Johannesevangelium und Oster-Imagination: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Osterimagination.jpg|thumb|300px|Osterimagination]]
Das '''Evangelium nach [[Johannes (Evangelist)|Johannes]]''', {{grcS|Ευαγγέλιον Κατὰ Ιωάννην|euangelion kata Iōannēn}} oder kurz Κατὰ Ιωάννην zumeist als '''Johannesevangelium''' oder kurz als ''Johannes'' bezeichnet (abgekürzt: ''Joh''), ist das vierte und jüngste [[Bücher der Bibel|Buch]] des [[Neues Testament|Neuen Testaments]] der [[Bibel#Bibel|Bibel]]. Als eines der vier kanonischen [[Evangelium (Buch)|Evangelien]] ist es zentral für den [[Christentum|christlichen Glauben]]. Im Vergleich mit den anderen drei, den [[Synoptische Evangelien|synoptischen Evangelien]], wirkt es in Darstellung und [[Theologie]] sehr eigenständig.
Die '''Oster-Imagination''', die [[Rudolf Steiner]] gegeben hat, schildert, wie sich aus dem [[irdisch]]-[[kosmisch]]en Geschehen heraus das Bild des [[Christus]] formt, der zwischen den [[Widersacher]]mächten [[Luzifer]] und [[Ahriman]] steht und beide im Gleichgewicht hält.


Seit dem Mittelalter wird das Johannesevangelium in 21 Kapitel unterteilt.
== Kalk und Ahriman ==


== Prolog und Aufbau ==
Der [[Kalk]] macht im [[Jahreslauf]], wenn man das Augenmerk auf seine seelisch-geistigen Eigenschaften richtet, bedeutsame Metamorphosen durch. Der Frühlingskalk ist ganz anders geartet als der Winterkalk. Der Winterkalk in seiner Gesamtheit ist gleichsam eine durch und durch zufriedene Wesenheit. Im Winter ist das Geistige der Erde, die mannigfaltigen Elementarwesen, ganz in den Schoß der Erde zurückgekehrt. Die Salze der Erde - und insbesondere der Kalk – sind ganz durchgeistigt. Eben das bedeutet eine tiefe Befriedigung für den Kalk. Er ist gewissermaßen so zufrieden wie ein Menschenkopf, der lange um die Lösung eines schwierigen Problems gerungen hat und nun die Lösung in Form kristallklarer Gedanken in sich trägt.
[[Datei:BambergApocalypseFolio010vWorshipBeforeThroneOfGod-DetailEagle.jpg|mini|Der Adler dient oft als Symbol und [[Ikonographisches Heiligenattribut|Attribut]] für den [[Johannes (Evangelist)|Evangelisten Johannes]], hier in der [[Bamberger Apokalypse]]]]
Das Johannesevangelium beginnt nicht mit der Geburt, Kindheit oder [[Taufe Jesu]], sondern mit einem tiefgründigen [[Prolog (Literatur)|Prolog]] in der Form eines strophischen [[Lied]]es ({{BB|Joh|1|1–18}}):
Wenn es gegen das Frühjahr zu geht, lösen sich nach und nach die Elementarwesen aus den Erdentiefen, das Geistig-Seelische der Erde wird wieder ausgeatmet. Dadurch aber wird der Kalk dumpf in bezug auf seine geistigen Eigenschaften. Er entwickelt nun aber eine rege innere Lebendigkeit und vor allem wird er jetzt begierdenhaft, und das um so mehr, je mehr die Pflanzen aus der Erde heraussprießen. Die Pflanzen entziehen dem Kalk etwas von Wasser und etwas von Kohlensäure, und das entbehrt er, aber er wird dadurch innerlich immer lebendiger. Dieser Prozess setzt sich bis weit gegen den Sommer hin fort.


: ''Im Anfang ([[Arché|{{lang|grc|ἀρχή]]}}) war das Wort ([[Logos|{{lang|grc|λόγος}}]])''
Dadurch, dass der Kalk innerlich immer lebendiger wird, über er eine ungeheure Anziehungskraft auf die ahrimanischen Wesenheiten aus. Sie sind ja selbst vorwiegend [[ätherisch]]er Natur, aber kalt und seelenlos. Jedes Jahr um diese Zeit erwacht die Hoffnung der ahrimanischen Wesenheiten, dass sie [[Astralisch]]es, das ihnen selbst fehlt, aus dem Kosmos herabziehen ziehen können, um den lebendigen Kalk damit zu beseelen. Sie wollen die Erde, insofern in ihr der Kalk wirkt, so mit Seelischem durchdringen, dass sie bei jedem Tritt, ja bei jeder leisen Berührung Schmerz empfinden würde. Das gäbe den ahrimanischen Wesenheiten ein ungeheures Wohlbefinden. In gewaltigen Imaginationen jagen diese ahrimanischen Hoffnungen im Frühjahr über die Erde. Aber es sind nur Illusionen, die sich die ahrimanischen Wesenheiten machen, ihre Hoffnungen werden regelmäßig jedes Jahr wieder zerstört. An die Natur kommt Ahriman nicht unmittelbar heran.
: ''und das Wort war bei [[Gott]],''
: ''und das Wort war Gott.''
: ''Im Anfang war es bei Gott.''
: ''Alles ist durch das Wort geworden''
: ''und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.''


Zielpunkt dieser und der folgenden drei Strophen ist Vers 14:
Der Mensch aber bleibt nicht ungefährdet von diesen ahrimanischen Illusionen. Indem er die Nahrungsmittel genießt, die in dieser Atmosphäre Hoffnungen und Illusionen gedeihen, wird er auch durchtränkt von diesen ahrimanischen Kräften. Und wenn diese schon das Astralische des Kosmos nicht herunterziehen können, so greifen sie nun um so mehr nach dem Seelischen des Menschen und versuchen es der Erde einzuverleiben. Nach und nach würde die Erde den Menschen aufnehmen. Aus der Erde würde allmählich eine große einheitliche Erdenwesenheit entstehen, in der gleichsam alle Menschen aufgelöst wären. Auf dem Weg dorthin würde der menschliche Organismus immer mehr von dem lebendigen Kalk durchdrungen. Eine immer sklerotischere Menschengestalt mit fledermausartigen Flügeln und ganz verknöchertem Kopf würde entstehen, wie sie Rudolf Steiner im unteren Teil der Statue des Menschheitsrepräsentanten angedeutet hat. Diese Gestalt würde sich schließlich ganz im Irdischen auflösen, ganz zum Bestandteil der irdisch-ahrimanischen Wesenheit werden.
: ''Und das Wort ist Fleisch geworden''
: ''und hat unter uns gewohnt''
: ''und wir haben seine Herrlichkeit gesehen,''
: ''die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater,''
: ''voll Gnade und Wahrheit.''


[[Datei:ImAnfangwardasWort.png|mini|250px|Beginn des Johannesevangeliums auf Griechisch]]
== Kohlensäure und Luzifer ==
Der Prolog erhält einen starken Sprachrhythmus, indem er jeden neuen Begriff im jeweiligen Folgesatz aufgreift, weiterführt und in jeder Strophe einen neuen Gedanken durchführt. Seine Begriffe und Form beziehen sich auf den ersten [[Schöpfungsbericht]] der [[Tora]] {{Bibel|Gen|1}}, der ähnlich beginnt („Am Anfang ...“) und Gottes Hinwendung zur Welt als ein ordnendes, die Gegensätze von Licht und Finsternis, Tag und Nacht usw. scheidendes Handeln beschreibt.
[[Bild:Menschheitsrepraesentant big.jpg|thumb|250px|left|Der [[Christus]] als Menschheitsrepräsentant zwischen [[Luzifer]] und [[Ahriman]], Holzskulptur von [[Rudolf Steiner]].]]
So wie dieses auf das Erschaffen des Menschen als [[Gottebenbildlichkeit|Gottes Ebenbild]] zuläuft, so läuft hier alles auf die [[Menschwerdung Gottes|Menschwerdung]] des Wortes zu, durch das Gott alles gemacht hat. Der Prolog legt also das Kommen Jesu Christi als Fleischwerdung des ewigen Wortes aus, das von Anfang an Gottes Wille war und seine Schöpfung vollendet.<ref>Claus Westermann: ''Abriss der Bibelkunde.'' Calwer Verlag, Stuttgart 1979, ISBN 3-7668-0620-3, S. 164 f.</ref>
Wenn im Frühjahr die Elementarwesen aus der Erde heraufsteigen in jene Regionen, wo die Erdendünste, die Luft und die Wärme wirken, sich dort mit den Wolkenbildungen verbinden und sich dabei auf Bahnen bewegen, die den planetarischen Rhythmen entsprechen, kommen sie in den Bereich der luziferischen Mächte. Diese sind ganz anders geartet als die ahrimanischen Wesen, aber auch in ihnen erwachen zur Frühjahrszeit bestimmte Hoffnungen und Illusionen. Die ahrimanischen Wesen sind [[ätherisch]]er Natur und ihnen mangelt das Seelische. Die luziferischen Geister hingegen sind astrale Wesen, denen das Ätherische fehlt, die aber eine ungeheure Sehnsucht haben, sich zum ätherischen Zustand zu verdichten. Besonders zur Frühlingszeit erwacht in ihnen die Hoffnung, dass ihnen das gelingen könnte. Eine wesentliche Rolle spielt dabei, wie wir gleich sehen werden, die Kohlensäure.


Der Prolog tritt an die Stelle der Abstammungslisten und Geburtslegenden im [[Lukasevangelium|Lukas-]] und [[Matthäusevangelium]]. Er nimmt wie in einer Ouvertüre<ref>Klaus Wengst: ''Das Johannesevangelium.'' Band 1, S. 43.</ref> die Themen vorweg, die das ganze Evangelium dann ausführt: ''Das Wort ist Fleisch geworden, hat unter uns gewohnt und wir sahen seine Herrlichkeit.'' Dies wird auch als Leseanweisung für die drei Hauptteile verstanden:
Die Pflanzen, die im Frühling aus der Erde zu sprießen beginnen, bauen sich dadurch auf, dass sie Kohlensäure assimilieren. Mit Hilfe der Kohlensäureassimilation ernährt sich die Pflanze durch Photosynthese im Grunde unmittelbar vom Sonnenlicht. Während bei den Pflanzen die Kohlensäure ganz am Beginn ihrer Lebenstätigkeit steht, ist sie bei Tier und Mensch das Endprodukt des Stoffwechsels und damit Ausdruck eines radikalen Abbau- bzw. Todesprozesses. Was für die Pflanze lebensfördernd ist, wirkt auf den Menschen in höherer Dosis tödlich. Diese Todesprozesse sind aber notwendig, um das bloß vegetative Leben der Pflanze zum Bewusstseinsleben des Menschen zu verwandeln. Tatsächlich spielt das im Blut gelöste und zum Gehirn transportierte Kohlendioxid eine wesentliche Rolle für die Ausbildung des menschlichen Bewusstseins. Wird das Kohlendioxid durch Hyperventilation zu stark abgeatmet, treten Schwindelanfälle auf; das Bewusstsein wird getrübt. Es können sogar Krämpfe auftreten, was ein Zeichen dafür ist, dass der Astralleib aufgrund des Kohlendioxidmangels nicht genügend in den Organismus eingreifen kann.
* Kapitel 2–12: das Auftreten Jesu vor Zeugen, unterteilt in Kapitel 3–6 (Reden und Wunder) und 7–12 (Streitgespräche mit Gegnern, Scheidung in Gegner und Anhänger)
* Kapitel 13–17: Abschied von den Jüngern, unterteilt in 13 (Fußwaschung), 14–16 (Abschiedsreden), 17 (das hohepriesterliche Gebet Jesu)
* Kapitel 18–21: Verherrlichung durch Passion und Auferstehung, unterteilt in 18–19 (Leiden und Tod), 20–21 (Erscheinungen des Auferstandenen und Sendung der Jünger)


== Inhalt ==
Die Kohlensäure wird sehr stark angezogen von den luziferischen Wesen. Sie wollen gleichsam die Kohlensäure von der Erde weg nach oben heben, sie wollen eine Art Kohlensäureverdunstung bewirken. Gelänge ihnen das in größerem Umfang, müsste alles Atmen auf der Erde aufhören, alle atmenden Wesen müssten ersticken. Dann müsste auch das Physische des Menschen abfallen und sein Ätherisches könnten die luziferischen Mächte heraufziehen und dadurch selbst ätherische Wesen werden. Sie wollen eine Äthersphäre der Erde schaffen, die sie selbst bewohnen können.
Der erzählerische Rahmen reicht vom Zeugnis [[Johannes der Täufer|Johannes des Täufers]] ({{BB|Joh|1|19}}) über das öffentliche Wirken Jesu ({{BB|Joh|2–12}}) und die [[Offenbarung des Johannes|Offenbarung]] vor seinen Jüngern ({{BB|Joh|14–17}}) bis zu seiner [[Kreuzigung]] ({{BB|Joh|18–19}}) und den Erscheinungen des [[Auferstehung|Auferstandenen]] vor Zeugen ({{BB|Joh|20}}).


