Kategorie:Schriftsteller nach Kontinent und Paul Auster: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Paul Auster in New York City 2008.jpg|mini|hochkant|Paul Auster (2008)]]
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'''Paul Benjamin Auster''' [{{IPA|pɔːl ˈbendʒəmɪn ˈɒ:stɚ}}] (*&nbsp;[[3. Februar]] [[1947]] in Newark, New Jersey) ist ein US-amerikanischer [[Schriftsteller]].<ref>[http://www.rowohlt.de/autor/Paul_Auster.2284.html Autorenseite beim Rowohlt-Verlag]</ref> Zudem arbeitet er als Regisseur, Kritiker, Übersetzer und [Herausgeber. Seine Werke sind in über vierzig Sprachen übersetzt worden.<ref>[http://www.theater-rigiblick.ch/spielplan/projekt/paul-auster-liest-in-englischer-sprache nach einem Veranstaltungshinweis bei „Zürich liest“ von Oktober 2014, wo P.A. selbst las]</ref> Auster ist in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin Siri Hustvedt verheiratet.
[[Kategorie:Kontinent|*]]
 
== Leben ==
=== Kindheit und Jugend ===
Paul Auster wurde am 3. Februar 1947 in Newark, New Jersey geboren.<ref name="Joel Shatzky, Michael Taub">{{cite book|author=Joel Shatzky, Michael Taub|title=Contemporary Jewish-American Novelists A Bio-critical Sourcebook|url=http://books.google.com/books?id=X3HN2tYhR0cC&pg=PA13|year=1997|publisher=Greenwood Publishing Group |isbn=978-0-313-29462-4|pages=13}}</ref> Die Eltern seines Vaters Samuel waren jüdische Immigranten und stammten aus Stanislau in Galizien, dem heutigen Iwano-Frankiwsk. Auch seine Mutter Queenie Bogat war eine Nachfahrin osteuropäischer Juden aus der Ukraine und Polen. Am 12. November 1950 kam Austers Schwester Janet zur Welt. Die Geschwister wuchsen in einem mittelständischen, bildungsbürgerlichen Umfeld auf.
 
Bereits 1959 begann Auster, Gedichte und kleine Aufsätze zu schreiben. Mit dreizehn Jahren, als er seine Bar Mitzwa feierte, erwog er Rabbi zu werden. In seinem letzten High-School-Jahr ließen sich seine Eltern scheiden. Er und seine Schwester lebten nach der Trennung bei ihrer Mutter. Schon im frühen Jugendalter entwickelte sich Auster zu einem passionierten Bücherleser, der regelmäßig die Stadtbibliothek aufsuchte. Der Roman ''[[Schuld und Sühne]]'' von [[Fjodor Dostojewski]] löste in ihm den Wunsch aus, selbst Schriftsteller zu werden.
 
Austers zweite Leidenschaft jener Tage galt dem Sport. Seine Mitschüler beneideten ihn wegen seiner guten Leistungen in Baseball, Basketball und Football. Regelmäßig wurde er in ein Sommerferiencamp im Norden New Yorks geschickt und kam dort mit vielen gesellschaftlichen Außenseitern in Berührung.
 
1966 beendete Auster die High School, seine Mutter war nun in zweiter Ehe verheiratet. Auster demonstrierte gegen den [[Vietnamkrieg]], wurde einmal verhaftet. Er traf zum ersten Mal die Schriftstellerin und Übersetzerin [[Lydia Davis]], seine spätere erste Frau.<ref>Paul Auster: Leben und Werk, in: Du 841, November 2013, S. 35</ref>
 
=== Leben als Autor ===
[[Datei:Autograph_Auster.jpg|mini|Von Paul Auster signierte Buchseite in der Interview-Sammlung ''[[Ein Leben in Worten]]'' (2017)]]
Lydia Davis’ Vater, ein Englisch-Professor, brachte Auster die französischen Dichter nahe. Während eines einmonatigen Aufenthalts in Paris entdeckte Auster seine Vorliebe für die französische Sprache und Kultur. Er reiste nach Italien, Spanien und auf den Spuren von [[James Joyce]] nach Dublin. Zurück in Paris begann er eine intensive Auseinandersetzung mit Lyrik, und er schrieb Drehbücher für Stummfilme. Ab 1968 entstanden erste Romanentwürfe.
 
Nach seiner Rückkehr in die USA studierte Auster bis 1970 [[Anglistik]] und [[Vergleichende Literaturwissenschaft]] an der [[Columbia University]]. Im August 1970 heuerte er durch Vermittlung seines Stiefvaters für sechs Monate als Matrose für niedere Arbeiten auf einem [[Tanker]] im Golf von Mexiko an.<ref>Von der Hand in den Mund, S. 62ff</ref>
 
Von 1971 bis 1974 lebte er wieder in Paris. Dort hatte er eine Begegnung mit [[Samuel Beckett]], der ihn sehr beeindruckte. Er arbeitete als [[Übersetzer]], Englischlehrer und Telefonist für die ''[[New York Times]]''. Auf Einladung eines Filmproduzenten reiste er für einen Monat als [[Ghostwriter]] für dessen Frau nach Mexiko.<ref>Von der Hand in den Mund, S. 91ff</ref>
 
Zurück in den USA nahm Auster einen Lehrauftrag an der Columbia University an, übersetzte nebenberuflich französische Autoren ins Englische und arbeitete als Herausgeber französischer Literatur für amerikanische Verlage. Zu dieser Zeit arbeitete Auster fast ausschließlich als Lyriker und Kritiker; seine Finanzen standen schlecht. Gemeinsam mit seiner Freundin Lydia Davis bezog er eine Wohnung am Riverside Park mit Blick auf den Hudson; die Heirat fand am 6. Oktober 1974 statt. Im Herbst 1975 erhielt Auster ein mit 5000 $ dotiertes Stipendium der Ingram-Merrill-Foundation<ref>Von der Hand in den Mund, S. 119</ref> und schrieb mehrere Einakter. Im Juni 1977 wurde sein Sohn geboren. Unter dem [[Pseudonym]] Paul Benjamin schrieb Auster 1978 den Kriminalroman ''Squeeze Play''.<ref>Paul Auster: Leben und Werk, in: Du 841, November 2013, S. 35</ref><ref>Von der Hand in den Mund, S. 149</ref>
 
Anfang 1979 starb der Vater, und mit der Erbschaft konnte Auster seine Tätigkeit als Schriftsteller absichern. Mit der literarischen Annäherung an die Person seines Vaters in ''Die Erfindung der Einsamkeit'' erfolgte die Wendung zum Prosadichter. Sein Sohn erkrankte schwer an Asthma; im gleichen Jahr trennten sich Auster und seine erste Frau. Er suchte sich eine neue Wohnung in Brooklyn. Im Februar 1981 begegnete er bei einer Dichterlesung [[Siri Hustvedt]], Tochter eines Norwegisch-Professors. Die beiden wurden ein Paar, zogen bald darauf zusammen und heirateten im Juni 1982. Auster nahm eine Professur in Princeton an. Im Juli 1987 wurde die Tochter [[Sophie Auster|Sophie]] geboren;<ref>Paul Auster: Leben und Werk, in: Du 841, November 2013, S. 35</ref> Namensgeberin war Sophie Fanshawe aus der [[Die New-York-Trilogie|New-York-Trilogie]].
 
Nach dem Erfolg von ''Stadt aus Glas'' erschienen weitere literarische Werke (Prosa, Lyrik, Übersetzungen, Drehbücher) in jährlichem Rhythmus. Die Familie zog in ein Haus bei Park Slope. Weihnachten 1990 veröffentlichte die ''New York Times'' in ihrem Feuilleton ''Auggie Wrens Weihnachtsgeschichte'', die auch von [[Wayne Wang]] gelesen wurde. Nach ersten Treffen zwischen Auster und dem Regisseur wurden 1994 die Filme ''[[Smoke (Film)|Smoke]]'' und ''[[Blue in the Face – Alles blauer Dunst]]'' gedreht. Auster begann einen künstlerischen Dialog mit [[Sophie Calle]], der zu dem gemeinsamen Buch ''Double Game'' führte.
 
Neben seinen Büchern hat er an eigenen Filmen gearbeitet.<ref>Biografie und Interview in: Gérard de Cortanze, ''Die Einsamkeit des Labyrinths'', Rowohlt, Reinbek 1999.</ref><ref>''Die Erfindung der Einsamkeit'', Rowohlt, Reinbek 1993.</ref><ref>''Von der Hand in den Mund'', Rowohlt, Reinbek 1999.</ref><ref>''Smoke.Blue in the Face'', Zwei Filme, Rowohlt, Reinbek 1995.</ref><ref>Kenneth Kreutzer: ''Paul Auster: A Brief Biography'', auf paulauster.co.uk</ref>
 
1998 wurde Austers Sohn für schuldig befunden, aus der Tasche eines toten Dealers 3.000 Dollar gestohlen zu haben, und zu fünf Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Ein anderes einschneidendes Erlebnis der jüngeren Vergangenheit, das wie viele andere biografische Details in Austers Literatur Einzug fand, war ein schwerer Autounfall, bei dem Siri Hustvedt aus dem Wrack geschnitten werden musste.
 
