernest Wickersheimer: ''Les Maladies épidémiques ou contagieuses (Peste, Lepre, Syphilis) et la Faculté de Médecine de Paris de 1399 à 1511.'' In: ''Bull. Soc. franc. d' hist. de la méd.'' Band 13, Nr. 21, 1914.</ref> eindämmen.<ref>[http://www.amuseum.de/medizin/CibaZeitung/jun37.htm A.G.Varron:''Hygiene in der mittelalterlichen Stadt'']</ref>
* ''Wolmeinendes Bedencken / Von der Fama, und Confession der Brüderschaft deß Rosen Creutzes'', Frankfurt am Main 1616
 
=== Hygiene in der Medizin ===
Die Hygiene in der Medizin betrifft das Verhalten des Fachpersonals im ambulanten Einsatz sowie in der klinischen Hygiene zur Abwehr von Neuerkrankungen. Thomas McKeown hat 1979 den Rückgang der [[Infektionskrankheit]]en der letzten 200 Jahre auf Hygiene, bessere [[Ernährung des Menschen]], [[Immunität (Medizin)|Immunität]] und andere unspezifische Maßnahmen zurückgeführt. Abseits der [[Industriestaat]]en hat sich das Muster der Erkrankungen nicht wesentlich verändert, trotz teilweiser Einführung von [[medikament]]ösen Behandlungsmethoden. So kann angenommen werden, dass ohne finanzielle und materielle Unterstützung der „[[Dritte Welt|Dritten Welt]]“ und ohne bessere [[Lebensqualität|Lebensbedingungen]] für den Großteil der Menschheit der Gefahr von [[Seuche]]n Vorschub geleistet wird.
 
Die [[Hygiene im Römischen Reich]] war verhältnismäßig weit entwickelt. Der römische Politiker und [[Universalgelehrte]] [[Marcus Terentius Varro]] ahnte, dass Krankheiten durch „kleine Tiere, welche für das Auge nicht sichtbar sind“ (aus heutiger Sicht Mikroorganismen) hervorgerufen werden.<ref>''animalia quaedam minuta, quae non possunt oculi consequi et per aera intus in corpus per os ac nares perveniunt atque efficiunt difficilis morbos'' (Tiere, die so klein sind, dass die Augen sie nicht sehen können, und die durch die Luft in den Körper gelangen durch Mund und Nase und schwere Krankheiten verursachen.) - Verro: ''Rerum Rusticarum libri tres'', lib. I, cap. 12.</ref> Es war bekannt, dass [[Quarantäne]] die Verbreitung von Infektionskrankheiten verhindern konnte.
 
Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Sauberkeit und [[Desinfektion]] in der [[Medizin]] nicht als notwendig angesehen. So wurden die [[Operation (Medizin)|Operationsschürzen]] der [[Chirurg]]en praktisch nie gewaschen. Medizinische Instrumente wurden vor dem Gebrauch nicht gereinigt. Auch wurden nicht selten in [[Krankenhaus|Krankenhäusern]] die [[Wunde]]n von verschiedenen Patienten nacheinander mit demselben [[Badeschwamm|Schwamm]] gereinigt.
 
