Die Pforte der Einweihung und Vorlesen für die Toten: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Mysteriendramensiegel1.gif|thumb|Von [[Rudolf Steiner]] entworfenes Siegelbild zu seinem ersten Mysteriendrama]]
Eine alte anthroposophische Tradition, die aber allmählich immer mehr vergessen zu werden droht, ist die Hinwendung zu den Verstorbenen, durch ein bewußtes '''Vorlesen für die Toten'''.
== Die Pforte der Einweihung (Initiation) ==
Um so wichtiger ist diese auf Angaben [[Rudolf Steiner]]s beruhende Praxis gerade für die Gegenwart, denn bittere Not herrscht unter den Toten, wenn sie durch unsere Gedanken und Taten keinerlei seelische Nahrung und Unterstützung erhalten.
=== Ein Rosenkreuzermysterium ===
ist das erste von [[Rudolf Steiner]] verfasste [[Mysteriendrama]]. Die Uraufführung fand am [[Wikipedia:15. August|15. August]] [[Wikipedia:1910|1910]] im ''Schauspielhaus'' [[Wikipedia:München|München]] statt.


== Personen ==
"… Und so wie für die Toten gleichsam ein Boden, aus dem sie so etwas ziehen wie geistige Nahrung,
unsere schlafenden Seelen sind, so wiederum ist etwa für das Wahrnehmungsvermögen der Toten
=== DES VORSPIELES UND ZWISCHENSPIELES ===
dasjenige, was wir wissend an spirituellen Vorstellungen durch unsere Seelen ziehen lassen. Deshalb
* Sophia
ist es, dass ich angeraten habe denjenigen, deren Angehörige vor ihnen gestorben sind, diesen Toten
* Estella
vorzulesen. Wenn wir uns den Toten vorstellen und durch unsere Seele ziehen lassen, gleichsam nur in
* Zwei Kinder
Gedanken lesend, irgend etwas, was spirituelle Wissenschaft darstellt, dann betrachtet dies der Tote.
Er beobachtet dies, er nährt sich durch die unbewusste Nachwirkung der spirituellen Vorstellung, und
er lebt auf in seinem eigenen Bewusstsein durch das, was man ihm so vorliest.
Der Verstorbene fühlt sich getragen, gehalten.
… So müssen wir uns klar sein, dass eine fortwährende Wechselbeziehung ist zwischen der physischen
und der geistigen Welt. Es wäre leicht einzuwenden, dass der Tote ja in der geistigen Welt sei. Wozu
brauche er dann unser Vorlesen? Ja, er ist in der geistigen Welt. Aber die Begriffe der Geisteswissenschaft
müssen auf Erden erzeugt werden und können nicht anders erzeugt werden als durch das Erdengemüt
der Menschen, so dass der Tote zwar die geistige Welt um sich herum hat, aber die Begriffe,
die er gerade braucht, die können ihm zufließen, ihn tragend, ihn hebend in seinem Bewusstsein
dadurch, dass wir sie ihm zufließen lassen von der Erde aus. Und da die innigste Beziehung besteht
zwischen den Toten und denjenigen, mit denen sie gelebt haben, so sind die besten Vorleser für die
Toten diejenigen Menschen, die um den Verstorbenen gelebt haben, die mit ihm verbunden oder befreundet
waren, oder die sonst eine reale Beziehung vor dem Tode zu ihnen gehabt haben." "Man kann nämlich in der Tat, wie es sich gezeigt hat
gerade innerhalb unserer anthroposophischen Bewegung, außerordentliche Dienste leisten den vor
uns hingestorbenen Menschenseelen, wenn wir ihnen von spirituellen Dingen vorlesen. Das kann so
gemacht werden, dass man die Gedanken an den Verstorbenen richtet und, um eine Erleichterung zu
haben, versucht, ihn zu denken, wie man sich seiner erinnert: vor einem stehend oder sitzend. Man
kann das mit mehreren zugleich machen. Man liest dann nicht laut vor, sondern verfolgt mit Aufmerksamkeit
die Gedanken, immer mit dem Gedanken an den Toten: der Tote steht vor mir. Das ist Vorlesen
den Toten. Man braucht kein Buch zu haben, aber man darf nicht in abstrakter Weise denken,
sondern muss tatsächlich jeden Gedanken durchdenken: so liest man vor den Toten. Man kann es sogar
so weit bringen, obzwar das schwieriger ist, dass, wenn man innerhalb einer gemeinsamen Weltanschauung,
oder über irgendein Gebiet des Lebens überhaupt, einen gemeinsamen Gedanken mit
dem Toten gehabt hat und eine persönliche Beziehung zu ihm hatte, man auch einem Fernerstehenden
vorlesen kann. Das geschieht so, dass er durch den warmen Gedanken, den man an ihn richtet,
nach und nach auf einen aufmerksam wird. So kann es sogar nützlich werden, wenn man Fernerstehenden
nach ihrem Tode vorliest. Dieses Vorlesen kann zu jeder Zeit geschehen. Ich bin schon gefragt worden worden, zu welcher Stunde man das am besten tut. Das ist ganz unabhängig von der Stunde. Man
muss nur die Gedanken wirklich durchdenken. Oberfläche genügt nicht. Wort für Wort muss man die
Sachen durchgehen, wie wenn man es innerlich aufsagen würde. Dann lesen die Toten mit. Und es ist
auch nicht richtig, wenn man glaubt, dass solches Vorlesen nur denjenigen nützlich sein kann, welche
der Geisteswissenschaft im Leben nahegetreten sind. Das braucht durchaus nicht der Fall zu sein.
So sehen wir, dass durchaus nicht notwendigerweise derjenige, dem wir helfen wollen, dem wir dienen
wollen nach dem Tode, im Leben Anthroposoph gewesen zu sein braucht."
"… Es hat sich wirklich das bewährt: da ist jemand gestorben; hier im Leben hat er sich aus irgendeinem
Grunde … nicht mit Geisteswissenschaft befasst. Derjenige, der zurück geblieben ist, kann aus der
Geisteswissenschaft heraus wissen, dass der Verstorbene ein brennendes Interesse für Geisteswissenschaft
haben kann. Wenn der Zurückgebliebene nun Gedanken innerlich durchnimmt mit ihm, als
wenn der Tote ihm gegenüberstehen würde, mit dem Gedanken, als ob der Tote vor ihm stehen würde,
so ist das für den Toten eine grosse Wohltat. Wir können tatsächlich dem Toten vorlesen. Das
überbrückt sozusagen die Kluft, die besteht zwischen den Lebenden und den Toten. Bedenken Sie,
wenn die zwei Welten, die durch die materialistische Gesinnung der Menschen so geschieden sind —
die Welt des physischen Planes und die spirituelle Welt, die der Mensch durchläuft zwischen Tod und
neuer Geburt —, bedenken Sie, wie dies unmittelbar ins Leben eingreift, wenn diese zwei Welten zusammengeführt
werden! Wenn Geisteswissenschaft nicht Theorie bleibt, sondern unmittelbarer Lebensimpuls
wird, also das, was Geisteswissenschaft eben sein soll, dann gibt es keine Trennung, sondern
unmittelbare Kommunikation. Das Vorlesen den Toten ist einer von den Fällen, in denen wir in
unmittelbare Beziehung zu den Toten treten können, in denen wir ihnen helfen können. Derjenige, der
Geisteswissenschaft gemieden hat, bleibt immer in der Qual, nach ihr zu verlangen, wenn wir ihm hier
nicht helfen. Aber wir können ihm auch von hier helfen, wenn er überhaupt ein solches Verlangen hat.
So kann der Lebendige dem Toten helfen."