Auster lebt mit seiner Familie in einem viktorianischen Haus nahe dem [[Prospect Park (Park)|Prospect Park]] in [[Brooklyn]].<ref>Paul Auster: ''Leben und Werk''. In: ''Du 841'', November 2013, S. 35</ref> Er ist viel auf Reisen, zu Lesungen in den USA und Europa.
 
Heute gilt Paul Auster als einer der führenden amerikanischen Autoren. Er war für zwei Amtszeiten (2005 bis 2007) Vize-Präsident des [[P.E.N.|PEN American Center]] und saß jahrelang in dessen Kuratorium.<ref>[https://www.pen.org/board-trustees pen.org]</ref> Besonderes Renommee genießt er in Deutschland und Frankreich, wo seine Verkaufszahlen höher liegen als in den USA. Nach Angabe des deutschen Nachrichtenmagazins [[Focus]] verdiente Auster mit dem Verkauf seiner Bücher bislang ungefähr 20 Millionen Dollar.<ref>[[Focus]], Nr. 06/19, 2. Februar 2019: ''"Die ewige Tochter"'' Artikel von Sebastian Goddemeier über [[Sophie Auster]], Musikerin und Tochter von Paul Auster, zum Thema "berühmte Eltern". Focus Magazin Verlag GmbH, München. S. 82</ref>
 
== Werk ==
Weltbekannt wurde Auster durch seine Serie experimenteller Kriminalromane, die gesammelt als ''[[Die New-York-Trilogie]]'' (1987) veröffentlicht wurden. Nach dem bescheidenen Erfolg seines Prosa-Debüts ''Erfindung der Einsamkeit'', das einen Versuch der Annäherung an seinen verstorbenen Vater darstellt, wurde ''Stadt aus Glas'' zunächst von siebzehn Verlagen abgelehnt, gelangte dann aber auf die Nominierungsliste für den [[Edgar Allan Poe Award]]. Die Trilogie enthält die Geschichten ''City of Glass – [[Stadt aus Glas]]'' (1985), in der es um einen Krimiautor geht, der im Laufe der Erzählung verschiedene Identitäten annimmt. ''Ghosts – [[Schlagschatten (Roman)|Schlagschatten]]'' (1986) handelt von einem Detektiv namens Blue, der einen Mann namens Black für seinen Kunden White beobachtet. ''The Locked Room – [[Die New-York-Trilogie#Hinter verschlossenen Türen|Hinter verschlossenen Türen]]'' (1986) ist die Geschichte eines Autors, der das Leben eines anderen Schriftstellers für eine Biographie aufarbeitet und dabei anfängt, dessen Leben zu leben. Jeder der drei Romane wirkt zu Beginn wie eine klassische Kriminalgeschichte. Die Beobachtungen und Nachforschungen der Protagonisten münden jedoch nicht in der Aufklärung eines Kriminalfalles oder der Erledigung eines Auftrags, sondern sie reflektieren und veranschaulichen letztendlich ihr persönliches Schicksal und führen im weiteren Verlauf der Handlung zur Selbsterkenntnis. Austers Kriminalromane sprengen den gewöhnlichen Rahmen dieses Genres. Die Form dient der Darstellung und Analyse existentieller Probleme und Fragen nach der menschlichen Identität.
 
In Paul Austers Werk gibt es starke Bezüge zu den amerikanischen [[Transzendentalismus|Transzendentalisten]] des 19. Jahrhunderts, namentlich zu [[Nathaniel Hawthorne]] und [[Henry David Thoreau]]. Es finden sich Einflüsse des [[Poststrukturalismus]] im Sinne von [[Jacques Derrida]] und der Psychoanalyse von [[Jacques Lacan]].
 
Auster variiert in seinen Büchern die Frage des Verhältnisses von natürlicher Ordnung zur symbolischen Ordnung der Dinge. Die Transzendentalisten glauben an eine Trennung der Gegensätze, zugleich aber auch an die Möglichkeit der Rückführung zueinander. Lacans Theorie besagt, dass wir die Welt durch Sprache wahrnehmen und strukturieren. Auch unser Unbewusstes konstituiert sich durch Sprache, so dass ein fundamentaler Mangel in der Wahrnehmung der Welt entsteht. Bereiche, die nur gespürt werden können, entziehen sich der sprachlichen Festlegung. Austers Protagonisten sind oft Schriftsteller und Suchende, die sich der scheinbaren Unordnung der Welt und dem Chaos der Ereignisse ausgeliefert fühlen. Die Figuren und mit ihnen ihr Schöpfer ''er-schreiben'' sich ihre Rückkehr in geordnete Verhältnisse. Das Finden und Erfinden von Strukturen, sei es im Schreiben imaginärer Bücher und Biografien, sei es im Konstruieren und Auflösen von komplexen Handlungsplots, trotzt dem Zufall als schicksalhaftem Element. Der Autor findet buchstäblich sein Heil in der Sprache.
 
In seinem Roman ''[[4 3 2 1]]'' (Rowohlt 2017) erzählt er kunstvoll eine Lebensgeschichte in vier Variationen –, jeweils nach getroffenen existenziellen Entscheidungen.<ref>Gabriele von Armin: [http://www.deutschlandradiokultur.de/paul-auster-4321-ueber-eine-gesellschaft-in-aufruhr.950.de.html?dram:article_id=377692 ''Paul Auster: „4321“. Über eine Gesellschaft in Aufruhr'']. Rezension im Deutschlandradio vom 31. Januar 2017, abgerufen 31. Januar 2017.</ref>
 
=== Wiederkehrende Motive ===
; Selbstreferenz
: In fast allen Romanen Austers gibt es Querverweise. Der Autor selbst sieht seine Bücher als Teile der gleichen Landkarte. Bestimmte Charaktere tauchen mehrfach auf oder sind miteinander verwandt; Daniel Quinn, der Protagonist aus ''Stadt aus Glas'', ist beispielsweise der Onkel von Jim Nashe aus ''Die Musik des Zufalls''. David Zimmer aus ''Das Buch der Illusionen'' ist Marco Stanley Foggs Zimmergenosse. Der Name von Paul Benjamin, der Hauptfigur in ''Smoke'', ist Austers frühes Pseudonym für seinen Kriminalroman. Die Erzählung ''Reisen im Skriptorium'' ist voller Bezüge zu anderen Büchern Austers.
; Zufall
: Auster erzählt, im Alter von vierzehn Jahren seien er und ein paar Freunde vom Gewitter überrascht worden. Einer der Jungen wurde vom Blitz erschlagen, und seit diesem tragischen Tag sei ihm bewusst, dass er sein Leben dem Zufall verdanke. Immer wieder sind die Figuren seiner Bücher von zufälligen, teilweise absurden Wendungen des Schicksals betroffen. ''Das Rote Notizbuch'' behandelt einige zufällige Ereignisse, die Auster gesammelt hat.<ref>Zum Zufall: Interview mit Paul Auster in ''Die Kunst des Hungers'', S. 205ff., S. 254 sowie ''Warum schreiben'', in ''Die Kunst des Hungers'', S.S. 259</ref>
; Fragen der Identität
: Viele Figuren Austers sind aus ihrer eigenen Geschichte entwurzelt und begeben sich auf die Suche nach ihrer Herkunft oder versuchen ihr Jetztsein zu ergründen. Der Roman ''Mond über Manhattan'' stellt die Sinnsuche des jungen Marco Stanley Fogg dar. Anna in ''Im Land der letzten Dinge'' muss sich erst völlig aus ihrer alten Identität lösen, um in eine neue eintreten zu können.
; Geld
: In ''Mond über Manhattan'', ''Der Musik des Zufalls'' oder dem ''Buch der Illusionen'' haben die Hauptfiguren zwar zeitweise große Beträge zur Verfügung, gehen damit jedoch auf unkonventionelle Weise um, indem sie ihr Kapital verbrauchen, ohne es durch Zuverdienst o.&nbsp;ä. wesentlich zu strecken. Ein Herunterzählen der verbleibenden Geldmenge im Verlauf der Geschichte kommt mehrfach vor.<ref>Zu Geld: Interview mit Paul Auster in ''Die Kunst des Hungers'', S. 212f.</ref>
; Anekdote
: Das Gesamtwerk ist durchzogen von Anekdoten, die teils familiären Ursprungs sind und teils aus populären Biografien stammen. Etwa die Geschichte des Philosophen, der während des Krieges sein einziges Manuskript raucht, die in ''Im Land der letzten Dinge'' Verwendung findet.
; Verlorener Vater
: In der Erzählung ''Die Erfindung der Einsamkeit'' hat Auster nach dem Tod seines eigenen Vaters versucht, dessen Person zu erkennen und zu verstehen. Als Scheidungskind, das bei der Mutter lebte, hat er früh den direkten Bezug verloren. Distanzierte Vaterfiguren gibt es immer wieder, etwa Peter Stillman Sr. in ''Stadt aus Glas''.
; Außenseiter und Exzentriker
: Daniel Quinn verliert während seiner Überwachung den Bezug zur Gesellschaft und wird zum Obdachlosen; William Gurevitch in ''Timbuktu'' ist ein Landstreicher; die Millionäre Flower und Stone lassen ein in England abgebautes Schloss neu zusammensetzen.
; Räume, als Enge und Weite
: Es gibt Protagonisten, die sich in winzige Räume einschließen, andere wieder erkunden die teils unbekannten Räume der Landschaft und des städtischen Umfeldes; die Spaziergänge des Peter Stillman durch New York im ersten Teil der ''Trilogie''. In ''Reisen im Skriptorium'' sitzt ein alter Mann in einem abgedunkelten Zimmer.<ref>Zu Räumen: Interview mit Paul Auster in ''Die Kunst des Hungers'', S. 243f.</ref>
; Bedingungen des Schreibens
: Viele Figuren Austers sind Schriftsteller, einige sind als Alter Ego des Autors zu erkennen. Wiederholt spielen Romane und Biografien der Hauptfiguren eine wichtige Rolle. Ein weiteres sich wiederholendes Element ist das Buch im Buch.
 
