GA 161 und Mitgefühl: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''Mitgefühl''' oder '''Empathie''' (von {{ELSalt|ἐμπάθεια}}, empatheia) wird die Fähigkeit des [[Mensch]]en bezeichnet, [[Leid]] und [[Lust]] anderer Menschen, aber auch von [[Tier]]en, in sich nach- bzw. mitzuerleben und dadurch zu einem mehr oder weniger [[bewusst]]en [[gefühl]]smäßigen [[Verstand|Verständnis]] dessen zu kommen, was andere [[Seele]]nwesen in ihrem Inneren bewegt. Tieren fehlt diese Fähigkeit und auch der Mensch konnte sie erst in der [[Griechisch-Lateinische Zeit|griechisch-lateinischen Zeit]] entwickeln, nachdem die [[Verstandes- oder Gemütsseele]] einen gewissen Reifegrad erreicht hatte und sich der [[Wille]] als eigenständige Seelenkraft von den noch sehr eng miteinander verbundenen Seelenfähigkeiten des [[Denken]]s und [[Fühlen]]s abgesondert hatte. Das Mitgefühl ist wesentlicher Bestandteil des von [[Rudolf Steiner]] beschriebenen [[Urphänomen der Sozialwissenschaft|sozialen Urphänomens]] und offenbart sich grundsätzlich bei ''jedem'' [[Mensch]]en auf allen [[Erkenntnis]]stufen vom bloß äußeren Nacherleben auf Basis ähnlich gearteter eigener Erfahrungen bis hin zum [[intuitiv]]en Aufgehen im [[Bewusstsein]] des anderen [[Wesen]]s, wobei die höheren Erkenntnisformen allerdings erst durch eine entsprechende [[Schulungsweg|Geistesschulung]] deutlicher und bewusster hervortreten. Erst auf der Stufe der [[Intuition]], bei der die [[Erinnerung]] an eigene vergleichbare [[Gefühl]]e völlig in den Hintergrund tritt, wird Miterleben fremder Lust und Unlust ganz [[Wikipedia:Authentizität|authentisch]].
== Wege der geistigen Erkenntnis und der Erneuerung künstlerischer Weltanschauung ==


Dreizehn Vorträge in Dornach zwischen dem 9. Januar und 2. Mai 1915
== Mitleid und Mitfreude ==


=== Inhalt (Auswahl) ===
Das Mitgefühl, als übergeordneter Begriff, entfaltet sich zwischen den beiden Polen von ''Mitleid'' ({{ELSalt|Ἔλεος}} ''[[eleos]]''; [[lat.]] ''Misericordia'') und ''Mitfreude''. Das '''Mitleid''', durch das man [[Leid]], [[Unlust]], [[Schmerz]] und [[Trauer]] miterleben kann, wird meist leichter erregt als die '''Mitfreude''', die sich an der Lust und Freude anderer Wesen entzündet, weil diese sehr leicht durch den egoistischen [[Neid]] gedämpft wird, während das Mitleid  dem [[Selbstgefühl]] schmeichelt. [[Wikipedia:Jean Paul|Jean Paul]] sagt daher:


Das Ich von außen wahrnehmbar als Sprache und Gesang, als schöpferische
{{Zitat|Zum Mitleiden genügt ein Mensch; zur Mitfreude gehört ein Engel|[[Wikipedia:Jean Paul|Jean Paul]]|[[Wikipedia:Hesperus oder 45 Hundposttage|Hesperus]]}}
Phantasie, als Innenleben / Die Wahrnehmung des Gedankenwesens. Sonnenwirksamkeit
 
in der Erdenentwickelung / Echte Kunst geht zurück auf die Geheimnisse der Initiation /
== Liebe und Mitleid als Ätherleib des in der Menschheitsentwicklung fortwirkenden Christus-Impulses ==
Das Problem des Todes im Zusammenhang mit der künstlerischen Auffassung des Lebens /
 
Meditation und Konzentration. Die drei Arten des Hellsehens / Das Nibelungenlied und
Seit der [[Jordan-Taufe]] lebte der [[Christus]] in den [[Leibeshüllen]] des [[Jesus von Nazareth]], also in dessen [[Astralleib]], [[Ätherleib]] und [[Physischer Leib|physischem Leib]]. Mit dem [[Kreuzestod]] legte er diese Hüllen ab. Von da an bis zum Ende der [[Erdentwicklung]] bilden sich seine neuen Hüllen aus dem, was die [[Mensch]]en an [[Erstaunen]], an [[Liebe]] und [[Mitleid]] und als [[Gewissen]] entwickeln. Aus dem Staunen der Menschen wird der neue Astralleib des Christus gewoben, aus Liebe und Mitleid sein neuer Ätherleib und aus den Gewissenskräften entsteht sein neuer physischer Leib.
Wilhelm Jordan / Der Baldur-Mythos und das Karfreitag-Mysterium
 
