Cherubim und Bibliothek:Goethe/Naturwissenschaft/Regenbogen: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Cherubim Blake.jpg|thumb|250px|Cherubim ([[Wikipedia:William Blake|William Blake]])]]
=== Johann Wolfgang Goethe ===
Die '''Cherubim''' ([[Hebräische Sprache|Hebräisch]] ''cherub'' כרוב; Plural ''cherubim'', כרובים), auch als '''Geister der Harmonien''' bezeichnet, sind erhabene geistige Wesenheiten, die, wie alle Wesen der [[Erste Hierarchie|ersten Hierarchie]],  den ''unmittelbaren Anblick der Gottheit'' haben unmittelbar deren Willen vollstrecken. Sie sind zugleich die eigentlichen '''Tierkreiswesenheiten'''. Dargestellt werden sie meist als geflügelte [[Tier]]wesen mit [[mensch]]lichem Antlitz, vergleichbar der [[Sphinx]]; sie unterscheiden sich dadurch von den [[Seraphim]], die mit einem menschlichen Körper abgebildet werden. Ihr [[Herrschaftsgebiet]] reicht weit über die Grenzen unseres [[Sonnensystem]]s hinaus und gemeinsam mit den [[Throne]]n und [[Seraphim]] gehören sie jener Region an, deren äußerer Ausdruck der [[Tierkreis]] ist. Die Cherubim haben die Aufgabe, die Entwicklungsziele eines [[Planetensystem]]s, die sie von der Gottheit empfangen, in [[Weisheit]] auszubauen. Es ist dies eine völlig überpersönliche Weisheit, die sie in den Jahrmillionen des Weltenwerdsens sammeln und dann in erhabener Macht verströmen.


In der [[Wikipedia:Bibel|Bibel]] werden die Cherubim mehr als 90mal genannt, erstmals in der [[Wikipedia:Genesis|Genesis]] bei der Vertreibung von [[Adam und Eva]] aus dem [[Paradies]] {{Bibel|1 Mos|3|24}}. Sehr detailreich werden sie in der [[Thronwagen-Vision]] des [[Wikipedia:Ezechiel|Ezechiel]] geschildert.
== Regenbogen ==