Im Zentrum des Johannesevangeliums steht die Botschaft, dass Jesus der [[Sohn Gottes]] sei. Dies gipfelt in Aussagen wie
Könnten die luziferischen Wesen ihr Ziel erreichen, würde eine Äthergestalt entstehen, die die unteren Partien des menschlichen Leibes nicht hätte. Der Leib wäre, imaginativ betrachtet, wie aus bläulich-violettem Erdendunst geschaffen, aber nur bis zur Brust ausgebildet. Das Haupt dieser merkwürdigen Gestalt ist idealisch übersteigert und aus den Wolken heraus bilden sich in gelblich-rötlichen Farbtönen so etwas wie weit ausgreifende Flügel, die sich von der Seite her zu Gehörorganen verdichten und nach vorne hin zu einem mächtigen Kehlkopf zusammendrängen. Diese Flügel in ihren wellenartigen Formungen ertasten alles, was im Weltenall geheimnisvoll webt und wirkt. Und was die Flügel so ertasten, das wird durch die Ohrenbildungen ergriffen und durch den mächtigen Kehlkopf zum schöpferischen, schaffenden Wort verdichtet, in dem sich die Geheimnisse des Weltalls aussprechen.
: ''Ich und der Vater sind eins'' ({{BB|Joh|10|30}}).
Bis zu einem gewissen Grad sind die Hoffnungen der luziferischen Wesenheiten in der Vergangenheit tatsächlich erfüllt worden – und das hatte auch wesentliche, durchaus positive Konsequenzen für den Menschen. Indem sie die Hauptestätigkeit des Menschen mit den Kohlensäurekräften durchzogen haben, weckten sie das Bewusstsein des Menschen und schufen damit die Grundlage für die menschliche Freiheit.  
Dieses hohe Selbstbewusstsein Jesu provoziert den Vorwurf der [[Gotteslästerung]], der von einigen [[Juden]] gegen den mosaischen Jesus erhoben wird und auch handgreiflichen Ausdruck findet in Versuchen, Jesus zu steinigen ({{BB|Joh|10|31–33}}).


Dem setzt der johanneische Jesus entgegen, dass er in die Welt gekommen sei, um den Menschen die Nähe Gottes zu vermitteln. Wer an Jesus und seine göttlichen Werke glaube, der glaube damit auch an Gott. In ihm verkörpere sich die [[Gottesliebe|Liebe]] Gottes, die allein den Menschen zu retten vermöge:
Die Freiheit entfaltet sich zunächst im Denken. Die Denkkräfte sind eine Metamorphose der Fortpflanzungskräfte. Die Freiheit des Denkens wurde in der Frühzeit der Menschheitsentwicklung vorbereitet durch die Befreiung der Fortpflanzungskräfte von der engen Bindungen an den Jahreslauf, wie sie im Tierreich noch sehr stark gegeben ist. Auch bei den Menschen war es noch in alten Zeiten so, dass die Befruchtung nur zur Frühjahrszeit geschehen konnte und die Geburten dann in die Weihnachtszeit fielen. Von dieser jahreszeitlichen Bindung wurden wir durch die luziferischen Wesenheiten befreit. Ihnen verdanken wir die Möglichkeit der Freiheit.


: ''Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.'' ({{BB|Joh|3|16–17}})
== Christus zwischen Luzifer und Ahriman ==


Den Höhepunkt der Selbstmitteilung Jesu im Johannesevangelium bilden die so genannten Abschiedsreden ({{BB|Joh|14–17}}), in denen Jesus die [[Mystische Erfahrung|Einheit mit Gott]] auch seinen Jüngern verspricht. Der [[Paraklet]] werde ihnen die Erkenntnis bringen:
Jedes Jahr zur Osterzeit erneuert sich in gewisser Weise das [[Mysterium von Golgatha]], der [[Tod]] und die [[Auferstehung]] des [[Christus]]. Und so erscheint in der Oster-Imagination der Christus in seiner Auferstehungsgestalt, oben überschwebt von den [[luziferisch]]en Mächten, unten gegründet auf die [[ahrimanisch]]en Gewalten, beide nicht bekämpfend, sondern in das rechte Gleichgewicht bringend. In der Formung des Christus-Kopfes wird der Sieg über die ahrimanischen Mächte deutlich und das Christus-Antlitz, die ganze [[Physiognomie]], erscheint mit einem solchen Blick, mit einer solchen Mimik, die abgerungen ist den verflüchtigenden Kräften Luzifers. Fest stehend auf dem [[Irdisch]]en, in dem Ahriman wirkt, wird zugleich die auflösende, das [[Physisch]]e zum [[Ätherisch]]en verflüchtigen wollende luziferische Kraft in gesunder Weise hereingeholt in das Irdische.


: ''Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir, und ich bin in euch.'' ({{BB|Joh|14|20}})
Künstlerisch ausgestaltet wurde das Motiv der Oster-Imagination von Rudolf Steiner in der Holzplastik des [[Menschheitsrepräsentant]]en und in der Kuppelmalerei des [[Erstes Goetheanum|ersten Goetheanums]]. Dazu sollte sich nach der Meinung Rudolf Steiners ein [[Mysterienspiel]] mit dem [[Mensch]]en und [[Raphael]] mit dem [[Merkurstab]] als Hauptpersonen: ''Der Mensch, belehrt von Raphael, inwiefern die ahrimanischen und luziferischen Kräfte den Menschen krankmachen, und inwiefern man durch die Raphael-Gewalt angeleitet werden kann, das heilende Prinzip, die große Weltentherapie, die im Christus-Prinzip lebt, zu durchschauen, zu erkennen.'' {{Lit|GA 229, S 53}}


Schließlich bittet Jesus um dieses Einheitserlebnis für alle, die an ihn glauben.
==Literatur==
#Rudolf Steiner: ''Das Miterleben des Jahreslaufes in vier kosmischen Imaginationen'', [[GA 229]] (1984), Dritter Vortrag, Dornach, 7. Oktober 1923


: ''Aber ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir.'' ({{BB|Joh|17|20–23}})
{{GA}}


Nach dem Johannesevangelium führt die Erkenntnis des Einsseins mit Gott dazu, dass der immer unbefriedigte Mensch von seinem unersättlichen Lebensdurst befreit wird:
[[Kategorie:Imagination]] [[Kategorie:Jahresfeste]] [[Kategorie:Ostern]]
 
: ''Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.'' ({{BB|Joh|4|13–14}})
 
Zu dieser Erkenntnis führen vor allem auch die „Zeichen“ Jesu (griechisch σημεῖα). Das sind sieben ausdrücklich so bezeichnete oder als solche verstandene Taten Jesu:
# die Wandlung von Wasser in Wein bei der [[Hochzeit zu Kana]] {{Bibel|Joh|2|1–11}}
# die Heilung des Sohnes des „Königlichen“ {{Bibel|Joh|4|46–54}}
# die Heilung am Teich [[Bethesda]] {{Bibel|Joh|5|1–16}}
# das Speisungswunder am [[See Genezareth]] {{Bibel|Joh|6|1–14}}
# der Seewandel {{Bibel|Joh|6|16–26}}
# die Heilung des Blindgeborenen {{Bibel|Joh|9|1–41}}
# die Auferweckung des [[Lazarus]] {{Bibel|Joh|11|1–44}}.
 
Die Bedeutung der „Zeichen“ für die Aussageabsicht des Johannesevangeliums wird im vorläufigen Abschlussvers {{BB|Joh|20|31}} hervorgehoben:
 
: ''Diese (Zeichen) aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.''
 
== Textgestalt und Literarkritik ==
[[Datei:Papyrus 75a.gif|mini|300px|Beginn des Johannesevangeliums im Papyrus [[Papyrus 75|{{PapNT|75}}]], ca. Ende 2. Jahrhundert]]
Nachdem mit den [[Historisch-kritische Methode|historisch-kritischen Methoden]] im 20. Jahrhundert differenzierte Theorien zur Komposition, zu möglichen literarischen Quellen und redaktionellen Überarbeitungen des möglicherweise unter starkem [[Gnosis#Quellen|gnostischem]] Einfluss stehenden Evangeliums vorgelegt wurden, wird in den letzten Jahren die literarische Einheit des Johannesevangeliums wieder stärker betont.
 
Unbestritten gilt der Abschnitt {{BB|Joh|7|53–8,11}} [[Jesus und die Ehebrecherin|mit der Ehebrecherin]] als nicht ursprünglich zum Evangelium gehörig, weil er von den Handschriften vor dem 5. Jahrhundert (u.&nbsp;a. [[Papyrus 66|{{PapNT|66}}]], [[Papyrus 75|{{PapNT|75}}]]) nicht bezeugt ist und auch sprachlich aus dem Rahmen fällt. Daneben wird überwiegend das Kapitel 21 als Nachtrag zum bereits bestehenden Evangelientext (Joh 1–20) identifiziert, weil in {{BB|Joh|20|30–31}} bereits ein ausgesprochener Buchschluss vorliegt und sich der Verfasser von Kapitel 21 deutlich vom Verfasser dieses Schlusswortes abhebt ({{BB|Joh|21|24}}). Von Forschern, die das Kapitel 21 als eine spätere Redaktion ansehen, wird häufig auch die Hervorhebung der Gestalt des Lieblingsjüngers dieser Überarbeitung zugeschrieben.<ref>Vor allem an folgenden Stellen: {{BB|Joh|13|23ff}}, {{BB|Joh|19|26f}}, {{BB|Joh|20|2ff}}; der Lieblingsjünger ist vielleicht auch noch {{BB|Joh|1|35–40}} und {{BB|Joh|18|15f}} gemeint</ref> Es ist also fraglich, ob der Lieblingsjünger überhaupt eine historische Gestalt ist. Die Beantwortung dieser Frage hat erhebliche Konsequenzen für die Identifizierung des Autors des Evangeliums (siehe [[#Verfasser|Verfasser]]).
 
An weiteren Stellen des Evangeliums hat die historisch-kritische Exegese Kohärenzprobleme im Text festgestellt. So scheint in {{BB|Joh|4–7}} die Abfolge der Aufenthalte Jesu in [[Jerusalem]] und [[Galiläa]] durcheinandergeraten zu sein. Diese Unordnung könnte durch einfache Umstellung der Reihenfolge von Kapitel 5 und 6 behoben werden. Des Weiteren schließt anscheinend {{BB|Joh|18|1}} besser an {{BB|Joh|14|31}} an, weil der Aufforderung Jesu zum Fortgehen keine entsprechende Handlung in {{BB|Joh|15|1}} folgt. Wenn es hier nicht nur um (versehentliche) Unordnung geht, schließen Vertreter einer Redaktionshypothese aus diesem Befund, dass ein vorliegender Text von einem Redaktor überarbeitet und erweitert wurde, ohne dass die Nahtstellen unkenntlich gemacht wurden. Andere Forscher halten die Brüche im Text für inhaltlich erklärbar oder sogar für vom Autor beabsichtigte dramaturgische Hinweise und schreiben die Gesamtkomposition dem Evangelisten zu.<ref>Ludger Schenke: ''Das Evangelium nach Johannes.'' S. 237–238.</ref><ref>Friedhelm Wessel: [http://www.arjeh.de/bibel/NT/steht_auf.pdf ''„Steht auf, lasst uns von hier fortgehen“''] (PDF; 124&nbsp;kB)</ref>
 
Noch weitergehend sind Theorien, die mit der Aufnahme von Quellenschriften rechnen. Als eine solche Quelle wird vor allem eine Sammlung von Wundererzählungen angesehen, die man deshalb ''„Semeia-Quelle“'' (von griechisch σημεῖον „Zeichen“) genannt hat. Auch wird teilweise angenommen, der Passionsbericht {{BB|Joh|18–19}} habe in einer gewissen Form bereits vorgelegen und sei in das Evangelium eingearbeitet worden. Diese Forschungsrichtung vertritt vor allem der Kommentar von [[Jürgen Becker (Theologe)|Jürgen Becker]], der außerdem in der Tradition [[Rudolf Bultmann]]s von einer umfangreichen „kirchlichen Redaktion“ ausgeht.<ref>Jürgen Becker: ''Das Evangelium nach Johannes.'' 2 Bände.</ref>
 
