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[[Datei:Eddington A. Space Time and Gravitation. Fig. 9.jpg|mini|500px|Bildliche Darstellung eines Zeitpfeils nach [[Arthur Stanley Eddington|Arthur Eddington]]<ref>aus [[Arthur Stanley Eddington|A. Eddington]]: ''Space Time and Gravitation.'' Cambridge University Press 1920</ref>]]
#WEITERLEITUNG [[Jean-Pierre Changeux]]
[[Datei:Titian - Allegorie der Zeit.jpg|mini|[[Wikipedia:Tizian|Tizian]]: „Allegorie der Zeit“ - Darstellung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft anhand der Lebensalter: Der Greis (Vergangenheit) blickt zurück, der Jüngling (die Zukunft) nach vorne; der Mann (die Gegenwart) wedet sich dem Betrachter zu.]]
[[Datei:Sanduhr.jpg|thumb|Die Sanduhr, ein einfaches [[Messinstrument]] und zugleich [[Symbol]] für die unaufhaltsam dahinfließende Zeit.]]
Die '''Zeit''' ({{ELSalt|Χρόνος}}, ''Chronos''; [[Latein|lat.]] ''Tempus'') erscheint uns ''heute'' im [[irdisch]]en [[Erleben]] als eine unaufhaltsame, unumkehrbare, lineare, von der [[Vergangenheit]] durch die [[Gegenwart]] in die [[Zukunft]] gerichtete Abfolge von Ereignissen. [[Arthur Stanley Eddington]] (1882-1944) prägte dafür im Jahre 1927 in den damals von ihm gehaltenen ''[[Wikipedia:Gifford Lectures|Gifford Lectures]]'' den Begriff '''Zeitpfeil'''<ref>Peter Coveney, Roger Highfield: ''Anti-Chaos. Der Pfeil der Zeit in der Selbstorganisation des Lebens.'' Rowohlt Verlag 1992, S. 19.</ref>, der in          [[raumzeit]]lichen Diagrammen der '''Zeitachse''' eine eindeutige unumkehrbare Richtung gibt.
 
Demgegenüber lag den alten [[Mythologie]]n ein zyklisches Zeitmodell zugrunde, das seinen Ursprung im Erleben des [[Jahreslauf]]es hat. Eng verbunden mit dem Zeitbegriff ist der Begriff der '''Zeitlichkeit''' als Ausdruck der unaufhaltsamen [[Prozess#Reversible_und_irreversible_Prozesse|irreversiblen]] [[Veränderlichkeit]] und [[Vergänglichkeit]] der [[Physische Welt|physischen Welt]], die in einem durch beständiges [[Werden]] und [[Vergehen]] gekennzeichneten [[Entwicklung]]sprozess begriffen ist. Zeitlichkeit ist damit ein Gegenbegriff zur [[Ewigkeit]] und [[Unvergänglichkeit]] der höheren [[Geistige Welt|geistigen Welt]]. Im [[Altes Testament|Alten Testament]] wird die Zeitlichkeit und namentlich der [[Tod]] als Folge des [[Sündenfall]]s gedeutet.
 
Aus [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Sicht hat das, was wir als Zeit erleben, seine wahre Ursache in dem Zusammenwirken einer Summe niederer und höherer [[Geistige Wesen|geistiger Wesen]].
 
== Augustinus über das Rätsel der Zeit ==
[[Datei:SunDialAiKhanoum.jpg|miniatur|200px|Antike Hohlkugel-[[Wikipedia:Sonnenuhr|Sonnenuhr]] ([[Wikipedia:Skaphe|Skaphe]]) zur Anzeige [[Wikipedia:Temporale Stunden|temporaler Stunden]]; der horizontal montierte [[Wikipedia:Gnomon|Gnomon]] (Schattenzeiger) ging verloren.]]
 
{{Zitat|Was ist also die Zeit? Wenn mich niemand darnach fragt, weiß ich es, wenn ich es aber einem, der mich fragt, erklären sollte, weiß ich es nicht; mit Zuversicht jedoch kann ich wenigstens sagen, daß ich weiß, daß, wenn nichts verginge, es keine vergangene Zeit gäbe, und wem nichts vorüberginge, es keine zukünftige Zeit gäbe. jene beiden Zeiten also, Vergangenheit und Zukunft, wie kann man sagen, daß sie sind, wenn die Vergangenheit schon nicht mehr ist und die Zukunft noch nicht ist? Wenn dagegen die Gegenwart immer gegenwärtig wäre und nicht in die Vergangenheit Übergänge, so wäre sie nicht mehr Zeit, sondern Ewigkeit.|Augustinus|[[Wikipedia:Confessiones|Confessiones]] 11,14}}
 
== Der Doppelstrom der Zeit ==
 
In einem 1907 an [[Edouard Schuré]] geschriebenen Brief deutet [[Rudolf Steiner]] an, wie wesentlich und grundlegend für ihn die Beschäftigung mit dem [[Wesen]] der Zeit schon etwa ab dem 18. Lebensjahr war. Damals, im Jahr [[1879]], hatte er gerade maturiert und bereitete sich auf sein Studium vor. Als 21-jähriger Student schrieb Steiner den Aufsatz «[[Einzig mögliche Kritik der atomistischen Begriffe]]» {{Lit|{{BE|63|9}}}}, den er im Juni [[1882]] an den von ihm verehrten [[Friedrich Theodor Vischer]] sandte. Er sprach darin auch die Notwendigkeit einer Korrektur unseres Zeitbegriffes an, die auch Vischer wiederholt gefordert hatte. So schrieb Vischer etwa in einer Besprechung des Buches „''Der alte und der neue Glaube''“ von [[w:David Friedrich Strauß|David Friedrich Strauß]] bezüglich der [[Evolutionslehre]] [[Darwin]]s von einer gleichsam '''''zeitlosen Zeit''''', in der die Begriffe „Vorher“ und „Nachher“ ungültige Kategorien seien. Anders sei der Begriff einer wirklichen [[Entwicklung]], die niemals auf den bloßen blinden [[Zufall]] gegründet sein könne:
 
{{LZ|Wird die Ansicht Darwins auf alles Werden von Arten im Pflanzen- und Tierreich ausgedehnt, so ist der Begriff der Entwicklung und inneren Zweckmäßigkeit aufgehoben. Denn durch Anpassung, Zuchtwahl und Kampf ums Dasein entsteht Zweckmäßiges nur hinten nach; die Vorstellung ist im Grunde mechanisch, es werden nach ihr nur durch eine Art Reibung Formen hervorgebracht, die sich, nachdem sie da sind, als zweckmäßig erweisen. Von Entwicklung kann man nur dann sprechen, wenn man die Natur als unbewusste Künstlerin betrachtet, welcher ein Bild dessen, was entstehen soll, irgendwie vorschwebt, ehe es entsteht. Soll mit jener Ansicht der Begriff der Entwicklung, der immanenten Zweckmäßigkeit vereinbar sein, so müsste das durch eine ganz neue Untersuchung des Begriffs der Zeit bewiesen, d. h. es müsste auf die zeitlose Zeit rekurriert und daraus abgeleitet werden, dass Vorher und Nachher in dieser Frage ungültige Kategorien seien, dass also, wenn Zweckmäßiges nur aposteriorisch, ohne einen Geist in der Natur entsteht, der durch eine Intuition von vornherein darauf hinarbeitet, dies doch auch ebenso gut apriorisch heißen könne; - eine Untersuchung von höchster Schwierigkeit, von der ich zweifle, ob sie beweisen würde, was zu beweisen ist.|Friedrich Theodor Vischer: ''Der alte und der neue Glaube'', in: ''Kritische Gänge'', Erster Band, Herausgegeben von Robert Vischer, Zweite, vermehrte Ausgabe, Meyer & Jessen Verlag, München 1922, S. 289f. [https://archive.org/details/3282134_1/page/289/mode/2up archive.org]}}
 
In dieser Zeit entwickelte Steiner bereits eine klare Vorstellung vom '''Doppelstrom der Zeit''', in dem der äußeren, von der [[Vergangenheit]] in die [[Zukunft]] fließenden Zeit ein gegenläufiger Zeitstrom in der [[Astralwelt]] entgegen kommt. Beide Ströme kreuzen sich in der jeweiligen, einzig äußerlich [[Realität|realen]] [[Gegenwart]] und dies sei, wie er später betonte, die Bedingung für das [[Hellsehen|geistige Schauen]].
 
{{GZ|Sehr früh wurde ich auf Kant hingelenkt. Im fünfzehnten und sechzehnten
Jahre studierte ich Kant ganz intensiv, und vor dem Übergang
zur Wiener Hochschule beschäftigte ich mich intensiv mit den
orthodoxen Nachfolgern Kants, vom Anfange des 19. Jahrhunderts,
welche von der offiziellen Wissenschaftsgeschichte in Deutschland
ganz vergessen sind und kaum mehr genannt werden. Dann trat
hinzu ein eingehendes Vertiefen in Fichte und Schelling. In diese
Zeit fiel - und dies gehört schon zu den äußeren okkulten Einflüssen
- die völlige Klarheit über die Vorstellung der Zeit. Diese
Erkenntnis stand mit den Studien in keinem Zusammenhang und
wurde ganz aus dem okkulten Leben her dirigiert. Es war die
Erkenntnis, dass es eine mit der vorwärtsgehenden interferierende
rückwärtsgehende Evolution gibt - die okkult-astrale. Diese
Erkenntnis ist die Bedingung für das geistige Schauen.|262|15}}
 
Die Bezeichnung ''Doppelstrom der Zeit'' verwendete Rudolf Steiner in seinen Schriften und Vorträgen allerdings nicht explizit, sondern nur der Sache nach; sie findet sich einzig in einer Notizbucheintragung zu einem in [[Berlin]] am 4.Februar 1913 gehaltenen Vortrag {{Lit|{{BE|49/50|34}}}}.
 
In einem ebenfalls in Berlin am 17. Mai 1905 gehaltenen Vortrag sagte Steiner:
 
{{GZ|In jedem Zeitabschnitt ist Ihr Leben ein Durchschnitt von zwei
Strömungen, von denen die eine von der Zukunft nach der Gegenwart
geht und die andere von der Gegenwart nach der Zukunft.
Wo sich die Strömungen treffen, tritt eine Stauung ein. Alles, was
der Mensch noch vor sich hat, muß er als astralische Erscheinung
vor sich auftauchen sehen. Dieses ist etwas, was eine unglaublich
eindrückliche Sprache spricht.
 
Denken Sie sich, daß der Geheimschüler [an den Punkt seiner
Entwicklung kommt, wo er] hineinblicken soll in die astrale Welt,
wo ihm die Sinne aufgeschlossen werden, so daß er das, was er
noch bis zum Ablaufe der jetzigen Periode zu erleben haben
würde, als äußere Erscheinung in der astralen Welt rings um sich
auftauchen sehen würde. Das ist ein Anblick, der von ganz eindringlicher
Art für jeden Menschen ist. Wir müssen also sagen, es
ist eine wichtige Stufe im Verlauf der okkulten Schulung, daß dem
Menschen als astralisches Panorama, als astralische Erscheinung,
dasjenige entgegentritt, was er noch bis zur Mitte der sechsten
Wurzelrasse - denn bis dahin gehen unsere Inkarnationen - zu
erleben hat. Es erschließt sich ihm der Weg. Kein Geheimschüler
wird es anders [erleben], als daß er als äußere Erscheinung das
entgegentreten sieht, was er in der näheren Zukunft bis zur sechsten
Wurzelrasse [noch] vor sich hat.
 