{{Zitat|4 Und ich sah, und siehe, es kam ein ungestümer Wind von Norden her, eine mächtige Wolke und loderndes Feuer, und Glanz war rings um sie her, und mitten im Feuer war es wie blinkendes Kupfer. 5 Und mitten darin war etwas wie vier Gestalten; die waren anzusehen wie Menschen. 6 Und jede von ihnen hatte vier Angesichter und vier Flügel. 7 Und ihre Beine standen gerade, und ihre Füße waren wie Stierfüße und glänzten wie blinkendes, glattes Kupfer. 8 Und sie hatten Menschenhände unter ihren Flügeln an ihren vier Seiten; die vier hatten Angesichter und Flügel. 9 Ihre Flügel berührten einer den andern. Und wenn sie gingen, brauchten sie sich nicht umzuwenden; immer gingen sie in der Richtung eines ihrer Angesichter. 10 Ihre Angesichter waren vorn gleich einem Menschen und zur rechten Seite gleich einem Löwen bei allen vieren und zur linken Seite gleich einem Stier bei allen vieren und hinten gleich einem Adler bei allen vieren. 11 Und ihre Flügel waren nach oben hin ausgebreitet; je zwei Flügel berührten einander und mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren Leib. 12 Immer gingen sie in der Richtung eines ihrer Angesichter; wohin der Geist sie trieb, dahin gingen sie; sie brauchten sich im Gehen nicht umzuwenden. 13 Und in der Mitte zwischen den Gestalten sah es aus, wie wenn feurige Kohlen brennen, und wie Fackeln, die zwischen den Gestalten hin und her fuhren. Das Feuer leuchtete und aus dem Feuer kamen Blitze. 14 Und die Gestalten liefen hin und her, dass es aussah wie Blitze. 15 Als ich die Gestalten sah, siehe, da stand je ein Rad auf der Erde bei den vier Gestalten, bei ihren vier Angesichtern. 16 Die Räder waren anzuschauen wie ein Türkis und waren alle vier gleich, und sie waren so gemacht, dass ein Rad im andern war. 17 Nach allen vier Seiten konnten sie gehen; sie brauchten sich im Gehen nicht umzuwenden. 18 Und sie hatten Felgen, und ich sah, ihre Felgen waren voller Augen ringsum bei allen vier Rädern. 19 Und wenn die Gestalten gingen, so gingen auch die Räder mit, und wenn die Gestalten sich von der Erde emporhoben, so hoben die Räder sich auch empor. 20 Wohin der Geist sie trieb, dahin gingen sie, und die Räder hoben sich mit ihnen empor; denn es war der Geist der Gestalten in den Rädern. 21 Wenn sie gingen, so gingen diese auch; wenn sie standen, so standen diese auch; und wenn sie sich emporhoben von der Erde, so hoben sich auch die Räder mit ihnen empor; denn es war der Geist der Gestalten in den Rädern. 22 Aber über den Häuptern der Gestalten war es wie eine Himmelsfeste, wie ein Kristall, unheimlich anzusehen, oben über ihren Häuptern ausgebreitet, 23 dass unter der Feste ihre Flügel gerade ausgestreckt waren, einer an dem andern; und mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren Leib. 24 Und wenn sie gingen, hörte ich ihre Flügel rauschen wie große Wasser, wie die Stimme des Allmächtigen, ein Getöse wie in einem Heerlager. Wenn sie aber stillstanden, ließen sie die Flügel herabhängen 25 und es donnerte im Himmel über ihnen. Wenn sie stillstanden, ließen sie die Flügel herabhängen. 26 Und über der Feste, die über ihrem Haupt war, sah es aus wie ein Saphir, einem Thron gleich, und auf dem Thron saß einer, der aussah wie ein Mensch. 27 Und ich sah, und es war wie blinkendes Kupfer aufwärts von dem, was aussah wie seine Hüften; und abwärts von dem, was wie seine Hüften aussah, erblickte ich etwas wie Feuer und Glanz ringsumher. 28 Wie der Regenbogen steht in den Wolken, wenn es geregnet hat, so glänzte es ringsumher. So war die Herrlichkeit des HERRN anzusehen. Und als ich sie gesehen hatte, fiel ich auf mein Angesicht und hörte einen reden.|[[Wikipedia:Altes Testament|Altes Testament]]|{{B|Hes|1|4-28|LUT}}}}
Dieses merkwürdige Phänomen war der Chromatik schädlich.


Wie [[Rudolf Steiner]] in seinen Vorträgen über "[[Die Evolution vom Gesichtspunkte des Wahrhaftigen]]" ausführlich geschildert hat, sind die Cherubim auch die eigentlichen Schöpfer der [[Ewigkeit]]. Nachdem auf dem [[Alter Saturn|alten Saturn]] die [[Throne]] einen Teil ihres Wesens hingeopfert hatten und die Cherubim dieses Opfer entgegennahmen, war die [[Wärme]]substanz und zugleich auch die [[wesenhaft]]e [[Zeit]] in Gestalt der [[Archai]] entstanden {{Lit|{{G|132|9ff}}}}. Die ganze Welt wurde dadurch aber auch in die Vergänglichkeit, in die Zeitlichkeit gerissen. Da entwickelt ein Teil der Cherubim die geistige Tugend der [[Schöpferische Resignation|schöpferischen Resignation]] und verzichtet darauf, das Willensopfer der Throne anzunehmen. Dadurch entrissen sie sich der Zeitlichkeit und begründeten die [[Region der Dauer]], die [[Ewigkeit]]. Anfänge dieses Verzichts sind schon auf dem alten Saturn zu finden, deutlich bemerkbar wird er aber erst im Übergang von der [[Alte Sonne|alten Sonne]] zum [[Alter Mond|alten Mond]]. Eine andere Folge dieser Resignation war aber auch, dass die zurückgewiesene Opfersubstanz der Throne von den [[Widersacher]]mächten ergriffen wurde, was schließlich zum [[Streit am Himmel]] führte, in dem das Urgeheimnis des [[Das Böse|Bösen]] begründet ist {{Lit|{{G|132|41ff}}}}.
Bei seiner auffallenden Merkwürdigkeit zog es die Aufmerksamkeit aller und jeder und natürlicherweise auch der Forscher auf sich.


== Literatur ==
Man suchte ihm so geschwind als möglich etwas abzugewinnen, und man bedachte nicht, daß man es erst entwickeln müsse.