=== DES MYSTERIUMS ===
(Rudolf Steiner, zitiert nach http://www.sterbekultur.ch/index_htm_files/3.2%20Vorlesen%20den%20Toten.pdf )
*Johannes Thomasius
*Maria
*Benedictus
*Theodosius, dessen Urbild im Verlaufe als Geist der Liebe sich offenbart
*Romanus, dessen Urbild im Verlaufe als Geist der Tatkraft sich offenbart
*Retardus, nur als Geist wirksam
*German, dessen Urbild im Verlaufe als Geist des Erdgehirns sich offenbart
<table><tr><td width="150px">
*Philia
*Astrid
*Luna
</td><td>
Freundinnen Marias, deren Urbilder<br>
im Verlaufe als Geister von<br>
Marias Seelenkräften sich offenbaren
</td></tr></table>
*Helena, deren Urbild im Verlaufe als Lucifer sich offenbart
*Professor Capesius
*Doktor Strader
*Felix Balde, der sich als ein Träger des Naturgeistes offenbart
*Frau Balde
*Die andre Maria, deren Urbild im Verlaufe sich als Seele der Liebe offenbart
*Theodora, Seherin
*Ahriman, nur als Seele wirksam gedacht
*Der Geist der Elemente, nur als Geist wirksam gedacht
*Ein Kind, dessen Urbild im Verlaufe als junge Seele sich offenbart


== Inhalt ==
Es empfehlen sich die Grundwerke Rudolf Steiners, wie "Theosophie" und "Geheimwissenschaft im Umriß", wegen deren gedanklicher Klarheit, sowie "Anthroposophische Leitsätze" zum Vorlesen für die Toten.
=== Vorspiel ===
''Ein Zimmer der Sophia''