=== Einflüsse ===
In einem Interview für die ''Washington Post'' im Dezember 2003<ref>[https://www.washingtonpost.com/wp-dyn/articles/A60646-2003Dec12.html Off the Page: Paul Auster, 16. Dezember 2003]</ref> nannte Auster diejenigen Autoren, die den größten Einfluss auf sein Werk hatten (Reihenfolge ohne Wertung): [[Charles Baudelaire]], [[Samuel Beckett]], [[Maurice Blanchot]], [[Jorge Luis Borges]], [[Albert Camus]], [[Paul Celan]], [[Louis-Ferdinand Céline]], [[Miguel de Cervantes]], [[Raymond Chandler]], [[Jacques Derrida]], [[Charles Dickens]], [[Fjodor Dostojewski]], [[William Faulkner]], [[F. Scott Fitzgerald]], [[Dashiell Hammett]], [[Knut Hamsun]], [[Nathaniel Hawthorne]], [[James Joyce]], [[Franz Kafka]], [[Jacques Lacan]], [[Stéphane Mallarmé]], [[Herman Melville]], [[Michel de Montaigne]], [[Edgar Allan Poe]], [[Arthur Rimbaud]], [[William Shakespeare]], [[Henry David Thoreau]], [[Leo Tolstoi]], [[Kurt Vonnegut]], [[Ludwig Wittgenstein]].
 
[[Datei:Paul Auster-19-09-2007.jpg|mini|Paul Auster, September 2007]]
 
=== Kooperation mit Sophie Calle ===
Nachdem Auster sich für die Figur der Maria Turner in ''Leviathan'' von der französischen Konzeptkünstlerin [[Sophie Calle]] inspirieren ließ, revanchierte sich Calle, indem sie einige der dort beschriebenen Kunstaktionen real umsetzte und den Autor schließlich um neue Handlungsanweisungen bat. Auster schrieb ihr daraufhin ein als ''Gotham-Handbook'' bekannt gewordenes mehrseitiges Konzept, aus dem schließlich 2002 das gemeinsame Künstlerbuch ''Double-Game'' (englisch) / ''Doubles-Jeux'' (französisch) hervorging.
 
== Verschiedenes ==
Auster ist ein großer Baseball-Fan, eine Leidenschaft, die bis in seine frühe Kindheit zurückreicht. Ende der 1970er Jahre, noch bevor er erfolgreich als Schriftsteller arbeiten konnte, entwickelte er ein Kartenspiel mit dem Titel ''Action Baseball'', das ein komplettes Baseball-Spiel nachstellen sollte. Er fand jedoch keinen Verlag, der das Spiel veröffentlichen wollte. Später beschrieb er die Geschichte um diesen und andere frühe Versuche aufschlussreich in seiner autobiografischen Erzählung ''Von der Hand in den Mund'' und ließ die Spielkarten, drei Einakter und seinen ersten Roman ''Squeeze Play'' als Anhang abdrucken.
 
Paul Auster schreibt erste Gedanken zu späteren Büchern handschriftlich mit Federhalter oder Bleistift in Notizbücher. Diese Notizen tippt er später auf einer [[Olympia (Büromaschinen)|Olympia]]-Schreibmaschine ab, die Anfang der 1960er Jahre gebaut wurde. Computern widersetzt sich der Autor.<ref name="Evija Trofimova">{{cite book|author=Evija Trofimova|title=Paul Auster’s Writing Machine A Thing to Write With|url=http://books.google.com/books?id=y-UhBAAAQBAJ&pg=PA72|year=2014|publisher=Bloomsbury Publishing USA |isbn=978-1-62356-081-2|pages=72}}</ref> 1996 schrieb er eine kurze Hommage, die als ''Die Geschichte meiner Schreibmaschine'' erschien, illustriert von Sam Messer.
 
2004 beteiligte er sich neben 16 anderen Autoren an dem literarisch-musikalischen Projekt ''As Smart As We Are'' der Band ''One Ring Zero''.<ref>''As Smart As We Are'', Audio-CD und Buch (engl.), Soft Skull Press 2004, ISBN 978-1-932360-42-4</ref> Auf diesem Kontakt basiert schließlich die Zusammenarbeit an der 2006 erschienenen CD seiner Tochter: ''[[Sophie Auster]]'' (mit ''One Ring Zero''). Drei Songtexte stammen aus der Feder Austers, bei den übrigen handelt es sich um surrealistische Lyrik aus der Liste seiner eigenen Übersetzungen.<ref>''Sophie Auster'', Audio CD (engl. & franz.), Label: Naive (Indigo).</ref>
 
== Zitate ==
{{Zitat
|Text=Ich lebe mit meinen Romanfiguren durchschnittlich fünf Jahre lang, ehe ich überhaupt zu schreiben anfange. Sie verwandeln sich, und aus Geistgestalten werden richtige Personen. Wenn das Buch dann fertig ist, bleiben diese Charaktere übrig, und ich kann sie einfach nicht mehr loswerden. Sie bleiben in meiner Erinnerung hängen wie unkündbare Untermieter oder wie Geister, die ich nicht vertreiben kann und die doch quicklebendig sind.
|Autor=Paul Auster
|ref=<ref>Paul Auster in einem Interview mit [[Michael Naumann]]. In: ''[[Die Zeit]]'', Nr. 6/2007.</ref>}}
{{Zitat
|Text=Aber wenn man wirklich etwas erreichen will, ganz besonders in der Kunst, muss man die Courage haben, sich an innere Orte zu begeben, die man gar nicht gern aufsucht. Orte in uns selbst, die Angst und Trauer hervorrufen. Das hat nichts mit der Außenwelt zu tun. Es gibt Schriftsteller, die reisen um die ganze Welt und erforschen alles. Und es gibt andere wie [[Emily Dickinson]], die ihr Zimmer nie verlassen hat. Und trotzdem ist sie eine fabelhafte Schriftstellerin.
|Autor=Paul Auster
|ref=<ref>Paul Auster in einem Interview mit Christiane Korff. In: ''[[Die Zeit|Zeitmagazin]]'', Nr. 18/1998.</ref>}}
{{Zitat
|Text=Drei Tage habe ich nicht geraucht – und wurde zu einem Monster. Aber ich wollte nicht so einer sein, der irgendwann Menschen ins Gesicht schlägt oder Schaufenster eintritt. Und so habe ich beschlossen, lieber ein kürzeres Leben zu führen, als ein schlechter Mensch zu sein – und wieder angefangen.
|ref=<ref>''Focus'', 9/2009 („Sprüche der Woche“)</ref>}}
{{Zitat
|Text=deine Hände (...) Sie haben sich über die nackte Haut deiner Frau bewegt und ihren Weg bis in die letzten Winkel gefunden. Dort sind sie am glücklichsten, das spürst du, dort sind sie, seit dem Tag, an dem du sie kennengelernt hast, immer am glücklichsten gewesen, denn, um eine Zeile aus einem Gedicht von [[George Oppen]] abzuwandeln, manche der schönsten Orte der Welt befinden sich auf dem Körper Deiner Frau.
|ref=<ref>''[[Winter Journal]]'', Seite 185,/6</ref>}}
 