Wenn der Schüler bis zur Schwelle vorgeschritten ist, dann tritt
an ihn die Frage heran: Willst Du dieses alles in der denkbar kürzesten
Zeit durchleben? Denn darum handelt es sich für denjenigen,
der die Einweihung empfangen will. Wenn Sie sich das
überlegen, so haben Sie Ihr eigenes zukünftiges Leben in einem
Moment als äußeres Panorama vor sich. Das ist wiederum dasjenige,
was uns die Anschauung des Astralischen charakterisiert.
Dies ist für den einen Menschen so, daß er sich sagt: Nein, da gehe
ich nicht hinein. Für den anderen dagegen ist es so, daß er sich
sagt: Ich muß hinein. Diesen Punkt der Entwickelung nennt man
die «Schwelle», die Entscheidung, und die Erscheinung, die man
da hat, sich selbst mit allem, was man noch zu erfahren und zu
erleben hat, die nennt man den «[[Hüter der Schwelle]]». Der Hüter
der Schwelle ist also nichts anderes als unser eigenes künftiges
Leben. Wir selbst sind es. Unser eigenes zukünftiges Leben liegt
hinter der Schwelle.|324a|38f}}
 
== Raum und Zeit existieren nicht abgesondert von den sinnlichen Dingen und Prozessen ==
 
Verfehlt schien Steiner in dem oben genannten Aufsatz, [[Raum]] und Zeit als von den [[sinnlich]]en [[Ding]]en und [[Prozess]]en abgesonderte [[Entität]]en zu betrachten:
 
<div style="margin-left:20px">
„Der Raum, abgesehen von den Dingen der Sinnenwelt, ist ein Unding. Wie der
Raum nur etwas an den Gegenständen, so ist auch die Zeit nur an und mit den
Prozessen der Sinnenwelt gegeben. Sie ist denselben immanent. An sich sind beide
bloße Abstraktionen. Konkrete Gebilde der Sinnenwelt sind nur die sinnlichen
Dinge und Prozesse. Sie stellen Begriffe und Gesetze in Form äußeren Daseins vor.
Daher müssen sie in ihrer einfachsten Form Grundpfeiler der empirischen Naturlehre
sein. Die einfache sinnliche Qualität und nicht das Atom, die Grundtatsache
und nicht die hinterempirische Bewegung sind die Elemente derselben. Damit ist
ihr eine Richtung gegeben, welche die einzig mögliche ist. Wenn man sich darauf
stützt, wird man gar nicht versucht werden, von Grenzen des Erkennens zu sprechen,
weil man es nicht mit Dingen zu tun hat, denen man willkürliche negative
Merkmale wie übersinnlich und dergleichen beilegt, sondern mit wirklich gegebenen
konkreten Gegenständen.“ {{Lit|{{BE|63|10}}}}
</div>
 
== Zeit und Zeitlosigkeit ==
 
Die Tätigkeit der [[Hierarchien]] an sich ist zeitlos, so wie auch beim [[Mensch]]en die höchsten geistigen Vorgänge zeitlos sind. Es gäbe keine Zeit, wenn alle Wesen auf gleicher Entwicklungsstufe stünden. Von der Entstehung der Zeit kann man schwer reden, denn im Wort ''Entstehen'' ist schon der Zeitbegriff mit enthalten; man kann also nur über das [[Wesen]] der Zeit sprechen. Und das ergibt sich eben daraus, dass im Zeitlosen durchaus verschiedene Entwicklungsgrade möglich sind, die durch ihr Zusammenspiel die [[wesenhaft]]e Zeit möglich machen.
 
<div style="margin-left:20px">
"... die höchsten geistigen Vorgänge beim Menschen führen
zu dem Begriff, daß sie zeitlos verlaufen. Die Tätigkeiten der Hierarchien
sind zeitlos. - Von Zeit-Entstehen ist schwer zu reden: in dem
Worte «entstehen» ist schon der Begriff der Zeit enthalten; man
müßte eher sagen: das Wesen der Zeit, und darüber ist nicht so leicht
zu sprechen. Es gäbe keine Zeit, wenn alle Wesen auf gleicher Entwickelungsstufe
stehen würden. Durch das Zusammenwirken einer Summe
niederer und einer Summe höherer Wesen entsteht Zeit. Im Zeitlosen
sind verschiedene Entwickelungsgrade möglich; durch ihr
Zusammenspiel wird Zeit möglich." {{Lit|{{G|110|176}}}}
</div>
 
== Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ==
[[Datei:Eisenuhr USK.jpg|miniatur|Frühe Eisenuhr aus der Uhrensammlung Kellenberger, Winterthur/Schweiz]]
 
Die Vergangenheit erstrahlt [[Gedanke|gedanklich]] in der [[Schönheit]] des [[Licht]]s, in der [[Finsternis]] offenbart sich die [[Wille]]nskraft, die in die [[Zukunft]] führt,
 
<div style="margin-left:20px">
"Sie schauen hinaus in die Welt: Sie sind vom Licht umflossen. In
dem Lichte erstirbt eine vorzeitige Welt. Sie treten auf den harten Stoff
auf - die Stärke der Welt trägt Sie. In dem Lichte erstrahlt gedanklich
die Schönheit. In dem Erglänzen der Schönheit erstirbt die vorzeitige
Welt. Die Welt geht auf in ihrer Stärke, in ihrer Kraft, in ihrer Gewalt,
aber auch in ihrer Finsternis. In Finsternis geht sie auf, die zukünftige
Welt, im stofflich-willensartigen Elemente.
 
Wenn die Physiker einmal ernsthaft reden werden, dann werden
sie sich nicht jenen Spekulationen hingeben, in denen heute von den
Atomen und Molekülen gefaselt wird, sondern sie werden sagen: Die
äußere Welt besteht aus Vergangenheit, und im Inneren trägt sie nicht
Moleküle und Atome, sondern Zukunft. Und wenn man einmal sagen
wird: Uns erscheint strahlend die Vergangenheit in der Gegenwart,
und die Vergangenheit hüllt die Zukunft überall ein - , dann wird man
von der Welt richtig reden, denn die Gegenwart ist überall nur dasjenige,
was Vergangenheit und Zukunft zusammen wirken. Die Zukunft
ist dasjenige, was eigentlich in der Stärke des Stoffes liegt. Die
Vergangenheit ist dasjenige, was in der Schönheit des Lichtes erglänzt,
wobei Licht für alles Sich-Offenbarende gesetzt ist, denn natürlich,
auch was im Tone erscheint, was in der Wärme erscheint, ist hier unter
dem Lichte gemeint.
 
Und so kann sich der Mensch nur selber verstehen, wenn er sich
auffaßt als Zukunftskern, der umhüllt ist von dem, was ihm von der
[Tafel 10:unten] Vergangenheit herrührt, von der Lichtaura des Gedankens. Man kann
sagen: Geistig gesehen ist der Mensch Vergangenheit, wo er in seiner
Schönheitsaura erstrahlt, aber eingegliedert ist dieser Vergangenheitsaura, was als Finsternis sich beimischt dem Lichte, das aus der Vergangenheit
herüberstrahlt, und was in die Zukunft hinüberträgt. Das Licht
ist dasjenige, was aus der Vergangenheit herüberstrahlt, die Finsternis,
was in die Zukunft hinüberweist. Das Licht ist gedanklicher Natur,
die Finsternis ist willensartiger Natur." {{Lit|{{G|202|78f}}}}
</div>
 
=== Ahura Mazdao und Ahriman ===
 
<div style="margin-left:20px">
"So muß man qualitativ den Kosmos betrachten, nicht bloß quantitativ,
dann kommt man mit diesem Kosmos zurecht. Dann gliedert sich
aber auch hinein in diesen Kosmos ein fortwährendes Ersterben, ein
Ersterben der Vorzeit im Lichte, ein Aufgehen der Zukunft in der
Finsternis. Die alten Perser nannten aus ihrem instinktiven Hellsehen
heraus das, was sie als die ersterbende Vorzeit im Lichte fühlten,
Ahura Mazdao, was sie als die Zukunft im finstern Willen fühlten,
Ahriman." {{Lit|{{G|202|82f}}}}
</div>
 
== Physikalische und lebendige Zeit ==
 
Als grundlegende [[physikalische Größe]] hat die Zeit das [[Formelzeichen]] <math>t</math> und wird im [[SI-System]] in [[Sekunde]]n (s) angegeben. Die [[Physik]] beschreibt die Zeit als unumkehrbare Abfolge von Ereignissen, die nach den Gesetzen der [[Thermodynamik]] durch die Zunahme der [[Entropie]] bestimmt ist. Nach dem [[Kausalität]]sprinzip geht dabei stets die Ursache der Wirkung voran, weswegen nur die Zukunft von der Gegenwart aus kausal beeinflusst werden kann, die Vergangenheit aber unveränderlich ist. Nach der [[Relativitätstheorie]] wird allerdings die zeitliche Abfolge von relativ zueinander bewegten Beobachtern unterschiedlich gesehen und es gibt auch keine universelle Gleichzeitigkeit von Ereignissen, sondern nur eine [[Wikipedia:Relativität der Gleichzeitigkeit|Relativität der Gleichzeitigkeit]]. In der [[Quantenphysik]] gibt es starke Hinweise darauf, dass die Zeit im Bereich der [[Planck-Zeit]] (ca. 5,391·10<sup>-44</sup> s) kein [[Kontinuum (Physik)|Kontinuum]] mehr ist.
 
=== Zeitinvarianz ===
 
In der Physik geht man von der [[Homogenität]] der Zeit aus, nach der kein Zeitpunkt vor anderen besonders ausgezeichnet ist. Ein gegebenes System reagiert zu jedem beliebigen Zeitpunkt auf gleiche kausale Einflüsse auf gleiche gesetzmäßige Weise. Aus der damit verbundenen '''Zeitinvarianz''' der [[Naturgesetze]] folgt nach dem 1918 von [[Emmy Noether]] formulierten [[Noether-Theorem|Noether-Theorem]] der von [[Rudolf Steiner]] wiederholt kritisierte [[Energieerhaltungssatz]].
 
=== Entropie und Zeit ===
 
{{Hauptartikel|Entropie}}
 
Alle rein physikalischen Prozesse laufen so ab, dass dabei die Entropie des [[Universum]]s insgesamt gleich bleibt oder zunimmt. Damit wird zugleich die Richtung der Zeit festgelegt: Prozesse, bei denen die Entropie zunimmt, sind [[Irreversibler Prozess|irreversibel]], d.h. ''nicht umkehrbar'', und das gilt für fast alle [[real]] vorkommenden physikalischen Vorgänge. Die [[Zukunft]] ist somit dadurch definiert, dass in ihr die Entropie größer ist als in der [[Vergangenheit]]. Nur reversible, d.h. umkehrbare Prozesse sind gleichsam ''zeitlos''.
 
=== Absolute und relative Zeit ===
 
[[Datei:Prague - Astronomical Clock Detail 1.jpg|thumb|300px|Astronomische Uhr, Prag]]
Völlig untauglich aus geistiger Sicht ist der von [[Isaac Newton|Newton]] geprägte und zur Grundlage der [[Klassische Physik|klassischen Physik]] gewordene Begriff der ''absoluten Zeit'', die völlig unabhängig von allen äußeren Gegenständen völlig gleichförmig dahinfließen soll.
 
{{Zitat|Die absolute, wahre und mathematische Zeit verfließt an sich und vermöge ihrer Natur gleichförmig und ohne Beziehung auf irgendeinen äußeren Gegenstand.|Isaac Newton|''[[Wikipedia:Philosophiae Naturalis Principia Mathematica|Mathematische Prinzipien der Naturlehre]]''; London 1687}}
 
Dass dieser absolute Zeitbegriff selbst aus physikalischer Perspektive nicht haltbar ist, hat schon [[Albert Einstein]] durch seine 1905 veröffentlichte [[spezielle Relativitätstheorie]] gezeigt. [[Raum]] und Zeit sind hier nicht mehr unabhängig voneinander, sondern werden zum [[4D|vierdimensionalen]] [[Raumzeit|Raum-Zeit-Kontinuum]] verflochten. Absolut im Sinne der Relativitätstheorie ist nur die [[Lichtgeschwindigkeit]] im [[Vakuum]] '''c'''='''229.792.458''' [[Meter pro Sekunde|m/s]], die damit zur fundamentalen [[Naturkonstante]] wird - mit beachtlichen Folgen. Raum und Zeit werden dadurch zu relativen Projektionen, die vom [[Bewegung]]szustand des [[Beobachter]]s abhängen. Das führt zu [[Messung|messbaren]] [[Phänomen]]en wie der [[Längenkontraktion]] und [[Zeitdilatation]] und der vollständigen [[Äquivalenz von Masse und Energie]], die in der berühmten ''Einstein-Formel'' '''E'''='''mc<sup>2<sup>''' knapp zusammengefasst wird. Im Rahmen der von Einstein ab 1915 veröffentlichten [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] deutete er die [[Gravitation]] [[abstrakt]] als [[Geometrie|geometrische]] Eigenschaft der [[Wikipedia:Raumkrümmung|gekrümmten]] vierdimensionalen Raumzeit - wiederum mit bemerkenswerten Konsequenzen, die die Vorstellung eines ''statischen'' [[Universum]]s ins Wanken brachte. Die Lösungen der vereinfachten Feldgleichung ([[Friedmann-Gleichung]]) implizieren nämlich für eine [[materie]]erfüllte Welt eine Phase der [[Expansion des Universums]], die 1929 von [[Wikipedia:Edwin Hubble|Edwin Hubble]] auch tatsächlich entdeckt wurde, worauf die moderne [[Urknall]]theorie aufbaut.
 
=== Eigenzeit ===
 
{{Hauptartikel|Eigenzeit}}
 
Eine von den Dingen abgezogene und als absolut gesetzte Zeit ist nur eine leere [[Abstraktion]] ohne [[Wirklichkeit]]sgehalt. In Wahrheit hat jede sich [[leben]]dig entwickelnde [[Ganzheit]] ihre '''Eigenzeit'''. Diese ist in ihrem [[Wesen]] begründet ist und äußert sich durch die in ihr [[periodisch]] in geordneter Folge ablaufenden und sich dabei beständig [[Metamorphose|metamorphosierenden]] [[Prozess]]e.
 