Alle diese Theorien nehmen Textvorlagen und Traditionen an, die historisch nicht greifbar sind. Quellenschriften oder ursprünglichere abweichende Textversionen des Evangeliums existieren nicht. Diese Tatsache und die weite Bandbreite der Hypothesen zur Literarkritik des Johannesevangeliums haben die Skepsis gegenüber solchen Lösungen in den letzten Jahren erheblich gesteigert,<ref>Ingo Broer: ''Einleitung in das Neue Testament.'' S. 186.</ref> so dass der neueste deutschsprachige Kommentar zum Johannesevangelium ganz auf die Darstellung redaktionsgeschichtlicher und quellentheoretischer Fragestellungen verzichtet und den Text als literarische Einheit kommentiert.<ref>[[Hartwig Thyen]]: ''Das Johannesevangelium.''</ref> Dies ist Ausdruck einer Tendenz in der exegetischen Forschung zum Johannesevangelium, die literarischen, [[Linguistik|linguistischen]] und [[Texttheorie|texttheoretischen]] Kriterien stärker zu beachten, d.&nbsp;h. die Lektüre unter [[Synchronie|synchronen]] und [[Diachronie|diachronen]] Gesichtspunkten zu betreiben.<ref>Thomas Söding (Hrsg.): ''Johannesevangelium – Mitte oder Rand des Kanons? Neue Standortbestimmungen.''</ref>
 
== Verhältnis zu den synoptischen Evangelien ==
Die Frage der Abhängigkeit oder Unabhängigkeit des Johannesevangeliums von den drei [[Synoptische Evangelien|synoptischen Evangelien]] (Matthäus, Markus und Lukas) wurde in der Geschichte der Auslegung des vierten Evangeliums höchst unterschiedlich beurteilt und ist auch in der aktuellen Forschung ungeklärt und umstritten,<ref>Ingo Broer: ''Einleitung in das Neue Testament.'' S. 198, stellt die radikale Unterschiedlichkeit der Auffassungen dar und kommt zu dem Schluss, die Behandlung dieser Frage stelle daher „kein Ruhmesblatt für die neutestamentliche Exegese dar“.</ref> wobei zahlreiche Exegeten mittlerweile wieder von einer Kenntnis zumindest des Markusevangeliums ausgehen.<ref>Vgl. dazu und zur Geschichte dieser Frage ausführlich Jörg Frey: ''Das Vierte Evangelium auf dem Hintergrund der älteren Evangelientradition. Zum Problem: Johannes und die Synoptiker.'' In: Thomas Söding (Hrsg.): ''Johannesevangelium – Mitte oder Rand des Kanons? Neue Standortbestimmungen.'' S. 60–118.</ref> Das Verhältnis zu den synoptischen Evangelien ist deshalb schwer zu bestimmen, weil das Johannesevangelium einerseits in Aufbau, Sprache, Stil und Stoff erhebliche Unterschiede zu den Synoptikern aufweist, andererseits aber an zahlreichen Stellen den gleichen Inhalt bietet oder zumindest ähnliche Strukturen erkennen lässt. Folgende Übersichten stellen die wichtigsten Gegensätze und Gemeinsamkeiten dar:
 
=== Gemeinsamkeiten mit den Synoptikern ===
{| class="wikitable" width="700" style="background:#F8F8FF;"
|- class="hintergrundfarbe5"
! width="18%"| Johannes || width="62%" style="background:#CCC;"| Abschnitt || width="20%"| Synoptiker
|-
| {{BB|Joh|4|46–54}} || style="background:#E6E6FA;"| Heilung des Sohnes eines Königlichen|| {{B|Lk|7|1–10}}
|-
| {{BB|Joh|6|1–21}} || style="background:#E6E6FA;"| Speisung der Fünftausend und Jesu Wandel über den See || {{B|Mk|6|32–52}}
|-
| {{BB|Joh|12|12–15}} || style="background:#E6E6FA;"| Einzug in Jerusalem ||{{B|Mk|11|1–10}}
|-
| {{BB|Joh|13|1–30}} || style="background:#E6E6FA;"| Letztes Mahl und Kennzeichnung Judas als „Überlieferer“ || {{B|Mk|14|12–21}}
|-
| {{BB|Joh|18|2–12}} || style="background:#E6E6FA;"| Die Verhaftung Jesu im Garten Gethsemane || {{B|Mk|14|43–53}}
|-
| {{BB|Joh|18|12ff}} || style="background:#E6E6FA;"| Die Vernehmung vor dem jüdischen Hohen Rat, die Verhandlung vor Pilatus und die Kreuzigung || {{B|Mk|14|53ff}}
|}
 
=== Besonderheiten des Johannesevangeliums ===
{| class="wikitable" width="700" style="background:#E6E6FA;"
|-
! style="background:#CCCCCC;"| Merkmal
|-
| Der [[Prolog (Literatur)|Prolog]] des Johannesevangeliums ({{BB|Joh|1|1–18}}) ist in seiner hymnisch-reflektierenden Art einzigartig.
|-
| Die Auferweckung des [[Lazarus]] von den Toten wird nur im Johannesevangelium erzählt und erhält dort als letztes und größtes „Zeichen“ Jesu besonderes Gewicht ({{BB|Joh|11}}).
|-
| Auffällig sind die häufigen und langen Reden Jesu, vor allem die ''Abschiedsreden'', die sich ohne größere Unterbrechungen über fast fünf Kapitel erstrecken ({{BB|Joh|13–17}}).
|-
| Die Reden Jesu drehen sich häufig um seine eigene Person ([[Evangelienschlüssel#Ausrufe und Selbstoffenbarungen|„Ich-bin“-Worte]]) und verwenden intensive [[Metapher]]n („lebendiges Wasser“, „Licht der Welt“, „Brot des Lebens“).
|}
 
=== Unterschiede zu den Synoptikern ===
{| class="wikitable toptextcells" width="700" style="background:#F8F8FF;"
|- class="hintergrundfarbe5"
! width="36%"| Johannes || width="28%" style="background:#CCC;"| Thema || width="36%"| Synoptiker
|-
|<br />Jesus spricht in längeren meditativ-theologischen Reden.
| style="text-align:center; background:#E6E6FA;"| <span style="color:#666666;">'''Sprechweise Jesu'''</span><br />
Es liegen verschiedene Sprechsituationen (öffentlich/Jüngerkreis) und Adressatenkreise vor.
|<br />Bei den Synoptikern spricht Jesus in kurzen Sätzen und Gleichnissen.
|-
|<br />Mehrere längere Aufenthalte in Jerusalem werden erwähnt, die nur jeweils kurz durch Reisen nach Galiläa unterbrochen sind. Jesus wirkt vor allem in Jerusalem.
| style="text-align:center; background:#E6E6FA;"| <span style="color:#666666;">'''Reisen Jesu'''</span>
|<br />Jesus begibt sich mehrmals von Galiläa nach Jerusalem.
|-
|<br />Bei Johannes steht die Tempelaustreibung programmatisch am Anfang, im zweiten Kapitel seines Evangeliums. ({{BB|Joh|2|13–22}}).
| style="text-align:center; background:#E6E6FA;"| <span style="color:#666666;">'''Jesu [[Tempelreinigung|Vertreibung der Händler und Geldwechsler aus dem Tempel]]'''</span>
|<br />Laut den Synoptikern geschieht die Tempelaustreibung gegen Ende des Wirkens Jesu {{Bibel|Mk|11|15–18}} als Anstoß für seine Gegner und Ursache für seine Beseitigung.
|-
|<br />Jesus verzichtet bei Johannes ausdrücklich auf eine Bitte um Verschonung vor dem Leiden ({{BB|Joh|12|27}}, {{BB|Joh|18|11}}).
| style="text-align:center; background:#E6E6FA;"| <span style="color:#666666;">'''Jesus in Gethsemane'''</span>
|<br />Bei den Synoptikern bittet Jesus Gott, den Kelch an ihm vorübergehen zu lassen {{Bibel|Mk|14|36}}
|-
|<br />Das „Es ist vollbracht!“ gleicht einem Triumphruf'' (Ende des Psalm 22 – Vers 32c)''
| style="text-align:center; background:#E6E6FA;"| <span style="color:#666666;">'''Jesu letztes Wort am Kreuz'''</span>
|<br />Jesus klagt über seine Gottverlassenheit ''(Beginn des Psalm 22 – Vers 2)''
|-
|<br />Jesu Todestag ist der [[Rüsttag]] des siebentägigen [[Pessach]]festes (der 14. [[Nisan (Monat)|Nisan]]).
| style="text-align:center; background:#E6E6FA;"| <span style="color:#666666;">'''Die zeitliche Abfolge der Erzählung von Jesu Leiden'''</span>
|<br />Bei den Synoptikern ist der Todestag Jesu der erste volle Festtag des Festes (15. Nisan)
|}
 
Bereits im [[Altertum]] wurde wegen dieser Unterschiede der historische Wahrheitsgehalt der Evangelien bestritten, etwa in der Schrift „Contra Christianos“ des [[Porphyrios]]. Sie geben bis heute Gegnern des Christentums Anlass zu Kritik. Die Widersprüche sind aber auch in der innerkirchlichen und exegetischen Diskussion eine andauernde Herausforderung.<ref>Jörg Frey: ''Das Vierte Evangelium auf dem Hintergrund der älteren Evangelientradition. Zum Problem: Johannes und die Synoptiker.'' In: Thomas Söding (Hrsg.): ''Johannesevangelium – Mitte oder Rand des Kanons? Neue Standortbestimmungen.'' S.&nbsp;61–64.</ref>
 
Unterschiede und Gemeinsamkeiten machen ein klares Urteil über die Beziehung des Evangeliums zu den Synoptikern unmöglich. Viele Exegeten nehmen an, dass der Evangelist das [[Evangelium nach Markus|Markusevangelium]] und vielleicht auch&nbsp;– vor allem im Passionsbericht&nbsp;– das [[Evangelium nach Lukas|Lukasevangelium]] gekannt hat oder diese Kenntnis bei seinen Lesern voraussetzt. Die synoptischen Evangelien werden jedoch nicht erkenntlich als Quellen oder schriftliche Vorlagen verwendet, auch nicht dort, wo das Johannesevangelium den gleichen Stoff bietet. Es stellt vielmehr übereinstimmendes Traditionsmaterial sehr eigenständig dar. Daher vermuten einige wenige Forscher sogar, Johannes habe möglicherweise Zugang zu Quellen oder Traditionen besessen, die unabhängig vom Markusevangelium als dem ältesten Evangelium waren und sehen daher eine Priorität des Johannesevangeliums, die sich teilweise auch auf die Datierung bezieht (Frühdatierung).<ref>Siehe den Überblick bei Jörg Frey: ''Das Vierte Evangelium auf dem Hintergrund der älteren Evangelientradition. Zum Problem: Johannes und die Synoptiker.'' In: Thomas Söding (Hrsg.): ''Johannesevangelium – Mitte oder Rand des Kanons? Neue Standortbestimmungen.'' S.&nbsp;71–76.</ref>
 
Angesichts dieser Forschungslage bleibt lediglich festzustellen: Das Johannesevangelium will weder als Ergänzung noch als Korrektur der synoptischen Evangelien gelesen werden, sondern vor allem als eigenständiges Werk.
 
== Verfasser ==
{{Hauptartikel|Johannes (Evangelist)}}
[[Datei:correggio 024.jpg|mini|Der Evangelist Johannes mit dem Adler als Symbol (Corregio, 1520)]]
 
Die meisten Wissenschaftler gehen heutzutage von mehreren Autoren aus. Es gab einen Autor der Grundschrift des Evangeliums, Autoren die redaktionellen Erweiterungen besonders in den Kapiteln 15,16,17 vorgenommen haben und einen Herausgeber, der Kapitel 21 geschrieben hat.<ref>Prof. Dr. Thomas Söding, Lehrstuhl Neues Testament, Ruhr Universität Bochum, Vorlesung "Das&nbsp;Johannesevangelium"&nbsp;Sommersemester&nbsp;2010</ref>
 
Die bereits in den ältesten Textzeugnissen seit dem Ende des 2. Jahrhunderts ([[Papyrus Bodmer II|{{PapNT|66}}]], [[Papyrus 75|{{PapNT|75}}]]) vorhandene Überschrift „Evangelium nach Johannes“ nennt einen „Johannes“ als Verfasser des Evangeliums. Diese Überschrift wird jedoch kaum ursprünglich sein, da sie mit der Präposition „nach“ den Begriff [[Evangelium (Buch)|Evangelium]] als Gattungsbegriff verwendet und so die parallele Existenz mehrerer Evangelien in einer Sammlung voraussetzt.<ref>[[Hartwig Thyen]]: ''Das Johannesevangelium.'' S. 2.</ref> Bei den zwei genannten Handschriften handelt es sich um Sammlungen. Als Einzeltexte identifizierbare Handschriften des Johannesevangeliums existieren nicht.
 