== Werke ==
=== Romane ===
* ''The New York Trilogy.'' Faber&Faber, London 1987, ISBN 0-571-16864-7.
** Übersetzung: ''[[Die New-York-Trilogie]].'' Dt. von Joachim A. Frank. Rowohlt, Reinbek 1989, ISBN 3-499-12548-X (Besteht aus den drei Teilen ''[[Stadt aus Glas]]'' (''City of Glass'', 1985), ''[[Schlagschatten (Roman)|Schlagschatten]]'' (''Ghosts'', 1986) und ''Hinter verschlossenen Türen'' (''The Locked Room'', 1987))
* ''In The Country of Last Things.'' Viking, New York 1987, ISBN 0-670-81445-8.
** Übersetzung: ''[[Im Land der letzten Dinge]].'' Dt. von [[Werner Schmitz (Übersetzer)|Werner Schmitz]]. Rowohlt, Reinbek 1989, ISBN 3-498-00025-X.
* ''Moon Palace.'' Viking, New York 1989, ISBN 0-670-82509-3.
** Übersetzung: ''[[Mond über Manhattan]].'' Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 1990, ISBN 3-498-00028-4.
* ''The Music of Chance.'' Viking, New York 1990, ISBN 0-670-83535-8.
** Übersetzung: ''[[Die Musik des Zufalls]].'' Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 1992, ISBN 3-498-00036-5.
* ''Leviathan.'' Viking, New York 1992, ISBN 0-670-84676-7.
** Übersetzung: ''[[Leviathan (Paul Auster)|Leviathan]].'' Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 1994, ISBN 3-498-00039-X.
* ''Mr. Vertigo.'' Viking, New York 1994, ISBN 0-670-85209-0.
** Übersetzung: ''[[Mr. Vertigo]]''. Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-498-00042-X.
* ''Timbuktu – A Novel.'' Henry Holt, New York 1999, ISBN 0-8050-5407-3.
** Übersetzung: ''[[Timbuktu (Auster)|Timbuktu]].'' Dt. von [[Peter Torberg]]. Rowohlt, Reinbek 1999, ISBN 3-498-00053-5.
* ''The Book of Illusions.'' Henry Holt, New York 2002, ISBN 0-8050-5408-1.
** Übersetzung: ''[[Das Buch der Illusionen]].'' Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2002, ISBN 3-498-00052-7.
* ''Oracle Night.'' Henry Holt, New York 2003, ISBN 0-8050-7320-5.
** Übersetzung: ''[[Nacht des Orakels]].'' Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-498-00064-0.
* ''The Brooklyn Follies.'' Henry Holt, New York 2005, ISBN 0-8050-7714-6.
** Übersetzung: ''[[Die Brooklyn-Revue]]''. Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2006, ISBN 978-3-498-00066-0.
** Hörbuch: ''Die Brooklyn-Revue''. Gelesen von Jan Josef Liefers, Argon Verlag GmbH, 2006, ISBN 978-3-87024-438-5 (9 CDs, ungekürzte Lesung)
* ''Travels in the Scriptorium.'' Faber and Faber, London 2006, ISBN 0-571-23255-8
** Übersetzung: ''[[Reisen im Skriptorium]]''. Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2007, ISBN 978-3-498-00074-5.
* ''Man in the Dark.'' Faber and Faber, London 2008, ISBN 978-0-571-24076-0
** Übersetzung: ''[[Mann im Dunkel]]''. Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2008, ISBN 978-3-498-00080-6.
* ''Invisible.'' Henry Holt, New York 2009, ISBN 978-0-8050-9080-2.
** Übersetzung: ''[[Unsichtbar (Roman)|Unsichtbar]].'' Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2010, ISBN 978-3-498-00081-3.
** Hörbuch: ''Unsichtbar''. Gelesen von [[Burghart Klaußner]], [[Der Audio Verlag]] (DAV), Berlin, 2010, ISBN 978-3-89813-966-3 (Lesung, 6 CDs, 440 Min.)
* ''Sunset Park.'' Faber & Faber, London 2010, ISBN 978-0-571-25878-9.
** Übersetzung: ''[[Sunset Park (Roman)|Sunset Park]]''. Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2012, ISBN 978-3-644-01661-3.<ref>[http://www.rowohlt.de/autor/Paul_Auster.2284.html Für die deutschen Ausgaben: Autorenseite beim Rowohlt-Verlag]</ref>
* ''Winter Journal''. Henry Holt, New York 2012.
** Übersetzung: ''Winterjournal''. Aus dem Englischen von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2013. ISBN 978-3-499-25950-0
** Hörbuch: ''Sunset Park''. Gelesen von Burghart Klaußner, Der Audio Verlag (DAV), Berlin, 2012, ISBN 978-3-86231-165-1 (Lesung, 6 CDs, 480 Min.)
*  ''4 3 2 1.'' Henry Holt, New York 2017, ISBN 978-1-62779-446-6.
** Übersetzung: ''[[4 3 2 1]]'', Roman. Dt. von [[Thomas Gunkel]]; [[Nikolaus Stingl]]; [[Werner Schmitz (Übersetzer)|Werner Schmitz]]; Karsten Singelmann. Rowohlt, Reinbek 2017, ISBN 978-3-498-00097-4.
 
=== Lyrik ===
* ''Unearth.'' Weston, Connecticut 1974.
* ''Wall Writing.'' The Figures, Berkeley 1976, ISBN 0-685-79213-7.
* ''Effigies.'' 1977.
* ''Fragments from Cold.'' Parenthèse, Brewster/New York 1977.
* ''Facing the Music.'' Station Hill, Barrytown/New York 1980, ISBN 0-930794-29-X.
* ''Disappearances.'' Overlook Press, Woodstock/New York 1988, ISBN 0-87951-328-4.
** Übersetzung: ''Vom Verschwinden.'' Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2001, ISBN 3-499-22721-5 (Hierbei handelt es sich um eine Auswahl von Gedichten aus den verschiedenen Bänden.).
* ''Ground Work: Selected Poems and Essays.'' Faber & Faber, London 1990, ISBN 0-571-14153-6.
* ''Selected Poems.'' Faber&Faber, London 1998, ISBN 0-571-19509-1.
 
=== Essays. Autobiografie, Briefe und Interview zu den Werken ===
* ''The Invention of Solitude'' Sun, New York 1982, ISBN 0-915342-37-5.
** Übersetzung: ''[[Die Erfindung der Einsamkeit]]''. Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 1993, ISBN 3-498-00033-0.
* ''The Art of Hunger: Essays, Prefaces, Interviews.'' Menard, London 1982, ISBN 0-903400-78-2.
** Übersetzung: ''Die Kunst des Hungers.'' Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2000, ISBN 3-499-22719-3.
* ''The Red Notebook and Other Writings.'' Faber&Faber, London 1995, ISBN 0-571-17433-7.
** Übersetzung: ''[[Das rote Notizbuch]].'' Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-498-00048-9. Erweiterte Neuausgabe, Reinbek 2001, ISBN 3-499-23040-2, enthält auch ''Unfallreport'' und ''It Don´t Mean a Thing''
* ''Hand to Mouth: A Chronicle of Early Failure.'' Henry Holt, New York 1997, ISBN 0-8050-5406-5 (Enthält neben einem autobiografischen Text den Kriminalroman ''Squeeze Play'', drei Theaterstücke und das Kartenspiel ''Action Baseball'').
** Übersetzung: ''[[Von der Hand in den Mund|Von der Hand in den Mund. Eine Chronik früher Fehlschläge]].'' Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3-499-22634-0.
* ''The Story of my Typewriter'' Distributed Art Publishers, 2001, ISBN 978-1-891024-32-0.
** Übersetzung: ''[[Die Geschichte meiner Schreibmaschine]]''. Mit Bildern von Sam Messer. Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2005, ISBN 978-3-498-00065-3.
* ''The Accidental Rebel'' Artikel in der New York Times, 23. April 2008<ref>Autobiografischer [http://www.nytimes.com/2008/04/23/opinion/23auster.html?_r=0 Artikel in der New York Times] über sein 1968 spielendes Buch ''Invisible''</ref>
* ''Collected Prose. Autobiographical Writings, True Stories, Critical Essays, Prefaces, Collaborations with Artists, and Interviews. Expanded Edition''. Picador, New York 2010, ISBN 978-0-312-42992-8.
* ''Winter Journal''. Henry Holt, New York; Faber&Faber, London 2012, ISBN 978-0-571-28320-0.
** Übersetzung: ''[[Winter Journal]]''. Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2013, ISBN 978-3-498-00087-5.
* ''Report from the Interior.'' Henry Holt, New York; Faber&Faber, London 2013<ref>ISBN 978-0-571-30369-4 {{Webarchiv |url=http://us.macmillan.com/reportfromtheinterior/PaulAuster |text=Rezension |wayback=20131112224017 |archiv-bot=2019-05-06 09:15:50 InternetArchiveBot}} auf us.macmillan.com</ref>
** Übersetzung: ''[[Bericht aus dem Inneren]]''. Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2014, ISBN 978-3-498-00089-9.
* ''Here and Now. Letters 2008–2011'', zusammen mit [[J. M. Coetzee]], Viking Penguin Group, New York; Faber&Faber sowie Harvill Decker, London 2013, ISBN 978-0-571-29927-0.
** Übersetzung: ''Von hier nach da, Briefe 2008–2011''. Dt. von Reinhild Böhnke und Werner Schmitz. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-596-19687-6<ref>[http://www.fischerverlage.de/buch/von_hier_nach_da/9783104026176 Seite bei Fischer-Verlagen]</ref>.
* ''A Life in Words. Conversation with I.B. Siegumfeldt''. Seven Stories Press, New York 2017.
**''[[Ein Leben in Worten]]. Ein Gespräch mit Inge Birgitte Siegumfeldt''. Dt. von Werner Schmitz und Silvia Morawetz. Rowohlt, Reinbek 2017 (409 Seiten), ISBN 978-3-499-27261-5.
 