<div style="margin-left:20px">
"Und damit komme ich dazu, daß im Grunde jede Entität, die
überhaupt betrachtet werden darf wie eine Totalität, eigentlich
ihre Zeit in sich trägt. Ein Stückchen [eines] unorganischen Körpers
kann ich für sich betrachten, ein Blatt nicht, weil es nur einen
Bestand hat am Baum. Ich muß also Rücksicht nehmen bei meiner
Betrachtung darauf, was ein in sich geschlossenes totales System
ist, was eine Totalität ist. Jede Totalität aber, die ich so betrachte,
hat die Zeit als etwas Immanentes in sich. So daß ich eigentlich
nicht viel übrig haben kann für die abstrakte Zeit, die noch außer
jedem Ding ist und [neben] der jedem Ding oder Verlauf immanenten
Zeit existiert. Wenn ich die Zeit, die von Anfang bis Ende
gehen soll, ins Auge fasse, kommt es mir gerade so vor, wie wenn
jemand den abstrakten Begriff für das einzelne Pferd bildet. Die
einzelnen Pferde sind in der äußeren Raumrealität da, aber um den
Begriff zu bekommen, muß ich ihm etwas anderes noch zuschreiben.
So ist es auch mit der Zeit. Die Frage: Ist die Zeit in sich
veränderlich oder nicht? - hat keinen wirklichen Inhalt, weil jedes
Totalsystem in seinem immanenten Sein seine [eigene] Zeit hat,
und seinen [eigenen] Geschwindigkeitsverlauf. Der Geschwindigkeitsverlauf
des Unorganischen oder des Lebensprozesses führt
zurück auf diese immanente Zeit.
 
Daher möchte ich eigentlich lieber als eine Relativitätstheorie,
die immer voraussetzt, daß man das eine Koordinatenachsensystem
auf das andere beziehen kann, eine Absolutitätstheorie begründen,
die davon ausgeht, überall zu erforschen, wo Totalsysteme
sind, von denen man sprechen darf, wie man sprechen darf von
der Totalität eines Organismus. Man kann nicht sprechen von der
Totalität der Silurperiode bei der Erde, sondern da muß man die
Silurperiode mit einer anderen [erdgeschichtlichen Periode] zu
einem Totalitätssystem zusammenfassen. Ebensowenig kann ich
von einem Menschenkopf sprechen als von einer Totalität, da gehört
das andere dazu.
 
In der Geologie beschreiben wir [je] eine Periode [für sich genommen]
nach der anderen, als wenn sie so eine Wirklichkeit
wäre. Sie ist es nicht. Sie ist nur eine Wirklichkeit mit dem Ganzen
der Erde, und zwar so, wie ein Organismus eine Wirklichkeit ist,
wo ich nicht eines herausreißen darf. Es käme vielmehr darauf an,
statt unsere Vorgänge zu beziehen auf Koordinatenachsensysteme,
sie auf ihre eigene innere Wirklichkeit zu beziehen, dann würden
wir zu Totalitätssystemen kommen. Und dann würden wir müssen
zu einer Art von Monadismus zurückkommen. Wir würden
überwinden diese Relativitätstheorie und würden zur Absolutitätstheorie
kommen." {{Lit|{{G|324a|143f}}}}
</div>
 
=== Zeitmessung ===
[[Datei:Atomicclock.jpg|thumb|200px|Atomuhr]]
Zeit ist nur in Relationen quantitativ zu erfassen, z.B. durch die Beziehung des [[irdisch]]en Geschehens auf die periodisch wiederkehrenden [[Kosmos|kosmischen]] Verhältnisse - aber diese kehren nie in genau gleicher Weise wieder und laufen auch nicht in einem starr gleichförmigen Takt, sondern sind innerhalb gewisser Grenzen lebendig beweglich. Damit ist zugleich die ganze Problematik der [[Wikipedia:Zeitmessung|Zeitmessung]] (Chronometrie) angesprochen. Zwar hat man heute mit den [[Wikipedia:Atomuhr|Atomuhren]] einen weitgehend starren Taktgeber gefunden, aber damit entfernt man sich von der Wirklichkeit, die den lebendigen Zeitphänomenen zugrunde liegt, nur noch mehr. Als '''Zeiteinheit''' ist im [[SI-Einheitensystem]] die [[Sekunde]] ([[Einheitenzeichen]] s) festgelegt. So lange man von einer gleichmäßigen [[Erdrotation]] ausging, wurde die Sekunde als der sechzigste Teil einer Minute des in 24 Stunden zu 60 Minuten eingeteilten Tages definiert. Seit 1967 ist eine Sekunde als das 9.192.631.770-Fache der [[Periodendauer]] jener [[Strahlung]] festgelegt, die dem Übergang zwischen den beiden [[Wikipedia:Hyperfeinstruktur#Anwendungen|Hyperfeinstrukturniveaus]] des [[Grundzustand]]es von [[Atom]]en des [[Nuklid]]s <sup>133</sup>Cs entspricht (''Atomsekunde'').
 
{{GZ|Denn wenn wir etwas auf der Erde feststellen, wenn wir mit noch so
genauen Präzisionsinstrumenten rechnen, von dem Himmel aus angesehen
ist es immer um ein paar Tage falsch, weil die Himmelszeit
anders als die Erdenzeit verläuft. Die Erdenzeit suchen wir möglichst
gleichmäßig verlaufen zu lassen. Das ist gar nicht der Fall mit der
Himmelszeit, die schneller und langsamer verläuft, weil sie in sich
lebendig ist. Wir Menschen selber machen die Erdenzeit tot, daher
verläuft sie ganz gleichmäßig.|226|105}}
 
=== Uhrzeit ===
[[Datei:World Time Zones Map.png|mini|hochkant=1.5|Weltkarte mit '''realen Zeitzonen''' als mehrheitlich ausgefranste Süd-Nord-Streifen gleicher Farbe]]
 
Zur Festlegung der ortsabhängigen '''Uhrzeit''' wird die Erdoberfläche in idealerweise 15° breite '''Zeitzonen''' eingeteilt. In der Praxis gibt es allerdings zahlreiche Abweichungen von dieser Regelung. Die auf den durch die Londoner [[w:Royal Greenwich Observatory|Sternwarte Greenwich]] gelegten [[Nullmeridian]] bezogene '''Weltzeit''', auch '''Universalzeit''' oder '''Erdzeit''' genannt, ist weltweit gültig. Diese [[w:Greenwich Mean Time|Greenwich Mean Time]] [[w:GMT|GMT]] wurde 1928 in die '''Universal Time''' ('''UT''') umgewandelt. Sie beruht auf der durch astronomische Beobachtungen gewonnenen mittleren [[Sonnenzeit]] und spiegelt die [[Erdrotation]] wider. Um auch die leichten Sschwankungen der Erdrotation zu berücksichtigen, wurde die Universal Time 1968 in mehrere Zeitsysteme (UT0, UT1 und UT2) aufgespalten. Die direkt auf den [[Phasenwinkel]] der [[Tag-Nacht-Grenze]] bezogen Variante UT1 wurde 1972 zur Referenzbasis der [[w:Koordinierte Weltzeit|Koordinierten Weltzeit]] ([[w:UTC|UTC]]).
 
=== Die Zeit als vierte Dimension ===
 
Anknüpfend an die Ideen des britischen [[Mathematik]]ers und [[Theosoph]]en [[Charles Howard Hinton]], die auch [[Albert Einstein]] in seiner [[Relativitätstheorie]] aufgegriffen hat, fasste [[Rudolf Steiner]] die Zeit als [[vierte Dimension]] auf. Anders jedoch als bei Einstein, der sich auf den ''äußeren'' physikalischen Zeitbegriff beschränkte, ist die Zeit für Steiner der symptomatische Ausdruck für die Erscheinung des [[Leben]]digen - aufgefaßt als vierte Dimension - in den drei Dimensionen des physikalischen Raumes. Nach Steiner sind alle Wesen, für die die Zeit eine ''innere'' Bedeutung hat, räumliche, sich gesetzmäßig verwandelnde Abbilder vierdimensionaler Wesen.
 
<div style="margin-left:20px">
"Indem die Pflanze wächst, durchbricht sie den dreidimensionalen
Raum. Jedes Wesen, das in der Zeit lebt, durchbricht die drei
[gewöhnlichen] Dimensionen. Die Zeit ist die vierte Dimension.
Sie steckt unsichtbar in den drei Dimensionen des gewöhnlichen
Raumes darinnen. Sie können sie aber nur durch hellseherische
Kraft wahrnehmen.
 
Ein bewegter Punkt erzeugt eine Linie; bewegt sich eine Linie,
so entsteht eine Fläche; und bewegt sich ein Fläche, so ensteht der
dreidimensionale Körper. Lassen wir nun den dreidimensionalen
Raum sich bewegen, so haben wir Wachstum [und Entwicklung].
Sie haben dadurch den vierdimensionalen Raum, die Zeit [hineinprojiziert
in den dreidimensionalen Raum als Bewegung, Wachstum,
Entwicklung].
 
[Die geometrische Betrachtung zum Aufbau der drei gewöhnlichen
Dimensionen] finden Sie fortgesetzt im wirklichen Leben.
Die Zeit steht senkrecht auf den drei Dimensionen, sie ist die vierte,
sie wächst. Wenn Sie die Zeit in sich lebendig machen, entsteht
die Empfindung. Vermehren Sie die Zeit in sich, bewegen Sie sie
in sich selbst, so haben Sie das empfindende Tierwesen, das in
Wahrheit fünf Dimensionen hat. Das Menschenwesen hat in
Wahrheit sechs Dimensionen." {{Lit|{{G|324a|98f}}}}
</div>
 
=== Materie und Zeit ===
 
Die Annahme einer ewigen, unzerstörbaren Materie, wie sie etwa von [[Isaac Newton]] postuliert wurde, beruht auf einem verfehlten [[Zeit]]begriff.
 
<div style="margin-left:20px">
"Aber nur einer
ganz verfehlten Auffassung des Zeitbegriffes verdankt der
Begriff der Materie seine Entstehung. Man glaubt die Welt
zum wesenlosen Schein zu verflüchtigen, wenn man der
veränderlichen Summe der Geschehnisse nicht ein in der Zeit
Beharrendes, ein Unveränderliches untergelegt dächte, das
bleibt, während seine Bestimmungen wechseln. Aber die
Zeit ist ja nicht ein Gefäß, in dem die Veränderungen sich
abspielen; sie ist nicht vor den Dingen und außerhalb derselben
da. Die Zeit ist der sinnenfällige Ausdruck für den
Umstand, daß die Tatsachen ihrem Inhalte nach voneinander
in einer Folge abhängig sind. Nehmen wir an, wir
hätten es mit dem wahrzunehmenden Tatsachenkomplex a1
b1 c1 d1 e1 zu tun. Von diesem hängt mit innerer Notwendigkeit
der andere Komplex a2 b2 c2 d2 e2 ab; ich sehe den
Inhalt dieses letzteren ein, wenn ich ihn ideell aus dem
ersteren hervorgehen lasse. Nun nehmen wir an, beide
Komplexe treten in die Erscheinung. Denn was wir früher
besprochen haben, ist das ganz unzeitliche und unräumliche
Wesen dieser Komplexe. Wenn a2 b2 c2 d2 e2 in der
Erscheinung auftreten soll, dann muß a1 b1 c1 d1 e1 ebenfalls
Erscheinung sein, und zwar so, daß nun a2 b2 c2 d2 e2
auch in seiner Abhängigkeit davon erscheint. D. h. die Erscheinung
a1 b1 c1 d1 e1 muß da sein, der Erscheinung a2 b2
c2 d2 e2 Platz machen, worauf diese letztere auftritt. Hier
sehen wir, daß die Zeit erst da auftritt, wo das Wesen einer
Sache in die Erscheinung tritt. Die Zeit gehört der Erscheinungswelt
an. Sie hat mit dem Wesen selbst noch nichts zu
tun. Dieses Wesen ist nur ideell zu erfassen. Nur wer diesen
Rückgang von der Erscheinung zum Wesen in seinen Gedankengängen
nicht vollziehen kann, der hypostasiert die
Zeit als ein den Tatsachen Vorhergehendes. Dann braucht
er aber ein Dasein, welches die Veränderungen überdauert.
Als solches faßt er die unzerstörbare Materie auf. Damit
hat er sich ein Ding geschaffen, dem die Zeit nichts anhaben
soll, ein in allem Wechsel Beharrendes. Eigentlich aber
hat er nur sein Unvermögen gezeigt, von der zeitlichen Erscheinung
der Tatsachen zu ihrem Wesen vorzudringen, das
mit der Zeit nichts zu tun hat. Kann ich denn von dem
Wesen einer Tatsache sagen: es entsteht oder vergeht? Ich
kann nur sagen, daß ihr Inhalt einen andern bedingt, und
daß dann diese Bedingung als Zeitenfolge erscheint. Das
Wesen einer Sache kann nicht zerstört werden; denn es ist
außer aller Zeit und bedingt selbst die letztere. Damit haben
wir zugleich eine Beleuchtung auf zwei Begriffe geworfen,
für die noch wenig Verständnis zu finden ist, auf
[[Wesen]] und [[Erscheinung]]. Wer die Sache in unserer Weise
richtig auffaßt, der kann nach einem Beweis von der Unzerstörbarkeit
des Wesens einer Sache nicht suchen, weil
die Zerstörung den Zeitbegriff in sich schließt, der mit dem
Wesen nichts zu tun hat.
 