#Rudolf Steiner: ''Die Evolution vom Gesichtspunkte des Wahrhaftigen'', [[GA 132]] (1999), ISBN 3-7274-1320-4 {{Vorträge|132}}
Ferner, da man gewahr wurde, daß es ein Refraktionsfall sei, so zog sich die Aufmerksamkeit zu sehr gegen die Refraktionsfälle und gegen ihre eminenten Erscheinungen, die prismatischen.


{{GA}}
Man hielt eine uralte und konstante Naturerscheinung für eine Urerscheinung, und ihre höchste Komplikation wurde man erst nach und nach gewahr.


[[Kategorie:Geistige Wesen]] [[Kategorie:Hierarchien]]
In den ältesten Zeiten hielt man die Iris für einen Widerschein des Sonnenlichtes von einer dunklen Wolke.
 
Was ferner von den Alten darüber gewähnt und ausgesprochen worden, übergehen wir.
 
Seneca kommt auf den glücklichen Gedanken, daß es eine unendliche Wiederholung des Sonnenbildes sei.
 
Dabei hat es aber auch lange Zeit sein Bewenden. Antonius de Dominis bemerkt zuerst genau, was in jedem einzelnen Tropfen vor sich geht.
 
Wir haben seine Darstellung im historischen Teil S. 475 übersetzt und der Figur, worauf sich seine Buchstaben beziehen, die 15. Tafel gegönnt.
 
Descartes entwickelt noch genauer als jener die Reflexion, die mit der Refraktion verbunden ist, und erklärt dadurch den zweiten Regenbogen; allein er reduziert die vielen Linien des de Dominis, die sich auf das Sonnenbild beziehen, auf eine einzelne, die einen Sonnenstrahl vorstellen soll.
 
Durch diese Symbolisierung wird die Sache geschwinder gefaßt, aber nicht ergründet, vielmehr wird die Erscheinung dadurch gewissermaßen vernichtet.
 
Da es nun einmal ein Strahl war, so hatte Newton gewonnen Spiel, seine sieben Strahlen an dieselbe Stelle zu setzen und auch die Erscheinung des Regenbogens seiner Theorie anzueignen.
 
Es ist so unendlich viel über den Regenbogen geschrieben, daß uns nur der geringste Teil zu Gesicht gekommen. Wir wissen also nicht, ob dasjenige, was wir hier ausführen wollen, schon etwa irgendwo gesehen und gesagt ist. Unter den gewöhnlichen Überlieferungen haben wir es nicht gefunden.
 
Schon Antonius de Dominis bemerkt, daß dasjenige, was im Tropfen oder der Kugel vorgeht, nicht durch eine einzige unteilbare Linie, sondern durch mehrere nach allen Seiten hin mit einiger Breite darzustellen sei, welche zum Teil aus der großen Breite des leuchtenden Körpers entspringen.
 
Wir fassen uns kürzer und sagen, daß das Phänomen sich vom Sonnenbilde herschreibe.
 
Descartes, welcher bei prismatischen Versuchen wohl bemerkte, daß eine Begrenzung nötig sei, damit die Farbenerscheinung sich zeige, konnte die Begrenzung beim Tropfen nicht finden, die schon andere in der dahinterstehenden dunklen Wolke gesucht hatten. Wir finden sie aber ganz deutlich in der Begrenzung des gebrochnen Sonnenbildes selbst, und wie es sich damit, sowie mit andern dazutretenden Umständen verhalte, wollen wir nunmehr auseinandersetzen, wobei wir zugleich zum voraus erklären müssen, daß mit Linearzeichnungen in dieser Sache gar nichts getan ist, und jedermann überhaupt den Versuch selbst machen muß, zu dessen Erleichterung und Bewährung wir folgendes ausführen.
 
Massive Glaskugeln taugen zu diesem Experimente nicht; ebenso wenig hohle kleine mit Wasser gefüllte. Wer sich vollkommen unterrichten will, bediene sich dazu der Kugel eines chemischen Kolbens vom weißesten und reinsten Glase, je grösser je besser.
 
Diese, mit Wasser gefüllt, werde auf einem Gestell in die Sonne gesetzt.
 
Zu deutlicherer Einsicht dessen, was man sieht, sagen wir folgendes.
 
Jedermann weiß, daß wenn man mit einer konvex-konvexen Linse das Sonnenbild auffaßt und solches hinter der Linse mit einem weißen Papier auffängt, daß alsdann dieses gebrochne und gegen den Fokus sich immer zusammenziehende Sonnenbild mit einem gelben und gelbroten Rande eingefaßt ist.
 