=== Der Lieblingsjünger ===
Das Evangelium selbst nennt keinen Namen eines Verfassers. Allerdings wird ein [[Jünger]] Jesu hervorgehoben als der „Jünger, den Jesus liebte“ ({{BB|Joh|19|26}} und {{BB|Joh|21|20–24}}). Von diesem wird in Joh 19,25–27 gesagt, dass er unmittelbar bei der [[Kreuzigung]] zugegen war. Außerdem wird in diesem Zusammenhang den Augenzeugen des Geschehens eine besondere Zeugnisfunktion beigemessen ({{BB|Joh|19|35}}). Am Ende des Evangeliums in {{BB|Joh|21|24}} benennt der Text den Lieblingsjünger ausdrücklich als seinen Autor:
: ''Das ist der Jünger, der von diesen Dingen zeugt und der dies geschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist''.
 
=== Der Apostel Johannes ===
[[Datei:Westfälischer Meister 003.jpg|mini|Der Evangelist Johannes (Westfälischer Meister, 1260)]]
 
Die christliche Tradition hat den namenlosen Lieblingsjünger mit dem [[Apostel Johannes]] identifiziert, da von den drei Jüngern, die Jesus nach dem übereinstimmenden Zeugnis der Evangelien besonders nahestanden – [[Simon Petrus|Petrus]], [[Jakobus der Ältere|Jakobus]], Johannes – Jakobus schon im Jahr 44 getötet wurde {{Bibel|Apg|12|2}} und Petrus ausdrücklich von dem Lieblingsjünger unterschieden wird ({{B|Joh|13|15f}}; {{BB|Joh|21|20}}).
 
Diese Tradition kann sich auch darauf berufen, dass der Autor nicht nur gute Kenntnis der jüdischen Festzeiten, Sitten und Gebräuche hatte, sondern auch Details über [[Jerusalem]] ({{BB|Joh|5|2}}) vor der Zerstörung durch die römischen Heere im Jahre 70 kannte, die archäologisch als zutreffend gelten können.
 
Auch die nachbiblische Überlieferung berichtet von Johannes als dem Verfasser des vierten Evangeliums. [[Irenäus von Lyon]] (120–202) war in seiner Jugend ein Schüler von [[Polykarp von Smyrna]] (69–155), der&nbsp;– so schreibt Irenäus&nbsp;– seinerseits ein Schüler des Apostel Johannes war. Dieser habe bis in die Zeit [[Trajan]]s (98–117) in [[Ephesus]] gelebt und dort nach Matthäus, Markus und Lukas seinerseits ein Evangelium herausgegeben:
 
: ''Zuletzt gab Johannes, der Jünger des Herrn, der auch an seiner Brust ruhte, selbst das Evangelium heraus, als er sich in Ephesus in der Asia aufhielt'' (Irenäus, Adversus Haereses III 1,1, zitiert auch bei Eusebius, Historia Ecclesiastica V 8,4)
 
Aus diesen Gründen hat die christliche Tradition den [[Apostel Johannes]] als Verfasser angenommen. Diese Position wird heute von vielen, insbesondere [[Biblizismus|biblizistischen]] und [[evangelikal]]en Autoren vertreten. Damit wäre mindestens eines der vier Evangelien auf einen direkten Augenzeugen des Erdenwirkens Jesu zurückzuführen und seine Darstellung der Ereignisse als weitgehend authentisch anzusehen. Hinzu kommt, dass dieser Verfasser nicht nur als Autor der [[Briefe des Johannes|Johannesbriefe]], sondern auch der [[Offenbarung des Johannes]] angesehen wird, also des gesamten in der Tradition so genannten „Corpus Johanneum“.
 
=== Der Presbyter Johannes ===
Eine andere Auffassung sieht eine weitere Person, den [[Johannes der Presbyter|Presbyter (Ältesten) Johannes]] als wahrscheinlichen Verfasser des Corpus Johanneum an. Dieser wäre nach einem Zeugnis des Bischofs [[Papias von Hierapolis]] (ca. 130; gem. [[Eusebius von Cäsarea]], hist. eccl. 3,39,4) als „Jünger des Herrn“ deutlich von dem Apostel Johannes, dem Zebedaiden, unterschieden und in 2 Joh 1,1 und 3 Joh 1,1 ausdrücklich als Verfasser der Johannesbriefe genannt worden. Das würde nach Inhalt, Sprache und Stilmitteln der Briefe den gleichen Verfasser auch für das Johannesevangeliums nahelegen.<ref>S. M. Hengel, Die johanneische Frage, 79ff.321ff; W.G. Kümmel, Einleitung in das NT, 19.A., 1978, 206ff; P. Stuhlmacher, Biblische Theologie des Neuen Testaments, Bd. 2, 203ff zur Person des Presbyters Johannes.</ref> Der Titel „ὁ πρεσβύτερος“ („ho presbyteros“) ist dabei besser gesichert als der Name „Johannes“. Er ist nicht mit dem stets pluralisch begegnendem Presbyter-Titel zu verwechseln, sondern meint ein ad personam beanspruchtes Lehramt.<ref>Folker Siegert: ''Das Evangelium des Johannes in seiner ursprünglichen Gestalt. Wiederherstellung und Kommentar.'' S. 62–81. „Johannes ‚der Senior‘ als Autor“.</ref>
 
Nach dieser Theorie käme der Apostel Johannes als Verfasser des Johannesevangeliums nicht in Frage und auch nicht als der Lieblingsjünger (siehe {{BB|Joh|21|24}}). Dazu wird darauf hingewiesen, dass der Apostel Johannes im Evangelium niemals mit Namen genannt oder als Verfasser und „geliebter Jünger“ bezeichnet wird. Auch würden die im Evangelium erzählten Szenen nicht zu den aus den Synoptikern bekannten Erzählungen passen und die anspruchsvollen Sprach- und Stilmerkmale einen schreibungewandten Fischer aus Galiläa ausschließen.
 
Es ist auch versucht worden, den Presbyter Johannes als Verfasser des Evangeliums mit der hinter dem Kunstnamen „Lazarus“ versteckten Gestalt ({{BB|Joh|11}}) zu identifizieren, da er im Evangelium viermal als derjenige bezeichnet wird, den Jesus „liebte“ ({{BB|Joh|11,3.5.11.36}}).<ref>S. R. Nordsieck, Johannes, 3ff.120ff; G. Keil, Johannesevangelium, 175f.180f.240ff; A. Stimpfle, Blinde sehen, 128f.143f; M.W.G. Stibbe, John as Storyteller, 81ff u.&nbsp;a. zur Identifikation mit dem „Lazarus“. Auch R. Steiner sah in Lazarus den Lieblingsjünger.</ref> Die Forschung zum Johannesevangelium ist diesen Interpretationen allerdings nur vereinzelt gefolgt.
 
=== Redaktion und johanneische Schule ===
 
Mit seinen 1820 veröffentlichten Argumenten gegen die Autorschaft des Apostels Johannes (''Probabilia …'') löste [[Karl Gottlieb Bretschneider]] eine intensive Diskussion aus. Die aktuelle historisch-kritische Exegese meint in Bezug auf die Verfasserfrage, dass eindeutige Aussagen zur Identifizierung einer bestimmten historischen Gestalt weder aus dem Evangelium noch aus der frühchristlichen Geschichte getroffen werden können, und hält es für unwahrscheinlich, dass der Apostel Johannes der Autor war. Was die Gestalt des Lieblingsjüngers betrifft, so taucht diese nur im Evangelium selbst auf, so dass ihre Historizität strittig sei.<ref>James H. Charlesworth: ''The Beloved Disciple. Whose Witness Validates the Gospel of John?''</ref> Angesichts der ausgearbeiteten umfangreichen Monologe Jesu, der fortgeschrittenen theologischen Reflexion und der vielen Abweichungen von der synoptischen Tradition wird häufig bestritten, dass es sich um Darstellungen eines Augenzeugen handeln könne.<ref>Udo Schnelle: ''Das Evangelium nach Johannes.'' S. 5.</ref> Zudem rechnet man weithin nicht mit einem einzelnen Autor, sondern mindestens mit einem weiteren Verfasser, der das Kapitel 21 angefügt und damit erst die Tradition des Lieblingsjüngers als Autor begründet habe.
 
In diesem Zusammenhang wird manchmal von einer [[Johanneischer Kreis|johanneischen Schule]] oder johanneischen Gemeinde gesprochen, die sich auf die Autorität eines herausragenden Mitglieds stütze, das wegen seiner Nähe zu Jesus selbst für die Authentizität des Textes stehe. Dass es eine johanneische Schule gab, legen die späten [[Briefe des Johannes|Johannesbriefe]] des Neuen Testaments nahe, die eine ähnliche [[Terminologie]] wie das Evangelium verwenden.
 
Mit dem Lieblingsjünger werde im Text eine apostolische Gestalt neben oder sogar über die Autorität des [[Simon Petrus|Petrus]] gesetzt ({{BB|Joh|13|23–28}}, {{BB|Joh|21|7.20–23}}) und damit eine alternative Tradition begründet.<ref>Ingo Broer: ''Einleitung in das Neue Testament.'' S. 192–195.</ref> Diese stehe nicht in Konkurrenz zur Tradition einer beginnenden strukturierten Kirche unter der Leitung des Petrus ({{BB|Joh|21|15–18}}), sondern ergänze sie um die ungebundenere, weitgehend gestalt- und ortlose Tradition in den Dimensionen der Liebe und des Geistes, die für das johanneische Christentum prägend sind.<ref>Klaus Wengst: ''Das Johannesevangelium.'' Band 2, S. 326 f.</ref>
 
Mit Berufung auf diese Autorität sei in der johanneischen Gemeinde der Text tradiert und dabei auch überarbeitet worden. Für eine solche Gruppenperspektive spreche auch der Hinweis am Schluss des Evangeliums: „''wir'' wissen, dass sein Zeugnis wahr ist“ ({{BB|Joh|21|24}}). Angesichts der sprachlichen und theologischen Geschlossenheit des Endtextes wird dieser Vorgang der Aneignung und Auseinandersetzung mit dem Text heute auch bisweilen bezeichnet mit dem Begriff ''Relecture'' („Neu-“, „Wieder-“ oder „Weiterlesen“),<ref>Jean Zumstein: ''Ein gewachsenes Evangelium. Der Relecture-Prozess bei Johannes.'' In: Thomas Söding (Hrsg.): ''Johannesevangelium – Mitte oder Rand des Kanons? Neue Standortbestimmungen.'' S. 9–37.</ref> der darauf hinweist, dass die Überarbeitungen weniger im Rahmen eines Konkurrenz- oder Korrekturmodells, wie es die älteren Quellen- und Redaktionsmodelle nahelegten, sondern in einem ''Prozess'' der ''Reflexion'' unter einer gemeinsamen Lektüre vorstellbar seien. Historisch ließen sich also höchstens die Linien dieses Lektüreprozesses, nicht aber die dahinter stehenden Personen oder gar Autoren identifizieren.
 
== Datierung ==
[[Datei:Papyrus52sw.jpg|mini|[[Papyrus P52|{{PapNT|52}}]] ([[recto]]) als ältestes Textzeugnis des Johannesevangeliums (vermutlich 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts)]]
 
=== Papyrus {{PapNT|52}} ===
Das älteste bislang gefundene Textzeugnis für das Johannesevangelium und für das Neue Testament überhaupt ist das [[Papyrus]]fragment [[Papyrus P52|{{PapNT|52}}]].<ref>{{Webarchiv|url=http://www.bibelausstellung.de/abtlg05.htm |wayback=20030407025406 |text=''Qumran- und Bibelausstellung Sylt'' |archiv-bot=2019-04-09 22:39:45 InternetArchiveBot }}</ref> Das Fragment wurde 1920 auf einem ägyptischen Markt erworben und stammt wahrscheinlich auch aus Ägypten. Es ist wenige Quadratzentimeter groß und enthält auf der Vorderseite Teile der Verse 31–33, auf der Rückseite Fragmente der Verse 37–38 des 18. Kapitels des Evangeliums. Aufbewahrt wird es in der [[John Rylands Library]] in Manchester.<ref>[http://enriqueta.man.ac.uk/luna/servlet/detail/ManchesterDev~93~3~22986~100256:St-John-Fragment enriqueta.man.ac.uk]</ref>
Der Herausgeber C. H. Roberts datiert es aufgrund der Schriftart etwa auf das Jahr 125. Es sind in der Forschung auch frühere Datierungen ab etwa 100 genannt worden. Neuerdings werden solche Ansätze bezweifelt, da eine Bestimmung allein aufgrund der Schriftart ungenau sei. Der Text stamme wohl eher aus der Zeit zwischen 130 und 150 oder nach vereinzelten Meinungen sogar erst aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts. Jedenfalls bildet dieses Fragment den wichtigsten äußeren Anhaltspunkt für die Datierung des Johannesevangeliums. Wenn man damit rechnet, dass der Text noch eine Zeit brauchte, um bis nach Ägypten zu gelangen, wird man eine Abfassungszeit jedenfalls vor 130 annehmen können. Damit werden die historisch-kritischen Theorien über eine Entstehung des Evangeliums in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts – so lehrte die [[Tübinger Schule]] im 19. Jahrhundert – hinfällig.
 
