Haus Duldeck und Giordano Bruno: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Haus_Duldeck_(Dornach).jpg|thumb|250px|Haus Duldeck]]
[[Datei:Giordano Bruno BW 2.JPG|miniatur|200px|Giordano Bruno-Denkmal auf dem Campo de’ Fiori von Ettore Ferrari]]
Das '''Haus Duldeck''', das in unmittelbarer Nähe des [[Goetheanum]]s steht, wurde 1913 von [[Rudolf Steiner]] für die Familie des Zahnarztes [[Emil Grosheintz]] entworfen. Es ist ein Eisenbeton-Bau, der in seiner innovativen Gestaltung, die nach den Worten Rudolf Steiners ein ''"lebendiger Protest gegen alles Althergebrachte"'' ist, nicht für sich alleine steht, sondern, wie auch die anderen Gebäude des [[Dornach SO|Dornach]]er Hügels, als [[Metamorphose]] des zentralen Goetheanum-Gebäudes gestaltet wurde. Die architektonischen Details und die dem Baustil gemäße Inneneinrichtung entstand in enger Zusammenarbeit mit dem [[Architekt]]en [[Hermann Ranzenberger]], insbesondere auch die Möblierung, die ein Musterbeispiel für [[anthroposophisch]]es [[Design]] ist.
'''Giordano Bruno''' (* [[Wikipedia:Januar|Januar]] [[Wikipedia:1548|1548]] in [[Wikipedia:Nola (Kampanien)|Nola]]; † [[Wikipedia:17. Februar|17. Februar]] [[Wikipedia:1600|1600]] in [[Wikipedia:Rom|Rom]]; eigentlich ''Filippo Bruno'') war ein [[Italien|italien]]ischer [[Priester]], [[Philosoph]], [[Astronom]] und [[Dichter]]. Er lehnte das auf die Lehren des [[Aristoteles]] gegründete damals vorherrschende, in [[Sphären]] gegliederte [[Geozentrisches Weltbild|geozentrische Weltbild]] ab. Ähnliche Ideen, die Bruno vermutlich auch bekannt waren, hatte kurz zuvor schon der englische Astronom und Mathematiker [[w:Thomas Digges|Thomas Digges]] (1546-1595), ein früher Verfechter des [[Kopernikanisches Weltbild|kopernikanischen Weltbildes]], geäußert. Auch [[Platon]], [[Epikur]], [[Lukrez]], [[Thomas von Aquin]], [[Johannes Scotus Eriugena]], [[Nikolaus von Kues]] und [[Ramon Llull]] beeinflussten Brunos Denken.


Seit [[Wikipedia:2002|2002]] ist das Haus Duldeck Sitz des [[Rudolf Steiner Archiv]]s.
Bruno war ein Wegbereiter des [[Pantheismus]] und sprach von der [[Unendlichkeit]] und [[ewig]]en Dauer des [[Kosmos]]. Besonders angekreidet wurde ihm, dass die von ihm postulierte unendliche [[materie]]lle Welt keinen Raum für das [[Jenseits]] ließ und aufgrund ihres anfangs- und endlosen ewigen Bestandes sowohl den [[Schöpfung]]sgedanken als auch das [[Jüngste Gericht]] ausschloss. Die letzten, unteilbaren Ureinheiten der Welt waren ihm die belebten und beseelten [[Monade]]n. Mit seiner Lehre nahm er bereits Gedanken von [[Baruch de Spinoza]] und [[Leibniz]] vorweg. Nachdem ihn die [[Inquisition]] wegen seiner Ansichten der [[Ketzerei]] und [[Magie]] schuldig gesprochen hatte, wurde er in Rom auf dem [[Wikipedia:Scheiterhaufen|Scheiterhaufen]] verbrannt. Im Jahr [[2000]] wurde durch [[Papst]] [[Wikipedia:Johannes Paul II.|Johannes Paul II.]] zwar seine Hinrichtung als unrechtmäßig im Sinne des [[Kirchenrecht]]s deklariert, seine Anschauungen gelten aber nach wie vor als nicht vereinbar mit der kirchlichen Lehre.