Nach diesen Ausführungen können wir sagen: ''Das sinnenfällige Weltbild ist die Summe sich metamorphosierender Wahrnehmungsinhalte ohne eine zugrunde liegende Materie.''" {{Lit|{{G|1|272ff}}}}
</div>
 
=== Die Geschwindigkeit als eigentliche Wirklichkeit ===
 
Was wir im Erdenleben als Zeit empfinden, ist eine Täuschung; [[Wirklichkeit]] hat nur die [[Geschwindigkeit]]:
 
<div style="margin-left:20px">
"Ich habe davon gesprochen, daß die Zeit, so wie
wir sie erleben, eigentlich eine Täuschung ist, daß die Zeit in Wirklichkeit
etwas ganz anderes ist, als sie der Mensch erlebt, weil der
Mensch die Zeit nicht perspektivisch nimmt, so sagte ich dazumal.
Den Raum erlebt der Mensch schon perspektivisch; die ferneren
Bäume sieht er kleiner als die nahen Bäume. In Wirklichkeit ist auch
die Zeit ebenso perspektivisch zu sehen. Die in der Zeit entfernten
Ereignisse sind anders zu sehen als die in der Zeit nahen Ereignisse.
Es ist aber nur die Grundlage dafür, daß die Zeit wirklich das ist, als
was die Forscher aller Zeiten sie angesehen haben: die Zeit ist das
wichtigste Medium der menschlichen Täuschung. Wir denken uns,
daß zum Beispiel die Wesen der höheren Hierarchien auch so durch
die Zeit fließen, wie unser eigenes Seelenleben durch die Zeit fließt:
es ist keine Wahrheit darin. In Wahrheit liegt das Wesen der höheren
Hierarchien in abgeflossenen Zeiten, aber sie wirken herüber aus den
abgeflossenen Zeiten, wie im Raume von einem entfernten Orte man
herüberwirken kann, meinetwegen durch Lichtsignale oder so etwas,
auf in einem nahen Orte im Raume liegende Wesen. Die Zeit ist nicht
das, als was sie die Menschen ansehen, die Zeit ist auch nicht das, als
was sie solche Philosophen wie ''[[Immanuel Kant|Kant]]'' ansehen, sondern die Zeit ist in
ihrer Wirklichkeit etwas ganz anderes. Und das, was der Mensch als
Wirklichkeit ansieht, ist eben auch eine Maja, eine große Täuschung.
Vor allen Dingen bleibt immer das stehen, wovon wir glauben, indem
wir in der Zeit als Täuschung leben, daß es vergangen sei. Es bleibt
aber da; die Zeit wird wirklich zu etwas wie zu einem Raume. Und
man sieht auf die rückwärtigen Ereignisse so, wie man auf entfernte
Gegenstände im Raume sieht, wenn man wahrhaftig sieht. Die Zeit
ist eine Täuschung.
 
Und weiter weiß die Geisteswissenschaft, daß die Quellen zu andern
großen Täuschungen in menschlichen Weltanschauungen davon herrühren,
daß der Mensch in bezug auf die Zeit der Täuschung unterliegt.
Wenn unter Ihnen viele Physiker wären, würde ich selbst rein
physikalisch mich hier aussprechen können. Ich würde Ihnen an
physikalischen Formeln zeigen können, daß so, wie der Physiker die
Zeit - das t, wie er es bloß nennt - in die physikalischen Formeln einführt,
diese Zeit nur eine Zahl ist, also etwas ganz Unbekanntes, keine
Wirklichkeit, sondern ein reiner Schein ist. Ein Wirkliches ist immer
nur die Geschwindigkeit, aber die gerade sieht der Physiker als eine
Folge der Zeit an. Da Sie ja keine Physiker sind und sich wahrscheinlich
auf das Verständnis der Sache nicht einlassen werden, will auch
ich mich nicht weiter darauf einlassen.
 
Die Zeit ist Täuschung, das ist eine schwerwiegende Wahrheit,
weil die Zeit als Täuschung vielen andern Täuschungen des Lebens
zugrunde Hegt. So zum Beispiel sieht man alle Dinge falsch, wenn man
im geschichtlichen Leben die Zeit falsch anwendet. So denken etwa
die Menschen, in den ersten drei christlichen Jahrhunderten hätten
sich gewisse Dinge zugetragen, die seien jetzt vorbei. - In Wirklichkeit
müßten sie denken: Der Erzengel oder die Wesenheit aus der Hierarchie
der Archai, die dazumal die Ereignisse geleitet hat, ist noch da;
das wirkt in anderer Weise weiter. - Das Vergangensein ist nur eine
Täuschung. Es hängt viel davon ab, daß man gegenüber der geistigen
Wirklichkeit gerade den perspektivischen Charakter der Zeit kennenlernt,
daß man weiß, man muß sich über die Ereignisse im Zeitenlaufe
ebenso täuschen - während man das nicht glaubt -, wie man sich
über die Ereignisse im Raume täuscht, wenn man keine Perspektive
zugibt. Denken Sie einmal, wie groß die Täuschung wäre, wenn Sie
keine Perspektive zugeben würden, wenn Sie das Entfernte im Raume
als so wirksam auf sich selbst betrachten würden wie das Nahe. Sie
schauen auf einen fernen Berg hin. Von der Luft, die Sie umgibt,
hängt wesentlich Ihre Gesundheit ab; von der Luft auf dem fernen
Berge nicht, denn wollen Sie sie als gesundheitsfördernd haben, so
müssen Sie hingehen. Die Wirklichkeit hängt im wesentlichen, sobald
es um die Wirklichkeit im Leben sich handelt, mit der Perspektive zusammen.
So ist es aber auch mit Bezug auf die Zeit. Wir leben richtig
in der Gegenwart, wenn wir nicht glauben, daß die ferneren Ereignisse
der Vergangenheit ebenso gewogen werden können wie die nahen
Ereignisse. Wenn wir im dritten nachatlantischen Zeitraum die
ägyptisch-chaldäische Zeit betrachten und nur dasjenige ins Auge
fassen, was die Dokumente liefern, und sie so registrieren, wie sie die
Torengeschichte registriert, die Fable convenue, die sich eben heute
Geschichte nennt, dann machen wir den perspektivischen Fehler.
Denn es hat überhaupt für das heutige Leben gar keine Bedeutung,
was die Menschen äußerlich an Taten während der ägyptischen Zeit
gemacht haben, aber was die Engel und Erzengel und Archai gemacht
haben, das hat Bedeutung; das tritt aber nur in der perspektivisch gebildeten
Betrachtung hervor. Daher ist es ein Grundsatz, und nicht
nur heute, wo wir alle diese Dinge wiederentdecken müssen auf dem
Boden der Anthroposophie, sondern in allen Zeiten war es ein Grundsatz
für alle geistigen Forscher, daß die Zeit als solche eine Täuschung
ist, und niemals wurde von einem wirklichen Kenner der Wirklichkeit
mit der Zeit so gerechnet, daß sie für eine Wahrheit gehalten wurde,
daß sie selbst für eine wahre Wirklichkeit gehalten worden wäre." {{Lit|{{G|184|71ff}}}}
</div>
 
=== Zeitlinie und Zeitknäuel ===
 
Der alltägliche Zeitbegriff, nach dem die Zeit linear von der Vergangenheit über den Moment der Gegenwart in die Zukunft läuft, ist untauglich, um [[geist]]ige Zusammenhänge zu erfassen. Das ist besonders dann der Fall, wenn man für den Erfolg eines [[Heilung]]prozesses auch das [[Karma]] des [[Mensch]]en berücksichtigen muss. Dann wirkt das, was schon vor langer Zeit, beispielsweise vor 3000 Jahren, karmisch veranlagt wurde, unmittelbar in den gegenwärtigen [[Krankheit]]sverlauf hinein. Aus der Zeitlinie wird dann gleichsam ein '''Zeitknäuel''', in dem die Gegenwart und die ferne Vergangenheit miteinander verknäuelt sind.
 
{{GZ|Man möchte sagen, in der Betrachtung solcher Erlebnisse liegt das
Merkwürdige, das Paradoxe, daß man lernt die Krankheit anschauen
von der anderen Seite, von der Seite, von der aus die Krankheiten die
geistigen Wesenheiten handhaben, nicht der Mensch. Denn eine Handhabung
ist diejenige, welche die Menschen der Krankheit gegenüber entwickeln;
das ist die eine Handhabung. Das ist die von dem Aspekt der
Erde aus. Sie besteht darin, daß wir wieder jenes Verhältnis herbeiführen
durch die Therapie, welche die Krankheit aufhebt. Die geistigen
Wesenheiten, die es mit dem Menschen zu tun haben, handhaben die
Krankheiten anders. Sie arbeiten die Krankheit in das Netz des Karma
hinein. Das ist ihr Geschäft. Allerdings ein Geschäft, welches nicht
so nahe die Dinge aneinander fügt, wie sie durch Pathologie hier auf
Erden verbunden sind. Hier kann man nicht einen Menschen, der mit
siebzehn Jahren krank wird, mit fünfundvierzig Jahren heilen. Aber
mit Bezug auf die Karmagestaltung ist es allerdings so, daß das, was in
irgendeiner Inkarnation als Krankheitsprozeß verläuft - ob er geheilt
wird oder nicht -, ins Karma verwoben wird, aber vielleicht in dreitausend
Jahren, denn die Zeit hat ganz andere Maßstäbe innerhalb der
geistigen Welt. Aber man lernt sehr viel an denjenigen Prozessen, wo
das eintritt, was vom geistigen Gesichtspunkt aus gesehen in der geistigen
Welt schon eintreten kann, dann aber auch herunterstrahlen
kann in die physische Welt.
 
Sehen Sie, nehmen Sie einen solchen Prozeß, wie ich ihn Ihnen eben
angedeutet habe, der sich vielleicht in dem gewöhnlichen Verlauf der
Evolution in dreitausend Jahren vollzieht. Ich will durch diesen Strich
andeuten, daß irgend etwas, was heute mit dem Menschen geschieht,
von den geistigen Wesen so ausgestaltet wird, daß das andere, was als
Ausgleichendes dazugehört, in dreitausend Jahren eintritt. Das ist der
normale Prozeß. Aber sehen Sie, im gewöhnlichen Leben kennt man
ja die Zeit nur sehr ungenau. Wie stellt man sich im gewöhnlichen Leben
die Zeit vor? Wie eine von der vergangenen Unendlichkeit durch
die Gegenwart in die Zukunft hineinlaufende Linie. So ungefähr stellt
man sich die Zeit vor, allerdings eine dicke Linie, nicht eine Linie, sondern
ein dickes Seil, denn sie enthält alles, was man überhaupt wahrnimmt
in der Welt, zugleich in jedem einzelnen Augenblick der Gegenwart.
Man stellt sie sich so vor, wenn man überhaupt sich etwas
vorstellt. Die meisten Menschen stellen sich das überhaupt gar nicht
vor. Geistig angesehen, ist die Sache nicht so. Und man lernt schwer
Verständnis finden für geistige Verläufe, die ja in allen physischen Verläufen
drinnen sind, wenn man sich die Zeit nur so vorstellen kann.
 
[[Datei:GA318 044.gif|center|600px|Zeitlinie und Zeitknäuel]]
 
Aber die Zeit ist in der Realität nicht so, sondern der ganze Faden, den
ich da an die Tafel gezeichnet habe, der kann verwickelt zu einem
Knäuel werden. In diesem Knäuel ist die ganze Zeitlinie drinnen, die
dreitausend Jahre sind in einem Knäuel. Die Zeit kann sich verknäueln,
und wenn sie sich für irgendeine Evolution verknäuelt, diese Zeit, dann
kann der Knäuel eben in einem Menschen leben. Bei der heiligen Theresia
lebte eine verknäuelte Zeit in dem irdischen Leben. Das ist eigentlich
das Mysterium, daß Dinge, die sonst in dem Karma weit auseinanderrücken,
zusammengeschoben werden. (Siehe Zeichnung.)|318|44f}}
 
=== Die Zeit als lebendiger Organismus ===
 
Nur im [[physisch]]-[[sinnlich]]en Erleben ist die [[Gegenwart]] das einzig [[Real]]e. Aus der Perspektive der [[Höhere Welten|höheren Welten]] ist das Vergangene nicht einfach vergangen und das Zukünftige noch nicht da, sondern sie schließen sich zu einem lebendigen [[Zeitorganismus]] zusammen. Ein solcher in sich zusammenhängender Zeitorganismus ist der [[Ätherleib]] des [[Mensch]]en.
 
