Nachsicht und Großmut: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''Nachsicht''' wird das verzeihende [[Verstehen|Verständnis]] für die Unvollkommenheit der Mitmenschen oder für eine situationsbedingte Schwäche einer Person bezeichnet. Vereinzelt kann sich das Wort auch auf die Unzulänglichkeit einer Sache beziehen.
[[Bild:The magnanimity of Alexander towards the captive Porus (1696).jpg|mini|Die Großmut [[Alexander der Große|Alexanders des Großen]] gegenüber dem gefangenen indischen König [[Poros (König)|Poros]].]]
'''Großmut''' (von {{grcS|μεγαλοψυχία|''[[megalopsychia]]''}}; {{laS|''magnanimitas''}}) ist die Charaktereigenschaft einer Persönlichkeit, Handlungen gegen die eigene Person [[Vergebung|vergeben]] zu können, Zitat: „groszmuth ist edelmuth mit selbstbesiegung“.<ref>''Deutsches Wörterbuch'' der Brüder Grimm, Bd. 9, in: ''groszmuth'', [1935], München 1984, Sp. 565</ref> Einer der klassischen Gegenbegriffe ist „[[Rache|Rachsucht]]“, ein moderner Gegenbegriff ist die Eigenschaft „nachtragend“. ''Großmut'' wird üblicherweise als eine [[Tugend]] bewertet. Als Untugend wird dagegen die gegenteilige Charaktereigenschaft, der „Kleinmut“ oder die „Kleinmütigkeit“, eingestuft, wie sie etwa den [[Punier|Karthagern]] nach ihrer Niederlage gegen die [[Römisches Reich|Römer]] nachgesagt wurde.<ref>Pedro Barceló: ''Kleine römische Geschichte''. Sonderausgabe, 2., bibliographisch aktualisierte Auflage. Primus Verlag, Darmstadt 2012, ISBN 978-3534250967, S. 37f</ref>


Das zugehörige Eigenschaftswort ist '''nachsichtig''' oder ''nachsichtsvoll'', verwandte Begriffe sind [[Barmherzigkeit]], [[Großmut]], [[Sanftmut]] und Milde. In der [[Tugend]]lehre werden Nachsicht und Milde [[latein]]isch auch als ''Clementia'' bezeichnet.
== Näheres ==
Seit der Antike gilt die Großmut als wichtige Tugend, insbesondere von [[Herrschaft|Herrschern]]. Bereits [[Aristoteles]] erörterte sie in seiner ''[[Nikomachische Ethik|Nikomachischen Ethik]]'' als wünschenswerte Herrschertugend.


;Redewendungen:
In der römischen Antike wurde die ''magnanimitas'' [[Gaius Iulius Caesar|Cäsars]] sprichwörtlich. Die „Großmut“ einiger Monarchen wurde historisch in ihrem [[Beiname]]n gewürdigt, so etwa bei [[Alfons V. (Aragón)|Alfons dem Großmütigen]] von Aragon, [[Philipp I. (Hessen)|Philipp dem Großmütigen]] von Hessen oder [[Johann Friedrich I. (Sachsen)|Johann Friedrich dem Großmütigen]] von Sachsen.
* ''Nachsicht üben'' bzw. ''zeigen''
 
* ''mit jemandem Nachsicht haben'', mit Nachsicht behandeln
Berühmtheit erlangte auch die Amnestie [[Mohammed]]s gegenüber seinen jahrelangen Feinden und Verfolgern unter den Führern Mekkas nach der Einnahme der Stadt.
* ''keine Nachsicht kennen''
 
* ''[[Vorsicht]] ist besser als Nachsicht''
Das [[Gnadenrecht]] und die Möglichkeit der [[Amnestie]] können als  Institutionalsierungen des Ideals der Großmut im [[Staatsorganisationsrecht|Staatsrecht]] betrachtet werden.
 
