Lili Kolisko: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 12. Januar 2021, 15:29 Uhr

Lili Kolisko mit ihrer Tochter

Lili Kolisko (* 2. September 1889 in Wien, damals Österreich-Ungarn; † 20. November 1976 in Gloucester, Großbritannien) war Anthroposophin und Naturwissenschaftlerin. Die von ihr entwickelte Steigbildmethode ermöglichte erstmals den Nachweis kosmischer Wirkungen in irdischen Substanzen und machte sie zu einer Pionierin der biologisch-dynamischen Landwirtschaft.

Leben

Am 2. September 1889 wurde Lili Kolisko in Wien als Tochter eines Schriftsetzers geboren. Gemeinsam mit ihren beiden Stiefschwestern verlebte sie ihre Kindheit und Jugendzeit in ärmlichen Verhälthissen, die durch die Trunksucht des Vaters zusätzlich belastet waren. Dennoch konnte sie das Gymnasium besuchen und mit der Matura abschließen. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges arbeitete sie ab 1914 als freiwillige Helferin in einem Wiener Lazarett, wo sie die verschiedensten medizinischen Labortechniken handhaben lernte. Hier begegnete sie auch dem jungen Assistenzarzt Eugen Kolisko, dessen Ehefrau sie 1917 wurde. Beide verband das starke Interesse für Naturwissenschaften und Anthroposophie.

Nachdem Lili Kolisko 1915 erstmals Rudolf Steiner persönlich begegnet war, bat sie in bald darauf brieflich um Anregungen zur Entwicklung einer geisteswissenschaftlich orientierten Chemie.

1919 wurde dem Ehepaar Kolisko eine Tochter geboren und im März 1920 übersiedelte die Familie nach Stuttgart, wo Eugen Kolisko von nun an als Lehrer in der neu begründeten Waldorfschule arbeitete.

Im Juli desselben Jahres forschte Eugen Kolisko zusammen mit Rudolf Steiner an einem Heilmittel gegen die damals grassierende Maul- und Klauenseuche. Die dafür nötigen Laborarbeiten, um die richtige Dosierung des Mittels herauszufinden, wurden Lili Kolisko übertragen. Rudolf Steiner gab ihr dazu die Anweisung, Keimversuche an Pflanzen mit verschiedenen Verdünnungen vornehmen und das Resultat in Kurvenform aufzuzeichnen. Lili Kolisko untersuchte auch das Blut der erkrankten Tiere und konnte 1922, als man noch wenig über die Funktion der Milz wusste, in ihrer bahnbrechenden Schrift „Milzfunktion und Plättchenfrage“ einen von der Milz abgesonderten Stoffwechselregulator nachweisen. Im Zuge dieser Arbeiten wurde, zunächst in einem kleinen, als Labor gebrauchten Raum der Stuttgarter Waldorfschule, das nach Steiners Wunsch so benannte Biologischen Institut am Goetheanum begründet, dessen Tätigkeitsbereich bald erweitert wurde.

Rudolf Steiner hielt Lili Koliskos Forschungsarbeiten für sehr bedeutsam und besuchte sie häufig in ihrem Labor, um die Ergebnisse zu besprechen und weitere Anregungen zu geben. Koliskos Versuche sollten darauf abzielen, den herrschenden Materialismus zu überwinden und die ätherischen Qualitäten, die der Materie zugrunde liegen, sichtbar zu machen. Gemeinsam mit Steiner entwickwelte Kolisko dazu Potenzierungsverfahren, durch die die materielle Substanz schrittweise so bis über die Grenze der analytischen Nachweisbarkeit verdünnt wurden, dass dabei zugleich die ätherische Wirksamkeit immer deutlicher hervortrat. In Keimversuchen mit Pflanzen zeigten die Verdünnungen, von Steiner als «kleinste Entitäten» bezeichnet, den von ihm erwarteten rhythmischen Verlauf.