<div style="margin-left:20px">
"Bedenken Sie nur: Wie die
gewöhnlich gemeinte Wirklichkeit vor uns steht, ist ja
Raum und Zeit ineinander verwoben. Man kann solche
Dinge erst dann denken, wenn man auseinanderhält Raum
und Zeit. Im gewöhnlichen gegenständlichen Erkennen
haben Sie ja die Zeit überhaupt nicht gegeben. Sie messen
ja die Zeit durch lauter Raumgrößen, und Veränderungen
in den Raumgrößen sind die Erkennungsmittel für
dasjenige, was dann als Zeit gilt. Denken Sie sich doch
nur eine andere Zeitmessung. Sie messen sonst immer die
Zeit nach dem Raum. Das ist nicht der Fall in dem
Augenblick, wo Sie zum wirklichen Erleben der Zeit
übergehen. Das tun die Menschen zumeist unbewußt.
Eigentlich wird das Denken durch die imaginative Erkenntnis
ins Bewußtsein heraufgehoben. Ein wirklich
zeitliches Erleben aber haben Sie, wenn Sie zum Beispiel,
sagen wir, am 12. April 1922 um 4 Uhr 4 Minuten und
soundsoviel Sekunden ihr Seelenleben nehmen.
 
Wenn Sie dieses Ihr Seelenleben in diesem Augenblick
nehmen, so hat es einen zeitlichen Querschnitt. Sie
können nicht davon sprechen, daß da irgendein Raumesquerschnitt
innerhalb dieses zeitlichen Querschnittes ist.
Innerhalb dieses zeitlichen Querschnittes liegt nun aber
Ihre ganze zunächst irdische Vergangenheit drinnen, und
Sie müssen, wenn Sie schematisch zeichnen wollen, wenn
das der Strom Ihres Erlebens ist von a nach b, den
Querschnitt A bis B zeichnen. Sie können nicht anders,
 
[[Bild:GA082_233.gif|center|300px|zeitlicher Querschnitt]]
 
als Ihr gesamtes Erleben in diesen Querschnitt hinein
verlegen, und dennoch gibt es darin eine Perspektive. Sie
können sagen, zeitlich weiter zurückliegende Erlebnisse
bilden sich in geringerer Intensität ab als zeitlich nähere.
Das wirkt aber alles in dem einen Querschnitt drinnen.
So daß Sie andere Beziehungen herausbekommen, wenn
Sie die Zeit wirklich analysieren. Die Zeit können wir
überhaupt nur zu einer Vorstellung erheben, wenn wir
nicht die Analyse nehmen, die wir in der Physik gewohnt
sind, nach Raum-Erkenntnismitteln, sondern nur,
indem wir auf unser Seelenleben selbst reflektieren. In
Ihrem Seelenleben stecken Sie aber, wenn Sie auch nur
abstrakte Gedanken haben, in dem Zeitleib drinnen. Das
ist das Wichtige, daß man nun wirklich diesen Zeitleib
als einen Organismus aufzufassen in der Lage ist. Sehen
Sie, wenn Sie irgendwelche Indispositionen, sagen wir
durch diese oder jene Verdauungsstörung, im Magen
verspüren, so können Sie unter Umständen sehen, daß
auch ganz andere Gebiete Ihres Raumesorganismus dadurch
in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Raumesorganismus
ist so, daß die einzelnen Gebiete räumlich
voneinander abhängig sind. Beim Zeitorganismus ist das
so, daß, trotzdem wir ein Später und ein Früher haben,
Später und Früher in organischer Weise zusammenhängen.
Ich drücke das manchmal so aus, daß ich sage:
Nehmen wir an, wir haben einen sehr alten Menschen.
Wir finden, wenn solch ein alter Mensch zu jüngeren
Leuten, zum Beispiel zu Kindern spricht, daß sein Zusprechen
an den Kindern abprallt, daß seine Worte gar
nichts für die Kinder sind. Und wir finden einen anderen
Menschen. Wenn der zu Kindern spricht, ist es etwas
ganz anderes. Seine Worte fließen von selbst in die
kindlichen Seelen ein. Wenn Sie nun studieren - man
studiert nur diese Dinge nicht, weil man sehr selten den
ganzen Menschen ins Auge faßt, man hält sozusagen
nicht so lange mit der Aufmerksamkeit still, daß man
zum Beispiel das beobachtet -, worauf das Segnende der
Kraft eines älteren Mannes oder einer alten Frau beruht,
so muß man manchmal zurückgehen in die erste Kindheit.
Soweit dehnt man die Beobachtung heute nicht aus.
Das muß die Anthroposophie machen. Da gehen Sie
zurück und werden finden: Wer im Alter segnen kann,
wer im Alter diese eigentümliche geistige Kraft in sich
hat, daß seine Worte wie Segen in jugendliche Menschen
einfließen, der hat in der Jugend beten gelernt. Ich drücke
das bildlich so aus: Gefaltete Hände in der Jugend werden
zu segnenden Händen im Alter.
 
Da haben Sie einen Zusammenhang zwischen demjenigen,
was als Einfluß auf andere Menschen im späteren
Alter wirkt und was in der ersten Kindheit, sagen
wir, an frommen Gefühlen und dergleichen in dem Leben
vorhanden war. Da ist ein organischer Zusammenhang
zwischen dem Früheren und dem Späteren. Und
nur wenn man den ganzen Menschen kennt, sieht man,
wie er unendlich viele solcher Zusammenhänge hat. Heute
stecken wir eben mit unserem ganzen Leben außerhalb
dieser Wirklichkeit. Wir bilden uns ein, daß wir ganz
strotzen von Wirklichkeit, aber wir sind Abstraktlinge
in unserer Lebenskultur. Wir achten nicht auf die wahre
Wirklichkeit. So achten wir zum Beispiel auf solche
Dinge nicht. Wir achten auch nicht darauf, daß wir,
wenn wir einem Kinde etwas beibringen, möglichst vermeiden
müssen, namentlich im Volksschulalter, ihm
scharfkonturierte Begriffe zu geben. Die sind wirklich so
für das spätere Alter, als wenn man die Glieder einschnüren
würde und sie nicht größer wachsen ließe. Was
wir dem Kinde überliefern, muß ein Organismus sein,
muß beweglich sein. Da kommen Sie nun allmählich an
das heran, was ich mit einem Organismus meine. Natürlich,
vollständig ist es nur möglich innerhalb der Imagination.
Aber man kommt trotzdem zu einer Vorstellung
von einem Organismus, wenn man sich nur klar darüber
ist, daß eben dasjenige, was im Menschen zeitlich verläuft,
sich nicht bezieht auf den Raumesorganismus, sondern
auf den Zeitorganismus. Nun sehen Sie, daß in der
Zeit eine Realität liegt. Sie können es wiederum aus der
Mathematik heraus entnehmen. Da hat es einmal eine
ganz nette Diskussion gegeben. Ich glaube, Ostwald war
es, der darauf aufmerksam gemacht hat - also kein Anhänger
der Geisteswissenschaft, sondern ein Mensch,
der nur nicht gerade Materialist ist -, daß die organischen
Prozesse, die in der Zeit verlaufen, nicht mit dem
mechanischen Prozeß umkehrbar sind. Nun ist es aber
so, daß man mit der gewöhnlichen Rechnung überhaupt
an die Zeitprozesse gar nicht herankommt. Sie bleiben
mit der gewöhnlichen Rechnung eigentlich immer außerhalb
der Zeitprozesse. Sie verfolgen nicht die Prozesse
als solche. Wenn Sie zum Beispiel in einer Formel für die
Mondfinsternis negative Größen einsetzen, so kriegen
Sie die weiter zurückliegenden Dinge, aber Sie bewegen
sich nicht mit den Dingen weg. Sie bewegen sich nur in
der Raumessphäre. Und so bekommt man auch nur
einen richtigen Begriff von dem, was eigentlich physischer
Leib des Menschen ist, wenn man trennen kann
vom Zeitlichen das Räumliche. Beim Menschen ist es
von fundamentaler Bedeutung, weil man überhaupt zu
keinem Verständnis kommt, wenn man nicht weiß, daß
bei ihm alles Zeitliche als Entität für sich verläuft, und
das Räumliche von dem Zeitlichen als von etwas Dynamischem
beherrscht wird, während bei einer Maschine
das Zeitliche nur eine Funktion ist desjenigen, was räumlich
wirkt. Das ist der Unterschied. Beim Menschen ist
das Zeitliche ein Reales, während beim Mechanismus das
Zeitliche nur eine Funktion des Raumes ist. Darauf
kommt es zuletzt hinaus." {{Lit|{{G|82|232ff}}}}
</div>
 
== Die Zeit in den höheren Welten ==
 
=== Der ätherische und der gegenläufige astralische Zeitstrom ===
 
[[Datei:GA 115 190.gif|thumb|400px|Das gegenwärtige [[Bewusstsein]] als Zusammenfluss der [[ätherisch]]en Strömung aus der Vergangenheit und der [[astralisch]]en Strömung aus der Zukunft ([[GA 115]], S 190)]]
Aus höherer Sicht ist es auch nicht richtig, dass die Zeit einseitig von der Vergangenheit in die Zukunft fließt. Das ist nur im [[Äther]]ischen der Fall. Auf dem [[Astralplan]] hingegen fließt die Zeit in umgekehrter Richtung:
 
<div style="margin-left:20px">
"Zum Beispiel sehen wir im Physischen zuerst die Henne und
dann das Ei. Im Astralischen sieht man umgekehrt erst das Ei und
dann die Henne, welche das Ei gelegt hat. Im Astralen bewegt sich
die Zeit zurück; erst sieht man die Wirkung und dann die Ursache.
Daher der prophetische Blick; niemand könnte künftige Ereignisse
voraussehen ohne dieses Rückwärtsgehen von Zeitereignissen." {{Lit|{{G|95|22}}}}
</div>
 
==== Zeit und Bewusstsein ====
Das [[Phänomen]] des menschlichen [[Bewusstsein]]s wird man nur verstehen, wenn man berücksichtigt
 
<div style="margin-left:20px">
"... daß der Strom des Seelenlebens
nicht nur von der Vergangenheit in die Zukunft, sondern auch
von der Zukunft in die Vergangenheit fließt, daß wir zwei Zeitströmungen
haben: das Ätherische, das in die Zukunft geht, während
dasjenige, was wir als Astralisches dagegen haben, von der Zukunft in
die Vergangenheit zurückfließt." {{Lit|{{G|124|64f}}}}
</div>
 
Alles [[Vorstellung]]smäßige hängt mit dem ätherischen Strom aus der Vergangenheit zusammen, alles Begehren, alle Wünsche, die Phänomene von [[Liebe]] und [[Hass]], alle [[Wille]]nsimpulse kommen uns mit dem astralischen Strom aus der Zukunft entgegen. Das Übereinanderschlagen dieser beiden Strömungen, der ätherischen und der astralischen, die gleichsam einen «Wirbel» bilden {{Lit|{{G|59|109}}}}, ''ist'' das gegenwärtig empfundene Bewusstsein {{Lit|{{G|115|190ff}}}}.
 
Aber nicht nur die Richtung, auch die [[Geschwindigkeit]] (s.o.) der verschiedenen [[Seelentätigkeiten]] ist sehr unterschiedlich. Die grundlegenden [[Wille]]nsimpulse verändern sich sehr viel langsamer als das dahineilende [[Denken]].
 
<div style="margin-left:20px">
"Unser seelisches Leben beruht darauf, daß zum
Beispiel das Denken, das Vorstellen, mit einer ganz anderen
Geschwindigkeit abläuft als das Fühlen, und dieses
wiederum mit einer ganz anderen Geschwindigkeit als das
Wollen. Diese Dinge - daß innerlich im Seelenleben verschiedene
ineinandergeschichtete Geschwindigkeiten sind -
bewirken gerade das innere Entstehen des Bewußtseins.
Bewußtsein entsteht nur da, wo irgend etwas sich stört.
Daher ist Bewußtsein sogar verwandt mit dem Tode:
weil der Tod das Leben stört." {{Lit|{{G|73|50}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Denn der Wille bewegt sich nämlich wesentlich
langsamer in der menschlichen Evolution als die Gedanken. Bitte,
fassen Sie das als eine sehr wichtige Wahrheit auf: Der Wille bewegt
sich viel langsamer als die Gedanken. So daß zum Beispiel bei den
Menschen, die sich mehr den allgemeinen Gewohnheiten überlassen
haben, die nicht dazumal gerade in den vierziger Jahren [des 19. Jahrhunderts] Rebellen
oder Revolutionäre waren, sondern die sich so mehr den allgemeinen
Gewohnheiten, den patriarchischen, biederen Gewohnheiten
der dreißiger, vierziger Jahre überlassen haben, diese Gewohnheiten
fortlebten bis in die Jahrzehnte, die ich jetzt meine. Aber die Gedanken
schritten weiter. Und dadurch treten fortwährend in der Evolution
Diskrepanzen auf zwischen dem Gedankenleben und dem
Willensleben, die nicht in allen Sphären des Lebens, aber in gewissen
Sphären des Lebens erscheinen." {{Lit|{{G|177|258}}}}
</div>
 
==== Zeit und Schlaf ====
 
[[Datei:GA 234 107.gif|500px|center|Zeit und Schlaf]]
 
Im [[Schlaf]] gehen wir in der Zeit rückwärts bis zu unserer früheren [[Inkarnation]].
 