Das Vorspiel beginnt mit einem einfachen Kinderlied, das allerdings bei aller Schlichtheit schon die Gesinnung andeutet, aus der das Geschehen des eigentlich dramatischen Teils aufgefasst werden soll, nämlich mit einer gewissen vorurteilslosen kindlichen, nicht durch den Intellekt getrübten Offenheit:
== Literatur ==


<table align="center"><tr><td>
* Michael Debus/Gunhild Kacer: ''Das Handeln im Umkreis des Todes''. Fragen zur Bestattung, Selbstverlag Anthroposophische Gesellschaft Stuttgart, Stuttgart 1996, S. 59ff
Der Sonne Licht durchflutet<br>
* Arie Boogert: ''Wir und unsere Toten'', Urachhaus Vlg., Stuttgart 1993, S. 164ff
Des Raumes Weiten,<br>
Der Vögel Singen durchhallet<br>
Der Luft Gefilde,<br>
Der Pflanzen Segen entkeimet<br>
Dem Erdenwesen,<br>
Und Menschenseelen erheben<br>
In Dankgefühlen<br>
Sich zu den Geistern der Welt.
</td></tr></table>


Das Vorspiel führt nun weiter zu einem Streitgespräch zwischen Estella und Sophia. Sophia ist, wie schon der Name andeutet, die Verfechterin der Geisteswissenschaft, der Anthroposophie, in der  Estella aber nur ein müßiges Gedankenspiel sehen kann, das den Menschen von der eigentlichen Realität, von den wahren Problemen des Lebens ablenkt. Auch würden viele Vertreter der Geisteswissenschaft aus ihrem Dünkel hochmütig auf die anderen Menschen herabblicken und sich für etwas Besseres halten. Ganz verfehlt erscheint es Estella, wenn man die weltfremde Geistesschau zur Grundlage des künstlerischen Schaffens machen wollte und sieht lädt Sophia ein, mit ihr gemeinsam eine Aufführung der „Enterbten der Seele und des Leibes“ zu besuchen, wo die wahren Lebensprobleme in naturalistisch-dramatischer Form gezeigt würden. Doch Sophia lehnt ab, es kommt zu keiner Verständigung zwischen den beiden.


Rudolf Steiner reflektiert kritisch in dem Vorspiel seinen eigenen künstlerischen Ansatz und das ganze anthroposophische Streben überhaupt. Er wirft Einwände auf, die man machen kann, gibt Gegenargumente, wertet aber nicht nach der einen oder anderen Richtung, sondern überlässt dem Publikum die Entscheidung, welcher Argumentation es folgen will.
[[Kategorie:Tod]][[Kategorie:Soziales Leben]]
 
=== Erstes Bild ===
''Ein Zimmer in rosenrotem Grundton''
 
Durch eine Tür an der rechten Seite, die zu einem Vortragssaal führt, wo offenbar soeben ein geisteswissenschaftlicher Vortrag zu Ende gegangen ist, treten nach und nach die Hauptpersonen herein, die den weiteren Fortgang des Dramas bestimmen werden.
 
Zuerst kommen Johannes Thomasius und Maria, die eigentlichen Protagonisten. Johannes ist Maler und Maria seine geliebte Freundin, die ihn durch ihre fest verwurzelte geistige Weltsicht menschlich tief inspiriert, doch zugleich, was beide nicht recht verstehen können, seine künstlerische Schaffenskraft lähmt. Unschwer erkennt man in Maria die Lilie aus Goethes Märchen wieder, die den unglücklichen Jüngling versteinert.
 
Dann treten Capesius und Strader auf, die beiden Irrlichter aus dem Märchen. Beide sind realen Menschen nachempfunden. Capesius hat deutlich Züge von Steiners ehemaligem Hochschullehrer Karl Julius Schröer und Strader hat viel gemeinsam mit dem Philosophen Gideon Spicker, der selbst auch schon in seinen Schriften das Wort „Anthroposophie“ im Sinne von höchster Selbsterkenntnis des Menschen gebraucht hat:
 
<div style="margin-left:20px">
„Handelt es sich aber in der Wissenschaft um die Erkenntnis der Dinge, in der Philosophie dagegen in letzter Instanz um die Erkenntnis dieser Erkenntnis, so ist das eigentliche Studium des Menschen der Mensch selbst, und der Philosophie höchstes Ziel ist Selbsterkenntnis oder Anthroposophie.“ {{Lit|Spicker}}
</div>
 
Den beiden Gelehrten folgen Philia, Astrid und Luna, die sich später als Repräsentantinnen der drei seelischen Wesensglieder, der Empfindungsseele, der Verstandesseele und der Bewusstseinsseele, bzw. auch des Fühlens, Denkens und Wollens, erweisen werden.
Theodora, die als nächstes auftritt, ist eine junge Frau mit atavistischen hellseherischen Fähigkeiten, die sie aber nicht selbst unter Kontrolle hat. Inmitten der versammelten Menschen wird sie von einer Vision ergriffen, die auf das baldige Kommen des ätherischen Christus hinweist. Strader, der mit seinem nüchternen Verstand den geistigen Wahrheiten sehr skeptisch gegenübersteht, ist von dieser Vision tief beeindruckt.
 