== Literatur ==
* Dennis Barone (Hrsg.): ''Beyond the Red Notebook. Essays on Paul Auster'' (Penn Studies in Contemporary American Fiction). 2. Aufl. University of Pennsylvania Press, Philadelphia, Pa. 1996, ISBN 0-8122-3317-4.
* Gerard de Cortanze (Text), James Rudnick (Photos): ''Paul Austers New York'' („Le New York de Paul Auster“). Gerstenberg, Hildesheim 1998, ISBN 3-8067-2826-7.
*Christian Eilers: ''Paul Austers autobiographische Werke: Stationen einer Schriftstellerkarriere''. Winter, Heidelberg 2019. (= American Studies ''–'' A Monograph Series; 301). ISBN 978-3-8253-6954-5 (zugl. Dissertation, Universität Mainz 2018).
* Ulrich Greiner: ''Gelobtes Land. Amerikanische Schriftsteller über Amerika''. Rowohlt, Reinbek 1997, ISBN 3-498-02480-9.
* Bernd Herzogenrath: ''An Art of Desire. Reading Paul Auster''. Rodopi, Amsterdam 1999, ISBN 90-420-0453-3 (zugl. Dissertation, Universität Aachen 1997).
* Anne M. Holzapfel: ''The New York trilogy. Whodunit? Tracking the structure of Paul Auster’s anti-detective novels''. Lang, Frankfurt/M. 1996. (= Studien zur Germanistik und Anglistik; 11) ISBN 3-631-49798-9.
* Beate Hötger: ''Identität im filmischen Werk von Paul Auster''. Lang, Frankfurt/M. 2002. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 30, 84) ISBN 3-631-38470-X.
* Heiko Jakubzik: ''Paul Auster und die Klassiker der American Renaissance''. Universität Heidelberg 2002, {{DNB|983735492}} (Dissertation Universität Heidelberg 2002, VIII, 366 Seiten, illustriert [http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/7259 Volltext online] PDF, kostenfrei, 374 Seiten, 2,7 MB).
* Martin Klepper: ''Pynchon, Auster, DeLillo. Die amerikanische Postmoderne zwischen Spiel und Rekonstruktion''. Campus, Frankfurt am Main 1996. (= Nordamerikastudien; 3) ISBN 3-593-35618-X.
* Katarzyna Kuczma: ''Remembering Oneself, Charting the Other – Memory as Intertextuality and Self-Reflexivity in the Works of Paul Auster''. Trier: WVT. 2012, ISBN 3-86821-362-7.
* Andreas Lienkamp, Wolfgang Werth, Christian Berkemeier (Hrsg.): ''„As strange as the world“. Annäherungen an das Werk des Erzählers und Filmemachers Paul Auster''. LIT-Verlag, Münster 2002, ISBN 3-8258-6046-9.
* Werner Reinhart: ''Pikareske Romane der 80er Jahre. Ronald Reagan und die Renaissance des politischen Erzählens in den USA. (Acker, Auster, Boyle, Irving, Kennedy, Pynchon)''. Narr, Tübingen 2001, ISBN 3-8233-5652-6 (zugl. Habilitationsschrift, Universität Mannheim 2001).
* Simone Sauer-Kretschmer, Christian A. Bachmann (Hrsg.): ''Paul Auster. Beiträge zu Werk und Poetik.'' Bachmann, Essen 2012, ISBN 978-3-941030-16-9.
* Steffen Sielaff: ''Die postmoderne Odyssee. Raum und Subjekt in den Romanen von Paul Auster''. Dissertation, Universität Berlin 2004.
* Carsten Springer: ''Crises. The works of Paul Auster''. Lang, Frankfurt/M. 2001. (= American culture; 1) ISBN 3-631-37487-9.
* Carsten Springer: ''A Paul Auster Sourcebook''. Lang, Frankfurt/M. 2001, ISBN 3-631-37450-X.
 
== Weblinks ==
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* {{DNB-Portal|11910251X}}
* {{DDB|Person|11910251X}}
* [http://www.rowohlt.de/autor/2284 Bibliographie bei Rowohlt]
* {{Perlentaucher|270}}
* [http://www.bluecricket.com/auster/articles.html Essays und Interviews] – Website von Peter Stillman
* [http://maps.google.com/maps/ms?ie=UTF&msa=0&msid=211064053883585733089.00049e316e312418d9a3e Google-Karte mit den Wohnorten von Paul Auster] – gemäß eigenen Angaben in ''Winter Journal''
 
'''Interviews und Begegnungen'''
* [http://www.am-erker.de/int25.php ''Interview mit Paul Auster'']. In: ''Am Erker'', Nr. 25, Herbst 1992
* [http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/literatur_und_kunst/sprache_schenkt_uns_die_welt_und_nimmt_sie_uns_zugleich_1.1019111.html ''«Sprache schenkt uns die Welt und nimmt sie uns zugleich»''] – Interview in der NZZ vom 4. Oktober 2008
* [http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,587455,00.html ''US-Schriftsteller Paul Auster: "Was ich am meisten fürchte, ist McCains Temperament"''] – Interview bei ''Spiegel online'' vom 30. Oktober 2008
* [http://www.text-und-zeit.de/lit/auster001.html ''Amerika ist ein erfundener Ort''] – der ZEIT-Redakteur Ulrich Greiner über Auster
 
'''Lesungen und Originaltöne'''
* [https://www.youtube.com/watch?v=SUhGvAY9fM4 ''Paul Auster Talks at Google''] (englisch)
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
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Version vom 30. Januar 2020, 22:09 Uhr

Paul Auster (2008)

Paul Benjamin Auster [pɔːl ˈbendʒəmɪn ˈɒ:stɚ] (* 3. Februar 1947 in Newark, New Jersey) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller.[1] Zudem arbeitet er als Regisseur, Kritiker, Übersetzer und [Herausgeber. Seine Werke sind in über vierzig Sprachen übersetzt worden.[2] Auster ist in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin Siri Hustvedt verheiratet.

Leben

Kindheit und Jugend

Paul Auster wurde am 3. Februar 1947 in Newark, New Jersey geboren.[3] Die Eltern seines Vaters Samuel waren jüdische Immigranten und stammten aus Stanislau in Galizien, dem heutigen Iwano-Frankiwsk. Auch seine Mutter Queenie Bogat war eine Nachfahrin osteuropäischer Juden aus der Ukraine und Polen. Am 12. November 1950 kam Austers Schwester Janet zur Welt. Die Geschwister wuchsen in einem mittelständischen, bildungsbürgerlichen Umfeld auf.

Bereits 1959 begann Auster, Gedichte und kleine Aufsätze zu schreiben. Mit dreizehn Jahren, als er seine Bar Mitzwa feierte, erwog er Rabbi zu werden. In seinem letzten High-School-Jahr ließen sich seine Eltern scheiden. Er und seine Schwester lebten nach der Trennung bei ihrer Mutter. Schon im frühen Jugendalter entwickelte sich Auster zu einem passionierten Bücherleser, der regelmäßig die Stadtbibliothek aufsuchte. Der Roman Schuld und Sühne von Fjodor Dostojewski löste in ihm den Wunsch aus, selbst Schriftsteller zu werden.

Austers zweite Leidenschaft jener Tage galt dem Sport. Seine Mitschüler beneideten ihn wegen seiner guten Leistungen in Baseball, Basketball und Football. Regelmäßig wurde er in ein Sommerferiencamp im Norden New Yorks geschickt und kam dort mit vielen gesellschaftlichen Außenseitern in Berührung.