Nun ist aber die Kugel eine im höchsten Sinne konvex-konvexe Linse, deren vordere, nach der Sonne gekehrte Seite das aufgefaßte Bild durchläßt, und wenn es in der Masse gebrochen worden, auf der innern hintern, konkaven Seite abbildet, da es denn sodann erst durchgeht und im Brennpunkte sich vereinigt. Dieses von der inneren hinteren Seite gleichsam aus einem Hohlspiegel zurückgeworfne verengte Sonnenbild mit seinem gelben Rande ist eigentlich das Fundament der Regenbogenerscheinung.
 
Wir haben in unserer ersten Figur* das Phänomen vorgestellt, wie es sich ausnehmen würde, wenn das Auge des Beschauers an der Stelle der Sonne stünde. Aber auf diesem Punkte würde sich, wie man wohl sieht, keine bedeutende und keine mannigfaltige Farbenerscheinung bilden.
 
Wir müssen daher diesen Zirkel zu konzentrieren suchen, um ihm eine lebhaftere Farbe abzugewinnen. Dies geht objektiv nicht an: denn das einfallende Sonnenbild wird sich ewig nach Beschaffenheit der brechenden Masse in einer gewissen Größe, es wird sich ewig als ein Zirkel an der Hohlseite der Kugel präsentieren. Wir verändern daher unsere Stellung, treten, bei übrigens unveränderten Umständen, nach der Seite der Kugel, ovalisieren den abgebildeten Kreis und ziehn ihn ins Enge zusammen, so daß er immer kleiner wird und endlich, indem seine gänzliche Peripherie sich dem Punkte nähert, indem der gelbe und gelbrote Rand sich in sich selbst berühren, sich übereinanderschieben, verstärken und zuletzt ein lebhaftes gelbes und gelbrotes Farbenpünktchen vor dem völligen Verschwinden der Erscheinung ins Auge leuchtet.
 
Dieses ist das erste, womit wir uns bekannt zu machen haben, aber wir sind damit noch nicht fertig. Wir haben noch abzuleiten, woher es denn komme, daß dem lebhaften gelb und gelbroten Verschwinden noch andere, zwar schwächere, aber doch gleichfalls deutliche Farbenerscheinungen vorangehen.
 
Diese nun werden durch zwei kleine Sonnenbilder verursacht, welche auf dem gedachten gelben und gelbroten Kreise wie zwei Nebensonnen aufstehen, und je nachdem das Auge seine Stellung verändert, die ihrige gleichfalls verändern, wobei sie sich doch jederzeit auf dem Diameter des gedachten Kreises hin und her wiegen.
 
Woher diese beiden Sonnenbilder ihren Ursprung nehmen, ist unsre Pflicht nicht auszulegen; genug, sie begleiten konstant die Erscheinung, und die Ableitung derselben sei, wenn es nicht irgendwo schon getan ist, den Meßkünstlern empfohlen. Wir haben dabei folgendes zu bemerken.
 
Diese zwei Sonnenbilder werden gleichsam durch Refraktion verrückt und in Bewegung gesetzt; aber ein jedes nicht gegen sein eigenes Zentrum, sondern gegen das Zentrum des Hauptsonnenbildes. Diese gelbe und gelbrote Peripherie, auf der sie stehen, nimmt sie mit und nötigt sie, sich dem Hauptzentro zu nähern.
 
Hiebei ist nun ein Umstand zu bemerken wichtig. Wir wissen, dass ein rundes, helles Bild, wenn es durch Refraktion in sich selbst verengt wird, mit einem gelben und gelb-roten Rand erscheint, weil die dunkle Grenze dem hellen Bilde folgt.
 
Nun tritt aber bei dem Diskus des auf der hohlen innern Fläche zusammengezogenen Sonnenbildes der sonderbare Umstand ein, dass er nur halbhell erscheint, weil es ein reflektiertes Licht ist, das durch die Masse der Kugel uns entgegenkommt und also wie eine graue Fläche angesehen werden kann. Denn die Macht des Lichtes geht ja zur Glaskugel hinten hinaus und vereinigt sich bald hinter der Kugel in einem Punkte, um dort kräftig und entschieden zu brennen. Nur ein minderer Teil kehrt hingegen aus der Kugel zu unserm Auge zurück, und wir werden eine gedämpfte Scheibe gewahr, gegen die sich sowohl ihre eigene Peripherie als die Peripherien der mit ihr verbundenen Nebensonnen bewegen.
 