[[Ignaz Semmelweis]] gelang in den 1840er Jahren erstmals der Nachweis, dass Desinfektion die Übertragung von Krankheiten eindämmen kann. Als Assistenzarzt in der Klinik für [[Geburtshilfe]] in [[Wien]] untersuchte er, warum in der einen Abteilung, in der [[Medizinstudium|Medizinstudenten]] arbeiteten, die [[Sterberate]] durch [[Kindbettfieber]] wesentlich höher war als in der zweiten Abteilung, in der [[Hebamme]]nschülerinnen ausgebildet wurden. Er fand die Erklärung, als einer seiner Kollegen während einer [[Obduktion|Sektion]] von einem Studenten mit dem [[Skalpell]] verletzt wurde und wenige Tage später an [[Blutvergiftung]] verstarb, einer Krankheit mit ähnlichem Verlauf wie das Kindbettfieber. Semmelweis stellte fest, dass die an Leichensektionen beteiligten Mediziner Gefahr liefen, die Mütter bei der anschließenden Geburtshilfe zu infizieren. Da Hebammenschülerinnen keine Sektionen durchführen, kam diese Art der [[Infektion]] in der zweiten Krankenhausabteilung seltener vor. Das erklärte die dort niedrigere Sterblichkeit. Semmelweis wies seine Studenten daher an, sich vor der Untersuchung der Mütter die Hände mit [[Chlorkalk]] zu desinfizieren. Diese wirksame Maßnahme senkte die Sterberate von 12,3 % auf 1,3 %. Das Vorgehen stieß aber bei Ärzten wie Studenten auf Widerstand. Sie wollten nicht wahrhaben, dass sie selbst die Infektionen übertrugen, anstatt sie zu heilen.
 
Sir [[Joseph Lister, 1. Baron Lister|Joseph Lister]], ein [[Schottland|schottischer]] [[Chirurg]], verwendete erfolgreich [[Karbol]] zur Desinfektion von Wunden vor der Operation. Er war zunächst der Meinung, dass Infektionen durch [[Krankheitserreger|Erreger]] in der Luft verursacht würden. Eine Zeit lang wurde deshalb während der Operation ein feiner Karbolnebel über dem Patienten versprüht, was wieder aufgegeben wurde, als man erkannte, dass Infektionen hauptsächlich von Händen und Gegenständen ausgingen, die in Kontakt mit den Wunden kamen.
 
[[Max von Pettenkofer]] hatte ab September 1865 den ersten deutschen [[Lehrstuhl]] für Hygiene inne und gilt als ''Vater der Hygiene'' als medizinisches Lehrfach. Als Teilgebiet war Hygiene an der Wiener Medizinischen Fakultät jedoch bereits ab 1805 Bestandteil der ärztlichen Ausbildung und auch an der Medizinischen Fakultät Würzburgs wurde das Fach bereits vor der Ernennung zum Nominalfach von dem Arzt und Chemiker [[Joseph von Scherer]] gelehrt.<ref>[[Heinz Seeliger|Heinz P. R. Seeliger]]: ''100 Jahre Lehrstuhl für Hygiene in Würzburg.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen'' 6, 1988, S. 129–139; hier: S. 130</ref> Weitere bekannte Forscher auf dem Gebiet der Hygiene waren [[Johann Peter Frank]], [[Robert Koch]] und [[Louis Pasteur]]. Ein Pionier der Hygiene im militärischen Bereich war [[Franz Ballner]].
 
Aus der Hygiene hat sich im späten 19. Jahrhundert auch das Fach [[Sportmedizin]] entwickelt<ref>[[Ferdinand August Schmidt|SCHMIDT, Ferdinand A.]]: Die körperliche Erziehung und die Leibesübungen in der Geschichte der Hygiene. Bogeng, G.A.E. (Hrsg.): ''Geschichte des Sports aller Völker und aller Zeiten''. Leipzig: E. A. Seemann, 1926, S. 87.</ref>, da dieselben humanbiologischen Kenntnisse auch in der [[Bewegungstherapie]] Verwendung fanden.<ref>[[Arnd Krüger]]: ''Geschichte der Bewegungstherapie.'' In: ''Präventivmedizin.'' Springer Loseblatt Sammlung, Heidelberg 1999, 07.06, S. 1–22.</ref>
 