1966 beendete Auster die High School, seine Mutter war nun in zweiter Ehe verheiratet. Auster demonstrierte gegen den Vietnamkrieg, wurde einmal verhaftet. Er traf zum ersten Mal die Schriftstellerin und Übersetzerin Lydia Davis, seine spätere erste Frau.[4]

Leben als Autor

Von Paul Auster signierte Buchseite in der Interview-Sammlung Ein Leben in Worten (2017)

Lydia Davis’ Vater, ein Englisch-Professor, brachte Auster die französischen Dichter nahe. Während eines einmonatigen Aufenthalts in Paris entdeckte Auster seine Vorliebe für die französische Sprache und Kultur. Er reiste nach Italien, Spanien und auf den Spuren von James Joyce nach Dublin. Zurück in Paris begann er eine intensive Auseinandersetzung mit Lyrik, und er schrieb Drehbücher für Stummfilme. Ab 1968 entstanden erste Romanentwürfe.

Nach seiner Rückkehr in die USA studierte Auster bis 1970 Anglistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Columbia University. Im August 1970 heuerte er durch Vermittlung seines Stiefvaters für sechs Monate als Matrose für niedere Arbeiten auf einem Tanker im Golf von Mexiko an.[5]

Von 1971 bis 1974 lebte er wieder in Paris. Dort hatte er eine Begegnung mit Samuel Beckett, der ihn sehr beeindruckte. Er arbeitete als Übersetzer, Englischlehrer und Telefonist für die New York Times. Auf Einladung eines Filmproduzenten reiste er für einen Monat als Ghostwriter für dessen Frau nach Mexiko.[6]

Zurück in den USA nahm Auster einen Lehrauftrag an der Columbia University an, übersetzte nebenberuflich französische Autoren ins Englische und arbeitete als Herausgeber französischer Literatur für amerikanische Verlage. Zu dieser Zeit arbeitete Auster fast ausschließlich als Lyriker und Kritiker; seine Finanzen standen schlecht. Gemeinsam mit seiner Freundin Lydia Davis bezog er eine Wohnung am Riverside Park mit Blick auf den Hudson; die Heirat fand am 6. Oktober 1974 statt. Im Herbst 1975 erhielt Auster ein mit 5000 $ dotiertes Stipendium der Ingram-Merrill-Foundation[7] und schrieb mehrere Einakter. Im Juni 1977 wurde sein Sohn geboren. Unter dem Pseudonym Paul Benjamin schrieb Auster 1978 den Kriminalroman Squeeze Play.[8][9]

Anfang 1979 starb der Vater, und mit der Erbschaft konnte Auster seine Tätigkeit als Schriftsteller absichern. Mit der literarischen Annäherung an die Person seines Vaters in Die Erfindung der Einsamkeit erfolgte die Wendung zum Prosadichter. Sein Sohn erkrankte schwer an Asthma; im gleichen Jahr trennten sich Auster und seine erste Frau. Er suchte sich eine neue Wohnung in Brooklyn. Im Februar 1981 begegnete er bei einer Dichterlesung Siri Hustvedt, Tochter eines Norwegisch-Professors. Die beiden wurden ein Paar, zogen bald darauf zusammen und heirateten im Juni 1982. Auster nahm eine Professur in Princeton an. Im Juli 1987 wurde die Tochter Sophie geboren;[10] Namensgeberin war Sophie Fanshawe aus der New-York-Trilogie.

Nach dem Erfolg von Stadt aus Glas erschienen weitere literarische Werke (Prosa, Lyrik, Übersetzungen, Drehbücher) in jährlichem Rhythmus. Die Familie zog in ein Haus bei Park Slope. Weihnachten 1990 veröffentlichte die New York Times in ihrem Feuilleton Auggie Wrens Weihnachtsgeschichte, die auch von Wayne Wang gelesen wurde. Nach ersten Treffen zwischen Auster und dem Regisseur wurden 1994 die Filme Smoke und Blue in the Face – Alles blauer Dunst gedreht. Auster begann einen künstlerischen Dialog mit Sophie Calle, der zu dem gemeinsamen Buch Double Game führte.

Neben seinen Büchern hat er an eigenen Filmen gearbeitet.[11][12][13][14][15]

1998 wurde Austers Sohn für schuldig befunden, aus der Tasche eines toten Dealers 3.000 Dollar gestohlen zu haben, und zu fünf Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Ein anderes einschneidendes Erlebnis der jüngeren Vergangenheit, das wie viele andere biografische Details in Austers Literatur Einzug fand, war ein schwerer Autounfall, bei dem Siri Hustvedt aus dem Wrack geschnitten werden musste.

Auster lebt mit seiner Familie in einem viktorianischen Haus nahe dem Prospect Park in Brooklyn.[16] Er ist viel auf Reisen, zu Lesungen in den USA und Europa.

Heute gilt Paul Auster als einer der führenden amerikanischen Autoren. Er war für zwei Amtszeiten (2005 bis 2007) Vize-Präsident des PEN American Center und saß jahrelang in dessen Kuratorium.[17] Besonderes Renommee genießt er in Deutschland und Frankreich, wo seine Verkaufszahlen höher liegen als in den USA. Nach Angabe des deutschen Nachrichtenmagazins Focus verdiente Auster mit dem Verkauf seiner Bücher bislang ungefähr 20 Millionen Dollar.[18]

Werk

Weltbekannt wurde Auster durch seine Serie experimenteller Kriminalromane, die gesammelt als Die New-York-Trilogie (1987) veröffentlicht wurden. Nach dem bescheidenen Erfolg seines Prosa-Debüts Erfindung der Einsamkeit, das einen Versuch der Annäherung an seinen verstorbenen Vater darstellt, wurde Stadt aus Glas zunächst von siebzehn Verlagen abgelehnt, gelangte dann aber auf die Nominierungsliste für den Edgar Allan Poe Award. Die Trilogie enthält die Geschichten City of Glass – Stadt aus Glas (1985), in der es um einen Krimiautor geht, der im Laufe der Erzählung verschiedene Identitäten annimmt. Ghosts – Schlagschatten (1986) handelt von einem Detektiv namens Blue, der einen Mann namens Black für seinen Kunden White beobachtet. The Locked Room – Hinter verschlossenen Türen (1986) ist die Geschichte eines Autors, der das Leben eines anderen Schriftstellers für eine Biographie aufarbeitet und dabei anfängt, dessen Leben zu leben. Jeder der drei Romane wirkt zu Beginn wie eine klassische Kriminalgeschichte. Die Beobachtungen und Nachforschungen der Protagonisten münden jedoch nicht in der Aufklärung eines Kriminalfalles oder der Erledigung eines Auftrags, sondern sie reflektieren und veranschaulichen letztendlich ihr persönliches Schicksal und führen im weiteren Verlauf der Handlung zur Selbsterkenntnis. Austers Kriminalromane sprengen den gewöhnlichen Rahmen dieses Genres. Die Form dient der Darstellung und Analyse existentieller Probleme und Fragen nach der menschlichen Identität.

In Paul Austers Werk gibt es starke Bezüge zu den amerikanischen Transzendentalisten des 19. Jahrhunderts, namentlich zu Nathaniel Hawthorne und Henry David Thoreau. Es finden sich Einflüsse des Poststrukturalismus im Sinne von Jacques Derrida und der Psychoanalyse von Jacques Lacan.

Auster variiert in seinen Büchern die Frage des Verhältnisses von natürlicher Ordnung zur symbolischen Ordnung der Dinge. Die Transzendentalisten glauben an eine Trennung der Gegensätze, zugleich aber auch an die Möglichkeit der Rückführung zueinander. Lacans Theorie besagt, dass wir die Welt durch Sprache wahrnehmen und strukturieren. Auch unser Unbewusstes konstituiert sich durch Sprache, so dass ein fundamentaler Mangel in der Wahrnehmung der Welt entsteht. Bereiche, die nur gespürt werden können, entziehen sich der sprachlichen Festlegung. Austers Protagonisten sind oft Schriftsteller und Suchende, die sich der scheinbaren Unordnung der Welt und dem Chaos der Ereignisse ausgeliefert fühlen. Die Figuren und mit ihnen ihr Schöpfer er-schreiben sich ihre Rückkehr in geordnete Verhältnisse. Das Finden und Erfinden von Strukturen, sei es im Schreiben imaginärer Bücher und Biografien, sei es im Konstruieren und Auflösen von komplexen Handlungsplots, trotzt dem Zufall als schicksalhaftem Element. Der Autor findet buchstäblich sein Heil in der Sprache.