Felix Balde, der gemeinsam mit seiner Frau Felicia auftritt, hat sein reales Vorbild in dem Kräutersammler [[Felix Koguzki]], der eine wichtige Rolle im Leben Rudolf Steiners gespielt hat. Felix Balde wird als einzelgängerischer Naturmensch geschildert, der eine tiefmystische Beziehung zu den vielerlei Naturwesen hat. Seine Frau Felicia ist eine begnadete Märchenerzählerin, bei der Capesius und Strader oft zu Gast sind, und dort ihre Seelen durch ihre Erzählungen erfrischen.
 
Danach betritt wieder eine Dreiergruppe von Personen die Bühne, nämlich Theodosius, German und Romanus, die den drei Königen aus Goethes Märchen entsprechen. Sie sind in gewisser Weise auch Repräsentanten des Fühlens, Denkens und Wollens und ihre Urbilder zeigen diese Kräfte später im kosmischen Maßstab. Theodosius wird später als Geist der Liebe bezeichnet, German als Geist des Erdgehirns und Romanus als Geist der Tatkraft. Retardus, der dem vierten, dem gemischten König aus Goethes Märchen entspricht, ist nur als Geist wirksam gedacht und tritt in dieser Szene noch nicht, sondern erst viel später im fünften Bild auf, das im unterirdischen Tempel, der verborgenen Mysterienstätte der Hierophanten, spielt.
 
Die „andere Maria“, die grüne Schlange des Märchens, die danach die Szene betritt, zeigt schon durch ihren Namen ihre enge geistige Beziehung zur Figur der Maria. Ihr Urbild zeigt sich später als die Seele der Liebe und steht dadurch auch in einem Naheverhältnis zu Theodosius.
 
Benedictus, der nun auf den Plan tritt, ist offenbar ein großer Eingeweihter und der Lehrer der Geistesgemeinschaft, die sich hier versammelt hat.
 
Zuletzt tritt noch Helena auf, deren Urbild sich später als Luzifer zeigt. Sie will Johannes an der Geisteswissenschaft irre machen und ihn auf einen Weg weisen, der schneller und schmerzloser ist.
 
=== Zweites Bild ===
''Gegend im Freien''
 
Tief in Meditation versunken ringt Johannes um Selbsterkenntnis. Von allen Dingen, von allen Wesen in der Welt ruft es ihm zu: „O Mensch, erkenne dich!“ Doch das wird für ihn zu einem furchtbaren Erlebnis. Ganz in sich versenkt, fühlt er sich wie zerrissen in die ganze Welt und scheint sich selbst ganz zu verlieren. Seine Einsamkeit, in die er sich sonst zurückziehen und dort Ruhe finden konnte, ist ihm verloren. Er ist in sich selbst nicht mehr mit sich selbst allein. In alle Wesen muss er eintauchen und den Schmerz erleben, den er ihnen im Leben zugefügt hat. So begegnet ihm die Seele einer Jugendliebe, die er einst verlassen hatte, nachdem er Maria kennenlernte, und die darüber vor Gram gestorben war. Was Johannes hier widerfährt, ist ein Vorgeschmack dessen, was den Menschen nach dem [[Tod]] im [[Kamaloka]] erwartet. Doch solche Prüfungen muss der Geistesschüler durchmachen; vor allem muss ihm seine eigene niedere Natur ganz ungeschminkt entgegentreten. Johannes erscheint sie als wilder Wurm, "aus Lust und Gier geboren" und er fühlt sich daran gefesselt, fester noch, als Prometheus an den Kaukasus geschmiedet war. Maria, die ihm zuletzt in seiner Mediation erscheint, kann Johannes auch nicht weiterhelfen. Ihm ist, als hätte er sich selbst verloren.
 