=== Öffentliche Hygiene im 19. Jahrhundert ===
Das 19. Jahrhundert war durch neue Erkenntnisse zur Prävention von Krankheiten und durch das Entstehen öffentlicher Gesundheitsfürsorge geprägt. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erkannten Regierungen die Notwendigkeit zum systematischen Aufbau einer öffentlichen Gesundheitsfürsorge. Hatten sich die Maßnahmen hierzu in Westeuropa zunächst auf [[Quarantäne|Quarantäneregelungen]] in Häfen zur Kontrolle und Ausgrenzung Kranker oder potenziell Kranker beschränkt, waren neue Maßnahmen auf den Ausbau infrastruktureller Einrichtungen gerichtet, wodurch Krankheiten der Nährboden entzogen werden sollte. Öffentliche Gesundheitsfürsorge wurde zur Aufgabe des Staates, während sie bis dahin privater und religiöser Initiative überlassen war.<ref>Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. C. H. Beck. 2 Aufl. der Sonderausgabe 2016. ISBN 978-3-406-61481-1. S. 260</ref> Die neuen Prioritäten galten, ausgehend von Großbritannien, ab den 1830er Jahren der Beseitigung von Unrat und Abwässern in Städten und der Versorgung mit unschädlichem Trinkwasser. Die Begleiterscheinungen der Frühindustrialisierung wurden damit erkannt und schrittweise, wenn auch mit Widerstand, dagegen angegangen. Wasser musste zunächst als öffentliches Gut anerkannt werden. Erst auf dieser Grundlage konnte eine Wasserpolitik mit umfassenden rechtlichen Bestimmungen für das Eigentum und die Nutzung von Wasser entstehen. Private Besitzansprüche mussten aufgehoben werden, ein langwieriger und komplizierter Prozess, der sich in Westeuropa teilweise bis ins 20. Jahrhundert hinzog, so in Frankreich. Hinzukommen mussten adäquate Technologien in Form moderner Wasserversorgung. New York erhielt als erste Stadt 1842 ein umfassendes Röhrensystem, Aquädukte, Speicher und angebundene öffentliche Brunnen.
 
Der Wert technischer Wasserreinigung wurde eindrucksvoll bestätigt, seit 1849 bekannt war, dass Cholera durch Wasser übertragen wird. Dennoch dauerte es Jahrzehnte, so etwa in London bis 1868 und in München sogar bis 1881, bis sich das neue Wissen gegen einen vielfach radikalen Marktliberalismus private durchgesetzt hatte und geeignete Maßnahmen ergriffen werden konnten. In London konnten um 1800 in der [[Themse]] noch Lachse gefischt und geschwommen werden, während um 1858 so starker Gestank aus dem Fluss aufstieg, dass das House of Commons mit Laken umhängt und die Sitzungen dort wegen des Gestanks abgebrochen werden mussten. Erst dieses Ereignis führte zur Beauftragung des Baus eines unterirdischen [[Kanalisation|Kanalisationssystems]] zur Verbesserung der Stadthygiene.<ref>Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. C. H. Beck. 2 Aufl. der Sonderausgabe 2016. ISBN 978-3-406-61481-1. S. 262</ref>
 
Außerhalb Westeuropas waren Städte teilweise schon deutlich früher für eine Verbesserung der Stadthygiene aktiv geworden. Das persische [[Isfahan]] wurde in Berichten vor der afghanischen Zerstörung 1722 für seine Wasserversorgung gerühmt. In [[Damaskus]], einer Stadt mit damals 15000 Einwohnern, war 1872 jede Straße, jede Moschee, jedes öffentliche und private Haus im Überfluss mit Kanälen und Fontänen versorgt.<ref>Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. C. H. Beck. 2 Aufl. der Sonderausgabe 2016. ISBN 978-3-406-61481-1. S. 263</ref> In [[Bombay]] wurde bereits 1859 eine öffentliche organisierte Wasserversorgung eingerichtet. In [[Kalkutta]] wurde 1865 ein Abwassersystem und 1869 eine Wasserfilterung gebaut. Dasselbe geschah in [[Shanghai]] 1883, allerdings dort durch private Investoren und nur für einige reiche Chinesen und dort lebenden Europäer. Die Chinesen verhielten sich zurückhaltend gegenüber den Erneuerungen.<ref>Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. C. H. Beck. 2 Aufl. der Sonderausgabe 2016. ISBN 978-3-406-61481-1. S. 264</ref>
 
