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Die aktuell gültige Fassung der [[Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme|Internationalen Klassifikation der Krankheiten]] (ICD-10) führt '''psychische und Verhaltensstörungen''' im Kapitel&nbsp;V auf. Dort sind auch Störungen der psychischen Entwicklung enthalten.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Hans-Ulrich Wittchen |Titel=Kapitel 2.4 - Die ICD-10 |Sammelwerk=Klinische Psychologie & Psychotherapie |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer |Ort= |Datum=2011 |Seiten= |ISBN=9783642130175 |Online={{Google Buch| BuchID=BbgoBAAAQBAJ| Seite=40}}}}</ref>
Als '''Superorganismus''' wird eine lebendige Gemeinschaft von vielen Individuen derselben [[Art (Biologie)|Art]] bezeichnet, die Fähigkeiten entwickeln, die oft weit über die Fähigkeiten der Individuen hinausgehen.


Das fünfte Kapitel ist weiter nach Krankheitsgruppen in 10 Unterabschnitte gegliedert. Der Buchstabe F bedeutet Hinweis auf eine psychische Störung –, zusätzliche Ziffern erlauben genauere Angaben. Die [[Weltgesundheitsorganisation|WHO]] gibt das Kapitel zu psychischen und Verhaltensstörungen in verschiedenen Versionen heraus (siehe [[Liste der psychischen und Verhaltensstörungen nach ICD-10#Literatur|Literatur]]):<ref>''The ICD-10 Classification of Mental and Behavioural Disorders'' (WHO): „blaues Buch“, [http://www.who.int/classifications/icd/en/bluebook.pdf ''Clinical descriptions and diagnostic guidelines''] (PDF) und „grünes Buch“, [http://www.who.int/classifications/icd/en/GRNBOOK.pdf ''Diagnostic criteria for research''] (PDF). Auf Deutsch sind beide Büchern nur kostenpflichtig im Buchhandel erhältlich.</ref>
Der Begriff „Superorganismus“ wurde 1910 von dem US-amerikanischen Biologen [[w:William Morton Wheeler|William Morton Wheeler]] geprägt, und zwar auf der Grundlage seiner Arbeiten an [[Ameisen]].<ref>[[w:William Morton Wheeler|]]: ''The ant-colony as an organism. (A lecture prepared for delivery at the Marine Biological Laboratory, Woods Hole, Mass., August 2, 1910).'' In: ''Journal of Morphology.'' Bd. 22, Nr. 2, 1911, {{ISSN|0362-2525}}, S. 307–325, {{DOI|10.1002/jmor.1050220206}}.</ref> Daher ist das klassische Beispiel für einen „Superorganismus“ der [[w:Hymenopterenstaat|Ameisenstaat]]: Jede Ameise ist theoretisch auch einzeln überlebensfähig, denn sie verfügt über alle Organe, die eigenständige Insekten zum Überleben benötigen. Tatsächlich haben sie sich aber spezialisiert, sodass sie nur in der Gemeinschaft – im [[w:Staat (Biologie)|Staat]] – langfristig überleben können: Wenige sind für die Fortpflanzung zuständig, die meisten anderen beschaffen Nahrung, beschützen die Gemeinschaft vor Feinden oder pflegen die Brut.
* ''Internationale Klassifikation psychischer Störungen'' (grobe Leitlinien für die klinische Anwendung)
* ''Diagnostische Kriterien für Forschung und Praxis'' (differenzierter für Forschungszwecke)
* ''Psychische Störungen in der Praxis'' (zugeschnitten auf [[Medizinische Grundversorgung|hausärztliche Versorgung]])


== Allgemeines ==
Das Zusammenwirken dieser spezialisierten Handlungsweisen übertrifft bei weitem die Möglichkeiten, die einzelne Ameisen hätten: Ihnen wird daher auch eine sogenannte [[kollektive Intelligenz]] zugesprochen.
Die Einordnung einer [[Psychische Störung|psychischen Störung]] nach ihren [[Symptom]]en ist ein Bestandteil der [[Diagnose]]. Dafür gibt es parallel das [[Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders|DSM-5]], ein psychiatrisches Klassifikationssystem der USA. Es ist weitgehend kompatibel mit der ICD-10, wodurch eine Umkodierung von Diagnosen zwischen beiden Systemen möglich wird.<ref name=":0" />


Ein Kapitel für psychische Erkrankungen gibt es im ICD erst seit 1948 (ICD-6). Wesentliche Neuerungen bei der Umstellung von ICD-9 auf ICD-10 waren der Verzicht auf wertende Begriffe (z.&nbsp;B. [[Neurose]] oder [[endogen]]), das [[Komorbidität]]sprinzip und die Angabe genauer Diagnosekriterien.<ref name="Nr0">{{Literatur|Autor=Paul L. Janssen|Titel=Leitfaden psychosomatische Medizin und Psychotherapie: orientiert an den Weiterbildungsrichtlinien der Bundesärztekammer ; mit 31 Tabellen|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=Deutscher Ärzteverlag|Ort=|Datum=2005|Seiten=106|ISBN=978-3-7691-0452-3|Online={{Google Buch| BuchID=N0-cCSLm0coC| Seite=106}}}}</ref>
Eine simplere Form von Superorganismen sind z. B. [[w:Schwarmverhalten|Schwärme]]. Diese bewegen sich vor allem in einer Gemeinschaft, um Feinden eine geringere Angriffsfläche zu bieten. In einem sich bewegenden Schwarm ist es erheblich schwerer, eine Beute auszumachen und zu fangen, als bei sich allein bewegenden Individuen.