<div style="margin-left:20px">
"... da ist der Mensch in seiner gegenwärtigen Inkarnation. (Es wird gezeichnet,
rechts Mitte.) Wenn er Imagination entwickelt, so schaut
er seinen Ätherleib etwas vor die Geburt oder Empfängnis hingehend
(gelb); aber sein astralischer Leib führt ihn durch Inspiration hinein
in die ganze Zeit, die verflossen ist zwischen dem letzten Tode und
dieser Geburt (rot). Und die Intuition führt ihn in das vorangehende
Erdenleben zurück (gelb).
 
Wenn Sie nun schlafen, so bedeutet das nichts anderes, als daß Sie
das Bewußtsein, das sonst im physischen Leibe ist, zurückverlegen,
zurückführen, daß Sie mit ihm zurückkehren. Der Schlaf ist also eigentlich
ein Zurücklaufen in der Zeit zu dem, wovon ich Ihnen schon
gesagt habe, daß es dem gewöhnlichen Bewußtsein als vergangen erscheint,
aber doch da ist. Sie sehen, man muß auch da, wenn man wirklich
zum Erfassen des Geistigen kommen will, die Begriffe ändern
gegenüber den Begriffen, die man gewöhnt ist im physischen Leben
zu verwenden. Man muß also eigentlich sich bewußt werden, daß der
Schlaf jedesmal ein Zurückgehen ist in die Gefilde, die man durchgemacht
hat im vorirdischen Dasein, oder sogar ein Zurückgehen ist
in frühere Inkarnationen. Der Mensch erlebt tatsächlich während des
Schlafes, nur kann er es nicht erfassen, dasjenige, was früheren Inkarnationen
angehört, was er durchgemacht hat auch im vorirdischen Dasein.
 
Über den Zeitbegriff muß man eine völlige Begriffsmetamorphose
durchmachen; der muß ein ganz anderer werden. Wenn man daher an
jemanden die Frage stellt: Ja, wo ist er denn, wenn er schläft? - dann
muß man sagen: Er ist eigentlich in seinem vorirdischen Dasein oder
sogar zurückgekehrt zu früheren Erdenleben. - Populär ausgedrückt
sagt man eben: Der Mensch ist außerhalb seines physischen und seines
Ätherleibes. Das Reale dazu ist das, was ich Ihnen auseinandergesetzt
habe. Das ist, was sich darstellt als der rhythmische Wechselzustand
zwischen Wachen und Schlafen." {{Lit|{{G|234|107f}}}}
</div>
 
=== Dauer und Vorsehung im Devachan und auf dem Buddhiplan ===
 
[[Bild:Serpiente alquimica.jpg|thumb|250px|Ouroboros aus einem [[alchemist]]ischen Manuskript als [[Symbol]] der zyklisch in sich selbst zurücklaufenden Zeit, der [[Ewigkeit]].]]
[[Bild:Mysteriendramensiegel_4.gif|thumb|250px|Siegelbild für das vierte Mysteriendrama nach dem Entwurf [[Rudolf Steiner]]s.]]
 
Im [[Devachan]], in der eigentlichen [[Geistige Welt|geistigen Welt]], herrschen hingegen [[Dauer]] und [[Vorsehung]], wobei letztere vom [[Buddhiplan]], der [[Welt der Vorsehung]], hereinwirkt:
 
<div style="margin-left:20px">
"In dem Augenblick, wo man in
die geistige Welt hineinschaut, ist es, wenn man in das Vergangene
hineinsieht, so, daß das Vergangene wie stehengeblieben ist. Das ist
noch da. Die Zeit wird zum Raume. Das Vergangene hört auf, unmittelbar
Vergangenes zu sein. Dann hört der Begriff der Notwendigkeit
auch auf einen Sinn zu haben. Man hat nicht ein Vergangenes,
ein Gegenwärtiges, ein Zukünftiges, sondern man hat ein Dauerndes.
Luzifer ist meinetwillen in der Mondenentwickelung so stehengeblieben,
wie einer stehenbleibt, der mit einem anderen gegangen ist, und
während der andere weitergeht, bleibt er, weil er zu bequem geworden
ist, oder weil er wunde Füße bekommen hat, stehen. So wenig derjenige,
der da stehengeblieben ist, mit dem Ort etwas zu tun hat, an
dem der andere angekommen ist nach einiger Zeit, so wenig hat Luzifer
direkt mit unserem Erdendasein etwas zu tun. Er ist eben im
Mondendasein stehengeblieben. Da steht er heute noch. In der geistigen
Welt können wir nicht sprechen von einem vergangenen, sondern
nur von einem dauernden Dinge. Der Luzifer ist so da, wie er damals
da war. Blickt man in die geistige Welt, so ändern sich alle Begriffe
von Notwendigem und Zufälligem, da herrscht Vorsehung." {{Lit|{{G|163|89f}}}}
</div>
 
Es ist nicht so, dass es in der [[Region der Dauer]] keine [[Bewegung]] gäbe. Das [[Wesen]] des [[Geist]]es, der der [[Ewigkeit]] angehört, ist rastlose unaufhörliche, zyklisch in sich selbst zurücklaufende Bewegung, die aber zugleich als absolute Ruhe empfunden wird, solange alle Wesen diese Bewegung gleichmaßen mitmachen. Erst wo Bewegungsunterschiede entstehen, weil nicht mehr alle Wesen dieses rastlose Tempo mitmachen können, wird die Bewegung auch als solche empfunden - und damit tritt die Zeit in Erscheinung.
 
==== Zeit und Reinkarnation ====
 
Die zyklisch in sich selbst zurücklaufende Zeit bestimmt auch das [[Reinkarnation]]sgeschehen.
 
<div style="margin-left:20px">
"Nicht
wahr, man sagt, weil man die Sache zunächst von der physischen Welt
ansieht, mit Recht: Der Mensch macht wiederholte Erdenleben durch.
- Das ist richtig. Aber warum macht er wiederholte Erdenleben
durch? Indem er hier zwischen Geburt und Tod lebt, lebt er ein gewisses
Stück Zeit durch. Dann geht er durch die Pforte des Todes in die
geistige Welt ein, macht einen Umkreis durch, kommt aber in dem
Umkreis wiederum auf dasselbe Stück Zeit zurück. Und immer wiederum,
wenn wir ein Leben durchleben, sind wir eigentlich an derselben
Weltstelle. Das ist sehr interessant! Im Reiche des Geistes herrscht
nicht eigentlich die Zeit, sondern die Dauer. Wir kommen wiederum
an dieselbe Stelle zurück. Wir wiederholen tatsächlich in denselben
Verhältnissen mit dem, was wir mittlerweile durchgemacht haben, an
derselben Stelle der Welt das Leben. Wir gehen immer wiederum zum
Ausgangspunkt zurück. Wir vollführen wirkliche Umkreise." {{Lit|{{G|168|216f}}}}
</div>
 
Und [[karmisch]] gesehen gibt es nicht nur den Zeitstrom aus der Gegenwart in die Zukunft
("Vergangenheitskarma"), sondern gleichzeitig auch die aus der Zukunft kommende [[karmisch]]e Vorwegnahme eines zukünftigen ("vorweggenommenes Karma") Geschehens.
 
== Der Ursprung der Zeit auf dem alten Saturn ==
 
Der [[Alter Saturn|alte Saturn]] war die erste Verkörperung unserer [[Erde (Planet)|Erde]] bzw. unseres ganzen [[Planetensystem]]s. Er ist aus der [[Region der Dauer]], der [[Ewigkeit]], hervorgetreten, die durch den [[Tierkreis]] repräsentiert wird. Die Zeit entstand erst im Laufe der Saturnentwicklung - darum wird der Saturn in der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] als Chronos bezeichnet. Auf dem alten Saturn gab es noch keinen [[Raum]] im eigentlichen Sinn, alle räumlichen Schilderungen können hier nur einen vergleichsweisen Charakter haben.
 
<div style="margin-left:20px">
"Wenn wir also in urferne Vergangenheit zurückblicken, so
schauen wir auf den ersten Zustand unserer Erde, den des alten
Saturns, der im Anfange seines Daseins noch nicht einmal leuchtete.
Er war eine Art Wärmezustand. Sie hätten ihn nicht so
sehen können wie eine glänzende Kugel, sondern wenn Sie sich
dem Saturn genähert hätten, würden Sie in einen wärmeren
Raum hineingekommen sein, weil er eben bloß in einem Wärmezustand
war.
 
Nun könnte man fragen: Hat denn mit dem Saturn das Weltwerden
begonnen? Haben nicht andere Zustände vielleicht erst das
herbeigeführt, was Saturn geworden ist? Gingen dem Saturn nicht
noch andere Verkörperungen voran? — Es würde schwer sein, vor
den Saturn zurückzugehen, weil nämlich erst beim Saturn etwas
beginnt, ohne das wir gar nicht hinter den Saturn zurückgehen
können. Mit dem Saturn beginnt nämlich erst das, was wir Zeit
nennen. Vorher gab es andere Formen des Seins, das heißt, eigentlich
können wir gar nicht von vorher sprechen, weil noch keine
Zeit da war. Die Zeit hat auch einmal angefangen. Vor dem Saturn
gab es keine Zeit, da gab es nur Ewigkeit, Dauer. Da war alles
gleichzeitig. Daß die Vorgänge einander folgen, das trat erst mit
dem Saturn ein. In derjenigen Weltenlage, wo nur Ewigkeit, Dauer
ist, da gibt es auch keine Bewegung. Denn zur Bewegung gehört
Zeit. Da gibt es keinen Umlauf, da ist Dauer und Ruhe, wie man
auch sagt im Okkultismus: Da ist selige Ruhe in der Dauer. Das
ist der Ausdruck dafür. Selige Ruhe in der Dauer ging dem Saturnzustand
voran. Die Bewegung der Weltenkörper trat erst mit dem
Saturn ein, und man faßte die Bahn, die angedeutet wird durch die
zwölf Zeichen des Tierkreises, als Anzeichen dafür auf. Und während
ein Planet in einem solchen Sternbilde lief, sprach man von
einer Weltenstunde. Man betrachtete das als eine Weltenstunde.
Zwölf Weltenstunden, Tagstunden zwölf und Nachtstunden zwölf!
Einem jeden Weltenkörper, dem Saturn, der Sonne und dem Monde
wird zugezählt eine Aufeinanderfolge von Weltenstunden, die sich
zu Weltentagen gruppieren, und zuletzt so, daß von diesen zwölf
Zeiträumen sieben äußerlich wahrnehmbar sind und fünf mehr
oder weniger äußerlich unwahrnehmbar verlaufen. Man unterscheidet
daher sieben Saturnkreisläufe oder sieben große Saturntage
und fünf große Saturnnächte. Sie können auch sagen, fünf
Tage und sieben Nächte, denn der erste und letzte Tag sind Dämmerungstage.
Man ist gewohnt, solche sieben Kreisläufe, sieben
Weltentage «Manvantara» zu nennen und die fünf Weltennächte
«Pralaya»." {{Lit|{{G|104|60f}}}}
</div>
 
=== Die Zeit, wie wir sie heute kennen, entstand erst auf dem alten Mond ===
[[Datei:GA162_246.gif|thumb|400px|Wir haben ein altes Saturndasein (I), das ist umgeben von dem Kosmos; wir haben ein altes Sonnendasein (II), wiederum umgeben von dem Kosmos; wir haben ein altes Mondendasein (III), aber aus dem Mondendasein heraus sich schon entwickelnd eine Art Nebenplanet - das brauchen Sie ja nur in meiner «[[Geheimwissenschaft]]» nachzulesen -; und wir haben dann das Erdendasein (IV) so kennen gelernt, daß sich die Erde abtrennt vom Sonnendasein, und wiederum abtrennt vom Mondendasein.]]
 
So wie wir heute die Zeit erleben, konnte man sie allerdings auf dem alten Saturn noch nicht erleben, auch nicht auf der [[Alte Sonne|alten Sonne]]; die in der Zeit verlaufenden Vorgängen, wie wir es heute kennen, entwickelten sich erst auf dem [[Alter Mond|alten Mond]]. Das war nämlich erst möglich, als sich der alte Mond als selbstständiger [[Himmelskörper]] von seiner damaligen Sonne (die noch nicht wie unsere heutige Sonne war, loslöste. Eine derartige Trennung hatte auf den früheren [[Weltentwicklungsstufen]] noch nicht stattgefunden. Zwar hatten sich auf den früheren planetarischen Entwicklungsstufen schon Himmelskörper vom Zentralgestirn abgelöst, doch spielte sich die eigentliche Entwicklung doch auf diesem Zentralgestirn selbst ab. Erst mit dem alten Mondendasein wurde das anders; erstmals wirkte nun das Zentralgestirn, die damalige Sonne, von außen auf den [[Planet]]en ein, auf dem sich die Wesen entwickelten, die damals ihre [[Menschheitsstufe]] durchmachten und sich dabei der [[Leibeshüllen]] bedienten, in denen sich ''unser'' [[Mensch]]sein vorbereitete.
 