== Hygienemaßnahmen ==
Medizinische Maßnahmen sind [[Sterilisation]], [[Desinfektion]] und [[Quarantäne]]. Insbesondere im wirtschaftlichen Bereich sind [[Lebensmittelhygiene|Lebensmittel-]] und [[Wäschereihygiene]] gesetzlich geregelt. Zu den lokalen Hygienemaßnahmen gehören die Haushaltshygiene, die [[Lebensmittelhygiene]] und die [[Nosokomiale Infektion|klinische Hygiene]]. Zu den individuellen somatischen Hygienemaßnahmen zählen heute die [[Körperpflege|Körper]]-, [[Mundhygiene|Mund-]], [[Brusthygiene|Brust-]], [[Analhygiene|Anal]]- und [[Sexualhygiene]] sowie die [[Psychohygiene]].
 
In einer gemeinsamen Presseerklärung von [[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamt]], [[Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin]] und [[Robert-Koch-Institut]] aus dem Jahr 2000 werden im Haushalt herkömmliche Reinigungsmittel für die Sicherung der Hygiene als ausreichend erachtet und der Einsatz von Produkten mit bakterizider, antibakterieller und antimikrobieller Wirkung abgelehnt.<ref>[http://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2000/17/antibakterielle_reinigungsmittel_im_haushalt_nicht_erforderlich-890.html Antibakterielle Reinigungsmittel im Haushalt nicht erforderlich] Bundesinstitut für Risikobewertung 17/2000, 22. August 2000</ref> Das gilt nicht für die klinische Hygiene.
 
== Kritik an moderner Hygiene ==
Die moderne Hygiene und Medizin fokussiert auf die Gefahr bzw. [[Virulenz]] der Krankheitserreger. Das Fazit der 40-jährigen Forschungsarbeit des französischen [[Medizin]]ers und [[Physiologie|Physiologen]] [[Claude Bernard (Physiologe)|Claude Bernard]] lautete: „Le germe n’est rien, le terrain est tout!“ (Der Keim ist nichts, das Milieu ist alles!) Mit ''Keim'' (''germ'') ist hier ein mikrobieller [[Krankheitserreger]] gemeint, so wie auch heute noch in der Medizin der Ausdruck ''[[Krankheitserreger|Keim]]'' gebraucht wird. Bernard brachte mit dieser Aussage zum Ausdruck, dass unabhängig von der [[Virulenz]] eines Krankheitserregers letztlich stets die jeweils vorhandene [[Stoffwechsel]]-, [[Wundheilung|Wund-]] und [[Immunsystem|Immunsituation]] des individuellen (menschlichen) Organismus über die vom Krankheitserreger ausgehende Gefahr entscheidet, entweder als [[Nährboden]] für die [[Reproduktion (Biologie)|Vermehrung]] der Krankheitserreger (siehe [[Infektion]]) dient, oder aber eine Vermehrung derselben unmöglich macht. Im letzten Fall wären entweder nur die Kriterien einer [[Kontamination (Medizin)|Kontamination]], nicht jedoch einer Infektion erfüllt (Kriterium Erregervermehrung im Organismus), oder aber es würde trotz des Auftretens einer Infektion eine [[Infektionskrankheit]] verhindert werden (siehe [[Stille Feiung]]). Hierbei spielt sowohl die individuelle Leistungsfähigkeit des Organismus als auch die ihm entgegengebrachte, unter anderem ärztliche, Hilfe (s. z.&nbsp;B. [[Débridement]], [[Tetanus#Wundreinigung|Tetanus]]) eine Rolle.
 