=== Künstlerische Bearbeitungen ===
In [[Wolfgang Amadeus Mozart]]s 1791 uraufgeführter Oper ''[[La clemenza di Tito]]'' ist die Großmut des römischen Kaisers Titus das zentrale Thema. In seiner Oper ''[[Die Entführung aus dem Serail]]'' (1782) ist die Großmut des ''Bassa Selim'' das zentrale Motiv.
 
[[Conrad Ferdinand Meyer]] behandelte die Tugend der Großmut in seiner [[Ballade]] ''Der gleitende Purpur''.<ref>in: [anonym] ''Zwanzig Balladen von einem Schweizer'', 1864</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Geduld]]
* {{WikipediaDE|Großmut}}
* [[Verzeihung]]
* {{WikipediaDE|Mut (Tugend)#Etymologie und alte Verwendung}}
* [[Clementia (Mythologie)]]
* {{WikipediaDE|Ritterlichkeit}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|Großmut}}
{{Wikiquote|Großmut}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Tugend]]
{{SORTIERUNG:Grossmut}}
[[Kategorie:Differentielle und Persönlichkeitspsychologie]]
[[Kategorie:Tugend|H]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 30. August 2020, 01:27 Uhr

Die Großmut Alexanders des Großen gegenüber dem gefangenen indischen König Poros.

Großmut (von altgriech. μεγαλοψυχία megalopsychia; lat. magnanimitas) ist die Charaktereigenschaft einer Persönlichkeit, Handlungen gegen die eigene Person vergeben zu können, Zitat: „groszmuth ist edelmuth mit selbstbesiegung“.[1] Einer der klassischen Gegenbegriffe ist „Rachsucht“, ein moderner Gegenbegriff ist die Eigenschaft „nachtragend“. Großmut wird üblicherweise als eine Tugend bewertet. Als Untugend wird dagegen die gegenteilige Charaktereigenschaft, der „Kleinmut“ oder die „Kleinmütigkeit“, eingestuft, wie sie etwa den Karthagern nach ihrer Niederlage gegen die Römer nachgesagt wurde.[2]

Näheres

Seit der Antike gilt die Großmut als wichtige Tugend, insbesondere von Herrschern. Bereits Aristoteles erörterte sie in seiner Nikomachischen Ethik als wünschenswerte Herrschertugend.

In der römischen Antike wurde die magnanimitas Cäsars sprichwörtlich. Die „Großmut“ einiger Monarchen wurde historisch in ihrem Beinamen gewürdigt, so etwa bei Alfons dem Großmütigen von Aragon, Philipp dem Großmütigen von Hessen oder Johann Friedrich dem Großmütigen von Sachsen.

Berühmtheit erlangte auch die Amnestie Mohammeds gegenüber seinen jahrelangen Feinden und Verfolgern unter den Führern Mekkas nach der Einnahme der Stadt.

Das Gnadenrecht und die Möglichkeit der Amnestie können als Institutionalsierungen des Ideals der Großmut im Staatsrecht betrachtet werden.

Künstlerische Bearbeitungen

In Wolfgang Amadeus Mozarts 1791 uraufgeführter Oper La clemenza di Tito ist die Großmut des römischen Kaisers Titus das zentrale Thema. In seiner Oper Die Entführung aus dem Serail (1782) ist die Großmut des Bassa Selim das zentrale Motiv.

Conrad Ferdinand Meyer behandelte die Tugend der Großmut in seiner Ballade Der gleitende Purpur.[3]

Siehe auch

Weblinks

 Wiktionary: Großmut – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Großmut – Zitate

Einzelnachweise

  1. Deutsches Wörterbuch der Brüder Grimm, Bd. 9, in: groszmuth, [1935], München 1984, Sp. 565
  2. Pedro Barceló: Kleine römische Geschichte. Sonderausgabe, 2., bibliographisch aktualisierte Auflage. Primus Verlag, Darmstadt 2012, ISBN 978-3534250967, S. 37f
  3. in: [anonym] Zwanzig Balladen von einem Schweizer, 1864


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