=== Datierung um 90–100 n. Chr. ===
Heutzutage datieren Vertreter der historisch-kritischen Schule das Johannesevangelium aus inneren Gründen meist auf das Ende des ersten Jahrhunderts.<ref>William MacDonald: ''Kommentar zum Neuen Testament.'' 2. Auflage. CLV, Bielefeld 1997, S. 340–341.</ref><ref>[[Frederick F. Bruce]]: ''The New Testament Documents: Are They Reliable?'' InterVarsity Press, 1981, ISBN 978-0-8028-2219-2, S. 7.</ref> Als frühestes Datum kommen für viele Exegeten die Jahre nach 80 in Frage, da das Johannesevangelium eine fortgeschrittene Entfremdung vom synagogalen Judentum dokumentiere ({{BB|Joh|9|22}}, {{BB|Joh|12|42}}, {{BB|Joh|16|2}}) und auf den so genannten „Synagogenausschluss“ für Abtrünnige historisch zurückblicke.<ref>[[Petr Pokorný]], Ulrich Heckel: ''Einleitung in das Neue Testament. Seine Literatur und Theologie im Überblick.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2007, ISBN 978-3-16-148011-9, S. 584.</ref> Nach [[Udo Schnelle]] wird von {{BB|Joh|11|48}} die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 bereits vorausgesetzt.<ref>Udo Schnelle: ''Einleitung in das Neue Testament.'' 4. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002, S. 520.</ref>
 
=== Frühdatierung ===
Einige Forscher geben auch frühere Daten an, so zum Beispiel [[William F. Albright|W. F. Albright]] vor 80, [[John A.T. Robinson]] vor 70, ebenso [[Carsten Peter Thiede]]. Auch [[Klaus Berger (Theologe)|Klaus Berger]] vertritt die Ansicht, das Johannesevangelium sei früh entstanden. In seinem Buch ''Im Anfang war Johannes''<ref>[[Klaus Berger (Theologe)|Klaus Berger]]: ''Im Anfang war Johannes. Datierung und Theologie des vierten Evangeliums.''</ref> versucht er, die übliche Datierung zu widerlegen. Ein zentrales Argument ist dabei die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70, die keinen Niederschlag im Johannesevangelium gefunden habe (auch nicht in {{BB|Joh|2|19}} und {{BB|Joh|11|48}}), obwohl dieses Ereignis Christen wie Juden erschüttert haben müsse.<ref>[[Klaus Berger (Theologe)|Klaus Berger]]: ''Im Anfang war Johannes. Datierung und Theologie des vierten Evangeliums.'' S. 84–90.</ref> Der vermeintliche Antijudaismus und die entwickelte Christologie und Theologie sind für ihn keine zwingenden Argumente für eine Spätdatierung. Das Wort vom Synagogenbann deutet er im Sinne der allgemeinen Verfolgung. Es gehe um ein Anfangsstadium, in dem die Trennung von der Synagoge gerade von dieser selbst vollzogen werde.<ref>[[Klaus Berger (Theologe)|Klaus Berger]]: ''Im Anfang war Johannes. Datierung und Theologie des vierten Evangeliums.'' S. 83.</ref> Daher datiert Berger das Johannesevangelium in die Zeit zwischen 67 und 70.<ref>[[Klaus Berger (Theologe)|Klaus Berger]]: ''Im Anfang war Johannes. Datierung und Theologie des vierten Evangeliums.'' S. 94.</ref> Carsten Peter Thiede begründete eine Frühdatierung mit Johannes 5,1-18. Dort steht „Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der heißt auf hebräisch Betesda. Dort sind fünf Hallen.“ {{B|Joh|5|1-15}} Da die Anlage im Jahre 70 n. Chr. von den Römern vernichtet wurde, müsste der Verfasser vor dieser Zeit geschrieben haben und sein Text müsste mindestens bis dahin unverändert geblieben sein. Der Rest der Aussagen wurden in der Vergangenheit geschrieben. „Danach war ein Fest der Juden und Jesus ging hinauf nach Jerusalem“.<ref>[https://www.gutenachrichten.org/ARTIKEL/gn99so_art3.htm Wann wurde das Neue Testament verfaßt? Interview mit Carsten Peter Thiede]</ref>
Grundsätzlich lässt sich die Hypothese der Frühdatierung nicht ausschließen,<ref>Michael Labahn, Manfred Lang: ''Johannes und die Synoptiker.'' In: Jörg Frey, Udo Schnelle (Hrsg.): ''Kontexte des Johannesevangeliums.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2004, ISBN 3-16-148303-0, S. 478.</ref> sie wird jedoch mehrheitlich abgelehnt.<ref>Petr Pokorný, Ulrich Heckel: ''Einleitung in das Neue Testament. Seine Literatur und Theologie im Überblick''. Mohr Siebeck, Tübingen 2007, ISBN 978-3-16-148011-9, S. 547, S. 584.</ref>
 
== Entstehungsort ==
Nach dem frühchristlichen Zeugnis des [[Irenäus von Lyon]] wurde das Evangelium in [[Ephesus]] geschrieben.<ref>Irenäus, Adv Haer III 1,1, zitiert auch bei Eusebius, Hist Eccl V 8,4; vgl. oben</ref> Dieser Hinweis hat bis heute viele Befürworter gefunden. Allerdings ist ihm auch widersprochen worden unter Hinweis auf folgende Beobachtungen im Text, die eher auf eine Lokalisierung im palästinischen Raum hinweisen:
* der Verfasser kennt sich topografisch sehr gut in [[Jerusalem]] und [[Palästina (Region)|Palästina]] aus,
* das Evangelium beschreibt zutreffend und detailliert jüdische Feste und Gebräuche,
* der Verfasser verwendet ein stark [[semitisch]]-[[Hebräische Sprache|hebräisch]] geprägtes [[Griechische Sprache|Griechisch]].
Die im Johannesevangelium andererseits durchgehend zu beobachtende kontroverse Haltung zu „den Juden“&nbsp;– womit näherhin die jüdische Führung gemeint ist&nbsp;– macht deutlich, dass die johanneische Gemeinde wohl durchaus konfliktreichen Kontakt zu jüdischen Gemeinden hatte. Eine solche Situation ist kaum wahrscheinlich für die Zeit Jesu, wohl aber für die Situation nach dem Jahr 70, als sich das Judentum nach dem Sieg der Römer über die aufständischen Juden und der Zerstörung des Tempels neu sammelte und gegen äußere Bedrohungen und Irritationen wappnete. [[Klaus Wengst]] hat diese Situation zum Ausgangspunkt genommen für eine historische Einordnung der ''johanneischen Gemeinde''. Er lokalisiert die Gemeinde in den südlichen Gebieten des Königreichs von [[Agrippa II.]], d.&nbsp;h. im nördlichen Ostjordanland, östlich des Sees Genezareth in [[Batanäa]], der [[Gaulanitis]] und der [[Trachonitis]],<ref>[[Klaus Wengst]]: ''Bedrängte Gemeinde und verherrlichter Christus. Ein Versuch über das Johannesevangelium.''</ref> wo die jüdische Sammlung vor allem stattfand. Dieser Theorie ist widersprochen worden mit dem Hinweis, Wengst habe die religionsgeschichtliche Situation zwischen aufstrebendem Christentum und sich neu konsolidierendem Judentum zwar richtig beschrieben, daraus lasse sich aber keine Lokalisierung zwingend ableiten. Die beschriebene Konfliktsituation könne an jedem Ort des Aufeinandertreffens von christlichen Gemeinden mit Synagogen auftreten&nbsp;– z.&nbsp;B. auch in [[Ephesus]], wo nachweislich jüdische und christliche Gemeinden existierten. Die Frage des Entstehungsortes des Evangeliums ist also weiterhin nicht sicher zu beantworten.
 
== „Die Juden“ ==
Das Verhältnis des Johannesevangeliums zu den [[Israeliten|Juden]] bzw. Judäern (Ιουδαίοι) ist äußerst ambivalent. Einerseits wird Jesus ausdrücklich als Jude dargestellt ({{BB|Joh|4|9}}) und grundsätzlich festgestellt: „Das Heil kommt von den Juden“ ({{BB|Joh|4|22}}). Andererseits werden massive Konfliktsituationen zwischen Jesus und „den Juden“ geschildert, die den Eindruck erwecken können, hier handele es sich um eine grundsätzliche Feindschaft. Diese Spannweite der Auseinandersetzung mit dem Judentum geht weit über die Darstellung in den anderen Evangelien hinaus, die lediglich einige Streitgespräche zwischen Jesus und vor allem den Pharisäern schildern. Allen Evangelien gemeinsam ist die Darstellung der jüdischen Führung als den Betreibern der Auslieferung Jesu an die [[Römisches Reich|Römer]] zur [[Kreuzigung]] ({{BB|Joh|18}}).
 
Die kritische Darstellung „der Juden“ im Johannesevangelium ist in der Geschichte des Christentums oft als Anlass für [[Judenfeindlichkeit|judenfeindliche]] Haltungen und Aktionen genommen worden. Dabei wurden einseitig die negativen Darstellungen gegenüber den positiven in den Vordergrund gerückt und zu Pauschalverurteilungen des jüdischen Volkes missbraucht.
 
[[Datei:Gross St Martin Grablegungsgruppe.jpg|mini|300px|Skulptur der Grablegung Jesu (1509) mit [[Nikodemus]] (links) und [[Josef von Arimathäa]] (rechts), die durch hebräische Kleidungsinschriften als Juden dargestellt werden]]
Die Konflikte zwischen Jesus und „den Juden“ liegen im Johannesevangelium vor allem begründet im jüdischen Unverständnis für die spirituelle Dimension Jesu, der als „das Wort Gottes“ ({{BB|Joh|1|1}}) einen unmittelbaren Zugang zu Gott vermittelt. Diese Darstellung zeichnet sich bereits als Grundlinie ab in der nächtlichen Begegnung zwischen dem Pharisäer [[Nikodemus]] und Jesus ({{BB|Joh|3|1–21}}). Nikodemus wird hier als Vertreter einer religiösen Führungsschicht gezeigt, die sich auf materielle Gegebenheiten und Traditionen beruft und geistigen Verhältnissen („ihr müsst von neuem geboren werden“ {{BB|Joh|3|7}}) gegenüber verständnislos ist. Wo Nikodemus noch als dialogbereit gezeichnet wird und sich zu einem Anhänger Jesu entwickelt ({{BB|Joh|19|38–40}}), führen andere Streitgespräche zwischen Jesus und „den Juden“ über das [[Sabbat]]gebot ({{BB|Joh|5|16–18}}) oder die genealogische Herkunft der Juden ({{BB|Joh|8|39–59}}) zu Konflikten, die in versuchten [[Steinigung]]en Jesu münden und letztlich zur Auslieferung Jesu an die Römer führen. Zuspitzungen wie z.&nbsp;B. die Aussage, die jüdischen Gegner Jesu hätten „den Teufel zum Vater“ ({{BB|Joh|8|44}}) erwachsen aus solchen konkret geschilderten Konfliktsituationen und dürfen daher nicht als generelle Aussagen über das Judentum verstanden werden.<ref>So z.&nbsp;B. Maria Neubrand: ''Das Johannesevangelium und „die Juden“. Antijudaismus im vierten Evangelium?'' In: ''ThGL'' 99, 2009, S. 205–217 ({{Webarchiv|url=http://www.thf-paderborn.de/fileadmin/neues-testament/Das_Johannesevangelium_und_die_Juden_PDF_ThGl_2.09.pdf |wayback=20131029205512 |text=PDF; 312 kB |archiv-bot=2019-04-09 22:39:45 InternetArchiveBot }}, abgerufen am 26. Oktober 2013).</ref>
 