<gallery perrow="3" widths="200" heights="200" caption="Das Haus Duldeck auf dem Goetheanumgelände">
Den Grundzug von Brunos [[Denken]] charakterisierte [[Rudolf Steiner]] so:
  Bild:Haus Duldeck Goetheanum.jpg
  Bild:Haus Duldeck Dornach.jpg
  Bild:Haus Duldeck.jpg 
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[[Kategorie:Bauwerk|I]] [[Kategorie:Anthroposophie]]
{{GZ|Dem Aufblühen der Naturwissenschaft in der neueren
Zeit liegt dasselbe Suchen wie J. Böhmes Mystik zugrunde.
Es zeigt sich dies an einem Denker, welcher unmittelbar
aus der Geistesströmung herausgewachsen ist, die in ''Kopernikus''
(1473—1543), ''Kepler'' (1571—1630), ''Galilei''
(1564—1642) und anderen zu den ersten großen naturwissenschaftlichen
Errungenschaften der neueren Zeit
führte. Es ist ''Giordano Bruno'' (1548—1600). Wenn man
betrachtet, wie er die Welt aus unendlich vielen kleinen
belebten und sich seelisch erlebenden Urwesen bestehen
läßt, den Monaden, die unentstanden und unvergänglich
sind, und die in ihrem Zusammenwirken die Naturerscheinungen
ergeben, so könnte man versucht sein, Giordano
Bruno mit Anaxagoras zusammenzustellen, dem die Welt
aus den Homoiomerien besteht. Und doch ist zwischen
beiden ein bedeutsamer Unterschied. Dem Anaxagoras
entfaltet sich der Gedanke der Homoiomerien, indem er
sich der Welt betrachtend hingibt; die Welt gibt ihm diesen
Gedanken ein. Giordano Bruno fühlt: Was hinter den
Naturerscheinungen liegt, muß als Weltbild so gedacht
werden, daß das Wesen des Ich in dem Weltbilde möglich
ist. Das [[Ich]] muß eine [[Monade]] sein, sonst könnte es
nicht wirklich sein. So wird die Annahme der Monaden
notwendig. Und weil nur die Monade wirklich sein kann,
sind die wahrhaft wirklichen Wesen Monaden mit verschiedenen
inneren Eigenschaften. Es geht in den Tiefen
der Seele einer Persönlichkeit wie Giordano Bruno etwas
vor, was nicht voll zum Bewußtsein derselben kommt;
die Wirkung dieses inneren Vorganges ist dann die Fassung
des Weltbildes. Was in den Tiefen vorgeht, ist ein
unbewußter Seelenprozeß: Das Ich fühlt, es muß sich
selbst so vorstellen, daß ihm die Wirklichkeit verbürgt
ist; und es muß die Welt so vorstellen, daß es in dieser
Welt wirklich sein kann. Giordano Bruno muß sich die
Vorstellung der Monade bilden, damit beides möglich ist.
In Giordano Bruno kämpft im Weltanschauungsleben der
neueren Zeit das Ich um sein Dasein in der Welt. Und
der Ausdruck dieses Kampfes ist die Anschauung: Ich bin
eine Monade; eine solche ist unentstanden und unvergänglich.
 
Man vergleiche, wie verschieden Aristoteles und Giordano
Bruno zur Gottesvorstellung kommen. Aristoteles
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er gibt sich diesem Sinnvollen hin; auch an den
Naturvorgängen offenbart sich ihm der Gedanke des «ersten
Bewegers» dieser Vorgänge. Giordano Bruno kämpft
sich in seinem Seelenleben zur Vorstellung der Monaden
durch; die Naturvorgänge sind gleichsam ausgelöscht in
dem Bilde, in dem unzählige Monaden aufeinanderwirkend
auftreten; und Gott wird die hinter allen Vorgängen
der wahrnehmbaren Welt wirkende, in allen Monaden
lebende Kraftwesenheit. In der leidenschaftlichen Gegnerschaft
Giordano Brunos gegen Aristoteles drückt sich der
Gegensatz aus zwischen dem Denker Griechenlands und
dem der neueren Zeit.|18|101f}}
 
==Literatur==
 
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt'', [[GA 18]] (1985), ISBN 3-7274-0180-X {{Schriften|018}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Antworten der Geisteswissenschaft auf die großen Fragen des Daseins'', [[GA 60]] (1983), ISBN 3-7274-0600-3, {{GG|60|300ff}}, {{Vorträge|060}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Ergebnisse der Geistesforschung'', [[GA 62]] (1988), ISBN 3-7274-0620-8 {{Vorträge|062}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Aus schicksaltragender Zeit'', [[GA 64]] (1959), ISBN 3-7274-0640-2, {{GG|64|403ff}}, {{Vorträge|064}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Wahrheiten und Irrtümer der Geistesforschung'', [[GA 69a]] (2007), ISBN 978-3-7274-0691-1, {{GG|69a|29ff}}, {{Vorträge|069a}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Philosoph (Renaissance)]] [[Kategorie:Mystiker]] [[Kategorie:Mann]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 12. Dezember 2020, 18:15 Uhr

Giordano Bruno-Denkmal auf dem Campo de’ Fiori von Ettore Ferrari

Giordano Bruno (* Januar 1548 in Nola; † 17. Februar 1600 in Rom; eigentlich Filippo Bruno) war ein italienischer Priester, Philosoph, Astronom und Dichter. Er lehnte das auf die Lehren des Aristoteles gegründete damals vorherrschende, in Sphären gegliederte geozentrische Weltbild ab. Ähnliche Ideen, die Bruno vermutlich auch bekannt waren, hatte kurz zuvor schon der englische Astronom und Mathematiker Thomas Digges (1546-1595), ein früher Verfechter des kopernikanischen Weltbildes, geäußert. Auch Platon, Epikur, Lukrez, Thomas von Aquin, Johannes Scotus Eriugena, Nikolaus von Kues und Ramon Llull beeinflussten Brunos Denken.