Diese kleinen Sonnen sind nun wieder helle leuchtende Bilder, die mit ihrem inneren Rande nach dem gedämpften dämmernden grauen Diskus bewegt werden; da denn, weil das Helle dem Dunklen folgt, Violett und Blau entstehen müssen. Daher ist auch die violette Farbe, wenn die beiden Säume der beiden Nebensonnen sich erreichen, die erste Farbe; sodann folgt Blau, und sogleich, weil die Bilder dieser Nebensonnen schon genugsam zusammengedrückt sind, das Grün, indem das Blaue sich mit dem heranstrebenden Gelben verbindet.
 
Indessen daß dieses geschieht, zieht sich der gelbe Hauptkreis auch immer mehr zusammen und gibt zuletzt, verbunden mit den gelben und gelbroten Halbrändern der Nebensonne, den letzten gelben und gelbroten Blick.
 
Diese Phänomene haben wir auf unsrer Tafel farbig dargestellt, ohne die Figuren viel mit Buchstaben zu überladen und ohne die Erscheinung des zweiten Regenbogens hinzuzufügen, welchen sich der Naturfreund in obgedachter Kugel wird selbst vor Augen bringen und ableiten können.
 
Das übrige schließt sich an die Messungen und Berechnungen, die genugsam bekannt sind, ohne weiteres an. Manches, was sonst noch zu bemerken wäre, versparen wir auf eine andre Zeit; doch können wir diesmal noch einige Betrachtungen nicht zurückhalten.
 
Wir haben hier aber- und abermals behauptet, daß bloß von Bildern die Rede sei, welche durch Refraktion von der Stelle gerückt werden. Um sich hiervon noch mehr zu überzeugen und den Versuch ohne Augenschmerz, ja zu beliebiger Zeit sowohl tags als nachts vorstellen zu können, bedecke man seine [sic] Öffnung im Fensterladen mit einem zarten, durch Mandelöl getränkten Seidenpapier. Dieses mag alsdann durch die Sonne oder auch nur durch das Tageslicht erleuchtet sein - nachts kann man eine Laterne davor hinaushängen -, immer wird dieses Bild leuchtend genug sein, um in der dunklen Kammer den Versuch wiederholen zu können.
 
Macht man eine Vorrichtung eines ganzen transparenten Papierladens und befestigt auf die Mitte desselben eine dunkle Scheibe, so kann man mit diesem dunklen Bilde ebenso gut wie vorher mit dem hellen operieren; wobei nur der Unterschied ist, daß unter den oben angegebenen Bedingungen die Farben der Zeit nach umgekehrt erscheinen: die violette und blaue zuerst, die gelbe und -gelbrote zuletzt; so daß man sagen kann: wenn die ganze mittägige Hälfte des Himmels ein einziger glänzender und blendender Schein wäre, und es stünde eine schwarze Scheibe an der Stelle der uns jetzt erleuchtenden Sonne und es regnete sodann im Norden, so würden wir einen doppelten Regenbogen, aber mit gerade umgekehrten Farben wie die jetzigen, erblicken. Die Geschichte der Farbenlehre erzählt uns, S. 547 ff., daß Lukas von Lüttich zu einem ähnlichen Aperçu schon zu seiner Zeit gelangt ist.
 
Das zweite, was wir noch beifügen, weil es uns wenigstens nicht allgemein bekannt zu sein scheint, daß nämlich die beiden Regenbogen, wenn sie in ihrer ganzen Vollkommenheit erscheinen, durch einen dunklen Streif verbunden sind, dessen Ränder sie ausmachen.
 
Dieses Phänomen wird teilweise öfters sichtbar, aber nur recht auffallend, wenn der Regenguß sehr egal niedergeht und die Sonne zugleich lebhaft scheint. Der Streif ist alsdann merklich dunkler als der über ihm sich befindende graue Raum, ja noch merklicher als der unter ihm sich befindende; wie wir solches auf unserer Tafel vorgestellt haben.
 
Die Ableitung dieses Phänomens überlassen wir gerne andern, indem sich das, was wir darüber denken, vielleicht nur für unsere Überzeugung hinreichend finden möchte.
 