In den vom Johannesevangelium geschilderten Auseinandersetzungen mit dem Judentum spiegelt sich für historisch-kritische Exegeten die Situation nach dem Ausschluss der Christen aus der [[Synagoge]] (nach 70).<ref>So vor allem [[Klaus Wengst]]: ''Bedrängte Gemeinde und verherrlichter Christus. Ein Versuch über das Johannesevangelium.''</ref> Johannes beschreibt damit wohl historisch zutreffend die Grundlinien des Konflikts zwischen dem aufstrebenden Christentum und dem sich nach der Katastrophe des [[Jüdischer Krieg|jüdischen Krieges]] wieder konsolidierenden Judentum. In diesem Zusammenhang sind auch die guten Kenntnisse des Johannesevangeliums über jüdische Riten und Traditionen und den jüdischen Festkalender hervorzuheben. Diese erklären sich am ehesten aus einer großen Nähe zu jüdisch-biblischen Traditionen.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Johannesevangelium}}
* {{WikipediaDe|Evangelium nach Johannes}}
* {{WikipediaDe|Johannes-Passion}}
* {{WikipediaDe|Apokryphon des Johannes}}
* {{WikipediaDe|Das Johannes-Evangelium}} (Film)
* {{WikipediaDe|[Historische Jesusforschung}}
 
== Literatur ==
=== Einleitung ===
* Ulrich Busse: ''Das Johannesevangelium: Bildlichkeit, Diskurs und Ritual. Mit einer Bibliographie über den Zeitraum 1986–1998'' (=&nbsp;''Bibliotheca Ephemeridum theologicarum Lovaniensium.'' Band 162). Peeters, Leuven u.&nbsp;a. 2002, ISBN 90-429-1100-X.
* Joachim Kügler: ''Das Johannesevangelium.'' In: Martin Ebner, Stefan Schreiber (Hrsg.): ''Einleitung in das Neue Testament.'' Kohlhammer, Stuttgart 2008, ISBN 3-17-018875-5, S.&nbsp;208–228.
* Ingo Broer: ''Einleitung in das Neue Testament''. Studienausgabe, Würzburg 2006, ISBN 3-429-02846-9, S. 181–228.
* Ludger Schenke: ''Das Johannesevangelium: Einführung – Text – dramatische Gestalt'' (= ''Kohlhammer-Urban-Taschenbücher.'' Band 446). Kohlhammer, Stuttgart 1992, ISBN 3-17-011926-5.
* Hartwig Thyen: Artikel ''Johannesevangelium''. In: ''Theologische Realenzyklopädie.'' Nr. 17, 1988, S. 200–225.
* Raymond E. Brown: ''An Introduction to the Gospel of John''. Edited, updated, introduced and concluded by Francis J. Moloney. The Anchor Bible Reference Library. Doubleday, New York u.&nbsp;a. 2003, ISBN 0-385-50722-4.
 
=== Kommentare ===
* Charles K. Barrett: ''Das Evangelium nach Johannes.'' KEK Sonderband, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1990, ISBN 3-525-51623-1 ([http://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs2/object/display/bsb00049207_00003.html Online-Ausgabe im Projekt Digi20]).
* Jürgen Becker: ''Das Evangelium nach Johannes''. (= ''Ökumenischer Taschenbuchkommentar zum Neuen Testament.'' Band 4/1–2 = ''Gütersloher Taschenbücher Siebenstern.'' Band 505/506). 3. Auflage. 2 Bände, Gütersloher Verlagshaus Mohn u.&nbsp;a., Gütersloh 1991.
* Johannes Beutler: ''Das Johannesevangelium. Kommentar''. Herder, Freiburg 2013, ISBN 978-3-451-30779-9.
* Rudolf Bultmann: ''Das Evangelium des Johannes.'' KEK 2, Göttingen 1941.
* Günther Keil: ''Das Johannesevangelium. Ein philosophischer und theologischer Kommentar.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1997, ISBN 3-525-53642-9.
* Werner de Boor: ''Das Evangelium des Johannes''. Wuppertaler Studienbibel NT, Brockhaus, Wuppertal 1994.
* Ernst Haenchen: ''Das Johannesevangelium – ein Kommentar.'' Aus den nachgelassenen Manuskripten herausgegeben von Ulrich Busse mit einem Vorwort von James M. Robinson. Mohr, Tübingen 1980, ISBN 3-16-143102-2.
* Gerhard Maier: ''Johannes-Evangelium.'' 2 Bände, Edition C Bibelkommentar 6/7, Hänssler, Neuhausen-Stuttgart 1996.
* Ludger Schenke: ''Johannes: Kommentar.'' Patmos-Verlag, Düsseldorf 1998, ISBN 3-491-77950-2.
* Adolf Schlatter: ''Der Evangelist Johannes. Wie er spricht, denkt und glaubt. Ein Kommentar zum vierten Evangelium.'' 4.&nbsp;Auflage. Calwer Verlag, Stuttgart 1975, ISBN 3-7668-0195-3.
* Udo Schnelle: ''Das Evangelium nach Johannes'' (= ''Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament.'' Band 4). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 1998, ISBN 3-374-01673-1.
* Benedikt Schwank: ''Evangelium nach Johannes. Praktischer Kommentar.'' 3. Auflage. EOS-Verlag, St. Ottilien 2007, ISBN 978-3-8306-7270-8.
* Folker Siegert: ''Das Evangelium des Johannes in seiner ursprünglichen Gestalt. Wiederherstellung und Kommentar'' (= ''Schriften des Institutum Judaicum Delitzschianum (SIJD).'' Band&nbsp;7). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 978-3-525-50147-4.
* Michael Theobald: ''Das Evangelium nach Johannes. Kapitel 1–12.'' Regensburger Neues Testament, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2062-3.
* Hartwig Thyen: ''Das Johannesevangelium'' (= ''Handbuch zum Neuen Testament.'' Band 6). Mohr-Siebeck, Tübingen 2005, BN 3-16-148485-1.
* Sjef van Tilborg: ''Das Johannes-Evangelium. Ein Kommentar für die Praxis.'' Überarbeitet von Rainer Dillmann und Detlev Dormeyer. Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005, ISBN 3-460-33128-3.
* Klaus Wengst: ''Das Johannesevangelium'' (= ''Theologischer Kommentar zum Neuen Testament.'' Band 4). 2 Bände, Kohlhammer, Stuttgart 2004,
** Band 1: ''Kapitel 1–10.'' 2. durchgesehene und ergänzte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2004, ISBN 3-17-018198-X.
** Band 2: ''Kapitel 11–21.'' 2. durchgesehene und ergänzte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17-019815-9.
* Ulrich Wilckens: ''Das Evangelium nach Johannes'' (= ''NTD.'' Band 4). 18. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-51379-8 ([http://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs2/object/display/bsb00048509_00001.html Online-Ausgabe der 17. Auflage im Projekt Digi20]).
 
=== Studien zu Einzelfragen ===
'''Verfasser, Datierung, mögliche Quellen'''
* Gilbert Van Belle: ''The Signs Source in the Fourth Gospel. Historical Survey and Critical Evaluation of the Semeia Hypothesis'' (=&nbsp;''Bibliotheca Ephemeridum theologicarum Lovaniensium.'' Band 116). University Press, Leuven u.&nbsp;a. 1994, ISBN 90-6186-624-3.
* James H. Charlesworth: ''The Beloved Disciple. Whose Witness Validates the Gospel of John?'' Trinity Press Intl., Valley Forge 1995, ISBN 1-56338-135-4.
* Klaus Berger: ''Im Anfang war Johannes. Datierung und Theologie des vierten Evangeliums.'' 3. Auflage. Kaiser/Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, ISBN 3-579-05201-2.
* Reinhard Nordsieck: ''Johannes: Zur Frage nach Verfasser und Entstehung des vierten Evangeliums.'' Neukirchener, Neukirchen 1998, ISBN 3-7887-1670-3.
* Martin Hengel: ''Die johanneische Frage. Ein Lösungsversuch'' (= ''Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament.'' Band 67). Mit einem Beitrag zur Apokalypse von Jörg Frey. Mohr, Tübingen 1993, ISBN 3-16-145836-2.
* John A. T. Robinson, Hans-Joachim Schulz (Hrsg.): ''Johannes – das Evangelium der Ursprünge.'' Brockhaus, Wuppertal 1999, ISBN 3-417-29433-9. (Frühdatierung)
* Eugen Ruckstuhl, Peter Dschulnigg: ''Stilkritik und Verfasserfrage im Johannesevangelium. Die johanneischen Sprachmerkmale auf dem Hintergrund des Neuen Testaments und des zeitgenössischen hellenistischen Schrifttums'' (= ''Novum Testamentum et orbis antiquus.'' Band 17). Universitätsverlag, Freiburg (CH) 1991, ISBN 3-7278-0740-7.
* Wilhelm Wilkens: ''Die Entstehungsgeschichte des vierten Evangeliums''. Evangelischer Verlag, Zollikon 1958.
 
'''Johannesevangelium und Johannesbriefe'''
* Walter Schmithals: ''Johannesevangelium und Johannesbriefe. Forschungsgeschichte und Analyse'' (= ''BZNW.'' Band 64). de Gruyter, Berlin u.&nbsp;a. 1992, ISBN 3-11-013560-4 (Forschungsgeschichte).
* Moon-Geoung Kim: ''Zum Verhältnis des Johannesevangeliums zu den Johannesbriefen. Zur Verfasserschaft der „johanneischen“ Schriften in der Forschung'' (=&nbsp;''Europäische Hochschulschriften.'' Reihe 23, Band 761). Lang, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 2003, ISBN 3-631-51046-2.
* Thomas Söding (Hrsg.): ''Johannesevangelium – Mitte oder Rand des Kanons? Neue Standortbestimmungen'' (= ''Quaestiones disputatae.'' Band 203). Herder, Freiburg im Breisgau 2003, ISBN 3-451-02203-6.
 
'''Verhältnis zu den synoptischen Evangelien'''
* Goran Blaskovic: ''Johannes und Lukas. Eine Untersuchung zu den literarischen Beziehungen des Johannesevangeliums zum Lukasevangelium'' (=&nbsp;''Dissertationen, Theologische Reihe.'' Band 84). EOS-Verlag, St. Ottilien 2000, ISBN 3-8306-7019-2.
* A. Denaux (Hrsg.): ''John and the Synoptics'' (= ''BEThL.'' Band 101). Leuven 1992.
* Peter Leander Hofrichter: ''Modell und Vorlage der Synoptiker. Das vorredaktionelle „Johannesevangelium“'' (= ''Theologische Texte und Studien.'' Band&nbsp;6). 2.&nbsp;Auflage. Olms, Hildesheim u.&nbsp;a. 2001, ISBN 3-487-10371-0.
* Peter Leander Hofrichter (Hrsg.): ''Für und wider die Priorität des Johannesevangeliums. Symposion in Salzburg am 10. März 2000'' (=&nbsp;''Theologische Texte und Studien.'' Band&nbsp;9). Olms, Hildesheim u.&nbsp;a. 2002, ISBN 3-487-11692-8.
* Manfred Lang: ''Johannes und die Synoptiker. Eine redaktionsgeschichtliche Analyse von Joh 18–20 vor dem markinischen und lukanischen Hintergrund'' (=&nbsp;''Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments.'' Band 182). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 3-525-53866-9.
* D. Moody Smith: ''John among the Gospels. The Relationship in Twentieth-Century Research''. Fortress Press, Minneapolis 1992, ISBN 0-8006-2530-7.
* Michael Theobald: ''Herrenworte im Johannesevangelium'' (= ''Herders biblische Studien.'' Band 34). Herder, Freiburg im Breisgau u.&nbsp;a. 2002, ISBN 3-451-27494-9.
* Lawrence M. Wills: ''The Quest of the Historical Gospel. Mark, John, and the Origins of the Gospel Genre''. Routledge, London u.&nbsp;a. 1997, ISBN 0-415-15093-0.
 
'''Soziologische Hintergründe'''
* Anthony J. Blasi: ''A Sociology of Johannine Christianity'' (= ''Texts and Studies in Religion.'' Band 69). Mellen, Lewiston NY u.&nbsp;a. 1997, ISBN 0-7734-8753-0.
* Celestino G. Lingad: ''The Problems of Jewish Christians in the Johannine Community.'' Tesi gregoriana, Serie Teologia 73. Ed. Pontificia Università Gregoriana, Rom 2001, ISBN 88-7652-887-3.
* Klaus Wengst: ''Bedrängte Gemeinde und verherrlichter Christus. Ein Versuch über das Johannesevangelium'' (= ''Kaiser-Taschenbücher.'' Band 114). 4.&nbsp;Auflage. Christian-Kaiser-Verlag, München 1992, ISBN 3-459-01924-7.
 
