Arthur Versluis

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Arthur Versluis (* 1959) ist Prfofessor und Institutsleiter für Religionswissenschaft am College of Arts & Letters an der Michigan State University.[1][2] und zählt zu den führenden wissenschaftlich arbeitenden Esoterikforschern.

Esoterikforschung

Versluis machte seine Doktorarbeit an der University of Michigan. Seine 1990 vollendete Dissertation über Ex oriente lux: American Transcendentalism and the Orient[3] wurde 1993 unter dem Titel American Transcendentalism and Asian Religions.[4] als Buch veröffentlicht.

Der Schwerpunkt von Versluis Forschung liegt auf der westlichen Esoterik und Magie, mit besonderem Interesse für den Einfluss des Platonismus auf die westliche Mystik und den amerikanischen Transzendentalismus.

Versluis ist Gründer und Herausgeber der Zeitschrift Esoterica, Mitherausgeber des Journal for the Study of Radicalism (JSR) und Gründungspräsident der Association for the Study of Esotericism.[2]

Für die Esoterikforschung hat Versluis als Forschungsmethode einen „mitfühlenden Empirismus“ (auch „einfühlsamer Empirismus, empathischer Empirismus“; eng. sympathetic empiricism, empathical empiricism) vorgeschlagen, der eine mitfühlende Insider-Perspektive (emisch) mit der neutralen objektiven Außenperspektive (etisch) vereinigt.

„Mit "mitfühlendem Empirismus" hingegen beziehe ich mich auf eine Zwischenstellung, die das Beste aus emischen und etischen Ansätzen vereint. Im Bereich der westlichen Esoterik, wie allgemeiner noch in allen Religionsstudien, ist es wichtig, einerseits die Tugenden der Gelehrsamkeit, die einen Standard der Objektivität anstrebt, und andererseits die Tugenden eines Ansatzes, der versucht, das Thema einfühlsam zu verstehen, es sozusagen von innen her zu verstehen, in ein ausgewogenes Gleichgewicht bringt. Anthropologen haben seit langem die Bedeutung des Ausgleichs von etic und emic verstanden, einerseits in eine Kultur einzutreten, um sie zu verstehen, andererseits aber auch den Status des Beobachters und des Analytikers beizubehalten. Wenn es das Laster einer zu emischen Position ist, zum Apologeten zu werden, so ist das Laster einer zu etischen Position noch etwas größer: man scheitert daran, zu verstehen und zu vermitteln, was man eigentlich studiert. Wenn das Laster des extrem emischen Ansatzes die zu große Sympathie ist, so ist es beim extrem etischen Ansatzes die Ignoranz und Feindseligkeit gegenüber dem Subjekt, sogar wenn sie unter der Maske einer gelehrsamen Neutralität erscheint.“[5][6]

„Ein Forscher muss versuchen, die Welt auf eine fast sicher unbekannte Weise zu verstehen, und dies erfordert eine einfühlsame Annäherung an verschiedene Figuren, Schriften und Kunstwerke, offen für das Unerwartete, aber auch mit dem Gefühl für kritische Distanz.“[7]

„Daher halte ich es für äußerst wichtig, zu versuchen, dem Thema, das man untersucht, treu zu bleiben.“[8]

Transzendentalismus und amerikanische Esoterik

Versluis hat eine "Trilogie" über den amerikanischen Transzendentalismus und die Entwicklung der westlichen Esoterik veröffentlicht, namentlich American Transcendentalism and Asian Religions (1993), The Esoteric Origins of the American Renaissance (2001), und American Gurus: From Transcendentalism to New Age Religion (2014). In diesen Publikationen beschreibt er die Entwicklung des amerikanischen Transzendentalismus und dessen Einfluss auf die westliche Esoterik, einschließlich des zeitgenössischen Phänomens der "immediatist gurus", die sofortige Erleuchtung versprechen.[9]

In American Transcendentalism and Asian Religions beschreibt Versluis den Einfluss asiatischer Religionen auf die europäische Romantik und auf den amerikanischen Transzendentalismus. Im frühen 19. Jahrhundert wurden diese asiatischen Religionen in die westliche Kultur eingeführt, und Texte wie die Bhagavad Gita und die Upanishaden hatten einen großen Einfluss auf die Transzendentalbewegung und einflussreiche Mitglieder wie Ralph Waldo Emerson und Henry David Thoreau.[10] Aber der Transzendentalismus wurde auch von der westlichen Esoterik beeinflusst, ein Thema, das bis vor kurzem in der Wissenschaft wenig Beachtung fand.[10][11]

In The Esoteric Origins of the American Renaissance untersucht Versluis den Einfluss der westlichen Esoterik auf die amerikanische Renaissance Mitte des 19. Jahrhunderts. Versluis betrachtet seine The Esoteric Origins als eine Pionierstudie in dieser Disziplin.[10]

In American Gurus: From Transcendentalism to New Age Religion beschreibt Versluis das Aufkommen immediatistischer Gurus: Gurus, die mit keiner der traditionellen Religionen verbunden sind und sofortige Erleuchtung und Befreiung versprechen.[12] Dazu gehören Eckhart Tolle, Ram Dass, Adi Da und Andrew Cohen.[13] "Immediatismus" bezieht sich auf "eine religiöse Behauptung spontaner, direkter, unvermittelter spiritueller Einsicht in die Realität (typischerweise mit wenig oder gar keinem vorherigen Training), die manche als "Erleuchtung" bezeichnen."[14] Laut Versluis ist der Immediatismus typisch für Amerikaner, die "die Früchte der Religion wollen, aber nicht ihre Verpflichtungen."[9] Obwohl der Immediatismus seine Wurzeln in der europäischen Kultur und Geschichte hat[15], die bis zum Platonismus zurückreichen[16], und auch den Perennialismus einschließt[17], weist Versluis auf Ralph Waldo Emerson als seinen wichtigsten Vorfahren hin[18], der "die Möglichkeit unmittelbarer, direkter spiritueller Erkenntnis und Kraft betonte."[19]