=== Drittes Bild ===
''Ein Meditationszimmer''
 
Auch Maria ist von Unruhe getrieben. Sie kann sich nicht erklären, warum Johannes Kräfte durch ihre Gegenwart wie gelähmt sind. Und auch ihr Pflegekind, das früh schon schöne Anlagen zeigte, scheint in ihrer Nähe seelisch zu veröden. Benedictus soll ihr dies Rätsel lösen. Jener beiden Kräfte, so erklärt Benedictus, stammen noch aus dem niederen Teil ihres Wesens und müssen, ausgelöst durch Marias geistige Nähe, notwendig dahinschmelzen, ehe neue, höhere Kräfte erwachen können. Ein Schicksalsknoten aus den Fäden, "die Karma spinnt im Weltenwerden", zeige sich hier, wie Benedictus weiter ausführt. Auch offenbart er Maria, dass sie ausersehen ist, dass ein hohes Gotteswesen auf Erden durch sie wirke, dass sich Göttertaten hier mit dem Menschenleben verschlingen. Maria ist so tief erschüttert, dass ihr geistig-seelischer Wesenskern ins [[Devachan|Geisterland]] entrückt wird. Wie es in solchen Fällen oft geschieht, wird ihre vom [[Ich]] verlassene Körperhülle von den [[Widersacher]]mächten ergriffen und aus ihrem Munde tönen bittere Vorwürfe gegen Benedictus. Auch Johannes, der während der ganzen Szene anwesend ist, wird tief ergriffen, doch weiß er das Geschehen recht zu deuten und hält stand. Dadurch wird ihm selbst der geistige Blick eröffnet. Der Inhalt seiner Geistesschau wird in den folgenden Bildern geschildert. Zum Geleit auf diesem geistigen Weg gibt ihm Benedictus noch folgenden [[Mantra|mantrischen]] Spruch:
 
<table align="center"><tr><td>
Des Lichtes webend Wesen, es erstrahlet<br>
Durch Raumesweiten, <br>
Zu füllen die Welt mit Sein.<br>
Der Liebe Segen, er erwarmet<br>
Die Zeitenfolgen,<br>
Zu rufen aller Welten Offenbarung.<br>
Und Geistesboten, sie vermählen<br>
Des Lichtes webend Wesen<br>
Mit Seelenoffenbarung;<br>
Und wenn vermählen kann mit beiden<br>
Der Mensch sein eigen Selbst,<br>
Ist er in Geisteshöhen lebend.
 
</td></tr></table>
 
=== Viertes Bild ===
''Die Seelenwelt''
 
Johannes ist wieder tief in Meditation versunken, die Szene zeigt, was er dabei in der Seelenwelt erlebt. Zuerst erscheinen ihm  Luzifer und Ahriman, wie Benedictus es angekündigt hat. Der eine lebt im Innern als Versucher, der andere trübt den Blick nach außen. Dann taucht aus den Erdentiefen der Geist der Elemente herauf, begleitet von Capesius und Strader. Der Geist der Elemente, der, wie er sagt, ihnen ihr Selbst gegeben hat, fordert nun seinen  Lohn dafür. Doch beide können ihn nicht geben. Was sie bisher aus ihren Erkenntniskräften so stolz und hochmütig schöpfen können, erregt nur Blitz und Donner in der Seelenwelt. So verlässt sie der Geist der Elemente und will seinen Lohn von der Frau fordern, die den beiden Gelehrten ihre seelische Kraft erfrischt - von Felica Balde. Doch bleiben Strader und Capesius nicht lange allein. Als hätte der Fels sie selbst geboren, wird die andere Maria in ihrer Seelenform sichtbar und gibt sich als die niedere Schwester der großen Erdenmutter kund, aus deren Reich Strader und Capesius soeben heraufgestiegen sind. Sie, die hier als die Seelenkraft der Liebe erscheint, will die "stolzen Reden" der beiden Wissenschaftler in sich aufnehmen und so verwandeln, dass sie zu echter [[Weisheit]] werden. Ähnlich hatte die Schlange in [[Goethes Märchen]] das Gold der Irrlichter in sich aufgenommen und in inneres Licht verwandelt. Dann weist sie den beiden noch zwei Wege, die ins Reich des Geistes führen. Der erste ist der Weg der Kunst, wie ihn auch Johannes Thomasius geht, der zweite ist der Weg der nicht voll bewussten Naturmystik, der im Drama durch Felix Blade repräsentiert wird. Doch beide Wege scheinen Capesius und Strader nicht gangbar und so sind sie letztlich wieder auf sich selbst zurückgewiesen.
 