In seinem Roman 4 3 2 1 (Rowohlt 2017) erzählt er kunstvoll eine Lebensgeschichte in vier Variationen –, jeweils nach getroffenen existenziellen Entscheidungen.[19]

Wiederkehrende Motive

Selbstreferenz
In fast allen Romanen Austers gibt es Querverweise. Der Autor selbst sieht seine Bücher als Teile der gleichen Landkarte. Bestimmte Charaktere tauchen mehrfach auf oder sind miteinander verwandt; Daniel Quinn, der Protagonist aus Stadt aus Glas, ist beispielsweise der Onkel von Jim Nashe aus Die Musik des Zufalls. David Zimmer aus Das Buch der Illusionen ist Marco Stanley Foggs Zimmergenosse. Der Name von Paul Benjamin, der Hauptfigur in Smoke, ist Austers frühes Pseudonym für seinen Kriminalroman. Die Erzählung Reisen im Skriptorium ist voller Bezüge zu anderen Büchern Austers.
Zufall
Auster erzählt, im Alter von vierzehn Jahren seien er und ein paar Freunde vom Gewitter überrascht worden. Einer der Jungen wurde vom Blitz erschlagen, und seit diesem tragischen Tag sei ihm bewusst, dass er sein Leben dem Zufall verdanke. Immer wieder sind die Figuren seiner Bücher von zufälligen, teilweise absurden Wendungen des Schicksals betroffen. Das Rote Notizbuch behandelt einige zufällige Ereignisse, die Auster gesammelt hat.[20]
Fragen der Identität
Viele Figuren Austers sind aus ihrer eigenen Geschichte entwurzelt und begeben sich auf die Suche nach ihrer Herkunft oder versuchen ihr Jetztsein zu ergründen. Der Roman Mond über Manhattan stellt die Sinnsuche des jungen Marco Stanley Fogg dar. Anna in Im Land der letzten Dinge muss sich erst völlig aus ihrer alten Identität lösen, um in eine neue eintreten zu können.
Geld
In Mond über Manhattan, Der Musik des Zufalls oder dem Buch der Illusionen haben die Hauptfiguren zwar zeitweise große Beträge zur Verfügung, gehen damit jedoch auf unkonventionelle Weise um, indem sie ihr Kapital verbrauchen, ohne es durch Zuverdienst o. ä. wesentlich zu strecken. Ein Herunterzählen der verbleibenden Geldmenge im Verlauf der Geschichte kommt mehrfach vor.[21]
Anekdote
Das Gesamtwerk ist durchzogen von Anekdoten, die teils familiären Ursprungs sind und teils aus populären Biografien stammen. Etwa die Geschichte des Philosophen, der während des Krieges sein einziges Manuskript raucht, die in Im Land der letzten Dinge Verwendung findet.
Verlorener Vater
In der Erzählung Die Erfindung der Einsamkeit hat Auster nach dem Tod seines eigenen Vaters versucht, dessen Person zu erkennen und zu verstehen. Als Scheidungskind, das bei der Mutter lebte, hat er früh den direkten Bezug verloren. Distanzierte Vaterfiguren gibt es immer wieder, etwa Peter Stillman Sr. in Stadt aus Glas.
Außenseiter und Exzentriker
Daniel Quinn verliert während seiner Überwachung den Bezug zur Gesellschaft und wird zum Obdachlosen; William Gurevitch in Timbuktu ist ein Landstreicher; die Millionäre Flower und Stone lassen ein in England abgebautes Schloss neu zusammensetzen.
Räume, als Enge und Weite
Es gibt Protagonisten, die sich in winzige Räume einschließen, andere wieder erkunden die teils unbekannten Räume der Landschaft und des städtischen Umfeldes; die Spaziergänge des Peter Stillman durch New York im ersten Teil der Trilogie. In Reisen im Skriptorium sitzt ein alter Mann in einem abgedunkelten Zimmer.[22]
Bedingungen des Schreibens
Viele Figuren Austers sind Schriftsteller, einige sind als Alter Ego des Autors zu erkennen. Wiederholt spielen Romane und Biografien der Hauptfiguren eine wichtige Rolle. Ein weiteres sich wiederholendes Element ist das Buch im Buch.

Einflüsse

In einem Interview für die Washington Post im Dezember 2003[23] nannte Auster diejenigen Autoren, die den größten Einfluss auf sein Werk hatten (Reihenfolge ohne Wertung): Charles Baudelaire, Samuel Beckett, Maurice Blanchot, Jorge Luis Borges, Albert Camus, Paul Celan, Louis-Ferdinand Céline, Miguel de Cervantes, Raymond Chandler, Jacques Derrida, Charles Dickens, Fjodor Dostojewski, William Faulkner, F. Scott Fitzgerald, Dashiell Hammett, Knut Hamsun, Nathaniel Hawthorne, James Joyce, Franz Kafka, Jacques Lacan, Stéphane Mallarmé, Herman Melville, Michel de Montaigne, Edgar Allan Poe, Arthur Rimbaud, William Shakespeare, Henry David Thoreau, Leo Tolstoi, Kurt Vonnegut, Ludwig Wittgenstein.

Paul Auster, September 2007

Kooperation mit Sophie Calle

Nachdem Auster sich für die Figur der Maria Turner in Leviathan von der französischen Konzeptkünstlerin Sophie Calle inspirieren ließ, revanchierte sich Calle, indem sie einige der dort beschriebenen Kunstaktionen real umsetzte und den Autor schließlich um neue Handlungsanweisungen bat. Auster schrieb ihr daraufhin ein als Gotham-Handbook bekannt gewordenes mehrseitiges Konzept, aus dem schließlich 2002 das gemeinsame Künstlerbuch Double-Game (englisch) / Doubles-Jeux (französisch) hervorging.

Verschiedenes

Auster ist ein großer Baseball-Fan, eine Leidenschaft, die bis in seine frühe Kindheit zurückreicht. Ende der 1970er Jahre, noch bevor er erfolgreich als Schriftsteller arbeiten konnte, entwickelte er ein Kartenspiel mit dem Titel Action Baseball, das ein komplettes Baseball-Spiel nachstellen sollte. Er fand jedoch keinen Verlag, der das Spiel veröffentlichen wollte. Später beschrieb er die Geschichte um diesen und andere frühe Versuche aufschlussreich in seiner autobiografischen Erzählung Von der Hand in den Mund und ließ die Spielkarten, drei Einakter und seinen ersten Roman Squeeze Play als Anhang abdrucken.

Paul Auster schreibt erste Gedanken zu späteren Büchern handschriftlich mit Federhalter oder Bleistift in Notizbücher. Diese Notizen tippt er später auf einer Olympia-Schreibmaschine ab, die Anfang der 1960er Jahre gebaut wurde. Computern widersetzt sich der Autor.[24] 1996 schrieb er eine kurze Hommage, die als Die Geschichte meiner Schreibmaschine erschien, illustriert von Sam Messer.

2004 beteiligte er sich neben 16 anderen Autoren an dem literarisch-musikalischen Projekt As Smart As We Are der Band One Ring Zero.[25] Auf diesem Kontakt basiert schließlich die Zusammenarbeit an der 2006 erschienenen CD seiner Tochter: Sophie Auster (mit One Ring Zero). Drei Songtexte stammen aus der Feder Austers, bei den übrigen handelt es sich um surrealistische Lyrik aus der Liste seiner eigenen Übersetzungen.[26]

Zitate

„Ich lebe mit meinen Romanfiguren durchschnittlich fünf Jahre lang, ehe ich überhaupt zu schreiben anfange. Sie verwandeln sich, und aus Geistgestalten werden richtige Personen. Wenn das Buch dann fertig ist, bleiben diese Charaktere übrig, und ich kann sie einfach nicht mehr loswerden. Sie bleiben in meiner Erinnerung hängen wie unkündbare Untermieter oder wie Geister, die ich nicht vertreiben kann und die doch quicklebendig sind.“

Paul Auster[27]

„Aber wenn man wirklich etwas erreichen will, ganz besonders in der Kunst, muss man die Courage haben, sich an innere Orte zu begeben, die man gar nicht gern aufsucht. Orte in uns selbst, die Angst und Trauer hervorrufen. Das hat nichts mit der Außenwelt zu tun. Es gibt Schriftsteller, die reisen um die ganze Welt und erforschen alles. Und es gibt andere wie Emily Dickinson, die ihr Zimmer nie verlassen hat. Und trotzdem ist sie eine fabelhafte Schriftstellerin.“

Paul Auster[28]

„Drei Tage habe ich nicht geraucht – und wurde zu einem Monster. Aber ich wollte nicht so einer sein, der irgendwann Menschen ins Gesicht schlägt oder Schaufenster eintritt. Und so habe ich beschlossen, lieber ein kürzeres Leben zu führen, als ein schlechter Mensch zu sein – und wieder angefangen.“[29]

„deine Hände (...) Sie haben sich über die nackte Haut deiner Frau bewegt und ihren Weg bis in die letzten Winkel gefunden. Dort sind sie am glücklichsten, das spürst du, dort sind sie, seit dem Tag, an dem du sie kennengelernt hast, immer am glücklichsten gewesen, denn, um eine Zeile aus einem Gedicht von George Oppen abzuwandeln, manche der schönsten Orte der Welt befinden sich auf dem Körper Deiner Frau.“[30]

Werke

Romane

Lyrik

  • Unearth. Weston, Connecticut 1974.
  • Wall Writing. The Figures, Berkeley 1976, ISBN 0-685-79213-7.
  • Effigies. 1977.
  • Fragments from Cold. Parenthèse, Brewster/New York 1977.
  • Facing the Music. Station Hill, Barrytown/New York 1980, ISBN 0-930794-29-X.
  • Disappearances. Overlook Press, Woodstock/New York 1988, ISBN 0-87951-328-4.
    • Übersetzung: Vom Verschwinden. Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2001, ISBN 3-499-22721-5 (Hierbei handelt es sich um eine Auswahl von Gedichten aus den verschiedenen Bänden.).
  • Ground Work: Selected Poems and Essays. Faber & Faber, London 1990, ISBN 0-571-14153-6.
  • Selected Poems. Faber&Faber, London 1998, ISBN 0-571-19509-1.

