Bedřich Smetana

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Porträtfoto von Bedřich Smetana (ca. 1878).
Unterschrift von Bedřich Smetana
Unterschrift von Bedřich Smetana

Bedřich Smetana Audio-Datei / Hörbeispiel anhören?/i [ˈbɛdr̝ɪx ˈsmɛtana] (* 2. März 1824 als Friedrich Smetana in Litomyšl; † 12. Mai 1884 in Prag) war ein tschechischer[1] Komponist der Romantik. Sein bekanntestes Werk ist Die Moldau (Vltava) aus dem sinfonischen Zyklus Mein Vaterland (Má vlast).

Leben

Gedenktafel in Havlíčkův Brod, wo Smetana von 1836 bis 1839 das Gymnasium besuchte

Bedřich Smetana war das achte Kind von František Smetana (1777–1857). Seine Mutter, dritte Ehefrau des Vaters, hieß Barbora Smetanová geb. Lynková (1792–1864).[2] Sein Vater war Bierbrauer im Dienst böhmischer Adelsgeschlechter wie der Waldsteins oder Czernins. Bedřich Smetana wurde auf den Namen Friedrich getauft. Erst als Erwachsener entwickelte er sein tschechisches Nationalgefühl, erlernte die tschechische Sprache und änderte seinen Vornamen bewusst zur tschechischen Namensform Bedřich. Sein erster tschechischer Brief stammt aus dem Jahre 1856, in seinen Tagebüchern verwendete er jedoch bis 1861 die deutsche Sprache.

Smetana bekam schon mit vier Jahren Geigen- und Klavierunterricht. Ein Konzert Franz Liszts in Prag hatte ihn so begeistert, dass er darüber die Schule vergaß. Sein Vater schickte ihn deshalb auf das Prämonstratenser-Gymnasium in Pilsen, das Bedřich von 1840 bis 1843 besuchte. In dieser Zeit befreundete er sich mit Kateřina Kolářová, einer guten Pianistin, die seine erste Frau wurde. Von 1843 bis 1847 war er in Prag als Musiklehrer tätig und studierte Klavier und Komposition bei Josef Proksch. Wie sein Vorbild Richard Wagner nahm Smetana an der Revolution von 1848/49 teil. In der gleichen Zeit eröffnete er in Prag seine eigene Musikschule.

1856 verließ Smetana aus politischen Gründen seine Heimat, um in Göteborg (Schweden) die Philharmonische Gesellschaft zu leiten. Hier traf er den berühmten Violinisten Ferdinand Laub, mit dem er gemeinsame Konzerte veranstaltete.

Detail des Grabsteins auf dem Vyšehrader Friedhof

Mit der Milderung des österreichischen Absolutismus kehrte Smetana 1861 endgültig nach Prag zurück und arbeitete rastlos für die tschechische Nationalbewegung. Der neue Aufschwung führte 1861 zur Gründung des patriotischen Gesangvereins Hlahol, den er von 1863 bis 1865 leitete.

Smetana war von 1865 bis 1869 Dirigent der tschechischen Philharmonischen Konzerte, von 1864 bis 1865 Musikkritiker an der Zeitung Národní listy, von 1863 bis 1870 Vorsitzender der Musikabteilung des Vereins Umělecká beseda und von 1866 bis 1874 als Nachfolger Karl Komzáks Erster Kapellmeister des tschechischen Interimstheaters České Prozatimní Divadlo. Im Jahre 1874 erkrankte Smetana, ertaubte und zog sich aus der Öffentlichkeit weitgehend zurück. Smetana zog zu seiner Tochter Žofie und ihrem Mann Josef Schwarz, einem Förster, nach Jabkenice aufs Land. Dort arbeitete er als Komponist weiter.[3]

Im Zuge der Entstehung der Festoper Libusa entstand auch der Zyklus sinfonischer Dichtungen Mein Vaterland (Má Vlast). Erst als vierteiliger Zyklus angelegt, wurde er 1878/79 durch die Stücke Tábor und Blaník erweitert. In den Jahren 1876 bis 1878 schuf Smetana mit der Librettistin Eliška Krásnohorská Tajemství (Das Geheimnis).[4]

Er litt unter starken Ohrgeräuschen. Tag und Nacht hörte er z. B. das „schrille Pfeifen eines As-Dur-Sextakkords in den höchsten Registern der Piccoloflöte“, das ihn beim Komponieren stark behinderte. So hat er seine Librettistin immer wieder gebeten, nicht so viele Ensembleszenen zu schreiben, da ihn das Komponieren solcher Szenen sehr viel Kraft und Konzentration kostete. Kurz vor seinem Tod wurde der mittlerweile psychisch und physisch stark angeschlagene Smetana noch in eine psychiatrische Klinik eingeliefert, wo er am 12. Mai 1884 verstarb. Er wurde auf dem Vyšehrader Friedhof in Prag in Grab 5-40 beigesetzt.