Wissenschaftliche Studien weisen auf einen Zusammenhang zwischen übertriebener Sauberkeit im häuslichen Umfeld und dem Auftreten von [[Allergie]]n hin. Durch den verringerten Kontakt mit [[Krankheitserreger]]n, besonders während der frühen [[Kindheit]], tendiere das [[Immunsystem]] dazu, auf eigentlich harmlose Stoffe wie zum Beispiel [[Pollen]] oder [[Hausstaub]] zu reagieren.
 
Evolutionsforscher vermuten, dass der menschliche Körper darauf angewiesen ist, dass bestimmte Bakterien und auch Würmer in ihm oder seiner Umgebung leben.<ref>Spiegel 40/2009</ref>
 
== Euphemistische Verwendung des Begriffs ==
Der [[Suggestion|suggestive]], [[Euphemismus|euphemistische]] Begriff der „[[Rassenhygiene]]“ ([[Eugenik]]) legte nahe, dass eine (menschliche) „[[Rasse (Anthropologie)|Rasse]]“ oder ein „[[Volkskörper]]“ durch wie auch immer geartete „hygienische“ Maßnahmen „rein“ gehalten (oder „bereinigt“) werden. Der Begriff bestimmte die Bevölkerungspolitik in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] (siehe dazu [[Nationalsozialistische Rassenhygiene]]).
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Hygiene}}
* {{WikipediaDE|Körperpflege}}
* {{WikipediaDE|Monatshygiene}}
* {{WikipediaDE|Trinkwasserhygiene}}
* {{WikipediaDE|Krankenhaushygiene}}
* {{WikipediaDE|Schlafhygiene}}
* {{WikipediaDE|Psychohygiene}}
* {{WikipediaDE|Sozialmedizin}}
* {{WikipediaDE|Public Health}}
* {{WikipediaDE|Sanitary Movement}}
* {{WikipediaDE|Deutsches Hygiene-Museum}}
* {{WikipediaDE|Internationale Hygiene-Ausstellung Dresden 1911}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* T. McKeown: ''The role of medicine:'' Dream, mirage or nemesis? Blackwell, Oxford 1979
* Wlodzimierz Hubicki: Andreas Libavius, in [[w:Dictionary of Scientific Biography|Dictionary of Scientific Biography]]
* Christian Conrad: ''Krankenhaushygiene damals und heute – was hat sich geändert?'' Hygiene und Medizin 29(6), S. 204 ff. (2004), {{ISSN|0172-3790}}
* Walther Killy (Hrsg.): ''Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache'' (15 Bände). Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh und München 1988–1991 (CD-ROM: Berlin 1998, ISBN 3-932544-13-7)
* M. Klade, U. Seebacher, M. Jaros: ''Potenzielle Gefährdung von Mensch und Umwelt durch Desinfektionsmittel in der Krankenhaushygiene: Eine vergleichende Bewertung.'' Krankenhaus Hygiene und Infektionsverhütung 24(1), S. 9–15 (2002), {{ISSN|0720-3373}}
* Herbert Kühnert: ''Das Gold-Rubin-Glas im Lichte der „Alchemia“ des Andreas Libavius''. Sonderdruck aus: ''Jahrbuch der Coburger Landesstiftung'' 1968.
* A. Nassauer: ''Die neue Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention – Tradition und Fortschritt.'' Hygiene und Medizin (29(4), S. 113–115 (2004), {{ISSN|0172-3790}}
* {{ADB|18|530|532|Libavius, Andreas|[[w:Albert Ladenburg|Albert Ladenburg]]|ADB:Libavius, Andreas}}
* GMS Krankenhaushygiene Interdisziplinär. Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH). Online verfügbar unter:
* [[w:Wolf-Dieter Müller-Jahncke|Wolf-Dieter Müller-Jahncke]]: ''Andreas Libavius im Lichte der Geschichte der Chemie''. Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1972.
: [http://www.egms.de/de/journals/dgkh/index.shtml GMS Krankenhaushygiene Interdisziplinär]
* Wolf-Dieter Müller-Jahncke: ''Libavius, Andreas.'' In: [[w:Werner E. Gerabek|Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[w:Gundolf Keil|Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 849 f.
* Helmut Siefert: ''Hygiene.'' In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 647 f.
* [[w:Friedemann Rex|Friedemann Rex]]: ''Alchemie des Andreas Libavius.'' Verlag Chemie, Weinheim 1964, ISBN 3-527-25004-2
* W. Steuer, F. Schubert (Hrsg.): ''Leitfaden der Desinfektion, Sterilisation und Entwesung.'' B. Behrs, Hamburg, 8. Auflage 2007, ISBN 978-3-89947-351-3
* {{NDB|14|441|442|Libavius, Andreas|Friedemann Rex|119522403}}
* {{Zedler Online|17|400|765|766|Libauius, Andr}}
* Peter Forshaw: ''Paradoxes, Absurdities, and Madness'': Conflict over Alchemy, Magic and Medicine in the Works of Andreas Libavius and Heinrich Khunrath, Early Science and Medicine 13 (2008) 53–81, [http://uva.academia.edu/PeterForshaw/Papers/409412/_Paradoxes_Absurdities_and_Madness_Conflict_over_Alchemy_Magic_and_Medicine_in_the_Works_of_Andreas_Libavius_and_Heinrich_Khunrath Online]
* ''Die Liebensteiner Brunnenschrift von 1610 – Von der Heilkraft und der Geschichte des Casimirianischen Sauerbrunnens.'' Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft, Zella-Mehlis 2016, ISBN 978-3-943552-13-3