=== Literarische Struktur, Texttheorie und Metaphorik ===
* Eugen Ruckstuhl: ''Die literarische Einheit des Johannesevangeliums'' (= ''Novum testamentum et orbis antiquus.'' Band 5). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, ISBN 3-525-53904-5.
* R. Alan Culpepper: ''Anatomy of the Fourth Gospel. A Study in Literary Design''. Fortress Press, Philadelphia Repr. 1996, ISBN 0-8006-2068-2 (Pionier der narrativen Exegese des JohEv).
* Fernando F. Segovia (Hrsg.): ''What is John? Readers and Readings of the Fourth Gospel'' (= ''Society of Biblical Literature Symposium Series.'' Band&nbsp;3). Scholars Press, Atlanta GA 1996, ISBN 0-7885-0239-5.
* Patrick Chatelion Counet: ''John, a Postmodern Gospel. Introduction to Deconstructive Exegesis Applied to the Fourth Gospel'' (=&nbsp;''Biblical Interpretation Series.'' Band 44). Brill, Leiden u.&nbsp;a. 2000, ISBN 90-04-11661-3.
* James L. Resseguie: ''The Strange Gospel. Narrative Design and Point of View in John'' (= ''Biblical Interpretation Series.'' Band 56). Brill, Leiden u.&nbsp;a. 2001, ISBN 90-04-12206-0.
* Tobias Nicklas: ''Ablösung und Verstrickung. „Juden“ und Jüngergestalten als Charaktere der erzählten Welt des Johannesevangeliums und ihre Wirkung auf den impliziten Leser'' (=&nbsp;''Regensburger Studien zur Theologie.'' Band 60). Lang, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 2001, ISBN 3-631-37615-4.
* Klaus Scholtissek: ''In ihm sein und bleiben. Die Sprache der Immanenz in den johanneischen Schriften'' (= ''Herders Biblische Studien.'' Band 21). Herder, Freiburg im Breisgau 2001, ISBN 3-451-27096-X.
* Otto Schwankl: ''Licht und Finsternis. Ein metaphorisches Paradigma in den johanneischen Schriften'' (= ''Herders Biblische Studien.'' Band&nbsp;5). Herder, Freiburg im Breisgau u.&nbsp;a. 1995, ISBN 3-451-23624-9.
* Craig R. Koester: ''Symbolism in the Fourth Gospel. Meaning, Mystery, Community''. 2. Auflage. Fortress Press, Minneapolis MN 2003, ISBN 0-8006-3594-9.
 
=== Ausgewählte theologische Themen ===
'''Gottesbild'''
* Edith Zingg: ''Das Reden von Gott als „Vater“ im Johannesevangelium'' (= ''Herders Biblische Studien.'' Band 48). Herder, Freiburg Freiburg im Breisgau u.&nbsp;a. 2006, ISBN 3-451-28950-4.
* Adele Reinhartz (Hrsg.): ''God the Father in the Gospel of John''. Semeia 85. Soc. of Biblical Literature, Atlanta GA 1999.
* Marianne Meye Thompson: ''The God of the Gospel of John''. Eerdmans, Grand Rapids 2001, ISBN 0-8028-4734-X.
* Daniel Rathnakara Sadananda: ''The Johannine Exegesis of God. An Exploration into the Johannine Understanding of God'' (=&nbsp;''BZNW.'' Band 121). de Gruyter, Berlin u.&nbsp;a. 2004, ISBN 3-11-018248-3.
 
'''[[Christologie]]'''
* Udo Schnelle: ''Antidoketische Christologie im Johannesevangelium'' (= ''Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments.'' Band 144). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, ISBN 3-525-53823-5.
* William Loader: ''The Christology of the Fourth Gospel. Structure and Issues'' (= ''Beiträge zur biblischen Exegese und Theologie.'' Band 23). 2.&nbsp;Auflage. Lang, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 1992, ISBN 3-631-44943-7.
* Johanna Rahner: ''„Er aber sprach vom Tempel seines Leibes“. Jesus von Nazaret als Ort der Offenbarung Gottes im vierten Evangelium'' (= ''Bonner biblische Beiträge.'' Band 117). Philo, Bodenheim 1998, ISBN 3-8257-0097-6.
* Johannes Frühwald-König: ''Tempel und Kult. Ein Beitrag zur Christologie des Johannesevangeliums'' (= ''Biblische Untersuchungen.'' Band 27). Pustet, Regensburg 1998, ISBN 3-7917-1581-X.
* Joachim Kügler: ''Der andere König. Religionsgeschichtliche Perspektiven auf die Christologie des Johannesevangeliums'' (=&nbsp;''Stuttgarter Bibelstudien.'' Band 178). Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 1999, ISBN 3-460-04781-X.
* Markus Sasse: ''Der Menschensohn im Evangelium nach Johannes'' (= ''Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter.'' Band 35). Francke, Tübingen/Basel 2000, ISBN 3-7720-2827-6.
* Tobias Kriener: ''„Glauben an Jesus“ – ein Verstoß gegen das zweite Gebot? Die johanneische Christologie und der jüdische Vorwurf des Götzendienstes'' (= ''Neukirchener theologische Dissertationen und Habilitationen.'' Band 29). Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2001, ISBN 3-7887-1816-1.
 
'''[[Kreuzestheologie]]'''
* Thomas Knöppler: ''Die theologia crucis des Johannesevangeliums. Das Verständnis des Todes Jesu im Rahmen der johanneischen Inkarnations- und Erhöhungschristologie'' (=&nbsp;''Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament.'' Band 69). Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1994, ISBN 3-7887-1501-4.
* Herbert Kohler: ''Kreuz und Menschwerdung im Johannesevangelium. Ein exegetisch hermeneutischer Versuch zur johanneischen Kreuzestheologie'' (=&nbsp;''Abhandlungen zur Theologie des Alten und Neuen Testaments.'' Band 72). Theologischer Verlag Zürich, Zürich 1987, ISBN 3-290-12072-4.
 
'''[[Eschatologie]]'''
* Jörg Frey: ''Die johanneische Eschatologie''. 3 Bände, Mohr Siebeck, Tübingen 1997–2000,
** Band 1: ''Ihre Probleme im Spiegel der Forschung seit Reimarus'' (= ''Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament.'' Band 96). Mohr Siebeck, Tübingen 1997, ISBN 3-16-146716-7.
** Band 2: ''Das johanneische Zeitverständnis'' (= ''Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament.'' Band 110). Mohr Siebeck, Tübingen 1998, ISBN 3-16-146845-7.
** Band 3: ''Die eschatologische Verkündigung in den johanneischen Texten'' (= ''Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament.'' Band 117). Mohr Siebeck, Tübingen 2000, ISBN 3-16-147088-5.
* Axel Hammes: ''Der Ruf ins Leben. Eine theologisch-hermeneutische Untersuchung zur Eschatologie des Johannesevangeliums mit einem Ausblick auf ihre Wirkungsgeschichte'' (=&nbsp;''Bonner Biblische Beiträge.'' Band 112). Philo-Verlag, Bodenheim 1997, ISBN 3-8257-0060-7.
 
'''Liebe im Johannesevangelium'''
* Enno Edzard Popkes: ''Die Theologie der Liebe Gottes in den johanneischen Schriften. Zur Semantik der Liebe und zum Motivkreis des Dualismus'' (=&nbsp;''Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament.'' Reihe&nbsp;2, Band 197). Mohr Siebeck, Tübingen 2005, ISBN 3-16-148669-2.
* Jörg Augenstein: ''Das Liebesgebot im Johannesevangelium und in den Johannesbriefen'' (= ''Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament.'' H.&nbsp;134 = Folge&nbsp;7, H.&nbsp;14). Kohlhammer, Stuttgart u.&nbsp;a. 1993, ISBN 3-17-012687-3.
 
=== Beziehung zum Judentum und zum Alten Testament ===
* Reimund Bieringer u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Anti-Judaism and the Fourth Gospel. Papers of the Leuven Colloquium, 2000'' (= ''Jewish and Christian Heritage Series.'' Band&nbsp;1). Royal Van Gorcum, Assen 2001, ISBN 90-232-3712-9.
* Manfred Diefenbach: ''Der Konflikt Jesu mit den „Juden“. Ein Versuch zur Lösung der johanneischen Antijudaismus-Diskussion mit Hilfe des antiken Handlungsverständnisses''. (=&nbsp;''Neutestamentliche Abhandlungen.'' N.&nbsp;F. Band 41). Aschendorff, Münster 2002, ISBN 3-402-04789-6.
* Raimo Hakola: ''Identity Matters. John, the Jews and Jewishness'' (= ''Supplements to Novum Testamentum.'' Band 118). Brill, Leiden u.&nbsp;a. 2005, ISBN 90-04-14324-6.
* Michael Labahn; Klaus Scholtissek; Angelika Strotmann (Hrsg.): ''Israel und seine Heilstraditionen im Johannesevangelium. FS Johannes Beutler.'' Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-506-77917-6 ([http://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00044936_00002.html Online-Ausgabe im Projekt Digi20]).
* Dietrich Neuhaus (Hrsg.): ''Teufelskinder oder Heilsbringer – die Juden im Johannes-Evangelium'' (= ''Arnoldshainer Texte.'' Band 64). 2.&nbsp;Auflage. Haag + Herchen, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-86137-074-3.
* Rudolf Pesch: ''Antisemitismus in der Bibel? Das Johannesevangelium auf dem Prüfstand''. Sankt-Ulrich-Verlag, Augsburg 2005, ISBN 3-936484-44-9.
* Andreas Obermann: ''Die christologische Erfüllung der Schrift im Johannesevangelium. Eine Untersuchung zur johanneischen Hermeneutik anhand der Schriftzitate'' (=&nbsp;''Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament.'' Reihe&nbsp;2, Band 83). Mohr, Tübingen 1996, ISBN 3-16-146530-X.
* Adele Reinhartz: ''Freundschaft mit dem geliebten Jünger. Eine jüdische Lektüre des Johannesevangeliums''. TVZ, Zürich 2005, ISBN 3-290-17358-5.
 
=== Rezeptionsgeschichte ===
* Seán P. Kealy: ''John’s Gospel and the History of Biblical Interpretation''. Mellen Biblical Press, Lewiston NY u.&nbsp;a. 2002.
* Michael Mees: ''Die frühe Rezeptionsgeschichte des Johannesevangeliums am Beispiel von Textüberlieferung und Väterexegese'' (=&nbsp;''Forschung zur Bibel.'' Band 72). Echter-Verlag, Würzburg 1994, ISBN 3-429-01604-5.
* Glenn W. Most: ''Der Finger in der Wunde. Die Geschichte des ungläubigen Thomas.'' Beck Verlag, München 2007, ISBN 978-3-406-55619-7.
* Titus Nagel: ''Die Rezeption des Johannesevangeliums im 2. Jahrhundert. Studien zur vorirenäischen Aneignung und Auslegung des vierten Evangeliums in christlicher und christlich-gnostischer Literatur'' (=&nbsp;''Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte.'' Band&nbsp;2). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2000, ISBN 3-374-01821-1.
* Markus Enders, Rolf Kühn, Christoph Bruns: ''„Im Anfang war der Logos …“ Studien zur Rezeptionsgeschichte des Johannesprologs von der Antike bis zur Gegenwart'' (=&nbsp;''Forschungen zur europäischen Geistesgeschichte.'' Band 11). Herder, Freiburg im Breisgau u.&nbsp;a. 2011, ISBN 978-3-451-34020-8.
* Kurt Ruh: ''Johannes-Evangelium 1,1–14.'' In: ''Verfasserlexikon.'' Band IV, Sp. 830–833.
 
=== Spirituelle, tiefenpsychologische und interreligiöse Auslegungen ===
* Anselm Grün: ''Jesus – Tür zum Leben. Das Evangelium des Johannes''. Kreuz Verlag, Stuttgart/Zürich 2002, ISBN 3-7831-2107-8.
* Helmut Hark: ''Unser tiefstes Lebensgeheimnis. Die Spiritualität des Johannes-Evangeliums''. Kösel, München 2004, ISBN 3-466-36644-5.
* Eugen Drewermann: ''Das Johannesevangelium. Bilder einer neuen Welt''. 2 Bände, Patmos, Düsseldorf 2003,
** Band 1: ''Joh 1–10.'' Patmos, Düsseldorf 2003, ISBN 3-491-50102-4.
** Band 2: ''Joh 11–21.'' Patmos, Düsseldorf 2003, ISBN 3-491-50103-2.
* Benedikt Schwank: ''Evangelium nach Johannes''. Erläutert für die Praxis. 2. erweiterte Auflage. EOS-Verlag, St. Ottilien 1998, ISBN 3-88096-291-X.
* Wolfgang Feneberg: ''Mystik und Politik Jesu. Ein Kommentar zu Johannes 1–12 im Gespräch der Religionen''. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2004, ISBN 3-460-33167-4.
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Gospel of John|Evangelium nach Johannes}}
 
'''Das Johannesevangelium im Internet lesen oder anhören:'''
{{Wikisource|Κατά Ιωάννην|Κατά Ιωάννην|lang=el}}
{{Wikisource|Das Newe Testament Deutzsch/Joh|Lutherbibel von 1522}}
* [http://www.bibleserver.com/text/LUT/Johannes1 Luther 1984] (Diese und über 40 andere aktuelle und historische Übersetzungen bei Bibleserver.com.)
* [http://johannes.textbibel.de/ Die 21 Kapitel des Johannesevangeliums zum Lesen und zum Anhören am Computer] (''Textbibel.de'')
* [http://www.schlachter2000.de/schlachter2000/johan.html Lesung: Schlachter 2000] Audio-Bibel, Sprecher: Hanno Herzler
 
'''Übersichten und weiterführende Darlegungen:'''
* Klaus Vogler: [http://www.reformiert-online.net/t/de/bildung/bibelkunde/nt/lek6/index.jsp Einführung ins Johannesevangelium: Verfasser, Verhältnis zu den Synoptikern, Entstehungszeit, -ort, Gliederung] vom Netzwerk der Reformierten Kirchen
* Wieland Willker: [http://www-user.uni-bremen.de/~wie/TCG/TC-John.pdf A textual commentary on the Gospel of John] (Detaillierter textkritischer Kommentar der ca. 300 wichtigsten Varianten des griechischen Urtextes; PDF; 2,22 MB)
* Klaus-Michael Bull: [http://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/neues-testament/evangelien/johannes/ Das Johannesevangelium] (Deutsche Bibelgesellschaft bibelwissenschaft.de)
 
== Einzelnachweise und Anmerkungen ==
<references />
 
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Version vom 14. März 2008, 11:17 Uhr

Osterimagination

Die Oster-Imagination, die Rudolf Steiner gegeben hat, schildert, wie sich aus dem irdisch-kosmischen Geschehen heraus das Bild des Christus formt, der zwischen den Widersachermächten Luzifer und Ahriman steht und beide im Gleichgewicht hält.