[[Kategorie:Goethe (Text)]]

Aktuelle Version vom 14. Juni 2009, 16:03 Uhr

Johann Wolfgang Goethe

Regenbogen

Dieses merkwürdige Phänomen war der Chromatik schädlich.

Bei seiner auffallenden Merkwürdigkeit zog es die Aufmerksamkeit aller und jeder und natürlicherweise auch der Forscher auf sich.

Man suchte ihm so geschwind als möglich etwas abzugewinnen, und man bedachte nicht, daß man es erst entwickeln müsse.

Ferner, da man gewahr wurde, daß es ein Refraktionsfall sei, so zog sich die Aufmerksamkeit zu sehr gegen die Refraktionsfälle und gegen ihre eminenten Erscheinungen, die prismatischen.

Man hielt eine uralte und konstante Naturerscheinung für eine Urerscheinung, und ihre höchste Komplikation wurde man erst nach und nach gewahr.

In den ältesten Zeiten hielt man die Iris für einen Widerschein des Sonnenlichtes von einer dunklen Wolke.

Was ferner von den Alten darüber gewähnt und ausgesprochen worden, übergehen wir.

Seneca kommt auf den glücklichen Gedanken, daß es eine unendliche Wiederholung des Sonnenbildes sei.

Dabei hat es aber auch lange Zeit sein Bewenden. Antonius de Dominis bemerkt zuerst genau, was in jedem einzelnen Tropfen vor sich geht.

Wir haben seine Darstellung im historischen Teil S. 475 übersetzt und der Figur, worauf sich seine Buchstaben beziehen, die 15. Tafel gegönnt.

Descartes entwickelt noch genauer als jener die Reflexion, die mit der Refraktion verbunden ist, und erklärt dadurch den zweiten Regenbogen; allein er reduziert die vielen Linien des de Dominis, die sich auf das Sonnenbild beziehen, auf eine einzelne, die einen Sonnenstrahl vorstellen soll.

Durch diese Symbolisierung wird die Sache geschwinder gefaßt, aber nicht ergründet, vielmehr wird die Erscheinung dadurch gewissermaßen vernichtet.

Da es nun einmal ein Strahl war, so hatte Newton gewonnen Spiel, seine sieben Strahlen an dieselbe Stelle zu setzen und auch die Erscheinung des Regenbogens seiner Theorie anzueignen.

Es ist so unendlich viel über den Regenbogen geschrieben, daß uns nur der geringste Teil zu Gesicht gekommen. Wir wissen also nicht, ob dasjenige, was wir hier ausführen wollen, schon etwa irgendwo gesehen und gesagt ist. Unter den gewöhnlichen Überlieferungen haben wir es nicht gefunden.

Schon Antonius de Dominis bemerkt, daß dasjenige, was im Tropfen oder der Kugel vorgeht, nicht durch eine einzige unteilbare Linie, sondern durch mehrere nach allen Seiten hin mit einiger Breite darzustellen sei, welche zum Teil aus der großen Breite des leuchtenden Körpers entspringen.

Wir fassen uns kürzer und sagen, daß das Phänomen sich vom Sonnenbilde herschreibe.

Descartes, welcher bei prismatischen Versuchen wohl bemerkte, daß eine Begrenzung nötig sei, damit die Farbenerscheinung sich zeige, konnte die Begrenzung beim Tropfen nicht finden, die schon andere in der dahinterstehenden dunklen Wolke gesucht hatten. Wir finden sie aber ganz deutlich in der Begrenzung des gebrochnen Sonnenbildes selbst, und wie es sich damit, sowie mit andern dazutretenden Umständen verhalte, wollen wir nunmehr auseinandersetzen, wobei wir zugleich zum voraus erklären müssen, daß mit Linearzeichnungen in dieser Sache gar nichts getan ist, und jedermann überhaupt den Versuch selbst machen muß, zu dessen Erleichterung und Bewährung wir folgendes ausführen.

Massive Glaskugeln taugen zu diesem Experimente nicht; ebenso wenig hohle kleine mit Wasser gefüllte. Wer sich vollkommen unterrichten will, bediene sich dazu der Kugel eines chemischen Kolbens vom weißesten und reinsten Glase, je grösser je besser.

Diese, mit Wasser gefüllt, werde auf einem Gestell in die Sonne gesetzt.

Zu deutlicherer Einsicht dessen, was man sieht, sagen wir folgendes.