"Ich denke aber, seit den Untersuchungen von Lily Kolisko über die Wirkungen kleinster Entitäten, die in so glänzender Weise alles dasjenige, was bisher Tappen und Tasten in der Homöopathie war, auf eine so gründliche wissenschaftliche Basis gestellt haben, ich denke seit der Zeit kann man es durchaus als wissenschaftlich ansehen, daß kleinste Entitäten, in kleinen Mengen gerade die strahlenden Kräfte, die gebraucht werden in der organischen Welt, dadurch entbunden werden, daß man kleinste Mengen in entsprechender Weise verwendet." (Lit.: GA 327, S 122ff)

Im Nachwort ihrer Studie, die ihrer Arbeiten von 1923 - 1959 über den physiologischen und physikalischen Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten zusammenfasst, schreibt Lili Kolisko:

"In dem Kursus, den Rudolf Steiner im Jahre 1920 für Ärzte in der Schweiz hielt, bezeichnete er es als eine „schöne Aufgabe, die Wirkungen, die sich bei der Potenzierung herausstellen, in gewissen Kurven darzustellen". Es war eine schöne Aufgabe. Immer wieder überzeugt man sich, daß, wenn man Rudolf Steiners Worte ernst nimmt und seinen Anregungen folgt, sie sich in allen Einzelheiten bewahrheiten. Wie wunderbar war es erst, als die Versuche bis zur 30. Dezimalpotenz ausgeführt wurden, festzustellen, daß die Pflanze im Wachstumsprozeß reagiert auf kleinste Stoffmengen, daß das Wachstum zunimmt, dann abnimmt, daß man einen Nullpunkt erreicht. Das Wachstum sinkt weit unter die Wasserkontrolle, Der Stoff wird weiter potenziert und wiederum steigt das Wachstum an, überschreitet die Wasserkontrollpflanze, erreicht ein maximales Wachstum. Man potenziert weiter und wiederum fällt das Wachstum zu einem Minimum herunter.

Nun dehnt man die Versuchsreihe weiter aus. Man verdoppelt die Anzahl der Potenzen bis zur 60. Dezimalpotenz und findet einen fortschreitenden rhythmischen Prozeß, der immer wieder neue Minima und Maxima ergibt. Der kleine Rhythmus verschwimmt in einem größeren.

Und wiederum versucht man, die Reihe der Potenzen zu erweitern bis zur 120. Potenz. Der rhythmische Prozeß kommt nicht zu einem Ende. Das Pflanzenwachstum zeigt immer wieder eine Wirksamkeit, die aber nicht mehr an einen Stoff gebunden ist. Wirkungen nimmt man wahr — ohne daß man einen Stoff dafür nachweisen kann. Man steht staunend und bewundernd vor den reinen Kräftewirkungen.

Dann werden die Versuche mit physikalischen Methoden weitergeführt bis zur 600. Dezimalpotenz und wieder ergeben sich Kurven mit Maxima und Minima. Für jeden Stoff eine spezifische Kurve. Es schwingt ein wunderbarer Rhythmus durch die Substanz, vom terrestrischen hinüber zum kosmischen...

Man muß die Kurven lesen lernen. Auch das ist eine schöne Aufgabe. Im Jahn 1926 schrieb ich im Nachwort des Buches „Physiologischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten bei sieben Metallen": Die Kurven sind ins Physische heruntergeholte Bilder geistiger Realitäten! Sie spiegeln Weltgesetzmäßigkeiten wieder. Wenn man sich das vor Augen hält, dann scheut man nicht zurück vor der Mühe, in dieses wunderbare Gebiet tiefer einzudringen und in Dankbarkeit Rudolf Steiners zu denken, der uns diese Erkenntnisse erschlossen hat." (Lit.: Kolisko, S 273f)

Steigbilder nach Lili Kolisko.

Die von Lili Kolisko entwickelte Rhythmisierungsverfahren, bei der sie differenzierte Schüttelrhythmen für einzelne Stoffe ausarbeitete, war wegweisend für die spätere anthroposophische Heilmittelforschung. Von der Wala Heilmittel GmbH wurden dieser Verfahren unter Leitung von Rudolf Hauschka weiterentwickelt.

Um die Wirksamkeit der «kleinsten Entitäten» noch deutlicher sichtbar zu machen, entwickelte Koliska ab 1923 das Steigbildverfahren, durch das dem geübten Auge das sinnliche Abbild der ätherischen Bildekräfte offenbart wird. Auf Basis dieses Verfahrens untersuchte sie in den folgenden Jahrzehnten auch den Einfluss kosmischer Konstellationen auf die Gestaltungskräfte. So konnte sie in aufwendigen Versuchsreihen mit einprozentigen Metallsalzlösungen die Wirkung von Sonnen- und Mondfinsternissen und den Einfluss der Planetenbewegungen auf die sieben Planetenmetalle dokumentieren. Das "Sternenwirken in Erdenstoffen" - so der Titel ihrer grossen zusammenfassenden Arbeit über dieses Thema - wurde damit erstmals auf wissenschaftlich fundierte Weise nachgewiesen. Gemeinsam mit ihrem Mann war Lili Kolisko sehr aktiv in der Anthroposophische Gesellschaft tätig. Nach der Weihnachtstagung wurde sie 1924 von Rudolf Steiner beauftragt, im Rahmen der neu begründeten Ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft die von Steiner gegebenen esoterischen Unterweisungen, die sogenannten Klassenstunden, für die Lehrer der Stuttgarter Waldorfschule zu lesen.