Familie

Nach seiner Hochzeit mit Kateřina Kolářová kam im Mai 1853 die Tochter Žofie,[5] die erste der zwei Töchter mit Kateřina, zur Welt. Auf einer Rückreise von Göteborg nach Prag starb Smetanas Frau Kateřina am 19. April 1859 im Alter von 32 Jahren in Dresden an Tuberkulose. Im Sommer desselben Jahres verlobte er sich mit Bettina Ferdinandová, einer Schwägerin seines Bruders Karel, und heiratete sie im Juli 1860. Im Jahre 1861 wurde die Tochter Zdeňka geboren und 1863 Tochter Božena.[5]

Ein Enkel von Smetana war der Tischtennisspieler und -funktionär Zdeněk Heydušek.

Werke

Opern

Orchesterwerke

  • Wallensteins Lager, Richard III. und Hakon Jarl, sinfonische Dichtungen in der Tradition von Franz Liszt aus seiner Zeit in Göteborg.
  • Der sechsteilige Zyklus sinfonischer Dichtungen Mein Vaterland (Vyšehrad, Vltava, Šárka, Z českých luhů a hájů, Tábor, Blaník), darin als bekanntestes Werk Die Moldau[6]
  • Triumph-Sinfonie E-Dur, op. 6 (1853–1854). Die Uraufführung fand 1855 statt. Smetana verwendete in dieser Sinfonie die österreichische Kaiserhymne. Die Sinfonie ist Kaiserin Elisabeth („Sisi“) gewidmet. Smetana sandte ihr eine Kopie des Werkes, bekam aber nie eine Antwort. 1. Satz Allegro vivace, 2. Satz Largo maestoso, 3. Satz Scherzo: Allegro vivo, 4. Satz Finale: Allegro non troppo ma energico.

Kammermusik

  • Streichquartett Nr. 1 e-Moll, Aus meinem Leben.
    Das Quartett entstand 1876 und wurde 1879 uraufgeführt. Der Komponist schildert in den vier Sätzen seinen Lebensweg. Bemerkenswert ist v. a. die Coda des Finales: Der jubelnde Satz bricht abrupt ab, darauf ertönt ein sehr hohes e in der 1. Violine – Smetana setzte hier den Beginn seines Gehörleidens in Musik. Das Quartett schließt daraufhin resignativ.
  • Streichquartett Nr. 2 d-Moll.
    1883 in völliger Taubheit komponiert, wollte Smetana damit eine Fortsetzung des e-Moll-Quartettes komponieren. Charakteristisch für das Werk ist seine leidenschaftliche Zerrissenheit, die sich auch in der formalen Gestaltung niederschlägt.
  • Klaviertrio g-Moll op. 15,
    entstanden September bis November 1855 und am 3. Dezember desselben Jahres in Prag zum ersten Mal öffentlich aufgeführt. Das Stück hat ebenfalls stark biographische Bezüge. Im Verzeichnis seiner Kompositionen steht zum Klaviertrio folgende Anmerkung: „Erinnerung an mein erstes Kind Bedriska (Friederike), welche durch ihr außerordentliches Musiktalent uns entzückt hat, jedoch uns durch den unerbittlichen Tod im Alter von 4½ Jahren entrissen wurde.“[7]

Klaviermusik

Es sind zahlreiche Klavierkompositionen, vor allem aus den früheren Jahren, erhalten, die die Virtuosität von Smetana belegen.

  • Salonpolkas (Louisa, Bettina, Jiřinková…)
  • Konzertetüden, die bekannteste Am Seegestade
  • Poetische Polkas
  • 2 Serien von Böhmischen Tänzen (Pianistisch anspruchsvolle Stilisierungen)
  • 6 Präludien
  • Sonate g-Moll
  • Ouverture e-Moll
  • Rondo C-Dur

Smetana komponierte auch für mehrere Klaviere zu 4, 8 und 16 Händen.

Orgelmusik

  • Sechs Präludien (1846)
  • Fuge A-Dur (1845)
  • Choralbearbeitung „Gott sei uns gnädig und barmherzig“ (1845)

Siehe auch

Literatur

  • Kurt Honolka: Bedřich Smetana in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1978, ISBN 3-499-50265-8.
  • Thomas Järmann: Im Geiste Liszts und doch ganz anders. Bedřich Smetana komponiert seine ersten Sinfonischen Dichtungen. In: Die Tonkunst, Januar 2014, Nr. 1, Jg. 8 (2014), ISSN 1863-3536, S. 74–85.

Weblinks

Commons: Bedřich Smetana - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
Aufnahmen

Einzelnachweise

  1. Carolyn Abbate, Roger Parker: Eine Geschichte der Oper. Die letzten 400 Jahre. September 2013. Kapitel: Aus der Kälte hereingeholt. Beck, ISBN 3-406-65542-4.
  2. Biografie (Memento vom 9. Oktober 2008 im Internet Archive)
  3. Anton Neumayr, Musik und Medizin, 2. Auflage 1995
  4. Smetana, Bedrich: Tajemstvi in der Wiener Zeitung vom 3. Mai 2012, abgerufen am 28. Januar 2013.
  5. 5,0 5,1 Alfred v. Ehrmann: Miszellen um Smetana . In: Badener Zeitung, 12. Mai 1934, S. 1, unten. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  6. Kompletter Satz für ein Sinfonieorchester des Stückes Moldau von der Indiana University School of Music
  7. Quelle: Vorbemerkung zu den Noten der Peters-Ausgabe, herausgegeben vom Weitzmann-Trio


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