{{GZ|Aus dem, was nur aus der Erde
genommen werden kann. Was sich in der Menschheitsentwickelung,
die mit dem Mysterium von Golgatha begonnen hat, auf der Erde
auslebt seit dem vierten nachatlantischen Kulturzeitraum an Erstaunen
oder Verwunderung über die Dinge, alles was in uns leben kann als
Erstaunen und Verwunderung, das geht endlich an den Christus heran
und bildet mit den Astralleib des Christus-Impulses. Und alles, was in
den Menschenseelen Platz greift als Liebe und Mitleid, das bildet den
ätherischen Leib des Christus-Impulses, und was als Gewissen in den
Menschen lebt und sie beseelt, von dem Mysterium von Golgatha bis
zum Erdenziele hin, das formt den physischen Leib oder das, was ihm
entspricht, für den Christus-Impuls.|133|113f}}


== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Wege der geistigen Erkenntnis und der Erneuerung künstlerischer Weltanschauung'', [[GA 161]] (1999), ISBN 3-7274-1610-6 {{Vorträge|161}}
 
#Rudolf Steiner: ''Der irdische und der kosmische Mensch'', [[GA 133]] (1989), ISBN 3-7274-1330-1 {{Vorträge|133}}


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{{GA}}


[[Kategorie:GA]] [[Kategorie:GA (Mitgliedervorträge)]] [[Kategorie: GA (Zyklus)]] [[Kategorie:Gesamtausgabe]]
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Ethik]] [[Kategorie:Fühlen]] [[Kategorie:Tugend]] [[Kategorie:Ethisches Gut]] [[Kategorie:Motivation]] [[Kategorie:Positive Psychologie]]

Version vom 1. Juni 2018, 13:41 Uhr

Als Mitgefühl oder Empathie (von griech. ἐμπάθεια, empatheia) wird die Fähigkeit des Menschen bezeichnet, Leid und Lust anderer Menschen, aber auch von Tieren, in sich nach- bzw. mitzuerleben und dadurch zu einem mehr oder weniger bewussten gefühlsmäßigen Verständnis dessen zu kommen, was andere Seelenwesen in ihrem Inneren bewegt. Tieren fehlt diese Fähigkeit und auch der Mensch konnte sie erst in der griechisch-lateinischen Zeit entwickeln, nachdem die Verstandes- oder Gemütsseele einen gewissen Reifegrad erreicht hatte und sich der Wille als eigenständige Seelenkraft von den noch sehr eng miteinander verbundenen Seelenfähigkeiten des Denkens und Fühlens abgesondert hatte. Das Mitgefühl ist wesentlicher Bestandteil des von Rudolf Steiner beschriebenen sozialen Urphänomens und offenbart sich grundsätzlich bei jedem Menschen auf allen Erkenntnisstufen vom bloß äußeren Nacherleben auf Basis ähnlich gearteter eigener Erfahrungen bis hin zum intuitiven Aufgehen im Bewusstsein des anderen Wesens, wobei die höheren Erkenntnisformen allerdings erst durch eine entsprechende Geistesschulung deutlicher und bewusster hervortreten. Erst auf der Stufe der Intuition, bei der die Erinnerung an eigene vergleichbare Gefühle völlig in den Hintergrund tritt, wird Miterleben fremder Lust und Unlust ganz authentisch.

Mitleid und Mitfreude

Das Mitgefühl, als übergeordneter Begriff, entfaltet sich zwischen den beiden Polen von Mitleid (griech. Ἔλεος eleos; lat. Misericordia) und Mitfreude. Das Mitleid, durch das man Leid, Unlust, Schmerz und Trauer miterleben kann, wird meist leichter erregt als die Mitfreude, die sich an der Lust und Freude anderer Wesen entzündet, weil diese sehr leicht durch den egoistischen Neid gedämpft wird, während das Mitleid dem Selbstgefühl schmeichelt. Jean Paul sagt daher:

„Zum Mitleiden genügt ein Mensch; zur Mitfreude gehört ein Engel“

Liebe und Mitleid als Ätherleib des in der Menschheitsentwicklung fortwirkenden Christus-Impulses

Seit der Jordan-Taufe lebte der Christus in den Leibeshüllen des Jesus von Nazareth, also in dessen Astralleib, Ätherleib und physischem Leib. Mit dem Kreuzestod legte er diese Hüllen ab. Von da an bis zum Ende der Erdentwicklung bilden sich seine neuen Hüllen aus dem, was die Menschen an Erstaunen, an Liebe und Mitleid und als Gewissen entwickeln. Aus dem Staunen der Menschen wird der neue Astralleib des Christus gewoben, aus Liebe und Mitleid sein neuer Ätherleib und aus den Gewissenskräften entsteht sein neuer physischer Leib.

„Aus dem, was nur aus der Erde genommen werden kann. Was sich in der Menschheitsentwickelung, die mit dem Mysterium von Golgatha begonnen hat, auf der Erde auslebt seit dem vierten nachatlantischen Kulturzeitraum an Erstaunen oder Verwunderung über die Dinge, alles was in uns leben kann als Erstaunen und Verwunderung, das geht endlich an den Christus heran und bildet mit den Astralleib des Christus-Impulses. Und alles, was in den Menschenseelen Platz greift als Liebe und Mitleid, das bildet den ätherischen Leib des Christus-Impulses, und was als Gewissen in den Menschen lebt und sie beseelt, von dem Mysterium von Golgatha bis zum Erdenziele hin, das formt den physischen Leib oder das, was ihm entspricht, für den Christus-Impuls.“ (Lit.:GA 133, S. 113f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Der irdische und der kosmische Mensch, GA 133 (1989), ISBN 3-7274-1330-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.