=== Fünftes Bild ===
''Ein unterirdischer Felsentempel''
 
In der verborgenen Mysterienstätte der [[Hierophant]]en erscheint Benedictus mit seinen beiden Geistesgefährten Theodosius und Romanus. German fehlt, dafür tritt nun Retardus erstmals auf. Johannes erlebt die ganze Szene tief in Meditation versunken mit. Benedictus hat Johannes zur ersten Geistesschau geführt, doch soll diesem voll bewusst erlebte Wahrheit werden, was er bis jetzt nur als Seelenbild sehen durfte, so muss er Johannes weiter hinauf ins Reich des Geistes leiten. Die Zeit dafür scheint Benedictus reif, doch bedarf er  der Hilfe seiner beiden Gefährten, um Johannes weiterzuführen. Theodosius soll Johannes Herz mit der Weltenkraft der Liebe erfüllen und Romanus soll ihn durch die Kraft des Weltenwillens stärken. Doch Retardus macht seinem Namen alle Ehre und widerstrebt dem ganzen Unternehmen; noch scheint ihm die Zeit nicht reif, dass ein Mensch zu neuer, voll bewusster Geistesschau erwachen soll.
 
Da naht Felix Balde in seiner irdischen Gestalt und die andere Maria in Seelenform. Felix Balde übt scharfe Kritik an der abstrakten naturwissenschaftlichen Weltanschauung. Als Theodosius ihn fragt, warum er nicht seine Art der Naturmystik an die Menschen heranbringe, meint Balde, dass er von den meisten Menschen doch nur als "dumpfer Tropf" angesehen würde. Die andere Maria schlägt vor, dass sie ihre Kräfte, d.h. ihre eigene hingebungsvolle Liebe und Baldes Naturweisheit, mit denen der Tempelbrüder verbinden sollten, denn so vereint könnten sie fruchtbar in Menschenseelen wirken. Dem stimmen die Tempelbrüder zu.
 
=== Sechstes Bild ===
''Die Seelenwelt''
 
Der Geist der Elemente fordert nun den Lohn, den ihm Strader und Capesius schulden, von Frau Balde. Frau Balde wehrt zunächst ab, denn die beiden hätten schon die Seele ihres Sohnes mit ihrer abstrakten Wissenschaft vergiftet, sodass sie nun nicht auch noch für deren Schulden einstehen wolle, doch der Geist der Elemente weicht nicht von seiner Forderung ab. Sie müsse sich eines ihrer Märchenbilder entringen, damit es den ihm dienenden Felsengeistern als Seelennahrung dienen könne. Und so beginnt Frau Balde von einem Wesen zu erzählen, das von Ost nach West dem Lauf der Sonne hin über Länder und Meere folgte, wo die Menschen in Liebe und Hass ihre Erdentage verbrachten, bis es endlich an des Haus eines müden, alten Mannes kam, der viel über Menschenliebe und auch Menschenhass nachgesonnen hatte. Hier verweilte das Wesen bis zum nächsten Morgen und setzte erst dann seine Reise fort. Doch als es zum zweiten Mal an die Hütte des alten Mannes kam, da war er tot. Aus Germans Mund hallt dieses Märchen jedoch ganz anders wider: Es war einmal ein Mann, der zog von Ost nach West und sah, wie die menschen lieben und hassend sich verfolgen, doch wie Hass und Liebe die Erdenwelt regieren, war in kein Gesetz zu bringen. Da traf der Mann auf seinem Weg ein Lichteswesen, dem folgte eine finstre Schattenform. "Wer seid ihr", frug der Mann. "Ich bin die Liebe", sagte das Lichteswesen. "In mir erblick den Hass", sprach das andere. Doch diese Worte hörte der Mann nicht mehr und zog fortan als tauber Forscher weiter von Ost nach West. Felicia Balde fühlt sich verspottet, doch so verzerrt müssen Felicias Worte erscheinen, wenn sie ins riesenhafte vergrößert aus dem Geist des Erdgehirns widertönen, als dessen Repräsentant sich nun German erweist.
 
=== Siebentes Bild ===
''Das Gebiet des Geistes''
 
Maria erscheint im Gebiet des Geistes, also im [[Devachan]], für das ihr [[Bewusstsein]] durch die Ereignisse des dritten Bildes geweckt wurde. Begleitet wird sie von Philia, Astrid und Luna, die sich nun als die Urbilder ihrer eigenen [[Seelenkräfte]] offenbaren. Philia, die sich mit klarstem Lichtessein erfüllt und sich belebenden Klangesstoff eratmen will, erweist sich so als Urbild der [[Empfindungsseele]]. Astrid, in der sich die [[Verstandes- oder Gemütsseele]] kundgibt, verwebt das Lich mit dämpfender Finsternis und verdichtet das Klangesleben. Luna schließlich, durch die die [[Bewusstseinsseele]] spricht, erwärmt den Seelenstoff und erhärtet den [[Lebensäther]] und gibt damit erst der geistigen Erkenntnis die tragfähige Sicherheit. Gemeinsam mit Maria bereiten sie damit Johannes den Weg, auf dem auch er bewusst in das Geisterland eintreten kann und so Maria erstmals in ihrem wahren geistigen [[Wesen]] erkennen kann.
 