Essays. Autobiografie, Briefe und Interview zu den Werken

Literatur

  • Dennis Barone (Hrsg.): Beyond the Red Notebook. Essays on Paul Auster (Penn Studies in Contemporary American Fiction). 2. Aufl. University of Pennsylvania Press, Philadelphia, Pa. 1996, ISBN 0-8122-3317-4.
  • Gerard de Cortanze (Text), James Rudnick (Photos): Paul Austers New York („Le New York de Paul Auster“). Gerstenberg, Hildesheim 1998, ISBN 3-8067-2826-7.
  • Christian Eilers: Paul Austers autobiographische Werke: Stationen einer Schriftstellerkarriere. Winter, Heidelberg 2019. (= American Studies A Monograph Series; 301). ISBN 978-3-8253-6954-5 (zugl. Dissertation, Universität Mainz 2018).
  • Ulrich Greiner: Gelobtes Land. Amerikanische Schriftsteller über Amerika. Rowohlt, Reinbek 1997, ISBN 3-498-02480-9.
  • Bernd Herzogenrath: An Art of Desire. Reading Paul Auster. Rodopi, Amsterdam 1999, ISBN 90-420-0453-3 (zugl. Dissertation, Universität Aachen 1997).
  • Anne M. Holzapfel: The New York trilogy. Whodunit? Tracking the structure of Paul Auster’s anti-detective novels. Lang, Frankfurt/M. 1996. (= Studien zur Germanistik und Anglistik; 11) ISBN 3-631-49798-9.
  • Beate Hötger: Identität im filmischen Werk von Paul Auster. Lang, Frankfurt/M. 2002. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 30, 84) ISBN 3-631-38470-X.
  • Heiko Jakubzik: Paul Auster und die Klassiker der American Renaissance. Universität Heidelberg 2002, DNB 983735492 (Dissertation Universität Heidelberg 2002, VIII, 366 Seiten, illustriert Volltext online PDF, kostenfrei, 374 Seiten, 2,7 MB).
  • Martin Klepper: Pynchon, Auster, DeLillo. Die amerikanische Postmoderne zwischen Spiel und Rekonstruktion. Campus, Frankfurt am Main 1996. (= Nordamerikastudien; 3) ISBN 3-593-35618-X.
  • Katarzyna Kuczma: Remembering Oneself, Charting the Other – Memory as Intertextuality and Self-Reflexivity in the Works of Paul Auster. Trier: WVT. 2012, ISBN 3-86821-362-7.
  • Andreas Lienkamp, Wolfgang Werth, Christian Berkemeier (Hrsg.): „As strange as the world“. Annäherungen an das Werk des Erzählers und Filmemachers Paul Auster. LIT-Verlag, Münster 2002, ISBN 3-8258-6046-9.
  • Werner Reinhart: Pikareske Romane der 80er Jahre. Ronald Reagan und die Renaissance des politischen Erzählens in den USA. (Acker, Auster, Boyle, Irving, Kennedy, Pynchon). Narr, Tübingen 2001, ISBN 3-8233-5652-6 (zugl. Habilitationsschrift, Universität Mannheim 2001).
  • Simone Sauer-Kretschmer, Christian A. Bachmann (Hrsg.): Paul Auster. Beiträge zu Werk und Poetik. Bachmann, Essen 2012, ISBN 978-3-941030-16-9.
  • Steffen Sielaff: Die postmoderne Odyssee. Raum und Subjekt in den Romanen von Paul Auster. Dissertation, Universität Berlin 2004.
  • Carsten Springer: Crises. The works of Paul Auster. Lang, Frankfurt/M. 2001. (= American culture; 1) ISBN 3-631-37487-9.
  • Carsten Springer: A Paul Auster Sourcebook. Lang, Frankfurt/M. 2001, ISBN 3-631-37450-X.

Weblinks

Commons: Paul Auster - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Interviews und Begegnungen

Lesungen und Originaltöne

Einzelnachweise

  1. Autorenseite beim Rowohlt-Verlag
  2. nach einem Veranstaltungshinweis bei „Zürich liest“ von Oktober 2014, wo P.A. selbst las
  3. Joel Shatzky, Michael Taub: Contemporary Jewish-American Novelists A Bio-critical Sourcebook. Greenwood Publishing Group, 1997, ISBN 978-0-313-29462-4, S. 13.
  4. Paul Auster: Leben und Werk, in: Du 841, November 2013, S. 35
  5. Von der Hand in den Mund, S. 62ff
  6. Von der Hand in den Mund, S. 91ff
  7. Von der Hand in den Mund, S. 119
  8. Paul Auster: Leben und Werk, in: Du 841, November 2013, S. 35
  9. Von der Hand in den Mund, S. 149
  10. Paul Auster: Leben und Werk, in: Du 841, November 2013, S. 35
  11. Biografie und Interview in: Gérard de Cortanze, Die Einsamkeit des Labyrinths, Rowohlt, Reinbek 1999.
  12. Die Erfindung der Einsamkeit, Rowohlt, Reinbek 1993.
  13. Von der Hand in den Mund, Rowohlt, Reinbek 1999.
  14. Smoke.Blue in the Face, Zwei Filme, Rowohlt, Reinbek 1995.
  15. Kenneth Kreutzer: Paul Auster: A Brief Biography, auf paulauster.co.uk
  16. Paul Auster: Leben und Werk. In: Du 841, November 2013, S. 35
  17. pen.org
  18. Focus, Nr. 06/19, 2. Februar 2019: "Die ewige Tochter" Artikel von Sebastian Goddemeier über Sophie Auster, Musikerin und Tochter von Paul Auster, zum Thema "berühmte Eltern". Focus Magazin Verlag GmbH, München. S. 82
  19. Gabriele von Armin: Paul Auster: „4321“. Über eine Gesellschaft in Aufruhr. Rezension im Deutschlandradio vom 31. Januar 2017, abgerufen 31. Januar 2017.
  20. Zum Zufall: Interview mit Paul Auster in Die Kunst des Hungers, S. 205ff., S. 254 sowie Warum schreiben, in Die Kunst des Hungers, S.S. 259
  21. Zu Geld: Interview mit Paul Auster in Die Kunst des Hungers, S. 212f.
  22. Zu Räumen: Interview mit Paul Auster in Die Kunst des Hungers, S. 243f.
  23. Off the Page: Paul Auster, 16. Dezember 2003
  24. Evija Trofimova: Paul Auster’s Writing Machine A Thing to Write With. Bloomsbury Publishing USA, 2014, ISBN 978-1-62356-081-2, S. 72.
  25. As Smart As We Are, Audio-CD und Buch (engl.), Soft Skull Press 2004, ISBN 978-1-932360-42-4
  26. Sophie Auster, Audio CD (engl. & franz.), Label: Naive (Indigo).
  27. Paul Auster in einem Interview mit Michael Naumann. In: Die Zeit, Nr. 6/2007.
  28. Paul Auster in einem Interview mit Christiane Korff. In: Zeitmagazin, Nr. 18/1998.
  29. Focus, 9/2009 („Sprüche der Woche“)
  30. Winter Journal, Seite 185,/6
  31. Für die deutschen Ausgaben: Autorenseite beim Rowohlt-Verlag
  32. Autobiografischer Artikel in der New York Times über sein 1968 spielendes Buch Invisible
  33. ISBN 978-0-571-30369-4 Rezension (Memento vom 12. November 2013 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis) auf us.macmillan.com
  34. Seite bei Fischer-Verlagen


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