Nach dem Tod Rudolf Steiners im Jahre 1925 wurden die Arbeitsbedingungen in den folgenden Jahren für das Ehepaar Kolisko, das sich Ita Wegman und Elisabeth Vreede verpflichtet fühlte, aufgrund der anhaltenden Auseinandersetzungen rund um die Nachfolge Steiners zunehmend schwierig. Auch wurden Lili Koliskos Arbeiten von den anthroposophischen Ärzten weitgehend ingnoriert und nur mit geringen finanziellen Mitteln bedacht, da man sie nicht als kompetent genug ansah, weil sie keine akademische medizinische oder pharmazeutische Ausbildung vorweisen konnte. 1934 verließ das Ehepaar Stuttgart und übersiedelte schließlich nach einem kurzen Aufenthalt in Unterlengenhardt endgültig nach London, wo auf Anregung des englischen Theosophen und Anthroposophen Daniel Nicol Dunlop die International Association for the Advancement of Spiritual Science aufgebaut werden sollte. Der Plan scheiterte, da Dunlop schon im folgenden Jahr verstarb.

1939 starb Lili Koliskos Mann Eugen plötzlich und unerwartet in einem einsamen Eisenbahnabteil eines Vorortzuges an einem Herzinfarkt. Von da an lebte Lili Kolisko sehr zurückgezogen, doch setzte sie unter schwierigsten finanziellen Bedingungen unermüdlich ihre Forschungen fort. Auch übersetzte sie zahlreiche Werke ihres verstorbenen Mannes ins Englische. 1961 konnte sie die Biographie ihres Mannes Eugen Kolisko, fertigstellen, in der sie auch sehr ausführlich über die bitteren Erfahrung mit der Anthroposophischen Gesellschaft nach dem Tod Steiners berichtet.

Lili Kolisko starb am 20. November 1976 in Gloucester nach einem arbeitsreichen Leben, das sie selbst einmal lapidar so zusammengefasst hatte: Nehmen Sie die Milzfunktion (1922) bis zum Blei (1952), dann haben Sie meine Biographie..

Werke

  • Milzfunktion und Plättchenfrage, Der Kommende Tag AG Verlag, Stuttgart 1922
  • Physiologischer und physikalischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten, Der Kommende Tag AG Verlag, Stuttgart 1923, neu herausgegeben vom Verlag am Goetheanum, Dornach 1997
  • Aus dem biologischen Institute am Goetheanum, in: Gäa Sophia, Bd. I, Dornach 1926
  • Kristall-Gestaltungskräfte, Dornach o. J.
  • Die Sonnenfinsternis vom 29. Juni 1927, Stuttgart 1927
  • Sternenwirken in Erdenstoffen, Stuttgart 1927
  • Das Silber und der Mond, Stuttgart 1929
  • Der Jupiter und das Zinn, Stuttgart 1932
  • Der Mond und das Pflanzenwachstum, Stuttgart 1933
  • Mitteilungen des Biologischen Instituts am Goetheanum, Bd. I/II/III/IV, Stuttgart 1934/1934 /1935/1935
  • Gold und die Sonne. Die totale Finsternis vom 19. VI. 1936, Stuttgart 1936
  • Capillary Dynamolysis, Wynstones [1943]
  • mit E. Kolisko: Agriculture of Tomorrow, Gloucester 1945 [1]
  • Foot and Mouth Disease, Edge o. J.
  • Spirit in Matter, Edge 1948
  • Saturn und Blei, Edge near Stroud 1952
  • mit E. Kolisko: Die Landwirtschaft der Zukunft, Edge 1958;
  • Physiologischer und physikalischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten 1923–1959, Stuttgart 1959
  • Die totale Sonnenfinsternis vom 15. II. 1961, Stuttgart 1961
  • Die Sonnenfinsternis im Experiment, als Erlebnis und ihr Wesen, Stuttgart 1961
  • Eugen Kolisko, ein Lebensbild, Gerabronn 1961

Literatur

  • Lili Kolisko: Physiologischer und physikalischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten 1923 - 1959, Herausgegeben durch die Arbeitsgemeinschaft anthroposophischer Ärzte, Stuttgart
  • Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft, GA 327 (1999)
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks


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