Johannes, der schon seit Beginn der Szene anwesend ist, sich aber erst allmählich in den Vordergrund bewegt, rekapituliert nun  all das, was er zuvor in der Seelenwelt erlebt hat. Die Seherin Theodora, die jetzt erscheint, leitet nun  Johannes Geistesblick zu einer früheren weiblichen Inkarnation zurück, in der er Maria schon in anderer Gestalt begegnet war und  sein [[Schicksal]] eng mit dem ihren verbunden hatte. Maria, damal in einer männlichen Inkarnation, war damals, wie sie nun selbst sagt, als Christusbote aus den hybernischen Mysterien zu jenem Stamm gekommen, wo Johannes damals lebte und wo noch die Götter Odin und Baldur verehrt wurden.
 
=== Zwischenspiel ===
''Ein Zimmer der Sophia''
 
=== Achtes Bild ===
 
''Ein Zimmer in rosenrotem Grundton''
 
=== Neuntes Bild ===
''Gegend im Freien''
 
=== Zehntes Bild ===
''Ein Meditationszimmer''
 
=== Elftes Bild ===
''Der Sonnentempel''
 
==Literatur==
#Gideon Spicker: ''Die Philosophie des Grafen von Shaftesbury'', 1872
#Rudolf Steiner: ''Vier Mysteriendramen'', [[GA 14]] (1998), ISBN 3-7274-0140-0
 
{{Vorlage:GA}}
 
==Weblinks==
#[[Bild:adobepdf_small.gif]] http://geisteswissenschaft.home.att.net/PDF14.pdf - Die Pforte der Einweihung als PDF-Dokument.
 
[[Kategorie:Kunst]] [[Kategorie:Dichtung]] [[Kategorie:Mysteriendrama]]

Version vom 18. April 2017, 09:58 Uhr

Eine alte anthroposophische Tradition, die aber allmählich immer mehr vergessen zu werden droht, ist die Hinwendung zu den Verstorbenen, durch ein bewußtes Vorlesen für die Toten. Um so wichtiger ist diese auf Angaben Rudolf Steiners beruhende Praxis gerade für die Gegenwart, denn bittere Not herrscht unter den Toten, wenn sie durch unsere Gedanken und Taten keinerlei seelische Nahrung und Unterstützung erhalten.