Jedermann weiß, daß wenn man mit einer konvex-konvexen Linse das Sonnenbild auffaßt und solches hinter der Linse mit einem weißen Papier auffängt, daß alsdann dieses gebrochne und gegen den Fokus sich immer zusammenziehende Sonnenbild mit einem gelben und gelbroten Rande eingefaßt ist.

Nun ist aber die Kugel eine im höchsten Sinne konvex-konvexe Linse, deren vordere, nach der Sonne gekehrte Seite das aufgefaßte Bild durchläßt, und wenn es in der Masse gebrochen worden, auf der innern hintern, konkaven Seite abbildet, da es denn sodann erst durchgeht und im Brennpunkte sich vereinigt. Dieses von der inneren hinteren Seite gleichsam aus einem Hohlspiegel zurückgeworfne verengte Sonnenbild mit seinem gelben Rande ist eigentlich das Fundament der Regenbogenerscheinung.

Wir haben in unserer ersten Figur* das Phänomen vorgestellt, wie es sich ausnehmen würde, wenn das Auge des Beschauers an der Stelle der Sonne stünde. Aber auf diesem Punkte würde sich, wie man wohl sieht, keine bedeutende und keine mannigfaltige Farbenerscheinung bilden.

Wir müssen daher diesen Zirkel zu konzentrieren suchen, um ihm eine lebhaftere Farbe abzugewinnen. Dies geht objektiv nicht an: denn das einfallende Sonnenbild wird sich ewig nach Beschaffenheit der brechenden Masse in einer gewissen Größe, es wird sich ewig als ein Zirkel an der Hohlseite der Kugel präsentieren. Wir verändern daher unsere Stellung, treten, bei übrigens unveränderten Umständen, nach der Seite der Kugel, ovalisieren den abgebildeten Kreis und ziehn ihn ins Enge zusammen, so daß er immer kleiner wird und endlich, indem seine gänzliche Peripherie sich dem Punkte nähert, indem der gelbe und gelbrote Rand sich in sich selbst berühren, sich übereinanderschieben, verstärken und zuletzt ein lebhaftes gelbes und gelbrotes Farbenpünktchen vor dem völligen Verschwinden der Erscheinung ins Auge leuchtet.

Dieses ist das erste, womit wir uns bekannt zu machen haben, aber wir sind damit noch nicht fertig. Wir haben noch abzuleiten, woher es denn komme, daß dem lebhaften gelb und gelbroten Verschwinden noch andere, zwar schwächere, aber doch gleichfalls deutliche Farbenerscheinungen vorangehen.

Diese nun werden durch zwei kleine Sonnenbilder verursacht, welche auf dem gedachten gelben und gelbroten Kreise wie zwei Nebensonnen aufstehen, und je nachdem das Auge seine Stellung verändert, die ihrige gleichfalls verändern, wobei sie sich doch jederzeit auf dem Diameter des gedachten Kreises hin und her wiegen.

Woher diese beiden Sonnenbilder ihren Ursprung nehmen, ist unsre Pflicht nicht auszulegen; genug, sie begleiten konstant die Erscheinung, und die Ableitung derselben sei, wenn es nicht irgendwo schon getan ist, den Meßkünstlern empfohlen. Wir haben dabei folgendes zu bemerken.

Diese zwei Sonnenbilder werden gleichsam durch Refraktion verrückt und in Bewegung gesetzt; aber ein jedes nicht gegen sein eigenes Zentrum, sondern gegen das Zentrum des Hauptsonnenbildes. Diese gelbe und gelbrote Peripherie, auf der sie stehen, nimmt sie mit und nötigt sie, sich dem Hauptzentro zu nähern.

Hiebei ist nun ein Umstand zu bemerken wichtig. Wir wissen, dass ein rundes, helles Bild, wenn es durch Refraktion in sich selbst verengt wird, mit einem gelben und gelb-roten Rand erscheint, weil die dunkle Grenze dem hellen Bilde folgt.

Nun tritt aber bei dem Diskus des auf der hohlen innern Fläche zusammengezogenen Sonnenbildes der sonderbare Umstand ein, dass er nur halbhell erscheint, weil es ein reflektiertes Licht ist, das durch die Masse der Kugel uns entgegenkommt und also wie eine graue Fläche angesehen werden kann. Denn die Macht des Lichtes geht ja zur Glaskugel hinten hinaus und vereinigt sich bald hinter der Kugel in einem Punkte, um dort kräftig und entschieden zu brennen. Nur ein minderer Teil kehrt hingegen aus der Kugel zu unserm Auge zurück, und wir werden eine gedämpfte Scheibe gewahr, gegen die sich sowohl ihre eigene Peripherie als die Peripherien der mit ihr verbundenen Nebensonnen bewegen.