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* [http://www.hygiene-klinik-praxis.de/ Arbeitskreis Krankenhaus- und Praxishygiene"] der AWMF mit allen Leitlinien zum Thema
* {{Webarchiv | url=http://www.museumonline.at/1999/schools/classic/spittaladdrau/NonFrame/HTML/chemiker/Andreas%20Libavius.htm | wayback=20080220231818 | text=''Libavius''}} auf museumonline.at
* [http://www.charite.de/krankenhaushygiene/ Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité Berlin]
* [http://www.uk-essen.de/krankenhaushygiene/ Universitätsklinikum Essen – Krankenhaushygiene] – Textsammlung zum Thema Hygiene (Menüeintrag: Skripte)
* [http://iuk.uniklinik-freiburg.de/ Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene]
* [http://www.dhmd.de/ Deutsches Hygienemuseum in Dresden]
* [http://healthlink.mcw.edu/article/1031002421.html Hygiene Hypothesis: Are We Too „Clean“ for Our Own Good? englischsprachige Seite (HealthLink)]
* {{Internetquelle
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== Einzelnachweise ==
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<references />
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Version vom 9. Februar 2019, 19:07 Uhr

Andreas Libavius

Andreas Libavius, auch: Libau; Basilius de Varna (* nach 1555 in Halle an der Saale; † 25. Juli 1616 in Coburg), war als Schulmann, Philosoph, Arzt und Chemiker ein Universalgelehrter seiner Zeit. Er gilt als Mitbegründer der modernen Chemie.

Leben

Libavius wurde zwischen 1555 und 1560 als Andreas Libau, Sohn des Leinenwebers Johann Liebau geboren. Andreas Libavius besuchte in Halle das Gymnasium und begann ab 1576 an der Universität Wittenberg und ab 1577 an der Universität Jena die Fächer Philosophie und Geschichte zu studieren, wobei er den akademischen Grad eines Magisters der freien Künste erwarb. Zusätzlich hörte er in Jena Vorlesungen über Medizin. Danach war Libavius als Lehrer tätig, zuerst ab 1581 in Ilmenau und ab 1586 als Stadt- und Ratsschulenrektor in Coburg. 1588 ging er nach Basel und promovierte an der dortigen Universität zum Doktor der Medizin. Am Ende des gleichen Jahres begann er als Professor an der Universität in Jena Vorlesungen über Geschichte und Poetik zu halten. Daneben leitete er medizinische Disputationen.