Kalk und Ahriman

Der Kalk macht im Jahreslauf, wenn man das Augenmerk auf seine seelisch-geistigen Eigenschaften richtet, bedeutsame Metamorphosen durch. Der Frühlingskalk ist ganz anders geartet als der Winterkalk. Der Winterkalk in seiner Gesamtheit ist gleichsam eine durch und durch zufriedene Wesenheit. Im Winter ist das Geistige der Erde, die mannigfaltigen Elementarwesen, ganz in den Schoß der Erde zurückgekehrt. Die Salze der Erde - und insbesondere der Kalk – sind ganz durchgeistigt. Eben das bedeutet eine tiefe Befriedigung für den Kalk. Er ist gewissermaßen so zufrieden wie ein Menschenkopf, der lange um die Lösung eines schwierigen Problems gerungen hat und nun die Lösung in Form kristallklarer Gedanken in sich trägt.

Wenn es gegen das Frühjahr zu geht, lösen sich nach und nach die Elementarwesen aus den Erdentiefen, das Geistig-Seelische der Erde wird wieder ausgeatmet. Dadurch aber wird der Kalk dumpf in bezug auf seine geistigen Eigenschaften. Er entwickelt nun aber eine rege innere Lebendigkeit und vor allem wird er jetzt begierdenhaft, und das um so mehr, je mehr die Pflanzen aus der Erde heraussprießen. Die Pflanzen entziehen dem Kalk etwas von Wasser und etwas von Kohlensäure, und das entbehrt er, aber er wird dadurch innerlich immer lebendiger. Dieser Prozess setzt sich bis weit gegen den Sommer hin fort.

Dadurch, dass der Kalk innerlich immer lebendiger wird, über er eine ungeheure Anziehungskraft auf die ahrimanischen Wesenheiten aus. Sie sind ja selbst vorwiegend ätherischer Natur, aber kalt und seelenlos. Jedes Jahr um diese Zeit erwacht die Hoffnung der ahrimanischen Wesenheiten, dass sie Astralisches, das ihnen selbst fehlt, aus dem Kosmos herabziehen ziehen können, um den lebendigen Kalk damit zu beseelen. Sie wollen die Erde, insofern in ihr der Kalk wirkt, so mit Seelischem durchdringen, dass sie bei jedem Tritt, ja bei jeder leisen Berührung Schmerz empfinden würde. Das gäbe den ahrimanischen Wesenheiten ein ungeheures Wohlbefinden. In gewaltigen Imaginationen jagen diese ahrimanischen Hoffnungen im Frühjahr über die Erde. Aber es sind nur Illusionen, die sich die ahrimanischen Wesenheiten machen, ihre Hoffnungen werden regelmäßig jedes Jahr wieder zerstört. An die Natur kommt Ahriman nicht unmittelbar heran.

Der Mensch aber bleibt nicht ungefährdet von diesen ahrimanischen Illusionen. Indem er die Nahrungsmittel genießt, die in dieser Atmosphäre Hoffnungen und Illusionen gedeihen, wird er auch durchtränkt von diesen ahrimanischen Kräften. Und wenn diese schon das Astralische des Kosmos nicht herunterziehen können, so greifen sie nun um so mehr nach dem Seelischen des Menschen und versuchen es der Erde einzuverleiben. Nach und nach würde die Erde den Menschen aufnehmen. Aus der Erde würde allmählich eine große einheitliche Erdenwesenheit entstehen, in der gleichsam alle Menschen aufgelöst wären. Auf dem Weg dorthin würde der menschliche Organismus immer mehr von dem lebendigen Kalk durchdrungen. Eine immer sklerotischere Menschengestalt mit fledermausartigen Flügeln und ganz verknöchertem Kopf würde entstehen, wie sie Rudolf Steiner im unteren Teil der Statue des Menschheitsrepräsentanten angedeutet hat. Diese Gestalt würde sich schließlich ganz im Irdischen auflösen, ganz zum Bestandteil der irdisch-ahrimanischen Wesenheit werden.

Kohlensäure und Luzifer

Der Christus als Menschheitsrepräsentant zwischen Luzifer und Ahriman, Holzskulptur von Rudolf Steiner.

Wenn im Frühjahr die Elementarwesen aus der Erde heraufsteigen in jene Regionen, wo die Erdendünste, die Luft und die Wärme wirken, sich dort mit den Wolkenbildungen verbinden und sich dabei auf Bahnen bewegen, die den planetarischen Rhythmen entsprechen, kommen sie in den Bereich der luziferischen Mächte. Diese sind ganz anders geartet als die ahrimanischen Wesen, aber auch in ihnen erwachen zur Frühjahrszeit bestimmte Hoffnungen und Illusionen. Die ahrimanischen Wesen sind ätherischer Natur und ihnen mangelt das Seelische. Die luziferischen Geister hingegen sind astrale Wesen, denen das Ätherische fehlt, die aber eine ungeheure Sehnsucht haben, sich zum ätherischen Zustand zu verdichten. Besonders zur Frühlingszeit erwacht in ihnen die Hoffnung, dass ihnen das gelingen könnte. Eine wesentliche Rolle spielt dabei, wie wir gleich sehen werden, die Kohlensäure.

Die Pflanzen, die im Frühling aus der Erde zu sprießen beginnen, bauen sich dadurch auf, dass sie Kohlensäure assimilieren. Mit Hilfe der Kohlensäureassimilation ernährt sich die Pflanze durch Photosynthese im Grunde unmittelbar vom Sonnenlicht. Während bei den Pflanzen die Kohlensäure ganz am Beginn ihrer Lebenstätigkeit steht, ist sie bei Tier und Mensch das Endprodukt des Stoffwechsels und damit Ausdruck eines radikalen Abbau- bzw. Todesprozesses. Was für die Pflanze lebensfördernd ist, wirkt auf den Menschen in höherer Dosis tödlich. Diese Todesprozesse sind aber notwendig, um das bloß vegetative Leben der Pflanze zum Bewusstseinsleben des Menschen zu verwandeln. Tatsächlich spielt das im Blut gelöste und zum Gehirn transportierte Kohlendioxid eine wesentliche Rolle für die Ausbildung des menschlichen Bewusstseins. Wird das Kohlendioxid durch Hyperventilation zu stark abgeatmet, treten Schwindelanfälle auf; das Bewusstsein wird getrübt. Es können sogar Krämpfe auftreten, was ein Zeichen dafür ist, dass der Astralleib aufgrund des Kohlendioxidmangels nicht genügend in den Organismus eingreifen kann.

Die Kohlensäure wird sehr stark angezogen von den luziferischen Wesen. Sie wollen gleichsam die Kohlensäure von der Erde weg nach oben heben, sie wollen eine Art Kohlensäureverdunstung bewirken. Gelänge ihnen das in größerem Umfang, müsste alles Atmen auf der Erde aufhören, alle atmenden Wesen müssten ersticken. Dann müsste auch das Physische des Menschen abfallen und sein Ätherisches könnten die luziferischen Mächte heraufziehen und dadurch selbst ätherische Wesen werden. Sie wollen eine Äthersphäre der Erde schaffen, die sie selbst bewohnen können.

Könnten die luziferischen Wesen ihr Ziel erreichen, würde eine Äthergestalt entstehen, die die unteren Partien des menschlichen Leibes nicht hätte. Der Leib wäre, imaginativ betrachtet, wie aus bläulich-violettem Erdendunst geschaffen, aber nur bis zur Brust ausgebildet. Das Haupt dieser merkwürdigen Gestalt ist idealisch übersteigert und aus den Wolken heraus bilden sich in gelblich-rötlichen Farbtönen so etwas wie weit ausgreifende Flügel, die sich von der Seite her zu Gehörorganen verdichten und nach vorne hin zu einem mächtigen Kehlkopf zusammendrängen. Diese Flügel in ihren wellenartigen Formungen ertasten alles, was im Weltenall geheimnisvoll webt und wirkt. Und was die Flügel so ertasten, das wird durch die Ohrenbildungen ergriffen und durch den mächtigen Kehlkopf zum schöpferischen, schaffenden Wort verdichtet, in dem sich die Geheimnisse des Weltalls aussprechen. Bis zu einem gewissen Grad sind die Hoffnungen der luziferischen Wesenheiten in der Vergangenheit tatsächlich erfüllt worden – und das hatte auch wesentliche, durchaus positive Konsequenzen für den Menschen. Indem sie die Hauptestätigkeit des Menschen mit den Kohlensäurekräften durchzogen haben, weckten sie das Bewusstsein des Menschen und schufen damit die Grundlage für die menschliche Freiheit.

Die Freiheit entfaltet sich zunächst im Denken. Die Denkkräfte sind eine Metamorphose der Fortpflanzungskräfte. Die Freiheit des Denkens wurde in der Frühzeit der Menschheitsentwicklung vorbereitet durch die Befreiung der Fortpflanzungskräfte von der engen Bindungen an den Jahreslauf, wie sie im Tierreich noch sehr stark gegeben ist. Auch bei den Menschen war es noch in alten Zeiten so, dass die Befruchtung nur zur Frühjahrszeit geschehen konnte und die Geburten dann in die Weihnachtszeit fielen. Von dieser jahreszeitlichen Bindung wurden wir durch die luziferischen Wesenheiten befreit. Ihnen verdanken wir die Möglichkeit der Freiheit.

Christus zwischen Luzifer und Ahriman

Jedes Jahr zur Osterzeit erneuert sich in gewisser Weise das Mysterium von Golgatha, der Tod und die Auferstehung des Christus. Und so erscheint in der Oster-Imagination der Christus in seiner Auferstehungsgestalt, oben überschwebt von den luziferischen Mächten, unten gegründet auf die ahrimanischen Gewalten, beide nicht bekämpfend, sondern in das rechte Gleichgewicht bringend. In der Formung des Christus-Kopfes wird der Sieg über die ahrimanischen Mächte deutlich und das Christus-Antlitz, die ganze Physiognomie, erscheint mit einem solchen Blick, mit einer solchen Mimik, die abgerungen ist den verflüchtigenden Kräften Luzifers. Fest stehend auf dem Irdischen, in dem Ahriman wirkt, wird zugleich die auflösende, das Physische zum Ätherischen verflüchtigen wollende luziferische Kraft in gesunder Weise hereingeholt in das Irdische.

Künstlerisch ausgestaltet wurde das Motiv der Oster-Imagination von Rudolf Steiner in der Holzplastik des Menschheitsrepräsentanten und in der Kuppelmalerei des ersten Goetheanums. Dazu sollte sich nach der Meinung Rudolf Steiners ein Mysterienspiel mit dem Menschen und Raphael mit dem Merkurstab als Hauptpersonen: Der Mensch, belehrt von Raphael, inwiefern die ahrimanischen und luziferischen Kräfte den Menschen krankmachen, und inwiefern man durch die Raphael-Gewalt angeleitet werden kann, das heilende Prinzip, die große Weltentherapie, die im Christus-Prinzip lebt, zu durchschauen, zu erkennen. (Lit.: GA 229, S 53)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Miterleben des Jahreslaufes in vier kosmischen Imaginationen, GA 229 (1984), Dritter Vortrag, Dornach, 7. Oktober 1923
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.