<div style="margin-left:20px">
"Dadurch daß die Aufeinanderfolge
des Werdens von Saturn, Sonne, Mond vor sich gegangen
ist, ist eigentlich erst eingetreten, und zwar während des Mondendaseins,
die Zeit in die Anschauungen, die der Mensch hat, und während
des Erdendaseins eigentlich erst der Raum. Wenn wir von Saturn,
Sonne und Mond sprechen, und dabei räumliche Vorstellungen
zu Hilfe nehmen, so reden wir wirklich nur bildlich, nur in Imaginationen,
und wir müssen uns durchaus bewußt sein, daß, wenn
wir von diesen drei Welten in Raumesvorstellungen sprechen, diese
Raumesvorstellungen so viel zu tun haben mit dem, was da früher
sich vollzogen hat, sagen wir, wie die Formen unserer Buchstaben
mit dem Sinn des Wortes. Wir dürfen nicht die heutigen Vorstellungen
als solche nehmen, sondern müssen sie als Zeichen, als Bilder
nehmen für dasjenige, was daraus folgt. Denn der Raum hat nur eine
Bedeutung für das, was sich innerhalb des Erdendaseins entwickelt,
und die Zeit hat eigentlich erst eine Bedeutung seit der Loslösung
des alten Mondes von der Sonne. Das ist der strikte Punkt, in welchem
sich ablöst der Mond, der alte, von der Sonne. Da erst ist es
möglich, von solchen in der Zeit verlaufenden Vorgängen zu sprechen,
wie wir heute davon sprechen." {{Lit|{{G|162|244f}}}}
</div>
 
== Zeitwesen ==
=== Die Archai als die eigentlichen Zeitwesen ===
 
Auf dem alten Saturn trat die wesenhafte Zeit, also die Gemeinschaft der Archai, in Erscheinung, indem die [[Throne]] ihre Willenssubstanz als [[Wärme]] den [[Cherubim]] hinopferten und dadurch die Evolution unseres ganzen [[Planetensystem]]s in Gang brachten. Das Zeitwesen und das Wärmewesen stehen dadurch in enger Beziehung zueinander. {{lit|{{G|132|9}}}} Auf die erste Verkörperung unseres Planetensystems folgten weitere. Unser gegenwärtiges [[Sonnensystem]] stellt die vierte Entwicklungsstufe dar, drei weitere werden noch kommen.
 
Gemäß der urpersischen Mythologie ist die ganze Schöpfung aus [[Zaruana Akarana]], der unerschaffenen Zeit, hervorgetreten.
 
=== Die [[Archangeloi]] als Boten der [[Urbeginne]] ===
Einen bestimmten [[Erzengel]] beispielsweise wird man nicht finden, wenn man ihn unmittelbar in der Gegenwart sucht. Man muss vielmehr in der Zeit zurückgehen, z.B. ins 15. Jahrhundert, denn sein [[Bewusstsein]] ist einer ganz bestimmten Zeit konzentriert, die nicht die jetzige ist. Darum nennt man die Erzengel auch «[[Archangeloi]]», denn sie sind Boten des Anfangs, der wesenhaften [[Urbeginne]], der Archai.
 
<div style="margin-left:20px">
"Sie heißen «Engel des Anfangs», das heißt, sie
sind immer an den Anfängen von Zeiträumen, sagen wir, wo Völker
entstehen, wo Völker zum ersten Mal in die Weltgeschichte eintreten,
da sind sie mit ihrem vollen Bewußtsein, mit ihrem eigenen
Selbst vorhanden. Das bleibt in der übrigen Zeit vorhanden in den
Wirkungen. Die Wirkungen fließen in die Zeit hinein. Und will
man sie finden, so darf man nicht bloß in der Gleichzeitigkeit bleiben,
sondern man muß aus der Zeit herausgehen, die Zeitanfänge
aufsuchen." {{Lit|{{G|156|68f}}}}
</div>
 
=== Zeitempfinden und Luzifer ===
{{Textbox|„alles veloziferisch“|Goethe (1825)<ref>[[Johann Wolfgang Goethe]]: ''Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche, 40 Bde., Frankfurt/Main 1985-1999 (Frankfurter Ausgabe FA), S. 333 f.; vgl, auch: [[w:Manfred Osten|Manfred Osten]]: ''„Alles veloziferisch“ oder Goethes Entdeckung der Langsamkeit'', Wallstein Verlag 2013</ref>}}
Das Zeitempfinden ist durch den [[luziferisch]]en Einfluss bedingt, der im Menschen die Sehnsucht nach dem selbständigen Konzentriertsein in sich selbst hervorruft. Das ganze Spektrum des Zeiterlebens, das sich zwischen [[Ewigkeit]] ([[Christus]]) und [[Augenblick]] ([[Luzifer]]) ausspannt, ist das Ergebnis eines wesenhaften Zusammenwirkens {{Lit|{{G|138|79ff}}}}. Es macht keinen Sinn, von der Zeit im allgemeinen zu sprechen, sondern sie muss immer auf eine Wesengemeinschaft bezogen werden, die eine gemeinsame Entwicklung durchmacht. Für unser [[Planetensystem]], dem eine solche sich gemeinsam entwickelnde Wesensgemeinschaft zugrunde liegt, offenbart sich die wesenhafte Zeit durch die [[Hierarchien|Hierarchie]] der [[Archai]] ([[Urengel]], [[Urbeginne]]), die auf dem [[Alter Saturn|alten Saturn]] ihre [[Ich-Entwicklung]] durchmachten. Sie sind vom Urbeginn unserer Entwicklung die wesenhaft waltenden [[Zeitgeister]]. Wenn es in der [[Genesis]] heißt: ''Im Urbeginn schufen die Götter Himmel und Erde'' ([http://www.bibel-online.net/buch/01.1-mose/1.html#1,1 1 Moses 1,1]), dann wird mit dem Wort ''Urbeginn'' (oder ''Anfang'' nach anderen Übersetzungen) bereits auf die Archai hingewiesen. Ebenso wird mit den [[Schöpfungstage]]n auf eine Siebenzahl höchstentwickelter Zeitgeister verwiesen. Das hebräische Wort [[Jom]] (= ''Tag''), das hier verwendet wird, meint nicht das, was wir heute als Tag verstehen, sondern bezeichnet diese Archai.
 
== [[Sieben]] - die Zahl der Zeit ==
 
Die [[Zahl der Zeit]] ist die [[Sieben]]. Sie gibt einen geeigneten Leitfaden für alles, was sich im Zeitenlauf ''nacheinander'' entwickelt. Die Sieben kann daher auch als [[Zahl der Entwicklung]] aufgefasst werden:
 
:"Was in der Zeit verläuft, baut sich nach dem Gerüste der Siebenzahl auf; was sich wiederholt in verschiedenen Formen, das betrachtet man gut dadurch, daß man die Sieben zugrunde legt und die entsprechenden Gestaltungen dann aufsucht. - So ist es gut, sich zu sagen: Weil die Erde verschiedene Verkörperungen durchmacht, suchen wir ihre sieben Verkörperungen: Saturn, Sonne, Mond, Erde, Jupiter, Venus und Vulkan. Weil die menschlichen Kulturen sieben Verkörperungen durchmachen, suchen wir ihren Zusammenhang, indem wir wiederum die Siebenzahl zugrunde legen. - Wir gehen zum Beispiel zur ersten Kultur in der nachatlantischen Zeit. Die altindische Kulturperiode ist die erste, die zweite ist die urpersische, die dritte die chaldäisch-ägyptische, die vierte die griechisch-lateinische, die fünfte unsere eigene, und wir erwarten die zwei folgenden, welche als die sechste und siebente die unsere ablösen werden. Da haben wir wiederum die Siebenzahl in aufeinanderfolgenden Kulturverkörperungen zugrunde gelegt. Wir können aber auch in dem Karma eines Menschen uns zurecht finden, wenn wir zurückzublicken suchen auf seine drei vorhergehenden Inkarnationen. Wenn man die Inkarnation eines Menschen der Gegenwart nimmt und überblickt von dieser Gegenwart ausgehend die drei vorhergehenden Inkarnationen, dann ist es möglich, gewisse Schlüsse zu ziehen für die drei nächstfolgenden Inkarnationen. Die drei vorhergehenden Inkarnationen und die jetzige mit den drei folgenden geben wiederum sieben. So ist die Siebenzahl ein Leitfaden für alles zeitliche Geschehen." {{lit|{{G|113|175}}}}
 
Die dreifache Sieben, [[777|7-7-7]], gilt als [[Zahl der Vollendung]], weil nach 7*7*7 = 343 Entwicklungstufen das Ziel einer Entwicklungsreihe erreicht ist. Alles, was ''danach'' kommt, gehört bereits einer völlig neuen Entwicklungslinie an. Die Ausdrucksweise ''danach'' darf daher auch nur im uneigentlichen Sinn verstanden werden, denn man hat es dann bereits mit einem völlig neuen Zeitwesen zu tun, das nicht unmittelbar auf jenes bezogen werden kann, das sich bereits vollendet hat.
 
=== Der Siebenstern als okkultes Zeichen des Lammes ===
 
Der [[Siebenstern]] ist das okkulte Zeichen des [[Mystisches Lamm|mystischen Lammes]], des [[Christus]], und steht zugleich für die [[Intelligenz der Sonne]], derern Gegenspieler der [[Sonnendämon]] [[Sorat]] ist, das [[Tier mit den zwei Hörnern]]. Das Lamm hat 7 [[Horn|Hörner]] und 7 [[Auge]]n, die für die [[sieben]] aufeinanderfolgen [[okkulte Planeten|okkulten Planeten]], d.h. für die sieben großen kosmischen [[Weltentwicklungsstufen]] stehen.
 
{{GZ|Das Zeichen der Intelligenz der Sonne ist:
 
[[Datei:Mystisches_lamm.gif|center|300px|Das Septagramm als Symbol des mystischen Lammes]]
 
Das ist zugleich das okkulte Zeichen des Lammes. Das Lamm empfängt
das Buch mit den sieben Siegeln. «Und ich sah, und siehe,
mitten zwischen dem Stuhl und den vier Tieren und zwischen den
Ältesten stand ein Lamm, wie es erwürget wäre, und hatte sieben
Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt
in alle Lande.» (Apk. 5, 6) Die sieben Ecken des Zeichens
heißen «Hörner». Was bedeuten aber die «Augen»? - In okkulten
Schulen sind zu den sieben Augen die Zeichen der sieben Planeten
geschrieben. Nichts anderes bedeuten die sieben Augen als die sieben
Planeten, und die Namen der Planeten bezeichnen die Geister, die
darin als Intelligenz inkarniert sind. «Saturn» ist der Name der Saturnseele.
Die Namen der Planeten sind die sieben Planetengeister,
die die Erde umstellen und Einfluß auf das menschliche Leben haben.
Das Lamm, Christus, enthält alle sieben. Christus ist das Alpha und
das Omega, die sieben Planeten verhalten sich zu ihm wie die Glieder
zum ganzen Leibe. Wunderbar stellt die Verschlingung der Linien
des Zeichens das Zusammenwirken der sieben Planeten dar. Vom
Saturn steigt man zur Sonne herauf, von da herab zum Monde, dann
zum Mars, Merkur und so weiter. In den Namen der sieben Wochentage
ist das Gleiche ausgedrückt: Samstag, Saturday - Saturn; Sonntag
- Sonne; Montag - Mond; Dienstag, Mardi - Mars; Mittwoch,
Mercredi - Merkur; Donnerstag, Jeudi -Jupiter; Freitag, Vendredi -
Venus. Christus ist der Regent aller dieser Weltkugeln; sie sind nur
Teilhandlungen von ihm, er verbindet sie alle. In Rosenkreuzerschulen
malt man als Zeichen für die Sonnenintelligenz oft ein Lamm hin.|104a|20f}}
 
== Okkulte Zeitrechnung ==
 
{{GZ|Nach der Bewegung der Gestirne bestimmen wir die Zeit. War nun
die Art der Zeitenberechnung immer dieselbe wie jetzt? Wichtige
Dinge haben sich verändert. Blicken wir ein wenig in die Vergangenheit
hinein, so sehen wir die atlantische Kultur vor der Zeit der
großen Flut auf Erden. Ihr ging das lemurische Zeitalter voraus.
Gehen wir noch weiter zurück, so sind Erde, Sonne und Mond noch
in einem einzigen Körper vereint. Damals mußte man die Zeit anders
bestimmen als jetzt. Auch Tag und Nacht waren ganz anders. In
Lemurien war es einst für die ganze Erde so wie heute am Nordpol,
ein halbes Jahr Nacht und ein halbes Jahr Tag. Als Sonne, Mond und
Erde noch eins waren, da bewegte sich im Himmelsraum diese vereinte
Masse. Die okkulte Lehre konnte damals schon die Bewegung
berechnen; so wie man heute die Zeit nach der Sonne berechnet. Die
Sonne bewegt sich am Himmel durch die Tierkreisbilder hindurch.
800 Jahre vor Christus stand die Sonne im Zeichen des Widders.
Christus wurde zuerst unter dem Zeichen des Kreuzes, an dessen
Fuß ein Lamm liegt, verehrt; erst im 6. Jahrhundert kam das Kreuz
mit dem Christus daran auf. Vorher verehrte man den Stier, in dessen
Zeichen damals die Sonne stand, noch weiter zurück die Zwillinge,
namentlich in Persien. Aber auch die Tiere, die Ziegenböcke, die das
Gespann des Donar bilden, bedeuten dasselbe. Davor wurde der
Krebs verehrt und so fort.
 