"… Und so wie für die Toten gleichsam ein Boden, aus dem sie so etwas ziehen wie geistige Nahrung, unsere schlafenden Seelen sind, so wiederum ist etwa für das Wahrnehmungsvermögen der Toten dasjenige, was wir wissend an spirituellen Vorstellungen durch unsere Seelen ziehen lassen. Deshalb ist es, dass ich angeraten habe denjenigen, deren Angehörige vor ihnen gestorben sind, diesen Toten vorzulesen. Wenn wir uns den Toten vorstellen und durch unsere Seele ziehen lassen, gleichsam nur in Gedanken lesend, irgend etwas, was spirituelle Wissenschaft darstellt, dann betrachtet dies der Tote. Er beobachtet dies, er nährt sich durch die unbewusste Nachwirkung der spirituellen Vorstellung, und er lebt auf in seinem eigenen Bewusstsein durch das, was man ihm so vorliest. Der Verstorbene fühlt sich getragen, gehalten. … So müssen wir uns klar sein, dass eine fortwährende Wechselbeziehung ist zwischen der physischen und der geistigen Welt. Es wäre leicht einzuwenden, dass der Tote ja in der geistigen Welt sei. Wozu brauche er dann unser Vorlesen? Ja, er ist in der geistigen Welt. Aber die Begriffe der Geisteswissenschaft müssen auf Erden erzeugt werden und können nicht anders erzeugt werden als durch das Erdengemüt der Menschen, so dass der Tote zwar die geistige Welt um sich herum hat, aber die Begriffe, die er gerade braucht, die können ihm zufließen, ihn tragend, ihn hebend in seinem Bewusstsein dadurch, dass wir sie ihm zufließen lassen von der Erde aus. Und da die innigste Beziehung besteht zwischen den Toten und denjenigen, mit denen sie gelebt haben, so sind die besten Vorleser für die Toten diejenigen Menschen, die um den Verstorbenen gelebt haben, die mit ihm verbunden oder befreundet waren, oder die sonst eine reale Beziehung vor dem Tode zu ihnen gehabt haben." "Man kann nämlich in der Tat, wie es sich gezeigt hat gerade innerhalb unserer anthroposophischen Bewegung, außerordentliche Dienste leisten den vor uns hingestorbenen Menschenseelen, wenn wir ihnen von spirituellen Dingen vorlesen. Das kann so gemacht werden, dass man die Gedanken an den Verstorbenen richtet und, um eine Erleichterung zu haben, versucht, ihn zu denken, wie man sich seiner erinnert: vor einem stehend oder sitzend. Man kann das mit mehreren zugleich machen. Man liest dann nicht laut vor, sondern verfolgt mit Aufmerksamkeit die Gedanken, immer mit dem Gedanken an den Toten: der Tote steht vor mir. Das ist Vorlesen den Toten. Man braucht kein Buch zu haben, aber man darf nicht in abstrakter Weise denken, sondern muss tatsächlich jeden Gedanken durchdenken: so liest man vor den Toten. Man kann es sogar so weit bringen, obzwar das schwieriger ist, dass, wenn man innerhalb einer gemeinsamen Weltanschauung, oder über irgendein Gebiet des Lebens überhaupt, einen gemeinsamen Gedanken mit dem Toten gehabt hat und eine persönliche Beziehung zu ihm hatte, man auch einem Fernerstehenden vorlesen kann. Das geschieht so, dass er durch den warmen Gedanken, den man an ihn richtet, nach und nach auf einen aufmerksam wird. So kann es sogar nützlich werden, wenn man Fernerstehenden nach ihrem Tode vorliest. Dieses Vorlesen kann zu jeder Zeit geschehen. Ich bin schon gefragt worden worden, zu welcher Stunde man das am besten tut. Das ist ganz unabhängig von der Stunde. Man muss nur die Gedanken wirklich durchdenken. Oberfläche genügt nicht. Wort für Wort muss man die Sachen durchgehen, wie wenn man es innerlich aufsagen würde. Dann lesen die Toten mit. Und es ist auch nicht richtig, wenn man glaubt, dass solches Vorlesen nur denjenigen nützlich sein kann, welche der Geisteswissenschaft im Leben nahegetreten sind. Das braucht durchaus nicht der Fall zu sein. So sehen wir, dass durchaus nicht notwendigerweise derjenige, dem wir helfen wollen, dem wir dienen wollen nach dem Tode, im Leben Anthroposoph gewesen zu sein braucht." "… Es hat sich wirklich das bewährt: da ist jemand gestorben; hier im Leben hat er sich aus irgendeinem Grunde … nicht mit Geisteswissenschaft befasst. Derjenige, der zurück geblieben ist, kann aus der Geisteswissenschaft heraus wissen, dass der Verstorbene ein brennendes Interesse für Geisteswissenschaft haben kann. Wenn der Zurückgebliebene nun Gedanken innerlich durchnimmt mit ihm, als wenn der Tote ihm gegenüberstehen würde, mit dem Gedanken, als ob der Tote vor ihm stehen würde, so ist das für den Toten eine grosse Wohltat. Wir können tatsächlich dem Toten vorlesen. Das überbrückt sozusagen die Kluft, die besteht zwischen den Lebenden und den Toten. Bedenken Sie, wenn die zwei Welten, die durch die materialistische Gesinnung der Menschen so geschieden sind — die Welt des physischen Planes und die spirituelle Welt, die der Mensch durchläuft zwischen Tod und neuer Geburt —, bedenken Sie, wie dies unmittelbar ins Leben eingreift, wenn diese zwei Welten zusammengeführt werden! Wenn Geisteswissenschaft nicht Theorie bleibt, sondern unmittelbarer Lebensimpuls wird, also das, was Geisteswissenschaft eben sein soll, dann gibt es keine Trennung, sondern unmittelbare Kommunikation. Das Vorlesen den Toten ist einer von den Fällen, in denen wir in unmittelbare Beziehung zu den Toten treten können, in denen wir ihnen helfen können. Derjenige, der Geisteswissenschaft gemieden hat, bleibt immer in der Qual, nach ihr zu verlangen, wenn wir ihm hier nicht helfen. Aber wir können ihm auch von hier helfen, wenn er überhaupt ein solches Verlangen hat. So kann der Lebendige dem Toten helfen."

(Rudolf Steiner, zitiert nach http://www.sterbekultur.ch/index_htm_files/3.2%20Vorlesen%20den%20Toten.pdf )

Es empfehlen sich die Grundwerke Rudolf Steiners, wie "Theosophie" und "Geheimwissenschaft im Umriß", wegen deren gedanklicher Klarheit, sowie "Anthroposophische Leitsätze" zum Vorlesen für die Toten.

Literatur

  • Michael Debus/Gunhild Kacer: Das Handeln im Umkreis des Todes. Fragen zur Bestattung, Selbstverlag Anthroposophische Gesellschaft Stuttgart, Stuttgart 1996, S. 59ff
  • Arie Boogert: Wir und unsere Toten, Urachhaus Vlg., Stuttgart 1993, S. 164ff