Christliche Theosophie

Eine weitere "Trilogie" beschäftigt sich mit der christlichen Theosophie und umfasst Theosophia (1994), Wisdom's Children: A Christian Esoteric Tradition (1999), und Wisdom's Book: The Sophia Anthology (2000).[20]

Werke

  • 2015: Perennial Philosophy (New Cultures Press)
  • 2014: American Gurus: From Transcendentalism to New Age Religion (Oxford University Press)
  • 2011: The Mystical State: Politics, Gnosis, and Emergent Cultures (New Cultures Press)
  • 2008: The Secret History of Western Sexual Mysticism (Inner Traditions)
  • 2007: Magic and Mysticism: An Introduction to Western Esotericism (Rowman Littlefield)
  • 2006: The New Inquisitions: Heretic-hunting and the Origins of Modern Totalitarianism (Oxford UP)
  • 2004: Restoring Paradise: Western Esotericism, Literature, and Consciousness (SUNY)
  • 2004: Awakening the Contemplative Spirit (St. Paul: New Grail)
  • 2001: The Esoteric Origins of the American Renaissance (Oxford University Press)
  • 2000: Island Farm (MSU Press)
  • 1999: Wisdom’s Children: A Christian Esoteric Tradition (SUNY)
  • 1996: Gnosis and Literature (St. Paul: Grail)
  • 1995: The Mysteries of Love (St. Paul: Grail)
  • 1994: Theosophia: Hidden Dimensions of Christianity (Lindisfarne Press)
  • 1994/1995: Native American Traditions (Element)
  • 1993: American Transcendentalism and Asian Religions (Oxford University Press)
  • 1993: The Elements of Native American Traditions (Element)
  • 1992: Sacred Earth: The Spiritual Landscape of Native America (Inner Traditions)
  • 1991: Song of the Cosmos: an Introduction to Traditional Cosmology (Prism/Unity)
  • 1989: Pollen and Fragments: Poetry and Prose of Novalis (Phanes)
  • 1988: The Egyptian Mysteries (Routledge, Kegan Paul)
  • 1987: Telos: A Novel (Routledge, Kegan Paul)
  • 1986: The Philosophy of Magic Routledge, Kegan Paul)

Literatur

  • Arthur Versluis: Magic and Mysticism: An Introduction to Western Esoteric Traditions, Rowman & Littlefield Publishers 2007, ISBN 978-0742558366

Weblinks

Lorenzo Ravagli

Einzelnachweise

  1. Michigan State University, Religious Studues Faculty
  2. 2,0 2,1 arthurversluis.com, About
  3. Arthur Versluis, ''Ex oriente lux
  4. Michigan State University, Arthus Versluis
  5. Im englischen Original:
    „By “sympathetic empiricism,” on the other hand, I am referring to an intermediate position that incorporates the best of both emic and etic approaches. In the field of Western esotericism, as in that of religious studies more generally, it is important to balance on the one hand the virtues of scholarship that strives to achieve a standard of objectivity, and on the other hand the virtues of an approach that seeks to sympathetically understand one’s subject, to understand it from the inside out, so to speak. Anthopologists have long understood the importance of balancing etic and emic approaches, of on the one hand entering into a culture in order to understand it while on the other hand retaining the status of observer and analyst. If the vice of a too emic position is that of becoming an apologist, the vice of a too etic position is if anything greater: a failure to understand and accurately convey what one is studying. If the vice of the extreme emic approach is too great a sympathy, that of the extreme etic approach is ignorance of and hostility to one’s subject, even if under the guise of a studied neutrality.“ (Arthur Versluis: What is Esoteric? Methods in the Study of Western Esotericism, p. 4 [1])
  6. vgl. auch: Arthur Versluis: Methods in the Study of Esotericism, Part II. Mysticism and the Study of Esotericism [2]
  7. Im englichen Original:
    „An investigator must attempt to understand the world in almost certainly unfamiliar ways, and this requires a sympathetic approach to various figures, writings, and works of art, open to the unexpected, yet also retaining some sense of critical distance.“ (Arthur Versluis: Magic and Mysticism, p. 245)
  8. Originaltext:
    „Hence I believe it is extremely important to attempt to remain faithful to the subject one is investigating.“ (Arthur Versluis: What is Esoteric? Methods in the Study of Western Esotericism, p. 5 [3])
  9. 9,0 9,1 American Gurus: Seven Questions for Arthur Versluis, archiviert auf archive.org, abgerufen am 29. Mai 2021
  10. 10,0 10,1 10,2 Versluis 2001, p. 3
  11. Siehe auch Elizabeth De Michelis: A History of Modern Yoga (2005),, für diesen vernachlässigten Einfluss auf die Entwicklung einer globalen Spiritualität.
  12. Versluis 2014, p. 1,2
  13. Versluis 2014, p. 1
  14. Versluis 2014, p. 2
  15. Versluis 2014, p. 2.
  16. Versluis 2014, p. 3
  17. Versluis 2014, p. 4
  18. Versluis 2014, p. 2
  19. Versluis 2014, p. 3
  20. Michigan State University: Department of Religious Studies, Arthus Versluis, abgerufen am 29. Mai 2021
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Arthur Versluis aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.