Vor der lemurischen Zeit rückten also Sonne, Mond und Erde, zu
einem Körper vereint, im Sinne des Tierkreises weiter. Darnach
konnte man die Zeit messen. Darum bezeichnete man die zwölf
Tierkreisbilder als die Himmelsuhr und zeichnete sie auch so.
 
[[Datei:GA104a_021.gif|center|200px|Zeichnung aus GA 104a, S. 21 (Tierkreis)]]
 
Ein Planet macht abwechselnd ein Pralaya, eine kosmische Nacht,
und ein Manvantara, einen kosmischen Tag, durch, so wie wir Tag
und Nacht. Während des Pralaya geht der Planet geradeso durch die
Tierkreisbilder hindurch wie während eines Manvantaras; darum
zählt man die zwölf Tierkreisbilder doppelt, so wie wir auch 2 mal 12
<nowiki>=</nowiki> 24 Stunden zählen. Die Stunden symbolisieren die Zeichen des
Tierkreises. Auch die vereinigten Sonne, Mond und Erde bewegten
sich durch die kosmischen Tage und Nächte nach der Himmelsuhr.
Dann kam die Trennung. Aber da war der Mensch nicht gleich so wie
er heute ist; die Seele kam erst nach und nach herab, und nach und
nach entwickelte sich der Mensch vom Gattungswesen zum Individuum.
Hätte man die Gattungsseelen der Menschen zur lemurischen
und zur atlantischen Zeit zusammengenommen, so hätte man an der
Aura dieser Menschen etwas sehr Merkwürdiges wahrgenommen.
Die Aura der Menschen ändert sich ja beständig, ist, wie alle astralen
Wesen, in ewiger Bewegung begriffen. Die Gattungsseelen spiegelten
sich in Tiergestalten wider, zum Beispiel in Sphinxen und so weiter.
Die alten atlantischen und lemurischen Gattungsseelen verändern
sich nun auch ständig, aber auf vierfache Art drücken sie sich immer
wieder aus. Diese Viergliedrigkeit der menschlichen Gattungsseelen
wird als die vier apokalyptischen Tiere bezeichnet: Löwe, Kuh,
Mensch, Adler. Durch diese vier Tiere wird der niedere Mensch
dargestellt, und das Lamm symbolisiert den Menschen in seiner
Vollkommenheit - also das fünfte Tier.
 
Zweimal zwölf Gestirne und vier Tiere waren einst die Regenten
der Welt. Große kosmische Mächte beseelten die Tierkreisbilder und
die vier Tiere. Die [[24 Älteste]]n der Apokalypse sind die zwei mal
zwölf Sterne der Weltenuhr, die einst regiert haben. Die Entwickelung
des Menschen läßt sich in dieser Figur darstellen (siehe Zeichnung
Seite 23).
 
Der tiefste Punkt bezeichnet das helle Tagesbewußtsein. Ein
dumpfes Hellsehen besaß der Mensch in der vorlemurischen Zeit.
Damals war der Mensch der Gottheit näher als heute. Dann hat er
sich das Tagesbewußtsein erobert. Das wird der Mensch bei seiner
Weiterentwickelung mit hinaufnehmen, wenn er der Gottheit wieder
nahekommt und hellsichtig wird. Jedem Punkte der absteigenden
Linie entspricht ein Punkt der aufsteigenden Linie. Wenn wir zurückleben
könnten, würden wir alle die Dinge sehen, die wir auf
andere, hellbewußte Art in der Zukunft sehen werden. In Zukunft
werden wir wieder die zwölf Planetengeister sehen, und Sonne,
Mond und Erde werden sich einst wieder verbinden. «Und die Sonne
ward schwarz wie ein härener Sack, und der Mond ward wie Blut»
und so weiter. {{Bibel|Off|6|12|LUT}}
 
[[Datei:GA104a_023.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 104a, S. 23]]
 
Als die Seele einst aus dem Schoße der Gottheit herabstieg, fand sie
ein Menschentier auf Erden; grotesk sahen diese Menschentiere aus,
sie mußten noch umgewandelt, überwunden werden; in Zukunft
wird auch solch ein Tier zu überwinden sein. Das will das [[Tier mit den zwei Hörnern]] sagen.|104a|21ff}}
 
== Zitate ==
: "Die Zeit kommt immer von oben und fließt nach unten... Das ist die wahre Mystik der Zeit... Und Gott sagt das auch..." ([[Joachim Stiller]])
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Zeit}}
* {{WikipediaDE|Zeit}}
* {{WikipediaDE|Zeitpfeil|}}
* {{WikipediaDE|Philosophie der Zeit|}}
 
==Literatur==
 
* [[Julius Thomas Fraser]]: ''Die Zeit: Vertraut und Fremd'', Birkhäuser-Verlag, Basel Boston Berlin 1988, ISBN 978-3764319908
* [[w:Manfred Osten|Manfred Osten]]: ''„Alles veloziferisch“ oder Goethes Entdeckung der Langsamkeit'', Wallstein Verlag 2013, ISBN 978-3835313866, eBook {{ASIN|B00E4SYQ8Q}}
* [[John McTaggart Ellis McTaggart|John Ellis McTaggart]]: ''The Unreality of Time'', in: Mind, Volume XVII, Issue 4, 1 January 1908, pp. 457–474 {{doi|10.1093/mind/XVII.4.457}} [https://philpapers.org/go.pl?id=MCTTUO&u=https%3A%2F%2Fphilpapers.org%2Farchive%2FMCTTUO.pdf pdf]
* [[Brigitte Falkenburg]]: ''Mythos Determinismus: Wieviel erklärt uns die Hirnforschung?'', Springer-Verlag 2012; ISBN  978-3642250972; eBook {{ASIN| B00A9YG6J6}}
* [[Alexander Unzicker]]: ''Die mathematische Realität: Warum Raum und Zeit eine Illusion sind'', Selbstverlag, 2019, ISBN 978-1713256168, eBook {{ASIN|B082PVP95T}}
* [[Hilary Putnam]]: ''Time and Physical Geometry'', in: The Journal of Philosophy, Vol. 64, No. 8 (Apr. 27, 1967) {{doi|10.2307/2024493}} [http://283403168925209589.weebly.com/uploads/9/3/3/0/9330952/putnam_1967.pdf pdf]
* [[Carlo Rovelli]]: ''Die Ordnung der Zeit'', Rowohlt Buchverlag 2018, ISBN 978-3498053994, eBook {{ASIN|B07CP2F7B7}}
* Carlo Rovelli: ''Und wenn es die Zeit nicht gäbe?: Meine Suche nach den Grundlagen des Universums'', Rowohlt Taschenbuch 2018, ISBN 978-3499633881, eBook {{ASIN|B077JL4RXP}}
* Georg Kniebe (Hrsg.), [[Gunther Hildebrandt]], Georg Maier: ''Was ist Zeit? Die Welt zwischen Wesen und Erscheinung'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2000, ISBN 978-3772518768
* Christoph J. Hueck: ''Evolution im Doppelstrom der Zeit: Die Erweiterung der naturwissenschaftlichen Entwicklungslehre durch die Selbstanschauung des Erkennens'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2012, ISBN 978-3723514689
* Wilhelm Hoerner: ''Zeit und Rhythmus - Die Ordnungsgesetze der Erde und des Menschen'', 6. Auflage, Verlag Urachhaus, 2017, ISBN 978-3878382416
* Andreas Neider: ''Der Mensch und das Geheimnis der Zeit: Zum Verständnis der Zeit im Werk Rudolf Steiners'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2016, ISBN 978-3772519086; eBook ASIN [http://www.amazon.de/Mensch-das-Geheimnis-Zeit-Verst%C3%A4ndnis-ebook/dp/B01N97G2BO/ref=tmm_kin_swatch_0?_encoding=UTF8&qid=&sr= B01N97G2BO]
* [[Rudolf Steiner]]: ''Metamorphosen des Seelenlebens – Pfade der Seelenerlebnisse. Zweiter Teil'', [[GA 59]] (1984), ISBN 3-7274-0595-3 {{Vorträge|059}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Ergänzung heutiger Wissenschaften durch Anthroposophie'', [[GA 73]] (1987), ISBN 3-7274-0730-1 {{Vorträge|073}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Damit der Mensch ganz Mensch werde'', [[GA 82]] (1994), ISBN 3-7274-0820-0 {{Vorträge|082}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vor dem Tore der Theosophie'', [[GA 95]] (1990), ISBN 3-7274-0952-5 {{Vorträge|095}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Apokalypse des Johannes'', [[GA 104]] (1985), ISBN 3-7274-1040-X {{Vorträge|104}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes'', [[GA 104a]] (1991), ISBN 3-7274-1045-0 {{Vorträge|104a}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt'', [[GA 110]] (1981)
* [[Rudolf Steiner]]: ''Der Orient im Lichte des Okzidents. Die Kinder des Luzifer und die Brüder Christi.'', [[GA 113]] (1982), Neunter Vortrag, München, 31. August 1909
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophie – Psychosophie – Pneumatosophie'', [[GA 115]] (2001), ISBN 3-7274-1150-3 {{Vorträge|115}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums'', [[GA 124]] (1995), ISBN 3-7274-1240-2 {{Vorträge|124}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Evolution vom Gesichtspunkte des Wahrhaftigen'', [[GA 132]] (1987), Erster Vortrag, Berlin, 31. Oktober 1911 {{Vorträge|132}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Von der Initiation. Von Ewigkeit und Augenblick. Von Geisteslicht und Lebensdunkel.'', [[GA 138]] (1986) {{Vorträge|138}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Okkultes Lesen und okkultes Hören'', [[GA 156]] (2003), ISBN 3-7274-1561-4 {{Vorträge|156}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Kunst- und Lebensfragen im Lichte der Geisteswissenschaft'', [[GA 162]] (2000), ISBN 3-7274-1620-3 {{Vorträge|162}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Zufall, Notwendigkeit und Vorsehung '', [[GA 163]] (1986), ISBN 3-7274-1630-0 {{Vorträge|163}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Verbindung zwischen Lebenden und Toten'', [[GA 168]] (1995), ISBN 3-7274-1680-7 {{Vorträge|168}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis'', [[GA 177]] (1999), ISBN 3-7274-1771-4 {{Vorträge|177}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Polarität von Dauer und Entwickelung im Menschenleben. Die kosmische Vorgeschichte der Menschheit.'', [[GA 184]] (2002), ISBN 3-7274-1840-0 {{Vorträge|184}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physische des Menschen'', [[GA 202]] (1993), ISBN 3-7274-2020-0 {{Vorträge|202}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Menschenwesen, Menschenschicksal und Welt-Entwickelung'', [[GA 226]] (1988), ISBN 3-7274-2260-2 {{Vorträge|226}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophie – Eine Zusammenfassung nach einundzwanzig Jahren'', [[GA 234]] (1994), ISBN 3-7274-2342-0 {{Vorträge|234}}
* [[Rudolf Steiner]], [[Marie Steiner-von Sivers]]: ''Briefwechsel und Dokumente 1901–1925'', 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, [[GA 262]] (2002), ISBN 3-7274-2620-9 {{Briefe|262}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern'', [[GA 318]] (1994), ISBN 3-7274-3181-4 {{Vorträge|318}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die vierte Dimension'', [[GA 324a]] (1995), ISBN 3-7274-3245-4 {{Vorträge|324a}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, V: Apokalypse und Priesterwirken'', [[GA 346]] (2001), ISBN 3-7274-3460-0 {{Vorträge|346}}
* ''[[Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe]]'', Heft 49/50: ''Die Rechtfertigung der geistigen Wirklichkeit vor dem modernen Bewusstsein. Zum Gedenken des 50. Todestages von Rudolf Steiner'' {{BE|49/50}}
* ''[[Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe]]'', Heft 63: ''Rudolf Steiner über den Atomismus. Zwei Aufsätze aus dem Frühwerk'' {{BE|63}}
 
{{GA}}
 
==Weblinks==
* [http://www.anthroposophie.net/steiner/ga/bib_steiner_ga_110.htm GA 110: Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt] - Der gesamte Vortragszyklus online.
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:AnthroWiki:Exzellent]]
[[Kategorie:Geistige Wesen]]
[[Kategorie:Zeitempfinden]]
[[Kategorie:Hierarchien]]
[[Kategorie:Metaphysik|X]]
[[Kategorie:Relation|104]]
[[Kategorie:Mystik]]
[[Kategorie:Zeit|!]]
[[en:Time]]
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 15. Oktober 2018, 07:29 Uhr

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