Diese kleinen Sonnen sind nun wieder helle leuchtende Bilder, die mit ihrem inneren Rande nach dem gedämpften dämmernden grauen Diskus bewegt werden; da denn, weil das Helle dem Dunklen folgt, Violett und Blau entstehen müssen. Daher ist auch die violette Farbe, wenn die beiden Säume der beiden Nebensonnen sich erreichen, die erste Farbe; sodann folgt Blau, und sogleich, weil die Bilder dieser Nebensonnen schon genugsam zusammengedrückt sind, das Grün, indem das Blaue sich mit dem heranstrebenden Gelben verbindet.

Indessen daß dieses geschieht, zieht sich der gelbe Hauptkreis auch immer mehr zusammen und gibt zuletzt, verbunden mit den gelben und gelbroten Halbrändern der Nebensonne, den letzten gelben und gelbroten Blick.

Diese Phänomene haben wir auf unsrer Tafel farbig dargestellt, ohne die Figuren viel mit Buchstaben zu überladen und ohne die Erscheinung des zweiten Regenbogens hinzuzufügen, welchen sich der Naturfreund in obgedachter Kugel wird selbst vor Augen bringen und ableiten können.

Das übrige schließt sich an die Messungen und Berechnungen, die genugsam bekannt sind, ohne weiteres an. Manches, was sonst noch zu bemerken wäre, versparen wir auf eine andre Zeit; doch können wir diesmal noch einige Betrachtungen nicht zurückhalten.

Wir haben hier aber- und abermals behauptet, daß bloß von Bildern die Rede sei, welche durch Refraktion von der Stelle gerückt werden. Um sich hiervon noch mehr zu überzeugen und den Versuch ohne Augenschmerz, ja zu beliebiger Zeit sowohl tags als nachts vorstellen zu können, bedecke man seine [sic] Öffnung im Fensterladen mit einem zarten, durch Mandelöl getränkten Seidenpapier. Dieses mag alsdann durch die Sonne oder auch nur durch das Tageslicht erleuchtet sein - nachts kann man eine Laterne davor hinaushängen -, immer wird dieses Bild leuchtend genug sein, um in der dunklen Kammer den Versuch wiederholen zu können.

Macht man eine Vorrichtung eines ganzen transparenten Papierladens und befestigt auf die Mitte desselben eine dunkle Scheibe, so kann man mit diesem dunklen Bilde ebenso gut wie vorher mit dem hellen operieren; wobei nur der Unterschied ist, daß unter den oben angegebenen Bedingungen die Farben der Zeit nach umgekehrt erscheinen: die violette und blaue zuerst, die gelbe und -gelbrote zuletzt; so daß man sagen kann: wenn die ganze mittägige Hälfte des Himmels ein einziger glänzender und blendender Schein wäre, und es stünde eine schwarze Scheibe an der Stelle der uns jetzt erleuchtenden Sonne und es regnete sodann im Norden, so würden wir einen doppelten Regenbogen, aber mit gerade umgekehrten Farben wie die jetzigen, erblicken. Die Geschichte der Farbenlehre erzählt uns, S. 547 ff., daß Lukas von Lüttich zu einem ähnlichen Aperçu schon zu seiner Zeit gelangt ist.

Das zweite, was wir noch beifügen, weil es uns wenigstens nicht allgemein bekannt zu sein scheint, daß nämlich die beiden Regenbogen, wenn sie in ihrer ganzen Vollkommenheit erscheinen, durch einen dunklen Streif verbunden sind, dessen Ränder sie ausmachen.

Dieses Phänomen wird teilweise öfters sichtbar, aber nur recht auffallend, wenn der Regenguß sehr egal niedergeht und die Sonne zugleich lebhaft scheint. Der Streif ist alsdann merklich dunkler als der über ihm sich befindende graue Raum, ja noch merklicher als der unter ihm sich befindende; wie wir solches auf unserer Tafel vorgestellt haben.

Die Ableitung dieses Phänomens überlassen wir gerne andern, indem sich das, was wir darüber denken, vielleicht nur für unsere Überzeugung hinreichend finden möchte.