Bruno war ein Wegbereiter des Pantheismus und sprach von der Unendlichkeit und ewigen Dauer des Kosmos. Besonders angekreidet wurde ihm, dass die von ihm postulierte unendliche materielle Welt keinen Raum für das Jenseits ließ und aufgrund ihres anfangs- und endlosen ewigen Bestandes sowohl den Schöpfungsgedanken als auch das Jüngste Gericht ausschloss. Die letzten, unteilbaren Ureinheiten der Welt waren ihm die belebten und beseelten Monaden. Mit seiner Lehre nahm er bereits Gedanken von Baruch de Spinoza und Leibniz vorweg. Nachdem ihn die Inquisition wegen seiner Ansichten der Ketzerei und Magie schuldig gesprochen hatte, wurde er in Rom auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Im Jahr 2000 wurde durch Papst Johannes Paul II. zwar seine Hinrichtung als unrechtmäßig im Sinne des Kirchenrechts deklariert, seine Anschauungen gelten aber nach wie vor als nicht vereinbar mit der kirchlichen Lehre.

Den Grundzug von Brunos Denken charakterisierte Rudolf Steiner so:

„Dem Aufblühen der Naturwissenschaft in der neueren Zeit liegt dasselbe Suchen wie J. Böhmes Mystik zugrunde. Es zeigt sich dies an einem Denker, welcher unmittelbar aus der Geistesströmung herausgewachsen ist, die in Kopernikus (1473—1543), Kepler (1571—1630), Galilei (1564—1642) und anderen zu den ersten großen naturwissenschaftlichen Errungenschaften der neueren Zeit führte. Es ist Giordano Bruno (1548—1600). Wenn man betrachtet, wie er die Welt aus unendlich vielen kleinen belebten und sich seelisch erlebenden Urwesen bestehen läßt, den Monaden, die unentstanden und unvergänglich sind, und die in ihrem Zusammenwirken die Naturerscheinungen ergeben, so könnte man versucht sein, Giordano Bruno mit Anaxagoras zusammenzustellen, dem die Welt aus den Homoiomerien besteht. Und doch ist zwischen beiden ein bedeutsamer Unterschied. Dem Anaxagoras entfaltet sich der Gedanke der Homoiomerien, indem er sich der Welt betrachtend hingibt; die Welt gibt ihm diesen Gedanken ein. Giordano Bruno fühlt: Was hinter den Naturerscheinungen liegt, muß als Weltbild so gedacht werden, daß das Wesen des Ich in dem Weltbilde möglich ist. Das Ich muß eine Monade sein, sonst könnte es nicht wirklich sein. So wird die Annahme der Monaden notwendig. Und weil nur die Monade wirklich sein kann, sind die wahrhaft wirklichen Wesen Monaden mit verschiedenen inneren Eigenschaften. Es geht in den Tiefen der Seele einer Persönlichkeit wie Giordano Bruno etwas vor, was nicht voll zum Bewußtsein derselben kommt; die Wirkung dieses inneren Vorganges ist dann die Fassung des Weltbildes. Was in den Tiefen vorgeht, ist ein unbewußter Seelenprozeß: Das Ich fühlt, es muß sich selbst so vorstellen, daß ihm die Wirklichkeit verbürgt ist; und es muß die Welt so vorstellen, daß es in dieser Welt wirklich sein kann. Giordano Bruno muß sich die Vorstellung der Monade bilden, damit beides möglich ist. In Giordano Bruno kämpft im Weltanschauungsleben der neueren Zeit das Ich um sein Dasein in der Welt. Und der Ausdruck dieses Kampfes ist die Anschauung: Ich bin eine Monade; eine solche ist unentstanden und unvergänglich.

Man vergleiche, wie verschieden Aristoteles und Giordano Bruno zur Gottesvorstellung kommen. Aristoteles betrachtet die Welt; er sieht das Sinnvolle der Naturvorgänge; er gibt sich diesem Sinnvollen hin; auch an den Naturvorgängen offenbart sich ihm der Gedanke des «ersten Bewegers» dieser Vorgänge. Giordano Bruno kämpft sich in seinem Seelenleben zur Vorstellung der Monaden durch; die Naturvorgänge sind gleichsam ausgelöscht in dem Bilde, in dem unzählige Monaden aufeinanderwirkend auftreten; und Gott wird die hinter allen Vorgängen der wahrnehmbaren Welt wirkende, in allen Monaden lebende Kraftwesenheit. In der leidenschaftlichen Gegnerschaft Giordano Brunos gegen Aristoteles drückt sich der Gegensatz aus zwischen dem Denker Griechenlands und dem der neueren Zeit.“ (Lit.:GA 18, S. 101f)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Giordano Bruno aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.