== Siehe auch ==
[[w:Alfred Kroeber|Alfred Kroeber]] übertrug das Konzept des Superorganismus auf die menschliche Kultur,<ref>''Kulturologie'' In: Michel Panoff, Michel Perrin: ''Taschenwörterbuch der Ethnologie'' (= ''List-Taschenbücher der Wissenschaft'' 1615). List, München 1975, ISBN 3-471-61615-2, S. 177.</ref> und [[w:Carsten Bresch|Carsten Bresch]] schlug die Bezeichnung ''MONON'' für den emergierenden planetarischen Superorganismus vor, als „das Resultat der abschließenden, alles-umfassenden Integration der Evolution eines Planeten.“<ref>[[w:Carsten Bresch|Carsten Bresch]]: ''Zwischenstufe Leben - Evolution ohne Ziel?'' Fischer, Frankfurt a. M. 1979, S. 251.</ref>
* {{WikipediaDE|Liste der psychischen und Verhaltensstörungen nach ICD-10}}
* {{WikipediaDE|Psychosomatik}}
* {{WikipediaDE|Psychopharmakon}}
* {{WikipediaDE|Liste der Syndrome}}
 
== Literatur ==
* ''Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien.'' 10. Auflage. Hogrefe, Göttingen 2015, ISBN 978-3-456-85560-8.
* ''Internationale Klassifikation psychischer Störungen: ICD-10 Kapitel V (F). Diagnostische Kriterien für Forschung und Praxis''. 6. Auflage. Hogrefe,  Göttingen 2016, ISBN 978-3-456-84956-0.
* ''Psychische Störungen in der Praxis: Leitfaden zur Diagnostik und Therapie in der Primärversorgung nach dem Kapitel V(F) der ICD-10''. Huber, Mannheim 2014, ISBN 978-3-456-85438-0.
* ''Lexikon zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen: Begriffe der Psychiatrie, der Psychotherapie und der seelischen Gesundheit''. Huber, Mannheim 2009, ISBN 978-3-456-84686-6.
* ''Fallbuch Psychiatrie: Kasuistiken zum Kapitel V (F) der ICD-10''. Huber, Mannheim 2014, ISBN 978-3-456-85304-8.
 
== Weblinks ==
* [http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-who/kodesuche/onlinefassungen/htmlamtl2013/chapter-v.htm Liste der ICD-Codes der ''Psychische und Verhaltensstörungen'' ICD-10-WHO Version 2013]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 8. Juli 2019, 15:55 Uhr

Als Superorganismus wird eine lebendige Gemeinschaft von vielen Individuen derselben Art bezeichnet, die Fähigkeiten entwickeln, die oft weit über die Fähigkeiten der Individuen hinausgehen.

Der Begriff „Superorganismus“ wurde 1910 von dem US-amerikanischen Biologen William Morton Wheeler geprägt, und zwar auf der Grundlage seiner Arbeiten an Ameisen.[1] Daher ist das klassische Beispiel für einen „Superorganismus“ der Ameisenstaat: Jede Ameise ist theoretisch auch einzeln überlebensfähig, denn sie verfügt über alle Organe, die eigenständige Insekten zum Überleben benötigen. Tatsächlich haben sie sich aber spezialisiert, sodass sie nur in der Gemeinschaft – im Staat – langfristig überleben können: Wenige sind für die Fortpflanzung zuständig, die meisten anderen beschaffen Nahrung, beschützen die Gemeinschaft vor Feinden oder pflegen die Brut.

Das Zusammenwirken dieser spezialisierten Handlungsweisen übertrifft bei weitem die Möglichkeiten, die einzelne Ameisen hätten: Ihnen wird daher auch eine sogenannte kollektive Intelligenz zugesprochen.

Eine simplere Form von Superorganismen sind z. B. Schwärme. Diese bewegen sich vor allem in einer Gemeinschaft, um Feinden eine geringere Angriffsfläche zu bieten. In einem sich bewegenden Schwarm ist es erheblich schwerer, eine Beute auszumachen und zu fangen, als bei sich allein bewegenden Individuen.

Alfred Kroeber übertrug das Konzept des Superorganismus auf die menschliche Kultur,[2] und Carsten Bresch schlug die Bezeichnung MONON für den emergierenden planetarischen Superorganismus vor, als „das Resultat der abschließenden, alles-umfassenden Integration der Evolution eines Planeten.“[3]

Einzelnachweise

  1. [[w:William Morton Wheeler|]]: The ant-colony as an organism. (A lecture prepared for delivery at the Marine Biological Laboratory, Woods Hole, Mass., August 2, 1910). In: Journal of Morphology. Bd. 22, Nr. 2, 1911, ISSN 0362-2525, S. 307–325, doi:10.1002/jmor.1050220206.
  2. Kulturologie In: Michel Panoff, Michel Perrin: Taschenwörterbuch der Ethnologie (= List-Taschenbücher der Wissenschaft 1615). List, München 1975, ISBN 3-471-61615-2, S. 177.
  3. Carsten Bresch: Zwischenstufe Leben - Evolution ohne Ziel? Fischer, Frankfurt a. M. 1979, S. 251.


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