Nachbildung des Labors von Andreas Libavius im Historiengewölbe in Rothenburg ob der Tauber

Stadtphysikus wurde er 1591 in Rothenburg ob der Tauber und ein Jahr später Schulinspektor. 1606 erhielt er von Herzog Johann Casimir das Angebot, als Rektor das neu gegründete Gymnasium Casimirianum in Coburg zu leiten, wo er von 1607 bis zu seinem Tod 1616 als „Director und Professor primarius“ tätig war.

Werke

Alchemia, 1597

Die theologischen Veröffentlichungen Libavius’ wandten sich gegen den Jesuiten Jakob Gretser. Dies sind Analysis dialectica colloqui Ratisbonensis von 1603 und Gretserus triumphans von 1604, die unter der Bezeichnung Basilius de Varna, einem Anagramm aus Andreas Libavius, erschienen sind.

1597 wurde die Alchemia, seine bekannteste Abhandlung, herausgegeben, worin er unter anderem die Möglichkeit der Transmutation beschreibt. Es war das erste systematische Buch der Chemie. So zeigte er bei den Kupfersalzlösungen – hergestellt z. B. aus Scheidewasser und Bronze –, dass diese sich mit Hilfe von Ammoniak („Salmiakgeist“) durch eine tiefblaue Färbung nachweisen lassen (Kationentrenngang).

Weitere Werke waren unter anderem das vierteilige Buch Singularia von 1599, das eine Sammlung von Beschreibungen und Diskussionen über medizinisch naturwissenschaftliche Phänomene enthält. 1610 erschien von Libavius die Brunnenschrift Tractatus Medicus Physicus und Historia des fürtrefflichen Casimirianischen SawerBrunnen unter Libenstein nicht fern von Schmalkalden gelegen, eine der ersten Brunnenschriften Deutschlands. In Syntagmatis alchamiae arcanorum von 1615 beschrieb er die 1605 entdeckte Herstellung des Zinnchlorids, das daher auch nach ihm als Spiritus fumans Libavii bezeichnet wird. Allerdings hatte der Franziskaner Ulmannus das Zinnchlorid bereits 1419 im Buch der Heiligen Dreifaltigkeit erwähnt.[1]

Libavius übte begründete Kritik an der Chemiatrie[2] des Paracelsus, befürwortete aber in weitem Umfang dessen Lehren, jedoch ohne die astrologischen und spirituellen Auslegungen, und trat insbesondere für dessen chemische Arzneimittel ein. Der Bruderschaft des Rosenkreuzes widersprach er in seiner Abhandlung Bedenken von der fama und confession von der Bruderschaft des Rosencreutzes.

Weitere Werke

  • Neoparacelsica, Frankfurt am Main 1594
  • Tractatus duo physici, Frankfurt am Main 1594
  • Gegenbericht von der Panacea Amwaldina, auff Georg vom Waldt davon aussgegangenen Bericht. Frankfurt am Main 1595
  • Singularium pars prima … pars secunda, Frankfurt am Main 1595
  • Analysis dialéctica colloquii Ratisbonensis, Frankfurt am Main 1602
  • Poemata epica, lyrica, et elegica, Frankfurt am Main 1602
  • Alchymistische Practic, Frankfurt am Main 1603 (Digitalisat)
  • Gretserus triumphatus, Frankfurt am Main 1604
  • Alchymia triumphans, Frankfurt am Main 1607
  • Wolmeinendes Bedencken / Von der Fama, und Confession der Brüderschaft deß Rosen Creutzes, Frankfurt am Main 1616

Literatur

Weblinks

Commons: Andreas Libavius - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1.  Hans-Werner Schütt: Auf der Suche nach dem Stein der Weisen. Die Geschichte der Alchemie. C.H. Beck München, München 2000, S. 372 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  2. Wolf-Dieter Müller-Jahncke (2005), S. 849.


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